Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

verhalten sich besonders die Knochen und das
Gerippe (als von welchem die ganze übrige Bil-
dung abhängt) des ersten und leztern gegen
einander. Beym Kinde nämlich ist die Hirn-
schale sehr groß, die Brust weit, die Hüf-
ten schmahl etc. Seine flachen Knochen glatt
und eben; die Röhrenknochen kurz, meist cy-
lindrisch u. s. w. Während aber, daß ihre
Verknöcherung fortgeht und sie an Festigkeit
mehr und mehr zunehmen, so nähern sie sich
auch in Rücksicht ihrer Ausbildung immer
mehr der künftigen Bestimmtheit und voll-
kommenen Reife.

§. 35.

Um sich die Ausbildung und theils succes-
sive Umformung so harter Organe als die
Knochen sind, recht zu verdeutlichen, darf
man nur nicht vergessen, daß dieselben bey
dieser ihrer Härte doch zugleich gerade die
allerwandelbarsten von allen festen Stoffen
(- partibus similaribus -) des thierischen
Körpers sind; deren mechanische Elemente
durch die fast unaufhörliche wenn gleich meist
unmerkliche Wechselwirkung worin der Secre-
tions-Proceß mit der Absorbtion steht, be-
ständig erneuert und gleichsam umgetauscht
werden. Eine Wahrheit, die sich z. B. schon
aus der abwechselnden Röthe oder Weiße
der Knochen bey jungen warmblüthigen Thie-

verhalten sich besonders die Knochen und das
Gerippe (als von welchem die ganze übrige Bil-
dung abhängt) des ersten und leztern gegen
einander. Beym Kinde nämlich ist die Hirn-
schale sehr groß, die Brust weit, die Hüf-
ten schmahl ꝛc. Seine flachen Knochen glatt
und eben; die Röhrenknochen kurz, meist cy-
lindrisch u. s. w. Während aber, daß ihre
Verknöcherung fortgeht und sie an Festigkeit
mehr und mehr zunehmen, so nähern sie sich
auch in Rücksicht ihrer Ausbildung immer
mehr der künftigen Bestimmtheit und voll-
kommenen Reife.

§. 35.

Um sich die Ausbildung und theils succes-
sive Umformung so harter Organe als die
Knochen sind, recht zu verdeutlichen, darf
man nur nicht vergessen, daß dieselben bey
dieser ihrer Härte doch zugleich gerade die
allerwandelbarsten von allen festen Stoffen
(– partibus similaribus –) des thierischen
Körpers sind; deren mechanische Elemente
durch die fast unaufhörliche wenn gleich meist
unmerkliche Wechselwirkung worin der Secre-
tions-Proceß mit der Absorbtion steht, be-
ständig erneuert und gleichsam umgetauscht
werden. Eine Wahrheit, die sich z. B. schon
aus der abwechselnden Röthe oder Weiße
der Knochen bey jungen warmblüthigen Thie-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0052" xml:id="pb026_0001" n="26"/>
verhalten sich besonders die Knochen und das<lb/>
Gerippe (als von welchem die ganze übrige Bil-<lb/>
dung abhängt) des ersten und leztern gegen<lb/>
einander. Beym Kinde nämlich ist die Hirn-<lb/>
schale sehr groß, die Brust weit, die Hüf-<lb/>
ten schmahl &#xA75B;c. Seine flachen Knochen glatt<lb/>
und eben; die Röhrenknochen kurz, meist cy-<lb/>
lindrisch u. s. w. Während aber, daß ihre<lb/>
Verknöcherung fortgeht und sie an Festigkeit<lb/>
mehr und mehr zunehmen, so nähern sie sich<lb/>
auch in Rücksicht ihrer Ausbildung immer<lb/>
mehr der künftigen Bestimmtheit und voll-<lb/>
kommenen Reife.</p>
          </div>
          <div n="3">
            <head rendition="#c">§. 35.</head><lb/>
            <p>Um sich die Ausbildung und theils succes-<lb/>
sive Umformung so harter Organe als die<lb/>
Knochen sind, recht zu verdeutlichen, darf<lb/>
man nur nicht vergessen, daß dieselben bey<lb/>
dieser ihrer Härte doch zugleich gerade die<lb/>
allerwandelbarsten von allen festen Stoffen<lb/>
(&#x2013; <hi rendition="#aq">partibus similaribus</hi> &#x2013;) des thierischen<lb/>
Körpers sind; deren mechanische Elemente<lb/>
durch die fast unaufhörliche wenn gleich meist<lb/>
unmerkliche Wechselwirkung worin der Secre-<lb/>
tions-Proceß mit der Absorbtion steht, be-<lb/>
ständig erneuert und gleichsam umgetauscht<lb/>
werden. Eine Wahrheit, die sich z. B. schon<lb/>
aus der abwechselnden Röthe oder Weiße<lb/>
der Knochen bey jungen warmblüthigen Thie-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[26/0052] verhalten sich besonders die Knochen und das Gerippe (als von welchem die ganze übrige Bil- dung abhängt) des ersten und leztern gegen einander. Beym Kinde nämlich ist die Hirn- schale sehr groß, die Brust weit, die Hüf- ten schmahl ꝛc. Seine flachen Knochen glatt und eben; die Röhrenknochen kurz, meist cy- lindrisch u. s. w. Während aber, daß ihre Verknöcherung fortgeht und sie an Festigkeit mehr und mehr zunehmen, so nähern sie sich auch in Rücksicht ihrer Ausbildung immer mehr der künftigen Bestimmtheit und voll- kommenen Reife. §. 35. Um sich die Ausbildung und theils succes- sive Umformung so harter Organe als die Knochen sind, recht zu verdeutlichen, darf man nur nicht vergessen, daß dieselben bey dieser ihrer Härte doch zugleich gerade die allerwandelbarsten von allen festen Stoffen (– partibus similaribus –) des thierischen Körpers sind; deren mechanische Elemente durch die fast unaufhörliche wenn gleich meist unmerkliche Wechselwirkung worin der Secre- tions-Proceß mit der Absorbtion steht, be- ständig erneuert und gleichsam umgetauscht werden. Eine Wahrheit, die sich z. B. schon aus der abwechselnden Röthe oder Weiße der Knochen bey jungen warmblüthigen Thie-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/52
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Geschichte und Beschreibung der Knochen des menschlichen Körpers. 2. Aufl. Göttingen, 1807, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_knochen_1807/52>, abgerufen am 29.03.2024.