Donnerstag 4 Mai
No. 107. 1848 .
Staats und Gelehrte
Zei- tung
des Hamburgiſchen unpartheiiſchen
CORRESPONDENTEN .
Abonnement : Jnſertionsgebühr :
18 Mark , für löbl. 5 Schillinge für die
Poſtämter 15 Mark . Petit-Zeile .
Schleswig-Holſt . Angelegenheiten .
* Flensburg , den 2 Mai .
Aus zuverläſſiger Quelle kann ich die Mittheilung
machen , daß vorige Nacht von General Wrangel an
die in Gravenſtein , Rinkenis und den umherliegenden
Dörfern logirenden Truppen Rapport zum Vorrücken
gegen die Jnſel Alſen gekommen iſt und daß morgen
angegriffen werden ſoll . Es wird dies unbedingt ein
ſehr blutiger Kampf werden , aber wir halten doch
die Hoffnung feſt , daß es unſern tapfern deutſchen
Kämpfern gelingen wird , dies feindlich geſinnte däni-
ſche Volk aus ſeiner Verſchanzung herauszutreiben .
Vorgeſtern näherte ſich eine däniſche Corvette dem
Ufer bei Rinkenis ganz nahe , hat indeß von ſeiner
Miſſionstour nichts weiter von ſich vernehmen laſſen .
Dieſelbe hat ſich auch geſtern wieder in ſolcher Rich-
tung gezeigt , jedoch in weiterer Entfernug .
Unſere deutſchen Truppen ſtehen jetzt ſchon in Kol-
ding . ( Nach anderen Angaben ſollen die Preußen
nur bis hart an die Gränze gerückt ſeyn , die Dänen
dagegen ſich in Kolding geſetzt haben . )
Jn meinem Schreiben vom 27. v. M. meldete ich
die Ankunft eines däniſchen Parlamentärs in hieſiger
Stadt . Dieſer ſollte nur eine “ warme Dankſagung „
für die chriſtlich-menſchliche Beſtattung ſeiner gefalle-
nen Landsleute beim preußiſchen General ablegen ( ? ) .
Die Dänen haben es mit den Unſrigen freilich anders
gemacht .
Heute Mittag hat man hier Kanonendonner gehört .
So eben erfahren wir noch , daß heute Vormittag
ein ruſſiſches Dampfſchiff in Apenrade eingelaufen iſt ,
n u m einen ruſſiſchen Geſandtſchaftsſecretär als Parla-
mentär nach dem preußiſchen General zu bringen .
Nachdem ihm aber gemeldet worden , daß ſich das
Generalcommando ſchon in Colding befinde , iſt er ſo-
gleich über Land dorthin abgereiſet . Man ſagt , er
komme als Vermittler der großen ſchleswig-holſteini-
ſchen Streitfrage von England und Rußland . Uebri-
gens kann dieſes nicht ganz verbürgt werden .
NS . Außerhalb unſerer Neuſtadt ſind ſtarke Ver-
ſchanzungen gegen die Seeſeite getroffen . Wir wollen
indeß hoffen und wünſchen , daß uns kein Däne durch
ſeinen Beſuch beläſtigen wird .
† Schleswig , den 2 Mai .
Das Hauptquartier des General Wrangel iſt geſtern
nach Chriſtiansfeld verlegt , wo ſich auch Fürſt Radzewill
mit 1500 Mann befindet ; die Truppen haben Riepen
und Kolding ( ? ) beſetzt . General Halkett ſtand von
dem weiteren Uebergang nach Alſen ab , doch darf aus
manchen Vorbereitungen , Holz-Ankauf , Zurückſendung
von 150 Fieberkranken nach Schleswig von Flensburg ,
der Hinreiſe des preußiſchen Stabsarztes nach Flens-
burg ꝛc. geſchloſſen werden , daß in dieſen Tagen ein
Angriff geſchehen wird . Während ein Gerücht von
einem Verluſt von mehreren Hunderten bei dem Ver-
ſuch , den Uebergang nach Alſen zu erzwingen , ſpricht ,
beſagt das andere , daß Alſen von den Dänen ge-
räumt werde .
Schleswig , den 1 Mai .
Das hieſige Jntelligenzblatt enthält Folgendes :
“ Jn auswärtigen deutſchen Blättern iſt angedeutet
und namentlich im Hamb . Correſpondenten No. 92
unverholen geſagt , daß durch Angeberei des Amts-
Verwalters B. mehrere Mitglieder des Luckner’ſchen
Frei-Corps der Arretirung in Schleswig bloß geſtellt
worden . So fern ich gemeint ſeyn ſollte , erkläre ich
auf Ehre und Gewiſſen , daß außer dem Führer des
Corps , mir bis dieſen Augenblick kein einziges Glied
deſſelben perſönlich oder durch Namen bekannt iſt ,
und ſchon aus dieſem Grunde eine derartige Hand-
lung , die mir auch wohl Niemand zutrauen wird , der
mich kennt , nicht hat begangen werden können . Jch
bin wahrlich auch anderweitig hinreichend beſchäftigt
geweſen . Die Grundloſigkeit dieſer Denunciation ,
deren Zweck nicht zu verkennen iſt , dürfte auch ſchon
daraus genügend hervorgehen , daß bekanntlich in einem
verlaſſenen Hauſe hieſelbſt eine Namensliſte der Mit-
glieder des Corps gefunden iſt . Jch bin demnach
vollkommen befugt , den Verfaſſer jenes Artikels , je
nach Umſtänden , einen Verläumder oder leichtſinnigen
Schwätzer zu nennen , gegen den ich mir weitere
Schritte vorbehalte , ſo ich ſeiner habhaft werden kann .
Schleswig , den 22 April 1848 . Boldt , Kammerrath
und Amts-Verwalter . ”
Rendsburg , den 2 Mai .
Unſere geſtrige auf Muthmaaßungen beruhende An-
ga b e von der Stellung der Armee wird durch heute
eingelaufene zuverläſſige Nachrichten aus Chriſtians-
feld vom 1 d. ſo ziemlich beſtätigt . Nachdem die
Truppen unter General Wrangel am Sonnabend in
und um Apenrade , die Vorpoſten bei Bodum , Raſt-
tag gehalten , traten ſie am Sonntag Morgen ihren
Marſch nach Hadersleben an , wo General Wrangel
gegen Mittag unter großem Jubel der Bevölkerung
einzog . Von vielen Häuſern flatterte die deutſche
Fahne herab und die Fenſter waren mit Damen be-
ſetzt , welche den vorüberziehenden Soldaten Blumen
und Kränze zuwarfen . Am Abend feierte die Stadt
durch Liedergeſang und Jllumination ihre Befreiung
vom däniſchen Druck . Obgleich die Bewohner Zeugen
geweſen waren von derſelben ungeordneten , raſt- und
kopfloſen Flucht der Dänen , die uns bereits von
Flensburg und Apenrade her bekannt iſt , ſo hatten
letztere es doch gewagt ( man nennt Laurids Skau ) ,
noch am Sonnabend wiederum Quartier für 4000
Mann in der Stadt zu beſtellen . Man muß es aber
für das , was es war , einen bloßen Puff gehalten
haben , da man ſich dadurch nicht abſchrecken ließ , die
daſelbſt in Haſt gehaltenen Beamten und treuen Bür-
ger , unter denen der Hardesvogt Ahlmann , der
Amtsverwalter Harbou und der Poſthalter Raben
namentlich bezeichnet werden , noch am Abend aus
ihrem Gefängniß zu befreien . Die Landbevölkerung
iſt bekanntlich überwiegend , faſt ausſchließlich däniſch ,
aber eben ſo überwiegend auch das Verlangen , von
dem übrigen Schleswig nicht getrennt zu werden ,
mögen auch in dieſer Gegend , in welcher Laurids
Skau ſo lange gehauſ’t hat , ſich Einige finden , die
ſich als überwundene Feinde betrachten und noch auf
einen Sieg der Dänen hoffen . Seit dem Kampfe bei
Oeverſee ſind die preußiſchen Truppen nicht wieder der
Dänen anſichtig geworden , deren Hauptarmee , Jn-
fanterie und Artillerie , wie man jetzt mit ziemlicher
Gewißheit weiß , ſich auf Alſen zurückgezogen hat ,
während ihre Cavallerie den Weg in nordweſtlicher
Richtung nach Jütland eingeſchlagen hat . Noch am
30 April ſoll in der Gegend von Gramm eine Jn-
ſpection über ca. 16 Schwadronen ſtattgeſunden haben .
Es werden Bewegungen von Dampfſchiffen mit an-
gehängten Schleppſchiffen gemeldet , welche auf eine
Ueberſchiffung der Truppen von Alſen nach Jütland
ſchließen laſſen . Jn Jütland , namentlich an der
nächſtbelegenen Südgränze ſoll Muthloſigkeit unter
den Bewohnern herrſchen und viele mit Hab’ und
Gut nordwärts flüchten . Jn Chriſtiansfeld rückte
die Avantgarde geſtern Vormittag um 10 Uhr ein
und heute gedachte General Wrangel über die Kol-
dinger Au nach Jütland einzurücken . Eine Procla-
mation an die Jutländer , in welcher die Bewohner
und namentlich die Beamten aufgefordert werden ,
ruhig bei ihren Geſchäften zu bleiben , war ſchon ge-
druckt und harrte der Vertheilung .
Jn Begleitung eines Kiſtchens mit Verbandgegen-
ſtänden iſt an die proviſoriſche Regierung folgendes
Schreiben aus Hamburg vom 27 April eingelaufen :
“ An die Hohe Liebe Proviſoriſche Regierung ! Uns auf
die Bitte im Altonaer Mercur beziehend , nehmen wir
uns die Freiheit , beifolgendes Kiſtchen als einen Be-
weis kindlichen Fleißes zu ſchicken , den beſten Erfolg
der gemeinſchaftlichen deutſchen Sache und den Vater-
landsvertheidigern gute Beſſerung wünſchend , ſind wir
Jhre Jhnen herzlich ergebenen , gehorſamen Kinder
Julius , Jnga , Ludowika Peterſon . ” ( S.-H. Z. )
Rendsburg , den 3 Mai .
Unſere Truppen ſtehen augenblicklich ziemlich un-
thätig ; die Schleswig-Holſteiniſchen mit den Freicorps
im Weſten in der Gegend von Tondern und Ripen ;
das Alexander-Regiment in Apenrade ; das 10te Armee-
Corps unter General Halkett im Sundewittſchen ,
Alſen gegenüber ; nach anderen angeblich ſpäteren Nach-
richten ſoll Alſen bereits beſetzt ſeyn . Die freiwilligen
Tirailleure vom Alexander-Regiment ſind heute hier
durchgekommen , weil , wie man ihnen geſagt , augen-
blicklich im Felde nichts zu thun ſey . Man ſpricht
von einem Waffenſtillſtande und däniſcher Seits an-
geknüpften Friedensunterhandlungen .
Eine Verfügung der proviſoriſchen Regierung be-
ſagt : “ Nachdem der Krieg zwiſchen den Herzogthü-
mern Schleswig-Holſtein und dem Königreiche Dänne-
mark ausgebrochen iſt , wird alle und jede Verbindung
der diesſeitigen Staatsangehörigen mit dem Feinde
hierdurch unterſagt . Namentlich haben die an den
Küſten Wohnenden ſich jedes Verkehrs mit den feind-
lichen Kriegsſchiffen zu enthalten . Die Uebertreter
dieſes Verbots ſind ſofort zu verhaften , nach der
Feſtung Rendsburg zu transportiren und vor Gericht
zu ſtellen , um nach Befund der Umſtände mit der
gebührenden Strafe belegt zu werden . ” ( R. T. )
Hannover , den 2 Mai .
Nach Depeſchen des Generals Halkett war das
Hauptquartier des 10ten Armeecorps am 30 v. M.
noch in Nübel und keine weſentliche Aenderung in
der dortigen Lage der Dinge vorgefallen . Das 10te
Armeecorps iſt beſtimmt , die Rückzugslinie der nach
Jütland marſchirenden preußiſchen und ſchleswig-hol-
ſteiniſchen Truppen zu decken und die auf Alſen be-
findlichen Dänen , deren Stärke man nicht kennt ,
zu verhindern , etwas gegen die Operationslinie der
vorrückenden Truppen zu unternehmen . Die Meer-
enge wird von zwei Briggs , zwei Dampfſchiffen und
mehreren Kanonenböten bewacht . ( H. Z. )
Glückſtadt , den 1 Mai .
Jn Veranlaſſung einer Requiſition preußiſcher Be-
hörden an die hieſige Commandantſchaft , ertheilte
letztere geſtern Nachmittag dem Kreuzzollaſſiſtenten
Brincken den Auftrag , die auf der Elbe befindliche
däniſche Brigg Thorwaldſen aufzuſuchen und hierher
aufzubringen . Hr. Brincken gab ſich darauf unter
Begleitung des hieſigen Bürgers und Zimmermeiſters
Averhoff und Aſſiſtenz von 10 Mann bewaffneter
Musketiere , unter Commando des Corporals Trede ,
mit ſeinem Kreuzfahrzeuge von hier nach Stade und
requirirte daſelbſt das Dampfſchiff Guttenberg , um
ſchnell die Brigg einholen zu konnen . — Heute Vor-
mittag gegen 11 Uhr wurde darauf von obiger De-
putation die bereits Cuxhaven paſſirte Brigg unter
großem Jubel in den hieſigen Hafen bugſirt ; ſie liegt
unter militäriſcher Bewachung , die deutſche Flagge
über dem Dannebrog tragend . ( S.-H. Z. )
Kiel , den 2 Mai .
Man erwartet in den nächſten Tagen eine bedeu-
tende Zahl von Freiſchärlern aus dem nördlichen
Schleswig zurück . Die weitere Benutzung der Freicorps
erſcheint jetzt als unnöthig und wird deren Aufl ö ſung
daher von der oberen Militairbehörde entſchieden ge-
wünſcht , wenn ſie auch noch nicht direct angeord-
net iſt .
Unter den unbeglaubigten Gerüchten geht ein ſehr all-
gemeines dahin , daß Friedens-Unterhandlungen ( ſelbſt-
verſtändlich , nachdem die Dänen unter Herausgabe der
Gefangenen zuvor Alſen ger ä umt haben werden ) in näch-
ſter Ausſicht ſtehen . Es ſpricht ſich zur Zeit in dieſem
Gerüchte wohl nur ein in den Seeſtädten an der Oſt-
ſee gewiß ſehr natürlicher Wunſch aus . Klar iſt es
übrigens , daß Dänemark jetzt unbeſchadet ſeiner Ehre
unterhandeln kann und daß der ( hier wenigſtens ) ſehr
ſicher erwartete Fall des jetzigen Minſteriums Chan-
cen eines nicht nachtheiligen Friedens darbieten würde .
Was dem erwähnten Gerüchte Bedeutung geben muß ,
iſt der Umſtand , daß Frederik VII. bei Beſichtigung
des Flensburger Schlachtfeldes ſeine Betrübniß über
den Kampf gegen “ ſein Volk ” ſehr unverholen aus-
geſprochen hat und daß die ſpätere Berufung des
Grafen Carl Moltke zum Könige unzweifelhaft gewiß
iſt . ( A. M. )
† † Von der Elbe , Ende April .
Als wir in unſerem Schreiben , in No. 100 dieſer
Blätter , eine warnende Stimme gegen die vernom-
menen beklagenswerthen Aeußerungen deutſcher Ver-
kleinerungsſucht erhoben , ahneten wir ſelbſt kaum ,
wie bald das Ausland , angeregt durch die den Staa-
ten des 10ten Bundes-Armee-Corps von der vater-
ländiſchen Preſſe hingeworfenen Stachelreden über
zögernde Theilnahme am Bundeskriege gegen Däne-
mark , und dem lockenden Anſchein deutſcher Uneinig-
keit folgend , in Verſuchung gerathen würde , ſich dieſe
zu Nutzen zu machen . Und doch hat das Gefühl ,
das jene Worte dictirte , uns nicht getäuſcht . Eben
in den letzten Tagen hat Dänemark , wie wir aus
guter Quelle erfahren , im Wege außerordentlicher
Sendung an Hannover den Antrag gelangen laſſen ,
ſeinen Truppen in den Herzogthümern einſeitig Halt
zu gebieten , damit eine friedliche Löſung der einge-
riſſenen Zerwürfniſſe , unter Dazwiſchenkunft der eu-
ropäiſchen Großmächte , angebahnt werden möge .
Zur Unterſtützung dieſes Anſinnens ſoll auf eine
Betheiligung Hannovers bei der , engliſchen Blättern
zufolge , auch dort zur Sprache gebrachten Gewähr-
leiſtung des Beſitzes von Schleswig durch den Ver-
trag von 1715 hingewieſen , und ſoll eine Verſchonung
Hannovers und ſeiner Schifffahrt mit ſolchen feind-
lichen Maaßregeln in Ausſicht geſtellt worden ſeyn ,
zu denen im Ablehnungsfalle Dänemark in ſeiner
Kriegsmarine die geeigneten Mittel finden werde .
Daß die Antwort keine andere geweſen , als eine
entſchiedene Ablehnung jeglicher Erwägung , oder offi-
cieller Erörterung derartiger Vorſchläge , unter Ver-
weiſung irgend welcher Verhandlung über die Ange-
legenheit an Preußen , verſteht ſich nach dem Artikel
48 der Wiener Schluß-Acte und nach dem Bundes-
Beſchluſſe vom 12 April d. J. freilich ſo ſehr von
ſelbſt , daß es , auch den beklagten Anmerkungen der
Nachbarblätter gegenüber , einer beſondern Verſiche-
rung dieſerhalb für uns nicht bedurft hätte .
Auch hätte für ein unbefangenes politiſches Urtheil
jener Vorgang zur Bewahrheitung der deutſchen Ge-
ſinnung von Hannovers Regierung füglich unerwähnt
bleiben mögen . Hannover — wir halten uns deſſen
verſichert — “ iſt ſich des rechten Weges wohl be-
wußt ; ” — es hat Deutſchlands Blicke auf ſein Thun
und Laſſen und Deutſchlands Frage nach ſeinen Ab-
ſichten nicht zu ſcheuen .
Aber , — wie ſehr auch der Verſucher von Deutſch-
land hier ſich hinweggehoben haben mag , — daß er
in anderer Geſtalt , von und nach andern Seiten nicht
wieder herbeigerufen werden möge , das wird jedes
redlich deutſche Gemüth aufrichtig wünſchen und —
das möge die deutſche Preſſe beherzigen ! —
Altona , den 2 März .
Man wundert ſich hier allgemein , daß das Wacht-
ſchiff die Elbe , ſeit es wieder vom Stapel gelaufen
iſt , ruhig im Hafen liegt , wo es kein Pulver haben
darf , und jedes däniſches Schiff , ſo wie neulich den
Thorwaldſen und den Geiſer ungehindert vorbeipaſſi-
ren laſſen muß . Daß dieſelben genommen wurden ,
verdanken wir einem armirten Stader Dampfſchiff ,
während das ſchleswig-holſteiniſche Kriegsſchiff un-
thätig blieb . Die zahlreiche Mannſchaft kann ſich
nicht einmal im Schießen üben und vertreibt ſich die
Zeit damit , den Schooner zu putzen und die Flaggen
aufzuziehen und abzunehmen . Jſt denn die deutſche
Flotte ſo ſtark , daß die Elbe entbehrt werden kann ?
Jedenfalls iſt es gewiß , daß der Capitän den beſten
Willen hat ; er hat bei mehreren Beamten den Befehl
zum Auslegen zu erwirken geſucht , aber vergebens .
Wir erwarten , was die proviſoriſche Regierung dazu
ſagen wird . ( S.-H. Z. )
Altona , den 3 Mai .
Der Sieg in dem hieſigen Wahlkampf , den übri-
gens Manche , ob mit Recht oder Unrecht , auch als
einen Principienkampf anſehen , hat ſich , in Folge
einer außergewöhnlichen Energie der Landbezirke für
Dahlmann , auf des Letzteren Seite geneigt . Man
erfuhr geſtern , daß von 4461 Stimmen auf den Etats-
rath Francke 2776 Stimmen gefallen waren ; die
jedenfalls unerheblichen Reſultate aus den kleinen
Bezirken von Herzhorn und den Wildniſſen waren
noch unbekannt . Auf Dahlmann ſtimmten nach Pri-
vatnachrichten in Rellingen und Pinneberg 827 , We-
del 620 ( einſtimmig ) , Ueterſen 583 , Nienſtedten und
Blankeneſe 537 ( einſtimmig ) , Altona 509 , Haſeldorf
313 , Niendorf 232 , Quickborn 223 , Seeſter 212 ( ein-
ſtimmig ) , Elmshorn ( Kloſterſande und Vormſtegen )
175 , Ottenſen 166 , Collmar 72 , Horſt 2 . Auf Francke
in Altona 2224 , Ottenſen 178 , Horſt 130 , Rellingen
60 , Elmshorn 54 , Neuendorff 51 , Collmar 29 , Haſel-
dorf 21 , Ueterſen 18 , Quickborn 8 , Niendorf 3 . Der
Juſtizrath Klenze hat ſich bereits geſtern Mittag ſo-
gleich nach bekannt gewordenem Wahlreſultat nach
Frankfurt begeben , um Dahlmann zur Annahme der
Wahl aufzufordern . Auch im 6ten Diſtrict iſt , wie
man hört , nämlich in Segeberg , Dahlmann mit 800
Stimmen erwählt , wogegen das zu demſelben Diſtrict
gehörige Barmſtedt Gardthauſen , Neumünſter aber
Samwer erwählt hat. Glückſtadt ( 2 ter Diſtrict ) hat
den Kammerherrn Neergaard von Oevelgönne er-
wählt . ( A. M. )
" * Aus dem 6ten holſteiniſchen Wahldiſtrict ,
vom 2 Mai .
Nach den uns bekannt gewordenen Ergebniſſen der
getroffenen Wahl in den verſchiedenen Wahlbezirken
des 6ten Diſtricts iſt der Profeſſor Dahlmann aus
Bonn für denſelben mit großer Stimmenmehrheit , ja ,
wir können ſagen , mit Stimmen-Einheit — denn die
einzeln divergirenden Stimmen ſind ſo gering , daß
ſie nicht in Betracht zu ziehen ſind — zum Abgeord-
neten für die conſtituirende deutſche National-Ver-
ſammlung in Frankfurt gewählt worden . Die ein-
zelnen Bezirke , aus welchen uns noch beſtimmte Nach-
richten fehlen , haben ohne Zweifel mit derſelben Ein-
ſtimmigkeit für Dahlmann ſich entſchieden , da ihre ſie
in Bramſtedt vertretenden Deputationen es aus-
drücklich ausgeſprochen haben , daß ihre Mitwähler
dem geſaßten Beſchluſſe mit Freude und Begeiſterung
beitreten würden . Der dritte Wahldiſtrict ſoll nun
gleichfalls Dahlmann zu ſeinem Abgeordneten erkoren
haben , aber dieſes iſt nicht einſtimmig geſchehen , Dahl-
mann ſoll nur 6 — 7000 Stimmen , der Etatsrath
Francke 4 — 5000 Stimmen gehabt und die Stadt
Altona ſelbſt ſich mit großer Majorität für Francke
erklärt haben . Nach dieſem Reſultate dürfen die
Wähler des 6ten Diſtricts es wohl mit allem Recht
erwarten , daß Dahlmann ſich für ſie , die ſich mit
Entſchiedenheit und Einſtimmigkeit für ihn , den Mann ,
der an der Entwickelung unſerer Landesſache ſo großen
Antheil gehabt , ausgeſprochen haben , entſcheiden und
die in ihrem Diſtrict getroffene Wahl vorzugsweiſe
annehmen wird . Von 6 — 800 abgegebenen Stimmen
ſtelen faſt ſämmtliche auf Dahlmann .
An die Stürmer der Schanze Dannewerk
bei Schleswig .
Brüder ! Wir ſind ſtolz auf die erſte Waffenthat
des neu erſtandenen Deutſchlands . Jhr habt Eure
Pflicht wie freie Männer gethan , und das Vaterland
wird Euch Dank dafür wiſſen . Das iſt die rechte
Kampfart und die Feinde Deutſchlands an ſeinen
Gränzen im Norden oder Süden , im Oſten oder
Weſten , werden durch dieſen erſten Schlag hinlänglich
belehrt ſeyn , daß die Zeit vorüber iſt , wo man unge-
ſtraft ſich in die Angelegenheiten Deutſchlands miſchen
durfte . Für dieſe Lehre , die Jhr der Welt gegeben ,
werden Euch Euere Nachkommen ſegnen .
Es treibt uns , Euch dieſes im Namen des Vater-
landes zu ſagen . Jhr kämpft mit dem Schwerte von
Stahl und Eiſen , wir mit dem Schwerte des Wortes
und des Gedankens . Euer Sieg iſt unſer Sieg , wie
unſere Sache die Eurige . Und ſo ſtimmen wir hier
auf dem Felde der geiſtigen Kämpfe in Euren Schlac h- ht-
ruf ein : “ Vorwärts für Deutſchland ! — und mit
Gott im Herzen iſt der Sieg unſer — der Sieg der
Freiheit , der Ordnung , der Volksrechte , der Sieg
des einigen , ſelbſtſtändigen und mächtigen Deutſchlands !
Vorwärts für Deutſchland !
Frankfurt a. M. , den 29 April 1848 .
Der Fünfziger-Ausſchuß .
Soiron. F. Venedey .
* Denkſchrift der proviſoriſchen Regierung ,
gerichtet an Lord Palmerſton .
( Fortſetzung. )
Als die Dänen ſich gegen dieſen deutſchen Einfluß
erhoben — als ſie nicht zufrieden , ihre eigene Unab-
hängigkeit zu ſichern , wozu ſie vollkommen berechtigt
waren , ihre nationale Uebermacht auch im Jnnern
der “ deutſchen Lande des Königs ” feſtzuſtellen ſuch-
ten , da wurde der ganze Zuſtand der Dinge plötzlich
verändert . Es war dies zur ſelben Zeit , als die un-
kluge Politik Dänemarks daſſelbe in einen unklugen
Krieg verwickelte , und es England entgegen in eine
freundliche Verbindung mit Frankreich ſetzte . Die
Herzogthümer wurden damals gezwungen , an den
Folgen von Maaßregeln Theil zu nehmen , welche ih-
ren Jntereſſen und Wünſchen vollkommen widerſtreb-
ten ; ihre frühere dauernde und natürliche Verbindung
mit England wurde unterbrochen , ihr Handel gefähr-
det , und die Axt an die Wurzeln ihres Wohlſtandes
gelegt . Und als der übrige Theil Deutſchlands ſich
gegen Frankreich in Waffen erhob , ſo wurden dieſe
deutſchen Fürſtenthümer verurtheilt , zurück zu blei-
ben ; ja , ſie wurden ſogar gezwungen , dem gemeinſa-
men Feinde beizuſtehen , und einen feindlichen Angriff
auf ihre eigenen Landsleute zu dulden , mit deren
Sache die geheimen Wünſche des Volks immer ſym-
pathiſirten . Holſtein wurde durch den Wiener Ver-
trag der Möglichkeit einer Wiederkehr eines ſolchen
Mißbrauchs ſeiner deutſchen Nationalität enthoben ;
aber die Anſprüche Schleswigs wurden damals nicht
beachtet , und obgleich ſeine Verbindung mit Holſtein
dieſelbe blieb , ſo erhielt doch ſein deutſcher Charakter
keine beſtimmte Anerkennung .
Die engen Gränzen der Gewalt des deutſchen Bun-
des allein konnten einen ſolchen Zuſtand fortdauern
laſſen . Selbſt Holſtein wurde in eine engere Verbin-
dung mit dem Königreich gezogen . Alle Uebel ver-
wirrter Finanzen , ſchlechter Verwaltung , und einer
Regierung , die zugleich fremd und fremden Einflüſſen
offen war , dieſe und viele andere Dinge , wurden näm-
lich von den Herzogthümern getragen .
Denn das Volk von Schleswig-Holſtein wurde
nicht durch die Laſten gebrochen , welche die Vorſehung
auf ſeine Schultern gelegt . Jhr Eifer iſt ſeit dreißig
Jahren unabläſſig geweſen . Sie hatten einen langen
Kampf für ihre Unabhängigkeit . Sie ſtrebten danach ,
eine gemeinſame Verfaſſung zu erhalten , wozu ſie
berechtigt waren und ſie ſuchten ihren Zweck auf ge-
ſetzliche Weiſe und durch geſetzliche Mittel zu erlangen .
Der hannoverſche Staats-Miniſter , Graf Münſter
( ein in England bekannter und geachteter Mann ) ,
ertheilte vor zwanzig Jahren den damals dem deut-
ſchen Bunde vorliegenden Forderungen der Herzog-
thümer ſeine kräftigſte Unterſtützung . Die K ö nige
von Dänemark , als Herzöge der beiden Länder , haben
wiederholt ſich verpflichtet , daß die Rechte der Herzog-
thümer nicht angegriffen , und daß ihre Unabhängigkeit
und wechſelſeitige Verbindung unangetaſtet erhalten
werden ſollten . Bis zu Sr. Maj. dem jetzigen König
haben ſie alle ohne Ausnahme die alten Privilegien
von Schleswig und Holſtein beſtätigt . Aber ihre Ver-
ſprechungen wurden gebrochen , ihre Worte ſtimmten
nicht mit ihren Thaten überein , die Rechte der beiden
Länder wurden verletzt , ſie wurden mit Verachtung
behandelt .
Ein unparteiiſcher Beobachter hätte ſchon lange
beobachten können , daß das jetzt in Dänemark regie-
rende deutſche Haus nicht allein ſeinem deutſchen Ur-
ſprung entfremdet iſt , ſondern daß es ſeinen deutſchen
Unterthanen gegenüber ſogar eine däniſche Farbe an-
genommen . Sie wurden angeſteckt von dem nati o -
nalen Eifer der Dänen , welche nicht zufrieden damit ,
die Berathungen des gemeinſamen Herrſchers zu
leiten , auch ihre eigenen Anſtrengungen dahin richte-
ten , eine genauere Verbindung der Herzogthümer mit
Dänemark zu begünſtigen . Namentlich forderten ſie
Schleswig , weil es vertheidigungslos war und weil
die Bauern der nördlichen Gränzdiſtricte zufällig
däniſch ſprechen . Die gehäſſigen und ungerech-
ten Maaßregeln , die ein Theil des däniſchen Volkes
ergriff und welche von der Regierung unterſtützt
wurden , haben einen heftigen Widerſpruch und ſehr
bittere Gefühle in den deutſchen Ländern hervorgerufen
und ſie davon überzeugt , daß es unumgänglich noth-
wendig ſey , ihre Nationalität und ihre Rechte gegen
deren unermüdlichen Angreifer geſichert zu ſehen . Die
von König Friedrich VI. gegründeten Provinzialſtände
haben dieſen Zweck in allen ihren Anträgen und Bitten
verfolgt . Aber ihre Anſtrengungen waren vergeblich .
Der verſtorbene König Chriſtian VIII. that Schritt
für Schritt , um die Einrichtungen des Herzogthums
mit denen Dänemark’s zu verſchmelzen und das
Kriegs- , Geld- und Bankweſen zeigen traurige Spu-
ren ſeiner Thätigkeit in dieſer Beziehung . Däniſche
Civil- und Militär-Beamte wurden in allen höheren
und einflußreichen Stellen in den Herzogthümern an-
geſtellt und erhöht , und die Einwohner derſelben konn-
ten allein im Staatsdienſt vorrücken , wenn ſie die
Jntereſſen ihres Landes der Verfolgung jenes hinter-
liſtigen Plans opferten .
König Chriſtian VIII. veröffentlichte am 8. Juni 1846
ſeinen offenen Brief . Dies war ein weiterer Schritt
zum beabſichtigten Zwecke . Er war hervorgerufen
durch das Andringen einer gewiſſen däniſchen Partei ,
und er bewies , wie wenig unſer Herzog im Stande
war , die wahre Lage unſers Landes zu verſtehen und
zu würdigen . Er rief einen heſtigen Anſtoß hervor ,
er verurſachte eine fortdauernde Bewegung durch das
ganze Land . Unſere Gefühle wurden nicht nur von den
Deutſchen , ſondern auch von allen andern europäi-
ſchen Nationen getheilt . Die Herzogthümer erhoben
ſich wie ein Mann . Sie thaten dies ruhig aber ent-
ſchieden in geſetzlicher Weiſe und ohne Gewalt . Sie
forderten eine ausdrückliche Anerkennung der Grund-
ſätze , auf welchen unſer nationales Recht beruht : die
Herzogthümer Schleswig und Holſtein ſind unabhän-
gige Staaten und untrennbar mit einander vereint .
Sie ſind nicht der weiblichen Erbfolge des K. däni-
ſchen Hauſes unterworfen , ſondern ihr Erbrecht folgt
der männlichen Linie des Oldenburgiſchen Hauſes .
Zwei Jahre des Zweifels und der Ungewißheit ſind
ſeitdem verfloſſen und ſeit zwei Jahren hat die däni-
ſche Regierung Alles gethan , was ſie konnte , um
unſern Willen nach ihren Wünſchen zu beugen . Aber
Alles war vergebens . Das Gefühl der Verletzung
unſerer Rechte ſtellte ſich immer mehr und mehr unter
den Einwohnern unſers Landes heraus . König
Chriſtian bemerkte das wohl , aber noch während der
Tod an ihn kam , ſchlug er eine andere Richtung ein ,
und ſuchte ſein Vorhaben dadurch in’s Werk zu ſetzen ,
daß er die conſtitutionelle Entwickelung ſeiner ver-
ſchiedenen Länder als Mittel anwandte , um ſie enger
zu verbinden und ſo die Herzogthümer ihrer beſon-
dern Exiſtenz als unabhängige Staaten zu berauben .
Dieſes Unternehmen ward durch ſeinen Tod unter-
brochen , aber er vermachte es ſeinem Sohne , König
Friedrich VII . Dieſer neue Herzog von Schleswig
und Holſtein begann ſeine Regierung damit , den Her-
zogthümern die Formen und die Normen politiſcher
Freiheit zu verſprechen , und ſuchte unter dieſem Vor-
wand die lang widerſtandene Einigung der Herzog-
thümer und Dännemarks zu vollenden .
Es iſt natürlich genug , daß ein ſolcher Schritt nur
die Folge gehabt hat , den erſchütterten Zuſtand un-
ſerer Gefühle zu erhöhen . Die Herzogthümer ent-
ſchloſſen ſich , jede Gelegenheit zu ergreifen , um den
Frieden zu wahren und einige Männer des öffent-
lichen Vertrauens abzuſenden , mit dem Auftrag , mit
einer gleichen Anzahl von Männern aus den Herzog-
thümern zuſammen zu treten , um auf Mittel zu denken ,
ihre beiderſeitigen Verfaſſungen aufrecht zu erhalten .
( Schluß folgt . )
Bremen , den 3 Mai .
Geſtern langten am Bord eines durch ein Dampf-
ſchiff geſchleppten Schiffes 6 Stück ſchweres Geſchütz
( 24-Pfunder ) hier an , welche die preußiſche Regierung
von Minden herabſchickt , um zur Montirung einer
Strandbatterie unterhalb Bremerhavens zu dienen .
Die Arbeiten zu dieſem Behufe werden ſchon ſeit
mehreren Tagen unter Leitung eines preußiſchen Ar-
tillerie-Officiers mit Eifer betrieben . ( W. Z. )
Bremen , den 2 Mai .
Der Senat hat in Beziehung auf die in den letzten
Verſammlungen der Bürgerſchaft gefaßten Beſchlüſſe
eine Mittheilung an die Bürgerſchaft erlaſſen , in wel-
cher es in Beziehung auf die Verfaſſungs-Angelegen-
heit heißt : Was ſodann die Erwiederung der Bür-
gerſchaft vom 19 April anlangt , ſo nimmt der Senat ,
in der vertrauensvollen Vorausſetzung , daß ſeine Mit-
bürger die Nothwendigkeit einer kräftigen Regierung
zu keiner Zeit verkennen werden , keinen Anſtand ,
hierdurch zu erklären , daß er nicht nur die Bürger-
ſchaft dazu berufen erachte , mit ihm die definitive Ver-
faſſung des Staates zu vereinbaren , ſondern auch
mit dem , was ſie über ihre ſtaatsrechtliche Mitwir-
kung vorgetragen , einverſtanden ſey . Dieſe unum-
wundene Erklärung will er um ſo weniger zurück-
halten , als es ſich von ſelbſt verſteht , daß jene allge-
meinen Grundlagen durch die definitive Verfaſſung
die erforderlichen näheren Beſtimmungen erhalten
werden . ( Brem. Z. )
∆ Berlin , den 2 Mai .
Der General der Jnfanterie v. Pfuel , früher com-
mandirender General des ſiebenten ( weſtphäliſchen )
Armee-Corps und Gouverneur des abgefallenen Für-
ſtenthums Neuenburg-Valendis , dann bis zum Mit-
tage des 18 März Gouverneur der Reſidenz Berlin
und als ſolcher mit der Leitung aller militäriſchen An-
ordnungen und Maaßregeln beauftragt , iſt nunmehr
zum Regierungs-Commiſſär im Großherzogthum
Poſen ernannt worden und heute früh ſchon dahin
abgereiſt . Eine Deputation deutſcher Einwohner der
letztgedachten Provinz iſt geſtern klagend und beſchwe-
rend bei dem Miniſter des Jnnern v. Auerswald ge-
weſen und hat dort beruhigende Verſicherungen und
den Auftrag erhalten , ſich mit dem General v. Pfuel
in Vernehmen zu ſetzen .
Wegen der in Batern ( ? ) ausgebrochenen ernſtlichen
Unruhen haben vier preußiſche Jnfanterie- und zwei
Cavallerie-Regimenter Marſchbefehl empfangen . Ein
Bataillon der Berliner Landwehr ſoll gleichfalls ein-
berufen werden .
Heute Vormittag wurde die Stadt durch den , die
Bürgerwehr zu den Waffen rufenden Generalmarſch
erſchreckt , kam indeß glücklicher Weiſe mit dem Schrecken
davon . Es war nämlich ein Hauſen unbeſchäftigter
Arbeiter nach dem Rathhauſe zu dem Magiſtrate ge-
zogen , verlangte Arbeit und die Abſtellung des Miß-
brauchs , daß Handwerksmeiſter ihre Lehrlinge zu den
von den Stadtbehörden unternommenen Erdarbeiten
ausſendeten und den Taglohn von ½ Zeichen unbekannt, wahrscheinlich Währung "Reichstaler" mit ihren
Burſchen theilten !! Die Beſorgniß , daß das Rath-
haus mit Sturm genommen werden könnte , hatte die
Berufung der B ü rgerwehr , welche die Lärmenden
auch mit leichter Mühe zerſtreute , im Gefolge . Bis
Mittag umſtanden Gruppen Neugieriger das Rath-
haus , ohne daß es jedoch zu Ansſchreitungen gekom-
men wäre .
Die Angelegenheit der Buchdrucker-Gehülfen und
der Prinzipale iſt noch nicht beendet . Jn dem am
vorigen Sonnabend vor dem Magiſtrat bewerkſtellig-
ten Austrag wurde feſtgeſtellt , daß die Sache bis zum
1 Juni geregelt ſeyn ſolle . Die Setzer eilten wieder
zur Arbeit , doch wurde ihnen in den Officinen ein
Revers zur Unterſchrift vorgelegt , worin ſie nach
einer Art von Sündenbekenntniß ſich auf Ehrenwort
verpflichten ſollten , an Kundgebungen wie den jüngſten
keinen Theil zu nehmen . Das wollten die Setzer
nicht , und ſo wurde heute Mittag eine Berathung
der Druckerei Beſitzer gehalten , worin man beſchloß ,
von der Unterſchriftsforderung abzuſtehen und ſich mit
einem mündlichen Ehrenworte zu begnügen . Man
iſt geſpannt , wie die Setzer-Gehülfen dieſen letztern
Antrag aufnehmen werden .
Der Regierungs-Präſident von Seydewitz in Stral-
ſund hat die ſchon früher wegen Augenleidens zum
1 Mai d. J. nachgeſuchte Entlaſſung erhalten .
Der Generalmajor v. Williſen , der “ Pacificator ”
Poſens , iſt hier und erſch ö pft ſich jetzt in vielen öffent-
lichen Erklärungen . Jn gewiſſen Kreiſen wird es
ihm ſehr verargt , daß er eine Abgeordnetenſchaft des
radicalen politiſchen Clubs angenommen und ſich mit
ihr über ſein Verhalten in der Poſener Angelegenheit
ausgeſprochen hat .
Der geſtrige große Wahltag iſt ganz ruhig vorüber-
gegangen . Jn manchen Wahl-Bezirken dauerte die
Wahlhandlung 20 Stunden , ja in einem vertagte man
die einen Wahlmann betreffende Wahl . Der Finanz-
Miniſter Hanſemann iſt in ſeinem Bezirk zum Wahl-
mann für die zur deutſchen National-Verſammlung
gehenden Abgeordneten erwählt worden . Da derſelbe
noch nicht ſechs Monate ſeinen Wohnſitz in Berlin
hat , ſo konnte er , nach § 1 des Wahlgeſetzes vom
8 April nicht ſtimmberechtigter Urwähler und dem-
gemaß auch nicht Wahlmann für die Wahlen zur
preußiſchen Verfaſſungs-Verſammlung , ſondern nur
zu der deutſchen ſeyn , wo nach der Verordnung vom
11 April eine ſolche Beſchränkung nicht beſteht .
Berlin , den 8 Mai .
Der Preußiſche Staats-Anzeiger , der an die
Stelle der Allgem. Preuß. Zeitung getreten , enthält
in ſeiner No. 1 folgende K. Proclamation , contra-
ſignirt von dem neuen Kriegs-Miniſter Grafen v.
Canitz , an die Armee : “ Jch habe bereits durch Meine
Proclamation vom 18 März Meine feſte Ueberzeu-
gung dahin ausgeſprochen , daß Unſer gemeinſchaft-
liches deutſches Vaterland nur dadurch zu ſeiner alten
Macht und Glorie und zu dem ihm gebührenden An-
ſehen in Europa gelangen könne , wenn es ſelbſt in
ſeiner Geſammtheit , ſo wie in allen Staaten , die es
bilden , durch verfaſſungsmäßige Freiheiten gekräftigt
und erhoben würde . Darauf habe Jch in Folge die-
ſes Ausſpruches Meinen Erblanden eine ſolche Ver-
faſſung aus freiem Entſchluſſe verheißen u nd beſchloſſen ,
ſie für Mich und Meine Nachfolger in der Krone
anzunehmen . Jch werde Mich , unterſtützt von Mei-
nem treuen und biederen Volke , ihrer vollſten Ent-
wickelung und Ausführung zum Heil des Vaterlan-
des weihen und ſie durchführen , ſo Mir Gott hilft .
Jhr nun , treue und tapfere Krieger Meines Heeres ,
ſeyd berufen , mitzuwirken an der Vollbringung dieſes
großen Werkes , und um Euch dazu zu kräftigen , rufe
Jch voran in Euch die Erinnerung auf , wie unter
Unſeren glorreichen , mit Sieg und Segen gekrönten
Farben Eure Vorfahren den Ruhm des preußiſchen
Namens begründet und erhalten haben . Die Mühen
dieſer oft ſchweren Kämpfe haben Eure Könige und
Eure Mitbürger zu allen Zeiten dankbar erkannt
und geehrt . Was Eure Vorfahren und Jhr bisher
für Preußen gethan und geweſen , das werdet Jhr
bei der unter Gottes gnädigem Beiſtande zu vollenden-
den Einigung Unſeres deutſchen Vaterlandes für die-
ſes ferner thun und ſeyn , und ſo tragt Jhr neben
Unſeren alten Farben zugleich die des tauſendjährigen
deutſchen Reiches , um ſtets eingedenk zu ſeyn , daß
Jhr mit Euren deutſchen Waffenbrüdern des ganzen
einigen Deutſchlands Schutz und Wehr ſeyd . Jn dem
Bewußtſeyn dieſes hohen Berufes werdet Jhr ſtre-
ben , immer die erſten zu ſeyn unter den tapferen
deutſchen Brüdern , wenn es den Kampf gilt , mit
Blut und Leben für die Freiheit des theuren Vater-
landes . Aber nicht allein nach außen ruft Euch die
Pflicht , ſondern Euer Arm ſoll auch dienen , um im
Jnnern die Ordnung zu wahren , dem Geſetz Achtung
und Gehorſam zu ſichern und Unſere Verfaſſung auf-
recht zu erhalten . Für Erreichung dieſes großen
hohen Zieles und Erfüllung dieſer rühmlichen , aber
ſchweren Pflichten wird Euch kein Opfer zu theuer
ſeyn . Jch erwarte dieſes mit feſter Zuverſicht von
Euch , Meine treuen und tapferen Krieger , in dem
Bewußtſeyn , Euch mit Meinem Beiſpiele voranzu-
gehen . Potsdam , den 1 Mai 1848 . ( Gez . ) Friedrich
Wilhelm . ( Gez . ) Graf Canitz . ”
Die Regierungs-Präſidenten v. Raumer zu Köln
und v. Wedell zu Aachen ſind auf ihr Anſuchen ent-
laſſen und durch den Stadtrath v. Wittgenſtein und
den Staatsprocurator Kuhlwetter erſetzt .
Zum Staats-Anwalt bei dem hieſigen Criminal-
gericht iſt der bisherige Land- und Stadtgerichts-
director Temme zu Tilſit ernannt .
Eine letzte Berliner Freiſchaar nach Schleswig-Hol-
ſtein , welche manche traurige Schickſale erlebt hatte ,
und endlich “ zu ſpät ” kam , hat ſich zum Marſch nach
Polen entſchloſſen , um die Deutſchen vor den ihnen
drohenden Gefahren ſchützen zu helfen .
Zum Schutze der preußiſchen Oſtſeeküſten ſind be-
reits bewaffnete fliegende Corps beſtimmt . Viele
Privatleute in England haben den Preußen zum
Schutze gegen die Dänen wohlbewaffnete Dampfböte
zum Kauf angeboten . Es ſollen auch Vorkehrungen
zu ſchleuniger Einrichtung preußiſcher Kanonenböte
getroffen werden .
Einem Bundesbeſchluſſe zufolge wird bei Bamberg ,
Nürnberg und Hof ein Armeecorps von 60,000 Mann
zuſammengezogen werden , das aus 20,000 Oeſterrei-
chern , 20,000 Bayern , Würtembergern und Naſſauern ,
und 20,000 Preußen beſtehen würde .
Der Fürſt Czartoryski , welcher vor einigen Wochen
aus Paris hier angekommen war , um an den Vor-
bereitungen zur Wiederherſtellung Polens thätigen
Antheil zu nehmen , iſt durch das von ihm gemißbil-
ligte feindſelige Auftreten ſeiner Landsleute gegen die
Deutſchen in der Provinz Poſen veranlaßt worden ,
nicht , wie er bei ſeiner Ankunft beabſichtigte , nach dem
Großherzogthum zu gehen , ſondern wird nach Frank-
reich zurückkehren .
Gegen 800 Polen , welche von der öſterreichiſchen
Grenze zurückgewieſen ſind , werden wieder hier durch-
gebracht werden , und erhalten ihre einſtweiligen Woh n -
ſitze zwiſchen der Elbe und Weſer . ( Berl. Bl. )
Poſen , den 30 April .
Die Jnſurgenten in Xions hatten ſich dreier Bür-
ger als Geiſeln bemächtigt , Oberſt v. Brandt ſ f orderte
die Freilaſſung . Statt dieſer erhielt er von dem Füh-
rer der Polen , Leo Dombrowski ( Major aus dem
Kriege von 1830 , nachher franzöſiſchem Emigranten )
eine zweifelloſe Kriegserklärung . Jn Folge deſſen
griffen die Truppen von der Schrimmer Seite her
an ; es entſpann ſich ein Gefecht , welches nach 2½
Stunde mit einem vollſtändigen Siege der Preußen
endete , obſchon die Jnſurgenten einen heldenmüthigen
verzweifelten Widerſtand leiſteten . Hervorzuheben iſt
ein Angriff der Huſaren auf die polniſche Reiterei ;
die höchſte Wuth des Kampfes entwickelte ſich in Folge
des Heranziehens einer Hülfscolonne , der ſogenann-
ten Kujawiaken , welche gegen die preußiſche Reiterei
Carr é formirte , die ſich lieber zernichten als ſprengen
ließen . Der Kampf zog ſich auf dieſe Weiſe durch
die verbarrikadirten Straßen der Stadt hindurch auf
das freie Feld vor derſelben . Es konnte nicht fehlen ,
daß bei dem Schießen aus den Scheunen die Stadt
in Feuer aufging , wozu abſichtliche Brandſtiftung das
Jhrige beitrug . Gefallen ſind preußiſcher Seits 40
Gemeine , ſchwer verwundet 5 Officiere , 5 Gemeine .
Beſonders zweifelt man an der Rettung des Lieute-
nant Michaelis vom ſechſten Regiment , der durch
zwei Schüſſe in den Kopf tödtlich verwundet iſt . Die
Jnſurgenten ſind völlig vernichtet ; die Zahl der Tod-
ten iſt noch nicht genau ermittelt ; im Schrimm befin-
den ſich 120 Verwundete , unter ihnen Leo Dombrowski .
Alle Uebrigen wurden , circa 700 an der Zahl , gefan-
gen , unter ihnen der Referendar Magdzinski ; ein
Theil derſelben wird nach Küſtrin abgeführt . Die
Truppen haben ſich gegen Neuſtadt und Miloslaw
gewendet , hierhin unter General Blum , dorthin un-
ter Oberſt v. Brandt .
Auch in dem Städtchen Grätz iſt ein blutiges Tref-
fen vorgefallen . Der Ort war verbarrikadirt und
mußte mit Sturm genommen werden , wobei 20 Po-
len blieben .
Der General Blum hat eine Expedition gegen
Miloslaw , wo ſich der Hauptſtamm der bewaffneten
Polen befindet , gemacht . Es gelang zwar , den Ort ,
der heftig vertheidigt wurde , zweimal zu nehmen , doch
konnte er nicht behauptet werden , weil ein Theil der
in den Truppen dienenden Polen übergegangen ſeyn
ſoll . Der Verluſt auf beiden Seiten wäre , dem Ver-
nehmen nach , nicht unweſentlich geweſen , auch mehrere
Offiziere ſind geblieben , es wird u. a. der Major v.
Thadden genannt .
Königsberg , den 29 April .
Seit dem 14 d. wurde hier auf hö hern Befehl die
Viſirung der Päſſe nach Rußland ohne alle Ausnahme
verweigert . Das hieſige Vorſteheramt der Kaufmann-
ſchaft ſah ſich daher veranlaßt , ſofort durch Stafette
den preußiſchen Geſandten zu Petersburg um Ver-
mittelung wegen Aufhebung der Paß-Verweigerung
anzugehen . Derſelbe hat ſich dieſer Angelegenheit ſo-
fort und bereitwilligſt angenommen . Es ſind nun-
mehr die Ka iſ erl. ruſſiſchen diplomatiſchen Agenten
angewieſen , die Päſſe für alle Diejenigen zu viſiren ,
welche ſich ausſchließlich zu bedeutenden Handelszwecken
nach Rußland begeben wollen , und deren Grundſätze
hinlängliche Bürgſchaft darbieten , dieſes jedoch unter
Verantwortlichkeit der betreffenden Kaiſerl. Miſſionen
und Conſulate . ( Kbg. Ztg. )
Weimar , den 27 April .
Die hieſige Staats-Regierung hat an die deutſchen
Höfe ein wichtiges Rundſchreiben gerichtet , worin ſie ,
auf die traurigen Antecedentien des Bundestags und
die dadurch herbeigeführte demüthigende Lage deſſelben
in jetziger Zeit hinweiſend , den Vorſchlag macht , den
Bundestag ganz aufzulöſen . An ſeiner Statt möge
man eine andere proviſoriſche Central-Behörde zur
Verhandlung mit dem National-Parlament einſetzen .
( K. Z. )
Frankfurt , den 30 April .
43 ſte Sitzung der deutſchen Bundes-Verſammlung
vom 29 d . Eine Mittheilung des Fünfziger-Aus-
ſchuſſes , worin darauf angetragen wird , die Bundes-
Verſammlung durch drei Mitglieder , welche , unter
eigener Verantwortlichkeit die vollziehende Gewalt aus-
zuüben haben , zu verſtärken , wird an den Ausſchuß
für Reviſion der Verfaſſung zur Begutachtung ver-
wieſen . — Von Bayern wird angezeigt , daß General
v. Damboer zum Commandanten von Ulm ernannt
worden ſey ; desgleichen , daß in Landau die deutſche
Bundesfahne aufgepflanzt werden ſoll . — Von Lan-
dau wird über die den Truppen-Commando ’s beige-
gebenen Civil-Commiſſäre Mittheilung gemacht . — Der
Ausſchuß für Reviſion der Verfaſſung beantragt , zur
Vorbereitung der formellen Angelegenheiten der con-
ſtituirenden Verſammlung eine aus Mitgliedern des
Bundestags , Vertrauensmännern , Mitgliedern des
Fünfziger-Ausſchuſſes und des Frankfurter Senats
gemiſchte Commiſſion niederzuſehen ; welcher Antrag
genehmigt wird . — Auf eingekommene Nachricht , daß
die däniſche Regierung auf deutſche Schiffe Beſchlag
gelegt habe , wird beſchloſſen , gegen derartige Beſchä-
digung deutſchen Eigenthums die wirkſamſten Maaß-
regeln zu treffen .
Nachſtehender Aufruf ( vom 28 d. ) an alle Deutſche
iſt von dem F ü nfziger-Ausſchuß erlaſſen worden :
“ Das verbrecheriſche Unternehmen Einzelner , mit be-
waffneter Hand Deutſchland eine Staats-Verfaſſung
aufzudringen , iſt aller Abmahnung ungeachtet , zum
blutigen Ausbruche gekommen . Nochmals erhebt der
Ausſchuß des Vor-Parlaments ſeine Stimme ; er er-
hebt ſie Namens des deutſchen Volks , er erhebt ſie
für die Zukunft Deutſchlands . Jene , die ſich die
Freunde des deutſchen Volkes nennen , ſind ſeine
ſchlimmſten Feinde . Um ihren Willen geltend zu
machen , ſetzen ſie Alles auf’s Spiel , was Deutſchland
nach K ä mpfen und mit ſchweren Opfern errungen hat :
ſeine Einheit , ſeine Freiheit . Der Reaction öffnen
ſie Thür und Thor , den äußern Feind ſtellen ſie das
deutſche Land bloß . Auf denn , ihr deutſchen Brüder
in den bedrohten Landen , die ihr treu ſeyd der Sache
des Vaterlandes , unzugänglich der Verlockung zum
Abfall , feſt in eurem Vertrauen , daß in den Tagen
des Mai freigewählte Abgeordnete aller deutſchen Bru-
derſtämme einen Bau deutſcher Einheit und deutſcher
Freiheit gründen werden , der feſt ſteht für alle Zeiten —
auf denn zu männlicher That . Die badiſche Regie-
rung hat zur Unterdrückung des Aufruhrs ein Geſetz
verkündet , welches die Zuſtimmung aller wahren Va-
terlandsfreunde findet . Unterſtützt die Ausführung
dieſes Geſetzes . Deutſche Krieger eilen herbei zur
Bekämpfung der Empörer . Erkennt in dieſen Krie-
gern eure Brüder . Als eure Freunde nehmt ſie auf
und ſteht ihnen bei , ſo weit ihr könnnt . Wenn ihr
das thut , wenn ihr den Aufrührern Eure Städte ,
Eure Dörfer verſchließt , wenn ihr die Unterſtützung
verhindert , die Uebelgeſinnte ihnen bieten möchten , ſo
wird bald der Aufruhr unterdrückt , und in friedlicher
Weiſe der freie Ausdruck des wahren Volkswillens
m ö glich werden , von welchem allein die Aufrichtung
der künftigen Verfaſſung von ganz Deutſchland und
von jedem deutſchen Einzelſtaate abhängen kann . ”
Wien , den 30 April .
Der päpſtliche Nuntius , Viala Prela , iſt noch hier ,
obgleich man die Geſandten von Neapel und Toscana
weggeſendet hat . Noch iſt der Bruch mit dem Papſt
nicht ausgeſprochen , allein Alles deutet darauf hin ,
daß , wenn Se. Heiligkeit in der lombardiſchen Frage
ſich nicht zum Vermittler aufwirft , Oeſterreich ſich
auch in geiſtlicher Beziehung ganz von dem römiſchen
Stuhl losſagen wird . ( B. N. )
Prag , den 28 April .
Am 24 d. wurde der National-Ausſchuß zuſam-
menberufen . Graf Stadion , Oberſtburggraf , hatte
von Wien einen Auftrag erhalten , die Beſchickung
des deutſchen Parlaments und die Wahlen dazu in
Böhmen zu proclamiren . Die betreffende Section
hatte die Frage ausgearbeitet und legte dem National-
Ausſchuß die Petition an Se. Majeſtät vor , daß kein
Anſchluß an Deutſchland von Seiten Böhmens und
keine Beſchickung des Parlaments ſtattfinden möge ,
in ſo lange nicht die alleinig competente Behörde , der
zu conſtituirende böhmiſche Landtag darüber entſchie-
den habe . Es ergab ſich bei der trefflich ausgearbei-
teten Petition gar keine Debatte und ſie wurde ein-
ſtimmig unter lautem Jubel der maſſenhaft beſetzten
Tribüne angenommen . Am 27 d. wurden die Ab-
geordneten des conſtitutionellen Vereins von dem
Miniſter des Jnnern empfangen und ihnen in Bezie-
hung auf die Parlaments-Wahlen für Frankfurt im
Weſentlichen die Antwort ertheilt , daß dieſelben in
den deutſchen Kreiſen Böhmens ihren Fortgang neh-
men ſollen und das Miniſterium vor der Hand in
Betreff der andern Kreiſe nicht gegen die Wahlen iſt ,
ſondern ſich eine nähere Entſcheidung vorbehält , welche
binnen 10—12 Tagen erfolgen wird .
Vom Main , Ende Aprils .
Jn Würzburg und Nürnberg wurde an demſelben
Tage Dr. Eiſenmann zum Abgeordneten für Frank-
furt erwählt . Jn München ſind Miniſterialrath Her-
mann und Prof . Fallmerayer gewählt worden . Jn
Stuttgart werden Paul Pfizer ( der indeſſen an einem
wiederholten Schlaganfalle darniederliegt ) und Federer
gewählt ſeyn . Die Wahl von Strauß zu Ludwigs-
burg iſt vereitelt , und ſtatt ſeiner ein Pietiſt , Namens
Hoffmann , gewählt . Jn Weinsberg iſt Schloſſer-
meiſter Nägele gewählt , ein bekannter Volksredner ,
der treffend und klar ſein conſtitutionelles Glaubens-
h b ekenntniß begründete . Juſtinus Kerner unterſtützte
denſelben auf der Volks-Verſammlung mit folgen-
dem Ruf :
Nicht Doctors , nicht gelehrte Geiſter ,
Wir wählen dieſen Schloſſermeiſter !
Er ſchwing’ die Hämmer klein und groß ,
Schlag’ Deutſchland ſeiner Feſſeln los !
Jn Reutlingen iſt Viſchers gewählt . Uhland hat im
Bezirk von Rottenburg die überwiegende Mehrheit .
Calw und Wildbad haben ſich für Mathy geeinigt .
Zeichen nicht darstellbar Hannover , den 27 April .
Nach Beendigung der Wahlen zur gegenwärtigen
Stände-Verſammlung war man auf Seiten derjenigen ,
welche den Fortſchritt in unſern politiſchen Verhält-
niſſen wünſchten , über die Compoſition der zweiten
Kammer ſehr zufrieden und man hörte oder las nur
etwa eine befürchtende Aeußerung über den zu libe-
ralen Geiſt , der zur Herrſchaft gelangen möchte .
Beim Zuſammentritt der Kammer ſchieden noch einige
mißliebige Elemente aus , ſo daß nur noch ein paar
Deputirte blieben , die man wohl weg wünſchte , die
aber auch ohne Nachtheil bleiben konnten , weil ſie
mit dem Strome ſchwimmen mußten und thaten ſie
es nicht , ſo ſchadete es auch nicht . Gewiß iſt , die
zweite Kammer beſaß in vollem Maaße das Ver-
trauen des Landes . Nun riefen die großen politiſchen
Ereigniſſe in Celle die Jdee hervor , Condeputirte mit
nach Hannover zu ſchicken , welche ſchleunigſt ver-
breitet , an manchen Orten Anklang fand und durch
das Erſcheinen von gewählten und nichtgewählten
Beimännern aus einigen Städten und ein paar Land-
diſtricten verwirklicht ward . Dieſe , 87 an der Zahl ,
hielten in Hannover einige Verſammlungen , an wel-
chen ſich 37 Deputirte der zweiten Kammer bethei-
ligten , und aus welchen als Reſultat die Erklärung
hervorging :
1 ) daß eine Neugeſtaltung der Verfaſſung ſtatt-
finden müſſe ;
2 ) daß die Adelskammer zu beſeitigen , und
3 ) daß , wenn mit den jetzigen Ständen in möglichſt
kurzer Friſt eine Verfaſſung auf dieſen Grundlagen
nicht vereinbart werde , eine conſtituirende Verſamm-
lung zu berufen ſey .
Mit dieſer Erkl ä rung war ſowohl das Miniſterium
als die zweite Kammer durchaus einverſtanden und
beide haben dies Ziel nie aus den Augen verloren ,
vielmehr ihre Th ä tigkeit fortwährend auf die Er-
reichung deſſelben gerichtet , wenn auch nicht in der
Weiſe , wie einzelne Condeputirte wünſchten , indem
ſie verlangten , die zweite Kammer ſolle , nachdem ſie
erklärt haben würde : Jedermann iſt fähig zu wählen
und gewählt zu werden , ſofort auseinander gehen .
Haben dieſe Herren es ſich aber wohl einmal gedacht ,
was die Folgen von ſolchem ungeſetzlichen Schritte
geweſen ſeyn würde ? Anarchie an allen Enden und
Orten des Landes wäre unabweisbar geweſen und
die erſte Kammer konnte mit vollem Grunde das
Volk der kraſſeſten Ungerechtigkeit zeihen . Die zweite
Kammer hat ſich ein großes Verdienſt um das Land
erworben , als ſie ſich den Grundſatz zur Norm
machte : den geſetzlichen Weg nicht eher zu verlaſſen ,
bis ſich die Unmöglichkeit zeige , auf demſelben zum
vorgeſteckten Ziele zu gelangen , und es iſt ihr dafür
zu danken , daß ſie ſich weder durch Gerede noch Ge-
ſchreibſel hat irre machen laſſen . Manche Beiſtim-
mung ſcheint der Vorwurf gefunden zu haben , die
zweite Kammer habe ſich in ihren Verhandlungen bei
Lapalien aufgehalten und die Hauptſachen vernach-
läſſigt ; und will man billig urtheilen , ſo muß man
die Ungeduld , die ſich der Politiker in den Provinzen
bemächtigt , entſchuldigen , wenn ſolche in den Land-
tags-Verhandlungen den Debatten Gegenſtände unter-
gelegt finden , die allerdings nicht zu den großen
Fragen des Tages gehören . Allein man bedenke doch ,
daß man ſich noch immer , wenn auch das alte Re-
glement ſchon verbeſſert worden iſt , in gewiſſen , Zeit
in Anſpruch nehmenden Formen bewegen mußte ; daß
die Hauptſachen , z. B. die Abänderung des §. 180 der
Verfaſſung , wodurch erſt eine Verfaſſungs-Aenderung
n ö thig wurde ; die in die Addreſſe aufzunehmenden
Grundſätze ; die Verabnahme der Beſtimmungen über
die kräftige ſtändiſche Repräſentation und das damit
verbundene , künftige Wahlgeſetz ꝛc. ohne Debatten
beſchloſſen wurden und alle übrigen zur Verhandlung
gekommenen Gegenſtände nur zur Ausfüllung der
ſonſt leer gebliebenen Zwiſchenzeit dienten . Will man
aufrichtig zu Werke gehen , ſo ſtelle man die Frage ſo :
Hat die zweite Kammer etwas gethan oder unter-
laſſen , das die Annahme begründet , es ſey ihr mit der
Erreichung des in dem obigen Programme feſtgeſtellten
Zieles kein Ernſt ? Und wenn dieſes nie und nim-
mer mit Grund behauptet werden mag , ſo kann es
doch gar nicht darauf ankommen , ob das Reſultat
acht Tage früher oder ſpäter erreicht wird . Selbſt
auf die Gefahr hin , verdächtig zu werden , machen
wir darauf aufmerkſam , wie groß das Opfer iſt , dass
die erſte Kammer der Zeit bringen muß und das die
Humanität , die Pflicht erheiſcht , hierbei nicht ſo plump
ſondern mit möglichſter Schonung aufzutreten . Jhr
ſollt aber , ſagte man der zweiten Kammer , nicht ſo
zaudern und temporiſiren , ſonſt treten Reactionen ein
und es bleibt nicht ruhig im Lande in der jetzigen
Zeit der Aufregung und der Noth ! ( ? ) Aber , fragen
wir : wie iſt denn unter den jetzigen Umſtänden des
hieſigen Landes , Deutſchlands und Europas , an eine
Reaction zu denken ? Wo iſt denn Aufregung oder
die Zeit der Noth ? Jhr , die Jhr immer hiervon
ſprecht . Jhr ſollt den Teufel nur nicht an die Wand
malen ! Dadurch entſteht erſt Beunruhigung , denn
Einer leiert es dem Anderen nach .
So war es auch geſchehen in Betreff der Arbeiten
in der Stände-Verſammlung , weshalb die Mitglieder
der zweiten Kammer es für angemeſſen hielten , durch
einen zu veröffentlichenden Rechenſchafts-Bericht die
mißgeleitete ö ffentliche Meinung um ſo mehr zu be-
richtigen , als nicht Jeder im Stande iſt , den Gang
der ſtändiſchen Angelegenheiten aus dem Landtags-
blatte in der Ferne richtig zu beurtheilen .
Nun wird dieſes wieder in einem neulichen Artikel
von hier verdächtigt und die unwahre , ſchon abge-
droſchene Behauptung wiederholt : Stände können das
Vertrauen nicht beſitzen , weil ſie unter ganz anderen
Umſtänden gewählt ſind . Nach dieſem Grundſatze
würde alſo jede Stände-Verſammlung durch verän-
derte Umſtände das Vertrauen des Landes verlieren ,
wie z. B. bei eintretendem Kriege , bei Wechſel der
Regierung ꝛc . Bei der Wahl eines Deputirten hat
die Wahl-Corporation das Vertrauen zu der Perſon
des Deputirten , daß derſelbe in allen Angelegenheiten
des Landes das Beſte deſſelben bef ö rdern werde , denn
er wird ja nicht für beſondere Zuſtände , ſondern für
alle auf das öffentliche Wohl Bezug habende Ange-
legenheiten gewählt . Und führt man dann ferner an ,
daß manche Deputirte nicht in die Kammer gekom-
men ſeyn würden , wenn die Wahlen ſpäter ſtattge-
funden hätten , ſo wollen wir dieſes nicht in Abrede
ſtellen , aber den Wahl-Corporationen , die in ihrer
politiſchen Schlaffheit und Stumpfſinnigkeit oder in
ihrem Servilismus Männer wählten , denen ſie nun
nicht mehr trauen , anheimgeben , jetzt , nachdem ſie ſich
die Schlafmütze aus den Augen geſchoben haben , die
betreffenden Deputirten zum Rücktritte aufzufordern ;
ſie werden bei einer motivirten Aufforderung und der
Gewalt der Oeffentlichkeit dieſem Rufe ſchon folgen
müſſen .
Die veränderten Umſtände thun der Legalität der
zweiten Kammer auch nicht den mindeſten Abbruch
und ſie wird das Vertrauen des Landes erſt dann
verlieren , wenn ſie dieſe veränderten Umſtände nicht
zum Wohle des Volkes benutzt .
Hannover , den 1 Mai .
Das neue hannoverſche Preßgeſetz lautet wie folgt :
§ 1 . Die Cenſur der Erzeugniſſe der Preſſe wird
aufgehoben . § 2. Verbrechen und Vergehen , welche
mittelſt der Preſſe begangen werden , ſind nach den
beſtehenden Geſetzen zu beſtrafen . Die geſetzlichen Be-
ſchränkungen , zufolge deren einzelnen Klaſſen von
Unterthanen die Verfolgung zugefügter Beleidigungen
im Civilverfahren nicht geſtattet iſt , kommen bei Preß-
vergehen nicht zur Anwendung . § 3 . Es gelten je-
doch folgende nähere Beſtimmungen : 1 ) Der Ver-
faſſer , welcher den Druck genehmigt hat , der Heraus-
geber ( Redacteur ) und in deſſen Ermangelung der
Verleger haften unbedingt als Urheber . § 4. 2 ) Die
Unterſuchung von Preßvergehen iſt nur auf Antrag
und zwar nur wider die in dem Antrage bezeichnete
Perſon einzuleiten . Jn den Fällen , wo die beſtehen-
den Strafgeſetze einen Antrag ſchon vorausſetzen ,
bleibt es bei den Beſtimmungen derſelben . Jn ande-
ren Fällen iſt der Antrag der Regierung erforderlich .
§ 5. 3 ) Neben der Strafe iſt , auf Begehren deſſen ,
der die Unterſuchung beantragt hat , die Vertilgung
der ſtrafbaren Stellen der in Unterſuchung gezogenen
Druckſchrift , und , ſo weit es für dieſen Zweck erfor-
derlich iſt , die Beſchlagnahme und der Verfall der
noch nicht ausgegebenen , ſo wie der im Buchhandel
vorräthigen Exemplare vom Richter zu erkennen .
§ 6. 4 ) Die erkennende Behörde hat auf Begehren
deſſen , der die Unterſuchung beantragt hat , die Ver-
öffentlichung des ergangenen rechtskräftigen Erkennt-
niſſes zu verfügen . Jnſofern das Vergehen in einer
Zeitſchrift begangen , iſt der Herausgeber zur Auf-
nahme verpflichtet . § 7. Preßerzeugniſſe , auf deren
Verfall erkannt iſt , konnen von der Polizei-Behörde
verboten werden . Jn dieſem Falle kommt der § 64
des Polizei-Strafgeſetzes zur Anwendung . § 8 . Der
Herausgeber einer Zeitung oder Zeitſchrift iſt ſchul-
dig , jede amtliche Berichtigung der darin mitgetheilten
Thatſachen unentgeltlich , jede andere Berichtigung ge-
gen die gewöhnliche Einrückungs-Gebühr in das auf
den Empfang nächſtfolgende Blatt oder den Umſtän-
den nach ſpäteſtens in die zweite der auf den Empfang
folgenden Nummer des Blattes aufzunehmen . § 9 .
Keine Druckſchrift darf ausgegeben oder verbreitet
werden , auf welcher nicht der Name des Verlegers ,
oder bei Zeitungen und Zeitſchriften des verantwort-
lichen Redacteurs und des Druckorts angegeden iſt.
§ 10 . Die Uebertretung der Vorſchriften der §§ 8
und 9 iſt im Wege des Polizei-Strafverfahrens mit
einer Strafe bis zu 50 Zeichen unbekannt, wahrscheinlich Währung "Reichstaler" zu ahnden . Falſche An-
gaben über die Gegenſtände des § 9 ſind mit Geſäng-
niß bis zu 6 Wochen oder mit Geldbuße bis zu 100
Zeichen unbekannt, wahrscheinlich Währung "Reichstaler" zu beſtrafen .
*** Hannover , den 2 Mai .
Die Wahl-Angelegenheit iſt entſchieden . Dahl-
mann iſt mit 45 Stimmen Sieger über Stadtdirector
Rumann geworden , indem Letzterer die übrigen von
77 Wahlmännern abzugebenden Stimmen hatte . Als
Erſatzmann iſt Advocat , Rath Dr. Wachsmuth mit
39 Stimmen gewählt ; die übrigen 38 hatte Rumann .
Von den in einer Volksverſammlung aufgeſtellten Can-
didaten iſt außer Rumann keiner auch nur einmal
genannt .
Gegen die Volksverſammlungen erheben ſich jetzt
ſehr viele Stimmen , ſo daß binnen Kurzem entweder
die Auflöſung oder doch gänzliche Umgeſtaltung dieſer
Verſammlungen zu erwarten iſt . Lederhändler Schütze
iſt nicht mehr Präſident der Volksverſammlung , ſon-
dern Director Karmarſch . Schütze iſt auch nicht
Wahlmann geworden .
Als künſtigen Landdroſten in Hildesheim bezeichnet
man unter anderen Candidaten auch einen Amts-
Aſſeſſor in Uslar , welcher als Criminalrichter daſelbſt
den lärmenden Zuzügern von Göttingen mit der
größten Energie und Ruhe entgegengetreten iſt und
ihren drohenden Forderungen , die Adelebſer Gefan-
genen loszugeben , in nichts nachgegeben hat . Männer
von Feſtigkeit thun uns Allen , thun der Stadt und
dem Landdroſtei-Bezirk Hildesheim noth .
* Celle , den 2 Mai .
Jn der heute Morgen 10 Uhr abgehaltenen Wahl-
Verſammlung iſt Profeſſor Dahlmann aus Bonn
einſtimmig zum Deputirten des 14ten hannoverſchen
Wahl-Bezirks für das deutſche Parlament gewählt .
Zum Erſatzmann wurde mit großer Majorität Herr
Juſtizrath Schmidt hieſelbſt , ein Mann von gediegenen
Kenntniſſen und freiſinnigen politiſchen Grundſätzen
gewählt . Profeſſor Dahlmann hat einem heute Mor-
gen um 10 Uhr eingegangenen Schreiben nach auf
unſere desfallſige Anfrage die Annahme unſerer Wahl
bereits zugeſagt .
* Stade , den 2 Mai .
Heute hat hier die Wahl eines Deputirten und
eines Subſtituten für Frankfurt ſtattgefunden ; das
Reſultat war folgendes ; die Wählerzahl war 68 ;
abſolute Majorität 85. Jn der Deputirtenwahl hatte
Dr. Freudentheil 61 Stimmen , Dr. Wille 7. Jn
der Subſtitutenwahl hatte der Landſyndicus Holter-
mann 44 Stimmen , der Glaſermeiſter Jobelmann 20
und Dr. Wyneken 3 und Dr. Wille 1 Stimme .
Die Wahl hat hier außerordentliche und allgemeine
Freude verurſacht , da der Dr. Freudentheil als der-
jenige unter uns bekannt iſt , der nur des Landes
Wohl will und nie ſein eigenes Jntereſſe berückſichtigt .
Daher konnte Verkleinerung ihm bei ſeinen Lands-
leuten auch nicht ſchaden . Wer , wie er , ſich in einer
ſo langen Reihe von Jahren ſo ächt , ſo wahr und
treu bewährt hat , verdient mit allem Rechte das Ver-
trauen für jetzige wichtige Zeit .
▭ Rotenburg , den 2 Mai .
Zu der bevorſtehenden National-Verſammlung in
Frankfurt iſt für den 17ten Wahlbezirk zu Verden
heute der vormalige geheime Cabinetsrath Roſe , jetzt
zu Braunſchweig , zum Abgeordneten und der Syn-
dicus Lang zum Erſatzmann gewählt . — Unſere Be-
amte äußern ſich mit großer Zufriedenheit über das
Gelingen dieſer Wahl und die liberalere Volksklaſſe
wünſcht , daß der mit der Vertretung der Volks-
Jntereſſen beauſtragte Abgeordnete nicht zu ängſtlich
zurückblicke auf die alten , nicht mehr mit den jetzigen
Moden in Uebereinſtimmung ſtehenden Regierungs-
muſter .
* Lüneburg , den 2 Mai .
So eben iſt die Wahl des 13ten hannoverſchen
Wahldiſtricts Lüneburg beendigt und der Syndicus
Dr. Meyer von 64 Wahlmännern einſtimmig zum
Deputirten für das deutſche Parlament erwählt . Als
Erſatzmann erhielt der Schatzrath Dr. Merkel in
Hannover 57 , der Dr. Nolte hieſelbſt 5 und der Re-
gierungsrath Dr. Böhmer 2 Stimmen .
* Harburg , den 2 Mai .
Jn der heutigen , hier ſtattgefundeuen Verſamm-
lung der Wahlmänner des 11ten Diſtricts iſt der
Profeſſor Albrecht zum Deputirten der conſtituiren-
den Verſammlung zu Frankfurt und der Profeſſor
Dahlmann zum Erſatzmann gewählt worden . Pro-
feſſor Albrecht erhielt von 64 Stimmen 62 , iſt alſo
ſo gut wie einſtimmig erwählt . Dahlmann erhielt 40
( ein Beweis , mit welcher Liebe und welchem Vertrauen
man noch an den G ö ttinger Sieben hängt ) , der Ad-
vocat Detmold 22 Stimmen .
* Bremervörde , den 2 Mai .
Von dem 18ten hannoverſchen Wahlbezirke ſind in
der heute hieſelbſt ( unter Leitung des Land-Syndicus
Holtermann aus Stade ) abgehaltenen Wahlverſamm-
lung erwählt worden zum Abgeordneten für die deut-
ſche National-Verſammlung , Hr. John Albert Dröge
zu Bremen und zu deſſen Erſatzmann Hr. Herm.
Hinr . Meyer daſelbſt mit reſp. 44 und 48 Stimmen
von 64 . Die übrigen Stimmen vertheilten ſich auf
Dr. v. Reden zu Berlin und Dr. Wille zu Hamburg .
* Oſten , den 23 April
Geſtern fand hier eine große Volksverſammlung
ſtatt , die namentlich aus dem Hadelnſchen , Kedingſchen
und von der Geeſt ſtark beſucht war , und wozu wohl
an 500 Perſonen aus allen Ständen ſich eingefunden
hatten .
Nachdem der Gutsbeſitzer Herrmann Schmoldt aus
Ritſch zum Präſidenten erwählt war , wurde zuvör-
derſt ein Antrag auf Schulverbeſſerung geſtellt und
angenommen , der dahin ging , bei der Regierung zu
beantragen , daß künftig die Schullehrer aus Staats-
mitteln beſoldet werden ſollen , um auch Unbemittelten
die Gelegenheit zu geben , vermöge ihrer Bildung jede
Stelle im Staate einnehmen zu können .
Sodann wurde die bevorſtehende Wahl zur con-
ſtituirenden Verſammlung in Frankfurt beſprochen
und der Beſchluß gefaßt , alle am 27 d. zu wählenden
Wahlmänner , die nicht bloß den Grundbeſitz , ſondern
alle Klaſſen der Bevölkerung zu vertreten haben , auf
den 30 d. nach Bremervörde , als dem Mittelpunkte
der ganzen Provinz , zu beruſen , um ſich daſelbſt im
Jntereſſe des Ganzen über die Wahl der Deputirten
ſelbſt zu verſtändigen .
Von den anweſenden Condeputirten , den Herren
Chriſtian Chriſtian Schmoldt aus Hadeln , Johann
Schmoldt aus Brake , Rath aus Besbeke , Advocat
Schmidt und Dr. med. Geller aus Neuhaus , Hinze
und Advocat Kettler aus Otterndorf , Dittmer Schlich-
ting aus Oſten , Dierſt aus Hollernvorde , und Kröncke
aus Villich wurde die Anſicht ausgeſprochen , daß ſie
ihr Mandat als Condeputirte als erloſchen anſähen ,
und daß ſie daher wünſchten , daß eine Beſprechung
über eine etwaige neue Wahl zu Condeputirten in
der allgemeinen Volksverſammlung in Bremervörde
ebenfalls am 30 d. ſtattfinden m ö ge .
Zu dieſem Schritte ſcheinen mehrere Gründe mit-
gewirkt zu haben . Keinenfalls darf man aber der
Anſicht ſeyn , als hätten dieſe Condeputirte hierdurch
ſich gegen das Jnſtitut der Condeputirten , was unter
den jetzigen Umſtänden als ein ſehr erwünſchtes er-
ſcheint , überhaupt ausſprechen wollen . Letzteres geht
ſchon daraus hervor , daß über die Wahl neuer Con-
deputirten in Bremerv ö rde Rückſprache genommen
werden ſoll .
* Aus dem Lande Kehdingen , den 30 April .
Die Einwohner des Landes Kehdingen Freiburg
haben in geſtriger Landes-Verſammlung eine Ver-
trauens-Addreſſe an Königl. Geſammt-Miniſterium
in Hannover beſchloſſen , und ſich daneben nach er-
folgter Reſignation des bisherigen Diſtricts-Condepu-
tirten veranlaßt geſehen , der Wahl eines neuen Con-
deputirten keine Folge zu geben .
* Lauenburg , den 30 April .
Es hat ſich im Lauenburgiſchen die gewiß irrige
Anſicht gebildet , als müſſe man zum Frankfurter De-
putirten einen berühmten auswärtigen Rechtsgelehr-
ten wählen . Mecklenburg , Hamburg , Lübeck haben
mit Recht Jnländer gewählt . Sie haben ſich kein
Zeugniß der eigenen Geiſtes-Armuth und des Man-
gels an tüchtigen Geſchäfsmännern ausſtellen wollen .
Wahre Vaterlandsliebe , gründliche Kenntniſſe der Zu-
ſtände und der politiſchen und ſtaatlichen Stellung des
eigenen Landes , Kenntniſſe der Zuſtände Deutſchlands
nach Jnnen und Außen , und ſeiner Geſchichte , endlich
Fähigkeit des Vortrages , dieſes ſind die weſentlichen
Eigenſchaften eines Frankfurter Deputirten . Sie fin-
den ſich gewiß bei manchem Lauenburger . Mancher
hat davon offenkundig die Bew ie ei ſe geliefert . — Aber
vor Allem : wie ſollen Lauenburger parlamentariſch
ausgebildet werden , wenn man Auswärtige zu De-
putirten wählt ?
* * Lauenburg , den 3 Mai .
Bis jetzt iſt für die Wahl eines Deputirten des
Herzogthums zum Frankfurter Parlament von Sei-
ten der däniſchen Regierung in Ratzeburg noch nichts
geſchehen , obſchon der Tag der Er ö ffnung deſſelben
ganz nahe iſt . Beabſichtigt die Regierung etwa die
Wahl auf dem bevorſtehenden Landtage von den 30
Stimmen der Ritter- und Landſchaft , und von den
13 Stimmen der Deputirten der Städte und des
Bauernſtandes bewerkſtelligen zu laſſen ? Dies wider-
ſtritte den klaren Vorſchriften der Bundes-Verſamm-
lung und des F ü nfziger-Ausſchuſſes vom 30 März
und 7 April d. J. , indem nach ſelbigen directe oder
aber Urwahlen ohne Bevorzugung früherer privile-
girter Stände , wie der Ritter und Landſchaft , vom
ganzen Lande vorzunehmen ſind . Bemerkenswerth
ſcheint in dieſer Beziehung , daß in der Stadt Möllen
bereits am 27 v. M. eine Vorwahl in einem Bürger-
Verein von 120 Stimmgebern vorgenommen wurde .
Zwei Auswärtige , welche dem Herzogthume fremd
ſind , erhielten 102 , Landmarſchall v. Bülow 21 Stim-
men . Will man Keinen aus der Mitte des Volkes
wählen , keinen geborenen Vertheidiger des durch die
Barrikaden Berlins gegründeten Volksthums , ſo
wähle man doch wenigſtens einen geborenen Lauen-
burger . Denn würden vom Parlament auch nur ge-
mein-deutſche Fragen verhandelt , ſo liegt doch in der
Regel das Special-Vaterland im Hintergrunde der
Beurtheilung derſelben . Zugleich aber iſt wahrſchein-
lich , daß vom Parlamente Commiſſionen zur Ord-
nung verwickelter Verhältniſſe einzelner Staaten be-
ſtellt werden , welches namentlich für Lauenburg ge-
ſchehen dürfte , wenn Volk , Stände und Regierung
ſich über die innere Verfaſſung des Landes , nament-
lich über die proviſoriſche Unabhängigkeit des Landes
vom däniſchen Cabinette bis zur Beendigung des
däniſch-deutſchen Krieges nicht ſollten einigen können .
Wie wichtig iſt es da , daß ein Lauenburger ohne
Rückſicht auf die Vorrechte der Ritter- und Landſchaft
für die Jntereſſen der geſammten Bev ö lkerung im
Parlamente ſpricht !
▭ Schwerin , den 1 Mai .
Die geſtrige Sitzung unſeres Landtages war eine
ſehr bedeutſame und dürfte ohne Zweifel die folgen-
reichſte des ganzen Landtages werden . Die Ritter-
ſchaft war nämlich mit vieler Gewandtheit bemüht ,
eine eigentliche Entſcheidung der Frage , ob ſtändiſche ,
ob reine Repräſentativ-Verfaſſung , noch zurückzu-
drängen und ſtatt deſſen in die einzelnen Artikel der
Regierungs-Vorlage über die künftigen Wahlen hin-
einzugehen . Da es jedoch zu nichts führen konnte ,
wenn man über eine Sache , die man doch nicht wollte ,
nämlich ſtändiſche Vertretung , lange berieth und die
Hauptfrage ſich immerfort wieder in den Vordergrund
drängte , ſo erklärte die geſammte Landſchaft , als
Stand , ſich gegen Annahme des Prinzips der Ge-
ſetzes-Vorlage und verwarf ſomit auf das Entſchie-
denſte die Regierungs-Propoſition . Nunmehr ſuchte
der Adel freilich ſehr einzulenken und ſprach viel von
Modificationen ꝛc. , wovon indeſſen die Landſchaft
nichts wiſſen wollte , ſondern bei ihrer Erklärung ver-
harrte . Es wird der Regierung daher vermuthlich
nichts übrig bleiben , als die gemachte Vorlage zurück-
zuziehen und an deren Stelle Wahlen nach Kreiſen
auf der breiteſten Baſis , nach dem Beiſpiele Preußens ,
vorzuſchlagen . Jeder Verſuch , noch ein anderes Sy-
ſtem feſtzuhalten , würde , bei der entſchieden hervorge-
tretenen Ueberzeugung des ganzen Landes , ein ebenſo
erfolgloſer ſeyn und nur dazu dienen , das Anſehen
der Regierung und die Popularität unſeres Landes-
herrn zu ſchwächen . Ueberraſcht hat dieſes Reſultat
der Landtags-Verhandlungen hier übrigens nicht , viel-
mehr wurde daſſelbe von vorne herein ziemlich be-
ſtimmt vorausgeſehen und , wie es ſcheint , nur von
der höchſten Landes-Behörde eine entgegengeſetzte An-
ſicht unterhalten , die , ganz abgeſehen von inneren
Gründen , völlig unpraktiſch ſeyn mußte , nachdem alle
Nachbarländer : Preußen , Hannover , Hamburg und
Lübeck mit Elementen ihrer Verfaſſungen gebrochen ,
die bei uns neu belebt werden ſollten .
† Schwerin , den 1 Mai .
Die geſtrige ( 5te ) Landtags-Sitzung wurde mit
Verleſung eines Regierungs-Reſcriptes , betreffend die
Mobilmachung der nach Schleswig-Holſtein geſendeten
Hülfstruppen und die Koſten des Feldzuges , veran-
ſchlagt zu 20 189 Zeichen unbekannt, wahrscheinlich Währung "Reichstaler" , er ö ffnet . Hierauf nahm Pohle-
Schwer in ſeinen geſtrigen Antrag wegen Sicherſtellung
der Volksrechte zurück , damit durch denſelben nicht
die Beendigung des Landtages verzögert werde . Pogge-
Roggow und Andere von der Ritterſchaft empfahlen
mittelſt Vortrags ein Wahlgeſetz , nach welchem Stadt
und Land die Mitglieder zu einer gemeinſchaftlichen
Kammer , und zwar durch Zwiſchenwahlen , getrennt
wählen ſollen . Das Land w ä hlt die eine H ä lfte der
Abgeordneten , die Städte die andere Hälfte . Die
Abgeordneten des Landes werden zu ⅓ von den
größeren Grundbeſitzern , ⅙ von den Pächtern und
⅙ von den Bauern und kleineren Grundbeſitzern ,
und dazu gemeinſchaftlich zu ⅓ von den geſammten
Landbewohnern gewählt . v. Blücher-Vietzen ſchlägt
mittelſt Dictamens Vertretung der Jntereſſen vor ,
ſo daß die wichtigeren Jntereſſen , wohin namentlich
der größere Grundbeſitz gehöre , mehr vertreten werden ,
als die minder wichtigen Jntereſſen ; doch ſoll den
Städtern eine gleiche Anzahl Vertreter wie den Land-
bewohnern zugetheilt werden . Nunmehr erfolgte eine
lange Deli b eration über die geſtern von der Committee
geſtellte Frage sub 2 , in Folge deren man zu dem
Beſchluſſe kam , daß man den landesherrlichen Com-
miſſarien erklären wolle , wie man ſich bei der Ver-
ſchiedenheit der Anſichten zur Zeit über die Annahme
des § 1 des Geſetz-Entwurfs ( Wahl von 33 Abgeord-
neten in den Städten , 23 von den größeren Grund-
beſitzern , 29 in den ländlichen Wahl-Diſtricten für
Schwerin , reſp. 6 4 und 5 für Strelitz ) nicht einigen
könne , weshalb Committee mit den Commiſſarien in
weitere Unterhandlung treten wolle . Committee ſoll
die in dieſer Angelegenheit übergebenen ſchriftlichen
Anträge als Material benutzen , und ſolche , ſo wie
auch den Committee-Bericht , den Commiſſarien mit-
theilen . Der dirigirende Landrath v. Blücher-Kup-
pentin zeigte hierauf an , daß mehrere Anträge von
Landbewohnern , betreffend die Gewährung von Kar-
toffelland , eingegangen ſeyen , und verfügte das Ple-
num , daß ſolche Anträge an die betreffenden Be-
hörden zu verweiſen ſeyen . v. Reſtorff-Roſenhagen
und andere Ritter beantragten zum Schluß der Sitzung
die Anordnung von Commiſſarien , welche ſich mit
den Verhältniſſen der ländlichen Tagelöhner in Betreff
der Emolumente derſelben beſch ä ftigen und ein Mi-
nimum desjenigen , was einem Tagelöhner zu gewäh-
ren ſey feſtzuſetzen habe . Der Antrag wird der Com-
mittee No. 2 überwieſen .
Die Republikaner am Oberrhein .
Die Niederlage Herweghs und ſeiner Freiſchärler ,
aus etwa 800 fremden Eindringlingen beſtehend , be-
ſtätigt ſich vollkommen . Zwiſchen Schopfheim und
Doſſenbach wurden ſie von den Würtembergern er-
reicht , denen dabei nur ein Officier und ein Soldat
verwundet worden . Das Milit ä r war anfangs nur
eine Compagnie ſtark , und ſchlug ſich 3 Stunden , bis
Verſtärkung hinzukam . Die Herweghianer , Banditen
mit langen breiten Dolchen , bei denen ſich auch die
piſtolenbewaffnete Mad. Herwegh und einige ſchauer-
liche Amazonen befanden , hatten geplündert und ſich
die ärgſten Mißhandlungen erlaubt . Sie verloren
23 ( nach Andern 38 ) Todte und 200 Gefangene . Unter
den Gebliebenen nennt man Adalbert v. Vornſtedt
( der aber nach andern Berichten nach Baſel entkom-
men iſt ) u n d einen gewiſſen Schimmelpfennig , vulgo
Rheinhardt , unter den Gefangenen den wohlbekannten
Pelz ( Treumund Welp ) , den ſchleſiſchen Communiſten .
Herwegh ſelbſt ſoll vor dem Treffen in Ohnmacht
gefallen ſeyn , iſt aber , wie Hecker , der ſich aus der
Schuſterinſel nach Straßburg gefl ü chtet und an dem
Kampfe gar nicht mehr Theil genommen , und Struve ,
ohne allen Schaden davon gekommen . Der ſchwä-
biſche Dichter ( der aber nicht der ſchwäbiſchen Schule
angehört ) ſoll nach Rheinfelden gefl ü chtet ſeyn . Die
Republikaner der Schuſterinſel waren etwa 200 ( nach
Andern 500 ) Jndividuen von allen Nationen , unter
den Befehlen von Willich und Heinzen . Erſterer iſt
der communiſtiſche Artillerie-Officier , ſeitdem Zimmer-
lehrling , und nach dem Kölner Krawall verhaftet ,
aber wieder entlaſſen ; Letzterer war eiligſt aus Nord-
amerika herübergekommen , um ſeine Jdeen zu ver-
wirklichen . Beide vielleicht mehr überſpannte als
böswillige Männer werden ihre Uebereilung bitter
bereuen , zumal da die Franzoſen ihnen höchſtens
Schutz , aber keinen Beiſtand gewähren . Der Comman-
dant von Hüningen ſoll ſogar erklärt haben , er werde die
Brücke abbrechen laſſen , wenn die Jnſurgenten länger auf
der Schuſterinſel blieben . Die republikaniſchen Schuſter-
inſulaner ſollen ſich ſeitdem aufgelöſt haben . Die Frei-
ſchärler hauſen jetzt in den benachbarten ſchweizeriſchen
Orten , ein Haufen im badiſchen Münſterthale , wo er
von Raub und Erpreſſung lebt , aber die Truppen
werden ihn wohl bald zerſprengt haben . Die Trup-
pen benahmen ſich vortrefflich . Prinz Friedrich von
Würtemberg ertheilte dem Freiburger Gemeinderath
eine Audienz , worin er ſich aufs Entſchiedenſte gegen
jede Reaction und zu Gunſten der freiheitlichen Ent-
wickelung ausſprach . — Die badiſche Regierung ſcheint
wieder Muth zu ſchöpfen und auch gegen die Wühler
in Mannheim ernſtlich einſchreiten zu wollen . Außer
Grohe und Hoff , den Männern der Abendzeitung
( die gar nicht erſchienen iſt ) , ſind auch Betz und
noch einige Jndividuen verhaftet . Wahrſcheinlich wird
auch dem ſträflichen Treiben dieſes Blattes Einhalt
geſchehen .
Entwurf
des deutſchen Reichsgrundgeſetzes .
Der hohen deutſchen Bundesverſammlung als Gut-
achten der ſiebenzehn Männer des öffentlichen
Vertrauens überreicht am 26 April 1848 .
( Fortſetzung. )
Verzeichniß der dem Bundestage beigeordneten Ver-
trauensmänner , welche an der Berathung des vor-
ſtehenden Entwurfs Theil genommen haben :
Oeſterreich : v. Schmerling aus Wien und v. Som-
maruga aus Wien .
Preußen : Dr. Dahlmann aus Bonn .
Baiern : ( nicht vertreten ) .
Königreich Sachſen : Todt aus Adorf .
Hannover : Dr. Zachariä aus Göttingen .
Würtemberg : Dr. Uhland aus Tübingen .
Baden : Baſſermann aus Mannheim .
Kurheſſen : Dr. Bergk aus Marburg .
Großherzogthum Heſſen : Dr. Langen aus Rheinheſſen .
Holſtein : Dr. Droyſen aus Kiel .
Luremburg : Willmar aus Luxemburg .
Sächſiſche Häuſer : v. der Gabelentz aus Altenburg
und Luther aus Meiningen .
Braunſchweig und Naſſau : v. Gagern aus Wies-
baden .
Mecklenburg : Stever aus Mecklenburg .
Oldenburg : Dr. Albrecht aus Leipzig .
10. Stimme : Jaup aus Darmſtadt und Petri aus
Detmold .
Freie Städte : Dr. Gervinus aus Heidelberg .
Da nach der Erfahrung eines ganzen Menſchen-
alters der Mangel an Einheit in dem deutſchen
Staatsleben innere Zerrüttung und Herabwürdigung
der Volksfreiheit , gepaart mit Ohnmacht nach außen
hin , über die deutſche Nation gebracht hat , ſo ſoll
nunmehr die Stelle des bisherigen deutſchen Bundes
eine auf Nationaleinheit gebaute Verfaſſung treten .
Art. I. Grundlagen .
§ . 1. Die zum bisherigen deutſchen Bunde gehö-
rigen Lande , mit Einſchluß der neuerdings aufge-
nommenen preußiſchen Provinzen und des Herzog-
thums Schleswig , bilden fortan ein Reich ( Bundes-
ſtaat ) .
Anmerkung . Wegen des Großherzogthums Poſen
und des Jſtrianer Kreiſes wird eine Beſtimmung
vorbehalten .
§ . 2. Die Selbſtändigkeit der einzelnen deutſchen
Staaten wird nicht aufgehoben , aber ſoweit es die
Einheit Deutſchlands fordert , beſchränkt . Dieſe Be-
ſchränkung liegt theils darin , daß einzelne Staatsan-
gelegenheiten fortan ausſchließlich der Reichsgewalt
anheimfallen ( Art. II. ) , theils darin , daß dem Volk ,
den einzelnen Regierungen gegenüber , gewiſſe Grund-
rechte und Einrichtungen von Reichswegen gewähr-
leiſtet werden . ( Art. IV. )
Art. II. Bedeutung des Reichs .
§ . 3. Der Reichsgewalt ſteht fortan ausſchließ-
lich zu :
a ) die völkerrechtliche Vertretung Deutſchlands und
der einzelnen deutſchen Staaten nach Außen , mit-
hin das Recht der Verträge und des geſammten
diplomatiſchen Verkehrs zu dieſem Zwecke , in-
gleichen die Ueberwachung der von den einzelnen
deutſchen Staaten unter ſich und mit dem Aus-
lande abzuſchließenden Verträge . ( Ständige Ge-
ſandtſchaften zwiſchen den einzelnen Staaten fin-
den nicht weiter ſtatt . )
b ) das Recht über Krieg und Frieden ;
c ) das Heerweſen , beruhend auf ſtehendem Heer
und Landwehr , und auf dem Grundſatz allgemei-
ner Wehrpflicht ohne Stellvertretung ;
d ) das Feſtungsweſen ;
e ) die Sicherung Deutſchlands zur See durch eine
Kriegsflotte und Kriegshäfen ;
f ) das Zollweſen , ſo daß das ganze Reich ein Zoll-
weſen bildet ;
g ) das Poſtweſen ;
h ) Geſetzgebung und Oberaufſicht über Waſſerſtraßen ,
Eiſenbahnen und Telegraphen ;
i ) die Ertheilung von Erfindungspatenten , die ſich
auf das ganze Reich erſtrecken ;
k ) die Geſetzgebung im Gebiete des öffentlichen und
Privatrechts , in ſo weit eine ſolche zur Durch-
bildung der Einheit Deutſchlands erforderlich iſt ,
wohin insbeſondere ein Geſetz über deutſches Hei-
maths- und Staatsbürgerrecht , ſowie ein Geſetz
über ein für ganz Deutſchland gleiches Münz- ,
Maß- und Gewichtsſyſtem gehört ;
l ) die Gerichtsbarkeit in dem unten ( §. 24 ) bezeich-
neten Umfange ;
m ) die Verfügung über ſämmtliche Zoll- und Poſt-
Einkünfte und ſofern dieſe und ſonſtige Reichs-
einnahmen ( Taren , Conceſſionsgelder ꝛc. ) nicht
reichen , die Belegung der einzelnen Staaten mit
Reichsſteuern .
Art. III. Verfaſſung des Reichs .
§ . 4. Die Fülle der Reichsgewalt iſt in dem Reichs-
oberhaupte und dem Reichstage vereinigt . Die Ver-
waltung einzelner Zweige derſelben geſchieht durch
eigene Reichsbehörden , an deren Spitze Reichsminiſter
ſtehen . Die Gerichtsbarkeit insbeſondere übt ein
Reichsgericht aus .
IV. Das Reichsoberhaupt .
§ . 5. Die Würde des Reichsoberhaupts , deutſchen
Kaiſers , ſoll um der Sicherſtellung der wahren Wohl-
fahrt und Freiheit des deutſchen Volkes willen erb-
lich ſein .
§ . 6. Das Reichsoberhaupt reſidirt zu Frankfurt
am Main und bezieht eine mit dem Reichstag zu
vereinbarende Civilliſte .
§ . 7. Der Kaiſer hat die vollziehende Gewalt in
allen Angelegenheiten des Reichs , ernennt die Reichs-
beamten und alle Officiere des ſtehenden Heeres und
der Marine , ſo wie die Staabsofficiere der Landwehr ,
desgleichen verfügt er über die Vertheilung des ſtehen-
den Heeres . Auch zur Ertheilung von Erfindungs-
patenten ( §. 3 , i ) bedarf es der Zuſtimmung des
Reichstags nicht .
§ . 8. Dem Kaiſer ſteht die außerordentliche Be-
rufung ( vgl. §. 18 ) , die Vertagung , Schließung und
Aufl ö ſung des Reichstages zu .
Die Beſchlüſſe des Reichstags erhalten durch ſeine
Verkündigung verbindliche Kraft für alle Theile des
Reichs .
Er erläßt die zur Vollziehung der Reichsgeſetze
nöthigen Verordnungen .
Das Recht des Vorſchlags und der Zuſtimmung
zu den Geſetzen theilt er mit dem Reichstage .
§ . 9. Der Kaiſer übt die völkerrechtliche Vertretung
Deutſchlands und der einzelnen deutſchen Staaten aus .
Von ihm werden die Geſandten und Conſuln er-
nannt und bei ihm beglaubigt .
Er ſchließt die Verträge mit auswärtigen Staaten ,
überwacht die Verträge der einzelnen deutſchen Staa-
ten ( §. 3 , a ) und entſcheidet über Krieg und Frieden .
§ . 10. Der Kaiſer iſt unverletzlich und unverant-
wortlich . Dagegen müſſen alle von ihm ausgehenden
Verfügungen von wenigſtens einem der Reichsminiſter
unterzeichnet werden , zum Zeichen der Verantwort-
lichkeit deſſelben . Der Mangel einer ſolchen Unter-
ſchrift macht die Verfügung ungültig . ( Fortſ. folgt. )
Helſingör , den 1 Mai .
Nun nimmt man alle zum deutſchen Bund gehörige
Schiffe , ſo den Hermann , Capitän Hutter , von Bahia
nach Stettin . ( B.-H. )
Amſterdam , den 1 Mai .
Die niederländiſchen Kriegsſchooner Ambon , Adder
und Scorpion ſind geſtern von Helvoetſluis nach
der Nordſee abgegangen .
Paris , den 30 April .
Ein Decret der proviſoriſchen Regierung beruft
den General Cavaignac nach Paris , um an den Ar-
beiten der National-Verſammlung Theil zu nehmen ,
und ernennt den General Changarnier zum General-
gouverneur von Algier .
Die Revolution iſt beſiegt , die Bourgeoiſie hat ge-
ſiegt . Alle Redacteure der radicalen Journale , alle
Präſidenten der demokratiſchen Clubbs ſind verhaftet ;
im Elbeuf ſchlug man ſich geſtern Abend noch , in Li-
moges hat die Jnſurrection geſiegt , die Truppen ha-
ben mit den Arbeitern fraterniſirt und eine Volks-
regierung iſt eingeſetzt , die ſogleich einen Delegirten
nach Paris geſchickt hat , um die Regierung von der
Lage der Dinge in Kenntniß zu ſetzen . Die von ei-
nigen Journalen gegebene Nachricht von dem Aus-
bruche von Unruhen in Lyon beſtätigt ſich nicht .
Hier gährt es , die arbeitenden Klaſſen ſind mit
dem Reſultate der Wahlen höchſt unzufrieden . Die
Reforme enthält heute folgenden drohenden Artikel :
“ Die Reaction hat ihre Zwecke erreicht . Sie hat die
Nation in zwei Lager geſchieden , ſie hat die Gränz-
linie zwiſchen zwei Klaſſen von Bürgern wieder her-
geſtellt , die die Februar-Revolution verwiſcht hatte .
Der Kampf zwiſchen der Bourgeoiſie und dem Pro-
letariat beginnt auf ’s Neue . Blut iſt in Rouen , in
Elbeuf gefloſſen , Blut , welches auf die Urheber dieſes
Zwieſpaltes zurückfallen wird . Ja , die unverſchäm-
ten Organe der zwei letzten Regierungen ſind es , die
die Nation aufregen und reizen . Die Schuld liegt
nicht an den Regierungs-Commiſſären , gegen die
man ſchon bei ihrer Ankunft und ehe ſie noch etwas
gethan haben , die Bevölkerung aufreizt . Und wiſſen
dieſe Organe auch , weſſen Agenten ſie ſind , indem ſie
ſo zum B ü rgerkriege aufſtacheln ? Haben ſie nicht die
Geſandten von St. Petersburg und London ihren
Heldenthaten vom 16. vom Fenſter aus Beifall zu-
lächeln geſehen ? Patrioten ! ſchließt euch feſt zuſam-
men , disciplinirt euch , ſeyd für alle Ereigniſſe bereit ,
die Gefahr iſt drohend und der Augenblick iſt vielleicht
nicht ferne , wo ihr alle euren Muth braucht . ”
Die Preſſe erklärt heute auf das Beſtimmteſte ,
daß die Arbeiten in den Tuilerieen mit großtem Eifer
betrieben würden , um ſogleich nach der Eröffnung der
National-Verſammlung die Regierung daſelbſt inſtal-
liren zu k ö nnen .
Die Aſſembl é e nationale kündigt an , daß die Er-
öffnung der National-Verſammlung auf die Zeit zwi-
ſchen dem 10 und 15 Mai verſchoben ſey , da der
Saal nicht fertig werden könne . Gewiß iſt , daß die
Anſtalten zu dem für den 4 Mai beſtimmten Volks-
feſte nur langſam vorwärts gehen und dieſe Ver-
tagung wahrſcheinlich machen .
Auch der National geſteht heute , daß die Reaction
einen beträchtlichen Sieg in den Wahlen davon ge-
tragen habe . Er ſucht die Schuld darin , daß man
die Wahlen nicht viel früher , unter dem unmittelbaren
Eindrucke der Februar-Revolution , vorgenommen
habe . Der Schluß ſeines Artikels iſt übrigens nicht
minder drohend , als der der Reforme . Er ſagt :
“ Die von einer ſo großen politiſchen Erſchütterung
unzertrennlichen Verlegenheiten haben alle Hoffnungen
der Reaction wieder belebt . Auf ein vorſichtiges
Stillſchweigen ſind Beſchimpfungen und Drohungen
gefolgt , die Reaction erſcheint wieder und marſchirt
mit fliegenden Fahnen . Mag es darum ſeyn ! Die
Republikaner haben über die Royaliſten aller dynaſti-
ſchen Zweige geſiegt , als deren Heroen noch die
Schätze und die Armeen Frankreichs zu ihrer Dispo-
ſition hatten . Kann der Sieg heute zweifelhaft ſeyn ,
wo jene ſich trügeriſch hinter einer Fahne verbergen
müſſen , die ihnen nicht gehört , wo ſie eine Sprache
ſprechen müſſen , die ihre wahren Pläne nur zu ſehr
durchſchauen läßt ? Die Republik hat tiefe Wurzeln in
den Sympathieen des Volkes und in den Bedürf-
niſſen der Zeit . Mit dieſer Doppelkraft iſt die Re-
publik unüberwindlich . ”
Man meldet heute auch den Ausbruch von ernſten
Unruhen in Nismes ( Gard ) und bedeutenden Gäh-
rungen in anderen Städten . Es ſteht zu fürchten ,
daß die Bewegung gegen die Reaction und das Re-
ſultat der Wahlen bald allgemein ſeyn wird .
Die republikaniſche Garde , aus lauter Barrikaden-
kämpfern beſtehend , iſt geſtern zum Miniſter Ledru-
Rollin und zum Polizei-Präfecten Cauſſidi è re gezogen ,
um ſie für jeden Fall ihrer Ergebenheit und ihrer
thätigen Dienſte zu verſichern .
Man ſchreibt dem Corſaire von London , daß
Ludwig Philipp , der Prinz von Preußen , Metternich ,
Guizot und der ruſſiſche Geſandte faſt täglich geheime
Conferenzen halten , denen bald Lord Wellington , bald
der Miniſter Palmerſton beiwohnt .
Heute früh ſind neue Truppen nach Rouen und
Elbeuf abgegangen ; die letzten Nachrichten von Rouen
ſind von 4 Uhr Morgens ; ſie melden , daß die Stadt
ruhig iſt , daß die Jnſurgenten aber noch einen Theil
der Stadt in ihrer Macht hatten und man , um ſie
anzugreifen , auf Verſtärkungen wartete .
Aus Bordeaux iſt bei der Regierung die Nachricht
eingetroffen , daß dort Alles zu einem reactionären
Aufſtande bereit war ; das Decret , welches die Bank
von Bordeaux mit der von Paris vereinigte , ſollte
das Signal zum Ausbruche ſeyn ; man wollte ſogleich
den Grafen von Paris und die Regentſchaft procla-
miren und ein Dampſſchiff nach England ſchicken , um
den Prinzen v. Joinville abzuholen . Allein die Re-
gierung ließ die Bank von Bordeaux in ihrem Fu-
ſionsdecrete weg und traf indeſſen die nöthigen An-
ſtalten , um jede Gegen-Revolution zu verhindern .
Vermiſchte Nachrichten .
Das Haus der Lola Montez in München iſt um
30,000 Fl. verkauft und Charlotte v. Hagn die neue
Beſitzerin . Aus dem Erlös ſollen die r ü ckſtändigen
Schulden der Lola Montez gedeckt werden .
Der Dichter Anderſen , welcher einige Zeit in Eng-
land gelebt , hat an die Literary Gazette einen Brief
gerichtet , worin er am 15 April die Begeiſterung
ſchildert , mit welcher Alles in Dänemark ſich zum
Kriege rüſtet . Jn den Schulen zupfen die Mädchen
Charpie , die Knaben fertigen Patronen an u. ſ. w.
Auch Anderſen ſcheint in einer Trennung Schleswigs
nach den Volksſtämmen die einzige befriedigende L ö -
ſung des Streites zu ſehen , denn er ſagt : “ Laßt
jeder Nationalität ihr Recht widerfahren ! ”
Waſſerſtand der Elbe zu Magdeburg :
am 1 Mai : 18 Zoll unter 0 .
Wetterbeobachtung vom 2 Mai .
Zeit | Therm . | Barom . | Wind | Atmoſphäre |
M. 4 U. | + 1 2 | 28 , 3,06 f. | NW 1 | heiter |
N. 2 „ | „ 9,9 | „ 2,35 | N 4 | Cirri |
A. 6 „ | „ 7,6 | „ 2,33 ſt . | NNO 3 | Streifdünſte |
Herausgegeben von Runkel .
Amtliche Bekanntmachungen .
Sonnabend den 6. Mai 1848
Verſammlung E. Ehrb . Kaufmanns
auf dem Börſenſaal
2¼ Uhr Nachmittags .
Wahl eines Commerz-Deputirten .
Decrete des Senats .
Den 3. Mai : Jn Sachen D. Herſch . — N. A. L. S.
Goldberg . — Hrn. Dris . J. A. A. Trittau . — A. M.
Lehr . — A. Jencquel . — C. F. Ridder . — der Direction
der Elb-Waſſerkunſt . — der Bewohner der Banksſtraße .
— S. C. T. Cammann .
Erkenntniſſe des Handelsgerichts .
Zweite Kammer .
Den 3. Mai : Jn Sachen A. F. Kohfahl jun. c. Reich .
— Hrn. Dris . Zumbach , mand. nom. , c. Brauer & Reh-
lender . — R. S. Gilles c. W. Schultz . — Hrn. Dris. A.
Stockfleth. mand. nom , c. W. Schröder . — J. P. H.
Behn c. Scheele Gebrüder , propr. nom. und als Ueber-
nehmer ꝛc . — P. E. Hartenfels Söhne c. J. Kröger , in
Vollmacht . — Hrn. Dris. A. Sutor , mand. nom. , c. V.
Janſſen & Wendt . — J. C. Sander , im Auftrage ꝛc. , c.
F. H. Reſtler und Melle . — J. Holzhäuſer & Co. , mand.
nom. , modo ꝛc. , c. J. A. D. Maas jun . — Hrn. Dris.
J. Wolffſon c. J. Koderhandt . — C. Bartz c. E.
Levy . — M. Falſter c. J. C. C. Kalkbrenner . —
Hrn. Dris . R. Eckermann , mand. nom. , c. C. A. Buch-
holz . — Hrn. Dris . J. O. W. Patow , indoss. nom. , c.
L. Falck & Co. — C. Deliagre c. S. Simon . — A.
Mutzenbecher c. E. Dittmann . — H. L. Röding Wwe.
& Sohn c. Gries & Böhrt , als Bevollmächtigte . — der-
ſelben c. J. Kröger , als Bevollmächtigten . — derſelben
c. H. Harder , als Bevollmächtigten . — derſelben c. J.
W. Duncker , als Bevollmächtigten . — derſelben c. Ger-
ling & Lazarus , als Bevollmächtigte . — derſelben c.
Eggeling & Thieriot , als Bevollmächtigte . — derſelben
c. R. D. Kleinſchmidt & Sohn , als Bevollmächtigte . —
derſelben c. F. Bachmann , als Bevollmächtigten . —
der Vorſchuß-Anſtalt für Hülfsbedürftige c. J. Meyer ,
als Bürgen . — Arone Gebrüder c. J. Jenſen . — Hrn.
Dris. E. De Chapeaurouge , mand. nom. , c. A. Jencquel .
— Hrn. Dris . Kiehn , indoss. nom. , c. W. A. Perſiehl . —
May , Samſon & Co. c. J. C. C. Kalckbrenner . — T.
Grape c. F. W. Stender , mand. nom. — Hrn. Dris. D.
Hertz , indoss. nom. , c. M. Gans .
Brief-Annahme
nach Hull , pr . Dampfboot Helen Mac Gregor ;
nach Holland , pr . Dampfboot via Amſterdam :
heute , bis 8 Uhr Abends .
Hamburg , den 4. Mai 1848 .
Stadt-Poſt-Amt .
Schiffs- und Handels-Nachrichten .
Telegr. Bericht .
Hamburg , den 3. Mai . An die Stadt gekommen :
Flora , Capt. v. Borſtel , von Harwich ; Caroline ,
Capt . Domini , von Bremerhafen ; Fortuna , Capt .
Lange , von Bremen ; Jacomina , Capt . Tammen , und
Vr . Tonkea , Capt . Lucht , von Amſterdam ; Morgen-
ſtern , Capt . Smit , und Hoop en Liefde , Capt. v. d.
Woude , von Cardiff .
Cuxhaven , den 3. Mai . Angekommen , den 2. :
J. G. Seume , Capt . Wachtmann , von Glasgow ;
Gordon , Capt . Robſon , von Newcaſtle ; Friends ,
Capt . Cuthbertſon , von Sunderland ; Hope , Capt .
Daviſon , von Stockton ; Maria , Capt. Bünger ;
Geſina Beerta , Capt . Wever , von Antwerpen ; 9 Uhr ,
Conſide ( D. ) , Capt . Hodge , von Hartlepool .
Ferner eingekommen : Annetina ; Perſina .
Jn See gegangen , den 3. : Capella , Capt . Decker ,
nach Montevideo ; Charlotte , Capt . Decker , nach Val-
paraiſo ; Bremen , Capt . Köper , nach Newyork ; Wil-
helmine , Capt . Prehn , nach Sincapore ; Lord Strang-
ford , Capt . Partridge , und 8¼ Uhr , Counteß of Lons-
dale ( D. ) , Capt . Stranack , nach London .
Wind : NNO .
Cours der Staatspapiere und Actien .
Hamburg , den 3 Mai.
| Briefe . | Geld. |
Hamburg . 3½ pCt . Feuerkaſſen-Anl.. | 73 | 73 |
Hamburg . Staats-Pramien-Oblig ... | — | 73 |
Hamburg-Bergedorfer Eiſenb.-Actien . | — | — |
Hamburg-Berliner Eiſenbahn-Actien . | 58 | 57 |
Hamb .-Berl . Prioritäts-Actien , 4½ pCt . | — | — |
Köln-Mindener Eiſenbahn-Actien .. | — | 64 |
Köln-Mind . Prioritäts-Actien , 4½ pCt. | — | — |
Altona-Kieler Eiſenbahn-Actien .... | — | 78 |
Glückſtadt-Elmshorner Eiſenb.-Actien | — | — |
Kopenhagen-Rothſchild Eiſenb.-Actien | — | — |
Rendsburg-Neumünſter Eiſenb.-Actien | — | — |
Mecklenburger Eiſenbahn-Actien ... | 25½ | 24½ |
Magdeb.-Wittenb. Eiſenb.-Quitungsb . _ _ — _ _ — | — | — |
Hanſeat . Dampfſchifffahrts-Geſellſchaft
mit 5 pCt . Zinſen o. D. |
— |
— |
Mecklenburger 3½ pCt. , von 1843 ... | — | — |
Hannov. 5 pCt. Oblig. ... ..... | — | 97½ |
„ 3½ „ „ ... .... . | — | — |
Dän. 3 pCt. engl. Anl. 1825 in £ pr. Caſſa | — | 55 |
Ruſſ. 5 pCt. engl. Anleihe . „ | 83½ | 83 |
„ 5pC. Met. in hamb. Cert . „ | 78½ | — |
„ 4 „ Jnſcr . bei Stieglitz „ | 64 | 63 |
„ 4 „ Cert . bei Hope & Co. v. 1840 | — | — |
Holländ . 2½ pCt. Cert .... pr. Caſſa | — | — |
Poln. 4 pCt . Schatz-Scheine „ | — | — |
Schwed. 4 pCt. Hyp. CaſſaAnl . „ | — | — |
„ 4 „ Güter-Hyp.-Obl. v. 1846 | — | — |
Portug. 4 pCt. engl. Anl.. pr.Caſſa | — | — |
Span . 5 pCt. , 1020 £ .... . „ | 8½ | — |
„ 3 pCt. Jnländ. o. C. „ | — | — |
B. Hirschfeldt .
London , den 29 April .
Conſ. a. R. 82⅝ . Ard . 12¾ , 3 pCt . 22¾ . Portug.
4 pCt. 18 , 3 pCt. —. Mex. 16. Braſ. 70.
Berlin , den 2 Mai .
Hamb . 3½ pCt . Feuer-Caſſen-Anl. — . Hamb .
Prämien-Anl. von 1846 — . — Ruſſ. 5 pCt. engl.
Anl. 84 , ruſſ. 4 pCt. bei Stieglitz 64 , ruſſ. 4 pCt.
bei Hope — . — Poln. 4 pCt . Schatz-Scheine 47 .
Eiſenbahn-Actien : Altona-Kieler — . Ber-
lin-Hamb . 57. 4½ pCt . Berlin-Hamburger Prio-
ritäts-Actien 78¾ . Bergedorſer — , Köln-Mind .
63. Köln-Mind . Prioritäts-Actien 73¾. Mag-
deb.-Wittenberg . 41½ . Potsdam-Magdeburger — .
Mecklenburgiſche — .
Angekommene Fremde .
Hôtel Belvédère : Die HH. v. Bülow , Kammerjunker ,
v. Kiel ; C. Walter , Caſſirer der Garde-Militair-
Compagnie , u. C. Holtzmann , Officier , v. Berlin ;
Weber , v. Mannheim ; P. Schwartz , Oekonom , a.
d. Holſtein . ; Benthien , Kfm. , v. Braunſchweig ; v.
Hammerſchlag , Officier , v. Hannover ; Mad. Hyll-
ſtedt , v. Paris .
Hôtel de l’ Europe : Graf W. v. Pourtales nebſt Frau ,
a. Böhmen , u. Frhr. v. Beethmann-Hohlweg , v.
Bonn , Gutsbeſitzer ; die HH. v. Paucker , Capitain ,
v. St. Petersburg ; C. D. Arfwedſon , Conſul der
Vereinigten Staaten , nebſt Familie , v. Stockholm ;
Favarger u. Meier , v. Berlin ; Kierulff , Ober-
Appellations-Rath , v. Roſtock ; T. Martin , Ballet-
meiſter , nebſt Frau , v. Paris ; Hiller , u. Karlſen ,
Kfm. , v. Rendsburg ; Haner , Student , v. Leipzig ;
W. Schulze , v. Marſeille , Krüger , v. Stettin ,
Nolte , v. Göttingen , u. P. Süſs , v. Flensburg , Kaufl .
Victoria-Hôtel : Kammerherr v. Bülow , u. Hr. Hoff-
mann , v. Lübeck ; die HH. G. Meier , v. Köln , O.
Mündler , v. Paris , C. Burgin , a. England , J.
Hamer , v. Leiceſter , A. Nieſs , a. Norwegen , u. E.
Behrends , v. Oſterburg , Kaufl . ; v. Wührmann ,
O. G. Hallſtröm , Jngenieur , Silfoerskiold , Major ,
u. H. Johannſen , Kfm. , v. Stockholm ; Schreeder ,
Esq. , u. R. P. Barker , Kfm. , v. London ; Berendt ,
Banquier , v. Hannover ; Rinne , Muſiker , Lundht ,
u. v. Motzſeldt , Marine-Lieutenant , v. Chriſtiania ;
O. F. Kreisger , Marine-Officier , v. Yſtad ; Haſs ,
Paſtor , v. Neuenkirchen ; S. Uebelin , u. Fräul . E.
Uebelin , v. Baſel .
Alster-Hôtel : Die HH . Lorenzen , Stadt-Caſſirer , v.
Oldesloe ; Weſtermann , Kfm. , v. Herzberg ; Woll-
heim , Jngenieur , v. Bergedorf ; Junghanns , Ad-
miniſtrator , v. Stolpe .
Zingg ’s Hôtel : Die HH. W. Brenmehl , v. Dram-
men , Wieſe , v. Hannover , Müllner , a. d. Holſtein . ,
L. Norman , K. Forſsberg , H. Mendelſon u. E.
Heimanſon , v. Stockholm , T. Wreesmann , v. Frie-
ſoyte , H. Setje , v. Edeweg , S. Cohnheim , v. Dem-
min , u. Bockh , v. Wismar , Kaufl . ; Schnebel ,
Gutsbeſitzer , a. d. Mecklenburg . ; C. Klein , Künſt-
ler , v. Paris .
Hôtel St. Petersburg ( J. F. Reuter ) : Die HH .
G. v. Weiſe , v. Thierbach ; Heinichen , Regierungs-
rath , nebſt Sohn , v . Hildesheim : A. Wolff , Hand-
lungs-Commis , v. Dresden ; W. B. Packwood , v.
London ; Rüdiger , Amts-Aſſeſſor , v. Himmelpfor-
ten ; Harpprecht , Gutsbeſitzer , nebſt Frau , v. He-
feln ; W. Kühne , Kfm. , v. Berlin ; F. Matthies ,
Fabrikant , a. Sachſen ; G. Blakenay u. J. Jervis ,
v. Dublin ; Frau Obriſt-Lieutenantin Ratjen , v.
St. Petersburg .
Streit’s Hôtel : Die HH. L. v. Panzerhjelm , Lieute-
nant , v. Karlskrona ; Lange , Conſul , v. Lübeck ;
C. u. F. v. Abercron , Studenten , v. Rendsburg ;
Piper , Kfm. , v. Stettin ; Brofft , Maler , v. Frankfurt .
Hôtel zum Kronprinzen : Die HH . Bruank , Gaſtwirth ,
v. Segeberg ; Kreplin , v. Kiel , Gahne , v. Wirtz ,
Larſen , a. Norwegen , u. Staade u. Peterſon , v.
Gothenburg , Kaufl . ; v. Soden , Lieutenant im
Garde-Schützen-Bataillon , v. Raſtenburg ; Schwar-
zenfeld , v. Saag , u. Sterneberger , v. Caden ,
Lieutenants .
Hôtel de Saxe : Die HH. v. Laue , Gutsbeſitzer , a.
d. Hannov. ; W. Steimeyer , v. Braunſchweig , J.
A. Henſchel , v. Dresden , u. J. Kernig , v. Prag ,
Kaufl . ; A. Borgdorf , v. Köln ; Balke , Maler , v.
Chriſtiania .
Hannoversch Hôtel : Die HH. J. Rath , Gutsbeſitzer ,
v. Hamelworden ; Putenſen , Oekonom , v. Oerzen ;
Lüchow , Kleidermacher , v. Amelinghauſen ; Pohn-
dorf , v. Stade ; v. Scriba , v. Flensburg .
Proclamata .
Gerichtliche Bekanntmachung .
Der Amtmann Johann oder Johannes Gue
zu Jerxheim , deſſen Ehefrau Anna Eliſabeth geb .
Meder war , hat mit laut Urkunde vom 7. Septbr.
1698 ertheilter Genehmigung der Herzöge Rudolph
Auguſt und Anton Ulrich von Braunſchweig-Lüne-
burg , zu Jerrheim ein Armenhaus “ zur Ehre Got-
tes ” gegründet , und iſt zugleich dem ꝛc. Gue , deſſen
Erben und Nachkommen laut jener Urkunde das Pa-
tronatrecht über dieſes Armenhaus eingeräumt .
Seit längeren Jahren hat ſich die Ehefrau , nach-
herige Wittwe des Halbſpänners Franz Boſse zu
Dettum , Louiſe Eliſabeth geb . Gue , als letzte
der Nachkommenſchaft des ꝛc. Gue und Patronin jenes
Armenhauſes gerirt . Dieſe iſt am 16. Novbr. v. J.
kinderlos verſtorben , und es würde deshalb , wenn
wirklich keine Nachkommenſchaft des Joh. Gue vor-
handen iſt , das Patronatrecht über das gedachte Ar-
menhaus dem Landes-Fiscus zufallen .
Da nun über das Vorhandenſeyn von Erben und
Nachkommen des Stifters des genannten Armenhau-
ſes , Amtmanns Gue , bisher nichts hat ermittelt wer-
den können , ſo werden auf den Antrag der Jnſpec-
toren des Armenhauſes mit ertheilter Genehmigung
Herzogl . Kreis-Direction Helmſtedt alle etwaigen Er-
ben und Nachkommen des Amtmanns Johann Gue ,
und wer ſonſt etwa Anſprüche auf das Patronat-
recht über daſſelbe zu haben glauben möchte , hier-
durch edictaliter vorgeladen , ihre etwaigen Anſprüche
in dem auf
den 23. Juni c. ,
Morgens 10 Uhr , vor Herzoglichem Amte hieſelbſt
angeſetzten Termine anzumelden , widrigenfalls ſie mit
denſelben werden ausgeſchloſſen werden und das Pa-
tronatrecht als ein dem Landesfiscus heimgefallenes
Recht angeſehen werden wird .
Das demnächſte Präcluſivdecret wird nur den
Braunſchweigiſchen Anzeigen inſerirt und am Ge-
richtsbrette angeſchlagen werden .
Schöningen , den 21. April 1848 .
Herzoglich Braunſchweig-Lüneb. Amt.
E. Thomas .
Edictal-Ladung und Verkaufs-Anzeige .
Nachdem der Regociant Hirſch Simon auf hie-
ſiger Blumlage ſich für inſolvent erklärt hat , wird
der förmliche Concurs wider ihn erkannt . Alle , welche
aus irgend einem Grunde Anſprüche an denſelben zu
haben vermeinen , haben ſolche bei Strafe des Aus-
ſchluſſes von der Concursmaſſe am
Mittwoch den 26. Juli d. J. , Morgens 10 Uhr ,
vor hieſiger Amtsſtube anzumelden und die zum Be-
weiſe dienenden Urkunden vorzulegen .
Die Gläubiger haben dann einen Güterverwalter
zu erwählen , widrigenfalls der als ſolcher vorläufig
beſtellte Dr. jur. Gerding definitiv dazu ernannt wer-
den ſoll .
Dem Cridar iſt geſtattet , einige noch vorhandene
Lotterielooſe ſelbſt zu verkaufen , und die für Lotterie-
looſe ausſtehenden Forderungen einzuziehen . Son-
ſtige Zahlungen haben die Schuldner des Cridars bei
Strafe doppelter Zahlung nicht an dieſen , ſondern
an den Curator zu leiſten . Das Präcluſiv-Decret
wird nur durch Anſchlag vor der Amtsſtube publi-
cirt werden .
Das sub No. 10 auf der Blumlage belegene Wohn-
haus des Cridars , 6 Stuben , 8 Kammern , Küche ,
Keller und Böden enthaltend , nebſt 2 Stallgebäuden ,
einem Waſchhauſe ( worin 1 Stube , 1 Kammer , Küche
und Böden ) und einem anſtoßenden Garten von etwa
einem halben Morgen , ſoll öffentlich meiſtbietend ver-
kauft werden . Alle , welche daran ein Näherrecht oder
ſonſtige dingliche Anſprüche zu haben vermeinen , ha-
ben ſolche in dem oben gedachten Termine bei Strafe
des Ausſchluſſes anzumelden und klar zu machen .
Erſter Verkaufs-Termin ſteht auf
Mittwoch den 26. Juli d. J. , Mittags 2 Uhr ,
zweiter auf
Freitag den 1. September d. J. , Mittags 12 Uhr ,
dritter auf
Donnerstag den 14. Sept. , d. J. Mittags 12 Uhr ,
vor hieſiger Amtsſtube an .
Erkannt Celle , den 26. April 1848 .
Königlich Hannoverſche Burgvoigtei .
Stölting . Siemens . Stromeyer . Reinecke .
Steckbrief .
Der unten ſignaliſirte Verbrecher , Claus Treede
aus Heidrege , iſt geſtern Abend aus dem hieſigen Ge-
fängniſſe entwichen . Demnach werden die reſpectiven
Behörden erſucht , auf den obgedachten Verbrecher
möglichſt vigiliren , denſelben im Betretungsfalle arre-
tiren und mir davon eine Nachricht zugehen zu laſſen .
Rendsburger Amthaus , den 1. Mai 1848.
v. Coſſel .
Signalement .
Arbeitsmann ; 40 Jahre alt ; 63½ Zoll hoch ; hell-
blondes Haar ; blaue Augen ; ſpitze Naſe ; rundes
Kinn ; breites Geſicht ; breite Schultern . Beſondere
Kennzeichen : eine Glatze und ſtotternde Sprache .
Kleidung : hellgrau melirte lakene Jacke , dunkelblaue
weite Tuchhoſen und weiße leinene Hoſen , eine dun-
kelblaue tuchene Mütze mit Schirm , ſchwarz und weiß
melirte wollene Strümpfe , ohne weitere Fußbedeckung ,
graue Weſte von engliſchem Leder , ein grün und
gelb carrirtes baumwollenes Halstuch , ein leinenes
Hemd ohne Abzeichen .
Amtliche Bekanntmachung
in Betreff der abgeänderten Ziehungstage
der 215 ten Hamburger Stadt-Lotterie .
Die Ziehung der 4ten Claſſe findet ſtatt am ... ... ... ... .... ... 17. Mai d. J .
„ „ „ 5ten „ „ „ „ ... ... ... ... ... .... 7. Juni „ „
„ „ „ 6ten „ „ „ „ ... ... ... ... ... .... 28 . „ „ „
„ „ „ 7ten „ beginnt „ ... ... ... ... ... .... 19. Juli „ „
und endet am 5. Auguſt d. J.
Die Appellirung zur 5ten Claſſe muß geſchehen vor dem 3. Juni d. J .
„ „ „ 6ten „ „ „ „ „ 24 . „ „ „
„ „ „ 7ten „ „ „ „ „ 15. Juli „ „
Hamburg , den 26. April 1848 . Verordnete der Kaemmerei .
Bekanntmachung .
Die Stockungen , welche der Verkehr im Allgemeinen in den letzten Monaten erlitten hat , laſſen es
im Jntereſſe ſämmtlicher Betheiligten angemeſſen erſcheinen , daß die Ziehungen der fünf und zwanzigſten
Landes-Lotterie um einige Wochen hinausgeſetzt werden . Demnach iſt beſtimmt , daß dieſe Ziehungen in fol-
gender Weiſe Statt finden , nämlich die
der erſten Claſſe nicht am 8. und 9. Mai , ..... ſondern den 26. und 27. Juni ,
„ zweiten „ „ „ 2. und 3. Juni , ... . „ „ 20. und 21. Juli ,
„ dritten „ „ „ 26. Juni , ... . „ „ 14. Auguſt ,
„ vierten „ „ „ 20. Juli , .... . „ „ 7. September ,
„ fünften „ „ „ 14. Auguſt , ... „ „ 2. October ,
„ ſechsten „ „ „ 7. September „ „ 26. October ,
das Ziehungs-Ende „ „ 23. September „ „ 14. November d. J .
Jndem wir dem betheiligten Publicum dieſes anzeigen , machen wir darauf aufmerkſam , daß die Er-
neuerung der Looſe zu den einzelnen Claſſen planmäßig vor den vorſtehend zuletzt bezeichneten neuen
Ziehungstagen wird geſchehen müſſen .
Braunſchweig , am 25. April 1848 . Herzogliche Landes-Lotterie-Direction .
Mahner .
Heirath-Anzeige .
J. Lipman aus Dundee .
Jda Lipman , geb. Rothſchild .
Hamburg , den 3. Mai 1848 .
Geburt-Anzeige .
Geſtern Nachmittag 3 Uhr wurden wir durch die ,
wenn gleich ſchwere , doch glückliche Geburt eines
muntern Töchterchen hoch erfreut . Entfernten Ver-
wandten und Freunden widmen dieſe Anzeige
Guſtav Volger .
Dorette Volger , geb. Krüger .
Lüneburg , den 1. Mai 1848 .
Am 1. dieſes Monats entſchlief ſanft nach einem
kurzen Krankenlager Herr Johann Heinrich Jür-
genſen in ſeinem 87ſten Lebensjahre , aufrichtig be-
trauert von ſeinen Verwandten und den Vielen , denen
er im Leben Gutes erwieſen hat .
Den 2. Mai 1848 .
Senator Binder , Dr. ,
C. W. Bieſterfeld , Dr. ,
Executores testamenti .
Mein Geſchäft und Wohnung iſt von heute an :
Kajen No. 11.
Hamburg , den 2. Mai 1848 .
F. Böſenberg .
Ein junges gebildetes Mädchen ſucht bei einer an-
ſtändigen Familie ein Unterkommen , ſey es als Ge-
ſellſchafterin bei einer ältlichen Dame oder um der
Hausfrau zur Hand zu gehen . Verhältniſſe machen
es wünſchenswerth , daß ſich dieſe Anſtellung aus-
wärts darböte , und ſollte es ſeyn , ſo würde das
junge Mädchen ſich nicht ſcheuen , Europa zu ver-
laſſen . Auf Gehalt wird nicht geſehen , wohl aber
auf liebevolle Behandlung . Offerten werden in der
Expedition dieſer Zeitung unter der Aufſchrift Z. Y. X.
entgegengenommen .
Alexisbad .
Die diesjährige Bade- und Trinkkur im Alexisbade
wird zwar mit dem 1. Juni beginnen , und ſind von
da ab die Stahl- , Sool- , Regen- und Douchebäder
in den verſchiedenen Formen , ſo wie ſtets friſch be-
reitete Ziegenmolken zu haben , jedoch werden auch
für zeitigere Aufnahme von Fremden Logis in Be-
reitſchaft gehalten .
Dem ſeitherigen Mangel an Logis iſt durch Neu-
bauten abgeholfen , und findet in den Monaten Mai ,
Juni und Auguſt eine Ermäßigung der Preiſe für
Logis Statt .
Jn ärztlicher Beziehung wolle man ſich an den
Badearzt , Medicinal-Rath Dr. Ziegler in Ballen-
ſtedt , welcher während der Saiſon im Alexisbade
wohnt , wenden , und Logis-Beſtellungen bittet man
zeitig bei dem Hausverwalter Münch im Alexisbade
zu machen .
Ballenſtedt , den 30. April 1848 .
Herzogl . Anhalt . Brunnen-Jntendantur .
Waſſer-Heilanſtalt Alexandersbad .
Nachdem ich die Direction der obigen Waſſer-
Heilanſtalt angetreten habe , erſuche ich Kurgäſte , vor
ihrer Herreiſe mir über die Beſchaffenheit ihrer Krank-
heit hierher ſchreiben zu wollen .
Alexandersbad bei Wunſiedel im Fichtelgebirge , den
28. April 1848 . J. H. Rauſſe .
Der unbekannte Redacteur Bummeliticus minor des
in Wittingen , Provinz Lüneburg , erſcheinenden Blat-
tes “ der Zeitgeiſt ” , wird erſucht , ſich einem verſchwie-
genen Manne , unter der Chiffre P. Q. Wittingen
poste restante , mitzutheilen , um die gewünſchten Bei-
träge einliefern zu können .
Literariſche Anzeigen .
Neue Schrift . — Oeffentlichkeit und Mündlich-
keit im Civil-Prozeſſe .
So eben hat in der T. H. Beck ’ſchen Buchhandlung
in Nördlingen die Preſſe verlaſſen und iſt durch alle
Buchhandlungen ( in Hamburg durch Perthes-Beſſer
& Mauke ) zu beziehen :
Das Weſentliche des franzöſiſchen Civil-
Prozeſſes . Mit beſonderer Rückſicht auf die
bayeriſche Rheinpfalz . Für nichtrheiniſche Juriſten
bearbeitet . Von Eduard Freiherrn v. Völdern-
dorff-Waradein . Mit 80 Formularen und
einem Anhang über das Jnſtitut der Huiſſiers
und über das Notariat . ( Separat-Abdruck aus
den “ Blättern für Fortſchritt in der Civilrechts-
pflege ” Heſt 3—5 ) . Nebſt einer Abhandlung über
Einführung der Mündlichkeit und Oeffentlichkeit
im Civil-Prozeſſe . 8. (17½ Bogen . ) broch . Preis
1 Fl. 36 Kr. oder 1 Thlr.
Als Fortſetzung der von demſelben Verfaſſer in
unſerm Verlage erſcheinenden “ Blätter für Fortſchritt
in der Civilrechtspflege ” wird gegenwärtig gleichfalls
das 3—5 . Heft , Preis zuſammen 1 Fl. 30 Kr. , aus-
gegeben . Den Jnhalt dieſer 3 Hefte bildet obenange-
zeigte Schrift . Tendenz der “ Blätter für Fortſchritt
in der Civilrechtspflege ” iſt : für Verbeſſerung der
Civilrechtspflege und namentlich auch für Herſtellung
einer gleichheitlichen Civil-Procedur in allen deut-
ſchen Landen , auf der Grundlage der Mündlichkeit
und Oeffentlichkeit , zu wirken . — Der Preis eines
Heftes , deren jedes im Allgemeinen à part bezogen
werden kann , iſt 9 Ngr .
Jn der Hallberger’ſchen Verlagshandlung in Stutt-
gart iſt erſchienen und durch alle Buchhandlungen zu
beziehen :
Das Recht der Deutſchen
in
ſeinen geſchichtlichen Grundlagen und ſeiner Fort-
bildung
unterſucht von
Heinrich Künßberg .
31 Bogen. gr. 8. Fein Velinpapier . Eleg. broch.
2 Thlr. 20 Sgr .
Um den Geiſt darzulegen , in welchem dieſes ( im
Jahre 1846 erſchienene ) Werk verfaßt iſt , machen wir
nur auf deſſen Schlußworte aufmerkſam . Sie lauten
alſo : “ Es wird das Kaiſerthum wieder erſtehen
als Hohenprieſterthum des Rechts und der Freiheit ,
wie ſchon das Mittelalter , wenn gleich noch in den
Banden des Romanismus befangen , ſich ſolches ge-
dacht hat . Dem großen Jnterreguum des neunzehn-
ten Jahrhunderts wird eine neue Aera , eine ungleich
herrlichere ( aber eben ſo wenig kampfloſe ) Periode
deutſchen Volkslebens nachfolgen , als jene , welche
“ der kaiſerloſen , der ſchrecklichen Zeit ” des dreizehn-
ten Jahrhunderts vorausging .
Auf die Gefahr hin , daß man dieſe unſere Verkün-
digungen für eitle Viſionen erkläre , fügen wir eine
neue hinzu : bald werden ihnen alle diejenigen bei-
pflichten , die des deutſchen Volks Vergangenheit be-
achten und an der Zukunft deſſelben nicht verzweifeln . ”
( Jn Hamburg vorräthig bei R. Kittler . )
Suhr ’s optiſche Rundgemälde .
Königſtraße .
Noch acht Tage von 6½ — 9 Uhr .
Mehreren Wünſchen zu genügen , ſind für dieſe
Woche noch die Erinnerungen an die verhängnißvol-
len Maitage 1842 aufgeſtellt . Ferner : Dresden , gan-
zes Panorama . — Paris , die feierliche Proclamation
der Republik am 27. Febr. — Heidelberg . — Frank-
furt a. M. — Linz . — Der Johannisberg am Rhein .
— Das Schlachtfeld von Waterloo . — Der Hafen
in Kopenhagen , mit den Schiffen , worin die Kriegs-
gefangenen jetzt einquartiert ſind . — Die Peterskirche
in Rom . — Die Teufelsbrücke am St. Gotthard in
der Schweiz .
Stadt-Theater .
Donnerstag , den 4. Mai : ( nicht mit aufgehobenem
Abonnement , wie geſtern angezeigt worden iſt )
Fünfte Gaſtdarſtellung des Hrn. Tichatſcheck . Die
Stumme von Portici , große Oper mit Tanz in 5
Aufz. Muſik von Auber .
Freitag , den 5. Mai , auf Verlangen , zum zweiten
Male : Catarina , oder : Die Tochter des Banditen ,
Ballet in 2 Aufz. , und 5 Tableaux , von Hrn. J.
Perrot für Fräul . Lucile Grahn gedichtet . Muſik
von Deldev è re . — Fräul . Lucile Grahn : Catarina ,
— Vorher , zum erſten Male : Ottfeld’s Erben ,
Schauſpiel in 5 Aufz. , von der Verfaſſerin von
“ Lüge und Wahrheit ” .
Fräul . Lucile Grahn iſt noch für einige Gaſtvor-
ſtellungen gewonnen worden .
Thalia-Theater .
Donnerstag , den 4. Mai : zum 25ſten Male : Einma l
hundert tauſend Thaler ! Poſſe mit Geſang in 3
Abtheil . , von D. Kaliſch , ( mit Benutzung eines vor-
handenen St o ffes ) . Muſik arrangirt von Gährich .
Vorher : Anonym , Schwank in 1 Aufz , von Hein-
rich Ewald .
( Hr. Hendsichs : heiſer . )
Freitag , den 5. Mai , ( mit aufgehobenem Abonne-
ment ) Vorletzte Gaſtvorſtellung und zum Benefiz
des Hrn. Hendrichs . Zum erſten Male : Chriſtoph
Columbus , oder : Die Entdeckung der neuen Welt ,
Schauſpiel in 3 Aufz. , von Werder . — Hr . Hen-
drichs : Chriſtoph Columbus . — Zum Schluß :
( neu einſtudirt ) Wer ißt mit ? Vaudeville-Poſſe in
1 Aufz. , frei nach D é saugiers , von W. Friedrich .
Tivoli-Theater .
Donnerstag , den 4. Mai : Der Fabrikant , Schauſpiel
in 3 Aufz. , von Ed. Devrient . Vorher : Nehmt
ein Exempel d’ran , Luſtſpiel in 1 Aufz. , von Dr.
C. Töpfer .
Thorſperre :
Anfang Abends 8½ Uhr , Ende Morgens 4½ Uhr .
Sonne .
Den 4. Mai : Aufg. 4 U. 21 M. , Unterg. 7 U. 33 M .
Neumond :
v. 3. Mai , 7 U. 55 M. M. bis d. 10. Mai , 3 U. 36 M. M.
Den 4. Mai .
Eintritt der Fluth : 1½ U. , Eintritt der Ebbe : 5¾ U .
Meteorol . Beobachtungen vom 3. Mai .
Thermometer . | | | Barom . | Wind . | Atmoſphäre . |
Mit-
tags . | Wärm-
ſter Gr. | Kälte-
ſter Gr. | Mit-
tags . | Mittags . | Mittags . |
+ 10½ | + 13 | + 3 | 28. 4,0 | NW | Schön . |
Verlegt und gedruckt von den Grund’ſ chen Erben . — Expedition : Große Reichenſtraße No. 43 .