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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft:
und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut
von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahli-
gen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, ver-
schieden, als die früheste Gestalt des neuempfange-
nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung;
so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eye ge-
lange erst durch eine Art von Metamorphose zu sei-
ner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rück-
sicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als
in der Totalbildung. (- vergl. die Abbild. n. h.
Gegenst.
tab. 64. -)

§. 73.

Unter den mancherley zur bewunderungswürdi-
gen Ökonomie des bebrüteten Küchelchens dienenden
Organen, sind die beyden allerwichtigsten zwey sehr
gefäßreiche Membranen, die zumahl um die Mitte
der Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich
zeigen. - Nähmlich die Nabelhaut (chorion)
die dann unter der Eyerschale ausgebreitet ist; und
die Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die
mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfes zusammen-
hängt. - Jene dient ihm statt der Lungen zum sogenann-
ten phlogistischen Prozeß, - (S. 37 u. f. -) und diese
zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach
durch das sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird.
(- Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. -)

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte
Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach
Verschiedenheit des Klima und der wärmern oder käl-
tern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beym
Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein

des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft:
und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut
von sich zu geben.

Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin
er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahli-
gen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, ver-
schieden, als die früheste Gestalt des neuempfange-
nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung;
so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eye ge-
lange erst durch eine Art von Metamorphose zu sei-
ner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rück-
sicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als
in der Totalbildung. (– vergl. die Abbild. n. h.
Gegenst.
tab. 64. –)

§. 73.

Unter den mancherley zur bewunderungswürdi-
gen Ökonomie des bebrüteten Küchelchens dienenden
Organen, sind die beyden allerwichtigsten zwey sehr
gefäßreiche Membranen, die zumahl um die Mitte
der Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich
zeigen. – Nähmlich die Nabelhaut (chorion)
die dann unter der Eyerschale ausgebreitet ist; und
die Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die
mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfes zusammen-
hängt. – Jene dient ihm statt der Lungen zum sogenann-
ten phlogistischen Prozeß, – (S. 37 u. f. –) und diese
zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach
durch das sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird.
(– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –)

§. 74.

Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte
Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach
Verschiedenheit des Klima und der wärmern oder käl-
tern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beym
Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein

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[116/0135] des fünfzehnten schnappt das Hühnchen schon nach Luft: und ist am neunzehnten Tage im Stande einen Laut von sich zu geben. Anm. Beym Vogel im Ey ist die erste Gestalt, worin er sich zeigt, noch weit mehr von seiner nachmahli- gen Form, wenn er zum Auskriechen reif wird, ver- schieden, als die früheste Gestalt des neuempfange- nen Säugethiers von seiner nachherigen Bildung; so daß man sagen kann, das Küchelchen im Eye ge- lange erst durch eine Art von Metamorphose zu sei- ner vollkommenen Gestalt, und das sowohl in Rück- sicht einzelner Eingeweide (z. B. des Herzens) als in der Totalbildung. (– vergl. die Abbild. n. h. Gegenst. tab. 64. –) §. 73. Unter den mancherley zur bewunderungswürdi- gen Ökonomie des bebrüteten Küchelchens dienenden Organen, sind die beyden allerwichtigsten zwey sehr gefäßreiche Membranen, die zumahl um die Mitte der Brütezeit in ganz ausnehmender Schönheit sich zeigen. – Nähmlich die Nabelhaut (chorion) die dann unter der Eyerschale ausgebreitet ist; und die Dotterhaut (membrana valvulosa vitelli), die mit dem Darmcanal des zarten Geschöpfes zusammen- hängt. – Jene dient ihm statt der Lungen zum sogenann- ten phlogistischen Prozeß, – (S. 37 u. f. –) und diese zur Ernährung mittelst des Dotters, der allgemach durch das sich ihm beymischende Eyweiß verdünnt wird. (– Abbild. n. h. Gegenst. tab. 34. –) §. 74. Jede Gattung Vögel hat zwar ihre bestimmte Brütezeit von verschiedener Länge, die aber doch nach Verschiedenheit des Klima und der wärmern oder käl- tern Witterung verzögert oder beschleunigt wird. Beym Huhn ist das Küchelchen gewöhnlich zu Ende des ein

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/135>, abgerufen am 28.03.2024.