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Unterzeichnete haben beschlossen, eine naturwissenschaftliche
Reise nach Süd-Amerika und zwar in die Republiken Vene-
zuela, Neu-Granada, Ecuador, Peru und Bolivia zu unter-
nehmen.
Diese Reise soll, um mehreren Naturfreunden Gelegenheit zu
geben, sich an der Ausbeute derselben betheiligen zu können, auf
dem Wege der Actienzeichnung ausgeführt werden und die Reise-
route folgende sein:
Landung in Puerto Cabello; nach dem See von Mara-
caibo; auf dem Rio Magdalena nach Honda, Santa Fé de
Bogota; von Bogota auf dem Rücken der Anden über Popayan
und la Provincia de los Pastos nach Quito, von Quito nach
Cuenca in die Cinchonen-Wälder von Loxa; nach Tome-
penda und Jaen de Bracamoros an die Ufer des oberen Ma-
ranhon; diesen hinab bis zur Mündung des Ucayale; denselben
aufwärts nach dem See von Titicaca und den von Pentland
gemessenen, kolossalen Schneebergen Sorata und Illimani bei
La Paz; von da nach Oruro und Potosi. Wenn die Verhält-
nisse es erlauben, werden wir versuchen, uns wieder nördlich zu
wenden, um von Potosi über Chuquisaca oder La Plata und
Cochabamba die Ufer des Guapaix zu erreichen, der in der
Provinz Santa Cruz de la Sierra durch den Marmoré in den
Rio de la Madeira und uns so in den Maranhon zum Gran
Pará führt.
Der alleinige Zweck unserer Reise ist ein möglichst genaues
Forschen und Sammeln aller, in jenen Gegenden vorkommenden,
organischen Naturkörper und werden wir es uns ganz besonders an-
gelegen sein lassen, über viele, bisher noch schwankende Ansichten
im Bereiche der Naturwissenschaft die nöthige Aufklärung zu er-
langen, um wo möglich manches Dunkel zu lösen, was bis jetzt
noch über dem grössten Theile jener Gegenden in Bezug auf Zoo-
logie und Botanik schwebt; um unserer Aufgabe in jeder Hinsicht
so vollkommen als möglich zu genügen, werden wir auf dieser Reise
an den für unseren Zweck interessantesten Gegenden längere Zeit,
ja mehrere Monate, unseren Aufenthalt nehmen.
Damit ein in allen Beziehungen genaues Beobachten und er-
spriessliches Sammeln erzielt wird, haben wir dahin entschieden,
uns in die Fächer, denen wir durch jahrelanges Studium und prak-
tische Erfahrung am meisten gewachsen, zu theilen, so dass demnach
L. Martin das Sammeln, Präpariren etc. der Wirbelthiere,
C. Appun das der Glieder- und Bauchthiere, wie auch das
Fach der Botanik übernehmen.
Was die Botanik betrifft, so wird dieselbe in jeder Beziehung
auf das Eifrigste verfolgt werden. Es soll nicht nur auf das Sam-
meln und Trocknen von Pflanzen für das Herbarium abgesehen sein,
sondern auch bezwecken wir, durch Aufsuchen seltener Sämereien
und lebender Pflanzen den Pflanzen-Cultivateurs nützlich zu werden.
Der diesem Zweige sich widmende C. Appun hat sich bereits
seit vielen Jahren mit Botanik, so wie der Cultur namentlich exo-
tischer Gewächse beschäftigt und besonders die Ordnungen der Co-
niferen, Seitamineen, Orchideen, Palmen und Farnkräuter zu seinem
Lieblingsstudium gemacht, wodurch er in Stand gesetzt ist, den
Wünschen der Pflanzen-Cultivateure durch Auswahl der seltensten
und schönsten Pflanzen zu genügen.
Ebenso wird er grossen Fleiss und Aufmerksamkeit auf das
Sammeln und Trocknen officineller Pflanzen verwenden und sich
bestreben, jedem blühenden Exemplare ausser der Frucht auch die
Rinde beizufügen, wofür sich auf der Ostseite der Anden nament-
lich das interessanteste und reichste Feld in den unermesslichen
Cinchonen-Wäldern darbietet.
Um ein anschauliches Bild der Vegetationsformen der zu berei-
senden Gegenden zu geben, wird C. Appun, der sich seit 14 Jah-
ren der Landschaftsmalerei gewidmet, getreue Skizzen interessanter
Pflanzengruppen entwerfen und dadurch einen gewiss nicht unwich-
tigen Beitrag zur Pflanzenphysiognomik jener Länder liefern; L.
Martin dagegen, durch jahrelange Praxis in der Daguerreotypie
geübt, sich angelegen sein lassen, Landschaften, namentlich aber
Portraits und Gruppen von Indianern etc. durch das Daguerreotyp
aufzunehmen.
Ausserdem sind wir gern bereit, jegliche andere Wünsche in
Bezug auf unsere Reise entgegen zu nehmen und wenn irgend mög-
lich, zu realisiren, wie z. B. das Sammeln von Geräthschaften und
Waffen der verschiedenen Indianerstämme, so wie andere in das
Fach der Ethnographie schlagende Gegenstände.
Herr A. v. Humboldt, dem über dieses Unternehmen Mitthei-
lung zu machen, wir persönlich die Ehre hatten, hat sich darüber
auf das Günstigste ausgesprochen und uns seine Empfehlung für
dasselbe zugesichert.
Der von uns entworfene Actienplan ist folgender:
Es werden Actien im jährlichen Betrage von 20 Rthlr. ausge-
geben.
Die Einzahlung des vollen Betrages jeder Actie geschieht zum
1. October jeden Jahres.
Die Actien-Beträge für das Jahr 1849 erbitten wir uns unter
unserer Adresse bis zum 1. November a. c., indem wir noch vor
Ablauf dieses Jahres unsere Reise antreten; wogegen alle spätere
Zahlungen an Herrn Adolph M. Appun hierselbst zu leisten sind.
Da die beabsichtigte Reise den Zeitraum von 8 Jahren umfas-
sen wird, so ist es uns am wünschenswerthesten, wenn die Actien-
zeichnungen auf diesen ganzen Zeitraum oder doch auf einige Jahre
geschehen.
Die von uns gemachten Sammlungen werden, sorgfältig ver-
packt, jährlich in mehreren Sendungen erfolgen.
Sämmtliche zoologischen Gegenstände werden durch die Güte
der Herren Otto und Richard Schomburgk in Berlin, welche
so wie Herr Professor Lichtenstein, unserer Unternehmung ihre
besondere Theilnahme schenken und sich für dieselbe eifrig verwen-
den, wissenschaftlich bestimmt und abgeschätzt.
Ueber die Anzahl der auf eine Actie fallenden Exemplare lässt
sich im Voraus unmöglich ein fester Ausspruch thun, indem Zeit
und Oertlichkeit, wie vielfache andere Umstände ausserordentlich
auf die Ausbeute einwirken; jedenfalls aber wird, was Genauigkeit,
Treue der Beobachtung und Billigkeit betreffen, stets das Möglichste
von uns gethan und den speciellen Wünschen der Actionäre auf das
Gewissenhafteste nachgekommen werden.
Hinsichtlich der Botanik ist es uns eher möglich, den Actionären
bestimmtere Zusicherungen zu geben.
Die Centurie getrockneter Pflanzen aus Venezuela berechnen
wir mit 8 Rthlr. preuss. Courant, aus Neu-Granada und Ecua-
dor mit 9 Rthlr., aus Peru und Bolivia mit 10 Rthlr.
Die Centurie getrockneter officineller Pflanzen, mit Früchten
und Rinde, liefern wir mit 30 Rthlr., einzelne Exemplare mit ½
Rthlr., gleichviel ob dieselben im ersten oder letzten Jahre unserer
Reise gesammelt sind.
Herr Dr. Klotszch in Berlin wird die Güte haben, die Be-
stimmung der sämmtlichen von uns gesammelten Pflanzen zu über-
nehmen.
In Betreff lebender Pflanzen und Sämereien wird eine beson-
dere Verständigung der betreffenden Actionäre mit uns nothwendig
sein, wesshalb wir bitten, sich darüber mit uns specieller bespre-
chen zu wollen.
Alle unsere Sammlungen werden zuerst an oben genannte Her-
ren gesendet und als dann, nach erfolgter Bestimmung, durch die
Herren Seminarlehrer Herkt und A. M. Appun hierselbst an die
Actionäre vertheilt. Die Sendungen werden bis Bunzlau franco von
uns geliefert, von hier ab hat jedoch jeder Actionär das geringe
Porto selbst zu tragen.
Während unserer Reise werden wir ein genaues Tagebuch
führen und von Zeit zu Zeit, in dafür geeigneten Journalen, Berichte
über deren Verlauf, so wie über die bemerkenswerthesten Beobach-
tungen erstatten.
Indem wir es wagen, trotz der jetzt so sturmbewegten Zeit,
wo für wissenschaftliche Bestrebungen wenig günstige Aussichten
zu erwarten, eine derartige Reise auszuführen, hoffen wir, dass es
noch wahre Freunde und Förderer der höchsten aller Wissenschaf-
ten geben wird, deren kräftiger Unterstützung zu diesem Unterneh-
men wir mit Vertrauen entgegen sehen.
Bunzlau, in preuss. Schlesien, im September 1848.
Carl Ferdinand Appun.
Leopold Martin.
Die Herren C. F. Appun und L. Martin in Bunzlau, welche
eine naturhistorische Reise in die unbekannten Länder Süd-Ame-
rika's, besonders in die Andes-Gebirge und deren östliche Ab-
hänge, auf eigene Kosten unternehmen wollen, sind dazu in einer
so vollkommenen Weise befähigt und vorbereitet, wie Wenige, welche
vor ihnen zu gleichem Zweck das Vaterland verlassen haben. Ihre
Kenntnisse, Kunstfertigkeiten und Geschicklichkeiten, in welchen
Beide sich für die sämmtlichen Fächer der beschreibenden Naturge-
schichte auf das Vollständigste ergänzen, lassen einen ungewöhn-
lichen Erfolg ihrer Unternehmung erwarten. Ihr mir aus persön-
lichem Umgang bekannter sittlicher Werth und unermüdlicher Eifer
verbürgt namentlich Jedem, der ihnen vertrauen und Aufträge zum
Sammeln geben will, einen fast unausbleiblichen Gewinn.
Ich stehe daher nicht an, die genannten Herren und ihr Unter-
nehmen allen Behörden, Naturforschern und Sammlern in voller
Ueberzeugung auf das Beste zu empfehlen.
Berlin, den 27. August 1848.
H. Lichtenstein,
Professor an der Universität und erster Di-
rector der zoologischen Sammlung in Berlin.
Ich schliesse mich mit Freude alle dem an, was mein Freund,
Herr Professor Lichtenstein, in obigem Zeugniss über das Reise-
Unternehmen der Herren Appun und Martin empfehlend gesagt
hat. Neben der Bereicherung naturhistorischer Sammlungen wird
auch die Darstellung des grossartigen Naturcharakters der Gegend
und der Vegetationsgestaltungen in der Tropenwelt ein wichtiger
und anmuthiger Zweig des Unternehmens sein, dem ich einen glück-
lichen Erfolg wünsche.
Potsdam im September 1848.
Alexander von Humboldt.