Eine Chriſtliche Leichpredigt/
Am tage der Be-
grebniß / des weylandt
Hoch-
wirdigen / Durchleuchtigen / Hochge-
bornen Fürſten vnd Herrn / Herrn
Heinrichen
Julij / Poſtulierten Biſchoff zu Halberſtadt/vnd Hertzo-
gen zu
Braunſchweig vnd Lüneburg / ꝛc. Welcher in der
Königlichen alten Heuptſtadt
Prage Anno 1613. am 20.
Julij/zwey vierthel vff 9. gegen abend/bey
guter ver-
nunfft vnd in wahrem ſtandhafftigem
Glauben an Jeſum Chriſtum/
ſelig entſchlaffen.
Gehalten in Fürſtlicher freyer
Bergkſtadt Wildeman / am 4. Octobris
oben gedachtes Jahrs/
Durch
Jacobum Kalenium/
Predigern daſelbſt.
Gedruckt zu Goßlar/bey Johann Vogt/
Im Jahr 1613.
CARMEN FUNEBRE, IN Praematurum & insperatum quidem
nihilominus tamen beatum, immò beatißimum obitum Reuerendissimi nec non
Illustrissimi principis Domini HEN RICI JULII, (piae memoriae) postulati
Episcopi Halbersta densis, Ducis Brunsuicensis ac Lunaeburgensis, compositum à
lacobo Kalenio, verbi divini ministro Ecclesiae Wildemannensis.
PRaeditus HENRICVS praeclaro est nomine princeps JULIUS, ac functus principis officio. Officiumfecit mansueti principis omni Tempore, quem luget subdita turba sibi: Illum nam rapuit durae inclementia mortis In nos quae miseros dira venena vomit. At nunc aethereo est civis transscriptus Olympo Percipit & nitidig audia magna poli. Dilexit Verbum Christi, coluitque ministros Tractantes summi dogmata pura DEI. Charam constanter patriam defendit ab hoste, Defenditque sacrae relligionis opus. Servavit pacem, servavit Juris & usum. Atque illi populi maxima cura fuit. Sed dux ille pius Pragae disceßit & orbum Heu liquit, populum raptus ab orbe suum Principis ast corpus rursum de morte resurget Interea tumulo molliter oßa cubent.
Den Ehrnvesten / Achtbaren / Wollweisen / Ehrn vnd Vornehmen Richter vnd
Schepffen der Fürstlichen freyen Bergkstadt Wildeman / Meinen großgünstigen
Herren / freundtlichen Gefattern vnd lieben Zuhörern.
So wol Den vier Schetzern Fürstlicher Bergkstadt Ernst Bergman / Asmus Hessen
/ Paul Erißbach vnd Adam Müller: Vnd dann Allen meinen lieben Zuhörern der
löblichen Christlichen Gemein zum Wildeman.
Gottes Heyl / Trost vnd Seligkeit an Leib vnd Seel / durch Jesum Christum
vnsern Erlöser jederzeit zuvor.
EHrnveste / Achtbare / Wollweyse / Ehr vnd Vornehme / großgünstige Herren /
freundtliche Gefatteru vnd liebe Zuhörer / So bald ich durch Gottes hülffe diese
Leichpredigt / die mir /
wie auch allen anderen Pastoribus dieses löblichen Fürstenthumbs Braunschweig
aufferlegt / in einer rühmlichen / feinen vnd Christlichen Frequentia vnd versamlung am 4. Octobris,
dieses instehenden 1613 Jahrs / Gott dem HErrn zu Lob / vnd vnserem Gottseligem
gewesenem frommen regierendem Landesfürsten / vnd derselbigen hochbetrübter
nachgelassener Widtwen vnd Kindern / beyde Herlein vnd Frewlein / sampt allen
angehörigen vnd verwanten / zu Christlicher Liebe / Ehrerbietunge / schüldigem
gehorsam vnd pflicht / verrichtet / haben etzliche fromme Pfarkinder auß meiner
befohlen Pfar Wildeman so sie gehört / davon Copey vnd Abschrifft begehret / vnd
die drücken zulassen sich erbotten. Ob ich aber wol hierüber anfenglich allerley
bedencken getragen / solchesnicht zu willigen / sonderlich weil ich mich
befürchtet / mir solches / alß das es ingenij &
ostentandigratia geschehe / zum ergesten ausgelegt / vnd das ich etwa
vor anderen gesehen sein wolte / verarget werden möchte / da mir doch meine tenuitas vnd vnvermügen gantz wol bewust ist / Jedoch
aber jhnen hernach die zusagung gethan / jhrer gethanen Bitte halben / so bald
ich Amptes wegen die zeit haben könte / mein Concept
rein zuschreiben / vnnd zum druck kommen zulassen / aus folgenden Vrsachen:
Erstlich / weil ich mich erinnerte / das es nicht wider Gott vnd sein Gebott /
sondern vielmehr sein Befehl / vnd ich armer vnwirdiger Diener Göttliches Wortes
jhnen hierinnen zu gratificiren vnd zuwilfahren schüldig
were. Darnach weil Syr. 19.Syrach sagt am 19
Cap. das offt geringe Klugheit mit Gottesfurcht besser sey / denn grosse
Klugheit mit Gottes verachtunge / vnnd ein Seelsorger sich Gottes Worts vnd
seines
Evangelij nicht schemen / wie Paulus sagt / zun Rom.
amRom. 1. 1. Cap. sonderen viel mehr auff
sein Ampt trotzen sol / wie Syr. am 10. cap. sagt. Zum dritten / weil sich in
einem jeglichenSyr. 10. die Gaben des heiligen
Geistes ereugen sollen zum gemeinen Nutz / vñ darneben wol weiß /
das in einem grossen Hause nicht allein weren Güldene vnd Silberne Gefesse /
sonderen auch Hültzerne vnd jrdische / wie wir Exod. am 28. Cap. lesen /
dasExod. 28. zum Tabernacul vnd Hütten des Stifftes / auch allen Gottesdiensten / nicht
alleine reiche vnd vermügene Leut / Gold / Silber / Ertz / Edelgesteine / Seyden
vnd dergleichen gebracht / sondern auch der armen Christliches vnd williges
Hebeopffer / nach jhrem vermügen Widder / Ziegen / vnd Dachsfell / gleichfals
Ziegenhar / Ole vnd dergleichen / auch dem reichen Gott hertzlich wolgefallen /
lieb vnd angenehm gewesen / wie solches auch bezeuget der alte Lehrer Hieronymus, da er sagt: Vnusquisque
Hieronymus.
offert ad Tabernaculum Domini quod potest, alius aurum, alius
argentum, gemmas, alius pelles & pilos caprarum, omnibus enim his
opus habet Dominus, & placet voluntas aequaliter eorum, qui
inaequaliter offerunt. Vnd dann zum Vierdten auch ein jeglicher mit der
Gabe die er empfangen hat / alß die guten Haußhalter Gottes der mannicherley
Gaben Gottes / einem anderen dienen sol / wie S. Petrus sagt in der 1.
Epistel1. Pet. 4. am 4. Cap. Daher hoffe
ich werde diese geringe Predigt / weil sie in Gottes Wort gegründet / Gott auch
angenehm sein / vnd ich daran / das sie zum druck kommen / nicht könne
gesündiget haben. Zum letzten / weil Gottes Wort saget vnd bezeuget / das des
Gerechten nimmermehr sol vergessen werden / wie derPsal. 112. Prophet David im 112. Psalmsaget: In
memoria sempiterna erit Justus, so kan vnd sol ich auch S. F. G. nicht
vergessen.
Auß solchen Vrsachen habe ich meiner gethanen
Zusagung gnug thun / jhrer bitte gewehren / die Predigt nach dem Maß / wie sie
Gott der heilige Geist gegeben / nicht hinder halten / sondern selbst publiciren vnd in den druck geben wollen /
vngezweiffelter Esa. 55.Hoffnung vnd Zuversicht
/ sie werde / wie albereit geschehen / nach des Propheten Esaie meinung am 55.
Cap. wo nicht bey allen / doch bey etzlichen frommen Christen in künfftigen
Zeiten auch jhren Nutz bringen.
Daß ich aber Großgünstige liebe Herren / Gefattern vnd Zuhörer / ewer Ehrnvesten
vnd Achtbar gunsten solche Leich: vnd Grabpredigt dedicire vnnd zuschreibe / geschicht nicht grossen Rhum damit zu erjagen /
einen nomen immortalitatis zu compariren / Kunst vnd sonderliche grosse Geschickligkeit sehen
zulassen / Nein trawn / sonder en folgender Vrsachen halben. Erstlich / weil. S.
F. G. ewre Ehrnveste vnd Achtbar gunsten eine raume Zeit auff den Bergkwercken
getrewe Diener gewesen / vnd deroselben gescheffte / vñ wie sie
jeder zuverwalten gehabt / nach Eydes pflicht / auffs fleissigste vnd
trewlichste verrichtet / darumb sie auch von S. F. G. geliebet / vnd in ja so
grossen Gnaden gehalten worden seyn / als andere Diener der Bergkwercke / vnd
anderer örter im Lande / welches E. E. vnd Achtbar gunsten vnd alle den jhrigen
gutes Lob / ja einen ewigen Rhum vnd Namen geben wird. Darnach auch darumb /
weil ich gar wol weiß / das S. F. G. tödtlicher / vnverhoffter / plötzlicher
Abgang E. E. vnud A. gunsten schmertzlich wehe thut / vnd auch darumb Leidt
tregt vnd trawret / wie es auch Christlich vnd Rühmlich ist / das getrewe vnd
fleissige Vnterthanen vnd Diener vmb jhrer frommen Herren tödtlichen abgang eine
Zeitlang trawren / welches die heilige Schrifft bil-
liget vnd befiehlet / zun Rom. am 12. 1. Thes. 4. Jer. 22. 2. Sam.Rom. 1. 1. Thes. 4. Jer. 22. 2. Sam. 1. vnd 1. Par.
25. 1. vnd 1. Paralip. 25.
Zum dritten / das ich hiemit meine liebe die ich zu E. E. vnd A. gunsten trage /
als ein Seelenhirte zu seinen Schefflein billich tragen vnd haben sol an den tag
gebe.
Zum vierdten / das diese Predigt sein möchte / nicht allein ein küntliches Document, oder öffentliches Zeugniß eines Christlichen
luctus vnd vnterthenigen Gottseligen trawren / auch
nicht allein ein feines ornament, oder ansehenliche
Zierde der Christlichen Begrebnis / sondern eine Ehre vnd Trostpredigt / Eine
Ehrpredigt zum vnvergeßlichen Gedechtnis vnsers seligen abgestorbenen
Landesfürsten / Hertzogen Henrici Julij, Eine
Trostpredigt vns leidtragenden Vnterthanen. Entlich vnd zum letzten / das E. E.
vnd Achtbar g. jtzo vnd zu aller zeit zusehen vnd auff zuweisen hetten / wie ich
zugesantem befehl nach gelebt / was ich gelehrt vnd geprediget / vnd was ich für
ein Thema oder text auß Gottes Wort zur Leichpredigt
vber S. F. G. todt meinen Schefflein vnd Sareptanern,
hette geführt vnd tractirt. Diese vnd keine andere
Vrsachen nun / Großgünstige Herren / Gefattern vnd Zuhörer / haben mich impellirt vnd bewogen / E. E. vnd A. g. diese meine
geringschetzige Predigt zu zuschreiben / vnd als ein munusculum zuvorehren / freundlich vnd demütig bittende / dieselben
wolten sie günstiglich vnd im besten / wie es (dessen Gott mein Zeuge) gemeinet
/ auff vnd annehmen / vnd mit anderen Gottseligen frommen Christen / beyde zum
trost / vnd guter seliger praeparation zum todt vnd
sanfftem / seligem Sterbestündelein gebrauchen. Bin E. E. vnd Achtbar gunsten /
vnd deroselben Kindern mit meinem Pater noster vnd armen
vermügen jeder zeit ferner
zu dienen hiemit williger als
willig. Datum Wildeman / Anno reparatae salutis 1613.
den 15 Octobris / an welchem tage S. F. G. im jahr 1564.
zur Welt geboren / vnd nach dem sie gelebet 48. jahr. 9. Monden vnd 5. Tage /
wider in der Königlichen Rom. 4.Alten
heuptstadt Prage in Gott dem HErrn selig entschlaffen. Jesus Christus / der
selbst vmb vnser Sünde willen gestorben / vnd vmb vnser Gerechtigkeit willen
wider auff erstanden / wolle S. F. G. am jungsten Tage widerumb zur ewigen
Frewde vnd Herrligkeit erwecken / AMEN.
E. Ehrnvesten vnd Achtbar gunsten lieber Seelsorger
Jacobus Kale / vn wirdiger Diener am Wort Gottes daselbst.
Occasio Concionis.
GEliebten im HErrn / der Allmechtige getrewe vnd barmhertzige Gott / vnser
hertzliebster Vater im Himmel / hat nach seinem allein weisen Raht / veterlichem
Willen vnd gnedigem göttlichem Wolgefallen / das alte löbliche vnd hochberümbte
Hauß Braunschweig / Kirchen / hohe vnd niedrige Schulen / ja das gantze
Braunschweigische Land sehr hochbetrübet / vnnd mit einer schweren
wollverdienten Straffe heimgesucht / vnd nach dem 60. Psalm / demselben einPsalm. 60. hartes erzeiget / in dem die
Göttliche Majestat vnd hohe Allmacht den weylandt Hochwirdigen / Durchleuchtigen
/ Hochgebornen Fürsten vnd Herren / Herren Henricum Julium,
postulirten Bischoff das Stifftes Halberstadt / vnd Hertzogen zu
Braunschweig vnd Lüneburg / vnsern numehr Christseligen in Gott ruhen den
regierenden Landesfürsten / vnd Vater des Vaterlandes / aus diesem zeitlichem /
müseligem vnd kümmerlichem leben / Wunderburgk vnd Jammerthal den 20 Iulij in der alten Königlichen Heuptstadt Prage /
halbeweg 9. gegen Abendt / dieses schwebenden 1613. jahrs / gnediglich / sanfft
/ still / bey guter Vernunfft / in warem Glauben an Jesum Christum vnseren
einigen Heylandt / Erlöser vnd Seligmacher / vnd in hertzlicher bestendiger
Anruffunge des heiligen Namens Gottes / Christlich vnd Seliglich abgefordert /
vnd deroselben Gottselige Seelins ewige / selige / frieden vnd frewden Leben
auffgenommen / alda sie empfindet vnd geneust der leiblichenActo. 3. erquickunge Gottes Angesichtes / wie
Acto. 3. geschrieben stehet. Weil dañ vber diesem plötzlichen /
vnverhofften / Fürstlichen
todesfall nicht allein diese
Bergkstadt Wildeman / sondern das gantze Landt bewogen wirdt / vmb jhren Iosiam leidt zutragen / so sein wir deßwegen ja aus
schüldiger Pflicht vnnd Danckbarkeit zusammen kommen alhier in die Kirche / eben
an dem tage / da S. F. G. einge sarckter Leichnam zu Wulffenbüttel mit trawriger
proceßion von der Vestung in die herrliche
newgebawete Heinrichstedter Kirche zu S. F. G. vnd dero löblichen / gottseligen
/ verstorbenen Eltern / Brüdern / Geschwistern vnd anderen Vorfahren Grabe vnd
Ruhekemmerlein zur niedersetzunge gebracht wirdt / vnd mir Vnwirdigen Diener am
Wort Gottes / wie allen Predigern in S. F. G. gehabten Landen / durch einen
ernsten befehl befohlen vnd auff gedragen / S. F. G. zu klagen / das ist / vnter
dieser gemeinen trawr vnd landtklage eine Leichpredigt meinen Zuhörerern zu thun
/
Duo similia.
welches dañ recht vnd billich ist. Es trawren fürwar alle
Sterne am Himmel / weñ Son vnd Mondt / jhre Regenten /
vorfinstert werden / vnd gehet als denn dem schönen gestirneten Himmel an seiner
Zierde viel abe / solten deñ getrewe Vnterthanen nicht trawren /
wenn jhnen Gott jhr Licht im Lande außgehen vnd verleschen lest. Wann in einem
lustigen Lustgarten vnd herlichem Obesthofe nur ein einiger Baum verdorret vnd
mit der zeit dahin felt / so beklaget man denselben vnd spricht: Ists nicht
jmmer mordt vnd schade vmb den schönen fruchtbahren Baum: Solten denn fromme
Vnterthanen nicht trawren / weil in dem schönen Fürstlichen Lustgarten des
Fürstlichen Hauses Braunschweig / welchen der HERR gepflantzet hat / der
Fürstliche Regenten Baum vmbgefallen / vnter welchem sie Schutz / Schirm vnd
Schatten gehabt. Ja das noch viel mehr ist / so concediret vnd mandirt vns solches Gottes Wort /
wie sonderlich die gemitus vnnd
seufftzen / mit welchen hoher Personen / vnd betrübter Regenten tödtlicher
hintrit beseufftzetJer. 22. vnd beklaget / vom
Propheten Jeremia am 22. Cap. beschrieben werden / da deñ stehet:
Ach Bruder / Ach Schwester / Ach HErr / Ach Eidam. Vnd im andern Buch Samuel am
2.2. Sam. 2. Cap. machte David ein
Trawrlied / da Saul vnd Jonathan in der Schlacht vmbkamen / vnd sprach: Wie sind
die Helden gefallen. Vnd den frommen könig Josiam hat das gantze Land beweinet /
vnd der Prophet Jeremias hat dem Volck Klaglieder2.
Paral. Cap. 35. gemacht / vnd dieselbe singen lassen / wie zu lesen
im 2. Pa. am 35. cap. Vnd das ich noch vieler anderer Zeugnissen / Sprüchen vnd
Historien geschweige. Damit nun dem zugesantem Befehl / Klag vnd Leichpredigt
jhr recht geschehe / wir auch lehrnen vnd wissen können / was für Maß im trawren
zuhalten sey / vnd nicht thun wie die Heyden die von Gott nichtes wissen / wie
S. Paulus solches vbermessiges trawren verbeut / in der 1. an die Tehssalonicher
am 4. Cap. da er spricht: Wir1. Thes. 4.
wollen euch aber lieben Brüder nicht verhalten / von denen die da schlaffen /
das jhr nicht trawrig seid / wie die anderen / die keineSyr. 38. Hoffnung haben. Vnd Syrach sagt im 38.
Cap. So wollen wir miteinander Gott den Himlischen Vater im Namẽ
Jesu Christi anruffen / vnd bitten vmb seinen göttlichen Beystand vnd heiligen
Geist / damit wir S. F. G. seligen / eine solche Leichpredigt thun mögen / die
da gereiche Gott dem HErrn zu Lob / Preiß vnd Ehren / zu außbreitunge seines
Göttlichen Namens / zu besserung vnsers Lebens / zu guter bereitung zu einem
seligen Sterbestündelein / zu sterckung vnsers schwachen Glaubens / vnd das wir
alle miteinander das Ende des Glaubens davon bringen mögen / nemlich / der
Seelen Se-
ligkeit. Solches nun von der hohen / heiligen
/ göttlichen Majstat zuerlangen / wollen wir armen Sünder vns vor derselben
demütigen / die Knie vnsers Hertzens vnd Leibes beugen / vnd beten miteinander
in warem Glauben ein andechtiges vnd gleubiges Vater vnser / etc.
THEMA oder Leichtext. PSALMVS LX.
GOTT / der du vns verstossen vnd zerstrewet hast / vnd Zornig warest / tröste vns
wider.
Der du die Erde beweget vnd zurissen hast / heyle jhre Brüche / die so
zerschellet sind.
Denn du hast deinem Volck ein hartes erzeiget / du hast vns einen Trunck Weins
gegeben / das wir daumelten.
Du hast aber noch ein Zeichen gegeben / denen die dich fürchten / welches sie
auffwurffen vnd sie sicher machet / Sela.
Auff das deine lieben erlediget werden / so hilff nun mit deiner Rechten / vnd
erhöre vns.
Gott redet noch in seinem Heiligthumb / des bin ich fro / vnd wil theilen Sichem
/ vnd abmessen das thal Suchoth.
Gilead ist mein / mein ist Manasse / Ephraim ist die macht meines Heupts / Juda
ist mein Fürst.
Moab ist mein † Waschtöpffen / meinen† Waschtöpffen)
das ist / meine Vnterthanen. Schuch strecke ich vber Edom / Philistea
jauchtzet zu mir.
Wer wil mich führen in eine feste Stadt / wer geleitet mich biß in Edom?
Wirstu es nicht thun Gott / der du vns verstössest? Vnd zeuchst nicht aus / Gott
/ auff vnser Heer? Schaff vns Beystandt in der Noth / deñ
Menschen Hülff ist kein Nütz.
Mit Gott wollen wir thaten thun / er wird vnser Feinde vntertretten.
EXORDIVM.
IHr andechtigen vnd geliebten in Christo Jesu / Ich möchte bey dieser vornehmen /
hohen Fürstlichen Leich bald sagen / wie jenner im Virgilio,
AEneidos 11.
Virgilius AEneidos 11.
Nos animae viles, inhumata, infletaque turba sternamur
campis. Das ist / wenn ich vnd meines gleichen arme einfeltige Leute
stürben / das were ein solcher schade / der leicht zuverschmertzen vnd bald
wider zuersetzen stünde / denn vnsers gleichen kan man Gott lob alle tage
finden: Heut aber den 4. Octobris wird zu Wulffenbüttel
eine solche Person / an dem
Landt / Leuten / vnd dem gantzen
Hochlöblichem Fürstlichem Hause Braunschweig viel gelegen / in die Erden bey
seine selige verstorbene Vorfahren gesetzet. Diesen Verlust nun sollen wir nicht
gering schetzen / sondern gewiß dafür halten es sehe einem ernstẽ
zorn vnd vorstehendem bösen Wetter ehnlich / weñ Gott jolche
vornehme Stender vnnd Reiches seulen / Heupter vnd Monarchen des heiligen
Römischen Reichs hinweg reisset / wie in kurtzer zeit nacheinander geschehen.
Alß / das er Anno Anno 1611 den 2. May. 23. Junij1611. den 2. May Herren Ernst /
Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg. Im selben jahr den 23. Junij Christianum den anderen / Churfürsten zu Sachsen /
gleichfals den 10. Januarij
Anno 1612Anno 1612. die Römische Keyserliche
Majestat / Herren Rudolphum den anderen / vnd jetzo den 20. Iulij dieses schwebenden Anno
16131613. Jahrs HENRICVM JULIVM, Postulirten
Bischoff des Stifftes Halberstadt / vnd Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg /
damit Gott gleich sagen wil: Ihr ansehnliche / begabte / verstendige / vnd von
mir hocherhabene Leute / die jhrs mit Kirchen vnd Schulen / mit dem Regiment /
mit Landt vnd Leuten trewlich vnd gut gemeinet / die jhr vber dem edlen Fried /
vnd sonderlich der tewren Beylag Gottes Wortes gehalten / trewe vnd eyferige
Prediger geliebet / die bösen gestraffet / vnd die frommen gehandthabt vnd
geschützet: Gehet in ewer Kämmerlein / einer nach dem anderen / vnd verberget
euch / deñ ich gedencke der gottlosen Welt / des Teuffels Braut /
einen grewlichen Kherab zugeben / meinen Zorn vnd Grim mit macht vber sie
zuschütten / wie ich wol ehe gethan / als Gottes Wort vnd die heilige Schrifft /
vnd dero gewaltige Exempla anzeigen.
Ob nun gleich grobe vngeschliffene Corydones, die so viel
nach denckens im Kopffe / als Gottesfurcht im Hertzen
haben / pflegen vnvernünfftig vnnd leichtfertig heraus zu fahren / vnd zusagen:
Was ist es denn mehr? Es ist wol ehe ein Braunschweigischer Fürst gestorben /
vnd zu Braunschweig in den Thum S. Blasij / oder Heinrichstadt begraben worden /
die Stifftes Kirche / Stadt vnd Vestunge aber ist darumb nicht eingefallen /
sonderen stehen blieben / was sein sie mehr als andere menschen / ja dürffen
noch wol spöttisch sagen / mustedoch des Keysers Koch sterben / da er doch gute
feiste Suppen machen kondte / ja wie jtzt gehört der Keyserselbst: Aber lieben
Freunde / wir sehens in heiliger Schrifft die es bezeuget / mit der erfahrung /
wiewol es gestanden vmb Diener vnd Vnterthanen / so lange fromme Obrigkeit / vnd
berühmbte Leute gelebetSyr. 41. / dagegen wie
wunderlich vnd seltzam es darnach zugegangen / wenn sie das Heupt gelegt / wie
bezeuget SalomoProv. 28. Pro. 28. Ab interitu principum magnae fiunt rerum confusiones.
Das ist / weñ Fürsten vnd Herren sterben / so gibet es vmb des
Volckes Sünde willen grosse verenderung. Solches wilNoab. ich darthun mit folgenden Exemplis. So bald Noah mit den
seinen in die Arch versamlet ward / kam die Sintfluth / Gene.Genes. 7. 7. vnd erseuffte alles auff Erden /
was einen lebendigen Athem hatte. Loth war kaum mit den seinen aus Sodoma gangen
/Loth. Genes. 19. da fiel Fewr vnd
Schwefel vom HErrn aus dem Himmel / vnd verzehrte Sodoma / Gomorrha / Adama /
Zeboim vnd Zoar / vnd alle einwohner / Gen. 19. Als Joseph gestorben war /
drücketeJoseph. die Kinder von Israel ein
newer König mit Frondiensten / wie zu lesen / Gen. 50. vnd Exod. 1. sonderen das
vnglücke betrifftGene. 50. vnd Exod. 1. sie
heuffig vnd felt letzlich auff die Egypter / das sie nach mannicherley aus
gestandenen Plagen im rothen Meer ersauffen müssen.
Samuel. 1. Sam. 25.
Da der Prophet Samuel gestorben war / wie im 1. Sam. am 25. Cap. stehet / welcher
sich mit seinem Gebet zur Mawr wider den Riß geleget / vnd dadurch dem König
Saul viel gutes erlanget / hatte Sauls Glücke ein ende. Vnd also ist es durchaus
im alten Testament gangen / wenn fromme Richter / Könige vnd Propheten die Augen
zugethan / so haben die lebendigen warlich herhalten / sich für die Haarwürme
bremsen / vnd rechtschaffen zerzausen lassen / Krieg / Hunger / tewre Zeit /
Pestilentz vnnd andere Plagen versuchen vnnd ausstehen müssen.
Im newen Testament / vnd der Kirchen Historien findet man auch Exempla genug /
die da darthun vnd bezeugen / wie Joannis. Matth. 14.
Marc. 6.wenig gutes auff Gottseliger Leute absterben erfolget sey.
Joannis des Teuffers todt / wie geschrieben stehet / Matt. 14. vnd Mar. 6.
bracht Herodi Antipae, sonst Tetrarchae, dem Predigermörder / vnnd seiner vnzüchtigen Bestien vnd
leichtfertigen Tentzerin wenig gutes / wie Josephus vnd Nicephorus / vnd
sonderlich Josephus lib. 18 vnd 20. am 6. 9. vnd 10. Cap.
Herodes Agrippa.
So hatte Herodis Agrippae, Herodis magni des
Kindermörders Kindeskindt / Pracht vnd verfluchte Hoffart bald ein ende / alß er
den heiligen Apostel Jacobum tödten ließ / Acto. 12. vnd 18. Von diesen drey
ehrlichen Vögelen / hat Lyra diese zwene Verß gemacht:
Ascalonita necat pueros, Antipa Johannem, Agripa Jacobum, claudens in carcere Petrum.
Aposteli.
Alß die Apostel aus dem Jüdischem Lande vertrieben vnd verfolget würden / folgete
allerley schrecklich Vnglück vnd die entliche vnd gäntzliche Zerstörung
Jerusalem / des Tempels /
der in die 38. Tonnen Goldes
gekostet / vnd des gantzen Jüdischen Landes / welche Christus auch in seiner eduction zu seinem Todt / Leiden vnd Sterben / 40. jahr
zuvor / ehe sie erfolgt / vaticinirte, Luc. 19.Luc. 19. Ambrosius. Augustinus. D. Martinus Lutherus
moritur Anno 1546. In die Concordiae.
Also vberzogen vnnd durchstreiffeten die Gothen Welschlandt / da D. Ambrosius
hinweg war / vnnd das Heupt gelegt hatte. Nach des heiligen Augustini Absterben
/ verwüsteten die Teutschen Wandaler Aphricam. Alß auch D. Martinus Lutherus
eingeschlaffen / vnd gen Wittenberg in sein Ruhekämmerlein war gebracht worden /
gieng der Teutsche Krieg an. Ist also alle Zeit auff gerechter / heiliger vnd
hoher Leut tödtlicher abgangk nichtes gutes erfolget / wie Esaias sagt am 56.
cap. Welches auch die weysen Heyden in acht genommen / vnd aus der Erfahrung
gesagt: Auff absterben fürnehmer / nützlicher / wolverdienter Leute / pflegen
gemeiniglich schwere Straffen zufolgen. Vnd daß ist es eben / das Gott der HErr
im 2. Re.2. Reg. 22. 22. Cap. nicht allein von
dem König Josia / sonderen auch von anderen frommen heiligen vnd wolverdienten
Leuten / die in warem Glauben an JEsum Christum von dieser Welt abgescheiden
sein / saget: Ich wil dich zu deinen Vetern samlen / das du mit Frieden in dein
Grab versamlet werdest / vnnd deine Augen nicht sehen alle das vnglücke / das
ich vber diese Stedte bringen wil. Solches ist sich bey diesem hohen fall auch
zuvermuhten / denn wir ja nicht allein denselben / sonderen mit der grossen
Vndanckbarkeit / Verrachtung Gottes Wortes / der heiligen Sacrament / Vngehorsam
gegen jhre Fürstliche Gnade / vnbußfertigem Leben / vnnd der gleichen Sünde /
allerley Straffe vnd Plage gantz wol verdienet. Wollen wir nun aber besörglicher
vnd vermuhtlicher straffen Gottes erübrigt sein /
vnd vnser
HErr Gott soll vns / vnd Landt vnd Leuten widerumb einen frommen Josiam geben /
inmassen wir an Hertzogen Henrico Julio gehabt / so müssen wir ohne vnterlaß vnd
verdruß Gott darumb anruffen / ernst vnd andechtig beten / Luc. 15. 7.vnsere Sünde mit dem verlohrnen Sohn
vnd anderen rewenden Sündern bereuwen / deroselben vergebunge suchen vnd bitten
/ alle Bößheit lassen / eines besseren Lebens vns befleissigen / vnd also zu
jederzeit fromme Christen sein / so wird vnser Gott nach seiner Zusage vns
erhören / vnd geben einen solchen frommen vnd gottseligen Landesfürsten / wie
wir gehabt vnd gebeten.
Das wir vns aber jtzo in die zeit schicken / wie S. Paulus Ephes. 3. Rom. 12.lehret / zun Ephes. 3. vnd zun
Röm. 12. leidt tragen vnd trawrig sein mit den trauwrigen / vber den tödtlichen
Abgang vnsers gnedigsten Fürsten vnd Herren / so geschicht solches billich /
bevorab weils befohlen / wir auch wissen das es jhme der heilige Geist mit
nichten mißfallen / sonderen zum angenehmen Willen werde gereichen lassen. Zum
letzten / weil vns an S. F. G. Todt nicht eine Tasche entfallen / darin kein
Gelt gewesen / sonderen ein löblicher frommer Landes fürst dahin gegangen /
daran vns gar wehe geschehen / ja corona capitis nostri
cecidit, die Kron vnsers Heuptes ist abgefallen. Cecidit columna imperij, cecidit oculus, imò Brachium & dextra fida
Caesaris Matthiae primi invictißimi.
Hierob dann diese Bergstadt vnd das gantze Braunschweigische Landt billich
bewogen wird / vmb jhren frommen Josiam / Landesfürsten vnd Vater des
Vaterlandes auch leid zutragen / Dannhero ist dieser Tag / der 4. Octobris zu S. F. G. Begrebniß / Trauwr vnd Leichpredigt
tage berambt vnd auß-
geschrieben / vnd sein derwegen
dißmahl in einer Volckreichen Versamlung zusammen kommen / den Tag zubegehen /
dem zugeschicketen mandato zu pariren, vnd von alles Fleisches Sterbligkeit zureden. Derhalben
wollen wir den jtzt verlesenen 60. Psalm / der ein rechter Trawr vnd Klag Psalm
ist / vnd sich nicht vnbequem auff diesen vnverhoffeten / plötzlichen Todesfall
vnd zu S. F. G. Leichpredigt schicket / vor vns nemmen vnd zwey stücke handelen.
Erstlich wil ich berichten / wie wir diesen vnverhofften /
Propositio bimenbris.
plötzlichen vnd gegenwertigen Todesfal ansehen / was wir hirunter
bedencken / vnd wie wir vns Christlich darein schicken sollen.
Zum anderen / wil ich anzeigen / wie wir vnter diesem betrübten Zustande vns vnd
andere trösten / vnd auffrichten sollen. Das wir nun von solchen zweyen Stücken
fruchtbarlich
Votum.
vnd mit vnser aller erbawunge handelen mögen / wolle der Allmechtige
GOtt vns beyder seits seine Gnad / heiligen Geist vnd Segen verleihen / vmb des
HErrn Christi willen / Amen.
EXPOSITIO Primi loci.
DIeser abgelesener Psalm / jhr liebe außerwehlte in dem HErrn / daraus wir mit
Gottes Hülff dißmahl zwey Stück tractiren wollen / ist
ein rechter Trawr vnd Klagpsalm / in welchem der heilige König vnd Prophet David
seine selbest eigene / vnd des gantzen Landes oder des Jüdischen Volckes Noht
vnd Anliegen mit wehmuht vnd Betrübnis seinem lieben frommen GOtt klaget vnd
fürtregt. Deren Vrsache dann er sich mit vnserem betrübten Trawr-
standt gar wol vergleicht / vnnd zu vnserem
vorhabendem Werck sehr nützvnd dienstlich ist / Dann ob wol in Specie vnd mit Namen nicht ausgedrücket oder angezeiget
wird / was eben die Noht vnd das Anliegen gewesen sey / welches David alhier in
seiner Klage geführet hat / ohn allein was etlicher massen aus der Vberschrifft
des Psalmens genom̃en / vnd vermeinet wird / das es Feindes noth
gewesen sey / so geben doch die Wort so viel zuvermercken / das es eine grosse
noth / ein starckes anliegen muß gewesen sein / die den lieben David tieff ins
Hertz geschnitten / vnd vnter dem Landtvolck grossen Jammer / Noth vnd
Weheklagen muß erwecket haben. Jedoch ist David in diesem Psalm jhme selbsten
etlicher massen vngleich.
Dann im ersten Theil klaget vnd winselt er. Bald darauff aber vnd im anderen
Theil wendet er sich / richtet sich auff / schepffet trost / vnd fasset wider
einen frölichen Muth. Das ist denn eben auch die rechte vnd die feine güldene
Kunst / die man bey rechten Christen vnd waren Kinderen Gottes findet / trawren
/ doch mit massen / nicht wie die so keine Hoffnunge 1. Thes. 4.haben / wie Paulus in der 1. an die Thes. am 4. Cap.
Leide tragen vnd weinen / doch das man sich wider tröste / vnd trösten Syr. 38.lasse / wie der weise man Syrach
vermahnet am 38. Capittel. Welchem Exempel vnd Vermanunge zu billicher folge /
Gott helffe das es mit Frucht vnd Segen geschehe / wie zuvor gewünschet vnd von
GOTT gebeten worden / wir dißmahl beyde von trawren vnd trost reden wollen / vnd
kommen also damit auff das erste Stück vnserer Predigt / nemblich / da wir zu
reden / wie wir diesen vnverhofften / vnvermuhtlichẽ vnd
plötzlichen gegenwertigen Trawrfall ansehen / was wir hierinne bedencken / vnnd
wie wir vns auch Christlich darein
schicken sollen. Ob sichs
nun wol sonsten gar nicht leiden / ja im allergeringsten nicht gebühren wil mit
Gott zu rechten / vber vnd wider seine Regierung vnd Wercke einige klage
zuführen / wie Jeremias am 12. Cap. sagt: HErr wenn ich gleich mit dirJer. 12. rechten wolte / so behieltestu doch
recht / dennoch muß ich von recht mit dir redẽ / Warumb gehet es
doch den gottlosen so wol / vnd die Verechter haben alles die fülle? Du
pflantzest sie das sie wurtzeln / wachsen vnnd Frucht bringen / du lesset sie
viel von dir rhümen / vnd züchtigest sie nicht / mich aber HErr kennestu vnd
sihest mich / vnd prüfest mein Hertz vor dir. Aber du lest sie frey gehen wie
Schafe / das sie geschlachtet werden / vnd sparest sie / das sie gewürget
werden. Sondern den frommen Christen vnd gleubigen Gottes gebührt viel mehr /
wie Job.Job. 21. am 21. Cap. sagt / die Handt
auffs Maul zulegen / den Mund in den Staub zustecken / vnd dem HErrn in allem
recht zugeben vnd zulassen / angesehen / das es heisset / Der HERr ist gerecht
in allen seinen Wercken: So mag es doch der fromme Gott an seinen lieben
Gleubigen bißweilen gar wol geschehen lassen / das mit jhme von recht geredt /
bevoraus in Kindlichem Vertrawen vnd Gehorsam / von jhnen jhre noth vnd obliegen
geklaget werde.
Dessen zum Exempel wird vns der heilige König vnd Prophet David in vorhabendem
Psalm fürgestelt / welcher mit seinem lieben Gott hierinn eben eine starcke
Sprache helt / vnd in seinem / vnd des gantzen Volckes Namen eine zimliche
hefftige Klage für vnnd anbringet. Der eingang der Klage ist gar kurtz vnd
abgebrochen / er findet ein einiges Wörtlein vnd spricht: Gott der du vns. etc.
Sonsten in anderen Psalmen / vnd sonderlich da es vmb Geistliche noth vnd
anlie-
gen zu thun ist / alß im 3. 6. 9. vnd
anderen / gibet es David mit mehrerern vnd anderen Worten / vnd pfleget
gemeiniglich zuruffen: Ach HERR. Andere Gleubige vnd heilige / wann sie jhrem
lieben Gott klagen / vnd jhr Hertz vber jhm ausschütten wollen / so geben sie
jhm seine gebührliche Titel / vnd sprechen: Heiliger / Barmhertziger / starcker
vnd gnediger Gott. David aber ist hie des Jammers so vol / das er mehr nicht /
als das Wörtlein Gott / er greiffet / vnd ist doch eben viel / ja gnug hiemit
begrieffen. Dann dieser Name Gott kommet her vom guten. Niemand aber ist gut /
dann der einige Gott / Matth. 19. vnd begreifft in sich alles / was herliches
vnd gutes von GOtt kan vnd mag gesagt werden. Das bildet David alhier vnter
seiner Klag tieff in sein Hertz hinein / vnd ob er schon bey Gott klagen vnd
seine Noth anbringen wil / so bekennet er doch / vnd wils zum voraus gesetzet
haben / Gott sey vnd bleibe allezeit / vnd in allem Gut vnd Gerecht.
Ach liebste Freunde / es ist eine hohe schwere Sache mitten vnter der straffe /
darunter doch Gottes gerechter vnd billicher Zorn gespühret wird / sich
auffrichten / für Gottes Angesicht treten / vnd jhme gleich in die Zornruhte
greiffen / vnd mit jhm seine Notturfft handelen können. Gott / spricht er weiter
/ du hast deinem Volcke ein hartes erzeigt. Wil so viel sagen / gegen wem solte
sich ein Volck mehr gutes versehẽ / alß gegen seinem lieben vnd
frommen Gott: Freylich gegen niemand anders. Nun aber da solches von vns
geschicht / was folget? Du hast vns zumahln hart heim gesucht / du hast vns
Thre. 1. Psal. 68.angegriffen an dem ort /
da es vns am wehesten thut / Thre. 1. Du hast vns nach dem 68. Psalm eine Last /
ja eine schwere last auffgeleget / Du hast vns voll Jammers ge-
macht. Was ist dann das harte erzeigte / vnd der
grosse Jammer gewesen? Etwas wird hiervon berichtet / doch wird es in Specie nicht außgedrücket / noch mit lauterem Namen
geneñet.
Dann erstlich sagt er / Gott sey Zornig gewesen / habe Zorn zeichen sehen lassen.
2. Er habe sie verstossen vnd zerstrewet: 3. Er habe die Erde / das gantze Landt
beweget vnd zerrissen / das sie von Brüchen gar zuschellet sey / die Grundtfeste
des Landes seyn bey nahe eingefallen. 4. Er habe jhnen ein Trunck Weins gegeben
/ das sie davon daumelten. Gott habe jhn dermassen vnd viel eingeschencket / das
sie fast nicht austrincken können / Sonsten hat Gott wol einen Kelch in seiner
Hand / mit starckem Wein eingeschencket / aus welchem Creutzkelch er allen
seinen Freunden pfleget einzuschencken / wie David sagt im 75. Psalm. DennPsalm. 75. der HErr hat einen Becher in der
Handt / vnd mit starckem Wein voll eingeschencket / vnd schencket aus demselben
/ das ist / er teilet einem jglichem sein Maß zu / das er leide / aber die
Gottlosen müssen alle trincken / vnd die Hefen aussauffen. Aber alhier sey der
Trunck gar starck gewesen / Summa / gar ein vber aus hartes / schweres /
vnfreundtliches sey jhm erzeiget worden.
So viel vom Text.
HAt nun / andechtige im HErrn / der König David / vnd das gantze Volck / vber
jhren Zustandt so hefftig getrawret vñ geklaget / geheulet vnd
geweinet / da er doch bey Land vnd Leuten blieben / vnd das Volck seinen König
vnd Regie-
renden Herren vnd Landesvater behalten hat:
Wer wil vns arme betrübte Vnterthanen dann verdencken / vnnd es vns zum ergesten
außlegen / vnd vbel deuten / da wir in vnverhofftem / gegenwertigem /
leidlichẽ Betrübnis / vnd kleglichem Zustandt auch vnsere
klage führen / da der Allmechtige GOtt nach seinem vns verborgenem Rath vnd
Wollgefallen den weylandt Hochwirdigen / Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten
vnd Herren / Herren Henricum Julium / Postulirten Bischoffen zu Halberstadt /
vnd Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / vnseren frommen gewesenen
angebornen Erb vnd Landesfürsten / ausserhalb Landes vns entrücket / vnnd durch
den zeitlichen Todt entzogen vnd genommen hat / durch welchen jämmerlichen /
plötzlichen vnnd betrübten Fall / vns auch allerseits ein hartes / Ach / Ach
leider / Gott im hohen Himmel sey es geklaget / ein gar hartes ist erzeiget. Im
löblichen berümbten Hause Braunschweig sein bißhero zwey par Brüder am Leben
gewesen / alß nemblich / vnser verstorbener Herr / Herr Henricus Julius /
Christmilder gedechtnis. Philippus Sigismundus / Postulirter Bischoff dero
Stifft Osnabrück vnd Verden / Thumprobst zu Halberstadt / vnnd Hertzog zu
Braunschweig vnd Lüneburg. Joachim Carl / Thumprobst hoher Stifft Straßburgk /
vnd Julius Augustus / Thumprobst des Stifftes S. Blasij in Braunschweig / vnd
Abten zum Michelstein. Diese zwey par Brüder aber sind gewesen / nicht allein
leibliche / sonderen auch hertzliche Gebrüdere / die Psal. 133. Syr. 25.einig gelebt / darob Gott vnd Menschen / wie
David im 133. Psalm sagt / vnd Syr. im 25. Cap. ein Wollgefallen gehabt / welche
auch einem anderen Trew vnd Holt / biß in den todt gewesen / vnd nicht allein in
Brieffen zugeschrieben / sondern
solches auch im werck vnd
mit der that / wie jedermenniglich bewust / geleistet haben / Diese par
Gebrüdere sein nun zerentzelet / das Bandt vnd Brüderschafft ist nun auffgelöset
vnd zertrennet / das ist ja warlich ein hartes / das Gott hierinnen erzeiget
hat.
Gleicher gestalt hat durch diesen betrübten Todesfall / vnser lieber GOtt den
Fürstlichen Geschwistern ein sehr hartes erzeiget / das sie schier nicht wissen
wo aus noch ein. Zum dritten / ist ein ander liebes par gewesen / welches GOtt
selbesten zusammen gefüget / vnd kein Mensch vnd Creatur / weder im Himmel noch
Erden / nicht zu scheiden macht gehabt hat / nach dem Spruch Christi / Matth.
19. Was Gott zusammen gefügetMatth. 19. / sol
niemandt scheiden / Die Fürstliche verwantnis / welche S. F. G. mit jhrem
Hertzallerliebsten Gemahlin gehabt / der Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürstin
vnd Frawen / Frawen Elisabethen / gebornen aus Königlichem Stam Dennemarck / vnd
Hertzogin zu Braunschweig vnd Lüneburgk. Solches par in ehelicher / keuscher
Liebe vñ Freundtschafft verknüpffet / ist in zweyen Lieben ein
Hertz / ein Gemüth vnd Seel gewesen. Diß liebe par ist auch getrennet / vnd
durch den geelgrünen Reuter vnd Leutfresser / den zeitlichen Todt / ein kleglich
Riß vnd Scheidunge gemacht / vnd vnsere gnedige Landesmutter von jhrem auff
Erden werdestem vnnd Hertzallerliebsten Schatz / eine verlassene Witwe worden.
Dahero das hochbetrübte Fürstliche Hertz winselt wie eine Kranich / vnd girret
wie eine Taube / wie eine Turteltaube in der Einsame / so kein grünes Zweigelein
mehr besitzen / vnd hell klar Wasser nicht trincken wil. Ach HErre Gott / das
ist einmahl ein hartes / das du hier erzeigest / herter vnd stercker hettestu es
zu diesem mahl
schier nicht machen können / Denn durch diß
hartes vnd jämmerliche Ehetrennunge war worden / was der Poet Stigelius sagt /
von zweyen frommen vnd lieben Hertzen:
Non dolor est maior, quam cum violentia mortis Unanimi solvit corda ligata fide. Es ist kein grösser
Leidt vnd Schmertz / Alß wenn der Todt scheidt zwey trew Hertz.
Diß ist also eine sehr scharffe , davon der alte Lehrer
Basilius redet / vnd spricht: Wann Man vnd Weib durch den zeitlichen Todt
getrennet werden / daß das also schmertze / alß wenn eines gesunden Menschen
Hertz in zwey theil gespaltet würde / von welchem das eine in die Erden
verscharret / Augustinus.vnd das ander also
blutrüstig vnnd vnverbunden im Leibe behangen bliebe / darüber der nachbleibende
Ehegahte in solche Trübsal gereth / das er wol mit dem heiligen Augustino sagen
möchte: Horrori est mihi vita, quia nolo dimidius
vivere, Ich begehr nicht lenger zu leben / denn was sol ich alß ein halber
Mensch leben.
Daher lieset man / das etliche / wann von den Eheleuten Capaneuseins gestorben / sich das ander theil leid angethan vnnd
selbst vmbracht / Etliche mit Fewr / alß der könig Capaneus / Etliche Ligarius. Portia.haben sich mit Hunger
verschmechtet vnd getödtet / alß der Römer Ligarius / Etliche haben fewrige
Kolen gefressen vnd verschlungen
Flamen Dialis.
/ alß die berühmte Fraw Portia / Etliche haben jhr Ampt vbergeben / als
der Heydtnische Priester zu Rom / darumb / das durch Absterben seines Weibes jhm
sein Hauß jämmerlich verstümmelt vnd enblösset ward. Ettzliche haben
Artemisia
jhre abgestorbene nicht wollen begraben / sonderen mit Fewr zerpulueren
lassen / wie die Königinne Artemisia des Landes
Cariae, damit sie die Aschen täglich im Tranck
gebrauchen / in jhr
Regina & conjunx Mauselei.
Leib begraben / vnd nimmemehr vergessen möchte / wie sie denn gesagt:
Mein Gemahl vnd Hertzliebster / der mich vnd ich jhne geliebet habe / sol vnter
meinem Hertzen sein Grab haben. Etliche haben nicht wider freyen / noch die
andere Ehe beschreiten wollen / alß die Cornelia Grachi,
so nach Absterben jhres Gemahls des Königes wider einen Egyptischen König zu
einem Ehegemahl bekom̃en können. Aber aus hertzlicher Liebe jhres
verstorbenen Herren / welchen sie lieber gehabt deñ viel tausent
Gülden / ja lieber deñ viel Tonnen Goldes / hat sie jhm solchen
Heyrat abgeschlagen / vnnd die andere Ehe keines weges beschreiten wollen.
Etzliche haben zum allerwenigsten ob solchem ehelichen Abgang jhre Namen
verendert / vnd sich anders nennen lassen / als die gute fromme Naemi / Ruth. 2.
da sie vonRuth. 2. den Moabitern wider zu Hauß
kommet gen Bethlehem / vnd jhre Nachtbarn sie frölich hiessen wilkommen sein /
wil sie nicht mehr Naemi / das ist / lustig vnd lieblich heissen / sonderen wil
/ man sol sie Maram heissen / à moerore &
amaritudine, von der Bitterkeit vnd grossem Betrübnis / das jhr der
HERR vnter den Frembden zugeschicket / da er sie beyde jhres lieben Mannes vnd
jhrer zweyer Söhne beraubet hat. Doch gleichwol müssen wir Christen nicht
trawren alß die Heyden / die keine Hoffnung haben / 1. Thes. 4. Sonderen vns
dessen trösten / das1. Thes. 4. die vnseren in
jhrem Stande vnd Beruff / darein sie Gott der HErr selbest gesetzet / jhr Leib
vnd Leben gelassen / vnd nun einen edelen Wechsell gethan / nemblich / das
Threnenthael verwandelt in einen Königlichen Palatium
oder Frewdensaal / vnd für die zeitliche vnd leichte Trübsal eine ewige vnnd
vber alle masse wichtige Herrligkeit / vnd das vnbefleckete vnverwelckli-
che
2. Petr. 1.Erbe im Himmel vberkommen haben / 1.
Pet. 1. Welcher ist ein Schatz vber alle Schätze / denn so helt Gott der HErr
seinen proces / nach art der Hebreischen Sprach / das hinderste Lutherus. in Genesi. Prov. 18.zu förderste / priores paßiones, posteriores glorias, daß Leyden zuvor
/ vnd darnach die Herrligkeit / wie Lutherus / seliger Gedechtnis / in seinem
Genesi schreibet / vnd Salomon Prov. 18. saget: Ehe man zu Ehren kompt / mus man
zuvor leyden / vnd wenn Gott der HErr aus vns wil etwas machen / das er dann
erst nichtes aus vns macht / vnnd stost vns durchs liebe Creutz / gleich alß in
einem Mörsell vber einen klumpen zusammen / vnd 1. Sam
.2.tödtet vns / darnach machet er vns wider lebendig / wie Hanna sagt
/ 1. Sam. am 2. Cap.
Folgen vier Junge Herrlein / alß der Gott lob nun mehr regierende Landesfürste /
Hertzog Friderich Vlrich / Hertzog zu Braunsch. vnd Lüneburg / Herr Christianus
/ Herr Rudolphus vnd Herr Henrich Carl / mit etlichen Frewlein in vnd ausser dem
Ehestande / welche alle miteinander durch diesen trawrigen Todesfall jhres
gottseligen frommen Herren Vaters / zu Vaterlosen Weysen gemacht worden / Ach du
gütiger Gott / Ach liebster HErr / das ist wiederumb gar ein hartes / das du
hier erzeiget hast. Zu allernechst stehẽ hierbey die Für stliche
Diener / Geistliche vnd Weltliche / die Räthe / Hoffjunckern / vnd semptliche
Diener / das Fürstliche Frawen Zimmer / vnd waß dem Fürstlichem
Braunschweigischem Hofe mit auffwartunge / pflicht / Eyden vnd Diensten verwandt
ist. Die alle mit einander haben jhren gnedigen vnnd milden Herren zu Thre. 5.grosser vnzeit verlohren / die seufftzen
mit Jeremia aus den Thre. am 5. Cap. vnd sprechen: Cecidit
corona capitis nostri, Vnsers Hertzen frewde hat ein ende / vnser Reien
ist in Wehe-
klagen verkehrt / die Kron vnsers Heuptes
ist abgefallen: O wehe / das wir so gesündiget habẽ! Darumb ist
auch vnser hertz betrübet / vnd vnsere Augen sind † Finster worden.
Letzlich† Finster) das ist / Das Gesicht vergehet
vns / vnd ist alles schwartz für den Augen für grossent Jammer. sind
noch vbrig wir arme vnd betrübte Vnterthanen / denen auch jhr frommer
natürlicher Erb vnd Landes Herr / ja viel mehr gemeiner Landesvater / dessen mit
fug vnd recht sich niemandt hat beschweren können / durch den zeitlichen Todt
entfallen ist.
Daß ist abermahl kein leichtes oder geringes / sonderen gar ein hartes / das Gott
seinem Volck erzeiget hat. Dann vnter diesem frommen Landesfürsten haben diese
Bergstedte / am Hartz insonderheit / ins 25. jahr den edelen Frieden vnd
allerhand Ruhe vnd stilles Wesen so gut gehabt / als ein ort Landes im gantzen
Braunschweigischen Lande jmmermehr mag gehabt haben / Wir haben alle sicher
gewohnet / ein jeder / wie im 1. Reg. 4. stehet / vnter seinem Weinstock / vnd
vnter seinem Feigenbaum1. Reg. 4. / ja wir Sareptaner vnd Bergkstedter habẽ bevoraus
alle vnter diesem hohen Heupt vnd Schilt der Erden / dem Gott sein Gericht vnd
Gerechtigkeit gegeben im 72. Psalm / einPsal.
72. friedtliches / geruliches vnd stilles Leben führen können / in aller
Gottseligkeit vnnd Ehrbarkeit. Für diesen bißher edelen gehabten Friede / (Gott
gebe weiter seine Gnade) alß einen fürtrefflichen Schatz / sollen wir Gott
dancksagen / in betracht / das es keine geringe / sonderen grosse Wolthat
gewesen ist / drumb mögen wir wol zur Dancksagung mit jennem Heydtnischen Poeten
/ doch nicht Heydtnisch / sonderen recht Christlich exclamiren vnd sagen:
O pax optima rerum
Quas homini nouiße datum est, pax una triumphis Innumeris
potior. G Edler Fried / O köstlich Ruh Nichts ist so thewr vnd herrlich
als du / Kein Schatz / kein Reichthumb in der welt Kein Edelstein / kein grosses
Gelt / Kan dir geachtet werden gleich Wenn es schon wer ein Königreich.
Wir müssen es aber nicht bey der Dancksagung für Gottes Wort / gehabten Frieden /
vnd andere Wolthaten bewenden lassen / sonderen Gott widerumb fleissig anruffen
/ das er Land vnd Leuten / an vnserem gnedigen Landesfürsten / dem
Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd Herren / Herren Friderichen Vlrichen
/ widerumb einen Friedliebenden Landesfürsten geben wolle / der in der That mit
S. F. G. Namen vberein komme / das es heissen möge / wie der Poet sagt:
Rebus conveniunt nomina saepe suis.
Denn / Andechtige im HErrn / wenn Gott einem Volcke vngnedig ist vnd dasselbe
straffen wil / so nimpt er den Friede hinweg aus dem Lande / Wenn er aber ein
Landt segnen wil / so gibet er Friedtfertige Fürsten vnd Regenten / vnd breitet
Esa. 66.den Frieden aus / wie einen
Wasserstrom / vnd die Herrligkeit des Landes / alß einen vberfliessenden Bach /
Esa. 66. wie auch der Heyde Plato solches erkennet / da er spricht: Cum vult Deus benefacere civitati, dat ei bonum Magistratum
quem, ubi malum imminet, adimit. Das ist / wenn Gott wol wil einem Land
/ Stad vnd Commun / so gibt er jhr fromme Obrigkeit /
Ist
aber ein Vnglück vorhanden / rafft er sie vor demselben
weg. Ob nun gleich neben dem edlen gehabten Friede vnd anderen vielen Wolthaten
Gottes / bey S. F. G. Regierung was vnrichtiges mit vntergelauffen / so zu
Beschwerung armer Leute gereicht / wie deñ keine Regimente auff
Erden sein / darin nicht zu zeiten was vnrichtiges für fihle / So ist doch
solches fürwar nicht des gottseligen frommen Landesfürsten schult / sonderen
böses Berichtes derer Leute / die vnrichtige böse Sachen durch zutreiben sich
bemühet vnd bearbeitet haben / vnd darnach aussen gewest / das arme Vnterthanen
beschwert / ja lenger ja mehr ausgesogen / vnnd den Dienern jhr altes Herkommen
/ Gerechtigkeit / Besoldung / vnd was sie sonst gehabt / wo nicht gantz vnd gar
genommen / doch geschwechet vnd geschmeleret / vnd also jhnen eins nach dem
anderen möchte entzogen werden / Darauff entlichen etzlichen allerley böses
gefolget / etzlichen ist es dahin kommen / das sie die hohe Gnade verlohren /
vnd hat mit solchen geheissen / aus dem 119. Psalm / vidi
finem, IchPsalm. 119. hab alles
dinges ein ende gesehen / Aber dein Gebot wehret. An S. F. G. aber ist diß nicht
ein geringes / sonderen an derselben für einen werthen vnd hohen Schatz zurühmen
gewesen / nach dem bey diesem Heupt vnd vornehmer Seule des Römischen Reichs
Gott selbesten ist erhöhet / haben S. F. G. Gott zu ehren Kirchen vnd Schulen
gantz Löblich vnd Fürstlich erbawet / darunter ein ausbundt vnd auserlesen Stück
von einer schöner Kirchẽ ist / die gebawete Bischöffliche
Grüningische Kirche / die trawn ein ehrliches gekostet / die itzige newe
Heinrichstettische / zu welcher S. F. G. sampt derselben vielgeliebten
nachgelassenen Gemahlin ein ehrliches contribuirt haben
/ Das Helmstetische newe Collegium / das ich geschweige anderer
Kirchen vnd Schulen im Lande hin vnd wider / darzu S. F. G. Fürstlich geben /
vnd ob gleich etzliche Kirchen vnd Schulen S. F. G. im Lande nicht gantz gebaw
et / so haben sie doch denselben / so bald es schrifftlich vnd supplicativè fürbracht / mit Holtz / Kalck / Zigel /
Bley / Schifer / vnd dergleichen allen vorschub gethan / vnd noch wol darzu jhre
Fürstliche Gelt munera vnd beneficia verehret. Haben also S. F. G. in diesem Stücke Hiram.in etwas vielen Gottfürchtigen Königen vnd
Keyse ren gefolget / alß dem Hiram / David / Cyro / Dario vnd anderen. Denn
1. Reg. 5. Cyrus. Esdr. 1. David. 1. Par. 30.
Darius Longimanus. Otto.Hiram / König zu Tyro / gab zur erbawung des
Tempels Cedern vnd Dennenholtz / 1. Reg. 5. Cyrus gab Stewr zur erbawung des
anderen Tempels / Esd. 1. Von David lesen wir 1. Pa. 30. das er zum Gebew des
ersten Tempels in die 50. tausent Tonnen Goldes / an Golde / Silber / ohn allen
anderen stattlichen Vorrath bescheiden / Vnd Darius Longimanus haben zur
Erbawung des anderen Tempels reichlichen vorschub gethan. Also hat auch Keyser
Otto zum Thum vnnd Stifft zu Magdeburgk 19. Tonnen Goldes / ohne alles andere /
stattliche Landtgüter / Dörffer vnd Vorwercke / aus guter Christlicher
Wolmeinunge verehret. Diesen thewren Helden vnd guthertzigen mitleidenden hohen
Personen ist in etwas S. F. G. wie erwent / nachgeschlagen / vnd sich damit
erwiesen / das S. F. G. Esa. 49.der Kirchen
Pfleger vnd Nehrer gewesen. Gleich wie auch S. F. G. für sich selbesten das
Reich Gottes vnd seine Gerechtigkeit / nach der Gülden Regel / Matth. 6. Cap.
zum ersten gesucht: Also haben sie bey jhrer Regierungs zeiten das reine vnd
vnverfelschete wort Gottes / neben reinem Gebrauch der Hochwirdigen Sacramenten
vnd gantzem vnverfelschetem Gottesdienst / im gantzen Lande gehandthabt / wider
alle
corrupte-
len,
jrthumb vnd schwermereyen geschützet vnd erhalten / vnd in Summa / vber der
Religion / wie ein rechter Josias vnd alß ein löblicher Landesfürst / steiff vnd
fest gehalten / welches dann auch vnter anderen hieraus erscheinet / das S. F.
G. neben Christiano dem anderen / Churfürsten zu Sachsen / Christmilder
Gedechtnis / die Predigt des heiligen Evangelij in das löbliche Königreich
Behmen gebracht / vnd allerley Fürstliche verehrung zu der newen Kirchen in der
alten Stadt Prag / auffm Retschin vnd Vniversitet gethan
/ Solches werden die Prager stedte sonder zweiffel / als Evangelische Christen /
für eine sonderliche Providentz vnd Veterliche schickunge Gottes erkennen / das
vnser Christseligster Herr zu Prag / da S. F. G. auch das Mühselige leben
geendet / als ein frommer vnnd gehorsamer Fürst gegen seine von Gott
vorgesetzete Heupter vnd Liebe Herren / Keysere Rudolpho dem anderen vnd Matthia
dem 1. Gebrüderen / ins vierdte Jahr williglich vnd gehorsamiglich enthalten /
vnd viel gutes gestifftet / nicht alleine in diesen berürten Sachen / sonderen
auch in politicis, daran zweiffelohne dem Landt
Braunschweig vnd gantzem Römischen Reich gelegen / Aber davon lasse ich andere /
denen es gebühret / reden vnd hierüber mehr wissenschafft haben. S. F. G. ist
Bäpstischer / Calvinischer vnd aller anderer jrrigen falschen Lehr / wie sie
Namen haben mögen / von Hertzen spinnen feindt gewesen / vnnd sich zu der allein
Seligmachenden in Gottes Wort / der Augsbürgischen Confeßion, in Schrifften Doctoris Martini Lutheri
vnd der Formulae concordiae begriffener Religion
außdrücklich bekandt. So hat auch S. F. G. seines Herren Vaters / Hertzogen
Julij wolgestelte Kirchenordenunge vber diß löbliche Fürstenthumb behalten /
vnnd der in allen
puncten nachgelebet / vnd von den
Vnterthanen nachleben lassen. S. F. G. haben zu Wulffenbüttel etliche
Cappelknaben gehalten / vnd dieselbe nach Notturfft mit Speise vnd Tranck /
Kleidung vnd anderen dingen versehen lassen / vnd darzu gehaltẽ
berühmbte Cappelmeister / mit allerley Instrumentisten / vnd eine solche
Cantorey in der Hoffkirchen gehabt / das / wer sie gehöret / sich darob
verwunderen müssen. Mit armen ins elendt vertriebenen Predigern / beyde von
Papisten vnnd Calvinisten / haben S. F. G. ein grosses mitleyden gehabt /
denselben Fürstliche Wolthat erzeiget / vnd dero viel vom Ehrwirdigen
Fürstlichen B. Consistorio beförderen lassen. Mit
anderen / so vom Türcken gefangen / geprügelt vnd gemartert gewest / haben S. F.
G. gleichfals mitleiden getragen / vnd dero etzliche von Prage her an die
Fürstliche Herren Räthe verschrieben / den man im Lande geben müssen / damit sie
zur Rantzion kommen könten. Ich werde berichtet / das S.
F. G. in eine reine Lutherische Kirche zu Prage / beyde Altar vnd Cantzel sol
verehret haben. S. F. G. sein auch nicht allein jhrem Herren Vater / Hertzog
Julio seliger Gedechtnis / gehorsam gewesen / sonderen auch jhrer seligen
verstorbenen Fraw Mutter / in jhrem betrübten Widtwenstande / ja sie sein
derselben jmmerzu tröstlich gewesen / vnd im Ehestande so wol / alß ausser
demselben / alle Kindliche Ehrerbietunge vnd gebührenden gehorsam erzeiget /
Drumb S. F. G. nach dem vierdten Gebot / reichlich von Gott gesegnet / das sie
mehr an Landt vnd Leutenb kommen / alß jhr Herr Vater nachgelassen / mehr
ererbet an allerley Bergwercken / Holtzunge / Saltz / Eysen / Glasewerck / vnd
dergleichen / als jemals ein Braunschweigischer Herr mag gethan haben. Mit
seinen Herren Brüderen vnd Geschwisteren / wie
oben gedacht /
der 11. zusammen gewest / 4. Herren vnd 7. Frewlein / davon aber etzliche mit
Tode abgangen / haben S. F. G. sich allwege wol vertragen / vnnd miteinander in
grosser Brüderlicher Liebe vnd Friede / Frewde / Correspodentz vnnd Einigkeit
gelebet / In Summa / S. F. G. sein nach Syrachs Spruch am 44. Cap. lobens werth.
Sehet nu / lieben ChristenSyr. 44. / solchen
Gottseligen / Eyferigen / Christlichen Landesfürsten haben wir durch gemelten
trawrigen Todesfal verlohren. Das ist ja / wie der liebe Gott weis vnd erkennet
/ eben gar ein hartes / das vns arme Vnterthanen hiemit ist erzeiget worden. Das
ist vnd heist eine schwere Last / die vns der HErr hat auffgeleget / damit er
vns voll Jammers gemacht / vnd einen solchen Riß in diesem Landt vervrsachet vnd
angerichtet / der vbel zu heylen stehet / Das gantze Landt ist von diesem Bruch
beweget vnd erschallet / Wir haben hiermit einen rechten bitteren daumel Trunck
bekommen / davon Reich vnd Arm / Obrigkeit vnd Vnterthanen / Prediger vnd
Zuhörer / Herr vnd Knecht / Söne vnd Töchtere daumelen / vnd schier niemands
weis woraus noch ein. Was nun ferner vorzunehmen / wie man doch mit Gott möchte
daran sein / Das ist ja rechtschaffen ein hartes / das vns Gott erzeiget hat /
vnd ist zubefürchten / in dem lasse sein Zorn noch nicht nach / seine handt sey
noch außgestrecket / es werde noch ein herter kommen / vnd wird diesẽ tödtlichen hintrit vnd mechtigen verlust erst hernach spüren /
wañ der schade schon langest geschehen ist. Es gibet zwar
schmertzen vnd wehtage gnug / wann einem ein Auge außgestochen / ein Glied / als
Arm oder Schenckel / vom Leibe wirdt abgelöset / ohne weh vnd schmertzen ist es
vnmüglich das es ledig abgehe. Aber alß dañ ist der schmertzen
noch nicht vberstanden / vnnd alles vberwun-
den / wann
es mit einem Menschen zu solchem Fall gereichet / wann die Wunden nun mehr
zugeheilet / das Pflaster abgethan ist / der Mensch wil mit dem Auge sehen / so
ist dasselbige hinweg / er wil zugreiffen / Ach / Ach / da ist nicht es dann der
strumpff am Arm vorhanden er wil auff die Beine treten vnd fortgehen / so
mangelt es am Schenckel / er mus erst nach der Krücken greiffen / da kom̃en erst die rechten nachweh / da fühlet man erst / vnd wird inne
vñ gewahr / was vnwiderbringlichen schaden man am Leibe
genommen hat. Gott der Allmechtige wolle in Gnaden verhüten / Darumb ist auch
wol vnd ernstlich zubitten / das vns auch nicht der gleichen Noth vnd Vnglück
treffen vnd rühren möge / darumb klagen wir ja billich vber diesen betrübten
Fall / vnd klagen es aber dem / dem David vnd das Volck seine Noth geklaget hat.
Vor dir OGott schütten wir vnsere Hertzen aus / vnd klagen dir in dein frommes
Vater Hertz / Gott du hast deinem Volck ein hartes erzeiget / Ach HErr / straffe
vns nicht in deinem zorn / vnd züchtige vns nicht in deinen Grim / HErr sey vns
gnedig / deñ wir sein Schwach / Heile vns HErr / denn vnsere Bein
vnnd Seele sein sehr erschrocken / Ach du HErr wie lange? Bey welcher klage es
auch für dißmahl mag bewendet sein. Ehe wir aber von diesem Stücke abschreiten /
bin ich ferner zuberichten schüldig / was vns hierunter mit Darstellung der
Fürstlichen Leich Gott selbest wolle gepredigt / vnd wie wir vns auch eigentlich
in diesen Jammerseligen Trawrfal zurichten haben.
1.
Erstlich / gibet vns der gnedige Gott mit diesem hohen vnd betrübten fall
zubedencken / das es war sey / was David sagt Psalm.
82.im 82. Psalm: Ich habe wol gesagt jhr seid Götter / vnd alle zumal
Kinder des Höhesten / aber jhr werdet sterben wie men-
schen: Gleichfals was Moses sagt im 2. Buch am 22. Cap.Exod. 22. Wo einer den anderen schüldigt vmb
einigerley Vnrecht / es sey vmb Ochsen / oder Esel / oder Schaf / oder Kleyder /
oder allerley das verloren ist / so sollen beyder Sache für die Götter kom̃en / welchen die Götter (die Richter) verdammen / der sols
zweyfeltigObrigkeit sint ampts Götter.
seinem Nechsten wider geben. Ob nun gleich kein Standt auff Erden ist / den Gott
mit so hohen Namen nobilitirt vnd geehret / alß der Obrigkeit Standt / so müssen
doch alle die darinne leben / den Standt haben / sterben vnd das zeitliche mit
dem Rücken ausehen. Vnter den Edlensteinen zwar wird den Regenten der Carfunckel
zugeeignet / anzuzeigen / wie desCarfunckel.
Fewers natur ist / das es brennet vnd leuchtet: Also sol ein Regent im Straffen
ernst / in Gnaden aber gütig vnnd linde sein. Vnter den Metallen gehöret der
Obrigkeit das Gold / welchesGoldt. lind vnd
schmeidig ist / anzudeuten / das sich nach der Sachen gelegenheit jhr Hertz zu
Erbarmunge sol erweichen lassen. Vnter den Thiren wird den Regenten der Lew
zugeeignet / wieLew. jhne dañ
vnserer gnediger Landes fürst vnd alle Braunschweigische Fürsten führen / von
welchem man schreibet / das er der verschone / die sich für jhm demütigen. Vnter
den Vogeln wird jhnen der Adeler gegeben / wie die Römische KeyserlicheAdeler. Majestat / die Keyserfreye Reichstadt
Goßlar / vnd andere denselben führen / welcher weit in die ferne sihet / hoch
empor schwebet vnd die Raubvogel verscheucht / damit die Täubelein / Lerchen /
Fincken / Nachtigaln / vnd andere Sangkvogel von jhnen vnbeschediget bleiben
möchten. Sie heissen Richter / dasKichter. sie
vber Recht vnd Gerechtigkeit halten / das Gute förderen / dz Böse straffen
sollen. Sie heissen seines Reiches Amptleute /Amptleute das jhnen gebühren wil vber Gottes Gebot zuhalten. Sie
Patres Patria,
heissen Patres Patriae, Väter des Vaterlandes /
das sie Vaterhertze gegen die Vnterthanen haben / vnd sie vor Schaden bewahren.
Wie denn der Herrschafft Vnterthane den Namen habẽ / das sie
Leute heissen / vom Ebreischen Ludim, welches so viel
heist / alß Kinder oder Söhne / vnd das Wörtlein Land hat seinen Vrsprung von
Lon / das heist wohnen / weil Regenten Rephaim. Lutherus in Genesi. .Schutzherren sein sollen / das Vnterthanen sicher wohnen können / Sie
heissen Rephaim (medici) das sie den Schaden heilen
sollen helffen / der im Lande entstehet. Sie heissen ,
(Servatores) die jhre Vnterthanen in Vnfall rettẽ / Sie heissen
, das sie gute ordenunge anrichten / sie heissen , Schilde der Erden. Psal. 47.das fromme
Vnterthanen gutes von jhnen zu gewarten. Sie heissen im 47. Psalm / Schilde der
Erden / das man sich vnter der Obrigkeit Schutz nehren vnd verbergen sol. Diß
sein zwar / wie gesagt / schöne namen die der Obrigkeit zugeeignet werden / auch
seins ja feine Leute / die den bekleiden / Aber sie müssen sterben / vnd ist nur
ein HErr vnd Gott der vnsterblich ist. Diese errinnerung ist beydes Obrigkeiten
vnd Vnterthanen / Geistlichen vnd Weltlichen / Keyserlichen / Königlichen vnd
anderen Fürstlichen Personen nötig / vnd dienet darzu / das man sich darbey der
Sterbligkeit erinnere / wie man deñ lieset von dem
Philippus Rex Mace / doniae,
grossen Helde Philippo König in Macedonia / welchem alle Morgen ein
edeler Knabe für das Bette treten / vnd mit lauter Stim jhm zuruffen muste: Philippe memento te eße mortalem, König Philippe
erinnere dich / das du ein Mensch vnd sterblich bist. Dieser kühne vnd tapffere
Held hat auch einsmal gesagt / da er ohne gefehr auff den Ren oder Kampff Platz
in den Staub gefallen war / vnd wieder auffstehet vnd den kleinen reumlein da er
gelegen ansihet / Ach wie ist das so ein klei-
nes
reumlein / da eines Menschen Cörper ligen kan / noch lassen wir vns nicht
genügen / wenn wir gleich die gantze Welt inne hetten.
Bey den anderen Griechen / wann ein Fürst ins Regiment eintrat / musten des
ersten tages die Steinmetzen für das Zimmer treten / vnd jhne fragen / was für
Steine er zu seiner Grabstet haben wolte / jhn der gestalt auch seiner
Sterbligkeit zuerinneren.
Der löbliche Keyser Maximilianus hat seinen Sarck /
darinn
Maximilianus.
er liegen wollen / vnd Grabgeretlein etliche jahr vber Land führen
lassen / damit er stets des Todes eingedenck were.
Saladinus, welcher dreyer mechtiger königreich / alß
Asien /
Saladinus.
Syrien vnd Egypten Herr war / lies jhm allezeit auff der Reise seinen
Sterbekittel an einer Stangen fürtragen / vnd da er nun verschieden vnnd
gestorben / muste seiner anordenunge nach / ein Leinlachen oder Grabtuch auff
einem langen Spieß im Leger vmbhergetragen / vnd also durch den Herolt
ausgeruffen werden:
In toto fuerat quirex oriente superbus, Hunc nisi panniculum nil Saladinus habet.
Das ist / Saladinus war ein mechtiger König in Orient /
aber er nimmet nichtes mit sich dann diesen einigen Sterbekittel. Der fromme
Joseph zu Jerusalem lies jhme sein Grab zeitlichJoseph. verfertigen / in welch noch GOttes Sohn JEsus CHristus
gelegt worden.
Iohannes Gigas, weylandt Prediger zu Northausen /
nach
Iohannes Gigas.
dem er fühlete / das er sein Curriculum fast
volbracht / auch hertzlich verlangen nach dem rechten ewigen Vaterlande trug /
vnd
begehrte abzuscheiden vnd bey seinem Erlöser Jesu Christo
zu sein / schrieb er jhme selbest sein Epithaphium,
welches so lautet:
Pertesus mundi recubo hic, anima incolit astra Non moritur nitens sanguine Christe tuo. Quam felix, quemcumque hodie Deus evocat, ille est Horrida tempestas & venit atra dies.
Das ist /
Im Friedt fahr ich / Christ ist mein Frewdt / Der Welt ich bin gar worden feindt
/ Alle die im GErrn jtz schlaffen ein / Fürm Vnglück treten vnter fein.
Alexander Magnus.
Der Großmechtige vnd gewaltige König Alexander Magnus / hat sich seiner
sterbligkeit bey einem Stein erinnert / Dañ seiner Königlichen
Wirde / wie man lieset / ist ein herlicher vnd schöner Stein zugeschicket worden
/ der Art vnd eigenschafft / wenn man denselben auff eine Wage gelegt / hat er
alle das jenige / was auff der anderen Wageschalen gelegen / vberwogen / wie
schwer es auch gewesen / so bald man aber ein weinig Erden auff den Stein
geleget / ist er gantz leicht wordẽ / also / das er auch von gar
geringen dingen können vberwogen werden / Als sich nun vorgemelter König
höchlich darob verwundert vnnd zu wissen begehret / was es doch mit gedachtem
Stein für eine gelegenheit haben möchte / vnd was er sich darbey zuerinneren /
hat jhm entlich einer von seinen Weisen vnd Gelehrten solches explicirt vnd gedeutet: Du König bist der schwere Stein / das dich
auch der gantze Erdboden kaum kan ertragen / vnd vberwigest alle Potentaten in der Welt / daß sie gegen dir gantz
geringschetzig zu achten: Aber es ist vmb ein
kleines zuthun
/ wann man ein wenig Erden auff dich legen wird / wirstu leicht gnug werden /
darumb hat er diesen Stein / sich daran seines Endes zuerinneren / behalten /
hoch vnnd thewr geachtet / wie er dann solches zu letzt erfahren / da er zu
Babylon gestorben. Vnd ob gleich sein Leib mit grosser magnificentz vnd Herrligkeit zur Erden bestattet ward / welcher zuvor
in einen Güldenen Sarck gelegt / auff einen Silberen Wagen gesetzet / vnd vber
die anderthalb hundert Meilweges mit grossem geprenge vmbher geführet / vnd mit
jhm alles in alles / wie Diodorus Siculus schreibt / in
die 30. Tonnen GoldesDiodorus
Siculus. Ludolphus Saxo. gekostet. So ist doch an jhme
erfüllet vnd war worden / wie Ludolpus Saxo schreibt / was die sieben weisen
Meister von seinem Leichnam gesagt: Quem totus mundus non
capiebat, hodiè parua continet arca, Das ist / dem zuvor die gantze
Welt zu enge war / der ligt jetzt in einem kleinen Schrein vnd Todtenkestlein.
Also lesen wir auch von dem thewren / vnd in Creutz vndFürst Wulffgang zu Anhalt. Anfechtunge wol versuchten Fürsten /
Wolffgang zu Anhalt / das er nicht allein 15. gantzer Jahr für seinem seligen
Ende / einen Sarck bey seinem Schlaffbette sol stehent gehabt haben / sich
darbey seiner sterbligkeit vnd zunahenden Endes zu erinneren / sonderen das er
auch zur zeit / alß Henrich der Jünger / des heiligen Römischen Reiches
Burggraff zu Meissen / Grafe zum Hartenstein / Herr zu Plawen vnd Geraw / mit
Fraw Catharinen / Hertzogin zu Braunschweig vnd Lüneburg / sein ehelich Beylager
gehalten / einen Sarck beneben vielen todten greberen / Hirnscheddelen / vnd
allerley menschen Knochen vnd Gebeinen in grosser anzal auff ein Tuch oder
Leinewandt gar künstlich vnnd artig habe malen / vnd die schönsten
Trostsprü-
che herumb schreiben lassen: Als /
HERR nun lessestu deinen Luc. 2.Diener in
Friede fahren / etc. Luc. 2. Gleichfalß: Christus ist mein Leben / Sterben ist
mein Gewin / ich habe lust abzuscheiden Phil. 1. Joh.
11.vnd bey dir zu sein / Phil. 1. Gleicher gestalt Joh. 11. Ich bin
die Aufferstehung vnd das Leben / wer an mich gleubet / der wird leben ob er
gleich stürbe / vnnd wer da lebet vnnd gleubet an mich / der wird nimmer mehr
sterben. Item: Wir wollen euch aber lieben Brüder nicht verhalten / von denen
die da 1. Thes. 4. Dantel. 12.schlaffen / auff
das jhr nicht trawrig seid / 1. Thes. 4. Viel so vnter der Erden schlaffen
liegen / werden auffwachen / Daniel. 12. Diese vnd andere dergleichen schöne
Sprüche mehr. Mit solchem gemälde sol er die Fürstliche Braut / an stadt des
geschenckes / an jhrem Hochzeitlichen tage verehret / vnd jhr darneben anzeigen
vnd vermelden lassen / sie solte darbey gedencken / das sie auch sterblich were
/ auch was es für ein ende gewinnen werde / wes sie auch dagegen sich zufrewen
vnd zutrösten hette. Diß sol der Fürstlichen Braut gar ein liebes vnd angenehmes
wolgefelliges Geschenck vnd Verehrung gewesen sein. Bey den Kinderen dieser Welt
/ hat solches beydes ein seltzames vnd wunderliches ansehen. Dann die hören
nicht gerne vom Tode vnd Sterben reden / vngeachtet / das sie sterben müssen /
vnnd düncket sie zumal vngereimbt ding sein / bey Hochzeitlicher Frewde
dergleichen erwehnen vnd fürbringen / da man billich dem Ehestande zu ehren
solte frölich sein. Wenn wir aber / als Christen vnd Kinder des Lichtes / den
Sachen recht wolten nach dencken / so müssen wir bekennen vnd sagen / es sey
hierinnen nichtes vnbescheidenes gehandelt / viel weniger etwas zu tadeln /
sonderen viel mehr beydes an einer solchen hohen Fürstlichen Person zu rühmen
vnd zu loben. Denn das erstlich der
fromme Fürst ein lange
zeit bey seinem Slaffbette einen Sarck stehent gehabt / daraus erscheinet ja
gnug / das ein recht Christliches / Gottfürchtiges vnd demütiges Hertz in jhme
müsse gewesen sein / vnd das er sich seines hohen Standes nach der Lehre Syr. am
10. Cap. nicht vber hoben / sonderen sich für einen sterblichen Menschen erkant
/ vnd stets mit sterbens gedancken müsse vmbgegangen sein. Solches ist zwar in genere an allen Menschen / in
Specie aber an hohen Fürstlichen Personen noch viel mehr zu loben /
Dann dieselben sonst mehr vr sach vnd gelegenheit haben zur Hoffart / vnd können
vom Sathan leicht verblendet werden / das sie vergessen / das sie Menschen vnd
sterblich sind / sich jhrer Hoheit vnd Gewalt vberheben / vnd etwas thun vnd
fürnehmen / darumb sie sich an Gott vnd jhrem Nechsten gröblich vergreiffen vnd
versündigen. Daher lesen wir vom Mose im 90. Psalm / das er Gott gebeten
vudPsalm. 90. vnd 39. also angeruffen
habe: Lehre vns bedencken / das wir sterben müssen / auff das wir klug werdẽ. Vnd David betet vnd spricht im 39. Psalm: HErr lehre doch mich
/ daß ein ende mit mir haben mus / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon
mus. Den Vnterthanen dienet diese erinnerung / sich darbey auch rechter pflicht
vnd gebühr zubescheiden / das sie / in betrachtung solcher Sterbligkeit / deren
auch jhre Fürsten vnd Herren vnterworffen sind / jhre Herren nicht gar zu hoch
vnd vber diesen Stand hinauß erheben / lauter Abgötter aus jhnen machen / vnd
was von jhnen jrgend mag / auch böses / gewaltsames vnnd vnrechtes gesagt vnd
geordenet werden / schlecht alles für Heiligthumb anbeten / vnd es dafür halten
/ als sey es vom Himmel herab geredet: Sonderen erinneren sich dessen / was
David selbesten / auch ein König vnd Herr des Volckes Gottes / geschrieben hat
Psal. 146.im 146. Psalm: Fürsten sind doch auch
Menschen / Menschen 62.aber sind doch ja
nichtes. Im 62. Ps. Grosse Leute fehlen auch / ja es heist / omne quod oritur, moritur. Syrach 40. Es ist ein elend jämmerlich ding
vmb aller Menschen Leben / von Mutterleibe an biß das sie in die Erden begraben
werden / da ist jmmer Sorge / Furcht Hoffart / vnd zuletzt der Todt / so wol bey
dem der in hohen Ehren sitzet / alß bey dem geringsten auff Erden / so wol bey
dem der Seyden vnd Kron tregt / alß der einen Leinen Kittel anne hat. Im 89.
Psalm stehet: Wo ist ein Mensch der da lebe vnd den Todt nicht sehe / Alß wolt
er sagen: Nirgens wirstu einen findẽ / der Todt vberfelt sie alle
/ wie der Poet saget:
Mors servat legem, tollit cum paupere regem, Nullus tam fortis, pareant cui vincula mortis. Der Todt
daß Gesetz am scherffsten helt / Den König mit dem Armen felt / Da ist keiner
gewest so starck / Den er nicht gebracht het in Sarck. Bringt jederman an seinen
Tantz / Niemandt gewint jhm ab die Schantz.
Gleichfals.
Est commune mori, mors nulli parcit honori, Debilis & fortis veniunt ad limina mortis.
Das ist:
Eim Reichen hilfft doch nicht sein Gut / Dem Jungẽ nicht sein
stoltzer Muth / Er mus auß diesem Meyen / Wenn einer hette die gantze Welt /
Silber vnd Golt vnd alles Gelt / noch mus er an den Reyen.
1. Cor. 7.
Paulus sagt: Das wesen dieser Welt vergehet / Vnnd die Ecclesia singet:
Weltlich Ehr vnd zeitlich Gut / Wollust vnd aller Vbermuth / Ist eben wie ein
Graß / Aller Pracht vnd stoltzer Rhum / Verfellet wie ein Wiesen Blum / O Mensch
bedenck du eben das / Vnd besorge dich fürbas.
Es ist alles eitel vnnd vergenglich / vanitas vanitatum
& omnia vanitas.
Das haben auch die vernünfftige Heyden in acht genommen / Daher dann der
Heydnische Poet Horatius spricht:
Pallida mors aequo pulsat pede pauperum tabernas Regumque turres. &c.
Das ist:
Der Todt trit zu vns frisch herein / Wer sol denn wol zu Edel sein / Er trifft so
bald des Fürstensaal / Als des geringsten Hirten Stall. Ach / Ach lieber Mensch
es heist: Quid struis eductas immensis sumptibus aulas, Sis memor, extinctum te brevis urnateget. Wann du lang
bawst mit schwerer Last / Hohe Heuser vnd grosse Pallast / So wird dir doch von
alle deiner Haab Nicht mehr denn nur ein Tuch ins Grab.
Drumb auch nicht vnrecht geredt vnnd gesungen wird: Wer ich so schön als Absolon
/ Vnd so weiß als Salomon / Hett auch des Pharaonis muth / Des grossen
Alexanders gut / vnd des Türckischen Keysers Reich / So müst ich werden dem
Tode gleich.
Daher sagt Ambrosius / der fromme Bischoff zu Meiland / Vitae
huius principium mortis exordium est, & aetas non prius incipit
augeri quàm minui. Cui si quid accedit spatij tempor alis, non in hoc
accedit ut maneat, sed in hoc transit ut pereat.
Das ist so viel:
Dieses Lebens anfang / Ist des Todes eingang / Vnd die Tage so vns fliessen zu /
Haben doch weder Rast noch Ruh /
Biß sie gar wider lauffen ab / Vnd vns hinführen in dz Grab. Job. 14.Ist also das gantze Leben vol Vnruhe /
Mühe vnd Arbeit / Job. 14. Jafürwar nichtes anders / als:
Ein Todtenkul / ein Bubenschul / Ein Jammerthal / Ein Trawrsaal / Ein Sündenreich
/ Ein stete Seuch / Ein täglich Sterben / Ein eitel Verderben / Ein kläglich
Klagen / vnseglich Nagen.
Auß diesem allen haben wir nun gehöret / das der Todt 2. Sam. 14gleich durchgehet vnd keines schonens bey jm ist / wie im
2. Sa. am 14. cap. stehet. Wir sterbẽ des Todes / Vñ wie das Wasser in die Erde verschleifft daß man nicht auffhelt. Syrach sagt /
am 14. Cap. Alles Fleisch verschleist / wie ein Kleid / deñ es
ist der alte Bund / du must sterben. Gleich wie die grünen Bletter auff einem
schönen Baume etliche abfallen / etliche wider wachsen / Psal. 103.Also gehets mit den Leuten auch /
etliche sterben / etliche werden gebohren. Im 103. Psalm stehet / Ein Mensch (er
heisse Keyser / König / Fürst / Graff / Herr vnd Knecht / Edel / Vnedel /
Bürgermeister / Richter / Rath / Arm oder Reich / ist in seinem Leben wie Graß /
er blühet wie eine Blume auff dem Felde. In welchen worten David sonderlich
suchet ein Bilde / mit wel-
chem sich das menschliche
Leben etwas vergleiche: Findet aber solches nicht am Firmament / denn da scheinen die schönen Himmelsliechter nun vber
sechstehalb tausent jahr: Nicht bey zamen vnd wilden Thieren / dero einstheil
jhr leben hoch bringen / sonderlich Walfische im Meer / Rehe vnd Hirschen auff
truckenem Lande / Kreen vnd Raben in der Lufft / Auch nicht an Beumen / derer
alter auff etlich viel hundert jahr leufft / wie Josephus schreibet / das der
Terebint oder Eichenbaum inJosephus. Mamre /
darunter die drey Menner gesessen / noch zu seiner zeit sey gesehen worden:
Sonderen führet vns ins Felt / zeiget ein Graß oder Feltblümlein / darauff frü
Morgens die schöne Taw tröpffelein als Perlekrentzelein stehen / vnd sich
hernach in die wurtzel sencken / vnd dieselbe erquicken: Da hastu / spricht er /
deines gleichen: Deñ wie Graß vnd Blumen entlich doch verwelcken
vnd abgehawen werden mus / vnd hilfft sie weder Farbe noch Gestalt / weder
Geruch noch Krafft / die Gott zur Artzney darin geleget hat / also müssẽ die menschen auch verwelcken vnd sterben. Eben also spricht auch
Esaias am 40. DomineEsa. 40.
quid clamabo, Ach HErr / was soll ich Predigen? Der HErr
antwortet vñ sprach: So soltu Predigen / Omnis
caro foenum, alles Fleisch ist Hew / vnd all seine güte wie des Grases
Blume / das Hew verdorret / vnd die Blume verwelcket. Ein jeder Mensch ist wie
Hew vnd Graß / vnd seine Güte vnd Herrligkeit / das ist / hoher Stand vnd
Weltliche Ehre / Pracht / Reichthumb vnd Gewalt / ist wie des Grases Blume /
vnsers jetzigen Römischen Keysers Matthie / eines Churfürsten / Fürsten /
Edelmans / Bürgemeisters / Richters vnd reichen Kauffherren Güte vnd Herrligkeit
ist seine grosse Ehre / Gewalt vnd Reichthumb für der Welt. Aber diese Güte vnnd
Herrligkeit ist gantz wie des
Grases blume. So bald eine
Blume verwelcket / verdorret vnd verweset / so bald ist auch des Menschen
Herrligkeit dahin. Vnd wie alle Blumen gegen den Winter vnd mannichmahl / noch
ehe welck werden / also müssen regulariter alle Menschen
sterben vnd verwelcken / vnd offtmals ehe sie sichs versehen / wie solches
erstlich vnser Landesfürst / Christmilder Gedechtniß / mit seinem Exempel
bezeuget / vñ darnach vns mit todtem Munde ein Lied fürsinget /
das heist: Hodiè mihi, cras tibi, Heut ists an mir /
Morgen an dir.
In Summa / wann der Mensch sich recht ansihet / so findet er / das er anders
nichtes ist / alß vermis & putredo, eine Made
Job. 25. 13.vnd ein Wurm / (Job. 25.) Ein
fligendt Blat vnnd dürrer Gene. 18.Halm / Er
ist Erd vnd Asch / In Schwachheit / weinen vnnd schmertzen wird er zur Welt
geboren / In schwachheit bringet er sein Leben zu / So gehet der Todt ohn
schmertzen / weinen /
Ingressus flebilis, pro. gressus debilis, egressus
horribilis.
angst vnd schrecken nicht ab / wie wir singen: Weinen war mein erste Stim
/ mit weinen war ich geboren / mit weinen tregt man mich wider hin / den Würmern
zur Speiß auserkohren. Es sey einer wo er wolle / in Spanien / Franckreich /
Engeland / Welschlandt / Behmen / Deutschlandt / in Persia / in Turcia / oder
auch gleich in den Insulis Fortunatis, so kompt doch
entlich der Todt vber jhn / er muß die Herberge reumen / vnd einer dem anderen
weichen / da ist kein Winckel / kein Kemmerlein noch Stübelein in der grossen
weiten Herberge dieser Welt / darinnen sich einer könte verbergen / wie solches
auch diß in Specie bezeuget / das es in kurtzen Jahren
dahin kommen / das hohe Stemme in dieser betrübten Welt gar außgegangen sind /
Dann ja Königliche / Fürstliche / vnd Gräffliche Heuser rein außgestorben sein /
alß Polen / Braunschweig / Kalenbergisch
theil / Braunschweig
/ Grubenhägischen theil / Gülicher Land / Henneberg / Plesse / Hoja /
Spigelbergk / Pirmont / Honstein / Reinstein / vnd dergleichen / Daher
abzunehmen / das Gott keine Person ansehe / vnd solcher Abgang hoher Leute vnd
Geschlechter / gewisse straffe der Sünden sein.
Drumb schier billich also Reim weiß gefraget wird.
Wo ist geblieben Romulus / Octovianus Carolus / Der mechtig Alexander groß / Nero
der viel Bluts vergoß? Wo sind die / so vor hundert Jahren / Regenten in der
Welt waren / Sampt allen andern groß vnd klein / Die nimmermehr zu zehlen sein.
Hormisda / ein Erbe des Persischen Königreiches / wirdHormisda vom Keyser Constantino gefraget / was er in der weitber
ümbten alten Stadt Rom gut s gesehen / num etiam homines
Romae moriuntur, Ey lieber / sprach er / sterben auch wol die Leute in
der mechtigen vnd prechtigen Stad Rom? Darauff gab er zur antwort / es stürben
die Leute daselbst eben so wol / als anders wo / vnd gingen nicht allein dahin
die Armen / sonder en die Reichen / Bürgemeistere / Ratsherren / Stadtjunckeren
/ vnd Kauffleute. Dieser wegẽ hielt einmal ein sehr hoch
vernünfftig gesprech jeñer Indianer vnd barbarische Man / mit
einẽ geitzigenIndianer helt
gesprech mit einem Spannischen Kauffman. Spannischen kauffman. Deñ er fragete den kauffman / ob die Spannier in jrem Lande kein
Holtz zum breñen hetten / das sie so viel grosser Schiffe mit
rotem Prisillienholtz belüden vnd abführeten? Da jm aber der Spannier zur
antwort gab: Sie brauchten das Indianische Holtz nicht zum Feurwerck / sondern
zum ferben / vnd were in Spannien wol ein Kauffman / der so viel rote Tücher /
Messer / Spiegel / vnd dergleichen wa-
ren hette / die
mit dem Holtz geferbet weren / alß er in Indien nie gesehen / Darauff forschete
der Vnchrist vnd Indianer weiter vnd fragte: Ob denn solche reiche handels Leute
nicht stürben / sonderen ewig lebeten? Vnd alß er bericht empfing / ja sie
müsten freylich auch sterben / wie andere / Das grosse Gut aber samleten sie
jhren Kinderen vnd Erben / Da saget er mit verwunderung darauff: Hilff Gott /
wir Indianer haben vnsere Kinder ja so lieb alß andere / (wie sie dann jhre
Kinder hertzlich lieben sollen) Aber auff einen solchen Vorrath gedencken wir
nicht / sonderen wir haltens dafür / Eadem terra quae nos
aluit, illos etiam alet, eben der Erdbodem / der vns ernehret hat /
wirds den vnseren auch an Nahrunge nicht mangelen lassen. Das mag mir doch /
liebe Christen / von einem wilden Heydnischen Menschen eine vernünfftige Rede /
vnd fast eine Christliche Straffpredigt sein / wider den Geitz vnd die leidige
Bauchsorge. O wolt Gott wir Christen weren also gesinnet vnd sagten: Eadem terra, idemque Deus, eben die Erde vnnd eben der
getrewe Gott / der vns ernehret hat / der wird auch die vnseren ernehren.
2.
Zum anderen / so gibt dargegen vns der liebe Gott an diesem Stande auch dieses
widerumb zu ponderiren, was wir dieses Standes Personen
/ als Keysere / Könige / Fürsten / Herren / Grafen / vnd sonderlich deren / die
da from vnnd recht gnedige Herren sind / zugeniessen haben / Alle vnsere
zeitliche Wolfart haben wir nechst Gott von jhnen / darumb sie rechte Patres Patriae, Vätere des Vaterlandes mit fug genennet
werden Augustus./ welches Namens sich dann der
Römische Keyser Augustus höchlich erfrewet / vnd dem Valerio
Maßala / der jhn im Rath also genennet / für Frewden mit thränen
geantwortet /
das er nicht mehr von Gott wünschete / alß das
er dem Namen biß an sein ende gnug thun möchte. Dann alles was ein Vater bey
seinen Kinderen vnd Gesinde im Hause ist / das ist ein Fürste im Lande bey
seinen lieben vnd getrewen Vnterthanen /Cyrus.
wie Cyrus spricht: Nihil differt bonus princeps à bono
patre, Ein Fürst vnnd Vater vergleichen sich wol miteinander. Vnd Falconius Nicomachus sagte im Rath zu Rom zum Augusto:
Falconius Nicomachus.
Ingens est gloria Rempublicam magis amare quàm filios,
Es ist ein treffliches Lob einem Regenten / Land / Leute vnd das gemeine beste
mehr deñ seine eigene Kinder lieben / welches denn von den
Vnterthanen billich in acht genommen / vnnd jhren lieben Landesfürsten als
Väteren alle gebürliche ehre / gehorsam vnd pflicht jederzeit sol erzeigt
werden. Wer nimmet aber solches alles zu hertzen? Wo bedencket man das / wie
sichs gebüret? Wie viel mangelt hier gemeiniglich am Werck vnnd am Gehorsam
selbesten? Darumb so muß dañ Gott bißweilen drein greiffen /
fromme Fürsten auffheben vnd verbergen / wie Esaias saget /Esa. 26. am 26. Cap. Ut tum
demum homines sua intelligant bona, cum quae in potestate habuerunt, ea
amiserunt, Das wenn man sie verlohren hat / man hernach erst gewahr
werde / was man an jhnen habe. Fürs dritte / demnach es mit Fürsten vnd
Herren3. nicht allein ein sterblich thun /
sonderen auch ein solch vnbestendig wesen ist / das Augenblicklich vmbschlegt
vnnd sich verendert / wie vns Gott solches von Anbegin der Welt an den Exempeln
selbst zum Angenschein beybringet / so wil vns Gott damit fürgepredigt haben /
das man auff der Fürsten gunst / des Hoffwesens Pracht vnd Macht nicht zu viel
bawe / vnnd hierauff / wie ein Bock / sich auff die Hörner verlasse / in
meinunge / als werde es also ewig bleiben / vnd sich das Blat nimmermehr
werde oder könne vmbbrechen: Es heist / ab
interitu principum magnae fiunt rerum conversiones, Wann Fürsten vnnd
Herren mit Tode abgehen / so gibet es gemeiniglich verenderungen im Lande /
sagte ein berümbter Geschichtschreiber / einer felt / der ander steiget / novus rex, novalex, new Herr / new Gesetze / Da trifft
mannichen ein Vngewitter vñ Vnglück / dessen er sich nicht
versehen gehabt / kaum wird es nachbleiben / das solches in dieser mutation mit etlichen auch nicht dürffte war werden. Da
were gut / beym Hellen tage vnd Sonnenschein auff solche felle zugedencken / vnd
jhnen ein zubilden / was abermal der Königliche Prophet David gesaget / vnd
jederman gewarnet Psal. 146.hat / im 146.
Psalm: Verlasset euch nicht auff Fürsten / es sind Menschen / Des menschen Geist
mus doch davon / alß dann sind verlohren alle anschlege / Wol dem des Hülffe der
Gott Jacob ist / des Hoffnungen auff dem HErrn seinem Gott stehet / der Himmel /
Erden / Meer / vnd alles was drinnen ist / gemacht hat / Der glauben helt
ewiglich / der recht schaffet / denen / so gewalt leyden / Mannicher tregt newe
Zeitunge zu Hoff / meinet einen Hoffdanck damit zuverdienen / oder andere auß
den diensten zu heben vnnd selbest anzukommen / vertreugt sich auff Fürstliche
Gnade / Hofes macht / Herren Gunst / vnd dergleichen / Aber es were besser
nachgelassen / vnd an den Nachwinter vnd diese Väterliche erinnerung gedacht.
Was Herren gunst thu vnd bringe / zeugen die Exempla Mosis vnd Bellisarij /
Solte es mit den Dieneren Herren gunstes halben nicht gefehrlich vnd vnbestendig
sein / ist es doch mannichmal mit den hohen Heuptern selbesten vnbestendig /
eitel vnnd vergenglich Historia.ding / wie
ausweiset nachfolgende geschicht. Jenner König / da er neben anderen gefangenen
/ in einen Wagen eingespant
ward / sahe jmmer zu rücke auff
das Rad / vnd als er vom vberwinder / der auffm dem Wagen saß / gefraget wordt /
worumb er das thete? gab er zur antwort: Er erinnere sich darbey / wie bald sich
das glücke verenderen könne / daß das vnterste zu oberst / das oberste zu
vnterst komme / Er sey kurtz zuvor ein gebietender König gewesen / vnd müsse
jtzundt alß ein Roß im Wagen ziehen Denn es sey alles vnbestendig in der welt.
Solcher vnbestendigkeit hoher Leute / & aliarum rerum
bumanarum, werden wir hier erinnert.
Zum vierdten / wil Gott vnter diesen fällen vnd betrübnis4. vns erinnert haben / nachzudencken / was es
doch bedeuten müge / wann fürnehme Heupter vnnd fromme Fürsten die Schuld der
Natur bezahlen. Hiervon bericht zuthun / weiß ich trawn nicht von viel gutem
oder sonderbarem Glück zusagen / oder jemand einige vertröstunge zumachen. Es
bedeut in einer Summa zureden Vnglück vnd eitel Böses. Dann gleich wie oben
albereit angezogen / wenn Gott ein Landt segnen will / (wie oben gehört) so
gibet er jhm gnedige Fürsten vnd Regenten / Wenn ers aberstraffen wil / so gibet
er jhnen einen KönigOseas 13. Eccl. 10. vnd
16. im Zorn / wie Oseas am 13. Cap. sagt. Vnd Salomon im Prediger am 10.
vnd 16. Cap. sagt: Wehe dir Landt des König ein Kindt ist / vnd des Fürsten früe
essen / Wol dir des König Edel ist / vnd des Fürsten zu rechter zeit essen / zur
stercke vnd nicht zur lust. Gleichergestalt sagt er im 28. Cap. Wenn ein Fürst
ohne verstand ist / so geschicht viel Vnrechts / Ja vnser HErre Gott lesset
selbest durch den Propheten Esaiam am. 3. vnd 4. Cap.
solche straffe drewen. Ich trage leyder Sorge / es sey was vorhanden / auff den
Todesfall werden mehr straffen Gottes folgen / kans abgewendet sein / wie doch
wolgeschehen könne / weñ
wir Busse theten / so wollen wir Gott dancken / kans aber
nicht sein / so helffe vns solches die Allmacht vnd Gnade Gottes mit gedult
zuvberwinden.
5.
Zum letzten / wil GOtt mit diesem elenden trawrfall vns auch ermuntert vnd
auffgewecket haben / in keine vergessenheit zu stellen / sonderen fleissig
nachzudencken / auff was vervrsachung dann solcher betrübter traw fall
fürnemblich beruhen vnd bestehen möge. Wer keinen Bericht hierüber hat / der
höre Prov. 28.was hievon der heilige Geist
aussaget vnd bezeuget / Prov. 28. Vmb des Landes Sünde willen werden viel
Verenderung der Fürstenthüme. Ach / Ach / diese Wort mag Obrigkeit vnd
Vnterthanen / Lehrer vnd Zuhörer / gelehrt vnnd vngelehrt / Herr vnd Knecht /
Fraw vnd Magd / Bruder vnd Schwester / Rath / Rathsherren vnd Diener wol ponderiren vnd zu Hertzen nehmen / niemandt auff andere
sehen / vnd den handel auff andere schieben vnnd waltzen / wie Eva die schuld
auff die Schlange schob / Nein / wir sind hie alle in einem Spiel / tragen
Wasser an einer Stangen / vnd haben einerley Tuch zu allen Hosen.
Einen außerlesenen Hertz frommen löblichen Landesfürsten haben wir gehabt an Henrico Julio, dem frommen vnd gottseligen Hertzen. Diß
ist von vns zur gebühr noch keinmal erkandt / Gott noch niemals zur genüge
gedancket worden / seiner F. G. vnd grossen Mildigkeit haben viele mißgebraucht
/ seine Vater trew ist an vielen offtmalß vnbewandt geblieben. S. F. G. Befehlen
vnnd mandatis ist auch vbel von dem meisten theil der
Vnterthanen nachgesetzet worden. Diese Sünde vnd dergleichen hat Gott lenger mit
Augen nicht ansehen mögen / darumb er bewogen worden diß Kleinot / wie nu
geschehen / zuentziehen.
So haben nun S. F. G. seligster Gedechtniß / wir gleichsamHertzeg Henrich des Jünger Alter 97. Jahr. dem
Tode in den Rachen gestecket / vnd jhme für der Zeit / da S. F. G. noch lange
nicht seines Herren Großvaters / Hertzogen Henrichen des Jüngern / der 97. Jahr alt worden / Alter ereichet / Dann sie nur
allein alt gewesen 48. Jahr. 9. Monden vnd 5. tage / von dem leben geholffen /
vnd den grossen stoß zum Hertzen gegeben. Darüber zeuget Gott vnd sein heiliges
wort / vnsere Gewissen vnd eigene durch den fall verdorbene Sündliche Hertzen
beklagen vnd beschüldigen vns hierob zum vberfluß. Wolan / wie ist jhme nun
zuthun / wie greifft mans an / ist dann ferner kein Mittel mehr da / dadurch
diesen betrübten Sachen kan Rath geschaffet werden? Ey worumb nicht / das wolte
Gott nimmermehr. Wem zu rathen stehet / dem stehet auch noch wol zu helffen /
wer aber nicht folgen wil / der stehe sein eben thewr / vnd warte Plage vnd
Straffe. Den Rath aber finden wir alhier bey dem heiligen König David / vnd ist
dieser / das wir nemblich in aller Rew / Demuth vnd Bußfertigkeit vnserer
Hertzen zu in brünstigem vnd eyferigem andechtigem Gebet greiffen / vnd dem
barmhertzigem Gott in die gefaste Zornruthe fallen / vnd mit threnen vnd tieffen
seufftzen jhme
Iohannis Gigas.
also zuruffen / vnd erstlich mit der Kirchen aus Iohannis Gigantis Psalm singen: Weil vns der HERR heimsuchen thut /
last vns von Hertzen sagen / die Straff wir wol verdienet han / solches beken
ein jederman / niemandt darff sich ausschliessen. Darnach / lieber Himlischer
Vater / es ist ja freylich vor Augen vnd vnwidersprechlich war / das wir mit
grosser schrecklicher Sicherheit / Vnglauben / Zweiffelunge / Vndanckbarkeit /
schnöder ver achtunge deines heiligen Worts vnnd Saeramenten / mit Vngehorsam /
Haß / Neid / Rachgier / Feind-
schafft / fressen /
sauffen / Vnzucht / Hurerey / Ehebruch / Wucher / schinden / schaben / Vinantz /
vnd dergleichen anderen vielen vberheufften Sünden / diese sonderliche grosse
Straffen vnd Plage / vnnd andere mehr Straffen vberflüssig verdienet vnd
verschuldet haben. Aber liebster frommer Gott / dieweil die Betrübten trösten /
den Elenden helffen dein eigen Werck ist / So bitten wir dich aus grund vnserer
Seelen / tröste vns doch widerumb / als ein Gott der gedult vnd des trostes /
heute vnd jederzeit alle betrübte vnd trawrige Hertzen / vnd erfülle sonderlich
an Herrschafft vnd Vnterthanen / Geistlichen vnd Weltlichen / Edel vnd Vnedel /
Gelahrt vnd Vngelahrt / vnd in Summa / an allen die vber dieser Fürstlichen
Leiche betrübet sind / seine verheissung: Selig sind die da leide tragen / denn
sie sollen getröstet werden. Wo kan aber ein Volck im Lande frölich sein / das
seine Obrigkeit aus Hertzen grund liebet vnd mit trewen meinet / da es siehet /
das du sie so hart angreiffest / das Heupt von jhnen hinweg reissest. Ach
frommer GOtt / heyle die Brüche / heile die Hertzen wunden / welche du so woll
den Fürstlichen als aller Vnterthanen Hertzen geschlagen hast / erbarm dich
vnser lieben Obrigkeit / vnd erhalt sonderlich vnseren nun mehr Regierenden
Landesfürsten / FRIDERICH VLRICHEN bey langem leben /
guter gesundheit / glückseliger Regierung vnd gedeylicher Wolfahrt / mache es ja
nicht garauß / vnd schaffe gnediglich / das wir noch lenger bey gutem frieden
dein heiliges Wort hören / vnnd die hochwirdige Sacramenta nach der einsetzung
Christi haben / vnd dir hinfort in mehrer Gottseligkeit vnd Ehrbarkeit dienen
mögen. Gnug von leid vnd trawrigen sachen. Wir müssen auch etwas von Trost hören
/ zu Hertzen fassen vnd mit vns zu Hauß nehmen.
Das ander Stück der Predigt.
ZV gutem vnd bestendigem Trost / gibt der heilige König vnd Prophet David in
abgelesenem Psalm weniger nicht / als zum trawrigen klagen / gar feine vnd gute
anleitunge vnd nachrichtung / vnd deren zwar nit einerley / sondern
vnterschiedliche. Dann erstlich spricht er also: Gott du hast aber doch ein
Zeichen gegeben denen die dich fürchten / welches sie auffworffen / vnd sie
sicher machte / Sela / Auff das seine lieben erleidiget werden. Siehet mit
diesen Worten auff den Sieg / den Gott gleichwol auff Davidis seiten gegeben /
das der Feind aus dem Lande geschlagen / das Volck aber vnd der König bey Land
vnnd Leuten geblieben / vnd ein jeder bey den seinigen / bey Weib vnd Kind / bey
Hauß vnd Hoff / Land vnd Leuten / Kuxen vnd Bergktheilen / vnd was er sonsten
mehr liebes gehabt hat / erhalten worden: Dem Feinde aber sein feindliches
vorhaben / die Jüden zuvertilgen vnd außzurotten / in Brunnen gefallen ist / Daß
ist Davids erster Trost gewesen / welchen dann der heilige Geist in
gegenwertigem Trawrstandt auch vns Vnterthanen wil gewiesen vñ
für gehalten haben / warzunemen / das Gott vnter diesem gemeinen Hertzeleid vns
auch gleichwol ein Zeichen gegeben / welches wir auffwerffen vnd vns sicher
machen kan / darunter Gottes liebe Freunde vbermessiges trawrens auch köndten
entleidigt werden. Vnd ist dieser Zeichen nicht einerley / sondern mannicherley.
Erstlich zwar / ist vns von Gott ein Zeichen des Trostes1. gegeben worden / an jhme / dem seligen in
Gott ruhendem Fürsten selbest / Denn das S. F. G. wie zugesante Befehl auß-
weisen / bey guter Vernunfft wol vnnd seliglich auß
dieser betrübten Welt abgescheiden ist / vnd so ein Christliches vnd Seliges
Ende vom lieben Gott bekommen / vns zwar allen / vnd gantzer Landschafft ist der
Tag / daran S. F. G. nach Sanct Pauli wunsch auffgelöset worden / ein finsterer
/ tunckeler vnd trawriger Tag gewesen / welcher vns ein rechtes Trawr vnd
Leydjahr gemachet hat. Aber S. F. G. ist dieser Tag des Abscheides / ein rechter
Heim vnd Himmelfarhts tag gewesen / an welchem sie von allem Vbel vnd mühsaal
gegenwertigem Elenden lebens / sind erlöst vnd frey gemacht / vnd zu einem
seligsten Himmelsfürsten eingewiesen vnd auffgenomen worden. Beati mortui, qui in Domino moriuntur: Selig sind die Todten / die in
dem HErren sterben von nun an / spricht der Geist Gottes Johan. 14.in der Offenbarung Johannis am 14. Cap.
Sie ruhen von jhrer Arbeit / vnd jre Wercke folgen jnen nach: Ohne zweiffel ist
des seligen Herrens Rede vnd Gedancken / (weil er so vernünfftig gestorben) vor
seinem seligen Ende nichtes anders / denn von GOtt vnd seinem heiligen Wort
gewesen / wie die wol werden zeugen / so S. F. G. mit pflege vnd wartunge biß
ins ende beygewohnet haben.
2.
Das ander Zeichen / das Gott vber diesen Trawrfall zu sonderlichem Trost gegeben
/ ist die offentliche allgemeine Landklage / so vber dieses frommen Fürsten
tödtlichen Abgang geführ et wird / welches dann eben ein gutes vnd recht
tröstliches Zeichen ist / für alle vber diesem Fall intereßirte Personen. So lange als Fürstliche Personen am leben sind /
stehet es gar wol vnd löblich / wann im Lande wenig klagens vnd trawrens gehöret
Pericles.wird. Dessen rühmete sich jenner
fromme Regent Pericles / da er aus dieser welt abscheiden solte / vnd sagte: So
lange
er beym Regiment gewesen / hette kein Vnterthan seinent
wegen eines Trawrmantels bedürfft / Damit wolt er anzeigen / wie löblich /
rühmlich vnd nützlich er geregiret / vnd seiner lieben Vnterthanen Nutz
befördert hette.
Dieses Lobes ein öffentlich Zeugnis bringet dieser löblicher Landesfürst /
Henricus Julius / seliger Gedechtnis / heutiges tages mit sich davon / durch das
gemeine weheklagen / heulen vnd weinen / so in allen Stedten / bey aller
Bürgerschafft / Landschafft / oder arbeitsamer Bawrschafft ist bißher gesehen
vnd noch jtzo gehöret vnd vermercket wird / Möchten doch die thränen / so von
Jung vnd Alt / von Man vnd Weib / von Edel vnd Vnedel / von Geistlichen vnd
Weltlichen / von Bürgern vñ Bawren / von Inwonern vnd
Außlendischen / alß den Pragerstedten / gantz Bhömen / vnd anderswo vergossen
worden sint vnd noch werden / schier einen Bach füllen / vnd einen Strom im
Lande geben / Wie kan das anders dañ ein gantz tröstliches
Zeichen sein / der Väterlichen Regierung / deren wir von diesem löblichen
Fürsten ins 25. jahr genossen haben / welches Weheklagens zu seinen lebzeiten
man wenig bedurfft hat. Wann aber Fürsten vnnd Herren mit Tode abgehen / so
stehet es gar wol / vnd ist ein vber aus gutes anzeigen / wann viel weinens im
Lande gehöret vnd gesehen wird: Das erkante HerodesHerodes. der Bluthund vnd Tyranne selbest auch / darumb da er
sterben solte / vnd wuste sich zu erinneren / das geübter Tyranney wegen wenig
thränen vber seinem tode würden vergossen werden / sagte er: Permolestumeße, sicareat postremo luctus honore, qui regibus debeatur,
Es were gar ein verdrießlich Werck / wann vber seinem Tode kein leidt noch
trawren erfolgen solte / da doch grossen Monarchen / Fürsten vnd Herren /
gemeines
Josephus Annq. lib. 7 Cap. 8.leidt vnd trawren
aus pflicht nachfolgen solle / wie Josephus / der Jüdische Geschicht schreiber /
Antiq. lib. 17. Cap. 8. seine Wort erzehlet hat / vnd wird hierauff von jhme
gemeldet / was mördliches beginnen vñ vnrat er erfunden vnd bey
sich erdacht habe / das / wenn er nun sterben würde / man im gantzen Lande / in
all den fürnembsten Geschlechtern vnd Heusern etliche der vornehmesten
vmbbringen solte / darmit im gantzen Lande ein trawren entstünde / vnd die zeit
seines todes ohne leid im Lande nicht abginge. Das ist wol ein Mordtlied / ja
ein Teuffelischer gebrauch / der wider das fünffte Gebot leufft / Aber des
königes halben kein Sterbelied gewesen / vnd sind nicht die Tyrannen / welche
weñ sie cum gemitu & fremitu, non
in pace, sed pice, das ist / mit ach vnd wehe aus diesem leben
geschieden / jre trewe Diener vnd Vnterthanen neben sich zu tödten befohlen /
sondern jhre Diener / so sie jämmerlich ermorden lassen / beweinet worden. Ein
solch erzwungenes trawren hat vnser from̃er Landesfürst nirgend
bedurfft gehabt / es findet sich sonsten ohne das weinen vnd weheklagen mit
hauffen / vnd leider schier zuviel / doch ist es alles ein gutes Zeichen. Solvamus bono principi stipendiarias lachrymas, sagt der
heilige Bischoff D. Ambrosius.Ambrosius / vber
Keysers Valentiniani tod / es sind die rechten Lehnthrenen / die wir dem frommen
seligen Fürsten nach schicken / vñ hiermit bey S. F. G. alß
getrewe vnterthanen / vns ablösen sollen. Daher dann auch ein rechtes
Trostzeichen hiermit allen betrübten Hertzen gegeben vnd für Augen gestellet
wird. Vnd so viel von diesem.
Darnach zu schepffunge mehres Trostes / in seinem vnnd des Landes Obligen /
greiffet David noch zu einem anderen Stücke / vnd stelt an eine Collation, oder vergleichung des scha-
dens / so er albereit genommen / Entgegen auch des Segens vnd des
guten / so er noch aus der Handt des HErren im Vorrath hatte. Hatte nun schon
der Feind etlicher örter etwas schaden gethan / wie es zwar ledig nicht pflegt
abzugehen / so zehlet David widerumb im Lande vmbher / was Landt vnd Leut er
noch im Vorrath habe / vnd wessen er sich jeglichen Stückes noch gefrömmet vnd
gebessert wisse / da findet sich Sichem vnd Suchoth / Es ist Manasse / Ephraim
vnd Juda: Er zehlet Moab / Edom / Philistea / eines nun gegen dem anderen /
abgang gegen Vorrath gerechnet / befindet er vrsache einen Trost zu schepffen
vnd im HErren frölich sein. Das ist in gegenwertigem betrübten trawrstande auch
eine feine weise / Trost zu schepffen / vnd sich vom Jammer vnd Leide widerumb
etwas auffzurichten. Ein Herr / ein Bruder ist vom anderen getrennet / ein
Bruder ist von den Schwestern gescheiden / ein Schwager / Ohm vnd Gefatter von
dem anderen? Was deñ / Non amißus, sed
praemißus est. Der Herr Bruder ist nicht gar verloren / sonderen allein
vorn angeschicket / dahin wir alle mit Frewden hinnach gedencken zufahren. Vnd
ob schon der Herr Bruder Henricus Julius seliger dahin / so sein ja doch / wie
vor erwehnt / jrer noch drey im leben / aber der beste Bruder ist noch im Himmel
/ welcher sich in der Schrifft vnseren Bruder nennen vnd tituliren lesset / an
welchem ein gleubiger Christ noch mehrhat / dañ an seinem
leiblichen Bruder. Vñ das nun solches war sey / das vnser beste
Bruder im Himmel sey / so bezeugets David im 22. Psalm / da er spricht / Ich wil
deinen NamenPsalm. 22. predigen meinen Brüdern
/ ich wil dich in der Gemeine rühmen / rhümet den HErren / die jr jhn fürchtet.
Gleichfals / Joh. 20. Gehet aber hin zu meinen Brüderen / vnd saget jhnen /
IchJoh. 20.
fahre auff zu meinem Vater vnd zu ewrem Vater / zu meinem
Gott vnd zu ewrem Gott. Der Fürstlichen Witwen ist jhr allerliebster Eheschatz
hinweg / vnd das ist leider die Warheit / Esa.
62.wie aber dem allen / non deserta vocaberis,
spricht Gott im Propheten Esaia / am 62. Cap. zu seiner lieben Zion / Man solle
dich dennoch nicht eine verlassene heissen / welcher Trost denn alle Töchter
Zion / alle Gottselige Christliche Witwen / sie sein reich Psal. 68.oder arm / hohes oder niedriges Standes
auch angehöret. So nennet sich Gott auch insonderheit selbesten im 68. Psalm /
einen Vater der Waysen / vnd einen Richter der Witwen / einen Richter nicht zum
schrecken / sonderen zum Trost / der / weil er jhnen als verlassenen Personen
hart verpflichtet ist / jhnen Psalm. 56.recht
schaffen / sie defendiren vnnd schützen wolle.
Gleichfals sagt David im 146. Psalm: Der HErr behütet Frembdling Deut. 10.vnd Waysen / vnd erhelt die Widwen. Im
56. Psalm zehlet er jhre flucht / vnd samlet jhre thränen in seinen Sack / Ja
ohne zweiffel / er zehlet sie. Deut. 10. Gott ist ein grosser / mechtiger /
erschrecklicher Gott / der die Person nicht ansiehet / vnd Syr. 35.schaffet recht den Witwen vnd den Waysen
/ vnd Frembdlingen / vnd hat sie lieb / vnd gibet jhn Speiß vnd Kleider. Syr.
sagt auch am 35. Cap. Gott erhört das Gebet der beleidigten / er verachtet des
Waysen Gebet nicht / noch der Witwe / die da klaget. 2. Reg. 4. Luc. 7.Deß haben wir viel tröstliche Exempel / an der
Naemi / an der Witwe zu Sarpath / an eines frommen Predigers Witwe / 2. Reg. 4.
an der Witwe zu Naim / Luc. 7. Vnd damit man ja sehe / wie Väterlich Gott
verlassene Witwen vnd Waysen / hohes vnd niedriges Standes meine / so befiehlet
er sie gar ernstlich / nicht allein der Obrigkeit / sonderen auch vns vnd allen
anderen Menschen / vnd wil das man jhnen rechts verhel-
ffen / vnd sich bey Leib niemand an jhnen vergreiffen / sonderen
jedermänniglich sich mitleidig vnd wolthätig gegen jhnen erzeigenPsal. 82. Esa. 1. Zach. 1. Litania. 1. Timot. 5.
sol / Psal. 82. Esai. 1. Zach. 7. etiam in Litania, Auff
den sollen jhre F. G. jhre Hoffnunge setzen / wie 1. Timoth. 5. stehet / Welche
ein rechte Witwe vnd einsam ist / die stellet jhre Hoffnung auff Gott / vnd
bleibet am Gebet Tag vnd Nacht / welche aber in Wollust lebet / die ist lebendig
Todt. Darnach sollen jhre F. G. beten / so ist gantz kein zweiffel / Gott werde
sie nimmermehr verlassen / wie auch das ein herrlicher vnd trefflicher Trost ist
/ das jhre F. G. Söhne vnd Töchtere sie hertzlich lieben vnd ehren / vnd also
jhre F. G. auch für jhre Person trösten werden.
Belangent S. F. G. hochbetrübte / vnd hinterlassene Fürstliche Kinder / die
Jungen Herren / vnd sonderlich die Frewlein / haben sie zwar einen frommen
lieben vnd löblichen Vater verlohren / Entgegen / wie David sagt im 68. Psalm /
eieinenPsalm. 68. besseren Vater im Himmel
/ der sich einen Vater der Waysen selbesten nennet / bekommen / der rechte Vater
ist vber alles was da Kinder heist / im Himmel vnd auff Erden / welchem sie auch
vmb ein Grad neher / alß zuvor / verwandt sind / welcher sie auch alß der beste
Vater wird zuversorgen / vnd jhrer alß vormunde wird zu pflegen wissen / dieser
Himlische Vater hat es zuvor wolmehr vnd öffter gethan / das er nach Absterben
der leiblichen Eltern fromme Kinder vnd Waysen höher hinan gebracht / vnd
reichlicher versorget hat / dañ jnen bey lebzeiten jhrer
leiblichen Väter jmmer begegnet oder widerfahren were. Wie also das arme
Wayselein Esther zum Königlichen Stand erhaben ist. Dessen Exempel die
Fürstliche Kinder eben an jhrem selbeygenem Großvater / dem Durchleuchtigen
Hochgebornen Fürsten vnd Herren / Herrn Julij / Her-
tzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg / seliger Gedechtnis / Besiehe D. Basilij Leichpredigt vber Hertzog Julij
Todt.vor sich vnd jhnen zum Trost einzubilden haben / Denn S. F. G. der
geringste gewesen / wie David der verachteste war / vnter seinen Brüderen / vnd
war mit S. F. G. fast alles dahin gerichtet / das sie nicht zur Regierung jhres
Väterlichen Landes kommen / sonderen zu einem Bisthumb befördert werden solten /
Allein Gott wolt es haben vnd bracht es dahin / das S. F. G. zur Regierung
kamen. Werden nun aber die Fürstlichen Kinder vnnd Junge Herrschafft bey Gottes
Wort fest vnd standthafftig halten vnd bleiben / der Calvinischen vnd
Jesuwiderischen Lehr / vnd anderen Ketzereyen spinnenfeind sein / vnd sich
Väterlicher vermanunge / so sonder zweiffel offt im leben geschehen / Kindlich
vnd Gehorsamlich erinneren / der Lehre vnnd Exempel jhres seligen Herren Vaters
nimmermehr vergessen / vnd dañ ferner in guter acht haben / das
die betrübte Fraw Mutter von jhnen Kindlich geehret / vnd sie als Fürstliche
Kinder / Brüdere vnd Geschwistere in guter Einigkeit vnd frieden Christlich
mögen erzogen vnnd beysammen erhalten werden / so wollen wir Gott vertrawen /
hoffen vnd fest auff jhn bawen / es werde nimmermehr ein Man mangelen / der auff
dem Fürstlichem altem Braunschweigischem Stull sitze.
Entlich sind noch vbrig / wir arme vnd hochbetrübte Vnterthanen / die jhren
lieben vnd Gottseligen Landesvater verlohren / vnd wie Gott weiß vnd kein
verstendiger in Abrede seyn kan / vmb ein grosses vnd edeles Kleinot / die Kron
des Landes / kommen sein. Dencket aber / liebste Freunde im HErrn / auch ein
wenig förder / vnd sehet widerumb auff das / was vns der güdige Gott gelassen
hat / so werdet jhr auch widerumb einen reichen Vorrath / vnnd noch solche güter
vber vbrig befinden /
darüber wir billich widerumb Trost
zuschepffen / vnd vber den schätzen Göttlicher güte vns hochlich zuerfrewen
haben. Denn da tröstet Gott mit Worten nicht allein / sondern wircklich vnd mit
der That selbesten. Denn nach tödtlichem Abgang vnsers seligen Landesfürsten vnd
Herren / Herrn Henrici Julij / hat vns Gott noch vbrig vnd am Leben gelassen /
(Helffe Gott lange zeit) den auch Durchleuchtigen / Hochgebornen Fürsten vnd
Herren / Herrn Friederich Vlrich / Hertzogen zu Braunschweig vnd Lüneburg /
vnseren allerseits gnedigen Landesfürsten vnd angebornen Herren / welcher
albereit die Regierunge angetreten / vnd den 3. Decembris auff dem Bergwercke
sich wil schweren vnd hüldigen lassen / vnd hinfort vnser aller Heupt / vnd
gnediger Landesfürst vnd Herr sein wird.
So sind von vorstorbenem vnserem seligen Landesfürsten noch vbrig vnd
nachgelassen / ohne den nun mehr Regierenden Herren / Friderich Vlrichen / drey
Fürstliche Brüder vnd Herren pflentzlein / etliche schon albereit auch mit
feinen Fürstlichen tugenden außgerüstet / die nun hernacher wachsen / vnd also
beyderseits jhres seligen Herren Vaters vnd Regierenden Herren Bruders heut oder
morgen / (Welches aber Gott lange in gnaden verhüten wolle) nicht allein an
Landt vnd Leuten / oder zeitlicher verlassenschafft Erben / sondern auch / vnd
viel mehr an allen Fürstlichen vnd Löblichen Tugenden vnd thaten Succeßores vnd Nachkömlinge sein vnd bleiben werden. Ich
wil geschweigen deß verstorbenen seligen Landesfürsten Herren Brüder / die im
ersten Stücke mit Namen genennet. Sehet / also grünet Gott lob / der Cederbaum
des hochlöblichen Hauses Braunschweig / vnd seine Este breiten sich noch zimlich
weit aus.
Psal. 147. vnd 68.
O du getrewer Gott / laß sie viel Früchte tragen / vnd gib erstlich Früchte in
Choro / das vnter Hertzog Friderich Vlrichen Regierung Gottes Wort schnel lauffe
/ vnd mit Lust vnd Frewdigkeit geprediget werde. OGOTT / laß diesen
Braunschweigischen Baum zum guten Anfang / vnd allezeit vnter jetzgemeltem
regierenden Landesfürsten Früchte bringen in Foro, das
Fried vnd Gerechtigkeit täglich wachse vnd zunehme / vnd wir vnter S. F. G. ein
geruhliches Leben / vnd stilles wesen 1. Tim.
2.führen mögen / in aller Gottseligkeit vnnd Ehrbarkeit / 1. Tim. 2.
Lasse auch diesen Baum hiernechst Früchte bringen in Thoro, das auß diesem hochlöblichen Stam biß an der Welt ende herkommen
Fürsten vnd Herren / Herrscher / Seulen des heiligen Reichs / vnd Vätere des
Vaterlandes / Begnade OGott vnseren jetzigen aller gnedigsten Regierenden Landes
Jud. 6. 15. 2. Reg. 1. Psal. 25.Herren mit
dem muth Gideons / Judic 6. mit der stercke Simsons /
Jud. 15. mit der Weißheit Salomons / 2. Re. 1. mit der Andacht Davidis / Psal.
25. Vnd verleihe vns allen gnediglich / das diß Heupt des Hauses Braunschweig
vnd gantzen Landes / wir heilsamiglich zu deinen Ehren / vns vnnd vnseren
Nachkommen zum besten / an Seel / Leib / Haab / Ehr vnd Gut gebrauchen / vnd an
S. F. G. einen allergnedigsten Landesvater langezeit haben vnnd behalten mügen.
Vnd ist gar nichtes geredt / das man sich wieder den Trost setzen vnd sagen
wolte: Ach / Ach / scheidẽ thut gleichwol schmertzlich weh. Resp. Ist wol war / denn sonst were es kein Creutz /
Aber widerkommen macht das man scheidẽ nit acht / oder das man
sprechen wolte: Gleichwol ist Hertzog Henrich Julius vnser liebstes Ehegemahl /
Bruder / Herrvater vnd Landesfürst hinweg / wann dieser noch vorhanden vnd bey
vns were / so wolten wir vns nach-
mals glückes vnd gutes
versehen. Diesen einwurff lehnet David ab / vnd benimmets vns mit solchen
Worten: Gott du zeugst nit auff vnser Heer / menschen hülff ist nit nütze / mit
Gott wollen wir Thaten thun. Was ist es / wil er sagen / dz wir gutes durch
einiges mittel / creatur oder menschẽ empfangen haben / dz alles
mag wol eine zeitlang vnser Heer heissen / so lange es Gott vns gebrauchen lest.
Aber was durch dieses heer vnd mittel geschicht / das ist einig vnd allein
Gottes werck / Gott ist an seiner Creatur keine gebundẽ / Er
zeugt nicht aus auff vnser Macht / sondern auff seine Macht thut er / was er vns
thut. Darumb niemandt jhne an einige Mittel oder seine Wolthaten / sein
außziehen / an einig vnser Heer vnd Macht binden / sondern jhme einen
freywilligen vnd Allmechtigen Gott jederman solte bleiben lassen / der da
vberschwenglich thun kan / das wir bitten oder verstehen / nach der KrafftEphes. 3. die in vns wircket / Eps. 3. Entlichen
/ vnd fürs letzte / weiset David noch einen anderen Trost / Gott / spricht er /
redet noch in seinem Heligthumb / des bin ich fro / Tröstet sich hiermit
fürnemblich Gottes Wortes / welches Gott in seinem hause vñ
heiligthumb noch täglich schallen lasse. So lange nun das noch geschehe / so
lange Gott sein Wort predigen vnd erdönen / so lange er noch seinem volcke den
Gottesdienst vnd reinen gebrauch der Sacramenten lasse / so habe es noch keine
Noth / so könne man noch anderer Trübsalvergessen / darwider Gott vns in seinem
heiligen wort mit Labsal vnd Trost versorge vnd versehe / Ach das ist ein
mechtiges vnd herrliches Stücke zum trost gehörig. Gedencket vielleicht mañich betrübtes hertz / es sey nun aus vnd mit dem Lande gar gethan
/ gute friedliche zeit sey
hinweg / vnd werde nun nichtes
deñ vnglücke folgen / Deñ eben darumb habe vns
Gott vnseren alten Regierenden Landesfürsten zum teil hinweg genom̃en. Das wolte gar trawrige hertzen gebẽ. Wolan / wie sol man
sich solcher trawrgedancken erweren / wie vnd auff was weise muß man dieselbe
auschlagen: Gott redet noch in seinem Heiligthum̃ / des bin ich
fro / Die Hand des HErrn ist nicht zu kurtz / das er nicht helffen Esa. 66.köndte / Ist eines. Er redet noch ein
anders / Es. 66. Ich wil euch trösten / wie einen seine
Mutter tröstet. Gott redet ja noch ferner in seinem Heiligthumb / vnd saget
Friede zu seinem Volck / vnd seinen Heiligen / wann sie nur nicht auff eine
thorheit gerathen. Er redet vber diß alles auch / das in seinem Heiligthum̃ der Todt seiner Heiligen ist werth gehalten für dem HErren.
2. Reg. 12.Entlich / redet Gott in seinem
Heiligthumb auch dieses / vnd redet es durch den heiligen König vnd Propheten
David. Wir können mit trawren vnd weinen den verstorbenen Landesfürsten / nicht
widerholen / wir werden wol zu jhm fahren. S. F. G. vnnd andere verstorbene
kommen nicht wieder zu vns / vnd ist kein zweiffel / wenn es Gott also gefellig
were / das vnser verstorbener Landesfürst widerumb solte lebendig werden / vnd
die selige Seel mit jhr em heut niedergesetzetem Leichnam vereiniget / vnd S. F.
G. vns alle aus dem Sarcke noch einmal ansprechen solte: So würden S. F. G. Wort
vnd Reden dieses sein: Hertz allerliebster Eheschatz vnnd Gemahlin hertz getrewe
liebe Brüder / liebe getrawte Kinder / Söhne vnd Töchter / liebe Räthe vnd
Vnterthanen / gebet euch nun mehr zu Ruhe / machet ewers trawrens eine masse.
Was jhr bißher gethan / ist auß ehelicher / brüderlicher / kindlicher /
vntertheniglicher liebe / schuld vnnd pflicht geschehen / das erkenne ich an
euch allen zu seligem danck / Aber nun ferner ist mit
vbermessigem trawren vnd weinen nichtes außgerichtet. Darumb fasset liebe Leute
ewre Seelen mit Gedult / ergebet ewren willen in Gottes gnedigen willen / vnd
demnach mir nach meinem Absterben gar wol vnd ewig wol ist / ich bin nun worden
ein seliger Himmelsfürst / vnd mein Leichnam sol nach Jobs spruch /Hiob. 19. am 19. Cap. am
Jüngsten Tage wieder auffstehen: So seid ermahnet / Gott nach seinem heiligen
Wort zufolgen / in stetiger seiner Frucht Christlich vnd Gottseliglich zu leben
/ bey der erkanten Warheit vnd im seligmachenden Glauben an den ewigen Sohn
Gottes Jesum Christum / biß an ewer Ende bestendig / nach meinem Exempel /
zuverharren. So wollen wir dort in der Frewde des ewigen Lebens gewißlich
zusammen kommen / vnd bey dem HErren sein vnd bleiben ewiglich.
Nun wir dancken dir großmechtigster / vnüberwintligster ewiger Gott vnd HErr von
grund vnserer Hertzen / das du vnser Gebet so gnedig erhöret / vnnd das
Braunschweigische Landt mit einem so hochlöblichen Heupt vnnd Landesvater wider
versehen vnd begnadet hast: Durch dich herrschen die Könige / vnd sie sind
deines Reches Amptleute / du HErr alleine gibst die Königreiche vnd Fürstenthümb
wem du wilt / vnd sieProv. 8. Sap. 6. Dan. 4.
stehen in deinen Henden / Darumb so dancken wir dir billich / das du vns nicht
im zorn einen feindseligen Saul / sondern in grosser Gnade einen frommen
gerechten David / einen weisen Salomon / einen sanfftmütigen Cyrum gegeben hast
/ Wir bitten dich O trewer Gott / du wollest vber den newen Regierenden
Landesfürsten vnd Herrn mit deiner beharlichen Gnade halten vnd walten / Psalm
20.Psalm 20.
Erhöre S. F. G. O großgütiger HERR / in aller Noth /
dein
heiliger Name schütze jhn / sende jhm Hülff vom Heiligthumb / vnd stercke S. F.
G. aus Zion / Gib O Gott S. F. G. was dero Hertz begeret / vnd erfülle alle S.
F. G. Christliche vnd Gottselige anschlege / gewehre / O HErr / deinem
gesalbetẽ alle seiner bitte / vnd deine Hand laß jhm helffen
gewaltiglich / Psalm 72. Gib deine Gerichte dem Könige / das er dein Volck
bringe zur Gerechtigkeit / vnd die Elenden rette: Lasse das elende Volck bey
recht bleiben / vnd gib das in vnserem Vaterlande Ehre wone / das Güte vnd Trewe
einander begegnen / Gerechtigkeit vnd Friede sich küssen / das Trewe auff Erden
wachse / das Gerechtigkeit von Himmel schauwe / vnd der HErr vns gutes thue.
Segne S. F. G. an Seel / Leib / Haab / Ehr vnd Gut / gib glückselige Regierung /
gedeygliche Wolfahrt / Gesundheit vnd langes Leben. Das verleihe Gott Vater /
Sohn vnd heiliger Geist / hochgelobter Gott in ewigkeit / Amen.
Zugabe oder teutsche Rythmi auff Fürstlichen vnverhofften Todesfall / Fürsten
HENRICI JULII, Hertzogen zu Braunschweig vnd
Lüneburg / Christseligster Gedechtnis / aus vorhergehender Predigt gemacht / ab
autore Concionis.
OLandt Braunschweig du hast verlohrn / Ein Landesfürsten außerkorn. Ein Landes
Vater vnd Herren / Welchn du auch hettst behalten gern.
Ein
starcke Seul vnd gute Wehr / Wider allerley falsche Lehr. From / Reich von Geist
/ vnd groß von Gabu / Von Gott vnd Menschen hoch erhabn. Dem viel wol nicht an
Tugend gleich / Vntern Monarchn Römisches Reich. An Gotts Furcht jhm nichts
mangeln thet / Vnsern HErren Gott allzeit ehrt. Er liebt sehr sein heiliges Wort
/ Pflantzte es auch an frembde Ort. Er ehrte trewe Prediger / War feind den
Sacramentirer. Dem Pabsthumb war er nicht zugthan / Entsagt des Türcken Alcoran. War guter Lutherischer Lahr / Die ließ er
Predign offenbahr. War auch feind aller Sünd vnd Schandt / Vnd strafft dieselb
in seinem Landt. Ließ auch viel Vnrecht vbr sich ghan / Daß sonst wol kein Fürst
hett gethan. Zu der zeit alß der Lester er / Sein Gnad angreiff an Glimpff vnd
Ehr. Brauchte Gedult / Sanfftmütigkeit / Grosse Gnade Barmhertzigkeit. Damit er
offt abgewendt hat / Schwere Straffe vnd Wunderthat / Gottes Zorn / Plag vnd
Verderben / Vnglück / Jammer / Noth vnd Sterben.
Prov. 28.Abr die Sündt habens erworben / Das er
so balde gestorben. Das er vns entrückt auß Henden / Gene. 19.Gleich wie der Loth aus den Brenden. O Gott laß nicht ghen
deinen Zorn / Sonst sind wir arm Sünder verlohrn. Wie du wol ehe hast ghen lan /
Alß die heilig Schrifft zeiget an. Dan derselben Exempel gebn / Wie du gestrafft
das sündlich Lebn / Sonderlich die Vndanckbarkeit Gegens Wort / Dienr vnd
Obrigkeit. Gene. 7.So bald Noah in die Arch
ging / Die grosse Sindfluth sich anfieng. Ergoß sich eylig / schwind vnd bald /
Erseufft Man / Weib / Kind / Jung vnd Alt. Gene.
19.Alßbald Loth ward Sodome loß / Fewer vnd Schwefel vom Himmel schoß.
Vnd verzehret Sodomam bald Reich / Arm / Herr / Knecht Magd / Jung vñ Alt / An welchem orte ward zur Hand / Ein Seh das todte Meer
genand. Gen. 50. Exod. 1.So bald auch der from
Joseph starb / Viel vnglück Israel verdarb. Ja zu letzt muste vertrincken /
Egyptn vnd im Meer versincken. 1. Sa. 25.Wie
Samuel gestorben war / Endet sich Sauls Glück gantz vnd gar.
Joannis des Baptistae Todt /Matt. 14. Mar. 6. Niceph.
Joseph. lib. 18. cap. 6 9 10. Bracht Herodi Antipae Noht. Alß bald zu
nechst das Venus Kindt / Vnter dem Eiß sein Lohn empfing. Als auch Doctor Luther
schlaffn ging / Der Teutsche Krieg sich bald anfing.An. 1546. in die concordiae. 2. Reg. 22. Man
sichts auch an den Vögelein / Die den Menschn zur Speiß erschaffn sein. So bald
sie geben gute Nacht / Der kalte Wintr herbey sich macht. Also wenn Herrn werdn
bey gebracht / Noth vnd groß Vnglücke auffwacht. Mit solchen Straffn verschon
vns Gott / Vnd bewahr vns für aller Noht. Dein edles Wort das ewig Licht / Laß
ja bey vns außleschen nicht. Den Schwermern stewr / dein Sacrament / Halt bey
vns rein biß an das End. Gib vnser lieben Obrigkeit / Fried / gut Regiment /
Einigkeit. Bevorab wolst den Principem, Mit Nam FRIDERICH VLRICHEN, Mit fürtrefflichen Gaben ziern / Das
er glücklich möge regiern. All Vnterthanen vernünfftig / Bey Gottes Wort bleib
standhafftig. Gleich wie sein Herr Vater gethon / So bringt er Rhum vnd Ehr
davon.
Rhum vnd Ehr ist besser denn Gelt / Vnd alles was da
liebt die Welt. Dann Gut / Golt vnd Gelt vergehet / Ein guter Nam allein besteht
/ Wie jtzt gemelt / ergreiff sie schon / Die Seuln / so gebn die beste Kron /
Relligionem sinceram, Vnd auch Iusticiam Sanctam. Weil die höchste Ehr des Landts ist / Daß gleub mir
zu ein jder Christ / Wann Gottes Wort an allem Endt / Rein gelehret / gut
Regiment Geführet wird / da muß Gott Segn / Vnd dem Landt Reichthumb vnd Gabn
gebn. Psalm. 6. 51. 143. 130. 65. 25. 103. Esa.
49.Solch alles woll Gott erfüllen / Vnd sein gefasten Zorn stillen / Vnd
nicht gedencken alter Schult / Sondern zu vns wendn seine Hult / Seine Hult vnd
Barmhertzigkeit / Darzu sein grosse Gütigkeit / Vnd seiner Gnad gebn viele Jahr
/ Glücklich Wolfahrt vnd weisse Haar / Erlasse sich auch befohln sein / Die
andern Herren vnd Frewlein / Sonders die Fürstin Tugentsam / Geborn aus
Königlichem Stam /
Stigelius.
Der niemals begegnt grösser leidt / Dann jetzt / da der Todt die
Ehscheidt.
Vnd genommen außm Jammerthal / Ihr allerliebstes
Ehgemahl. Daß grund gute / lieb / fromme Hertz / Ach Gott solt jhr das nicht
bringn Schmertz. Drumb Gott tröste sie durch dein Wort / Weil sie betroffn solch
Leidt vnd Noht. Gib jhr deines Geists Gnad vnd Krafft / Das ja Gottes Wort bey
jhr hafft / Vnd weil sie weint ohn vnterlaß /Matth.
6 So verleih das sie halte maß Im trawrn / vnd nicht den Heydn sey gleich
/ So nichts wissen vom Himmelreich / Sondern gleub das jhr Ehgemal / Der
Seel nach / sey ins Himmelssal / Vnd weiter hertzlich trösten mag / Das sie an
jennem herrlichm Tag /1. Cor. 15. Ezech. 37. Esa. 26.
Dan. 12. Job. 19. Matt. 24. Rom. 3. Acto. 15. Ihren Ehgemal vnd
Herren / Wird wider sehen mit Ehren /
Ut sequatur in membre quod praecessit in capite.
Vom Tode vnd Grabe auffstehn / Vnd mit zur ewign Frewdt einghen / Da dann
mit seinen Augenlicht / Er schawn wird Gottes Angesicht / Vnd ererben das ewig
Lebn / So Gott jhm wird aus gnaden gebn / Vmb Jesu Christi seinen Sohn /
Hochgelobet ins Himmels Thron. Da werdn sie auch im newen bundt /Esa. 6. Erheben Gott von Hertzen grundt.
In einer vnentlichen Frewdn / Vnd nimmermehr von ander
scheidn. Fürnemblich abr werden sie sich / Alß Ehleut lieben hefftiglich. Auch
vmb sich han jhr Kinder klein / Ach Gott solt das nicht Frewde sein. Ecclesia im Psalm: Wen mein
Stündlein vorhanden ist etc.Drumb geb sich die Fürstin zu friedt /
Ihr Herr seligr ist Christi Gliedt. Entschlaffn auff seines Namens Ehr / Vnd
wünscht hier nicht zu leben mehr. Er hat bekommn das höchste Gut /
Nam sanguis Christi est clavis paradisi, in quit
Hieronymus.
Weil er gestorbn auff Christi Blut. Sonst denck auch der anderen dein /
Die durch dein Blut erlöset sein. Vnd laß vns auch all Selig sterbn / In keiner
Angst noch Noht verderbn. Vnd wenn das Stündtlein kömpt herbey / Vns Gnedig vnd
Barmhertzig sey / Vnd verkürtze des Todes Qual / Vnd nim die Seel in deinen Sal.
So wollen wir stets preisen dich / Hie zeitlich vnd dort ewiglich. AMEN.
IN INVIDUM ET ZOILUM.
TRisti animo tristem, quem cernis, candide lector, Sermonem hunc habui voce
gemente simul. Continet haec tantum duo parvula concio membra, Tristiciam
referens, laeticiamque sonans.
Sit licet illa brevis; tamen
haec suntomnia sumpta, Quae legis ex scriptis, quae sacra Scripta vocant. Nam
nihil hic posui nisi quod mihi Christus Iësus, Spiritus ac sancti gratia larga
dedit. Haec tibi non artis praeclarae signa ministrat, Sed merita enarrat
principis illa mei. Non nervosa quidem est, nulla ornamenta videbis, Sed tenui
monstrat mistica sacia stylo. Ergo sit is Iudex summi qui sancta Monarchae Iura
tenet, tua nil Zoile verba valent. Curacuis miror ringendo Zoile dentes? Cur est
in vultu ruga maligna tuo? Fac melius si scis, summas ego dico Tonanti, Grates,
haec mihi quod vilia dona dedit. Inde meum non invide Zoile sperne laborem,
Illum sed placidâ susscipe mente Vale.
I. K.
INvidia laß mein Gedicht / Mit deiner Klugheit vngericht
/ Vnd dir von einer solchen Sach / Ein sonderlich Gedichte mach / Auff daß ich
seh / wie klug vnd weis / Verstendig vnd erfahrn du seis / Zu tadeln nach deim
hohen Geist / Was du doch kaum zu bessern weist. Kunst ists nicht wol können
richten / Kunst ist es abr besser dichten / Vnd mit der That beweysen frey / Das
er besser zumachen sey.
Wer das kan thun ist Ehrenwert /
Steht auch zu brauchen auff der Erdt / Als einer dem die Majestat / Ein grosse
Gnad verliehen hat / Er sey gleich ein Geistlicher Man / Oder sonst bey der Welt
hoch dran. Das aber ein spöttischer Man / Sein carpirn nimmer lassen kan / Wie
hin vnd widr offtmals geschicht / Damit sein verstandt ausbricht. So rechts
man seim vnverstandt zu / Wer er geschickter het wol ruh. Solch als hab ich nun
nicht geacht. Sondern Predigt / Vers vnd Reim gmacht. Warhafftiglich / nach
meinr einfalt / Hab ichs nach Gottes Wort gestalt. Wers aber besser machen kan /
Der thus / wil jhn wol zu friedn lahn. Ich dancke Gott für die Genadt / So er
mir aus Gnaden gebn hat.
Jacobus Kale / der E. freyen Bergstat Wildeman Pfarher.
Sym. Sancta Trinitas mea haereditas.
AD REVERENDUM ET DOCTISSIMUM VIRUM, Dn. JACOBUM CALENIUM, Ecclesiae
Wildemannensis Pastorem vigilantissimum.
MAgnâte meritò mactat tua concio laude CALENI, sanctaerelligionis apex. Scripturaepandens divina volumina sacrae Hostes è cathedra voce tonante premis: Instanterque mones, ut Christi iußa capessant, Quos rectâ flexit mens malesuada viâ. Hinc tibi surgit honos ingens, doctißime praeco, Invidiae stimulos hinc superare potes. Praemia pro meritis fundet venerabile Numen, Atque annos faciet Nestoris ut superes. Tuque adeo insigni dives GVILDMANNE metallo, Si te sollicitat nunc pietatis amor. Huncce sinugesta, laetâ hunc amplectere mente Laudibus hunc effer lucida ad astrae virum.
Georgius Helleman, Scholae Goslariensis alumnus.