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Bernoulli, Jakob I.: Neu-erfundene Anleitung / Wie man den Lauff der Comet- oder Schwantzsternen in gewisse grundmässige Gesätze einrichten und ihre Erscheinung vorhersagen könne. Basel, 1681.

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Was aber die sonderbahren Propheceyungen auß den Cometen betrifft; werden solche von allen
verständigen und rechtgesinten Christen billich verworffen: Die fürtrefflichsten der heutigen Sternge-
lehrten selber, Gassendus, und andere haben sauber nichts darauff gehalten: Und wer wolte sich doch
enthalten können, hertzlich darüber zu lachen, wann er ihre auß dem Delphischen Dreyfuß hergeholte,
auf augenscheinliche Schrauben gestelte, in terminis generalissimis concipirte, und mit allerhand
außdingungen und außflüchten (vermuthlich, muthmaßlich, es sey dann, etc.) eingeschranckte
Redens-arten, wie auch die lächerlichsten Folgereyen, welche vom Stecken in den Winckel schlief-
fen, betrachtet. Folget nun zu Erfüllung des Blats eine

Zugab oder Anhang.

Das ist: Ein Prognosticon für die alten Müttergen, für die Gerngläubigen, für die Leyen
und das vielköpffige Thier, oder auch Jovialische Leuthe, die gern was zu lachen haben wollen: Alles
auß weiland Herren Pantagruels hinderlassenen Astrologischen Schrifften zusammen gezogen,
und loco corollariorum (damit die Theses besser abgehen) dazu praesentirt, geschenckt und verehrt,

1. Weil der Comet erstmals in spica virginis erschienen, dörffte er wol denen, so under der Jung-
frauen gelegen, und hiemit auch uns, rustico officium faciente, caeterisque rita se habentibus, ei-
ne reiche Ernde bedeuten.

2. Weil er demnach under der Waag hergeloffen, möchte er denen, so darunder gehören, seltzame
Händel verursachen, und mancher die Hand an der Wand sehen und darbey die Wort: Mene, me-
ne, tekel, upharsin
: Man hat dich gewogen, und du bist zu leicht erfunden worden.

3. So wird auch besorglich der böse und ungesunde Lufft von einem Ort zum anderen zuschleichen
sich understehen: Fragstu: quo argumento? R. invictissimo; weil der Comet zwischen dem Ser-
pentario
und dem Scorpion hergeloffen, welche beyde gifftige Thiere, und der Scorpion umb ein
gutes gifftiger als die Wasserschlang, darauß man doch Anno 1664 eine Pest prognosticiret.

4. Weil der Comet den Fluß Eridanum weit zur rechten ligen lassen, so wird der Frosch dißmal
den R.strom nicht betrüben, sintemal er noch nicht sumpficht und moosicht genug für ihn ist, darein
zu leychen.

5. Der junge Frosch aber, weil er sehr dickbäuchig und auffgeblasen, dörffte wol mit ehistem crepiren.

6. Der Han hätte wol lust den zweyköpffigen Vögeln-könig anzukrähen, wird es aber so lang
bleiben lassen, biß er seine steinerne Misthäuffen aller Orten verfertiget.

7. Die metamorphosirte Göttin Iö kan sich auch mit Herrn Alector noch zimblich wol be-
tragen, weil beyde ein animal domesticum.

8. Weil sonsten der Comet under dem schwantz des Delphins hinspatzieret, so muß dieses sonst
fruchtbare Thierlein den Saamen verlieren und unfruchtbar werden.

9. Daß er aber neben vier wässerichten Gestirnen, dem Delphin, dem Wasserman, den Fischen
und dem Walfisch durchpostirt, dörffte er wol einen wasserreichen Herbst verursachen, und mancher
ihme den achtziger vor dem ein und achtziger schmecken lassen.

Was aber die sonderbahren Propheceyungen auß den Cometen betrifft; werden solche von allen
verstaͤndigen und rechtgesinten Christen billich verworffen: Die fuͤrtrefflichsten der heutigen Sternge-
lehrten selber, Gassendus, und andere haben sauber nichts darauff gehalten: Und wer wolte sich doch
enthalten koͤnnen, hertzlich daruͤber zu lachen, wann er ihre auß dem Delphischen Dreyfuß hergeholte,
auf augenscheinliche Schrauben gestelte, in terminis generalissimis concipirte, und mit allerhand
außdingungen und außfluͤchten (vermuthlich, muthmaßlich, es sey dann, ꝛc.) eingeschranckte
Redens-arten, wie auch die laͤcherlichsten Folgereyen, welche vom Stecken in den Winckel schlief-
fen, betrachtet. Folget nun zu Erfuͤllung des Blats eine

Zugab oder Anhang.

Das ist: Ein Prognosticon fuͤr die alten Muͤttergen, fuͤr die Gernglaͤubigen, fuͤr die Leyen
und das vielkoͤpffige Thier, oder auch Jovialische Leuthe, die gern was zu lachen haben wollen: Alles
auß weiland Herren Pantagruels hinderlassenen Astrologischen Schrifften zusammen gezogen,
und loco corollariorum (damit die Theses besser abgehen) dazu præsentirt, geschenckt und verehrt,

1. Weil der Comet erstmals in spicâ virginis erschienen, doͤrffte er wol denen, so under der Jung-
frauen gelegen, und hiemit auch uns, rustico officium faciente, cæterisque rità se habentibus, ei-
ne reiche Ernde bedeuten.

2. Weil er demnach under der Waag hergeloffen, moͤchte er denen, so darunder gehoͤren, seltzame
Haͤndel verursachen, und mancher die Hand an der Wand sehen und darbey die Wort: Mene, me-
ne, tekel, upharsin
: Man hat dich gewogen, und du bist zu leicht erfunden worden.

3. So wird auch besorglich der boͤse und ungesunde Lufft von einem Ort zum anderen zuschleichen
sich understehen: Fragstu: quo argumento? R. invictissimo; weil der Comet zwischen dem Ser-
pentario
und dem Scorpion hergeloffen, welche beyde gifftige Thiere, und der Scorpion umb ein
gutes gifftiger als die Wasserschlang, darauß man doch Anno 1664 eine Pest prognosticiret.

4. Weil der Comet den Fluß Eridanum weit zur rechten ligen lassen, so wird der Frosch dißmal
den R.strom nicht betruͤben, sintemal er noch nicht sumpficht und moosicht genug fuͤr ihn ist, darein
zu leychen.

5. Der junge Frosch aber, weil er sehr dickbaͤuchig und auffgeblasen, doͤrffte wol mit ehistem crepiren.

6. Der Han haͤtte wol lust den zweykoͤpffigen Voͤgeln-koͤnig anzukraͤhen, wird es aber so lang
bleiben lassen, biß er seine steinerne Misthaͤuffen aller Orten verfertiget.

7. Die metamorphosirte Goͤttin Iö kan sich auch mit Herꝛn Alector noch zimblich wol be-
tragen, weil beyde ein animal domesticum.

8. Weil sonsten der Comet under dem schwantz des Delphins hinspatzieret, so muß dieses sonst
fruchtbare Thierlein den Saamen verlieren und unfruchtbar werden.

9. Daß er aber neben vier waͤsserichten Gestirnen, dem Delphin, dem Wasserman, den Fischen
und dem Walfisch durchpostirt, doͤrffte er wol einen wasserreichen Herbst verursachen, und mancher
ihme den achtziger vor dem ein und achtziger schmecken lassen.

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[15/0015] Was aber die sonderbahren Propheceyungen auß den Cometen betrifft; werden solche von allen verstaͤndigen und rechtgesinten Christen billich verworffen: Die fuͤrtrefflichsten der heutigen Sternge- lehrten selber, Gassendus, und andere haben sauber nichts darauff gehalten: Und wer wolte sich doch enthalten koͤnnen, hertzlich daruͤber zu lachen, wann er ihre auß dem Delphischen Dreyfuß hergeholte, auf augenscheinliche Schrauben gestelte, in terminis generalissimis concipirte, und mit allerhand außdingungen und außfluͤchten (vermuthlich, muthmaßlich, es sey dann, ꝛc.) eingeschranckte Redens-arten, wie auch die laͤcherlichsten Folgereyen, welche vom Stecken in den Winckel schlief- fen, betrachtet. Folget nun zu Erfuͤllung des Blats eine Zugab oder Anhang. Das ist: Ein Prognosticon fuͤr die alten Muͤttergen, fuͤr die Gernglaͤubigen, fuͤr die Leyen und das vielkoͤpffige Thier, oder auch Jovialische Leuthe, die gern was zu lachen haben wollen: Alles auß weiland Herren Pantagruels hinderlassenen Astrologischen Schrifften zusammen gezogen, und loco corollariorum (damit die Theses besser abgehen) dazu præsentirt, geschenckt und verehrt, 1. Weil der Comet erstmals in spicâ virginis erschienen, doͤrffte er wol denen, so under der Jung- frauen gelegen, und hiemit auch uns, rustico officium faciente, cæterisque rità se habentibus, ei- ne reiche Ernde bedeuten. 2. Weil er demnach under der Waag hergeloffen, moͤchte er denen, so darunder gehoͤren, seltzame Haͤndel verursachen, und mancher die Hand an der Wand sehen und darbey die Wort: Mene, me- ne, tekel, upharsin: Man hat dich gewogen, und du bist zu leicht erfunden worden. 3. So wird auch besorglich der boͤse und ungesunde Lufft von einem Ort zum anderen zuschleichen sich understehen: Fragstu: quo argumento? R. invictissimo; weil der Comet zwischen dem Ser- pentario und dem Scorpion hergeloffen, welche beyde gifftige Thiere, und der Scorpion umb ein gutes gifftiger als die Wasserschlang, darauß man doch Anno 1664 eine Pest prognosticiret. 4. Weil der Comet den Fluß Eridanum weit zur rechten ligen lassen, so wird der Frosch dißmal den R.strom nicht betruͤben, sintemal er noch nicht sumpficht und moosicht genug fuͤr ihn ist, darein zu leychen. 5. Der junge Frosch aber, weil er sehr dickbaͤuchig und auffgeblasen, doͤrffte wol mit ehistem crepiren. 6. Der Han haͤtte wol lust den zweykoͤpffigen Voͤgeln-koͤnig anzukraͤhen, wird es aber so lang bleiben lassen, biß er seine steinerne Misthaͤuffen aller Orten verfertiget. 7. Die metamorphosirte Goͤttin Iö kan sich auch mit Herꝛn Alector noch zimblich wol be- tragen, weil beyde ein animal domesticum. 8. Weil sonsten der Comet under dem schwantz des Delphins hinspatzieret, so muß dieses sonst fruchtbare Thierlein den Saamen verlieren und unfruchtbar werden. 9. Daß er aber neben vier waͤsserichten Gestirnen, dem Delphin, dem Wasserman, den Fischen und dem Walfisch durchpostirt, doͤrffte er wol einen wasserreichen Herbst verursachen, und mancher ihme den achtziger vor dem ein und achtziger schmecken lassen.

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Zitationshilfe: Bernoulli, Jakob I.: Neu-erfundene Anleitung / Wie man den Lauff der Comet- oder Schwantzsternen in gewisse grundmässige Gesätze einrichten und ihre Erscheinung vorhersagen könne. Basel, 1681, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bernoulli_comet_1681/15>, abgerufen am 20.04.2024.