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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821.

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lichen Zwiebeln aber unter der Erde unmit-
telbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der
Stamm fortlebt und den Augen Nahrung
gibt; bey diesen hingegen das Uebrige der
alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel
im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungs-
weise mit welcher hinwiederum die der Knol-
lengewächse (Kartoffeln etc.) manche Aehnlich-
keit zeigt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach
zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise
zu Samen reift. Diese nähmlich, sie mag
übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag
einzeln stehen, oder mehrere zusammen in
einer Traube oder Aehre oder Kätzchen etc. ver-
bunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem
so genannten Fruchtboden (receptaculum),
verschiedne ausgezeichnet gebildete Theile,
von welchen einige männlich, andere weiblich
sind; und diese müssen, wenn die Zeit der
Fortpflanzung herbey gekommen ist, von jenen
befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Be-
stimmung und Verrichtung haben also diese
vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit
den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch

lichen Zwiebeln aber unter der Erde unmit-
telbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der
Stamm fortlebt und den Augen Nahrung
gibt; bey diesen hingegen das Uebrige der
alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel
im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungs-
weise mit welcher hinwiederum die der Knol-
lengewächse (Kartoffeln ꝛc.) manche Aehnlich-
keit zeigt.

§. 189.

Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort-
pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan-
zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art
(§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach
zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise
zu Samen reift. Diese nähmlich, sie mag
übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag
einzeln stehen, oder mehrere zusammen in
einer Traube oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. ver-
bunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem
so genannten Fruchtboden (receptaculum),
verschiedne ausgezeichnet gebildete Theile,
von welchen einige männlich, andere weiblich
sind; und diese müssen, wenn die Zeit der
Fortpflanzung herbey gekommen ist, von jenen
befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Be-
stimmung und Verrichtung haben also diese
vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit
den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch

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[525/0547] lichen Zwiebeln aber unter der Erde unmit- telbar an der Wurzel entstehen; bey jenen der Stamm fortlebt und den Augen Nahrung gibt; bey diesen hingegen das Uebrige der alten Pflanze bis auf Wurzel und Zwiebel im Herbste abstirbt. Eine Fortpflanzungs- weise mit welcher hinwiederum die der Knol- lengewächse (Kartoffeln ꝛc.) manche Aehnlich- keit zeigt. §. 189. Weit allgemeiner aber, als alle diese Fort- pflanzungswege und beynahe im ganzen Pflan- zenreiche verbreitet, ist endlich die dritte Art (§. 185.) mittelst der Blüthe, die darnach zum Theil zur Frucht, oder auf andere Weise zu Samen reift. Diese nähmlich, sie mag übrigens gestaltet seyn wie sie will, sie mag einzeln stehen, oder mehrere zusammen in einer Traube oder Aehre oder Kätzchen ꝛc. ver- bunden seyn, enthält in ihrer Mitte auf dem so genannten Fruchtboden (receptaculum), verschiedne ausgezeichnet gebildete Theile, von welchen einige männlich, andere weiblich sind; und diese müssen, wenn die Zeit der Fortpflanzung herbey gekommen ist, von jenen befruchtet werden. In Rücksicht ihrer Be- stimmung und Verrichtung haben also diese vegetabilischen Organe viele Aehnlichkeit mit den Zeugungswerkzeugen der Thiere. Doch

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 10. Aufl. Göttingen, 1821, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1821/547>, abgerufen am 28.03.2024.