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Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871.

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III.
Eröffnung des Königstädter Theaters.

Welchem guten alten Berliner geht nicht noch heute
das Herz so frühlingsfrisch und fröhlich und -- doch
wieder so jugendsehnsüchtig-wehmüthig auf bei dem
Namen: "Königstädter Theater"? -- oder wenn er bei
dem mächtigen, alten, längst zur Wohnungskaserne um¬
gewandelten Hause auf dem Alexanderplatze, der früher
Ochsenmarkt hieß, vorübergeht und daran denkt, wie er
vor siebenundvierzig Jahren im apfelgrünen Frack und
drunter das junge theaterschwärmende Herz -- die holde
Julie mit den langen, braunen Locken und dem blau¬
seidenen Spencer und dem gelben Strohhut a la Galathea
am Arm -- an einem heißen Augusttage vier Stunden
lang vor dem Theatereingange von glühenden Menschen¬
wogen hin- und hergeschoben wurde ... und wie endlich
die Pforten sich öffneten und der Strom stöhnend --
kämpfend -- dampfend sich hineinzwängte ... und wie
er doch zuletzt glücklich auf seinem Parterreplatze anlangte,

Erinnerungen etc. 3
III.
Eröffnung des Königſtädter Theaters.

Welchem guten alten Berliner geht nicht noch heute
das Herz ſo frühlingsfriſch und fröhlich und — doch
wieder ſo jugendſehnſüchtig-wehmüthig auf bei dem
Namen: »Königſtädter Theater«? — oder wenn er bei
dem mächtigen, alten, längſt zur Wohnungskaſerne um¬
gewandelten Hauſe auf dem Alexanderplatze, der früher
Ochſenmarkt hieß, vorübergeht und daran denkt, wie er
vor ſiebenundvierzig Jahren im apfelgrünen Frack und
drunter das junge theaterſchwärmende Herz — die holde
Julie mit den langen, braunen Locken und dem blau¬
ſeidenen Spencer und dem gelben Strohhut à la Galathea
am Arm — an einem heißen Auguſttage vier Stunden
lang vor dem Theatereingange von glühenden Menſchen¬
wogen hin- und hergeſchoben wurde … und wie endlich
die Pforten ſich öffneten und der Strom ſtöhnend —
kämpfend — dampfend ſich hineinzwängte … und wie
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[[33]/0061] III. Eröffnung des Königſtädter Theaters. Welchem guten alten Berliner geht nicht noch heute das Herz ſo frühlingsfriſch und fröhlich und — doch wieder ſo jugendſehnſüchtig-wehmüthig auf bei dem Namen: »Königſtädter Theater«? — oder wenn er bei dem mächtigen, alten, längſt zur Wohnungskaſerne um¬ gewandelten Hauſe auf dem Alexanderplatze, der früher Ochſenmarkt hieß, vorübergeht und daran denkt, wie er vor ſiebenundvierzig Jahren im apfelgrünen Frack und drunter das junge theaterſchwärmende Herz — die holde Julie mit den langen, braunen Locken und dem blau¬ ſeidenen Spencer und dem gelben Strohhut à la Galathea am Arm — an einem heißen Auguſttage vier Stunden lang vor dem Theatereingange von glühenden Menſchen¬ wogen hin- und hergeſchoben wurde … und wie endlich die Pforten ſich öffneten und der Strom ſtöhnend — kämpfend — dampfend ſich hineinzwängte … und wie er doch zuletzt glücklich auf ſeinem Parterreplatze anlangte, Erinnerungen ꝛc. 3

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Zitationshilfe: Bauer, Karoline: Aus meinem Bühnenleben. Berlin, 1871, S. [33]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bauer_buehnenleben_1871/61>, abgerufen am 28.03.2024.