Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite
kein Uuheil mehr berürt. HErr/ thu auch andern so/
wend ab das Kriegesleid/ mach alle Länder froh/
ergetze sie/ wie man mit Bächen pflegt zu laben
die Auen/ die die Sonn im warmen Mittag haben
und lächtzen gantz vor Durst. Uns blicket nach dem Leid
die Freude wider her. Wir seeten vor der Zeit
viel Threnen/ jetzt läst du uns ernden Lust und Lachen.
mit Weinen streuten wir den Samen in die Brachen/
und giengen traurig aus. Wir kommen wieder ein/
mit Freudengarben wird gefüllet unsre Scheun.
107.

Die reiche Ernde/ die zugleich dieses Jahr mit ein-
fiele/ verdoppelte die Gnade deß Himmels/ also/ daß es schie-
ne/ der Brunn Göttlicher Erbarmungen hätte alle seine
Bächlein auf einmal uber die Erde ausgiessen wöllen. Zu-
vor hatte man wenig eingeführet/ noch weniger aber genos-
sen: Jetzt aber konde man hoffen/ daß die reichen Gaben deß
Feldes in guter Ruhe zu geniessen seyn würden. Einer lude
den andern unter den Schatten seines Weinstocks und Fei-
genbaums/ und verzehreten also unter demselben miteinan-
der die Früchte derselben. Der Landmann truge die Ein-
kunfft seines Ackers zu Markt/ und bekame Geld dafur/ da-
mit er wider bauen konde. Die Kaufmanschafften giengen
wieder zu Land und Wasser/ und führeten ein Land in das
andre. Stadt und Dorf wurde wieder Volkreich/ und das
eingerissene wieder aufgebauet. Mit einem Wort/ Zeiten
und Leute verbesserten jhren Wolstand/ und ware aller Or-
ten das Lachen gar wolfeil.

108.

Unter dessen wurden hin und wider die Plätze ge-
räumet/ und in allen Städten offentliche Friedens- und
Dankfeste angestellet/ wobey die Kriegsspiele/ Stücke/
Trompeten und Heerpauken sich wacker hören liessen/ gleich
als wann man den Waffen damit wolte zu Grab singen.
Die Völker wurden nach und nach abgedanket/ und bote die
Prinzessin Teutonie den hohen Kriegsbedienten ansehliche

Land-
kein Uuheil mehr beruͤrt. HErr/ thu auch andern ſo/
wend ab das Kriegesleid/ mach alle Laͤnder froh/
ergetze ſie/ wie man mit Baͤchen pflegt zu laben
die Auen/ die die Sonn im warmen Mittag haben
und laͤchtzen gantz vor Durſt. Uns blicket nach dem Leid
die Freude wider her. Wir ſeeten vor der Zeit
viel Threnen/ jetzt laͤſt du uns ernden Luſt und Lachen.
mit Weinen ſtreuten wir den Samen in die Brachen/
und giengen traurig aus. Wir kommen wieder ein/
mit Freudengarben wird gefuͤllet unsre Scheun.
107.

Die reiche Ernde/ die zugleich dieſes Jahr mit ein-
fiele/ verdoppelte die Gnade deß Himmels/ alſo/ daß es ſchie-
ne/ der Brunn Goͤttlicher Erbarmungen haͤtte alle ſeine
Baͤchlein auf einmal ůber die Erde ausgieſſen woͤllen. Zu-
vor hatte man wenig eingefuͤhret/ noch weniger aber genoſ-
ſen: Jetzt aber konde man hoffen/ daß die reichen Gaben deß
Feldes in guter Ruhe zu genieſſen ſeyn wuͤrden. Einer lude
den andern unter den Schatten ſeines Weinſtocks und Fei-
genbaums/ und verzehreten alſo unter demſelben miteinan-
der die Fruͤchte derſelben. Der Landmann truge die Ein-
kunfft ſeines Ackers zu Markt/ und bekame Geld dafůr/ da-
mit er wider bauen konde. Die Kaufmanſchafften giengen
wieder zu Land und Waſſer/ und fuͤhreten ein Land in das
andre. Stadt und Dorf wurde wieder Volkreich/ und das
eingeriſſene wieder aufgebauet. Mit einem Wort/ Zeiten
und Leute verbeſſerten jhren Wolſtand/ und ware aller Or-
ten das Lachen gar wolfeil.

108.

Unter deſſen wurden hin und wider die Plaͤtze ge-
raͤumet/ und in allen Staͤdten offentliche Friedens- und
Dankfeſte angeſtellet/ wobey die Kriegsſpiele/ Stuͤcke/
Trompeten und Heerpauken ſich wacker hoͤren lieſſen/ gleich
als wann man den Waffen damit wolte zu Grab ſingen.
Die Voͤlker wurden nach und nach abgedanket/ und bote die
Prinzeſſin Teutonie den hohen Kriegsbedienten anſehliche

Land-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0169" n="114"/>
            <l>kein <hi rendition="#aq">U</hi>uheil mehr beru&#x0364;rt. HErr/ thu auch andern &#x017F;o/</l><lb/>
            <l>wend ab das Kriegesleid/ mach alle La&#x0364;nder froh/</l><lb/>
            <l>ergetze &#x017F;ie/ wie man mit Ba&#x0364;chen pflegt zu laben</l><lb/>
            <l>die Auen/ die die Sonn im warmen Mittag haben</l><lb/>
            <l>und la&#x0364;chtzen gantz vor Dur&#x017F;t. <hi rendition="#aq">U</hi>ns blicket nach dem Leid</l><lb/>
            <l>die Freude wider her. Wir &#x017F;eeten vor der Zeit</l><lb/>
            <l>viel Threnen/ jetzt la&#x0364;&#x017F;t du uns ernden Lu&#x017F;t und Lachen.</l><lb/>
            <l>mit Weinen &#x017F;treuten wir den Samen in die Brachen/</l><lb/>
            <l>und giengen traurig aus. Wir kommen wieder ein/</l><lb/>
            <l>mit Freudengarben wird gefu&#x0364;llet unsre Scheun.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>107.</head><lb/>
          <p>Die reiche Ernde/ die zugleich die&#x017F;es Jahr mit ein-<lb/>
fiele/ verdoppelte die Gnade deß Himmels/ al&#x017F;o/ daß es &#x017F;chie-<lb/>
ne/ der Brunn Go&#x0364;ttlicher Erbarmungen ha&#x0364;tte alle &#x017F;eine<lb/>
Ba&#x0364;chlein auf einmal &#x016F;ber die Erde ausgie&#x017F;&#x017F;en wo&#x0364;llen. Zu-<lb/>
vor hatte man wenig eingefu&#x0364;hret/ noch weniger aber geno&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: Jetzt aber konde man hoffen/ daß die reichen Gaben deß<lb/>
Feldes in guter Ruhe zu genie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;eyn wu&#x0364;rden. Einer lude<lb/>
den andern unter den Schatten &#x017F;eines Wein&#x017F;tocks und Fei-<lb/>
genbaums/ und verzehreten al&#x017F;o unter dem&#x017F;elben miteinan-<lb/>
der die Fru&#x0364;chte der&#x017F;elben. Der Landmann truge die Ein-<lb/>
kunfft &#x017F;eines Ackers zu Markt/ und bekame Geld daf&#x016F;r/ da-<lb/>
mit er wider bauen konde. Die Kaufman&#x017F;chafften giengen<lb/>
wieder zu Land und Wa&#x017F;&#x017F;er/ und fu&#x0364;hreten ein Land in das<lb/>
andre. Stadt und Dorf wurde wieder Volkreich/ und das<lb/>
eingeri&#x017F;&#x017F;ene wieder aufgebauet. Mit einem Wort/ Zeiten<lb/>
und Leute verbe&#x017F;&#x017F;erten jhren Wol&#x017F;tand/ und ware aller Or-<lb/>
ten das Lachen gar wolfeil.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>108.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">U</hi>nter de&#x017F;&#x017F;en wurden hin und wider die Pla&#x0364;tze ge-<lb/>
ra&#x0364;umet/ und in allen Sta&#x0364;dten offentliche Friedens- und<lb/>
Dankfe&#x017F;te ange&#x017F;tellet/ wobey die Kriegs&#x017F;piele/ Stu&#x0364;cke/<lb/>
Trompeten und Heerpauken &#x017F;ich wacker ho&#x0364;ren lie&#x017F;&#x017F;en/ gleich<lb/>
als wann man den Waffen damit wolte zu Grab &#x017F;ingen.<lb/>
Die Vo&#x0364;lker wurden nach und nach abgedanket/ und bote die<lb/>
Prinze&#x017F;&#x017F;in Teutonie den hohen Kriegsbedienten an&#x017F;ehliche<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Land-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[114/0169] kein Uuheil mehr beruͤrt. HErr/ thu auch andern ſo/ wend ab das Kriegesleid/ mach alle Laͤnder froh/ ergetze ſie/ wie man mit Baͤchen pflegt zu laben die Auen/ die die Sonn im warmen Mittag haben und laͤchtzen gantz vor Durſt. Uns blicket nach dem Leid die Freude wider her. Wir ſeeten vor der Zeit viel Threnen/ jetzt laͤſt du uns ernden Luſt und Lachen. mit Weinen ſtreuten wir den Samen in die Brachen/ und giengen traurig aus. Wir kommen wieder ein/ mit Freudengarben wird gefuͤllet unsre Scheun. 107. Die reiche Ernde/ die zugleich dieſes Jahr mit ein- fiele/ verdoppelte die Gnade deß Himmels/ alſo/ daß es ſchie- ne/ der Brunn Goͤttlicher Erbarmungen haͤtte alle ſeine Baͤchlein auf einmal ůber die Erde ausgieſſen woͤllen. Zu- vor hatte man wenig eingefuͤhret/ noch weniger aber genoſ- ſen: Jetzt aber konde man hoffen/ daß die reichen Gaben deß Feldes in guter Ruhe zu genieſſen ſeyn wuͤrden. Einer lude den andern unter den Schatten ſeines Weinſtocks und Fei- genbaums/ und verzehreten alſo unter demſelben miteinan- der die Fruͤchte derſelben. Der Landmann truge die Ein- kunfft ſeines Ackers zu Markt/ und bekame Geld dafůr/ da- mit er wider bauen konde. Die Kaufmanſchafften giengen wieder zu Land und Waſſer/ und fuͤhreten ein Land in das andre. Stadt und Dorf wurde wieder Volkreich/ und das eingeriſſene wieder aufgebauet. Mit einem Wort/ Zeiten und Leute verbeſſerten jhren Wolſtand/ und ware aller Or- ten das Lachen gar wolfeil. 108. Unter deſſen wurden hin und wider die Plaͤtze ge- raͤumet/ und in allen Staͤdten offentliche Friedens- und Dankfeſte angeſtellet/ wobey die Kriegsſpiele/ Stuͤcke/ Trompeten und Heerpauken ſich wacker hoͤren lieſſen/ gleich als wann man den Waffen damit wolte zu Grab ſingen. Die Voͤlker wurden nach und nach abgedanket/ und bote die Prinzeſſin Teutonie den hohen Kriegsbedienten anſehliche Land-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/169
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/169>, abgerufen am 24.04.2024.