Die Schildkröten, deren ganze Ge- rippe*) überhaupt, so wie diese Thiere selbst, einen ausnehmend sonderbaren Bau haben, sind völlig zahnloss; haben aber vorn am Oberkiefer eine Art von os intermaxillare. Der hornichte Ueber- zug ihrer Kinnladen hat, zumal an der obern, in Rücksicht seiner Verbindung mit derselben, manche theils auffallende Aehnlichkeit mit dem Pferdehuf. Ihre Hirnhöhle ist äusserst eng in Vergleich zur Grösse des Schedels, dessen grössten Raum bey den Seeschildkröten die beiden weiten fossae laterales einnehmen, in welchen die mächtig grossen Beissmuskeln liegen.
*) Gute Abbildungen von Schildkröten- Sceleten s. bey Coiter, Cheselden und zumal in Joh. Dan. Meyer'sZeitvertreib mit Betrachtung curioser Vorstellungen allerhand Thiere u. s. w. T. I. t. 29. 31. T. II. t. 62., und die einzelnen Theile in Giov. Caldesiosservaz. anatom. intorno alle Tartarughe. Fir. 1687. 4.
§. 60.
Die Schildkröten, deren ganze Ge- rippe*) überhaupt, so wie diese Thiere selbst, einen ausnehmend sonderbaren Bau haben, sind völlig zahnloss; haben aber vorn am Oberkiefer eine Art von os intermaxillare. Der hornichte Ueber- zug ihrer Kinnladen hat, zumal an der obern, in Rücksicht seiner Verbindung mit derselben, manche theils auffallende Aehnlichkeit mit dem Pferdehuf. Ihre Hirnhöhle ist äusserst eng in Vergleich zur Grösse des Schedels, dessen grössten Raum bey den Seeschildkröten die beiden weiten fossae laterales einnehmen, in welchen die mächtig grossen Beissmuskeln liegen.
*) Gute Abbildungen von Schildkröten- Sceleten s. bey Coiter, Cheselden und zumal in Joh. Dan. Meyer'sZeitvertreib mit Betrachtung curioser Vorstellungen allerhand Thiere u. s. w. T. I. t. 29. 31. T. II. t. 62., und die einzelnen Theile in Giov. Caldesiosservaz. anatom. intorno alle Tartarughe. Fir. 1687. 4.
<TEI><textxml:id="blume_hbnatur_000101"><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0115"xml:id="pb095_0001"n="95"/></div><divn="3"><headrendition="#c">§. 60.</head><lb/><p>Die <hirendition="#i">Schildkröten,</hi> deren ganze Ge-<lb/>
rippe<noteanchored="true"place="foot"n="*)"><p>Gute Abbildungen von Schildkröten-<lb/>
Sceleten s. bey <hirendition="#k">Coiter, Cheselden</hi> und<lb/>
zumal in <hirendition="#k">Joh. Dan. Meyer's</hi><hirendition="#i">Zeitvertreib<lb/>
mit Betrachtung curioser Vorstellungen<lb/>
allerhand Thiere</hi> u. s. w. T. I. t. 29. 31.<lb/>
T. II. t. 62., und die einzelnen Theile in<lb/><hirendition="#k">Giov. Caldesi</hi><hirendition="#i">osservaz. anatom. intorno<lb/>
alle Tartarughe.</hi> Fir. 1687. 4.</p></note> überhaupt, so wie diese Thiere<lb/>
selbst, einen ausnehmend sonderbaren<lb/>
Bau haben, sind völlig zahnloss; haben<lb/>
aber vorn am Oberkiefer eine Art von<lb/><hirendition="#i">os intermaxillare.</hi> Der hornichte Ueber-<lb/>
zug ihrer Kinnladen hat, zumal an der<lb/>
obern, in Rücksicht seiner Verbindung<lb/>
mit derselben, manche theils auffallende<lb/>
Aehnlichkeit mit dem Pferdehuf. Ihre<lb/>
Hirnhöhle ist äusserst eng in Vergleich<lb/>
zur Grösse des Schedels, dessen grössten<lb/>
Raum <choice><sic/><corrsource="#pb550_0001"type="corrigenda"> bey den Seeschildkröten<lb/></corr></choice>die beiden weiten <hirendition="#i">fossae laterales</hi><lb/>
einnehmen, in welchen die mächtig<lb/>
grossen Beissmuskeln liegen.</p></div></div></div></body></text></TEI>
[95/0115]
§. 60.
Die Schildkröten, deren ganze Ge-
rippe *) überhaupt, so wie diese Thiere
selbst, einen ausnehmend sonderbaren
Bau haben, sind völlig zahnloss; haben
aber vorn am Oberkiefer eine Art von
os intermaxillare. Der hornichte Ueber-
zug ihrer Kinnladen hat, zumal an der
obern, in Rücksicht seiner Verbindung
mit derselben, manche theils auffallende
Aehnlichkeit mit dem Pferdehuf. Ihre
Hirnhöhle ist äusserst eng in Vergleich
zur Grösse des Schedels, dessen grössten
Raum bey den Seeschildkröten
die beiden weiten fossae laterales
einnehmen, in welchen die mächtig
grossen Beissmuskeln liegen.
*) Gute Abbildungen von Schildkröten-
Sceleten s. bey Coiter, Cheselden und
zumal in Joh. Dan. Meyer's Zeitvertreib
mit Betrachtung curioser Vorstellungen
allerhand Thiere u. s. w. T. I. t. 29. 31.
T. II. t. 62., und die einzelnen Theile in
Giov. Caldesi osservaz. anatom. intorno
alle Tartarughe. Fir. 1687. 4.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der vergleichenden Anatomie. Göttingen, 1805, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_anatomie2_1805/115>, abgerufen am 18.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.