nigen Gedanken zu unterhalten, die wäh- rend meines heutigen einsamen Spatziergan- ges in meiner Seele aufgestiegen sind.
Jch besuchte jenes reizende Thal, wel- ches ich an einem glücklichen Tage meines Lebens einmal an ihrer Seite durchwan- delte. Der bluhmichte Steig, den sie betra- ten; der Lindengang, der sie mit düftenden Blüthen bestreute, der stille Teich, darin sie sich wohlgefällig erblickten; alles, bis auf den himmelblauen Schmetterling, den sie in einem Anfalle von Muthwillen er- haschten, und bey allem aufwallenden Mit- leiden, bey meinem Bitten selbst, doch nicht fliegen liessen, alles erinnerte mich an sie. Jch glaubte sie selbst wiederzusehn, mit al- len ihren, meiner Ruhe so gefährlichen Rei- zen. Doch aber wirkten sie schwächer auf mich, als in jenen Stunden der Trunken- heit und des Nichtbewustseyns. Jch fasste
nigen Gedanken zu unterhalten, die wäh- rend meines heutigen einſamen Spatziergan- ges in meiner Seele aufgeſtiegen ſind.
Jch beſuchte jenes reizende Thal, wel- ches ich an einem glücklichen Tage meines Lebens einmal an ihrer Seite durchwan- delte. Der bluhmichte Steig, den ſie betra- ten; der Lindengang, der ſie mit düftenden Blüthen beſtreute, der ſtille Teich, darin ſie ſich wohlgefällig erblickten; alles, bis auf den himmelblauen Schmetterling, den ſie in einem Anfalle von Muthwillen er- haſchten, und bey allem aufwallenden Mit- leiden, bey meinem Bitten ſelbſt, doch nicht fliegen lieſsen, alles erinnerte mich an ſie. Jch glaubte ſie ſelbſt wiederzuſehn, mit al- len ihren, meiner Ruhe ſo gefährlichen Rei- zen. Doch aber wirkten ſie ſchwächer auf mich, als in jenen Stunden der Trunken- heit und des Nichtbewuſtſeyns. Jch faſste
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nigen Gedanken zu unterhalten, die wäh-
rend meines heutigen einſamen Spatziergan-
ges in meiner Seele aufgeſtiegen ſind.
Jch beſuchte jenes reizende Thal, wel-
ches ich an einem glücklichen Tage meines
Lebens einmal an ihrer Seite durchwan-
delte. Der bluhmichte Steig, den ſie betra-
ten; der Lindengang, der ſie mit düftenden
Blüthen beſtreute, der ſtille Teich, darin
ſie ſich wohlgefällig erblickten; alles, bis
auf den himmelblauen Schmetterling, den
ſie in einem Anfalle von Muthwillen er-
haſchten, und bey allem aufwallenden Mit-
leiden, bey meinem Bitten ſelbſt, doch nicht
fliegen lieſsen, alles erinnerte mich an ſie.
Jch glaubte ſie ſelbſt wiederzuſehn, mit al-
len ihren, meiner Ruhe ſo gefährlichen Rei-
zen. Doch aber wirkten ſie ſchwächer auf
mich, als in jenen Stunden der Trunken-
heit und des Nichtbewuſtſeyns. Jch faſste
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Blum, Joachim Christian: Spatziergänge. Bd. 1. Berlin, 1774, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blum_spatziergaenge01_1774/181>, abgerufen am 23.04.2024.
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