Beilage zur Allgemeinen Zeitung 5 Februar1840
Barthold Georg Niebuhrs Denkwürdigkeiten.*
(Zweiter Artikel.)
Niebuhr im preußischen Staatsdienst.
Zu einer unglücklichern Zeit hätte Niebuhr nicht nach Preußen kommen können. Im October 1806, wenige Tage vor den Schlachten von Jena und Auerstädt, traf er in Berlin ein, einige Tage nachher war er schon wieder auf der Fahrt. Von Westen her waren die Straßen mit den Trümmern des Heers, ostwärts mit fliehenden Behörden und Cassen bedeckt. Seine Directorialarbeiten bei den großen Finanzinstituten des Staats, der Bank und der Seehandlung waren – Fortschaffung von Geldern und Effecten. Es war eine Wanderung ohne bestimmtes Ziel – nach Stettin, Danzig, Königsberg, Memel, Gott weiß wohin. So lange man auf eigentlich deutschem Boden war, ging's erträglich, aber in Cassuben und Polen waren oft keine Postpferde zu haben, oder nur um ungeheuern Preis, die Gasthöfe abscheulich und überfüllt, selbst an genießbaren Speisen Mangel, Alles – altpolnische Barbarei. Das Schrecklichste war die Ungewißheit über die Lage der Dinge, auch die Minister wußten nicht mehr als vage Gerüchte. Briefe von 1806, B. 1, S. 350 - 355. Das preußische Volk erschien ihm in diesen Tagen bespielloser Noth sehr achtungswerth, voll Kraft, Ernst, Treue, Gutmüthigkeit, und wie sturmschnell auch die Fluth das Land überschwemmt hatte, noch jetzt unbezwingbar, wenn es geleitet würde von einem großen Geist. Diesen Geist entdeckte er aber nicht unter der Kanzleienkarawane, die ihm das Schicksal zur Begleitung gab. Da hatte das allgemeine Unglück keine feierliche Stimmung hervorgebracht. Der Krieg war Unterhaltungsgegenstand. Man schimpfte auf die Engländer, die an allem Unfrieden Schuld seyn sollten, auf die Russen, die im Land ihrer Bundesgenossen etwas asiatisch wirthschafteten, über verderbliche Rathschläge, Mißbräuche, Aristokratie, man tröstete sich mit dem Edelmuth der Franzosen und ihres großen Kaisers. A. a. O. S. 353, 361, 362. Ihm mußte wieder Ali's Spruch einfallen: Verzweiflung ist ein Freier, Hoffnung ein Sklav. Briefe an Moltke, B. 2, S. 53.
Was sein persönliches Loos erleichterte, war das innige Verhältniß zu dem Freiherrn vom Stein. In Stein erkannte er einen Mann im höchsten Sinn des Worts, einen Minister wie er ihn sich nur wünschte, einen Obern, mit dem er sich in jeder Hinsicht verstand. Ihre Beziehungen wurden vielfältiger, die Zeit hatte die conventionellen Schranken durchbrochen, sie versprachen einander, daß sie sich nicht trennen, jedes Geschick zusammen bestehen wollten. Briefe von 1806, B. 1, S. 358, 359. In Königsberg, wo die wandernde Regierung von Anfang Novembers bis gegen Ende des Jahrs ihren Sitz hatte, hätte man sich behaglich finden können ohne die stete Erwartung den Pilgerstab fortsetzen zu müssen – vielleicht über Nacht. Niebuhr hatte wieder eine geregelte Beschäftigung, die ihm wohlthat; es wurden ihm Arbeiten übertragen auch außer der Ordnung, er kam mit allen Ministern in Berührung, fast auf vertrauten Fuß. Nicolovius wurde ein lieber Freund; Männer wie Schön, Altenstein, Fichte, Sir Hartford Jones, vieljähriger Gesandter in Bagdad und Teheran, Lord Hutchinson, boten sich zu interessantem Umgang. Als es aber über die kurische Nehrung, über die Memel ging, Stein abdankte, auch dort noch keine bleibende Stätte war, da kam Niebuhr sich vor wie ein armer Auswanderer, er fühlte sich mit seiner kranken Frau verlassen wie bei den Hyperboräern. Seine Aussichten auf eine schöne Wirksamkeit, verbunden mit so viel Vortheil und Ehre als das Arbeiten angenehm macht, war dahin: er sagte sich, daß er nur als Minister oder Vertrauter eines Ministers tauge, daß jede Art von Unterordnung ohne den Eindruck der Ueberlegenheit des Obern wie unter Stein seinem Charakter wiederstrebe, daß die Sphären der Thätigkeit seyen wie die Regionen der Atmosphäre für die verschieden organisirten Menschen, für deren Einige Sumpfgründe paßten, für Andere Mittelluft, während wieder Andere es nur in reiner Bergluft aushalten könnten, daß er zu den letztern gehöre, zu den Freiheitbedürftigen der Seele und dem Geist nach, daß er daher sich nie in den Geschäftszwang hätte begeben sollen.
Oft war er wie vom Heimweh ergriffen nach seinen historischen Studien, seinem Mitleben im Alterthum. Briefe von 1807, B. 1, S. 371, 372. Da er all litterarischen Hülfsmittel und zu freien Geistesarbeiten in der beklommenen Gegenwart die geniale Ruhe entbehrte, so legte er sich auf slavische Sprachen. Er verkannte nicht, daß Schaffen besser sey als Gelehrtseyn, aber zu jenem harrte er des Zeitpunkts, wo ihn die äußere Welt nicht mehr mit eisernen Klauen faßte, und als Geschichtschreiber, oder wenn das über ihm wäre, als Geschichtforscher hielt er es für nothwendig, wo möglich alle Völker in ihren eigenen Zungen zu vernehmen, überzeugt, daß man von einem Volk wenig begreift, wenn man es nicht aus seiner Sprache kennt, daß der ein lächerlicher Beurtheiler der Franzosen seyn würde, der etwa nur den Telemach in einer Uebersetzung gelesen hätte, wie die, welche sich an Perser und Araber machen, ohne von deren Sprachen Kenntniß zu haben, nur Dinge über den Orient sagen und träumen können, über die man sich ärgern muß. A. a. O. S. 376, 377.
Damals waren ihm Dienstanträge aus Rußland, Dänemark und England geworden; wenn er wählte, hätte er Dänemark gewählt, am liebsten wäre er in den Privatstand zurückgetreten, um als Schriftsteller zu leben, allein theils war einige Wahrscheinlichkeit, daß Stein wieder ans Ruder käme, theils hatte man ihm Geschäfte bei der Heerverpflegung anvertraut, denen er sich nicht entziehen wollte. Als die Franzosen nach der Schlacht bei Eylau hinter die Passarge zurückgegangen, die Russen längs der Alle vorgerückt waren, wurde er von Hardenberg, der jetzt gewissermaßen die ganze Verwaltung in seiner Hand vereinigte, in das Hauptquartier zu Bartenstein berufen. Der Weg führte über das Schlachtfeld von Eylau. Es war eine traurige Reise: schon über Königsberg hinauf verwüstete Häuser, menschenleere Dörfer, obgleich im Mai, kein Vieh auf den Feldern, höchst selten eine Trift Schafe oder Schweine, Alles elend und angstvoll. Von dem Schlachtfelde hätte er gern eine Reliquie mitgenommen: er fand nichts als Fetzen von Uniformen. A. a. O. S. 365. In Bartenstein gefiel es ihm auch nicht. Herberg und Nahrung schlecht, unmäßig theuer, die Organisationsversuche unausführbar, seine Anwesenheit unnütz, die aufs Biegen oder Brechen eingerichtete russische Kriegsmanier gelähmt durch das von oben ausgehende Mißtrauen gegen Bennigsen,
über den man sich zankte, ob er seine Lorbeeren wirklich verdiene oder bloß dem Zufall und dem Muth seiner Soldaten verdanke, für Niebuhr selbst, der nicht wußte, wem er Recht geben sollte, ein Erfahrungsbeweis, wie schwer die Geschichte auch bei Augenzeugschaft in strenger Wahrheit darzustellen ist. Wie froh war er, als er in Geldangelegenheiten, die ihn mit Bennigsen, Popoff, Budberg in Correspondenz brachten, nach Königsberg zurückgeschickt wurde. A. a. O. S. 370, 372. Er war doch wieder aus dem wirren Gedränge in einem Element von Thätigkeit! Freilich eine kurze Pause, denn bald wurde bei Friedland gekämpft, und der Sturm dieser Schlacht verschlug ihn mit den Cassen bis nach Riga.
Noch in Memel hatte Niebuhr seine Entlassung nachgesucht und war nur geblieben, weil ihn Hardenberg mit Thränen in den Augen darum bat. Als Hardenberg in Folge des Friedens von Tilsit selber seine Entlassung nehmen mußte, wiederholte auch Niebuhr sein Gesuch; da ihm jedoch von Seite des Königs zu erkennen gegeben wurde, daß man jetzt, wo es die Wiederherstellung der Staatsverwaltung galt, einen Mann von seinen Einsichten und Talenten mit Bedauern vermissen würde, nahm er die Ernennung in eine Commission an, in der er mit Altenstein, Schön, Stägemann, Klewitz bis zur Anstellung eines Finanzministers die Geschäfte besorgen sollte, obgleich er sich wenig Ersprießliches von einem Collegium versprach, dessen sämmtliche Mitglieder coordinirt waren. Um so willkommener war ihm, nach Steins Wiedereintritt ins Cabinet, eine Sendung nach Holland um ein Anlehen zu unterhandeln, denn wenn es zu Stande kam, war es ein bedeutendes Mittel zur Erleichterung des Landes von dem französischen Joch. Bei der Verachtung des preußischen Staatscredits hatte er sich über die Schwierigkeiten des Vorhabens zum voraus keine Illusionen gemacht; an Ort und Stelle war er schnell darüber im Reinen, daß nichts auszurichten sey. Erst hatten die Capitalisten keine Lust, hernach als diesen sein Plan auf den Grund der Anerkennung einer alten Schuld eingeleuchtet hätte, wollte die holländische Regierung nicht unter dem Vorwand, man brauche das Geld im Land. So wurde für ihn der Aufenthalt sehr peinlich, verlängerte sich aber, weil eben die preußischen Finanzen einer solchen Beihülfe kaum entbehren konnten, über ein Jahr (vom März 1808 bis zum April 1809). Die Holländer nach ihrem Volkscharakter waren ihm lieb und werth – praktische Leute, aber in einer vorgezeichneten engen Sphäre wie die Bäume in ihren Alleen, alle von Einer Form und Größe, aber fast alle gesund und nur die verkrüppelten bemerkbar. Ludwig Bonaparte's Regierung gut und national, er weichherzig und menschlich: die Vollziehung eines Urtheils, das er nicht mildern konnte, machte ihn krank. Holland als Staat hatte unersetzliche Verluste erlitten und trug drückende Lasten, dagegen die Verheerungen des Kriegs hatte man schier nur aus der Ferne gesehen. Ein Bürger klagte über die Einquartirung von 1795, die 150 Gulden gekostet habe, und Niebuhr lachte ihm ins Gesicht. Briefe von 1808, Bd. 1. S. 390, 391. Im Anfang, ehe er zugleich bei dem Hof beglaubigt wurde, war er in Amsterdam so ziemlich auf kaufmännischen Umgang beschränkt, und je geschiedener die einzelnen Stände von einander waren, desto unbehaglicher fand er sich unter den selbstgenügsamen Repräsentanten des Geldstolzes, desto lebhafter sehnte er sich aus einer Stadt fort, die er nachgerade kannte wie seine Tasche. A. a. O. S. 387, 392. Auch das Studium der holländischen Litteratur und Geschichte hatte er bald so erschöpft, daß der Reiz der Neuheit die Nichtbefriedigung durch eine gar zu nüchterne Geistesrichtung nicht mehr überwog. Zwei höchst interessante gelehrte Bekanntschaften waren Brügmans und noch mehr Valkenaer in Friese, Sohn des berühmten Philologen, gewesener Gesandter in Spanien. Valkenaer war der erste seit Jahren, mit dem Niebuhr auf gleichem Fuß reden konnte, der nicht den verzweifelten Ton der Einweihung hatte wie die eminentern unter den deutschen Philologen, der die Alten durch einen andern Schlüssel verstand als die Grammatik allein, und mehr in ihnen suchte als Antiquitäten oder Worte. Bei ihm wurde er auch mit dem lateinischen Dichter Van Klooten bekannt, dem einzigen Dichter unter vielen Versmachern, und er fand keine Spielerei noch Affectation darin, wenn unter den Holländern ein poetisches Talent, das sich eine Sprache des Alterthums zu freiem Gebrauch angeeignet hat, statt seiner doch allzu plebejischen Muttersprache eine alte Sprache wählt und Formen der Poesie, die allerdings unverletzlich, also wahre Fesseln sind, aber welche der höchste Sinn der Schönheit schuf. Briefe von 1809, Bd. 1, S. 407, 408. Niebuhr hatte im Jahr 1814, als ihn ein Subsidiengeschäft mit England abermals nach Holland führte, Gelegenheit sein Urtheil über dieses Volk zu ergänzen. Hatte er sich früher an manchen von dessen stillen Tugenden erbaut, so staunte er mitten unter der Begeisterung des Befreiungskriegs dort auch nicht eine Spur von Aufschwung zu finden, sondern überall den krassesten Egoismus, völlige Gleichgültigkeit gegen andere als Handelsinteressen. Fechten wollte Niemand, den nicht die Noth zwang sein Leben um ein Handgeld zu verkaufen. Wer konnte, suchte sich, selbst in der Landwehr, einen Stellvertreter. Eine Caricatur zeigte die Holländer auf einem Wagen sitzend mit Theetöpfen und Pfeifen und den Preußen, Engländern, Russen zurufend: zoo gaat het wel! Nicht einmal die zu erwartende Verfassung erregte die öffentliche Theilnahme. Nur die von England angebahnte Abschaffung der Negersklaverei erschütterte das holländische Phlegma, so daß man jammern hörte, über die Plantagen die in Verfall gerathen würden, über die schönen Gegenden, wo so viele tausend Oxhöfte Zucker gewonnen werden könnten, die dann verdammt wären wüste zu liegen, über das Geld, das in der Erde bleiben müsse, über diese entsetzliche Unmöglichkeit künftig so wohlfeile und dauerhafte Arbeiter zu bekommen, da man bloß zwei Weiber zu halten brauchte auf fünf Männer. Briefe von 1814, Bd. 1. S. 583, 584, 593.
(Fortsetzung folgt.)
Léon Roches, der Renegat.**
Im Sommer des Jahres 1837 verschwand aus Algier ein junger Kaufmann Léon Roches, der dort ziemlich locker gelebt hatte und von Gläubigern bedrängt war. Da dieser junge Franzose der arabischen Sprache in einem merkwürdigen Grad Meister geworden und auch für die Sitten der Eingebornen und ihren Umgang stets viele Vorliebe gezeigt hatte, so vermutheten seine Freunde, er habe nach dem Beispiel anderer Abenteurer sein Glück im Innern gesucht und bei irgend einem arabischen Stammhäuptling oder Marabut Aufnahme gefunden. In der That erfuhr man bald, daß Léon Roches in der Umgebung des Emirs Abd-El-Kader selbst lebe, den Islam angenommen habe und sich leidlich wohl befinde. Er hatte aber in Algier einen alten Vater zurückgelassen,
dem der Kummer über diesen Schritt seines einzigen Sohnes fast das Herz brach. Als im Januar 1838 der Consul Garavini in Begleitung mehrerer Europäer, worunter die HH. Berbrugger und Bodichon, den Emir in seinem Lager zu Hamza besuchte, bat der alte Roches die Reisenden dringend, sie möchten den Fürsten der Araber bewegen, ihm sein Kind zurückzugeben. Abd-El-Kader war damals vortrefflicher Laune: er hatte seine Eroberungen bis in die Wüste ausgedehnt und überall, sogar bei den Kabylen des Dschurschura war seine Herrschaft anerkannt und der Tribut ohne Widerstreben entrichtet worden. Der Emir nahm die Reisenden gastfreundlich auf und beschenkte sie reichlich. Er versprach Hrn. Berbrugger, der das Innere bereisen und bis zum Kobla vordringen wollte, um die dortigen noch nie beschriebenen Ruinen zu untersuchen, allen Schutz und Vorschub. Einer der Reisenden brachte dem Emir schöne Grüße von dem alten provençalischen Schiffscapitän Jonas, auf dessen Fahrzeug jener als Knabe mit seinem Vater Sidi-Mahiddin die Wallfahrtsreise nach Mekka angetreten hatte. Abd-El-Kaders Augen leuchteten und sein bleiches Gesicht gewann einen noch schwärmerischeren Ausdruck bei der Erinnerung jenes Erlebnisses seiner Jugend, das auf seine Geistesrichtung und sein späteres Schicksal so bedeutenden Einfluß hatte. Als die Reisenden den Emir in so günstiger Stimmung sahen, brachten sie endlich das Gesuch des alten Roches vor. Die Miene des Emirs verfinsterte sich aber schnell und mit heftiger Stimme rief er: „Muhal! Muhal!“ (Unmöglich!). Dann sich fassend sagte er: „Sidi-Omar (der Name des jungen Renegaten bei den Arabern) ist freiwillig zu mir gekommen. Er ist kein Kind mehr, das nicht wüßte, was es thue. Was ihr mir von dem Gram seines Vaters sagt, thut mir leid, aber überlegt selbst: soll ich Muselmann einem andern Muselmann befehlen: kehre zu den Ungläubigen zurück? Muhal!“ Dabei hatte es sein Bewenden. Die Reisenden nahmen von Abd-El-Kader, dem es Mühe kostete, wieder freundlich zu werden, Abschied, und brachten dem gebeugten Vater den Bescheid des Emirs.
Léon Roches war einer der wenigen Renegaten, die unter den Arabern zu Ansehn gelangten und eine ziemlich bedeutende Rolle spielten. Er besaß eine ausgezeichnete körperliche Schönheit, eine Eigenschaft, die noch von keinem gering geschätzt wurde, ausgenommen vielleicht von solchen, denen sie versagt ist. Bei keinem Volk ist sie empfehlender als bei den Arabern. Abd-El-Kader ließ ihn im Schreiben des Arabischen unterrichten und lehrte ihn selbst den Koran, den der junge Sidi-Omar, durch ein seltenes Gedächtniß unterstützt, großentheils auswendig lernte. Der Emir machte ihn zu seinem Kodscha (Geheimsecretär) und suchte sich durch ihn über die europäischen Angelegenheiten, namentlich über die Politik und die Zustände Frankreichs Kenntniß zu verschaffen. Auf Sidi-Omars Rath abonnirte sich Abd-El-Kader auf einige Pariser Journale. Wahrscheinlich wurde auch die Mission Ben-Arasch's nach Paris, dessen Benehmen während der Reise, die Almosen, die er in Toulon, Lyon, Paris an die Armen spendete, die Geschenke an den König, seine Familie, die Minister, durch den jungen Renegaten anempfohlen. Im Junius 1838 begleitete letzterer den abenteuerlichen Zug Abd-El-Kaders nach der Sahara gegen den Herrscher von Aïn-Maadi; er soll die acht Monat lange Belagerung dieser Stadt geleitet haben. Seitdem erfuhr man nichts Sicheres mehr über ihn. Lange glaubte man an das Gerücht, Abd-El-Kader habe ihm den Kopf abschlagen lassen, bis die Ankunft Léon Roches' in Oran jene Sage Lügen strafte. Der merkwürdige junge Mann, der während seines fast dreijährigen Aufenthalts unter den Beduinen, als fast beständiger Begleiter Abd-El-Kaders, viel erlebt und erfahren haben mag, reiste im vergangenen November nach Algier ab, wo der Marschall Valée ihn freundlich empfing und die Freude ihm beschieden war, seinen alten Vater noch am Leben zu treffen.
Aus den mündlichen Erzählungen der Schicksale und Beobachtungen jenes Abenteurers ist bis jetzt noch sehr wenig in französische Journale übergegangen. Man erfuhr nur, daß er sich in letzter Zeit zu Tekedemt aufgehalten habe, von wo er unter dem Vorwand, Abd-El-Kader entgegenzureiten, sich entfernte, und nach vielen Gefahren mit seinem Diener Oran erreichte. Der Beweggrund, der ihn zunächst veranlaßte, den Emir zu verlassen, soll der Neid, die Verfolgung der übrigen Häuptlinge und Marabuts gewesen seyn, welche, mißgünstig über das Vertrauen, das Abd-El-Kader diesem Fremdling schenkte, nicht müde wurden, ihn bei ihrem Gebieter anzuschwärzen. Mehrmals sollen sie versucht haben, ihn durch Meuchelmord aus dem Wege zu räumen. Diese Angabe scheint um so glaubwürdiger, als auch alle übrigen zurückgekehrten Renegaten, die eine weit untergeordnetere Stellung hatten, über den Neid und das Mißtrauen der Araber klagten. Außer Léon Roches sind dem Schreiber dieses nur drei Renegaten bekannt, die bei den Arabern zu einigem Ansehen gelangten. Der erste war der Franzose Moncel, ein Deserteur der Spahis, der zu den Hadschuten flüchtete, und durch seine Rohheit und schändlichen Gräuel unter dem berüchtigtsten Räuberstamme sich eine gewisse Celebrität erwarb. Er ermordete seinen früheren Lieutenant in einem Hinterhalt mit eigener Hand und schrieb auf dessen nackte Leiche mit seinem Dolch: Moncel 1836. Ein Jahr später wurde er von den Franzosen gefangen, vor ein Kriegsgericht gestellt und erschossen. Ein anderer Renegat, dem es gelang, sich aufzuschwingen, war der Deutsche Geistinger, ein Deserteur der Fremdenlegion, welcher Exerciermeister der regulären Infanterie des Emirs wurde, und diesem wesentliche Dienste leistete. Er war ein wilder, rauher Mensch. Nach harten Schicksalen und mehreren Jahren des Heimwehs gewöhnte er sich an das arabische Leben, und steht wohl noch in den Diensten Abd-El-Kaders. Der dritte, wohl der merkwürdigste von allen, war der Franzose Baudouin, von dessen Schicksalen in der Allgem. Ztg. seiner Zeit gesprochen wurde, und der jetzt spurlos verschwunden zu seyn scheint. Allen übrigen Renegaten ging es im Innern höchst traurig, und viele Deserteurs schreckte selbst die Gewißheit, erschossen zu werden, von der Rückkehr zu ihren Landsleuten nicht ab. Wie es den Renegaten in Constantine bei dem grausamen Achmet Bey ging, darüber gibt die kürzlich erschienene Broschüre Wendelin Schlosser's, der bei dem Bey als Kanonier diente, eine entsetzliche und wohl kaum übertriebene Schilderung. Unter den Stämmen Abd-El-Kaders waren die französischen Ueberläufer und die andern Europäer, welche Neugierde und Abenteuerlust ins Innere führte, etwas weniger unglücklich, als in Constantine, doch immer elend genug, um ihre Unbesonnenheit zu verwünschen. Die Illusion jener, welche das Araberleben nur von ferne sahen und von dem Glücke träumten, das ein freies ungebundenes Leben in der Wildniß bieten müsse, überlegten nicht, daß man erst ganz zum Araber geworden seyn müsse, ehe man an dessen Lebensgenüssen Gefallen finden könne. Sie bedachten nicht, daß man auch den inbrünstigen Glauben des Beduinen, seine glühende Ahnung künftiger Himmelsfreuden haben müsse, um am Gebet im Abendroth Genuß und nicht Langweile zu finden, daß seine eingewurzelte Freiheitsliebe nöthig ist, um in dem freien Leben einen Ersatz für alle geistigen und körperlichen Freuden und Zerstreuungen Europa's
zu sehen, daß man die Wüste als seine Geburtsstätte und Heimath lieben müsse, um ihrer Einförmigkeit nicht bald satt zu werden. Ich kannte einen deutschen Baron v. O...r, den die Abenteuerlust nach Mascara trieb. Der Kalifa Hadschi-Mustapha nahm ihn in sein Gefolge auf, und mit ihm machte er einige Züge durch das Land. Der deutsche Edelmann fand aber das Bivouakiren und ewige Kuskusuessen gar nicht so romantisch als er gedacht hatte, und nach vier Monaten konnte er es vor Ueberdruß und Unbehaglichkeit nicht mehr aushalten. Er floh mit Gefahr seines Lebens zu den Franzosen nach Mostaganem.
Léon Roches ist gegenwärtig beschäftigt, die Erinnerungen seines dreijährigen Aufenthalts unter den Arabern zu Papier zu bringen. Da er in unmittelbarer Nähe Abd-El-Kaders war, dessen ganzes Vertrauen besaß, da man ihm überdieß als einem gebildeten Mann mehr Beobachtungsgabe zutrauen darf, als andern Renegaten von roher Erziehung, so lassen sich von ihm sehr interessante Aufschlüsse erwarten über Abd-El-Kaders Charakter als Fürst und Privatmann, über die Zustände im Innern, den Zug gegen Ain-Maadi und die unbekannten Gegenden zwischen den letzten Abhängen des Algier'schen Atlasgebirgs und der Sahara, die vor ihm kein Europäer bereist oder wenigstens keines geschildert hat. Die Allgem. Ztg. hofft, ihren Lesern Auszüge aus der Schrift Léon Roches' geben zu können, ehe dieselbe im Druck erscheinen wird.
Rede Macaulay's in Edinburg.
(Beschluß.)
Der Kriegsminister fuhr fort: „Werfen wir einen Blick auf die Vergangenheit, und überlegen wir dann ruhig, ob die Politik, wie sie von solchen Leuten empfohlen wird, eine protestantische ist. Es sind jetzt beinahe drei Jahrhunderte, seit man in Irland die protestantische Kirche zur herrschenden erklärt hat. Nicht nur wurde diese Kirche reichlich mit allem dotirt, was zur Behaglichkeit und zum Glanz ihrer Mitglieder beitragen konnte, nicht nur erhielten ihre Prälaten Sitz in der Legislatur, nicht nur ward eine mit der Staatskirche verbundene Universität in der irischen Hauptstadt errichtet und fürstlich ausgestattet, sondern auch eine ungeheure Masse Privateigenthums wurde gewaltsam von Katholiken auf Protestanten übergetragen, und überhaupt von der härtesten Strafe, welche die Bosheit erfinden und vollstrecken konnte, bis zur kleinlichsten Vexation herab kein Mittel gespart, um die Macht der Staatskirche zu vergrößern. Jede durch die Verzweiflung hervorgerufene Insurrection, von Cromwells Zeit an bis auf Wilhelm III, diente nur dazu, die Spaltung zwischen Protestanten und Katholiken zu erweitern, bis endlich der Unterschied in ihrer politischen und civilrechtlichen Stellung so schreiend wurde, wie zwischen dem Bramanen und dem Paria, zwischen dem westindischen Pflanzer und seinem Negersklaven. Und doch nachdem alles dieß geschehen, nachdem zehn Generationen unter protestantischer Regierung vorüber gegangen – hat der Protestantismus Fortschritte gemacht? Oder ist er nicht vielmehr stationär geblieben, wenn er nicht gar Rückschritte gethan hat? Hat der katholische Glaube die Volksliebe in Irland verloren, oder ist er in ihr nicht vielmehr stärker, als in irgend einem Lande des Continents? Hat der Einfluß des Priesters sich vermindert, oder ist er nicht etwa größer geworden, als in Flandern und Spanien, oder selbst im Weichbilde des Vaticans? (Hört!) Das sind die Früchte der Politik, nach der man die Verwaltung, die Volkserziehung, das ganze sociale System von Irland, und zwar zu keinem andern Zwecke gemodelt hat, als dem protestantischen Uebergewicht Vorschub zu leisten. Wär' ich Katholik, ich würde in keiner Verlegenheit seyn, mir diese Erscheinung zu erklären. Ich würde sprechen: sehet da die Erfüllung der Weissagung, die ich über der Thüre der St. Peterskirche angeschrieben gelesen: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeine, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Wär' ich Katholik, ich würde sagen, in dieser Zeit, wie in den alten Zeiten, sey die Wahrheit Sieger geblieben über die Gewalt, und dieselbe Religion, welche die Macht der römischen Kaiser und die Spitzfindigkeiten der athenischen Philosophenschulen überwand, habe auch über jede Hemmung ihres Fortschrittes in Irland triumphirt. Aber was soll der Protestant sagen, der da glaubt, daß in allen zwischen ihm und der römischen Kirche strittigen Punkten er Recht, und diese Kirche Unrecht hat? Wie soll er von dieser Erscheinung sich Rechenschaft geben? – Hat die menschliche Seele ihre Natur verändert? Nein. Sie ist noch dieselbe, welche sie damals war, als ein armer Mönch aus einem sächsischen Kloster jene ewigen Wahrheiten aussprach, und die Grundsätze von eilf Jahrhunderten vor ihnen zusammenstürzten. Noch ruht der Protestantismus auf denselben Principien, welche vordem Fürsten und Heereshaufen, die stolzen Päpste, die Jesuiten und die Inquisition, die tausend Schwerter des Prinzen von Parma und Philipps Armada besiegten. Wie kommt es nun, daß unsere Religion, an deren Grundvesten vor zwei Jahrhunderten List und Gewalt zerschellten – wie kommt es, daß sie jetzt in unserm Lande, im Vollbesitz aller weltlichen Hülfsmittel, krankt und siecht? (Hört!) Freilich, meine Herren! gibt es gewisse moralische Quacksalber, deren ganze Heilmethode darin besteht, die Dosis, welche die Krankheit verschlimmert hat, immer von neuem zu verschreiben. Hört man sie, so ist die Ursache von allem dem einzig und allein die unverzeihliche Nachsicht der Regierung gegen Papstthum und Abgötterei. „Fort mit den Jesuiten!“ ruft der Eine; „hebt die Emancipationsacte auf!“ schreit ein Anderer; „die Regierung beordere die Magistrate, an gegebenen Tagen die geistlichen Behörden der katholischen Kirche im Angesicht ihrer Bekenner zu insultiren,“ räth ein Dritter; „commandirt die Irländer mit Trommelschlag zur Anhör protestantischer Predigten, und umstellt sie mit Soldaten aufgepflanzten Bajonnets, um Ordnung zu erhalten und zu verhindern, daß sie vor Beendigung des Gottesdienstes nicht weglaufen,“ sagt ein Vierter. (Gelächter.) Ach! ach! wäre das der geeignete Weg zur Verbreitung der Wahrheit, dann wäre längst kein Römisch-Katholischer mehr in Irland, denn an dieser protestantischen Propaganda hat man es englischerseits wahrlich nicht fehlen lassen, und auch der sinnreichste von all den orthodoxen Gentlemen, deren geistlich-weltliche Beredsamkeit die Heiligen der Exeter-Hall entzückt (Gelächter), würde schwerlich noch ein Mittel anzugeben wissen, wie man Götzendiener elend machen kann, das unsere Väter nicht in vollem Maaß an dem irischen Volk versucht hätten. (Beifall.) Mit Entziehung der bürgerlichen Rechte hat man es versucht, mit Herzenskränkungen jeder Art, mit Feuer und Schwert, mit dem Henkerbeil und dem Galgen – Alles umsonst! Und was sollen wir nun noch versuchen? – Eines ist klar: daß es Wahnsinn wäre, noch einmal Mittel anzuwenden, die jederzeit versagt haben. War es möglich, konnten wir in unserer Verblendung so weit gehen, den Irländern Protestantismus und schlechte Verwaltung Eins an des Andern Seite wie Zwillingsgeschwister zu zeigen, als wollten wir sie beflissentlich das verabscheuen lehren, was sie außerdem vielleicht achten und lieben gelernt hätten?
Leider, glaub' ich, war es so; und ich glaube ferner, daß, wenn es euer Wunsch ist, Irland noch jetzt, in der eilften Stunde, in die blühende Genossenschaft der reformirten Nationen zu ziehen, es eure erste Pflicht ist, das fluchbeladene Band zu lösen, das eine Jahrhunderte alte Mißregierung in Irland zwischen Protestantismus und Unterdrückung geknüpft hat. (Großer Beifall.) Eben weil ich überzeugt bin, daß das moralische Uebergewicht des Protestantismus ein Gottessegen ist für jedes Land, darum kämpfe ich mit all meiner Kraft gegen jeden Versuch an, dem Protestantismus ein politisches Uebergewicht zu geben, mit welchem das moralische unverträglich ist. Gottes Bundeslade fiel erst da in die Hände der Ungläubigen, als Weltlichgesinnte sie aus ihrem Heiligthum ins Lager herabbrachten und sie mit den Waffen weltlicher Kriegführung umgaben. Allein und verlassen und in der Gefangenschaft war die ihr einwohnende Gotteskraft hinreichend sie zu vertheidigen, die Elenden, die sie entweihten, in den Staub zu schlagen, und den Götzen Dagon an der Schwelle seines Gezeltes auf sein Antlitz niederzustürzen. (Hört, hört!) So ist es mit aller Wahrheit, besonders aber mit den Wahrheiten des Glaubens, die, um ihre volle Wirkung hervorzubringen, nicht bloß von dem Verstand aufgefaßt werden dürfen, sondern tief in das Herz sinken müssen. Daher sag' ich, haltet die Emancipationsbill aufrecht, wie ihr die Bill of Rights, wie ihr die Reformbill aufrecht erhalten würdet, und vollzieht sie vollständig nach ihrem Wortlaut und nach ihrem Geiste. Behandelt die Katholiken in allen weltlichen Dingen als eure Brüder. Unterlaßt nicht das zu vertheidigen, was ihr als religiöse Wahrheit erkannt habt, aber seyd eingedenk, daß durch Beleidigungen noch Niemand zur Rechtgläubigkeit bekehrt worden ist. (Zuruf.) Auf diese Art, und wenn wir die Erfahrung zu unserer Führerin nehmen, dürfen wir hoffen, jene Irrthümer vor einer Gewalt verschwinden zu sehen, die sehr verschieden ist von derjenigen, die das Blutbad von Drogheda herbeiführte, die Schlacht an der Boyne gewann und die grausamen Gesetze erließ, die das irische Statutenbuch füllen; daß sie vielmehr Waffen weichen werden, „die keine Waffen des Fleisches sind, und einem Reiche, das nicht von dieser Welt ist.“ (Lebhafter Zuruf.) Meine Herren! ich weiß wohl, daß ich Einiges gesagt habe, was mir Tadel zuziehen wird; aber ich weiß auch, daß es eine Art Tadel gibt, die der ächteste Ruhm ist. Mögen diejenigen, die für der Nation gerechte Forderungen stets taube Ohren haben, ihren niedrigsten Vorurtheilen zu schmeicheln fortfahren; ich mindestens will gegen des Volkes Irrwahn mit demselben Geist ankämpfen, mit dem ich für seine Rechte gestritten habe. Hinsichtlich des endlichen Erfolgs heg' ich keinen Zweifel. Die Leidenschaften werden sich legen, die Täuschungen werden wie Nebel zerrinnen; die Wahrheit allein ist unsterblich. Nicht die frömmelnden Anklagen eines Bischofs Phillpots, nicht die Heulpredigten eines Hrn. Macneile, nicht die Unwürdigkeiten, die ein Hr. Roby, von Wein und Factionseifer erhitzt, über einen Namen ausschütten mag, den die Verfassung geheiligt, und der, selbst wenn die Verfassung ihn nicht geheiligt hätte, doch jedem Ehrenmann als heilig gelten würde (langanhaltender Beifallsruf); – auch nicht die Ergüsse eines boshaften Publicisten, dessen giftige Feder der Reihe nach allen Parteien die schmutzigsten Handlangerdienste geleistet, der jetzt das Skandal der Tories ist, wie er vordem das Skandal der Whigs gewesen, und der, so wie ein Schilling im Aufstrich mehr geboten wird, bereit ist eine dritte Apostasie zu begehen und noch einmal das Skandal der Whigs zu werden (Hr. Stirling in der Times): alle diese sind es nicht, nach deren Meinungen das reiflich erwogene Endurtheil des Landes über Männer und Maaßregeln sich bilden wird. An dieses Urtheil appellir' ich mit felsenfestem Vertrauen auf die Lauterkeit meiner Sache, auf die unwiderstehliche Kraft der Vernunft, auf die unausbleibliche Gerechtigkeit der Zeit.“
Ausgrabungen in Etrurien.
△Rom, 16 Jan. Die Resultate der in den letzten Jahren auf verschiedenen Punkten des alten Etruriens veranstalteten Ausgrabungen sind bekanntlich für die Archäologen in jeder Hinsicht überraschend gewesen. Die Blachfelder von Corneto, Cervetri, Volci, Canino, Tarquinii und Cäre waren es besonders, welche in ihren ans Licht gezogenen antiken Denkmälern eine hohe Culturepoche der Etrusker unsern Tagen zur Bewunderung vorhalten. Ihre Grabkammern bewahren nur Auserlesenes auf, und zwar in solcher Fülle, daß, während die Sammlungen der europäischen Hauptstädte durch die in den Kunsthandel gekommenen Gegenstände überfüllt wurden, die Fundgruben sich nur vermehrten. Lucian Bonaparte, Prinz von Canino, hat die Nachgrabungen an mehreren Stellen seines etrurischen Gebiets aufs neue beginnen lassen. Man findet besonders viele Vasen aus feiner gebrannter Erde. Einige verdienen Aufmerksamkeit wegen der in ihren gemalten Ornamenten manifestirten provinciellen etruskischen Technik, wenn schon sie sonst zum Kaliber der rohen Duzendmalerei gehören. Die meisten indeß sind Monumente im reinsten altgriechischen Geschmack, in deren Malerei die Schönheit der plastischen Ausführung das Ideelle des dargestellten Mythus zu überbieten scheint. Wissenschaftlich merkwürdig ist, daß die Namen der in diesen Vasenmalereien erscheinenden Götter und Heroen fast ausschließlich im dorischen Dialekt ihnen zur Seite geschrieben sind – eine Entdeckung, welche die unlängst von einem Berliner Gelehrten in einer besondern Schrift aufgestellte Theorie über die Epigraphen der in Etrurien gefundenen und noch zu findenden Vasen factisch widerlegt. – Außerdem sind Tassen von der schönsten und gefälligsten Form ans Licht gekommen; ebenso große und kleine Pateren, Amphoren, Bronzen der verschiedensten Gattungen, als Helme, Votivschilder, Räucherbecken, Toiletten, Spiegel mit und ohne Incisionen, vorzüglich schöne Kandelaber von erhobener Arbeit etc. Das Kostbarste sind zwei vollkommen erhaltene goldene Diademe, welche nebst vielem Anderm der Kunsthändler Basseggio in Rom am Fundort acquirirte. Fünf unvergleichlich gut gearbeitete bronzene Spiegel hat der Papst für das Museo Gregoriano angekauft.
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Todes-Anzeige
Der göttlichen Vorsehung hat es gefallen, unsern innigst geliebten Sohn, Bruder und Schwager,
Otto Max Theodor Frhrn. v. Freyberg-Eisenberg,
aus diesem Zeitlichen in das Reich der Ewigkeit aufzunehmen.
Er verschied heute um 3 Uhr nach Mitternacht, nach empfangenen heiligen Sterbsacramenten, in dem Lebensalter von 20 Jahren und 8 Monaten an der Abzehrung, welche langwierige Krankheit seine Rechtsstudien unterbrochen hatte, denen er sich an hiesiger Hochschule widmete.
Im tiefsten Schmerzgefühl ertheilen wir unsern verehrten Verwandten, Freunden und Bekannten diese trauervolle Nachricht, empfehlen den Verblichenen Ihrem frommen Andenken und uns Ihrer stillen Theilnahme.
München, den 23 Januar 1840.
Clemens Frhr. v. Freyberg-Eisenberg, Reichsrath der Krone Bayern, k. Kämmerer und Oberappellationsgerichts-Director, als Vater.
Rudolph Frhr. v. Freyberg-Eisenberg, als Bruder.
Caroline Freifrau v. Bechtolsheim, als Schwester.
Alexander Frhr. v. Bechtolsheim, k. bayer. Regierungs-Assessor in Regensburg, als Schwager.
[357-59]
Kundmachung
des Wiener allgemeinen Wittwen- und Waisen-Pensions-Institutes
mit der Einladung zum Beitritt in dasselbe.
Ueber die vom Ausschuß des Wiener allgemeinen Wittwen- und Waisen-Pensions-Institutes mit Kundmachung vom 18 Februar 1838, Z. 20, bekannt gegebenen und laut fernerer Kundmachung vom 10 Julius 1838, Z. 216, zum Gesellschaftsbeschluß erhobenen Anträge zur definitiven Regulirung desselben ist nunmehr unterm 12 December 1839 die allerhöchste Entschließung Sr. k. k. Majestät vom 23 November 1839 des Inhaltes herabgelangt, daß
„Se. k. k. Majestät auf die etwaigen Ansprüche der bisherigen Instituts-Interessenten keinen mandativen Einfluß nehmen wollen, unter diesem Vorbehalt aber dem Institute gestatten, daß es auf der Grundlage der vorgelegten neuen Statuten sich seine Fortdauer zu sichern versuche, und anordnen, daß längstens nach dem Verlaufe von drei Jahren das Resultat gutächtlich an allerhöchst Se. Majestät vorgelegt werde.“
Eine Kundmachung des Ausschusses des Wiener allgemeinen Wittwen- und Waisen-Pensions-Instituts vom heutigen Tage, Nr. E. 310, welche den Intelligenzblättern der k. k. privilegirten Wiener Zeitung, Samstag den 4 Januar und sofort jeden Samstag in den Monaten Januar, Februar und März 1840 eingeschaltet seyn wird, gibt nach Mittheilung eben dieser allerhöchsten Entschließung eine kurze Nachweisung von den überaus günstigen Ergebnissen, deren sich die Anstalt durch die Erfahrungen der mit letztem October 1839 zu Ende gegangenen drei Jahre erfreut, welche seit der letzten vom 1 November 1837 an berechneten Bilanz des Instituts abgelaufen sind, und setzt zugleich die überaus wichtigen Vortheile auseinander, welche dieses unentgeltlich verwaltete Institut, das nunmehr bereits mit Ende Octobers 1839 als bewährteste Grundlage seiner Fortdauer ein Stammvermögen von beinahe eilfmalhunderttausend Gulden Conv. Münze ausweiset, und bei welchem durch dieselbe (Eine) Einlage der Pensions-Anspruch für die Gattin und zugleich für die mit ihr erzeugten, so wie für alle in das Institut mitgebrachten ehelichen Kinder des Mitgliedes erworben wird, seinen neuen Theilnehmern darbietet, mit der Einladung zum Beitritt in dasselbe, so wie mit der Bemerkung, daß fortan Aufnahmsgesuche in der Instituts-Kanzlei in Wien (am neuen Markt Nr. 1054) angenommen werden, und daß ebendaselbst, gleichwie auch bei den verschiedenen HH. Instituts-Agenten in den k. k. Provinzen sowohl die Statuten, Jahresausweise, Formularien zu Aufnahmsgesuchen, die obige vollständige sammt allen übrigen Kundmachungen des Instituts zu haben sind.
Wien, den 1 Januar 1840.
Von der Direction des Wiener allgemeinen Wittwen- und Waisen-Pensions-Instituts.
[286-88]
Bekanntmachung.
Die Geschwister Georg und Katharina Scheller, Kinder des verlebten Schullehrers Georg Scheller zu Brück, welch ersterer als Bäckergeselle im Jahre 1801, letztere 1814 sich von ihrer Heimath entfernt hat, haben seitdem über ihr Leben und Aufenthalt keine Nachricht gegeben.
Auf Antrag der nächsten Verwandten ergeht daher an Georg und Katharina Scheller und deren etwaigen Leibeserben die Aufforderung,
sich binnen sechs Monaten a dato
bei dem unterfertigten Landgerichte anzumelden, und das in 141 fl. 52 kr. für jeden Theil bestehende Vermögen in Empfang zu nehmen, widrigenfalls dieselben für verschollen erklärt werden und das Vermögen an die nächsten Erben ohne Caution hinausgegeben wird.
Dettelbach, den 24 Januar 1840.
Königlich bayer. Landgericht.
Halbig.
Pfister.
[250]
Für Forstmänner und Oekonomen
ist die dritte vermehrte und verbesserte Auflage von:
H. Cotta, Oberforstrath, Entwurf einer Anweisung zur Waldwerthberechnung. gr. 8. brosch.
erschienen und in allen Buchhandlungen, in der Matth. Rieger'schen Buchhandlung zu Augsburg und Lindau, für 1 Thlr. zu bekommen.
Arnold'sche Buchhandlung
in Dresden und Leipzig.
[289-90]
Bekanntmachung.
Es wird hiemit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß in Folge hoher Entschließung der k. Regierung von Oberbayern vom 3 December v. J. alle Kaufleute, welche die Dulten hiesiger Stadt und der Vorstadt Au beziehen wollen, bei Vermeidung des Ausschlusses von denselben vor den zuständigen Behörden ein Zeugniß darüber vorzulegen haben, daß sie an ihrem Domicilsorte einem Debitverfahren weder gegenwärtig unterliegen, noch früher unterlegen seyen, ohne sich mit ihren Gläubigern arrangirt zu haben.
Den 21 Januar 1840.
Die k. Polizeidirection München.
K. Polizeidir. v. Menz.
Magistrat der Haupt- und Residenzstadt München.
Bürgermeister Dr. Bauer.
[29]
In der J. G. Cotta'schen Buchhandlung ist erschienen:
Polytechnisches Journal,
herausgegeben von den
DD. Dingler und Schultes.
Erstes Januarheft 1840.
Inhalt: Schuberts Bemerkungen über die Wasserstandsgläser an Dampfkesseln. Mit Abbild. – Zambeau's Verbesserungen an den rotirenden Dampfmaschinen. Mit Abbild. – Smiths Verbesserungen an den Apparaten zum Erhitzen von Flüssigkeiten und zur Erzeugung von Dampf. Mit Abbild. – Tigars Verbesserungen an den Wagenrädern aus Eisen und andern Metallen. Mit Abbild. – Mauriers Verbesserungen an den Kutschenfedern. Mit Abbild. – Mautons Verbesserungen an den Jagdflinten und an andern Schießgewehren. Mit Abbild. – Fletchers Verbesserungen an den Webestühlen. Mit Abbild. – Heathcoats verbesserte Methode Verzierungen oder Muster auf Gaze, Musselin und Tull, so wie auch auf verschiedenen Arten von Wollentuch und andern Geweben zu erzeugen und Verbesserungen an den hiezu dienlichen Apparaten. Mit Abbild. – Jaquins Verbesserungen in der Fabrication von Knöpfen. – Bericht des Hrn. Gaultier de Claubry über die von Hrn. Victor Discry in Paris, in der Porzellanmalerei gemachten Verbesserungen. – Spencers Versuche über die Darstellung abdruckbarer Kupferplatten mittelst Galvanismus, (I. Auf eine Kupferplatte erhaben zu graviren. II. Erzeugung einer massiven Platte mit erhabenen Zeichnungen. III. Erzeugung von Facsimiles von Medaillen etc. IV. Erzeugung galvanischer Abdrücke von einem Gyps- oder Thonmodel. V. Erzeugung einer beliebigen Anzahl von Copien von einer bereits gravirten Kupferplatte. VI. Bemerkungen über die Handhabung des Apparates. VII. Beschreibung des Apparates des Hrn. Spencer. Mit Abbild.) – Ure's Bemessung der Wärme in Hinsicht auf die Qualität der Steinkohlen.
Mit Abbild. – Sewells Verbesserungen in der Bleiweißfabrication. Mit Abbild. – Marsh, über die Unterscheidung des Arseniks vom Antimon bei Vergiftungsfällen. – Ueber den dermaligen Stand der Spinnereien, Webereien und Druckereien im Departement des Oberrheins. Im Auszuge aus einem von der Departements-Jury über die im Jahre 1839 gehaltene Industrieausstellung erstatteten Berichte. (I. Baumwollspinnerei. II. Weberei. III. Zeugdruckerei. IV. Druckwalzen-Stecherei.) – Miscellen. Verzeichniß der in England ertheilten Patente. – Preisaufgabe auf Funkenabhalter für Dampfwagen. – Weitere Berichte über das Dampfschiff Archimedes. – Ueber das beste Verhältniß zwischen der Kraft und der Tonnenzahl der Dampfschiffe. – Sonderbare Methode Schiffe länger zu machen. – Eine neue Steuerung der Ventile an den Locomotiven. – Ueber die Farbholz-Schneidmaschine des Hrn. de Vallery. – Himly's Lichtbilder. – Ueber die Bereitung von Leuchtgas aus Wasserdampf und Theer. – Ueber die durch das Brennen von Wachskerzen und durch das Athmen bewirkte Verderbniß der Luft. – Délions Bereitungsart des Knallqueksilbers. – Verbesserte Methode Inschriften in Stein einzuhauen. – Ueber die Pflasterung der Pferdeställe mit Holz. – Ueber eine bewegliche, gegen Einbruch geschützte Geldkiste. – Ein sehr zweckmäßiges Verfahren Rostflecken aus Weißzeug zu beseitigen. – Handelsstatistik Frankreichs.
Zweites Januarheft.
Smiths Verbesserungen an den Fahrzeugen, welche durch Dampf oder eine andere Kraft getrieben werden sollen. Mit Abbild. – Treviranus' zweite Beleuchtung der Kurbel in Folge der ersten von Hrn. Neukranz in London. – Callets Verbesserungen an den Maschinen und Apparaten zur Uebertragung der mittelst Galvanismus erzeugten Triebkraft. Mit Abbild. – Darthez's Verbesserungen an den Achsen und Naben der Wagenräder. Mit Abbild. – Thomas' Verbesserungen an den Vorrichtungen zum Verhüten des Durchgehens der Pferde und zum Aufhalten derselben, wenn sie durchgegangen sind. Mit Abbild. – Newtons Verbesserungen an den Maschinen zum Bebauen von Ackerland mit verschiedenen Samen. Mit Abbild. – Tophams Verbesserungen an den Hähnen für Wasserleitungsröhren, welche auch für Dampf, Gas und andere Zwecke anwendbar sind. Mit Abbild. – Geithners Verbesserungen an den Rollvorhängen. Mit Abbild. – Crelle über verbesserte Stubenfenster. Mit Abbild. – Dafts Verbesserungen an den Schreibzeugen und an den Materialien und Apparaten zum Siegeln von Briefen und andern Documenten. Mit Abbild. – Parkers Verbesserungen an den Oefen. Mit Abbild. – Hawkins, über die Pflasterung der Straßen mit Holz. – Harcourts verbesserte Methode Granit, Marmor und andere Steine künstlich zu erzeugen. – Stegers bewährte Recepte zu den schönsten, den Säuren widerstehenden Glasmalerflüssen und Farben. – Zennecks vergleichende Untersuchungen der Weinmoste mit der Weinwage und dem Saccharometer. – Miscellen. Eine neue Volta'sche Säule von ungewöhnlicher Kraft. – Das Dampf- und Segelschiff Vernon. – Ueber einige Verbesserungen an den Wagenrädern. – Eine der größten Stecknadel-Fabriken. – Jenkins' mechanische Violine. – Ueber das Einsetzen der Eisenstangen in Blei. – Ueber ein Verfahren um das Eisen auf nassem Wege in metallischem Zustande zu erhalten. – Fords schwimmende Glaubersalzfabrik. – Ueber die Gegenwart des Jods in den Producten, welche man bei der Verbrennung der Steinkohlen erhält. – Ueber die Reinigung des aus den Fichten geflossenen Peches. – Appretur für Hanf und Leinengarn. – Ueber den Zuckergehalt der Cocosnuß und des Feigencactus.
Von diesem gemeinnützigsten und wohlfeilsten Journale Deutschlands erscheinen wie bisher monatlich zwei Hefte mit Abbildungen. Der Jahrgang aus 24 Heften mit 30-36 großen Tafeln Abbildungen bestehend, mit einem vollständigen Sachregister versehen, macht für sich ein Ganzes aus, und kostet durch die Postämter und Buchhandlungen nur 9 Rthlr. 8 gGr. oder 16 fl. In das Abonnement kann nur für den ganzen Jahrgang eingetreten werden.
☞ Die Verlagshandlung kann vom
Polytechnischen Journal
noch einige ganz vollständige Exemplare, welche sie aufgekauft hat, und zwar 1r bis 18r Jahrgang zu 168 Rthlrn. oder 288 fl. anbieten. Die Jahrgänge 1820, 1821, 1822, 1823, 1824, 1826 bis 1838 sind fortwährend einzeln zum Preise von 16 fl. oder 9 Rthlrn. 8 gGr. zu haben.
[307]
Bei Adolph Krabbe in Stuttgart ist so eben erschienen und zu haben in allen Buchhandlungen Deutschlands, der österreichischen Monarchie und der Schweiz:
Allgemeine Kirchengeschichte
für
die deutsche Nation
von
A. F. Gfrörer,
Professor und Bibliothekar in Stuttgart.
Zwei Bände in 6 Lieferungen (von 10 gr. Octav-Bogen) auf schönem Velinpapier.
Preis für die Lieferung 15 gGr. oder 1 fl. rhein.
Der Hr. Verfasser dieses Werks hat seinen Beruf für theologische wie historische Forschungen durch zwei Arbeiten bewährt, die den Beifall des Publicums wie die Anerkennung der Kritik in hohem Maaße erhalten haben. – Seine Geschichte des Urchristenthums und seine Geschichte Gustav Adolphs von Schweden haben ihm einen ehrenvollen Rang unter den Schriftstellern gesichert, welche die Entstehung der christlichen Religion und ihre Fortbildung von der Höhe eines ächt wissenschaftlichen Standpunktes herab verfolgen, wie er sich durch seine Lebensgeschichte des großen Schwedenkönigs den Historikern anreiht, die eingesehen haben, daß die Geschichte nur dann volksthümlich werden kann, wenn sich mit treuer Forschung eine klare verständliche Sprache verbindet, die den einfachen Leser wie den Gelehrten anzuziehen vermag.
Die erste Lieferung, welche bereits in jeder Buchhandlung vorräthig ist, wird dem Publicum Zeugniß von dem Werth dieser Arbeit und der würdigen Ausstattung derselben geben. Die übrigen Lieferungen, wovon drei einen Band bilden, werden von zwei zu zwei Monaten folgen.
[297]
Bei S. D. Barasch in Berlin ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu haben:
Dämmerungen.
Erzählungen und Novellen von Ludwig Kossarski.
2 Bdchn. 8. brosch. Preis 2 Rthlr.
[249]
Die Fortsetzung eines wichtigen Werkes:
Dr. J. G. Th. Gräße, Lehrbuch einer allgemeinen Litterärgeschichte aller bekannten Völker der Welt von der ältesten bis auf die neueste Zeit. Zweiten Bandes 2te Abthl., die Geschichte der Litteratur der Araber, Perser, Türken, Syrer, Juden, Chinesen, Griechen, Italiener, Engländer, Franzosen, Deutschen, Spanier etc. vom Untergange des weströmischen Reichs bis zur Zerstörung des oströmischen Kaiserthums. gr. 8. 2 Thlr.
ist in der Arnold'schen Buchhandlung in Dresden und Leipzig erschienen und durch alle Buchhandlungen, durch die Matth. Rieger'sche Buchhandlung zu Augsburg und Lindau, zu bekommen. Der 1. Band in 2 Abtheilungen kostet 7 Thlr. Die 1. Abtheil. des 2ten Bandes 2 Thlr. 12 gr.
[30]
Für Guts- u. Schäfereibesitzer, Herrschafts- u. Gutsverwalter.
Gründlicher
Elementar-Unterricht
in der
rationellen Schäferei.
Von
J. G. Elsner.
8. Preis 1 fl. 36 kr. oder 1 Rthlr.
Wie tief der Verfasser in seinen Gegenstand eindringt und mit welcher Klarheit er seine eigenen scharfsinnigen Auffassungen wieder zugeben weiß, davon legen die beiden von ihm über Schafzucht geschriebenen Werke: „Erfahrungen in der höhern Schafzucht,“ und „Das goldene Vließ“ das beste Zeugniß ab. – In diesem neuesten Werkchen trägt er die praktische rationelle Schafzucht mit einer Klarheit vor, in der sie auch dem Laien verständlich ist, und es ist wohl nicht zu viel gesagt, wenn man behauptet, daß ein so gründlicher Elementar-Unterricht in dem betreffenden Fache kaum noch jemals gegeben seyn dürfte.
Besonders dürfte derselbe seiner Fassung, des Preises und Formates wegen für den Unterricht der Schäfer empfohlen werden, von denen keiner dieses Büchlein in seiner Tasche entbehren sollte, wie der nachfolgende Inhalt beweisen mag:
Inhalt: I. Die Vorbereitung des Schäfers zu seinem Beruf. II. Berufstreue und Stellung eines Schafmeisters. III. Die Einrichtung im Schafstalle. IV. Die Fütterung und Verpflegung der Schafe. a) Die Verpflegung im Sommer. Art und Benützung der Hutweiden. Die Abrichtung des Hundes. Fernere Regeln für den Weidegang. Von der Sommerstallfütterung. Vom Hürden im Freien. Hülfsmittel bei plötzlichen Krankheitsfällen. b) Die Verpflegung der Schafe im Winter. Ordnung im Schafstalle. Ordnung beim Füttern. Verschiedene Futterarten. Das Tränken der Schafe. Das Salzgeleck. V. Vom Bocken (Stähren) der Schafe und von der Lammung. Vom Bocken. Vom Lammen. VI. Von der Erkennung der Schafe. Nach ihrem Aussehen. Nach ihrem Alter. VII. Von den Krankheiten der Schafe. 1) Die Drehkrankheit. 2) Die Traber- oder Gnubberkrankheit und das Kreuzdrehen. 3) Die Raude oder Krätze. 4) Die Klauenseuche oder Krümpe. 5) Der Blutschlag oder das laufende Feuer, auch Staupe genannt. 6) Die Pocken oder Blattern. 7) Die Lämmerlähme. 8) Die Ruhr. 9) Der Husten und die Kachexie. 10) Die Egelkrankheit und die Fäule. VIII. Von der Aufbewahrung des Futters. 1) Das Heu. 2) Das Stroh und die Spreu. 3) Die Wurzelgewächse. IX. Von der Wollkenntniß. X. Von der Schwemme und Schur der Schafe. 1) Die Schwemme oder die Wäsche. 2) Die Schur. XI. Vom Vertrage (Contracte) des Schäfers. XII. Einige Anweisungen
auf besondere Fälle. 1) Bescheidenes höfliches Betragen. 2) Benehmen bei vorkommenden plötzlichen Verlusten in der Heerde. 3) Verhalten bei eintretender Futternoth. 4) Der Schäfer soll ohne Erlaubniß keinen Fremden in den Schafstall lassen. 5) Wie er ein Schaf greifen und Wollmuster nehmen kann. 6) Er soll weder Schweine, Hühner, noch anderes Vieh im Schafstalle haben. 7) Wie er sich zu benehmen hat, wenn er Schafe von der Ferne her holen muß. 8) Was er thun soll, wenn den Schafen augenscheinliche Gefahr droht. 9) Erlernung und Anwendung des in diesem Buche Abgehandelten.
Stuttgart und Tübingen, im Januar 1840.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
[111-13]
Stuttgart,
den 8 Januar 1840.
Feilbietung eines Landguts mit
Wirthschaft und Brauerei.
Ein – in dem königl. würtembergischen Donaukreis gelegenes – Landgut, das aus einer frequenten Gastwirthschaft mit Poststall, dann aus einer vorzüglich gut eingerichteten und seit vielen Jahren schon in größerer Ausdehnung betriebenen Bierbrauerei, endlich aus circa 175 Morgen Feldgütern in Gärten, Wiesen, Aeckern und Waldungen besteht, ist von Seiten des Eigenthümers aus freier Hand zum Verkaufe ausgesetzt. Je nachdem sich Liebhaber zeigen, kann dasselbe entweder im Ganzen abgegeben oder es kann auch die Wirthschaft nebst Brauerei – getrennt von der Oekonomie – acquirirt werden. Für einen wie für den andern Fall wird bemerkt, daß sämmtliche Gebäulichkeiten für die Wirthschaft, so wie für die Brauerei und Oekonomie nicht nur in sehr gutem baulichem Zustande sich befinden, sondern daß solche auch je nach Verschiedenheit der Zwecke, denen sie dienen sollen, durchaus äußerst bequem und zweckmäßig eingerichtet, – die Güter und Waldungen aber von sehr guter Qualität sind, und daß das Ganze an einer der frequentesten Straßen Würtembergs gelegen, einem, mit zureichendem Vermögen versehenen, dabei sachverständigen und thätigen Manne um so mehr empfohlen werden kann, als die Verkaufsbedingungen im Allgemeinen wie im Besondern billig gestellt sind, auch der Verkäufer in der Lage sich befindet, einen großen Theil des Kaufschillings gegen Verzinsung anborgen zu können. Etwaige Kaufsliebhaber laden wir ein, sich bei uns zu melden, und von dem vor uns liegenden umständlichern Beschriebe des Guts nähere Einsicht zu nehmen.
Dibolds öffentliches Bureau.
[327]
Dienst-Anerbieten.
Ein solider thätiger Handelsmann und Fabricant in der Schweiz wünschte auf seinen Reisen den Verkauf noch einiger Häuser, welche Artikel (in welchem Fache es sey) besitzen, die in der Schweiz Absatz finden würden, zu besorgen.
Frankirte Briefe mit L. Nr. 327 bezeichnet befördert die Expedition dieses Blattes.
[211-12]
Kunst-Anzeige.
Am 18 Februar beginnt hieselbst durch Unterzeichneten die Versteigerung einer werthvollen Sammlung älterer Kupferstiche und Handzeichnungen nebst Werken, deren Katalog zu beziehen ist durch die Kunst- und Buchhandlungen der HH. W. Besser in Berlin, C. F. Ramdohr in Braunschweig, L. Niesen in Köln, E. Arnold in Dresden, S. Schmerber in Frankfurt a. M., R. Weigel in Leipzig, Hermann und Barth in München, S. Bermann in Wien, Hrn. Auctionarius Börner in Nürnberg und endlich hieselbst durch Hrn. C. Schwormstädt, Kunsthändler Commeter und den Makler E. Harzen.
Hamburg, 1840.
[330]
Im Verlag der Buchhandlung von George Jaquet in München pro 1840:
Vaterländisches Magazin
für
Belehrung, Nutzen und Unterhaltung,
insbesondere zur Beförderung der Vaterlandskunde, Kunst und Industrie.
Redigirt von Dr. Friedrich Mayer.
Mit Beiträgen von mehreren Litteraten.
Obwohl diese Zeitschrift nun den vierten Jahrgang beginnt und die Tendenz derselben schon der Titel ausspricht, so findet sich die Redaction doch veranlaßt, einige nähere Bezeichnungen hier anzuführen, welche das vorgesteckte Streben und Ziel des Blattes hinreichend beleuchten dürften. Den Lesern in abwechselnden Artikeln vaterländische Geschichte der Vergangenheit und Gegenwart, Andeutungen der möglichen Zukunft, Entwicklung der neuern und Zustände der ältern Kunstzweige, Bestrebungen und Leistungen der Industrie, Agricultur etc., Erfindungen jeglicher Art, Naturgeschichte, Physik und Chemie, Sitten und Trachten der Bewohner verschiedener Gegenden, Physiognomie und Leben interessanter Städte, Dörfer u. s. f., Schilderungen alter Burgen und Ruinen, Monographien einzelner Gebäude und Monumente, Biographien berühmter Männer, Ergebnisse auf vaterländischen Reisen, Geographie und Statistik, vorüber zu führen, ist die Aufgabe des Journals, und eine jedem Bogen beigegebene Lithographie veranschaulicht die einzelnen Gegenstände. Auf diese Weise kommen die Leser gleichsam zu einem Archiv, das für alle Stände angelegt, besonders für die Jugend von großem, belehrendem Vortheil ist. Obwohl Bayern das Hauptaugenmerk bleibt, so wird die Redaction die angränzenden Länder, und darunter vorzüglich die ehemaligen bayerischen Provinzen, nicht unbeachtet lassen.
Das Blatt erscheint jede Woche in einem Bogen groß Quartformat auf feinem Velinpapier mit einer Lithographie, und der Preis ist halbjährig 2 fl. 42 kr. und ganzjährig 5 fl. 24 kr.
Bestellungen hierauf nehmen alle königl. Postämter, so wie alle soliden Buchhandlungen an.
Von dem Jahrgang 1839 sind noch complete Exemplare zu haben. Preis 5 fl. 24 kr.
[31]
In der Unterzeichneten sind erscheinen und werden an alle soliden Sortimentshandlungen versandt werden:
Robert Burns Gedichte.
Uebersetzt
von Phil. Kaufmann.
Stuttgart und Tübingen, im Januar 1840.
J. G. Cotta'sche Buchhandlung.
[233-34]
Im Verlage von Tendler & Schäfer, Buchhändler in Wien, am Graben, Trattnerhof Nr. 618, erscheint und ist daselbst wie durch alle Buchhandlungen und k. k. Postämter zu beziehen:
Der dritte Jahrgang 1840
der allgemeinen
Wiener Zeitschrift
für und über
Oesterreichs Industrie und Handel,
herausgegeben und redigirt
von H. Wiese,
correspondirendes Mitglied der Mähr. Schles. Ackerbau-Gesellschaft, des Gewerbe-Vereins in Sachsen etc.
Jeden Mittwoch und Samstag erscheint ein halber Bogen enggedruckt, jeden Monat noch eine Beilage von 1/4 Bogen Text und 1 Lithographie.
Pränumerations-Preis ganzjährig 5 fl., halbjährig 3 fl., vierteljährig 1 fl. 40 kr.; – durch die Post halbjährig 4 fl.
Wenn eine solche Zeitschrift irgend nützlich und praktisch, irgend unentbehrlich und wünschenswerth und irgend allumfassend werden kann, so ist dieß wohl nur am besten in Wien, dem Centrale der Industrie des ganzen Kaiserstaates, möglich, und die Redaction bewies es thatkräftig, daß sie diese vorzugsweise Stellung erkannte und zu benutzen versteht; denn es ist diese Zeitschrift eben so ausgezeichnet durch Gediegenheit als durch Mannichfaltigkeit der Mittheilungen (theils Originalaufsätze, theils eine Quintessenz fremder Journale klar und kurz). Insbesondere hat bisher
über Oesterreichs Industrie kein Organ mehr und vollkommener berichtet!
Die Tendenz ist fortan Mittheilung der neuesten industriellen Fortschritte und mercantilen Ereignisse, dann Erweiterung des Verkehrs. Zur besten Uebersicht folgen I. in Hauptartikeln: ausführliche Mittheilungen über Industrie, Urproduction, Fabrik- und Manufacturwesen. II. in Notizen, Andeutungen für und über Oesterreichs Industrie und Handel. Nachrichten über gewerbliche Bedienstungen, und III. in Beilagen: 1) ein Litteraturblatt, 2) ein Repertorium der Erfindungs-Privilegien aller Staaten, und 3) ein Repertorium der gesammten technischen Journalistik.
Durch die Rubrik der allgemeinen und localen Neuigkeiten behauptet diese Zeitschrift endlich die Allgemeinheit und Lebendigkeit eines
Moniteur-Industriel von Deutschland,
welche Tendenz kein bisheriges Blatt anstrebte.
Probeblätter sind in allen Buchhandlungen gratis zu haben.