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Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825.

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weiß man, daß selbst Capaunen und Hunde, und so-
gar Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*). Auch
bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist**),
und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Ma-
schinen***) und in Brütöfen, kann man leicht
Hühnchen auskriechen lassen. - Die Vögel werden
durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey
solchen, die sich paarweise zusammen halten, wie bey
den Tauben, Schwalben etc. nimmt auch das Männ-
chen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter
den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen etc. über-
lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, ver-
sorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und
ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye selbst
die große Veränderung vor, daß das Küchelchen
darin allmählig gebildet, und von Tag zu Tag mehr
zur Reise gebracht wird+). Zu dieser Absicht ist
nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als

*) Plin L. X. cap. 55. "Livia Angusta, prima sua Ju-
venta Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilein
sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum
in sinu fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per
sinum tradendo, ne intermitteretur tepor
"
**) Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire eclore des oiseaux domestiques, par de
Reaumur
. Par
. 1741. 3 Vol. 12.(des Abbe Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12.
***) Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kost-
baren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und
lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmanns
Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783.
8. S. 206. u. f. 271. u. f.
+) Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den
zu seiner Oekonomie gehörigen Organen des Eyes s. den XXVII.
Abschnitt des Handb. der vergl. Anatomie.

weiß man, daß selbst Capaunen und Hunde, und so-
gar Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben*). Auch
bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist**),
und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Ma-
schinen***) und in Brütöfen, kann man leicht
Hühnchen auskriechen lassen. – Die Vögel werden
durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey
solchen, die sich paarweise zusammen halten, wie bey
den Tauben, Schwalben ꝛc. nimmt auch das Männ-
chen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter
den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. über-
lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, ver-
sorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und
ätzen sie theils aus dem Kropfe.

§. 72.

Während des Brütens geht nun im Eye selbst
die große Veränderung vor, daß das Küchelchen
darin allmählig gebildet, und von Tag zu Tag mehr
zur Reise gebracht wird†). Zu dieser Absicht ist
nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als

*) Plin L. X. cap. 55. Livia Angusta, prima sua Ju-
venta Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilein
sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum
in sinu fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per
sinum tradendo, ne intermitteretur tepor
**) Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2.L'art de faire éclore des oiseaux domestiques, par de
Reaumur
. Par
. 1741. 3 Vol. 12.(des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12.
***) Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kost-
baren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und
lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmanns
Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783.
8. S. 206. u. f. 271. u. f.
†) Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den
zu seiner Oekonomie gehörigen Organen des Eyes s. den XXVII.
Abschnitt des Handb. der vergl. Anatomie.
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[124/0146] weiß man, daß selbst Capaunen und Hunde, und so- gar Menschen Vogeleyer ausgebrütet haben *). Auch bloß durch künstliche Wärme, und erhitzten Mist **), und durch Lampenfeuer in so genannten Brüt-Ma- schinen ***) und in Brütöfen, kann man leicht Hühnchen auskriechen lassen. – Die Vögel werden durchs anhaltende Brüten abgemattet, und nur bey solchen, die sich paarweise zusammen halten, wie bey den Tauben, Schwalben ꝛc. nimmt auch das Männ- chen an diesem Geschäfte Antheil. Die Hähne unter den Canarienvögeln, Hänflingen, Stieglitzen ꝛc. über- lassen zwar das Brüten bloß ihren Weibchen, ver- sorgen sie doch aber während der Zeit mit Futter und ätzen sie theils aus dem Kropfe. §. 72. Während des Brütens geht nun im Eye selbst die große Veränderung vor, daß das Küchelchen darin allmählig gebildet, und von Tag zu Tag mehr zur Reise gebracht wird †). Zu dieser Absicht ist nicht nur der Dotter überhaupt specifisch leichter als *) Plin L. X. cap. 55. “Livia Angusta, prima sua Ju- venta Tiberio Caesare ex Nerone gravida, cum parere virilein sexum admodum cuperet, hoc usa est puellari augurio, ovum in sinu fovendo, atque cum deponendum haberet, nutrici per sinum tradendo, ne intermitteretur tepor” **) Aristot. hist. animal. L. VI. c. 2. L'art de faire éclore des oiseaux domestiques, par de Reaumur. Par. 1741. 3 Vol. 12. (des Abbé Copineau) Ornithotrophie artificielle. Par. 1780. 12. ***) Eine genaue Beschreibung dieser nützlichen gar nicht kost- baren Maschine, und die doch so ausnehmend interessante und lehrreiche Unterhaltung gewährt, s. in unsers sel. Hollmanns Unterricht von Barometern und Thermometern. Göttingen, 1783. 8. S. 206. u. f. 271. u. f. †) Von dieser Ausbildung des bebrüteten Küchelchen, und den zu seiner Oekonomie gehörigen Organen des Eyes s. den XXVII. Abschnitt des Handb. der vergl. Anatomie.

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Zitationshilfe: Blumenbach, Johann Friedrich: Handbuch der Naturgeschichte. 11. Aufl. Göttingen, 1825, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/blumenbach_naturgeschichte_1825/146>, abgerufen am 28.03.2024.