Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Fischotter und der Biber haben einerley
Vaterland, einerley Aufenthalt, auch überhaupt
in ihrer Oeconomie vieles mit einander gemein,
ob sie wol, die Füsse ausgenommen, in ihrem
übrigen Körperbau verschieden gebildet sind. Der
Biber hat lange Vorderzähne wie das Eichhorn,
um Bäume fällen und benagen zu können. Die
Fischotter hingegen. die fast blos von thierischer
Nahrung, von Fischen, Krebsen und Fröschen
lebt, und nur im Nothfall ihren Hunger mit
Baumrinden stillt, hat ein fleischfressendes Ge-
biß, was der Wiesel und Marder ihrem gleicht.
Sie schleicht des Nachts am Ufer umher, um
ihren Raub aufzuspühren, stürzt sich, sobald
sie ihn merkt, ins Wasser, wo sie, so wie un-
term Eise, lang verweilen kan, verzehrt ihn
aber im trocknen. Sie gräbt sich in hole Ufer,
hat ihren Eingang unterm Wasser, und last nur
ein kleines Luftloch oben über der Erde. So
wild sie sonst ist, so last sie sich doch wenn sie
jung gefangen worden zähmen und sogar zum
Fischfang abrichten und benutzen.

2. Marina. Die Meerotter. L. plantis pi-
losis, cauda corpore quadruplo breviore.

steller, nov. Comm. Petrop. T. II.
tab. XXVI.

Die Meerotter hat ihren Namen daher, weil
sie sich auch zuweilen in der See finden last,
doch entfernt sie sich nicht weit vom Lande, und
zieht sich allemal lieber in Flüsse und andre süsse
Wasser. Sie ist in Nordamerica und Sibirien,
besonders um Kamtschatka, zu Hause. Sie hat
ein kostbares schwarzes oder silbergraues Fell,
was zumal von den Chinesen geschäzt und auf-
gekauft wird. Ihre Hinterfüsse äneln schon de-
nen von der folgenden Familie.

Die Fischotter und der Biber haben einerley
Vaterland, einerley Aufenthalt, auch überhaupt
in ihrer Oeconomie vieles mit einander gemein,
ob sie wol, die Füsse ausgenommen, in ihrem
übrigen Körperbau verschieden gebildet sind. Der
Biber hat lange Vorderzähne wie das Eichhorn,
um Bäume fällen und benagen zu können. Die
Fischotter hingegen. die fast blos von thierischer
Nahrung, von Fischen, Krebsen und Fröschen
lebt, und nur im Nothfall ihren Hunger mit
Baumrinden stillt, hat ein fleischfressendes Ge-
biß, was der Wiesel und Marder ihrem gleicht.
Sie schleicht des Nachts am Ufer umher, um
ihren Raub aufzuspühren, stürzt sich, sobald
sie ihn merkt, ins Wasser, wo sie, so wie un-
term Eise, lang verweilen kan, verzehrt ihn
aber im trocknen. Sie gräbt sich in hole Ufer,
hat ihren Eingang unterm Wasser, und last nur
ein kleines Luftloch oben über der Erde. So
wild sie sonst ist, so last sie sich doch wenn sie
jung gefangen worden zähmen und sogar zum
Fischfang abrichten und benutzen.

2. Marina. Die Meerotter. L. plantis pi-
losis, cauda corpore quadruplo breviore.

steller, nov. Comm. Petrop. T. II.
tab. XXVI.

Die Meerotter hat ihren Namen daher, weil
sie sich auch zuweilen in der See finden last,
doch entfernt sie sich nicht weit vom Lande, und
zieht sich allemal lieber in Flüsse und andre süsse
Wasser. Sie ist in Nordamerica und Sibirien,
besonders um Kamtschatka, zu Hause. Sie hat
ein kostbares schwarzes oder silbergraues Fell,
was zumal von den Chinesen geschäzt und auf-
gekauft wird. Ihre Hinterfüsse äneln schon de-
nen von der folgenden Familie.

<TEI>
  <text xml:id="blume_hbnatur_000023">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0150" xml:id="pb138_0001" n="138"/>
              <p rendition="#l1em">Die Fischotter und der Biber haben einerley<lb/>
Vaterland, einerley Aufenthalt, auch überhaupt<lb/>
in ihrer Oeconomie vieles mit einander gemein,<lb/>
ob sie wol, die Füsse ausgenommen, in ihrem<lb/>
übrigen Körperbau verschieden gebildet sind. Der<lb/>
Biber hat lange Vorderzähne wie das Eichhorn,<lb/>
um Bäume fällen und benagen zu können. Die<lb/>
Fischotter hingegen. die fast blos von thierischer<lb/>
Nahrung, von Fischen, Krebsen und Fröschen<lb/>
lebt, und nur im Nothfall ihren Hunger mit<lb/>
Baumrinden stillt, hat ein fleischfressendes Ge-<lb/>
biß, was der Wiesel und Marder ihrem gleicht.<lb/>
Sie schleicht des Nachts am Ufer umher, um<lb/>
ihren Raub aufzuspühren, stürzt sich, sobald<lb/>
sie ihn merkt, ins Wasser, wo sie, so wie un-<lb/>
term Eise, lang verweilen kan, verzehrt ihn<lb/>
aber im trocknen. Sie gräbt sich in hole Ufer,<lb/>
hat ihren Eingang unterm Wasser, und last nur<lb/>
ein kleines Luftloch oben über der Erde. So<lb/>
wild sie sonst ist, so last sie sich doch wenn sie<lb/>
jung gefangen worden zähmen und sogar zum<lb/>
Fischfang abrichten und benutzen.</p>
              <p rendition="#indent-2">2. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Marina</hi></hi>. Die Meerotter. <hi rendition="#aq">L. plantis pi-<lb/>
losis, cauda corpore quadruplo breviore.</hi></p>
              <p rendition="#l2em"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k"><hi rendition="#g">steller</hi></hi>, <hi rendition="#i">nov. Comm. Petrop</hi>. T</hi>. II.<lb/><hi rendition="#aq">tab</hi>. XXVI.</p>
              <p rendition="#l1em">Die Meerotter hat ihren Namen daher, weil<lb/>
sie sich auch zuweilen in der See finden last,<lb/>
doch entfernt sie sich nicht weit vom Lande, und<lb/>
zieht sich allemal lieber in Flüsse und andre süsse<lb/>
Wasser. Sie ist in Nordamerica und Sibirien,<lb/>
besonders um Kamtschatka, zu Hause. Sie hat<lb/>
ein kostbares schwarzes oder silbergraues Fell,<lb/>
was zumal von den Chinesen geschäzt und auf-<lb/>
gekauft wird. Ihre Hinterfüsse äneln schon de-<lb/>
nen von der folgenden Familie.</p>
            </div>
            <div n="4">
</div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0150] Die Fischotter und der Biber haben einerley Vaterland, einerley Aufenthalt, auch überhaupt in ihrer Oeconomie vieles mit einander gemein, ob sie wol, die Füsse ausgenommen, in ihrem übrigen Körperbau verschieden gebildet sind. Der Biber hat lange Vorderzähne wie das Eichhorn, um Bäume fällen und benagen zu können. Die Fischotter hingegen. die fast blos von thierischer Nahrung, von Fischen, Krebsen und Fröschen lebt, und nur im Nothfall ihren Hunger mit Baumrinden stillt, hat ein fleischfressendes Ge- biß, was der Wiesel und Marder ihrem gleicht. Sie schleicht des Nachts am Ufer umher, um ihren Raub aufzuspühren, stürzt sich, sobald sie ihn merkt, ins Wasser, wo sie, so wie un- term Eise, lang verweilen kan, verzehrt ihn aber im trocknen. Sie gräbt sich in hole Ufer, hat ihren Eingang unterm Wasser, und last nur ein kleines Luftloch oben über der Erde. So wild sie sonst ist, so last sie sich doch wenn sie jung gefangen worden zähmen und sogar zum Fischfang abrichten und benutzen. 2. Marina. Die Meerotter. L. plantis pi- losis, cauda corpore quadruplo breviore. steller, nov. Comm. Petrop. T. II. tab. XXVI. Die Meerotter hat ihren Namen daher, weil sie sich auch zuweilen in der See finden last, doch entfernt sie sich nicht weit vom Lande, und zieht sich allemal lieber in Flüsse und andre süsse Wasser. Sie ist in Nordamerica und Sibirien, besonders um Kamtschatka, zu Hause. Sie hat ein kostbares schwarzes oder silbergraues Fell, was zumal von den Chinesen geschäzt und auf- gekauft wird. Ihre Hinterfüsse äneln schon de- nen von der folgenden Familie.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Editura GmbH & Co.KG, Berlin: Volltexterstellung und Basis-TEI-Auszeichung
Johann Friedrich Blumenbach – online: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-08-26T09:00:15Z)
Frank Wiegand: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2013-08-26T09:00:15Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Nicht erfasst: Bogensignaturen und Kustoden, Kolumnentitel.
  • Auf Titelblättern wurde auf die Auszeichnung der Schriftgrößenunterschiede zugunsten der Identifizierung von <titlePart>s verzichtet.
  • Keine Auszeichnung der Initialbuchstaben am Kapitelanfang.
  • Langes ſ: als s transkribiert.
  • Hochgestellte e über Vokalen: in moderner Schreibweise erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/150
Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 2. Aufl. Göttingen, 1782, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1782/150>, abgerufen am 19.04.2024.