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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Psychosophia.
seynd hitzig/ darumb muß man sie mit kühlenden
Sachen corrigiren/ oder sie seyn kalt/ derhalben muß
man sie mit hitzigen Sachen versetzen/ wann man
nun das eine außließ/ so dörffte man das andere
nicht/ das substituiren macht grosse gefährliche
Fehler in der Apotheck bißweilen/ da nimmt man
eines für das andere/ und mißbraucht sich der
Licentz/ die in dem dispensatorio vorgeschrieben
ist/ dannenhero kommt es/ daß man selten einen
Apothecker hören wir/ daß er dieses oder jenes nicht
habe/ sondern das eine für das andere weiß alles
zu ersetzen. Betreffend nun die Medicinen selbst/ so
seyn solche ausser der universal Medicin/ darvon
oben erwehnt/ nemlich/ das Verstärck-Mittel des
calidi innati nur zweyerley/ als alterantia und
purgantia, nemlich/ veränderende und außtrei-
bende Mittel; die veränderende oder alterirende
Medicinen bestehen in einer reaction und praeci-
pitation
gegen das jenige was sie alteriren sollen.
Zum Exempel: Die alcalische Sachen alteriren
und präcipitiren die acida &c. Allwo dann die
materia peccans, wann sie alterirt und temperirt
ist/ zum nutrimento wird/ welches der rechte und
beste methodus medendi ist/ utilitatem capere
ex adversis.
Sage mir einer/ wann man Arsenic
oder Gifft eingenommen und Theriac dargegen
gebraucht/ auch sich die Geschwulst dardurch
wiederum setzet/ und sich also der Theriac mit dem

Gifft

Pſychoſophia.
ſeynd hitzig/ darumb muß man ſie mit kuͤhlenden
Sachen corꝛigiren/ oder ſie ſeyn kalt/ derhalbē muß
man ſie mit hitzigen Sachen verſetzen/ wan̄ man
nun das eine außließ/ ſo doͤrffte man das andere
nicht/ das ſubſtituiren macht groſſe gefaͤhrliche
Fehler in der Apotheck bißweilen/ da nimmt man
eines fuͤr das andere/ und mißbraucht ſich der
Licentz/ die in dem diſpenſatorio vorgeſchrieben
iſt/ dannenhero kommt es/ daß man ſelten einen
Apothecker hoͤren wir/ daß er dieſes oder jenes nicht
habe/ ſondern das eine fuͤr das andere weiß alles
zu erſetzen. Betreffend nun die Medicinen ſelbſt/ ſo
ſeyn ſolche auſſer der univerſal Medicin/ darvon
oben erwehnt/ nemlich/ das Verſtaͤrck-Mittel des
calidi innati nur zweyerley/ als alterantia und
purgantia, nemlich/ veraͤnderende und außtrei-
bende Mittel; die veraͤnderende oder alterirende
Medicinen beſtehen in einer reaction und præci-
pitation
gegen das jenige was ſie alteriren ſollen.
Zum Exempel: Die alcaliſche Sachen alteriren
und praͤcipitiren die acida &c. Allwo dann die
materia peccans, wann ſie alterirt und temperirt
iſt/ zum nutrimento wird/ welches der rechte und
beſte methodus medendi iſt/ utilitatem capere
ex adverſis.
Sage mir einer/ wann man Arſenic
oder Gifft eingenommen und Theriac dargegen
gebraucht/ auch ſich die Geſchwulſt dardurch
wiederum ſetzet/ und ſich alſo der Theriac mit dem

Gifft
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[218/0276] Pſychoſophia. ſeynd hitzig/ darumb muß man ſie mit kuͤhlenden Sachen corꝛigiren/ oder ſie ſeyn kalt/ derhalbē muß man ſie mit hitzigen Sachen verſetzen/ wan̄ man nun das eine außließ/ ſo doͤrffte man das andere nicht/ das ſubſtituiren macht groſſe gefaͤhrliche Fehler in der Apotheck bißweilen/ da nimmt man eines fuͤr das andere/ und mißbraucht ſich der Licentz/ die in dem diſpenſatorio vorgeſchrieben iſt/ dannenhero kommt es/ daß man ſelten einen Apothecker hoͤren wir/ daß er dieſes oder jenes nicht habe/ ſondern das eine fuͤr das andere weiß alles zu erſetzen. Betreffend nun die Medicinen ſelbſt/ ſo ſeyn ſolche auſſer der univerſal Medicin/ darvon oben erwehnt/ nemlich/ das Verſtaͤrck-Mittel des calidi innati nur zweyerley/ als alterantia und purgantia, nemlich/ veraͤnderende und außtrei- bende Mittel; die veraͤnderende oder alterirende Medicinen beſtehen in einer reaction und præci- pitation gegen das jenige was ſie alteriren ſollen. Zum Exempel: Die alcaliſche Sachen alteriren und praͤcipitiren die acida &c. Allwo dann die materia peccans, wann ſie alterirt und temperirt iſt/ zum nutrimento wird/ welches der rechte und beſte methodus medendi iſt/ utilitatem capere ex adverſis. Sage mir einer/ wann man Arſenic oder Gifft eingenommen und Theriac dargegen gebraucht/ auch ſich die Geſchwulſt dardurch wiederum ſetzet/ und ſich alſo der Theriac mit dem Gifft

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/276>, abgerufen am 23.04.2024.