Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Erdhaase kan sich ziemlich lange auf den Hin-
terbeinen aufrecht erhalten, doch scheint ihm in
dem Fall sein langer Schwanz gleichsam zum drit-
ten Fuße zu dienen. Er springt mit der Leichtig-
keit einer Heuschrecke, und wol 7 bis 8 Fuß weit.
Sein Fleisch wird von den Arabern und Kalmu-
cken gegessen.

20. lepvs. Dentes primores superiores du-
plicati
.

1. +. timidus. Der Hase. L. auriculis apice
nigris, corpore et pedibus posticis longio-
ribus
. *

Der Hase ist ein sehr furchtsames unbewehrtes
Geschöpf, was sich fast über der ganzen Erde fin-
det, und von Menschen und vielen Thieren ver-
folgt wird. Doch wird er durch seine hervorlie-
genden Augen und durch sein scharfes Gehör sehr
leicht für einer nahenden Gefahr gewarnt, und
durch seine Geschwindigkeit sehr oft daraus ent-
rissen; zudem hilft ihm auch sein Instinkt, da
er durch vielerley Wendungen und Absprünge sei-
nen Verfolgern die Epur zu verderben sucht. So
gut sich indeß der Hase auf seine Läufte zu verlassen
weiß, so macht er doch in seiner Familie gern den
Poltron, frißt seine Jungen oder kleinere Thier-
gen, Mäuse u. s. w. Beide, er und das Ca-
ninchen, sind äußerst fruchtbare Thiere; beide käu-
en auch wieder. Zuweilen giebt es schwarze Ha-
sen, und auch ganz weiße: und zwar von den
leztern theils solche, die, wie in Grönland etc.
Jahr aus Jahr ein, theils andre die wie in der
Schweiz, nur im Winter weiß sind.

Ein ungemein merkwürdiges Phänomen, was
alle Aufmerksamkeit der Naturforscher und Phy-

Der Erdhaase kan sich ziemlich lange auf den Hin-
terbeinen aufrecht erhalten, doch scheint ihm in
dem Fall sein langer Schwanz gleichsam zum drit-
ten Fuße zu dienen. Er springt mit der Leichtig-
keit einer Heuschrecke, und wol 7 bis 8 Fuß weit.
Sein Fleisch wird von den Arabern und Kalmu-
cken gegessen.

20. lepvs. Dentes primores superiores du-
plicati
.

1. †. timidus. Der Hase. L. auriculis apice
nigris, corpore et pedibus posticis longio-
ribus
. *

Der Hase ist ein sehr furchtsames unbewehrtes
Geschöpf, was sich fast über der ganzen Erde fin-
det, und von Menschen und vielen Thieren ver-
folgt wird. Doch wird er durch seine hervorlie-
genden Augen und durch sein scharfes Gehör sehr
leicht für einer nahenden Gefahr gewarnt, und
durch seine Geschwindigkeit sehr oft daraus ent-
rissen; zudem hilft ihm auch sein Instinkt, da
er durch vielerley Wendungen und Absprünge sei-
nen Verfolgern die Epur zu verderben sucht. So
gut sich indeß der Hase auf seine Läufte zu verlassen
weiß, so macht er doch in seiner Familie gern den
Poltron, frißt seine Jungen oder kleinere Thier-
gen, Mäuse u. s. w. Beide, er und das Ca-
ninchen, sind äußerst fruchtbare Thiere; beide käu-
en auch wieder. Zuweilen giebt es schwarze Ha-
sen, und auch ganz weiße: und zwar von den
leztern theils solche, die, wie in Grönland ꝛc.
Jahr aus Jahr ein, theils andre die wie in der
Schweiz, nur im Winter weiß sind.

Ein ungemein merkwürdiges Phänomen, was
alle Aufmerksamkeit der Naturforscher und Phy-

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000021">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p rendition="#l1em"><pb facs="#f0111" xml:id="pb089_0001" n="89"/>
Der Erdhaase kan sich ziemlich lange auf den Hin-<lb/>
terbeinen aufrecht erhalten, doch scheint ihm in<lb/>
dem Fall sein langer Schwanz gleichsam zum drit-<lb/>
ten Fuße zu dienen. Er springt mit der Leichtig-<lb/>
keit einer Heuschrecke, und wol 7 bis 8 Fuß weit.<lb/>
Sein Fleisch wird von den Arabern und Kalmu-<lb/>
cken gegessen.</p>
              <p rendition="#indent-1">20. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k"><hi rendition="#aq">lepvs</hi></hi></hi>. <hi rendition="#aq">Dentes primores superiores du-<lb/>
plicati</hi>.</p>
              <p rendition="#indent-2">1. &#x2020;. <hi rendition="#aq">timidus.</hi> Der Hase. <hi rendition="#aq">L. auriculis apice<lb/>
nigris, corpore et pedibus posticis longio-<lb/>
ribus</hi>. *</p>
              <p rendition="#l1em">Der Hase ist ein sehr furchtsames unbewehrtes<lb/>
Geschöpf, was sich fast über der ganzen Erde fin-<lb/>
det, und von Menschen und vielen Thieren ver-<lb/>
folgt wird. Doch wird er durch seine hervorlie-<lb/>
genden Augen und durch sein scharfes Gehör sehr<lb/>
leicht für einer nahenden Gefahr gewarnt, und<lb/>
durch seine Geschwindigkeit sehr oft daraus ent-<lb/>
rissen; zudem hilft ihm auch sein Instinkt, da<lb/>
er durch vielerley Wendungen und Absprünge sei-<lb/>
nen Verfolgern die Epur zu verderben sucht. So<lb/>
gut sich indeß der Hase auf seine Läufte zu verlassen<lb/>
weiß, so macht er doch in seiner Familie gern den<lb/>
Poltron, frißt seine Jungen oder kleinere Thier-<lb/>
gen, Mäuse u. s. w. Beide, er und das Ca-<lb/>
ninchen, sind äußerst fruchtbare Thiere; beide käu-<lb/>
en auch wieder. Zuweilen giebt es schwarze Ha-<lb/>
sen, und auch ganz weiße: und zwar von den<lb/>
leztern theils solche, die, wie in Grönland &#xA75B;c.<lb/>
Jahr aus Jahr ein, theils andre die wie in der<lb/>
Schweiz, nur im Winter weiß sind.</p>
              <p rendition="#l1em">Ein ungemein merkwürdiges Phänomen, was<lb/>
alle Aufmerksamkeit der Naturforscher und Phy-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0111] Der Erdhaase kan sich ziemlich lange auf den Hin- terbeinen aufrecht erhalten, doch scheint ihm in dem Fall sein langer Schwanz gleichsam zum drit- ten Fuße zu dienen. Er springt mit der Leichtig- keit einer Heuschrecke, und wol 7 bis 8 Fuß weit. Sein Fleisch wird von den Arabern und Kalmu- cken gegessen. 20. lepvs. Dentes primores superiores du- plicati. 1. †. timidus. Der Hase. L. auriculis apice nigris, corpore et pedibus posticis longio- ribus. * Der Hase ist ein sehr furchtsames unbewehrtes Geschöpf, was sich fast über der ganzen Erde fin- det, und von Menschen und vielen Thieren ver- folgt wird. Doch wird er durch seine hervorlie- genden Augen und durch sein scharfes Gehör sehr leicht für einer nahenden Gefahr gewarnt, und durch seine Geschwindigkeit sehr oft daraus ent- rissen; zudem hilft ihm auch sein Instinkt, da er durch vielerley Wendungen und Absprünge sei- nen Verfolgern die Epur zu verderben sucht. So gut sich indeß der Hase auf seine Läufte zu verlassen weiß, so macht er doch in seiner Familie gern den Poltron, frißt seine Jungen oder kleinere Thier- gen, Mäuse u. s. w. Beide, er und das Ca- ninchen, sind äußerst fruchtbare Thiere; beide käu- en auch wieder. Zuweilen giebt es schwarze Ha- sen, und auch ganz weiße: und zwar von den leztern theils solche, die, wie in Grönland ꝛc. Jahr aus Jahr ein, theils andre die wie in der Schweiz, nur im Winter weiß sind. Ein ungemein merkwürdiges Phänomen, was alle Aufmerksamkeit der Naturforscher und Phy-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/111
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. Bd. 1. Göttingen, 1779, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1779/111>, abgerufen am 25.04.2024.