Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Ich höre dein Geschrey / ich höre deine Klage;
Wie ist im Himmel so ein harter Schluß gemacht?
Mein Vater / viel zu früh / mein Vater / sind die Tage
Gekommen / die uns Leyd und Ruhe dir gebracht.
Der Hirt ist von der Heerd / die sich MARTINI nennet
Genommen; diese Last war zween schwer genug;
Es klaget / da der Tod Collegen hat getrennet /
Der diese Last noch fühlt den / welcher mit ihm trug.
Das gantze Volck ist kranck von seufftzen und von weinen /
Ein schwartzes Trauer-Kleid bedecket allen Stand;
Wo sonst ein Helden-Muht an Grossen und an Kleinen /
Verzagen / weil sie trifft im Zorn des Höchsten Hand.
Ach Vater! schreyen sie; ach Vater! wie verlassen
Sind wir / wir Waiselein / die du versorget hast
Mit Himmels-Speis und Tranck / so daß wir bald vergassen
Der Welt und ihrer Lust; sie war uns eine Last.
Ein frommes Christen-Hertz / das seinem GOtt zu Ehren
Sich gantz und gar ergibt / das weiß nicht wie ihm ist;
Mein Vater! schreyet es: wie kanst du so vermehren
Mein Leyden auff der Welt? weist du nicht wer du bist?
Du bist ja der mich führt mit GOttes reinem Worte
Auff einem schmalen Weg / gerade Himmel-an;
Wilt du alleine mich nun lassen an dem Orte /
Mein Vater! da ich leicht zur Lincken irren kan.
Die Armen dieser Stadt beklagen den mit Schmertzen /
Der ihr Versorger war / sie folgen biß ans Grab /
Ach Vater! schreyen sie: wer meinet es von Hertzen
Mit uns und uns'rer Noht! du scheidest von uns ab.
Was macht das Waisen-Haus? wer will es nun versorgen /
Da diese Vater-Pfleg' nicht mehr vorhanden ist /
Wer weiß mein Vater nicht / die Müh und schwere Sorgen /
Die dieses Werck gemacht / wie du verlästert bist.
Mir dünckt ich höre schon das Winseln und das Klagen
Der armen Waiselein; ach Vater! schreyen sie /
Woher wird Speis und Tranck auff unsern Tisch getragen /
Da der / der uns aus Lieb' versorget / nicht mehr hie?
Die Zierde dieser Stadt / die Schule / steht bestürtzet;
Die Lehrer sind verwirrt / die Schüler sind betrübt /
Ich höre dein Geschrey / ich höre deine Klage;
Wie ist im Himmel so ein harter Schluß gemacht?
Mein Vater / viel zu früh / mein Vater / sind die Tage
Gekommen / die uns Leyd und Ruhe dir gebracht.
Der Hirt ist von der Heerd / die sich MARTINI nennet
Genommen; diese Last war zween schwer genug;
Es klaget / da der Tod Collegen hat getrennet /
Der diese Last noch fühlt den / welcher mit ihm trug.
Das gantze Volck ist kranck von seufftzen und von weinen /
Ein schwartzes Trauer-Kleid bedecket allen Stand;
Wo sonst ein Helden-Muht an Grossen und an Kleinen /
Verzagen / weil sie trifft im Zorn des Höchsten Hand.
Ach Vater! schreyen sie; ach Vater! wie verlassen
Sind wir / wir Waiselein / die du versorget hast
Mit Himmels-Speis und Tranck / so daß wir bald vergassen
Der Welt und ihrer Lust; sie war uns eine Last.
Ein frommes Christen-Hertz / das seinem GOtt zu Ehren
Sich gantz und gar ergibt / das weiß nicht wie ihm ist;
Mein Vater! schreyet es: wie kanst du so vermehren
Mein Leyden auff der Welt? weist du nicht wer du bist?
Du bist ja der mich führt mit GOttes reinem Worte
Auff einem schmalen Weg / gerade Himmel-an;
Wilt du alleine mich nun lassen an dem Orte /
Mein Vater! da ich leicht zur Lincken irren kan.
Die Armen dieser Stadt beklagen den mit Schmertzen /
Der ihr Versorger war / sie folgen biß ans Grab /
Ach Vater! schreyen sie: wer meinet es von Hertzen
Mit uns und uns’rer Noht! du scheidest von uns ab.
Was macht das Waisen-Haus? wer will es nun versorgen /
Da diese Vater-Pfleg’ nicht mehr vorhanden ist /
Wer weiß mein Vater nicht / die Müh und schwere Sorgen /
Die dieses Werck gemacht / wie du verlästert bist.
Mir dünckt ich höre schon das Winseln und das Klagen
Der armen Waiselein; ach Vater! schreyen sie /
Woher wird Speis und Tranck auff unsern Tisch getragen /
Da der / der uns aus Lieb’ versorget / nicht mehr hie?
Die Zierde dieser Stadt / die Schule / steht bestürtzet;
Die Lehrer sind verwirrt / die Schüler sind betrübt /
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0068"/>
        <l>Ich höre dein Geschrey / ich höre deine Klage;</l><lb/>
        <l>Wie ist im Himmel so ein harter Schluß gemacht?</l><lb/>
        <l>Mein Vater / viel zu früh / mein Vater / sind die Tage</l><lb/>
        <l>Gekommen / die uns Leyd und Ruhe dir gebracht.</l><lb/>
        <l>Der Hirt ist von der Heerd / die sich MARTINI nennet</l><lb/>
        <l>Genommen; diese Last war zween schwer genug;</l><lb/>
        <l>Es klaget / da der Tod Collegen hat getrennet /</l><lb/>
        <l>Der diese Last noch fühlt den / welcher mit ihm trug.</l><lb/>
        <l>Das gantze Volck ist kranck von seufftzen und von weinen /</l><lb/>
        <l>Ein schwartzes Trauer-Kleid bedecket allen Stand;</l><lb/>
        <l>Wo sonst ein Helden-Muht an Grossen und an Kleinen /</l><lb/>
        <l>Verzagen / weil sie trifft im Zorn des Höchsten Hand.</l><lb/>
        <l>Ach Vater! schreyen sie; ach Vater! wie verlassen</l><lb/>
        <l>Sind wir / wir Waiselein / die du versorget hast</l><lb/>
        <l>Mit Himmels-Speis und Tranck / so daß wir bald vergassen</l><lb/>
        <l>Der Welt und ihrer Lust; sie war uns eine Last.</l><lb/>
        <l>Ein frommes Christen-Hertz / das seinem GOtt zu Ehren</l><lb/>
        <l>Sich gantz und gar ergibt / das weiß nicht wie ihm ist;</l><lb/>
        <l>Mein Vater! schreyet es: wie kanst du so vermehren</l><lb/>
        <l>Mein Leyden auff der Welt? weist du nicht wer du bist?</l><lb/>
        <l>Du bist ja der mich führt mit GOttes reinem Worte</l><lb/>
        <l>Auff einem schmalen Weg / gerade Himmel-an;</l><lb/>
        <l>Wilt du alleine mich nun lassen an dem Orte /</l><lb/>
        <l>Mein Vater! da ich leicht zur Lincken irren kan.</l><lb/>
        <l>Die Armen dieser Stadt beklagen den mit Schmertzen /</l><lb/>
        <l>Der ihr Versorger war / sie folgen biß ans Grab /</l><lb/>
        <l>Ach Vater! schreyen sie: wer meinet es von Hertzen</l><lb/>
        <l>Mit uns und uns&#x2019;rer Noht! du scheidest von uns ab.</l><lb/>
        <l>Was macht das Waisen-Haus? wer will es nun versorgen /</l><lb/>
        <l>Da diese Vater-Pfleg&#x2019; nicht mehr vorhanden ist /</l><lb/>
        <l>Wer weiß mein Vater nicht / die Müh und schwere Sorgen /</l><lb/>
        <l>Die dieses Werck gemacht / wie du verlästert bist.</l><lb/>
        <l>Mir dünckt ich höre schon das Winseln und das Klagen</l><lb/>
        <l>Der armen Waiselein; ach Vater! schreyen sie /</l><lb/>
        <l>Woher wird Speis und Tranck auff unsern Tisch getragen /</l><lb/>
        <l>Da der / der uns aus Lieb&#x2019; versorget / nicht mehr hie?</l><lb/>
        <l>Die Zierde dieser Stadt / die Schule / steht bestürtzet;</l><lb/>
        <l>Die Lehrer sind verwirrt / die Schüler sind betrübt /</l><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0068] Ich höre dein Geschrey / ich höre deine Klage; Wie ist im Himmel so ein harter Schluß gemacht? Mein Vater / viel zu früh / mein Vater / sind die Tage Gekommen / die uns Leyd und Ruhe dir gebracht. Der Hirt ist von der Heerd / die sich MARTINI nennet Genommen; diese Last war zween schwer genug; Es klaget / da der Tod Collegen hat getrennet / Der diese Last noch fühlt den / welcher mit ihm trug. Das gantze Volck ist kranck von seufftzen und von weinen / Ein schwartzes Trauer-Kleid bedecket allen Stand; Wo sonst ein Helden-Muht an Grossen und an Kleinen / Verzagen / weil sie trifft im Zorn des Höchsten Hand. Ach Vater! schreyen sie; ach Vater! wie verlassen Sind wir / wir Waiselein / die du versorget hast Mit Himmels-Speis und Tranck / so daß wir bald vergassen Der Welt und ihrer Lust; sie war uns eine Last. Ein frommes Christen-Hertz / das seinem GOtt zu Ehren Sich gantz und gar ergibt / das weiß nicht wie ihm ist; Mein Vater! schreyet es: wie kanst du so vermehren Mein Leyden auff der Welt? weist du nicht wer du bist? Du bist ja der mich führt mit GOttes reinem Worte Auff einem schmalen Weg / gerade Himmel-an; Wilt du alleine mich nun lassen an dem Orte / Mein Vater! da ich leicht zur Lincken irren kan. Die Armen dieser Stadt beklagen den mit Schmertzen / Der ihr Versorger war / sie folgen biß ans Grab / Ach Vater! schreyen sie: wer meinet es von Hertzen Mit uns und uns’rer Noht! du scheidest von uns ab. Was macht das Waisen-Haus? wer will es nun versorgen / Da diese Vater-Pfleg’ nicht mehr vorhanden ist / Wer weiß mein Vater nicht / die Müh und schwere Sorgen / Die dieses Werck gemacht / wie du verlästert bist. Mir dünckt ich höre schon das Winseln und das Klagen Der armen Waiselein; ach Vater! schreyen sie / Woher wird Speis und Tranck auff unsern Tisch getragen / Da der / der uns aus Lieb’ versorget / nicht mehr hie? Die Zierde dieser Stadt / die Schule / steht bestürtzet; Die Lehrer sind verwirrt / die Schüler sind betrübt /

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715/68
Zitationshilfe: Beneke, Johann Gerhard: Militiam contra Malitiam Oder Die wol-geübte Ritterschafft der Gläubigen. Minden, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beneke_militiam_1715/68>, abgerufen am 25.04.2024.