Paris, den 30 Mai.
Leider haben die Unruhen in der Vendee einen ſo
ernſtlichen Charakter angenommen, daß das Syſtem
der Schonung und Zurückhaltung, welches bisher
von der Regierung gegen die Carliſten beobachtet
und von der Oppoſition ſo heftig getadelt wurde,
aufgegeben werden muß. Daß nicht länger ge-
zögert werden durfte, beweiſen die Berichte im
heutigen Moniteur, woraus man erſieht, daß am
26 v. M. zwei förmliche Treffen zwiſchen den
Truppen und den Chouans vorgefallen ſind. Das
erſte fiel beim Schloſſe la Vezouzière, unweit
Bierné, vor. Eine Bande von 150 Mann wurde
mit einem Verluſte von 50 Mann und 2 Gefange-
nen zerſprengt; die Anzahl der Verwundeten muß
ſehr groß ſeyn; die Trümmer der Bande wurden
unerbittlich verfolgt. Das andre ereignete ſich bei
Chanay, unweit Chateau-Gontier; die Chouans,
etwa 300 Mann ſtark, verloren ihren Anführer und
20 Todte. Beim erſten Treffen blieb ein Soldat,
beim zweiten drei. Die Chouans rekrutiren die
jungen Landleute mit Gewalt; ſie ſind mit ſchlech-
ten Gewehren bewaffnet. Die Nationalgarde von
Laval zeigte bei der Muſterung den größten En-
thuſiasmus; patriotiſche Freiwillige melden ſich in
großer Anzahl: 150 waren bereits abmarſchirt.
Vier Adelige ſind verhaftet worden. Jm Jlle-und-
Vilaine-Departement hat ſich auch Gährung ge-
zeigt. Man hat Artillerie und Verſtärkungen nach
Vitré geſchickt. Jn der Nähe dieſer Stadt ſoll
ſich eine Bande gezeigt haben, worauf die Garniſon
ihr entgegen rückte. Oberſtlieutenant Berthois, der
gerade der Wahlen halber anweſend war, ſtellte ſich
an ihre Spitze. Man hat die Chouans indeſſen
nicht auffinden können. Jm Maine-und-Loire-De-
partement herrſcht Aufregung, doch iſt noch kein
Schuß daſelbſt gefallen: es wurde indeſſen zum 28
v. M. ein Aufſtand daſelbſt verkündet; man nannte
die HH. v. Escars, v. Mesnars, v. Bourmont
als Anführer, aber Niemand zeigte ſich. Ange-
ſehene Eigenthümer verließen jenes Departement und
begaben ſich nach Paris. Jm Sarthe-Departement
erboten ſich alle Liberale zum Beiſtande. Ein be-
rüchtigter Chouan, der eingebracht wurde, wäre vom
Volke beinahe ermordet worden. Am Schluſſe be-
ruhigt der Moniteur über den Ausgang dieſer Er-
eigniſſe: allerdings ſey die Chouannerie thätiger ge-
worden, aber es ſey darum noch keine Vendee von
1793. — Weit bedenklicher lauten die Berichte in
den Provinzial-Blättern und die Privatbriefe in
den hieſigen Zeitungen. Ein Privat-Schreiben aus
Angers vom 27 v. M. im Meſſager meldet: “Jn
dieſem Augenblicke dürften die Sturmglocken in
allen Dörfern der Vendee ertönen. Angeſehene
Männer in großer Anzahl befinden ſich daſelbſt und
organiſiren den Aufſtand. Jn den Schlöſſern und
Bauerhöfen werden Verſammlungen gehalten, und
Geld mit vollen Händen ausgeſtreut. Statt der zer-
ſtreuten Haufen von 15 bis 50 Mann, zeigen ſich jetzt
Banden von 3- bis 400. Eben ſo verbreitet ſich die
Jnſurrection im ganzen Maine-und-Loire-Departe-
ment. Bei Salbé hat ſich ein Haufe von 400
Mann unter Waffen gezeigt; ein angeſehener Ad-
liger iſt daſelbſt verhaftet worden. Jn vielen an-
dren Gemeinden erwartet man jeden Augenblick den
Ausbruch. Die Operationen ſind zuſammenhängend
und gehen von einem Central-Punkte aus. An der
Spitze dieſer Bewegung muß ein bedeutender Mann
ſtehen, wofür man den Marſchall Bourmont hält;
ein Sohn deſſelben iſt kürzlich in dieſer Gegend er-
blickt worden. Die Carliſten haben außerordent-
liche Opfer gebracht, ſich ſelbſt Steuern aufgelegt
und ihre Güter belaſtet. Einer von ihnen, der zu
ſchwanken ſchien, wurde durch Drohungen gezwun-
gen, 300,000 Fr. herzugeben. Grüne Bänder, fal-
ſche Münzen mit dem Bildniſſe Heinrich V., Pro-
clamationen an die Soldaten, unterzeichnet: “Ma-
rie Caroline, Regentin von Frankreich”, werden in
Maſſe ausgeſtreut. Hr. de Labourdonnaye, der ſich
bisher beſtändig auf ſeinem Landgute aufhielt, war
ſeit einigen Tagen nach Angers zurückgekehrt, woraus
man ſchloß, daß er dieſen Aufſtand mißbillige. Die
Nationalgarden in den Städten waren auf ihrer
Hut und beſtändig in Uniform; ihr Benehmen wird
ſehr gelobt. Jn dem Treffen bei Chateau-Gontier
ſollen 20 Mann von beiden Seiten geblieben ſeyn. —
Ein Schreiben aus Mans vom 26 v. M. ſpricht
von dem Erſcheinen anſehnlicher Banden in dieſer
Gegend. Der Präfect hatte die Nationalgarden aus
mehreren kleineren Städten aufgeboten, die mit dem
größten Eifer herbeieilten. Auf allen Straßen und
öffentlichen Plätzen hörte man die Marſeillaiſe und
die Pariſienne ſingen. Die Freiwilligen ließen ſich
nicht halten und zogen noch in der Nacht nach Vallon ab.
Jn der Ferne hörte man ein ſtarkes Gewehrfeuer. Am
27 v. M. ſoll es zu einem förmlichen Treffen zwiſchen
den Rebellen und den vereinigten Linientruppen und
Nationalgarden gekommen ſeyn, in welchem die Er-
ſteren nach einer 6ſtündigen ſehr hartnäckigen Ge-
genwehr, wobei eine große Menge von ihnen den
Tod fand, aufs Haupt geſchlagen wurden. Eine
Proclamation des Befehlshabers der königlichen, d. h.
carliſtiſchen Armee, der ſich aber nicht nennt, for-
dert die Nationalgarde von Luçon auf, die Waffen
abzugeben, bei Strafe über die Klinge zu ſpringen.
Zehn der reichſten Revolutionäre ſollen eine außer-
ordentliche Contribution von 200,000 Fr. hergeben,
und alle übrigen nach Maaßgabe ihrer Mittel. Alle
Militärs, die ſich unter die Legitimitäts-Fahne
ſtellen, erhalten einen zehntägigen Sold und Zulage,
desgleichen die Arbeiter. Eine andre Proclamation,
im Namen der Herzogin v. Berri an die guten Ven-
deer, verſpricht jedem Freiwilligen 25 Centimen täg-
lichen Soldes, und ihren Frauen oder Eltern täglich
50 Centimen; auch werden viele Penſionen ꝛc. ver-
ſprochen. Es ſoll eine Königl. Garde, jeder Mann
mit einem Solde von 1 Fr. 50 C., errichtet wer-
den. — Jn Nantes herrſchte die tiefſte Ruhe: alle
Arbeiter waren bereit, nöthigenfalls gegen die Car-
liſten zu marſchiren. General Solignac hatte in
einer Menge von Schlöſſern Unterſuchungen anſtel-
len laſſen, die viele Verhaftungen zur Folge hatten.
Jn der Gegend von Luçon hat man eine Liſte des
Generalſtabes des carliſtiſchen Vendee-Heeres gefun-
den. An der Spitze der Banden ſtehen viele alte
Officiere. — An der Börſe war das Gerücht in
Umlauf, die Stadt Mans ſey in die Hände der
Vendeer gefallen, welches ſich indeſſen hoffentlich
nicht beſtätigen wird. Allgemein iſt man der Mei-
nung, daß man, wenn General Lamarque den
Oberbefehl in der Vendee behalten hätte, wo er
die erſten Unruhen ſo glücklich beſchwichtigte, der
traurigen Nothwendigkeit überhoben ſeyn würde,
Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Leider liegt
dieſer ausgezeichnete Patriot in den letzten Zügen,
und man hat keine Hoffnung mehr, ihn zu ret-
ten. Seine geiſtige Kraft iſt übrigens unge-
ſchwächt: geſtern äußerte er fortwährend ſein Be-
dauern, zu ſcheiden, ohne für Frankreich kämpfen
zu können. Geſtern Abend empfing er Hrn.
Laffitte, und drückte ihm die Hand mit den Wor-
ten: Erhalten Sie ſich für das Vaterland! Er
wollte noch mehr ſagen, aber die Kräſte verließen
ihn. Hr. Laffitte überreichte ihm den an demſelben
Abend zu Stande gekommenen Rechenſchafts-Be-
richt der Oppoſition, den er mit zitternder Hand fol-
gendermaßen unterzeichnete: Lamarque (mourant).
N. S. Bis heute Nachmittag iſt General La-
marque noch am Leben. — Auch aus Algier ſchreibt
man von carliſtiſchen Umtrieben, worüber ſich Nie-
mand wundert, da die Regierung außerordentlich
viele Carliſten hingeſchickt hat. — Aus Lyon und
von andern Punkten gehen bedenkliche Berichte ein. —
Marſchall Soult und Graf Sebaſtiani ſcheinen ſich
ausgeſöhnt zu haben. Man glaubt, der Letztere
werde bald austreten, aber zuvor den Marſchalls-
ſtab erhalten. — Auch hier in Paris ſcheint man
Unruhen zu beſorgen: alle Linientruppen ſind bei
der Militärſchule verſammelt, um zu exerciren, und
gegen 5 Uhr wurden ſämmtliche Municipalgarden
und Polizeibehörden aufgeboten.
Folgendes iſt der von 41 Deputirten unterzeich-
nete Rechenſchafts-Bericht der Oppoſition:
An unſre Committenten.
Die unterzeichneten, in Paris anweſenden Depu-
tirten, von den Gefahren eines Syſtems überzeugt,
welches die Regierung mehr und mehr von der Re-
volution entfernt, der ſie ihren Urſprung verdankt,
erachten es in der gegenwärtigen Lage Frankreichs
für die heiligſte ihrer Pflichten, ihren Conſtituenten
Rechenſchaft über ihre Grundſätze und ihre Abſtim-
mungen abzulegen. Wenn es nicht in ihrer Macht
geſtanden, die Regierung auf die Bedingungen ihrer
Selbſterhaltung zurückzuführen, ſo ſteht es minde-
ſtens in ihrer Macht, die Gefahr zu verkünden.
Unſre Revolution von 1830 iſt verſchiedentlich ge-
würdigt worden. Die Einen erblicken darin nur
eine Begebenheit, eine Modification der Reſtaura-
tion, und folgern daraus, die Männer und die Grund-
ſätze der Reſtauration müßten auch die Männer und
die Grundſätze der neuen Regierung bleiben. Der
Einfluß dieſer Anſicht äußerte ſich in allen Erſchei-
nungen der langen und unfruchtbaren Seſſion, die
nunmehr beendigt iſt. Man hat ſie in den Debat-
ten über die Civil-Liſte, über die Erblichkeit der
Pairie, über die Organiſation des Heeres erkannt;
ſie lag der Budgets-Discuſſion zu Grunde; ſie lei-
tet die Verwaltung des Reichs und beſtimmt deſſen
Stellung dem Auslande gegenüber. Die Andern,
und zu dieſer Anzahl gehören die Unterzeichneten,
haben in der Juli-Revolution die definitive Heili-
gung der von der großen Revolution von 1789 aus-
geſprochenen Grundſätze und Rechte begrüßt. Dieſe
Grundſätze, dieſe Rechte bilden die umfaſſende und
gewaltige Baſis, worauf ſie den Thron begründet
ſehen möchten: ihre Reden, ihre Abſtimmungen,
waren ſtets Folgerungen aus dieſem Gedanken. So
haben wir bei der Discuſſion über die Civil-Liſte
geglaubt, das neue Königthum habe andere Bedin-
gungen der Kraft und des Daſeyns, als den Prunk
und die Verderbniß der alten Monarchie: ſtark durch
ſeinen populären Urſprung und die Beiſtimmung der
öffentlichen Anſicht, bedürfe daſſelbe weder des Eindrucks
der Pracht auf die Einbildungskraft, noch erkaufter
Anhänglichkeit. Jn der nämlichen Discuſſion, als
das Miniſterium darauf beſtand, in unſrer Sprache
und in unſrem Staatsrechte den Feudal-Ausdruck
“Unterthan” herzuſtellen, haben wir Proteſt einlegen
müſſen. Die Debatte über die Conſtituirung der
Pairie eröffnete ein weites Feld, wo die Anhänger
der Lehren der geſtürzten Regierung ſowohl ihre
Wünſche als ihr Bedauern zu erkennen gaben.
Wollte man ſie hören, ſo gab es nichts Heiligeres,
als die vor der Revolution beſtandenen Privilegien,
und kein Staat, keine Geſellſchaft war ohne erbliche
Pairie denkbar. Dieß war ein Gedanke aus der
Reſtauration. Wir, dem Grundſatze der Gleichheit
und der National-Souverän e i tät getreu, haben den
Wunſch Frankreichs durchgeſetzt und die Erblichkeit
wurde abgeſchafft. Wir wollten mehr: wir ver-
langten, daß die legislative Gewalt auch in der an-
dern Kammer von einer Delegation des Souveräns,
d. h. der Nation, ausginge. Wir wollten nicht,
daß gewiſſe Pairs ſich legitimer nennen könnten,
als der König. Die Revolution, ſo bedünkte uns,
mußte ihre Geſetzgeber wählen, wie ſie ihre Richter
hätte einſetzen ſollen. Anders hat die Majorität
entſchieden: zwiſchen ihr und uns werden Zeit und
Erfahrung entſcheiden.(Fortſetzung folgt.)
Straßburg, den 30 Mai.
Cardinal v. Rohan, Erzbiſchof von Beſançon, der
ſeit der Juli-Revolution nicht in ſeiner Diöceſe er-
ſchienen war, ſondern ſich unterdeſſen als Geſandter
Carls X. zu Rom aufhielt, iſt am 24 d. nach
Beſançon zurückgekehrt. Am nämlichen Abend
ſtrömte eine Menge von Bürgern nach dem erz-
biſchöflichen Pallaſt und brachte demſelben eine Spott-
muſik; an den beiden folgenden Tagen wurde die-
ſelbe wiederholt, ohne daß jedoch Unordnungen hier-
aus entſtanden wären. Die Truppen traten unter
die Waffen; allein Gewalt wurde nicht gebraucht,
ſondern der Auflauf zerſtreute ſich nach dem Chari-
vari und der Anfpflanzung der dreifarbigen Fahne
auf dem erzbiſchöflichen Pallaſte. Zwei oder drei
Betrunkene, deren Reden zur Unordnung reizten,
wurden angehalten. Allgemein ertönte der Ruf:
“Wir wollen nicht, daß der Erzbiſchof zu Beſançon
bleibe: er gehe fort, er iſt ein Carliſt!”
Freiburg, den 28 Mai.
Von mehreren Zeitungen, welche unbezweifelt un-
ter dem Einfluſſe von gewiſſen Cabinetten ſtehen,
wird ſeit einiger Zeit das Gerücht mitgetheilt, daß
in der Nähe von Hüningen und weiter hinab am
Rheine eine beträchtliche franzöſiſche Truppenmacht
ſich gleichſam als Obſervationscorps concentrire, mit
welcher noch dazu von deutſcher Seite Communica-
tion gepflogen werde. Man ſetzt hinzu, daß es bei
ſo bewandten Umſtänden nöthig erſcheine, in die be-
drohten Gegenden von Seiten des deutſchen Bundes
eine bedeutende Truppenmacht zu legen, um Deutſch-
land vor etwanigen Anfechtungen hinlänglich zu
ſchützen. Wir wollen nicht auf eine Unterſuchung
der jedenfalls trüben Quelle eingehen, aus welcher
dieſe beunruhigenden Gerüchte fließen, wollen auch
nicht von der Abſicht reden, die ihnen allenfalls zum
Grunde liegt, ſondern glauben nur, als Reſultat
deshalb eingezogener, zuverläſſiger Erkundigungen,
mitttheilen zu müſſen, daß von einer Zuſammenzie-
hung franzöſiſcher Truppen am Rheine auch nicht
die geringſte Spur vorhanden iſt. Jn der Nähe
der deutſchen Gränze am Oberrheine ſtehen keine an-
dren franzöſiſchen Truppen, als die gewöhnlichen
nur unbedeutenden Garniſonen in den Städten, die
nicht verſtärkt worden ſind: von einer Bedrohung
der badiſchen Gränze, wenigſtens von Seiten Fran-
reichs, kann demnach keine Rede ſeyn. (Freiſinnige.)
Mainz, den 26 Mai.
Das hieſige Militär-Gouvernement, welches ver-
möge der beſtehenden Verträge die hohe Polizei im
Gebiete der Bundesfeſtung ausübt, hat an die hieſige
Großherzogl. Regierung die Anzeige ergehen laſſen,
daß die “revolutionäre Partei” Cocarden von Roth,
Schwarz und Gold verfertigen laſſe, welche das
Emblem eines vereinigten deutſchen Reiches ſeyn
ſollten. Das Militär-Gouvernement ſpricht dabei
aus, daß es das Tragen des erwähnten Abzeichens
im Rayon der Feſtung nicht dulden werde, und for-
dert zu gleichem Zwecke die Mitwirkung der Regie-
rung auf. Wie man vernimmt, haben ſich auch
wirklich ſchon einige Fremde mit jenen Cocarden
öffentlich gezeigt. Von letztern ſollen über 16,000,
ſo wie auch dreifarbige Bänder in Unzahl verfertigt
worden ſeyn. Noch bedeutender erſcheint das Ver-
theilen von politiſchen Katechismen an die Soldaten
der hieſigen Garniſon. Dieſe in Frage und Ant-
wort abgefaßten Katechismen ſind überſchrieben:
“Despotismus und Liberalismus.” Heute und in
den letztverfloſſenen Tagen ſind einige hundert Be-
wohner von hier nach Hambach abgereiſt. Unter
den patriotiſchen Wallfahrern ſollen ſich auch mehrere
naſſauiſche Deputirte, ſodann Hr. v. Jtzſtein, der
hieſige Gerichts-Präſident Mohr ꝛc. befinden. Meh-
rere tauſend Bewohner hatten ſich dieſen Morgen
in aller Frühe vor dem Stadtthore auf der Straße
nach Hambach verſammelt, um die Abreiſenden zu
ſehen und zu begrüßen, ohne ſich durch die Gegen-
wart eines Theils der unter die Waffen getretenen
Garniſon irre machen zu laſſen. Das Militär-
Gouvernement hatte alle Wachen verdoppelt und
zahlreiche Pikete ausgeſtellt. Doch zeigte ſich dieſe
Vorſichts-Maaßregel als unnöthig. Auf dem Lande
ſollen ganze Gemeinden nach Hambach wandern.
(A. Z.)
Mainz, den 27 Mai.
Geſtern fielen unruhige Auftritte hier vor. Eine
Zahl von vielleicht 1000 Menſchen zogen durch unſre
Stadt, um dem Feſte auf dem Schloſſe Hambach
beizuwohnen. Außer mehreren Exceſſen, die ſie be-
gingen, verſuchten ſie die dreifarbige Fahne auf dem
Feſtungs-Rayon aufzupflanzen und ſich mit Gewalt
durch das Neuthor zu drängen, ſo daß das hieſige
Militär ſich genöthigt ſah, dem Unfuge zu ſteuern;
dem Fahnenträger, welcher der Aufforderung des
commandirenden Majors, die Fahne abzugeben,
nicht Genüge leiſten wollte, wurde dieſe von ei-
nem Lancier mit Gewalt entriſſen. Der Haufe
zog indeſſen ruhig weiter, und erſt außerhalb der
Werke fing der Lärm wieder an, der indeſſen unbe-
achtet blieb. Es ſollen mehrere Unruhſtifter bereits
in die Citadelle gebracht worden ſeyn.
(Rh. u.
Moſ. Ztg.)
Mainz, den 30 Mai.
Gelegentlich des Hambacher Conſtitutionsfeſtes,
woran auch von hier circa 150 — 200 Perſonen An-
theil nahmen, und wobei, der Feſtordnung gemäß,
jeder Theilnehmer eine deutſche Cocarde zu tragen
hatte (ſchwarz, roth und Gold), fielen einige Arre-
ſtationen von Seiten der Militärbehörde vor, die
ſolche Perſonen betreffen, welche in dem hieſigen Fe-
ſtungsrayon (gewiß mehr aus Spaß und Unkennt-
niß eines desfallſigen Verbots, als aus irgend einer
andern böſen Abſicht) — mit ſolchen Cocarden be-
kleidet betroffen wurden. Jn einem ſolchen Tu-
mult wurde auch ein hieſiger ganz unſchuldiger acht-
barer Bürger, der an das Tragen einer Cocarde gar
nicht dachte, mitarretirt, welches allſeitig bedauert
wurde. Unſere Ortsbehörde nahm aus dieſen Vor-
fällen Veranlaſſung, nachſtehendes Publicandum zu
erlaſſen, welches, ſo wohlgemeint es auch jetzt noch
erſcheint, nur bedauern macht, daß es nicht 5 Tage
früher zur allgemeinen Kenntniß gebracht worden
iſt, weil hierdurch allen dieſen, gewiß auch der Mi-
litärbehörde unangenehmen Maaßregeln, welche
nichts deſtoweniger unſere Stadt in Schrecken ſetz-
ten, vorgebeugt worden wäre. — Dieſe Bekannt-
machung lautet, wie folgt: “Jn den letzten Tagen
haben ſich mehrere Perſonen mit ungewöhnlichen
Cocarden und andern Abzeichen öffentlich ſehen laſ-
ſen, wodurch wirklich Veranlaſſung zu einigen un-
angenehmen Auftritten gegeben worden iſt. Da das
Tragen aller ſolcher, vom Staate nicht authoriſirter
Vereinigungszeichen durch die diesſeitigen Geſetze
ausdrücklich verpönt iſt, ſo wird jedermann vor
einem ſolchen Mißbrauche ernſtlich gewarnt, und
zwar bei Vermeidung der durch den Art. IX. des
noch in Kraft beſtehenden Geſetzes vom 27 Germi-
nal IV. feſtgeſetzten Strafen, wonach ein ſolches
Delict mit einer Gefängnißſtrafe von 1 bis 2 Jah-
ren belegt werden ſoll. Alle rechtlichen Bürger füh-
len, wie nothwendig es iſt, in dieſer ſchwierigen
Zeit Alles zu vermeiden, was nur irgend die öffent-
liche Ordnung ſtören, oder auch nur Veranlaſſung
zu Mißhelligkeiten geben könnte, welche unter den
obwaltenden Verhältniſſen dem wohlverſtandenen
Jntereſſe und dem ſtets bewährten guten Rufe un-
ſerer friedlichen Stadt höchſt nachtheilig werden
könnten. Der Unterzeichnete zählt auf die thätige
Mitwirkung aller Bürger, um unſere Ruhe, die
öffentliche Ordnung, und insbeſondere das gute Ein-
vernehmen mit dem Militär fortwährend zu erhal-
ten.
Der Bürgermeiſter, F. C. Macke.”
St. Wendel, den 30 Mai.
Geſtern Morgen ſind 250 Mann Preußen in St.
Wendel eingerückt, wahrſcheinlich auf Anſuchen der
coburgiſchen Regierung. 2000 Mann ſtehen noch
auf den Gränzen. Vorigen Sonntag wurde in St.
Wendel ein Freiheitsbaum gepflanzt, Nachmittags
auf einer Anhöhe, eine halbe Stunde von der Stadt,
unter einem außerordentlichen Zulaufe von Men-
ſchen aus St. Wendel und der Umgegend. Der
Prediger Juch hielt dabei eine Rede; Abends wurde
der Baum in die Stadt gebracht, in den Straßen
herum getragen und dann in der Stadt aufgepflanzt.
Am Montag Mittag ſtand er noch.
Wien, den 29 Mai.
Zwölf Bataillone Jnfanterie und zwei Regimen-
ter Cavallerie ſind auf dem Marſche aus Gallizien
nach Steyermark begriffen. Mehrere öſterreichiſche
Regimenter ſollen an der tyroliſchen Gränze zuſam-
mengezogen werden, dagegen hat die Mehrzahl
unſrer Truppen das römiſche Gebiet verlaſſen.
Ueber den eigentlichen Zeitpunkt der Räumung
von Ancona iſt noch nichts beſtimmt, da die erſten
für die römiſche Regierung geworbenen Schweizer
erſt bis zum 15 Juni in Ferrara eintreffen, und
von dem Oberſten Baron Salis ihre Organiſation
erhalten ſollen.
Die Unterhandlungen über die Angelegenheiten des
Freiſtaats Krakau nähern ſich ihrer Beendigung, ſo
daß bald etwas Näheres über deſſen künftigen Be-
ſtand bekannt gemacht werden dürfte. Die Com-
miſſarien der drei Mächte, unter deren gemeinſchaft-
lichem Schutze er ſteht, haben täglich Conferenzen,
und ſind mit dem Krakauer Senate in häufiger
Correſpondenz.
Bald werden alle polniſchen Officiere, die ſich zeit-
her noch auf öſterreichiſchem Gebiete aufhielten, und
von der ruſſiſcher Seits bewilligten Amneſtie keinen Ge-
brauch machen wollten, die diesſeitigen Staaten ver-
laſſen haben, um nach Frankreich zu gehen.
Es heißt, die Pforte beſtehe auf der Räumung
von Algier, und habe deshalb an Hrn. Stratford
Canning eine Note gerichtet, worin ſie erkläre,
daß die definitive Ausgleichung der über Griechen-
lands Gränzen obſchwebenden Unterhandlung da-
durch bedingt werde.
Alexandria, den 16 April.
Bereits am 30 v. M. ſegelte die ägytiſche Flotte
mit zwei aus neugeworbenen Soldaten beſtehenden
Regimentern von hier nach Kandia ab, wo ſie die-
ſelben ausſchiffen und zwei andre Regimenter alter
Truppen für Syrien an Bord nehmen wird. Ein
Linienſchiff von 100 Kanonen kreuzt fortwährend
vor unſrem Hafen; noch im Laufe d. M. wird ein
zweites und im folgenden ein drittes Linienſchiff
ſegelfertig.
Die Regierung hat folgendes Bulletin ausgeben
laſſen: “Den 8 des Monats Zilkade 1247 (8 April).
Bulletin der Armee in Syrien. Der Ober-Gene-
ral Sr. Hoh. Jbrahim Paſcha war, wie Jeder
weiß, mit der Belagerung von St. Jean d’Acre be-
ſchäftigt, ohne etwas Andres zu beabſichtigen, als
den Auſtrag, der ihm ertheilt worden war. Osman
Paſcha, der von Haleb in Latakia (Laodicea) ange-
kommen war und Unruhen im Lande erregte, hatte
ſich mit einigen tauſend Mann verſchiedener Trup-
pengattungen nach Mineth, 1½ Stunden von Tri-
poli, begeben, in der Abſicht, die Stadt anzugreifen;
er machte in der That zwei Angriffe, aber die Trup-
pen des Platzes und die Druſen, die ſich daſelbſt be-
fanden, trieben ihn zurück und brachten die Solda-
ten in Unordnung. Beim Anblicke deſſen, was vor-
ſiel, ſetzte ſich der Oberſt Dries Bei, welcher mit
der Vertheidigung des Hafens beauftragt war, fort-
geriſſen von einem blinden Eifer, mit einem Ba-
taillon von 5- bis 600 Mann in Marſch, ohne Be-
fehl dazu zu haben. Das ganze Corps Osman Pa-
ſcha’s, Reiterei und Jnfanterie, griff an, der Oberſt
ergriff die Flucht und verurſachte ſo durch ſeine Un-
vorſichtigkeit den Verluſt des Bataillons. Osman
Paſcha, durch dieſen Erfolg ermuthigt, griff vier oder
fünf Tage ſpäter Tripoli von Neuem an. Dieſelben
Tapfren, welche dieſen Platz bereits vertheidigt hat-
ten, machten einen kräftigen Ausfall, fielen mit Un-
geſtüm auf den Feind, tödteten die meiſten Anfüh-
rer, und nöthigten den Paſcha, ſich in ſein Lager
zurückzuziehen. Der Ober-General, aufgebracht
über das feindliche Benehmen dieſes Paſch’s, ſetzte
ſich, um dem Uebel Einhalt zu thun, mit einer hin-
reichenden Anzahl regulärer Reiterei und Jnfanterie
von ſeiner unter den Mauern von St. Jean d’Acre
gelagerten Armee und mit einer Abtheilung Bedui-
nen-Reiterei in Bewegung. Als ſich die Nachricht
von ſeiner Ankunft plötzlich verbreitete, ergriff Os-
man Paſcha, überzeugt von der Unmöglichkeit, ge-
gen die Tapferkeit und militäriſchen Talente des
Ober-Generals zu kämpfen, und von Schrecken er-
faßt, plötzlich die Flucht während der Nacht, und
gab Alles, Zelte, Munition, Artillerie, Lebensmit-
tel ꝛc., ſo wie die Verwundeten Preis. Seine Sol-
daten zerſtreuten ſich, jeder nahm den Weg, der ihm
gut däuchte. Was ihn ſelbſt betrifft, ſo weiß man
nicht, welche Richtung er eingeſchlagen hat. Dieſe
aus dem Tagebuche der Armee in Syrien ausgezoge-
nen Nachrichten ſind von der unbeſtreitbarſten Glaub-
würdigkeit. Alle, welche man künſtig empfangen
wird, werden, wie dieſe, nach Maaßgabe, wie ſie an-
kommen, bekannt gemacht werden.”
Spätere Nachrichten aus dem Hauptquartiere
Jbrahim Paſcha’s vom 12 April melden: “Der
Verluſt des ägyptiſchen Heeres iſt nicht ſo bedeu-
tend, als man denſelben angiebt. Nicht ein Ba-
taillon, ſondern eine einzige zum Tirailliren ver-
theilte Compagnie iſt von der feindlichen Reiterei
umzingelt worden. Nach der Zerſtreuung des Corps
von Osman Paſcha hat Jbrahim Paſcha eine Ab-
theilung von 1000 bis 1200 Mann zur Beſetzung
von Latakia abgeſandt, während er ſelbſt mit der
Haupt-Armee auf Hama und Homs aufbrach. Beim
Abgange des Couriers war er nur noch zwei Stun-
den davon entfernt. Das Corps der vereinigten
Paſcha’s wird auf nicht mehr als 4000 Mann ge-
ſchätzt. Man zweifelte nicht, daß Jbrahim Paſcha,
nach Vernichtung dieſes Corps, wenn ſich daſſelbe
nicht von ſelbſt zerſtreuen ſollte, unverzüglich auf
Aleppo losgehen und ſich dieſer Stadt bemächtigen
werde.”
Konſtantinopel, den 5 Mai.
Der ottomanniſche Moniteur enthält Folgen-
des: “Der Ex-Statthalter von Aegypten, Mehemed
Ali, hat die zahlloſen Wohlthaten und hohen Gunſt-
bezeugungen, womit er von der Regierung und
namentlich von Sr. Hoh. dem Sultan überhäuft
ward, nur mit Undank gelohnt. Die Handlungen,
welche er in dieſer letzten Zeit zu unternehmen wagte,
waren von Betheuerungen begleitet, deren Trug
die wahren Geſinnungen eines verderbten Gemüths
nicht zu verſchleiern vermochte; ſie konnten das
durchdringende Auge des Reichsoberhauptes nicht
täuſchen. Aber die Erinnerung an Beweiſe von
Eifer, welche Mehemed Ali zu einer Zeit abgelegt
hatte, wo er noch allein im Namen und unter der
Leitung der Regierung handelte, machte, daß mit
der Züchtigung noch eine Weile gezögert wurde.
Die ausgezeichnetſte ſeiner Dienſtleiſtungen, die er
wohlgefällig geltend macht, war die Unterwerfung
der Wechabiten. Dieſe Expedition aber, welche
damals einer aufrichtigen Hingebung für das Wohl
ſeines Souveräns zugeſchrieben wurde, war offenbar
nur ein erſter Schritt, um zur Empörung zu ge-
langen, nur ein von ſeinem unerſättlichen Ehr-
geiz ihm vorgeſpiegeltes Mittel, um das weite Land
von Hedjaz ſeiner unterdrückenden Hand zu unter-
werfen. Deſſenungeachtet wurde Alles aufgebo-
ten, um ihn zur Reue und zur Aufgebung ſeiner
thörichten Pläne zu bewegen. Der Sultan, in ſei-
ner Großmuth, zögerte mit der Ehrloserklärung eines
Greiſes, der in den Staatsgeſchäften ergraut iſt;
vor Allem aber bekümmerte es ihn, daß er die Ruhe
ſeiner Unterthanen ſtören ſolle. Je mehr aber Se.
Hoh. Mäßigung und Geduld bewies, um deſto mehr
Fortſchritte machte Mehemed Ali in ſeinen Ver-
brechen und beharrte in der Empörung. Der Augen-
blick iſt nun gekommen, wo die anfangs nur für
einen möglichen Fall getroffenen Maaßregeln in Aus-
führung gebracht werden ſollen. Durch einen Groß-
herrlichen Beſchluß wird Mehemed Ali ſeiner
Würde als Statthalter von Aegypten und Kreta
und ſein Sohn Jbrahim Paſcha derjenigen als
Statthalter von Abyſſinien für verluſtig erklärt.
Derſelbe Beſchluß ernennt den Feldmarſchall von
Anatolien, Huſſein Paſcha, zum Statthalter dieſer
drei Provinzen. Vorgeſtern, am 3 d. M., wurde
der Geſchäftsträger des Oberbefehlshabers, der Sitte
gemäß, mit der Jnveſtitur beehrt. Die Großherr-
liche Flotte iſt unter Segel gegangen, um die Ope-
rationen der Land-Armee zu unterſtützen. An den
Feldmarſchall, an die Behörden von Arabien, an
alle Paſcha’s, Mirimirans, Diviſions- und Brigade-
Generale, an die Befehlshaber auf den Jnſeln und
Küſten ſind in Gemäßheit des von dem Mufti und
ſeinen drei Vorgängern im Amte, von den Kadiles-
kers und Oberſten des Corps der Ulemas unterzeich-
neten Ausſpruchs der heiligen Geſetze die nöthigen
Befehle ergangen. Dieſe Befehle verordnen die Voll-
ziehung des gegen Mehemed Ali und ſeinen Sohn
erlaſſenen Edicts. Allen Geſandtſchaften der be-
freundeten Mächte iſt in derſelben Beziehung eine
amtliche Erklärung eingereicht worden.”
Der Moniteur giebt ſodann den an den Feld-
marſchall gerichteten Ferman des Großherrn, worin
zugleich das Fetwa oder die Achts-Erklaͤrung ent-
halten iſt; die an das diplomatiſche Corps von Sei-
ten der Pforte gerichtete Erklärung verſpricht er in
der nächſten Nummer ſeines Blattes mitzutheilen.
Folgendes iſt die erwähnte Achts-Erklärung:
“Frage. Da die Vertilgung der Urheber und
Begünſtiger eines Aufſtandes als eine Pflicht gebo-
ten iſt, und das oben auseinandergeſetzte Benehmen
des Amr (dieß iſt ein fingirter Name, der in dem
Schema dieſer Acte für den Schuldigen geſetzt iſt)
die Empörung und Aufforderung zu dieſem Ver-
brechen zum Zweck hat, wird demnach der Tod des
Amr und ſeiner Mitſchuldigen durch die Geſetze ge-
boten, für den Fall, daß es unmöglich wäre, den
Aufruhr anders zu unterdrücken, als durch gänzliche
Vertilgung und Vernichtung der Zuſammengerotte-
ten? Antwort. Sie ſind Empörer, und ihre Ver-
tilgung iſt heilige Pflicht des Sultans der Muſel-
männer und aller Gläubigen. F. Da nun diejeni-
gen, welche aus eigenem Antriebe und mit vollkom-
men freiem Willen die Partei des Empörers Amt
ergriffen und den Kampf zu beginnen gewagt haben,
als Anfrührer, und diejenigen, welche erklären, daß
es ungerecht ſey, die Anſtifter der Empörung mit
dem Schwert zu unterwerfen, als Gottloſe, die den
Vorſchriften des Korans trotzen, betrachtet werden
müſſen, wird demnach der Tod dieſer beiden Par-
teien durch die Geſetze geboten? A. Ja. F. Wenn
alſo der Sultan der Muſelmänner, um die Empö-
rung zu erſticken, gegen ſie zu kämpfen befiehlt, ſind
dann diejenigen, welche dieſen Befehl erhalten, heilig
verpflichtet, ſich demſelben zu unterwerfen? A. Ja.
F. Da nun die Großherrlichen Truppen zur Be-
kämpfung der Rebellen abgeſandt ſind, ſind demnach
diejenigen, welche den Rebellen den Tod geben, als
geſetzlich befugte Sieger, und diejenigen, welche von
den Rebellen getödtet werden, als Märtyrer zu be-
trachten? A. Ja.”
London, den 1 Juni.
Jm Unterhauſe erklärte am Mittwochen Lord
Milton, daß er die Korn-Geſetze ſobald als möglich
zur Sprache bringen wolle. Hr. Hume dachte aber,
es wäre viel beſſer, erſt die Reform-Bill zu beendigen,
ehe man was Neues anfinge. (Beifall.) Hr. Maryatt
überreichte eine Bittſchrift von der Jnſel Grenada,
die im Parlament repräſentirt zu werden verlangt,
und ſelbſt eine mehr populäre Repräſentation zu
haben wünſchte. Lord Howick bezog ſich auf die
über die Colonieen der Krone publicirten Docu-
mente. Auf Hrn. Hunt’s Anfrage erwiederte er,
daß mehrere Colonieen ſich geweigert hätten, Taxen
zu bezahlen. — Die Bill wegen Abſchaffung der To-
desſtrafe erzeugte lange Debatten. Sir Robert Peel
hielt dieſelbe für nachtheilig. Hr. Hume pries das
nord-amerikaniſche Syſtem. Die Bill ging durch
die Committee. — Der Ausſchuß in Betreff der Colo-
nial-Sclaverei wurde hierauf ernannt, und beſtand
aus 23 Mitgliedern, worunter Lord John Ruſſell,
Sir R. Peel, Sir D. Graham, Sir G. Murray,
Hr. Goulburn, Alderman Thomſon, die Lords San-
don, Ebrington, Howick, Chandos ꝛc. — Sodann
kam der Geſetz-Entwurf über die Privilegien des
Parlamentes zur Verhandlung. Hr. Baring wurde
von Hrn. Lennard unterſtützt, der denſelben mit auf
das Oberhaus ausgedehnt zu ſehen wünſchte. So
lange das Geſetz beſtehe, wodurch ein armer Gentle-
man ins Geſängniß geworfen werden könne, gezieme
es nicht, Ausnahmen zu machen, und irgend einer
Klaſſe das Privilegium zu ertheilen, ihre Gläubiger
zu betrügen. Er hoffte daher, Hr. Baring werde
das Geſetz auch auf die Peers ausdehnen. Hr. Hunt
und Hr. Ruthven ſprachen in demſelben Sinne.
Bei der Abſtimmung wurde die zweite Verleſung mit
34 gegen 4 Stimmen genehmigt.
Jm Oberhauſe zeigte der Herzog v. Wellington
um Mittwochen an, er werde nächſten Donnerſtag
eine Bittſchrift der Beamten und andrer Einwoh-
ner der Queen’s County in Jrland vorlegen, in
welcher das Haus erſucht werde, den Zuſtand Jr-
lands in Erwägung zu ziehen, weshalb er eine Ein-
berufung des Hauſes wünſchte, was auch zugeſtan-
den wurde. Graf Munſter (vormals Georg Fitz-
Clarence) bat um Vergebung, daß er die Nachſicht
des Hauſes für ſeine Perſönlichkeit in Anſpruch
nehmen müſſe, wozu er ſich durch gröbliche Ent-
ſtellungen ſeines Benehmens veranlaßt fühlte. Er
bemerkte, ſeine Anſichten wären immer liberal ge-
weſen, und ſchon im Oct. 1830 habe er ſich für eine
gemäßigte Reform ausgeſprochen; allein der umfaſ-
ſende Charakter der Bill habe ihn allerdings er-
ſchreckt, die er indeſſen im Hauſe, aus Rückſicht auf
ſeine perſönliche Stellung zu Demjenigen, dem er
Alles verdanke, unterſtützt habe. Die Verläumdun-
gen, die im Publicum gegen ihn ausgeſprengt wor-
den, hätte er anfangs unter ſeiner Würde gehalten,
zu beachten, indeſſen wären ſie ſo allgemein verbrei-
tet, daß er einige Worte darüber ſagen müſſe. Man
hatte ihm vorgeworfen, auf eine unredliche Weiſe
durch Jntriguen die Adminiſtration des Grafen Grey
ſtürzen zu wollen; ſeit ſechs Wochen ſey es ihm je-
doch, beſonderer Umſtände halber, unmöglich geweſen,
nur Ein Wort über dieſen Gegenſtand zu äußern. —
Was der edle Graf hiemit meinte, iſt nicht recht
klar; auch blieb Alles, Whig und Tory, bei ſeiner
Apologie ſtumm. Jm Publicum hat ſie jedoch wenig
Glück gemacht; ſelbſt der höfliche Courier frägt,
wie er es denn mit ſeinem Gewiſſen abgemacht habe,
24 Stunden nach der Reſignation des Grafen Grey
zur Bildung eines antiliberalen Miniſteriums mit-
zuwirken? Ueber die erwähnten “Umſtände” äußert
er, es würde ſchwerlich anſtändig ſeyn, ſie dem Pu-
blicum vorzulegen, ohne daſſelbe noch mehr zu er-
bittern. Die Times machen nicht ſo viele Um-
ſtände; ſie meinen, für die Dauer der Monarchie
gebe es kein drohenderes Symptom, als wenn Leute
in der Lage des Grafen Munſter auf die Regie-
rung Einfluß haben könnten, und mindeſtens ein
Jahrhundert ſollte verſtreichen, ehe das Daſeyn einer
ſolchen Perſon ſich öffentlich beurkunden dürfe; denn
nur der Nimbus der Zeit könne den Urſprung die-
ſes Namens wohlthätig verhüllen, und deſſen Jn-
haber, wie achtbar er auch ſeyn möge, einen Rang
in der guten Geſellſchaft verſchaffen; dieß ſey für
jetzt nicht der Fall. — Die Liſten A und B der Re-
form-Bill wurden in derſelben Sitzung mit wahrhaft
reißender Schnelligkeit abgemacht; an Abſtimmung
war nicht zu denken; bloß Graf Haddington ſprach
von Proteſt gegen die Annahme, da er wohl wiſſe,
daß Oppoſition zu nichts führen würde. Wirklich
vergleicht das Sonntags-Blatt der Tories, the Age,
die ganze Verhandlung mit einer Farce, und führt
die handelnden Perſonen förmlich auf, meint aber,
das Stück werde am Ende ausgepfiffen werden.
Geſtern im Unterhauſe kam es, bei Gelegenheit
der Ueberreichung von Bittſchriften gegen das mi-
niſterielle Syſtem der irländiſchen National-Erzie-
hung, in welchem die Proteſtanten ſich hintangeſetzt
glauben, weil nicht die ganze Bibel in den Volks-
ſchulen geleſen werden darf, um den Katholiken
keinen Anſtoß zu geben, zu einem ſehr unziemlichen
Wortwechſel zwiſchen Hrn. O’Connell und Capi-
tän Gordon. Der Erſtere machte ſich über die
ſchottiſche Ausſprache des Letzteren luſtig, und fragte,
ob man von deſſen “eddication” (wie der Capitän
ſtatt education ſagte) etwas Vernünftiges erwar-
ten könne? Capitän Gordon war außer ſich vor
Wuth; das Haus habe ihn bisher immer verſtan-
den, und wenn er kein ſo großer Engländer (not
so competent a master of the King’s English)
ſey, wie das ehrenwerthe Mitglied aus Jrland, ſo
ſey es doch wenigſtens nicht ſeine Sitte, wie dieſes
Mitglied, die Gemeinheit eines Gnadenbrod-Eſſers
(the vulgarity of a pauper) und die Unverſchämt-
heit eines Demagogen in den Debatten anzubringen.
(Hört! hört! Zur Ordnung!) Der Sprecher
machte den erboßten Schotten auf die Ausdrücke auf-
merkſam, die ihm entſchlüpft wären; offenbar ſey
die Ordnung dadurch gröblich verletzt. Capitän
Gordon wollte ſich gern bei dem Hauſe entſchuldi-
gen, aber auch nur bei dem Hauſe: denn ein Mit-
glied habe nicht das Recht, dem andren ſeinen Ac-
cent vorzuwerfen. Hr. O’Connell ſchwieg ganz ſtill,
und man erinnert ſich, daß er alle Duelle förmlich ver-
ſchworen hat, vermuthlich aus der nämlichen Rückſicht,
die ihn beim Ausbruche der Cholera ſo plötzlich aus
Dublin vertrieb. — Auch bei der Debatte über den
Zuſtand der dramatiſchen Kunſt kam Manches von
Jntereſſe vor. Der Antragſteller, Hr. E. L. Bul-
wer, beſchwerte ſich über das den beiden großen
Theatern, Drury-Lane und Covent-Garden, zuſte-
hende Monopol, zumal da eine hohe Gerichts-Behörde
neulich alle andren Theater, Marionetten- und Pul-
cinello-Theater ausgenommen, für geſetzwidrig er-
klärt habe. Freilich aber wird hierauf wenig Rück-
ſicht genommen, denn der Lord-Oberkammerherr, ob-
wohl Ober-Jntendant der K. Theater, beehrt die
kleineren Theater mit ſeiner perſönlichen Gegen-
wart. Auch fragte er, worin denn das Verdienſt
der großen Theater beſtehe? Welchen Shakeſpear
und Ben Johnſon ſie denn erzeugt hätten? Die
Cenſur wurde ſehr übel mitgenommen; das Publi-
cum ſollte eigentlich Cenſor ſeyn. Auch wies der
Redner darauf hin, daß die großen Theater keines-
weges, wie in Frankreich und Belgien, einigermaßen
für die Schriftſteller ſorgten. Wenn Shakeſpear
noch lebte, würden die Schauſpieler Tauſende und die
Theater-Directoren Zehntauſende verdienen, er ſelbſt
aber vemuthlich in einem Dachſtübchen verhungern.
Dagegen meinte Sir Ch. Wetherell, in Paris habe
man 13 oder 14 Theater, die zuſammen jetzt keinen
Corneille oder Racine aufzuweiſen hätten. Jn-
zwiſchen irrte er ſich in einer Citation, indem er eine
Komödie von Steele mit Addiſſon’s Cato verwech-
ſelte, was Hr. Sheil aufgriff, und ſich wunderte,
wie der ehrenwerthe Baronet, ſelbſt eine Art von
Tory-Cato, ſich ſo verſehen könne, wobei er zum
großen Gelächter des Hauſes den verfallenen Burg-
flecken Boroughridge, für welchen der Herzog v.
Newcaſtle Sir Ch. W. in’s Parlament ſandte, mit
dem alten Utica verglich. Uebrigens wurde der dra-
matiſche Ausſchuß ernannt.
Schreiben aus Kopenhagen,
vom 2 Juni.
Die Arbeiten der holſteiniſchen und ſchleswigſchen
“erfahrnen Männer” ſind jetzt vollendet, und ſie
werden ſich eheſtens nach Hauſe begeben. Dagegen
werden die beiden Kanzler der Obergerichte, Brock-
dorf und Spieß, vorläufig noch hier bleiben, um
im Sinne der jetzt abtretenden Notabeln bei der
definitiven Ausarbeitung dieſes wichtigen Werkes
mitzuwirken.
Der 28 Mai, der Jahrestag der Verordnung, in
welcher die Einführung der Provinzial-Stände ver-
heißen war, iſt auf der hieſigen Schützengilde durch
ein Mittagsmahl gefeiert worden. Unter den aus-
gebrachten Toaſts wurde der Wunſch, daß unſer
allgeliebter König noch die Früchte ſeines ſchönen
Werkes erleben, ſo wie, daß ſein präſumtiver Nach-
folger auf dem gelegten Grundſteine weiter bauen
möge, mit beſondrem Enthuſiasmus aufgenommen.
Mit großem Jubel ward auch der Preßfreiheit und
dem hochverehrten und geliebten General-Procureur
Ørſted ein Lebehoch gebracht. Dieſes gänzlich impro-
viſirte Nationalfeſt, woran eine beträchtliche Anzahl
von Civil- und Militär-Beamten, Kaufleuten, Uni-
verſitäts-Lehrern und Andre Theil nahmen, gibt
wiederum einen Beweis davon, daß, wenn das däni-
ſche Volk im unerſchütterlichen Vertrauen auf den
König und deſſen Regierung den Früchten der ſocia-
len Reform, die mit beſonnener Ruhe und Umſicht
unter uns vorbereitet wird, in ſtiller Erwartung ent-
gegen ſieht, es darum nicht weniger tief und lebhaft
für die Belebung des Gemeingeiſtes und die Ent-
wickelung der politiſchen Freiheit fühlt.
Prinz Ferdinand und ſeine Gemahlin, die Prin-
zeſſin Caroline, ſind am 26 v. M. in Aarhuus an-
gekommen, und am 28 v. M. traf die Schweſter
unſrer Königin, Prinzeſſin Juliane Louiſe Amalia
von Heſſen, mit dem Dampfſchiffe Kiel hier ein.
Profeſſor Hanſen, Director des Erneſtinſchen Ob-
ſervatoriums Seeberg bei Gotha, und der Kattun-
fabrikant v. Lengerke in Wandsbeck ſind zu Rittern
vom Dannebrog-Orden 4ter Klaſſe ernannt.
Man ſpricht davon, daß das ſchöne und bequeme
Dampfſchiff, Friedrich der Sechste, künftig zwei
Mal wöchentlich nach Kiel und von da nach Kopen-
hagen gehen werde, die Fahrt auf Lübeck einem an-
dren Dampfſchiffe überlaſſend.
Schreiben aus Rendsburg, vom 3 Juni.
Geſtern, am Tage nach der Entlaſſung des Kanz-
leiraths Lornſen aus ſeiner Haft, hatte ſich eine Ge-
ſellſchaft von Schleswig-Holſteinern zu einem pa-
triotiſchen Feſtmahle im hieſigen Gaſthofe “Stadt
Kopenhagen” verſammelt, zu welchem er, der nun-
mehr wiederum freie Mann, eingeladen worden
war. Eine Deputation der Kieler Studenten, welche
ſich hier eingefunden hatte, um ihn zu begrüßen,
wohnte gleichfalls dem Feſte bei. Heute Morgen iſt
der Kanzleirath von hier nach Sylt abgereiſet.
Herausgegeben von Runkel. Die Jnhaber von Pfandbriefen des Mecklenbur-
giſchen ritterſchaftlichen Credit-Vereins, deren Zins-
abſchnitte mit dem bevorſtehenden Trinitatis-Ter-
mine erloſchen ſind, werden erſucht, förderſamſt bei
mir die Aufgabe der Nummer ihrer Pfandbriefe ein-
zureichen, zur Einforderung der neuen Zins-Bogen.
Hamburg, den 1ſten Juni 1832.
Peter Godeffroy.
Der Mecklenburgiſche Wollmarkt zu Güſtrow
wird, zufolge Allerhöchſter Beſtimmung, in dieſem
Jahre am 27ſten, 28ſten, 29ſten und 30ſten Juni
gehalten.
Vor Anfang des Marktes wird ſchon alle Wolle
gelagert ſeyn, ſo daß die Käufer den ganzen Vor-
rath ſogleich überſehen können.
Güſtrow, den 17ten März 1832.
Bürgermeiſter und Rath.
Ein Wohllöbl. Niedergericht hat Frau Catharina
Dorothea Henriette, geb. Grüſchau, defti. Geo. Wilh.
Spannuth Wwe. c. Curat., als zufolge Decrets Eines
Hochpreisl. Obergerichts den 30ſten April d. J. ange-
nommene Beneficial-Erbin ihres Sohnes Martin Julius
Spannuth, um die Erkennung eines öffentlichen Pre-
clams geziemend gebeten und iſt daſſelbe Gerichesſeltig
dahin erkannt:
“Daß alle und jede, welche an die mit dem 1ſten Febr.
1829 etablirte und mit dem 30ſten Juni 1831 wieder
aufgehobene Societäts-Handlung unter der Firma
Spannuth et Luck, ſo wie an das von dem am 11ten
März d. J. verſtorbenen Martin Julius Spannuth
unter ſeines Namens Firma fortgeſetzte Geſchäft, oder
auch an deſſen Verlaſſenſchaft aus einem Forderungs-
oder Erbrechte oder aus irgend einem ſonſtigen Grunde
Anſprüche machen zu können vermeinen, bis zum
19ten October 1832, als dem peremtoriſch angeſetzten
Termine, ihre etwanigen Anſprüche in dieſem Wohl-
löbl. Niedergerichte, und zwar Auswärtige durch ge-
hörig Bevollmächtigte, bei Strafe des Ausſchluſſes
und der Auferlegung eines ewigen Stillſchweigens
anzumelden und rechtlicher Art nach darzuthun ſchul-
dig ſeyen.”
Solches wird hiemit vom implorantiſchen Anwalde be-
kannt gemacht.
Hamburg, den 30ſten Mai 1832.
Auf geziemendes Jmploriren von J. A. Wagner,
hat Ein Wohllöbl. Niedergericht hieſelbſt das gewöhnliche
Pfand-Proclam dahin erkannt: Daß alle diejenigen,
welche bei dem Jmploranten, laut beigebrachten Ver-
zeichniſſes, vom 17ten Febr. 1829 bis den 28ſten April 1830,
Pfänder geſetzt, und nach Ablauf der Pfand- und Pro-
longations-Termine uneingelöſet gelaſſen haben, ſel-
bige bis zum 19ten October d. J., als dem einzig perem-
toriſch anberahmten Termine, einzulöſen oder ſich ſonſt
mit dem Jmploranten abzufinden ſchuldig ſeyen, in Entſte-
hung deſſen aber Jmplorant befugt werden ſolle, dieſe
Pfänder öffentlich zu verkaufen, und ſich daraus wegen
Hauptſchuld, Zinſen und Koſten bezahlt zu machen; wel-
ches hiemit öffentlich bekannt gemacht wird.
Hamburg, den 30ſten Mai 1832.
Veränderte Wohnung.
C. Schröder,
Gänſemarkt No. 101.
Heute feierten wir den frohen Tag unſrer ehelichen
Verbindung.
Den 5ten Juni 1832.
Johannes Geffcken, Prediger.
Maria Pauline Geffcken,
geborne Danckert.
Geſtern wurde meine liebe Frau, geb. Hüſing,
glücklich von einem geſunden Mädchen entbunden.
Bremen, den 4ten Juni 1832.
Joh. Heinr. Hobach.
Geſtern wurde meine Frau, geb. Leſſing, zwar
ſchnell, doch leider von einem während der Geburt
geſtorbenen Mädchen entbunden.
Altona, den 4ten Juni 1832.
Auguſt Stuhlmann, Oberger. Advocat.
Plötzlich und unerwartet entſchlief hieſelbſt am 4ten
dieſes Monats Frau Anna Catharina, geb. Bin-
demann, des früher verſtorbenen Herrn Peter Ger-
hard Schröder Wittwe, im 62ſten Lebensjahre;
welches den Verwandten und Freunden der Verſtor-
benen hiedurch angezeigt wird von deren Teſtaments-
Vollſtrecker,
J. P. Bennecke, Notar.
Hamburg, den 6ten Juni 1832.
Lefebure Wwe. & Sohn beehren ſich anzuzeigen,
daß ſie noch bis Martini dieſes Jahrs in der erſten
Fehlands-Straße, vom neuen Jungfernſtiege rechts
im zweiten Hauſe wohnen, und daſelbſt das Geſchäft
des verſtorbenen mechaniſchen Zahnarztes J. J. G.
Lefebure ganz, wie bisher, fortſetzen.
Für jeden Pferdebeſitzer.
Bei G. Baſſe in Quedlinburg, ſo wie in allen
übrigen Buchhandlungen Deutſchlands iſt zu haben:
Heinr. Möller: Der erfahrne Haus-Pferdearzt.
Oder Darſtellung aller innerlichen und äußer-
lichen Pferdekrankheiten und gründlicher Un-
terricht, ſie zu erkennen, zu verhüten und zu
heilen. Nebſt Anweiſung, das Alter eines
Pferdes genau und ſicher zu erkennen, und einem
Anhange, welcher die in dieſem Buche vorkom-
menden Recepte enthält. Ein Hülfsbuch für
jeden Pferdebeſitzer, beſonders für Landwirthe,
Thierärzte, Schmiede ꝛc. Vierte verb. Aufl.
8. Preis 16 Gr.
(Jn Hamburg bei Perthes und Beſſer.)
Stadt-Theater.
Mittewoch, den 6ten: Die Jungfrau von Orleans,
Tragödie in 5 Aufz., von Schiller. — Demoiſelle
Hildebrand, vom Kaſſeler Hoftheater: Johanna
d’Arc, als Gaſtrolle.
Donnerſtag, den 7ten: Der Carneval von Vene-
dig, Ballet in 1 Aufz. Muſik von Millon.
Gegeben vom Hrn. Carelle (Schüler Mazürier’s
in Paris und erſter Komiker des Brüſſeler Bal-
letts) und von mehreren Tänzern des Herzogl.
Hof-Theaters zu Braunſchweig. Vorher: Der
Mann meiner Frau, Luſtſp. in 3 Aufz.
Hamburg, den 5 Juni.
Cours der Staats-Papiere.
| Br. | Geld. |
Oesterr. 5 pCt. Metalliques .... pr. Cassa | 88⅝ | 88⅜ |
’ ’ ’ ... pr. ultimo | 88⅝ | 88⅜ |
’ 4 pCt. ’ ... pr. Cassa | 77⅝ | 77⅜ |
’ ’ ’ ... pr. ultimo | 77⅝ | 77⅜ |
’ Bank-Actien ........ pr. Cassa | — | — |
’ ’ ’ ....... pr. ultimo | 1161 | 1159 |
’ ’ ’ ......... pr. Juli | 1165 | 1163 |
Preuss. 4 pCt. Engl. Anl. ..... pr. ultimo | — | — |
Dän. 3 pCt. Engl. Aul. 1825 in ₤. pr. Cassa | 66 | 65¾ |
’ ’ ’ ’ ’ pr. ultimo | 66 | 65¾ |
’ 4 pCt. Obligat. .... ...... pr. Cassa | — | — |
’ ’ ’ in Cert ..... pr. Cassa | — | — |
Russ. 5 pCt. Engl. Anleihe ...... pr. Cassa | 96⅛ | 96 |
’ ’ ’ ’ ..... pr. ultimo | 96⅛ | 96 |
’ 6 pCt. Metall. in Cert ...... pr. Cassa | — | — |
’ 5 pCt. ’ ’ ..... pr. Cassa | 87½ | 87⅜ |
’ ’ ’ ’ ... pr. ultimo | — | — |
’ Neue Anl. à 5 pCt. Inscr .. pr. Cassa | — | — |
’ ’ ’ ’ ’ pr. ultimo | 87 | 86¾ |
’ 6 pCt. Pap. Inscript. .... pr. ultimo | — | — |
Polnische 4 pCt. Pfandbr. w. pr. ultimo | — | — |
’ Part. Obligat. ..... pr. Cassa | — | — |
’ ’ ’ .... pr. ultimo | 110½ | — |
’ ’ ’ ...... pr. Juli | — | — |
Norw. 6 pCt. Anleihe ......... pr. Cassa | 103 | 102¾ |
Französ. Rente à 5 ’ ...... pr. | — | — |
’ ’ à 3 pCt ....... pr. | — | — |
Hannöv. Anleihe 5 pCt. ..... pr. ultimo | 100¾ | 100½ |
| Joh. | Veit. |