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Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

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Lehrers Weisheit, Ohr und Phantasie mit einer
Sprache füllt, die aus Latiens Quell, durch Bäche,
nicht mehr ganz rein, floß. Dann trinkt der Jüng-
ling, mit Begierde nach Sacherkenntniß, die Weis-
heit der römischen Vorwelt mit vollen Zügen in
die sich gern ausdehnenden Adern hinein, täglich
durstiger nach Goldtrank. So wird er selbst ein
römischer Geist. Dann freun sich Männer (bey
Haufen) ihres Eigenthums an Latiens wahrer
Sprache. So wird die Gemeinschaft derselben
von neuem ein Freundschaftsband der Völkerlehrer.
Dann erst kann weit umher nützen ein vorzüglich
weiser Anwohner des Belts oder des Bothnischen
Busens; ein in die Newa getauchtes Genie,
oder das die Weichsel trinkt, oder an Scla-
voniens Gränze den Fall der Donau messen
lehrt.

Glückseligere Zeit, ehe du da bist, deckt
mich mein Grab. Aber ich lebe gern, wenn ich
weis, daß ich dir bahne den unfehlbaren Weg.
Vermögende Freunde der Nachwelt, die Viele
von euch noch sehn wird, gebt mir Vollmacht, die
Arbeiter zu lohnen! Sie werden gefunden, aber
nur gesucht und bezahlt. Und der Stoff, der leicht
zu Werkzeugen wird, ist da.

Die-

Lehrers Weisheit, Ohr und Phantaſie mit einer
Sprache fuͤllt, die aus Latiens Quell, durch Baͤche,
nicht mehr ganz rein, floß. Dann trinkt der Juͤng-
ling, mit Begierde nach Sacherkenntniß, die Weis-
heit der roͤmiſchen Vorwelt mit vollen Zuͤgen in
die ſich gern ausdehnenden Adern hinein, taͤglich
durſtiger nach Goldtrank. So wird er ſelbſt ein
roͤmiſcher Geiſt. Dann freun ſich Maͤnner (bey
Haufen) ihres Eigenthums an Latiens wahrer
Sprache. So wird die Gemeinſchaft derſelben
von neuem ein Freundſchaftsband der Voͤlkerlehrer.
Dann erſt kann weit umher nuͤtzen ein vorzuͤglich
weiſer Anwohner des Belts oder des Bothniſchen
Buſens; ein in die Newa getauchtes Genie,
oder das die Weichſel trinkt, oder an Scla-
voniens Graͤnze den Fall der Donau meſſen
lehrt.

Gluͤckſeligere Zeit, ehe du da biſt, deckt
mich mein Grab. Aber ich lebe gern, wenn ich
weis, daß ich dir bahne den unfehlbaren Weg.
Vermoͤgende Freunde der Nachwelt, die Viele
von euch noch ſehn wird, gebt mir Vollmacht, die
Arbeiter zu lohnen! Sie werden gefunden, aber
nur geſucht und bezahlt. Und der Stoff, der leicht
zu Werkzeugen wird, iſt da.

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[XI/0015] Lehrers Weisheit, Ohr und Phantaſie mit einer Sprache fuͤllt, die aus Latiens Quell, durch Baͤche, nicht mehr ganz rein, floß. Dann trinkt der Juͤng- ling, mit Begierde nach Sacherkenntniß, die Weis- heit der roͤmiſchen Vorwelt mit vollen Zuͤgen in die ſich gern ausdehnenden Adern hinein, taͤglich durſtiger nach Goldtrank. So wird er ſelbſt ein roͤmiſcher Geiſt. Dann freun ſich Maͤnner (bey Haufen) ihres Eigenthums an Latiens wahrer Sprache. So wird die Gemeinſchaft derſelben von neuem ein Freundſchaftsband der Voͤlkerlehrer. Dann erſt kann weit umher nuͤtzen ein vorzuͤglich weiſer Anwohner des Belts oder des Bothniſchen Buſens; ein in die Newa getauchtes Genie, oder das die Weichſel trinkt, oder an Scla- voniens Graͤnze den Fall der Donau meſſen lehrt. Gluͤckſeligere Zeit, ehe du da biſt, deckt mich mein Grab. Aber ich lebe gern, wenn ich weis, daß ich dir bahne den unfehlbaren Weg. Vermoͤgende Freunde der Nachwelt, die Viele von euch noch ſehn wird, gebt mir Vollmacht, die Arbeiter zu lohnen! Sie werden gefunden, aber nur geſucht und bezahlt. Und der Stoff, der leicht zu Werkzeugen wird, iſt da. Die-

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/15>, abgerufen am 19.04.2024.