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Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798.

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andere hingegen von mittlerer Statur, an Farbe
und Gesichtsbildung wenig von den Mulatten ver-
schieden, mit krausem Haar u. s. w. 43). Diese
letztere also ist den Bewohnern der westlichern Inseln
im Südmeer am ähnlichsten, unter welchem beson-
ders die Bewohner der neuen Hebriden sich allmählig
den Papus und Neuholländern nähern, welche
selbst endlich durch einen so unmerklichen Uibergang
mit der äthiopischen Race zusammenfließen, daß
man sie sogar, wenn man wollte, nicht unschicklich
zu der Race, welche wir gegenwärtig vor uns ha-
ben, zählen könnte.

§. 90.
Schluß.

Und eben dieser unmerkliche Uibergang, durch
welchen auch andere Racen, wie wir gesehen haben,
in einander fließen, führt uns endlich nach einer
Vergleichung mit dem, was in den vorigen Abschnit-
ten dieses Werks, von den Ursachen und Arten der
Degenerationen und den analogen Erscheinungen
von Verartung an andern Hausthieren, gesagt wor-
den ist, zu dem Schlusse, welcher aus den Princi-
pien der Physiologie, wenn sie mit Hülfe der zoolo-
gischen Kritik auf die Naturgeschichte des Menschen-
geschlechts angewendet wird, sich von selbst zu erge-
ben scheint: "daß nämlich unstreitig alle bisher
bekanntgewordene Abarten des Menschen nur zu
Einer und derselben Gattung gehören.



43) Deshalb hat auch schon der unsterbliche de Quiros, wel-
cher die Societätsinseln zuerst entdeckte, diese Varietät der
Insulaner des stillen Meeres genau unterschieden, da er
einige für weißlich ausgiebt, andere aber den Mulatten,
und noch andere den Aethioptern vergleicht. S. Dalrymple
collect. of voyages to the South-pacific Ocean
.
Th. 1. S. 164.

andere hingegen von mittlerer Statur, an Farbe
und Geſichtsbildung wenig von den Mulatten ver-
ſchieden, mit krauſem Haar u. ſ. w. 43). Dieſe
letztere alſo iſt den Bewohnern der weſtlichern Inſeln
im Suͤdmeer am aͤhnlichſten, unter welchem beſon-
ders die Bewohner der neuen Hebriden ſich allmaͤhlig
den Papus und Neuhollaͤndern naͤhern, welche
ſelbſt endlich durch einen ſo unmerklichen Uibergang
mit der aͤthiopiſchen Race zuſammenfließen, daß
man ſie ſogar, wenn man wollte, nicht unſchicklich
zu der Race, welche wir gegenwaͤrtig vor uns ha-
ben, zaͤhlen koͤnnte.

§. 90.
Schluß.

Und eben dieſer unmerkliche Uibergang, durch
welchen auch andere Racen, wie wir geſehen haben,
in einander fließen, fuͤhrt uns endlich nach einer
Vergleichung mit dem, was in den vorigen Abſchnit-
ten dieſes Werks, von den Urſachen und Arten der
Degenerationen und den analogen Erſcheinungen
von Verartung an andern Hausthieren, geſagt wor-
den iſt, zu dem Schluſſe, welcher aus den Princi-
pien der Phyſiologie, wenn ſie mit Huͤlfe der zoolo-
giſchen Kritik auf die Naturgeſchichte des Menſchen-
geſchlechts angewendet wird, ſich von ſelbſt zu erge-
ben ſcheint: „daß naͤmlich unſtreitig alle bisher
bekanntgewordene Abarten des Menſchen nur zu
Einer und derſelben Gattung gehoͤren.



43) Deshalb hat auch ſchon der unſterbliche de Quiros, wel-
cher die Societaͤtsinſeln zuerſt entdeckte, dieſe Varietaͤt der
Inſulaner des ſtillen Meeres genau unterſchieden, da er
einige fuͤr weißlich ausgiebt, andere aber den Mulatten,
und noch andere den Aethioptern vergleicht. S. Dalrymple
collect. of voyages to the South-pacific Ocean
.
Th. 1. S. 164.
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[224/0258] andere hingegen von mittlerer Statur, an Farbe und Geſichtsbildung wenig von den Mulatten ver- ſchieden, mit krauſem Haar u. ſ. w. 43). Dieſe letztere alſo iſt den Bewohnern der weſtlichern Inſeln im Suͤdmeer am aͤhnlichſten, unter welchem beſon- ders die Bewohner der neuen Hebriden ſich allmaͤhlig den Papus und Neuhollaͤndern naͤhern, welche ſelbſt endlich durch einen ſo unmerklichen Uibergang mit der aͤthiopiſchen Race zuſammenfließen, daß man ſie ſogar, wenn man wollte, nicht unſchicklich zu der Race, welche wir gegenwaͤrtig vor uns ha- ben, zaͤhlen koͤnnte. §. 90. Schluß. Und eben dieſer unmerkliche Uibergang, durch welchen auch andere Racen, wie wir geſehen haben, in einander fließen, fuͤhrt uns endlich nach einer Vergleichung mit dem, was in den vorigen Abſchnit- ten dieſes Werks, von den Urſachen und Arten der Degenerationen und den analogen Erſcheinungen von Verartung an andern Hausthieren, geſagt wor- den iſt, zu dem Schluſſe, welcher aus den Princi- pien der Phyſiologie, wenn ſie mit Huͤlfe der zoolo- giſchen Kritik auf die Naturgeſchichte des Menſchen- geſchlechts angewendet wird, ſich von ſelbſt zu erge- ben ſcheint: „daß naͤmlich unſtreitig alle bisher bekanntgewordene Abarten des Menſchen nur zu Einer und derſelben Gattung gehoͤren. 43) Deshalb hat auch ſchon der unſterbliche de Quiros, wel- cher die Societaͤtsinſeln zuerſt entdeckte, dieſe Varietaͤt der Inſulaner des ſtillen Meeres genau unterſchieden, da er einige fuͤr weißlich ausgiebt, andere aber den Mulatten, und noch andere den Aethioptern vergleicht. S. Dalrymple collect. of voyages to the South-pacific Ocean. Th. 1. S. 164.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Über die natürlichen Verschiedenheiten im Menschengeschlechte. Leipzig, 1798, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_menschengeschlecht_1798/258>, abgerufen am 29.03.2024.