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Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890.

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II. Die Angriffswaffen.
für Degen, so Hans Mielich, Polidoro da Caravaggio, der Lothringer
Pierre Woeiriot u. a. Von letzterem ist eine Serie aus gezeichneter
Kupfertafeln 1555 erschienen.

Herrlich ausgestattete Degengriffe in Eisenschnitt, mit Email und
Tausia geziert, lieferte Spanien, die schönsten aber Mailand und
Florenz.

Noch am Ende des 17. Jahrhunderts erblicken wir Hofdegen
mit Griffen in geschnittener Eisenarbeit von hoher künstlerischer
Ausführung (Fig. 326, 327). Mittlerweile aber hatte sich, von Frank-

[Abbildung] Fig. 328.

Degenkuppel mit Tasche aus gesticktem Samt und
Beschlägen aus vergoldetem Eisen. 16. Jahrhundert, Ende. Kgl. hist.
Museum in Dresden.

reich ausgehend, eine Schablone herausgebildet, die nun in allen
Ländern sich verbreitete. Sie ist allerdings einfach genug, es ist der
moderne Degengriff aus gegossenem Messing mit eiförmigen Stich-
blättern und Griffbügel.

Im 18. Jahrhundert, in welchem sich alles verzierlichte, treten
uns die Hofdegen aus geschliffenem Blankstahl vor Augen. Simple
Facettierung ohne jeden Kunstwert, die relativ hübschesten erzeugte

II. Die Angriffswaffen.
für Degen, so Hans Mielich, Polidoro da Caravaggio, der Lothringer
Pierre Woëiriot u. a. Von letzterem ist eine Serie aus gezeichneter
Kupfertafeln 1555 erschienen.

Herrlich ausgestattete Degengriffe in Eisenschnitt, mit Email und
Tausia geziert, lieferte Spanien, die schönsten aber Mailand und
Florenz.

Noch am Ende des 17. Jahrhunderts erblicken wir Hofdegen
mit Griffen in geschnittener Eisenarbeit von hoher künstlerischer
Ausführung (Fig. 326, 327). Mittlerweile aber hatte sich, von Frank-

[Abbildung] Fig. 328.

Degenkuppel mit Tasche aus gesticktem Samt und
Beschlägen aus vergoldetem Eisen. 16. Jahrhundert, Ende. Kgl. hist.
Museum in Dresden.

reich ausgehend, eine Schablone herausgebildet, die nun in allen
Ländern sich verbreitete. Sie ist allerdings einfach genug, es ist der
moderne Degengriff aus gegossenem Messing mit eiförmigen Stich-
blättern und Griffbügel.

Im 18. Jahrhundert, in welchem sich alles verzierlichte, treten
uns die Hofdegen aus geschliffenem Blankstahl vor Augen. Simple
Facettierung ohne jeden Kunstwert, die relativ hübschesten erzeugte

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[290/0308] II. Die Angriffswaffen. für Degen, so Hans Mielich, Polidoro da Caravaggio, der Lothringer Pierre Woëiriot u. a. Von letzterem ist eine Serie aus gezeichneter Kupfertafeln 1555 erschienen. Herrlich ausgestattete Degengriffe in Eisenschnitt, mit Email und Tausia geziert, lieferte Spanien, die schönsten aber Mailand und Florenz. Noch am Ende des 17. Jahrhunderts erblicken wir Hofdegen mit Griffen in geschnittener Eisenarbeit von hoher künstlerischer Ausführung (Fig. 326, 327). Mittlerweile aber hatte sich, von Frank- [Abbildung Fig. 328. Degenkuppel mit Tasche aus gesticktem Samt und Beschlägen aus vergoldetem Eisen. 16. Jahrhundert, Ende. Kgl. hist. Museum in Dresden.] reich ausgehend, eine Schablone herausgebildet, die nun in allen Ländern sich verbreitete. Sie ist allerdings einfach genug, es ist der moderne Degengriff aus gegossenem Messing mit eiförmigen Stich- blättern und Griffbügel. Im 18. Jahrhundert, in welchem sich alles verzierlichte, treten uns die Hofdegen aus geschliffenem Blankstahl vor Augen. Simple Facettierung ohne jeden Kunstwert, die relativ hübschesten erzeugte

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Zitationshilfe: Boeheim, Wendelin: Handbuch der Waffenkunde. Leipzig, 1890, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boeheim_waffenkunde_1890/308>, abgerufen am 20.04.2024.