Großbritannien.
Auch aus den Provinzen warteten in den letzten Tagen mehrere Deputationen mit Glückwunschadressen dem Prinzen Albert und der Herzogin von Kent auf, von denen sie äußerst huldvoll empfangen wurden. Obrist Wylde, der im Peninsularkriege mit Auszeichnung gedient, ist zum Stallmeister des Prinzen ernannt; Lord R. Grosvenor wird als künftiger Garderobeaufseher (groom of the stole) Sr. königl. Hoh. bezeichnet.
Hr. Sergeant Th. Wylde, der neue Solicitor-General, empfing von Ihrer Maj. bei dem neulichen Lever den Ritterschlag, heißt also jetzt Sir Thomas Wylde.
(Standard.) Man glaubt allgemein, daß die Minister demnächst ihre Zuflucht zu einem Anlehen von 8 bis 10 Mill. Pf. St. werden nehmen müssen.
Das Dampfboot Great Western, das seit Weihnachten auf dem Werft lag und einer gänzlichen Reparatur unterworfen wurde, hat am 20 wieder die Fahrt nach New-York angetreten. Unter den 76 Passagieren desselben befindet sich der Prinz Joseph Lucian Murat.
✝* London, 20 Febr. (Verspätet über Ostende.) Gestern fand seit der Vermählung das erste Lever in St. Jamespalast statt. Ein solcher Cerimonialact am hiesigen Hof gewinnt so wohl durch die Persönlichkeit der jugendlichen Monarchin und ihres nunmehrigen Gemahls als auch durch die unendliche Menge von Personen, die dabei erscheinen, und durch die Wichtigkeit der Namen und Aemter so vieler unter diesen, einen nicht geringen Grad von Interesse. Gegen 2 Uhr öffneten sich die Thüren des alterthümlichen Thronsaals, in welchem sich Ihre Maj. die Königin, ihr Gemahl, die Herzoge von Sussex und Cambridge, der junge Prinz von Cambridge, der regierende Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg, die Minister, der Lord Kammerherr und andere zum Hof gehörige Personen befanden. Bemerkt muß hierbei werden, daß die Königin von ihrem Gemahl geführt eingetreten und die königliche Familie gefolgt war. Ihre Maj. hat hiermit dem Hof und dem Publicum einen Beweis gegeben, daß sie den Rang des Prinzen Albert, dessen Bestimmung Veranlassung zu so vielen Discussionen gab, zunächst dem ihrigen wissen will und vertheidigt. Die Oheime der Königin schienen die Sache gutmüthig hinzunehmen, denn sie blieben bis ganz zuletzt. Die Königin, deren Schleppe während der Cerimonie von einem Pagen gehalten ward, stand seitwärts vom Throne, hinter ihr die Herzoginnen v. Sutherland und Bedford, ihr zur Linken Prinz Albert und rechter Hand der Lord in waiting, welcher das Amt hatte, die Karten und Adressen der einzeln Vortretenden zu empfangen, laut zu lesen und jene dann vorzustellen. Die Ehre dieser Vorstellung hatte zunächst das diplomatische Corps, welches im angränzenden Saal versammelt war, und verschiedene Fremde unter dem Schutz ihrer Gesandtschaften. Man bemerkte unter den letztern die türkische in ihrem eigenthümlichen Costume, welches in seinem Bestreben, sich dem europäischen zu nähern, alle morgenländische Grandiosität eingebüßt hat. Der russische Diplomat Hr. v. Brunnow befand sich unter den Anwesenden, dagegen wurden die österreichischen, französischen und preußischen Ambassaden durch ihre nächsten Würdenträger vertreten. Von der portugiesischen war Niemand sichtbar. Nach dem diplomatischen Corps wurden diejenigen vorgelassen, die sich im zweiten Saal versammelt hatten, Unterthanen der großbritannischen Reiche. Da kamen sie im Talar der Amtswürden, des Parlaments, der Aldermanschaft ihrer Städte, mit und ohne Perrücken, im Hofkleid mit Stahldegen und Haarbeutel, wie aus dem Vorzimmer Ludwig XV oder der Königin Anna, und endlich in modernen prachtvollen Uniformen der Landarmee oder der Marine, auch einige Schotten im vollen Nationalcostume und im romantischen Mangel des Kleidungsstückes, welches der Hochländer für überflüssig erachtet. Alle in bunter Reihe, einer nach dem andern, hatten durch den Halbkreis zu schreiten, den der Hof der Königin bildete, und genossen die Ehre, sich entweder nur vor derselben zu verneigen, oder kniend ihre königliche Rechte zu küssen. Das letztere war ein Vorrecht desjenigen, der sich für eine, in letzter Zeit ihm zu Theil gewordene Auszeichnung, Huld oder Beförderung zu bedanken hatte. Bei einigen nahm Ihre Maj. das, ihr von Lord Hill als Gold stick dargereichte Schwert, berührte damit beide Schultern des vor ihr Knieenden, und schlug ihn auf diese Weise zum Ritter. Andere, die Abgeordneten von Corporationen, trugen größere oder kleinere Papierrollen (einige dieser Rollen waren von enormen Umfang), die Adressen ihrer Communen oder Städte unter dem Arm, welche, sobald sie sich ihrer entledigt hatten, einem Pagen übergeben wurden, der sie zu einem recht ansehnlichen Hügel aufthürmte. Der Zug aller auf solche Art Vorüberwandelnden dauerte lange, denn es waren ihrer mehr als tausend. Mancher der laut genannten Namen zog die Blicke unwillkürlich auf sich. In schwarzem Talar und das Haupt mit einer Perrücke bedeckt, aber voll kräftigen, männlichen, einnehmenden Anstandes, nahte der alte Agitator O'Connell, lächelte freundlich dem königlichen Paare zu, und wandelte nach den üblichen Begrüßungen vorüber. Auch ein Anderer, den ein zürnender Schatten ewig verfolgen wird, befand sich in der Reihe – Sir Hudson Lowe. Einer der ersten, die sich der Königin näherten, war Sir R. Peel. Der ganze Act dauerte wohl zwei Stunden, worauf Ihre Maj. mit ihrem nächsten Gefolge sich in die inneren Appartements zurückzog. Abends war Gesellschaft bei der Marquise v. Londonderry, weniger zahlreich als auserlesen. Der Herzog und der Erbprinz von Sachsen-Coburg-Gotha und der Prinz von Cambridge nebst den ersten Lords und Ladies von England wohnten ihr bei. Wie lange die geehrten Gäste Ihrer Maj., Schwiegervater und Schwager, hier noch verweilen werden, ist bis jetzt unbestimmt; man hofft bis in die Mitte nächsten Monats. – Die Gesundheit des Herzogs v. Wellington ist etwas besser, doch flößt sein Zustand noch mmer Besorgniß ein. Die Königin ließ sich gestern angelegentlich nach seinem Befinden erkundigen. – Das Wetter, bisher so mild, ist plötzlich in sein Gegentheil umgeschlagen; es ist kalt geworden, und Schnee bedeckt die Dächer.
* London, 22 Febr. Die gestrigen Debatten im Unterhause bei Vorlegung des Kostenüberschlages fürs laufende Jahr in Bezug auf die Marine sind zwar viel zahmer ausgefallen,
als man nach den Ausfällen der Oppositionsblätter hätte erwarten sollen; sie haben aber dennoch bedeutendes Interesse. Hr. O'Ferrall, der so oft erwähnte neue Admiralitätssecretär, erhielt von mehreren Mitgliedern der Opposition Complimente sowohl wegen der ungeschminkten Klarheit, womit er den wichtigen Gegenstand entwickelte, als dafür, daß er alle Parteibeziehungen davon ausschloß, und den Wunsch an den Tag legte, daß man sich, wo es so wesentlich die Sicherheit der Nation gelte, als Patrioten und nicht als Parteimänner berathen möchte. Wenn man auch meinte, es wäre nöthig, die Ausrüstung von Schiffen noch weiter zu treiben, die kleineren Linienschiffe in schwere Fregatten, wie die Franzosen sie haben, zu verwandeln, und dafür größere Linienschiffe zu bauen, dann auch mehr Schiffe in den vaterländischen Häfen zu halten, um gegen jeden Anfall von Frankreich oder Rußland her gerüstet zu seyn, so schien man sich doch im Ganzen mit den Vorkehrungen der Regierung befriedigen zu wollen. Lord Ingestrie nahm nur der Gelegenheit wahr, seine Partei von dem Vorwurf zu befreien, als habe sie sich durch die Aufdeckung der Schwäche unsrer Flotte und Vorräthe unpatriotisch erwiesen. Er meinte, dergleichen sey nicht zu vermeiden, und die guten Folgen hätten sich dadurch gezeigt, daß die Regierung sich seitdem bestrebt habe, das Fehlerhafte in ihren Vertheidigungsanstalten zu verbessern. Zu einem ernsthaften Wortgefecht kam es zwischen Peel und Palmerston, indem jener des letzteren Behauptung nicht gelten lassen wollte, daß seine auswärtige Politik überall mit Erfolg gekrönt worden. Peel berief sich dabei vorzüglich darauf, daß unsre Regierung in Portugal keinen Einfluß besitze, und weder die Abschaffung des Sklavenhandels noch die längst geschuldeten Entschädigungen für brittische Unterthanen zu erwirken vermocht habe; daß sie von Spanien nicht habe die Erlaubniß erhalten können, in der Havannah einen protestantischen Gottesdienst einzurichten, während den Franzosen die Erneuerung der Miethe eines Eilandes im Port Mahon gewährt worden sey, endlich daß die französische Regierung mit der brittischen Allianz nur ihren Spott treibe. Palmerston vertheidigte sich mit ungewöhnlicher Kraft, indem er Peels Opposition eine Umgehung aller Hauptgesichtspunkte, eine elende Kleinigkeitskrämerei nannte. Was ihm für die Hauptsache galt, war die Einführung verantwortlicher Regierungen sowohl in Portugal als in Spanien, und hierdurch die Sicherung des europäischen Gleichgewichts. Auch habe er erst vor wenigen Tagen von der französischen Regierung die Versicherung erhalten, daß sie die Erhaltung der brittischen Verbindung als ihre nächste Pflicht anerkenne. Während auf allen Seiten die verfassungsmäßigen Ideen und Einrichtungen, welche sich für unsern Staat so heilsam erwiesen, ausgedehnt worden, seyen unsre Verhältnisse mit den Mächten, welche andern Regierungsformen huldigten, so freundschaftlich und vertraulich, wie sie es fast zu keiner andern Zeit gewesen. Auch zweifelte er gar nicht, daß es unter allen diesen Umständen gelingen werde, die türkische Macht ungetheilt und zugleich den Weltfrieden zu erhalten. Was die Verhältnisse des Beherrschers von Herat betrifft, so gab er zu, daß dieselben weniger befriedigend seyen, als man solche gestellt zu haben glaubte; doch wollte er keine Nachrichten erhalten haben, welche dessen gänzliche Anschließung an Persien bestätigten. Von Persien selbst, sagte er schon vor ein paar Abenden, sey auf einige neue Anfragen eine Antwort gegeben worden, wovon er eine befriedigende Beilegung des Streites zwischen Großbritannien und Persien hoffe. Der Marsch der Russen gegen Khiwa wurde gar nicht berührt. Hr. Maclean hätte gern die Debatten über die auswärtige Politik weiter fortgesetzt gesehen; aber das Haus bewilligte ohne weiteres die Vorschläge der Regierung, wodurch denn die Opposition hinlänglich zu erkennen gab, daß sie von weiterem Gerede eben keinen Vortheil sich verspräche. – Gestern fand in der Freimaurerhalle ein sonderbarer Auftritt statt. Auf Verlangen mehrerer angesehenen Personen hatten die Sheriffs eine Versammlung der Bürger von Middlesex dahin berufen, welche das Parlament um die Freilassung des noch in Gewahrsam gehaltenen einen Sheriffs angehen sollte. Der Untersheriff France sollte den Vorsitz führen, und die Versammlung um 12 Uhr eröffnet werden. Da er aber um die bestimmte Zeit nicht zugegen war, so wurde Hume zum Präsidenten gewählt, und die Freunde der Unterhausprivilegien schienen zu ungestörten Herren des Feldes geworden zu seyn. Nachdem Wackley die Rede, womit er einen Vorschlag im Sinne der Mehrheit des Unterhauses begleitet, geendigt hatte, erschien der Untersheriff mit seinen Freunden, und suchte mit Hülfe derselben Hume vom Präsidentenstuhl zu vertreiben; und als es hierüber zu einem furchtbaren Tumult kam, verlas er das Gesetz gegen tumultarische Versammlungen, und bedrohte Hume mit gerichtlicher Verfolgung. Hierauf entfernte sich dieser mit seinen Freunden; und die Gegner des Unterhauses begaben sich in einen anderen Saal, wo sie zum Entschluß kamen, eine neue Versammlung zu berufen, während man in der Halle Sir John Lillie in den Stuhl votirte, und mit Hülfe O'Connells die stärksten Beschlüsse für die Unterstützung des Unterhauses und zum Hohn der Tories faßte. – Die Gegenstände, worüber das Parlament jetzt die meisten Bittschriften erhält, sind folgende: 1) die gänzliche Freigebung Frosts und seiner zwei Gefährten, worüber nächste Woche Leader eine regelmäßige Debatte veranlassen wird; 2) die Vermehrung und Vergrößerung der Kirchen; 3) die Befreiung der schottischen Kirche vom aufgezwungenen Präsentationsrecht, worüber jetzt ein Theil der Kirche mit den weltlichen Gerichtshöfen in Streit liegt, was ganz Schottland in die heftigste Gährung versetzt zu haben scheint. Auch für und wider die Beibehaltung der Getreidegesetze, so wie für die Abschaffung der Kirchensteuer kommen Bittschriften ein, und der protestantische Verein hat auch eine ziemliche Anzahl derselben gegen fernere Unterstützung des katholischen Seminariums zu Maynooth erwirkt; doch bemerkt man bei allen diesen letzteren Gegenständen nur wenig wahren Eifer.
Frankreich.
Paris, 25 Febr.
(Courrier français.) Diesen Morgen (24) waren die Parteien mit großen Hoffnungen aufgestanden. Die Freunde des Hrn. v. Molé, welche auf die persönlichen Neigungen des Hofs rechneten, wollten in irgend einer Combination die Reste des letzten Ministeriums zusammenstellen. Die durch die Selbstverläugnung des Hrn. Thiers ermuthigten Doctrinäre hatten sich eine zweite Ausgabe des Ministeriums vom 11 Oct. vorgenommen, und man war einige Stunden lang übereingekommen, daß Hr. Guizot nicht abreisen sollte. Dieses ganze Gerüste war am Mittag zusammengestürzt. Da Hr. v. Broglie bei seiner Ablehnung beharrte, so gaben die Doctrinäre den Gedanken einer Allianz ihrer Chefs mit Hrn. Thiers auf, und Hr. Guizot fand sich bewogen, unverweilt nach London abzureisen. Die 221 betrachteten die Chancen des Hrn. v. Molé als zerstört, worauf sich eine gewaltige Krise unter ihnen erklärte, eine Krise, die auf eine Spaltung und Zerstreuung der Partei ausgehen muß. Um zwei Uhr konnte man über die Zukunft dieser Combinationen aus dem Empfang urtheilen, welchen sie in dem Conferenzsaale erhielten. Der Name des Hrn. v. Molé erweckte daselbst eben so wenig Sympathie, wie der des Hrn. Guizot. Die Combination, welche Hrn. v. Molé dem Hrn. Thiers beigesellt haben würde, erschien nicht als besonders
ehrenwerth, die Combination aber, welche Hrn. Guizot zur Staatsgewalt zurückgeführt haben würde, als völlig unmöglich. Im Ganzen will man nichts mehr von den Männern hören, die sich im Dienste der persönlichen Regierung compromittirt haben, mögen sie nun das Apanagegesetz vorgelegt, oder für die Dotation gestimmt haben. Die öffentliche Stimme läßt sich hauptsächlich gegen die Doctrinäre, wegen ihrer häufigen Meinungswechsel vernehmen. Das Tagsereigniß ist aber die Spaltung der 221. Einige möchten noch einmal Hrn. v. Molé den Doctrinären beigesellen; die Andern möchten sich gern dem Hrn. Thiers zuwenden. Auf morgen ist eine Versammlung bei Hrn. Jacqueminot angesagt; die Anhänger der Doctrinäre werden dabei erscheinen; sie zählen noch 50 bis 60, aber ihre Gegner sind stärker. Uebrigens hat die ministerielle Krise noch keine weitern Fortschritte gemacht. Außer dem widerstehenden Hrn. v. Broglie hat Niemand Vollmachten von dem König erhalten. Man wartet ohne Zweifel, bis die im Innern der Parteien vorgehende Gährung zu Ende komme; wenn man bloß zusieht, so hält man vielleicht in einem solchen Fall den Gang der Ereignisse auf.
(Presse.) Der Messager meldet diesen Abend spät, er glaube zu wissen, daß Niemand die Mission zur Bildung eines Cabinets erhalten habe. Der Messager ist falsch berichtet. Der gestern von dem König berufene Herzog v. Broglie hat ihm allerdings seinen festen Entschluß ausgedrückt, an keiner ministeriellen Combination Theil zu nehmen; er hat aber beigesetzt, daß er nicht zweifle, in Einem Cabinet Hrn. Thiers und Hrn. Guizot zusammenbringen zu können, den erstern für die auswärtigen Angelegenheiten, den zweiten für das Innere; ferner Hrn. Thiers mit Hrn. Dufaure auszusöhnen, und den Marschall Soult zu bestimmen, sich mit der Conseilpräsidentschaft, mit oder ohne das Kriegsportefeuille, zu begnügen. Hr. v. Broglie hat die Tuilerien mit Vollmachten des Königs verlassen. Diese Angaben sind so richtig, daß wir keinen Widerspruch gegen dieselben von Seite des Hrn. v. Broglie fürchten dürfen. Wir müssen beisetzen, daß er sich sogleich zum Marschall Soult begab, der ihm aber sagen ließ, daß seine Gesundheit ihm nicht gestatte, ihn zu empfangen. Der Herzog v. Broglie ist heute nicht glücklicher gewesen, und hatte bis um 5 Uhr Hrn. Soult noch nicht sprechen können. Es ist sonach nicht sehr wahrscheinlich, daß Hrn. v. Broglie die von ihm übernommene Mission gelinge; sie ward ihm nun aber einmal anvertraut, er hat sie übernommen und noch nicht aufgegeben. Die einflußreichen Mitglieder unter den 221 und fast alle seine Freunde haben dem Hrn. Thiers offen erklärt, daß er sie als Opponenten gegen jedes Cabinet sehen würde, worin sich Doctrinäre befinden sollten.
Das Journal des Débats meldet, gleich der Presse, daß Hr. v. Broglie mit der Erklärung, unwiderruflich entschlossen zu seyn, nicht in das Ministerium zu treten, die Mission angenommen habe, thätig zur Bildung eines Cabinets beizutragen und zu suchen, die Hindernisse zu entfernen, welche noch mehrere politische Personen von einander trennen.
Die Sitzung der Deputirtenkammer am 24 Febr. war von geringem Interesse. Man votirte ohne Erörterung die der Wittwe des Obristen Combes zugedachte Pension von 2000 Fr. mit 244 weißen gegen 45 schwarze Kugeln.
Hr. Thiers versicherte am 25 Febr. im Conferenzsaale der Deputirtenkammer, daß ihm noch keine bestimmten Anträge gemacht worden seyen. Uebrigens erklärte er, daß er geneigt sey, alle ihm möglichen Concessionen zu machen, um der gegenwärtigen Krise ein Ziel zu stecken.
Die Pairskammer nahm am 25 Febr. das Gesetz über Declassirung einiger Theile von königlichen Heerstraßen mit 110 weißen gegen 5 schwarze Kugeln an. Das Gesetz über Handelstribunale ward mit 104 weißen gegen 3 schwarze Kugeln angenommen. Hr. Dreux-Brézé drückt den Wunsch aus, daß man alle Discussionen aussetzen möchte, bis ein neues Ministerium vorhanden sey. So sey es wenigstens Sitte gewesen, als man noch unter dem Princip der königlichen Erblichkeit gelebt habe (Murren), warum sollte es jetzt nicht so seyn, wo man, er wolle, um die Empfindlichkeit nicht zu verletzen, nicht sagen unter der Volkssouveränetät, aber doch unter der parlamentarischen Allmacht lebe? Der Redner erwähnte dann mehrere Mißbräuche des Ministeriums, namentlich mit der Ehrenlegion, und wünscht, daß sich diese nicht wieder erneuern. Hr. Teste antwortet ihm, es handle sich nicht von Volkssouveränetät, obgleich man das Glück habe, unter dem Princip der königlichen Erblichkeit zu leben. Uebrigens hebe die Entlassung der Minister deren Verantwortlichkeit nicht auf. Nach einigem weitern kurzen Redewechsel berichtet Hr. Felix Faure über Petitionen.
(Revue de Paris.) Mit Recht erzählte man von der Zuversicht, mit welcher der König und seine Familie den parlamentarischen Debatten über die Dotationsfrage entgegensah. Gewiß konnten sie nicht ahnen, daß mit einem einzigen stillschweigenden Votum Alles verworfen werde, daß das Ministerium das constitutionelle Verlangen der Krone zurückweisen lassen würde, ohne zuvor gehört worden zu seyn. Niemand wird erstaunen, wenn unter solchen Umständen das leicht bewegte Gemüth der Königin lebhaft erschüttert wurde. Man versichert, daß der Herzog von Aumale seiner Mutter um den Hals gefallen sey, um ihre Thränen zu trocknen, und gerufen habe: „man nehme von meinem Vermögen die 500,000 Fr. zur Ausstattung meines Bruders! Ich werde immer noch reich genug seyn.“ Dieser Bruder, für welchen der Herzog von Aumale eine so edelmüthige Regung zeigte, mochte vielleicht gehofft haben, daß in der Kammer sich wenigstens eine Stimme erheben würde, um zu erinnern, daß er bei der Belagerung und der Einnahme von Constantine unter den französischen Soldaten nicht der letzte gewesen.
Man liest im österreischen Beobachter: „Da Hr. Guizot zur Vertretung der französischen Interessen in London berufen ist, und zwar in einem Augenblicke, wo die orientalische Frage den Mittelpunkt aller diplomatischen Verhandlungen bildet, so dürfte es nicht unpassend seyn, kurz an die Stellung zu erinnern, welche er in Bezug hierauf den verschiedenen Mächten in seiner Rede vom 3 Jul. v. J. zuwies. Die Aufrechthaltung des europäischen Gleichgewichts und das mit ihr aufs engste verknüpfte Fortbestehen der Türkei bildet, seiner Ansicht nach, eine Lebensfrage für England. Rußland habe zwar ein entgegengesetztes Interesse, aber hier liege die Bürgschaft im Charakter des Kaisers Nikolaus; nur wenn die Türkei sich im Zustande gänzlicher Auflösung befände, würde Rußland Vergrößerungsplane nähren. Oesterreichs Interesse sey, Konstantinopel in die Hände keiner rivalisirenden Macht gerathen zu lassen, und somit sey es ebenfalls zur Aufrechthaltung des Gleichgewichts verpflichtet. Frankreich aber habe sich den vollendeten Thatsachen zu unterwerfen. Dieß sind die Hauptgedanken, welche Hr. Guizot bei Gelegenheit der Bewilligung des außerordentlichen Credits von 10 Millionen für die Seerüstungen ausgesprochen hat.“
(Courrier français.) Wir sind im Stande zu versichern, daß die französische Regierung von einer in London zwischen England und Rußland unterzeichneten partiellen Convention
in Kenntniß gesetzt ist, betreffend die von diesen beiden Mächten im Fall eines Anrückens Ibrahim Pascha's gegen Konstantinopel zu treffenden Maaßregeln. Diese Anordnung ist ein Anfang einer Allianz; es ist die Allianz über einen einzigen Punkt und für einen bestimmten Fall, sie ist, wenigstens für diesen Fall, eine Offensiv- und Defensiv-Allianz; durch eine solche Convention, so partiell sie auch scheint, sind England und Rußland bereits miteinander verbündet. Dieses Ereigniß ist das wichtigste, das sich seit 1830 in den gegenseitigen Beziehungen der europäischen Mächte begeben hat. Die Principienfragen werden untergeordnet; die Gebietsfragen steigen in den ersten Rang empor. Jeder Macht ist jetzt angedeutet, künftig sich nur bei ihrem Interesse Raths zu erholen. Mit Bedauern müssen wir sagen, daß die französische Regierung den besagten Tractat erst nach dessen unwiderruflichem Abschluß erfahren hat.
Ein Bericht des Marschalls Valée an den Kriegsminister aus Algier vom 15 Febr. meldet, daß mehrere Colonisten von Buffarik den Arabern in die Hände gefallen und gefangen ins Innere geschleppt worden. Im Uebrigen erwähnt dieser Bericht nur derselben Vorgänge, welche unser Algierer Correspondent bereits ausführlicher mitgetheilt hat.
Hr. Dupuch, Bischof von Algier, ist in Toulon angekommen. Es heißt, er werde zum Erzbischof von Bordeaux ernannt werden.
Der Messager enthält ein angebliches Schreiben aus Mostaganem vom 7 Febr., worin von Zwietracht, die unter den Arabern Abd-El-Kaders herrschen soll, die Rede ist. „Die Niederlage der regulären Infanterie des Emirs, sagt das Schreiben, hat unter den Häuptlingen der Provinz Oran großes Mißvergnügen erregt. Man wirft Abd-El-Kader besonders die Organisation seiner Truppen auf europäischem Fuße vor. Eine Proclamation ist unter den Stämmen in Umlauf, worin die Araber aufgefordert werden: den Sohn Mahiddins (Abd-El-Kader), welcher List und Treulosigkeit nur gegen die Moslim anzuwenden wisse, davonzujagen. Auf diese Proclamation hin berief Abd-El-Kader alle Häuptlinge zu einer Berathung an die Ufer des Uad-el-Mina, aber die Schuldigsten werden sich wohl hüten, dieser Aufforderung Folge zu leisten.“
♀ Paris, 22 Febr. Merkwürdig ist die Sprache der Journale, besonders des Débats, des National, des Courrier, des Constitutionnel, mit andern Worten: des Organs der Dynastie, des Organs der sogenannten Republik, des Organs Odilon-Barrot (mit seiner Succursale dem Siècle), des Organs Thiers. Die Débats speien Feuer und Flammen, es ist die mythologische Chimära; sie setzt alle Dinge au pis; sie will zu verstehen geben, daß Thiers die Ursache sey alles Uebels, daß er à la sournoise das Ganze betrieben, während Guizot schlecht manöuvrirt habe, und den Ministern der Muth entfallen sey. Die Débats geben zu verstehen, daß Thiers Minister werden könnte wider Willen des Königs; derweil schweigt Thiers und guckt aus seinen Brillen hervor in der Gestalt eines Eulenkopfs, denn dem Vogel der Minerva ähnelt die Rundgestalt seines Hauptes. (Lavater hat ja bewiesen, daß Apollo einem Frosch ähnlich sah, Gustav Adolph hatte einen Löwenkopf, warum gliche nicht Thiers dem Vogel der Weisheit? Er ist der Phönix des Jahrhunderts!) Die Débats handeln übrigens wie alle Leute, die sich übereilen, zornig werden, die Dinge übertreibend in den Tag hinein reden, ein va tout engagiren; das Blatt spricht gerade wie alle Minister im Augenblick ihres Sturzes, wie Decazes, Vill le, Polignac, wie Alles, was sich den Hals bricht und deßwegen das Weltende prophezeit. Oh wie die Menschen der verschiedensten Gesinnung einander gleich sind im Glück und Unglück! Im Glück dreht der Kopf, und man glaubt nicht leichtsinnig genug seyn zu können, im Unglück stürzt das Herz, und man glaubt nicht schwersinnig genug seyn zu können! Nichts gleicht einem emporgeschossenen Aristokraten so sehr als ein emporgeschossener Demokrat, nichts einem gestürzten Monarchisten so sehr als ein gestürzter Republicaner – Alles ein Staub! – Der National jubelt, er spricht schon als Herr, seine Sprache wirft die Maske ab, sie haut geradezu über die Köpfe der Minister weg nach oben. Es ist dieß ein eben so arger Fehler wie der der Débats; in allen Lagen des Lebens ist Schweigen und Handeln klüger als Heulen oder Triumphiren. – Der Courrier droht: nicht den Thron haben wir angegriffen, sondern das Ministerium; wenn ihr aber spielt wie im vorigen Jahre, uns Quasiminister gebt, uns, die wir den Thiers wollen, bis wir den Barrot erreichen (unser ultima Thule) so stehen wir für nichts; en avant alors agitation, reforme électorale. Thiers ist dann zu spät. – Auch der Constitutionnel droht; er redet in etwas gemäßigtern Ausdrücken und etwas wärmern Protestationen für die Monarchie ungefähr die Sprache des Courrier; nur ist dem Constitutionnel Thiers das nec plus ultra. Die Pairskammer, scheint's, ist auch besorgt; man wünscht dort eine Combination Thiers - Molé, um einer Combination Broglie - Guizot, die unpopulär ist, die Stange zu halten. Bis wann der Kaiserschnitt?
∸ Paris, 25 Febr. Die Ministerialkrisis nähert sich noch nicht ihrem Ende, obwohl es heißt, die Mitglieder des abtretenden Cabinets hätten bereits vorgestern Sr. Maj. erklärt, sie würden nur noch vier Tage lang die laufenden Geschäfte expediren und unterzeichnen, dann aber sich gänzlich zurückziehen. Die widersprechendsten Gerüchte kreuzen sich über das zu erwartende Resultat. Guizot ist noch hier, obwohl der Moniteur seine Abreise auf gestern angekündigt hatte. Der Herzog von Broglie hat dem Könige geantwortet, er wolle wohl zur Bildung eines neuen Ministeriums Beistand leisten, trete aber nicht mit ein. Guizot, der seinen bedeutenden Einfluß auf die Tuilerien nicht verloren hat, soll sich für den Augenblick gegen ein Ministerium Thiers nicht aufgelehnt haben, wie er es neulich gegen ein vom Grafen Molé geleitetes Cabinet that. Er denkt vielleicht, das Ministerium Thiers würde nicht von Bestand seyn, weil der Chef in der Kammer nicht mehr den nöthigen Anhang habe. Demnach cursirt in der Kammer folgende Liste, die jedoch näherer Bestätigung bedarf: Thiers (auswärtige Angelegenheiten), Billault (Handel und öffentliche Arbeiten, die wieder vereinigt werden), Vivien (Justiz), Remusat (Inneres), Cubières (Krieg), Roussin (Marine), d'Argout (Finanzen), Pelet de la Lozère (Unterricht). Dieses Ministerium würde dem linken Centrum angehören, mit Ausnahme des Hrn. Remusat, der zu den Doctrinärs zählt; ihn müßten sich die andern gefallen lassen. – Ich habe Ihnen nachträglich noch eine Mittheilung über das Verhältniß des Hofes zu dem Herzog von Bordeaux zu machen. Der Herzog von Broglie befand sich in Rom, als der Herzog von Bordeaux dort eintraf, und er war es, der einer hohen Person eine vermuthlich übertriebene Beschreibung von dem dortigen Einfluß des jungen Prinzen machte....
Rußland und China.
Es ist ein höchst ergötzliches, den Geist des neunzehnten Jahrhunderts charakterisirendes Schauspiel, zu sehen, wie man sich in England auf alle nur erdenkliche Weise bemüht, in dem gegen China begonnenen Kampfe den Schein zu retten, wie man sinnet und forschet, unter dem Deckmantel der Tugend und Gerechtigkeit die süßen Früchte des Lasters zu pflücken. Bald versage der Kaiser zu Peking, bloß aus selbstsüchtigen Zwecken, seinen Unterthanen das Vergnügen, im Opiumrausch ihren eigenen und des Reiches Untergang zu fördern; es sey ja früher das Opium, fügt man lügnerischer Weise hinzu, in Canton so offen ausgeschifft und verkauft worden, wie das Zinn von Cornwallis und die Manufacturen von Liverpool und Manchester; bald sollen die Russen die strengen Maaßregeln des kaiserlichen Generalcommissärs Lin hervorgerufen haben; die Russen hätten ja, wie weltbekannt, ein Collegium zu Peking! Wer könnte jetzt noch daran zweifeln, daß ein Abgeordneter des Czar im Nuyko oder Cabinet des Himmelssohnes sitze und im Geheimen alle Angelegenheiten der Blume der Mitte leite! „Ja, ihr Herren,“ ruft der sonst so umsichtige Atlas vom 16 Februar l. J. aus, nachdem er diese so wichtige Entdeckung gemacht hatte, „ja, ihr Herren, ihr könnt wohlfeilen Kaufes eurer kränklichen Sentimentalität auf Kosten Indiens und der fernen Kaufleute Großbritanniens die Zügel schießen lassen. Aber alle diejenigen, welche keine Heuchler und Fanatiker, alle diejenigen, die noch ihres gesunden Verstandes Meister sind, wissen, daß dieses Opiumfieber ein augenscheinlicher Kunstgriff ist, um eine eu e russische Intrigue zu bemänteln. Es will nämlich diese nach allen Seiten um sich greifende unersättliche Macht an der Schwelle unserer indischen Besitzungen festen Fuß fassen, um hier bei der nächsten Gelegenheit dem eisernen Koloß Großbritanniens die thönernen Füße entzwei zu schlagen. Doch Muth gefaßt, wir werden uns durch alle diese satanischen Lug- und Trugkünste durchwinden. Die Krisis ist gekommen; der chinesische Drache lerne zittern vor dem Leoparden Großbritanniens. Es müssen uns in Zukunft die Chinesen mehr fürchten, als sie jetzt Rußland fürchten. Ist dieß geschehen, dann sollen die Portugiesen Macao räumen; die Portugiesen, welche ihres schmachvollen Benehmens wegen längst schon alle ihre Besitzungen verwirkt haben. Daß wir den Eingang der Tigermündung, daß wir die Höhen, welche sie beherrschen, besetzen, versteht sich von selbst! Was aber den Opiumhandel selbst betrifft, so werden wir officiellerweise weder etwas dafür, noch dagegen thun. Ein Fahrzeug, mit einem halben Duzend Kanonen versehen, kann ja zum Trotz der ganzen Kriegsmarine des Mittelreiches seine Ladung, wann und wohin immer es will, verführen. Sehet doch zu, gerade jetzt, wo unsere Kaufleute solche große Verluste erleiden, strömen den Opiumschmugglern Reichthümer über Reichthümer entgegen.“
Die kaufmännische Habsucht, die, mögen die Folgen seyn, welche immer sie wollen, nur handeln und Geld gewinnen will, gibt sich zu deutlich kund in dem letzten Satze des weltstützenden Atlas, als daß wir es für nöthig erachteten, auf den schon bis zum Ueberdrusse besprochenen Opiumhandel, so wie auf die in dieser Beziehung erlassenen Gesetze der überaus reinen Dynastie nochmals zurückzukommen. Aber die Behauptung der englischen Blätter, daß Rußland das Feuer der Zwietracht zwischen England und China angeschürt habe – diese Behauptung, welche bereits in deutschen Blättern einen vielfachen Wiederhall gefunden hat – verdient es, näher beleuchtet und zur Steuer der Wahrheit in ihrer ganzen Gehaltlosigkeit dargestellt zu werden.
Die auf Abenteuer und Beute ausziehenden Kosaken, die Zobelfänger und sibirischen Schatzgräber erstaunten nicht wenigals sie in der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts jenseits des Amur und am Ononflusse eine regelmäßige intelligente Regierung entdeckten, welche es verstand, vermittelst tapferer, mit dem Feuergewehre versehener Truppen die Raub- und Eroberungssucht der fremden nordischen Gäste in die alten Schranken zurückzuweisen. Die Kosakenhäuptlinge errichteten nun mehrere Ostroge und Castelle oder warfen sich in die von Dauren und andern Tungusenstämmen gegen die übermächtigen Mandschu auferbauten Befestigungen, um sich hier gegen die in zahlreichen Haufen heranrückenden Chinesen zu schützen. Albasin, nach einem hier residirenden daurischen Fürsten Albasa benannt, ward von dem kühnen Abenteurer Jerofei Chabarow zur Hauptniederlassung der Russen in diesen Gegenden auserkoren. Von dieser Veste sollten die weitern Unternehmungen ausgehen gegen die Stromgebiete des mittlern und untern Amur. Albasin, von den Chinesen Jaksa genannt, war auf dem nördlichen Ufer des Flusses gelegen, unfern des Bächleins Emur, bei den Russen Albasicha geheißen, welches sich in den Amur mündet. Dieser Ort, so wie alle andern östlich des Argun gelegenen Lande wurden in dem Frieden von Nertschinsk (geschlossen am 27 Aug. 1689) den Chinesen überlassen, welche alsbald die russischen Colonisten dieser Gegenden, zu welchen natürlich die neue Regierung kein Vertrauen haben konnte, nach Peking verpflanzten. Dasselbe Loos hatte früher schon alle in den verschiedenen Ostrogs gemachten Gefangenen getroffen. Es ward nun eine Gränzlinie gezogen zwischen den zwei Reichen längs des Laufes der Gerbitsi und der nördlichen Abdachung der Hing-ngan-Kette. Es ward in diesem Friedensschlusse den Russen erlaubt – so heißt es in den officiellen statistischen Werken der Chinesen – jährlich einmal nach Peking zu kommen, sowohl des Handels wegen als auch um den schuldigen Tribut zu entrichten. Man war glücklich genug, sich bei den Unterhandlungen, da weder die Russen des Chinesischen, noch die Chinesen des Russischen kundig waren, der Hülfe der gelehrten Väter des Jesuitenordens bedienen zu können. Um aber für die Zukunft immer eine Anzahl Sprachkundiger bereit zu haben, ward dem weißen Chan – so heißt der Czar bei den Tataren – gestattet, eine bestimmte Anzahl junger Russen nach Peking zu senden, welche in dem kaiserlichen Collegium erzogen und in der Sprache des Mittelreiches Unterricht erhalten sollten. Sie mögen hier – so denkt und spricht der in seiner Culturform versteinerte Chinese – ihre Barbarei ablegen und durch die weisen Vorschriften des Jao und Schun neugeboren werden. Vielleicht daß sie nach ihrer Heimkehr ihre wilden Landsleute zur beseligenden Lehre der blumigen Mitte bekehren möchten! – Da man in China keine Ahnung hat von dem religiösen Fanatismus, so ward den Russen überdieß auf ihre Bitte, durch den neuen Vertrag vom 14 Junius 1728, alsbald gestattet, für die nach Peking abgeführten griechischen Christen, wie für die russischen Zöglinge im kaiserlichen Collegium eigene Geistliche zu bestellen. Es wurden aber der chinesischen Regierung diese jährlich wiederkehrenden Gäste aus mannichfachen Ursachen bald zur Last, und
auch die Russen zogen so geringen Vortheil von ihren Karawanen, die nach Peking gingen, daß sie freiwillig aufgegeben wurden. Es ward später festgesetzt, daß der Handel bloß an der Gränze betrieben, und die Zöglinge so wie die Geistlichen nur alle zehn Jahre sollten abgelöst werden. Nach diesen Bestimmungen dauert der Verkehr zwischen den beiden Reichen, ohne bedeutende Störungen erlitten zu haben, schon über hundert Jahre. Dessenungeachtet würde man sich sehr täuschen, wenn man glaube, es könnten Einflüsterungen slavischer Agenten an der Gränze oder eines der zehn Mitglieder des russischen Collegiums zu Peking irgend einen Einfluß äußern auf die Beschlüsse des erhabenen Himmelssohns. Es sind den Russen in Peking, wie ehemals den Juden in Frankfurt und in andern Städten Europa's, bestimmte Räume angewiesen, welche sie nicht überschreiten dürfen. Es wird die russische Mission nicht besser behandelt, als die anderer tributpflichtiger Staaten, als die der Siamesen, Koreaner und der Lieou-kieou-Inseln. Ist es wohl unter solchen Verhältnissen auch nur denkbar, daß die Russen im geheimen Rathe des Himmelssohns, der ja selbst, wie bekannt, ein Ausbund ist aller Weisheit auf Erden, den geringsten Einfluß erlangen könnten? Man höre doch endlich auf, solche aus Unkunde und Mißwollen hervorgegangene Träumereien wiederholt zu Markte zu bringen. Bedürfte es denn wirklich einer Aufhetzerei von außen, damit die Chinesen einsähen, daß die Opiumraucher vor der Zeit dem Tod entgegeneilen, daß jährlich für dieses Gift ungeheure Summen Geldes aus dem Lande gehen? Ist denn nicht schon seit mehreren Jahrzehnten die Ausfuhr des Si sse Si sse heißt eigentlich sehr feine Seide; in Canton wird aber das feine Silber so genannt., so wie die Einführung des Mohnsaftes durch wiederholte kaiserliche Edicte verboten? Der einzige Unterschied zwischen ehemals und jetzt liegt bloß in der Persönlichkeit der äußern Beamten, welchen es zustand und zusteht, die kaiserlichen Befehle zu vollziehen. Früher ließen sich die Mandarinen, von dem untersten Mauthner bis hinauf zum Generalgouverneur von Kuang tong und Kuang si in schamloser Weise bestechen; jetzt steht aber ein ächter Schüler des Kong tse an der Spitze der Verwaltung, der, wie der Oberrichter Pao in dem chinesischen Singspiele, der sinnreiche Kreis überschrieben, mit Recht von sich sagen könnte: „Ich bin ein Mann geraden Herzens, reinen Wandels und unerschütterlich in dem Dienste der Fürsten und des Landes. Ich verabscheue alle Selbstsucht, komme nur mit redlichen, ihrer Pflicht lebenden Leuten zusammen und mache mit Verleumdern und Schmeichlern keine Gemeinschaft.“ Die ganz einfache Folge hievon ist, um mich eines bei unsern Nachbarn beliebten Ausdrucks zu bedienen, daß die schon längst bestehenden Reichsgesetze eine Wahrheit geworden sind.
Preußen.
Posen, 19 Febr. Unverkennbar ist bei den Bewohnern des platten Landes in unserem Regierungsbezirk der Wohlstand im Zunehmen begriffen. Viel haben dazu die im Allgemeinen günstigen Getreidepreise der letzten Jahre beigetragen, das Meiste jedoch die jetzt schon großentheils zur Ausführung gekommenen Regulirungen und Separationen. Wo dieselben schon seit längerer Zeit beendigt und die damit verknüpften, nicht unbedeutenden Kosten verschmerzt sind, bemerkt man schon jetzt das Hervortreten eines kräftigen Bauernstandes. Das Bewußtseyn des freien Eigenthums seiner Grundstücke und des ungetheilten Gewinnes von denselben wirkt bei diesen Bauern immer mehr auf eine größere Industrie in der Bearbeitung ihres Landes und auf die Erhaltung des Gewonnenen durch Anwendung einer weisen Sparsamkeit. Das äußere Ansehen der Höfe und die innere Einrichtung der Wirthschaft bekunden am zuverlässigsten den umgestalteten Sinn des Besitzers und unterscheiden ihn wesentlich von den noch in der Abhängigkeit des Gutsherrn schmachtenden Lastbauern, deren höchster Genuß fortdauernd der Branntwein bleibt. Leider bleibt der Fortschritt des Wohlstandes eines großen Theils der städtischen Bewohner hinter dem der bäuerlichen Einsassen weit zurück. Außer der Provincialhauptstadt Posen sind nur wenige Städte, in welchen Gewerbethätigkeit und Handel einigen Aufschwung zu nehmen anfangen und deren Bürgerschaft als gut situirt bezeichnet werden kann. Die unverhältnißmäßig große Zahl der Städte, von denen die meisten ihren Ursprung nicht einem wirklichen Bedürfniß, sondern lediglich dem Eigennutze der ehemaligen Grundbesitzer, welche, den Hauptertrag ihrer Güter in der Propination suchend, mit königlicher Bewilligung Städte etablirten, um auf deren Jahrmärkten einen reichlicheren Absatz ihres Bieres und Branntweins zu finden, und keine Rücksicht darauf nahmen, ob die Lage der Stadt an einem schiffbaren Strome, in einer von wohlhabenden Landleuten bevölkerten Gegend, und die Gelegenheit in der neuen Commune bürgerliche Gewerbe zu treiben, das Bestehen solcher Schöpfungen sichere oder auch nur wahrscheinlich mache, zu verdanken haben, verhindert schon an sich das Aufblühen der Gewerbe, indem die Concurrenz der Gewerbtreibenden, namentlich der Handwerker, zu groß ist, dagegen der Absatz nur auf die Einwohner der Stadt und deren nächste Umgegend beschränkt bleibt. So ist es natürlich, daß viele dieser Städte nur von armen Handwerkern, vermögenslosen Ackersleuten und Juden bevölkert sind, und sich großentheils von einem großen Dorfe durch nichts Anderes unterscheiden, als durch einen Marktplatz oder einige Ziegeldächer. Wenn demnächst noch in Erwägung gebracht wird, daß sich in dem alten Polen, wo nur Herren und Untergebene existirten, ein kräftiger Mittelstand, von jeher die Wiege und die Schule des städtischen Wohlstandes und des Gewerbfleißes, nicht entwickeln konnte; daß die topographische Lage des Landes für Handel und Gewerbe wenig geeignet ist; daß innere und äußere Stürme das Land Jahrhunderte lang verheerten; daß die gewerbtreibenden Städtebewohner unter dem Druck des gutsherrlichen Zwanges und deren Abgaben erlagen; daß in Folge gänzlichen Mangels eines ordentlichen Schulunterrichts die Einwohner demoralisirten; daß ein betrügerischer Schachergeist das Aufblühen jedes Großhandels verhinderte, und daß endlich durch Verschließung der russischen Gränzen auch noch die in vielen Städten blühende Tuchfabrication und der Handel mit Tuchen zerstört ist, so leuchtet wohl ein, daß ein fünfundzwanzigjähriger Friede sowohl, als auch die Sorgungen einer weisen und gerechten Regierung dem armseligen Zustande dieser Städte nicht aufzuhelfen vermochten. – Indessen ist doch nicht zu verkennen, daß in mehreren Städten sich ein kräftigeres gewerbliches Leben zu regen beginnt. – Einer nicht geringen Anzahl von ihnen ist bereits durch Einführung der revidirten Städteordnung von 1831 ein besseres Gemeinwesen constituirt. Das Gesetz vom 1 Jun. 1833 hat die zu, der Regierungsaufsicht unterworfenen, Corporationen umgestalteten Judenschaften jenem Gemeinwesen theils angeschlossen, theils untergeordnet. Die Gesetze vom 13 Mai 1833 haben die städtischen Gewerbe von den Fesseln des gutsherrlichen Zwanges und der Abgaben befreit, und werden dieselben jetzt nur noch durch die Ablösungszahlungen an einer ganz freien Entwickelung gehindert. – Die fortschreitenden Regulirungen heben den Wohlstand des Landmannes und mit ihm zugleich in steter Wechselwirkung den der Städter, während auch in den Städten selbst freie Ackerbürgerschaften sich zu bilden anfangen. In Folge der neuen Organisation der Justizbehörden der hiesigen Provinz sind eine große Anzahl gebildeter Beamten in die Mitte vieler Bürgerschaften getreten, und fördern durch ihr eigenes Bedürfniß ein neues höheres Regen und Leisten in Handwerk, Kunst und Wissenschaft. – Durch den bessern Schulunterricht wird Bildung unter der heranwachsenden Generation allgemein verbreitet und die Moralität gefördert, während eine geordnete und thätige Polizei- und Communalverwaltung das erblühende bürgerliche Leben stärkt und befestigt. (Die Preuß. Staatsz. aus der Posener Z.)
[76-78]
Neuer Gasthof in Triest.
Die Zahl der Fremden, welche diese blühende Stadt wegen ihrer Handelsthätigkeit, oder auf ihrem Wege nach und aus dem Oriente und Italien besuchen, wächst mit jedem Tage. Bei dieser Zunahme ward die Unzulänglichkeit unserer Gasthäuser und der völlige Mangel eines solchen Gasthofes immer fühlbarer, der mit einer geschmackvollen Ausstattung alle Erfordernisse verbände, um jedem, auch dem höchstgestellten Reisenden den Aufenthalt hier so angenehm als bequem zu machen. Einige Bürger sind daher in Gesellschaft getreten, um diesem Bedürfnisse entgegenzukommen, und schon erhebt sich das hierzu bestimmte Gebäude über die Grundfeste, um binnen wenigen Monaten vollendet dazustehen. Ein Kaffeehaus, Kaufläden, Stallungen, Wagenschoppen und dazu gehörige Gelasse werden das Erdgeschoß einnehmen. Das erste Stockwerk wird große Säle und andere Gemächer, ferner Küchen und alle zur Speisewirthschaft nöthigen Räume, wie auch nächst der Wohnung des Gastwirthes mehrere Badezimmer enthalten. Die zwei obern Stockwerke werden ungefähr 90 Gastzimmer für Fremde umfassen.
Damit die Bedienung jeder Anforderung an einen vollkommenen Gasthof und zugleich der Absicht der Gesellschaft ganz entspreche, erläßt die letztere hiemit an alle, welche die Führung dieses Unternehmens ganz oder theilweise, nämlich den Gasthof, die Speisewirthschaft, das Kaffeehaus und die Bäder zu übernehmen geneigt und, die Aufforderung, deßfalls ihre Anträge bis Ende März d. J. an den Hrn. Ingenieur G. B. Dr. Princivalli in Triest zu richten, welchem die Gesellschaft alle die Ausführung des Unternehmens betreffenden Geschäfte übertragen hat, und bei dem alle Bedingungen, wie die genauesten Umstände und Aufschlüsse einzuholen sind.
Da die Gesellschaft die ganze oder theilweise Leitung des Unternehmens nur jenen anvertrauen wird, welche die pünktlichste und vorzüglichste Leistung verbürgen können, und da sie gesonnen ist, im andern Falle die Verwaltung ganz oder getrennt für eigene Rechnung führen zu lassen, so ladet sie auch diejenigen ein, in der obenbezeichneten Art ihre Anerbietungen bekannt zu geben, welche dem Unternehmen in der Eigenschaft eines Directors und Verwalters vorzustehen wünschten.
Jeder Bewerber wird außer den Belegen für seine Befähigung und seine Sittlichkeit eine Bürgschaft für das ihm anvertraute Geräth und für die genaueste Einhaltung seiner Verbindlichkeit zu leisten haben.
Die Speisewirthschaft, das Kaffeehaus und die Kaufläden im Erdgeschoß werden bis zum 24 August 1840 die obern Stockwerke aber und die Bäder wenige Monate später im Stande des Gebrauchs seyn.
Triest, am 1 Januar 1840
[419-23]
Reinzucht-Institut.
Original spanischer Stammschafe aus den Cavagnen St. Panlar, Guadaloupe und Uegretti; von höchster Reinheit des Bluts, alljährlich zu verkaufen..
Aus obigen berühmtesten drei original spanischen Stammracen, wovon selbst in Spanien zur Veredlung und Auffrischung des Bluts die Widder für viele Cavagnen mit besonderem Vorzug verwendet werden, und ich i. J. 1803 mit Sachkenntniß die Voreltern persönlich selbst in Spanien in der Absicht einkaufte, jede dieser drei Racen bei strenger Festhaltung ihrer Homogeneität und Constanz planmäßig, inzüchtlich, mittelst Handsprung, in der höchsten Reinheit des Bluts fortzupflanzen – sind zur Begründung für Pepintére-Heerden, oder Veredlung und Auffrischung des Bluts – wie alljährlich, auch dieses Jahr wieder circa 350 Stück 4 1/2-6 Grad Dollond feine, höchst reichwollige Stammwidder (deren Aechtheit in Bezug auf Reinheit des Bluts schon seit sechsunddreißig Jahren allgemein rühmlich bekannt ist), à 50, 100 und 200 Gulden, und eben so viele homogene Stammmutterthiere, à 40 und 50 Gulden Conv. Münze per Stück, alljährlich in kleinen und größern Partien zu verkaufen. Kauflustige werden hiemit eingeladen, sich alljährlich an mich zu wenden. – Theresienfeld bei W. Neustadt in Niederösterreich.
Bernhard Petri, Oekonomierath.
[648-50]
Edictal-Vorladung.
Im Namen Sr. Majestät des Königs von Bayern.
Der k. Geh. Rath und Commenthur des Ritterordens vom heiligen Georg, Clemens Wenzeslaus Frhr. v. Thünefeld, hat sich entschlossen, aus seinen in den Landgerichtsbezirken von Landsberg und Bruck gelegenen, mit der Patrimonialgerichtsbarkeit IIter Classe versehenen Landgütern Schmiechen und Türkenfeld ein Familien-Fideicommiß zu errichten, und zu diesem Zwecke bei dem unterfertigten Gerichtshofe die erforderliche Einleitung gemacht.
Es werden daher gemäß §. 26 des Edicts über die Familien-Fideicommisse diejenigen, welche hinsichtlich des zum Fideicommisse bestimmten Vermögens persönliche oder hypothekarische Forderungen zu machen haben, zu deren Angabe
binnen sechs Monaten
unter dem Rechtsnachtheil aufgefordert, daß nach Ablauf dieser Frist das obgedachte Vermögen als ein Familien-Fideicommiß immatriculirt werden würde, folglich die allenfallsigen Prätendenten wegen der nicht angezeigten Forderungen sich nicht mehr an die Substanz des Fideicommißvermögens, sondern nur an das Allodial-Vermögen des Schuldners, oder in dessen Ermangelung an die Früchte des Fideicommisses, zu halten berechtigt seyn sollten, und selbst hier nur unter der Beschränkung, daß sie denjenigen Gläubigern nachgehen, welche sich innerhalb der besagten Frist gemeldet haben.
Freysing, den 7 Februar 1840
Königliches Appellationsgericht für Oberbayern.
v. Hörmann, Präsident.
Hacker, Secr.
[5674-76]
Bekanntmachung.
Eine von der k. bayer. Hypotheken- und Wechselbank auf Arnold v. Eichthal ausgestellte Bank-Actie Nr. 7814 zu 500 fl. ist verloren gegangen.
Der unbekannte Inhaber dieser Actie wird hiemit auf Ansuchen des Handlungshauses Arnold v. Eichthal aufgefordert, dieselbe
binnen 6 Monaten a dato
bei dem unterfertigten Gerichte vorzuzeigen, widrigenfalls diese Urkunde für kraftlos erklärt werden wird.
Augsburg, den 20 December 1839.
Königliches Kreis- und Stadtgericht.
Lic. Kellerer, Director.
v. Köppelle.
[647]
Erkenntniß.
In der Provocationssache der Erben des Handlungshauses Sylvester Alesina zu Frankfurt gegen allenfalls weitere Prätendenten wegen eines Zinsrückstandes aus der Graf v. Lamperg'schen Gant zu 1625 fl. erkennt das k. Landgericht Pfarrkirchen zu Recht:
„es sey der fragliche Zinsrückstand mit Ausschluß der allenfallsigen Ansprüche weiterer Prätendenten an Wilhelmine und Elisabetha v. Schweitzer auszuhändigen, welch letztere die Kosten des Verfahrens zu tragen haben.“
Actum den 16 Februar 1840
Königliches Landgericht Pfarrkirchen in Niederbayern.
v. Rothhammer.
[640]
Bekanntmachung.
Der Waffen- und Axenschmied von Immenstadt, Xaver Hartmann, hat sich insolvent erklärt und sich freiwillig dem Concursverfahren unterworfen.
Es werden daher folgende Edictstage festgesetzt, und zwar:
a) zur Anmeldung und Nachweisung der Forderungen
Freitag der 27 März d. J.;
b) zur Abgabe der Erinnerungen
Montag der 27 April h. J.;
c) zum Schlußverfahren:
1) zur Repliksabgabe
Donnerstag der 14 Mai 1840
2) zur Dupliksabgabe
Samstag der 30 Mai l. J.,
jedesmal Vormittags 9 Uhr.
Alle bekannten und unbekannten Gläubiger werden hiezu mit dem Rechtsnachtheile vorgeladen, daß ihr Nichterscheinen am ersten Edictstage den Ausschluß der Forderungen von der gegenwärtigen Masse, das Ausbleiben an den übrigen Edictstagen aber die Ausschließung der an denselben vorzunehmenden Handlungen zur Folge habe.
Ferner werden alle diejenigen, welche etwas von dem Vermögen des Gemeinschuldners in Händen haben, aufgefordert, solches bei Vermeidung des nochmaligen Ersatzes an die Masse abzugeben.
Der zur Zeit bekannte Schuldenstand beträgt 9185 fl. 36 kr., worunter 3656 fl. Hypothek-Capitalien begriffen sind.
Der durch gerichtliche Schätzung erhobene Activbestand dagegen gibt die Totalsumme von 4065 fl. 50 kr. inclusive der radicirten Hammerschmiedsgerechtsame, die er mit seinem Bruder gemeinschaftlich
übt, außer Schätzung mußte auch vorläufig der Antheil an dem Handwerkszeuge gelassen werden, welcher ein Commun-Eigenthum beider Brüder ausmacht.
Es wird ferner bekannt gegeben, daß zum Verkauf des communschuldner'schen Anwesens sammt den dazu gehörigen und inventarisirten Fahrnissen und Mobiliar
Samstag der 4 April,
früh 9 Uhr,
in der Behausung des Cridars bestimmt ist.
Das Anwesen besteht in dem mit dem Bruder abgetheilten Wohnhause sammt dem Gemeinderechtsantheile; dann dem halben Schmiedgebäude und dem halben alten Stadel; ferner in dem ganzen neuen Stadel mit dem darin befindlichen Kuhstall, in dem Wurzgarten zu 4 Dec., in dem Mühlacker pr. 2 Tgw. 67 Dec., endlich in dem Leithenacker und Bichl mit Heustadel. Nach Inhalt des Grundsteuerkatasters ist dieser Realitätenbestand freieigen.
Es haftet hierauf eine Dominicalsteuer von 1 kr. 5 hl.; zur Pfarrei Immenstadt ein fixirter Blut-, Groß- und Kleinzehnt von 1 fl. 34 kr., dann zur Stadtgemeinde Immenstadt ein Wachtgeld von 20 kr. und dem Meßner 12 kr. Sustentationsbeitrag.
Auf dem alten Stadel, welcher zugleich der Kohlstadel ist, ruht eine einfache Dominicalsteuer von 2 hl., und zur Stadtgemeinde Immenstadt, wohin er grundzinsbar ist, ein Bodenzins von 15 kr.; dorthin wird auch wegen Einfahrt zu diesem Kohlstadel ein Fratzungszins von 8 kr. gereicht.
Auf den Gebäuden haftet eine Haussteuer von 27 kr. 4 hl.
Kaufsliebhaber, und zwar fremde mit legalen Vermögens- und Leumundszeugnissen, werden eingeladen, sich am besagten Tag an Ort und Stelle einzufinden.
Der Zuschlag erfolgt nach §. 64 des Hypothekengesetzes vorbehaltlich der Bestimmungen in der Novelle vom 17 November 1837 §. 98 bis 101 inclusive.
Schließlich wird noch bemerkt, daß das Erscheinen durch Vertreter durch eine legale Vollmacht bedingt ist; welche dieses nicht beachten, haben sich die hieraus hervorgehenden Nachtheile selbst zuzuschreiben.
Immenstadt, den 20 Februar 1840
Königlich bayer. Landgericht.
Der k. Landrichter
Kimmerle.
[625]
Proclama.
Universal-Concurs der Gläubiger des Gutsbesitzers Bernhard Ducrue zu Mittelstetten.
Gegen Bernhard Ducrue zu Mittelstetten ist die Eröffnung des Universalconcurses rechtskräftig erkannt, daher nachstehende Edictstage ausgeschrieben werden.
I. Edictstag.
Zur Anmeldung und Liquidirung der Forderungen auf
Mittwoch den 22 April 1840
II. Edictstag.
Zur Vorbringung der Einreden auf
Mittwoch den 3 Junius 1840
III. Edictstag.
Zur Schlußverhandlung auf
Dienstag den 23 Junius,
und zwar zur Abgabe der Replik bis
Mittwoch den 15 Julius,
und zur Abgabe der Duplik bis
Mittwoch den 5 August 1840
jedesmal Früh 9 Uhr.
Das Nichterscheinen am ersten Edictstage schließt die Geltendmachung der Forderung an die gegenwärtige Masse aus, das Nichterscheinen an den übrigen Edictstagen aber hat den Verlust der betreffenden Handlung zur Folge; unter welchen ausdrücklichen Rechtsnachtheilen die bekannten und unbekannten Gläubiger hiemit vorgeladen werden.
Zum Benehmen für die Gläubiger wird bemerkt, daß das Gemeinschuldnersche Gesammtvermögen laut gerichtlichem Inventar und Schätzung vom 12 und 17 December 1834,
59,854 fl. 52 kr.
betrage, und sich nur unbedeutend verändert habe. An Hypothekenschulden zeigt das Hypothekenbuch 28,000 fl. zu 5 Proc. verzinsliches Capital, wovon die Zinsen seit dem Jahre 1833 ausstehen, sodann 30,055 fl. 4 kr. Polletenforderung der inzwischen verstorbenen Ehefrau des Gemeinschuldners aus.
Am I. Edictstage wird man übrigens versuchen, die Sache durch Vergleich beizulegen, in welcher Absicht auch vor diesem Zeitpunkte ein Verkaufsversuch mit dem Gute gemacht werden wird.
Faustpfandgläubiger und andere Personen, welche etwas von dem Vermögen des Gantierers in Handen haben, oder dahin schulden, werden aufgefordert, bei Vermeidung des Ersatzes oder der nochmaligen Zahlung dasselbe nicht zu mitäußern, noch dem Gemeinschuldner ausfolgen zu lassen.
Landsberg, am 17 Februar 1840
Königl. Landgericht Landsberg.
Sensburg.
[624]
Bekanntmachung.
Nachdem gegen Bernhard Ducrue, Gutsbesitzer zu Mittelstetten, der Concurs eröffnet ist, so wird mit dem Masse-Vermögen ein Verkaufsversuch gemacht, und hiezu auf
Dienstag den 21 April 1840
Vorm. von 9-12 Uhr,
Tagsfahrt an Ort und Stelle anberaumt.
Das Anwesen besteht zu Mittelstetten der Landgemeinde Erpfding:
1) aus einem gutgebauten zweistöckigen Landhause mit schönem Gemüse- und Obstgarten,
2) aus einem Wohnhause nebst Heulage, Vieh-, Pferd- und Schweinstall, alles unter einem Schindeldache,
3) aus einem hölzernen Getreidestadel, sammt Wagen- und Chaisenremise,
4) aus einem halbgemauerten Pfründehaus mit einer Schmiede und zwei Kellern,
5) aus einem gemauerten Branntwein-, Back- und Waschhause,
6) aus einem Ziegelofen mit Trockenstadel und dazu gehörigem Leingraben,
7) a. in 159 Jauchert 64 Dec. Aecker,
b. in 117 Jauchert 39 Dec. Wiesen, worunter die Mehrzahl dreimähdig,
c. in 127 Jauchert 12 Dec. Holz,
d. in 4 Jauchert 5 Dec. Weide,
e. in 1 Jauchert 90 Dec. Weiher
f. in 2 Jauchert 8 Dec. Haus-, Hofraum, Obst-, Wurz- und Krautgarten.
Die Aecker sind in gutem Zustande, die Wiesen können fast sämmtlich bewässert werden, und die Schweizerei gegenwärtig aus 52 Stück schönem Nutzvieh bestehend, betreibt sich rentirlich.
Das Gut ist ziemlich arrondirt, vereinödet, hat eine schöne Lage mit reizender Aussicht und dient zu einem angenehmen Aufenthalte auf dem Lande.
Dießorts unbekannte Kaufsliebhaber haben sich durch Leumunds- und Vermögenszeugnisse auszuweisen.
Landsberg, am 17 Februar 1840
Königl. Landgericht Landsberg.
Sensburg.
[621]
Edictal-Ladung.
Der Landrichterssohn Franz Spaeth von hier, dessen Aufenthalt dem Gerichte unbekannt ist, wird aufgefordert,
innerhalb zwei Monaten
hier zu erscheinen, von einer höchsten Regierungs-Entschließung d. d. München 29 v. M. praes. hod. die Haftungen seines verstorbenen Vaters betreffend, Einsicht zu nehmen, und über den darin geforderten Verzicht um so gewisser sich zu erklären, als er sonst für geleistet angenommen werden würde.
Obergünzburg, den 20 Februar 1840
Königl. bayerisches Landgericht.
v. Dormeyer, Landr.
[279-81]
Weinversteigerung zu Ruppertsberg bei Deidesheim in der Pfalz.
Die HH. Gebrüder Ritter und August Liebmann, Gutsbesitzer in Ruppertsberg, sind entschlossen,
Montag den 9 März d. J.
des Morgens 9 Uhr,
in der Behausung der Frau Wittwe Ekel zu Ruppertsberg ihre daselbst lagernden, größtentheils aus den besten Lagen selbst gezogenen Weine öffentlich versteigern zu lassen, nämlich: 83,000 Liters, oder 80 Fuder von den Jahren 1831-1839 einschließlich, worunter 13 Fuder 1834r und 27 Fuder 1835r.
Die Proben können am 6 und 8 März an den Fässern genommen werden, wie auch am Tage der Versteigerung.
Deidesheim, den 19 Januar 1840
Schuler, k. Notar.
[382-84]
Wein-Versteigerung
zu Forst in der Pfalz am Haardt-Gebirge.
Dienstag den 17 und Mittwoch den 18 März d. J., des Morgens 9 Uhr anfangend, werden aus dem Nachlasse des zu Forst verlebten Gutsbesitzers, Hrn. Theodor Steinmetz, in dem Sterbhause zu Forst, der Theilung wegen, die untenbezeichneten Weine unter den gewöhnlichen Bedingungen mit Bewilligung einer angemessenen Frist zur Abnahme öffentlich versteigert, nämlich:
Die Weine sind in Forst gelagert; auch ist das Weinlager des Verstorbenen bekannt und bedarf keiner Empfehlung.
Die Proben können zwei Tage vor der Versteigerung, auch vor derselben genommen werden.
Deidesheim, den 27 Januar 1840
Für die Erben
Schuler, k. Notar.
[610-11]
Stuttgart.
Verpachtung einer Wirthschaft.
Da der bisherige Wirthschafts-Pächter des Museums ein anderwärtiges Etablissement an Jakobi d. J. übernehmen wird, so ist die Gesellschaft in dem Fall, einen neuen Pachtvertrag auf die Dauer von 6 Jahren abzuschließen, und ladet diejenigen, welche geneigt seyn sollten, die Pacht zu übernehmen, ein, sich in kürzester Frist bei dem Secretariat des Museums zu melden, welches ihnen die näheren Bedingungen eröffnen wird. Die Pacht begreift in sich die Wirthschaft in dem Museumsgebäude und (zunächst auf die Sommermonate) in dem Haus und Garten der Silberburg. Neben der täglichen Wirthschaft, mit welcher sich ein beständiger Mittagstisch leicht verbinden läßt, und bisher verbunden war, und dem Ertrag zweier Billards, hat der Pächter die Bewirthung bei den Bällen und gesellschaftlichen Unterhaltungen, welche den Winter über in jedem Monat wenigstens zweimal in den Sälen des Museums statt finden. Auf der Silberburg wird den Sommer über wöchentlich ein- bis zweimal Musik gegeben und damit bisweilen eine Tanzunterhaltung verbunden. Die Kosten dieser Unterhaltungen trägt die Gesellschaft, so wie dieselbe auch die Heizung sämmtlicher Gesellschaftszimmer bestreitet. Da die Zahl der ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder der Museumsgesellschaft, ohne Einrechnung ihrer Familienangehörigen, während des Winters über 700, im Laufe des Sommers aber über 800 beträgt, und da neben dem gewöhnlichen Besuch des Museums in jeder Jahreszeit außerordentliche Festmahle vorkommen, so ist für einen gewandten tüchtigen Mann, welcher namentlich der Küche vorzustehen im Stande ist, alle Gelegenheit zu einem anständigen Erwerb gegeben. Die Mobiliareinrichtung in den Zimmern des Museums und der Silberburg wird von der Gesellschaft bestritten, und der Pächter bedarf daher nur eines Capitals von drei bis viertausend Gulden, um sich vollständig einzurichten. Von den Bewerbern werden Zeugnisse und Ausweise über den nöthigen Vermögensbesitz erwartet.
Stuttgart, den 7 Februar 1840
Der Verwaltungs-Ausschuß.
[644]
Ebhausen, Oberamts Nagold.
Verkauf eines großen Fabrikwesens.
Der Unterzeichnete ist ermächtigt, die hienach beschriebene Fabrik zum Verkauf zu bringen. Das ganze bedeutende Anwesen, wovon der größere Theil neu und aufs solideste eingerichtet ist, liegt circa 500 Schritte vom hiesigen Orte entfernt, in dem schönen Nagoldthale, am Flusse gleichen Namens, und besteht in einer Wollspinnerei, Tuchschererei, Tuchwalke, Schönfärberei, Oelmühle und Heizrahme.
In 5 schönen, aufs zweckmäßigste eingerichteten Gebäuden sind vorbenannte Werke folgendergestalt enthalten:
a) das erste Gebäude ist ohne Wassergemäuer, dreistöckig; der erste Stock massiv, circa 60' lang und 36' breit und faßt im ersten Stock in sich: die Walke mit 5 Loch, 1 Waschwalke, 1 Rauh- und 1 Decatirmaschine, 1 Tuchpresse. Im 2ten Stock: 3 Streich- und 2 Lockmaschinen, nebst Zimmer des Werkmeisters; im 3ten Stock: 1 heizbares Zimmer mit 1 englischen und 1 französischen Cylinder und 1 Bürstmaschine nebst allen übrigen Erfordernissen der Tuchscheererei; vis à vis von diesem 1 Zimmer, worin Scheertisch und 1 Maschine zum Aufrollen der Tücher ist.
An diesem ersten Gebäude stößt ein Anbau mit Pferd- und Rindviehstallungen.
b) Das zweite Gebäude ist zweistöckig, in ziemlich gleicher Länge und Breite, worin 1 neues Assortiment, 2 Wollenwö fe, 1 Vorspinn-, 12 Feinspinnmaschinen und 4 Häspel stehen, oberhalb einen bestgelegten Repsboden und Bühne.
c) Das dritte Gebäude, erst vor einigen Jahren neu erbaut, enthält im ersten Stock eine gut eingerichtete Schönfärberei mit einer Kive und 3 großen kupfernen Kesseln, Farbmagazin, 1 Zimmer mit 2 Feinspinnmaschinen; 1 Zwirn-, Schleif- und Drehmaschine. Hiezu ist ein Wasserrad vorhanden, welches früher eine Hanfreibe trieb und zu jeder andern Maschinerie verwendet werden kann. Im 2ten Stock hübsche Wohnungen, Küche, Speiskammer und doppelte Bühne.
d) Das vierte Gebäude ist einstöckig und enthält mit einem besondern Rade eine Oelmühle.
e) Das fünfte Gebäude eine Heizrahme, mit doppelten neuen eichenen Rahmen, verflossenen Sommer neu erbaut und mit ausgezeichnet holzersparender Feuerung eingerichtet, steht vis à vis der oben beschriebenen Fabrikgebäude, hat noch ein heizbares Zimmer und enthält im zweiten Stock hälftig des ganzen Gebäudes überbaut die Wohnung des Werkmeisters.
Die drei erstbeschriebenen Hauptgebäude sind gut verkleidet, ferner 2 Remisen, 1 Wollwasche mit Local, 1 laufender Brunnen und endlich circa 100 Schritte von der Fabrik entfernt stehen 2 Rahmen auf eigenem Grunde.
Dieses freundlich gelegene Anwesen umgibt ein circa 4 Morgen haltender Wiesen- und Ackerplatz, welcher ebenfalls mit abgegeben werden kann.
Das Wöhr ist über das ganze Flußbett auf Urfelsenmassen gegründet und daher nicht kostspielig zu unterhalten.
Fünf Räder treiben vermöge des ganzen Wassertriebs der Nagold jedes Werk besonders. Alle Maschinen sind im besten Zustande, leisten Ausgezeichnetes, und man kann daher einem Käufer, welcher den nöthigen Fonds besitzt, neben der angenehmen Lage dieses Wesens um so mehr einen soliden Ertrag zusichern, als diese Fabrik in Mitte der stärksten Fabrication von Tüchern und Zeugen liegt.
Sollte sich übrigens ein Liebhaber zeigen, welcher noch ein eigenes Wohngebäude und Felder wünschte, so fände er ebenfalls Gelegenheit, ein 4stöckiges 80' langes und 41' breites, mit 10 heizbaren Zimmern versehenes Haus sammt zwei Scheunen, großen Garten und Gütern zu erwerben.
Die etwaigen Kaufsliebhaber können täglich von der vortheilhaften Lage wie Einrichtung dieses Fabrikwesens, der Maschinen wie Gebäulichkeiten Einsicht nehmen, bei dem Unterzeichneten die nähern Bedingungen vernehmen und mit ihm einen vorläufigen Kauf abschließen. Zum öffentlichen Verkauf aber werden hiemit alle Liebhaber auf
Mittwoch den 15 April 1840
Mittags 1 Uhr,
im Gasthof zum Hirsch mit dem Bemerken eingeladen, daß sich Auswärtige mit einem gehörig legalisirten Vermögens- und Prädicatszeugnisse zu versehen haben.
Den 14 Februar 1840
Der gerichtlich bestellte Güterpfleger
Jakob Kleiner.
[636]
Stuttgart.
Bade-Anstalt- und Gastwirthschafts-Verkauf.
Derjenigen Ankündigung, wodurch wir unter obiger Rubrik ein Besitzthum zum Kaufe anbieten, haben wir ergänzend nachzutragen:
a) daß eine darauf ruhende Stiftung von 5000 fl. mit einer jährlichen Rente von 250 fl. für arme Cur-Gäste auch diesen den Besuch des Bades möglich macht, und eine sichere Einnahms-Quelle für den Käufer bildet;
sodann
b) daß bei den Mineralquellen 3 Morgen Wiesen und Aecker sich befinden, welche ebenfalls zu diesem Anwesen gehören.
Dibolds öffentliches Bureau.
[622-23]
Anzeige für Rosenliebhaber.
Wegen meines nahen Verzuges von hier nach Düsseldorf werde ich eine große Quantität Gartenrosen nach meiner eignen Auswahl zu nachbezeichneten Preisen gegen franco Baarsendung oder gute Wechsel auf bedeutende Orte, verabfolgen lassen:
Jede 100 Rosenpflanzen im Rummel ohne Namen 10 Rthlr.
1000 Pflanzen in 100 Arten mit Namen 125 Rthlr.
1000 Pflanzen in 200 Arten mit Namen 150 Rthlr.
Für jede 100 Pflanzen sind 10 Sgr. Verpackungs-Unkosten beizulegen.
Rheydt bei Düsseldorf.
O. van Baerle, Apotheker.
[667-68]
Anzeige.
Die Unterzeichneten beehren sich hierdurch anzuzeigen, daß sie ihr bisheriges Geschäfts-Local verlassen und ein anderes
auf dem Liebfrauenberge
im ersten Stock des Hauses des Hrn. C. Ph. Sues, Lit. K. Nr. 43 u. 44 bezogen haben.
Benedict Lotmar & Söhne
in Frankfurt a. M
[580-81]
Gemälde-Verkauf
in Augsburg.
Eine Sammlung von circa zweihundert sehr gut erhaltener Oelgemälde von verschiedenen Künstlern, worunter die vorzüglicheren von Dominichino, v. Blümen, Tistoreto, Corn. de Hem, Snyders, P. de Vos, Bourguignon, Artois oder Waterloo van Goyen, Roos ci Tivoli, Frank, Georg Pens, van Huysum, Jac v. Es, Wateau, Bassano, Dietrich van der Hoelst, Jac. Fit, P. Veronese; dann einigen Gemälden aus der Schule des Albr. Dürer, Rubens, Vandyk, Rembrandt etc. etc., meistens in vergoldeten Rahmen, ist im Ganzen oder theilweise zu verkaufen.
Näheres ertheilt die Expedition dieses Blattes, an welche sich auswärtige Liebhaber franco unter Adresse D. S. wenden wollen.
[641]
Pacht-Gesuch.
Ein junger Apotheker, der nach gut bestandenen Prüfungen in einem der größeren deutschen Staaten bereits seit einigen Jahren eine Apotheke selbstständig verwaltet hat, und der eine hinlängliche Caution zu stellen im Stande ist, sucht in einer nicht kleinen Stadt eine Apotheke in Pacht zu übernehmen. Darauf Reflectirende wollen unter der Adresse A. G. ihre Offerte an die Expedition der Allg. Zeitung einsenden.
[586-87]
Stelle-Gesuch.
Ein Mann, in der Mechanik so wie im Maschinenbau gründlich erfahren, sucht eine Stelle als Spinnmeister in einer Schafwollspinnerei oder Kammgarnspinnerei, von wo aus er die besten Zeugnisse besitzt.
Nähere Auskunft auf Anfragen, welche portofrei einzusenden sind, ertheilt die Expedition dieses Blattes.
[348-51]
A vendre.
Une belle machine à vapeur à haute pression, systême anglais perfectionné et construit par Moulfarine, Ingénieur mécanicien à Paris, de la force de 16 chevaux, dans le meilleur état possible, valant le neuf n'ayant fonctionée que six mois au plus, ainsi que les transmissions de mouvement en fonte et ferbattu, coussinets et chaises.
S'adresser pour la voir et en traîter à Monsieur J. Hummel à Kehl ou au Propriétaire C. F. Weiler à Strasbourg.
Zum Verkauf wird angeboten eine schöne Dampfmaschine nebst ihren Verbindungen in Guß- und Schmiedeisen, mit hohem Druck nach englischem Systeme von Mandsley, durch Moulfarine, Mechaniker in Paris, verbessert und verfertigt, von 16 Pferdekraft. Diese Maschine, so gut als neu, hat höchstens sechs Monate in der verunglückten Zuckerfabrik in Offenburg gearbeitet.
Bei Hrn. J. Hummel in Kehl ist die Dampfmaschine zu sehen und zu erhandeln, so wie bei dem Eigner C. F. Weiler in Straßburg.
[5226]
Schwefelbad zu verkaufen.
Das nächst der königlichen Freistadt St. Georgen im Preßburger Comitat in Ungarn liegende, eine starke Stunde von Preßburg entfernte Erzherzog Stephans Schwefelbad ist wegen fortwährender Kränklichkeit des Eigenthümers aus freier Hand zu verkaufen.
Das Badhaus und die Nebengebäude stehen in der Mitte eines ziemlich großen Gartens und sind erst in den Jahren 1835 und 1836 neu und solid aufgeführt. Die Bestandtheile sind: an den stets reichlich gefüllten Brunnen, dessen Schwefelwasser seit vielen Jahren seine Heilkraft bewiesen hat, und mittelst zweier Pumpen in den kupfernen Heizkessel geleitet wird, stößt die Wohnung des Badmeisters, aus welcher ein Gang zu den 13 Badkammern führt, die alle licht, reinlich und nett sind. Das Wasser wird durch Röhren von Gußeisen, die mit 27 Pipen von Messing versehen sind, in die Badwannen geleitet. An dieses Badgebäude stößt ein geräumiger Tanzsaal, an welchen sich ein Speise- und ein eingerichtetes Billardzimmer reiht. Am andern Flügel des Hauptgebäudes befindet sich ein freundlicher Speisesalon. Das Hauptgebäude enthält im obern Stock: 10 eingerichtete Zimmer für Badgäste; zu ebener Erde 3 Wohnzimmer, eine große Küche mit Spar- und gewöhnlichem Herde, ein Dienstbotenzimmer, eine Speisekammer und die Kellnerei mit der nöthigen Einrichtung. Rückwärts im Hofe befindet sich ein separates Gebäude mit 4 Zimmern und einer Küche, seitwärts ein Keller in 3 Abtheilungen, gegenüber die Stallungen und Wagenremise. Die Lage des Ganzen ist romantisch-schön, und verspricht dieß Etablissement, das man sehr leicht mit einem Douchebad versehen kann, dem Unternehmer um so reichlichern Gewinn, wenn die bereits im Bau begonnene Preßburg-Tyrnauer Eisenbahn, die zu dem Bade führt, vollendet seyn wird, was im Mai des nächsten Jahres geschehen soll.
Kauflustige erfahren das Nähere auf portofrei eingehende Briefe von Franz Schöllnast, Schlossergasse Nr. 31 in Preßburg.