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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist
die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh
die bestimmte Größe ihres Körpers. Von manchen
Bäumen aber, wie z. B. von der Norfolkinsel-Fichte
(Columnia pinifolia), der Kohlpalme (Areca ole-
racea
), dem Baobab (Adansonia digitata) etc.,
auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Ro-
tang (Calamus rotang) und so auch von manchen
Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Band-
würmer und selbst von den Krokodillen und großen
Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und
wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke
zuzunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört
auch ihre Reproductions-Kraft, oder die
merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder
völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder
ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung in der
organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die
Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Körper ver-
letzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernährung
überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die
Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem
über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben
werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mit-
theilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn
sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von
selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen
der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze - nur
in verschiedenem Maße - beygelegt hat.

§. 18.

Das Wachsthum der organisirten Körper ist
die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh
die bestimmte Größe ihres Körpers. Von manchen
Bäumen aber, wie z. B. von der Norfolkinsel-Fichte
(Columnia pinifolia), der Kohlpalme (Areca ole-
racea
), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc.,
auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Ro-
tang (Calamus rotang) und so auch von manchen
Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Band-
würmer und selbst von den Krokodillen und großen
Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und
wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke
zuzunehmen.

§. 19.

Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört
auch ihre Reproductions-Kraft, oder die
merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder
völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder
ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung in der
organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die
Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Körper ver-
letzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernährung
überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die
Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem
über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben
werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mit-
theilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn
sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von
selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen
der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur
in verschiedenem Maße – beygelegt hat.

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[26/0045] §. 18. Das Wachsthum der organisirten Körper ist die Folge ihrer Ernährung. Die meisten erreichen früh die bestimmte Größe ihres Körpers. Von manchen Bäumen aber, wie z. B. von der Norfolkinsel-Fichte (Columnia pinifolia), der Kohlpalme (Areca ole- racea), dem Baobab (Adansonia digitata) ꝛc., auch von einigen andern Gewächsen, z. B. vom Ro- tang (Calamus rotang) und so auch von manchen Thieren, wie z. B. von vielen Gattungen der Band- würmer und selbst von den Krokodillen und großen Wasserschlangen läßt sich schwerlich sagen, ob und wann in ihrem Leben sie aufhören an Länge oder Dicke zuzunehmen. §. 19. Zum Wachsthum der organisirten Körper gehört auch ihre Reproductions-Kraft, oder die merkwürdige Eigenschaft, daß sich verstümmelte oder völlig verlorne Theile ihres Körpers von selbst wieder ergänzen. Diese bewundernswerthe Einrichtung in der organisirten Schöpfung sichert die Thiere und die Pflanzen bey tausend Gefahren, wo ihr Körper ver- letzt wird: und ist folglich auch, nebst der Ernährung überhaupt, einer der größten Vorzüge, wodurch die Maschinen aus der Hand des Schöpfers bey weitem über die größten Kunstwerke der Menschen erhoben werden, als welchen ihre Verfertiger keine Kraft mit- theilen können, ihre Triebfedern und Räder, wenn sie verbogen, verstümmelt und abgenutzt würden, von selbst wieder herzustellen: eine Kraft, die hingegen der Schöpfer jedem Thier und jeder Pflanze – nur in verschiedenem Maße – beygelegt hat.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/45>, abgerufen am 29.03.2024.