Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Mittwoch
Nr. 22.
22 Januar 1840.
Vereinigte Staaten von Nordamerika.
In Havre lief am 16 Januar das amerikanische Paketboot Emerald ein; es hatte die Bay von New-York am 29 Dec. verlassen, brachte aber doch nur Briefe und Blätter bis zum 24 Dec. mit, da vom 25 bis zum 29 das Wetter so stürmisch war, daß kein Boot von der Stadt sich dem Schiffe nähern konnte. Die Präsidentenbotschaft ist auch mit diesem Einlauf nicht angekommen; doch besagten die letzten Nachrichten aus Washington, daß das Repräsentantenhaus endlich bis auf die Wahl des Clerk constituirt, und hiernach die Einbringung der Botschaft demnächst zu erwarten sey. — Der berühmte Whig Hr. Webster war mit seiner Familie aus England nach den Vereinigten Staaten zurückgekehrt. — Die New-Yorker Blätter sind angefüllt mit Berichten über heftige Orkane und große Schneefälle in den nördlichen Staaten, wie sie dort seit Menschengedenken kaum vorgekommen.
Spanien.
Die Madrider Hofzeitung vom 10 Jan. macht ein Decret bekannt, wodurch der Generallieutenant Rivero zum Vicekönig von Navarra und Generalcapitän der baskischen Provinzen an die Stelle des Generals Espartero ernannt ist. General Rivero wird auch provisorisch die in jenen Provinzen befindlichen und zur Nordarmee gehörigen Truppen befehligen, deren Obercommando fortwährend dem Herzog von Victoria bleibt.
Großbritannien.
London, 15 Jan
(Globe.) Unsere verschiedenen Manufacturzweige werden einen sehr heilsamen Impuls erhalten durch den Entschluß I. Maj., bei ihrer Hochzeit ausschließlich in brittisches Fabricat gekleidet zu erscheinen; — ein Beispiel, das natürlich alle Damen des Hofes nachahmen werden. Die Honiton-Spitzen am Kleid I. Maj. allein werden 1000 Pf. St. kosten.
(Spectator.) Das Parlament wird Arbeit finden in Hülle und Fülle. Die dießmaligen Parlamentsferien waren an Stoff für legislative Untersuchung ungewöhnlich fruchtbar: die durch den Libellproceß Stockdale gegen Hansard angeregte Parlamentsprivilegiums-Frage, der Apanagepunkt, der Chartismus, der Zustand des Handels und des Geldumlaufs in Verbindung mit der Korngesetzfrage, die gleichzeitige Abnahme der Staatseinkünfte und Zunahme der Ausgaben, der Krieg mit China, die Angelegenheiten Indiens, der Türkei und Aegyptens, Westindien, Neu-Südwales und die Colonien im Allgemeinen — alle diese Punkte erfordern alsbaldige Beachtung, und alle sind von Schwierigkeiten umringt.
Ueber die gestern erwähnte Ruhestörung in Dewsbury, im West-Riding der Grafschaft York, vernimmt man jetzt, daß sie nicht von Einwohnern des Städtchens ausging, sondern es war ein Haufe Chartisten aus der Umgegend, die, jeder mit Flinte und Bajonnet bewaffnet, in den offenen Ort einbrachen, feuerten, Fenster einwarfen, viel Geschrei ausstießen, dann aber, ohne gefährlicheren Unfug zu verüben, wieder abzogen. Der erschreckte Magistrat hat sich jetzt aus dem benachbarten Leeds eine Abtheilung Dragoner erbeten. Ein ähnlicher Auftritt fiel in einem andern kleinen Ort, Heckmondwike, vor; in Sheffield hat man fünf Chartisten, unter der Anklage auf Hochverrath, verhaftet. Bedenklicher aber, als diese Einzelvorgänge in den Provinzen, ist das Gerücht von einer bevorstehenden Chartistenerhebung in London selbst, das am zweiten Vorabend vor der Parlamentseröffnung die ganze Hauptstadt in Bewegung setzte und alle Journale beschäftigt. Es hieß, die Chartisten beabsichtigen nichts Geringeres, als in der Nacht vom 14 auf den 15 Jan. London in Brand zu stecken und zu plündern. Indessen ging die Nacht ganz ruhig vorüber. Die M. Post berichtet darüber: “Wie wir vernehmen, ließ gestern gegen halb 6 Uhr Abends der Staatssecretär des Innern den Polizeicommissarien, dem Lord Mayor und der Kriegscommandantschaft eröffnen, daß die Regierung Anzeige von einer in der Nacht zu erwartenden Chartistenbewegung erhalten habe. Ueber den eigentlichen Zweck der Mißvergnügten verlautete nichts; daß man aber Brandstiftung fürchtete, schien daraus hervorzugehen, daß den verschiedenen Feuerlöschstationen in der Hauptstadt die Ordre zugesandt wurde, sich bereit zu halten. Von den Behörden an beiden Enden der Stadt wurden alle Vorsichtsmaaßregeln getroffen. Die ganze Polizeimannschaft war auf den Beinen, und die Truppen in ihren Casernen consignirt. Mit dem aufrichtigsten Vergnügen können wir jedoch melden, daß das Chartistenmeeting, von dem man Unheil
besorgte, endlich zwischen 11 und 12 Uhr Nachts ruhig auseinander ging, und daß die Ruhe der Hauptstadt bis jetzt nicht gestört wurde. Die Gefahr, nun man sie kennt, ist überhaupt großentheils neutralisirt, und irgend ein Handstreich, den man versuchen würde, hätte nicht die mindeste Chance des Erfolgs für sich. Von den bewundernswerthen Anordnungen der Polizeicommission und von den Anstrengungen der City-Magistrate läßt sich nicht Rühmliches genug sagen.“ Das M. Chronicle bemerkt, die Besorgnisse seyen von vornherein äußerst übertrieben gewesen, da die am 14 Nachts in der Hall of Trades, in der Abbey-Street, versammelten Chartisten nicht viel über 600 Köpfe stark gewesen. — Die Stadt blieb, den Abendblättern vom 15 zufolge, auch diesen ganzen Tag über ruhig. Der Sun, ein Freund der unteren Stände, versichert, so schwarzer Entwürfe seyen die wackern Arbeiterclassen Englands durchaus nicht fähig, vielmehr seyen sie ihrer großen Mehrzahl nach die erklärtesten Gegner von Unordnungen jeder Art; der Standard hingegen meint, unter der Whigregierung, die das Volk systematisch zur Revolution bearbeitet habe, wäre auch eine solche Teufelei keine Unmöglichkeit.
Die „Adresse an das Volk von Großbritannien,“ die in der gestern erwähnten großen Liberalenversammlung in Dublin am 10 Januar – einer der gewichtigsten, die daselbst je statt gefunden — beschlossen wurde, lautet wie folgt: “Die in letzterer Zeit in England gemachten Anstrengungen, ausgemerzte Vorurtheile wieder zu beleben und ein Geschrei gegen Ihrer Maj. Regierung zu erheben, weil in einigen Fällen Römisch-Katholische so gut wie Protestanten im Staatsdienst angestellt worden, erscheinen uns so ungerecht und in ihren Wirkungen auf den Verband zwischen Großbritannien und Irland so unheilvoll, daß sie uns zu gegenwärtigem Schritt, einer Adresse an Euch, veranlassen. Die große Masse des Volkes in Großbritannien ist protestantisch, in Irland römisch-katholisch; wer immer daher Protestanten gegen Katholiken aufzuhetzen sucht, der hetzt in der That Großbritannien wider Irland, und folglich Irland wider Großbritannien auf. Nach dem letzten Census betrug die Bevölkerung Irlands beinahe acht Millionen, wovon ungefähr 1 1/2 Mill. Protestanten von allen Namen, 6 1/2 Mill. aber Katholiken sind. Letztere umfassen nicht nur über vier Fünftel der ganzen Bevölkerung, sondern bilden auch, einem 1837 an das Parlament erstatteten amtlichen Bericht zufolge, vier Fünftel der irischen Eltern, die für den Unterricht ihrer Kinder bezahlen. (Solcher katholischen Schulkinder zählte man damals 390,000, protestantische Schulkinder 81,000.) Die Katholiken bilden namentlich eine große und zunehmende Zahl jener Mittelclassen, welche die Nerven und Sehnen jeder Volksgemeinschaft sind, und die, durch ihren Gewerbsfleiß über den Mangel erhaben, ein stolzes Gefühl ihrer unabhängigen Stellung mit einer edelmüthigen Achtung für die Gerechtsame Anderer verbinden. Es ist dasselbe, Protestanten und Katholiken gemeinsame Gefühl, das durch die Masse des brittischen Volks jenen kräftigen Geist der Freiheit verbreitet, welcher den Wohlstand, die Macht und Größe des Reichs nährt, hält und unaufhörlich vermehrt, und dieser Geist wird der unduldsamen und ausschließlichen Herrschaft irgend einer Partei oder Secte, heiße sie protestantisch oder katholisch, sich nimmermehr unterwerfen. Der Eifer der Einen und der Andern in der Sache guter Regierung ist jetzt, und wird es hoffentlich bleiben, ein glückliches Band der Einigung zwischen ihnen. Die Vertreter der zahlreichen katholischen Wählerschaften in Irland haben seit einer Reihe von Jahren in vollem Einklang mit denen der zahlreichsten Wahlkörperschaften von England und Schottland gehandelt, und so ins Haus der Gemeinen eine entschiedene Majorität gesandt, gewählt durch ächte Volkswahl, durch die unerkauften Stimmen protestantischer so gut wie katholischer Hausbesitzer in den drei Reichen. In dieser Einheit beruht die Sicherheit des Staates, die er unter sectirerischen Kämpfen nimmermehr genießen würde. Alle diejenigen also, die Großbritannien und Irland als unauflöslich vereint betrachten, rufen wir hiermit auf, jene Berufungen an fanatische Leidenschaften, welche die Stätigkeit und Ruhe des Reichs durch Zwietracht und Erbitterung im Volk gefährden, einzustellen und an Andern zum Schweigen zu bringen. Was uns selbst betrifft, so werden wir uns verpflichtet fühlen, durch alle in unserer Macht liegenden verfassungsmäßigen Mittel uns der Bildung oder Fortdauer einer Verwaltung zu widersetzen, die entweder offen oder geheim Hülfe aus solchen vergifteten Quellen schöpfen, politische Ausschließung irgend einer Volksclasse ihrer religiösen Meinungen wegen versuchen, oder den Katholiken Irlands ihren vollen und redlichen Antheil an den Ehren und Emolumenten des Staats vorzuenthalten trachten würde, zu deren Genuß diese, da sie auch des Staates Pflichten und Lasten mittragen, durch Gerechtigkeit und Gesetz ganz in gleichem Maaße, wie alle ihre Mitunterthanen, befugt sind.“ – An der Spitze der Unterzeichner dieser Adresse stehen der (protestantische) Herzog v. Leinster und Graf v. Charlemont, dieselben liberalen Edelleute, die sich auch bei einer ähnlichen Petition ans Parlament in der vorigen Session voranstellten. Dann folgen viele Namen der irischen Nobility und Gentry, Grafschafts-Lordstatthalter, Magistrate und Unterhausmitglieder. Auch der bekannte Radicale, Hr. Sharman Crawford, der dem Ministeralismus O'Connells vor einiger Zeit nicht ohne Erfolg opponirte und bereits eine Partei in Irland um sich zu sammeln anfing, erklärte in diesem Meeting, er wolle der großen und allgemeinen Reformsache seine Meinungsverschiedenheiten in Einzeldingen aufopfern, und das Whigministerium, so viel an ihm, gegen die Tories unterstützen. (Hinsichtlich einer früheren Versammlung in Dublin siehe die Beilage). — Andrerseits hatte Tags zuvor ein großes Tory-Festmahl von 700 Gedecken stattgefunden, wobei Graf v. Rathdown den Vorsitz führte. Letzterer sprach die zuversichtliche Hoffnung aus, daß die nächste allgemeine Wahl eine conservative Mehrheit ins Unterhaus liefern werde, selbst aus Irland, wiewohl jetzt sogar O'Connell, um für seine Partei Stimmen zu registriren, nicht umhin könne seine Börse aufzuthun (Gelächter) und seine Wähler mit Frühstücken zu regaliren. Die Gesundheit der regierenden Königin wurde sehr kaltsinnig aufgenommen, hingegen die Toasts auf Königin Adelheid und den König von Hannover mit dem „Kentischen Feuer“ (d. h. dem Maximum torystischer Beifallsbezeugungen) begrüßt.
Seit 1837 sind nicht weniger als 90 englische Generale gestorben. Bei so außerordentlicher Sterblichkeit in einem so kurzen Zeitraum, meint der Atlas, dürfe die Nation hinsichtlich der Armeebeförderungen bei der bevorstehenden königl. Vermählung nicht zu sehr kargen. An Officieren, die im Krieg auf der Halbinsel und bei Waterloo fochten, zählt man im brittischen Heer noch 581. Davon wurden 226 verwundet.
Capitän Crawford, von der Brigg Race-Horse, befindet sich jetzt in England und erklärt in einem Schreiben in öffentlichen Blättern die Angaben französischer Blätter über seinen angeblichen Raubzug gegen die französischen Colonisten am Oyapock schon darum für gänzlich ungegründet, weil er schon im Mai v. J. das Commando jener Brigg nicht mehr geführt.
Nach dem Beispiel Irlands hat sich auch in Edinburg ein „römisch-katholischer theetotalistischer Mäßigkeitsverein“ unter den Auspicien einiger Priester gebildet.
Die beiden für den transatlantischen Dienst verwendeten großen Dampfboote Great Western und British Queen bedürfen jetzt Reparaturen, die man bei ersterm (das in dem eben abgelaufenen Jahr gegen 35,000 Seemeilen zurücklegte) auf 6000, bei dem andern auf 13,000 Pf. St. veranschlagt.
Nach den letzten Berichten vom Cap der guten Hoffnung, d. d. 6 Nov., war die Lage der ausgewanderten Boers in Port Natal eine günstigere geworden, aber sie fürchteten noch immer Verrath von Seite der Zulas. Das Gerücht, daß das Gouvernement seine Truppen von Port Natal zurückziehen wolle, hatte sich wieder verloren.
London, 14 Jan. Williams ist ebenfalls des Hochverraths schuldig befunden, aber so wie Frost zur Gnade empfohlen worden. Man schließt daher ganz richtig, wenn Leute an Ort und Stelle und aus den Classen, gegen welche die Newporter Insurrection noch directer gerichtet war, als gegen die Regierung selbst, so mild über die Rädelsführer urtheilen, so könne und dürfe die Regierung, was auch die Entscheidung der Richter seyn möge, dieselben nicht am Leben strafen. Leider aber wird diese neue Milde nur als Ermunterung zu neuen Gewaltthätigkeiten dienen, da die Chartisten sie der Furcht der höheren Classen zuschreiben werden. Die Tories aber sagen, die Whigs dürften gegen diese Leute nicht streng seyn, weil sie selbst so viele Jahre lang das Volk aufgeregt und namentlich 1832 es zu Gewaltthätigkeiten ermuntert hätten. Besonders urgiren sie den von Lord John Russell bei einem Gastmahle zu Liverpool gebrauchten Ausdruck, er halte es als Minister des Innern am gerathensten, das Volk in seinen Versammlungen nicht zu stören, und demselben die Gelegenheit nicht zu benehmen, sich über seine wirklichen oder vermeinten Beschwerden auszusprechen. Das letzte Stück des Quarterly Review erneuert aufs umständlichste die Beschuldigung, daß diese Erklärung die Quelle aller gegenwärtigen Uebel und Gefahren sey; wir dürfen also erwarten, daß dieser Punkt die Hauptklage der Conservativen gegen ihn bei der Parlamentsversammlung seyn wird, wo nach einigen eine Untersuchung seiner Amtsführung wie die gegen Lord Normanby, vorgeschlagen werden soll. Ein noch bedeutsameres Gerücht ist, daß die Regierung dem Parlament die Verkündigung zu machen habe, der Königin Einkommen sey nicht hinreichend für ihren Hofstaat, und sie habe sich genöthigt gesehen, gegen 350,000 Pf. St. Schulden zu machen! Dieß wäre höchst auffallend, da man ihr sogar mehr bewilligt hatte, als König Wilhelm für sich und seine zehn Kinder erhielt. Es wäre um so beklagenswerther, als die Herabsetzung des Briefporto's nothwendig einen Ausfall herbeiführen muß, welchen gleicherweise die Abnahme in der Ein- und Ausfuhr, wie im Fabrikwesen überhaupt, voraussehen läßt, während die Nation durchaus nicht gelaunt ist, sich neue Steuern auflegen zu lassen. Der Hof würde dann der Verschwendung um so mehr angeklagt, als man von seiner Freigebigkeit bis jetzt nicht viel zu rühmen hatte. Die Minister aber würden einen Sturm erfahren, der sie trotz aller Hofgunst von ihren Posten treiben würde. Die Stellung ihrer Nachfolger würde dadurch nur um so schwieriger werden, sowohl gegenüber der Königin, als in Bezug auf die Nation. Hoffentlich aber ist es nur ein Torygerücht; und wenn dem so ist, so werden die Minister es nicht schwer finden, das Parlament zur Bewilligung eines ansehnlichen Jahrgeldes für Prinz Albert zu bewegen. Die Tories würden es kaum wagen, auf die Gefahr hin, für immer die Hofgunst zu verscherzen, durch unzeitige Widersetzlichkeit um die Gunst der Chartisten zu buhlen. Ja, ihre Journale, namentlich die Times, sind aufgebracht, daß O'Connell ihnen in Freigebigkeit zuvorgekommen, und sich im Namen der irischen Katholiken bereit erklärt, in jede Summe, die man nur verlangen möge, zu willigen. Die Times ist dabei ungroßmüthig genug, ein Volk, welches einst durch die Habsucht von Protestanten seiner Güter beraubt wurde, ein Bettelpack zu schimpfen. Dieß ist indessen nur eine von den vielen Vergehungen, deren sich die Tories täglich gegen Irland schuldig machen, und ein Beleg der Verachtung, wo nicht des Hasses, womit sie dessen Volk betrachten, besonders seitdem sie durch Irlands Repräsentanten allein von der höchsten Gewalt geschieden bleiben. Wenn die Tories sich auch, wie seit einigen Wochen wieder geschehen, noch so sehr zu bezähmen suchen, so brechen jene Gesinnungen immer wieder durch. Sie erscheinen in einem fast lächerlichen Widerspruch, wenn man sie sich zu gleicher Zeit wundern sieht, daß es Leute gebe, die im Ernste glauben könnten, ihre Partei hege andere als die freundlichsten Gesinnungen gegen Irland, und habe irgend was Anderes im Schilde, als die Emancipationsacte im ausgedehntesten Sinn geltend zu machen! Gewiß haben sie recht, wenn sie nicht von der Masse ihres Anhangs, sondern von ihren Häuptern reden. Die große Versammlung aber, welche so eben in Dublin stattgefunden, und besonders die von dem Herzoge v. Leinster und dem Grafen Charlemont ausgegangene „Adresse an die brittische Nation“ (s. oben) zeigt, daß nicht nur die irischen Katholiken, sondern auch die Protestanten der Whigpartei entschlossen sind, jene wilden Ausbrüche mancher Tories und ihrer Journale gegen die Katholiken zu benützen, um Peel die Verwaltung Irlands unmöglich zu machen. Freilich läßt sich zugleich aus den häufigen Klagen der Redner über die Gleichgültigkeit des Volkes bei so großer Aufreizung, und über den Mangel an Geldbeiträgen zu dem Registrationsverein, abnehmen, daß die Massen gegen politische Aufregung gleichgültiger geworden. Dieß ist aber doch nur ein Beweis, daß dieselben zu der jetzigen Verwaltung Vertrauen hegen, indem sie in ihren täglichen Verhältnissen deren Schutz gegen ihre ehemaligen Verfolger empfinden; und keiner weiß besser als Peel, daß dieß unter einer Verwaltung, in welcher Orangisten das Uebergewicht hätten, nicht einen Tag lang so bleiben würde. — Die Nachrichten aus Jamaica lauten fortwährend sehr erfreulich. Auch in den Canadas bleibt es ruhig. Die Vorschläge der Regierung aber an den Congreß von Ober-Canada wegen der Vereinigung beider Provinzen, auf der Basis einer wahren Volksvertretung und verantwortlichen Verwaltung, hat zu heftigen Debatten Anlaß gegeben, wobei die Regierung die bittersten Gegner an den Beamten gefunden. Doch dürften dieselben seitdem etwas zahmer geworden seyn, da der Generalgouverneur eine Depesche von Lord John Russell bekannt gemacht hat, wodurch das System, nach welchem die einmal verliehenen Stellen in den Colonien unter fast allen Umständen den Inhabern bis an ihrem Tod verblieben, aufgehoben wird. Im Gegentheil sollen solche Aemter, welche genau mit der ministeriellen Verwaltung zusammenhängen, künftig in der Regel mit der Veränderung des Statthalters ebenfalls neu besetzt werden. Bei dem Plane der Vereinigung der beiden Canadas wollen übrigens manche unparteiische und umsichtige Männer eine Gefahr für die Verbindung mit dem Mutterlande erkennen, welche entstehen müßte, wenn die Republicaner von Ober-Canada mit den unzufriedenen Franzosen der untern Provinz gemeinschaftliche Sache gegen die Loyalisten machten.
Frankreich.
Paris, 17 Jan.
Am 16 Jan. um halb 9 Uhr Abends ward die mit Ueberreichung der Antwortsadresse auf die Thronrede an den König beauftragte große Deputation der Deputirtenkammer von Sr.
Maj. empfangen. Der Präsident der Kammer, Hr. Sauzet, verlas die Adresse. Der König antwortete: “Ich habe mit lebhaftem Vergnügen die mir im Namen der Kammer gebrachte Adresse vernommen. Ich bin von den ergreifenden Erinnerungen, denen sie die Weihe gibt, und von den Gesinnungen, die sie ausdrückt, tief gerührt. Die Zusammenwirkung der Staatsgewalten für die Wohlfahrt, die Stärke und Würde Frankreichs war und wird immer das Ziel meiner Bestrebungen seyn. Dadurch offenbart sich sowohl nach innen als auch nach außen die wohlthätige Einwirkung der constitutionellen Monarchie, deren Aufrechthaltung wir Alle beschworen haben, und die allein die Größe und Wohlfahrt der Nation sichern kann. Ihr loyales und patriotisches Anschließen ist mir ein neues Unterpfand für den Beistand, den meine Regierung bei Ihnen für des Landes wahre Interessen finden, welche wohl von den Rechten und dem gesetzlichen Ansehen der Autorität unzertrennlich sind. Ich erwarte von Ihnen diese Gesinnungen, meine Herren, und danke Ihnen dafür von ganzem Herzen und voll Vertrauen auf die Zukunft des Vaterlands.“ Auf diese Rede folgte der Ruf: Es lebe der König! Eine Menge Mitglieder der Kammer hatten sich der großen Deputation angeschlossen.
Ein Journal sagt: “Man hat bemerkt, daß die Antwort des Königs auf die Adresse der Deputirtenkammer gelesen und nicht improrisirt war. Nach der Verlesung der Adresse und der Antwort Sr. Majestät unterhielt sich der König vertraulich mit mehreren Deputirten, unter andern mit dem ehrenwerthen Verfasser der Adresse, Hrn. Remusat.“
Beschluß der Rede des Hrn. Thiers über den Orient.
“So lange es noch möglich ist, sich mit England zu verständigen, sollte man nicht darauf verzichten, man sollte ihm allein all sein Unrecht lassen, und nur suchen, daß Frankreich sich kein Unrecht gegen England vorzuwerfen habe. Leider ist letzteres nicht der Fall. Ich erkläre mit fester Ueberzeugung, daß nicht alles Unrecht allein auf Seite Englands ist, daß es beiderseits Mißverständnisse gab; ich glaube auch fest, daß es leicht wäre, die Schwierigkeiten durch Aufklärung einiger Theile der Frage zu heben, und dieß würde von großem Nutzen seyn. Die Gegner der brittischen Allianz stützen sich auf das, was sich vor vierzig Jahren zugetragen. Wie kommt es, sagten sie, daß man plötzlich verbündet in Grundsätzen und Interessen werden kann, nachdem man so lange sich bitter befeindet hat? Ich will hier nur einige Blicke auf die frühern Ereignisse werfen, um zu untersuchen, was die wahre Ursache des Hasses und Kampfes zwischen Frankreich und England war. Die französische Demokratie hat zur Zeit unsrer ersten Revolution bald mit einem blutbefleckten Comité, bald mit einem großen Mann, wie Napoleon, an ihrer Spitze, die Welt durch ihre Thaten mit Erstaunen erfüllt, sie aber zugleich in Schrecken gesetzt. Und wie es jedesmal geschieht, wenn die Freiheit Schrecken einflößt, so gab sie auch den Feinden der Freiheit eine ungeheure Macht. (Lebhafte Beistimmung.) Alle Aristokratien Europa's verbanden sich gegen sie, und natürlich war es die mächtigste, reichste und gewandteste dieser Aristokratien, welche den Kampf am längsten aushielt. Die englische Aristokratie hat auf Seite der erschrockenen Welt mit einem genialen Mann, Pitt, an ihrer Spitze, gegen die französische Demokratie und Napoleon gekämpft. Der Kampf war bitter. Es lag damals hinter dieser Principienfrage noch ein ungeheurer Widerspruch der Interessen. Frankreich hatte zu jener Zeit noch nicht darauf verzichtet, eine Colonial- und Seemacht ersten Ranges zu seyn, es hatte noch nicht verzichtet auf den schimmernden Traum fernliegender Besitzungen; es wollte Louisiana, St. Domingo wieder nehmen, und sogar in Syrien und Aegypten einen Eroberungsversuch machen, dessen erklärter Zweck war, die brittische Macht in Ostindien zu bedrohen. Unsre Macht auf dem Continent benützten wir, um mit allen Marinen Europa's, mit der von Dänemark, Holland und Spanien eine Coalition gegen England zu bilden. Wohl hatte also England damals Gründe zu einem erbitterten Krieg; glücklicherweise aber existirt heute kein Grund mehr dazu. Die gemäßigte Revolution ist es, die heute Frankreich wie England beherrscht. Man entgegnet zwar öfters, diese Allianz sey nur momentan, da die Tories wieder ans Ruder kommen können, und allerdings scheinen diese der Regierung öfters nahe. Erlauben Sie mir aber hier eine Bemerkung. Wann stehen die Tories dem Staatsruder nahe? So oft man von ihren berühmtesten Führern, von Peel, Wellington sagt, sie seyen gemäßigt, sie wollten fast, was die Whigs wollten. Die Tories können also zur Gewalt nur unter der Bedingung gelangen, daß sie die Politik der Whigs befolgen, daß sie thun, was die Whigs jetzt thun. (Beifall.) Deßwegen glaube ich, daß die Gewalt in England der gemäßigten Revolution, eben so fest und noch fester vielleicht, als in Frankreich gehört. Ein Principienkampf zwischen beiden Staaten ist unter solchen Umständen unmöglich; eben so unmöglich scheint glücklicherweise auch der Kampf um Interessen. Frankreich weiß jetzt, worin seine wahre Macht liegt, wo der wahre Weg zu seiner Größe ist. Gibt es Jemand in Frankreich, der noch ferne Besitzungen wünscht? Man wird mir Algier anführen. Algier, wohin wir ohne einen ehrgeizigen Beweggrund, bloß wegen der Seeräuberei gegangen, Algier entzweit uns. Die Colonisirung dieses Landes, welches vor unsern Thoren liegt, halte ich für ein ausführbares Unternehmen, wenn wir all' unsre Anstrengungen daran setzen, denn ohne Anstrengungen geschieht nichts Großes in der Welt. Trotz der Nähe Algiers erheben sich Stimmen gegen dasselbe. Vor vierzig Jahren sprach Niemand gegen unsinnige Versuche, wie die, welche Frankreich auf St. Domingo und Louisiana machte. Dieß beweist, daß der Geist in Frankreich sich geändert hat, daß Jedermann fühlt, unsre wahre Größe sey auf dem Continent. (Beifall.) Dieß entscheidet jene große Frage; es zeigt, daß wir mit den Engländern nicht nur durch Principien, sondern auch durch Interessen verbündet sind. England ist beständig auf seine Colonialgröße bedacht und mit Recht. Für England ist der gefährliche Rival jenes große Reich, welches, ohne Colonien, bloß in Folge der ungeheuren Ausdehnung seines Gebiets mit seinen Gränzen nahe an alle Colonien Englands stößt. Nicht wir stören Englands Schlummer, nicht wir beängstigen es. England hat einen mächtigen Bundesgenossen auf dem Continent nöthig; unsre Continentalgröße ist ihm nicht feindlich, sondern nützlich. Ich bin überzeugt, England wünschte jetzt, daß die Verträge von 1815, diese Verträge unsers Unglücks, die wir übrigens klug thaten zu achten, für uns günstiger gewesen seyn möchten, denn England bedarf jetzt unsrer Größe. (Bewegung.) Beide Völker vereinigt, sind nicht die Gebieter der Welt — denn Niemand soll sich anmaßen, dieß zu seyn — wohl aber mächtiger als Alles, was ihnen gegenüber steht. Wenn wir die ungeheure Marine Englands, unsre schönen und zahlreichen Armeen, unsre financiellen Kräfte vereinigen, so bilden wir eine Macht, welche, ohne der Welt Gesetze vorschreiben zu wollen, doch ihrer Freiheit, ihrer Würde, ihrer legitimen Interessen in allen Ländern des Erdballs Achtung verschaffen kann. Ich meinerseits möchte nicht leichthin auf eine solche Allianz verzichten. Ich werde immer daran festhalten, so lange unsre Interessen und unsre Ehre es nicht verbieten. — Erlauben Sie mir nun, auf das Vergangene zurückkommend, Ihnen mit wenigen Worten zu zeigen daß es in den Spaltungen, die uns
zwar nicht getrennt, wohl aber erkältet haben, viele Mißverständnisse gab. Ich erinnere mich einer Zeit, wo wir trotz des vorgeblichen Widerstreits zwischen den englischen und französischen Interessen doch beide völlig einig waren. Dieß war bei Antwerpen der Fall. England beschränkte sich nicht darauf, wie man behauptet hat, der Belagerung der Citadelle von Antwerpen zuzusehen; es war einig mit uns, auch alle ihre Folgen mit auf sich zu nehmen. In Spanien verständigten wir uns ebenfalls, und unterzeichneten gemeinschaftlich einen Vertrag. Auch in Amerika, wo wir einen Streit wegen Blokadefragen hatten, verständigten wir uns und sahen, wie England sich zu unserm Vermittler machte, zwischen dem Cabinet von Washington und dem von Paris eine Aussöhnung herbeiführte. Wie kommt es nun, daß seit jener Zeit, wo ein so vollkommener Einklang herrschte, dieser durch Wolken getrübt worden ist? Der Grund ist, weil man sich nicht über alle Dinge freimüthig ausgesprochen. So oft eine Wolke sich erhebt, ist Gefahr da, und das Cabinet muß sich bemühen, sie zu zerstreuen. Es war eine Zeit, wo hinsichtlich der spanischen Frage sich einige Kälte zwischen beiden Cabinetten bemerklich machte. Ich will nicht tadeln, was damals geschehen, will die Klugheit nicht tadeln, die man gezeigt hat. Ich gestehe gern zu, daß die Hauptsache erreicht wurde: die Sache der Königin von Spanien ist nicht zu Grund gegangen. Man spielte großes Spiel; man gewann. Glauben Sie aber nicht, daß es bei den Begebenheiten dieser Welt nur Gewinn auf der einen und Verlust auf der andern Seite gibt. England hatte sich mit uns in diese Frage eingelassen, es hatte auf unsern Antrieb dabei eine Verpflichtung übernommen, lange hatte es sich dagegen gesträubt, denn es hatte mehr Interessen in Portugal, als in Spanien. Dieß geschah zur Zeit, als die Allianz in ihrer schönsten Blüthe stand. Wir waren über alle Punkte einig. Zwei Stimmen erhoben sich in Europa; England sagte zu uns: “entscheidet die spanische Frage, sie drückt uns, machen wir ein Ende damit.“ Der Continent dagegen sagte: “das englische Cabinet ist zu unternehmend, es ist ein verwegenes, tollkühnes Cabinet. Folgt ihm nicht, seyd klüger und geht nicht nach Spanien.“ Ich wiederhole, daß ich nicht tadeln will, was man gethan hat. Aber man darf sich nicht wundern, daß, wenn wir aus Klugheit lieber dem Rathe des Continents folgten, England sich ein wenig zurückgezogen hat. Jeder unparteiische Mensch wird zugestehen, daß von jener Zeit an die Herzlichkeit gar sehr vermindert war. Als die belgische Frage zur Entscheidung kam, ernteten wir die Frucht dieser Erkältung. Wir sahen, wie England sich beeilte, damit ein Ende zu machen. Unbekümmert um unsre Interessen sagte England zu uns: “Mir liegt wenig daran, ob die Belgier erhört werden oder nicht. Ihr habt mir Fragen an den Hals geworfen, von denen es mich loszumachen drängt.“ Wir haben also in der belgischen Frage geerntet, was wir in der spanischen Frage gesäet hatten. Nun kam die Frage des Orients; es war dieß der Moment, uns England wieder zu nähern, der Moment, ihm frei herauszusagen: “Ihr habt ein großes Interesse — Konstantinopel, wir haben dasselbe Interesse. Ihr wollt eure Flotten in die Levante schicken, wir gleichfalls. Ihr wollt die Angelegenheiten des Pascha's in Ordnung bringen, wir wollen dasselbe. Aber erklären wir uns zuvor.“ Wir hätten uns freimüthig erklären, aus unsern Planen kein Geheimniß machen, die Art von Protection, die wir dem Pascha gewährten, nicht verbergen sollen. Wir hätten nicht anfangs ausschließlich von der Integrität des osmanischen Reichs sprechen sollen, um dann zu spät die Erblichkeit Syriens und Aegyptens zur Sprache zu bringen. Man gab dadurch England abermals Anlaß, über die Veränderlichkeit unsrer Politik zu klagen. Ich glaube zwar, daß die englische Allianz so natürlich, so nothwendig ist, daß sie, welchen Fehler man auch begehen mag, zwar einige Unbehaglichkeit, einige Erkältung empfinden, aber immer wiederkehren wird. Indessen will ich doch meine Landsleute warnen: ein, zwei, drei Erkältungen ist viel; nehmt euch in Acht, daß ihr keine neuen mehr hinzufügt; seyd vorsichtig. Ich bin überzeugt, England kann nicht umhin zu bemerken, daß wenn die Unbestimmtheit (obscurité) unsers Benehmens und unsrer Sprache ... (Murren auf der Bank der Minister.) Mein Gott, ich wollte nichts Gehässiges sagen. Wenn Sie wollen, widerrufe ich das Wort. Ich glaube und erkläre offen, daß das Cabinet die englische Allianz aufrichtig wollte; eben so glaube ich, daß auch das englische Cabinet die französische Allianz will. Es waren, scheint mir, nur Ungeschicklichkeiten, die vorgefallen sind. Sobald man sich rund heraus erklärt haben wird, bin ich überzeugt, daß England die ernsten Folgen der Vorschläge, die ihm jetzt gemacht werden, einsieht. England will ganz dasselbe, was wir wollen, mit Ausnahme einiger Abweichungen, die mehr scheinbar, als wirklich sind. Man schreibt z. B. England die Absicht zu, einst Aegypten zu occupiren; dasselbe sagt man von uns in England. Ich weiß zwar nicht, was die Zukunft bringen wird, glaube aber, daß England eben so wenig den Plan hat, nach Aegypten zu gehen, als Frankreich hiezu geneigt ist. Die eigentliche Frage zwischen England und uns ist folgende: England ist gegen den Pascha aufgebracht, weil er den Frieden des Orients gestört hat. England glaubt, daß der geheime Schutz Frankreichs die Ursache sey, die seinen Ehrgeiz nähre, es will den Pascha dafür strafen. Wenn England aber besser darüber nachdenkt, wird es finden, daß es eine seltsame Art wäre, den Pascha, weil er den Frieden des Orients störte, und Europa der Gefahr aussetzte, die Russen in Konstantinopel zu sehen, dadurch zu strafen, daß man selbst den Russen das Einrücken in Konstantinopel gestattete, und zu ihnen sagte: bewacht einstweilen Konstantinopel, während wir den Pascha dafür züchtigen werden, daß er euch hieher geführt hat. Es wäre dieß eine verwünschte Politik. England erklärt ferner, daß es, um die türkisch-ägyptische Frage eben so glücklich wie die griechische zu lösen, nothwendig sey, zwischen dem Pascha und der Türkei eine genau bestimmte, solide Gränze zu ziehen, welche den Zwist ein für allemal entscheide. Denkt England ernstlich darüber nach, so wird es einsehen, daß, wenn man Syrien in zwei Theile theilt, ein neuer Streit gesäet wird, dessen Frucht man in zwei oder drei Jahren ernten dürfte. Ich glaube, daß diese beiden Gründe, mit Klugheit, Beharrlichkeit und in schicklichen Formen vorgebracht, auf das englische Cabinet ihren Einfluß üben werden. Fänden jedoch diese guten Gründe, die Frankreich dem englischen Cabinet für die Zurückweisung der russischen Vorschläge gäbe, keine Annahme, dann erkläre ich ohne Anstand, daß ich meinem Vaterlande rathen würde, nicht zu brechen, sondern in seiner Stärke sich bei Seite zu halten und zuzuwarten. (Beifall.) Eines weiß ich gewiß: Rußland und England werden sich wohl einen Augenblick nähern können, aber der Tag wird kommen, wo die eigentliche Rivalität ausbrechen, ja wo die Rivalität zur furchtbaren Feindschaft werden wird, und dann wird man unsere Freundschaft suchen, dann wird sie jeder haben wollen, und um Frankreichs mächtigen Degen für sich zu gewinnen, wird kein Preis zu groß scheinen. Es würde mir leid thun, wenn Frankreich isolirt wäre, aber selbst isolirt könnte es ruhig die Weltereignisse abwarten. Hr. Barrot sagte vorgestern in seiner beredten Sprache zu uns: “Gebt mir die Begeisterung von 1830 wieder.” Wohlan! ich, der ich gar wenig in meinem Lande bedeuten will, ich verspreche, ihm diese Begeisterung wieder zu geben,
sie eben so groß, eben so schön, eben so einstimmig wieder zu geben, aber nur unter Einer Bedingung: so wie ihr ein großes, vaterländisches Interesse, ein großes Motiv der Nationalehre habt, so werdet ihr, welche Fehler auch die Regierung begehen mag, die schöne Begeisterung der ersten Tage unserer Revolution wieder erwachen sehen.” (Rauschender Beifall von allen Bänken der Kammer.)
Der Pairshof hielt am 15 Jan. wieder eine Sitzung Darin ward zuerst der Angeklagte Piefort, ein Zimmermannsgesell, verhört, der auf dem Châteletplatz verwundet worden war. Er sagt, er sey zufällig mit seinem Bettgenossen auf den Insurgentenhaufen gestoßen, indem er dort in der Nähe eine Schwester habe besuchen wollen. Der erste Flintenschuß von einem Posten, den er gehört, habe ihn verwundet. Der Angeklagte Faucillon, der mit ihm verhaftet ward, sagt aus, sie seyen sich zufällig begegnet, und versichert, sie hätten keine Waffen gehabt. Die Zeugin Vitalis, die selbst nicht kommen konnte, sagt schriftlich aus, daß sie am 12 Mai den Angeklagten Faucillon in einem Hause in der Straße Vielle Tannerie mit einem Verwundeten gesehen. Mehrere Individuen, die den letztern begleitet, hätten zu ihm gesagt: “Fasse Muth, wir sind hier zu deiner Vertheidigung; sollte man uns angreifen, so werden wir uns zu rächen wissen.” Der Angeklagte Henderick sagt, er habe in der Straße St. Jacques la Bougerie einen Schuster besuchen wollen, und da er dessen Bude verschlossen gefunden, sey er nach Haus und nicht mehr ausgegangen. Der Präsident bemerkt ihm, seine Aussage sey unrichtig, man habe ihn in den Straßen, wo die Insurrection stattgefunden, gesehen, und er sey der Mitschuld bei der Ermordung des Unterofficiers Jonas bezichtigt. Drei Zeugen wollen ihn am 12 Mai in der Arcisstraße mit einer Flinte und in Krapphosen unter den Insurgenten gesehen haben. Hendrick beharrt bei seiner Behauptung. Hierauf wurden die Angeklagten Espinousse, Hubert, Simon und Dupouy verhört, die alle vier am 12 Mai in einem Hause in der Straße St. Magloire verhaftet worden waren. Bei den drei ersten fand man Kugeln, Patronen und Käpselchen. Dupouy hatte nur von Schießpulver geschwärzte Hände. Alle sind der Theilnahme an den Vorfällen bei der Barricade St. Magloire bezichtigt. Zeugen, die sie früher erkannt hatten, wollen in der Audienz die Angeklagten nicht mehr positiv erkennen. Nur Gard, Capitän in der zweiten Legion, und Mignet, Corporal des 4ten Linienregiments, erkennen den von ihm verhafteten Simon wieder. Ein Municipalgardist Guyard, der zur Verhaftung Simons beigetragen, hörte ihn im Augenblick der Verhaftung sagen: “Ich bin ein verlorner Mann; am meisten ist meine Mutter zu beklagen.” Nach Anhörung mehrerer Entlastungszeugen ward die Sitzung aufgehoben.
Das Journal Emancipation von Toulouse gibt folgende Details über die vorgestern erwähnten, in der Gemeinde Foix stattgehabten Unruhen: “Foix, 13 Jan. Die Gemeinde Foix hatte ein Grundstück gekauft, um daraus eine Art Marktplatz zu bilden, wohin alles zum Verkauf bestimmte Vieh für eine zum Vortheil der Gemeindecasse bestimmte Abgabe getrieben werden sollte. Darüber ward ein Beschluß gefaßt, der heute vollzogen werden sollte. Alles war bis um 9 Uhr Morgens in Ordnung gegangen, darauf ward aber die Autorität von 2 oder 3 Gendarmen und 12 bis 15 Mann Linientruppen, die sich an Ort und Stelle eingefunden hatten, mißkannt. Der sie befehligende Officier ward mit Steinwürfen empfangen und mußte sich mit seiner Abtheilung von dem Platze zurückziehen. Gegen 11 Uhr begaben sich die ganze Brigade Gendarmerie und etwa 150 Mann Linientruppen, an deren Spitze der Präfect und der Maire sich befanden, an den Ort der Emeute; im Augenblick aber, wo Hr. Petit de Bantel sprechen wollte, verwundete ein Hagel von Steinen mehrere Militäre und der Präfect selbst ward an der Lippe getroffen. Darauf feuerte die Truppe. Neun Mann oder Weiber wurden getödtet, 3 Personen tödtlich und 11 bis 14 minder bedeutend verwundet. Die Erbitterung stieg in Folge der Anwendung einer so extremen Maaßregel aufs Aeußerste. Die Flinten und die Kanonen der Nationalgarde wurden aus Furcht vor einem Handstreich in der Caserne eingeschlossen. Die Officiere der Nationalgarde wurden durch die Behörden zusammenberufen. Man fürchtet, die Leute von Barguilliere und andere Bergbewohner möchten in die Stadt herabkommen.” — Die France méridionale vom 14 sagt: “Ein schreckliches Unglück hat die Stadt Foix (Ariege) mit Trauer erfüllt. Gestern war der Tag des Viehmarkts. Ein neuer Tarif, der das dahin kommende Vieh treffen sollte, ward in Vollziehung gesetzt. Die ersten Ankömmlinge unterwarfen sich demselben ohne Murren, die Masse der Reclamanten nahm aber in solchem Grade zu, daß die Behörde sich genöthigt sah, die Gendarmen und die Truppen der Besatzung zu versammeln. Alle Ueberredungsmittel waren erschöpft, die gesetzlichen Aufforderungen erfolgt; die Zusammenrottungen nahmen aber zu, und man sah sich bei den begangenen Ausschweifungen in die traurige Nothwendigkeit versetzt, feuern zu lassen. Man versichert, daß 15 Personen das Leben verloren haben, und gegen vierzig verwundet sind.”
* Der Stenograph sagt: “Wir beeilen uns folgende Note bekannt zu machen: Mehrere Nationalgarden, die am letzten Sonntag an dem bei mehreren Deputirten des Comité's für Wahlreform gemachten Schritte Theil genommen, haben gehört, daß eine neue Demonstration ähnlicher Art sich am nächsten Sonntag erneueren sollte; sie glauben zum voraus erklären zu müssen, daß sie keinen Theil daran nehmen werden, und fordern aufs lebhafteste ihre Cameraden auf, ihr fremd zu bleiben.”
Paris, 17 Jan. Das Tagsgespräch bildet das von Hrn. Passy vorgelegte Gesetz über die Rentenconversion. Die Meinungen über dessen Erfolg, die früher einstimmig dessen Verwerfung vorhersagten und in deren Folge den Austritt des Finanzministers, sind jetzt getheilt. Die einen glauben immer noch, daß entweder die Pairs es verwerfen oder der König die Executionsordonnanz verweigern wird; andere meinen jedoch, daß man auf eine Majorität von etwa dreißig Stimmen in der Pairskammer werde zählen können. So viel ist gewiß, daß zwei Umstände die Hoffnung der letztern bestärken: einmal hat man einen Theil des Gesetzes dem Budget einverleibt, indem man das durch die Reduction zu Erzielende unter die Einnahmen brachte; so geriethe die Pairskammer durch Verwerfung mit den Deputirten in eine doppelte Collision; dann glaubt man an der Börse zu wissen, daß Hr. Passy vorhabe, gegen die 5Proc. zu 112, 3Proc. zu 84 zu bewilligen, während sie jetzt 81 stehen. Dieß scheint den 5Procentbesitzern eine gute Speculation. Darum stiegen die 5Proc., weil man sich deren zu jener bevorstehenden Speculation zu verschaffen sucht, und die 3Procents folgen natürlich dieser Bewegung. Der Eindruck, den die Gesetzvorlage an der Börse gemacht, ist somit kein ungünstiger und deutet zugleich an, daß man dort das Durchbringen des Gesetzes für möglich hält. Viele entwaffnet auch die Bestimmung, welche den Zeitpunkt der Umwandlung immer noch in des Ministers Ermessen stellt.
Niederlande.
Aus dem Haag, 15 Jan. Die Vorlage, welche fünf Mitglieder der zweiten Kammer der Generalstaaten, bezüglich
weiterer Veränderungen des Grundgesetzes machten, enthält 14 Art., die indessen nur die Behandlungsweise, das Verfahren, welches die Kammer bei den zu treffenden Veränderungen einhalten soll, bestimmen. Gestern und heute beschäftigen sich die Abtheilungen der Kammer mit der Prüfung dieser Vorlage. Die fünf Mitglieder der Kammer, von denen der Entwurf ausgeht, sind der Meinung, daß die Regierung es der Kammer überlassen habe, Anträge wegen weiterer Veränderungen des Grundgesetzes zu stellen, denn der König habe ja erklärt, daß er Alles, was zur Beförderung des Glückes der Nation nothwendig sey, zum Gegenstand näherer Prüfung machen wolle. Die Regierung habe aber durch die bloße Vorlage der durch den Tractat mit Belgien nothwendig gewordenen Veränderungen an den Tag gelegt, daß sie selbst keine weitern Veränderungen beantragen werde; die Kammer müsse es also thun.
Deutschland.
Hannover, 13 Jan. Das neue Jahr und der Carneval bringen uns wenig nachhaltige Erheiterung in unsern immer trüberen, immer verwickelteren Wirren. Von der nahen Kunstausstellung (mehrere Jahre lang der glänzendsten und lohnendsten in ganz Deutschland) dürfte auch nur ein Rückschritt zu melden seyn, wie von allen Vereinen, kaum jenen für Gewerbe ausgenommen. — Im Westen des Königreichs hat die Auswanderung nach den Vereinigten nordamerikanischen Freistaaten abermal zugenommen, jedoch auch im Oldenburgischen, in auffallender Weise. Uebrigens hat die deutsche Auswanderung im Ganzen 1839 entschieden abgenommen, sie ist um mehr als 2000 Seelen gegen die Jahre des häufigsten Zuströmens zurückgeblieben, wenigstens nach den Uebersichten ihres Hauptherdes, der freien Hansestadt Bremen, wo sie mit dem rapiden Aufschwunge der Schifffahrt und der Rhederei in einem folgenreichen Zusammenhange steht. — Es gingen 1839 von Bremen nach Baltimore 47 Schiffe mit 5967 Passagieren, nach New-York 38 Schiffe mit 3646, nach New-Orleans 15 Schiffe mit 1957, nach Philadelphia 9 Schiffe mit 574, nach Charleston etc. 4 Schiffe mit 149, nach Richmond 1 Schiff mit 128, zusammen 114 Schiffe mit 12,421 Passagieren. Von diesen Schiffen waren 93 Bremer, 2 Hamburger, 16 Nordamerikaner, 1 englisches, 1 schwedisches, 1 österreichisches Schiff. — Die im Frühjahr sehr starke Emigration der Juden ließ im Herbste nach. Auch mehrere Hundert bereits auf den September angesagte Familien sind zu Hause geblieben und wollen sich den Winter über noch besinnen. In England ist für die deutschen Auswanderer ein schlimmer Boden. Rotten von Betrügern wetteifern, sie zu plündern und, statt der emancipirten Neger, in die ehemaligen Sklavencolonien hinüber zu zwingen, von wo bereits mehrere klägliche Berichte eingetroffen sind. — Sehr beruhigend lauteten dagegen alle Berichte der directen Ueberfahrten von Bremen nach den Vereinigten Staaten. Sogar unsere hannover'schen Auswanderer ziehen sich fast durchgehends auf Bremen. — Die Strenge des Senats gegen Willkür oder Uebervortheilung, die Sorge für hinreichende und gesunde Nahrung, für die Schiffspolizei in all und jeden, ja sogar in den räumlichen und Sanitätsbeziehungen, dann für Hab und Gut der Auswanderer, durch angemessene Assecuranz, ja selbst für Empfehlung und Unterkommen jenseits des Meeres, sind ein ausgezeichnetes Verdienst um das gesammte deutsche Vaterland. — Vor einigen Wochen, am Jahrestage der ersten Kundmachung vor zwei Jahren, erneuerte die deutsche Ansiedelungs-Gesellschaft in Philadelphia ihren Aufruf.
Rußland.
Von der russischen Gränze, 12 Jan. Man schreibt aus St. Petersburg, daß der Großfürst Thronfolger von Rußland im Monat März die im vorigen Spätjahre unterbrochene Reise nach Darmstadt bestimmt anzutreten gedenke; indessen wäre es doch möglich, daß ungünstige Witterung dem Großfürsten die Reise erst im April gestattete. Eine Sage ging, daß der Großfürst von Darmstadt aus seine Mutter, die Kaiserin, nach Italien begleiten werde, da ihr von den Aerzten ein mehrwöchentlicher Aufenthalt im milden Klima dieses Landes anempfohlen sey. Ein anderes Schreiben sagt, der Herzog von Leuchtenberg werde J. Maj. auf dieser Reise begleiten.
Oesterreich.
Preßburg, 8 Jan. Die noch rückständigen zwölf Punkte des Religionsgravamens wurden in der heutigen Sitzung der Magnatentafel beendigt. Die Berathungen hatten abermals einen so ruhigen, menschenfreundlichen Charakter, daß der Erzherzog Palatinus nicht umhin konnte, der Tafel am Schlusse der Sitzung hierzu Glück zu wünschen und zu erklären, daß, indem ein Gegenstand, der überall mit großer Aufregung Monate, ja Jahre hindurch geführt wurde, hier in wenigen Tagen mit so vieler Ruhe, Würde und Aufklärung zur allseitigen Zufriedenheit und Erkräftigung der allgemeinen Harmonie beendigt wurde, Ungarn stolz darauf seyn dürfe, es hierin allen constitutionellen Staaten zuvorgethan zu haben. Diese Aeußerung wurde mit lautem Beifall erwiedert, und der Erzherzog wurde von diesen Acclamationen selbst bis in seine Appartements begleitet. Die Protestanten sind sehr zufrieden und vollkommen überzeugt, daß die wenigen Punkte, über die noch keine Einigung beider Tafeln erfolgte, in Folge des nächsten ständischen Nuntiums auch von der Magnatentafel angenommen werden. (Deutsche Bl.)
Wien, 16 Jan. Privatberichte aus Oberitalien schätzen den Schaden, welchen die Ueberschwemmung bloß bei den Dämmen und Schleußenwerken angerichtet hat, für das Venezianische, auf ein Drittheil unter Wasser gesetzte Gebiet, dessen Dämme an 28 Stellen durchbrochen sind, auf 5 Millionen Francs und für die Lombardie auf 8 Millionen. Die Verluste im Besitzstande der Bevölkerung sind vermuthlich noch nicht erhoben, sollen aber von außerordentlicher Beträchtlichkeit seyn. — Aus Ungarn erfährt man durch Privatmittheilung, daß die Magnatentafel die Verhandlungen über das ständische Nuncium in Religionsangelegenheiten bereits beendigt und in Betreff der übrigen Punkte desselben beschlossen hat. 1) Unehelich erzeugte Kinder sollen der Confession der Mutter folgen; werden sie jedoch durch ein später erfolgendes Ehebündniß der Eltern legitimirt und dadurch zu gleichen Rechten mit den ehelich erzeugten Kindern gebracht, so unterliege die Bestimmung ihres von diesem Zeitpunkte an einzutretenden Religionsbekenntnisses jener Gesetzesvorschrift, welche für das Religionsbekenntniß ehelicher, in gemischten Ehen erzeugten Kinder, gültig ist. Findlinge sollen in der Religion der Pflegeeltern erzogen werden. 2) Der vorgeschriebene sechswöchentliche Unterricht beim Uebertritt der Katholiken zum protestantischen Glaubensbekenntnisse soll in Zukunft aufhören, dagegen soll das den Confessionswechsel wünschende Individuum von einer Deputation der betreffenden Gerichtsbehörde über die Gründe seines Uebertritts vernommen, und demselben eine vierwöchentliche Bedenkzeit eingeräumt werden. Besteht dasselbe nach Ablauf dieses Termins auf dem geäußerten Entschluß, so wäre der sich ergebende Fall zur Kenntniß Sr. Maj. des Königs zu bringen, und der allerhöchste Bescheid im Verlaufe von 3 Monaten vom Tage der Eingabe zu gewarten. 3) Kinder, welche eigentlicherweise der katholischen Confession angehören sollten, durch zufällige Umstände aber in dem protestantischen Bekenntnisse erzogen wurden, sollen nach erreichtem 18ten Lebensjahre nicht mehr zur Rückkehr zur katholischen Religion
gezwungen werden. 4) Protestantische Pfarrer seyen über den frequenten Besuch ihrer Bethäuser von Katholiken für die Folge nicht verantwortlich zu machen. 5) den Katholiken soll es gestattet seyn, die Lehranstalten der Protestanten zu besuchen, und für den Unterricht und die Erziehung sollen protestantische Lehrer und Erzieher angenommen werden können. — Wie bekannt, erlangen die Beschlüsse der beiden Tafeln erst dann Gesetzeskraft, wenn die Sanction des Monarchen erfolgt ist. Ueber die Verhandlungen der Ausschußcommission wegen der Recrutenstellung verlautet, daß sie bis zum 24 d. M. ausgesetzt bleiben, dann aber wieder beginnen werden. — Im Rückblick auf die Religionsverhandlungen verdient wohl noch die den Ständen gemachte freimüthige Erklärung der Magnaten erwähnt zu werden, daß sie es lieber gesehen hätten, wenn die Vorschriften und Formen des Gesetzes von 1790 circa sacra auch für die Zukunft wären beibehalten worden. Um der Aufrechthaltung des guten Einverständnisses willen hätten sie jedoch den Wünschen der andern Tafel (in den oben bemerkten Punkten) sich gefügt.
Türkei.
Die neuesten Mittheilungen des Siebenbürger-Wochenblatts, über die Pestverbreitung diesseits des Balkans, sind einem Correspondenzberichte vom 12 Dec. entnommen. Nach demselben ist im Dorfe Simila die Pest zwar nicht mehr verspürt worden, hat aber seit ihrem Ausbruche bis 30 Nov. 140 Personen, theils Christen, theils Türken hinweggerafft. Ueber den Gesundheitszustand von Sfetoi mangeln die Berichte, aber von Turtukani weiß man, daß am 1 Dec. noch 3 Personen, nämlich 2 Kinder des Hadschi Wlad und ein gewisser Kostia Monostaja der Seuche erlagen. In Silistria sind bis 2 Dec. 3 Türken und eine Frauensperson gestorben. Uebrigens herrscht in den beiden Fürstenthümern Moldau und Wallachei und in ihren Quarantainen, dann auch auf den Schiffen der Häfen von Gallacz und Braila ein vollkommen befriedigender Gesundheitszustand.
Konstantinopel, 31 Dec. Der Fürst von Serbien hat seine Investitur erhalten. Die Cerimonie der Säbelumgürtung gewann ein erhöhtes Interesse durch die jugendliche Frische der zwei Hauptpersonen. Der Sultan, der kaum das Jünglingsalter angetreten, und der noch jüngere, überaus hübsche serbische Fürst standen einander so kindlich, so anmuthig gegenüber, als wären sie von einem Künstler ausersehen worden, um ein Modell für ein recht anziehendes Genre-Gemälde zu geben. Der Fürst Michael wird nun nächstens mit der ihm hieher gefolgten Deputation nach Serbien zurückkehren, um die Regierung anzutreten. Er hat auf Alle, die ihn hier näher kennen zu lernen Gelegenheit gefunden, den besten Eindruck gemacht, und wird hoffentlich menschlicher und vernünftiger als sein Vater regieren. — In der Politik ist hier Alles ruhig; alle Blicke sind nach London gerichtet. Die Pforte hat unlängst Communicationen aus Petersburg erhalten, die sie in die Lage setzen, zu erkennen, welche Absichten das russische Cabinet eigentlich hatte, als es sich entschloß, auf Eröffnung von Conferenzen in London anzutragen; sie ist seitdem weit mehr beruhigt. Man hatte sie unaufhörlich vor Rußland gewarnt und glauben gemacht, daß Alles, was von dieser Macht ausgehe, ihr zum Verderben gereiche. Die Insinuationen verfehlten ihren Zweck nicht und die Pforte sah mit ängstlichen, mißtrauischen Blicken auf Rußland. Die oben erwähnten Communicationen scheinen sie aber aufgeklärt, und die Besorgnisse beschwichtigt zu haben, welche die Minister der Pforte noch über russischen Egoismus nähren mochten. Hr. v. Butenieff soll wenigstens mehr denn je sich über die aufrichtige Sprache zufrieden bewiesen haben, die Reschid Pascha jetzt führt. Hr. v. Pontois hingegen ist sehr unzufrieden mit Reschid Pascha, der zwar aus der französischen Schule hervorgegangen ist, aber mit der Offentlichkeit, die in Frankreich herrscht, sich nicht ganz befreunden kann und sehr empfindlich über die Art ist, womit er und seine Regierung von der unabhängigen Presse behandelt werden. Er boudirt deßhalb den französischen Repräsentanten, den dergleichen Bouderien wohl wenig berühren und der sich nichts vergeben will. So ist zwischen Hrn. Pontois und Reschid Pascha eine Kälte eingetreten, die durch die Aussagen des Dolmetschers Avedik gegen Admiral Lalande nur vermehrt wird. Hr. v. Pontois, welcher jene Aussagen für die giftigsten Verleumdungen hält, dürfte sich zu Schritten veranlaßt sehen, welche die Pforte in große Verlegenheit bringen, dem unvorsichtigen Dolmetsch aber eine derbe Züchtigung bereiten könnten, denn der französische Botschafter ist nicht gesonnen, eine solche Insulte ruhig entgegen zu nehmen; er dringt auf die strengste Untersuchung und eclatanteste Genugthuung. Sehr geschickt war es von Reschid Pascha nicht, eine solche Sache aufzurühren und zu den vielen Verlegenheiten, in denen die Pforte sich befindet, noch eine neue und zwar sehr verdrießliche ihr auf den Hals zu ziehen.
Die Franzosen und die Engländer auf der Westküste von Afrika.
(Times.) Nach Berichten vom Flusse Gambia, d. d. 3 Nov., scheint es, daß die Franzosen sich in jener Gegend nach wie vor die gewaltsamsten und unverantwortlichsten Uebergriffe gegen den brittischen Handel erlauben. Eine kurze Beschreibung der französischen und brittischen Besitzungen in jenem Theile Westafrika's wird die Sache deutlicher machen. Senegal (d. h. die sonst St. Louis genannte Insel im Ausflusse des Senegal), das vermöge des Pariser Vertrags von 1814 von England, vorbehaltlich seiner Berechtigung zum Gummihandel, an Frankreich zurückgegeben ward, ist die französische Hauptbesitzung. Die etwa 100 englische Meilen südlich von Senegal gelegene kleine Insel Gorée gelangte durch denselben Vertrag wieder an Frankreich, und diese beiden Inselchen bilden seine einzigen Besitzungen an der westafrikanischen Küste, und folglich die einzigen zwei Plätze, nach denen es ein ausschließliches Handelsrecht besitzt. Der Gambiafluß ist die einzige brittische Besitzung in derselben Gegend, die den Engländern durch den Vertrag von 1783, und neuerdings durch den Pariser Vertrag von 1814 gesichert wurde. Die Besitznahme von Aldredar am nördlichen Ufer des Gambia im Jahr 1819 von Seite der Franzosen scheint ihr erster erfolgreicher Uebergriff gegen die brittischen Rechte daselbst gewesen zu seyn. Die beglaubigten Umstände ihrer letzten Anmaßung aber sind folgende. Auf St. Louis im Senegal besteht eine privilegirte französische Compagnie, die mit einer ungefähr 1000 englische Meilen stromaufwärts gelegenen Niederlassung Gallam Handel treibt. Der vor etwa drei Jahren erloschene Freibrief dieser Handelsgesellschaft wurde von der französischen Regierung unter der Bedingung der Bildung neuer Niederlassungen am Cazamanza, einem südlich vom Gambia strömenden Fluß, erneuert, wobei die französische Regierung sich anheischig machte, zum nöthigen Schutz der neuen Ansiedlungen Forts anzulegen. Die Portugiesen besaßen den Cazamanza, seitdem Europäer in Westafrika Fuß gefaßt, ohne je andere Nationen vom freien Handel dahin ausschließen zu wollen, und die Engländer waren gewohnt, denselben behufs des Verkehrs mit den Eingebornen zu beschiffen. Kraft der Uebereinkunft zwischen jener Compagnie und dem französischen Gouvernement sandte dieses Truppen und Schiffe nach dem Cazamanza, ließ zur Ansiedelung solche Stellen auswählen, die am geeignetsten waren, den Handel von dem Gambia wegzuziehen, und errichtete Forts. Die Kaufleute vom Gambia, die ihren Handel gefährdet sahen, wandten sich deßhalb an den brittischen Gouverneur der Colonie, der ihre Vorstellungen nach England zu übermachen versprach. Ob hier einige Notiz davon genommen wurde, wissen wir nicht, aber die Franzosen trieben ihr Wesen ungestört zwei Jahre lang fort, und kein einziges englisches Kriegsschiff wurde nach dem Cazamanza beordert, um das Treiben der Franzosen zu beobachten und brittisches Eigenthum zu schützen. Während im August v. J. zwei englische Fahrzeuge vor der Stadt Sedjeu (Sagedegou?) vor Anker lagen und der Supercargo eben mit den Eingebornen handelte, nahmen zwei französische Boote voll Soldaten das eine der englischen Fahrzeuge gewaltsam in Besitz. Die Wahrheit ist, obgleich die Souveränität über das Flußgebiet des Cazamanza anerkanntermaßen den Portugiesen gehört, haben die Franzosen ihre Niederlassung auf vier Factoreien vergrößert, und sprechen das Recht ausschließlichen Handels mit den dortigen Eingebornen an. Auf eine Vorstellung darüber von Seite des Gouverneurs von Gambia antwortete der Gouverneur von Senegal, die Franzosen besäßen in Sedjeu unzweifelhafte Rechte, wozu auch das gehöre, fremde Handelsschiffe von dort abzuweisen. Zugleich empfahl er dem brittischen Gouverneur, englischen Handelsschiffen die Fahrt den Cazamanza hinauf zu untersagen, bis diese Frage von den beiden treffenden Regierungen entschieden seyn werde.
Großbritannien.
Am 7 Januar hielt der rastlose O'Connell im Adelphi-Theater in Dublin wieder eine Versammlung, um eine Adresse an die Königin und eine Petition an das Parlament für “Irlands Rechte” und gegen die Berufung eines Toryministeriums in Antrag zu bringen, die natürlich einmüthig mit Zuruf angenommen wurden. Seine Rede war eine Variation des bekannten, unerschöpflichen Thema's. Er lobte die Minister, jedoch gewissermaßen als ein pis-aller: “Indem wir die Whigs im Amt erhalten, erhalten wir die Tories außer dem Amt. Ich wünschte allerdings, sie gingen weiter, sie wären Radicale, wie ich selbst; aber hälf' ich sie stürzen, weil sie nicht radical genug sind, welche Aussicht wäre zur Zeit auf eine radicalere Verwaltung vorhanden? Indeß, während ich sie zu halten suche, werde ich sie doch nicht in Fragen unterstützen, wo sie mir Unrecht zu haben scheinen; denn ich bin kein Dick- und- Dünn- Ministerieller, und darf den Whigs nicht dankbar seyn auf Kosten des Volks von England und Irland.” O'Connell betrachtete die Folgen, die ein Toryministerium für Irland herbeiführen würde, unter denen er besonders die parteiische Besetzung der Richterstellen, die Parteizwecken dienende Rechtspflege hervorhob: “Wir können zwar unsere jetzigen Richter nicht sonderlich rühmen, aber Engel des Lichts sind sie im Vergleich mit den Dämonen, die sie ablösen würden. Das orangistische System würde neue agrarische Ruhestörungen, eine Sündfluth von Verbrechen herbeiführen, während jetzt die erstern, jene “wilde Rachejustiz”, wie man sie genannt hat, ganz verschollen sind, und Irland überhaupt ruhiger und von Verbrechen reiner ist, als es je zuvor unter englischer Herrschaft war.” Unter den Fragen, die er in der bevorstehenden Session unterstützen werde, nannte O'Connell: das Ballot, jede Motion gegen den Sklavenhandel, die Abschaffung der Korngesetze — “obgleich, sagte er, das ganze Vermögen meiner Familie in Grundbesitz besteht; aber ich bin überzeugt, daß die Korngesetze dem Landwirth gerade so nachtheilig, wie dem Manufacturisten sind. Der Fluch des Himmels treffe ein System, das den armen Arbeitern ihre Nahrung schmälert, damit einige Reiche prassen können!” — ferner jeden ministeriellen Apanagevorschlag für den Prinzen Albert. “Ein Radicaler, wie ich bin (äußerte er in dieser Beziehung), kann ich doch nicht umhin, mich zu erinnern, daß man der Königin Adelheid 100,000 Pf. St. jährlich gegeben hat, und so werde ich wohl nicht knauserig seyn gegen den Gemahl unserer Königin Victoria. Ich sage das im Namen des Volks von Dublin. (Eine Stimme: “sagen Sie: Irlands!”), ja, im Namen des Volks von Irland, das gern seinen Theil an der Apanage tragen wird.” (Zuruf.) Nun wiederholte er seine Drohung, daß er genaue Nachforschungen anstellen wolle, wer die Schmähartikel in den Londoner Journalen gegen Irland schreibe, damit
das irische Volk sie kennen lerne. Drei von ihnen habe er bereits aus ihren Löchern getrieben (unkennelled): “die Wetterfahne Stirling (der muthmaßliche “Donnerer” in der Times), den Branntweinsäufer Barnes und den Troßbuben Bacon.” “Die Times hat jüngst gesagt, sie wolle mich ausschneuzen wie ein Licht. Der alte Daniel ausgeschneuzt, der müßte sich gut ausnehmen!” (Gelächter.) Er versprach, bis Ostern wieder nach Dublin zu kommen, und nöthigenfalls noch früher, um alle Grafschaften zu durchreisen, und das Volk zum Beharren bei seinem jetzigen guten Benehmen zu ermahnen, damit es seinen Feinden keine Waffe gegen sich in die Hand gebe. Noch kündigte er an, von Connaught werde demnächst eine wichtige Bewegung ausgehen, der sich Ulster, Munster und Leinster ohne Zweifel anschließen würden: man werde in allen Pfarreien Versammlungen halten und das Parlament petitioniren, die ganze Zehntenabgabe der Armensteuer zuzuwenden, wie denn der Zehnt ursprünglich für die Armen bestimmt gewesen sey. Doch solle den jetzigen Zehnteninhabern ihr Einkommen nicht entzogen werden. Zuletzt wies O'Connell auf den bedenklichen und zerrütteten innern Zustand von England hin, und meinte, die Tories dürften darin wohl einen Grund finden, sich der Schmähungen gegen Irland zu enthalten, denn würden die Irländer mit den Chartisten gemeinsame Sache machen, so könnte England in eine wahrhaft gefährliche Lage gerathen. (Hört, hört!) Er schloß mit den Worten Thomas Moore's, des “Barden von Erin”:
“Manch Volk ist gesunken, hinab manche Sonnen,
Die deine geht auf, du mein jugendlich Land!
Hat im Düster der Knechtschaft dein Morgen begonnen,
Im Mittagslicht der Freiheit einst leuchtet dein Strand.” The nations have fallen, but thou still art young,
Thy sun is but rising, whilst others have set;
And tho' slavery's gloom o'er thy morning hath hung,
The full noon of freedom shall beam round the yet.
Frankreich.
Preisaufgaben der Pariser Akademie.
I. Großer Preis aus der Physik. “Bestimmung der specifischen Wärme der vorzüglichsten einfachen Körper, sowie einer großen Anzahl von metallischen und organischen Verbindungen mittelst genauer Experimente. Auseinandersetzung des Verhältnisses der specifischen Schwere der Körper zu ihrer specifischen Wärme.” Termin für die Einreichung der Arbeiten 1 April 1841.
II. Außerordentlicher Preis von 6000 Fr. “dem besten Werk über die nützlichste Anwendung der Dampfkraft auf die Schifffahrt und dem vorzüglichsten System in dem Mechanismus, der Ladung, Bewaffnung und sonstiger innerer Einrichtung dieser Schiffe.” Termin 1 März 1841.
III. Großer Preis für Mathematik. “Die Störungen der Bewegung in der Ellipse durch Reihen periodischer Größen auf eine Weise zu bestimmen, daß man mittelst der numerischen Tafeln den Standpunkt eines Planeten zu jeder Zeit angeben könne.” Termin 1 Mai 1841.
IV. 10,000 Fr. für die beste Lösung folgender Fragen, in Bezug auf Vaccination. “Ist die Schutzkraft der Vaccine absolut oder nur temporär? — Im letztern Falle müßte durch genaue Erfahrungen und authentische Facta die Zeit bestimmt werden, während welcher die Vaccine vor der Menschenpocke schützt.
“Hat die Kuhpocke (cow-pox) eine sichrere oder länger andauernde Schutzkraft, als das Vaccinegift, welches schon zu einer mehr oder weniger großen Anzahl von Impfungen gedient hat?
“Im Fall, daß die Schutzkraft der Vaccine mit der Zeit sich verminderte, muß man es erneuern und wodurch?
“Steht die Intensität der örtlichen Erscheinungen, hervorgebracht durch das Vaccinegift, im Verhältniß mit der Schutzkraft vor der Menschenpocke?
“Ist es nöthig, dasselbe Individuen mehrere Male zu impfen und nach wie viel Jahren?” Termin für die Arbeiten 1 April 1842.
V. Der Preis aus der Astronomie, bestehend in einer Medaille, gestiftet von de Lalande, wird in der öffentlichen Sitzung des laufenden Jahres dem den Fortschritten in der Astronomie förderlichsten Werke zuerkannt.
VI. Preis, gegründet von Hrn. Manni. “Welches sind die unterscheidenden Kennzeichen der verschiedenen Arten des Scheintodes?
“Welches sind die Mittel, dem Lebendigbegraben vorzubeugen.” Termin 1 April 1848.
Paris, 16 Jan. Thiers war, wie man sagt, am Sonntag entschlossen gewesen, gegen die englische Politik sich zu äußern, und hatte seine Rede in diesem Sinne abgefaßt, als er die bestimmte Nachweisung erhielt, eine geheime Allianz zwischen Rußland und England gegen die französischen Einflüsse im Orient sey auf dem Punkt abgeschlossen zu werden. Um diese zu verhüten, änderte er am Montag Morgen den Sinn seiner ganzen Rede um, *) Daß dieß am letzten Morgen noch geschah, ist doch etwas zweifelhaft, da man in Paris die Wendung in London schon seit einiger Zeit kennen mußte. und trat zu Gunsten der englischen Allianz auf, wobei er wirklich etwas über die Schnur hieb, und dem Anschein (aber nicht seiner wahren Gesinnung nach) die französischen Interessen in Aegypten den englischen Antipathien aufzuopfern bereit schien. Das ist der Standpunkt, von welchem seine, in halbem Einverständnisse mit dem wahrhaft influirenden Theil der Regierung gehaltene Rede scheint beurtheilt werden zu müssen. Gegenüber Rußland kann Frankreich nur in den Angelegenheiten des Orients englisch gesinnt seyn, obwohl es gegenüber England selbst antienglisch ist; also in der orientalischen Frage steht es eigentlich nur auf sich selbst. Obwohl der französische Nationalgeist mit der Zeit die Rheingränze oder Savoyen und vorherrschende Einflüsse in Italien noch einmal erträumen könnte, geht doch die jetzige Disposition des Volks und der Regierung durchaus nicht auf diese Punkte; immer bedeutender dagegen wird der Antheil an den Streitfragen des Ostens, die Colonisation Afrika's, die Entwickelung der französischen Seemacht im Mittelmeer, die Verhältnisse Frankreichs zu Südamerika. Unter solchen Umständen wäre nichts natürlicher als ein doppelt inniges Anschließen Frankreichs und Deutschlands, des gesammten centralen Europa's gegen die beiden großen Weltherrschaften Englands und Rußlands, die sich ins Unendliche einst bekämpfen werden, aber bis zum Ausbruche dieses Kampfes noch manches Stück Land gemeinschaftlich zu verschlingen und zu verdauen sich einverstehen könnten. Die deutsche Weltherrschaft hat ein Ende genommen in den Trümmern der Monarchie Karls V; die französische Weltherrschaft ist in Napoleon zusammengebrochen; die russische,
wenn sie einst den Sund und die Dardanellen beherrschen sollte, würde alle materiellen Interessen Europa's zerdrücken, gar nicht zu reden von den geistigen Folgen; die englische, wenn auch minder gefährlich, würde doch jeden kräftigern Aufschwung der Interessen des centralen Europa's und dessen einstige Erdehnung in den Orient hinein hemmen. ...
Paris. 16 Jan. Die gestrige Verhandlung in der Deputirtenkammer ist so wichtig in Betreff Algiers, daß es die Mühe lohnt, sie ganz besonders zur Kenntniß des großen Publicums zu bringen. Bis hierher war die Erhaltung von Algier zwar aus dem Gesichtspunkte der Wahrscheinlichkeit angenommen, Jedermann hoffte, daß Frankreich seine schöne Besitzung nicht mehr aufgeben werde, schon darum nicht, damit nicht England, das neidische, sich damit bereichere. Allein Gewißheit, eine officielle, von der vereinten Staatsgewalt ausgesprochene Gewißheit hatte nie bestanden, und die heute erbaute Wahrscheinlichkeit konnte morgen einer andern Stimmung, andern Einflüssen weichen. Wer Algier kennt, wer das Colonialwesen studirt hat, weiß, daß in diesem Abgang einer Gewißheit über das zukünftige Loos der nordafrikanischen Provinz ein Haupthinderniß ihrer Cultur und ihres Gedeihens lag. Dieser Ungewißheit ist nun förmlich und unwiderruflich ein Ende gemacht. Angesichts der dreifachen Erklärung des Königs in seiner Thronrede, der Pairskammer in ihrer Adresse, und der Deputirtenkammer in der ihrigen, wer möchte noch ferner daran zweifeln, daß Nordafrika nimmermehr aus französischem Besitze gehen wird! Diese Erklärung ist um so gewichtiger, als sie vom König ausging und von den Kammern, deren Mehrheit längst diese Ansichten hegte, nur angenommen zu werden brauchte; um so gewichtiger ferner, als sie in der Gestalt, wie sie jetzt in der Kammeradresse steht, auf das ausdrückliche Verlangen des Ministers Dufaure aufgenommen ward. Diese vollständige Gewißheit, daß Algier fortan ein Land ist, “que la domination française ne quittera plus,” verbunden mit den schon jetzt einlaufenden günstigen Nachrichten über den Krieg gegen Abd-El-Kader, werden sehr schnell der ganzen Colonie einen Aufschwung geben, der das einigermaßen harte Wort eines gestrigen Redners, daß der Ueberfall Abd-El-Kaders ein glaublicher Umstand gewesen, rechtfertigen wird.
Italien.
✠Florenz. Man verläßt den k. lombardischen Boden jenseits Pavia, erstaunt über die Ungebundenheit, welcher die 1600 Studirenden daselbst außerhalb der Hörsäle sich überlassen dürfen — man verläßt ihn und wird durch die schlecht unterhaltenen piemontesischen Poststraßen fühlbar erinnert, daß eines andern Herrn Gebiet betreten worden. So geht es fort bis Genua, der Stadt, in welcher der sechste Mensch, den man sieht, in Militäruniform steckt. Hier wird dem Hafen entlang ein bedeckter Spaziergang, steinerne Arkaden, in gerader, langer Linie erbaut, im Sommer recht kühl, bei Regen ziemlich trocken, aber keine andere Aussicht gewährend als auf die schwarzen Bäuche der schmutzigen Kauffahrteischiffe. Das alte republicanische Genua, das sich so oft benachbarten und fremden Herren unterwarf, war nie so standhaft und so kräftig als Venedig, konnte daher nie so tief stürzen. Genua war und ist eine Handelsstadt wie hundert andere auf dem festen Lande, mit einem ziemlich sichern Hafen. So war es, so ist es; etwas reicher, etwas ärmer; aber ganz herabkommen konnte es nicht, und wird es auch nicht, so lange keine Nebenbuhlerin mit gleichen Interessen in der Nähe entsteht. Größere Freiheit des Handels würde in dieser Stadt gewiß mehr allgemeinen Wohlstand verbreiten; aber das scheint in so lange ein frommer Wunsch zu bleiben, als der sogenannte Freihafen auf ein elendes, schmutziges, kleines Quartier gebannt ist, und jeder von da Heraustretende durchsucht werden darf. Der Handel an der übrigen exligurischen Küste ist nicht von Bedeutung, auch in dem durch Napoleons Plan bekannter gewordenen Spezia nicht. In diesem ist wenig Verkehr, obgleich Viceconsuln verschiedener Nationen (wahrscheinlich unbesoldete) dort residiren. Die Bekanntschaft des großherzogl. toscanischen daselbst wird auf sehr unerwartete Weise gemacht. Nachdem man durch die ganze Riviera di Levante über mehrere Bergströme ohne Brücken und auf elender Fähre über die reißende, bei Nacht und angeschwollen gar nicht zu passirende Magra in das erste toscanische Städtchen Pietra Santa gekommen ist, erfreut über die bescheidene Weise der modenesischen Behörden in Massa, sendet man seinen von dem toscanischen betreffenden Geschäftsträger, auch in Genua vom Gouverneur und Polizeidirector theuer genug visirten Paß in vollkommener Gemüthsruhe auf die Polizei, erstaunt, zu den neben einander wie rivalisirende Brüder stehenden beiden Gasthöfen des Orts, statt vor die Post geführt worden zu seyn. Aber bald heißt es: man würde nicht weiter gelassen, denn der Paß sey vom toscanischen Consul in Genua nicht visirt. Vergebens ist jede Betheuerung, dessen Existenz sey nicht gekannt gewesen, hier stehe die Fertigung des großherzoglichen Geschäftsträgers, man könne doch nicht fünfzehn Posten deßhalb zurück reisen oder senden — Alles vergebens! Aber bald wird ein Ausweg gezeigt, und gesagt: man möge eine Estaffete an den Viceconsul in Spezia schicken, der würde für zwei Franken sogleich visiren — oder besser noch, statt der Estaffete stehe hier ein Mann, der für zwölf Franken hineilen und in achtzehn Stunden mit dem vollzogenen Visa ganz sicher zurück seyn würde, indessen möge man in einem der erwähnten Gasthöfe verweilen. Es bleibt dem Reisenden keine Wahl, und genau nach achtzehn Stunden erscheint der Paß wieder mit einem Visa, dessen Tinte lange nicht so alt zu seyn scheint. Nun aber steht dem Reisenden kein Hinderniß mehr im Wege; unbelästigt von Polizei und Douaniers durchzieht er das kleine Herzogthum Lucca, um durch Toscana's theils unglaublich bebaute Tiefen, theils ganz unfruchtbare Gelände und Höhen der schönen Hauptstadt am Arno zuzueilen. Leider, daß auf jeder Steile, die langsamer befahren werden muß, Schaaren von Bettlern lauern, so wie in der schönen Hauptstadt selbst eine Menge derselben die privilegirten Blechbüchsen entgegen halten!
Preußen.
Vom Rhein, 6 Jan. Dem Fränkischen Courier zufolge hätte die preußische Regierung dem Caplan Michelis seine Befreiung unter der Bedingung angeboten, daß er nichts schreibe. Welch eine Abgeschmacktheit! Wie wollte man die Erfüllung solcher Bedingung sichern? Seitdem übrigens der Erzbischof v. Droste ihm geschrieben hat, daß er ihn aus seinem Verhältniß als Caplan entlasse, sich auch, wenn er eines Geistlichen bedürfe, einen ältern und ruhigern Mann dazu wählen werde, ist die Freilassung Michelis' wohl mit Recht als nahe bevorstehend angesehen worden und dürfte sich jetzt nicht lange mehr verzögern. Er hat seitdem jede Gefährlichkeit und sogar jede Art von Bedeutung verloren. Kurz vor seiner Wegführung schrieb er einem Freunde Folgendes: “Lieber A.! Noch nichts habe ich dir über den jetzigen Zustand der Dinge geschrieben, daher hier Einiges. Du weißt, daß der Hr. Erzbischof
in Folge der neuesten unerhörten Angriffe auf unsere Gewissens- und Kirchenfreiheit die Kirche in Belagerungszustand erklärt hat. Von Malmedy bis Düsseldorf, von Trier bis Coblenz herrscht nur Eine Stimme: was will der Staat mit seinem Unrecht gegen das Recht der Kirche? Alles, Alles scheint zur Einheit zurückgekehrt zu seyn: es wird öffentlich und privatim ungeheuer viel gebetet, Gott möge die neue Kirchenverfolgung zur Schmach der Verfolger enden lassen. Das Landvolk, welches den Erzbischof wie einen Heiligen verehrt, schickt fortwährend Boten in die Stadt, um genaue Kundschaft einzuziehen. Sie ließen sich eher alle todtschlagen, ehe sie litten, daß ihm ein Haar gekrümmt würde. ... Uebrigens brauchte nur einer der großen Kanzelredner von Aachen oder sonst von der Kanzel herab das Volk aufzureizen, so wäre Alles in Feuer und Flammen.” Das waren gute Aussichten; Michelis mag nicht umsonst seine Papiere verbrannt haben. Man betrachte aber einmal, was aus solchen Aussichten geworden ist, und urtheile, ob Michelis noch die frühern Meinungen hegen kann. — Der jetzige Bischof und Generalvicar des Nordens, Hr. Laurent, der bald in Hamburg residiren soll, war in Lüttich einer der eifrigsten Mitarbeiter des bekannten “Journal historique de Liège” und befaßte sich als solcher viel mit den kirchlichen Angelegenheiten der preußischen Rheinlande. Der Erzbischof v. Droste wünschte ihn nach Köln zu ziehen, und Hr. Laurent war damit wohl zufrieden, er verlangte nur, daß man ihn von dem Bischof van Bommel erbitten solle. Michelis dachte ihm damals den bekannten Jesuitenbriefen zufolge nur eine Caplanstelle zu. (Nordd. Bl.)
Berlin, 12 Jan. Wenn es sich auch bestätigt, daß die erzbischöflichen Consistorien sowohl von Gnesen als von Posen die fernere äußerliche Kirchentrauer über die Wegführung des Oberhirten mit dem neuen Jahr aufgehoben und das Unterbleiben des Glockengeläutes und Orgelspiels in den Kirchen untersagt haben — in welchem Falle, aber auch in diesem Falle erst, die einzelnen Pfarrer rechtlich für die aus eigenmächtigen Traueranordnungen fernerhin entstehende Einbuße in der Kircheneinnahme persönlich könnten verantwortlich gemacht werden — so ist es doch gewiß nicht aus den in Leipziger Blättern mit beleidigendem Spott angegebenen Gründen geschehen, nämlich aus Besorgniß der Mitglieder beider Domcapitel, ihr weltliches Einkommen zu verlieren. Eine Gesinnung, der es möglich ist, solche Anschuldigungen zu machen, erklärt es, wie man der Regierung nur dreist zumuthen kann, daß sie jene weltliche Besorgniß der Geistlichen, als die endlich aufgefundene schwache Seite der Kirche, dazu benutzen solle, um alle ihre Absichten bei denselben durchzusetzen! Uebrigens besagen Personen, die eben aus dem Großherzogthum Posen hier angekommen sind, daß dort in den meisten Kirchen zur Zeit noch Glocken und Orgel nach wie vor stumm bleiben, und daß bereits mehrere Geistliche die dadurch veranlaßte Einbuße für die Kirche bereitwillig aus ihrem eigenen Vermögeu gedeckt hätten. Alle Nachrichten schildern die Stimmung, welche zwischen Katholiken und Protestanten herrscht — das heißt in Posen so viel als zwischen den Eingebornen auf der einen und den Bediensteten, so wie den aus andern Provinzen Eingewanderten auf der andern Seite — als äußerst erbittert. Dieses Verhältniß ist wahrhaft betrübend. Auch in Westphalen herrscht vielfältig eine gereizte Stimmung zwischen Protestanten und Katholiken, namentlich in Gegenden, wo sie sehr gemischt neben einander wohnen. Mehr und mehr werden alle Lebensverhältnisse aufgelockert: Katholiken verkehren nur noch mit Katholiken, Protestanten mit Protestanten; alte, langjährige Bekannte verschiedener Confession entfremden sich und gehen an einander vorüber als hätten sie sich niemals gekannt; die vielbewährten Bande der Nachbarschaft und selbst der Verwandtschaft und der Familie werden zerrissen; nicht einmal dem Arzte von einer andern Confession will der Kranke sich noch anvertrauen, und sogar in Arnsberg, dem Sitz der Regierung und eines Oberlandesgerichts, sieht man dieß. Nichts ist mehr zu beklagen als diese heillose Richtung der Gemüther. Man sieht hier wiederum, wie leicht der Sprung aus einem Extrem in das andere gemacht wird. Immer noch in der großen Mehrzahl die alte, traurige Verwechselung von Eifer mit Unduldsamkeit, von Toleranz mit Gleichgültigkeit! Das ist aber nicht der rechte Eifer, welcher sich unduldsam zeigt, eben so wenig als es die wahre Toleranz ist, welche sich gleichgültig erweist. — Einzelne Regierungsbeamte sollen im Großherzogthum Posen Unruhen, thätliche Ausbrüche im Volke befürchten, woraus sich die Vorsichtsmaaßregeln erklären, welche sie bei jeder Gelegenheit zu ergreifen für nöthig erachten. Doch sollen vorgeschlagene entschiedene militärische und andere Maaßregeln von der Staatsregierung als nicht nothwendig abgelehnt worden seyn. Bin ich gut unterrichtet, so hat die Regierung sehr weise daran gehandelt. Denn, wie die Sachen auch stehen mögen, die Besorgnisse vor thätlichen Unruhen sollen durchaus ungegründet seyn. Die Geistlichkeit läßt es sich, was auch ihres Amtes ist, angelegen seyn, zur Ruhe und zum Frieden zu ermahnen. Der Adel könnte von einer Störung desselben für sich nur Unheil erwarten. Alle, welchen das Wohl ihrer Provinz am Herzen liegt, müssen jetzt mehr denn jemals für die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung wachen und alle jene Machinationen aus dem Grunde ihrer Seele verabscheuen, welche zu noch größern Aufreizungen Anlaß geben könnten.
Berlin, 16 Jan. Die hiesige “Allgemeine Kirchenzeitung” theilt in ihrer letzten Nummer die Correspondenz mit, die zwischen dem Domcapitel in Trier und dem Minister des Cultus, Freiherrn v. Altenstein, über die nach Rom gemachte Anzeige von der Wahl des Hrn. Arnoldi zum Bischof statt gefunden hat. Es geht daraus hervor, daß die Angaben, die sich vor einiger Zeit über diese Angelegenheit in einem bekannten süddeutschen Blatte befanden, ziemlich richtig waren, doch bestätigt sich zugleich meine frühere Vermuthung, daß der diplomatisch sehr vorsichtige Unterstaatssecretär Capaccini kein directes Schreiben an das Domcapitel erlassen habe. Bemerkenswerth in Bezug auf den gegenwärtigen Stand der Bischofswahl-Angelegenheit sind besonders die Worte, die den Schluß in der durch die Drohungen des Domcapitels etwas gereizten Antwort des Ministers bilden: “Das Domcapitel darf übrigens daraus, daß jenes Schreiben zu Rom übergeben worden ist, nicht folgern, daß Se. Majestät der König gewilligt sind, der mit schnödester Hintansetzung der landesherrlichen Gerechtsame vorgenommenen letzten Bischofswahl in irgend einer Weise einen Erfolg einzuräumen.” — Es ist interessant, daß das Jahr 1840, welches die bereits in der Allgemeinen Zeitung erwähnten preußischen Thronjubelfeste bringt, auch das Säkularjahr unseres Heeres ist; denn im Jahre 1640 wurde der erste Grundstein zu dem jetzt so mächtigen und umfangreichen Gebäude der preußischen Militärmacht gelegt. Die kundige Hand einer hohen Person ist, wie man vernimmt, selbst damit beschäftigt, die nunmehr zweihundert Jahr alten Stammlisten der Armee zu ordnen und als Festgeschenk dem Druck übergeben zu lassen. Die historische Monographie eines einzelnen Regimentes, nämlich die der Gardes du Corps, die am 23. Juni 1740 gestiftet wurden, wird noch besonders von dem Hofmarschall v. Schöning herausgegeben. — Schönlein, der heute
hier erwartet wurde, wird, wie es heißt, noch in diesem Winter seine klinischen Vorlesungen beginnen und darf auch, trotzdem daß das Semester schon halb verstrichen ist, auf ein sehr zahlreiches Auditorium rechnen.
Dänemark.
Kopenhagen, 10 Januar. (Alton. M.) Es wird dem Rescripte vom 2 Januar, betreffend das Gratialwesen, in den Herzogthümern und den von Kopenhagen entfernten Orten kaum die Bedeutung beigelegt worden seyn, die dasselbe hat, weil man außerhalb Kopenhagen schwerlich eine Kunde gehabt hat von dem Umfange der hier alljährlich ausgegebenen Gratiale. In der Finanzübersicht pro 1837 stehen Summen zum Belauf von circa 350,000 Rbthlrn. und darunter kaum 50,000 Rbthlr. in Silber (ein Beweis, wie wenig die Herzogthümer daran participirt) aufgeführt, die für Gratiale verwandt sind; die Summen aber, die aus einer großen Anzahl hierselbst vorhandener sogenannter Fonds und Cassen alljährlich zu Gratialen verwandt sind, belaufen sich ohne Zweifel höher als eine Million, und endlich ist nicht zu vergessen, daß ein nicht unbeträchtlicher Theil dessen, was in der Finanzübersicht für die Schatullcasse und das übrige königliche Haus aufgeführt steht, zu Gratialen und Gratificationen verwandt wurde.
Ostindien.
Siam. Theedistricte. Dampfschifffahrt und Straßenwesen. Magnetische Observatorien.
Calcutta, 8 Nov. Unsere Zeitungen sind voll von Briefen der Officiere der bengalischen Division in Kabul, aber sie enthalten nichts von großer Wichtigkeit. Unsere localen Neuigkeiten sind sehr friedlicher Natur, und das Gerücht eines Kriegs mit Siam, wegen Einmischung der Siamesen in die Angelegenheiten des malayischen Staats von Calantan, der von der Compagnie garantirt ist, ist wieder gefallen. Das Betragen der Siamesen in Quedah ist nach ihrer gewohnten Art barbarisch: sie sind jetzt beschäftigt, die ganze Bevölkerung, etwa 20,000 Seelen, in Ketten nach Bangkok zu transportiren, wo sie als Sklaven verkauft werden sollen. Unglücklicherweise hat die Compagnie in Obrist Burney's Vertrag mit Siam, Artikel 13, ausdrücklich aller Einmischung in die Angelegenheiten von Quedah entsagt, so daß sie nicht die Macht hat, sich dem grausamen Verfahren der Siamesen zu widersetzen.
Je größer die Schwierigkeiten des Verkehrs mit China werden, um so wichtiger werden unsere Theedistricte in Assam, und die Berichte von dort lauten über alle Erwartung günstig. Die fünf Theegärten, welche der Theeagent der Compagnie betreibt, haben im Jahr 1838 etwas über 42 Centner und im laufenden Jahr 53 Centner Thee geliefert. Im nächsten Jahr sollen sieben neue Gärten betrieben werden, und der Agent rechnet auf einen Ertrag von 120 bis 130 Centner. Die Kosten der Agentschaft belaufen sich auf 15,000 Rupien jährlich, so daß das Pfund auf 2 1/3 Schilling käme. Allein der Agent berechnet, daß jetzt, wo die Versuche gemacht sind, und die chinesischen Arbeiter eine Anzahl indischer gebildet haben, Capitalisten mit einem sehr mäßigen Capital die Fabrication im Großen unternehmen könnten. Er gibt eine detaillirte Berechnung der Kosten, nach der eine Fabrication von 36,000 Pfd. jährlich auf 12,500 Rupien (Fracht nach London eingerechnet) zu stehen käme, und daher bei einem Verkaufspreis von zwei Schilling per Pfund einen Gewinn von 47,000 Rupien übrig ließe. Dieß beweist, daß, wenn auch das Resultat, wie es in solchen Dingen zu gehen pflegt, nicht so günstig wäre, als der Anschlag, doch der Assamthee mit dem chinesischen concurriren kann. Die Theedistricte sind unermeßlich und erstrecken sich auf allen Seiten über die Waldgegenden der wilden Stämme bis nach China und ins birmanische Gebiet, so daß nichts nöthig wäre, als die Sicherheit der Einwanderer gegen die Einfälle der barbarischen Racen im Süden und Osten durch einige militärische Posten zu schützen, und den Anbau der wüsten Ländereien durch eine niedrige und unveränderliche Landsteuer zu begünstigen.
Die Dampfschifffahrt nach England ist noch immer eine Quelle zahlloser Discussionen, und es vergeht selten ein Monat, ohne daß eine öffentliche Versammlung gehalten wird, um einen neuen Plan einer Compagnie für große Dampfschiffe nach Aden zu machen, oder der Regierung eine neue Petition vorzulegen, oder sich über den Generalpostmeister von Bombay zu beklagen, der uns unsere Briefe zu spät schickt, oder das Dampfboot abgehen läßt, ehe unsere Pakete in Bombay angekommen sind u. s. w. Künftig soll regelmäßig den 28 jedes Monats ein Dampfschiff von Bombay abgehen. Die Postcommunication ist höchst elend, die Briefpost, welche den 27 August von hier nach Bombay abging, brauchte von Nagpur bis Puna, eine Distanz von 420 englischen Meilen, 188 Stunden; die Folge war, daß die Briefe zu spät für das Dampfboot ankamen. Die Ursache liegt an dem heillosen Zustand der Straßen; die Handelskammer in Bombay hat dem Gouvernement eine Petition überreicht, um auf bessere Unterhaltung der Wege zu dringen. Bei dieser Gelegenheit haben die Journale eine Masse von Klagen über den schlechten Zustand derselben bekannt gemacht, von der ich nur Ein Factum ausheben will, um einen Begriff von der Sache zu geben. Vor drei Jahren hatten einige Parsikaufleute in Bombay eine große Masse von Baumwolle im Dekkan gekauft, welche in dem Hafen von Compta auf der Küste von Malabar eingeschifft werden sollte. Sie wurde, wie gewöhnlich, auf Packochsen geladen, und die Karawane zog durch das Gebirge der Ghats auf einem engen Pfade, der durch einen sieben Meilen langen Paß führt und nur Einen beladenen Ochsen in der Breite zuläßt. In der Mitte stieß die Karawane auf eine mit Salz beladene, welche von der Küste kam; ausweichen konnte man nicht, die Karawane, die von oben kam, konnte nicht zurück, und die untere wollte nicht. Die Treiber fingen an sich zu schlagen, und eine Menge Ochsen wurden im Streit in den Abgrund gestürzt. So dauerte es drei Tage, bis endlich die Leute einsahen, daß sie alle zu Grund gehen müßten, und die untere Karawane mußte umkehren und den Paß räumen. Am Fuße des Gebirgs hörte der Weg auf und die Karawane zog durch eine Wüste voll Dornen und Sträucher, welche die Säcke zerrissen, mußte durch Bäche waten, welche die Baumwolle benetzten und so schwer machten, daß aufs neue eine Menge Packochsen zu Grunde gingen, und kam endlich an mit einer schmutzigen, nassen Baumwolle, welche die Hälfte ihres Werths verloren hatte.
Die Regierung hat von London den Befehl erhalten, drei magnetische Observatorien zu errichten: eines im Himalaya, eines in Madras und das dritte in Singapur, in welchen dreijährige Beobachtungen über den Magnetismus der Erde angestellt werden sollen. Sonst ist über gelehrte Dinge wenig zu schreiben. Indien hat in J. Prinsep, dem ehemaligen Münzdirector hier und Secretär der Gesellschaft von Bengalen, die Haupttriebfeder der wissenschaftlichen Untersuchungen hier verloren, und was gegenwärtig geschieht, ist nur die Vollendung dessen, was dieser unbegreiflich thätige und intelligente Mann angefangen hatte. So ist der vierte und letzte Band des Mahabharata, den er anfangen ließ, vor einiger Zeit erschienen, und man fängt an, das naturhistorische Museum zu bauen,
dessen Plan er entworfen hatte. Die statistische Committee der asiatischen Gesellschaft hat noch nicht entschieden, in welcher Form sie die vielen Documente erscheinen lassen will, welche sie von der Regierung und von Privatpersonen erhalten hat. Der zweite Theil des zwanzigsten Bandes der Forschungen der asiatischen Gesellschaft ist erschienen; er ist fast ganz mit Untersuchungen über siamesische und tibetanische Litteratur angefüllt; der zweite Theil des neunzehnten Bandes, der im Rückstand war, ist ebenfalls fertig, er enthält naturgeschichtliche Abhandlungen.
[150-51]
Sächsische Eisen-Compagnie.
Das unterzeichnete Comité bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die in einer am 5 August 1839 zu Zwickau stattgefundenen Generalversammlung der Actionnäre der sächsischen Eisen-Compagnie statutenmäßig zu Ausschußmitgliedern der letztern berufenen
Herr Bergrath Freiherr v. Beust in Freiberg,
Herr Maschinendirector Brendel in Freiberg,
Herr Bergamtsassessor Freiherr v. Herder in Freiberg,
Herr Bergmeister Graf v. Holtzendorff in Ober-Schlema,
Herr Amtsrath Leukart auf Gablenz, und
Herr Zehntner Tittel in Zwickau
die Annahme der Wahl resp. bis auf Eingang der nachzusuchenden Genehmigung vorgesetzter Dienstbehörden erklärt haben.
Schloß Planitz, Zwickau und Leipzig, den 25 Aug. 1839.
Das Comité zur Errichtung der sächsischen
Eisen-Compagnie.
Heinrich von Arnim.
David Hering.
Friedrich Wilhelm Hering.
Schömberg Weber & Comp.
Nachdem, so weit darum nachzusuchen erforderlich war, die Genehmigung der vorgesetzten Dienstbehörden eingegangen ist, so haben die Unterzeichneten die ihnen durch die Wahl der Generalversammlung übertragenen Functionen als Ausschußpersonen der sächsischen Eisen-Compagnie übernommen. Es ist demgemäß der Ausschuß constituirt und zu dessen Vorsitzendem
der unterzeichnete Bergrath Frhr. v. Beust,
so wie zu des letztern Stellvertreter
der unterzeichnete Bergmeister Graf v. Holtzendorff
erwählt worden.
Freiberg, Ober-Schlema, Gablenz und Zwickau,
am 27 December 1839.
Friedrich Constantin Freiherr v. Beust.
Christian Friedrich Brendel.
Eugen Wolfgang Frhr. v. Herder.
Ludwig Eugen Graf v. Holtzendorff.
Louis Leukart.
Heinrich Eduard Tittel.
Der Ausschuß der sächsischen Eisen-Compagnie macht hiermit bekannt, daß zu Directoren der genannten Compagnie
Herr Alexander Anger auf Eythra,
Herr Kammerherr Heinrich v. Arnim auf Planitz, und
Herr Stadtrath Friedrich Wilhelm Hering in Zwickau
statutenmäßig erwählt worden sind.
Freiberg, am 27 December 1839.
Der Ausschuß der sächsischen Eisen-Compagnie.
Freiherr v. Beust, Vorsitzender.
Die zu Directoren der sächsischen Eisen-Compagnie erwählten Unterzeichneten haben die auf sie gefallene Wahl angenommen und zum Vorsitzenden des Directoriums den unterzeichneten
Kammerherrn Heinrich v. Arnim,
zu dessen Stellvertreter aber den unterzeichneten
Stadtrath Friedrich Wilhelm Hering
erwählt.
Genannte zwei Directorialmitglieder werden ihre Thätigkeit zunächst dem Technischen des Unternehmens widmen, welchem gemäß alle hierauf bezüglichen Gegenstände mit dem Vorsitzenden und eintretenden Falls dessen Stellvertreter zu verhandeln sind. Der dritte Director übernimmt dagegen vorzugsweise die Beaufsichtigung des Cassenwesens, und es ist sich wegen der dasselbe so wie das Kaufmännische überhaupt betreffenden Angelegenheiten in Gemäßheit der Subscriptionsbedingungen vom 1 October 1838 und des Nachtrags dazu vom 1 November desselben Jahres an das die Bevollmächtigten-Stelle innehabende Handlungshaus
Schömberg Weber & Comp. in Leipzig
zu wenden.
Eine besondere Freude gewährt es dem Directorium, sein erstes öffentliches Hervortreten mit der Nachricht bezeichnen zu können, daß die königl. sächsischen hohen Ministerien der Finanzen und des Innern, auf unterthäniges Ansuchen des nunmehr aufgelösten Comité's zu Errichtung der sächsischen Eisen-Compagnie, geruht haben, mittelst hohen Decrets der Actiengesellschaft Concession zur Anlage und zum Betrieb eines Eisenhüttenwerks in dem durch den Prospect bezeichneten Umfange gnädigst zu ertheilen. Hierdurch ist das Mittel gegeben, das Unternehmen nunmehr unverweilt dem Ziele entgegenzuführen, welches auch nach den neuesten Resultaten der Vorarbeiten nur ein äußerst günstiges seyn kann, und dessen Erreichung zu befördern das Directorium unausgesetzt bemüht seyn wird.
Schloß Eythra, Schloß Planitz und Zwickau, am 27 December 1839.
Alexander Anger.
Heinrich v. Arnim.
Friedrich Wilhelm Hering.
[86-88]
Bekanntmachung.
Wir zeigen unsern geehrten Geschäftsfreunden an, daß in Folge des fortwährend zurückgegangenen Curses der Louisd'or wir solche nicht über 9 fl. 40 kr. bei comptanter Zahlung mit 5 Proc. Sconto in Waarenzahlung annehmen können. Bei ferneren Curs veränderungen werden wir die verhältnißmäßigen Abänderungen ohne besondere Anzeige eintreten lassen.
Frankfurt a. M., den 8 Januar 1840.
Alexander Baert.
Bernus und Comp.
Bourguignon und Lindheimer.
Joh. Fried. Eckhard sen.
Joh. Conr. Eckhard jun.
Philipp Elissen und Comp.
Johann Daniel Erpel.
Gebrüder Flersheim.
Salomon Flersheim und Comp.
M. M. Flürscheim und Sohn.
Alexander Gontard und Sohn.
Heinrich Gontard und Comp.
J. Gerson.
Hayum und S. Enoch Halle.
Abraham Samuel Halle.
Gebrüder Jay.
Johann Philipp Keßler.
Wilh. Knoblauch und Hoffmann.
Karl Laurin.
Ben. Lottmar und Söhne.
J. T. Nestle und Comp.
Gebrüder Passavant.
A. J. Philippi und Comp.
T. C. Ratazzi und Comp.
Gebrüder Reiß.
Sylvestro Sichel.
Gebrüder Schuster.
Gebrüder Strauß.
G. L. Worms.
Ludw. Aug. Wurster und Comp.
[4711-13]
Vorladung.
Dominicus Hagl, geboren am 3 Mai 1786, Bauerssohn von Niederhornbach und gewesener Soldat im königl. bayerischen ehemaligen 5ten Linieninfanterieregimente (Preising), wird seit dem Rückzuge der königl. bayerischen Truppen aus Rußland vermißt.
Nach dem Antrage seiner Geschwister wird obiger Dominicus Hagl oder dessen allenfallsige eheliche Descendenz, aufgefordert, binnen
sechs Monaten
sich um so gewisser zur Empfangnahme seines Vermögens zu 300 fl. dahier zu melden, als außerdem Dominicus Hagl als verschollen erklärt, und sein Vermögen an seine Geschwister als dessen nächste Intestat-Erben gegen Caution vertheilt werden würde.
Rottenburg, am 7 October 1839.
Königliches Landgericht Rottenburg in Niederbayern.
Galler, Landrichter.
[156.59]
Edictal-Ladung.
Nachdem
1) Christiane Wilhelmine Büttner in Nossen, daß ihr Ehemann, der im Jahre 1814 bei dem Platzcommandanten v. Gößnitz in Nossen als Dolmetscher in Dienst gestandene, aus Straßburg gebürtige Fleischhauergeselle Johann Büttner sie im Jahre 1819 verlassen, unter der Versicherung, daß ihr von dessen Aufenthalt, Leben und Tod einige Nachricht nicht zugekommen sey, angebracht und auf Trennung der mit demselben geschlossenen Ehe angetragen hat, auch
2) in dem vom königl. Appellationsgericht allhier auf die von Christianen Marien Kirchbach in Roßwein gegen ihren abwesenden Ehemann, den Tuchmachermeister Karl Gottlieb Kirchbach, erhobene Ehedesertionsklage am 28 August d. J. anberaumt gewesenen ersten Edictaltermine der Beklagte nicht erschienen ist, so werden hierdurch ernannte Ehemänner, Büttner und Kirchbach, peremtorisch geladen, daß sie
den 18 März 1840,
des Vormittags 10 Uhr, im hiesigen königlichen Appellationsgericht persönlich erscheinen, Büttner mit seiner Ehefrau die Güte pflege, dafern jedoch eine Aussöhnung nicht zu Stande kommt, sich auf die erhobene Klage einlasse, Kirchbach aber erhebliche Behinderungen, weßhalb er im obberegten ersten Termine nicht erschienen ist, anzeige und sodann beide Beklagte der Bekanntmachung eines Erkenntnisses sich gewärtigen, indem sie außerdem, daß bei ihrem Außenbleiben ermeldetes Erkenntniß Mittags 12 Uhr für bekannt gemacht werde erachtet werden, zu gewarten haben, und rücksichtlich auf der Klägerin Suchen ferner in der Sache geschehen wird, was Recht ist.
Leipzig, am 31 December 1839.
Königl. sächs. Appellationsgericht.
Dr. Beck.
Hincker.
[3525-27]
Edictal-Ladung.
Auf jetzigen Antrag des Advocaten A. Paschen hieselbst, als Bevollmächtigten der nächsten Verwandten des abwesenden August Brauer, ist die Edictalladung des letztern zum Zweck der definitiven Regulirung seines bisher bei hiesiger großherzogl. Justizkanzlei unter Curatel gestandenen Vermögens erkannt, und wird deßhalb der gedachte August Brauer, welcher am 20 Januar 1785 zu Gr. Medewege bei Schwerin, wo sein Vater Kammerpächter gewesen, geboren ist und demnächst die Jagd erlernt hat, dann ungefähr um die Mitte des Jahres 1806 in das dritte Bataillon des königl. preuß. Musketier-Regiments von Möllendorf, und zwar in die Compagnie des Hauptmanns v. Lessel eingetreten, bald darauf aber in französische Kriegsgefangenschaft gerathen ist, aus welcher er, und zwar im Jahre 1807 aus Toul die letzten Nachrichten von sich gegeben hat, später aber in ein Schweizer-Regiment, dessen Namen und Garnisonsort aber nicht weiter bekannt geworden, eingetreten seyn soll, — oder dessen Leibeserben hiermit peremtorisch öffentlich, mithin zum ersten-, andern- und drittenmale aufgefordert, sich
binnen zwei Jahren,
vom Tage der ersten Bekanntmachung dieser Edictalen an gerechnet, zu den, die über das Vermögen des seit länger als 30 Jahren abwesend gewesenen August Brauer angeordnete Curatel betreffenden Acten zu melden, oder den Ort seines und ihres etwanigen Aufenthalts bekannt zu machen, und sich gehörig zu legitimiren, widrigenfalls aber unfehlbar zu gewärtigen, daß auch die Substanz seines, des August Brauer, bisher unter Curatel gestandenen Vermögens dessen sich bisher legitimirt habenden nächsten Verwandten, unter den constitutionsmäßigen Bedingungen für anheim gefallen wird erklärt, und, was sonst den Rechten gemäß ist, wird erkannt werden.
Schwerin, den 2 September 1839.
Großherzogl. Meckl.-Schwerinische Justizkanzlei.
H. Wachenhusen.
J. G. Franck.
[161]
Avis für Bauunternehmer.
Nydeck-Brückenbau in Bern.
Durch eine Actiengesellschaft wird über die Aare in Bern eine steinerne Brücke mit einem Bogen von 156 Fuß Schweizermaaß (der Fuß gleich 3 Decimetres) Weite, und 72 Fuß Höhe und zwei auf dem Lande stehenden Nebenbogen von 50 Fuß Oeffnung erbaut; die Länge der Brücke bei einer Breite von 41 Fuß beträgt beiläufig 425 Fuß, und diejenige der Zufahrten 570 Fuß.
Auf diese vorläufige Anzeige wird bis künftiges Frühjahr in den nämlichen öffentlichen Blättern die förmliche Ausschreibung zur Uebernahme der Arbeiten folgen, und zugleich bemerkt werden, wo die Plane und Baugedinge einzusehen sind.
Bern, im December 1839.
Aus Auftrag
das Secretariat.
[174]
So eben erschien:
Der Freihafen
1840.
Erstes Quartalheft.
8. Altona, Hammerich, geh. 1 1/2 Rthlr. oder 2 fl. 42 kr. rhein.
Inhalt:
I. Briefe aus Grafenort, von Karl v. Holtei.
II. Das Element des Wassers, von C. . Carus.
III. Ueben den Conflict der geistigen und der materiellen Interessen, v. Dr. H. Schmidt.
IV. Der Naturforscher, Novelle von Amalia Winter.
V. Oesterreichische Gesellschaft und Aristokratie.
VI. Zeitbewegungen in der Medicin, von Prof. Werber in Freiburg.
VII. Das Volksprincip in Wallis, von W. v. R.
VIII. Der Kosciusko-Hügel bei Krakau, von Dr. Theodor Mundt.
IX. Städteleben und Königthum im alten und neuen Frankreich, von Eduard Arnd.
X. Die Kiehl'sche Töchterstiftung, von L. Mühlbach.
XI. Hanseatische Briefe, litterarische Notizen u. s. w.
Mit diesem Hefte beginnt der dritte Jahrgang des Freihafens. Wie sehr es der Redaction gelungen ist, die Lieblingsschriftsteller unserer Nation zu vereinigen, davon liefern die bisher erschienenen 9 Quartalhefte den Beweis; auch hat diese Zeitschrift bereits in allen Theilen Deutschlands den lebhaftesten Anklang gefunden.
Sämmtliche Buchhandlungen in Deutschland, (in Augsburg die Karl Kollmann'sche Buchhandlung), Oesterreich, der Schweiz, Rußland u. s. w. haben den Freihafen stets vorräthig.
[205]
Anzeige.
Zur Beachtung unserer verehrl. auswärtigen Correspondenten zeigen wir hiemit an, daß Hr. Dr. K. Müglich seit dem 15 d. M. in keiner Beziehung mehr zur Redaction der Sion steht. Während er in öffentlichen Blättern ein s. g. “Gotteskästlein” ankündigt, war schon der Druck des ersten Heftes von folgender Schrift der Vollendung nahe:
Gottesgabe.
Eine Sammlung zeitgemäßer Schriften und Berichte für
Religion und Kirche.
Zur
Unterstützung armer katholischer Gemeinden in Europa.
Gewidmet
den Lesern der Sion als freunden guter Werke,
von Dr. Ferdinand Herbst,
Redacteur der Sion.
Erster Band. Erstes Heft.
Groß Duodez. In Umschlag broschirt. Preis 36 kr. oder 9 gGr.
Inhalt des ersten Heftes: I. Betrachtungen und Gebete der Herzogin von Duras. Aus dem Französischen. II. Reliquien von J. M. Sailer, eingeleitet durch einen Rückblick auf sein Leben. III. Kirchliche Tagsgeschichte in Original-Correspondenzen und Uebersetzungen, nebst litterarischen Anzeigen. IV. Opferkasten (Verzeichniß der eingegangenen Gaben).
Drei Hefte bilden Einen Band; mehr als zwei Bände werden im Laufe eines Jahres nicht erscheinen, so daß immer auf zwei Monate ein Heft kommt.
Da der Ertrag des Absatzes zu dem genannten mildthätigen Zwecke verwendet werden soll, so wird dieses Unternehmen allen frommen Katholiken zur thätigen Unterstützung theils durch Einsendung von Beiträgen, theils durch Ankauf und Verbreitung empfohlen.
Die Verlagshandlung der Sion (K. Kollmann'sche Buchhandlung in Augsburg) wird den Vertrieb dieses Werkes commissionsweise besorgen, auf welches man auch durch jede gute Buchhandlung des In- und Auslandes bei dieser Bestellung machen kann.
Dr. Ferd. Herbst.
[103]
So eben ist bei mir erschienen und durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes zu erhalten:
Segondat
Holztabellen
zur leichten Berechnung des Kubikinhalts vierkantiger und runder Hölzer und des Quadratinhalts gesägter Flächen.
5te vermehrte und verbesserte Auflage
von
Johann Cornelius Köster,
Conducteur bei den Ingenieurarbeiten zu Hamburg.
Nebst einer lithographirten Tafel.
8. 40 Bogen. brosch. Preis: 2 Rthlr. 12 gr.
Der wesentliche Nutzen, den gut eingerichtete vollständige Holztabellen den Forstbeamten, Holzhändlern, Baumeistern u. s. f. zur Erleichterung der weitläuftigen Rechnungen bei Bestimmung des Kubikinhalts der verschiedenen Hölzer leisten, ist zu bekannt, als daß es einer ausführlichen Darstellung desselben zur Empfehlung obigen Werkes bedürfte. – Die Vorzüge, welche diese 5te sehr vermehrte Auflage der bekannten Segondat'schen Holztabellen vor den früher erschienenen besonders auszeichnen, sind namentlich die bedeutende Ausdehnung der Kubik-Tabelle für vierkantiges Holz, welche hier um 103 Seiten vermehrt gegeben werden; ferner die umgearbeitete Erklärung der Regeln und Anweisung zur Berechnung des Holzes, welche in den frühern Auflagen mit weniger Deutlichkeit und Verständlichkeit aufgestellt waren. Eine sehr brauchbare Zugabe, besonders zu leichter Auffassung der erwähnten Erklärung, ist die lithographirte Tafel, und als allgemein nützlich — eine Vergleichung der vorzüglichsten Fußmaaße.
Die Verlagshandlung hat für eine dem Buche angemessene Ausstattung möglichst Sorge getragen und besonders durch die Wahl der Ziffern früher gefühlten Mängeln abgeholfen. — Leipzig, im Januar 1840.
Karl Cnobloch.
[182]
Empfehlung von Gold- und Holzspiegeln.
Der Unterzeichnete empfiehlt hiermit seine selbst fabricirten Gold- u. Holzspiegel in allen Sorten zur gefälligen Abnahme, sichert die solideste Waare nebst den billigsten Preisen zu und empfiehlt sich bestens
Johann Dietz, Spiegel-Fabricant in Fürth,
nebst der Eisenbahn Nr. 301.
[5642]
Im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig ist erschienen und in allen Buchhandlungen zu finden:
Sophonisbe. Trauerspiel in einem Act von A. v. Hake. 8. geh. 8 gr.
[118]
Die
“Kunz'sche Pianoforteschule für den allerersten Anfang,”
welche das schmeichelhafteste Lob des weltberühmten Claviervirtuosen J. B. Cramer an der Stirne trägt, und sich der besten Theilnahme von allen Seiten erfreut, befindet sich gegenwärtig im Stich.
Nach Erscheinen tritt der Ladenpreis von 4 Rthlrn. oder 7 fl. 12 kr. ein.
Jos. A. Finsterlin in München.
[5171]
In allen Buchhandlungen ist zu haben und als sehr brauchbar zu empfehlen die siebente verbesserte Auflage von:
W. G. Campe,
gemeinnütziger Briefsteller
für alle Fälle des menschlichen Lebens, mit Angabe der Titulaturen für alle Stände.
brosch. Preis 15 Sgr. oder 54 kr.
Dieser Briefsteller enthält 180 vorzügliche Briefmuster zur Nachahmung und Bildung, wie auch 72 Formulare zur zweckmäßigen Abfassung von Eingaben, Gesuchen und Klageschriften an Behörden, Kauf-, Mieth-, Pacht-, Bau-, Lehrcontracten, Erbverträgen, Testamenten, Schuldverschreibungen, Quittungen, Vollmachten, Anweisungen, Wechseln, Attesten, Anzeigen und Rechnungen zu gelieferten Waaren.
[176]
Bei der jetzt in vielen Gegenden Deutschlands herrschenden Holztheurung dürfte es nicht unzweckmäßig seyn auf folgende Werke aufmerksam zu machen:
Eiselen, J. Chr., Handbuch oder Anleitung zur Kenntniß des Torfwesens, mit Kfrn. 2 Bände. Preis 4 Rthlr. 8 gGr. oder 7 fl. 48 kr. rhein.
– – Torf als Baumaterial. Preis 1 Rthlr. oder 1 fl. 48 kr. rhein.
– – Anleitung zum Ziegelbrennen mit Torf, mit Kupfern. Preis 1 Rthlr. 8 gGr. oder 2 fl. 24 kr. rhein.
– – Ueber das Steinkalkbrennen mit Torf, mit Kupfern. Preis 1 Rthlr. 4 gGr. oder 2 fl. 6 kr. rhein.
Berlin, im Januar 1840.
C. H. Jonas.
Zu beziehen durch die Karl Kollmann'sche Buchhandlung in Augsburg.
[164]
In der Arnold'schen Buchhandlung in Dresden und Leipzig ist die zweite, sehr verbesserte Auflage von:
Lokmann, surnommé le Sage, fables en arabe et en français, accomp. de remarques et un vocabulaire arabe-français, par Ch. Schier. gr. 4. brosch. Sec. éd.
erschienen und für 1 Thlr. 12 gr. oder 2 fl. 42 kr. rhn. in allen namhaften Buchhandlungen, in Augsburg in der K. Kollmann'schen Buchhandlung, zu haben.
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Die von G. O. Marbach herausgegebene Vierteljahrschrift
Jahreszeiten
wird für 1840 fortgesetzt.
J. C. Hinrichs'sche Buchhandlung
in Leipzig.