Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Endursach und den Zweck/ der jhn treiben soll/ betrachtest."
Ruhet er/ so ist er dessen Trutz und Vormaur; dessen Schutz"
und Verfechter aber ister/ wann er für jhn zu Feld liget. Die"
Teutonische Sprach gibt uns dieser beyden Verwandschaft"
artig zu verstehen/ in dem sie jhnen solche Namen gegeben/"
die einerley Laut und Stimmer* oder Vocalen/ aber unter-Fried

Krieg

schiedene Mitstimmer oder Consonanten: einerley Hertz-
aber unterschiedliche Anfangs- und Endbuchstaben haben."
Schöner hette nicht können jhrer beyder Einstimmung und"
Unterscheid angedeutet werden. Im innerlichen Vorsatz"
sind sie eins/ im äusserlichen Werk aber sind sie gezweyet."
Deß Kriegs Ende ist deß Frieds Anfang/ eben wie jener"
anfähet/ wann dieser aufhöret.
Der Fried ist selber Heer-"
führer/ wann eine ausgefoderte Kriegsmacht ins Feld ruk-"
ket: der vertheidigt sich mit den Waffen wider den Belei-"
diger/ und wenn er dessen Gewalt überwältiget/ setzt er sich"
wider zu Ruhe. Woraus erscheinet/ daß allein dieses gerechte"
Waffen sind/ die um den Frieden kriegen. Waffen/ die der"
Grausamkeit/ dem Frevel/ der Regiersucht und Begierde"
mehr Lands zu gewinnen/ u. d. g. gewidmet/ kriegen nicht/"
sondern morden/ rauben/ brennen; welches Laster sind/ die die"
Gerechtigkeit sonst mit Feuer und Schwerdt gerichtlich"
straffet.

29.

Wierechtmässig aber ein Schutzkrieg von einem"
gantzen Staat/ so unrechtmässig wird ein Duell oder Zwey-"
kampf von einer demselben unterworfenen einzelen Person"
geführet. Die Gerechtigkeit hat jhr Schwerd nicht einem"
jeden/ sondern nur denen/ die an jhrer Stelle sitzen/ zugebrau-"
chen erlaubet Ein erlidtenes Unrecht sol mit dem Gericht-"
schwerd/ nicht mit dem Fechtdegen; vor dem Richter/"
nicht vor der Faust/ gerochen werden.
Was ist es doch für

eine
D 2

Endurſach und den Zweck/ der jhn treiben ſoll/ betrachteſt.„
Ruhet er/ ſo iſt er deſſen Trutz und Voꝛmaur; deſſen Schutz„
und Verfechter aber iſter/ wann er fuͤr jhn zu Feld liget. Die„
Teutoniſche Sprach gibt uns dieſer beyden Verwandſchaft„
artig zu verſtehen/ in dem ſie jhnen ſolche Namen gegeben/„
die einerley Laut und Stimmer* oder Vocalen/ aber unter-Fried

Krieg

ſchiedene Mitſtimmer oder Conſonanten: einerley Hertz-
aber unterſchiedliche Anfangs- und Endbuchſtaben haben.„
Schoͤner hette nicht koͤnnen jhrer beyder Einſtimmung und„
Unterſcheid angedeutet werden. Im innerlichen Vorſatz„
ſind ſie eins/ im aͤuſſerlichen Werk aber ſind ſie gezweyet.„
Deß Kriegs Ende iſt deß Frieds Anfang/ eben wie jener„
anfaͤhet/ wann dieſer aufhoͤret.
Der Fried iſt ſelber Heer-„
fuͤhrer/ wann eine ausgefoderte Kriegsmacht ins Feld růk-„
ket: der vertheidigt ſich mit den Waffen wider den Belei-„
diger/ und wenn er deſſen Gewalt uͤberwaͤltiget/ ſetzt er ſich„
wider zu Ruhe. Woraus erſcheinet/ daß allein dieſes gerechte„
Waffen ſind/ die um den Frieden kriegen. Waffen/ die der„
Grauſamkeit/ dem Frevel/ der Regierſucht und Begierde„
mehr Lands zu gewinnen/ u. d. g. gewidmet/ kriegen nicht/„
ſondern morden/ rauben/ brennen; welches Laſter ſind/ die die„
Gerechtigkeit ſonſt mit Feuer und Schwerdt gerichtlich„
ſtraffet.

29.

Wierechtmaͤſſig aber ein Schutzkrieg von einem„
gantzen Staat/ ſo unrechtmaͤſſig wird ein Duell oder Zwey-„
kampf von einer demſelben unterworfenen einzelen Perſon„
gefuͤhret. Die Gerechtigkeit hat jhr Schwerd nicht einem„
jeden/ ſondern nur denen/ die an jhrer Stelle ſitzen/ zugebrau-„
chen erlaubet Ein erlidtenes Unrecht ſol mit dem Gericht-„
ſchwerd/ nicht mit dem Fechtdegen; vor dem Richter/„
nicht vor der Fauſt/ gerochen werden.
Was iſt es doch fuͤr

eine
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0069" n="19"/>
Endur&#x017F;ach und den Zweck/ der jhn treiben &#x017F;oll/ betrachte&#x017F;t.&#x201E;<lb/>
Ruhet er/ &#x017F;o i&#x017F;t er de&#x017F;&#x017F;en Trutz und Vo&#xA75B;maur; de&#x017F;&#x017F;en Schutz&#x201E;<lb/>
und Verfechter aber i&#x017F;ter/ wann er fu&#x0364;r jhn zu Feld liget. Die&#x201E;<lb/>
Teutoni&#x017F;che Sprach gibt uns die&#x017F;er beyden Verwand&#x017F;chaft&#x201E;<lb/>
artig zu ver&#x017F;tehen/ in dem &#x017F;ie jhnen &#x017F;olche Namen gegeben/&#x201E;<lb/>
die einerley Laut und Stimmer* oder Vocalen/ aber unter-<note place="right"><hi rendition="#fr"><choice><orig>F<space dim="horizontal"/>d</orig><reg>Fried</reg></choice><lb/><choice><orig><hi rendition="#c">rie</hi></orig><reg/></choice><lb/><choice><orig>K<space dim="horizontal"/>g</orig><reg>Krieg</reg></choice></hi></note><lb/>
&#x017F;chiedene Mit&#x017F;timmer oder Con&#x017F;onanten: einerley Hertz-<lb/>
aber unter&#x017F;chiedliche Anfangs- <choice><sic>nnd</sic><corr>und</corr></choice> Endbuch&#x017F;taben haben.&#x201E;<lb/>
Scho&#x0364;ner hette nicht ko&#x0364;nnen jhrer beyder Ein&#x017F;timmung und&#x201E;<lb/>
Unter&#x017F;cheid angedeutet werden. Im innerlichen Vor&#x017F;atz&#x201E;<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie eins/ im a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Werk aber &#x017F;ind &#x017F;ie gezweyet.&#x201E;<lb/><hi rendition="#fr">Deß Kriegs Ende i&#x017F;t deß Frieds Anfang/ eben wie jener&#x201E;<lb/>
anfa&#x0364;het/ wann die&#x017F;er aufho&#x0364;ret.</hi> Der Fried i&#x017F;t &#x017F;elber Heer-&#x201E;<lb/>
fu&#x0364;hrer/ wann eine ausgefoderte Kriegsmacht ins Feld r&#x016F;k-&#x201E;<lb/>
ket: der vertheidigt &#x017F;ich mit den Waffen wider den Belei-&#x201E;<lb/>
diger/ und wenn er de&#x017F;&#x017F;en Gewalt u&#x0364;berwa&#x0364;ltiget/ &#x017F;etzt er &#x017F;ich&#x201E;<lb/>
wider zu Ruhe. Woraus er&#x017F;cheinet/ daß allein die&#x017F;es gerechte&#x201E;<lb/>
Waffen &#x017F;ind/ die um den Frieden kriegen. Waffen/ die der&#x201E;<lb/>
Grau&#x017F;amkeit/ dem Frevel/ der Regier&#x017F;ucht und Begierde&#x201E;<lb/>
mehr Lands zu gewinnen/ u. d. g. gewidmet/ kriegen nicht/&#x201E;<lb/>
&#x017F;ondern morden/ rauben/ brennen; welches La&#x017F;ter &#x017F;ind/ die die&#x201E;<lb/>
Gerechtigkeit &#x017F;on&#x017F;t mit Feuer und Schwerdt gerichtlich&#x201E;<lb/>
&#x017F;traffet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>29.</head><lb/>
          <p>Wierechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig aber ein Schutzkrieg von einem&#x201E;<lb/>
gantzen Staat/ &#x017F;o unrechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig wird ein <hi rendition="#fr">Duell</hi> oder Zwey-&#x201E;<lb/>
kampf von einer dem&#x017F;elben unterworfenen einzelen Per&#x017F;on&#x201E;<lb/>
gefu&#x0364;hret. Die Gerechtigkeit hat jhr Schwerd nicht einem&#x201E;<lb/>
jeden/ &#x017F;ondern nur denen/ die an jhrer Stelle &#x017F;itzen/ zugebrau-&#x201E;<lb/>
chen erlaubet <hi rendition="#fr">Ein erlidtenes Unrecht &#x017F;ol mit dem Gericht-&#x201E;<lb/>
&#x017F;chwerd/ nicht mit dem Fechtdegen; vor dem Richter/&#x201E;<lb/>
nicht vor der Fau&#x017F;t/ gerochen werden.</hi> Was i&#x017F;t es doch fu&#x0364;r<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">eine</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[19/0069] Endurſach und den Zweck/ der jhn treiben ſoll/ betrachteſt.„ Ruhet er/ ſo iſt er deſſen Trutz und Voꝛmaur; deſſen Schutz„ und Verfechter aber iſter/ wann er fuͤr jhn zu Feld liget. Die„ Teutoniſche Sprach gibt uns dieſer beyden Verwandſchaft„ artig zu verſtehen/ in dem ſie jhnen ſolche Namen gegeben/„ die einerley Laut und Stimmer* oder Vocalen/ aber unter- ſchiedene Mitſtimmer oder Conſonanten: einerley Hertz- aber unterſchiedliche Anfangs- und Endbuchſtaben haben.„ Schoͤner hette nicht koͤnnen jhrer beyder Einſtimmung und„ Unterſcheid angedeutet werden. Im innerlichen Vorſatz„ ſind ſie eins/ im aͤuſſerlichen Werk aber ſind ſie gezweyet.„ Deß Kriegs Ende iſt deß Frieds Anfang/ eben wie jener„ anfaͤhet/ wann dieſer aufhoͤret. Der Fried iſt ſelber Heer-„ fuͤhrer/ wann eine ausgefoderte Kriegsmacht ins Feld růk-„ ket: der vertheidigt ſich mit den Waffen wider den Belei-„ diger/ und wenn er deſſen Gewalt uͤberwaͤltiget/ ſetzt er ſich„ wider zu Ruhe. Woraus erſcheinet/ daß allein dieſes gerechte„ Waffen ſind/ die um den Frieden kriegen. Waffen/ die der„ Grauſamkeit/ dem Frevel/ der Regierſucht und Begierde„ mehr Lands zu gewinnen/ u. d. g. gewidmet/ kriegen nicht/„ ſondern morden/ rauben/ brennen; welches Laſter ſind/ die die„ Gerechtigkeit ſonſt mit Feuer und Schwerdt gerichtlich„ ſtraffet. F d rie K g 29. Wierechtmaͤſſig aber ein Schutzkrieg von einem„ gantzen Staat/ ſo unrechtmaͤſſig wird ein Duell oder Zwey-„ kampf von einer demſelben unterworfenen einzelen Perſon„ gefuͤhret. Die Gerechtigkeit hat jhr Schwerd nicht einem„ jeden/ ſondern nur denen/ die an jhrer Stelle ſitzen/ zugebrau-„ chen erlaubet Ein erlidtenes Unrecht ſol mit dem Gericht-„ ſchwerd/ nicht mit dem Fechtdegen; vor dem Richter/„ nicht vor der Fauſt/ gerochen werden. Was iſt es doch fuͤr eine D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/69
Zitationshilfe: Birken, Sigmund von: Die Fried-erfreuete Teutonje. Nürnberg, 1652, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/birken_friedensvergleich_1652/69>, abgerufen am 23.04.2024.