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Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.

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Linie neben einander, sondern von vorn nach
hinten stumpf convergirend laufeni).

§. 176.

Ueber die Art wie diese Knöpfe mit dem
Schlafbeine eingelenckt seyenk) besonders ob
sie mehr in der cauitas oder mehr am tuber-
culum articulare
desselben (§. 49.) liegen, ist

i) Von der verschiednen Bildung dieser condylorum
bey den Thieren hängt die eben so verschiedne
Beweglichkeit ihrer Kinnladen ab. Rundliche
Knöpfe machen eine Art arthrodia (Th. I. §. 106.)
und gestatten folglich eine vielseitige Bewegung. -
Sehr breit in die Quere laufende hingegen bilden
gleichsam einen ginglymus (Th. I. §. 105.) mithin
eine weit eingeschränktere, bestimmtere, einseiti-
gere Einlenkung. - Jenes ist der Fall bey vielen
Herbivoren, besonders beym Elephanten, Biber etc. -
Dieses hingegen bey den reißenden Thieren. -
Beym Dachs greifen die Ränder der Rinne in
welcher der walzenförmige condylus wie in einem
Gewinde läuft, so weit über denselben her, daß
der Unterkiefer selbst nach der Maceration nicht
abfallen kann.Bey den Wallfischen und andern cetaceis ste-
hen die condyli gar nicht in die Höhe, sondern
liegen ganz flach nach hinten.Am allersonderbarsten habe ich diese Einlen-
kung am americanischen Crocodil gefunden, da sie
viele Aenlichkeit mit der Articulation des Ober-
arms und der Ellenbogenröhre beym Menschen
hat: die condyli nämlich sind fast wie das obre
Ende der vlna ausgeschweift, und passen in ein
convexes Gewinde des Schädels ein, das ebenfalls
der trochlea am untern Ende des humerus ähnelt.
k) jul. leop. th. f. zincken dictus sommer de
maxillae inferioris luxatione
. Gotting. 1794. 4.

Linie neben einander, sondern von vorn nach
hinten stumpf convergirend laufeni).

§. 176.

Ueber die Art wie diese Knöpfe mit dem
Schlafbeine eingelenckt seyenk) besonders ob
sie mehr in der cauitas oder mehr am tuber-
culum articulare
desselben (§. 49.) liegen, ist

i) Von der verschiednen Bildung dieser condylorum
bey den Thieren hängt die eben so verschiedne
Beweglichkeit ihrer Kinnladen ab. Rundliche
Knöpfe machen eine Art arthrodia (Th. I. §. 106.)
und gestatten folglich eine vielseitige Bewegung. –
Sehr breit in die Quere laufende hingegen bilden
gleichsam einen ginglymus (Th. I. §. 105.) mithin
eine weit eingeschränktere, bestimmtere, einseiti-
gere Einlenkung. – Jenes ist der Fall bey vielen
Herbivoren, besonders beym Elephanten, Biber ꝛc. –
Dieses hingegen bey den reißenden Thieren. –
Beym Dachs greifen die Ränder der Rinne in
welcher der walzenförmige condylus wie in einem
Gewinde läuft, so weit über denselben her, daß
der Unterkiefer selbst nach der Maceration nicht
abfallen kann.Bey den Wallfischen und andern cetaceis ste-
hen die condyli gar nicht in die Höhe, sondern
liegen ganz flach nach hinten.Am allersonderbarsten habe ich diese Einlen-
kung am americanischen Crocodil gefunden, da sie
viele Aenlichkeit mit der Articulation des Ober-
arms und der Ellenbogenröhre beym Menschen
hat: die condyli nämlich sind fast wie das obre
Ende der vlna ausgeschweift, und passen in ein
convexes Gewinde des Schädels ein, das ebenfalls
der trochlea am untern Ende des humerus ähnelt.
k) jul. leop. th. f. zincken dictus sommer de
maxillae inferioris luxatione
. Gotting. 1794. 4.
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[250/0276] Linie neben einander, sondern von vorn nach hinten stumpf convergirend laufen i). §. 176. Ueber die Art wie diese Knöpfe mit dem Schlafbeine eingelenckt seyen k) besonders ob sie mehr in der cauitas oder mehr am tuber- culum articulare desselben (§. 49.) liegen, ist i) Von der verschiednen Bildung dieser condylorum bey den Thieren hängt die eben so verschiedne Beweglichkeit ihrer Kinnladen ab. Rundliche Knöpfe machen eine Art arthrodia (Th. I. §. 106.) und gestatten folglich eine vielseitige Bewegung. – Sehr breit in die Quere laufende hingegen bilden gleichsam einen ginglymus (Th. I. §. 105.) mithin eine weit eingeschränktere, bestimmtere, einseiti- gere Einlenkung. – Jenes ist der Fall bey vielen Herbivoren, besonders beym Elephanten, Biber ꝛc. – Dieses hingegen bey den reißenden Thieren. – Beym Dachs greifen die Ränder der Rinne in welcher der walzenförmige condylus wie in einem Gewinde läuft, so weit über denselben her, daß der Unterkiefer selbst nach der Maceration nicht abfallen kann. Bey den Wallfischen und andern cetaceis ste- hen die condyli gar nicht in die Höhe, sondern liegen ganz flach nach hinten. Am allersonderbarsten habe ich diese Einlen- kung am americanischen Crocodil gefunden, da sie viele Aenlichkeit mit der Articulation des Ober- arms und der Ellenbogenröhre beym Menschen hat: die condyli nämlich sind fast wie das obre Ende der vlna ausgeschweift, und passen in ein convexes Gewinde des Schädels ein, das ebenfalls der trochlea am untern Ende des humerus ähnelt. k) jul. leop. th. f. zincken dictus sommer de maxillae inferioris luxatione. Gotting. 1794. 4.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/276>, abgerufen am 28.03.2024.