Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite
Patria chara vale! si post meminisse licebit,
Mantua, ab his thalamis magis esto Mantua nobis!
105.

Wie ich sehe/ sagte Eubulus/ nach ablesung dieses
Gedichtes/ so hat der Poet hierinnen durchgehend seiner
Verse und Worte/ die er vordessen in seinen unvergleichlichen
Gedichten gefähret/ sich gebrauchet. Er berichtet/ wie daß
er von den Elyserfeldern komme/ sowol aus Begierde sein
Vaterland zusehen/ über dessen Herrlichkeit und bluhendem
Wolwesen er sich verwundert; sowol auch/ weil das Gerüch-
te von seiner jungen Landsfürstin Trefflichkeiten/ und deren
Vermählung mit dem Teutonischen August/ bey den Unter-
irdischen lautmärig worden. Lobet hierauf beyde Hochver-
lobte/ und wünschet jhnen Gluck: Ihro zwar/ der Fräulein
Braut/ wegen der so hohen Ehrbeseeligung/ und zeiget an/
wie sich jhr Tanuma über jhrem Entwerden betrübe; Ihme
aber dem grossen Haubt der Teutonier/ wegen der Befrie-
digung seines Reichs/ welches er darüm zur Dankpflicht er-
mahnet. Bittet zu letzt den Himmel üm jhrer beyden langes
Leben und Wolergehn und gesegnet darauf sein Vaterland.
Ich erinnere mich hierbey eines Lieds/ so mir jüngsthin un-
ser Floridan ausgehändigt/ sagte hierauf die Nymfe Noris/
mit welchem er/ unter dem Namen der Teutonischen Nym-
fen diese Krone aller Nymfen einholet und bewillkommet.
zoge es damit hervor/ und überreichete es der Prinzessin/ die
es ablase/ und jhr wolgefallen liesse. Es ware aber dieses:


1
WAs für ein Gestirne blinket
aus dem West ins Ost herauf?
Ists die Sonne/ die uns winket?

warüm nimmt sie denn den Lauf
aus dem Abend gegen Morgen?
geht jhr Wagen denn zu rück?
Mond du bist es nicht/ es borgen
deine Augen diesen Blick.
Venus
Patria chara vale! ſi poſt meminiſſe licebit,
Mantua, ab his thalamis magis eſto Mantua nobis!
105.

Wie ich ſehe/ ſagte Eubulus/ nach ableſung dieſes
Gedichtes/ ſo hat der Poet hierinnen durchgehend ſeiner
Verſe und Worte/ die er vordeſſen in ſeinen unvergleichlichẽ
Gedichten gefaͤhret/ ſich gebrauchet. Er berichtet/ wie daß
er von den Elyſerfeldern komme/ ſowol aus Begierde ſein
Vaterland zuſehen/ uͤber deſſen Herꝛlichkeit und blůhendem
Wolweſen er ſich veꝛwundert; ſowol auch/ weil das Gerüch-
te von ſeiner jungen Landsfuͤrſtin Trefflichkeiten/ und deren
Vermaͤhlung mit dem Teutoniſchẽ Auguſt/ bey den Unter-
irdiſchen lautmaͤrig worden. Lobet hierauf beyde Hochver-
lobte/ und wuͤnſchet jhnen Glůck: Ihro zwar/ der Fraͤulein
Braut/ wegen der ſo hohen Ehrbeſeeligung/ und zeiget an/
wie ſich jhr Tanuma über jhrem Entwerden betruͤbe; Ihme
aber dem groſſen Haubt der Teutonier/ wegen der Befrie-
digung ſeines Reichs/ welches er darüm zur Dankpflicht er-
mahnet. Bittet zu letzt den Himmel uͤm jhrer beyden langes
Leben und Wolergehn und geſegnet darauf ſein Vaterland.
Ich erinnere mich hierbey eines Lieds/ ſo mir juͤngſthin un-
ſer Floridan ausgehaͤndigt/ ſagte hierauf die Nymfe Noris/
mit welchem er/ unter dem Namen der Teutoniſchen Nym-
fen dieſe Krone aller Nymfen einholet und bewillkommet.
zoge es damit hervor/ und uͤberreichete es der Prinzeſſin/ die
es ablaſe/ und jhr wolgefallen lieſſe. Es ware aber dieſes:


1
WAs fuͤr ein Geſtirne blinket
aus dem Weſt ins Oſt herauf?
Iſts die Sonne/ die uns winket?

waruͤm nimmt ſie denn den Lauf
aus dem Abend gegen Morgen?
geht jhr Wagen denn zu ruͤck?
Mond du biſt es nicht/ es borgen
deine Augen dieſen Blick.
Venus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0165" n="110"/>
            <l> <hi rendition="#aq">Patria chara vale! &#x017F;i po&#x017F;t memini&#x017F;&#x017F;e licebit,</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#aq">Mantua, ab his thalamis magis e&#x017F;to Mantua nobis!</hi> </l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>105.</head><lb/>
          <p>Wie ich &#x017F;ehe/ &#x017F;agte <hi rendition="#fr">Eubulus</hi>/ nach able&#x017F;ung die&#x017F;es<lb/>
Gedichtes/ &#x017F;o hat der Poet hierinnen durchgehend &#x017F;einer<lb/>
Ver&#x017F;e und Worte/ die er vorde&#x017F;&#x017F;en in &#x017F;einen unvergleichliche&#x0303;<lb/>
Gedichten gefa&#x0364;hret/ &#x017F;ich gebrauchet. Er berichtet/ wie daß<lb/>
er von den Ely&#x017F;erfeldern komme/ &#x017F;owol aus Begierde &#x017F;ein<lb/>
Vaterland zu&#x017F;ehen/ u&#x0364;ber de&#x017F;&#x017F;en Her&#xA75B;lichkeit und bl&#x016F;hendem<lb/>
Wolwe&#x017F;en er &#x017F;ich ve&#xA75B;wundert; &#x017F;owol auch/ weil das Gerüch-<lb/>
te von &#x017F;einer jungen Landsfu&#x0364;r&#x017F;tin Trefflichkeiten/ und deren<lb/>
Verma&#x0364;hlung mit dem <hi rendition="#fr">Teutoni&#x017F;che&#x0303; Augu&#x017F;t</hi>/ bey den <hi rendition="#aq">U</hi>nter-<lb/>
irdi&#x017F;chen lautma&#x0364;rig worden. Lobet hierauf beyde Hochver-<lb/>
lobte/ und wu&#x0364;n&#x017F;chet jhnen Gl&#x016F;ck: Ihro zwar/ der Fra&#x0364;ulein<lb/>
Braut/ wegen der &#x017F;o hohen Ehrbe&#x017F;eeligung/ und zeiget an/<lb/>
wie &#x017F;ich jhr <hi rendition="#fr">Tanuma</hi> über jhrem Entwerden betru&#x0364;be; Ihme<lb/>
aber dem gro&#x017F;&#x017F;en Haubt der <hi rendition="#fr">Teutonier</hi>/ wegen der Befrie-<lb/>
digung &#x017F;eines Reichs/ welches er darüm zur Dankpflicht er-<lb/>
mahnet. Bittet zu letzt den Himmel u&#x0364;m jhrer beyden langes<lb/>
Leben und Wolergehn und ge&#x017F;egnet darauf &#x017F;ein Vaterland.<lb/>
Ich erinnere mich hierbey eines Lieds/ &#x017F;o mir ju&#x0364;ng&#x017F;thin un-<lb/>
&#x017F;er <hi rendition="#fr">Floridan ausgeha&#x0364;ndigt</hi>/ &#x017F;agte hierauf die Nymfe <hi rendition="#fr">Noris</hi>/<lb/>
mit welchem er/ unter dem Namen der <hi rendition="#fr">Teutoni&#x017F;chen</hi> Nym-<lb/>
fen die&#x017F;e Krone aller Nymfen einholet und bewillkommet.<lb/>
zoge es damit hervor/ und u&#x0364;berreichete es der Prinze&#x017F;&#x017F;in/ die<lb/>
es abla&#x017F;e/ und jhr wolgefallen lie&#x017F;&#x017F;e. Es ware aber die&#x017F;es:</p><lb/>
          <lg type="poem"><lb/>
            <lg n="1">
              <head>1</head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">W</hi>As fu&#x0364;r ein Ge&#x017F;tirne blinket</l><lb/>
              <l>aus dem We&#x017F;t ins O&#x017F;t herauf?<lb/>
I&#x017F;ts die Sonne/ die uns winket?</l><lb/>
              <l>waru&#x0364;m nimmt &#x017F;ie denn den Lauf</l><lb/>
              <l>aus dem Abend gegen Morgen?</l><lb/>
              <l>geht jhr Wagen denn zu ru&#x0364;ck?</l><lb/>
              <l>Mond du bi&#x017F;t es nicht/ es borgen</l><lb/>
              <l>deine Augen die&#x017F;en Blick.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Venus</hi> </fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[110/0165] Patria chara vale! ſi poſt meminiſſe licebit, Mantua, ab his thalamis magis eſto Mantua nobis! 105. Wie ich ſehe/ ſagte Eubulus/ nach ableſung dieſes Gedichtes/ ſo hat der Poet hierinnen durchgehend ſeiner Verſe und Worte/ die er vordeſſen in ſeinen unvergleichlichẽ Gedichten gefaͤhret/ ſich gebrauchet. Er berichtet/ wie daß er von den Elyſerfeldern komme/ ſowol aus Begierde ſein Vaterland zuſehen/ uͤber deſſen Herꝛlichkeit und blůhendem Wolweſen er ſich veꝛwundert; ſowol auch/ weil das Gerüch- te von ſeiner jungen Landsfuͤrſtin Trefflichkeiten/ und deren Vermaͤhlung mit dem Teutoniſchẽ Auguſt/ bey den Unter- irdiſchen lautmaͤrig worden. Lobet hierauf beyde Hochver- lobte/ und wuͤnſchet jhnen Glůck: Ihro zwar/ der Fraͤulein Braut/ wegen der ſo hohen Ehrbeſeeligung/ und zeiget an/ wie ſich jhr Tanuma über jhrem Entwerden betruͤbe; Ihme aber dem groſſen Haubt der Teutonier/ wegen der Befrie- digung ſeines Reichs/ welches er darüm zur Dankpflicht er- mahnet. Bittet zu letzt den Himmel uͤm jhrer beyden langes Leben und Wolergehn und geſegnet darauf ſein Vaterland. Ich erinnere mich hierbey eines Lieds/ ſo mir juͤngſthin un- ſer Floridan ausgehaͤndigt/ ſagte hierauf die Nymfe Noris/ mit welchem er/ unter dem Namen der Teutoniſchen Nym- fen dieſe Krone aller Nymfen einholet und bewillkommet. zoge es damit hervor/ und uͤberreichete es der Prinzeſſin/ die es ablaſe/ und jhr wolgefallen lieſſe. Es ware aber dieſes: 1 WAs fuͤr ein Geſtirne blinket aus dem Weſt ins Oſt herauf? Iſts die Sonne/ die uns winket? waruͤm nimmt ſie denn den Lauf aus dem Abend gegen Morgen? geht jhr Wagen denn zu ruͤck? Mond du biſt es nicht/ es borgen deine Augen dieſen Blick. Venus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/165
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/165>, abgerufen am 28.03.2024.