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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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vor einen Edelmann.
rung ihrer Studien sie fahig machen/ alles zu unter-
nehmen. Denn ein Cavallier von Qvalität wäre
darum höher von Stande als andere Leute/ um de-
nen andern wohl zu thun; wie die Gestirne darum
so hoch erhoben/ der untern Welt ihre gute Influen-
zi
en mitzutheilen; dannenhero sie auch nie ruheten/
sondern in steter Bewegung wären. Und wie die
Ruhe der Erde als dem schlechtesten Elemente mit-
getheilet wäre/ so solle er nur gedencken/ daß Ruhe
und Faulheit nur solchen höltzernen Seelen und Erd-
Gemüthern zukäme/ die zu nichts anders fähig wä-
ren/ als zum schlaffen.

Die V. Maxim.

Die Erfahrung hat gelehret/ daß diejenigen/ so
die beste Eloquenz oder Beredsamkeit gehabt/ das
Volck zu persuadiren/ am meisten in denen Repu-
bliqven regieret haben; denn die Rede-Kunst hat
das Regiment und die Herrschafft auch über die
freyesten Gemüther. Und werden die Isocrates, die
Pericles, die Demosthenes und die Ciceronen von
dieser Warheit grosse Zeugen seyn.

Anmerckung. Einer von Adel solle nur dafür
halten/ saget der Autor zum Beschluß dieses Tra-
ctätleins/ daß er sich auf nichts edelers legen könne/
als auf die Eloquenz, denn durch diese könne er al-
le Gemüther gewinnen/ und alle Hertzen an sich
ziehen. Es wäre ein Mittel in einem Staats-Rath
zu siegen/ denen Grossen zu gefallen/ die Gunst des
Volcks zu gewinnen/ und die Freunde gleichsam
anzufesseln.

Müste

vor einen Edelmann.
rung ihrer Studien ſie fahig machen/ alles zu unter-
nehmen. Denn ein Cavallier von Qvalitaͤt waͤre
darum hoͤher von Stande als andere Leute/ um de-
nen andern wohl zu thun; wie die Geſtirne darum
ſo hoch erhoben/ der untern Welt ihre gute Influen-
zi
en mitzutheilen; dannenhero ſie auch nie ruheten/
ſondern in ſteter Bewegung waͤren. Und wie die
Ruhe der Erde als dem ſchlechteſten Elemente mit-
getheilet waͤre/ ſo ſolle er nur gedencken/ daß Ruhe
und Faulheit nur ſolchen hoͤltzernen Seelen und Erd-
Gemuͤthern zukaͤme/ die zu nichts anders faͤhig waͤ-
ren/ als zum ſchlaffen.

Die V. Maxim.

Die Erfahrung hat gelehret/ daß diejenigen/ ſo
die beſte Eloquenz oder Beredſamkeit gehabt/ das
Volck zu perſuadiren/ am meiſten in denen Repu-
bliqven regieret haben; denn die Rede-Kunſt hat
das Regiment und die Herꝛſchafft auch uͤber die
freyeſten Gemuͤther. Und werden die Iſocrates, die
Pericles, die Demoſthenes und die Ciceronen von
dieſer Warheit groſſe Zeugen ſeyn.

Anmerckung. Einer von Adel ſolle nur dafuͤr
halten/ ſaget der Autor zum Beſchluß dieſes Tra-
ctaͤtleins/ daß er ſich auf nichts edelers legen koͤnne/
als auf die Eloquenz, denn durch dieſe koͤnne er al-
le Gemuͤther gewinnen/ und alle Hertzen an ſich
ziehen. Es waͤre ein Mittel in einem Staats-Rath
zu ſiegen/ denen Groſſen zu gefallen/ die Gunſt des
Volcks zu gewinnen/ und die Freunde gleichſam
anzufeſſeln.

Muͤſte
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[63/0083] vor einen Edelmann. rung ihrer Studien ſie fahig machen/ alles zu unter- nehmen. Denn ein Cavallier von Qvalitaͤt waͤre darum hoͤher von Stande als andere Leute/ um de- nen andern wohl zu thun; wie die Geſtirne darum ſo hoch erhoben/ der untern Welt ihre gute Influen- zien mitzutheilen; dannenhero ſie auch nie ruheten/ ſondern in ſteter Bewegung waͤren. Und wie die Ruhe der Erde als dem ſchlechteſten Elemente mit- getheilet waͤre/ ſo ſolle er nur gedencken/ daß Ruhe und Faulheit nur ſolchen hoͤltzernen Seelen und Erd- Gemuͤthern zukaͤme/ die zu nichts anders faͤhig waͤ- ren/ als zum ſchlaffen. Die V. Maxim. Die Erfahrung hat gelehret/ daß diejenigen/ ſo die beſte Eloquenz oder Beredſamkeit gehabt/ das Volck zu perſuadiren/ am meiſten in denen Repu- bliqven regieret haben; denn die Rede-Kunſt hat das Regiment und die Herꝛſchafft auch uͤber die freyeſten Gemuͤther. Und werden die Iſocrates, die Pericles, die Demoſthenes und die Ciceronen von dieſer Warheit groſſe Zeugen ſeyn. Anmerckung. Einer von Adel ſolle nur dafuͤr halten/ ſaget der Autor zum Beſchluß dieſes Tra- ctaͤtleins/ daß er ſich auf nichts edelers legen koͤnne/ als auf die Eloquenz, denn durch dieſe koͤnne er al- le Gemuͤther gewinnen/ und alle Hertzen an ſich ziehen. Es waͤre ein Mittel in einem Staats-Rath zu ſiegen/ denen Groſſen zu gefallen/ die Gunſt des Volcks zu gewinnen/ und die Freunde gleichſam anzufeſſeln. Muͤſte

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/83>, abgerufen am 29.03.2024.