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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816.

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tzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich
die saugenden Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z. B. die mehresten
größten grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem
Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen,
wie z. B. die Rauvthiere, und die Schweine mit
mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch
die sogenannte Nachgeburt (secundinae) in Verbin-
dung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist;
da sie z. P. im Menschengeschlecht einen einfachen grö-
ßern Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen
bey den wiederkauenden Thieren mit gespaltenen Klauen
(bisulca) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer-
streute kleine solche Verbindungsorgane (cotyledones)
vertheilt ist u. s. w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichtspuncte
bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die
Haushaltung der Natur im Großen auf den ganzen
Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern
sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus
jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die
Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten
Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und
zwar sowohl wegen der Größe als der Vielartig-
keit
ihrer Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer
Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s.
w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltig-

tzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich
die saugenden Jungen verkriechen.

§. 49.

Manche Säugethiere, wie z. B. die mehresten
größten grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem
Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen,
wie z. B. die Rauvthiere, und die Schweine mit
mehreren zugleich.

Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch
die sogenannte Nachgeburt (secundinae) in Verbin-
dung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist;
da sie z. P. im Menschengeschlecht einen einfachen grö-
ßern Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen
bey den wiederkauenden Thieren mit gespaltenen Klauen
(bisulca) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer-
streute kleine solche Verbindungsorgane (cotyledones)
vertheilt ist u. s. w.

§. 50.

Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt
sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichtspuncte
bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die
Haushaltung der Natur im Großen auf den ganzen
Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern
sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus
jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die
Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten
Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und
zwar sowohl wegen der Größe als der Vielartig-
keit
ihrer Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer
Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s.
w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltig-

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[48/0067] tzen in einer besondern Tasche am Bauche, worein sich die saugenden Jungen verkriechen. §. 49. Manche Säugethiere, wie z. B. die mehresten größten grasfressenden, sind gewöhnlich nur mit Einem Jungen auf einmahl trächtig; andere hingegen, wie z. B. die Rauvthiere, und die Schweine mit mehreren zugleich. Die Leibesfrucht steht mit der Mutter durch die sogenannte Nachgeburt (secundinae) in Verbin- dung, welche aber von verschiedener Gestaltung ist; da sie z. P. im Menschengeschlecht einen einfachen grö- ßern Mutterkuchen (placenta) bildet, hingegen bey den wiederkauenden Thieren mit gespaltenen Klauen (bisulca) in mehrere, theils sehr zahlreiche, zer- streute kleine solche Verbindungsorgane (cotyledones) vertheilt ist u. s. w. §. 50. Die Wichtigkeit der Thiere überhaupt läßt sich hauptsächlich aus einem zweyfachen Gesichtspuncte bestimmen; entweder nähmlich, in so fern sie auf die Haushaltung der Natur im Großen auf den ganzen Gang der Schöpfung Einfluß haben; oder in so fern sie dem Menschen unmittelbar nutzbar werden. Aus jener Rücksicht sind, wie wir unten sehen werden, die Insecten und Gewürme die bey weiten wichtigsten Geschöpfe; aus dieser hingegen die Säugethiere; und zwar sowohl wegen der Größe als der Vielartig- keit ihrer Benutzung. Die Verschiedenheit in ihrer Bildung, ihre große Gelehrigkeit, ihre Stärke u. s. w. machen sie für den Menschen auf die mannigfaltig-

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 9. Aufl. Wien, 1816, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1816/67>, abgerufen am 29.03.2024.