Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

D. Arten des Wechsels. Die Wechsel sind verschiedener
Art: a) je nach den darin genannten Personen8); b) nach der
Zeit, wann sie bezahlt werden müssen9); g) nach der Uebernahme
derselben10); d) nach der merkantilischen Ursache der Zahlungs-
pflicht des Bezogenen11); e) nach dem Orte der Fälligkeit der Zah-
lung12); z) und nach der Menge der ausgestellten Exemplarien13).

E. Aechtheit und Verfälschung des Wechsels. Man
unterscheidet die ächten, falschen, d. h. schon falsch ausgestellten,
und die verfälschten, d. h. während ihres Umlaufs trügerisch
veränderten Wechsel14).

1) Zur Literatur: Büsch Darstellung. I. 56. Leuchs System. I. §. 239.
II. §. 483. Bleibtreu Handbuch. S. 64. Murhard Theorie. I. 357. Ben-
der Wechselrecht. I. 213. Musäus Wechselrecht. §. 111. 116. und andere Schrif-
ten über Handels- und Wechselrecht. Ueber den Begriff von Wechsel sind die Rechts-
gelehrten uneinig. Die Handelslehre nimmt ihn von der rein merkantilischen Seite.
2) Auch um die Entstehung oder Erfindung des Wechsels streiten sich die
Rechtsgelehrten. In der Mitte des 13ten Jahrhunderts trifft man schon sichere
Spuren; am Anfange des 14ten Jahrhunderts aber ist das Wechselinstitut schon weit
ausgebildet. Ehe man Geldwechselgeschäfte kannte, also vor den Geldwechslern
(Campsores), kann der Wechsel nicht vorkommen. Hüllmann Städtewesen im
M. A. I. 442. v. Martens, Versuch einer historischen Entwickelung des wahren
Ursprungs des Wechselrechts. Göttingen 1797. S. 8 folg.
3) Auch über die Anzahl der Wechselpersonen sind die Juristen im Streite.
Allein die Natur der Sache bringt schon drei mit sich. Wenn mehrere Namen vor-
kommen, so drücken diese nur verschiedene Beziehungen einer und derselben Person
aus. S. unten Note 8.
4) Er muß ausdrücken den Namen "Wechsel", Ort und Zeit der Ausstel-
lung, Addresse des W. Empfängers mit dem Zusatze "an die Verordnung (Ordre)",
jene des Trassaten, die Bestimmung der Qualität und Quantität der W. Summe
(Valuta) in Zahlen und Buchstaben, Ort und Zeit der Fälligkeit (Zahlbarkeit), die
Unterschrift des Ausstellers, die Bescheinung und Anzeige der Art des Empfangs
oder der Verrechnung der Valuta durch die Beisätze, z. B. Werth erhalten, ver-
gnügt, contant, W. in Waaren, W. verstanden, W. in Rechnung u. dgl., und
die Notiz an den Trassaten, wie er dem Trassanten die Valuta verrechnen soll, z. B.
ob nach besonderm Berichte, Avis u. dgl.
5) Dann muß auf der Rückseite des Wechsels die Uebertragung kurz angezeigt
werden. Man heißt dieses das Indossament oder Giro, den Uebertragenden
aber Indossant oder Girant, und den Uebernehmer Indossatar oder Gira-
tar. Giro in bianco ist ein Indossament mit leerem Platze für den Namen des
Giratars.
6) Hier kommt vor die Bescheinigung der Acceptation des Wechsels. Man unter-
scheidet die ordentliche und die außerordentliche Acceptation. Jene ist die gewöhn-
liche Annahme des Wechsels ohne irgend einen Widerspruch. Diese aber findet Statt,
wenn der Trassat den Wechsel nicht in seiner vollen Form, oder wenn ihn der für
den Fall der Noth Addressirte (die Nothaddresse) oder ein Dritter im Wechsel nicht
Genannter zu Gunsten, Ehren oder Freundschaft des Ausstellers oder Inhabers
acceptirt. Dies ist die Intervention zu Ehren. Im Falle einer ganzen oder theil-
weisen Verweigerung der Acceptation wird die Erklärung des Nichtacceptanten auf
Veranlassung des Inhabers gerichtlich zu Protocoll genommen. Diese Rechtshandlung
heißt Protest.
7) Dann wird auf den Wechsel die Zahlung bescheinigt. Die Zahlung kann
aber in manchen Städten einige Tage (Respecttage) über den Verfalltag noch

D. Arten des Wechſels. Die Wechſel ſind verſchiedener
Art: α) je nach den darin genannten Perſonen8); β) nach der
Zeit, wann ſie bezahlt werden müſſen9); γ) nach der Uebernahme
derſelben10); δ) nach der merkantiliſchen Urſache der Zahlungs-
pflicht des Bezogenen11); ε) nach dem Orte der Fälligkeit der Zah-
lung12); ζ) und nach der Menge der ausgeſtellten Exemplarien13).

E. Aechtheit und Verfälſchung des Wechſels. Man
unterſcheidet die ächten, falſchen, d. h. ſchon falſch ausgeſtellten,
und die verfälſchten, d. h. während ihres Umlaufs trügeriſch
veränderten Wechſel14).

1) Zur Literatur: Büſch Darſtellung. I. 56. Leuchs Syſtem. I. §. 239.
II. §. 483. Bleibtreu Handbuch. S. 64. Murhard Theorie. I. 357. Ben-
der Wechſelrecht. I. 213. Muſäus Wechſelrecht. §. 111. 116. und andere Schrif-
ten über Handels- und Wechſelrecht. Ueber den Begriff von Wechſel ſind die Rechts-
gelehrten uneinig. Die Handelslehre nimmt ihn von der rein merkantiliſchen Seite.
2) Auch um die Entſtehung oder Erfindung des Wechſels ſtreiten ſich die
Rechtsgelehrten. In der Mitte des 13ten Jahrhunderts trifft man ſchon ſichere
Spuren; am Anfange des 14ten Jahrhunderts aber iſt das Wechſelinſtitut ſchon weit
ausgebildet. Ehe man Geldwechſelgeſchäfte kannte, alſo vor den Geldwechslern
(Campsores), kann der Wechſel nicht vorkommen. Hüllmann Städteweſen im
M. A. I. 442. v. Martens, Verſuch einer hiſtoriſchen Entwickelung des wahren
Urſprungs des Wechſelrechts. Göttingen 1797. S. 8 folg.
3) Auch über die Anzahl der Wechſelperſonen ſind die Juriſten im Streite.
Allein die Natur der Sache bringt ſchon drei mit ſich. Wenn mehrere Namen vor-
kommen, ſo drücken dieſe nur verſchiedene Beziehungen einer und derſelben Perſon
aus. S. unten Note 8.
4) Er muß ausdrücken den Namen „Wechſel“, Ort und Zeit der Ausstel-
lung, Addreſſe des W. Empfängers mit dem Zuſatze „an die Verordnung (Ordre)“,
jene des Traſſaten, die Beſtimmung der Qualität und Quantität der W. Summe
(Valuta) in Zahlen und Buchſtaben, Ort und Zeit der Fälligkeit (Zahlbarkeit), die
Unterſchrift des Ausſtellers, die Beſcheinung und Anzeige der Art des Empfangs
oder der Verrechnung der Valuta durch die Beiſätze, z. B. Werth erhalten, ver-
gnügt, contant, W. in Waaren, W. verſtanden, W. in Rechnung u. dgl., und
die Notiz an den Traſſaten, wie er dem Traſſanten die Valuta verrechnen ſoll, z. B.
ob nach beſonderm Berichte, Avis u. dgl.
5) Dann muß auf der Rückſeite des Wechſels die Uebertragung kurz angezeigt
werden. Man heißt dieſes das Indoſſament oder Giro, den Uebertragenden
aber Indoſſant oder Girant, und den Uebernehmer Indoſſatar oder Gira-
tar. Giro in bianco iſt ein Indoſſament mit leerem Platze für den Namen des
Giratars.
6) Hier kommt vor die Beſcheinigung der Acceptation des Wechſels. Man unter-
ſcheidet die ordentliche und die außerordentliche Acceptation. Jene iſt die gewöhn-
liche Annahme des Wechſels ohne irgend einen Widerſpruch. Dieſe aber findet Statt,
wenn der Traſſat den Wechſel nicht in ſeiner vollen Form, oder wenn ihn der für
den Fall der Noth Addreſſirte (die Nothaddreſſe) oder ein Dritter im Wechſel nicht
Genannter zu Gunſten, Ehren oder Freundſchaft des Ausſtellers oder Inhabers
acceptirt. Dies iſt die Intervention zu Ehren. Im Falle einer ganzen oder theil-
weiſen Verweigerung der Acceptation wird die Erklärung des Nichtacceptanten auf
Veranlaſſung des Inhabers gerichtlich zu Protocoll genommen. Dieſe Rechtshandlung
heißt Proteſt.
7) Dann wird auf den Wechſel die Zahlung beſcheinigt. Die Zahlung kann
aber in manchen Städten einige Tage (Reſpecttage) über den Verfalltag noch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <div n="11">
                            <pb facs="#f0490" n="468"/>
                            <p>D. <hi rendition="#g">Arten des Wech&#x017F;els</hi>. Die Wech&#x017F;el &#x017F;ind ver&#x017F;chiedener<lb/>
Art: &#x03B1;) je nach den darin genannten Per&#x017F;onen<hi rendition="#sup">8</hi>); &#x03B2;) nach der<lb/>
Zeit, wann &#x017F;ie bezahlt werden mü&#x017F;&#x017F;en<hi rendition="#sup">9</hi>); &#x03B3;) nach der Uebernahme<lb/>
der&#x017F;elben<hi rendition="#sup">10</hi>); &#x03B4;) nach der merkantili&#x017F;chen Ur&#x017F;ache der Zahlungs-<lb/>
pflicht des Bezogenen<hi rendition="#sup">11</hi>); &#x03B5;) nach dem Orte der Fälligkeit der Zah-<lb/>
lung<hi rendition="#sup">12</hi>); &#x03B6;) und nach der Menge der ausge&#x017F;tellten Exemplarien<hi rendition="#sup">13</hi>).</p><lb/>
                            <p>E. <hi rendition="#g">Aechtheit und Verfäl&#x017F;chung des Wech&#x017F;els</hi>. Man<lb/>
unter&#x017F;cheidet die <hi rendition="#g">ächten</hi>, <hi rendition="#g">fal&#x017F;chen</hi>, d. h. &#x017F;chon fal&#x017F;ch ausge&#x017F;tellten,<lb/>
und die <hi rendition="#g">verfäl&#x017F;chten</hi>, d. h. während ihres Umlaufs trügeri&#x017F;ch<lb/>
veränderten Wech&#x017F;el<hi rendition="#sup">14</hi>).</p><lb/>
                            <note place="end" n="1)">Zur Literatur: <hi rendition="#g">&#x017F;ch</hi> Dar&#x017F;tellung. I. 56. <hi rendition="#g">Leuchs</hi> Sy&#x017F;tem. I. §. 239.<lb/>
II. §. 483. <hi rendition="#g">Bleibtreu</hi> Handbuch. S. 64. <hi rendition="#g">Murhard</hi> Theorie. I. 357. <hi rendition="#g">Ben</hi>-<lb/><hi rendition="#g">der</hi> Wech&#x017F;elrecht. I. 213. <hi rendition="#g">Mu&#x017F;äus</hi> Wech&#x017F;elrecht. §. 111. 116. und andere Schrif-<lb/>
ten über Handels- und Wech&#x017F;elrecht. Ueber den Begriff von Wech&#x017F;el &#x017F;ind die Rechts-<lb/>
gelehrten uneinig. Die Handelslehre nimmt ihn von der rein merkantili&#x017F;chen Seite.</note><lb/>
                            <note place="end" n="2)">Auch um die Ent&#x017F;tehung oder Erfindung des Wech&#x017F;els &#x017F;treiten &#x017F;ich die<lb/>
Rechtsgelehrten. In der Mitte des 13ten Jahrhunderts trifft man &#x017F;chon &#x017F;ichere<lb/>
Spuren; am Anfange des 14ten Jahrhunderts aber i&#x017F;t das Wech&#x017F;elin&#x017F;titut &#x017F;chon weit<lb/>
ausgebildet. Ehe man Geldwech&#x017F;elge&#x017F;chäfte kannte, al&#x017F;o vor den Geldwechslern<lb/>
(<hi rendition="#aq">Campsores</hi>), kann der Wech&#x017F;el nicht vorkommen. <hi rendition="#g">Hüllmann</hi> Städtewe&#x017F;en im<lb/>
M. A. I. 442. v. <hi rendition="#g">Martens</hi>, Ver&#x017F;uch einer hi&#x017F;tori&#x017F;chen Entwickelung des wahren<lb/>
Ur&#x017F;prungs des Wech&#x017F;elrechts. Göttingen 1797. S. 8 folg.</note><lb/>
                            <note place="end" n="3)">Auch über die Anzahl der Wech&#x017F;elper&#x017F;onen &#x017F;ind die Juri&#x017F;ten im Streite.<lb/>
Allein die Natur der Sache bringt &#x017F;chon drei mit &#x017F;ich. Wenn mehrere Namen vor-<lb/>
kommen, &#x017F;o drücken die&#x017F;e nur ver&#x017F;chiedene Beziehungen einer und der&#x017F;elben Per&#x017F;on<lb/>
aus. S. unten Note 8.</note><lb/>
                            <note place="end" n="4)">Er muß ausdrücken den Namen &#x201E;<hi rendition="#g">Wech&#x017F;el</hi>&#x201C;, Ort und Zeit der Ausstel-<lb/>
lung, Addre&#x017F;&#x017F;e des W. Empfängers mit dem Zu&#x017F;atze &#x201E;an die Verordnung (Ordre)&#x201C;,<lb/>
jene des Tra&#x017F;&#x017F;aten, die Be&#x017F;timmung der Qualität und Quantität der W. Summe<lb/><hi rendition="#aq">(Valuta)</hi> in Zahlen und Buch&#x017F;taben, Ort und Zeit der Fälligkeit (Zahlbarkeit), die<lb/>
Unter&#x017F;chrift des Aus&#x017F;tellers, die Be&#x017F;cheinung und Anzeige der Art des Empfangs<lb/>
oder der Verrechnung der Valuta durch die Bei&#x017F;ätze, z. B. Werth erhalten, ver-<lb/>
gnügt, contant, W. in Waaren, W. ver&#x017F;tanden, W. in Rechnung u. dgl., und<lb/>
die Notiz an den Tra&#x017F;&#x017F;aten, wie er dem Tra&#x017F;&#x017F;anten die Valuta verrechnen &#x017F;oll, z. B.<lb/>
ob nach be&#x017F;onderm Berichte, Avis u. dgl.</note><lb/>
                            <note place="end" n="5)">Dann muß auf der Rück&#x017F;eite des Wech&#x017F;els die Uebertragung kurz angezeigt<lb/>
werden. Man heißt die&#x017F;es das <hi rendition="#g">Indo&#x017F;&#x017F;ament</hi> oder <hi rendition="#g">Giro</hi>, den Uebertragenden<lb/>
aber <hi rendition="#g">Indo&#x017F;&#x017F;ant</hi> oder <hi rendition="#g">Girant</hi>, und den Uebernehmer <hi rendition="#g">Indo&#x017F;&#x017F;atar</hi> oder <hi rendition="#g">Gira</hi>-<lb/><hi rendition="#g">tar</hi>. <hi rendition="#aq">Giro in bianco</hi> i&#x017F;t ein Indo&#x017F;&#x017F;ament mit leerem Platze für den Namen des<lb/>
Giratars.</note><lb/>
                            <note place="end" n="6)">Hier kommt vor die Be&#x017F;cheinigung der Acceptation des Wech&#x017F;els. Man unter-<lb/>
&#x017F;cheidet die ordentliche und die außerordentliche Acceptation. Jene i&#x017F;t die gewöhn-<lb/>
liche Annahme des Wech&#x017F;els ohne irgend einen Wider&#x017F;pruch. Die&#x017F;e aber findet Statt,<lb/>
wenn der Tra&#x017F;&#x017F;at den Wech&#x017F;el nicht in &#x017F;einer vollen Form, oder wenn ihn der für<lb/>
den Fall der Noth Addre&#x017F;&#x017F;irte (die Nothaddre&#x017F;&#x017F;e) oder ein Dritter im Wech&#x017F;el nicht<lb/>
Genannter zu Gun&#x017F;ten, Ehren oder Freund&#x017F;chaft des Aus&#x017F;tellers oder Inhabers<lb/>
acceptirt. Dies i&#x017F;t die Intervention zu Ehren. Im Falle einer ganzen oder theil-<lb/>
wei&#x017F;en Verweigerung der Acceptation wird die Erklärung des Nichtacceptanten auf<lb/>
Veranla&#x017F;&#x017F;ung des Inhabers gerichtlich zu Protocoll genommen. Die&#x017F;e Rechtshandlung<lb/>
heißt <hi rendition="#g">Prote&#x017F;t</hi>.</note><lb/>
                            <note place="end" n="7)">Dann wird auf den Wech&#x017F;el die Zahlung be&#x017F;cheinigt. Die Zahlung kann<lb/>
aber in manchen Städten einige Tage (<hi rendition="#g">Re&#x017F;pecttage</hi>) über den Verfalltag noch<lb/></note>
                          </div>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[468/0490] D. Arten des Wechſels. Die Wechſel ſind verſchiedener Art: α) je nach den darin genannten Perſonen8); β) nach der Zeit, wann ſie bezahlt werden müſſen9); γ) nach der Uebernahme derſelben10); δ) nach der merkantiliſchen Urſache der Zahlungs- pflicht des Bezogenen11); ε) nach dem Orte der Fälligkeit der Zah- lung12); ζ) und nach der Menge der ausgeſtellten Exemplarien13). E. Aechtheit und Verfälſchung des Wechſels. Man unterſcheidet die ächten, falſchen, d. h. ſchon falſch ausgeſtellten, und die verfälſchten, d. h. während ihres Umlaufs trügeriſch veränderten Wechſel14). ¹⁾ Zur Literatur: Büſch Darſtellung. I. 56. Leuchs Syſtem. I. §. 239. II. §. 483. Bleibtreu Handbuch. S. 64. Murhard Theorie. I. 357. Ben- der Wechſelrecht. I. 213. Muſäus Wechſelrecht. §. 111. 116. und andere Schrif- ten über Handels- und Wechſelrecht. Ueber den Begriff von Wechſel ſind die Rechts- gelehrten uneinig. Die Handelslehre nimmt ihn von der rein merkantiliſchen Seite. ²⁾ Auch um die Entſtehung oder Erfindung des Wechſels ſtreiten ſich die Rechtsgelehrten. In der Mitte des 13ten Jahrhunderts trifft man ſchon ſichere Spuren; am Anfange des 14ten Jahrhunderts aber iſt das Wechſelinſtitut ſchon weit ausgebildet. Ehe man Geldwechſelgeſchäfte kannte, alſo vor den Geldwechslern (Campsores), kann der Wechſel nicht vorkommen. Hüllmann Städteweſen im M. A. I. 442. v. Martens, Verſuch einer hiſtoriſchen Entwickelung des wahren Urſprungs des Wechſelrechts. Göttingen 1797. S. 8 folg. ³⁾ Auch über die Anzahl der Wechſelperſonen ſind die Juriſten im Streite. Allein die Natur der Sache bringt ſchon drei mit ſich. Wenn mehrere Namen vor- kommen, ſo drücken dieſe nur verſchiedene Beziehungen einer und derſelben Perſon aus. S. unten Note 8. ⁴⁾ Er muß ausdrücken den Namen „Wechſel“, Ort und Zeit der Ausstel- lung, Addreſſe des W. Empfängers mit dem Zuſatze „an die Verordnung (Ordre)“, jene des Traſſaten, die Beſtimmung der Qualität und Quantität der W. Summe (Valuta) in Zahlen und Buchſtaben, Ort und Zeit der Fälligkeit (Zahlbarkeit), die Unterſchrift des Ausſtellers, die Beſcheinung und Anzeige der Art des Empfangs oder der Verrechnung der Valuta durch die Beiſätze, z. B. Werth erhalten, ver- gnügt, contant, W. in Waaren, W. verſtanden, W. in Rechnung u. dgl., und die Notiz an den Traſſaten, wie er dem Traſſanten die Valuta verrechnen ſoll, z. B. ob nach beſonderm Berichte, Avis u. dgl. ⁵⁾ Dann muß auf der Rückſeite des Wechſels die Uebertragung kurz angezeigt werden. Man heißt dieſes das Indoſſament oder Giro, den Uebertragenden aber Indoſſant oder Girant, und den Uebernehmer Indoſſatar oder Gira- tar. Giro in bianco iſt ein Indoſſament mit leerem Platze für den Namen des Giratars. ⁶⁾ Hier kommt vor die Beſcheinigung der Acceptation des Wechſels. Man unter- ſcheidet die ordentliche und die außerordentliche Acceptation. Jene iſt die gewöhn- liche Annahme des Wechſels ohne irgend einen Widerſpruch. Dieſe aber findet Statt, wenn der Traſſat den Wechſel nicht in ſeiner vollen Form, oder wenn ihn der für den Fall der Noth Addreſſirte (die Nothaddreſſe) oder ein Dritter im Wechſel nicht Genannter zu Gunſten, Ehren oder Freundſchaft des Ausſtellers oder Inhabers acceptirt. Dies iſt die Intervention zu Ehren. Im Falle einer ganzen oder theil- weiſen Verweigerung der Acceptation wird die Erklärung des Nichtacceptanten auf Veranlaſſung des Inhabers gerichtlich zu Protocoll genommen. Dieſe Rechtshandlung heißt Proteſt. ⁷⁾ Dann wird auf den Wechſel die Zahlung beſcheinigt. Die Zahlung kann aber in manchen Städten einige Tage (Reſpecttage) über den Verfalltag noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/490
Zitationshilfe: Baumstark, Eduard: Kameralistische Encyclopädie. Heidelberg u. a., 1835, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baumstark_encyclopaedie_1835/490>, abgerufen am 28.03.2024.