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Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

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dero sich trotzen lassen. E. Durchl. kond auch aus angeborner
Großmutigkeit nicht eher rasten/ als bis dero dessen abge-
nommene Hoheit/ und die höchste Cron zutheil wurde. E.
Durchl. haben durch dero Hh. Söhne/ und jhrer Untertha-
nen Dapfferkeit sich so Weltgefürcht gemacht/ daß alle dero
Nachbarn ein neidisches Aug auf dieselbe haben. Dero allzu-
weit begräntzte Macht ist jhnen viel zu verdächtig worden.
E. Durchl. wissen/ wie sie/ bey Gelegenheit dieser Kriege/ un-
ter mancherley Vorwand/ jhren heimlichen Haß wider Sie
ausgelassen.

7.

Der so mancherley Absehen zu geschweigen/ welche
"einen und den andern in die Waffen zu kriechen/ veran-
"lasset. Viele wollen/ was sie so lang bey sich bedacht/ bey
"dieser Unruh zu Werk bringen. Etliche besorgen sich/
"wie gesagt/ E. Durchl. Ansehen und Macht möchte der
"jhrigen schädlich seyn. Die meisten gedenken sich in die-
"sen Rohren Pfeiffen zu schneiden/ und mit E. Durchl.
"Schaden jhren Nutzen zu suchen. Die andern/ die das
"Spiel angefangen/ wollen entweder gewinnen/ oder alles
"verlieren; und ehe sie zu dem/ was sie wünschen/ nicht kom-
"men solten/ ehe wollen sie das/ was sie haben/ in die schan-
"ze schlagen. So sind auch deren nicht wenig/ die andern
"zu lieb dem Kriege nachziehen/ entweder aus Freund-
"schafft/ oder aus Pflicht. Andere/ die sich etwan an jhrer
"vermeinten Andacht/ oder sonsten an entzogenen Ein-
"künften verkurtzt befinden/ suchen durch Vorschub der
"Waffen wider in deren Besitz zukommen. Viele ver-
"stecken jhre Ungerechtigkeiten unter die Larye deß Krie-
"ges/ und beschweren unter diesem Titel das Volk mit
"neuen Auflagen und Schatzungen.

8.

Uber dieses ist noch eine Hinderniß/ gegen welcher
"alle jetztbesagte noch gar gering scheinen. Der leidige

Kriegs-

dero ſich trotzen laſſen. E. Durchl. kond auch aus angeborner
Großmůtigkeit nicht eher raſten/ als bis dero deſſen abge-
nommene Hoheit/ und die hoͤchſte Cron zutheil wurde. E.
Durchl. haben durch dero Hh. Soͤhne/ und jhrer Untertha-
nen Dapfferkeit ſich ſo Weltgefuͤrcht gemacht/ daß alle dero
Nachbarn ein neidiſches Aug auf dieſelbe haben. Deꝛo allzu-
weit begraͤntzte Macht iſt jhnen viel zu verdaͤchtig worden.
E. Durchl. wiſſen/ wie ſie/ bey Gelegenheit dieſer Kriege/ un-
ter mancherley Vorwand/ jhren heimlichen Haß wider Sie
ausgelaſſen.

7.

Der ſo mancherley Abſehen zu geſchweigen/ welche
„einen und den andern in die Waffen zu kriechen/ veran-
„laſſet. Viele wollen/ was ſie ſo lang bey ſich bedacht/ bey
„dieſer Unruh zu Werk bringen. Etliche beſorgen ſich/
„wie geſagt/ E. Durchl. Anſehen und Macht moͤchte der
„jhrigen ſchaͤdlich ſeyn. Die meiſten gedenken ſich in die-
„ſen Rohren Pfeiffen zu ſchneiden/ und mit E. Durchl.
„Schaden jhren Nutzen zu ſuchen. Die andern/ die das
„Spiel angefangen/ wollen entweder gewinnen/ oder alles
„verlieren; und ehe ſie zu dem/ was ſie wuͤnſchen/ nicht kom-
„men ſolten/ ehe wollen ſie das/ was ſie haben/ in die ſchan-
„ze ſchlagen. So ſind auch deren nicht wenig/ die andern
„zu lieb dem Kriege nachziehen/ entweder aus Freund-
„ſchafft/ oder aus Pflicht. Andere/ die ſich etwan an jhrer
„vermeinten Andacht/ oder ſonſten an entzogenen Ein-
„künften verkůrtzt befinden/ ſuchen durch Vorſchub der
„Waffen wider in deren Beſitz zukommen. Viele ver-
„ſtecken jhre Ungerechtigkeiten unter die Larye deß Krie-
„ges/ und beſchweren unter dieſem Titel das Volk mit
„neuen Auflagen und Schatzungen.

8.

Uber dieſes iſt noch eine Hinderniß/ gegen welcher
„alle jetztbeſagte noch gar gering ſcheinen. Der leidige

Kriegs-
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[6/0056] dero ſich trotzen laſſen. E. Durchl. kond auch aus angeborner Großmůtigkeit nicht eher raſten/ als bis dero deſſen abge- nommene Hoheit/ und die hoͤchſte Cron zutheil wurde. E. Durchl. haben durch dero Hh. Soͤhne/ und jhrer Untertha- nen Dapfferkeit ſich ſo Weltgefuͤrcht gemacht/ daß alle dero Nachbarn ein neidiſches Aug auf dieſelbe haben. Deꝛo allzu- weit begraͤntzte Macht iſt jhnen viel zu verdaͤchtig worden. E. Durchl. wiſſen/ wie ſie/ bey Gelegenheit dieſer Kriege/ un- ter mancherley Vorwand/ jhren heimlichen Haß wider Sie ausgelaſſen. 7. Der ſo mancherley Abſehen zu geſchweigen/ welche „einen und den andern in die Waffen zu kriechen/ veran- „laſſet. Viele wollen/ was ſie ſo lang bey ſich bedacht/ bey „dieſer Unruh zu Werk bringen. Etliche beſorgen ſich/ „wie geſagt/ E. Durchl. Anſehen und Macht moͤchte der „jhrigen ſchaͤdlich ſeyn. Die meiſten gedenken ſich in die- „ſen Rohren Pfeiffen zu ſchneiden/ und mit E. Durchl. „Schaden jhren Nutzen zu ſuchen. Die andern/ die das „Spiel angefangen/ wollen entweder gewinnen/ oder alles „verlieren; und ehe ſie zu dem/ was ſie wuͤnſchen/ nicht kom- „men ſolten/ ehe wollen ſie das/ was ſie haben/ in die ſchan- „ze ſchlagen. So ſind auch deren nicht wenig/ die andern „zu lieb dem Kriege nachziehen/ entweder aus Freund- „ſchafft/ oder aus Pflicht. Andere/ die ſich etwan an jhrer „vermeinten Andacht/ oder ſonſten an entzogenen Ein- „künften verkůrtzt befinden/ ſuchen durch Vorſchub der „Waffen wider in deren Beſitz zukommen. Viele ver- „ſtecken jhre Ungerechtigkeiten unter die Larye deß Krie- „ges/ und beſchweren unter dieſem Titel das Volk mit „neuen Auflagen und Schatzungen. 8. Uber dieſes iſt noch eine Hinderniß/ gegen welcher „alle jetztbeſagte noch gar gering ſcheinen. Der leidige Kriegs-

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Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/56>, abgerufen am 28.03.2024.