verwandeln werden. Nicht viel fehlt dar- an, so werden unsre feurigen Jünglinge als Don Quixote der Gutherzigkeit, auf schöne Abenteuer mit Mönchen und Nonnen, und Kammermädchen und Bettlern ausgehn, und man wird im heiligen Römischen Reiche von wohlthätigen Kreuzzügen hö- ren und von Begebenheiten, die ihrem in- nern Gehalte nach dem Märchen von der Windmühle vollkommen ähnlich seyn wer- den. Jn der That, meine Herren! wenn sie solche reisende Gutherzige für wahre Gutherzige ansehn wollen, so beweis' ich ihnen, dass der Ritter von der traurigen Gestalt unter allen Helden der erste, und sein vortrefflicher Stallmeister ein so feiner Kopf war, als jemals einer in dem goldnen Zeit- alter des Witzes gewesen seyn mag. Und warum lässt man denn eben den Gutherzi- gen Reisen? Wo ist eine Stadt, oder ein
verwandeln werden. Nicht viel fehlt dar- an, ſo werden unſre feurigen Jünglinge als Don Quixote der Gutherzigkeit, auf ſchöne Abenteuer mit Mönchen und Nonnen, und Kammermädchen und Bettlern ausgehn, und man wird im heiligen Römiſchen Reiche von wohlthätigen Kreuzzügen hö- ren und von Begebenheiten, die ihrem in- nern Gehalte nach dem Märchen von der Windmühle vollkommen ähnlich ſeyn wer- den. Jn der That, meine Herren! wenn ſie ſolche reiſende Gutherzige für wahre Gutherzige anſehn wollen, ſo beweiſ’ ich ihnen, daſs der Ritter von der traurigen Geſtalt unter allen Helden der erſte, und ſein vortrefflicher Stallmeiſter ein ſo feiner Kopf war, als jemals einer in dem goldnen Zeit- alter des Witzes geweſen ſeyn mag. Und warum läſst man denn eben den Gutherzi- gen Reiſen? Wo iſt eine Stadt, oder ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0126"n="118"/>
verwandeln werden. Nicht viel fehlt dar-<lb/>
an, ſo werden unſre feurigen Jünglinge als<lb/>
Don Quixote der Gutherzigkeit, auf ſchöne<lb/>
Abenteuer mit Mönchen und Nonnen, und<lb/>
Kammermädchen und Bettlern ausgehn,<lb/>
und man wird im heiligen Römiſchen<lb/>
Reiche von wohlthätigen Kreuzzügen hö-<lb/>
ren und von Begebenheiten, die ihrem in-<lb/>
nern Gehalte nach dem Märchen von der<lb/>
Windmühle vollkommen ähnlich ſeyn wer-<lb/>
den. Jn der That, meine Herren! wenn<lb/>ſie ſolche reiſende Gutherzige für wahre<lb/>
Gutherzige anſehn wollen, ſo beweiſ’ ich<lb/>
ihnen, daſs der Ritter von der traurigen<lb/>
Geſtalt unter allen Helden der erſte, und ſein<lb/>
vortrefflicher Stallmeiſter ein ſo feiner Kopf<lb/>
war, als jemals einer in dem goldnen Zeit-<lb/>
alter des Witzes geweſen ſeyn mag. Und<lb/>
warum läſst man denn eben den Gutherzi-<lb/>
gen Reiſen? Wo iſt eine Stadt, oder ein<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[118/0126]
verwandeln werden. Nicht viel fehlt dar-
an, ſo werden unſre feurigen Jünglinge als
Don Quixote der Gutherzigkeit, auf ſchöne
Abenteuer mit Mönchen und Nonnen, und
Kammermädchen und Bettlern ausgehn,
und man wird im heiligen Römiſchen
Reiche von wohlthätigen Kreuzzügen hö-
ren und von Begebenheiten, die ihrem in-
nern Gehalte nach dem Märchen von der
Windmühle vollkommen ähnlich ſeyn wer-
den. Jn der That, meine Herren! wenn
ſie ſolche reiſende Gutherzige für wahre
Gutherzige anſehn wollen, ſo beweiſ’ ich
ihnen, daſs der Ritter von der traurigen
Geſtalt unter allen Helden der erſte, und ſein
vortrefflicher Stallmeiſter ein ſo feiner Kopf
war, als jemals einer in dem goldnen Zeit-
alter des Witzes geweſen ſeyn mag. Und
warum läſst man denn eben den Gutherzi-
gen Reiſen? Wo iſt eine Stadt, oder ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/126>, abgerufen am 24.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.