St. Petersburg, den 2 Junii.
Das faͤlſchliche Geruͤcht, welches ſich
ſeit kurzem in
auswaͤrtigen Landen verbreitet hat, als
wenn der innere
Werth unſerer Rubel herabgeſetzt worden
waͤre, bedarf
zwar keiner foͤrmlichen Widerlegung, indem
der Un-
grund deſſelben durch die That
ſelbſt und durch die
mit unſerer Muͤnze
leicht anzuſtellende Probe hinlaͤnglich
bewieſen
werden kann; allein, da man viele Beyſpiele
hat, daß der
leichtglaͤubige Theil des Publicums durch
dergleichen
vorſetzliche Erdichtungen irre gefuͤhrt und
hintergangen
worden iſt; ſo haben wir nicht ganz
fuͤr
uͤberfluͤßig gehalten, den Folgen
dieſes leichtfertigen
Betrugs vorzubeugen, und hiermit
oͤffentlich bekannt
zu machen, daß wir ſeine
Entſtehung bloß allein den
gehaͤßigen Abſichten
uͤbelgeſinnter Leute zuſchreiben, die
durch
ſolche unverſchaͤmte Vorſpiegelungen
Rußlands
Credit zu untergraben, und ihm dadurch einen
empfind-
lichen Schaden und Nachtheil zuzufuͤgen geſonnen
ſind.
Eine Beylage zur heutigen Hofzeitung liefert:
1) Den
umſtaͤndlichen Bericht von dem Siege bey
Gallaz, wo 2000
Tuͤrken niedergemacht, 1492 gefan-
gen, und 37 Fahnen und 13
Kanonen erobert worden.
2) Einen Bericht des Grafen von Woinowich,
nach
welchem die Ruſſen verſchiedene
Tuͤrkiſche Fahrzeuge
weggenommen. 3) Fortſetzung
der Nachrichten von
den Bewegungen der Finnlaͤndiſchen
Armee. (Von
allen dieſen morgen das mehrere.)
Aus der Tuͤrkey, vom 22 May.
Sultan Selim iſt ſo ſehr uͤberzeugt, daß der
ehema-
lige Capitain Pacha, jetziger Brigadier, Oczakow wie-
der
erobern werde, daß er ihm jetzt ſchon den Beyna-
men: Eroberer der großen Veſtung, gegeben
hat.
Er iſt auch ſchon mit 80000 Mann gegen
dieſe Veſtung
auf dem Marſch. Dieſes
duͤrfte aber zwiſchen ihm und
dem Großvezier große
Eiferſucht erregen, wovon man
in Abſicht dieſer
Eroberung nichts gutes erwartet, da
ſich ein großer
Theil von der Armee des Großveziers
bey dieſer Unternehmung
befinden ſoll. Der Vice-
Admiral ſoll uͤbrigens
ſelbige auf alle moͤgliche Art zu
Waſſer
unterſtuͤtzen. Aber es herrſcht noch große
Un-
ordnung bey der Armee; ſie iſt nicht
hinlaͤnglich genug
mit Artillerie, Munition und
Proviſionen verſehen,
und die Magazine ſind
ſo angelegt, daß die zur Bela-
gerung von Oczakow
beſtimmte Armee daraus ſchwer-
lich ernaͤhrt
werden kann, indem die Ruſſen die Con-
voyen
ſehr leicht auffangen werden. Und alſo
duͤrfte
dieſe Expedition, worauf die Pforte jetzt ihr
vorzuͤg-
lichſtes Augenmerk richtet, großen
Schwierigkeiten un-
terworfen ſeyn.
Schreiben aus Stockholm, vom
9 Junii.
Am Sonntage ſind 14 von unſern Galeeren
hier
angekommen, um Truppen nach Finnland zu
tranſpor-
tiren. Die uͤbrigen ſind auch bereits
zu gleichem
Zwecke hier eingetroffen, und die in den
Provinzen
ausgehobenen Rekruten ſind ſchon auf dem
Marſch
nach dieſer Reſidenz, um nach Finnland
eingeſchifft
zu werden.
Zu Sweaborg hat man einige Rußiſche Schiffe in
der See
wahrgenommen, auch ſind einige Rußiſche
Kreuzer von
den Fahrzeugen geſehen worden, die nach
Finnland
uͤbergegangen ſind; aber die ganze
Rußiſche
Flotte ſoll noch nicht in See
ſeyn.
Wir haben die unangenehme Nachricht erhalten,
daß unſere
Fregatte, Venus von 32 Kanonen, von
den Ruſſen
genommen worden.
Es geht ein Geruͤcht, daß in der Nachbarſchaft
von
Sweaborg ein Rußiſches Kriegsſchiff unter die
dortigen
Felſen gerathen, und daß die Ruſſen
genoͤthigt worden,
das Schiff in Brand zu ſtecken,
damit es den Schwe-
den nicht in die Haͤnde falle.
Die Rußiſchen Kriegsgefangenen, welche zu Haga
arbeiteten,
haben von da entfliehen wollen; man hat
aber den groͤßten Theil wieder zuruͤck gebracht.
Die
Rußiſchen Officiers ſind, zu mehrerer Sicherheit,
nach
Fahlun geſchickt worden, um dort bewacht zu werden.
Die ausuͤbende Macht iſt bey der vom Koͤnige
nie-
dergeſetzten Regierung. Alles was die beyden
neuen
Departements, der hoͤchſte
Reichsſtuhl oder das Ober-
Tribunal, und die Bereitung der allgemeinen
Reichs-
Geſchaͤffte decidirt haben, wird von
ſelbiger in Aus-
uͤbung gebracht, mit
Abſonderung derjenigen Sachen,
welche von ſolcher
Beſchaffenheit ſind, daß der
Koͤnig
ſelbſt daruͤber
entſcheiden muß. Die Juſtizſachen wer-
den im
Ober-Tribunal nach den Votis abgemacht.
Der Koͤnig hat in
ſelbigem nur 2 Stimmen.
Der Koͤnig iſt den 5ten zu Abo eingetroffen, und
hat am
naͤmlichen Tage ſeine Reiſe von da nach
Borgo
fortgeſetzt.
Aus Siebenbuͤrgen,
vom 2 May.
Beym Terzburger Paß iſt man auf einen feindlichen
Angriff gefaßt,
der diesmal wichtiger werden duͤrfte,
weil aus dem Bannat
ſowol das Huſaren-Regiment
Erdoͤdy, als auch 2
Diviſionen von Wurmſer dahin
aufbrechen
muͤſſen. General Clairfait viſitirt jetzt
alle
Poſten an der Grenze bis Terzburg.
Mavrojeni ſoll wirklich ſeiner Wuͤrde entſetzt
ſeyn,
und es wird taͤglich ein neuer Hoſpodar in
der Walla-
chey erwartet.
Aus dem Bannat, vom 2 Junii.
Seit dem 28ſten des vorigen Monats ſteht nun die
Hauptarmee
unter dem Commando des Feldmarſchalls
von Haddick, 60000 Mann
ſtark, bey Weiskirchen in
einem Lager ruhig, munter und muthvoll.
Vom Feind
iſt nichts zu hoͤren, und die Armee wird einige
Wochen
in dieſem gefunden und ſehr vortheilhaften Lager
ſtehen
bleiben, alſo den Feind nicht aufſuchen, wie
man bis-
her behaupten wollen.
Man ſagt, der neue Tuͤrkiſche Großſultan, Selim
III.
ſey bereits im Lager bey Widdin
eingetroffen.
Wien, den 10 Junii.
Nach der Beylage zur heutigen Wiener Zeitung ſind
eigentlich bey
den am 23ſten May geſchehenen Vor-
faͤllen an der
Likaner Grenze 600 Tuͤrken auf dem
Platz geblieben, und 150
verwundet worden. Unſer
Verluſt an Todten, Gefangenen und
Vermißten beſteht
in 224 Mann.
Eben dieſe Beylage meldet auch noch, daß, nach
einem dem
Feldmarſchall Laudon von dem
Feldmarſchall-
Lieutenant von Wallis zugekommenen
Bericht, der
Feind in der Nacht vom 26ſten mit 10000 Mann
und
4 Kanonen gegen Dobrozello vorgeruͤckt ſey,
unſere Vor-
poſten zuruͤckgedraͤngt,
und gedachten Ort, der mit 1500
Mann und 6 Kanonen
beſetzt war, 9mal mit der groͤß-
ten Wuth
beſtuͤrmt habe. Allein die Unſrigen
trieben
den Feind jedesmal mit großem Verluſt
zuruͤck. Das
Gefechte dauerte 10 Stunden, und des Abends
um
7 Uhr gaben die Tuͤrken ihr Vorhaben gaͤnzlich
auf,
worauf die Unſrigen Dobrozello in Brand
ſteckten, und
ſich nach Maßin zuruͤckzogen.
Geblieben ſind von den
Unſrigen der Hauptmann
Kneſewich, 2 Ober-Lieute-
nants und 2 Unter-Lieutenants.
Vom Feldwebel ab-
waͤrts zaͤhlen wir an Todten,
Verwundeten und Ver-
mißten 183 Mann. Die Tuͤrken haben
uͤber 600 Todte
und 200 Verwundete, und unter den letzten
iſt der
Baſcha von Skopie. Da nun der Feind
die Ausfuͤh-
rung ſeines Vorhabens, in Croatien
einzufallen, un-
moͤglich fand, zog ſich das ganze
Corps deſſelben den
28ſten nach Vakup
zuruͤck, nachdem er alle Haͤuſer der
in
unſern Schutz genommenen feindlichen
Unterthanen
abgebrannt hatte. — Noch hat der
Feldmarſchall Lau-
don die Nachricht erhalten, daß der
Oberſte Kovoche-
vich den 1ſten Junii das
Tuͤrkiſche Schloß Bercsko
ohne Verluſt
eingenommen, die Tuͤrkiſche
Beſatzung
geſchlagen, und 1 Fahne und 4
eiſerne Kanonen er-
obert habe.
Nach dem Befehl des Feldmarſchalls Laudon war den
28ſten
May das ganze Slavoniſche Corps in Bewegung.
Es ſollte in
2 Colonnen aufbrechen, um den Tuͤrken
eine Diverſion zu
machen.
Es iſt Befehl gegeben worden, dem Feldmarſchall
von Laudon
eine anſehnliche Truppenverſtaͤrkung
zuzu-
ſchicken. Er hat auch uͤber das bey ſeiner
Armee ſte-
hende Verpflegungsamt und die dazu gehoͤrigen
Liefe-
ranten General-Vollmacht erhalten.
Die Herbeyſchaffung der Vorraͤthe zum Unterhalt der
Armee
wird jetzt mit allem Nachdruck betrieben; denn
bloß dem Umſtande,
daß diesfalls noch vieles fehlte,
wird die bisherige
Unthaͤtigkeit der Bannatiſchen Armee
zugeſchrieben.
Eben ſo verhaͤlt es ſich, nach allen Nach-
richten,
mit der Croatiſchen Armee, weswegen der
Feldmarſchall
Laudon gegen die ſchuldig befundenen
mit allem Ernſte
verfaͤhrt.
Seitdem das Regiment Pellegrini im Felde ſteht,
hat es 650
Pohlniſche und 1400 Deutſche Rekruten
erhalten. Man
ſieht hieraus, wie menſchenfreſſend
ein
Tuͤrkenkrieg iſt.
Nachrichten von Trieſte melden, daß daſelbſt
haͤufige
Bankerotte ausbrechen, die der Handlung ſehr
zum
Nachtheil gereichen.
Der Fuͤrſt Kaunitz hat dem Monarchen den
groͤßten
Theil der Staatsbuͤrde abgenommen, folgt aber
in
allem den Syſtem des Kayſers.
Fuͤr den Erzherzog und deſſen Gemahlinn werden
in
Belvedere Zimmer zubereitet.
Ohnlaͤngſt hat man eine anſehnliche Quantitaͤt
von
contrebanden Galanterie-Waaren entdeckt. Es befinden
ſich
50 Engliſche Uhren und eine mit Brillanten
beſetzte
Tabatiere dabey, welche auf 8000 Gulden
geſchaͤtzt wird.
Schreiben aus Wien, vom 10 Junii.
Seit dem Sonntag ſind 5 Couriers aus Croatien
mit Depeſchen
in Laxenburg angekommen.
Aus Siebenbuͤrgen hat man die Nachricht, daß die
Prinzen von
Coburg und von Hohenlohe ſich vereinigt
haͤtten, indem das
Coburgſche Heer ſich immer naͤher
gegen die Donau
herabſeuke. — Der Feldmarſchall
Haddick wird in der
Stellung, die er der Hauptarmee
gegeben hatte, ſo lange bleiben,
bis der Großvezier
naͤher anruͤckt, und bis man mit
Gewißheit beſtimmen
kann, ob er ſich gegen die
Ruſſen lenken oder wieder
ins Bannat einzudringen
verſuchen werde.
Des Kayſers Majeſtaͤt befanden ſich am Sonntag
ſo
gut, daß Sie bereits entſchloſſen waren,
in die Kirche
zu fahren; aber ploͤtzlich zeigte ſich
wieder ein Fieber-
Anfall, der durch mehrere Stunden anhielt, und
mit
Schmerzen in den Lenden begleitet war, auch eine un-
ruhige Nacht verurſachte; am Montag ſtellte ſich
das
Fieber wiederum ein, ſo zwar, daß der Peroxismus
von
Mittags 12 Uhr bis 7 Uhr Abends dauerte; die
Schmerzen in den Lenden
waren minder heftig, aber
die Nacht unruhig. Geſtern zeigte
ſich kein eigentlicher
Fieberanfall, jedoch bekamen Se.
Majeſtaͤt eine kleine
Alteration; die letztvergangene
Nacht aber war um
vieles ruhiger, und auch die uͤbrigen
Umſtaͤnde ſind um
vieles ertraͤglicher.
— Es iſt unglaublich, welche eine
Menge von Briefen aus
allen Laͤndern der Monarchie
ſowol als auch aus dem
Auslande taͤglich einlaufen,
welche Mittel und Recepte
fuͤr den Zuſtand des Kayſers
enthalten. So wenig
auch davon Gebrauch gemacht
werden kann, haben Se.
Majeſtaͤt dennoch befohlen,
dieſe Briefe zu
beantworten, und den Leuten fuͤr ihre
gute Meynung zu danken.
Es iſt außer Zweifel, daß das Geſchaͤfft wegen
der
Roͤmiſchen Koͤnigswahl ſehr
nachdruͤcklich betrieben
werde, und, wie man ſagt, mit
gedeihlichem Fortgang.
Es kommen taͤglich große Tranſporte von
Rekruten
fuͤr die Armee hier an.
Schreiben aus Warſchau, vom 10
Junii.
Jn der 114ten Seßion des Reichstags iſt das Project
wegen der
Maltheſer-Ritter in Anſehung der von ihnen
zu verlangenden
Abgaben fortgeſetzt worden. Bey die-
ſer Gelegenheit
iſt eine im Archiv der Republik gefun-
dene, und auf den Herrn
Sacramoſo, damaligen aus
Maltha hieher geſchickten
Reſidenten geſtellte Hand-
ſchrift von 5000 Ducaten
geleſen worden. Da ſolche,
laut Ausſage einiger auf
dem Delegations-Reichstage
geweſenen Landbothen, dazumal nicht
bekannt gemacht,
auch die Conſtitution, welche ſie
approbirte, nicht
declarirt, ſondern nur in der Stille von dem
dazuma-
ligen Reichstags-Marſchall unterſchoben worden;
ſo
gab ſolches Gelegenheit, die unverantwortliche
Auf-
fuͤhrung des genannten Reichstags-Marſchall gegen
das
Land an das Licht zu ſtellen. Man brachte alſo
alles
Uebel vor, welches der Fuͤrſt Poninski,
Kron-Groß-
Schatzmeiſter und damaliger
Reichstags-Marſchall, dem
Lande zugezogen hatte, wozu man auch
die Theilung
von Pohlen zaͤhlte. Die Gemuͤther wurden
mit
einmal ſo erbittert, daß ſie fuͤr den
Fuͤrſten Poninski
ſogleich ein Gericht
ausgeſetzt, und Jhn von allen
Ehrenaͤmtern
ſuſpendirt wiſſen wollten. Der
Koͤnig
rieth, nicht allzu hitzig in dieſer mißlichen Sache
zu
verfahren, und verſchob ſolches bis zur
kuͤnftigen Seßion.
Die 115te Seßion fieng mit dem lebhaften Verlan-
gen an, ein
merkwuͤrdiges Beyſpiel an dem Urheber
alles
Ungluͤcks welches das Land ſeit dem
ungluͤcklichen
Delegations-Reichstage unterworfen iſt, zu
ſtiften,
und man drang darauf, den Fuͤrſten
Poninski nicht
nur vor ein beſonderes Gericht zur Explication
zu
ziehen, ſondern Jhn noch wegen Sicherheit ſeiner
Per-
ſon zu arretiren. Hierauf ließen ſich viele
Meynungen
hoͤren, welche zwar die gerichtliche Explication
des
Fuͤrſten Poninski verlangten, aber in Anſehung
des
proponirten Arreſtes Bedenklichkeiten vorbrachten;
weil
das Geſetz, ohne vorher ergangene Ueberfuͤhrung,
keinen
Pohlniſchen Edelmann zu arretiren erlaubet.
Auch der
Koͤnig war dieſer Meynung, und rieth Be-
hutſamkeit
an. Die Herren Suchodolcki, Landbothe
von Chelm, und Suchorzewski,
Landbothe von Kaliſch,
hatten ſich
indeſſen als Anklaͤger des Fuͤrſten
Poninski
angeboten, und ſich ſelbſt zu arretiren
erlaubt. Die
uͤbrigen Landbothen wollten aber dieſe
eifrigen Maͤnner
unter ſich nicht miſſen,
ſtimmten alſo einmuͤthig ein,
daß ſogleich
der Fuͤrſt Poninski arretirt, und zur
Explication
gefordert werden moͤge, welches auch ge-
ſchah.
Jndeſſen wird er nur fuͤr ſeine Perſon
geſtraft,
ſeiner unſchuldigen Familie aber, als dem
Fuͤrſten Kalixt
Poninski, ſeinem Bruder und
ſeinen Kindern, ſoll die-
ſes und
kuͤnftiges, wie es ausfallen wird, gegen
den
Fuͤrſten Poninski, Kron-Groß-Schatzmeiſter, zu
neh-
mende Verfahren, nicht im geringſten zum Schaden
ihrer
Ehre und Reputation gereichen. Wie denn auch
der Herr Poninski,
Staroſte von Kopaynik, zum Am-
baſſadeur nach
Petersburg in die Stelle des Kron-Groß-
Feldzeugmeiſters, welcher
dieſe Charge ſich verbeten
hat, als ein tugendhafter, und
einen ſehr guten Cha-
rakter beſitzender Mann, Sr.
Koͤnigl. Majeſtaͤt recom-
mandirt wurde.
Von der Rußiſchen Armee hat man Nachrichten,
daß, nachdem das
avancirte Corps ſich nachher in der
Moldau wieder
zuruͤckgezogen, ſelbige nun ihre Haupt-
macht
zwiſchen dem Bog und Dnieſter fammlen werde.
Ob ein
Rußiſches Corps mit dem Oeſterreichiſchen
unter dem
Prinzen von Coburg vereinigt bleiben duͤrfte,
ſteht noch
zu erwarten. Rußland ſcheint einen Plan
im Großen
ausfuͤhren zu wollen, in der Moldau aber
nur
Vertheidigungsweiſe zu agiren. Die Tuͤrken rich-
ten ihre
Hauptſtaͤrke gegen den Cuban, die Krimm,
und
beſonders auf Oczakow.
Herr Koſſakowski, zweyter Kronſchatzmeiſter,
hat
angezeigt, daß das in Holland geſuchte Darlehn von
6
Millionen Gulden zu 5 Procent ohne Schwierigkeit
zu Stande gekommen.
Jn Berlin ſind fuͤr 30000 Mann der Pohlniſchen
Armee
Carabiner und Piſtolen verfertigt worden, die
hier
naͤchſtens erwartet werden.
Madame von Tumerans, welche hier mit Herrn
Blanchard in die Luft
gefahren, hat vom Koͤnig eine
goldene mit Brillanten
beſetzte Flaſche und eine Rolle
Ducaten, und Herr
Blanchard eine gleiche Rolle, nebſt
einer goldenen Uhr, die,
ſo wie die Kette, mit Bril-
lanten beſetzt war, zum
Geſchenk erhalten.
Ueberſetzung eines Lateiniſchen Briefes Sr. Durchl.
des
Herzogs von Curland, an die Reichtagsmarſchaͤlle:
Meine Herren, Marſchaͤlle des
Reichstags der
Confoͤderation des Koͤnigreichs
Pohlen und
Großherzogthums Litthauen!
Da die Großmuth, die Erkenntlichkeit und der leb-
hafte Eifer, womit Se.
Majeſtaͤt, der Koͤnig, ſo wie
die Durchl.
Staͤnde, Confoͤderirten der hohen Repu-
blik, bey dem
gegenwaͤrtigen Reichstage ſich ſo
be-
ſchaͤfftigen, den Glanz und die Wohlfahrt des
Vater-
landes zum Gegenſtand haben; da ihre
vereinigten
Kraͤfte dahin abzielen, den alten Ruhm des
Pohlniſchen
Namens wieder zu erheben, ihm ſein
erſtes glaͤnzendes
Anſehen wieder zu
verſchaffen, da ſie die Bewunderung
und Verehrung bey
allen aͤchten Schaͤtzern der Tugend
hervorbringen;
ſo iſt die Geſinnung fuͤr diejenigen,
die
Sr. Majeſtaͤt und der Durchl. Republik durch
die
Bande der Treue vorzuͤglich ergeben ſind, die
ſie mit
der lebhafteſten Erkenntlichkeit erfuͤllet,
ihnen eben ſo
theuer, da ſie hoffen koͤnnen, daß ſie und ihre
Nach-
kommen an den Fruͤchten einer ſo
aufgeklaͤrten Vor-
ſichtigkeit werden Theil nehmen
koͤnnen. Durch eine
gleiche Treue und Ergebenheit belebt, die
jederzeit die
vornehmſte Triebfeder meines Betragens gegen
Se.
Majeſtaͤt und die Durchl. Republik ſeyn werden,
werde
ich alle meine Sorfalt anwenden, dasjenige Corps
Truppen
aufzubringen und marſchiren zu laſſen, was
Ew.
Excellenz in Jhrem Briefe von mir verlangen.
Die 2 Compagnien, ſo
gegenwaͤrtig beſtehen, haben
nicht die verlangte Anzahl;
ich habe deshalb den Capi-
tains ſogleich Befehl ertheilt, zu
ihrer Completirung
die noͤthigen Werbungen anzuſtellen.
Allein, obgleich
ihre Vorſchriften zu deren Beſchleunigung
ſehr drin-
gend ſind, ſo ſehe ich gleichwol,
daß es ſchwerlich ſo
hurtig damit gehen wird, daß es zum
beſtimmten Ter-
min da ſeyn kann. Die eifrigſte
Ergebenheit treibt
mich eben ſo ſehr an, als die Pflicht
eines Vaſallen,
den Willen Sr. Majeſtaͤt und der
Durchl. Republik zu
vollziehen. Jch ſchmeichle mir alſo,
daß man dieſes
Corps Truppen nicht nur mit den noͤthigen
Lebens-
mitteln verſehen wird, ſobald ſich
ſelbiges auf den Lit-
thauiſchen Grenzen befindet,
ſondern daß auch Se.
Majeſtaͤt und die Durchl.
Staͤnde mir ein Reverſale
zugeſtehen werden, (wie
es in dergleichen Faͤllen uͤblich
iſt) worinn man
anerkennt, daß alles, was ich hierbey
uͤber die Pflichten eines
Vaſallen leiſte, kuͤnſtighin
nicht von mir
verlangt werden wird.
Jch ſchließe, indem ich Ew. Excellenzen erſuche,
mir bey
dem Koͤnig und der Durchl. Republik die
Fortdauer ihres
Wohlwollens und Schutzes zu bewir-
ken, und daß Sie ſich von der
Ergebenheit und Ehr-
furcht uͤberzeugen, womit ich bin
Ew. Exellenzen
Mietau,unverletzlicher und aufrichtiger Freund.
d. 13. May 1789.
Peter,
Herzog von Curland.
Koͤnigsberg, den 10 Junii.
Nach Nachrichten aus Heiligenbeil, in Preußen,
traf der Koͤnig und
der Prinz von Preußen, jener in
Begleitung der Oberſten von
Biſchofswerder, von Gla-
ſau, wie auch des
Oberſtallmeiſters von Lindenau, die-
ſer im
Gefolge des Capitain von Schack, um halb
8 Uhr, des Morgens, ein,
ſtiegen nach wenig Minuten
zu Pferde, und nahmen die
Special-Reouͤe der auf
dem Lagerplatz unterm Gewehr
ſie erwartenden ſaͤmmt-
lichen Jnfanterie und
Cavallerie ab, welches ſich bis
gegen 1 Uhr
verzoͤgerte. An dem naͤmlichen Tage
wurden, außer der
Generalitaͤt, die Etats-Miniſter,
der Kanzler, Graf
von Finkenſtein, und der Oberburg-
graf von Oſtau, der
Fuͤrſt Biſchof Kraſinsky, und
der
anweſende Kanzler aus Curland, Graf von
Kayſerling,
zur Koͤnigl. Tafel gezogen. Am 8ten und
9ten geſchah
die Muſterung der Armee. Se.
Majeſtaͤt bezeigten
Dero Zufriedenheit mit
derſelben durch vielfaͤltige
Gnadenbezeugungen. Eben
dieſe Zufriedenheit geru-
heten Se. Majeſtaͤt,
den Kammerpraͤſidenten von Korck-
witz und von
Grappendorff uͤber derſelben Vortraͤge
zu
erkennen zu geben. Auch wurden am 9ten die Depu-
tirten der
Koͤnigsbergiſchen Kaufmannſchaft, der ge-
heime
Commerzienrath Fiſcher, der Stadtrath Ham-
pus und Herr
Sabrowsky, zur Audienz gelaſſen. Am
10ten, des
Morgens um 4 Uhr, traten Se. Majeſtaͤt
Dero
Reiſe ins Lager nach Mockerau an.
Berlin, den 16 Junii.
Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt haben bey der
Cuͤſtrinſchen
und Pommerſchen Revuͤe
dem Oberſten von Owſtin,
vom Regiment von Goltz: dem
Oberſt-Lieutenant von
Langen, vom Regiment, Graf Schlieben; dem
Major
von Normann, vom Dragoner-Regiment von Gilſa;
dem
Oberſt-Lieutenant von Bluͤcher und dem Major
von Rudorff,
vom Huſaren-Regiment, Graf Goltz,
den Orden pour le merite zu ertheilen geruhet.
Geſtern fruͤh ſind Se. Majeſtaͤt, der
Koͤnig, von
Dero Reiſe nach der Neumark, Pommern und
Weſt-
preußen wieder zu Charlottenburg angelangt.
Der Koͤnigl. Pohlniſche General, Herr de Witt,
iſt
nach Warſchau, und der Koͤnigl. General-Major,
Herr
von Tſchirsky, nach Sagan von hier abgegangen.
Da Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt von Preußen, ꝛc.
Unſer
allergnaͤdigſter Herr, aus
hoͤchſt wichtigen, dem in
allerhoͤchſten
Koͤniglichen Kriegsdienſten vormals geſtan-
denen
Major von Lindenau, ſehr wohl bekannten Ur-
ſachen bewogen
worden, dem gedachten Major von
Lindenau den Eingang und Aufenthalt in
Hoͤchſtdero
Staaten und Landen gaͤnzlich zu
unterſagen; ſo wird
ſolches hierdurch dem Publico
bekannt gemacht, und
jedem vom Militair- und Civilſtande
aufgegeben, falls
ſich deſſen ungeachtet
vorerwaͤhnter Major von Lin-
denau in Sr. Koͤnigl.
Majeſtaͤt Staaten und Landen
irgendwo
einzuſchleichen, beygehen laſſen
moͤchte,
ihn in Verhaft zu nehmen, und an die
naͤchſte Garni-
ſon zur weitern Verfuͤgung
abzuliefern. Derjenige,
welcher den mehrgenannten Major von
Lindenau
dermaßen zum Arreſt bringt und abliefert, ſoll
da-
fuͤr eine Belohnung von 2000 Reichsthalern
erhalten.
Wornach ſich jedermaͤnniglich puͤnktlich
und genau
zu achten hat. Berlin, den 13ten Junii 1789. Auf
Sr.
Koͤnigl. Majeſtaͤt allergnaͤdigſten
Special-Befehl.
Jn der Nacht vom 13ten auf den 14ten dieſes iſt
der
Beywagen der ordinairen Stettinſchen Poſt
dies-
ſeits Oranienburg bey dem Dorfe Pinnow
gewaltſamer
Weiſe beraubet, und der dabey befindliche
Schirrmeiſter,
nebſt dem Poſtillon, mit vielen
Wunden ermordet, auch
ein junger Burſche von 15 Jahren
toͤdtlich verwundet
worden. Auf die Entdeckung dieſer
Raͤuberbande, oder
eines derſelben, iſt eine
Belohnung von 50 bis 100
Thaler geſetzt worden.
Venedig, den 2 Junii.
Die Republik nimmt jetzt 1 Million ſilberner Duca-
ten, der 8
Liren werth iſt, zu 4 Procent auf, um die
Koſten gut zu
machen, welche die Unterhaltung der
Flotle des Ritters Emo
verurſacht. Unſere Zechinen,
und uͤberhaupt das
Gold, iſt aus dem Lande gegangen,
wo man Aufgeld darauf
giebt.