Augsburger Allgemeine Zeitung .
Mit allerhöchsten Privilegien .
Freitag
Nr. 94.
3 April 1840 .
Spanien .
Madrid , 21 März . Während die Armee damit beschäftigt ist , den allgemeinen Frieden herbeizuführen , ist die Regierung darauf bedacht , den durch den Wahnsinn der Revolutionäre herbeigeführten Leiden des Landes abzuhelfen . Am meisten haben durch jenen unstreitig die Diener der Kirche gelitten . Die constituirenden Cortes von 1837 hoben die Entrichtung des Zehnten auf , ohne der Geistlichkeit und dem Cultus eine andere Quelle des Einkommens anzuweisen ; die unter dem Ministerium des Grafen Ofalia einberufenen Cortes setzten es zwar , nicht ohne großen Widerstand , durch , daß vermöge des Gesetzes vom 30 Jun. 1838 die Erhebung des Zehnten auf ein Jahr verlängert wurde , allein diese war mit den größten Schwierigkeiten verknüpft , so daß die Geistlichkeit sich dem drückendsten Mangel ausgesetzt sah , und nicht wenige Kirchen geschlossen werden mußten . Um diesem Uebel einigermaßen abzuhelfen , wußte auch das gegenwärtige Ministerium keinen andern Ausweg , als vermittelst des Decrets vom 1 Jul. v. J. zu verfügen , daß die Geistlichkeit als Abschlag auf die ihr von den Cortes auszusetzende Dotation die Hälfte des bisherigen Zehnten erheben , und die Diöcesan-Junten zwei Drittheile des Ertrags unter die Geistlichkeit vertheilen sollten . Die Cortes aber ließen den von der Regierung vorgelegten Gesetzesentwurf über die Dotation des Clerus nicht nur unberücksichtigt , sondern verfügten auch nicht das Geringste zur Abhülfe des grausamen Schicksals der Diener des Herrn . Jetzt hat die Regierung einen neuen Gesetzesentwurf über die Dotation der Geistlichkeit ausgearbeitet , und man erwartet , daß die Cortes sich vorzugsweise vor allen andern gesetzgebenden Arbeiten mit der Prüfung desselben beschäftigen werden . Der Congreß hat eine Commission ernannt , welche den Entwurf der zur Beantwortung der Thronrede dienenden Adresse auszuarbeiten hat ; sie besteht aus den HH . Martinez de la Rosa , Barrio , Ayuso , Mon , Toreno , Benavides , Morales , Santistevan und Aloe . – Der Graf Clonard ist an die Stelle des Generals Aldama zum Generalcapitän von Granada und Jaen ernannt worden . – Der englische Gesandte , Hr. Aston , wird binnen acht Tagen hier eintreffen . – Nachschrift . In der heutigen Sitzung des Congresses zeigten die HH . Caballero und D. Joaquin Lopez in der That an , daß sie auf ihre Ernennung zu Deputirten Verzicht leisteten . Dann wurde ein von dem Grafen Toreno , Hrn. Mon u. A. unterzeichneter Antrag verlesen , der dahin gestellt war , daß eine Commission ernannt werden möchte , um zu erklären , ob in Folge der von dem General Seoane gegen den Grafen Toreno erhobenen Anklage jener diese förmlich zu begründen habe oder nicht . Toreno selbst unterstützte diesen Antrag , und sprach von seinen eigenen Verdiensten mit nicht geringem Selbstgefühl . „ Während man mich hier beschuldigte , in Paris ein den Vergnügungen gewidmetes Leben zu führen , “ sagte er , „ war ich damit beschäftigt , der Nation ein Denkmal ihres Ruhmes aufzurichten . ( Vermuthlich versteht hierunter der Graf den letzten Band seiner Geschichte des spanischen Unabhängigkeitskrieges . ) Er erklärte , daß er niemals auf die Ausfälle der Presse antworten werde , da sie ihm zu verächtlich sey , und sich ohnehin inner- und außerhalb Spaniens die Anzahl seiner Freunde mit jedem Tage vermehre . Endlich wurde der Antrag an die Sectionen verwiesen . Der Finanzminister las darauf die allgemeinen Budgets für 1840 vor . Der Minister des Innern bat die Cortes um die Ermächtigung , das von der Regierung in der letzten Legislatur vorgelegte Gesetz über die Ayuntamientos , so wie das über die Provincialdeputationen in Vollziehung zu bringen . Auch beantragte die Regierung aufs neue , dem General Espartero ein Einkommen von 50,000 Piastern anzuweisen . Uebermorgen wird die Discussion der Adresse beginnen .
Großbritannien .
London , 27 März .
In der Unterhaussitzung vom 26 März wurden die Debatten über Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registration der Parlamentswähler in Irland wieder aufgenommen . Die Hauptredner dafür waren Sir James Graham und Lord Stanley selbst , die von den Uebelständen und Unterschleifen , von denen das jetzige System begleitet sey , eine erschreckende Schilderung machten . Mit Nachdruck gegen die Bill sprachen : J. Warburton , der das vexatorische Wesen des dem irischen gegenüber als musterhaft gerühmten englischen Registrationssystems erörterte ; Lord Morpeth , der Generalsecretär für Irland , welcher die Bill schlimmer finden wollte als die Uebel , deren Heilung sie bezwecke , indem sie ein halbjähriges Registrationsgeschäft und dann noch halbjährige Streitigkeit darüber veranlassen , und überdieß das Wahlrecht sehr beschränken würde ; endlich Hr. O' Connell , der , wie es
scheint , aus Irland zurückgeeilt war , um dieser Verhandlung beiwohnen zu können . Irland , behauptete er , könne sich diese Bill , welche nicht nur fictive , sondern wirkliche Parlamentswähler von den Registern zu streichen , und somit das Irland ohnehin so stiefmütterlich zugemessene Wahlrecht noch mehr zu beeinträchtigen bezwecke , nicht aufbürden lassen . O' Connell Rede war heftig , und wurde von den Tories öfter mit Geschrei unterbrochen . Die Abstimmung entschied mit 250 gegen 234 Stimmen für die zweite Lesung der Bill . Die Tories frohlocken über dieses Ergebniß als eine neue Schlappe des Ministeriums , die Whigblätter versichern aber , die Schlacht sey noch nicht gewonnen . – Das Oberhaus vertagte sich , nachdem die Aufruhrbills für Heer und Flotte durch die Committee gegangen waren .
* Unterhaussitzung vom 27 März. Hr. Colquhoun richtete an den Staatssecretär des Auswärtigen einige Fragen über den englischen Handel mit Java und Sumatra , Lord Palmerstons Antwort war aber auf der Galerie nicht vernehmbar . Lord Ingestrie : „ Kennt die Regierung die näheren Details eines Vorfalls auf den Sandwich-Inseln im Julius v. J. ? Ein französisches Kriegsschiff , l' Artémise , unter den Befehlen des Capitäns Leclerc erschien vor einer dieser Inseln , und forderte gebieterisch die Errichtung einer katholischen Capelle im Hafenplatz , widrigenfalls binnen zwei Stunden die Blokade des Hafens verhängt werden sollte . Ich möchte wissen , ob über diesen Vorgang , und das Verhältniß der englischen und französischen Missionäre in jenen Gegenden zu einander , eine Correspondenz zwischen der englischen und französischen Regierung stattgefunden habe . Lord Palmerston : „ Wir haben keine officielle Nachricht über den Vorfall . “ Hr . Hume stellt nun seine angekündigte Motion in Betreff der Apanage von 21,000 Pf. St. , welche der König von Hannover als Herzog von Cumberland aus England bezieht . „ Ich wundere mich , “ sprach er , „ daß der König von Hannover nicht das edle Beispiel des Königs von Belgien nachgeahmt hat , welcher seit seiner Thronbesteigung nicht einen Shilling seiner englischen Apanage anrührt . Ich hatte gehofft , daß Ihrer Maj. Minister in dieser Hinsicht die Initiative ergreifen würden . Hätte man voraussehen können , daß der Herzog von Cumberland eines Tags den Thron von Hannover besteigen würde , so hätte das Land ihn sicherlich nicht so reich dotirt . Jetzt wo das Volk mit Abgaben bis zum Erdrücken belastet ist , und die Finanzen ein Deficit von nahebei drei Millionen zeigen , sollte man wahrhaftig jede Gelegenheit ergreifen , dem Land die Bürde etwas zu erleichtern . Ferne sey es von mir , bei meiner jetzigen Motion den Eingebungen eines politischen Parteigeistes zu gehorchen ; ich habe bloß Ersparung und des Landes Wohl im Auge . Sollte der mögliche Fall eintreten , daß der König von Hannover bei seinen Lebzeiten nach England zurückkehrt , so mag ihm immerhin der Wiedereintritt in seine Apanage vorbehalten bleiben , so lange er aber Souverän eines andern Landes ist , schlage ich vor , die Auszahlung des Jahrgehaltes von 21,000 Pf. St. an denselben zu sistiren . “ Lord J. Russell : „ Gegen diesen Antrag streitet von vornherein das schlagende Argument , daß das Parlament auf einen einmal gefaßten Beschluß nicht zurückkommen kann . Die Apanage des Herzogs von Cumberland ist auf die ganze Lebenszeit Sr. k. Hoh. votirt . “ Obrist Perceval : „ Uebrigens ließe es sich auch unschwer beweisen , daß die Einkünfte des Herzogs von Cumberland nicht aus dem Lande gehen . Sie dienen zur Bestreitung der Kosten seines Palastes “ ( Kew ) . Nach einigen weiteren Aeußerungen für und wider schritt man zur Abstimmung : Hrn. Hume's Antrag wurde mit 76 gegen dreiundsechzig Stimmen verworfen . Hr. Hume : „ Ich ersuche jetzt die Regierung , uns ihre Politik gegenüber von Mehemed Ali kund zu geben , uns über die Verhältnisse aufzuklären , welche , wie es scheint , das gute Einverständniß zwischen Frankreich und England gestört haben . Meines Erachtens zweckt das Interventionssystem , wie es Ihrer Maj. Regierung beliebt , vielmehr darauf ab , den Krieg im Orient herauszufordern , als den Frieden zu wahren . Man hat Papiere über diese Frage auf den Tisch des Hauses niedergelegt , die wichtigsten aber , welche ein deutlicheres Licht auf die Sache geworfen haben würden , zurückbehalten . England hätte gegen Rußland nicht so viel gefälliges Entgegenkommen zeigen sollen , denn das hieß den russischen Vernichtungsplanen gegen das osmanische Reich beitreten . Erkläre uns das Ministerium den eigentlichen Zweck der Unterhaltung so beträchtlicher Streitkräfte und der Fortdauer eines Standes der Dinge , welcher unsere Handelsinteressen mehr und mehr bloßstellt . Die königliche Thronrede bei Eröffnung der Session sprach von der Eintracht unter den Mächten ; ich frage , wo ist diese Eintracht ? ( Hört ! ) Alle Welt weiß , daß wenn nicht bereits ein brittisches Geschwader gen Alexandria gesegelt ist , um diese Stadt zu zerstören , die Ausführung dieses Plans bis jetzt nur durch die Energie und Festigkeit der Franzosen verhindert wurde . Die Collectivnote der fünf Mächte , hat man gesagt , garantire die Integrität des osmanischen Reichs . Ich habe in dieser Note vergebens eine solche Garantie gesucht . Ich sehe in dem von England gegen Aegypten eingehaltenen Verfahren nur die Ursache der Kälte , die zwischen uns und Frankreich eingetreten ; – das ist der ganze Nutzen davon , denn in Rußland einen Freund der Türkei zu erblicken , das kann doch kaum irgend einem unsrer Staatsmänner im Ernst eingefallen seyn . Es ist hohe Zeit , daß man dem Parlament den Schleier eines geheimnißvollen Systems lüfte , das es näher kennen zu lernen gar sehr interessirt ist . “ Hr . Hume schließt mit dem Vorschlag einer Adresse an die Königin , um die Vorlegung der fehlenden wichtigen Papiere in dieser Sache zu erlangen . Sir R . Peel : „ Auch ich bin der Meinung , daß der edle Viscount dem Haus einige Aufklärungen in dieser Sache schuldig sey . Vor Allem wären wir neugierig zu erfahren , ob man glücklich genug gewesen ist , die Ausgleichung der orientalischen Frage zu beschleunigen . Discretion ist ohne Zweifel die Pflicht eines Ministeriums , doch darf sie nicht so weit gehen , daß man das Parlament in völliger Unwissenheit läßt über die wichtigsten Fragen der auswärtigen Politik , wie die Angelegenheiten der Levante , die Verhältnisse mit Persien , die Gränzstreitigkeit mit den Vereinigten Staaten und unser Zerwürfniß mit China . Wäre hinsichtlich dieser letztern Macht das Parlament früher in das Geheimniß unsrer Lage eingeweiht worden , so hätte es der Regierung Ihrer Maj. wohl einige heilsame Rathschläge ertheilen können , und unsre Stellung würde zur Zeit keine so kritische seyn . ( Hört ! ) Wenn der edle Viscount in der Vorlegung weiterer Urkunden durchaus eine Inconvenienz für den öffentlichen Dienst erblicken will , so werde ich zwar nicht darauf dringen , hoffe aber jedenfalls , daß er uns sagen werde , ob zur Lösung der großen türkisch-ägyptischen Frage irgend ein Fortschritt geschehen ist , oder nicht . “ Lord Palmerston : „ Ich stehe nicht an zu erklären , daß die Mittheilung der verlangten Papiere dem öffentlichen Dienste sehr nachtheilig seyn könnte . Ohne in nähere Details eingehen zu können , füge ich bei , daß die über die orientalische Frage eröffneten Correspondenzen befriedigend sind . “ Hr. Ch. Buller : „ Aber könnten wir denn nicht vernehmen , was eben jetzt in der Sache vorgeht , was der jetzige Stand derselben ist ? “ Lord Palmerston : „ Ich werde den Antrag des ehrenwerthen Mitglieds für Kilkenny nach Kräften bekämpfen ,
zumal da er denselben auf irrige Voraussetzungen gebaut hat . Rußland , gegen das man ungegründete Recriminationen erhebt , hat sich in dieser ganzen Sache ebenso uneigennützig wie ehrenhaft benommen . ( Hört ! ) Ich gebe laut diese Erklärung ab , um eine Menge gewagter Gerüchte in ihr Nichts zurückweisen . Das System , welches der ehrenwerthe Herr ( Hume ) an die Stelle des wirklich befolgten Verfahrens setzen möchte , würde , als erstes und sicheres Resultat , gerade die Folge haben , die es vermeiden will : nämlich das osmanische Reich schutzlos den Russen zu überliefern . Die Regierung ersucht das Haus , sie nicht mit einer so unregelmäßigen Discussion dieser hochwichtigen Angelegenheit gerade in einem Augenblick zu behelligen , wo dieselbe Gegenstand so ernster Negociationen ist . Wenn der rechte Augenblick gekommen seyn wird , wenn die Frage gelöst seyn wird , sollen die genauern Nachweise darüber nicht fehlen , und ich werde mich nicht in Verlegenheit fühlen , mein und meiner Collegen Benehmen in dieser Sache gegen artikulirte Angriffe zu rechtfertigen . Ich sage nur noch , daß wir dem bezüglichen Paragraphen der Thronrede und unsern frühern Erklärungen immer und unwandelbar gemäß gehandelt haben . “ Sir J. Hamilton : „ Ich bin erstaunt , daß der edle Viscount sich darauf beschränkt hat , die Voraussetzungen und Behauptungen des ehrenwerthen Mitglieds für Kilkenny in kategorischem Tone falsch zu nennen , ohne diesen Vorwurf der Unrichtigkeit zu beweisen . Ich sollte doch meinen , daß er , ohne seiner Pflicht zu entstehen , wenigstens die umlaufenden irrthümlichen Ansichten über die Frage hätte berichtigen können . Wenn er uns nicht sagen kann oder will , was ist , könnte er uns wenigstens deutlich machen , was nicht ist . Bequemer ist es freilich , dem Parlament zu erklären , nach beendigter Sache werde man auf etwanige Beschuldigungen antworten ; bis dahin können aber Fehler vorgefallen seyn , die dann auf keine Weise mehr gut zu machen sind . “ Lord J. Russell : „ Dieses Eindringen auf die Regierung nimmt nachgerade einen wenig parlamentarischen Charakter an . Der Hr. Staatssecretär des Auswärtigen hat bei der Verweigerung der verlangten Papiere nur den einzigen Zweck , den Gang der Negociationen nicht stören zu lassen . Frankreich , dessen Gesinnungen man in Zweifel zu ziehen sucht , ist mit uns vollkommen einverstanden . ( Hört ! ) Der König der Franzosen hat förmlich erklärt , daß er die Integrität des osmanischen Reichs aufrecht erhalten wissen wolle . Was unsern Gränzstreit mit den Vereinigten Staaten betrifft , so wird er bald ausgeglichen seyn . “ Lord John sprach noch , als die Post abging .
London , 27 März . Die Minister haben abermals einen Schlag von den Tories erhalten , und zwar in einem Punkte , wo sie bisher denselben immer unüberwindlich gewesen – Irland . Das zweite Verlesen von Lord Stanley's Bill zur Verbesserung der Registrirung der Wähler von Parlamentsmitgliedern ist nach einer zweinächtlichen Debatte , trotz der Opposition der Minister , durch eine Mehrheit von 250 gegen 234 durchgesetzt worden . Dieser Ausgang ist um so wichtiger , als auf den Antrieb O' Connells der irische Registrationsverein die Maaßregel für eine entschiedene Feindseligeit gegen Irland erklärt hat , indem ihr ganzes Streben dahin gehe , die Wähler auf der populären Seite so zu vermindern , daß die Tories bei den Wahlen das Uebergewicht behielten . O' Connell hat sogar seinen Entschluß angekündigt , im Fall diese Bill zum zweitenmal verlesen würde , die Repealaufregung in allem Ernste zu beginnen und nicht zu rasten , bis Irland sein eigenes Parlament wieder habe . Ich sage , die Entscheidung ist nach diesen Erklärungen wichtig , da , um den Tories eine solche Mehrheit zu geben , mehrere der sonstigen Freunde der Minister bei dieser Gelegenheit sich des Stimmens enthalten haben müssen , und damit anzeigen , daß sie O' Connell nicht mehr mächtig genug glauben , Irland für die Auflösung der Union aufzuregen . Wahrscheinlich ist es die dem Lord Howick anhängende Section , welche O' Connelln nie gewogen war und vielleicht hier nur eine Gelegenheit erblickte , diesen und den Ministern selbst , denen Lord Howick es gewiß nicht vergeben hat , daß sie ohne ihn fortbestehen wollen , etwas Unangenehmes zu bereiten . Die Uebel , welche durch die besagte Bill geheilt werden sollen , sind freilich von allen Seiten anerkannt , so sehr , daß selbst von der ministeriellen Seite schon mehreremale Vorschläge gemacht worden sind , dieselben zu beseitigen , die aber niemals durchgeführt wurden . Was die meisten derselben wegschaffen würde , ist eine genauere Bestimmung des Wahlrechts selbst . Fast alle Ausschüsse , die über bestrittene Wahlen ernannt wurden , kamen aus Mangel an einer solchen Bestimmung zu widersprechenden Entscheidungen . Bei dem gegenwärtigen Zustande der Parteien ist an eine solche Uebereinkunft jetzt nicht zu denken . Natürlich sind die Tories , denen nun einmal die jetzigen Verhältnisse in Irland entgegen sind , am begierigsten , Veränderungen darin vorzunehmen , und es ist gar nicht zu leugnen , daß , wenn sie nur von dem Wahlverzeichniß diejenigen Wähler zu entfernen vermöchten , die ohne wirkliches Recht sich durch Betrug und falsche Eide hineingebracht oder darin erhalten haben , sie schon viel gewinnen würden . Aber man behauptet , Stanley's Bill gehe viel weiter , und umgebe geflissentlich das Registriren mit so vielen technischen Schwierigkeiten , verwickle es so sehr mit Gefahren von Processen und schweren Gerichtskosten , daß die Masse selbst der gesetzlich Berechtigten von dem Versuche , ihre Namen als Wähler einschreiben zu lassen , abstehen würde . Nun ist aber schon jetzt die Zahl der Wähler an und für sich , und besonders im Vergleich mit England , sowohl in den Städten , als in den Grafschaften , ungemein klein ; eine bedeutende Verminderung derselben würde demnach nicht nur Bestechung und Erkaufung erleichtern , sondern auch die Masse des Volks , von allem Antheil an der Verfassung ausgeschlossen , gegen dieselbe feindselig stimmen . Käme es nun noch gar dahin , daß gegen die wohlbekannte Neigung derselben die Tories die Mehrheit unter den irischen Mitgliedern erhielten , und die katholische Nation demnach wirklich von ihrem Glauben feindseligen Protestanten vertreten würde , so dürften die Folgen schrecklich werden . So lange die jetzigen Minister am Ruder bleiben , ist von einer Repealbewegung wenig zu fürchten , da die thätigen Männer von der katholischen Partei unter ihr entweder wirklich Stellen bekleiden oder zu bekleiden erwarten , als Repealer aber von der Regierung nothwendig zurückgesetzt werden müßten . Da sie aber von einer Toryverwaltung keine Beförderung erwarten dürften , als wenn sie sich zu deren Partei schlügen , und gewissermaßen zu Verräthern an ihren Glaubensgenossen würden , so würde es mit einer solchen Bewegung ernstlich werden . Indessen steht zu hoffen , daß die Bill entweder bedeutend verändert , oder gar nicht zum dritten Verlesen kommen werde , wo dann das Geschehene ohne Folge bleibt . Die Tories sind inzwischen in der heitersten Laune , und hoffen auch über die chinesischen Angelegenheiten den Ministern eine Schlappe beizubringen , nicht um sie von dem beschlossenen Kriege abzuhalten ( denn der ist wohl unvermeidlich ) , sondern wegen Palmerstons angeblicher Nachlässigkeit , welche den Capitän Elliot , trotz dessen dringenden Ermahnunungen , Monate lang ohne Instructionen und ohne Seemacht gelassen habe , die seinen Unterhandlungen mit den Chinesen hätte Gewicht geben können . Auch wegen Vernachlässigung unsrer Handelsinteressen in Krakau , auf der Donau und an hundert andern Orten
will man an ihn , und er wird diese Session über noch Arbeit genug haben , sich gegen alle Angriffe zu vertheidigen . – Inzwischen haben die Minister ihren Plan für die Vereinigung der beiden Canadas und die künftige Verfassung der Colonie vors Unterhaus gebracht . Ueber das Ganze haben sich die Tories noch nicht ausgesprochen ; ich glaube nicht , daß sie sich der Vereinigung entgegensetzen werden . Doch sehen manche von ihren Journalen die Gefahr , deren ich schon vor mehreren Monaten erwähnt , daß die republicanisch gesinnten Mitglieder der Oberprovinz sich mit der Zeit mit den unzufriedenen Franzosen der unteren gegen die brittische Oberherrschaft auflehnen dürften . Das einzige Mittel , diesem zu begegnen , scheint , daß man den Einwohnern brittischen und irischen Ursprungs so wenig wie möglich Grund zur Klage lasse . Aber hier , fürchte ich , droht wieder aus dem Kirchenwesen eine Gefahr hervor , indem die Tories nicht geneigt scheinen , die Uebereinkunft , welche der Gouverneur Thomson mit unsäglicher Mühe vom Parlament von Ober-Canada über die kirchlichen Ländereien ausgewirkt hat , gutzuheißen , sondern sie als eine Beraubung der Staatskirche bezeichnen . Bei der ersten Gründung der Colonie nämlich wurde ein Siebentel vom ganzen Gebiet der Staatskirche , welche man dort ebenfalls zur herrschenden zu machen hoffte , als Dotation bestimmt . Da aber die Episkopalen nie über ein Fünftel der Bevölkerung betragen haben , so blieben diese Ländereien in vielen Gegenden unbenutzt liegen , wilde Strecken unter den angebauten , wodurch oft die Anlegung von Landstraßen und folglich der Flor ganzer Gegenden verhindert wird . Dieß hat nun endlosen Stoff zu Klagen und Streitigkeiten gegeben , und der durch ihre Vertreter oft erklärte Wunsch der Bewohner geht offenbar darauf hin , daß diese Ländereien verkauft und der Ertrag zum gemeinen Besten der Colonie , besonders für die Erziehung der Jugend , verwendet werde . – Nachschrift . So wenig war man auf den Ausgang von Stanley's Motion gefaßt , daß man selbst von Seite der Tories erwartete , solche durch eine Mehrheit von sechzehn verworfen zu sehen .
Frankreich .
Paris , 20 März . ( Sonntag . )
( Moniteur . ) Die Regierung hatte seit einigen Tagen die Nachrichten erhalten , die sich über eine vorgebliche Kriegserklärung des Kaisers von Marokko an Frankreich verbreitet hatten . Diese Nachrichten aber , die nur zu Mahon aufgesammelte Gerüchte von einem Schiffscapitän sind , waren viel zu zweifelhaft , als daß die Regierung sie dem Publicum hätte mittheilen können . Depeschen aus Tanger vom 7 März und aus Malaga vom 15 machen keine Erwähnung davon . Alles läßt sonach glauben , daß sie ungegründet sind .
Der Seepräfect von Toulon hat an den Chef des Marinedienstes in Marseille , wo der Handelsstand über das Gerücht der Kriegserklärung Marokko's in großer Unruhe war , unterm 26 März Folgendes geschrieben : „ Ich habe bis jetzt keine officielle Mittheilung erhalten , die mich versicherte , daß Marokko mit uns gebrochen . Auf der ganzen spanischen Küste befinden sich französische Kriegsschiffe in Station und die Corvette Izère , welche die Meerenge von Gibraltar in mehrern Richtungen durchschiffte , hat kein verdächtiges Fahrzeug bemerkt . “
( Courrier français . ) Man sagt , das Ministerium habe nach Toulon Befehl ertheilt , Verstärkungen direct nach Oran zu schicken . Es scheint , daß der dem Marschall Valée früher gegebene Befehl , zwei Bataillone nach Oran abgehen zu lassen , nicht ausgeführt worden , und daß der Marschall zur Antwort gegeben , er könne für den Augenblick seine Armee nicht vermindern , da diese eben auf dem Marsch begriffen sey . Drei Infanterieregimenter , welche in Toulon , Marseille und Perpignan garnisoniren , haben Anzeige erhalten , daß sie demnächst nach Oran eingeschifft werden sollen . Es werden zwei active Colonnen gebildet , die eine von 5000 Mann in Oran , die andere von 3000 Mann in Mostaganem .
Nach einer langen Aufregung , die am Schluß der Debatten über die geheimen Fonds der Berryer'schen Improvisation ( s. die heutige Beilage ) folgte , betrat Hr. Thiers die Tribune : „ Ich glaube , begann er , das einstimmige Gefühl der Kammer auszudrücken , wenn ich sage , daß Sie einen prachtvollen Redeerguß gehört haben . Wenn elende Rücksichten der Eigenliebe mich abhalten würden , auf dieses beredte Wort zu antworten , würde ich gegen meine Pflichten als Chef der Verwaltung handeln . Der ehrenwerthe Hr. Berryer hat ihnen mit jener Macht des Ausdrucks , die Sie an ihm kennen , gesagt : „ Sie stehen vor einem neuen Cabinet , welches nur schöne Worte im Munde führt . “ Indessen beweisen uns die Oppositionen in dieser Kammer , die Männer , welche uns gegenüber stehen , daß wir uns nicht ins Leere gestellt , daß wir Realitäten berührt , tief berührt haben . ( Beifall . ) Hr. Berryer sagt , es gebe hier nur zwei Parteien : die parlamentarische und die antiparlamentarische Partei . Gestatten Sie mir , trotz des Ernstes unserer Lage , in diese Frage offen einzugehen . Ich will Ihnen beweisen , daß die Wahrheit das mächtigste Mittel ist , allen Schwierigkeiten , welcher Art sie auch seyn mögen , und welche Stellung man auch im Staat bekleidet , zu begegnen . Ja , ich gehörte der parlamentarischen Partei im ganzen Umfang des Wortes an , und ich bin noch immer von dieser Partei , ich erkläre dieß vor der Kammer und vor der Krone , und ich glaube , letzterer damit eine Huldigung zu erweisen , die man ihr erst seit 1830 erweisen kann . ( Beifall. ) Man hat gesagt , es bedürfe im Staat einer unverantwortlichen Gewalt und neben ihr einer verantwortlichen , welche letztere allein im Staat wechseln dürfe . Um dieß zu verwirklichen , ist auf der einen Seite das Königthum , auf der andern die Verwaltung , die Regierung nothwendig . Dieß ist das Princip . Wir haben bereits gesagt , daß vor der Krone wirkliche Minister stehen müssen , mit wirklichem Willen und Gedanken , welche durch diesen Willen darthun , daß die Acte der Regierung ihnen zugehörten , und daß sie allein dafür verantwortlich seyen . Mehrere ministerielle Krisen haben statt gefunden ; es geschah etwas , was selten einem Minister begegnen darf . Es gab im Staat einen Mann ( und dieser Mann war ich ) , von dem man sagte , er sey den Ansichten der Krone entgegen ; er hege über große Regierungsfragen , über die delicatesten Fragen eine andere Meinung als sie . Wohlan , jetzt berief mich die Krone aus den Reihen der Opposition , um mit meinen Freunden ein Cabinet zu bilden . An diesem Tage war die Frage jenes Princips gelöst . Ich sage es zur Ehre der Kammer , zur Ehre der Juliusrevolution , am Tage , wo die Krone mich berief , war jene Frage entschieden . ( Bewegung. ) Es wurde damit erwiesen , daß die Juliusrevolution keine Täuschung war ; das verderbliche Wort , das die Restauration ins Verderben geführt hat , das Wort Niemals , existirt nicht mehr . Ich bin , ich gestehe es , ein Minister der Opposition , und ich wiederhole , ein Princip wurde errungen am Tage , wo die Krone einen Minister der Opposition in ihren Rath berief . ( Lebhafte Beistimmung links . Lange Sensation . ) Ungeachtet des Wohlwollens , das Sie für die Männer des gegenwärtigen Ministeriums hegen , sehe ich recht wohl ein , welch ' ungeheure Last auf uns ruht . Sie sagten zu uns : „ Ihr seyd im Begriff , Minister zu ersetzen , von denen man sagte , sie seyen unzureichend , schwach , sie hätten keinen festen Willen ; ihr dagegen habt euch anheischig
gemacht , festen Willen zu zeigen , und trotz der größten Schwierigkeiten euch auf der Höhe eurer Stellung zu behaupten . “ Ich danke Ihnen , daß Sie dieß gesagt . Ich maße mir nicht an zu behaupten , daß ich die Juliusrevolution allein verstanden habe , aber ich behaupte , daß ich nicht undankbar gegen sie bin . ( Beifall . ) Am Tage , wo ich die Schwelle der Tuilerien überschritten , wußte ich , welche Last auf meinen Schultern liegt . Ich hätte mich weigern können , sie anzunehmen , aber der Wichtigkeit der Lage , der Spaltung der Gemüther , dem Zustand Europa's gegenüber konnte ich mich ihr nicht entziehen . Ich folgte der Stimme der Krone , und gehorchte nur einem Patriotismus ; ich schwöre es im Angesichte meines Landes . . . Werden wir nun der ungeheuern Aufgabe gewachsen , werden wir würdig seyn der Revolution , die uns geboren ? Werden wir Patrioten , gemäßigte Patrioten seyn , wie wir es nothwendig seyn müssen ? Werden wir zur Erneuerung bereite Franzosen seyn ( Français novateurs ) , hinreichend bereit , und doch nicht zu sehr ? Ich wage in dieser Beziehung nichts zu behaupten , ich kann nur auf meine Vergangenheit verweisen . Sie haben sie gesehen ; ich hatte die Gewalt in den Händen ; ich wollte die Größe , die Würde meines Vaterlandes . Ueber einen Punkt war ich mit der Krone verschiedener Meinung . Ich habe damals nicht auf diesen Bänken Opposition gemacht , sondern im Rathe des Königs . Ich sagte ihm , was ich dachte – ich sagte es offen , rund heraus . Da meine Rathschläge nicht angenommen wurden , mußte ich mich von der Krone trennen , es war einer der schmerzlichsten Tage meines Lebens . Dreimal weigerte ich mich , in das Cabinet wieder einzutreten , und noch in den letzten Tagen zauderte ich . Erst auf die Worte des Königs : „ Es besteht keine Meinungsspaltung mehr zwischen uns ; die Fragen , die uns entzweiten , sind gelöst , “ trat ich wieder ein . Ich that dieß auf die dringenden Aufforderungen von Personen dieser Kammer selbst . Ich trat ein , um eine Pflicht , die ernsteste Pflicht eines Mannes von Herz zu erfüllen . Hätte ich nicht wieder eintreten wollen , so hätte ich sagen müssen : „ Nein , ich will dem König nicht dienen ; nein ich scheue mich vor den Schwierigkeiten . “ Ich habe Ihnen aber gestern mit Wahrheit gesagt , daß ich immer dem König dienen wollte , und daß ich vor den Schwierigkeiten nicht zurückschrecke . Ob die Stimmen dieser Kammer mich unterstützen werden , kann ich nicht wissen , nur nach Einem trachte ich : daß meine Ehre unangefochten bleibe . Es ist möglich , daß ich falle , aber ich werde mich deßhalb nicht für gedemüthigt halten , so lange ich meine Ehre rein bewahrt und keinen der Grundsätze , denen ich mich hingegeben , verletzt habe . Es gibt Leute , die sich Conservative nennen . Ich verweigere ihnen diesen Namen nicht , nur sey es mir erlaubt zu sagen , daß auch ich ein Conservativer gewesen ; ich war es , als die Parteien einander gegenüber standen und nicht Reden , sondern Flinten- und Kanonenkugeln wechselten . Damals war ich Conservativer und wenn ich es jetzt nicht mehr bin in dem Sinne , welchen man diesem Wort beilegen möchte , so ist es weil die Gefahr vorüber ist , weil es Leute gibt , die conservativer seyn wollen , als ich . Findet die Kammer , daß ich Unrecht habe , so werde ich mich darein zu ergeben wissen und morgen durch das Votum der Kammer fallen ; es liegt mir wenig daran . Ich war der Mann der Prärogative der Regierung , als ich Eingriffe in dieselbe bemerkte ; ich bin zum Mann der Nation geworden , als ich sah , daß die Politik meines Vaterlandes schwankte . ( Lebhafte Beistimmung links . ) Meine Zukunft – nicht ich , nicht ihr , nur die Vorsehung kennt sie . Ich vermag nichts , als meine Ansichten , meine Hingebung anzubieten . Ich bin bei den Entschlüssen verharrt , die ich beim Eintritt in meine politische Laufbahn gehegt hatte . Ich war der Mann der Ordnung , als die Ordnung bedroht war ; ich war der Mann der Freiheit , als die Freiheit gefährdet war ; immer aber war ich ein nationalgesinnter Mann . Sie haben mir Gerechtigkeit widerfahren lassen , und ich danke Ihnen dafür . Dieß beweist mir , daß die Entfernung von einer Partei zur andern nicht so groß ist , als man glauben möchte . Nur noch ein Wort . Ich bin noch , was ich gewesen , und wenn ich mich beuge , so ist es nicht mein Muth , nicht die Energie meines Willens ; wenn ich mich beuge , so wird es mein Geist seyn , so wird es geschehen , weil die Umstände mächtiger waren , als ich ; nie aber weil der Wille mir gefehlt , den Hindernissen die Stirne zu bieten . Ich werde Minister der Krone und zugleich unabhängiger Minister seyn , stets bereit ihr freimüthig zu sagen , wie ich denke . “
( National . Bekanntlich haben 160 schwarze Kugeln gegen den Gesetzesentwurf der geheimen Fonds protestirt . Nach den von uns eingezogenen Erkundigungen kamen 120 jener Kugeln von den Deputirten der alten Mojorität , die zuerst für das Amendement des Hrn. d' Angeville votirt hatten , und die , ohne sich durch die Erfolglosigkeit der ersten Probe entmuthigen zu lassen , darauf beharrten , dem Hrn. Thiers das verlangte Vertrauensvotum zu verweigern . Die andern Kugeln gehören großentheils Deputirten der äußersten Linken an , die mit ihren Antecedentien nicht capitulirt haben , und ihren den Wählern gegenüber übernommenen Verpflichtungen getreu geblieben sind . Dazu gehören die HH . Arago , Bachelu , Boyer-Peyreleau , Carnot , Chapuis-Montlaville , Cordier , Cormenin , Corne , Coraly , Dupont ( de l' Eure ) , Garnier-Pagès , Glais-Bizoin , Georg Lafayette , Laffitte , Larabit , Marchal , Martin von Straßburg , Mathieu ( von der Saône und Loire ) , Maurat-Ballange , Nicod , Portalis , Roger ( du Loiret ) , Hortensius Saint-Albin , Taillandier , Thiars , Tourret . Hier folgen noch einige Namen von Puritanern der dynastischen Linken , die zu Gunsten der geheimen Fonds aufgestanden sind : die HH . Auguis , Armand ( Pas de Calais ) , Bacot , Beaumont ( Somme ) , Berger , Berville , Boudonsquié , Chaigneau , Chambolle , Charamaule , Combaresle , Corcelles , d' Hérambault , d' Hubert , Delespaul , Desabes , Desades , Deshameaux , Desjobert , Drault , Dumont du Nord , Durand ( de Romorantin ) , Garnon , Gauguier , Gauthier de Rumilly , Gervais , Golbery , Guyet Desfontaines , Grammont , Havin , Jouneaulx , Jouvet , Junyen , Köchlin , Leydet , Lacrosse , Luneau , Manuel , Marchant , Martinet , Mathieu de la Redorte , Mornay , Muteau , Odilon-Barrot , Oger , Pérignon , Piéron , Quinette , Saubat , Sivry , Subervic , Taschereau , Terrebasse , Teulon , Toussin , de Tracy . Wir wollten hier nur die Namen der Soldaten des Hrn. Odilon-Barrot nennen , die sich durch ihren Eifer , Stimmen für Hrn. Thiers zu sammeln , ausgezeichnet haben . Wir hoffen , sie werden uns diejenigen ihrer Collegen bekannt machen , welche mit ihnen die Ehre theilen wollten , eine Million in das Portefeuille des Hrn. Thiers zu werfen .
( l' Univers . ) Als der Kammerpräsident das Resultat des Scrutins für die geheimen Fonds ausrief , sahen wir Hrn. Thiers mit stiller , tiefer Bewegung die Hand seines Collegen , des Admirals Roussin , drücken . Wir hoffen , daß dieß eine in dem feierlichen Augenblick dieses parlamentarischen Siegs übernommene Verpflichtung war , ihn der Würde , dem Ruhm unseres Vaterlandes dienen zu lassen .
( Courrier français . ) Während der drei Tage der Erörterung über die geheimen Fonds waren die HH . Vatout , Liadières und Delaborde die einzigen zum maison du Roi gehörigen Deputirten , welche ein angemessenes Betragen beobachteten . Hr. v. Gérente , Verwalter der Privatdomäne , und als
solcher durch die Verweigerung der Dotation persönlich verletzt , fiel beständig , wo nicht durch seine Aeußerungen , so doch durch sein ungestümes Gebärdenspiel auf . Was soll das Publicum denken , wenn es Hrn. v. Gérente , den Mann , der das ganze Vertrauen des Königs genießt , offen gegen das von dem Könige gewählte Ministerium conspiriren sieht ? In gewissen Lagen ist die Zurückhaltung die erste Pflicht .
( Temps . ) Man versichert , daß die Aufstellung der Kaiserstatue Napoleons auf der Säule von Boulogne auf den nächsten 15 Aug. , den kaiserlichen Geburtstag , festgesetzt sey . Man sagt mit Bestimmtheit , daß , um diese Cerimonie dem Andenken des Helden ganz würdig zu machen , der König im Sinn habe , ihr mit einem Theil seiner Familie beizuwohnen .
Paris , 29 März . Seit der Niederlage der ehemaligen 221 in der Abstimmung über die geheimen Fonds scheinen dieselben die Hoffnung aufgegeben zu haben , in der nächsten Zeit ihre Freunde an der Spitze eines Cabinets zu sehen , und aus deren Händen alle diejenigen Gunstbezeugun en zu empfangen , die ihnen unter ähnlichen Ministerien , insbesondere unter der Leitung der HH . Grafen Molé und Montalivet , zu Theil wurden . Durch diese Hoffnungslosigkeit allein erklärt sich ihr jetziges Benehmen : da sie nämlich keine Vortheile von diesem Cabinet erwarten , wollen sie auch ihre politischen Gegner der Mittel berauben , sich ihrer zu erfreuen . Seit dem Abend des 26 d. haben die noch übrigen 160 jedem , der es hören wollte , gesagt , sie würden jetzt in der Kammer den Vorschlag machen , daß kein Deputirter während der Ausübung dieses Amtes eine Anstellung oder Beförderung erhalten und annehmen dürfe : auch würden sie in der Frage der Wahlreform den Vorschlag der äußersten Linken unterstützen oder gar sich aneignen , wonach unter Anderm alle Mitglieder der Nationalgarde das Recht erhalten sollen , zur Wahl der Deputirten mitzuwirken . Den ersten Theil des angekündigten Plans haben die 160 bereits in der Sitzung von gestern ausgeführt : einer unter ihnen , Hr. v. Remilly , Maire von Versailles , hat den ersten Vorschlag auf den Tisch niedergelegt . Die Linke ist sehr erfreut über dieses Ereigniß ; früherhin hatten mehrere Oppositionsmitglieder ohne Erfolg denselben Vorschlag aufs Tapet gebracht , unter andern Hr. v. Tocqueville in den Debatten über den ähnlichen Vorschlag des Hrn. Gauguier ; jetzt wird die Linke ihn unterstützen , und er wird vermuthlich zum Gesetz erhoben werden . – Seit kurzem ist fortwährend die Rede von dem feindseligen Benehmen des Beherrschers von Marokko gegen Frankreich und von dessen Allianz mit Abd-El-Kader . Die Zeitungen sprachen sogar von einer Kriegserklärung desselben . Der Moniteur widerspricht diesen Nachrichten . Allein man ist keineswegs geneigt , diesem Widerspruch Glauben beizumessen , da alle Privatbriefe das Gegentheil besagen . – Die Nachricht der Mißhelligkeiten zwischen England und Neapel hat hier viel Aufsehen erregt : man glaubt hinter der hohen Sprache des Königs von Neapel den Beistand anderer Mächte zu sehen , und die Gegner der englischen Allianz können ihre Freude über diese neue Verlegenheit Englands nicht verbergen .
Paris , 29 März . Der Kammerbeschluß vom 26 d. M. , der dem Ministerium vom 1 März Bestand und Dauer verspricht , muß seinen Gegnern entsetzlich unerwartet gekommen seyn , einen ganz außerordentlichen Eindruck auf sie hervorgebracht haben . Wir schließen dieß aus den Folgen . Während dreier Tage schon nach dem Beschluß hüllt sich die Presse des Hrn. Emil Girardin in ein hartnäckiges Schweigen , und läßt dem Wasser seinen Lauf . Man bemerkt dieses Schweigen , während dem das Journal des Débats im Gegentheil seine Stellung begreift und sich als das Organ einer neuen Opposition betrachtet . Was aber will die Presse mit ihrem Verstummen , sie , die vor der Abstimmung die geschwätzigste von allen war , und ihrer löblichen Gewohnheit gemäß weder Wahrheit noch Schicklichkeit achtete , wo es sich darum handelte , dem neuen Ministerium zu schaden . Von ihr namentlich rührte die lächerliche Verleumdung her , das Ministerium vom 1 März habe , als ersten Act seiner Verwaltung , das Cabinet noir , das Spioniren der Briefe , wieder eingerichtet ! Merkwürdig ist , daß die öffentliche Meinung mit ihrem instinctiven Gefühle der Wahrheit sich über dieses Schweigen im mindesten nicht den Kopf zerbricht , sondern ganz gelassen spricht : „ Die alte Partie ist verloren , es lebe die neue ! “ Der Minister des öffentlichen Unterrichtes hat seinen Namen an eine neue Verfügung gesetzt , die ihm bereits den Dank der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften erworben hat , und die ihm den Dank aller aufgeklärten Männer in Frankreich erwerben wird . Bekanntlich hatte sich Napoleon , in Gefolge eines Consulatbeschlusses vom 13 Ventose X , von den vereinigten Akademien , die das Institut de France bilden , ein großes Gemälde des Zustandes und der Fortschritte der Wissenschaften seit 1789 vorlegen lassen . Diese merkwürdige Arbeit , die Cuvier , Delambre , Marie Chénier , Dacier und Lebreton zu Urhebern hatte , konnte erst im Jahr 1808 dem Kaiser überreicht werden . Bei ihrem Empfang sagte Napoleon : „ Ich wollte Ihre Meinung über den Fortschritt des menschlichen Geistes vernehmen , und was sie mir zu sagen hatten , sollte zugleich zu den Ohren aller Völker dringen . “ In diesem Gemälde aber fehlte der Bericht der Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften , die bald nach dem erwähnten Consulatbeschluß war aufgehoben worden , so daß einer der interessantesten Zweige der menschlichen Forschungen , die Moral , die Gesetzgebungskunde , die Philosophie , die sociale und politische Wissenschaft nicht vertreten war . Um diesem fühlbaren Gebrechen abzuhelfen , hatte Cousin von dem König eine Ordonnanz erwirkt , welche verordnet , daß die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften das Mangelnde nachholen , und in ihrer Darstellung die ganze Periode von 1789 bis 1833 begreifen soll , eine Epoche , in welcher die Akademie hergestellt ward . Man erzählt , daß die Mittheilung dieser Ordonnanz und des ihr vorausgehenden Berichtes des Ministers in der Akademie einen wahren Enthusiasmus erregt haben . Und in der That , der Gegenstand gehört zu denen , die in allen Herzen Anklang finden müssen , und von denen man nicht recht begreift , daß sie nicht längst schon zur Sprache gekommen sind .
Italien .
Neapel , 24 März . Heute wurde allgemein versichert , daß die Angelegenheit wegen des Schwefelmonopols , Dank der vermittelnden Thätigkeit des Grafen v. Lebzeltern , k. k. österreichischen Gesandten , in Ordnung gekommen sey ; wenigstens hat die Deputation , welche nach England geschickt werden sollte , Befehl erhalten , die Abreise bis auf weiteres zu verschieben . Einstweilen ist die Rente wieder auf 103 1/2 gewichen . – Se. Maj. hat die zuletzt verabschiedeten Soldaten , circa 6000 bis 8000 Mann , wieder einberufen ; eben so halten die Truppenbewegungen noch an , und der General Filangieri , Fürst v. Sadriano , ist von Sr. Maj. ernannt mit der Vollmacht eines Alter Ego das Obercommando in Sicilien zu übernehmen . – Das gestrige Regierungsblatt enthält das k. Decret , worin dem Fürsten Cassaro seine Entlassung gewährt , und dem Fürsten Scilla-Ruffo das Portefeuille der auswärtigen Angelegenheiten zugetheilt ist . – Nach einem sommerähnlichen Winter stellte sich ein sehr winterliches Frühjahr ein ; außer der Masse von Schnee , welcher auf den Bergen liegt , hat es auch den ganzen heutigen Tag über in der Stadt geschneit . Der Schnee blieb jedoch auf dem vulcanischen Pflaster nicht liegen .
Deutschland .
München , 1 April . In der heutigen Sitzung der zweiten Kammer wurde unter Anderm über den Gesetzesentwurf , „ die Beendigung des Bibliothek- und Archivgebäudes “ betreffend , berathen ; die Verhandlung dauerte kurz , denn die Kammer , mit sich einig , begehrte den Schluß , worauf der Entwurf , wie zu erwarten stand , angenommen ward , und zwar mit einer Mehrheit von 96 Stimmen . Die Galerien waren überfüllt .
Aus dem Hannover'schen vom 15 März bringt der Hamburger Correspondent folgendes Schreiben : „ Durch die hier unterbliebenen oder vielmehr hintertriebenen Wahlen , worüber man so übermäßig jubelt , ist eben so wenig gewonnen , wie dadurch , daß man die Erklärung eines einzelnen ständischen Deputirten im Sinne der Opposition ausbeutet . Mit beidem sollte man füglich Anstand genommen haben , sie vermehren nur das schon ohnehin große Register der wider die Opposition sprechenden Thatsachen , und zeigen , wie wenig Tact und Einsicht selbst diejenigen besitzen , welche für die Hauptträger der oppositionellen Bestrebungen gelten müssen . Eine begabte Opposition darf am allerwenigsten das Höhere aus dem Niedern deduciren , und nie darf sie mit ungesetzlichen Mitteln wirken , wenn sie im Besitze ihrer einzigen Kraft – des Rechtes – bleiben will . Die nach landständischer Verfassung streben und Grundgesetze über Alles stellen , dürfen keine Wahlen verweigern oder hintertreiben , wenn sie nicht mit ihren eigenen Anforderungen in unlösbaren Widerspruch gerathen wollen . Wo bliebe wohl ständisches Princip und ständisches Wahre , wenn eine Partei die Ständeversammlung beliebig vereiteln könnte ? Bei solchem Systeme würden heut die städtischen Deputirten wegbleiben , weil eine Verbesserung der Interessen des Bauernstandes in Aussicht , morgen würden die Deputirten des Bauernstandes nicht kommen , weil die städtischen Interessen gefördert werden sollen . Das gäbe freilich einen recht hübschen Gyrus ab , aber eignet sich weder für das Land , noch entspricht es dem Gesetz oder der Gewohnheit . Solche Handlungsweise kann nur billigen , wer mit den Anforderungen und Richtungen , mit den Grundsätzen und Consequenzen landständischer Verfassung gänzlich unbekannt ist , oder – Gefallen daran findet , wenn Männer mit den höchsten und wichtigsten Dingen spielen . Oder , sollte unter dem Spiele ein ernsterer Plan , als die Außenseite zeigt , verborgen liegen ? Wir glauben das kaum , aber auch selbst dann , wenn jenes der Fall wäre , könnten wir es dennoch nicht gut heißen , daß die hannover'sche Opposition den Boden verläßt , auf welchem sie ihr Daseyn gefunden , auf dem sie geboren seyn will – wir meinen den gesetzlichen Boden landständischen Wesens . Mit solchen Mitteln läßt sich weder die Verfassung von 1833 wieder ins Leben rufen , noch eine neue Verfassung an deren Stelle setzen ! “
Preußen .
Die Frankfurter O. P. A. Z. schreibt vom Niederrhein , 29 März . Wie wir aufs bestimmteste vernehmen , ist die Versendung und Verbreitung des in Würzburg erscheinenden Fränkischen Couriers , von jetzt ab , innerhalb der k. preußischen Staaten verboten worden .
Posen , 26 März . Mit der Annäherung des dießjährigen Osterfestes scheint , wie dieß auch nicht anders zu erwarten war , unsere kirchliche Angelegenheit wieder mehr in den Vordergrund treten zu wollen . So ist gestern eine Deputation , aus vier angesehenen Bürgern bestehend , von hier nach Berlin abgegangen , um im Namen der katholischen Corporation unserer Stadt höhern , oder resp. höchsten Orts , die Bitte auszusprechen , daß dem Hrn. Erzbischof v. Dunin noch zu Ostern die Rückkehr hierher verstattet werden möge . Daß alle katholischen Einwohner Posens den Wunsch hegen , ihren geistlichen Oberhirten wieder in ihrer Mitte zu sehen , ist begreiflich ; ob jedoch dieser Wunsch erfüllt werden könne , muß vorläufig dahin gestellt bleiben . Binnen wenigen Tagen wird nun auch eine Deputation von Geistlichen , wie es heißt drei aus der hiesigen , und drei aus der Gnesener Diöcese – mit Genehmigung der Regierung nach Colberg abgehen , um das heilige Oel von dem Hrn. Erzbischof weihen zu lassen . Jedenfalls liegt in der ausgesprochenen Bereitwilligkeit dazu ein Beweis , daß Hr. v. Dunin seine bischöflichen Functionen nicht gänzlich eingestellt habe . – Nach der Berliner Kirchenzeitung lautet das Circular des königl. Consistoriums zu Posen vom 10 an die evangelischen Superintendenten der Provinz wörtlich folgendermaßen : „ Bei den Anträgen der evangelischen Geistlichen auf Ertheilung unserer Autorisation zur Trauung eines Brautpaars verschiedener Confession , wenn die Braut katholisch ist , und der Dispensation von dem Erfordernisse des Aufgebots in der katholischen Kirche , sind die denselben beigeschlossenen , mit den Interessenten aufgenommenen Verhandlungen in vielen Fällen so unvollständig , und erfordern so häufig nachträgliche Ergänzungen , daß wir uns veranlaßt finden , auf die Requisite derselben aufmerksam zu machen . Diese , von demjenigen evangelischen Geistlichen , welcher um die Trauung eines Brautpaars gemischter Confession angegangen wird , aufzunehmenden Verhandlungen müssen enthalten : 1 ) den Antrag der Brautleute , und wenn einer der Interessenten unter väterlicher Gewalt steht oder bevormundet ist , zugleich den des Vaters und resp. des Vormunds , auf Ertheilung der Autorisation zur Trauung durch einen evangelischen Geistlichen , resp. der Dispensation von dem Erfordernisse des Aufgebots in der Parochie des katholischen Theils ; 2 ) die Belehrung des katholischen Theils über die möglichen kirchlichen Folgen seines Schrittes ; 3 ) die Vernehmung eines glaubwürdigen Zeugen über die Weigerung des katholischen Geistlichen , das Brautpaar verschiedener Confession , der Confessionsverschiedenheit wegen , aufzubieten und zu trauen , wenn die Braut katholisch ist , oder nur aufzubieten , wenn der Bräutigam katholisch ist ; 4 ) wenn eine schriftliche Aeußerung des katholischen Pfarrers über den Grund seiner Weigerung beigebracht wird , so bedarf es der Zeugenvernehmung nicht . “ – Der zeitherige zweite Commandant unserer Stadt und Festung , Obrist Trautwein v. Belle , ist mit dem Generalstitel in Ruhestand versetzt worden .
Schweden .
Stockholm , 20 März . Vorgestern wurde durch den Hofkanzler folgendes königliche Schreiben den Reichsständen übergeben : „ Nachdem die Reichsstände ihrerseits die Grundgesetzveränderung genehmigt , wodurch die gegenwärtige Organisation des Staatsraths aufhören und eine neue Einrichtung an deren Stelle eintreten würde , hat der König diese wichtige Angelegenheit in Erwägung gezogen . Gleich den Reichsständen ist der König überzeugt , daß diese neue Organisation eine einfachere , raschere und zweckmäßigere Behandlung der öffentlichen Angelegenheiten herbeiführen werde . Se. Maj. ist also gesonnen , dieser Grundgesetzveränderung ihre Sanction zu geben , und dieselbe in gesetzmäßiger Weise auf dem Reichssaale den Reichsständen mitzutheilen . Weil aber diese Veränderung – welche , so wie sie vom König genehmigt ist , als Grundgesetz gelten wird – mehrere gleichzeitige Regulirungen hinsichtlich der nöthigen Besoldungsbestimmungen erfordert , sowohl für die Mitglieder des Staatsraths , deren Anzahl hiedurch vermehrt werden wird , als für das neue Mitglied des höchsten
Gerichts , welches dem Justizminister nachfolgen wird , wie auch für die Expeditionschefs ( Unterstaatssecretäre ) von sechs der neuen Departemente , so will der König die Aufmerksamkeit der Reichsstände auf diese Angelegenheit richten . Sie werden ebensowohl als der König das Gewicht der Beweggründe einsehen , welche diese Erinnerung veranlaßt haben . Der König ist davon überzeugt , daß die Reichsstände erkennen werden , wie die veränderte Stellung der Personen , welche die erwähnten Aemter bekleiden werden , es nothwendig macht , ihre Gehalte auf solche Art zu bestimmen , daß ihr Eifer und ihre Thätigkeit nicht durch Sorgen des Auskommens gelähmt werden mögen , da sie genöthigt sind , ein ihrer Würde entsprechendes Leben zu führen . “ – Morgen wird der außerordentliche Ausschuß , Opinionsnämnd genannt , aus zwölf Mitgliedern jedes Standes bestehend , zusammentreten , welcher den Auftrag hat über die Mitglieder des höchsten Gerichts eine Opinion auszusprechen ; höchstens drei darunter ist er berechtigt ihrer Aemter zu entsetzen .
Rußland .
Berlin , 28 März . Nachrichten aus Warschau zufolge hat die Ankunft des Großfürsten-Thronfolgers dort wirklich Freude erregt , theils weil man darin ein Zeichen des zurückkehrenden Vertrauens erblickt , und theils weil man den Thronerben als den Ueberbringer von Botschaften der Gnade seines kaiserlichen Vaters ansieht . Ueber das Corps des Generals Perowsky sollen sehr traurige Nachrichten in Warschau eingegangen seyn . Die Ueberreste desselben werden , soweit der grimme Winter in der Kirgisensteppe sie verschont hat , in Orenburg zurückerwartet , und erst im September soll , wie es heißt , eine neue Expedition ausgerüstet werden .
Oesterreich .
Wien , 29 März . Aus Klagenfurt wird gemeldet , daß daselbst der Fürst-Erzbischof v. Gurk , Georg Mayr , am 22 d. gestorben ist . Aus Ungarn ging die Nachricht ein , daß der k. k. geh. Rath und Kämmerer , General der Cavallerie und Capitän der ungarischen Leibgarde , Ignaz Freiherr Spienyi v. Miháldy , am 20 d. M. zu Miskólcz , und der k. k. unangestellte Feldzeugmeister und Regimentsinhaber , Andreas Frhr. v. Mariassy , zu Kaschau , gestorben sind . Als Nachfolger des Frhrn. v. Splenyi in der Stelle eines Capitäns der ungarischen Leibgarde wird der General Graf Vescey genannt . Das gestern allerorts verbreitete Gerücht , der Tonkünstler Liszt sey , in Dresden vom Schlage gerührt , glötzlich gestorben , fand in den höhern Kreisen der Gesellschaft gleichwohl keinen Glauben , da die neuesten beglaubigten Schreiben aus Dresden von diesem Ereignisse nichts erwähnen . Der russische Hofrath und Consul , Hr. Tscheffkin , dessen ein Triester Schreiben vom 17 März in der Allg. Ztg. erwähnt , befindet sich seit drei Tagen in Wien . – Ein allerhöchstes Cabinetsschreiben bestimmt , daß das Ausspielen von Realitäten mittelst öffentlicher Lotterien , mit Ausnahme der bereits hewilligten Güterlotterien , für die Zukunft nicht mehr gestattet werden soll . – Wir haben hier fortwährend eine sehr rauhe Witterung und Schnee .
Serbien .
Von der türkischen Gränze , 21 März . Der Regierungsantritt des Fürsten Michael berechtigt zu schönen Erwartungen . Sein erstes Auftreten zeigt nämlich , trotz des jugendlichen Alters , so viel Kenntniß der Verhältnisse , so viel Tact in Benützung derselben , besonders aber so viel Festigkeit und Selbstständigkeit , daß Jedermann überrascht ist . Die beiden ihm zur Seite gesetzten Räthe , Wucsitsch und Petroniewitsch , werden darum wohl wenig Antheil an der Regierung bekommen ; ja man versichert sogar , daß sich der Fürst mit vieler Offenheit gegen diese Institution , als mit seiner Volljährigkeitserklärung in Widerspruch stehend , ausgesprochen habe . Den Radicalen überhaupt hat der Fürst sein Mißfallen nicht undeutlich zu erkennen gegeben , und die Besorgniß , daß diese Partei künftig großen Einfluß auf die Regierung üben werde , zeigt sich sonach ganz ungegründet . Der Fürst neigt sich zu keiner Partei hin , er will selbstständig regieren . So darf es wohl nicht befremden , daß er seinen Oheim , den so vielfach angefeindeten und verdächtigten Jephrem , der nach der Behauptung seiner Feinde erst kürzlich eine Verschwörung zur Wiederberufung des Fürsten Milosch angezettelt haben soll , bei der ersten Begrüßung als dieser ihm die Hand küssen wollte , aufs herzlichste umarmte und küßte , während andere sich hoch Dünkende kaum eines Blickes gewürdigt wurden . In Belgrad ist Alles voll Freude über diese günstige Wendung der Dinge , und gewiß wird sich die wohlthätige Wirkung hievon in Kürze über ganz Serbien erstrecken . – Einen kleinen Beweis , wie gehässig das Benehmen der bisherigen Regierung , das heißt der Majorität derselben war , mag der Umstand geben , daß in dem in Belgrad erscheinenden serbischen Kalender , der früher die ganze Genealogie des fürstlichen Hauses Obrenovitsch , die Kinder des Fürsten Milosch sammt deren Gatten , seine Brüder u. s. w. enthielt , dieses Jahr bloß Fürst Michael aufgeführt ist . Auf eine deßhalb ergangene Anfrage erfolgte bloß die Antwort : „ Fürst Michael habe keine Familie . “ Daß eine gewisse Partei den Fürsten ganz von seinen Anverwandten losreißen möchte , geht noch aus andern Umständen hervor ; und es hieß auch vor Ankunft des Fürsten mit ziemlicher Sicherheit , sowohl die beiden Oheime als die Mutter des Fürsten sollen veranlaßt werden , Serbien zu verlassen . – Aus Konstantinopel hört man noch immer Klagen über die Finanznoth der Regierung , zugleich aber die widersprechendsten Angaben über die Mittel dieser zu begegnen . So stellen einige die Emission von Papiergeld als ganz aufgegeben dar , mit dem Bemerken , daß unter andern auch das in den türkischen Staaten heimische Pestübel als gründliches Hinderniß erkannt worden sey , während Andere behaupten , daß die Ausgabe der Bankbillets täglich zu erwarten stehe . Die nächsten Briefe aus der türkischen Hauptstadt werden hierüber wohl Gewißheit bringen .
Berryer über Thiers ' Ministerium .
Wir glauben aus der letzten Deputirtenverhandlung über die geheimen Fonds noch zwei Reden nachtragen zu müssen , welche den bedeutsamen Schlußpunkt des Ganzen bildeten – die Rede Berryers und die Antwort des neuen Conseilpräsidenten. Hr. Berryer sagte : „ Ich bitte die Redner vor mir um Verzeihung ; allein ich glaube nicht , daß bis jetzt die Discussion viel Licht über unsere Frage verbreitet hat ; ich glaube nicht , daß sie klar dargethan , wo jene Majorität , die man sucht , existirt , wie sie constituirt werden kann . Aus Allem , was man gesagt hat , zeigt sich mir kein sicheres Heilmittel wider das Uebel , auf das Jedermann hinweist , keines wider die Uebel , über die das Land klagt . Betrachtet man die Kammer seit mehreren Jahren , so schmerzt Jedermann die Lage , in der man das Parlament sieht . Diese aufeinanderfolgenden Krisen , diese unaufhörlichen Schiffbrüche aller Cabinette , diese Kämpfe im Innern der Kammer über Fragen , die oft schwer zu begreifen sind , und die man gewiß auswärts gar nicht begreift , die Präoccupationen der Kammer , vor denen die großen Interessen des Landes , Alles , was seine Industrie , seine großen Arbeiten , seinen Handel , den Fortschritt seines Geistes und seiner Einsicht berührt , weit in den Hintergrund treten – alle diese Erörterungen vermeidet man , und warum ? um ohne Unterlaß über die Sympathie oder die Antipathie zu sprechen , welche diese oder jene Ministerien einflößen , Ministerien , die man nicht einmal nach den Grundsätzen , die sie ins Werk zu setzen versucht hätten , zu bezeichnen vermag , sondern für die man nach Kalenderzahlen greifen muß , und die man nach der Reihe den 22 Febr . , den 6 Sept. , den 15 April , den 12 Mai benennt . ( Gelächter. ) Ich gestehe , daß ich die Bildung des Cabinets , das jetzt vor uns sitzt , für ein Ereigniß gehalten . Ich habe geglaubt , ein Cabinet , das seit 25 Jahren das erste ist , welches aus den Reihen der Opposition hervorgegangen , müsse eine neue Bahn eröffnen , es müsse uns sagen , wie Richelieu den Gesandten Europa's : die Politik ist geändert ! ( Bewegung. ) Ich bemerke diese neue Lage aber nicht in den Discussionen , denen sich zur Stunde noch der Hr. Minister des Innern hingegeben , und die der Präsident des Conseils gestern mit so bewundernswerthem Talent geschildert hat . Ich sehe in dem Plan , den man uns vorzeichnet , nichts , was anzeigte , daß hier ein Cabinet geboren ist , welches über ein lange Jahre befolgtes ministerielles System triumphirt und im Namen der Opposition , nach dem eigenen Bekenntniß des Chefs der Opposition , auf der Ministerbank Platz genommen hat . Meine Ungewißheit vermehrte sich noch , als ich Hrn. Barrot gehört , ihn , der sonst immer so klar spricht , weil er so redlich ist . ( Beifall. ) Es war mir unmöglich , in dem , was er gestern gesagt , die Motive seiner Unterstützung des Ministeriums zu erkennen . Wenn die Stellung eines neuen Cabinets dem Chef desselben nicht erlaubt , über alle Fragen , die das Land interessiren , in offene Erklärungen einzugehen , so begreife ich nicht , warum nicht wenigstens der Chef der Opposition einsah , es sey nothwendig , klar und offen seine Gründe darzulegen . Was kam in der That in dieser ganzen Discussion seit gestern vor , das nicht den Charakter persönlicher Fragen und Debatten gehabt hätte ? Der Minister des Innern hat , als er gestern die an das neue Ministerium gerichteten Einwürfe durchging , dieselben als rein persönliche Fragen behandelt . Der Ministerpräsident sagte : „ die Versöhnung liegt bereits in den Sachen , man braucht sie jetzt nur noch auf die Personen auszudehnen . “ Auf was hat endlich ein ehrenwerthes Mitglied , das stets in den Regionen der Intelligenz sich bewegt , auf was hat der ehrenwerthe Hr. v. Lamartine , als er gestern den Ministerpräsidenten angriff , seinen Angriff beschränkt ? Er kämpfte gegen das , was er die starke persönliche Stellung nennt , welche Hrn. Thiers die Popularität gebe , die er durch ein ungeheures Talent und durch die gewandten Anstrengungen der thätigsten und mächtigsten Organe der Presse erworben . Drehen sich denn wirklich in unserm Lande die Fragen nur um die Persönlichkeiten ? Wären wir in Frankreich wirklich in jener traurigen , verabscheuungswerthen Lage von Staaten , die in vollem Verfall begriffen sind ? Nein , dem ist nicht so . Aber es herrscht eine gewisse Schwäche bei der ganzen Discussion vor ; man schiebt alle diese persönlichen Fragen , alle die Namen , die gewisse Ideen vertheidigt haben , nur vor , weil man sie für einen Schleier hält , dicht genug , um den Stand der Dinge , der Grundsätze zu verhüllen , über die man sich nicht klar auszudrücken wagt . Man muß aber einmal deutlich reden . Ich werde mich dabei der größten Mäßigung befleißen . Jeder , der seit zehn Jahren die Stellung der Kammern aufmerksam beobachtet hat , muß eine tiefe Spaltung der Principien in der Deputirtenkammer wahrgenommen haben . Sprechen wir nicht von Ordnung , Freiheit , Versöhnung , Fortschritt – es ist dieß die Fahne aller Minister . Welcher böse Genius sollte mit unreiner und verfluchter Stimme sagen : ich liebe die Unordnung , ich hasse die Freiheit , ich verabscheue jeden Fortschritt ! Sprechen Sie dergleichen Worte nicht mehr aus ; sie machen zwar den Gesinnungen Aller Ehre , können aber Menschen nicht classificiren , die ein Herz im Busen tragen . ( Beifall. ) Seit zehn Jahren gibt es unter uns zwei genau geschiedene , von den Unterabtheilungen , mit denen sie überladen seyn mochten , unabhängige Parteien . Die eine will bei der Leitung und dem Gang der Angelegenheiten des Landes den Vorrang der parlamentarischen Gewalt , die andere den Vorrang der Gewalt der Krone . Schon 1834 sagte es meine ehrenwerther Freund Dupin : ein ehrenwerthes Cabinet kann nur gebildet werden , wenn der Führer desselben wirklicher Conseilpräsident ist . Seyen wir aufrichtig ; hierin liegt die ganze Meinungsspaltung . “ ( Lebhafte Reclamationen im rechten Centrum . ) General Bugeaud : „ Man will das Gleichgewicht der Gewalten ; den Vorrang keiner Gewalt . “ Hr . Berryer fortfahrend : „ Ist es in einer solchen Lage , welche die ganze Grundlage unserer Institutionen berührt , nicht offenbar , daß man , um eine starke , bleibende Majorität zu haben , offen und freimüthig für die eine oder die andere jener beiden Theorien sich erklären muß ? Hat dieß das Ministerium der Opposition , das neue Ministerium gethan ? Mir scheint nicht . Das Ministerium sagte durch den Mund seines Präsidenten und des Ministers des Innern : „ Wir stellen uns auf ein Zwischenterrain und erlassen von da einen Aufruf an die großen Massen der Kammer , zumeist an die , welche uns am nächsten stehen . “ Das heißt , das Ministerium wendet sich zunächst an die intermediären Fractionen , also an jene , deren Ueberzeugungen am schwächsten sind , die am wenigsten an ihren Theorien und Systemen hängen . Statt durch die Stärke seiner Principien , durch das Vertrauen , welches seine politischen Doctrinen einflößen können , Anhänger zu gewinnen , versetzt das Ministerium sich in die Nothwendigkeit , seine Principien zu modificiren , je nach der Zahl und der Qualität der Männer , welche auf seinen Aufruf hin sich ihm anschließen , sey 's von der Rechten oder der Linken . “
Sie wissen Alle , was die Coalition gewollt hat , die Coalition , an welcher ich so viel Theil genommen , als ich nehmen konnte . ( Gelächter. ) Ich trat in diese Coalition aus ganz einfachen Motiven . Ich glaubte , in ihr den Gedanken zu sehen , daß bei der Berathung aller ernsten Interessen Frankreichs , von denen vielleicht seine Zukunft , seine Macht , sein Einfluß abhängt , daß bei dieser Berathung Männer , die von sehr verschiedenen politischen Gesichtspunkten ausgehen , ihre redliche Einsicht und ihre treue Mitwirkung zum Wohl des Landes gemeinsam geltend machen könnten . Ich sah also in dem Gedanken der Coalition und in dem parlamentarischen Princip ein Mittel , das Interesse Frankreichs von jedem andern Interesse genau zu scheiden . Am Tage , wo die Revolution vollbracht worden , sind wir , ich und meine Freunde , mit unserm persönlichen Recht isolirt geblieben . Dieses Recht wurde aufrecht erhalten , wurde anerkannt ; wir wollten es ausüben ; wir kamen im Vertrauen auf die vom Land übernommene politische Verpflichtung , um in Ihrer Mitte über die Revolution , welche wir nicht gemacht hatten , zu berathen und unser Recht als Staatsbürger zu üben . Eine Gelegenheit zeigte sich , welche dieses Recht noch edler , noch würdevoller , noch wichtiger machen konnte ; ich ergriff diese Gelegenheit eifrig , und trat in eine Coalition , deren Princip die parlamentarische Regierung war . Wir erblickten hier ein ehrenvolles Terrain , auf welchem die , welche durch ihre Grundsätze fern gehalten wurden von jedem durch die Depositäre der Staatsgewalt ausgetheilten Amte , offen , loyal , ohne systematischen Oppositionsgeist über alle Interessen des Landes mit berathen konnten . Franzose , der ich bin , sah ich wohl , daß auch ihr Franzosen seyd ; ich fühlte an dem Schlag meiner Pulse , daß auch in euren Adern französisches Blut rolle ; ich erkannte , daß eure Herzen gleich dem meinigen sich höher hoben , wenn es die Ehre , die Würde , das Uebergewicht meines Vaterlandes galt ; da konnte ich keiner andern Meinung seyn als ihr , und ich habe es laut verkündigt . Aber denkt wohl daran , je ernster ihr die Lage nennt , desto weniger dürft ihr euch in eine ungewisse , verhüllte Stellung setzen , desto entschiedener müßt ihr euch waffnen mit euren Principien , desto offener sie aussprechen am Lichte des Tages . Ihr sprecht von materiellen Interessen und sagt , daß die Versöhnung bereits in den Sachen liege . Aber nur das Zuwarten liegt in den Sachen , nicht die Versöhnung . Es bedarf einer starken Hand , eines unabhängigen Ministeriums , um zum allgemeinen Wohl des Landes die großen materiellen Interessen , welche es spalten , die Interessen der Producenten und der Consumenten , des Mutterlandes und der Colonien , des Weins und des Eisens zu versöhnen . Um ein System inmitten eines Volkes festzustellen , welches so große Einsicht in seine Interessen hat , bedarf es eines großen Ansehens der Regierung , einer hohen politischen Stellung , einer festen und energischen Principienerklärung , nicht jener matten Versuche der Verführung , die nur vergebliche Ausrufe an Männer sind , welche nicht kommen wollen . Wenn ich von den auswärtigen Angelegenheiten , deren ernste , unermeßliche Wichtigkeit Sie selbst verkündet haben , sprechen und dabei nichts verheimlichen , die Dinge ohne Uebertreibung darstellen wollte , würden Sie , Herr Präsident des Conseils und Minister der auswärtigen Angelegenheiten , da nicht besonders heute das Bedürfniß einer Stärke , einer Macht , eines großen Gewichts fühlen , das auf einen legitimen Einfluß im Lande sich stützen könnte ? Dieß ist die Lage der Dinge , dieß die Stellung , für die ihr zu wirken habt , die ihr vertheidigen müßt . Minister , die ihr aus den Reihen der Opposition hervorgetreten , ihr dürft euch als Kinder der Revolution proclamiren , ihr dürft euch brüsten mit deren Stolz , ihr dürft vertrauen auf ihre Kraft ; aber ihr müßt ihre Schuld bezahlen . Die Revolution hat dem Land in der Entwicklung , in der Stärke ihrer Principien eine neue Macht versprochen , welche seinen Einfluß , seine Würde , seine Industrie , seine Verbindungen , seine wenigstens geistige Herrschaft in der Welt stärken und erhöhen solle . Die Revolution muß ihre Schuld bezahlen , und auf euch ruht diese Schuld . Die Principien , welche nach fünfzehn Jahren einer fortgesetzten Opposition gesiegt haben , diese Principien sind Verpflichtungen gegen das Land für die Dinge , die man ihm versprochen . Bewaffnet euch keck und muthig mit den Kräften , welche der Revolution eigen sind , die ihr vollbracht habt . Ihr seyd uns die Anwendung dieser Kräfte , die energische , offene , unverhüllte Anwendung schuldig ; ihr schuldet uns die ganze versprochene Stärke als Ersatz für die Stärke , die dem Lande genommen worden . “ ( Die Antwort des Conseilpräsidenten findet sich in der heutigen Zeitung . )
Die Vereinigungsbill für die Canadas .
( Beschluß . )
Lord J. Russell fuhr fort : „ Ich will keine Discussion über einen Punkt herbeiführen , der in Ober-Canada vor einiger Zeit so viele Aufregung veranlaßte : über die Frage der Verantwortlichkeit der Colonialgouverneure . Meine schon öfter ausgesprochene Meinung ist , die amtlichen Diener des Gouverneurs sollten genau derselben Verantwortlichkeit unterstellt seyn , wie die Minister im Mutterland ; hingegen finde ich es unbillig , wenn das Repräsentantenhaus einer Colonie den Gouverneur für Acte verantwortlich machen will , zu denen er die Ordres direct von der Krone erhält . An diese legislativen Einrichtungen sollen sich dann Municipalinstitute mit einer beschränkten Besteuerungsbefugniß anreihen , und zu diesem Behuf Ober-Canada , wo solche townships theilweise schon bestehen , in fünfzehn , Nieder-Canada etwa in 25 Localbezirke eingetheilt werden . “ In Bezug auf Auswanderung bemerkte der Minister : „ Sowohl in Ober- als in Nieder-Canada stehen der Einwanderung große Schwierigkeiten im Weg . Die Art , wie die Landtaxen aufgelegt werden und wie die Ländereienverkäufe in Ober-Canada zu geschehen pflegen , verlaßt viele aus England in Canada Eingewanderte , sogleich in die Vereinigten Staaten weiter zu ziehen , wo sie Taglöhner werden . Ein Heilmittel gegen dieses , dem Gedeihen der Colonie so hinderliche Uebel ist unerläßlich nöthig . Ich bin auch hinsichtlich Canada's entschieden für das System Hrn. Wakefields , das den Einwanderer in den Stand setzt , zu fixem Preis einen gewissen Flächenraum Landes zu erwerben , ohne auf den Auctionsmarkt zu gehen und hier mit Speculanten zu concurriren , welche bloß des Handels wegen , nicht zum Anbau , Land einzukaufen suchen . In Bezug auf die praktische Ausführung dieses Princips will ich zur Zeit nicht mehr sagen , da der Generalgouverneur eine eigene Depesche darüber einzusenden versprochen hat ; doch kann ich nicht umhin , schon jetzt meine Ueberzeugung auszusprechen , daß im Zustande Canada's eine große und segensreiche Umwandlung binnen wenigen Jahren zu erwarten steht , wenn wir dafür sorgen , daß die Verwaltung der Kronländereien offen und öffentlich durch kundige Beamte von erprobter Redlichkeit geführt werde . “ ( Hört ! ) Hr. Hume frägt , was hinsichtlich der parlamentarischen Wahlqualification in Canada beabsichtigt werde . Lord J. Russell antwortet , an dem Census für die Wähler solle nichts geändert , für die passitive Wahlberechtigung aber eine Qualification von 500 Pf.
Sterl . , nicht an jährlichem Einkommen , sondern an Grundeigenthum festgesetzt werden . “ Lord John berührte dann die schwierige Frage wegen der sogenannten Clergy reserves . ( So heißt das durch eine Parlamentsacte der Kirche statt der Zehnten reservirte Siebentel der Ländereien in Canada . ) Die Legislatur von Ober-Canada , bemerkte er , habe neuerlich eine Bill in dieser Sache angenommen , sie habe nicht dieses ganze reservirte Land der anglicanischen und schottischen Kirche , viel weniger der anglicanischen Kirche allein lassen wollen , sondern vorgeschlagen , die Hälfte desselben zwar den beiden Staatskirchen zu lassen , das Uebrige aber zum Nutzen der verschiedenen andern in der Colonie bestehenden christlichen Secten zu vertheilen . Abgesehen davon , ob er ( Russell ) eine solche Anordnung in abstracto gutgeheißen haben würde oder nicht , werde er , nun sie in der Gestalt einer Bill vorliege , ihr die königliche Genehmigung zu ertheilen rathen , zumal die Bevölkerung von Canada kaum zum vierten Theil der bischöflichen Kirche angehöre . ( Hört ! ) Das werde mächtig zur Wiederherstellung des Friedens und der Eintracht beitragen , da die Mißvergnügten Ober-Canada 's zu ihrer letzten Insurrection mehr durch die Aufregung über diese Sache , als durch den Wunsch einer Trennung vom Mutterland veranlaßt worden seyen ; denn die Abneigung gegen alle Arten von Staatskirchen sey jetzt über den ganzen amerikanischen Continent ebenso tief als allgemein verbreitet . „ Nicht jetzt , sagte Lord John , dürfen Sie mehr hoffen , ein Volk , das aus verschiedenen Secten besteht und an den Marken des amerikanischen Freistaats lebt , von den Verdiensten unserer englischen Staatskirche zu überzeugen . ( Hört ! ) Soll dennoch eine Staatskirche seyn , so muß , wie Pasley bemerkt hat , die Religion der Mehrzahl der Bewohner eines Landes dazu erhoben werden , oder der natürliche Zusammenhang der Dinge wird diese Aenderung herbeiführen . ( Hört ! ) Was vor 30 oder 40 Jahren möglich war , ist es heute nicht mehr : wir können den Canadiern keine Kirche aufzwingen . Ich sage das in dem aufrichtigen Wunsche , jene Colonie dem Mutterlande zu erhalten ; dazu ist aber nöthig , daß wir in einigen Punkten die Strenge unserer altenglischen Politik etwas modificiren . Hr. v. Tocqueville sagt in seinem werthvollen Buch über Amerika : „ Die politische Erziehung dieses Volks war schon vollendet , als es seinen Fuß auf die amerikanische Erde setzte . “ Gewiß ein stolzes Vaterlandsgefühl lag in Cicero's Ausruf : „ Civis romanus sum , “ aber so herrlich auch das Ansehen dieses Namens war , so dauerte es doch nur vorübergehend , nur so lange , als die römischen Legionen die Schrecken der herrschenden Roma über den Erdkreis trugen . Hingegen das Daseyn der Vereinigten Staaten bleibt ein ewiger Ruhm für England , das seine Söhne an jene Küsten mit Gesinnungen , Gefühlen und Lebensgewohnheiten hinüber sandte , die sie fähig machten , ihrerseits die Stammväter eines freien und mächtigen Volks zu werden . “ ( Hört ! ) Der Minister schloß mit dem Antrag auf Ermächtigung , eine auf den entwickelten Grundsätzen beruhende Bill einzubringen , welche eine gleiche Berücksichtigung der Interessen der Colonie und des Mutterlandes bezwecke . Hr. Hume entgegnete , der edle Lord habe viel Rühmens von den freien Institutionen gemacht , die er den Canadiern mit seiner Bill zudenke ; aber diese Freiheit sey nicht weit her , und er sey überzeugt , die neue Assembly werde nicht ein Jahr lang constituirt seyn , ohne ein weit größeres Maaß von Freiheit zu verlangen , wenn nicht Schlimmeres erfolge . Auch mit der Clergy-Reserves-Bill sey das Volk von Ober-Canada noch bei weitem nicht zufrieden gestellt . Gegen letztere sprach Sir R. Inglis im Interesse der Staatskirche ; auch Sir G. Grey meinte , die Reserves sollten unter die beiden Staatskirchen vertheilt , die kirchlichen Bedürfnisse der Diffenter aber anderweitig gedeckt werden . Sir R. Peel meinte , ohne vorhergehende genaue Kenntniß der canadischen Clergy-Reserves-Bill werde alle Discussion des vorliegenden Plans voreilig seyn . Lord J. Russell ward übrigens zur Einbringung seiner Bill ermächtigt , nachdem noch Obrist Sibthorp , ohne besonderes Gehör zu finden , über die großen Kosten der Generalstatthalterschaften , erst Lord Durhams , und nun Hrn. P. Thomsons , geklagt hatte .
Verhandlungen der badischen zweiten Kammer über das Strafgesetzbuch .
Karlsruhe , 27 März . ( Fortsetzung . ) Am 11 März begann die Discussion der einzelnen Paragraphen . Der I. Titel : „ von strafbaren Handlungen und den Personen , welche den Strafgesetzen unterworfen sind “ – gab nur in Bezug auf die Auslieferung fremder Verbrecher Anlaß zu umständlichen Erörterungen . Eine Minorität der Commission , insbesondere der Abg. v. Rotteck , welcher über die Titel I , II und IX Bericht erstattete , schlug eine Bestimmung vor , daß die Auslieferung nur bei den Verbrechen des Mordes , der vorsätzlichen Tödtung , der Brandstiftung , des Raubes , des gefährlichen Diebstahls , der Verfälschung ausländischer Münzen , Staatspapiere und Wechsel stattfinde , und zwar nur „ auf Requisition der ausländischen Behörden und nachgewiesene ( nach badischen Gesetzen die Verhaftnahme begründende ) Inzichten . “ Namentlich aber sollte wegen politischer Verbrechen in keinem Fall eine Auslieferung stattfinden . Auf die Einsprache der Regierungscommissäre , daß sich hierüber keine feste gesetzliche Regel aufstellen lasse , indem die Beziehungen zu dem auswärtigen Staat und verschiedene Umstände die Auslieferung in einem Falle nothwendig machen können , während sie in einem andern Fall aus eben solchen Rücksichten unnöthig oder selbst unzulässig erscheinen könne , daß aber Bestimmungen über die Auslieferung jedenfalls nicht in das Strafgesetzbuch , sondern eher in den Strafproceß sich eignen würden – wurde der Vorschlag von der Kammer abgelehnt . – Der IIte Titel handelt „ von den Strafen . “ Als peinliche Strafen führt der Entwurf auf : 1 ) Todesstrafe , 2 ) lebenslängliches Zuchthaus , 3 ) zeitliches Zuchthaus ( von 3 - 20 J. ) , 4 ) Dienstentsetzung . Bürgerliche Strafen sind 1 ) Arbeitshaus ( von 6 Monaten bis 6 J. ) , 2 ) Gefängnißstrafe , welche bis zu 8 Wochen im Amts gefängniß und von 4 Wochen bis zu 1 J. im Kreis gefängniß erstanden werden kann ; 3 ) Dienstentlassung ; 4 ) Entziehung eines selbstständigen Gewerbsbetriebs oder einer öffentlichen Berechtigung ; 5 ) Geldstrafen ; 6 ) Confiscation einzelner Gegenstände ; 7 ) gerichtl . Verweis . Die Hauptfrage bei den Strafarten war die Beibehaltung der Todes strafe . Der Abg. Zentner stellte den Antrag auf Verwerfung der Todesstrafe , welcher Antrag jedoch nach zweistündiger Discussion mit 37 gegen 18 Stimmen abgelehnt wurde . Merk , Izstein und Andere unterstützten den Antrag , wogegen derselbe von Welcker , Sander , Trefurt , und insbesondere vom Berichterstatter v. Rotteck , so wie von Staatsrath Jolly bekämpft wurde . Bemerkenswerth ist , daß die Rechtmäßigkeit der Todesstrafe an und für sich von keiner Seite bestritten wurde , sondern daß es sich nur um die Angemessenheit oder Nothwendigkeit derselben handelte . Nur die zwei Geistlichen Kunzer und Kröll erklärten dieselbe als unchristlich , da sie die Besserung des Verbrechers unmöglich mache , wogegen Sander und Trefurt eben in der Zerknirschung , vermöge welcher der Mörder
sich den Tod als die einzig mögliche Sühne selbst wünschen müsse , die wahre Besserung desselben fanden . Dem wichtigsten Einwand , daß nicht die Richtigkeit aller Urtheilssprüche verbürgt , und im Falle eines später entdeckten Irrthums bei vollzogener Todesstrafe das Uebel irreparabel sey , entgegnete v. Rotteck , daß auch eine erstandene Zuchthausstrafe nicht mehr zurückgenommen werden könne , und daß derjenige , der inzwischen im Zuchthaus starb , einen qualvollern Tod erlitten habe , als der andere auf dem Blutgerüste . Welcker fügte bei , es sey gewissermaßen eine sittlich nothwendige Bedingung des Staatsvertrags , daß jeder Einzelne , wie er für die Gesammtheit auf dem Schlachtfeld sterben müsse , so auch die Gefahr auf sich nehme , selbst schuldlos sein Leben aufzuopfern , wenn eine unglückliche Fügung von Umständen das Auge des irdischen Richters täusche , obschon alle bei menschlichen Einrichtungen mögliche Vorsicht gegen Irrthum angewendet worden . – In Bezug auf die Art der Hinrichtung schlug Knapp das Fallbeil vor , welcher Vorschlag auch , obschon Staatsrath Jolly sich ihm widersetzte , mit großer Stimmenmehrheit angenommen wurde . Bei der lebenslänglichen Zuchthausstrafe schlug die Commission einen Artikel ( § . 12a) vor , daß , wenn zwanzig Jahre erstanden sind , „ das Gericht , je nach dem bisherigen Betragen des Verurtheilten in der Strafanstalt , alsbald oder nach Ablauf einer weitern Frist seine Freilassung verfügen könne . “ Staatsrath Jolly widersetzte sich diesem Vorschlag , indem hier der Richter in das Begnadigungsrecht des Großherzogs eingreifen würde . v. Rotteck : die Freilassung nach zwanzig Jahren soll nicht von einer Begnadigung abhängen , sondern im Allgemeinen ( für den Fall des Wohlverhaltens ) schon zum voraus zugesichert seyn , um die Trostlosigkeit , die in einer lebenslänglichen Freiheitsberaubung liege , zu mildern . Staatsrath Bekk : gerade diese Trostlosigkeit , der erschreckliche Gedanke , das ganze Leben hindurch nicht mehr ( als etwa durch eine freie Begnadigung ) die Freiheit zu erlangen , sey beinahe das Einzige , worin sich die lebenslängliche von der zwanzigjährigen ( dem höchsten Maaße der zeitlichen ) Zuchthausstrafe unterscheide , indem ein Sträfling im Zuchthaus höchst selten länger als 20 Jahre lebe . Fiele nun durch die Zusicherung der Freilassung nach 20 Jahren die in dem Gedanken der Lebenslänglichkeit der Einsperrung liegende intensive Erschwerung hinweg , so wäre damit die nothwendige Mittelstufe zwischen einer 20jährigen Zuchthausstrafe und der Todesstrafe aufgehoben , also im Strafsystem ein zu großer Sprung gemacht , was nicht angehe . Der Commissionsantrag wurde hierauf von der Kammer abgelehnt . – Der §. 17 zählt die Ehren- und Dienstrechte auf , welche in Folge einer Verurtheilung zur Zuchthausstrafe verloren gehen . Dabei enthält nun der badische Entwurf das Singuläre , daß die Ehrenrechte ( mit Ausschluß der öffentlichen Aemter und Pensionen ) dem zur Zuchthausstrafe Verurtheilten wegen der mindern Schlechtigkeit seiner Gesinnung vorbehalten werden dürfen , während sie unter entgegengesetzten Voraussetzungen in gewissen Fällen auch gegen den nur zu bürgerlicher Arbeitshausstrafe Verurtheilten ausgesprochen werden dürfen . Diese Bestimmungen ( § . 18 und 40 ) beruhen auf der Betrachtung , daß die objective Größe einer Rechtsverletzung ( z. B. einer Tödtung im Affect ) die Erkennung der schweren Strafe des Zuchthauses erheischen könne , obschon der Thäter nach seiner Gesinnung nicht für ehrlos gelten könne , während umgekehrt auch bei geringern Verbrechen , bei welchen die Strafe des Arbeitshauses nicht überschritten werden dürfe , wegen der Schändlichkeit der That ( z. B. bei wiederholten Diebstählen von nur geringem Belange ) Infamie müsse eintreten können . Diese Bestimmungen wurden einstimmig angenommen . Sander bekämpfte die §§ . 27 und 42 , wornach der wegen Tödtung , mit Vorbedacht verübter Körperverletzung , wegen Raub , Wilderei , Diebstahl , Fälschung , Brandstiftung , Betrug oder gewerbsmäßiger Begünstigung von Verbrechen zu Zucht- oder Arbeitshausstrafe Verurtheilte , insofern er der öffentlichen Sicherheit besonders gefährlich erscheint , unter polizeiliche Aufsicht gestellt werden kann , mit der Wirkung , daß er seinen Heimathsort , oder seinen andern mit polizeilicher Aufsicht gewählten Aufenthaltsort ohne Erlaubniß des Ortsvorstands nicht über Nacht , und auf länger als acht Tage nur mit Genehmigung der Polizeibehörde verlassen darf , die Gerichts- und Polizeibehörden auch zu jeder Zeit in seiner Wohnung Haussuchung vornehmen können . Der Redner sucht unter Berufung auf die öffentliche Stimme in Frankreich die Nutzlosigkeit und Schädlichkeit dieses Instituts nachzuweisen , was Geheimerath Duttlinger widerlegt , indem er die Verschiedenheit sowohl der Bestimmungen des Entwurfs von jenen der französischen Gesetzgebung , als auch der sonstigen beiderseitigen Verhältnisse aufklärt . Sanders Antrag auf Streichung jener Artikel wurde hierauf verworfen . Eine weitere Debatte entstand bei den §§ . 50 und 51 , wornach Personen , für welche nach ihrer Bildungsstufe und sonstigen persönlichen Verhältnissen der Strafvollzug in der Gemeinschaft mit den übrigen Sträflingen eine unverhältnißmäßige Härte enthielte , in abgesonderten Räumen der Strafanstalt zu verwahren sind , oder die Strafe , insofern das Verbrechen nicht auf Eigennutz , noch sonst auf schändlicher Gesinnung beruht , in der Festung zu erstehen haben . Diese Bestimmungen wurden von Sander , Izstein und Kunzer , als der Rechtsgleichheit widerstrebend , bekämpft , dagegen von Welcker , Rotteck und Andern gerade im Interesse einer wahren , den Verhältnissen entsprechenden , Gleichheit vertheidigt , sofort mit Einschaltung der Worte : „ ohne Rücksicht auf den Stand oder Rang des Schuldigen , “ angenommen , indem nicht nur die geistige oder äußere , sondern hauptsächlich auch die moralische Bildung für jene Absonderung entscheidend sey . – Als Schärfungen der Freiheitsstrafen sind im §. 52 die einsame Einsperrung , der Dunkelarrest , die Hungerkost und im Zuchthaus außerdem die Anlegung von Ketten aufgenommen . Der Abg. Seramin trug darauf an , daß auch die im Jahr 1831 aufgehobene körperliche Züchtigung wieder aufgenommen werde . Beinahe einstimmig abgelehnt . Schaaff trug darauf an , das Krummschließen als Schärfung aufzunehmen , wie es beim Militär vorkomme . Ebenfalls abgelehnt . Nach §. 51 b. können Freiheitsstrafen in allen Fällen mit Schärfungen verbunden werden , wo dem Verbrechen Eigennutz oder sonst eine schändliche Gesinnung zu Grund liegt . Ein Antrag , die Verbrechen einzeln zu bezeichnen , bei welchen Schärfungen erkannt werden können , wurde zurückgewiesen , indem die Schändlichkeit der Gesinnung oder besondere Bosheit ( welcher Ausdruck in den Paragraph noch eingeschaltet wurde ) überhaupt das Kriterium seyn müsse , nach welchem im einzelnen Falle Schärfungen eintreten dürfen . Auf der Festung darf übrigens keine andere Schärfung , als die einsame Einsperrung zur Anwendung kommen , da in den Fällen , in welchen andere Schärfungen zu erkennen wären , nicht auf Festung erkannt werden soll . ( Fortsetzung folgt . )
Schluß-Beleuchtung des Aufsatzes „ Wiener Briefe “ in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung , Nr. 54 .
In Nr. 347 dieser Zeitung erschien ohne alle Veranlassung ein Aufsatz , welcher die Verwaltung des Hofburgtheaters ungerecht und ungegründet angriff , indem er die Behauptung aussprach : diese Bühne sey , besonders was das Repertoire betrifft , viel schlechter als ehedem bestellt , worauf in Nr. 12 eine ruhige , auf Beweise gestützte , von jeder Persönlichkeit entfernte , Erwiederung erfolgte .
Ohne nun die in jenem Aufsatze angeführten Thatsachen , nämlich : daß kein Stück von irgend einer Bedeutung , welches in früherer Zeit auf der Hofbühne war , davon entfernt wurde ; daß kein bedeutendes Stück weder vollkommener , oder nur so vollkommen wie jetzt besetzt war ; daß das Repertoire in seinem wesentlichen Bestandtheile aus den Werken der Classiker früherer , und der vorzüglichsten dramatischen Dichter neuerer Zeit bestehe ; daß in den letzten zwei Jahren mehrere classische Producte der Hofbühne neu einverleibt und viele neu in die Scene gesetzt wurden – ohne alle diese Thatsachen , welche hier allein entscheiden können , und die erwiesen worden sind , nur mit Einem Worte zu berühren , schlägt der Verfasser in einer Ehrensache der Kunst die Seitenwege der Persönlichkeit ein , und sucht , um die Freunde der Wahrheit sich nicht bekümmernd , die Feinde des Beleidigten auf seine Seite zu bringen . Dabei gibt er summarisch comparativ die Zahlen der in den Jahren 1823 bis 1839 auf der Hofbühne gegebenen französischen Vaudevilles zu Gunsten der Behauptung an , daß die Zahl nun größer sey als vordem .
Man könnte die Prüfung jener Angabe ersparen und entgegnen , daß sie nichts beweist , da sie die in Frage gestellten Jahre 1830 , 31 und 32 gar nicht berührt und dabei keine , in der Widerlegung des Angriffes vorkommenden , Thatsachen entkräftet . Was aber soll man dazu sagen , wenn man dem Verfasser , der dem Publicum kein X für ein U machen lassen will , und „ falsche Münze an den Zahltisch genagelt zu haben “ vorgibt , entgegnet : daß sämmtliche , von ihm angegebene Ziffern unrichtig sind ? Sollte er dieß in Abrede stellen , so wird ihm die genaueste Nachweisung mit Angabe der Titel der Uebersetzungen und des Tages , an dem sie gegeben wurden , öffentlich ertheilt werden .
Als Beweis diene nur einstweilen die Berichtigung der ersten und letzten comparativ angegebenen Zahlen , wo es statt :
1823 . - 36. 1833 . - 86.
1823 . - 57. 1833 . - 74.
und statt : 1829 . - 39. 1839 . - 99.
1829 . - 46. 1839 . - 75.
heißen muß . Dabei käme noch in Rücksicht des Repertoires zu bemerken , daß im ersten , als normal angeführten , Jahre 1823 : 17 mal Claurens „ Bräutigam von Mexico , “ – 6 mal das „ Hôtel von Wiburg , “ – 4 mal „ Adelheit von Italien , “ – 3 mal ein Werk von Spieß und mehrmal „ Bayard “ gegeben wurde , welches letztere Stück nur deßhalb berührt wird , weil der Verfasser darüber sich ereifert , daß die gegenwärtige Verwaltung „ Zeugs “ wie Bayard gibt , welcher im Sommer des vergangenen Jahres Einmal , und zwar im Nothfalle , gegeben wurde .
Im Jahre 1829 erschienen wieder , außer den französischen Uebersetzungen , „ der Bräutigam von Mexico , Hôtel von Wiburg , Erbvertrag u. dgl. zahlreich auf dem Repertoire . Diese Bemerkung kann übrigens durchaus nicht als Tadel gelten , sie soll nur anschaulich machen , daß die beste Direction , an Zeitverhältnisse , Krankheit der Schauspieler und dergleichen gebunden , Manches , was sie selbst als Lückenbüßer erkennt , nicht zu beseitigen vermag .
Dieser Brief könnte nun füglich mit der geschehenen Hinweisung auf unlängbare Daten schließen , wenn die merkwürdige Art jener Polemik nicht eine genauere Beleuchtung verdiente .
Von allen Kämpfen ist der der leichteste , wenn man mit einer Theater-Direction anbindet , deßhalb gehören solche Streite auch zu den täglichen Erscheinungen jeder Zeit . Aber gerade weil der Kampf so leicht war , mußte er mit größerem Tact , Ruhe und Sachkenntniß geführt werden , um ihm doch einige Bedeutung zu geben . Der Angreifer durfte keinen Groll zeigen , sich nicht in Widersprüche verwickeln , keine Unrichtigkeiten angeben ; er mußte ungefähr wie Müllner vorgehen , der ein Meister in solchen Kämpfen war . Wie aber geht er vor ? Er behauptet die Direction halte sich für beleidigt , daß sie an Schreyvogels Verdienste erinnert wird , und in der gedruckten Reclamation ist gerade das Gegentheil zu lesen . Er sagt , die im Jahre 1839 gegebenen Stücke zeigten von der erbärmlichsten Wahl , indeß darunter Stücke von Shakspeare , Goethe , Raupach , der Prinzessin Amalie vorkommen , und selbst die Lustspiele von Frau von Weissenthurn , Töpfer , Blum , nämlich : Alles aus Freundschaft , der reiche Mann , Ich bleibe ledig , die allgemeinste Theilnahme gefunden haben und auf den Repertoiren aller Hofbühnen sind . Er verwirft eine Bearbeitung des Faust , die nie statt gefunden hat , da in Goethe's Faust – ( bis nun eines der besuchtesten Repertoirstücke ) , – nur die Translocirung einer Scene vorkommt . Er will , daß zur Ehre der Kunst diese Bearbeitung der frühern weiche , und vergißt , daß beide Arbeiten von einer Feder herrühren . – Er will von Bearbeitungen classischer Stücke nichts wissen , und nimmt die „ Hamlets , “ wo die zum Verständniß des Ganzen nothwendigsten Scenen , wie z. B. die Todtengräberscene , weggelassen wurden , und die der „ Heinriche , “ wo aus zwei Theilen ein Theil gemacht wurde , in Schutz ; er erklärt in seinem frühern Aufsatze : das Burgtheater sey noch seines alten Ruhmes würdig , und in diesem , in komischem Widerspruche mit sich selbst : es sey desselben nicht würdig ; er bezieht sich auf einen zu seinen Gunsten geschrieben seyn sollenden Aufsatz in der Preußischen Staatszeitung , indeß derselbe , aus wenigen Zeilen bestehend , zugleich die Hoftheater Direction in Schutz nimmt . Bei solchen Behauptungen kann sogar der Mangel logischer Verbindung , wie z. B. in der Stelle : „ Molly fand in der Darstellung Beifall ; diesem Stücke folgte ein Trauerspiel : „ ein weibliches Herz , das gleichfalls mißfiel , “ kaum in die Rechnung kommen .
Er spricht beständig von Schreyvogel , als dem alleinigen Leiter der Hofbühne , was er nie gewesen . Warum verschweigt er das Verhältniß zu seinem Chef , der , durch die klarste , vollendetste Kunstkenntniß und durch energisches Bestimmen gleich anerkannt , als der eigentliche Gründer der bessern Periode des Burgtheaters erscheint und sich Schreyvogels nur consultativ bediente . Die Pietät für die Verstorbenen ist keine schickliche Maske für den Haß gegen die Lebenden .
Er erhitzt sich über das Vorhandenseyn französischer Uebersetzungen , und beweist damit nur den Mangel seiner Sach- und Terrain-Kenntniß . Es liegt am Tage , daß es am besten wäre , wenn auf der Hofbühne nur Original-Werke , und darunter möglichst classische Productionen gegeben würden ; dazu gehört aber bei einer Bühne , die täglich recitirende Schauspiele geben muß , und dabei , ungeachtet eines bestimmten Zuschusses durch die Großmuth des Hofes , bei den bedeutenden Auslagen und den Anforderungen des Publicums gar sehr an die Einnahme der Casse gewiesen ist , eine gehörige Menge productiver classischer Dichter , die für den Wechsel sorgen , eine große Anzahl erster Schauspieler , damit keiner übermäßig angestrengt werde und durch Krankheiten keine Störung erfolge , ein Publicum , welches an nichts als an classischen Productionen Gefallen findet , und noch andere Kleinigkeiten . Daß aber bei diesen Verhältnissen jede Hofbühne mitunter zu französischen Uebersetzungen ihre Zuflucht nehmen muß , geht daraus hervor , daß die Dichter aller andern Nationen , die deutsche mit eingeschlossen , nicht genug productiv sind , das heißt : productiv in theatralisch Brauchbarem . Es erscheinen jährlich wohl bessere deutsche als französische Dramen , aber sie sind nicht bühnenwirksam . Wie bedeutend übrigens jene Uebersetzungen von Original-Arbeiten auf dem Burgtheater überragt werden , geht daraus hervor , daß selbst nach der Angabe des Verfassers in sieben Jahren nur an 642 Abenden französische Uebersetzungen gegeben wurden , indessen man in jenem Zeitraume an mehr als 2200 Abenden spielte . Indessen mag jener Zorn gegen französische Uebersetzungen immer noch hingehen , er wäre nur dann etwa eben so abgeschmackt als possierlich , wenn das Publicum in dem Hrn. Verfasser selbst einen fruchtbaren Bearbeiter französischer Vaudevilles zu verehren hätte . * ) Die Redaction versteht diese persönliche Anspielung nicht , die auf irriger Fährte zu seyn scheint .
Er belegt Leistungen , welche Publicum und Kritik einstimmig als bedeutend anerkennen , mit den gemeinen Schmähungen : „ jämmerlich , – Zeugs , – elend – hirnverbrannt ! “ Ist er denn wirklich der Meinung , daß jene guten Leistungen dadurch zu schlechten werden ? daß sich irgend ein gebildeter Mensch dadurch imponiren , oder seine Ansicht irre leiten läßt ? oder
gehören jene Ausdrücke zu dem , vom Verfasser gerühmten , Tone der guten Gesellschaft ?
Um noch einmal auf die Veranlassung des Angriffes zurück zu kommen , muß darauf aufmerksam gemacht werden , daß der Verfasser , der sich nun so gern davon rein waschen möchte , den ersten Stein auf die Verwaltung des Hofburgtheaters geworfen , und damit ein , bis nun in seiner Ehrwürdigkeit unbefleckt gebliebenes , Institut zu verunglimpfen versucht hat . Er mußte voraussehen , daß keine ehrliebende Verwaltung einen solchen Angriff ohne Erwiederung lassen konnte , oder ihn selbst für ganz unbedeutend gehalten haben . Und was soll jener Angriff beweisen ? – Fehlt ein früher da gewesenes gutes Stück ? – wie heißt es ? – Fehlt ein in neuerer Zeit erschienenes , bedeutendes , zulässiges Werk ? – wie heißt es ? – War die Theilnahme des Publicums im Burgtheater zu irgend einer Zeit in höherem Grade lebhaft , als sie gegenwärtig es ist ? – zu welcher ? – Ist der Schauspieler-Verein des Burgtheaters nicht einer der besten in Deutschland ? – Oder galt es vielleicht , den Dünkel der Direction in seine Schranken zu weisen ? Sie hat , meines Wissens , nirgends die Meinung ausgesprochen , daß sie die einzig vollkommene , die beste sey . – Wo liegt also ein vernünftiger Grund zum Tadel ?
Die absolute Vollkommenheit einer Theater-Direction gehört , wie alles Absolute im Leben , in das Reich des Unmöglichen . Eine Theater-Direction kann eben so wenig immer am besten wirken , als sie es allen Leuten recht machen kann . Sie gibt Stücke neuerer Zeit , welche allgemein gefallen , und die Widersacher sagen : sie seyen nicht würdig einer Hofbühne , die nur das Classische geben soll . – Sie gibt classische Werke , und das Publicum verlangt Novitäten . Man wählt die besten , und – das Publicum zischt sie aus . Die Casse verlangt die Wiederholung von Zugstücken , der Abonnent nicht . Man braucht daher nichts weiter als zu opponiren , und man wird zahlreiche Anhänger finden ; dafür wird aber der billig Denkende und besser Gesinnte , dem die Ehre eines National-Instituts am Herzen liegt , sich mit Widerwillen von der ungerechten Verunglimpfung desselben abwenden .
Was die vom Verfasser schließlich angeführten Verse eines deutschen Dichters betrifft , so kann man sie mit folgenden Worten eines andern erwiedern :
„ Zur Hervorbringung und zum Schutze des Bedeutenden gehören tausend Kräfte ;
„Zum Angriffe dagegen gehört nichts als eine dreiste Stirne . “
[ 1205 ]
Todes-Anzeige .
Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen , unsern innigst geliebten Gatten , Vater und Schwiegervater :
M. Johann Philipp Beck ,
königl. Dekan und Districts-Schulinspector zu Nördlingen , aus diesem Leben in ein besseres abzurufen .
Nach 27jährigem , rastlosem Wirken , als Dekan und Hauptprediger der Nördlinger Gemeinde , ist derselbe , nachdem er ein 12monatliches Leiden mit christlicher Geduld ertragen , an einer Herzkrankheit und Lungenlähmung , im 74sten Lebensjahre , heute Nachmittag um 2 1/2 Uhr sanft entschlafen . Gottes Friede sey mit seiner Asche !
Mit der Bitte um stille Theilnahme bringen mit blutendem Herzen ihren entfernten Freunden und Bekannten diese Trauerkunde die tief betrübten Hinterbliebenen .
Nördlingen , Neunburg und Stuttgart , den 30 März 1840 .
Katharina Beck , geb. Kleiber , als Gattin .
Ernst Beck , Particulier ,
Lisette Wiedenmann ,
als Kinder .
Maria Beck , geb. Barrot , als Schwiegertochter .
Ernst Wiedenmann , k. b. Rentbeamte ,
Emanuel Osiander , k. w. Oberzollverwalter ,
als Schwiegersöhne .
[ 1197 ]
Todes-Anzeige .
Den vielen auswärtigen Freunden und Bekannten unsers Gatten und Vaters ,
Hofraths Christian Binder ,
geben wir die schmerzliche Nachricht , daß derselbe gestern Nachts unerwartet schnell an einem Herzschlag verschieden ist , nachdem ihm neun Tage zuvor sein jüngster Sohn Karl , Med. Cand. in Folge langjähriger Lungenleiden im Tode vorangegangen .
Stuttgart , den 27 März 1840 .
Die Hinterbliebenen .
[ 1195 ]
Todes-Anzeige .
Am 29 März starb meine innigst geliebte Gattin
Antonia , geborne Spindler ,
im 34sten Lebensjahre , fromm und Gott ergeben , wie sie lebte . Diese Trauerkunde meinen auswärtigen Freunden und Bekannten widmend , empfehle ich mich mit meinen vier unmündigen Kindern Ihrem ferneren Wohlwollen .
Neuburg a. d. D. , den 29 März 1840 .
Dr. Max. Fuchs .
[ 1120- 21 ]
Bekanntmachung .
Die Manuscripte , Münzen , Handzeichnungen und die Bibliothek des Pfarrers und Akademikers Stark werden künftigen
Dienstag den 7 April ,
Vormittags 9-12 Uhr und Nachmittags 3-6 Uhr , und die folgenden Tage in dessen Behausung , Landwehrstraße Nr. 9 über eine Stiege , gegen sogleich baare Bezahlung an die Meistbietenden versteigert .
Den 24 März 1840 .
Königl . Kreis- und Stadtgericht München .
Graf v. Lerchenfeld , Dir .
Kelling .
[ 1146 ]
Edictal-Ladung .
Jakob Pummer , Ausnahmsschmidt von Kirchroth , ist mit Hinterlassung eines Testamentes gestorben und haben die Intestaterben mit den Testamentserben das Testament anerkannt , jedoch haben sich die Testamentserben verbindlich gemacht , nach Flüssigmachung ihres Vermögens 25 fl. an jeden der Intestaterbstämme hinauszuzahlen .
Nach dem Inventar beträgt das Vermögen circa 2862 fl . 42 kr .
Da nun der Aufenthalt des am 17 April 1756 gebornen Johann Georg Pummer , der nach Wien gezogen seyn soll , so wenig als der seiner etwaigen Leibeserben bisher ermittelt werden konnte , so wird Johann Georg Pummer oder dessen etwaige Leibeserben aufgefordert , innerhalb drei Monaten , und längstens bis
Dienstag den 7 Julius l. J. ,
Nachricht von sich zu geben , und etwaige Ansprüche an die Masse geltend zu machen , ansonst das Testament als anerkannt erachtet und bei der Auseinandersetzung der Verlassenschaft keine Rücksicht auf sie genommen wird .
Wörth , den 26 März 1840 .
Fürstlich Thurn und Taxis'sches Herrschaftsgericht Wörth .
Herwig .
[ 1013- 15 ]
Preisermäßigung von Schulbüchern .
Adamantio's Korais , politische Ermahnungen an die Griechen . Griechisch mit Uebersetzung von J. K. v. Orelli. 1823 . 8. 54 kr .
Aeschinis oratoris opera graece ad fidem cod. manuscript . recogn . animadv. illust. J. H. Bremius. 2 vol . 8. maj 1823-1824. 3 fl. 9 kr .
Cicero , M. T. , von den Pflichten ; aus der Urschrift übersetzt , mit philologisch-kritischen Anmerkungen von J. J. Hottinger . 8. Zweite Auflage. 1820 . 1 fl. 48 kr .
Cornelius Nepos de vita excellentium imperatorum . Mit Anmerkungen von J. H. Bremi. gr. 8. 4te Aufl. 1827 . 1 fl .
Demosthenis oratio adversus Leptinem c. scholiis et commentar . perpet . Acced . Aelii Aristidis declamationes duae ejusdem causae . Edit . Wolfianam repet. cur. et auxit J. H. Bremi . 2 fl. 42 kr .
Suetonii , C. T. , vitae XII imperatorum . Erläutert von J. H. Bremi . Zweite Auflage . 1820. gr. 8. 2 fl. 42 kr .
Zürich , im März 1840 .
Meyer & Zeller ,
( ehedem Ziegler und Söhne . )
[ 1039 ]
Im Verlage von Huber & Comp. in St. Gallen und Bern ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Des Sergeanten J. G. Fäßler Militär Schicksale und Reise nach Griechenland , Aegypten und dem gelobten Lande . Von ihm selbst erzählt . geh. 2 fl. 24 kr .
Die Einfachheit und Wahrheit der Erzählung , der gemüthliche , heitere Sinn , der dem Verfasser in seinem wechselvollen Leben stets treu blieb und die überall sich aussprechende , derbe Biederkeit des Charakters , werden Jedermann Interesse einflößen und das Buch zu einer angenehmen , empfehlenswerthen Lecture machen .
Vernateken , F. Th. , deutsche Beispiel-Grammatik , oder ausgewählter , syntaktisch geordneter Stoff zu Denk- und Sprachübungen. geh. 48 kr .
– – über den Zweck und Gebrauch der „ Beispiel-Grammatik . “ Nebst Andeutungen über die logische u. grammatisch-stylistische Zergliederung der Mustersätze. geh. 24 kr .
[758- 60 ]
In der Karl Haas'schen Buchhandlung in Wien ( Tuchlauben Nr. 561 ) ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Erhöre uns Gott !
Ein vollständiges Gebet- und Erbauungsbuch für gebildete katholische Christen . Zur Kirchen- und Hausandacht fürs ganze Jahr .
Vom Pfarrer J. H. Hauser .
Mit vier schönen Kupfern .
12. in Umschlag geheftet 1 Rthlr. 20 gr. oder 2 fl. 48 kr. Conv. Münze .
Christliches Festgeschenk .
Eine Mitgabe für das ganze Leben . Gebildeten Jünglingen und Jungfrauen gewidmet von J. P. Silbert .
gr. 12. mit einem prachtvollen Titelkupfer und Vignette , Druckvelin geheftet 1 Rthlr . oder 1 fl. 20 kr. Conv. Münze .
Stunden der Andacht
für katholische Christen , oder das evangelische Jahr in 365 Betrachtungen . Nach der Concordanz aller vier Evangelien bearbeitet von
J. P. Silbert .
gr. 8. 3 Rthlr. 16 gr. oder 4 fl. Conv. Münze .
Von demselben Verfasser sind ferner erschienen :
Dom heiliger Sänger , oder fromme Gesänge der Vorzeit , aus verschiedenen Sprachen übersetzt und bearbeitet . Mit Vorrede von Fr. v. Schlegel . Neue Ausgabe mit Kupfer . 8. 835 , brosch. 1 Rthlr . oder 1 fl. 12 kr. C. M.
Denis Unterredungen , 8. 21 gr. oder 1 fl. C. M.
Denkmale , 3 Bde 8. 2 Rthlr. 12 gr. oder 3 fl. C. M.
Der Frauenspiegel , aufgestellt in einer Reihe Biographien gottseliger Personen aus dem Frauengeschlechte . 16 gr. oder 1 fl. C. M.
Lichtpunkte aus der hellen Kammer eines christlichen Denkers. 2 Bdchn. 12. brosch. 1 Rthlr . oder 1 fl. 12 kr. C. M.
Begleiter auf dem Tugendwege . Zweite , mit Meßgebeten und 1 Kupfr . vermehrte Auflage . 12. geb. 8 gr. od. 20 kr. C. M.
Emanuel , ein Adventbuch . Aus kirchlichen Schriftstellern , vorzüglich aus dem heiligen Bernhard übersetzt und geordnet . 8. 820. Postp. brosch. 16 gr. oder 48 kr. Conv. Münze .
Geheiliget werde Dein Name ! Ein katholisches Gebet- und Andachtsbuch zur kirchlichen und häuslichen Erbauung . Mit einem Fest- und Heiligen-Kalender und Anhang der eingeführten Kirchenlieder . Dritte Auflage Mit 5 schönen Stahlstichen . 18. Druckpap. 1 Rthlr . oder 1 fl. 20 kr. C. M.
Der goldene Weihrauchaltar oder Gebete der Heiligen Gottes . Ein katholisches Gebet- und Andachtsbuch . 2te vermehrte Auflage . Mit einem prächtigen Stahlstich und 6 schönen Kupfern , Portraits von Heiligen und gestochenem Titel . 18. Druckpap. 1 Rthlr . oder 1 fl. 24 kr. Conv. Münze .
[ 1087- 88 ]
Jeder Stahlstich zu 3 Kreuzer = 11/12 Sgr = 3/4 gGr. preuß .
Goethe-Galerie .
Stahlstiche zu Goethe's Meisterwerken
nach Zeichnungen von Julius Nisle .
Prospectus .
Kein Dichter ist , so wie Goethe , der Kunst verwandt . Es hieße sich an der deutschen Nation und an den Manen des größten Dichters unsers Jahrhunderts versündigen , wollten wir erst auf die Fülle herrlicher Bilderreihen aufmerksam machen , zu deren Erschaffung der Künstler aus dem unerschöpflichen Borne der Meisterwerke Goethe's den Stoff zu schöpfen hat . Die Idee der Herausgabe einer „ Goethe-Galerie “ kann sich von dieser Seite wohl nur des ungetheiltesten Beifalls unter allen Ständen der deutschen Nation erfreuen , deren großen Dichter sie zu verherrlichen bestimmt ist , und es kommt daher nur in Betracht , inwiefern der Künstler den Geist desselben , durch den Griffel verkörpert , würdig wiederzugeben im Stande ist . Sollten nicht schon Hrn . Julius Nisle's bisherige Leistungen , seine Zeichnungen zu Hebels allemannischen , zu Uhlands Gedichten und zu Schillers Werken , welche sowohl durch die Zeitschrift Europa , als durch Einzelausgaben dem Publicum bekannt geworden sind , genügen , die schönsten Erwartungen von dem Unternehmen zu rechtfertigen , so hat er sich selbst das beredteste Zeugniß für seinen Beruf durch die vorliegenden Blätter der Goethe-Galerie ausgestellt . Der Beschauer derselben , von der meisterhaften Conception hingerissen , wird jedes empfehlende Wort hier überflüssig erachten ;
so wie auch nicht minder die außerordentliche Sauberkeit und Klarheit des Stichs alle Ansprüche befriedigen werden , sind diese anziehenden Darstellungen sich selbst die beste Empfehlung .
Somit glauben wir uns nicht zu irren , wenn wir allen Freunden der unvergleichlichen Dichtungen Goethe's eine willkommene Gabe bieten ; groß ist die Zahl seiner Verehrer unter allen Ständen , und wen das Beste erfreuen mochte , der wird auch nicht gerne unsere Goethe-Galerie entbehren . Daß ihr Besitz allen Vermögens-Classen möglich werde , dazu haben wir durch höchste Wohlfeilheit des Preises beigetragen , indem wir denselben auf nur
3 Kreuzer = 11/12 Sgr. = 3/4 gGr. preuß.
per Blatt für die Abnehmer der ganzen Sammlung festgesetzt haben – ein Preis , für welchen das Unglaubliche geleistet wird , aber auch in gewisser Voraussicht eines außerordentlich großen Absatzes nur geleistet werden kann .
Für die Abnehmer einzelner Serien , z. B. zu den Gedichten , zum Faust u. s. w. , von welchen wir später Einzel-Ausgaben veranstalten werden , wird der Preis um den dritten Theil erhöht , also zu 4 Kreuzer = 1 1/4 Sgr. = 1 gGr. preuß. per Blatt berechnet werden , welcher Preis auch nach Vollendung des Ganzen eintreten wird .
Ein Portrait Goethe's , das einzige , welches von ihm aus seinem jüngern Mannesalter , dem Alter der schaffenden Kraft , vorhanden ist , und somit ein überwiegendes Interesse über alle vorhandenen Portraits des Greises Goethe hat , gemalt von May im Jahr 1779 , wird die Goethe-Galerie in höchst vollendetem Stahlstiche schmücken , und mit 12 Kreuzern = 3 3/4 Sgr. = 3 gGr. preuß. berechnet werden .
Mit den Vorbereitungen zu unserem Unternehmen schon seit längerer Zeit beschäftigt , können wir im Laufe dieses Jahres das Erscheinen von ungefähr einhundert Stahlstichen in Aussicht stellen , welche zusammen nur 5 fl. oder 3 1/8 Thlr. preuß. kosten werden und in Heften zu 12 Blättern in passenden Zwischenräumen aufeinander folgen sollen .
Stuttgart , im März 1840 .
Literatur-Comptoir .
Im Laufe des Jahres 1840 erscheinen ungefähr 100 Stahlstiche , .... zusammen für 5 fl. oder 3 1/8 Thlr. preuß .
[787- 89 ]
Bekanntmachung .
Die Restaurationswirthschaft nebst Conditorei – vereinigt oder getrennt – auf dem herzogl. großen Restaurationsgebäude an den Eisenbahnhöfen bei Cöthen , da , wo die Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger mit der Berlin-Sächsischen Eisenbahn zusammentrifft und ein doppelter Stationspunkt stattfindet , soll an den Meist- und Bestbietenden auf ein oder mehrere Jahre nach Wahl und Eigenschaft der Pächter verpachtet werden , und ist dazu
der 16 Mai , Vormittags 10 Uhr ,
von der unterzeichneten Commission auf dem Locale der herzogl. Rentkammer terminlich anberaumt worden .
Die Pachtbedingungen können schon sechs Wochen vor dem Termin ebendaselbst eingesehen , auch gegen Erlegung der Copialien portofrei erbeten werden , und wird hier nur bemerkt : daß Pächter eine angemessene Caution zu stellen , und sich über seine Vermögensverhältnisse und sonstige Qualification durch genügende Atteste auszuweisen hat , dergleichen , daß außer dem , als eisern zu übergebenden beweglichen Inventarium von dem Wirthe bei Großartigkeit der Unternehmung noch ein bedeutendes Inventarium an Utensilien und Vorräthen zu beschaffen ist .
Cöthen , den 28 Februar 1840 .
Herzogl . Immediat-Eisenbahn-Commission .
A. v. Behr . Estätsch . Ulbricht .
[ 1133 ]
Wein-Versteigerung .
Durch den Tod meines sel . Mannes veranlaßt , bin ich gesonnen , mein Weinlager , welches aus größtentheils selbst gezogenen , ganz rein gehaltenen Weinen besteht , öffentlich zu versteigern , und lade Kauflustige hierzu ergebenst ein .
Die Bedingungen werden am Tage der Versteigerung veröffentlicht , welche
Montag den 27 April , früh 9 Uhr ,
im ersten Keller , der sich im Gasthaus zur Reichskrone , Königsstraße L. Nr. 80 befindet , beginnt , und die darauffolgenden Tage fortgesetzt wird . – Nürnberg , im März 1840 .
A. M. Huber , Weinhändlers-Wittwe .
[ 1158 ]
Bei Orell , Füßli & Comp. in Zürich ist so eben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Geologische Skizze der Umgebungen von Baden im Aargau .
Von Albert Mousson .
Mit vier Erklärungstafeln und einer illuminirten Karte von Badens Umgebungen .
gr. 8. brosch. 1 Rthlr . 8 gr. od. 2 fl .
[ 1057- 59 ]
Für Eisenbahnunternehmungen .
Ein Ingenieur , welcher durch mehrere Jahre im Dienste einer der größten Eisenbahnen stand , mit dem Entwurfe , dem Baue , vorzüglich aber mit der Organisation , Administration , dem Betriebe und den Maschinen derselben vollkommen vertraut ist , und sich auch hinreichende Kenntniß in der Fabrication des Eisens erwarb , bietet hiemit den verehrlichen Eisenbahngesellschaften seine Dienste an und würde besonders neuentstehenden Eisenbahnunternehmungen sehr nützlich seyn .
Schriftliche portofreie Mittheilungen beliebe man unter der Adresse M. G. Bauer dem Bücherverlag des Hrn. Anton Mausberger in Wien ( Stadt , Schulenstraße ) zuzusenden .
[ 1169 ]
Verkauf einer Weincultur .
In der Hauptstadt Ofen in Ungarn ist eine Weinculturwirthschaft , welche mit einem Individuum betrieben wird , zu verkaufen ; besteht in Weingärten , welche in sechsjährigem Durchschnitt alljährlich sechstausend Eimer 5/6 Theil weißen , 1/6 Theil rothen Wein geliefert , welcher Wein im sechsjährigen Durchschnittspreis zu drei Gulden C. M. verkauft wurde . Dazu gehörig ein Haus in Ofen unweit der Donaubrücke nach Pesth , alle benöthigten Requisiten , Pressen und Preßgeschirre , mit hinlänglichen Kellern und sechzehntausend Eimern-Fässer . meistens von fünfzig- und hunderteimeriger Gattung , wie auch ein viertausend Eimer großes Marmorsteinfaß sammt einem kleineren Marmorsteinfaß von dreihundert Eimern Größe .
Die alljährlichen und ganzjährigen Wein-Erzeugungs-Ausgaben in sechsjährigem Durchschnitt belaufen sich auf zweitausend Gulden Conv. Münze .
Der Verkaufspreis ist das Capital von acht Proc . reinem Erträgniß , die Zahlung des Capitals hat binnen sechs Jahren theilweise zu geschehen . Auskunft gibt der Eigenthümer in Ofen , Attila-Gasse Nr. 727.
[ 1176 ]
Vacante Stelle .
Für eine kürzlich eingerichtete mechanische Papierfabrik , welche fortwährend drei Maschinen beschäftigt , wird ein Fabriksdirector gesucht , welchem die technische Leitung des Geschäftes anvertraut werden soll . Derselbe muß alle Theile der Papierfabrication und vorzüglich die feiner Post- und Zeichenpapiere gründlich verstehen , und sich über seine bisherige Verwendung durch genügende Zeugnisse ausweisen können ; dagegen wird ihm nicht nur eine angenehme geschäftliche Stellung , sondern auch ein bedeutender Gehalt und , falls er den an ihn gemachten Anforderungen entspricht , ein dauerndes Engagement zugesichert .
Dießfällige Anträge , welchen auch die nöthigen Bemerkungen rücksichtlich der bisherigen Leistungen beigefügt seyn müssen , und bis wann der Eintritt in das neue Engagement erfolgen könnte , sind unter Bezeichnung S. in W. an Hrn. C. G. Ottens , Spediteur in Leipzig , baldmöglichst zu richten .