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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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schon aber diese Wahrheit völlig ausgemacht ist, so
ist doch nicht minder keinem Zweifel unterworfen,
daß verschiedene Varietäten des Menschengeschlechts
(ja zuweilen sogar Bewohner einzelner Provin-
zen)103) im Allgemeinen eine nationale, jeder der-
selben eigenthümliche und gemeinsame Gesichtsbil-
dung haben, wodurch man sie von den übrigen Va-
rietäten leicht unterscheiden kann.

§. 56.
Nationale Gesichtsverschiedenheiten.

Ich habe deshalb, nachdem ich mir eine ziemli-
che Anzahl von geschickten Künstlern nach dem Leben
gemachte Abbildungen ausländischer Menschen mit

großer
festzusetzen. Allein anderer Seitstrafen
wir zu hunderten von wirklich europäi-
schem Gesicht, und einige unter ihnen
hatten ächte römische Nasen."
Siehe Cooks
letzte Reise, Th. 1. S. 380. Pp).
Andere Beyspiele der Art, welche unter äthiopi-
schen und amerikanischen Völkern beobachtet worden
sind, sollen unten angegeben werden.
Gegenseitig trift man bey einzelnen Europäern in
Hinsicht auf Gesichtsbildung sehr häufig Aehnlichkeit
mit Negern oder Mongolen, und sie ist sogar zum
Sprichwort geworden.
103) So sagte vorlängst, schon vor zweyhundert Jah-
ren, Libavcus, ein nicht zu verachte der Schriftsteller:
"Eine andere Gesichtsbildung haben die
Thüringer, eine andere die Sachsen, eine
andere die Sueven, und jeder Gau hat fast
seine eigene, daß man, wenn maneiniger-
maßen Mühe darauf verwenden wollte,
jedem beynahe sein Vaterland würde an-
sehen können." In seinem Werke
: De Ae-
thiopibus Virgilianis, Singularium
,
Th. 1. S. 659.
Versch. des M. I

ſchon aber dieſe Wahrheit voͤllig ausgemacht iſt, ſo
iſt doch nicht minder keinem Zweifel unterworfen,
daß verſchiedene Varietaͤten des Menſchengeſchlechts
(ja zuweilen ſogar Bewohner einzelner Provin-
zen)103) im Allgemeinen eine nationale, jeder der-
ſelben eigenthuͤmliche und gemeinſame Geſichtsbil-
dung haben, wodurch man ſie von den uͤbrigen Va-
rietaͤten leicht unterſcheiden kann.

§. 56.
Nationale Geſichtsverſchiedenheiten.

Ich habe deshalb, nachdem ich mir eine ziemli-
che Anzahl von geſchickten Kuͤnſtlern nach dem Leben
gemachte Abbildungen auslaͤndiſcher Menſchen mit

großer
feſtzuſetzen. Allein anderer Seitstrafen
wir zu hunderten von wirklich europaͤi-
ſchem Geſicht, und einige unter ihnen
hatten aͤchte roͤmiſche Naſen.“
Siehe Cooks
letzte Reiſe, Th. 1. S. 380. Pp).
Andere Beyſpiele der Art, welche unter aͤthiopi-
ſchen und amerikaniſchen Voͤlkern beobachtet worden
ſind, ſollen unten angegeben werden.
Gegenſeitig trift man bey einzelnen Europaͤern in
Hinſicht auf Geſichtsbildung ſehr haͤufig Aehnlichkeit
mit Negern oder Mongolen, und ſie iſt ſogar zum
Sprichwort geworden.
103) So ſagte vorlaͤngſt, ſchon vor zweyhundert Jah-
ren, Libavcus, ein nicht zu verachte der Schriftſteller:
„Eine andere Geſichtsbildung haben die
Thuͤringer, eine andere die Sachſen, eine
andere die Sueven, und jeder Gau hat faſt
ſeine eigene, daß man, wenn maneiniger-
maßen Muͤhe darauf verwenden wollte,
jedem beynahe ſein Vaterland wuͤrde an-
ſehen koͤnnen.“ In ſeinem Werke
: De Ae-
thiopibus Virgilianis, Singularium
,
Th. 1. S. 659.
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[129/0163] ſchon aber dieſe Wahrheit voͤllig ausgemacht iſt, ſo iſt doch nicht minder keinem Zweifel unterworfen, daß verſchiedene Varietaͤten des Menſchengeſchlechts (ja zuweilen ſogar Bewohner einzelner Provin- zen) 103) im Allgemeinen eine nationale, jeder der- ſelben eigenthuͤmliche und gemeinſame Geſichtsbil- dung haben, wodurch man ſie von den uͤbrigen Va- rietaͤten leicht unterſcheiden kann. §. 56. Nationale Geſichtsverſchiedenheiten. Ich habe deshalb, nachdem ich mir eine ziemli- che Anzahl von geſchickten Kuͤnſtlern nach dem Leben gemachte Abbildungen auslaͤndiſcher Menſchen mit großer 102) 103) So ſagte vorlaͤngſt, ſchon vor zweyhundert Jah- ren, Libavcus, ein nicht zu verachte der Schriftſteller: „Eine andere Geſichtsbildung haben die Thuͤringer, eine andere die Sachſen, eine andere die Sueven, und jeder Gau hat faſt ſeine eigene, daß man, wenn maneiniger- maßen Muͤhe darauf verwenden wollte, jedem beynahe ſein Vaterland wuͤrde an- ſehen koͤnnen.“ In ſeinem Werke: De Ae- thiopibus Virgilianis, Singularium, Th. 1. S. 659. 102) feſtzuſetzen. Allein anderer Seitstrafen wir zu hunderten von wirklich europaͤi- ſchem Geſicht, und einige unter ihnen hatten aͤchte roͤmiſche Naſen.“ Siehe Cooks letzte Reiſe, Th. 1. S. 380. Pp). Andere Beyſpiele der Art, welche unter aͤthiopi- ſchen und amerikaniſchen Voͤlkern beobachtet worden ſind, ſollen unten angegeben werden. Gegenſeitig trift man bey einzelnen Europaͤern in Hinſicht auf Geſichtsbildung ſehr haͤufig Aehnlichkeit mit Negern oder Mongolen, und ſie iſt ſogar zum Sprichwort geworden. Verſch. des M. I

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/163>, abgerufen am 28.03.2024.