Augsburger Allgemeine Zeitung .
Mit allerhöchsten Privilegien .
Montag
Nr. 139.
18 Mai 1840 .
Vereinigte Staaten von Nordamerika .
( Advertiser . ) Nach Zeitungen und Briefen aus New-York ( bis zum 14 April ) sind die beiden Hauptangelegenheiten , die im politischen Leben Amerika's gegenwärtig Epoche machen , erstens der Verlauf der Municipalwahlen und zweitens eine Verhandlung im Congreß über die Gränzfrage . Hinsichtlich des erstern , so entwickelt sich bei diesen Localwahlen eine immer günstigere Stimmung für General Harrison als künftigen Präsidenten , während die Wahl Van Burens dagegen immer weniger wahrscheinlich wird : und diese Hinneigung der Wähler zu jenem neuen zu wählenden Präsidenten ist in diesem Augenblick für die Handelsinteressen von so größerer Wichtigkeit , als die Person Van Burens gewissermaßen das System des zu beschränkenden Papierumlaufes vertritt , die General Harrisons aber das einer mehr liberalen Unterstützung der Banken . Hinsichtlich der Congreßverhandlung über die Gränzstreitigkeiten mit England , so zeigt diese eine im Ganzen wenig kriegerische Stimmung des Congresses , und die Geneigtheit , daß man die Entscheidung der verschiedenen Fragen , anstatt den Waffen , vielmehr dem Ausspruch einer dritten Macht überlassen möge . Der Antrag der HH . Hand und Wise , daß dem Kriegssecretär ein Bericht abverlangt werden solle über den Vertheidigungszustand des Landes , wurde auf die Bemerkung des Hrn. Adams , daß für viele Jahre mit Großbritannien kein Krieg zu befürchten stehe , einstweilen fallen gelassen ; und Hr. Thompson schloß die Verhandlung mit dem Ausspruche : „ wenn wir Krieg haben sollen , können wir uns nicht stark genug , wenn wir keinen haben sollen , nicht wenig genug rüsten . “
Portugal .
Der Standard berichtet Folgendes : Nach Briefen aus Lissabon ( bis zum 4 Mai ) scheint das portugiesische Cabinet wenig geneigt , sich dem von Lord Howard de Walden eingereichten Ultimatum ( hinsichtlich der brittischen Forderungen ) zu fügen . Zwar versichert ein Lissaboner Correspondent der Post das Gegentheil , nämlich daß die meisten der von Lord Palmerston gestellten Bedingungen ohne Zweifel angenommen werden würden ; unser Correspondent dagegen sieht das Nicht-Annehmen derselben als fast gewiß an , und gibt bereits mehrere Vermuthungen , welche Besitzungen Portugals England , bis zu Befriedigung seiner Ansprüche , am besten in Beschlag nehmen könnte . Alle brittischen Einwohner Portugals befinden sich , wie er erzählt , in großer Angst , weil sie den baldigen offenen Ausbruch von Feindseligkeiten voraussehen , und von dem wüthenden Haß der Menge das Schlimmste zu befürchten haben . Noch erzählt er uns folgenden Zug aus der Geschichte der Ueberreichung des Ultimatums . Als Lord Howard selbiges , mit mündlicher Erinnerung an die darin gestellte 14tägige Frist , dem Grafen Villa Real übergeben hatte , zog dieser seine Uhr heraus und fragte : „ Bitte , Mylord , 14 Tage und wie viel Minuten ? “ – Nach dem Lissaboner Correspondenten des Morning Chronicle ( 11 Mai ) hegt besonders der Finanzminister , Florido , feindliche Gesinnungen gegen England .
Französische Blätter melden , auf Lissaboner Briefe vom 29 April sich berufend , den Tod des Generals Cordova . Er habe sechs bis sieben Tage sich geweigert , die geringste Nahrung zu sich zu nehmen . Er soll seiner ihn überlebenden Mutter ein großes Vermögen hinterlassen .
Spanien .
Madrid , 5 Mai . Der linke Flügel der Armee Espartero's operirt bereits in Catalonien . Dem Grafen von Belascoain , der mit seinen Truppen gegen Mora de Ebro operirte , stellten sich auf den Anhöhen bei Gandesa 6 Carlistische Bataillone entgegen . Er trieb sie mit dem Bajonnet zurück , und zog am 28 in Mora de Ebro ein ; das dortige Fort , an dessen Errichtung die Carlisten sieben Monate gewendet hatten , war ohne Gegenwehr von ihnen verlassen worden . Sie führten ihre Artillerie und Barken weiter südlich nach Miravet . Am 27 erst hatte Cabrera , einem Leichnam ähnlich , Mora de Ebro in einer Kalesche verlassen , und die Richtung von la Cenia ( bei Tortosa ) eingeschlagen , vermuthlich weil er befürchtet , das hohe Gebirge von Catalonien nicht schnell genug erreichen zu können . Am 30 nahmen die Truppen des Generals O' Donnell das Fort von Alcala de la Selva . Die Besatzung vertheidigte sich heldenmüthig unter den Trümmern bis zu dem Augenblick , in welchem der Sturm unternommen werden sollte , wo sie sich ohne Bedingung ergeben mußte . Unterdessen sind die Nachrichten , welche aus den Nordprovinzen eingehen , keineswegs erfreulich ,
wenn man gleich in der neuen Schilderhebung heimkehrender Carlisten kaum etwas Anderes als einen höchst thörichten Versuch , die Bevölkerung aufs neue irre zu leiten , erblicken kann . Diese erhebt sich fast überall selbst gegen die Eindringlinge , und nur einige Abenteurer , die kein anderes Handwerk kennen als das des Krieges und Raubes , schließen sich den letztern an , um , wie schon mehrere von ihnen , ein elendes Ende zu nehmen . Uebrigens scheinen die Berichte , welche die französischen Blätter von der Gränze geben , höchst übertrieben zu seyn , und hier in der Hauptstadt treibt man die Sorglosigkeit so weit , daß manche Personen laut den Wunsch äußern , das Feuer des Bürgerkriegs möge noch eine Zeit lang unter der Asche fortglimmen damit die Exaltirten durch die Furcht vor dem Carlismus gezügelt würden . Sonderbar ist es auch , daß , als Hr. Thiers an die Spitze des französischen Cabinets trat , in allen spanischen Blättern , in den exaltirten sowohl wie in den ministeriellen , die Prophezeiung aufgestellt wurde , von nun an würde die Pyrenäengränze hermetisch verschlossen gehalten werden , und gerade seit jenem Ereignisse gelingt es den ausgewanderten Carlisten haufenweise und bewaffnet die Gränze zu überschreiten . – Der französische Botschafter , Marquis v. Rumigny , hat von Ihrer Maj. der Königin-Regentin das Großkreuz des Ordens Karls III erhalten – eine besondere Auszeichnung , weil dieses Band sonst nur den Botschaftern bei Beendigung ihrer Mission ertheilt wird . Vorgestern veranstaltete die Königin-Regentin ein Concert , welches von den Zöglingen des Conservatoriums ausgeführt wurde . Die Minister und das diplomatische Corps waren dazu eingeladen ; auch erschienen sämmtliche Mitglieder des letztern , mit Ausnahme des englischen Gesandten und seines Attache's , Hrn. Scott . – Wir erfahren aus Lissabon , daß der General Cordova dort am 29 gestorben ist . – Die von hier nach Saragossa gehende , und die von dort hieher kommende Diligence wurde am 2 bei Alcolea von den Factiosen aufgefangen und verbrannt . Ein gleiches Schicksal erfuhr die Pariser Post vom 26 . – Der Senat debattirt jetzt das Wahlgesetz . Im Congresse verlas heute der Finanzminister einen Gesetzesentwurf , kraft dessen die Cortes die von dem Minister San Millan unternommene Emission von 200 Millionen R. , und die Anfertigung von neuen Staatsschuldscheinen zu hinreichendem Betrage , um gewisse Staatsgläubiger zu befriedigen , genehmigen sollten .
Bordeaux , 10 Mai . Die Desertion unter den niederaragonischen Insurgenten nimmt täglich mehr überhand , und Alles läßt ihre nahe vollständige Auflösung mit Sicherheit voraussehen . Am 3 d. hatten sich 2 Officiere und 50 Soldaten im Hauptquartier zu Monroyo gestellt . In Morella herrschte offene Empörung , 200 Mann waren in Folge davon mit Waffen und Gepäck zum Brigadier Durando in Horcajo übergegangen ; 50 Ueberläufer aus Cantavieja stellten sich am selben Tage in Iglesuela beim General Ayerbe , der auf die Nachricht der Vorgänge in Morella , wie es heißt , sogleich näher gegen die Festung gerückt seyn soll . Nach Berichten aus Saragossa vom 5 d. sollte der Rest der für das Belagerungsheer von Morella bestimmten Zelte im Laufe der Woche zur Armee abgehen , die nur noch deren Ankunft erwartete , um die Belagerung zu beginnen . Die Insurgenten , 4 Halb-Bataillone und 3 Escadrons stark , hatten sich nach Mirabete zurückgezogen . Cabrera , immer leidend , war beim Näherrücken der Constitutionellen in Begleitung von 7 Oberofficieren , und einem Bataillon Grenadiere nach Xerta , oberhalb Tolosa , und von da aufs linke Ebro-Ufer geflüchtet , wie man glaubt in der Absicht , um die Küste zu gewinnen , und sich nach Italien oder Sardinien einzuschiffen , wohin er mehrere Millionen ( ? ) im voraus soll in Sicherheit gebracht haben . Seine beiden Schwestern waren am 29 , Tormega vorbei , unter dem Geleite von 200 Mann , nach Berga geeilt .
Bordeaux , 11 Mai . Die Vorgänge in Morella bestätigen sich . Ein Theil der Truppen hatte schon früher , wie gemeldet , entschiedenen Widerwillen gezeigt , den Befehlen Cabrera's gemäß eine Belagerung darin auszuhalten . Die Einwohner zerfielen gleichfalls in zwei Parteien , von denen die eine aus Morella ein zweites Saragossa machen , die andere sich je eher je lieber den Constitutionellen unterwerfen wollte . In Folge dieser Spaltung hat ein beträchtlicher Theil der Bürger und der Besatzung den Platz verlassen und den General Espartero benachrichtigt , daß er ohne Furcht gegen die Stadt vorrücken , und dabei auf ihren wirksamen Beistand zählen könne . Die erste Division hat auch sogleich eine Bewegung vorwärts gemacht , und man hofft ehestens die Nachricht von der Uebergabe Morella's zu erhalten . Auch Beteta und Cañete glaubt man allgemein ihrem Falle nahe .
Großbritannien .
London , 11 Mai .
( Fortgesetzte Untersuchung über den Mord Lord William Russells . ) Das erste gerichtliche Verhör Courvoisiers hat nun stattgefunden ( Montags 11 Mai ) , und zwar auf dem Polizeiamt von Bowstreet ; doch mußte , wegen des noch Ungenügenden des bis jetzt ermittelten Thatbestandes die Untersuchung bald abgebrochen und auf einen andern Tag ( 14 Mai ) verschoben werden . Die hauptsächlichsten neuen in der Deposition des Inspectors ( Hrn. Pearce ) enthaltenen Anklagepunkte gegen Courvoisier sind folgende : 1 ) der Inspector fand hinter dem ( früher erwähnten ) Bretterverschlag des Schenkzimmers , neben dem Abzug , nicht nur den 10Pfundschein und eine Anzahl Ringe , von denen Courvoisier selbst gesagt hatte , daß sie fehlten , sondern auch eine gestrickte Börse , 5 Goldmünzen in Papier und eine Waterloodenkmünze , alles Stücke , die der Gemordete theils selbst zu tragen , theils neben seinem Bette liegen zu haben pflegte . 2 ) In den Taschen Courvoisiers fand sich , außer einem Bund Schlüssel und etwas Silbergeld , ein goldenes Schlößchen , von dem der Befragte erklärte , daß es sein gehöre ; nach der Aussage des vormaligen Bedienten Ellis aber ist dieses Schlößchen dasselbe , das dem Lord William vor einigen Wochen bei einer kleinen Reise nach Richmond , auf der Courvoisier ihn begleitete , im Richmonder Gasthause wegkam , und das auch , als er von London aus darum schrieb , trotz alles Nachsuchens des Wirths nicht wieder gefunden werden konnte . 3 ) Nicht weit von dem Meißel , der auf der Bank des Schenkzimmers lag , und den C. für den seinigen erklärte , lag auch ein Schraubenzieher , der , nach C's . Erklärung , ins Haus gehörte , und beide Werkzeuge paßten in die Scharten sowohl an der Hinterthür als an den erbrochenen Schränken und Tischen . – Die ärztliche Besichtigung des geöffneten Leichnams scheint kein sicheres Ergebniß geboten zu haben ; doch behauptet jetzt die Köchin ( Mary Hounel ) , das von Courvoisier für sie geholte Bier habe ganz besonders geschmeckt , so daß sie ihn auch gleich , wie sie nun erzählt , nachdem sie davon gekostet , aufforderte , es selbst zu versuchen , was er ablehnte ; sie aber trank es zum Nachtessen , und fühlte dann eine ungewöhnliche , selbst am Morgen , da die Schließerin sie rief , noch fortdauernde Schläfrigkeit . Der Verdacht gegen die beiden weiblichen Dienstboten , so wie auch gegen den mehrmals erwähnten Heinrich Carr , scheint jetzt ganz beseitigt , da man alle drei bereits in Freiheit gesetzt hat ; doch ist neuerlich – wir wissen nicht ob vor oder nach der Freilassung – eine neue Thatsache gegen Carr zum Vorschein gekommen ; nämlich die von einem Gastwirth in Parkstreet mitgetheilte Aussage
einer Frauensperson , daß am Tage vor dem Mord , Carr , der sie zu einer Flasche Bier eingeladen hatte , sie aufforderte , auf seine Gesundheit zu trinken , da er binnen kurzem nach Australien gehen würde . Der Kellner des gegenüberliegenden Hauses , ein gewisser Young , soll geäußert haben , daß er , hinsichtlich der Zimmeruntersuchung , dem Gericht eine wichtige Entdeckung machen wolle . – Der Zudrang der Menge war gestern , am Sonntag , noch stärker als am Sonnabend ; viele Gesichter , die man schon vorgestern gesehen hatte , hielten auch gestern trotz einiger starken Regenschauer , den ganzen Tag über aus , immer hoffend , daß eine entscheidende Entdeckung aus der Hausthür treten müsse : erst nach Mitternacht ist es dem fortwährenden Regen gelungen , Norfolkstreet von ihren Besuchern vollkommen zu reinigen .
In einer Versammlung der irischen Nationalgesellschaft , am 4 Mai , verlas O' Connell einen umständlichen Bericht des Ausschusses über Bildung , Wahlvertheilung und Berufung des künftigen irischen Parlaments , dessen Daseyn als nothwendige Folge der aufgehobenen Vereinigung zugleich mit dieser bereits als entschieden vorausgesetzt wird . „ Ich hoffe zu Gott , sagte O' Connell , wir werden leben , um den Tag zu sehen , wo die Königin selbst unser Parlament eröffnen wird . “ Die vorgeschlagene Zahl der Glieder des künftigen Unterhauses ist 300 , die des Oberhauses 100 , so daß zu den schon vorhandenen 80 Pairs die Königin noch 20 aus den Landeigenthümern hinzu ernennen soll . Was die mit der ganzen Einrichtung beider Häuser zu bevollmächtigende Behörde betrifft , so schlägt O' Connell vor , daß solche keine andere seyn dürfte , als ein von der Königin , theilweise aus den jetzigen Vertretern Irlands , berufenes vorläufiges Parlament : und dieser Vorschlag wird von der Gesellschaft angenommen . Eben so finden zwei andere mehr ins Einzelne gehende Vorschläge O' Connells allgemeinen Beifall , nämlich erstens , daß rechts vom Stuhle des Sprechers die Worte ( des kürzlich verstorbenen Hrn. Drummond ) gedruckt werden sollen : Eigenthum hat seine Pflichten wie seine Rechte ; und zweitens , daß auf der Mauer unter der Glocke der merkwürdige Ausspruch Grattans zu lesen kommen soll : „ Laß kein Volk , stark genug ein Volk zu seyn , darein willigen , eine Provinz zu seyn . “ – Unter den an O' Connell gerichteten Briefen der neu beitretenden Mitglieder war folgender : „ Sehr geschätzter Sir ! Obgleich ein Fermanagh- man , fühle ich mich doch gedrungen , den am Donnerstag gefaßten Beschlüssen über Kornpreis meine volle Beistimmung zu geben . Es wird mir Ehre machen , meinen Namen unter den Repealern zu sehen – eingeschlossen 1 Pf. St. als Subscription . In der Hoffnung euch und eurer Familie im Himmel zu begegnen ( besonders Hrn. Moriz ) habe ich die Ehre zu seyn William Thompson . “
Frankreich .
Paris , 13 Mai .
Der König , die Königin und die k. Familie haben sich auf einige Tage nach Fontainebleau begeben .
( Moniteur . ) Telegraphische Depesche . Der Seepräfect an den Seeminister . Toulon , 11 Mai 6 Uhr Abends . Der Commandant des Seewesens von Algier schreibt mir unterm 7 Mai : „ Die Armee steht fortwährend bei dem Pachthof von Muzaïa . Es gibt keine , oder nur wenige Kranke . Die Prinzen befinden sich wohl . “
( Journal des Débats . ) Der Pachthof von Muzaya liegt drei Lieues von Blidah , auf der Straße von Medeah am Fuße des Atlas , woraus sich ergäbe , daß die Armee sich seit dem 27 und 28 April zurückgezogen hätte , weil sie sich an diesen beiden Tagen bei Affrum und am Uad-el-Dscher schlug und lagerte , die auf der Straße von Miliana , drei bis vier Lieues von ihrer gegenwärtigen Stellung liegen . Ohne Zweifel hätte eine der Divisionen der Armee schon am ersten Tage der Operationen zu Muzaya Posto fassen sollen , um den Feind glauben zu machen , daß man unverzüglich nach Medeah rücken wolle , und um das rechts auszuführende Manöuvre gegen Affrum zu maskiren . Da aber die Operationen nicht fortdauerten , so dürften die Beweggründe der Concentrirung der Armee an dem Pachthofe Muzaya folgende seyn . Wahrscheinlich hat Abd-El-Kader , bei Verdopplung seiner Bemühungen zur Verzögerung des Schlags , der seinen Untergang beginnen soll , und vielleicht von den Mauren und den Europäern berathen , die Taktik angenommen , eine Masse Araber auf dem Massiff und bis unter die Wälle von Algier vorzupoussiren , um die Armee von ihrer Bewegung nach Blidah oder Miliana abzulenken . Bereits hat uns ein amtlicher Bericht des Platzcommandanten von Algier gemeldet , daß der Feind am 28 April die Furth des Harrach passirt habe , und bis nach Birkadem im Massiff vorgedrungen sey , das auf dieser Seite offen bleibt , weil man den Fluß nie nach den Regeln der Militärbefestigung ausgegraben und so hergerichtet hatte , daß er einen großen natürlichen Graben gebildet hätte . Vielleicht waren auch , seit jenem ersten Einbruch des Feindes , seine Angriffe ernstlicher und weniger leicht durch irgend einen plötzlichen Zuwachs in der Zahl der Angreifenden zurückzuweisen . Der Marschall hätte schon , als er bei Affrum lagerte , zwei Bataillone und eine Schwadron von seiner Armee detaschiren und sie nach Algier zurückschicken sollen . Vielleicht mußte er in der Zwischenzeit eine zweite Abtheilung zur Vertheidigung des Massiffs liefern , und überdieß wird er sich in der Fassung erhalten haben , die Banlieue von Algier durch das Aufschieben seiner Offensivoperationen noch kräftiger zu beschützen . Man darf auch noch annehmen , daß das schon zwei Tage hintereinander mit großem Nachdruck von den Arabern und den Kabylen angegriffene Scherschel neuerdings mit verdoppelter Wuth angegriffen worden seyn mag , und daß man Verstärkungen dahin bringen mußte . Alle diese Umstände würden die Suspension des offensiven Feldzugs und das Aufstellen der Armee bei Muzaya erklären . Es ergäbe sich daraus , daß diese eingetretenen Hindernisse nichts Beunruhigendes an sich tragen . ( Wir verweisen auf unsre heutige Touloner Correspondenz . )
Hr. Voisin de Gartempe , Pair von Frankreich , Rath bei dem Cassationshof , ist am 11 Mai in seinem 81sten Jahre , und der Viceadmiral Willaumez , der älteste der Generale der Seearmee , dessen Seedienste als Officier sich schon von der Expedition des Entrecasteaux datiren , in Paris gestorben .
Aus der Deputirtenkammersitzung vom 12 Mai haben wir gestern schon einen Theil der Rede des Ministers des Innern , Hrn. v. Rémusat , in Bezug auf Napoleons Asche mitgetheilt . Wir tragen sie heute in vollständigerem Auszuge nach . Nachdem der Minister bemerkt hatte , daß der Prinz Joinville Napoleons irdische Ueberreste von St. Helena zurückbringen werde , fuhr er fort : „ Die Regierung hat sich , voll Eifer eine so große Nationalpflicht zu erfüllen , an England gewandt . Sie verlangte von ihm jenes kostbare Unterpfand zurück , welches das Glück in seine Hände gegeben hatte . Das Verlangen wurde augenblicklich gewährt . Unser großherziger Alliirter antwortete mit folgenden Worten : „ Die Regierung I. britt. Maj. hofft , daß die Raschheit ihrer Antwort in Frankreich als ein Beweis ihres Wunsches gelten werde , jenen Nationalhaß , der während des Lebens des Kaisers Frankreich und England wider einander bewaffnet hatte , bis auf die letzte Spur zu vertilgen . Die Regierung Ihrer brittischen Maj. schmeichelt sich mit der Hoffnung , daß wenn solche Gesinnungen noch irgendwo existiren ,
das Grab sie einschließen werde , welches die Asche Napoleons aufnehmen wird . “ ( Lebhafte Bewegung . Bravo ! Bravo ! ) England hat Recht ! Diese edle Zurückerstattung knüpft die Bande , die uns vereinigen , noch enger zusammen ; sie macht die Schmerzen der Vergangenheit vollends verschwinden . Die Zeit ist gekommen , wo die beiden Nationen sich nur noch ihres Ruhmes erinnern dürfen . .. Für das Grab , welches die sterblichen Reste Napoleons bedecken soll , wäre es unpassend , wenn es auf öffentlichem Platze inmitten eines lärmenden und zerstreuten Haufens stünde . Für ein solches Grab bedarf es eines stillen , geheiligten Ortes , wo alle , welche den Geist und den Ruhm , die Größe und das Unglück achten , es besuchen können mit gesammeltem Gemüthe . ( Tiefe Bewegung . ) Napoleon war Kaiser und König ; er war der gesetzliche Herrscher unsres Landes . ( Beifall. ) Unter diesem Titel könnte er in St. Denis beigesetzt werden . Aber der gewöhnliche Begräbnißplatz der Könige paßt nicht für Napoleon . Er soll auch künftighin noch herrschen und befehlen in den Hallen , wo die Krieger des Vaterlandes der Ruhe pflegen und alle jene sich begeistern , die zu Frankreichs Vertheidigung berufen sind . Sein Degen soll auf sein Grab niedergelegt werden . Die Kunst wird unter der Kuppel , inmitten des Tempels , der dem Gott der Heere geweiht ist , ein Grab errichten des Namens würdig – wenn dieß möglich ist – der darauf gegraben werden soll . Das Monument soll von einfacher Schönheit und großartigen Formen seyn ; es soll jenen Anblick unerschütterlicher Festigkeit gewähren , welche der Wirkung der Zeit zu trotzen scheint . Für Napoleon bedürfte es eines Monuments so dauernd wie die Erinnerung an ihn . ( Beifall . ) Künftighin wird Frankreich , Frankreich allein , Alles besitzen , was von Napoleon geblieben . Sein Grab wie sein Ruhm werden nur seinem Lande angehören . Die Monarchie von 1830 ist in der That die einzige gesetzliche Erbin aller Erinnerungen , auf welche Frankreich stolz ist . Dieser Monarchie , welche zuerst alle Kräfte und alle Wünsche der französischen Revolution vereinigt hat , kam es auch zu , ohne Furcht die Bildsäule und das Grab eines volksthümlichen Helden aufzurichten und zu ehren . Denn es gibt etwas , das den Vergleich mit dem Ruhme nicht zu fürchten hat : es ist die Freiheit ! “ ( Bravo ! Bravo ! Langandauernde Bewegung des Enthusiasmus auf allen Bänken . )
Die Kammer kam in derselben Sitzung mit der Discussion über den Zuckergesetzesentwurf zum Schluß . Die Nachsteuer auf ausländischen Zucker wurde auf 20 Fr. festgesetzt . Der Art. 3 , der die Zurückerstattung des Zolles bei der Ausfuhr von raffinirtem Zucker bestimmt , wurde nach dem Vorschlag der Commission angenommen , so daß also für 70 Kilogr Meliszucker oder für 73 Kilogr. Candis künftighin der Zoll von 100 Kilogr. Rohzucker bei der Exportation zurückerstattet wird , wenn nachgewiesen werden kann , daß der Zoll auf rohen , durch französische Schiffe eingeführten Zucker längstens vier Monate zuvor entrichtet worden . Der ganze Entwurf des Zuckergesetzes wurde hierauf mit 230 gegen 67 Stimmen angenommen .
Unterm 5 Mai , also mehrere Tage ehe die Regierung ihren Entschluß wegen der Asche Napoleons kund that , äußerte der Courrier français : „ Die Furcht , dieses schwachen Regierungen anklebende Gebrechen , hat sich der Vollziehung einer öffentlichen Pflicht widersetzt . Vergeblich wird alljährlich die Kammer und die Staatsgewalt in zahlreichen Petitionen daran erinnert : jeder solche Wunsch wird als eine Verschwörung betrachtet . Man verbannt die Familie Napoleons wegen ihres Namens , und will seinen Manen keinen Versöhnungsaltar errichten , als wenn aus seiner Asche ein Prätendent hervorgehen müßte , als wenn der Ruhm Erben hätte ! Man sagt , daß die Anhänger des jungen Ludwig Napoleon conspiriren , und behauptet , die Verschwörer würden durch die Anwesenheit der Ueberreste des großen Mannes ermuthigt werden . Uns scheint gerade das Gegentheil wahr . Gewiß wird das Andenken Napoleons die Versuche seines unruhigen Neffen nicht begünstigen . Dieser kann sich durch Vergleichung mit seinem Oheim nur zu Boden gedrückt fühlen . Sollen wir aber unsere Meinung ganz sagen , so müssen wir bemerken , daß weder Ludwig Napoleon , noch irgend ein Mitglied der kaiserlichen Familie daran gedacht haben würde , gegen die in Frankreich durch den Willen der Nation festgesetzte Ordnung der Dinge zu protestiren , wenn nicht eine unselige Maaßregel die Männer außer dem Gesetze erklärt hätte , welche wenigstens das Recht haben , als Franzosen angesehen und behandelt zu werden . Es ist die Kleinmüthigkeit des Hrn. v. Molé , die aus Ludwig Napoleon einen Parteichef gemacht hat . Die Regierung darf nur den Muth zur Unternehmung populärer Dinge haben , sie darf nur aufhören , Demonstrationen , die einen nationalen Charakter an sich tragen , zu fürchten , dann werden auch alle jene Dämpfe des menschlichen Stolzes , welche die Parteien berauschen , sich von selbst , wie durch Zauber , verflüchtigen . .. Die Statue Napoleons aufrichten , und seine Asche unbegraben oder zur Verfügung der Fremden lassen , war ein bedauernswürdiger Widerspruch . Es ist , als hätte man das öffentliche Gefühl mißbrauchen und für einen Schatten erhitzen wollen , während man ihm doch die Wirklichkeit hätte geben können . .. Wenn wir für Frankreich die Asche Napoleons verlangen , so sprechen wir nicht unter dem Eindruck irgend eines Volksaberglaubens . Wir sehen in diesen glorreichen Resten nicht ein anderes Palladium , das die Eroberungsideen wieder auffrische , und dessen Kraft so mächtig wäre , uns von der Erniedrigung von 1815 wieder aufzurichten . Das wahre Palladium einer Nation ist die Ausdauer in ihren Absichten , die Energie des Willens , die Besonnenheit des Handelns . Uns beseelt bei dieser Forderung nur ein Gefühl des Danks ; wir sehen in dem Manne , der 15 Jahre lang dem Geschicke Frankreichs vorstand , den Genius der Nation . Wir verdanken Napoleon Alles , die Ordnung , die bürgerliche Gleichheit , die Gesetzgebung , unser Verwaltungssystem , unsere Armee , unsere Finanzen , die Erziehung des Landes . Innerhalb und außerhalb unserer Gränzen , allwärts treffen wir die Denkmale seines Ruhms . Er hat ein Jahrhundert geschlossen und die Zukunft für neue Generationen eröffnet . Er hat die Herrschaft der Demokratie vorbereitet , und sie die Kunst der Schlachten und die Wissenschaft der Regierung gelehrt . Was wir sind , sind wir durch ihn . Das heidnische Griechenland errichtete den Gründern der Civilisation Altäre . Wir verlangen nicht so viel für den Mann , dem Frankreich seine Wiedergeburt verdankt ; wir wollen ihm nur ein Grab setzen . “
Die France entgegnet : „ Wir können nicht begreifen , wie die Freunde der „ Napoleon'schen Ideen “ die Versetzung der Gebeine ihres Helden wünschen mögen . Ein Grab an einen Felsen gekettet macht eine ganz andere Wirkung auf die Einbildungskraft , als eine gewöhnliche Ruhestätte. Hr. v. Chateaubriand sagte bei Anlaß des Gerüchts , der Gefangene von St. Helena sey entwischt . „ In die Mitte des Oceans geschleudert , dorthin , wo Camoens den Gott der Stürme versetzte , kann Bonaparte sich auf seinem Felsen nicht rühren , ohne daß wir eine Erschütterung empfänden . Jeden Schritt dieses Mannes auf dem einen Pole spürt man auf dem andern . “ Mit dieser Metapher , welche mehr poetisch als wahr ist , gab Chateaubriand eine übertriebene Idee von einer Macht , die nicht mehr existirt ; aber diese Idee hat wenigstens eine gewisse Erhabenheit , welche zur Bewunderung paßt , die man dem großen
Krieger zollt . Der nun gemachte Vorschlag nimmt dem Grabe des Mannes von Waterloo all seinen poetischen Schimmer . Was uns indessen bei all dem am meisten in Erstaunen setzt , ist die Art , wie gewisse Personen jetzt den Sohn der Revolution betrachten und die Geschichte vergessen zu haben scheinen , in der sie einst mit figurirten . Als Bonaparte nach St. Helena als Gefangener gebracht wurde , war er damals nicht verstoßen von der Repräsentantenkammer , welche seine Abdankung forderte und ihn bis zu seiner Abreise gefangen hielt ? Die Anhänger der Revolution wie die Creaturen des Kaiserreichs vereinten sich damals , ihren besiegten General aus dem Lande zu jagen . Die Wiederkehr seiner Gebeine ist ein Verdammungsurtheil über die Männer der hundert Tage , welche ihn zwangen , Frankreich als Flüchtling zu verlassen und sich in die Hände der Engländer zu werfen . Uebrigens glauben wir nicht , daß die Mächte , welche die heilige Allianz bildeten , eine besondere Wichtigkeit darauf legen , ob Bonaparte's Asche an diesem oder jenem Orte liege . Sie vereinigten sich miteinander , als es galt , einen Usurpator zu stürzen . Bei dem gegenwärtigen Zustand Europa's haben sie Wichtigeres zu thun , als um die Asche eines Mannes sich zu kümmern , den sie gefangen hielten , nachdem sie ihn zweimal besiegt hatten . “
Die Urtheile der Pariser Blätter , nachdem der Entschluß der Regierung bekannt geworden , werden wir morgen zusammenstellen , und verweisen einstweilen auf den unten folgenden Brief . Der Constitutionnel und der Courrier français preisen das Cabinet und England . Ihren Huldigungen für Napoleons Andenken schließt sich das Journal des Débats an . Das Commerce bekrittelt den Entschluß , der bloß aus Hrn. Thiers ' Popularitätssucht hervorgegangen sey . Der National vergißt sich in der Leidenschaft so weit , den Augenblick zu den wüthendsten Diatriben gegen die Regierung zu benützen ; die Männer , ruft er aus , welche vom Ruhm des Kaisers reden , zeigten nur um so offener vor der Welt das Brandmal der Schande , das ihnen aufgedrückt sey . Das Capitole schließt sich an mit seinen Ausfällen gegen England , die Presse mit ihren Zweifeln , die France mit ihrem Spott über diesen „ Theatercoup “ – kurz ein Entschluß , der in der Kammer mit allgemeiner Begeisterung begrüßt worden war , steigert in den Journalen nur den Mißklang der Meinungen , und zeigt , daß es kein Wort gibt , die tiefen Spaltungen zu versöhnen , deren leidenschaftliche Organe jene fliegenden Blätter des Tags sind .
Paris , 13 Mai . Wer der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer beigewohnt hat , ist nicht in Verlegenheit zu sagen , bei welchen Worten und Namen das Herz der Franzosen schlägt und sich mit freudiger Begeisterung füllt . Es sind kaum vier Tage her , daß ich Ihnen den Wunsch mitgetheilt , den mir der Anblick der trauernden Säule auf dem Vendomeplatz eingeflößt ; damals ahnte ich nicht , daß diesem Wunsch so bald , so feierlich würde entsprochen werden . In der nämlichen Unwissenheit mochte gestern noch ungefähr ein Drittel der in der Kammer anwesenden Deputirten seyn ; auch war die Wirkung auf allen Bänken elektrisch , als der Minister des Innern mit bewegter , ernster Stimme diese ersten Worte seines Vortrages sprach : „ Meine Herren ! Der König hat Sr. k. Hoheit dem Prinzen von Joinville den Befehl ertheilt , mit seiner Fregatte nach St. Helena zu segeln , um die sterblichen Ueberreste des Kaisers Napoleon abzuholen . Die Mittel , die wir heute von Ihnen verlangen , haben zum Zweck , diese Ueberreste in Frankreich würdig zu empfangen und dem Kaiser sein letztes Grab zu bereiten . “ Sie werden aus dem übrigen Inhalte des ministeriellen Vortrags ersehen , daß man am 5 Mai , gerade am Todestag Napoleons , das officielle Begehren an die englische Regierung abgesandt , und daß diese am nämlichen Tage , wo es ihr eröffnet worden , in sehr würdiger Weise darauf erwiedert hat ; Sie werden ferner daraus ersehen , daß Hr. v. Rémusat den Kaiser Napoleon den „ rechtmäßigen Souverän “ ( souverain légitime ) von Frankreich nennt , in welcher Eigenschaft er auf ein Begräbniß in St. Denis Anspruch hätte , allein der Minister ist der Meinung , daß dem Kaiser ein anderes als das gewöhnliche Begräbniß der Könige gebühre ( il ne faut pas à Napoléon la sépulture ordinaire des Rois ) . Darum trägt er darauf an , daß der Kaiser nach dem Invalidendom verbracht , und daß ihm dort unter der mächtigen Kuppel ein , seines Namens , seiner Größe und seines Ruhmes würdiges Mausoleum errichtet werde . Sie ersehen hieraus ferner , daß dieser Plan von dem abweicht , den ich in meinem Schreiben berührt habe ; allein die Hauptsache ist bewilligt , die Asche Napoleons wird nicht länger auf fremder Erde verbannt bleiben , sie wird im Herzen von Frankreich selbst ruhen , und seinen kriegerischen Muth , seinen Stolz , seine Vaterlandsliebe begeistern . Zudem wird die Frage des Ortes , wo die Bestattung geschehen soll , mit Sorgfalt und Genauigkeit in der Kammer verhandelt und alle Meinungen vertreten werden . Der Eindruck dieser Entschließung war außerordentlich , in der Kammer und außerhalb . Das Ministerium Thiers hat hier mit einsichtsvollem Tacte eine Saite berührt , die bis in die entferntesten Hütten des Landes wiederhallen wird ; der Antheil , den der König selbst an der Ausführung der Entschließung genommen , ist würdig und scheint nur lobenswerth ; der Prinz von Joinville kann keinen edlern Dienst verrichten , als einem so theuern Gute zum Bootsmann zu dienen . Wir verargen der Gazette de France nicht , daß sie gestern Abend sogleich einige giftige Worte gegen das Ministerium ausgestoßen hat : Napoleon einen rechtmäßigen Herrscher nennen , heißt von oben herab und vollständiger als je geschehen , den Sturz der ältern Bourbonen heiligen und den Volkswillen als höchstes Gesetz anerkennen ; wir verargen eben so wenig der Quotidienne , daß sie , vor Aerger ganz verblüfft , kein Wort hervorzubringen weiß ; sie verweist uns auf ein andermal ; wahrscheinlich , sobald sie zu Besinnung gekommen ist , wird sie antworten . Aber wir begreifen die Sprache des National bei dieser Gelegenheit nicht ; wir finden die Art und Weise , wie er sich in Beziehung auf die Verwirklichung eines Wunsches , den er selbst seit 10 Jahren verfolgte , jetzt ausdrückt , die Grundsätze , besser gesagt , die Sophismen , die er an den Tag legt , unedel und wirklich patriotischer Herzen unwürdig . Es gibt ein Interesse , das heiliger ist als jenes der politischen Parteien : das der Nation und des gemeinsamen Vaterlandes ; es ist ein Standpunkt , der über dem der Gegenwart und der unmittelbaren Berührungen thront , und sie alle mit unparteiischer Wage wägen wird : die Geschichte . Das Nationalgefühl aller Franzosen mußte freudig auffahren bei der letzten Nachricht der Huldigung , die dem größten seiner Herrscher dargebracht werden , die auf immer sein Andenken im französischen Lande selbst verkörpern soll . Die Geschichte aber wird mit strengem Tadel die blinde Parteiwuth verweisen , die lieber mit verunglimpfendem Hohne das Größte begeifert und herabwürdigt , die lieber heute besudelt , was sie gestern noch mit übermäßiger Verehrung umfaßte , als der Wahrheit zu dienen , wenn damit ein leises Verdienst der Gegenpartei anerkannt werden sollte . „ Israel , so du verdirbst , ist es deine eigne Schuld ! “
Toulon , 11 Mai . Das Dampfboot Cerbere , welches Algier am 8 Mai verlassen , hat auf unserer Rhede Anker geworfen . Die Briefe , welche wir durch dasselbe erhalten , machen von dem Siege bei Scherschel keine Erwähnung ; es scheint daher , daß die Passagiere der Messagére sich durch falsche Gerüchte
täuschen ließen . Dagegen melden die Algierer Briefe , daß die Metidscha und der Massiff acht Tage lang in der Gewalt der Araber waren , welche die bei ihrem frühern Einfall der Zerstörung entgangenen Pflanzungen vollends niederbrannten , den isoliert wohnenden Colonisten die Köpfe abschlugen und sämmtliche Heerden vor den Augen der Besatzungen der Lager , welche zu schwach waren , um Ausfälle zu machen und überdieß hinter ihre Schanzen consignirt waren , fortschleppten . Endlich gelang es dem General Corbin , eine Colonne von 2500 Mann zu formiren , mit welcher er die Araber aus der Metidscha verjagte und sie über den Uad-el Kaddara zurücktrieb . Da die Reiter Ben-Salems von Osten kamen , blieb der General Corbin im Lager Fonduk , um ihnen in den Rücken zu fallen , wenn sie wieder versuchen sollten , in die Metidscha einzudringen . Zwar ist die Ebene und der Sahel in diesem Augenblick von Feinden gesäubert , doch wagen die nach Buffurik bestimmten Convois noch nicht , über Duera hinauszugehen , bevor die mobile Colonne zu ihrem Schutze zurückgekehrt ist . Vom Marschall Valée sind Depeschen eingetroffen , deren Inhalt Niemand kennt . Man hatte in Algier keine Privatnachrichten über die Operationen der Expeditionsarmee .
Deutschland .
München , 16 Mai . Se. Maj. der König hat unterm heutigen geruht , den charakterisirten Finanz-Ministerialrath Karl Bever , zum Generalzolladministrator zu ernennen . Die Function desselben hat am 1 Jun. zu beginnen .
Karlsruhe , 11 Mai . Berathung der zweiten Kammer über das Strafgesetzbuch . Der Titel XLVII von der Befreiung von Gefangenen wurde ohne Discussion angenommen . Die Selbstbefreiung eines Gefangenen wird nicht bestraft , wenn nicht die Handlung , wodurch die Befreiung bewirkt wurde , an und für sich ein Verbrechen ist , jedoch mit Vorbehalt von Disciplinarstrafen , wenn mehrere Gefangenen ihre Befreiung in Verbindung bewirkten oder versuchten §. 583 .
Der Tit. XLVIII handelt von der Landstreicherei und vom Bettel . Die Regierung hat schon im Sommer 1839 einen besondern Gesetzesentwurf vorgelegt , wornach Landstreicher und Bettler , wenn sie schon zweimal wegen Landstreicherei oder Bettels gerichtlich verurtheilt wurden , und nun keinen ordentlichen Unterhalt nachzuweisen vermögen , in das polizeiliche Arbeitshaus verbracht werden können . Im Strafgesetzesentwurf ist nun die Landstreicherei und der Bettel mit gerichtlicher Strafe ( geschärftem Kreisgefängniß bis zu 6 M. ) bedroht , jedoch nur , nachdem vorerst eine zweimalige polizeiliche Bestrafung stattgehabt hat . Es ist also , ehe ein Landstreicher oder Bettler in das polizeiliche Arbeitshaus gebracht werden kann , wenigstens eine viermalige Bestrafung desselben nöthig . Im §. 586 ist derjenige als Landstreicher bezeichnet , welcher außer seinem Wohnsitz ohne ordentlichen Erwerbszweig oder genügende Mittel seines Unterhalts und ohne Nachweisung eines erlaubten Zweckes herumzieht . v. Rotteck wollte die Landstreicherei gar nicht gerichtlich bestrafen , da sie an und für sich kein Vergehen sey . Jedenfalls müßte sonst zum Thatbestand noch ein verbrecherischer Zweck des Herumziehens gefordert werden . Aschbach , Sander und Christ eben so , der letztere mit dem Beisatz , daß etwas an sich Unstrafbares auch durch häufiges Wiederholen nicht strafbar werden könne . Vicekanzler Bekk : wer ohne ordentlichen Erwerbszweig und ohne genügende Mittel seines Unterhalts das Land durchziehe , dem dürfe man nicht erst noch einen strafbaren Zweck seines Herumziehens nachweisen . Dieses Herumziehen sey an und für sich schon der öffentlichen Sicherheit gefährlich , insofern nicht im einzelnen Falle ausnahmsweise sich ergebe , daß der Herumziehende einen erlaubten Zweck gehabt habe , in welchem Falle der Artikel keine Strafe drohe . Sey aber das Herumziehen an und für sich nur polizeilich , d. h. nur gering strafbar , so werde diese Strafbarkeit durch die häufige Wiederholung , wenn sich ein starker Hang zeige , größer , und man könne dieses Hangs wegen den zweiten Rückfall gerichtlich bestrafen , wie man den dritten und weitern Feldfrevel als Diebstahl bestrafe , während die beiden ersten Uebertretungen nur polizeilich bestraft werden . Man habe bisher die Landstreicherei viel härter bestraft ; man würde von den Landleuten wenig Dank einernten , wenn man sie künftig straflos lassen oder nur gering polizeilich bestrafen wollte . Baumgärtner bestätigt dieß mit dem , daß diese Landstreicher den Gemeinden auch dadurch sehr lästig werden , daß sie von Zeit zu Zeit ergriffen und in ihre Heimathsgemeinde transportirt werden , welche dann die Transportkosten bezahlen müsse . Eine gerichtliche Bestrafung des 2ten und 3ten Rückfalls sey aber auch deßwegen nothwendig , um die Landstreicher zur Verbringung in das polizeiliche Arbeitshaus vorzubereiten . Der Sprung von den einfachen Polizeistrafen bis zu der letztern Maaßregel wäre sonst zu groß , und schon wegen der Rechtssicherheit des Einzelnen werde es nöthig seyn , daß eine zwangsweise Verbringung ins polizeiliche Arbeitshaus nur statt finde , wenn die Landstreicherei vorher durch gerichtliche Untersuchung und Verurtheilung constatirt sey . Staatsrath Jolly : der Entwurf enthalte die nämliche Bestimmung , wie das neue würtembergische Gesetzbuch , und es sey angemessen , in solchen Dingen mit den Nachbarstaaten gleichen Schritt zu halten , indem die Landstreicher sich sonst auch aus dem Nachbarland in denjenigen Staat machen , wo sie am wenigsten mit Strafe verfolgt werden . Rottecks Antrag ward verworfen . Nach §. 587 soll der einfache Bettel , nachdem er vorher zweimal polizeilich bestraft ist , mit Amtsgefängniß , oder wenn der Bettler falsche Pässe oder falsche Zeugnisse über Gebrechen oder Unglücksfälle bei sich führt , mit geschärftem Kreisgefängniß bis zu 6 M. bestraft werden . Hier wurde nach dem Antrag des Abg. v. Rotteck der einfache Bettel weggelassen , und nur die letztere Strafandrohung beibehalten . Die Regierungscommissäre stimmten dazu ein , jedoch mit einer von Geh . Rath Duttlinger vorgeschlagenen , von der Kammer angenommenen Ausdehnung der letztern Strafandrohung auch auf diejenigen Bettler , welche beim Betteln sich Drohungen erlauben , oder auf Andere ausgestellte Pässe bei sich führen . Tit. XLIX von der Wilderei , Wilddieberei und von Jagd- und Fischfreveln . Wer in fremdem Jagdbezirk ohne Wissen und Willen des Jagdherrn oder seiner Vertreter mit Schußwaffen und in der Absicht , das erlegte Wild sich zuzueignen , jagt , soll nach §. 591 als der Wilderei schuldig mit Gefängniß von 8 Tagen bis 4 M. bestraft werden . Der §. 592 enthält den Fall einer ausnahmsweise mildern Bestrafung , und im §. 593 etc. sind die Erschwerungsfälle aufgeführt . Nach §. 592 wird nämlich die 1ste oder 2te That , wenn sie „ unter Umständen verübt wurde , welche eine gefährliche „ Willensstimmung nicht annehmen lassen , “ nur als Jagdfrevel von einer Geldstrafe bis zu 50 fl. getroffen . Aschbach verlangte nun , daß die gefährliche Willensstimmung , aus deren Abwesenheit der §. 592 einen Milderungsgrund mache , im §. 591 in den Begriff der Wilderei als positives Erforderniß aufgenommen werde . Litschgi : die Gefährlichkeit liege in der Handlung selbst , indem der Thäter bei Verübung eines Verbrechens mit einer Schußwaffe versehen sey . Weitere Gründe der Gefährlichkeit bedürfe es in der Regel nicht . Ergebe sich aber aus besondern Umständen das Gegentheil , so helfe der §. 592 . – Nach einer langen Discussion wurde Aschbachs Antrag verworfen , dagegen ein Antrag von Rindeschwender angenommen , daß die Absicht , sich das Wild zuzueignen , aus dem Thatbestand weggelassen werde , da diese Absicht beinahe jedesmal vorhanden sey ; für den Fall aber , wo besondere Umstände das Gegentheil nachweisen , der §. 601 schon sorge , indem er solche Ausnahmsfälle für bloße Jagdfrevel erkläre .
Mainz , 12 Mai . In meinem letzten Berichte sprach ich die Vermuthung aus , daß die von der „ Düsseldorfer “ Dampfschifffahrtsgesellschaft beschlossene Ermäßigung des Personentarifs eine gleiche Maaßregel von Seite der Kölnischen Gesellschaft zur Folge haben würde . Diese Vermuthung hat sich bereits bestätigt , und es übertrifft die von der letzteren Gesellschaft verkündigte Preisverminderung sogar alle Erwartung . Die Düsseldorfer Compagnie hatte nämlich bei der Herabsetzung des Personentarifs , im Salon um ein Viertel , und in der Vorcajüte um die Hälfte , die seit geraumer Zeit eingeführten Personalkarten für die Hin- und Rückreise zusammen mit einem Viertel Rabatt auf den Gesammtpreis aufgehoben . Diese Personalkarten waren , was die Hinreise anlangt , nur für den Tag
gültig , für welchen sie gelöst worden ; die Rückreise konnte der Inhaber aber nach Belieben an irgend einem Tage des ganzen Dienstjahres machen . Die gleiche Einrichtung bestand bei der Kölnischen Gesellschaft . Diese hat nun nicht allein die Tarifsätze für Personen auf denselben Stand ermäßigt , auf welchen die Düsseldorfer Gesellschaft sie gesetzt hat , sondern die Personalkarten für die Hin- und Rückreise mit dem Viertelrabatt auf den Gesammtpreis bestehen lassen . Die Tarif-Ermäßigung der Kölnischen Gesellschaft bezieht sich aber auch nicht allein auf den Mittel- und Niederrhein , wo sie mit der Düsseldorfer Gesellschaft concurrirt , sondern auch auf den Oberrhein , wo sie bis jetzt keine Rivalität zu bestehen hat . In Folge dieser Preisregulirungen sind die Dampfschifffahrtsreisen jetzt außerordentlich billig geworden . Die Düsseldorfer Gesellschaft befördert von hier bis Düsseldorf im Salon für 4 Rthlr. 27 Sgr. , in der Vorcajüte für 2 Rthlr. 6 Sgr. ; bis Rotterdam , für 9 Rthlr. 23 Sgr. im Salon , für 4 Rthlr. 10 Sgr. in der Vorcajüte . Die Kölnische Gesellschaft fordert für die Fahrt von Mainz nach Straßburg 10 fl. 33 kr. in der großen Cajüte ( identisch mit dem Salon auf den Düsseldorfer Dampfschiffen ) und 7 fl. 11 kr. in der Vorcajüte . Die Personalkarte für die Hin- und Rückreise kann auf dieselbe Entfernung für resp. 16 fl. 4 kr. und 11 fl. 1 kr. gelöst werden . Das gleiche Zahlungsverhältniß besteht auf allen Stationen . Es ist nun zu erwarten , daß auch die Düsseldorfer Gesellschaft die Personalkarten wieder herstellen werde . Die steigende Frequenz auf dem Rhein läßt die Hoffnung , daß der dem Publicum so nützliche Wetteifer der beiden Compagnien nicht am Ende für das Bestehen der einen oder andern , oder beider verhängnißvoll werde . An Bequemlichkeit und Eleganz der Schiffe lassen beide nichts zu wünschen übrig ; die Bewirthung wird auf denen der Düsseldorfer Gesellschaft vorzüglich gerühmt .
Dresden , 12 Mai . Am 7 d. starb hier der als genialer Landschaftsmaler bekannte Professor an unserer Kunstakademie Kaspar David Friedrich , der in Greifswalde im Jahre 1774 geboren war , und seit dem Jahr 1798 in Dresden lebte . Er hatte zu seiner Zeit auf die damalige neuere Richtung der Landschaftsmalerei wesentlich mit eingewirkt und , wie man weiß , Novalis' Kunsttheorien ausgeübt . In unserer Zeit vergessen oder überglänzt , werden seine Bilder und Zeichnungen doch nie ihre tiefe Wirkung auf das Gemüth verlieren und seiner originellen Manier einen ehrenvollen Namen in der deutschen Kunstgeschichte sichern . Seine Bilder sind theils in Rußland , theils in Pommern verstreut , einige der vorzüglichsten finden sich in Berlin . In der späteren Zeit seines Lebens malte er nur wenig und beschäftigte sich meist mit Zeichnungen , von denen unlängst der russische Thronfolger auf seiner Durchreise durch Dresden eine ganze Reihe pommer'scher Prospecte kaufte . Friedrich lebte hier in völliger Zurückgezogenheit von der Welt , und brachte die letzten fünf Jahre in Folge einer Lähmung in einem sehr traurigen Zustande hin . Sein Jugendleben war bewegt und interessant , und er hat es zum Theil selbst beschrieben , so wie auch handschriftlich nicht unwichtige Aphorismen und Ansichten über seine Kunst hinterlassen . Mit Philipp Otto Runge , dessen Schriften nächstens bei Fr. Perthes erscheinen werden , stand Friedrich ehedem gleichfalls in einem nahen Verhältnisse . Sein Nachlaß an Zeichnungen wird durch die Vermittlung seines Freundes Dahl zur öffentlichen Versteigerung kommen . – Am 8 d. ward , nach Beseitigung mehrfacher Hindernisse , die neue hiesige Synagoge sehr solenn eingeweiht ; eine große Anzahl christlicher Einwohner , so wie mehrere lutherische Prediger und hohe Staatsbeamte wohnten der Feier bei .
Hamburg , 12 Mai . Das Collegium der 60er hat gestern die Bergedorfer Eisenbahn-Concession angenommen , ohne Einwendungen gegen den Mühlenberg als Bahnhof zu machen , wie solches von den Oberalten geschah . Es scheint nun gewiß , daß diese Frage am 21 d. M. vor die erbgesessene Bürgerschaft kommen wird .
Preußen .
Berlin , 13 Mai . Ungeachtet der Hoffnungen , die noch ganz kürzlich auf die längere Erhaltung des Ministers Freihrn. v. Altenstein ausgesprochen wurden , ist doch seit gestern in der Krankheit desselben ein solcher Wendepunkt eingetreten , daß seine Auflösung stündlich befürchtet wird . Das heute früh ausgegebene ärztliche Bulletin lautet folgendermaßen : „ Der Zustand Sr. Excellenz ist auf das Höchste beunruhigend . Der Athem , der in der ganzen Nacht fortwährend ganz stockte , hat sich zwar gegen Morgen wieder mehr geregelt ; die Athmung geschieht aber rasselnd und mühsam . Die Geisteskräfte des Kranken gestatten ihm nicht , sich auch dieses Bulletin , wie alle vorigen , vorlegen zu lassen , und halten es demnach die Unterzeichneten für ihre Pflicht , offen auszusprechen , daß das Aeußerste leider zu fürchten ist . ( Gez . ) Schönlein . Casper . “ – Ueber den Plan einer Eisenbahn von Halle über Kassel nach dem Rhein , von welchem ich vor längerer Zeit die erste Mittheilung an die Allg . Zeitung habe gelangen lassen , wird seit kurzem in öffentlichen Blättern viel Unrichtiges gemeldet . Namentlich wird fast gleichlautend versichert , daß die Kosten der Bahn von Halle nach Lippstadt durch Emittirung von sechs bis sieben Millionen Thaler neuer Cassenanweisungen zum Theil aufgebracht werden sollen . Ich kann jedoch aus guter Quelle versichern , daß über die Art der Beschaffung der erforderlichen Gelder noch gar kein bestimmter Plan vorliege . Es läßt sich auch nach dem bisher in ähnlichen Fällen , namentlich bei der Erbauung von Chausséen , befolgten Verfahren kaum annehmen , daß man zur Vermehrung der unverzinslichen Papiere schreiten werde ; wahrscheinlich wird man vielmehr , wie in dem gedachten Falle , ein verzinsliches Papier , vielleicht in Form von Actien , ausgeben , was um so unbedenklicher wäre , als das auf solche Weise aufgebrachte Capital productiv angelegt und durch den Werth der Eisenbahn repräsentirt und gesichert werden würde .
Dänemark .
Kopenhagen , 2 Mai . In der Magens-Scholten'schen Sache scheinen die Rollen wechseln zu wollen . Der Generalmajor v. Scholten hat , nach vorläufiger genereller Verneinung der Klage , behufs Niederschlagung umlaufender Gerüchte die Erlaubniß erhalten , nicht nur die vom Landvogt Magens wider ihn bei „ Sr. Maj. eingegebene weitläufige Klagschrift “ durch den Druck zu veröffentlichen , sondern auch den gedachten Magens wegen der darin wider ihn vorgebrachten Beschuldigungen im Wege Rechtens zu besprechen . So ist in einem königl. Rescripte bestimmt , welches heute in der Collegialzeitung abgedruckt ist . ( A. M. )
Oesterreich .
Wien , 12 Mai . In der k. k. Armee haben sich folgende Veränderungen ergeben . Es rückten nämlich zu Feldmarschalllieutenants vor : die Generalmajore Frhr. v. Mareschall , k. k. Gesandter bei den Vereinigten Staaten von Nordamerika , Graf Hoyos - Sprinzenstein , Oberstjägermeister , Frhr. v. Reinisch , Director der Militärakademie zu Wiener-Neustadt , alle drei in ihrer gegenwärtigen Anstellung ; v. Taborovich tritt in Pension , und v. Schick wird Divisionär in Prag . Versetzt wurden die Feldmarschalllieutenants v. Sunstenau nach Pesth , Frhr. v. Hrabovsky nach Großwardein ,
v. Dahlen nach Lemberg , und die Generalmajors v. Mederer nach Agram , Frhr. v. Wachenheim nach Essegg . Sofort wurden zu Generalmajors befördert die Obristen : v. Schmidl ( wird Brigadier zu Przmisl ) , Graf Woyna , k. k. Gesandter am k. schwedischen Hofe in seiner Anstellung , und v. Stahel ( wird Brigadier zu Clausenburg ) .
Wien , 13 Mai . Berichten aus Preßburg zufolge sind II. MM . der Kaiser und die Kaiserin daselbst mit großen Freudenbezeugungen empfangen worden . Der Drang der Geschäfte erlaubte nicht den Schluß des Landtages , wie es bestimmt war , gestern vorzunehmen , derselbe erfolgt erst heute . Man erwartet dessenungeachtet II . MM . im Laufe dieses Tages noch hier zurück . In den letzten Tagen folgten sich Sitzungen der Magnaten und der Stände , Circularsitzungen und Concertationen in fast ununterbrochener Eile , und mit eben so überraschender Schnelligkeit erfolgten besonders in letzter Zeit die königlichen Resolutionen . Es lauten diese fast durchaus günstig , und es herrscht darum auch die freudigste Begeisterung in Preßburg , in welcher Beziehung wohl kaum ein früherer Landtagsschluß sich mit dem dießjährigen wird messen können , welche Behauptung auch hinsichtlich der Wichtigkeit der Arbeiten auf den gegenwärtigen Landtag ihre richtige Anwendung finden wird . – Unter den hiesigen Griechen ist die Sage allgemein verbreitet , daß der resignirte Fürst Milosch von Serbien binnen kurzem Wien besuchen werde .
Triest , 12 Mai . Aus Görz wird geschrieben , daß man daselbst den Duc de Levis erwartete , mit dem der Herzog von Angoulème sich versöhnt zu haben scheint . Auch erwartete die königliche Familie zahlreiche Besuche von royalistischen Familien , unter denen man Herrn und Frau v. Agoult nennt .
Serbien .
Von der türkischen Gränze , 7 Mai . In Serbien ist eine ernste Bewegung gegen die neue Ordnung der Dinge , insbesondere gegen die damit zusammenhängende Einsetzung der fürstlichen Räthe etc. ausgebrochen . Schon seit der bei dem Regierungsantritte des Fürsten Michael stattgehabten Nationalversammlung sind in mehreren Gegenden des Landes , anfangs geheim , in letzter Zeit aber öffentlich , Volksversammlungen gehalten worden , und allenthalben hat sich die öffentliche Stimme gegen die Räthe und gegen die Beschränkung des Fürsten durch dieselben , so wie der Wunsch ausgesprochen , daß der Sitz der Regierung nach Kragujewatz verlegt und der allgemein geglaubten Verschleuderung des Staatsschatzes Schranken gesetzt werden . Man erzählte sich , daß nur Wucsitsch und Petroniewitsch , die beiden Räthe , und einige Minister und Senatoren gegen die Verlegung des Regierungssitzes seyen , und daß von den 13 Millionen Piaster , die sich zur Zeit der Resignation des Fürsten Milosch in der Staatscasse befunden , nur noch fünf Millionen vorhanden , also acht Millionen vergeudet worden seyen , ohne daß darüber ein genügender Ausweis geliefert worden . Die Regierung sah sich veranlaßt , den Minister des Innern , Protitsch , und den Präsidenten des Appellationsgerichts , Golub , an die am meisten bedrohten Orte abzusenden , um die Gemüther zu beruhigen ; allein sie scheinen wenig ausgerichtet zu haben , indem gestern ganz unerwartet einige Tausend bewaffnete Männer , zum Theil von Ansehen , vor Belgrad erschienen , um den Wünschen und Klagen des Volkes Gehör zu verschaffen . Der Fürst selbst , begleitet von dem Metropoliten , dem russischen Consul , und dem Kiaja des türkischen Pascha's , eilte auf die erste Kunde dem Volke bis nach dem eine Stunde von Belgrad entfernten Toptschitere entgegen , wo er die ernstlichsten Ermahnungen an dasselbe richtete , sich ruhig nach Hause zu begeben , und seine Wünsche auf legalem Wege durch die Behörden an ihn gelangen zu lassen . Er mußte sich jedoch am Ende mit der Zusage der Insurgenten begnügen : nicht weiter vorrücken , und namentlich nicht in die Stadt Belgrad eindringen zu wollen . Dagegen verlangen sie Absetzung der Räthe , Auslieferung derselben , so wie die des Vicepräsidenten des Senats Stojan Simitsch , dem man die Vergeudung des Staatsschatzes hauptsächlich zur Last legt , endlich Verlegung des Regierungssitzes von Belgrad nach Kragujewatz . Mehrere Stimmen ließen sich dahin vernehmen : „ wenn Fürst Michael einen Rathgeber braucht , wer kann hiezu geeigneter seyn , als sein Vater ; er hat mit uns unsere Freiheit erkämpft , er hat uns gut regiert , und wir haben glücklich unter ihm gelebt , warum sollte er jetzt unserm Fürsten , seinem Sohne , nicht zur Seite stehen können ? etc . “ Unter diesen Aeußerungen verließ Fürst Michael die Rebellen , wenn sie je so genannt zu werden verdienen , und kehrte nach Belgrad zurück , wo Alles in gespannter Unruhe der Dinge harrt , die da kommen sollen . Man ist für die Ruhe der Stadt in hohem Grade besorgt , Patrouillen durchziehen die Straßen nach allen Richtungen , um die Ordnung aufrecht zu erhalten ; die beiden Räthe Wucsitsch und Petroniewitsch haben sich in die türkische Citadelle geflüchtet , und sich unter den Schutz des Pascha's gestellt ; der Metropolit , der sich vermuthlich auch nicht sicher glaubt , hat ein Asyl bei dem österreichischen Consul gesucht ; von Stojan Simitsch , dem Vicepräsidenten des Senats , weiß man nichts . Sein Bruder , der Finanzminister Alexa Simitsch , befindet sich in Ungarn , zu Pesth . Der türkische Pascha hat die ganze türkische Bevölkerung zum Schutz ihrer Häuser unter die Waffen gerufen , die regulären Truppen sind in die Festung confinirt , er hat gedroht , beim ersten Versuch der Insurgenten in die Stadt einzudringen , mit Kanonen auf sie zu feuern . Gott weiß wie diese Krisis enden wird . So eben heißt es , daß die beiden Räthe Wucsitsch und Petroniewitsch ( mit Simitsch bekanntlich die Haupturheber des Sturzes Miloschs ) von selbst bis auf Weiteres resignirt haben . Der russische Consul und der türkische Pascha haben Couriere nach Konstantinopel befördert .
Verhandlungen der Pariser Akademie der Wissenschaften im Monat April .
Acht Tage haben der Akademie drei ihrer thätigsten Mitglieder geraubt : Poisson , bekannt durch seine Leistungen für Chemie und Physik ; Robiquet , den Chemiker , Professor an der pharmaceutischen Schule , und Turpin , den Botaniker .
Unter den interessantern Mittheilungen , welche der Akademie gemacht wurden , ist vorzüglich die von Arago über ein Verfahren eines gewissen Dr. Boucherie in Bordeaux zu nennen , welches das Holz gegen die Einwirkung der Fäulniß und des Feuers zu schützen im Auge hat , so wie man auch durch dasselbe eine Färbung und größere Biegsamkeit erzielen kann . Der Erfinder läßt , ehe man den Baum fällt , bis in dessen Mitte ein Loch von neun Linien im Durchmesser bohren und noch einige oberflächliche Sägeschnitte anbringen . Diese Einschnitte werden nahe am Boden gemacht und darüber ein wasserdichter , mit der Verbindung der brenzlichen Holzsäure mit Eisen angefüllter Sack angebracht , aus welchem der Baum die Flüssigkeit aufsaugt und bis in die entferntesten Aeste treibt . Auf ähnliche Weise geht man zu Werke , wenn man das Holz mit einer Chlorkalklösung injiciren , dasselbe biegsamer oder schön marmorirt erhalten will . Professor Audouin bemerkte , daß diese Entdeckung in dem Augenblick um so wichtiger sey , wo in Rochefort , La Rochelle und selbst im naturhistorischen Museum zu Paris die Insecten die größten Verheerungen anrichteten .
Ch. Dupin übergab der Akademie sein Werk über die Verwendung der Kinder in Manufacturen etc . In seinen statistischen Zusammenstellungen zeigt er unter Anderm , daß von 10,000 militärpflichtigen jungen Leuten aus zehn vorzüglich ackerbautreibenden Departementen bloß 4029 untauglich sind , während in andern zehn , vorzüglich mit Fabriken und Manufacturen ausgestatteten Departements von 10,000 9,930 ( ? ) zurückgewiesen werden müssen .
Jules Séguin ist zu einer sehr wohlfeilen Methode gelangt , aus thierischen Stoffen ein Leuchtgas zu produciren , über welches Dumas und Darcet einen sehr günstigen Bericht erstattet haben . Dasselbe ist vollkommen hell und ohne Geruch , und wird aus Stoffen bereitet , die theilweise nicht allein unnütz , sondern auch nachtheilig für die ganze Umgebung sind . Ein altes Pferd gibt ihm nämlich außer Beinschwarz , Ammoniak u. s. w. noch 25,000 Litres Gas und Licht für 411 Stunden .
Professor Delarive aus Genf überschickte das Resultat seiner langjährigen Versuche , metallische Gegenstände mittelst des galvanischen Stroms zu vergolden , ein Verfahren , das schon wegen Umgehung des so giftigen Quecksilbers um so mehr Eingang finden dürfte , als es auch sehr ökonomisch ist . Der zu vergoldende Gegenstand wird in eine verdünnte Auflösung von Chlorgold gebracht und das Gold durch die Verbindung des Gegenstandes mit einer Zinkplatte an demselben niedergeschlagen . Meist reicht eine Minute zur Vergoldung hin , widrigenfalls ein abermaliges Eintauchen den Proceß vollendet .
Saint Julien legte der Akademie eine Probe von chinesischem Wachs vor , das durch den Stich kleiner Insecten erzeugt wird , welche mit den Bienen keine Aehnlichkeit haben , und auf zwei Bäumen leben , von denen der eine auch in schlechterm Boden gedeiht , der andere viel Feuchtigkeit verlangt . Die Insecten , La-i-tschong genannt , finden sich auf den Bäumen nicht selbst , sondern müssen darauf versetzt werden , verlassen sie aber auch dann nicht wieder . Beide Bäume dürften sich auch in Frankreich acclimatisiren lassen .
Ungarn .
Unter den verschiedenen Aufsätzen , die bestimmt waren , unsere Artikel über Ungarn zu widerlegen , sind die des Hrn. v. Pulszky bisher die einzigen , die eine nähere Betrachtung verdienen . Sie sind vortrefflich geschrieben , geistreich , gewandt und , wären sie eben so sehr auf guten Gründen ruhend , wie sie von gutem Tone sind , so ließen sie nichts zu wünschen übrig , und wir müßten uns auf Discretion ergeben . In dieser Lage befinden wir uns indeß , Gott sey Dank ! keineswegs , und die Finten unseres Gegners , ein so geschickter Fechter er ist , treffen keine Blößen ; wir sind vollkommen gedeckt . Ja , noch mehr – wenn wir die Beweisführungen des Hrn. v. Pulszky von dem entkleiden , was nicht steht , und von dem , was in seinen Behauptungen uns selbst angehört , so findet er sich vielleicht im Wesentlichen der Frage vielmehr neben uns gestellt , als uns gegenüber , einen so kriegerischen Anlauf er auch nimmt . In beiden Beziehungen wollen wir uns erklären .
Zuerst wirft uns Hr. v. Pulszky vor , unsere Aufsätze wären im Verlauf immer gereizter geworden , und hätten damit aufgehört , ein anfangs edel dargestelltes Volk zuletzt als ein zur tiefsten Barbarei und Verworfenheit versunkenes zu beschreiben . Diese Behauptung glaubt Hr. v. Pulszky selbst nicht . Er hat zu viel Verstand , um nicht zu wissen , daß der entschiedenste Tadel , auf Auswüchse veralteter Institutionen mit allem Recht geworfen , sich nie auf die Nation als Ganzes beziehen konnte und sollte . Um uns zu beruhigen , wenn wir fürchten , indem wir vielfache Mängel berühren , „ werde die Nationaleitelkeit uns wie ein Orkan anschnauben “ , verweist uns Hr. v. Pulszky auf die Schriften des Grafen Stephan Szechény , der dieselben Uebel wie wir , nur früher , schärfer und geistreicher besprochen , und zugleich die Mittel zu ihrer Heilung angegeben , und der dabei doch ein höchst populärer Führer im Lande geworden sey . Wir verstehen zwar hinlänglich altes Ungarisch , um zu wissen , daß „ Bocskor “ auf deutsch einen „ Bundschuh “ ( der ungarische Bundschuh steht noch im ersten Stadium der Erfindung ) bedeuten soll , und überdieß haben wir diese adelige Fußbekleidung wenn auch nicht außer , doch in Ungarn hinlänglich mit Augen gesehen ; aber wir verstehen allerdings die ungarische Schriftsprache , die zum Theil zu neuen Datums ist , als daß wir sie zu erlernen Gelegenheit gehabt hätten , nicht so , um die Werke des populären Grafen in der Ursprache zu lesen ; in der deutschen Uebersetzung kennen wir sie indeß sehr wohl . Steht in diesen Werken wirklich , was wir auch behaupten , so wundern wir uns nur , daß wir nicht eben so populär oder doch nahebei geworden ! Vor dem „ Aufschnauben des Volksorkans “ aber sind wir durch das angeführte Beispiel keineswegs sicher gestellt , und dasselbe kann uns nicht ermuthigen . Erstens , hat er uns bereits angeschnaubt , und zweitens , hat er die Werke des verehrten Grafen ihrer Zeit nicht minder angeschnaubt ! Ja , wir glauben uns zu erinnern , daß , als diese Werke des edlen Publicisten erschienen , in ein paar Comitaten einige bessere Patrioten als er ( denn Niemand ist in seinem Fach immer der erste ) ein Auto da fe mit denselben vornahmen , und sich hierzu jenen Ort aussuchten , von dem der selige , einst auch sehr populäre Müllner in der „ Schuld “ sagt : „ Thoren nennen ihn Schaffot ! “ Hierdurch kann und soll weder der Werth oder Unwerth
der Schriften des Grafen , noch seine Verdienste um sein Vaterland nur im mindesten berührt , sondern , unter den Schutz seines mächtigen Beispiels gestellt , nur bedeutet werden , wie es mit der aura popularis zu allen Zeiten bestellt war , und daß das Hinweisen auf den berühmten Patrioten kein ganz glücklich gewähltes sey .
Etwas weiter läugnet Hr. v. Pulszky unsere Behauptung : ein Theil des Zehnten wäre aufgegeben worden , und meint , es sey der Neunte gewesen ! Was aufgegeben wurde , war der sogenannte „ kleine “ Zehnt und der „ der Brachfelder . “ Wir überlassen diese Chicane des Ausdrucks dem Verfasser und constatiren sie bloß , um zu zeigen , zu wie kleinen Dingen er in Ermangelung größerer greift . Endlich geht er auf die von uns gerügten Mängel über . Läugnet er sie ? Nein ! Er behauptet nur : der Landtag habe vorgesorgt , sie abzustellen . Also waren sie abzustellen ; was auch nicht füglich widersprochen werden kann , denn es waren ja , wie Hr. v. Pulszky früher sagte , dieselben , die Graf Szechény bereits schärfer und geistreicher angeregt hatte . Wann wurde die große Mehrzahl dieser Verbesserungen in Betracht gezogen ? Seit etwa sechs Wochen ! Seit dem 2 April namentlich ist , wir wissen es wohl , in dieser Hinsicht viel geschehen , und wir haben dieser kräftigen , wenn auch späten Bestrebung in unserm letzten Aufsatze die freudigste Anerkennung gezollt . Unsere ersten Pia desideria datiren indeß vom Anfang Julius v. J. und scheinen mithin immer noch nicht „ der Senf nach dem Essen “ gewesen zu seyn .
Wenn Hr. v. Pulszky Gelegenheit nimmt , abermals auf das Gesetz der Aviticität zu kommen , und behauptet , diese habe mit dem ausgearbeiteten Wechselrechte nichts zu schaffen , so hat er kaum halb Recht . Soll das Wechselrecht nur schnellere Justiz in manchen Fällen herbeiführen , so wollen wir es ihm zugeben ; soll aber durch das neue Wechselrecht auch der Credit im Allgemeinen und die Möglichkeit , sich Geld zu schaffen , gefördert werden , so läugnen wir es vollkommen . Behauptet aber Hr. v. Pulszky wiederholt , die Regierung sey entschieden gegen das Aviticitätsgesetz , so sagen wir ihm wiederholt , daß er nichts davon wissen könne . Wenn wir aber diese Ansicht selbst gegen die der Regierung vertheidigen sollten , was leicht möglich ist , so wird wenigstens nicht behauptet werden können , wir seyen servile Anhänger derselben .
„ Par parenthèse “ bemerkt Hr. v. Pulszky , wir hätten „ in unserer Naivetät “ nicht geahnt , daß unsere Sätze , auf individuelle Fälle angewendet , eben den Boden bilden , auf dem die Opposition selbst sich bewegt habe . Wir sind naiv , aber nicht ganz so naiv , als Hr. v. Pulszky sich einbildet . Wir haben allerdings eine leise Ahnung davon gehabt . Wir wollen ihm noch mehr vertrauen ; wir wollen ihm sagen , wo der anziehende und der abstoßende Pol unserer gegenseitigen Berührungen ist . Wir stehen allerdings auf einem Felde , wo wir nicht nur Hrn. v. Pulszky , sondern mit ihm auch jenen Theil der Opposition , der redlich prüft und untersucht , und welchem blinde Leidenschaft nicht jede vernünftige Basis genommen hat , nothwendig begegnen müssen . Wir trachten beide nach demselben Ziel : nach Ungarns Flor , Ruhm , Größe . Der Weg aber , den wir einschlagen , ist ein verschiedener . Wir meinen , dieses Ziel sey nur dadurch zu erreichen , daß man mit der Regierung gehe ; unsere Gegner glauben , es werde erreicht , wenn man gegen , oder im besten Fall , ohne die Regierung gehe . Wir verlieren keinen Augenblick den österreichischen Staat aus den Augen ; die Opposition glaubt , es könne ein Königreich Ungarn ohne den österreichischen Staat geben . Wir wollen die Frage nochmals positiv und klar stellen : ist Ungarn ein integrirender Theil des Kaiserstaates ? ist Kaiser Ferdinand Ungarns Herr , wie er Oesterreichs Herr ist , und ist nur die Form und Natur der Verwaltung verschieden , oder will man behaupten , Ungarn stehe zur Krone Oesterreich , wie etwa ein deutscher Bundesstaat zum deutschen Bunde ? Die Antwort hierauf wird auch ganz genau den Punkt feststellen , bis zu welchem Punkte wir das selfgovernment vollkommen gelten lassen , und von wo wir anfangen , es als Hochverrath zu betrachten . Es wird daraus deutlich hervorgehen , daß wir die Municipalverwaltung der Comitate , im Gegensatz der Centralisation , in ihrem ganzen Umfang anerkennen und dennoch der Regierung das Recht vindiciren de régner et de gouverner . „ Simul cum regno et imperio “ , wie es P. II. T. 3. §. 2 lautet ; daß wir ihr jene „ plenaria potestas “ vindiciren – „ quae omnis nobilitatis origo “ , wie es P. I. T. 3. §. 6 heißt . Das Königthum , so gestellt , wie die Constitution es unwiderlegbar gestellt hat , wird es sich leicht entscheiden lassen , ob eine systematische Reform , die ihre Gegenstände nicht im Einzelnen sucht und aus dem Zusammenhang reißt , sondern das Ganze umfaßt , in ihren Folgen etwas gemein haben könne mit der Assemblée constituante , oder dem Convent . Nur wo das Königthum in den Staub getreten wird , sind Katastrophen dieser Art zu fürchten ; wir aber sind da , es zu vertheidigen und siegreich zu machen , der vollen constitutionellen Freiheit unbeschadet .
Wir müssen uns bei dieser Gelegenheit abermals beklagen , wie gern unsere Gegner den allgemeinen Standpunkt verrücken möchten , aus dem die ungarischen Angelegenheiten zu betrachten sind . Wir haben schon bei einer andern Gelegenheit zu Anfang des Landtags angeführt , wie häufig man versucht , die ungarische Constitution in ihrem Wesen als gleichbedeutend mit den modernen Constitutionstheorien anderer Staaten darzustellen . Anglomane Liebhaberei hat sich dabei vielfach selbst getäuscht . Hören wir einen Mann , eine Notabilität des Landes , einen altberühmten Vorkämpfer auf zwanzig Landtagen , Paul Nagy , den Deputirten von Oedenburg , sich hierüber äußern . Dieser Mann , eben so patriotisch als geistreich , sprach auf diesem Landtage wie folgt : „ Es ist wahr , daß , wie man zuvor behauptete , auswärts acht neue Constitutionen gegründet wurden ; doch was für Constitutionen ? Ich berechne den reinen Gewinn dabei , nicht wie der Deputirte des Zalader Comitats , sondern so , daß die Gründung dieser Constitutionen die unsrige achtfach gefährde . Es ist nichts possierlicher , als unsere Verfassung mit jenen , in neuerer Zeit begründeten in Parallele zu stellen . In diesen concentrirt sich das allgemeine Interesse der ganzen Nation . In England z. B. sympathisirt jeder Kohlenbrenner in dieser Beziehung mit dem Lord ; bei uns kann , wenn von der Constitution die Rede ist , nur der gesetzgebende Körper gemeint seyn . Freilich bilden wir einen ansehnlichen Körper , aber die Masse des Volks ist nicht unter uns . Die privilegirten Stände sind eine Last für eben diese Masse . Preußen ist eine absolute Monarchie , aber in dieser Beziehung , mit unserer Constitution verglichen , ist es eine Republik . “ Welches Bild von Ungarns Verhältnissen gleicht mehr diesen Zügen , das von uns entworfene oder das von unsern Gegnern ? Wer hat den historischen Boden thatsächlich mehr festgehalten , wir oder sie ? Auch dieser Vorwurf Pulszky's fällt mithin gänzlich zusammen . Bezieht man diesen Begriff aber , wie Hrn. v. Pulszky's Rüge , auf die vorzunehmenden Reformen , und will man ihn bei diesen festhalten , so ist der historische Boden in Ungarn immer in erster Linie : die königliche Gewalt . Alle Reformen , wie umfassend sie seyen – und wir gehen in dieser Beziehung allerdings weit – die diesen ersten constitutionellen Factor nicht beiseite schieben , stehen
durchaus auf dem historischen Boden ; diesen ermangeln nur jene , die man ohne oder trotz der verfassungsmäßigen königlichen Stellung versuchen möchte , und auch nur diese ähneln der Constituante oder dem Convent .
Hiermit glauben wir schließen zu können und jedem irgend bedeutsamen Einwurf unseres Gegners begegnet zu seyn ; auch glauben wir den Handschuh in diesen Blättern nicht mehr aufnehmen zu sollen , damit diese Polemik , an dieser Stelle wenigstens , ihr Ende erreiche , da die Allg . Zeitung billiger Weise nicht ausschließlich ihre Spalten ungarischen Interessen widmen kann . Was Hr. v. P. und wir veröffentlicht haben , beleuchtet , nebst ein paar andern Aufsätzen , die Frage ziemlich von allen Seiten , und befähigt die Leser vollkommen , sich ein eigenes Urtheil zu bilden . Uebrigens gedenken wir das Wesentlichste unserer Mittheilungen in einer eigenen Schrift zusammen zu stellen , auf welche wir unsere Freunde wie unsere Gegner verweisen .
Nun noch Gruß und Handschlag Hrn. v. P. , den wir unsern verehrten Freund nennen . Das Publicum hat seine Aufsätze gewiß mit eben so viel Vergnügen als wir selbst gelesen . Wenn er , der diesen Kampf mit so viel Talent und Anstand geführt hat , uns hinter unserem Visir wirklich erkannt hätte , so fänden wir keinen andern Grund , es vor ihm fester zu schließen . Könnten wir in der That den Pegasus vor die Staatscarrosse spannen , so glauben wir , daß er sich vor ihr nicht bedeutend schlechter ausnehmen würde , als manches andere Gespann , das ihr zu Preßburg vorgespannt wurde . Selbst frei , ehren wir das freie Urtheil Anderer ; selbst anständig , wissen wir den Anstand bei Andern zu schätzen , und so hat Hr. v. P. keinen anderen „ Griff “ von uns zu gewärtigen , als einen freundlichen Händedruck , den wir ihm hiemit bieten . * ) Die offene Freimüthigkeit , mit welcher diese von dem einen der Kämpfer hier so würdig geschlossene Polemik von beiden Seiten geführt wurde , mag als thatsächliche Widerlegung mancher unverständigen Insinuation gelten . Beide Gegner haben gezeigt , wie , mit strenger Beobachtung des Anstandes und der Mäßigung , in Blättern , denen die ganze österreichische Monarchie geöffnet ist , selbst die schwierigsten Fragen eines Landes behandelt werden können , dessen innere Kämpfe bisher der Discussion des übrigen Europa's so gut wie verschlossen waren . Kein besonnener Ungar wird die Bedeutung dieser Thatsache verkennen , oder uns zumuthen , die bis hieher beobachtete Linie zu überschreiten . – Ein Wiener Correspondent der Leipz. Allg. Ztg. ( Nr. 115 ) , der auf diese Polemik Bezug nimmt , bringt die kecke Lüge , die Redaction habe in einem frühern Aufsatze des geehrten Verfassers des obigen Artikels eine Stelle interpolirt . Er umgibt diese Lüge mit einer langweiligen Masse halt- und gedankenlosen Geredes , auf das sich dann hinwiederum Hr. Spazier in Paris beruft . Dem letztern jedoch auch nur Ein weiteres Wort zu erwiedern , wäre höchst überflüssig , da er sich darauf reducirt sieht , die insipidesten , freilich zugleich gewissenlosesten Verdächtigungen auszukramen gegen den Pariser ♀ Correspondenten der Allg. Ztg. – einen Mann , dem er nicht werth ist die Schuhriemen zu lösen .
Frankreich .
Lyon , 12 Mai . Unanständige Häuser , welche in Nismes unter dem Aushängeschild „ Café “ schon lange einem Theil des Publicums ein Dorn im Auge waren , haben am 3 und 4 d. M. zu Excessen Anlaß gegeben , bei denen die Autorität eingreifen und mit Säbelhieben das Volk auseinander treiben lassen mußte . Dem Maire wurden die Fenster eingeworfen ; man fand sich genöthigt ein durchziehendes Bataillon in der Stadt zu behalten . So wühlt , wie der Geist im Hamlet , unterirdisch in den Maulwurfsgängen des Aufruhrs der seit 1789 spukende Geist in ganz Frankreich und neckt die Regierung wie ein blendendes Irrlicht . In einem Dorfe unweit St. Claude im Jura ist gleichfalls in einem Conflict die Obrigkeit der Volksmasse unterlegen . Traurige und sehr häufig muthwillig veranlaßte Feuersbrünste , von denen auch hier vor einigen Tagen wir ein trauriges Beispiel erlebt haben , sind wie die Brandstiftungen der Normandie in der Restaurationszeit und wie die häufigen Unglücksfälle gleicher Art 1792 , ein böses Anzeichen , würden sie fortdauern . Gewiß liegt es recht gewitterdrückend auf aller Welt , und selbst die eifrigsten Anhänger der jetzigen Regierung glauben eine neue Umwälzung möglich , selbst mehr als möglich . In keinem Lande kann daher mehr als hier Luthers Vergleich der Welt mit einem betrunkenen Bauer Anwendung finden , und wer nur die verschiedenen Richtungen des im Julius endenden Jahrzends durchläuft , wird sich über das Turkeln aller Parteien nicht genug verwundern können . Erfreulich ist in solchen Augenblicken die Theilnahme an einem allgemein menschheitlichen Feste wie das im Junius in Straßburg zu feiernde Guttenbergsfest . Ein hiesiger Beisteuerausschuß zählt die Journalisten aller Parteien , Professoren , Aerzte , katholische und protestantische Geistliche , Kaufleute und Künstler unter seinen Mitgliedern . Und wenn sich in Paris Lamartine an die Spitze stellt , um eine Feier zu unterstützen , die nicht in Paris , sondern in Straßburg , also halb in Deutschland stattfindet , so kann man nur wünschen , daß die Zahl solcher weitherzigen Franzosen größer wäre . Straßburg hat einen wichtigen Beruf : es sollte zwischen deutscher und französischer Bildung die Brücke seyn . Leider hat der französische Charakter ( es gibt in Straßburg seit 30 Jahren dort befindliche Hospitalärzte , die nicht deutsch sprechen ) es nicht gestattet , daß Straßburg sich auf dem alten Standpunkt gelehrter Bildung erhalte ; leider haben die Straßburger , lange französischem Geschmack fröhnend , die deutsche Gründlichkeit verlassen , ohne die Leichtigkeit französischer Auffassung zu gewinnen . In neuerer Zeit hat man sich in Kunst- und Gesangvereinen den Schwesterstädten am Rhein wieder mehr genähert ; das Guttenbergsfest ist dazu ein neuer Schritt . Die Bedrückung einer ruchlos centralisirenden Hauptstadt wird allen größern Städten Frankreichs ein Gräuel . Mit der allmählichen Emancipirung der Provinzen fällt aber auch das Princip der Eroberung , welchem die Pariser Blätter noch immer nicht entsagen wollen . Bei ihnen soll Alles auf Commando geschehen , dieselben telegraphischen „ Flügelmannsgebärden “ sollen sich wie an Notre-Dame , so in Petersburg , Konstantinopel und Peking wiederholen . Noch trägt der Straßburger Münster diese raffinirte Erfindung des Geistesdespotismus , der über die Köpfe weg agirt . Wenn aber die Anerkennung Deutschlands in allen französischen Provinzen sich tiefer zu wurzeln scheint , so dürfen wir hoffen , daß das Elsaß n cht länger seiner Geistes- und Herzensverwandten sich schämen , sondern im geistigen Bunde mit ihnen leben wird , bis eine glückliche Lösung der Verhältnisse auch die leibliche Vereinigung möglich macht . Darum nochmals , wenn die Stadt Lyon ihre Fahne in Straßburg wehen sieht , ist zu hoffen , daß auch andere Städte sich dort zu einem Verein zusammenfinden , der bei dem Andenken an eine der herrlichsten Erfindungen menschlichen Geistes sich jedem brutalen Streben kräftig entgegensetzen und in Reformen mehr als in Revolutionen sein Heil suchen wird .
Preußen .
Bonn , 12 Mai . Der hiesige Athenische Verein hat auf eine weitere Sendung der bei ihm eingegangenen Beiträge für den Bau des Universitätsgebäudes zu Athen , mit welcher auch die Einnahme für eine Reihe von populären Vorträgen über Griechenland und griechische Verhältnisse überhaupt , die Hr. Professor Brandis vor einem sehr zahlreichen Publicum aller Classen gehalten , verbunden worden ist , von dem Comité zu
Athen die erfreulichen Nachrichten über den Erfolg seiner Sammlungen in den verschiedensten Gegenden empfangen . Bereits waren 160,000 Drachmen ( 40,000 Thlr. ) für den neuen Bau der Otto-Universität unterzeichnet , und man sah einer weitern Sendung von 20,000 Drachmen aus Ungarn , und von 10,000 Drachmen aus der Walachei entgegen , so daß das Unternehmen in der Hauptsache für gesichert angesehen werden dürfte , wenn ihm auch nicht noch von mehrern Seiten neue Beiträge zu erwarten ständen . Diese Nachrichten waren von andern eben so erfreulichen über die neuesten wichtigen archäologischen Funde begleitet , welche die Nachgrabungen in Athen ergeben hatten . Namentlich waren beim Aufräumen des großen Schutthaufens längs der Nordseite des Parthenons eine Metope mit einer schönen Hautrelief-Figur , eine fast ganz erhaltene Friesplatte , den Zug der Opferwidder darstellend , nebst zwei andern , weniger wohlerhaltenen Platten und verschiedenen Bruchstücken gefunden ; auch eine in den Felsen gehauene Cisterne . Die Sammlung des Theseums ward durch eine , neben der Scenen-Wand des alten Theaters ausgegrabene Silen-Statue und durch zwei Grabsteine bereichert , von denen der eine für eine der allerschönsten , bis jetzt bekannten Attischen Grab-Stelen gehalten wird . Die nähern Nachrichten über diese und andere bedeutende Entdeckungen werden uns die ausgezeichneten deutschen Archäologen nicht lange vorenthalten , welche gegenwärtig in Griechenland sich vereinigt finden .
Ostindien und China .
Bombay , 21 März . ( Beschluß . ) Obrist Sutherland hat die Regierung von Dschudpur reformirt , die braminische Partei aus dem Ministerium vertrieben , die Streitigkeiten unter dem Adel geschlichtet , die Citadelle der Hauptstadt mit englischen Truppen besetzt , und scheint dieses Nest von Unruhen und Intriguen für einige Zeit in Ordnung gebracht zu haben , obgleich in der Natur der Dinge liegt , daß es nicht sehr lange ruhig bleiben wird . – Amir Chan ist in seinem Lehen von Tonka zu Jedermanns Erstaunen ruhig gestorben . Er war einer der großen Freibeuter , welche die Zerstörung des Marattischen Bundes hervorbrachten , und wurde im Jahre 1817 von der Compagnie begnadigt , und mit Tonka belohnt . – Die Nachrichten aus Oude lauten sehr schlecht , die heillose Administration des letzten Königs ist unter dem schwachen alten Mann , den man auf den Thron gesetzt hat , noch weit heilloser geworden , die Generalpächter ziehen nach dortigem löblichem Gebrauch die Steuern mit Truppencorps ein , und ich glaube , daß man in Calcutta bereut , daß man das Recht von Ikbal al Daula auf den Thron seines Oheims nicht anerkannt hat . Die Succession ward nach einem streitigen Punkte des mohammedanischen Civilrechts entschieden , weil man ihn durch einen Civilisten entscheiden ließ , während das Civilerbrecht in mohammedanischen Ländern eben so wenig als in europäischen auf die Succession angewendet wird . Ikbal al Daula ist in Europa , wo er umsonst an den englischen geheimen Rath appellirt hat , aber es ist nicht unwahrscheinlich , daß man ihn zurückrufen wird , im Fall man nicht in London vorzieht , Oude zu einer englischen Provinz zu machen , was ein politischer Fehler wäre . – Der englische Gesandte in Ava hat das Land verlassen , er hatte sich zuerst von Amerapura nach Rangun zurückgezogen , weil ihn der Hof auf alle Art vernachlässigt , und Tharawaddy sich durchaus geweigert hatte , ihn anzuerkennen . In Rangun , wo die Behörden mehr von der Macht der Compagnie wissen , hatten sie sich lange anständig gegen ihn betragen , aber es scheinen Befehle vom Hofe gekommen zu seyn , ihm den Aufenthalt im Lande zu entleiden , was auch so geschah , daß er nach Molmein abreiste . Es ist nicht wahrscheinlich , daß dieß ohne directe feindliche Demonstrationen der Birmanen zu einer ernstlichen Streitigkeit führe , denn man hat längst eingesehen , daß die Gegenwart eines englischen Residenten in Birma bei der gegenwärtigen Stimmung des Hofs zu nichts Gutem führen kann . – Die Nachrichten aus Assam sind vortrefflich : der Director der Theepflanzungen , Bruce , hatte wieder 195 Kisten Thee nach Calcutta geschickt , welche die besten waren , die man bisher erhalten hatte , und er glaubt , daß die Theecompagnie mit den gegenwärtigen Mitteln zu ihrer Disposition im laufenden Jahr 2000 Kisten fabriciren könne . Man hat auch in den Nilgherris in der Präsidentschaft Madras eine kleine Quantität guten Thees fabricirt , aber bis jetzt bietet Assam so große Vortheile für die Betreibung dieser Cultur im Großen dar , daß man alle Mittel auf diese Provinz concentriren sollte . Die verschiedenen Districte derselben , welche man unter einheimischen Chefs gelassen hatte , fallen nach und nach in Folge von Unruhen und gar zu schlechter Verwaltung derselben der Compagnie anheim , und der Gouverneur der Provinz , Capitän Jenkins , hat sehr dringend an die Regierung geschrieben , ihm einige der amerikanischen Baumwollpflanzer zu schicken , welche die Compagnie aus Georgia nach Indien zieht , um bessere Species und eine sorgfältigere Bereitung der Pflanze einzuführen .
[ 1897 ]
Ueber Melgunoffs Erklärung in der Beilage zu Nr. 112 der Allg. Zeitung .
Ich bin Hrn. Melgunoff ungemein für die Gefälligkeit verbunden , meine Flugschrift ( H. Königs litterarische Briefe aus Rußland in ihrem wahren Lichte dargestellt , Berlin 1840 ) in der Allg . Zeitung angezeigt zu haben . Da die Insertion von Anzeigen in deutschen Blättern von hier aus mit großen Schwierigkeiten und Zeitverlust verbunden ist , ich aber meiner kleinen Schrift die größte Publicität und Ausbreitung zu erlangen wünsche , so ist mir jede öffentliche Stimme darüber , sie komme woher sie wolle , höchst erwünscht .
Nur muß ich zwei Stellen in der besagten Anzeige rügen : die eine betrifft eine Wahrheit , die andere eine Unwahrheit .
Hr. Melgunoff hat vollkommen recht , wenn er sagt , daß es ihm unmöglich sey , auf meine Schrift zu antworten . In dieser Schrift ist klar , deutlich und thatsächlich bewiesen , daß die von ihm Hrn. König in die Feder dictirte Schrift ein Gewebe von groben Irrthümern , lächerlichen Verstößen gegen russische Geographie , Geschichte und Sprache , gemeinen Lügen , Klatschereien und Verleumdungen sey . Um sich zu rechtfertigen , müßte er beweisen können , daß die von mir gerügten und angeführten Stellen nicht in dem Buche stehen , oder reine Wahrheit enthalten , oder wenigstens , daß nicht er der Einbläser des Hrn. König gewesen sey . Hr. Melgunoff spricht von Jemand , der von einem gemeinen Menschen auf der Straße angefallen worden ist ; dieser Jemand bin ich ; es sind die russischen Schriftsteller , die im König'schen Buch auf die infamste Weise beleidigt und verleumdet werden . Er begreift nicht , wie ich mich dazu erniedrigen konnte , ihm zu antworten . Es fiel mir wirklich sehr schwer ; mehr als zwei Jahre habe ich geduldet und geschwiegen . Am Ende hielt ich es für meine Pflicht , die Wahrheit laut und unumwunden auszusprechen . Daß sie ein wenig herb und barsch ausgedrückt ist , liegt nicht an mir , sondern an der Wahrheit . Wer wissentlich Lügen , Klatschereien und Verleumdungen in die Welt schickt , den nennt sie Lügner , Klatschtrompeter und Verleumder ; mehr ist über Hrn. Melgunoff und seine Helfer in meiner Schrift nicht gesagt worden . Hr. Melgunoff spricht von seiner moralischen Reinheit und seinem unbefleckten Leben ; deren Resultate möge er auf der Seite 370 des Wigand'schen Conversationslexikons der neuesten Litteratur etc. aufsuchen . Ich will es gern glauben , daß er , indem er Hrn. König mit seinen Klatschanekdoten und vertrauten Lügen amusirte , keine üble Absicht gehabt , und nicht gedacht hat , daß Hr. König sie veröffentlichen werde . Nachdem aber dieß geschehen war , hat er mehr als zwei Jahre Zeit gehabt seine Unbesonnenheit durch ein öffentliches Geständniß gut zu machen . Er hat es verschmäht , hat fortgefahren seine Angaben zu verbreiten
und zu bekräftigen , hat auf alle Anfragen ausweichende Antworten , im Ton einer verkannten und verfolgten Unschuld gegeben , und eher mit der Ehre und Wahrheit als mit seinem unbescheidenen Freunde brechen wollen . Tu l'as voulu , Georges Dandin !
Die Unwahrheit der Anzeige besteht darin , daß Hr. Melgunoff mich beschuldigt , als habe ich seinen Patriotismus und seine Anhänglichkeit an die russische Regierung verdächtigen wollen . Durchaus nicht . Im Gegentheile habe ich Hrn. Melgunoff gegen alle dergleichen Anfeindungen und Beschuldigungen ausdrücklich und namentlich verwahrt . Auf der Seite 42 meiner Schrift steht buchstäblich Folgendes :
„ Da ich es unternommen habe , Unwahrheiten aller Art , von denen es in den litterarischen Bildern wimmelt , aufzudecken , so bin ich verbunden , auch die unrechtfertigen Aeußerungen und Bemerkungen in Betreff unserer Regierung , deren Maaßregeln und Wirkens zu rügen . Es dürfte jedoch hier nicht am unrechten Orte seyn zu erwähnen , daß an diesen Aeußerungen und Bemerkungen , so weit ich muthmaßen kann , Melgunoff unschuldig ist . Wahrscheinlich hat sie Hr. König von irgend einem Deutschen oder Franzosen überkommen , der sich eine Zeitlang in Rußland aufgehalten , da eine Menge abgeschmackten Zeugs aufgeschnappt , und dieses nach seiner Rückkehr ins Ausland weiter verbreitet hat . Ein Russe aber , er möge übrigens noch so niederträchtig und dumm seyn , ist nicht im Stande das zu sagen , was in Königs Buche gedruckt zu lesen ist . Wir begreifen nur nicht , warum sich Hr. Melgunoff nicht laut und feierlich von Dingen lossagen kann , die doch offenbar nicht von ihm herrühren . Allein da ihre Sache eine gemeinschaftliche ist , so mögen sie auch Capital nebst Zinsen gemeinschaftlich in Empfang nehmen ; unsere Sache ist mit dem Handelshause Melgunoff , König und Comp. ehrlich und ohne Rückstände Abrechnung zu halten . “
Noch ein paar Worte . Die heuchlerische Einleitung in die Anzeige ist absurd und abgedroschen . Meiner Meinung nach entsteht für Hrn. Melgunoff ein großer Uebelstand in seinen litterarischen Arbeiten daraus , daß er nicht im Stande ist , selbst etwas ( sey es deutsch oder russisch ) zu schreiben , und jedesmal von der Laune und den Geisteskräften seines derzeitigen Secretärs abhängt . Es wundert mich , wie er für sein gutes Geld keinen geschickten Advocaten für seine schlechte Sache auftreiben kann .
St. Petersburg , den 23 April ( 5 Mai ) 1840 .
N. Gretsch .
[ 1929- 31 ]
Bekanntmachung .
Die Administration der bayerischen Hypotheken- und Wechselbank benachrichtigt hiermit die HH . Besitzer von Bankactien-Promessen , daß sie eine siebente Einzahlung auf
den ersten Julius d. J. ,
und zwar wie folgt , einzufordern beschlossen habe :
Die Besitzer von Promessen IIter Emission à 200 fl. , wovon 9861 Stück in Umlauf sind , haben auf jede Promesse 100 fl. einzuzahlen , wogegen sie für je zwei solcher Promessen Eine Actie und Eine neue Promesse à 100 fl. erhalten .
Die Besitzer von Promessen I. Emission , wovon 278 Stück in Umlauf , und auf welche bereits 350 fl. eingezahlt sind , haben die noch fehlenden 150 fl. per Stück einzuzahlen , wogegen sie für jede solche Promesse Eine Actie erhalten .
Diese Einzahlungen sind bei den Bank-Cassen in München oder Augsburg am 1 Julius dieses Jahres zu leisten .
Für später , jedoch noch im Lauf des nämlichen Monats erfolgende
Einzahlungen werden 4 Procent
für noch spätere aber 6 Procent
Verzugszinsen , vom 1 Julius
anfangend , berechnet werden
Den Einzahlungen sind die Promessen nebst einem genauen Verzeichniß ihrer Nummern , und diesem Verzeichniß die Namen , auf welche die Actien und die neuen Promessen ausgestellt werden sollen , beizufügen .
Von den Bank-Cassen wird über jede Einlieferung von Promessen ein Haftschein ausgestellt werden , welcher den Termin zur Beziehung der Actien und neuen Promessen anzeigen wird .
München , den 14 Mai 1840 .
Simon Freiherr v. Eichthal .
[ 1905-7 ]
Bekanntmachung .
Das Bad Brückenau – seiner vortrefflichen Heilquellen , dann seiner schönen Anlagen und Umgebungen wegen hinlänglich bekannt , wird
am 15 Junius l. J.
eröffnet .
Durch eine gute Curtafel , dann durch gute rein gehaltene Weine zu billigen Preisen wird den Anforderungen der verehrlichen Gäste genügt werden .
Ein affigirtes Tax-Reglement zeigt die fixen Preise sämmtlicher Bedürfnisse , aus welchen auf Verlangen auch Auszüge mitgetheilt werden .
Wegen der Logis-Bestellungen beliebe man sich in frankirten Briefen an die unterfertigte königliche Bad-Inspection zu wenden .
Bemerkt muß hier werden , daß vom Tage der Logis-Bestellung an die Reservirung , und daher auch wie billig die Zahlung derselben beginnt . – Bad Brückenau , den 9 Mai 1840 .
Königlich bayerische Bad-Inspection .
J. Fuchs .
Bergauer .
[ 1914- 16 ]
Verzeichniß
der am 4 Mai 1840 laut aufgenommenem Notariats-Protokolle in der zweiten Verloosung der hochfürstl . Palffy 4 procentigen Anleihe per 2,475,000 fl. d. d. Malaczka 13 Junius 1838 herausgekommenen 42 Stück Partial-Obligationen à 1000 fl . als :
Nr. 218 , 227 , 365 , 390 , 510 , 570 ,
Nr. 835 , 1073 , 1299 , 1308 , 1514 ,
Nr. 1558 , 1568 , 1744 , 1748 , 1944 ,
Nr. 1967 , 1986 , 2038 , 2257 , 2361 ,
zahlbar am 1 Julius 1840 ,
Nr. 29 , 36 , 255 , 504 , 619 , 850 ,
Nr. 870 , 1054 , 1188 , 1233 , 1274 ,
Nr. 1295 , 1557 , 1589 , 1758 , 1780 ,
Nr. 1790 , 1811 , 2126 , 2171 , 2251 ,
zahlbar am 1 Januar 1841 ,
welche an bemerkten Terminen bei dem Großhandlungshause Arnstein & Eskeles in Wien heimbezahlt werden .
[ 1765- 67 ]
Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn .
Zehnter Actien-Beitrag .
Die HH . Actieninhaber der Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn werden , in Gemäßheit des §. 5 des Statuts eingeladen , von dem Betrag ihrer Actienberechtigung den zehnten Beitrag mit 10 Proc . an die Bankierhäuser : Wilhelm Cleff in Düsseldorf , oder von der Hendt-Kersten & Söhne in Elberfeld bis zum 15 Julius dieses Jahres einzuzahlen , und dabei die über die vorherigen Beiträge erhaltene Quittung wieder vorzulegen , um darunter die jetzt zu ertheilende Quittung ebenfalls auszufertigen .
Düsseldorf , den 4 Mai 1840 .
Die Direction : Quest . Dietze .
[ 1770- 72 ]
Nord-Seebad Wangerooge .
Das Nord-Seebad auf der Insel Wangerooge an der oldenburgischen Küste , welches sich vorzüglich durch einen unweit des Dorfes unmittelbar an der offenen See auf einem festen und sichern Boden befindlichen , mit einem vollständigen Bade-Apparate versehenen Badestrand , und durch seine bekannte innere Einrichtung zur Bewirthung und Unterhaltung der Badegäste empfiehlt , wird nach wie vor mit dem 1 Julius eröffnet und mit dem 1 September geschlossen werden .
Logis-Bestellungen in den beiden mit einigen vierzig wöhnlich eingerichteten tapezierten Zimmern versehenen Logirhäusern , oder auch in den zu diesem Zweck aptirten , sich jährlich durch Neubauten vermehrenden Wohnungen der Insulaner werden entgegengenommen und besorgt von dem Geh. Hofrath Westing in Oldenburg , oder von dem Badearzt Dr. Chemnitz in Jever , oder von dem Vogt Alers in Wangerooge .
Die Ueberfahrt nach der Insel geschieht täglich von der gegenüber liegenden Friedrichs-Schleuse , und einmal wöchentlich in bequemeingeichteten Paketbooten von Hamburg und Bremen aus . – Den 30 April 1840 .
Die Inspection des Seebades der Insel Wangerrode .
[ 1860 ]
Edictal-Ladung .
Eugène Ladent de Traçy aus Paris hat sich im Februar d. J. dahier eines großen in fortgesetzter That verübten Betrugs mit Urkundenfälschung , so wie einer Unterschlagung dringend verdächtig gemacht .
Da uns sein gegenwärtiger Aufenthaltsort , ungeachtet der seither hierüber stattgehabten wiederholten Nachforschungen , unbekannt ist , so wird derselbe hiermit aufgefordert , sich
binnen zwei Monaten
von heute an bei diesseitigem Gerichte zu stellen , und sich über die Vergehen , deren er angeschuldigt ist , zu rechtfertigen , widrigenfalls unter Ausschluß mit seiner Verantwortung nach Lage der Acten gegen ihn erkannt würde .
Karlsruhe , den 1 Mai 1840 .
Großherzoglich badisches Stadtamt .
v. Hennin .
vdt. Feid .
[ 1725- 27 ]
Vorladung .
Gegen den Handelsmann Peter Kaiser von hier ist von einigen Gläubigern dahier vorgetragen worden , daß solcher vor einigen Wochen sich heimlich von Hause entfernt habe , mit Hinterlassung eines Schuldenstandes , der sein Vermögen bedeutend überschreite , was zur Genüge hervorgehe aus der in Folge seiner Flucht veranstalteten Schulden- und Vermögensaufnahme , welche eine Ueberschuldung von mehreren tausend Gulden nachweist .
Es wurde mit dieser Anzeige die Bitte verbunden , gegen Peter Kaiser das Gantverfahren einzuleiten .
Da derselbe einen Bevollmächtigten , der seine Angelegenheiten besorge , nicht namhaft gemacht hat , und sein Aufenthaltsort diesseits unbekannt ist , so wird er andurch aufgefordert ,
am 16 Junius d. J. ,
früh 8 Uhr ,
in diesseitiger Gerichtskanzlei auf diesen Vortrag sich vernehmen zu lassen , in Person , oder durch einen gehörig Bevollmächtigten , und seine gegen ihn aufgetretenen Gläubiger zu decken , oder mittelst Vorlegung eines belegten und glaubhaften Verzeichnisses seines Vermögens und seiner Schulden seine Zahlungsfähigkeit nachzuweisen , andernfalls sofort die Gant gegen ihn eröffnet würde .
Verfügt Kenzingen , den 22 April 1840 .
Großh. bad. Bezirksamt .
Lang .
vdt. Keipfel .
[ 1887- 89 ]
Bekanntmachung .
Samstag den 30 d. Monats ,
Vormittags 10 Uhr ,
wird bei dem fürstlichen Rentamt dahier die hiesige herrschaftliche Brauerei von jetzt bis Martini 1844 gegen einen nach Suden vermittelst Aufstreiches festgestellten Pachtzins mit der Zusicherung verpachtet werden , daß schon im Verlaufe dieses Jahres mit dem Bau eines neuen Sudhauses werde begonnen werden . In Betreff der Pachtliebhaber ist noch zu bemerken , daß sich dieselben durch amtlich beglaubigte Zeugnisse über zureichendes Vermögen , guten Leumund , und hauptsächlich noch darüber auszuweisen haben , daß sie die Brauerei vollständig erlernt haben .
Sigmaringen , den 13 Mai 1840 .
Fürstliches Rentamt .
Lauchert .
[ 1650- 51 ]
Karlsruhe .
Verpachtung der Restauration in
dem Museum .
Der bestehende Pachtvertrag geht mit September d. J. zu Ende und es soll bis dahin ein neuer abgeschlossen werden , wozu die Liebhaber eingeladen werden , sich längstens
bis 15 Junius
zu melden .
Der Pächter erhält die alleinige Restauration in dem Museumsgebäude für eine Gesellschaft von mehr als 700 Mitgliedern sammt deren Familienangehörigen , und es wird demselben hierzu das ganze untere Locale eingeräumt , ein bisher bestandener Kosttisch wird von einem gewandten Wirth mit Leichtigkeit fortgeführt werden können ; ferner bezieht der Restaurateur die Einnahme von zwei Billards und sonstige nicht unbedeutende Spielgelder .
In den Wintermonaten wechseln wöchentlich Tanzunterhaltungen und musikalische Productionen , bei welchen dem Restaurateur auch die dazu bestimmten Localitäten des obern Stocks eingeräumt werden ; überdieß finden in der Regel jährlich mehrere Festessen statt . Die Heizung und theilweise Beleuchtung des ganzen Locales trägt die Gesellschaft .
Hiefür hat der Restaurateur einen in Verhältniß geringen Pacht zu bezahlen und eine Caution zu leisten , wogegen demselben die ganze Mobiliar-Einrichtung überlassen wird , so daß zu der Einrichtung ein Capital von 3 bis 4000 fl . hinreicht , worüber Vermögenszeugnisse vorzulegen sind . Die Lusttragenden werden eingeladen , die nähern Bedingungen bei dem Oekonomie-Beamten der Museumsgesellschaft in Augenschein zu nehmen , von welchem solche auf Verlangen auch schriftlich mitgetheilt werden .
Karlsruhe , den 1 Mai 1840 .
Die Museums-Commission .
[ 114 ]
In der litterar . artist . Anstalt in München ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Erzählungen am Kamine
von Albert Grafen v. Pappenheim .
Drittes Bändchen .
8. geh. 2 fl. rhn. od. 1 Rthlr . 8 gr .
Der Hr. Verfasser hat bereits schon in den erschienenen ersten beiden Bänden das Talent einer geistreichen und heiteren litterarischen Unterhaltungsgabe hinreichend dargethan . Wir können daher mit Recht auf den Erfolg dieser schon in den Händen des Publicums sich befindenden Bände hinweisen , um auch dem vorliegenden neuen Band eine freundliche Aufnahme zu sichern .
[ 1879- 81 ]
In Karl Gerolds Buchhandlung in Wien ist so eben erschienen und daselbst , so wie in allen Buchhandlungen Deutschlands zu haben :
CURT SPRENGELS Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde .
Fortgesetzt von Dr . BURKARD EBLE ,
k. k. Regimentsfeldarzt und Bibliothekar der medicinisch-chirurgischen Josephs-Akademie etc. etc .
Sechsten Theiles zweite Abtheilung , enthaltend :
Geschichte der praktischen Arzneikunde ( Systeme , Epidemien , Heilmittel , Bäder ) vom Jahre 1800-1825 .
Gr. 8. Wien 1840 . Preis : 3 Rthlr . 8 gr .
Wir übergeben hiermit dem Publicum die zweite Abtheilung dieses die Medicin in ihrer ganzen Ausdehnung umfassenden Geschichtswerkes , das ein für jeden wissenschaftlichen Arzt zum Lesen und Nachschlagen , für den ärztlichen Schriftsteller zur Grundlage für jede künftige Arbeit in diesem Feld unentbehrliches Handbuch darstellt . Es enthält dieser Band die für den Heilkünstler interessantesten Partien : die Geschichte der neuern praktischen Systeme , der nosologischen Versuche , der Volksseuchen , der neuern Erfahrungen über bekannte , und der Beobachtung bisher unbekannter Krankheiten , der neu eingeführten Arzneimittel und der Gesundbrunnen und Bäder , mit Einschluss der modernen , in diesem Zeitraum entstandenen Wasserheilkunde . Er wurde vom Verfasser mit vorzüglicher Liebe bearbeitet ; und nach dessen Tode hat Dr. Frhr. v. Feuchtersleben die sorgfältige Durchsicht und Ergänzung des Nachlasses übernommen ; und so wird diesem zweiten Bande gewiss die Anerkennung werden , die dem ersten nicht nur in Deutschland , sondern auch in England , Italien und Frankreich so reichlich geworden ist .
Der Plan des Verfassers , auch die Geschichte der Chirurgie , Augenheilkunde , Staatsarzneikunde u. s. w. in diesem Sinne zu behandeln , sieht seiner weitern Ausführung und Vollendung entgegen .
[ 1792 ]
Bei Gelegenheit des Albr . Dürer-Festes in Nürnberg empfehlen wir das treffliche Werk :
Albrecht Dürer und seine Kunst .
Bearbeitet von Dr. G. K. Nagler .
Mit Dürers Bildniß. gr. 8.
Um für Jedermann den Ankauf zu erleichtern , ermäßigen wir den Preis von 1 fl. 48 kr. von jetzt an bis zu Ende Junius auf 48 kr .
München , 1840 .
Fleischmann'sche Buchhandlung .
[ 1671 ]
Bei E. Kummer in Leipzig ist so eben erschienen :
Gumposch , V. P. , Beiträge zur Poesie und Poetik . 1 stes Heft. gr. 12 geh. 10 gr .
Aus Heinr . Müllers evangel. Schlußkette und Kraftkern . Vier Predigten über das Evangelium am ersten heiligen Weihnachtsfeiertage , Lucas 2 , 1-14 . Aufs neue herausgegeben. gr. 8. 8 gr .
Schmidt , J. A. E. , neugriechisches , deutsches und französisches Handwörterbuch in drei Bänden . Dritter oder deutsch-neugriechisch-französischer Band. gr. 12. geh. 3 Thlr. 16 gr .
( Hiermit ist dieses Werk vollständig , und kosten alle drei Bände 9 Thlr. 12 gr . )
Stürmer , Th. , über Preisfragen zur Vermittlung der Extreme in der Heilkunde. gr. 8. 12 gr .
[ 1812 ]
In dem Verlage des Unterzeichneten sind erschienen :
Blätter für Justiz und Verwaltung im Großherzogthum Baden .
Erster Jahrgang , 1stes und 2tes Heft .
Von dieser Zeitschrift erscheinen jährlich 8 Hefte à 36 kr. , die von jeder soliden Buchhandlung zu beziehen sind .
Freiburg im Breisgau , im Mai 1840 .
Adolph Emmerling .
[ 1757 ]
Bei Unterzeichnetem ist so eben erschienen und in Augsburg in der Karl Kollmann'schen Buchhandlung , in Wien bei Mösle's Wittwe und Braumüller , in Grätz in der Ferstl'schen Buchhandlung zu finden :
Die idiopathischen Atrophien ( trockenen Zehrungen ) ,
systematisch bearbeitet und dargestellt von Wilhelm Grimm ,
kaiserl. russ. Hofrathe etc. etc .
Preis 1 Thlr.
Die Atrophien der vorzüglichsten Systeme des menschlichen Organismus , welche man bisher in den Hand- und Lehrbüchern zerstreut und ohne Ordnung vorfand , hat der verehrte Verfasser mit der umsichtigen Sorgfalt vereinigt , sie unter eine Familie gebracht und hiedurch das beschwerliche Nachlesen in den mannichfachen Autoren , welche diese Krankheiten abhandeln , auf eine dankenswerthe Weise erleichtert .
Praktische Beiträge im Gebiete der Homöopathie oder der specifischen Heilkunde . Herausgegeben von den Mitgliedern des Lausitz-Schlesischen Vereins homöopath . Aerzte durch Dr. S. T. Thorer. 4ter Bd. 3tes Heft . Preis 8 gr .
Praktische Grammatik der englischen Sprache .
Mit einer vollständigen Anleitung zur Aussprache des Englischen , nach den besten Orthoepisten Englands nebst leichten Uebungsstücken zur Anwendung der grammatikalischen Regeln nach Sanguins Methode und mit genauer Accentuation aller vorkommenden englischen Wörter zum Schul- und Privatgebrauch von C. W. Knorr . Vierte neu durchgesehene und verbesserte Auflage , Preis 21 gr .
Leipzig , den 15 April 1840 .
Ludw. Schumann .
[ 1548 ]
Bei Friedrich Fleischer in Leipzig ist so eben erschienen :
Grundriß der Stadt Leipzig .
Mit Aufnahme sämmtlicher neuen Anbaue und der vom Rathe beschlossenen Benennungen der neuen Vorstädte und Straßen und den Namensveränderungen einiger alten Straßen und Plätze nach officiellen Angaben
Ein Blatt in groß Folio sauber colorirt 16 gr .
Bei der unbeschreiblich schnellen und bedeutenden Vergrößerung , welche die Stadt Leipzig in den letzten Jahren erhalten hat , wurde die Herstellung eines , ganz nach officiellen Angaben gezeichneten neuen Planes durchaus Bedürfniß . Das Publicum wird dieses schöne Blatt mit Interesse betrachten . Der an den Seiten frei gebliebene Raum ist für eine Menge einschlagender und zweckmäßiger Notizen benutzt worden .
[ 1663 ]
En vente chez Firmin Didot frères à Paris :
DICTIONNAIRE UNIVERSEL DE LA LANGUE FRANÇAISE ,
AVEC LE LATIN ET L'ÉTYMOLOGIE , EXTRAIT COMPARATIF , CONCORDANCE , CRITIQUE ET SUPPLÉMENT DE TOUS LES DICTIONNAIRES FRANÇAIS ,
MANUEL ENCYCLOPEDIQUE
DE GRAMMAIRE , D'ORTHOGRAPHE , DE VIEUX LANGAGE ET DE NÉOLOGIE ,
CONTENANT :
1 ) L' Analyse , la Comparaison et la Critique des Dictionnaires de l' Académie , de Furetière , de Trévoux , de Ferraud , de Gattel , de Wailly etc . ; les Nomenclatures , Définitions , Acceptions , Locutions nobles , familières ou proverbiales ; les Proverbes ; la Concordance grammaticale ou le régime des mots ; leur usage et leur emploi , selon le style noble , poétique , figuré , familier , populaire , marotique ou épistolaire ; la Prononciation figurée .
2 ) Les Variantes de Définitions , Acceptions et Orthographe de ces Dictionnaires .
3 ) Les mots anciens ou nouveaux , les Définitions , Acceptions et Alliances de mots , omis par ces Dictionnaires , et recueillis dans les meilleurs Écrivains .
4 ) Les Termes propres aux Sciences , aux Arts , Manufactures , Metiers etc. , et les Définitions extraites des Dictionnaires ou des Traités particuliers .
5 ) Les Mots du vieux langage , nécessaires pour l' intelligence des anciens Auteurs , depuis J. de Meun jusqu'à la Fontaine .
6 ) Les Mots créés par la Néologie et le Néologisme , pour l'intelligence des Auteurs nouveaux des Journaux etc .
7 ) Les Etymologies grecques , latines , arabes , celtiques etc. etc .
8 ) L' Extrait et la Critique des nouveaux Dictionnaires .
9 ) De nouveaux exemples de Phrases formant une collection de Maximes et de Pensées des meilleurs auteurs .
10 ) Un Dictionnaire des Synonymes .
11 ) Un Dictionnaire des Difficultés de la langue , résolues par les bons grammairiens .
12 ) Un Dictionnaire des Rimes .
13 ) Un Dictionnaire des Homonymes .
14 ) Un Dictionnaire des Paronymes .
15 ) Un Traité de Versification .
16 ) Un Traité des Tropes .
17 ) Un Traité de Ponctuation .
18 ) Un Traité des Conjugaisons .
19 ) Un Traité de Prononciation .
20 ) Un Vocabulaire de Mythologie avec l' Étymologie grecque .
21 ) Un Vocabulaire des Personnages remarquables , revu et augmenté par M. Landois , Professeur au collége Bourbon .
22 ) Un Vocabulaire de Géographie ancienne et moderne , selon la nouvelle division , avec le latin .
23 ) Une Nomenclature complète d' Histoire Naturelle , suivant les dernières Classifications .
24 ) Un abrégé de Grammaire en Tableau .
25 ) Principes de Grammaire d' après l' Académie française , par M. Lorrain , Proviseur du collége Saint-Louis .
Ouvrage classique , adopté pour les Bibliothèques et les distributions de prix des Collèges , et pouvant tenir lieu de tous les Dictionnaires .
PAR P. C. V. BOISTE , NEUVIEME EDITION , Précédée des PRINCIPES DE GRAMMAIRE d' après l' Académie française , par M. Lorrain , Proviseur du collége Saint-Louis , et comparée avec le Dictionnaire de l' Académie .
Révue , corrigée , considérablement augmentée
PAR M. CHARLES NODIER ,
DE L'ACADÉMIE FRANÇAISE .
PAR M. LOUIS BARRÉ ,
PROFESSEUR DE PHILOSOPHIE .
Le Dictionnaire de Boiste forme un fort volume in 4. à trois et à six colonnes . Il contient la matière de 25 volumes ordinaires .
SON PRIX N' EST QUE DE 20 FR .
( Ce Dictionnaire se trouve chez tous les Libraires en France , en Italie , en Allemagne , en Russie , en Angleterre etc . )
Paris , le 1 Mai 1840 .
Firmin Didot frrèes .
[ 1837- 39 ]
Schaf-Verkauf .
Veranlaßt durch mehrfache Anfragen bringt man hiermit zur öffentlichen Kenntniß , daß nach der Schur in der hiesigen reinen Electoral-Schäferei folgende Schafe in größeren und kleineren Partien abgegeben werden :
250 gesunde und kräftige Zuchtmutterschafe von 1 bis 4 Jahren ;
50 dto. Widder von 1 bis 3 Jahren ;
100 dto. Hammel von 2 bis 3 Jahren .
Diese Schafe können zu jeder Zeit , auch vor der Schur , in Augenschein genommen werden .
St. Veit bei Neumarkt in Oberbayern , im Mai 1840 .
Frhrl. v. Speck-Sternburg'sche Oekonomie-Inspection .
[ 1882- 83 ]
Baderöffnung .
Einem geehrten Publicum im In- und Ausland wird hiermit ergebenst die Anzeige gemacht , daß die Bad- und Molkencur-Anstalt Gonten in Appenzell-Innerrhoden am 24 Mai wieder eröffnet wird . Die bekannte Trefflichkeit der Heilquelle , die schöne und bequeme Einrichtung , wird , verbunden mit guter reinlicher und billiger Bedienung , auch dieses Jahr wieder die Anstalt empfehlen .
Mineralwasser aller Art sind ebenfalls immer ganz frisch vorräthig .
Gonten , im Mai 1840 .
Franz Büchler .
[ 1816 ]
Bei G. Reimer in Berlin ist erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen :
Entwurf des Kriegstheaters Rußlands gegen Chiwa
von Karl Zimmermann .
1 Thlr. 8 gr .
[ 1212- 15 ]
Gasthofs-Empfehlung .
Unterzeichneter hat die Ehre den HH . Reisenden anzuzeigen , daß er seinen , seit vielen Jahren vortheilhaft bekannten Gasthof zur Weinsticher-Stube , Blau-Wolkenstraße Nr. 22 in Straßburg , wieder geöffnet hat . Er empfiehlt sich ihrem frühern Wohlwollen , und verspricht wie bisher , ausgezeichnete Bedienung in jeder Hinsicht .
A. Jundt .
[ 1594- 97 ]
Der Unterzeichnete hat die Ehre hiermit anzuzeigen , daß sein
Gast- und Badhof in Baden in der Schweiz
am ersten Mai
eröffnet wird . Dieses ist das geräumigste Etablissement in diesen Bädern und am nächsten bei den Thermalquellen , was besonders für die Dampfbäder und Gaseinathmungen wichtig ist . Auf der äußersten Spitze gelegen , welche die Limmat umspült , bieten sich verschiedene Ansichten auf dieselbe , so wie auf den Lagernberg , den Hertenstein , den lebhaftesten Theil von Ennetbaden , den Verenaplatz und auf den eigenen Hofraum von 13,000 Quadratfuß dar , welcher mit Blumen , Schattenbäumen und einem Mineralbrunnen versehen und ebenfalls sehr belebt ist . Die Zimmer sind durchaus reparirt und neu möblirt . Die Preise sind die gleichen , wie anderwärts , und die Bedienung so eingerichtet , daß sowohl den höchsten Anforderungen als auch den einfachern Bedürfnissen entsprochen werden kann , indem Gelegenheit zu jeder schicklichen Einschränkung dargeboten ist .
Baden in der Schweiz , den 25 April 1840 .
C. J. Suter , zum Stadhof .
[ 1718- 19 ]
Eine reale Weinwirths-Gerechtsame in München ist zu verkaufen .
Kaufslustige wollen sich an den Unterzeichneten wenden . Briefe werden portofrei erwartet .
München , den 5 Mai 1840 .
Keller , k. Advocat ,
Weinstraße Nr. 18 / II .
[ 1584- 86 ]
Anzeige .
In Bezug auf die durch Hrn. Prof. Buschmann gemachte Verkaufsanzeige erlaubt sich der Unterzeichnete einem hohen Adel und verehrungswürdigen Publicum die ergebenste Anzeige zu machen , daß er das ausschließliche Privilegium zur Anfertigung von Holz-Mosaik-Fußböden u. a. m. käuflich an sich gebracht habe , und nun eingerichtet sey , daß er jeder billigen Anforderung vollkommen entsprechen zu können glaube .
Da diese Art Fußböden wegen ihrer Construction sowohl vorzüglich gut , als auch durch die Vortheile der Maschinen zur Verfertigung derselben , im Vergleiche mit andern , außerordentlich billig sind , so schmeichelt er sich , zahlreichen Bestellungen entgegen sehen zu dürfen .
Eine Auswahl von Mustertafeln verschiedener Größe stehen Jedermann in meiner Behausung zur Einsicht bereit .
München , den 22 April 1840 .
Leonhard Glink , Tischler-Meister
an der Herzogspital-Straße Nr. 9.