Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Allein jene weißen und weichen Flecke, welche
nur bey einer veränderten Wirkung der kleinsten Fell-
gefäßchen erfolgen, kommen nicht bloß bey den Ne-
gern, sondern auch zuweilen in unsern Gegenden
vor; und ich selbst habe Gelegenheit gehabt, zwey
solche Beyspiele an Teutschen, an einem jungen
und einem sechzigjährigen Manne zu beobachten.
Bey beyden war die schwärzliche Haut hin und wie-
der mit den weißesten Flecken von verschiedener
Größe untermischt: keinem von beyden aber waren
sie angeboren, sondern bey diesem in der Kindheit,
bey jenem hingegen im Mannesalter nach und nach
und von freyen Stücken entstanden.

§. 49.
Aehnliche besondere Veränderungen der Hautfarbe.

Diese eben angeführten Beyspiele scheinen die
Wirkung der kleinsten Fellgefäße auf die Bereitung
der Hautfarbe zu beweisen; es kommen aber hin und
wieder auch andere hieher gehörige Erscheinungen
vor, welche meine oben angeführte Vermuthung
(§. 44. 45.) bestätigen, daß jene Farbe den nächsten
Grund in einem auf dem malpighischen Schleime an-
gesetztem Uiberflusse von Kohlenstoff habe.


Hier-
J. G. Gmelin schreibt sie einer Krankheit zu, Rei-
se durch Sibirien
, Vorr. Th. 2.
Und zwar einem scorbutischen Uibel. J. Bell Tra-
vels from st. Petersburg to diverse parts of Asia
.

Th. 1. S. 218.
H 2

Allein jene weißen und weichen Flecke, welche
nur bey einer veraͤnderten Wirkung der kleinſten Fell-
gefaͤßchen erfolgen, kommen nicht bloß bey den Ne-
gern, ſondern auch zuweilen in unſern Gegenden
vor; und ich ſelbſt habe Gelegenheit gehabt, zwey
ſolche Beyſpiele an Teutſchen, an einem jungen
und einem ſechzigjaͤhrigen Manne zu beobachten.
Bey beyden war die ſchwaͤrzliche Haut hin und wie-
der mit den weißeſten Flecken von verſchiedener
Groͤße untermiſcht: keinem von beyden aber waren
ſie angeboren, ſondern bey dieſem in der Kindheit,
bey jenem hingegen im Mannesalter nach und nach
und von freyen Stuͤcken entſtanden.

§. 49.
Aehnliche beſondere Veraͤnderungen der Hautfarbe.

Dieſe eben angefuͤhrten Beyſpiele ſcheinen die
Wirkung der kleinſten Fellgefaͤße auf die Bereitung
der Hautfarbe zu beweiſen; es kommen aber hin und
wieder auch andere hieher gehoͤrige Erſcheinungen
vor, welche meine oben angefuͤhrte Vermuthung
(§. 44. 45.) beſtaͤtigen, daß jene Farbe den naͤchſten
Grund in einem auf dem malpighiſchen Schleime an-
geſetztem Uiberfluſſe von Kohlenſtoff habe.


Hier-
J. G. Gmelin ſchreibt ſie einer Krankheit zu, Rei-
ſe durch Sibirien
, Vorr. Th. 2.
Und zwar einem ſcorbutiſchen Uibel. J. Bell Tra-
vels from st. Petersburg to diverſe parts of Aſia
.

Th. 1. S. 218.
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0149" n="115"/>
          <p>Allein jene weißen und weichen Flecke, welche<lb/>
nur bey einer vera&#x0364;nderten Wirkung der klein&#x017F;ten Fell-<lb/>
gefa&#x0364;ßchen erfolgen, kommen nicht bloß bey den Ne-<lb/>
gern, &#x017F;ondern auch zuweilen in un&#x017F;ern Gegenden<lb/>
vor; und ich &#x017F;elb&#x017F;t habe Gelegenheit gehabt, zwey<lb/>
&#x017F;olche Bey&#x017F;piele an Teut&#x017F;chen, an einem jungen<lb/>
und einem &#x017F;echzigja&#x0364;hrigen Manne zu beobachten.<lb/>
Bey beyden war die &#x017F;chwa&#x0364;rzliche Haut hin und wie-<lb/>
der mit den weiße&#x017F;ten Flecken von ver&#x017F;chiedener<lb/>
Gro&#x0364;ße untermi&#x017F;cht: keinem von beyden aber waren<lb/>
&#x017F;ie angeboren, &#x017F;ondern bey die&#x017F;em in der Kindheit,<lb/>
bey jenem hingegen im Mannesalter nach und nach<lb/>
und von freyen Stu&#x0364;cken ent&#x017F;tanden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 49.<lb/>
Aehnliche be&#x017F;ondere Vera&#x0364;nderungen der Hautfarbe.</head><lb/>
          <p>Die&#x017F;e eben angefu&#x0364;hrten Bey&#x017F;piele &#x017F;cheinen die<lb/>
Wirkung der klein&#x017F;ten Fellgefa&#x0364;ße auf die Bereitung<lb/>
der Hautfarbe zu bewei&#x017F;en; es kommen aber hin und<lb/>
wieder auch andere hieher geho&#x0364;rige Er&#x017F;cheinungen<lb/>
vor, welche meine oben angefu&#x0364;hrte Vermuthung<lb/>
(§. 44. 45.) be&#x017F;ta&#x0364;tigen, daß jene Farbe den na&#x0364;ch&#x017F;ten<lb/>
Grund in einem auf dem malpighi&#x017F;chen Schleime an-<lb/>
ge&#x017F;etztem Uiberflu&#x017F;&#x017F;e von Kohlen&#x017F;toff habe.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Hier-</fw><lb/>
          <note xml:id="note-0149" prev="#note-0148a" place="foot" n="74)">J. G. Gmelin &#x017F;chreibt &#x017F;ie einer Krankheit zu, <hi rendition="#g">Rei-<lb/>
&#x017F;e durch Sibirien</hi>, Vorr. Th. 2.<lb/>
Und zwar einem &#x017F;corbuti&#x017F;chen Uibel. J. Bell <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tra-<lb/>
vels from st. Petersburg to diver&#x017F;e parts of A&#x017F;ia</hi>.</hi><lb/>
Th. 1. S. 218.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0149] Allein jene weißen und weichen Flecke, welche nur bey einer veraͤnderten Wirkung der kleinſten Fell- gefaͤßchen erfolgen, kommen nicht bloß bey den Ne- gern, ſondern auch zuweilen in unſern Gegenden vor; und ich ſelbſt habe Gelegenheit gehabt, zwey ſolche Beyſpiele an Teutſchen, an einem jungen und einem ſechzigjaͤhrigen Manne zu beobachten. Bey beyden war die ſchwaͤrzliche Haut hin und wie- der mit den weißeſten Flecken von verſchiedener Groͤße untermiſcht: keinem von beyden aber waren ſie angeboren, ſondern bey dieſem in der Kindheit, bey jenem hingegen im Mannesalter nach und nach und von freyen Stuͤcken entſtanden. §. 49. Aehnliche beſondere Veraͤnderungen der Hautfarbe. Dieſe eben angefuͤhrten Beyſpiele ſcheinen die Wirkung der kleinſten Fellgefaͤße auf die Bereitung der Hautfarbe zu beweiſen; es kommen aber hin und wieder auch andere hieher gehoͤrige Erſcheinungen vor, welche meine oben angefuͤhrte Vermuthung (§. 44. 45.) beſtaͤtigen, daß jene Farbe den naͤchſten Grund in einem auf dem malpighiſchen Schleime an- geſetztem Uiberfluſſe von Kohlenſtoff habe. Hier- 74) 74) J. G. Gmelin ſchreibt ſie einer Krankheit zu, Rei- ſe durch Sibirien, Vorr. Th. 2. Und zwar einem ſcorbutiſchen Uibel. J. Bell Tra- vels from st. Petersburg to diverſe parts of Aſia. Th. 1. S. 218. H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

"Über die natürlichen Verschiedenheiten im Mensch… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/149
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/149>, abgerufen am 18.04.2024.