Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

Bild:
<< vorherige Seite

itziger Staat.
beschwert/ hat der Erbe zwey bis drey Monat Zeit/
des Verstorbenen seine Sachen zu examiniren/ nach
solcher tritt er entweder die Erbschafft an/ oder stehet
davon ab. Da denn die Gerichten zugreiffen/ und
sich derselben anmassen.

Das 4. Cap.
Von der angebohrnen Art und Neiguugen der
Schweden.

DAs Clima von Schweden oder die Lufft da-
selbst/ saget der Autor, sey sehr gesund/ und wä-
ren die Einwohner von einer munteren und
dauerhafften Natur Jhre Auferziehung wäre
gleichfalls hart/ und machete sie fähig/ daß sie hernach
alles Ungemach ausstehen könten. Hingegen fände
man nicht so grosse Lebhafftigkeit in ihren Gemüthern
oder einen recht subtilen und durchdringenden Ver-
stand: doch gäb es viele/ die durch die Erfahrung/
durch den Fleiß im studieren/ und durch das Reisen
ein düchtiges und reifes Judicium sich erworben/
und den Tittul kluger und excellenter Leute mit al-
lem Recht verdieneten. Wiewohl dieses kein Talent
der gantzen Nation, als die die Kentnüß schlechter und
oben hin geachteter Dinge der grossen Mühe vorzö-
ge/ welche man anwenden müste/ sein studieren zum
rechten Endzweck zu bringen. Und dahero würde
man finden/ daß die Schweden geschickter zur Arbeit
und zu Travaillen, als zu der curiosität und der Fä-
higkeit höherer Wissenschafften.

Der Adel legete sich gemeiniglich auff die Krie-
geskunst/ und glückete ihm darinnen durch die Hertz-
hafftigkeit und Dauer mehr/ als durch Intriguen.
Welche der Verwaltung der Civil. Sachen zuge-

than/
D d 3

itziger Staat.
beſchwert/ hat der Erbe zwey bis drey Monat Zeit/
des Verſtorbenen ſeine Sachen zu examiniren/ nach
ſolcher tritt er entweder die Erbſchafft an/ oder ſtehet
davon ab. Da denn die Gerichten zugreiffen/ und
ſich derſelben anmaſſen.

Das 4. Cap.
Von der angebohrnen Art und Neiguugen der
Schweden.

DAs Clima von Schweden oder die Lufft da-
ſelbſt/ ſaget der Autor, ſey ſehr geſund/ und waͤ-
ren die Einwohner von einer munteren und
dauerhafften Natur Jhre Auferziehung waͤre
gleichfalls hart/ und machete ſie faͤhig/ daß ſie hernach
alles Ungemach ausſtehen koͤnten. Hingegen faͤnde
man nicht ſo groſſe Lebhafftigkeit in ihren Gemuͤthern
oder einen recht ſubtilen und durchdringenden Ver-
ſtand: doch gaͤb es viele/ die durch die Erfahrung/
durch den Fleiß im ſtudieren/ und durch das Reiſen
ein duͤchtiges und reifes Judicium ſich erworben/
und den Tittul kluger und excellenter Leute mit al-
lem Recht verdieneten. Wiewohl dieſes kein Talent
der gantzen Nation, als die die Kentnuͤß ſchlechteꝛ und
oben hin geachteter Dinge der groſſen Muͤhe vorzoͤ-
ge/ welche man anwenden muͤſte/ ſein ſtudieren zum
rechten Endzweck zu bringen. Und dahero wuͤrde
man finden/ daß die Schweden geſchickter zur Arbeit
und zu Travaillen, als zu der curioſitaͤt und der Faͤ-
higkeit hoͤherer Wiſſenſchafften.

Der Adel legete ſich gemeiniglich auff die Krie-
geskunſt/ und gluͤckete ihm darinnen durch die Hertz-
hafftigkeit und Dauer mehr/ als durch Intriguen.
Welche der Verwaltung der Civil. Sachen zuge-

than/
D d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0417" n="381"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">itziger Staat.</hi></fw><lb/>
be&#x017F;chwert/ hat der Erbe zwey bis drey Monat Zeit/<lb/>
des Ver&#x017F;torbenen &#x017F;eine Sachen zu <hi rendition="#aq">examinir</hi>en/ nach<lb/>
&#x017F;olcher tritt er entweder die Erb&#x017F;chafft an/ oder &#x017F;tehet<lb/>
davon ab. Da denn die Gerichten zugreiffen/ und<lb/>
&#x017F;ich der&#x017F;elben anma&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#b">Das 4. Cap.</hi><lb/>
Von der angebohrnen Art und Neiguugen der<lb/>
Schweden.</head><lb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>As <hi rendition="#aq">Clima</hi> von Schweden oder die Lufft da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;aget der <hi rendition="#aq">Autor,</hi> &#x017F;ey &#x017F;ehr ge&#x017F;und/ und wa&#x0364;-<lb/>
ren die Einwohner von einer munteren und<lb/>
dauerhafften Natur Jhre Auferziehung wa&#x0364;re<lb/>
gleichfalls hart/ und machete &#x017F;ie fa&#x0364;hig/ daß &#x017F;ie hernach<lb/>
alles Ungemach aus&#x017F;tehen ko&#x0364;nten. Hingegen fa&#x0364;nde<lb/>
man nicht &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Lebhafftigkeit in ihren Gemu&#x0364;thern<lb/>
oder einen recht &#x017F;ubtilen und durchdringenden Ver-<lb/>
&#x017F;tand: doch ga&#x0364;b es viele/ die durch die Erfahrung/<lb/>
durch den Fleiß im &#x017F;tudieren/ und durch das Rei&#x017F;en<lb/>
ein du&#x0364;chtiges und reifes <hi rendition="#aq">Judicium</hi> &#x017F;ich erworben/<lb/>
und den Tittul kluger und <hi rendition="#aq">excellen</hi>ter Leute mit al-<lb/>
lem Recht verdieneten. Wiewohl die&#x017F;es kein <hi rendition="#aq">Talent</hi><lb/>
der gantzen <hi rendition="#aq">Nation,</hi> als die die Kentnu&#x0364;ß &#x017F;chlechte&#xA75B; und<lb/>
oben hin geachteter Dinge der gro&#x017F;&#x017F;en Mu&#x0364;he vorzo&#x0364;-<lb/>
ge/ welche man anwenden mu&#x0364;&#x017F;te/ &#x017F;ein &#x017F;tudieren zum<lb/>
rechten Endzweck zu bringen. Und dahero wu&#x0364;rde<lb/>
man finden/ daß die Schweden ge&#x017F;chickter zur Arbeit<lb/>
und zu <hi rendition="#aq">Travaillen,</hi> als zu der <hi rendition="#aq">curio&#x017F;i</hi>ta&#x0364;t und der Fa&#x0364;-<lb/>
higkeit ho&#x0364;herer Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften.</p><lb/>
            <p>Der Adel legete &#x017F;ich gemeiniglich auff die Krie-<lb/>
geskun&#x017F;t/ und glu&#x0364;ckete ihm darinnen durch die Hertz-<lb/>
hafftigkeit und Dauer mehr/ als durch <hi rendition="#aq">Intriguen.</hi><lb/>
Welche der Verwaltung der <hi rendition="#aq">Civil.</hi> Sachen zuge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 3</fw><fw place="bottom" type="catch">than/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[381/0417] itziger Staat. beſchwert/ hat der Erbe zwey bis drey Monat Zeit/ des Verſtorbenen ſeine Sachen zu examiniren/ nach ſolcher tritt er entweder die Erbſchafft an/ oder ſtehet davon ab. Da denn die Gerichten zugreiffen/ und ſich derſelben anmaſſen. Das 4. Cap. Von der angebohrnen Art und Neiguugen der Schweden. DAs Clima von Schweden oder die Lufft da- ſelbſt/ ſaget der Autor, ſey ſehr geſund/ und waͤ- ren die Einwohner von einer munteren und dauerhafften Natur Jhre Auferziehung waͤre gleichfalls hart/ und machete ſie faͤhig/ daß ſie hernach alles Ungemach ausſtehen koͤnten. Hingegen faͤnde man nicht ſo groſſe Lebhafftigkeit in ihren Gemuͤthern oder einen recht ſubtilen und durchdringenden Ver- ſtand: doch gaͤb es viele/ die durch die Erfahrung/ durch den Fleiß im ſtudieren/ und durch das Reiſen ein duͤchtiges und reifes Judicium ſich erworben/ und den Tittul kluger und excellenter Leute mit al- lem Recht verdieneten. Wiewohl dieſes kein Talent der gantzen Nation, als die die Kentnuͤß ſchlechteꝛ und oben hin geachteter Dinge der groſſen Muͤhe vorzoͤ- ge/ welche man anwenden muͤſte/ ſein ſtudieren zum rechten Endzweck zu bringen. Und dahero wuͤrde man finden/ daß die Schweden geſchickter zur Arbeit und zu Travaillen, als zu der curioſitaͤt und der Faͤ- higkeit hoͤherer Wiſſenſchafften. Der Adel legete ſich gemeiniglich auff die Krie- geskunſt/ und gluͤckete ihm darinnen durch die Hertz- hafftigkeit und Dauer mehr/ als durch Intriguen. Welche der Verwaltung der Civil. Sachen zuge- than/ D d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Diese Ausgabe ist ein Exemplar der Zeitschrift „D… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/417
Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/417>, abgerufen am 24.04.2024.