Vom
FLICKWERCK
M. Irenaej / vnd gar vngereimpt /
wider Gottes Wort vnd den Ca-
techismum Lutheri / er sich unterste-
het zubeschönen / der Manicheer
Schwermerey .
Das
Die Erbsünde sey ein Wesen
Vnd
Wie er aus Thüringen mit sei-
nen Gesellen abgeschieben
Warhafftige und gegründete widerle-
gung und Erinnerung / der
Theologen zu Jhena .
Gedruckt zu Jhena durch Donarum
Richtzenhan /Anno
1572 .
Vom FLICKWERCKE M. Irenaei / vnd gar vngereimpten / als wider Gottes Wort vnd den Catechismum Lutheri beschönungen der Manicheischen Schwermerey :
Als solte Die Erbsünde ein Wesen sein .
Vnd Wie er mit seinen dreien Gesellen aus Thüringen abgeschieden .
ES schreibet D. Luther von dem abtrünnigen Sacramentschwermer D. Carlstad / da er mit jme zu Ihena hab sprach gehal ten / das er one verzug eilends solchs ausgesprenget / vnd den ersten vorlauff habe gewinnen vnd eriagen wollen . Aber es gefalle jme solches wol / das er daraus sehe / homines malae fidei & conscientiae metuere sibi , das ist / das die leute / welche jnen selbst nicht trawen vnd ein böse gewissen haben / sich fürchten . Item / Carlstad habe geschrieben an die zu Orlamünde / beide man vnnd frawen / diese wort / vnuerhort / vnd vnüberwunden durch Mart . Luther vertrieben .
Gleich also hat M. Ireneus geschwind geeilet / das er mit seinem flickwerck / das er hin vnd hehr zusamen compilirt / vnd dem Consistorio zu Ihena auffgedrungen / möchte in den Druck heraus komen / vnd in der gantzen Christenheit ein gerassel anrichten / das ja jederman möchte sehen / wie vnbesonnen vnd gantz tölpisch ja auch wider Got tes Wort vnd den Catechismum Lutheri / er die Manicheische Schwermerey hette verteidigt / die bestendige Warheit angefochten / vnd die Consistoriales / vnd sonderlich die Theologos mit allerley grausamen schmeeworten / lestern / fluchen / verdammungen auffs euserste beklicket vnd hesslich ausgemachet . Denn wer wolte sonsten von M. Ireneo / welcher seines hertzens fromkeit also hat wollen mit der fedder abmahlen / solches wissen oder gleuben Die andern drey Gesellẽ mögen auch etwas am scherffen / damit ja nichts vom sanffmütigen geiste darinnen were / etliche kolen zugeworffen / vnd einen schlag mehr dazu gegeben haben . Gott bringe sie zu erkentnis solcher grossen / schweren Sünden aus barmhertzigkeit / vnd behalte jnen ja diese vielfeltige Sünden nicht .
Wolan / was sollen wir thun / M Ireneus ist zuuor heraus gewischt / ehe denn fast die dinten auff dem pappir drucken worden Sie haben die Exemplar mit putten voll hin vnd wider zu den Pastorn auff den Dörffern verschicket / auch Weltlichen personen zubracht / Denn sonsten wil es jnen zu lang werden / das es solte mit der zeit vnter die leute komen / wir haben die schmiere vnd den vnflat hinweg
D. Luther aber tröstet sich wider Carlsstads büchlein der gestalt / das Carlstad viel lügen erzelet / dabey frome Christen den Geist / so aus dem vngehaltenen vorlauffer heraus kucket / wolmercken könten . Also müssen wir vns auch trösten / das M. Irenei zusamen gerumpelte buch / erstlich falsche Manicheische lere auff den plan bringt / die
kein fromer Christe kan loben / vnd thut solches so gar tölpisch / grob vnd vnbesonnen / das man den Geist bey den ohren vnd klawen kan erkennen / wie deñ viel feiner Christen bereit gesagt / es neme sie nur wunder vberwunder / das man einen solchen groben / greifflichen / vnbehawenen jrrthum / als solte die Erbsunde Substantia / das ist das Wesen selbst sein / der da ja gantz vnd gar mit allen worten vnd syllaben Manicheisch were / vñ darzu vor 1200 . Iharẽ so herrlich / ge waltig / klerlich widerlegt / sich vnterstünde zuuerfechten .
Item / das er die Göttliche klare Warheit so schendlich angreiffet / zureisset / vnd vbel ausruffet / vnd die feinsten Sprüche Göttlicher Schrifft / auff Manicheische / Illyrische weise / so jemmerlich radebricht / Als die Sünde ist Anomia / das vnrecht / mus so viel heissen / die Erbsünde ist Substantia / das Wesen selbst etc .
Item / das so viel offenberliche lügen darein geschmieret ohne alle schew vnd scham / welche er aus vnsern Büchern / welche offentlich im Druck Gott lob verhanden / noch aus vnsern reden nimermehr wird beweisen können .
Vnd letzlich / das alle bletter allerley grausamer schmee / lester vnd schendwort / so vol vnd vber vol sein / das eines Christen hertze der da ein wenig Gott fürchtet dafür erschrickt / vnd das sind M. Irenei schöne blümlin / was jme in den sinn plumpet / vnd der alte Adam mittheilet / das mus heraus / darüber er sich kürzelt / vnd ein hohnlecheln andern armen kindern im hause des Herrn Christi anrichtet / vnd selbst sage vnd auch von andern höre . Ey wie redlich hat er die armen leute zu Ihena ausgemacht Wie heslich sind sie bekleckt Könte es doch keiner erger / greulicher / schrecklicher machen Solte doch ein hund nicht von jnen ein stück brots nemen . So sol man leute beklicken / bespeien / vnd vnfletig machen . Da / da / Ireneus ist der man / welcher die leute meisterlich kan durch die Hechel zihen vnd beklicken .
Weil denn solche stücke / ohne allen zweiffel Gott im Himel erzürnen / vnd fromen Christlichen hertzen misfallen : Denn da gleich die Manicheer eine gute Sache hetten / solten sie nicht mit solchen vnerhöreten vnd abscheulichen schendungen / sich lassen mercken So könten wir / als die sonsten von Papisten / Sacramentirern / Adiaphoristen / Maioristen / Synergisten vnd der gleichen / solches zimlicher massen eine zeitlang anher gewohnet / vnserem lieben Herrn Christo vnd seiner Christenheit zu ehren / durch seine Gnade vnd hülffe / wol verschmertzen / vnd verrauchen lassen / vnd vns halten an den tröstlichen Spruch Christi . Selig seid jr / wenn euch die Menschen vmb meinet willen schmehen vnd verfolgen / vnd reden allerley vbels wider euch so sie dran liegen . Seid frölich vnd getrost / es wird euch im Himel wol belohnet werden . Denn also haben sie verfolget die Propheten / die vor euch gewesen sind .
Aber weil etliche Christen vns angelangt / das wir solchen grausamen Sturm der Manicheer nicht solten mit stilschweigen gantz vnd gar lassen hinstreichen / sintemal gleichwol viel schwachen mit den bösen Sturmwinden angeblasen wurden / vnd dadurch ins schwancken kemen / müssen wir denselben / mit Gottes hülff vnd Gnade auch ein wenig dienen / vnd nach dem Sprichwort / den langsamen Boten mit der Warheit / der vorfliegenden / eilenden / geschwinden lügen hinach schicken / nur den einfeltigen Christen zur lere / vnterricht vnd warnung / könte es denen / so zu hoch gestiegen / vnd in die Lufft von der Zinnen des Tempels abgeflogen / auch dienen / das sie wider durch Gottes Gnad zu recht möchten komen / vnd die Manicheische Schwermerey fahren lassen / vnd das peccaui mit dem lieben Dauid ernstlich singen / were wol sehr gut / vnd wir wolten es von hertzen wünschen . Aber zwischen den stifftern vnd verteidigern dieser falschen lere / vnd zwischen
den einfeltigen verführeten / die nicht so greulich mit lestern / ist eine grosse vnterscheid . Die verführeten etliche werden wider zu rechte komen durch Gottes krafft / vnd Gnade / da ist vns kein zweiffel ane / wie denn auch teglich etliche sich wider von den Manicheischen blendungen abwenden . Aber die andern / ist zubesorgen / werden nicht auffhören wider den Stachel zulecken / bis jnen Gott steuret .
Nun ist es vns hertzlich leid / das weis der trewe frome Gott / welcher aller hertzen kündiger ist / das wir wider die jenigen schreiben / zeugen / vnd warnen sollen / welche mit vns in einem Hause gewohnet / gelehret / brüderschafft gehalten / vnd vor denen wir nichts verborgen gehalten . Aber weil sie nicht alleine von vns aus gehen / vnd den Heuptgrund reiner lere verlassen / vnd offentlichen Schwarm vnd Irrthum der Manicheer verteidigen vnd verkleistern / darzu mit vngeschwundenen / grausamen lester / schmee vnnd schandworten gegen vnsere lere vnd ampt heraus fahren / als irgend die Adiaphoristen / Synergisten oder Maioristen mögen gethan haben / vnd vnsere lere vnzeelich mal dem Teufel geben / welches zu vnehren / hohn vnd spot vnserm lieben Herrn Ihesu Christo / deme wir in demut dienen / gereichet / vnd viel armer Seelgen / welche Christus mit seinem rewren Blut erarnet hat / dadurch geergert / betrubet vnd bethöret werden . Denn solch vnerhort lestern / das kan ohne grossen schaden nicht abgehen :
So werden wir gedrungen / dem Herrn Christo seine ehre / vnd die liebe Warheit / so wir aus Gottes Gnade bekennen / von den Manicheischen lügen / vnd die einfeltigen Christen vom Ergernis / so viel der liebe Gott gibt / zuerretten / vnd ein auge auszureissen / eine hand weg zuwerffen / wie Christus redet / auff das nicht alle beide augen vnnd hende drüber verdampt werden .
Derwegen lieber Irenee / wolt jr ja nicht bleiben in
dem richtigen wege der Warheit / sondern nach so vielen berichten / so auch im Druck offentlich / aus Gottes Gnade verhanden / jmer hinfahren / vnd den verruckten Manicheern / sampt ewern Gesellen zu Hoffe reitten / vnd wie jr angefangen / lügen vnd Irrthume helffen ferben / schmieren / bekleistern / tönchen / schmincken / putzen / krönen / ausruffen / loben / preisen / so ist es vns leid / wir gönnens euch nicht gerne / wir könnens aber nicht auff halten / doch wollen wir noch beten / Gott wolle euch vnd ewre Gesellen / gnediglich bekehren / zu rück ziehen / die hende vnterlegen / bewahren / das nicht alles in ewer grossen geschwindigkeit / grausamheit / vnd sturm breche vnd zu boden gehe . Denn je höher / je eilender / je hefftiger einer sich selbst stürtzet / je mehr es kracht / bricht / vnd in einen hauffen gehet .
Wir wollen aber / mit Gottes gnediger hülffe schlecht vnd recht / nur von den Heuptsachen / eine kurtze vnd einfeltige erinnerung thun / mit hindansetzung aller vngebürlicher wort / alleine den Irrthumb vnd was zu desselben beschonungen gehöret / bey seinen rechten vnd eigentlichen nahmen nennen . Denn wie man Arrianische / Sacramentirische vnd dergleichen falsche leren / mit namen mus ausdrücken / also auch die gegenwertige Manicheische lere / können / sollen / vnd müssen wir nicht anders denn Manicheisch heissen / Vnd wie es eine Gotteslesterung were / das man den bösen feind wolte einen rechten Gott nennen / also ist es auch eine Gotteslesterung / diese Manicheische lere / Gottes Wort oder Warheit heissen wollen .
Damit aber ein jeder Christe / ein jegliches stücke an seinem orte vnd ordnung desto liechter vnd leichter erwegen vnd verstehen müge / wollen wir von dreien Artikeln / durch Gottes Gnade bericht thun .
Erstlich / wie vngereimpt vnd vngeschickt Ireneus der Manicheerlere verteidigt / das die Erbsünde sey Substantia / ein Wesen .
Fürs ander / wie er die bestendige Warheit / die Erbsünde ist ein Accidens / mit ströhernẽ spiessẽ stürmet .
Fürs dritte / wie Ireneus sampt seinen dreien Gesellen aus Thüringen abgeschieden .
Vom ersten stück .
Wie vngereimpt vnd vngeschickt / M. Irenaeus die Manicheische lere verkleistert .
ES ist gar eine ernste rede / da Gott der Allmechtige Wehe / das ist / seinen grossen Zorn / Fluch / vnd straffe ausschreiet vber alle / welche aus finsternis liecht / aus nacht tag / aus bitter süss / das ist aus lügen Warheit / aus jrr wegen rechte strassen / aus der Helle den Himel machen / oder es sonsten vmbdrehen vñ verkehren Esa. 5 . Denn das ist gewis vnd war / wo man fürsetzlich / nach genugsamer Warnung von der Warheit ab / vnd den Irrthumen zusetzet / so sihet man diese stücke frey offentlich .
Das man keine rechte proposition helt / Sondern schwancket wie ein Rohr im Wasser hin vnd her .
Wird schlipfferig in worten / macht schrauben / vnd wil sich nicht darin ergreiffen lassen / sondern wil jmerdar neben aus wischen .
Bringt dunckele / verworrene / seltzame / Wunderbarliche phrases vnd art zu reden herfür .
Sihet die Schrifft durch einen blawen brillen an / vnd was ein wenig duncket lauten / als der Irrthumb klin-
get / so mus es alles daher dienen / da leuttet man mit allen Glocken / vnd stürmet zusamen .
Fellet auff greuliche / erschreckliche / vnmenschliche lesterungen vnd schendungen anderer / so die Warheit Gottes mit bestendigem Grunde verteidigen .
Vnd verfolget mit worten / kan man nicht mit Wercken .
Wird hart / versteckt / bosshafftig / trotzig / vnd wil mit stürmen die vbehand behalten vnd densieg gewinnen .
Endlich so machet man solche greuliche / wondersame / vngereimpte / Argument oder Schlussreden / das einer der da ein wenig drauffsiehet / befindet / wie die Sinne nicht bey einander sind / vnd diesparren zubrochen / oder nicht alle zusamen gehören .
Solche merckmahl lieber Christ / wirstu alle in dem elenden Flick werck M. Irenei gar offentlich befinden Mer cke alleine drauff / vnd bete darbey / das dir Gott die augen recht zusehen / gnediglich auffthun wolle .
Von der Proposition vnd zweck des streits .
Es setzt M. Ireneus forne auffdem Titel diese wort / Bekentnis von der Proposition / peccatum originis est substantia . Denn also lautten deudsch / vnd lateinisch durch einander her / seine wort / den deudschen man mit einem solchen Strowisch zubethören / das er auffsehe vnd frage / was ist doch das für ein vngehewer Munster welches man vns deudschen im Titel nicht deudsch sondern lateinisch hat müssen seren Von der andern gegengesetzten Proposition / wollen wir hernach melden .
Da hastu nun forne im ersten antrit / anschawen vnd B elle videre , lieber Christ / was die Propositiõ sey / der Heuptstreit /
das ziel / darauff alles in diesem stück sol gehen / darauff die poltzen gefiddert / vnd die igel sollen los gedruckt werden . Das mercke wol vnd sihe stets daher . Es heissen aber die latemischen wort so viel .
Die Erbsünde sey ein Wesen / denn also deudschet ers selbs a. 3 b .
A. 3. sagt er auch deutlich . Es ist aber eigentlich ( nota eigentlich ) der status causae vnd streit ( nota was das ziel ) in dieser controuerfia / vber vorgemelten zweien P ropositionibus , peccatum est Substantia , Et , peccatum est A ccidens . Solches setzet er vorher / auch fast mit einerley worten .
C. 4. b. In diesem streit peccatum est Substantia , wird allein von der Erbsünde gehandelt . Nota / in diesem streit .
F. 2. b f. 3. b. Vnd sonsten offt sagt er / das er pro Substantia streitte / das ist / er nimpt das rechte P raedicatum , was er wil verteidigen das Erbsünde sey / nemlich Snbstantia , ein Wesen .
F. 3. sagt er / sein Bekentnis hab er bisher gethan von der Proposition ( Nota / das ist die Proposition darumb der streit ist ) peccatum originis est Substantia Das sind seine wort .
Item er sagt . B 2. Vnd auch sonsten / das gegen einander in diesem streit gesetzt werden / peccatum est Substantia , vnd peccatum est A ccidens . Merck lieber leser das ist der streit .
Dieses nemen wir nun an / sagens vnd bekennens auch / eben das sey ipsißimus status controuersiae , das ist / der Heuptstreit / die Braut darumb man tantzet .
Wenn man nun das ziel liesse also sein klar bestehen vnd bleiben / vnuerrücket vnd vnumbgewendet / wie es sich für Gott vnd aller Welt wol eignet / wie könte man doch so fein klar vnd liecht sehen / wer da recht zu diesem fürgesetzten ziel zu schösse / vnd wer da weit / weit dauon seilete .
Was thut nun M. Ireneus Sihe zu lieber Christ / deme die Warheit lieb ist / wie er die scheibe für deinen sichtiglichen augen bald herumb wendet / vnd wirfft die Queste für / das du kein voriges blath / ziel / zweck / statum causae , proposition kanst sehen / sagt es sey der streit dieser :
Ob die Erbsünde des Menschen Wesen verderbt haben
Heisset das nicht meisterlich gekeuckelt vnd den heucken mit grosser behendigkeit gewendet / vnd auff die ander achsel schnelle herumb geworffen . Brauche doch ein jeder Mensche nur seine Vernunfft darzu / vnd bedencke / ist das gantz vnd gar einerley geredet .
Die Erbsünde ist Substantia / ein Wesen . Vnd : Die Erbsünde hat des Menschen Wesen verderbt .
Ist es einerley geredet .
Der Apffel ist ein Wesen .
Vnd :
Der Apffel ist vom worme verderbt .
Das kan ja einer leicht vrtheilen / wenn er gleich kein Magister oder Doctor ist / das wenn mansagt / das ist ein wesentlich ding / vnd wenn man sagt / dieses hat das Wesen verderbt / gar zweierley reden sind .
Wenn einer sagt das ist ein taler / vnd das ist ein guter taler / so kan ein kind von fünff Iharen vrteilen / es sey nicht einerley rede .
Vnd dieses ist der erste Wirbelwind / dadurch M. Ireneus von der P roposition , statu causae , streitte / wie er es selbst nennet vnd ausschreiet / abspringet / vnd den Heuptstreit wil verstecken / vnd mit einem andern Heellkeplin vnterbrin-
gen / welches so notorium / offentlich vnd greiffllich / das niemand so vnuerstendig / der solches nicht mercken vnd sehen könte .
Dabey müssẽ wir auch dieses erinnern . Es stehet geschrieben / Du solt nicht falsch zeugẽ / das ist / du solst nicht liegen .
Aber das ist eine offenberliche lügen / das M. Ireneus darff vnuerholen / für Gottes vnd der kirchen Christi Angesichte / schreiben / als solten wir streiten :
Ob die Erbsünde des Menschen Wesen verderbt hette .
Je wer hat das jemal auff dieser gantzen Welt / aus vnserm Munde gehöret / oder in vnsern büchern gelesen . Ei hülle dein Angesichte zu M. Irenee / vnd scheme dich ins hertze hinein / das du solch grob / vnerfindlich / vnbeweisslich ding darffst schreiben . Meinestu armer verirreter vnd verwirreter / oder wie Paulus redet bezauberter Mensche mit der Manicheer lere / das die leute auff Erden alle jre augen verlohren haben / vnd nicht vnsere bücher / für vielen jaren vnd jtzt auch newlich ausgangen / lesen . Lieber wo / in welchem buche / an welchem blate / mit was worten sagen wir / Die Erbsünde habe des Menschen Wesen nicht verderbt . Sol man also in den hohen sachen / falsch vnd vnrecht berichten . Ach kehre lieber Irenee / kehre wider zur Warheit / dauon du gewichen / Denn du merckst alhier / wie der Geist der vnwarheit in diesem windwirbel dich hinan führet .
Ja sagt Ireneus / das wil ich daraus folgern / weil jr sagt / Die Erbsünde sey nicht Substantia / ein Wesen . Ach deiner armen / elenden / krancken folgerey / welche stehen wird / wie drunden sol / mit Gottes hülff erwiesen werden / wie ein peltz auff seinen Ermeln / Denn wie solte das pletzwerck anders stehen . Sich schemen vnd bekehren were der beste Raht vnd weg .
Die ander verdrehung des ziels oder der Proposition .
B. 2. Setzet er aber eine andere Proposition / welche also lautet / alle vnnötige wort abgeschnitten :
Das gantze Wesen des Menschen nach dem Fall / ist Sünde .
Das ist das andere verdrehete Schraubwerck / vnd verrückung des zwecks / der Proposition / des status causae , des streittes . Nun thue abermals die augen auff / vnd brauch nur die gemeine Vernunfft / ist es einerley geredet .
Die Erbsünde ist ein Wesen , Vnd : Das Wesen des Menschen nach dem Fall / ist Sünde .
Wer hat sein lebenlang jemals toller ding / denn alleine von vnd bey den Manicheern gehöret / das wenn einer sagt / Das ist ein Wesen / vnd wenn er sagt / Das ist Sünde / sey gerade einerley . In welcher Bibel stehet das . Nemlich das Wesen vnd Sünde gleich viel sind . Ach Gott offne doch die augen den armen Manicheern / das sie sehen vnd erkennen / wie sie auffbösen beinen zittern / wancken / schwancken / weichen / gleitten vnd von jhrer eigenen Proposition / so weit dahin abeportzeln .
Ist dieses die Proposition / status causae vnd streit / wie M. Ireneus im druck setzet :
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Wie es denn der Heuptstreit ist / was dürffman sich denn so jemmerlich vnd armselig zuflicken vnd zupletzen mit vngleichen reden vnd Propositionen / vnd die leute zu affen vnd narren machen wollen / vnd jmerdar eine andere rede vnd Proposition nach der andern / den armen Scheffflin Christi für geuckeln / vnd sie im blawen dunste so jemmerlich betriegen wollen .
Wir / so aus Gottes Gnaden / wider die Manicheer / in den streit komen / haben niemals geleugnet diese rede vnd lere / Das gantze Wesen des Menschen ist Sünde . Aber daraus sagen vnd bekennen wir / erfolget das noch nicht / das die Erbsünde sey ein Wesen / oder das Wesen selbst des Menschen .
Das gantze Wesen des Menschen ist Sünde für Gott / ein vnreiner klumpe / hat Gottes Zorn vnd ewige verdamnis auffsich / wo nicht das gantze Wesen des Menschen / new geborn würde / durch das Wasser vnd den Geist . Diese lere findet man Gott lob in allen vnsern büchern / so im druck von der Erbsünde verhanden / vnd haben wir nie dawider gestritten .
Ist denn nun lieber Irenee keine schame verhanden . Sihet / höret / mercket Gott solche vnuerschampte verkehrung ewrer Manicheischen Heuptproposition nicht . Sollet jr ewrer bösen sachen / nur mit solchen verdreheten schrau ben helffen . Jamert euch nicht der einfeltigen Schefflin Christi / die jhr so bösslich wollet bereden / als sey es gar ein ding ewre Manicheischele .e .
Die Erbsünde ist ein Wesen / Vnd : Das gantze Wesen des Menschens ist Sünde .
Die andere / nemlich die letzte rede vnd lere sagen wir abermal ist war / Die erste vnd förderste aber ist falsch vnd vnrecht / vnd jhr wollet also ewre Manicheische falsche lere / mit der andern Wahren zudecken / verhüllen / beschmieren / vnd den albern Christen meusedreck für pfeffer / wie die bösen kramer thun / mit ewrem gewesche auffdringen vnd verkeuffen .
Nein nicht also lieben schreier vnd Schwermer / jhr werdet nicht alle Schefflin Christi / darin der heilige Geist wohnet / auff das narren seil setzen / vnd etwas scheinlichs fein daher bringen / das man sagen mus es sey der Schaffspeltz / vnd wollet gleichwol darnach der Manicheer ketzerey darunter verkeuffen vnd bey bringen .
Fallen ewrer betriegerey etliche zu / so stehen ewre sachen viel desto erger / weil jr mit ewren verdrehungen / vñ blendungẽ / frome Schefflin von Christi reiner weide habt abgewendet . Was wil der Ertzhirte dermal eins mit euch reden .
Das ist nun der ander Windwirbel M. Irenei / da er die Heuptproposition wil ein winden / vnterstecken / verbergen / das man dieselbe nicht sehen sol / Aber lieber Irenee / hieher / hieher geselle / jr habt gesagt / der status causae vnd Heuptstreit sey in dem stücke von der Proposition .
Peccatum est Substantia .
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Diesen zweck lassen wir euch nicht verrücken / nicht blenden / packet euch mit ewren Questen / Lufftsprüngen / Windwirbeln / Geuckeln . Denn ewre Geuckeley kan nimmermehr / wider in dieser noch in jener Welt / mit der gesatzten proposition vberein treffen / vnd gantz vnd gar einerley sein / gense vnd kühe möget jhr euch vnterstehen dessen zubereden / Vernünfftige leute werden sagen / Ey M. Ireneus
hat sich einer bösen kunst beuliessen . Die Proposition / den statum causae / den Heuptstreit / welchen er selbst gesetzt / wil er bald mit windbreuten / mit wirbelwenderey / wetterwendischer weise verkehren vnd bösslich verwenden / das sich nicht geziemet . Die kinder auch werden solches / zu der fallacia plurium P ropositionum / in den Schulen schreiben vnd auszurauschen wissen .
Die dritte verdrehung des ziels oder der Proposition .
Wenn einer die rechte / eigentliche / einige Proposition vnd das ziel des streits gesetzt / gezeiget / lassen sehen / were es nicht genugsam bösslich gehandelt / wenn er einmal vnd noch einmal tückischer / betrieglicher / vorteilhafftiger weise dir das ziel aus den augen gerückt / versetzt vnd versteckt hette / das er also den preis erlangẽ möchte / du aberbetrogen würdest . Lieber was wolte ein redlich man darzu sagẽ wie wolte er solchen freuel vnd alfantzerey deudten . Was wolte er von solchen leuten halten . Was würde er jhnen trawen . Aber alhier scheusset man nicht vmb schüssel / kannen / tuch / Sondern vmb die Göttliche lere / da alles höher / werder / tewrer ist / da ist solche böse kunst weniger zugestatten .
Aber höre zu M. Ireneus der setzt noch zum drittenmal eine andere proposition vnd streit / sagt b. 2 b. b. 3 . Der zweck vnd proposition sey .
Sünde ist das verderbte Wesen .
Er redet aber vom Wesen des Menschen / vnd hat seine viel wort darbey
Heisset das nicht zum drittenmal die Heuptproposition verrückt / verstackt / verborgen / mit einer gar andern rede vnd proposition .
Welcher Mensch ist nun so vnsinnig / der da sagen
wolte / es were gantz vnd gar / allerdinge einerley / wenn man sagte .
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Vnd :
Die Erbsünde ist ein verderbt Wesen .
Höret nicht ein jeder / das die erste proposition nur sagt Es sey ein Wesen . Die ander aber thut darzu / vnd sagt dabey / es sey ein verderbt / verderbt / verderbt Wesen . Ist nun Wesen / vnd verderbt sein / ein ding .
Kinder können solches ja vrteilen / wenn die Mutter sagt .
Das ist ein Apffel .
Vnd :
Das ist ein fauler Apffel .
Vnd :
Faulheit vnd Apffel ist einerley .
Das würde ein kind nicht gestehen . Item die Mutter lesset nicht zu / das es einerley sey / wenn man spreche .
Das ist ein kind .
Vnd :
Das ist ein kranck kind .
Vnd :
Kranckheit vnd kind ist nur einerley . Wenn du die kranckheit hast / so hastu das kind auch / denn ein kranck kind ist nur eines / es ist einerley rede .
Die kinder in der Schulen werden gesteuppet / wenn sie sagen / A diectiuum & S ubstantiuum sey eins / als / Eine wand vnd eine böse wand / ein haus vnd ein böse haus / korn vnd böse korn / wein vnd böser wein .
Also wird es folgen / wenn ein knabe in der Schulen gestrichen wird / vmb seiner vbelthat willen / so werden die
Schulmeister nicht mehr sagen müssen / vmb deiner bossheit willen straffe ich dich / oder deinen sr A / sondern vmb deines Wesens willen / Denn deine dosheit vnd Wesen ist nur einerley vnnd gleiche viel . Die bosheit heisset peccatum , die Sünde / die ist aber Substantia das Wesen selbst / vnd böse Wesen ist so viel als Substantia nach der newẽ Grãmattica Irenei .
Ach reformieret die wort vnd reden jhr armen Manicheer / das euch Gott bekehre / wie wolt jhr doch jmmermehr darthun / das Adam vnd der böse Adam allerding eines sey . Nach dem Fall sagt jhr ist es ein Wesen zusamen worden . Womit könnet jr / doch sagen wir / das beweisen . Wo steht solches geschrieben . Vieleicht in ewren Manicheischen rauchlöchern . Nemlich der gestalt / das die bosheit Adams / vnd das wesen Adams nur einerley sey . Denn das jhr vermeinet euch auszuwinden vnd mit schlipfferigkeit zuentwischen / wenn jr sagt / Ey es ist ja die Sünde in Adam durch vnd durch / vñ ist nichts gesundes an leib vnd Seele an jme . Das hilffet ewrem Manicheischen schwarm gar nichts / nemlich / das die Erbsunde vnd das Wesen Adeinerley ding sollen sein . Item das kranckheit vnnd wesen gantz vnd gar eines sollen sein . Darumb müsset jhr armen bezauberten Manicheer noch viel windlöcher suchen / viel wirbelwinde herausser pausten / vñ in mille figuras , in vnzelich gestalt euch verwandeln / verstellen / verkleidẽ / mit Flickmen teln euch behengen / vbers ziel hüpffen / vnd in einen kring vñ wider heraus euch drehen / auch noch viel vnnütze wort heraus stossen vnd weidlich vmb euch sprüen / ehe jr das beweg sen werdet / das es allerding einerley / vnd gleiche viel gelte :
Die Erbsünde ist Substantia ein Wesen .
Vnd :
Die Erbsünde ist corrupta Substantia , ein verderbt Wesen .
Da hastu nun die feine richtigkeit M. Irenei / wie er dir zeigt den scopum , statum controuersiae , das ist / dieses sol der Heupthandel sein / darümb man streittet : nemlich :
Peccatum est Substantia .
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Darnach bald verwendet vnd verdrehet er solchen zweck wol dreimal / vnd vnterstehet sich mit seiner geuckeley denselben gantz vnsichtbar zumachen / das man den Heupthandel / dauon man streittet / enhinder setzen / verbergen / verhüllen sol / vnd meinet er habe gense / enten / kühe / esel / vnd keine vernünfftige Menschen / viel weniger Christen für sich / welche die heilige Schrifft nicht lesen / noch fragen werden / Herr Irenee / was machet jhr da .
Ist es aber nicht eine schande für Gott vnd aller Welt / das er solches darfffürgeben / wenn die Manicheer leren :
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Sey es eben so viel .
als :
1. Die Erbsünde hat des Menschen Wesen verderbt . 2. Das gantze Wesen des Menschen nach dem Fall ist Sünde . 3. Erbsünde ist das verderbte Wesen . Es lesset sich aber solches wol von den Manicheern daher reden . Aber wir haben an jhren reden oder plaudern nicht genug . Darumb M. Irenee / so stickt / ligt vnd sitzt es jme da da da / das jhr vnd ewer anhang / klar / gründlich / genugsam / mit vnbeweglichen beweisungen darthut / das alle diese drei Propositiones vnd reden / mit dem Heuptstreit
gantz vnd gar vberein stimmen vnd einerley sein . Da werden viel blendungen vnd zeubereien zugehören . Denn niemands wirds gleuben / er werde dann bezaubert vnd bethöret / das er ohne alles nachforschen / ohne alles zweiueln gleu be / was die Manicheischen lerer jhnen fürsagen / wenn es gleich solte eitel vnwarheit vnd Irrthum sein .
Darnach so mus auch das probirt vnd bewiesen werden / das die drey new gesetzten proposition vnd reden / auch vnter sich eines vnd einerley sein / vnd nicht vmb ein minutlin daran feile .
Daher lieber Herr Irenee / da wollen wir zuhören / wie es klingen wird / vnd werdet jhr es nicht treffen / so werden wir vns durch ewre böse wort / von der erkanten vnd bekanten Warheit / so wir aus Gottes Wort vnd Lutheri Schrifften gelernet / nicht abschrecken lassen / ob jhr gleich noch so sehr schnarcket / vnd mit schmeeworten vmb euch werffet .
Von Irenei Argumenten oder Schlussreden .
Das die Erbsünde sey ein Wesen .
Bisher haben wir gehöret / wie M. Ireneus den Heuptstreit gesetzt / nemlich / peccatum est Substantia , die Erbsünde ist ein Wesen . Aber das er dabey bestehe / wie ein Hasebey seinen jungen . Denn er wol auffdreien strassen wie angezeigt ausreissen vnd entwischen wil . Verlesset also seinen Titel des buchs / vnd seine proposition / die er statum causae genant / vnd selbst ausgeschrien hat .
Nun müssen wir auch durch Gottes Gnade sehen vnd erwegen / wie er doch die berühmte proposition / vnd den statum causae / mit Gründen sich vnterstehet zubeweisen vnd zuerhalten . Denn er als ein fechter auff den plan kömpt /
stellet sich menlich vñ grewlich / niemand sol jm seine braut nemen .
Wolan / wie widerholet er nun die Proposition in dem streit ( denn also hat er sie selbst ausgeruffen ) nemlich / peccatum est Substantta Antwort . Tusche / tusche / tücke dich Jeckel / du must in offen / verschwind dz dich niemand find / das ist / sie ist gefallen die grosse / sie ist nicht verhanden / man darff sie nicht wider herfür bringen / vnd hat doch droben solche meisterliche / deudsche vnd lateinische wort dauon gebraucht / die Proposition / der status causae der streit sey .
Peccatum originis est Substantia .
Erbsände sey ein Wesen .
Wo nun hinaus . Jederman sol vrtheilen / wie M. Ireneus die Proposition / Erbsünde sey ein Wesen / verfechte als ein mütiger Kecker kempffer / der mit vielen schmeehafftigen worten vmb sich wirffet / vnnd jtzt verkreucht sie sich / die Heuptproposition ist nicht daheim / stickt vnter der banck / sol im finstern dieweil meuse fangen .
Heisset das richtig vnter augen gegangen .
Es setzet aber an stat der Heuptproposition / M Ireneus eine andere / nemlich :
Sünde sey das verderbte Wesen .
Diese ist seine dritte verdrehung gewesen / wie gesagt / Aber lieber fechter Irenee / wer hat euch das geheissen / das jr die arme proposition / welche jhr statum causae genant / in den rauch henget / vñ bringet eine andere rede erfürt Ists genug / das jhr saget / Es hat vns also wolgefallen / trotz ders vns wehre . O nein Irenee / den statum causae / die proposition / den Heuptstreit verkehren / stehet nicht zu denen / die da Gott ernstlich fürchten / vñ recht vnd auffrichtig fechten wollen .
Derwegen herumb M. Irenee / sehet auff den Titel ew-
res buchs . Wendet vier bletlin zurück / da leset ewre eigene wort . Es ist aber / sagt jhr / 1. Eigentlich 2. status controuersiae vnd 3. streit / in dieser controuersia / vber vorgemelten zweien 4. P ropositionibus , peccatum est Substantia . H aec I reneus .
Von dieser Heuptproposition lassen wir vns alhier / durch ewren windwirbel oder ausreissen / nicht abwenden / Sonderlich weil jhr auch hernach / da jhr das ander Theil ewres buchs anfahet / saget / jhr hettet im ersten Theil / das ist in dem gegenwertigen stücke ewer Bekentnis gethan von der proposition ( höret jr die proposition aus ewrẽ worten : ) peccatum originis est Substantia . F. 3. b .
So wisse nun / vnd mercke wol drauff / die gantze Christenheit / das M. Ireneus alhier die proposition wil verfechten .
Peccatum est Substantia .
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Da siehe zu wer da sehen kan oder wil / wie M. Ireneus zum ziel schiessen / das ist wie er so vngereimpt ding wird folgern / das sich zu der proposition schicket / gerade wie ein faust auffein ange / daraus du denn schwindel vnd wirbel winde / wirst mit schmertzen vnd betrübnis lernen erkennen .
I. Sein erste folgerey klappet also .
Ex causa Materiali .
1. Wenn die Materia / daraus etwas gemacht sol wer den / wesentlich verderbt ist / so kan natürlicher weise keine gute Substantz ( das ist Wesen ) daraus werden .
2. Der Menschliche Same / daraus wir formirt werden / ist wesentlich böse ja Sünde .
3. Darumb ist Menschliche Substantz ( Wesen ) an jm selbst böse vnd Sünde .
Antwort . Mercke draufflieber Christ / wenn ein ziel darnach man schiessen soll oder wil / vnd sich auch darzu verpflichtet / nach dem Mittage were gestecket / vnd man schrie aus / Sehet zu lieben leute / jtzt wil ich mitten das blat treffen / vnd der Schütze kerete sich vmb / vnd schösse seinen pfeil gerade nach mitternacht zu / da kein ziel gestecket were / vnd drehete sich darnach wider herumb / vnd rieff vber laut / Nun schlahe die drummel / pfeiff auff / ich habe dem zweck am nehesten geschossen / mir das gewin hehr / vnd wolte auch gewunnen haben / vnd darzu schnarcken vnnd pochen fürgeben / lieber / was wolten doch vernünfftige leute darzu sagen . Würden sie nicht zum theil lachen der schalckheit vnd des alfentzen / vnd auch zum theil billich zürnen / das der Schnercker so vnsinnig daher führe vnd scharrete .
Gleicher gestalt / sihe alhier eine wünderliche abenteurliche schiesserey M. Irenei . Seine Conclusio vnd illatio solte sein / E rgo peccatum est Substantia / das ist / er solte schliessen auff den Heuptstreit / nemlich also / Daraus folget / Die Erbsünde sey ein Wesen . So keret er sich vmb vnd schleusset / Darumb ist das Menschliche Wesen böse . Heisset das zum ziel geschossen vnd getroffen . Du hast ia in dem schlusse weder subiectum noch praedicatum propositionis , quae continet statum causae , das ist wider das Wort Erbsunde / noch das von der Erbsunde im Heuptstreit gesagt wird / nemlich das sie ein Wesen sey . Sondern für das wort Erbsünde stehet / Menschlich Wesẽ / Für das praedicatum / das ist / für das wort Wesen / stehet ist böse . Das heisset sich ja vom ziel gewendet / vnd in das weite feld zur andern seiten hinaus gezielet vnd geschossen .
Fürs ander gehet dis Argument auch nicht auff seine neben oder ausflüchtige proposition / weit vber das ziel gesetzt / nemlich / die Erbsünde ist das verderbet Wesen .
Denn es gar eine andere rede / es klappet viel anders wenn man spricht / die Erbsünde ist das verderbte Wesen / vnd so man spricht / das Menschliche Wesen ist böse . Denn es sind zweierley subiecta , vñ zweierley praedicata , das ist es stimmen weder die ersten theil dieser beider reden / nemlich Erbsün de vnd Menschlich Wesen / noch das ander theil so von diesen worten geredet wird / nemlich verderbet Wesen / vnd ist böse / aller ding vber ein / vnd da mus man viel schmiere / rauches vnd blendungen haben / wenn man sol gantz vnd gar einerley daraus machen .
Fürs dritte henget weder die andere proposition der Schlussrede an der ersten / noch die letzte an den beiden vorgehenden . Das hat M. Ireneus wol besorget / man möchte es mercken / vnd hat derhalben darbey auff dem rande nicht wollen malen / wie er bey die andern gethan / M aior , M inor , conclusio .
Denn die 2. proposition solte ein stück von der ersten haben / so hat sie jren eigenen sinn vnd wort für sich . Die 3. proposition / solte ein stücke aus der andern / vnd eines aus der ersten zusamen schliesslich fügen / das sihestu aber nicht darinnen / Denn sie widerholet nicht der andern proposition subiectum nemlich Menschliche Samen / Sondern setzet Menschlich Wesen . Derwegen hanget diese Schlusrede an einander wie sand / wie dreck am rade . Es solte aber also heissen .
Wenn die Materia daraus etwas sol gemacht werden / Wesentlich verderbt ist / kan natürlich kein gut Wesen draus werden .
Der Menschliche Same ist / die Materia daraus der Mensch gemacht wird / vnd ist Wesentlich verderbt .
Darumb kan aus Menschlichem Samen kein gut Wesen werden .
Solche Schlussrede were recht / vnd were auch nicht wider vns / wenn man nicht im wörtlin Wesentlich einen Schalck bergen wolte . Denn Wesentlich verderbt heisser vnd verstehen wir / das das Menschliche Wesen durch vnd durch verderbt sey / vnd das haben wir stets vnd allezeit also geleret / gehalten / verteidigt . Aber wenn man das wort Wesentlich auff Schrauben setzen wil / das Wesentlich verderbt / sol also viel heissen / als die verderbung ist ein Wesen / wie der Manicheische Geist pfleget zu deutteln / so sagen wir / das man in Argumenten mus richtig / deutlich / ohne betrug / klar reden / vnd müste auch ein ander Argument gezimmert werden / darin diese Schraube jhren gang hette / vñ man sehen möchte / ob es bestand hette / Deñ in diesem Sand gebeude / wird solches nicht bewiesen .
Vnd gienge auch der gestalt / wenn gleich die Schlusrede recht zusamen gefüget were / wie sie doch nicht ist / wie jederman das zurissen Flickwerck für augen liegen siehet / gantz vñ gar nicht auff die Heuptproposition die Erbsünde ist ein Wesen / ja auch nicht auff die andere ver drehete proposition .
Ist aber das nicht ein armer handel / das im ersten antrit / fornen an der spitzen / in der fördersten festen / da M. Ireneus so ein zorniger / hefftiger / vngehaltener Man ist / vnd bisher also greulich gedonnert / geplitzet / gewundert / vnd wie ein vnsinnig Man vmb sich geworffen / geschmissen / gehawen / vnd gestürmet hat / wie die Heuptproposition / peccatum est Substamia . Die Erbsünde sey ein We
sen / sey recht / Gottes wort / vnd eine himlische lere / das er sagen wir / solch ein vngeschickt / zurissen / zerlumpelt / vngereimpt Argument setzet . Ey in die Schule vnd erst gelernet / wie man Syllogismos zusamen setzen solle / ehe man so vnbesonnen heraus poltere . Denn die kinder in den Schulen würden sagen / das sey ein Exempel von scopis dissolutis , das nichts an einander henget .
M. Ireneus solte wissen / das vnser Herre Gott pfleget die jenigen mit blindheit zuschlahen / welche jrrige lere fürsetzlich / wider Gottfürchtender leute vermanung / pflegẽ trotziglich zuuerteidigen / das sie keine recht zusamen hengende Argument machen können . Denn wo man mit Irrthumen vmbgehet / mus der verstand jmmerdar jrren / vnd schwartz für weis / blaw für roth ansehen .
Dieses merckmahl weiset sich auch in diesem ersten / vnd zwar der fürnemesten Festen darauffer seinen baw vñ traw en setzet / aus / was sollen denn die andern Argument tügen / weil im fürnemesten / die grösten balcken vnd steine / so jemmerlich von einander gerissen / alda für augen liegen / vnd sind noch mehr stücke darinnen / so vnrecht / Aber wir müssen von den andern gebeuden auch erinnerung thun .
O lieber Irenee thuet die augen auff / höret vnd lernet / das es kein glück / segen / gedeien habe / Irrthume verkleistern .
Die II. Folgerey .
1. Die Sünde ist Anomia / das vnrecht .
2. Das verderbte Wesen des Menschen ist Anomia / das vnrecht .
3. Derhalben ist das verderbte Wesen des Menschen / Sünde .
Antwort . Dieses sol ja das fürnemeste Argument der newen Manicheer sein / daraus sie wollen augenscheinlich vnd vnwidersprechlich darthun / vnd erhalten / das peccatum sey Substantia / das ist die Erbsünde sey ein Wesen .
Aber sihe doch lieber Christe den kerlen auff die hende / was sie schreiben / mercke jhnen auff das maul Schleusset doch das gantze Argun ent nicht auffdiesen statum causae / auff diese proposition / auff diesen Heuptstreit / welchen der zernige Irenus forne auffs buch gesetzt / vnd hernach zum ziel des streits gesetze hat .
Wolan so hastu alhier fürs erste einen weidlichen meisterlichen Lufftsprung in alle höhe vber das ziel vnd vber alleberge hinweg / mit auffgenestelten beinkleidern vnd mit einem grossen zulauffe volbracht / wie auch D. Luther von seinen Sacramentsch we mern schreibet / das sie vnnd alle Rauchkramer pflegẽ solche Meister sprünge zugebrauchen .
Fürs ander Schleusset auch dieses Argument nicht auff die andere seine proposition / als solte die Erbsünde sein das verderbte Wesen . Deñ es lautet ja viel anders / das er folgert / das verderbte Wesen sey Sünde / wie oben angezeigt .
Fürs dritte ist es eine feine grobe vnd greiffliche calumnia / das ist verleumbdung vnd lesterung / das vns der spruch S Johannis 1. Johan. 3. Die Sünde ist Anomia das vnrecht / des hertzens gebrante leid anlege . Denn wir den Spruch für War / klar / herrlich vnd bestendig allezeit geachtet haben vnd noch achten / vnd sagen fein deudlich / fein offentlich / fein richtig / das eben der Spruch / gewal-
tiglich vnnd krefftiglich gegenwertigen Manicheischen Schwarm / nemlich peccatum est Substantia / die Erbsünde ist ein Wesen / widerlegt / zu boden stosset / vnd wie ein freidiger hirsch / solche schlangen mit den füssen zutrit vnd war get .
Denn das ist gewis vnd einmal war / das kein Mensch / kein Engel / kein Teuffe / in ewigkeit nimmermehr beweisen wird können / Das Anomia wie es Johannes aus redet / das ist das vnrecht selber / vnd Substantia das ist Wesen / gäng vnd gar einerley heissen vnd sind . Hui pfeiffet auff alle jhr Schwermer / alte vnd junge Manicheer / da strecket alle ewre krefften / alle ewrekunst / alle ewre rencke hinan . Es wird euch alles zurinnen / mangeln / vnd werdet / do jhr euch gleich gresslich vnd greulich auffblaset / einen feil oder kleines schwartzes meusslin gebehren . O jhr armen leute wie schwitzet jhr da . Wie stehet jhr so feste / wie ein butterweck in der heissen Sonnen .
Fürs vierde / sol in der ersten proposition / das wort Sünde / generaliter , in gemein / das ist von der Erbsunde vnd wircklichen Sünden / wie man gewohnlich dieselben nennet / verstanden werden / wie wir dann nicht dawider sein / das solcher Spruch Johannis zu der gemeinen beschreibung der Sünde gebraucht werde / So wird aus der Mani cheischen folgerey vnd zu setzerey diese abenteurliche vnd vngereimpte Schlussrede von jhnen müssen gesetzt werden .
Nemlich :
Die Erbsünde vnd die wircklichen Sünde / sind Anomia das vnrecht selbst .
Des Menschen Wesen nach dem Fall / ist Anomia / das vnrecht selbst .
Derhalben ist das Menschliche Wesen nach dem Fal / die Erbsünde vnd alle wirckliche Sünden selbst .
Nun verstehet ja ein knab von sieben Iharen / das schalckheit / liegen / stelen / volsauffen vnd dergleichen böse thaten / nicht sind des Menschen Wesen / ob sie wol aus dem Menschen herkomen / vnd durch die glieder des Menschen volbracht werden .
Wie nun diese Schlussrede gar grob vnd Gottes Wort zuwider / Also ist M. Irenci Argument / welches eben des schlages vnnd einerley / gleicher gestalt so vngereimpt .
Was aber eigentlich des Apostels Johannis meinung sey an dem orte / da er diese wort setzet / kan ein jeder deme Gott die augen offnet / leicht sehen vnd erkennen . Denn S. Johannes hebt da an vnd vermanet die / so kinder Gottes durch Christum worden sind / zur heiligkeit in guten wercken / vnd vnter andern hochwichtigen vrsachen / alhier one noth zuerzelen / setzet er auch diese / das wer Sünde thue / der thue auch wider das Gesetz Denn Sünde sey Anomia / vbertrettung des Gesetzes / wie man denn dis wort verdolmetschet hat / L egis transgreßio , praeuaricatio , discrepantia a L ege , aquitas , vnd man findet im Syrischen A uela , das da heisset allerley Sünde / welche wider das Gesetz vnd gute ordnunge gethan werden .
Vnd das S. Johannes von wircklichen Sünden an dem orte redet / gibt der helle Text . Denn er spricht rund vnd klar / wer Sünde thut / der thut auch Anomian / das ist etwas das wider das Gesetz ist . Vnd darauff wird das gesetzt als ein genus vnd gemeiner Spruch von der art vnd eigenschafft aller Sünden . HA martia estin A nomia Die Sünde ist das vnrecht / das ist eine vbertrettung des Gesetzes .
Da verstehet ja jederman / das dieses wörtlin S.
Johannis / nemlich thun / welches beide der Sünde / vnd der Anomia / das ist vbertrettung / oder dem vnrecht wider das Gesetz wird zugethan / von wircklichen Sünden lautet an diesem orte . Nun ist aber die Erbsünde nicht vnser thun / Sondern ist eine vnreinigkeit welche in vnser gantzen Natur / Wesen / leib vnd Seele ist / welche nicht mit dem Gesetze Gottes vbereintrifft . Es sagt die heilige Schrifft auch nirgend / das wir die Erbsünde thun / Sondern sie wird vns angeborn vnd auffgeerbet in leib vnd Seele / von Vater vnd Mutter .
Aber wie gesagt / wir streitten das nicht / das man diese rede peceatum est A nomia / Die Sünde ist das vnrecht / oder ist eine vbertrettung des Gesetzes / generaliter / das ist / wenn man in gemein die Sünde wil beschreiben / gebraucht / wir brauchen sie auch offt also . Nur alleine haben wir erinnern wollen / wie S. Johannes an gemeltem orte redet .
Fürs fünffte / was die andere Proposition antrifft / ist dieselbe verschlagen / vnd nicht richtig / ja salsch von Ireneo gesetzt .
Denn das subiectum / das ist / das erste theil wird nicht recht gesetzt . Denn es solte nur heissen / das Wesen des Menschen ist das vnrecht / so drehet M. Ireneus mit hienein / das verderbte Wesen / da doch ein jeder verstehet / das Wesen / vnd verderbung des Wesens / nicht einerley sey eigentlich zu reden .
Das praedicatum / das ist das ander theil in dieser rede / wird auch hinderlistiglich vnd felschlich gesetzt / nemlich / ist vnrecht / da doch in Maiori / das ist in der ersten pro position / es viel anders klinget / nemlich / das vnrecht . Sünde ist das vnrecht / Anomia / die vbertrettung des Gesetzes / eben die vngerechtigkeit selbst . So lesset M Ireneus das wörtlin ( das ) fein auffen / vñ macht ex substantiuo adiectiuum , ex
iusticia iniustus , ex iniquitate iniquus , das ist / er verkert die G rammattica vñ sache selbst . Er solte sagen : Das Wesen des Menschen nach dem Fall ist Anomia / das vnrecht / die vngerechtigkeit / die vbertrettung des Gesetzes selbst . Aber ein kleines würmlin im hertzen mag jhn gebissen haben / das er gezuckt / aber doch hat er es verdrehen wollen .
So gen vber das / das solche rede in Gottes Wort nicht zu finden / S ubstantia est ipsa A nomia , noch diese / A nomia est ipsa Substautia , das ist / in heiliger Schrifft stehet nirgend / das das Wesen / sey die vbertrettung des Gesetzes selbst / auch diese nicht / Die vbertrettung des Gesetzes / ist das Wesen selbst .
Dieses ist wol war / der gantze Mensch / das gantze Wesen des Menschen / jtzt nach dem Fall ist vngerech / ist Sündig / ist vnrein / ist schüldig für Gottes Angesicht / ist verdampt da es nicht wider new geboren wird durch das Wasser vnd den Geist / dieses ist richtig / klar vnd gewis . Aber diese rede vnd lere ist falsch / das Wesen des Menschen nach dem Fall / ist die vngerechtigkeit selber / ist Anomia / das vnrecht selber . Denn dieses ist ja vnleugbar / das darumb / vnd aus der vrsachen ist das Menschliche Wesen / vngerecht / vnd verdampt / das die Sünde in den Menschen komen ist / Roma . 5. vnd die vnreinigkeit alles eingenomen vnd verderbet . Wenn nun die Sünde / die vnreinigkeit aus dem Wesen des Menschen kömpt / wie denn Gott in den new gebornen / eine reinigkeit vnd heiligkeit anschet / vnd am Jüngsten tage gentzlich wird volzogen weiden / so wird das Wesen des Menschen auch nicht mehr vngerecht vnd verdampt / Sondern durch Christum gerecht vnd selig heissen .
Es sol auch vngerechtigkeit / Anomia / die vbertrettung des Gesetzes selbst / vnreinigkeit / vntugend / laster / nimermehr in den Himel komen . Wo nun das Wesen des
Menschens selbst die vngerechtigkeit / vñ vnreinigkeit were / so könte das Wesen nimermehr in den Himel komen . Denn was die vngerechtigkeit selbst ist / kan vnd sol nimmermehr die Gerechtigkeit werden .
Darumb spricht S. Johannes eben an gemeltem orte / Das Christus sey erschienen / das er vnsere Sünde hinweg thue . Er ist aber mit nicht komen / das er vnser Wesen hinweg thue / denn so er vnser Wesen hette wollen hinweg thun / so were keine erlösung / keine erkeuffung / keine bezalung / die jhn doch so tewr ankomen / nötig gewest / weil er vns hettekönnen hinweg thun / vnd nach seinem Almechtigen willen andere leute schaffen aus Erden oder Wasser / wie es jme gefellig / Sondern das vnrechte / das vnfletige / das vngerechte / so in vnserm Wesen ist / das wil er büssen / waschen / tilgen / in abgrund des mehres werffen / vnd vnserm Wesen dafür / seine durchs bluth erworbene gerechtigkeit schencken vnd mittheilen .
Es ist auch wol zumercken / wie der gute man Ireneus so vnbesonnen alles durch einander hehr wirffet / vnnd brewet / wie es denn solchen kühnen fechtern / welche in die streitte mit henden / füssen / maul vnd nasen hinein plumpen / vnd wissen nicht wie ein jrrsam / blind / verworren ding es ist / einen Irrthum zuuerkleistern / bis das sie da im schlam bis vber die ohren stecken . Denn er wil M inorem / die andere proposition beweisen / vnd kömpt in M aiorem / in die erste .
Item er sagt es were ein P elagianismus / seine falsch gesetzte andere proposition verleugnen . Antwort . Woher Irenee / wenn jhr es beweiset / so weret jhr ein man . Wo laufft jhr aber hinaus jmer zum dorffe hinaus / das jhr nicht beweisen dürffet .
Wenn man sagete / das Menschliche Wesen ist nach dem Fall nicht vngerecht / nicht vnreine / nicht verderbt / nicht verdampt / so were es freilich eine Pelagianische Schwermerey .
Aber lieber Domine / mercket drauff vnd lernet / können vnd woller jhr / das solches alhier der streit mit vns nicht ist . Denn wir allezeit durch Gottes Gnad geleret / noch leren / vnd hinfürder leren wollen vnd sollen / das das gantze Menschliche Wesen / mit oder durch die Erbsünde verderber / verunreiniget / vngerecht vnd verdampt ist / so ferne es nicht durch das wasser vnd den Geist newgeberen wird . Johan. 3 .
Wouon ist dann der streit ? Höre zu mit leiblichen vnd geistlichen ohren . Das ist nicht recht noch war / das M. Ireneus streittet / Substantia est Anomia , & Anomia est Substantia , das ist / das Wesen / sey die vbertrettung des Gesetzes selbst . Vnd die vngerechtigkeit oder vbertrettung des Gesetzes / sey ein Wesen selbst .
Ja sagt er doch nicht also / Sondern das verderbte Wesen sey Anomia ?
Antwort / Er braucht darin auch einen Schalcks oder hilpersgriff wie er redet . Denn er verwendet das wort im maule in seinem Minore , vnd wandelt Substantiuum in adiectinum wie gesagt / Es ist vnrecht spricht er / vnd machet also zu viel füsse seinem thiere / das er herfür bringt .
Darnach so ist vorgemelte Irenei proposition auch nicht recht propriè vnd eigentlich geredet . Denn von wegen der verderbung / ist das Wesen vngerecht / Darumb solte es heissen / die verderbung des Wesens / oder im Wesen / ist etwas / das wider das Gesetz Gottes ist / oder die verderbung des Menschen / ist wider das Gesetz . Aber wer in einem Irrthum vertieffet vnd verwickelt ist / der mus newe reden vnd leren suchen / vnd hasset das liecht / suchet finsternis wie er kan vnd mag . Eine solche Finsternis / Nebelkappen / vnd verdacktes netz für den einfeltigen / ist auch diese rede :
Das verderbte Wesen sey Anomia / die vbertrettung des Gesetzes selbst / oder die vngerechtigkeit selbst / oder die vn-
gleichformigkeit selbst / oder wie man das wörtlin Anomia wil geben
Fürs sechste ist der Beschlus / welcher also lauttet / Derhalben ist das verderbte Wesen Sünde / ein feilichus vber das gesetzte ziel hinüber . Item wenn das wort Sünde sol in gemein genomen werden / wie man es wil in der ersten proposition verstehen / so müste nach M. Irenei folgerey es also lautten : Derwegen ist das verderbte Wesen des Menschen / beide Erbsünde vnd allerley wirckliche Sünde / als mord / Ehebruch / stelen vnd dergleichen Was wil aber das für eine seltzame lere gebehren / das Diebstal sey Substantiae ein Wesen ? Ehebruch sey ein Wesen ? mord sey ein Wesen ? liegen sey ein Wesen ? Damit ja alles zu Substantzen vnd Wesen werde .
Daraus erscheinet / wie der gute man Ireneus / einen strick aus lautterm Sande / zusamen zudrehen sich vnterstehet / welchen er dem krancken gebeude der Manicheer / welches auff allen seitten zurfallen vnd zurgehen wil / vmblege / dessen sich wol zuerbarmen .
O lieber Irenee könnet jhr keine festere Schlussreden drehen / denn diese / so stehet des Handwercks abe in der zeit / vnd lasset ewer schnauben vnd schnarcken / denn jhr komen drüber in hohn vnd spott bey Gott vnd allen Christenmenschen .
Das ander gerümpel werck / das jhr dabey setzet / sellet alles / so ewr Sandwerck in einen hauffen gehet / wie es dann durch Gottes Geist vnd krafft / wie oben gehört / in grund nidergeworffen ist .
Es ist auch nicht proprié noch recht geredet / wie jhr Irenee es setzet / Fleisch ist Anomia / Item Sünde ist Fleisch . Denn diese beide reden sind Manicheisch . Denn Fleisch ist nicht die vbertrettung des Gesetzes oder die
vngerechtigkeit selbst . Sondern das Fleisch ist vngerecht / darumb / das die Sünde in die Menschen komen ist Roma . 5. Item wenn das war were / das die Sünde sey Fleisch / so müste die Sünde wider auffstehen / vnd in den gleubigen mit ins ewige leben komen . Denn wir gleuben / wie vnser Catechisinus lauttet / eine aufferstehung des Fleisches / vnd darnach dieses Fleisches ewige leben . Solches ist so hell vnd liecht / das die kinder / alleine aus dem Catechismo / den Manicheischen Schwarm können vrtheilen vnd verdammen .
Weil denn Irenens offentlich darffschreiben / Sünde ist das Fleisch / so gibt er sich für aller Welt blos vnd kündig / das er ein offenberlicher Manicheer / vnd hiermit auffbebt die Artickel des Christlichen glaubens / Ich gleube eine aufferstehung des Fleisches vnd ein ewiges leben . Hie aber lassen wir nicht zu die verdreheten glossen / vmbschweif fe / lufftsprünge / die er vns möchte fürgenckeln / Sondern Ireneus leret / Sünde ist das Fleisch / vnd solches sol vbereinkomen mit der Heuptproposition / peecatum est Substantiae . Die Erbsünde ist ein Wesen / wie er es selbst gedeudscht .
Ja sihe zu / er sagt von einer conuertibilitet / das wenn mans vmbkehret / sol es gleiche viel gelten / Fleisch ist Anomia / vnrecht oder Sünde / vnd Sünde ist das Fleisch / gleich wie S. Johannes sagt / Sünde ist Anomia / vnd Anomia ist Sünde .
Antwort . Freilich gehet M. Ireneus / weil er dens Manicheischen jrrthum zu hoffe reittet / ja sattel / zaum / pfferd / vnd man zueigen gibt / mit wünderlichen verkehren / vmb. S. Johannis rede ist gewis vnd klar . Aber wie Ireneus nicht S. Johannes ist / also ist des Irenei verkerter bundschuch / noch nicht Gottes Wort / Sondern der alten vnd newen Manicheer . Denn beides falsch vnd vnrecht / das Ireneus setzet .
Fleisch ist die Anomia selbst / oder die vngerechtigkeit selbst .
Item das vmbgekipte .
Die Anomia ist das Fleisch selbst . Vnd ist solches wider die heilige Schrifft / wider das tewre leiden Christi / wider die newgeburt / wider den Catechismum vnd vnser ewiges leben / wie oben gesagt .
Die III. Folgerey .
1. Alle vernünfftige Substantzen ( Wesen ) sind entweder gerecht oder vngerecht .
2. Des Menschen Wesen nach dem Fall vor der bekehrung / ist nicht gerecht :
3. Derhalben ist des Menschen Wesen nach dem Fall vor der bekehrung vngerecht .
Antwort . Ist das nicht eine lost / zurissene / zerstrewete Folgerey / welche so gar nicht an einander henget / das / da man in den kinder Schulen solche elende Flick werck brechte / würde man bald sagen / Custos uirgam . Denn es sihet ja ein jeder knabe / das Minor & sonclusio / die ander vnd dritte proposition / einerley wort sein / da doch der beschluss ein theil aus der andern / vnd ein theil aus der ersten proposition / zusamen fassen vnd binden solte .
Vnd wenn diese Folgerey solte recht zusamen gesetzt werden / so müste sie also schliessen / Derhalben ist des Menschen Wesen nach dem Fall / vor der bekehrung / eine vernünfftige Substantz oder Wesen .
Das heisset ja im wirbelwinde sich ver tummeln / vnd mit dem schwindelgeiste / dessen wir fürwar erschrecken / vnd M. Ireneo nicht gönnen / Gott helffe jme aus grosser barmhertzigkeit herausser / in den ring gefürt vnd vmbgetrieben werden / das man so leppisch / nerrisch / vnd vngereimpt da-
her plaudert / vnd den albern / einfeltigen / vngelerten / ein mundsperrung mit grossem schreien anrichtet / vnd gibt jn allerley jrrthumb in rachen .
O lieber Irenee / sol die lere / das die Erbsünde ist ein wesen / durch solche zurissene vnd zufladderte gebew / erhalten werden / so mus die sache selbst die jr entweder aus grossem vnuerstand oder aus fürgesetztem mutwillen / wollet verteidigen / sehr bawfellig vnd böse sein / vnd möget wol in der zeit von ewrem Flickwerck ablassen . Denn man flicke / man klicke / man pletze / man lappe eine falsche vnd jrrige lere vnd sache / wie auch diese ist / wie man kan oder wil / so helt / so hafftet / so klebet / so stehet es doch nicht / es verret sich der betrug in solchen zurissenen folgereien selbst . Falscheit helt weder stich noch strich . Es sind stricke / wie der alte Ireneus von den ketzern geschrieben / aus dürrem Sande zusamen gesponnen .
Fürs ander / wenn jhr Irenee gleich hinan kleibet / ist Sünde / nemlich das des Menschen Wesen sey vngerecht vnd Sünde / so schleusset doch dieses ewr Flickwerck / nicht auff die Principal proposition / oder auff den Heuptstreit / wie sich in Argumenten gebührete / nemlich / das die Erbsünde solt ein Wesen sein .
Fürs dritte / schleusset das Flickwerck Irenei nicht auff die neben proposition Irenei / Die Erbsünde ist das verderbte Wesen . Sondern sagt nur / des Menschen Wesen ist vngerecht vnd Sünde vor der bekehrung .
Aber lieber Irenee / wer streittet doch vnter vns diese lere vnd rede / des Menschen Wesen ist vnrecht vnd Sünde vor der bekehrung ? Haben wir nicht allezeit also geleret vnd noch / wie vnsere bücher Gott lob / offentlich für Gott vnd aller Welt zeugnis geben ?
Darumb hieher / hieher Irenee / jhr springt vber den zaun / vnd wischet daruon / hieher sagen wir / ad rem , ad scopum , zum ziel vnd zweck / das habt jhr fürgenomen vnd sollets beweisen / oder euch Gotte vnd der Warheit gefangen geben / nemlich / das die Erbsünde sey ein Wesen . Da macht euch hinan / vnd lasset ewre grewliche lufft vnd vberspringen / vmb Gottes willen / nach .
Das das Menschliche Wesen sey vngerecht / wissen wir Gott lob alle wol / vnd ist eine warhafftige lere . Aber das die Erbsünde sey ein Wesen / Da da kucke das Manicheische schwartze Menlin herausser / dawider S. Paulus sagt / es solle Anathema / verflucht sein . Dieses sagen wir ist des frembden Hirten stimme / welche die Schefflin Christi flihen vnd meiden sollen Mat. 7. Joh. 10 .
Wir halten auch diese wort für recht vnd war / des Menschen Wesen ist nach dem Fall vor der bekehrung / Sünde / mit dieser erklerung vnd in diesem verstande / es ist vnrein / vn ter Gottes zorn / vnd verdampt / da dem menschlichẽ Wesen nicht Gott hilfft durch die widergeburt vnd bekehrung .
Ja wir können auch diese auslegung leiden / des Menschen Wesen ist nach dem Fall Sünde / das ist / Göttlichem Gesetz nicht gleichformig / Nemlich darumb / vnd darin nicht gleichformig / weil es vnrein vnnd vngerecht ist / hat auff sich Gottes zorn vnd verdamnis / wo des Menschen Wesen nicht newgeboren wird :
Aber den Manicheischen Schwarm / nemlich / die Erbsünde ist das Wesen / hat mit den warhafftigen reden vnd leren keine gemeinschafft noch vergleichung / wie denn auch Christus vnd Belial / liecht vnd finsternis nimermehr können noch sollen mit einander vergliechen oder vereiniget werden . Derwegen wir solchen Manicheischen / Gotteslesterlichen jrrthum verwerffen / verdammen / verflu-
chen . Sehen auch in der that / das weder jr Irenee / wederandere / denselben mit bestendigen gründen verfechten könnet / Sondern man ergreiffet euch bey den zerstummelten / gelummelten / vngereimpten / zuflickten Argumenten / demit jhr euch für Gott vnd aller Welt zuschanden selbst machet / vnd mit verachtung euch anziehet / wie mit einem kleide .
Die 4. Folgerey .
1. Was nicht aus dem Glauben kömpt / das ist Sünde . Roma. 14 .
2. Das Menschliche Wesen nach dem Fall vor der bekehrung / ist one Glauben .
3. Derhalben ist Menschlich Wesen Sünde .
Antwort . Behüte lieber Gott / ist dieses nicht ein jamer . Der streit / das ziel / der zweck ist / vnd sol sein / wie im Titel vnd anfang Ireneus selbst setzet .
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Was folgert vnd schleusset er aber hier ? Antwort / Nicht den streit / nicht das ziel / dahin alles solte gerichtet sein / Sondern er schleusset / des Menschen Wesen sey Sünde . Hat Ireneus auch sparren im kopffe / oder sind jhr zu viel drinnen / vnd stechüen jhn die mücken / das er leuffet vber quehr felt ein / vnd weis nicht wo er daheimen ist / vnd wo er stille stehen möchte ?
Es wanderte auff ein zeit einer durch einen Wald / da sass einer auffm bawme / vnd hatte seine fantasey droben / denselben fragt der Wanderer / freund wo gehet der weg hinaus ? Ja sprach der bawm kletterer / jch sitze alhier vnd neme junge Speche aus . Gleich also antwortet vnd folgert M. Ireneus auch :
Die frage ist / Ob die Erbsünde sey ein Wesen ? Ja Antwort Ireneus / des Menschen Wesen ist Sünde . Das reimet sich eben so gerade vnd fein mit der Heuptfrage / als wenn er gesagt hette / Ich Ireneus sitze alhier auffm bawme / vnd neme junge Affen aus . Er sündigete auch weniger mit solcher antwort / denn er weniger schadete / denn mit seiner vngereimpten Conclusio oder beschluss . Denn er wil noch dabey für klug angesehen werden . Trotz der jme sage / Er neme junge Affen aus / Er solte wol jm die ergesten schelt vnd schmeewort geben / die er erdencken könte / vnd das were genug .
Fürs ander thu doch die augen auff lieber Christ / vnd mercke drauff / wie schendlich der Manicheische Geist Gottes Wort radebricht vnd verkehret ?
S. Paulus redet den Spruch / von den guten Wercken / das dieselben ohne glauben Gott nicht gefallen / wie D. Luther auch dabey auff den rand verzeichnet hat . Merck dis ist ein gemeiner Heuptspruch / wider alle Werck ohn Glauben gethan . Derwegen D. Luther den Spruch auch also deudsch gibt / was nicht aus dem Glauben gehet / das ist Sünde Roma 14 . Aus dem Glauben gehen / das ist deutlich von guten Wercken geredet / die aus dem Glauben / wie ein bechlin aus einem guten brünlin herfliessen . Aber M Ireneus wendet den Spruch auff das Wesen des Menschen . Nun ist ja eine grosse vnterscheid zwischen dem Wesen / vnd zwischen den Wercken . Vnd ist glau ben nicht Substantia / ein Wesen / proprie loquendo . Denn da es die Epistel an die Hebreer nennet bypostasin / heisset es nicht ein Wesen / wie leib / Seele / stein / holtz / ein Thier / ein wurm ist / sondern etwas festes / das gewis ist / wie es D. Luther fein verdeudschet hat / eine gewisse zuuersicht
Fürs dritte / es hat M. Ireneus hochlich vnd tewr
im anfang dieses Comments / bedinget / wo er schliesse von der Sünde / da sol es heissen die Erbsünde . Demnach sol alhier der Beschluss in der Folgerey auch so viel heissen / des Menschen Wesen ist die Erbsünde . Weil aber das wort Sünde im Beschluss der Folgerey / aus dem Maiore / das ist / aus der 1. proposition genomen wird / so mus nohthalben / nach Irenei bedingung / vnd nach dem fürgesetzten ziel dieses streittes / auch in derselben ersten rede / das wort Sünde / für die Erbsünde genomen vnd verstanden werden .
Demnach das S. Paulus saget / was nicht aus dem glauben gehet / das ist Sünde / sol eben so viel nach Ireneischer Theologia heissen / als / was nicht aus dem glauben gehet das ist die Erbsünde . Denn wo wolte sonsten der beschlus in der Folgerey hehrfliessen ? Ist aber das auch der heiligen Schrifft gemess / vnd dem glauben ehnlich / was nicht aus dem glauben kömpt / das ist die Erbsünde ? Wer hat solche deutteley / schwermerey / vnd verkehrung des schönen / herrlichen / nützlichen Spruchs S. Pauli jemals in der welt gehöret / denn jtzt in der newen Schule / Kirchen / Theologia / der newen Manicheer ? Heisset das nicht redlich geschwermet / vnd S. Paulum meisterlich verdrehet / vnd zum gantzen Manicheer gemacht ? Also sol man in die Schrifft rumpeln / vnnd die Sprüche des heiligen Geistes herumb rücken / vnd das liecht / die Göttliche Warheit / in das Manicheische finsternis verkehren / dawider Esaias wehe schreiet. cap. 5.
Da siehet man nun wie meisterlich sich die armen Manicheer / derer sich der arme Ireneus zu einem vorsprachen vnd worthalter ergeben / die heilige Schrifft zu jhrem Schwarm anziehen / vnd rühmen sich / sie allein behalten die Schrifft in jrun eigentlichen verstande / auff sie sol man
sehen vnd achtung geben . Ja hie hastu eine prob vnd kunst stück / wenn Paulus sagt / was nicht aus dem glauben gehet / das ist Sünde / sol so viel lautten / was nicht aus dem glauben gehet / ist die Erbsünde Demnach werden auch alle wirckliche Sünden Erbsünden sey / vnd jhrer folgerey nach / eitel Substantz das ist Wesen sein . Ey schemet euch lieben Herrn / das jhr Gottes Wort so vbel ansehet / so felschlich anziehet / also böslich verkehret . Sehet jhr Irenes schier / wie euch das kamprath erwischet / vnd bricht Gottes furcht / vnd die feinsten Sprüche in stücken entzwey ?
Wenn man die augen wolte auffthun / vnd achtung drauff geben / wie die Epistel zun Hebreern diesen Spruch auslegete / so würde man besser im liechte wandeln . Denn da stehet cap. 11. One glauben ists vnmüglich Gotte gefallen . Da wird erkleret / was S. Paul zu den Römern cap. 14. im vorigen Spruche Sünde heisset / nemlich Gotte nicht gefallen . Vrsache ist diese . Denn er alhier das gegentheil setzet / nemlich Gotte gefallen .
Was nun aus dem glauben geschicht / gefellet Gott / ist jhme angenem durch Christum .
Was aber nicht aus dem glauben gehet / das ist Sünde / das ist / es gefellet Gott nicht .
So viel wil S. Paul alhier sagen vnd leren . Da man nun weiter fraget / warumb ist denn solches Sünde ? Worumb gesellet es Gott nicht ? So stehet aldar / darumb / das es nicht aus dem glauben geschicht vnd herfleusset . Glaube aber heisset ein hertzlich vertrawen auff die verheissene Gnade vnd barmhertzigkeit durch Christum . Der glaube empfehet vergebung der Sünde / die kindschafft Gottes / vnd den heiligen Geist . Wo nun der gute bawm ist / da folgen gute werck / die im glauben gethan sind / von den lieben / zu gnadẽ angenomenen kindern / vnd gefallen dem gütigẽ / barmhertzigen vñ lieben Vater im himel so wol / dz er sol-
che in diesem vnd auch im künfftigem leben / herrlich vnnd reichlich wil belohnen . 1. Timoth. 4.
Demnach müssen alle Christen den Manicheischen geiffer vnd vnflath / von dem reinen / schönen / nützlichen Spruche des heiligen Geistes / weit hinweg stossen vnd absondern / ist jhnen anders die Göttliche Warheit lieb .
Fürs vierde / so siehestu auch das gewirbel im Minori / das ist in der 2. proposition / Menschlich Wesen sagt er / ist vor der bekehrung one glauben . Merckstu auch den schalck ? Er solte nach der ersten proposition / medium terminum also setzen / Menschlich Wesen ist nicht aus dem glauben . Das hette aber phantastisch gelauttet / das man von vnserm Menschlichen Wesen also hette geredet . Derwegen verbricht vnd verschlegt er die wort im maule / ist one glauben sagt er . Denn er mercket wol / das nicht aus dem glauben gehen / vnd ohne glauben sein / nicht allerding einerley reden sind .
Daraus ist abermal klar / vnd kan schier mit den henden gefület werden / das die armen Manicheer / vom wirbelwinde hin vnd hehr getrieben werden / vnd machen eitel seltzame / abenteurliche / verdrehete / zerstummelte Folgereien / da nichts denn eitel finsternis / jrrungen / list / betrug vnd jrrthume innen stecket / die albern / einfeltigen vnd vnuorsichtigen Schefflin Ihesu Christi / jemerlich zuberücken / zuuerführen vnd zubethören / das sie endlich Gottes wort vnd desselben eigentliche meinung verlieren . Ach kehre wider Irenee / lege deine hand auff den mund / vnd vermehere ja solch grewlich vnd schedlich ergernis nicht mit grösserer hartneckikeit vnd bosheit . Expurga uetus fermentum & c. 1. cor. 5. Gott helffe allen jrrenden vmb Ihesu Christi willen Amen .
Die 5. Folgerey .
1. Eben das jenige ist proprié ( eigentlich ) die Erbsünde / welches ist ein vrsprung aller wircklichen Sünden .
2. Das verderbte Wesen des Menschen / ist propriè ein vrsprung aller wircklichen Sünden
3. Derhalben ist das verderbte Wesen des Menschen / proprié / eigentlich die Erbsünde .
Antwort . Die erste proposition ist vnerwiesen / das ist / sie ist falsch . Denn das hertze ist ja von Gotte / weil die Schrifft sagt / Gottes hand hat mich / das ist mein leib vnd Seele gemacht . Vnd die kinder im Catechismo sagen vnd bekennen wider Ireneum ( höre zu Irenee wie die kinder wider euch beten ) Ich gleube das mich Gott geschaffen / mir keib vnd Seele gegeben hat .
Nun ist aber das Wesen des Menschen von Gott also erschaffen / das es wircke / das ist gedencke / rede / sehe / greiffe / gehe / stehe / thue .
Das aber solche actiones interiores uel exteriores / solch innerlich oder eusserlich thun / böse ist / vnrein ist / verkehret ist / das ist der verderbung oder vnreinigkeit schuld / welche in leib vnnd Seele des Menschen durch den Fall des ersten Menschen komen / vnd nicht eine Creatura Dei / ein geschöpff oder werck Gottes ist .
Derwegen gehöret das wircken / so man propriè redet / nicht der Erbsünde / sondern dem Wesen des Menschen zu . Das aber das Wesen böse wircket / da ist die bosheit im wircken von der Erbsünde / vnd kan derhalben das nicht erhalten werden / Sondern ist falsch vnd vnrecht / Was ein vrsprung der wircklichen Sünde sey / das solches propriè / vnd nichts anders denn die Erbsünde sey / das denn eben so viel ist / als wenn man sagte / Alles was Sünde thut / das ist die Erbsunde selbst .
Vrsache / wie gemeldet ist / denn des wirckens vrsache ist das Menschliche Wesen / also von Gott geschaffen / das
es wircket . Aber das solch Menschlich Wesen / böse wercke innerlich vnd eusserlich wirckt vnd treibt / dieser bosheit ist die Erbsünde schuld / welche in leib vnd Seele des Menschen wohnet .
Da fragt man . Wircket denn nicht die Erbsünde / andere wirckliche Sünden ? Antwort / wie das wircken nicht gehöret / propriè / das ist / eigentlich zu reden der Erbsünde / denn sie könte nichts wircken für sich alleine vnd ausser dem Menschen / wie sie denn ausser dem Menschen nichts ist noch bleibt / Sondern wircken gehöret vnd eignet zu dem Menschlichen Wesen . Also gehöret auch nicht propriè / das ist nach Gottes geschöpff / vnd willen / das was vnrecht / Sünde vnd böse ist im wircken / dem Menschlichen Wesen zu . Aber weil die Erbsünde so tieff in leib vnd Seel / vnd alle glieder des Menschen eingesessen / so leufft im wircken innerlich vnd eusserlich der dreck vnd vnflath mit ein / Denn alle glieder vnd alle krefften im Menschen sind verderbt vnd verunreiniget / vnd ist also in vnd durch einander / das es niemand von einander scheiden / vnd reinigkeit vnd heiligkeit widerumb geben kan / Denn der vns anfenglich erschaffen / vnd hernach aus vnendlicher Gnaden erlöset hat .
Also geben wir / so in Christo entschlaffen / den dreck / die vnreinigkeit dem Tode . Das Wesen aber vnserm lieben Herrn vn erlöser Ihesu Christo / das er dem Wesen wiederumb leben / Gerechtigkeit vnd heiligkeit gebe .
Fürs ander vnterstehet sich der arme vorfechter der Manicheischen lere / den Maiorem / die erste proposition zuerweisen aus S. Paulo / denn sagt er / S. Paulus nennet die Erbsünde peccans peccatum . Da hat er die wort nicht mögen deudsch geben / das er nicht in einer newẽ vngereimpten dolmetschung ergrieffen würde / vnd D. Lutherum meisterte .
Aber wie Irenee ? Handelt S. Paul in diesen ewren angezogenen worten / die im latein also lautten / ut siat suprae
modum peccans peccatum per mandatum / alleine von der Erbsünde / vnd wird alleine die Erbsünde mit den worten beschrieben / das S Paulus von jhr diese wort setzet peccans peccatum ? Hieher auff die Schwitzbanck Herr Irenee / vnd lasset euch hören als einen newen Doctorn / Professorn / ausleger vnd Meister der Schrifft ? Wie ist euch so bange ? Würtze hehr / wenn sie helffen könte . Ach haltet die fedder inne / wenn jhr die Schrifft nicht leset / noch darauff sehet wouon S. Paul redet . Setzet prillen auff / so werdet jhr sehen / das S. Paul die wott / so im latein also verdolmetschet sein / peccans peccatum / redet beide von der Erbsünde vnd wircklichen Sünden / nemlich also / das aus fleischlichem oder Pharisaischẽ verstande / die Sünde wie gros / wie schrecklich die sind / vnd wie man Gott so hoch damit erzürnet / vnd zeitliche vnd ewige straffe verdienet hat / nicht erkant werde . Sondern durch die lere des Gesetzes / da werde die Sünde gros / das ist werde erkant vnd gefühlet / wie man so hefftig Gott erzürnet / vnd in straffe zeitlich vnd ewig gefallen .
Wenn jhr auch Lutherische wort lieb hettet / soltet jhr dieselben haben behalten vnd gesetzt / Der gibt nach dem Griechischen text es eigentlich vnd recht also : Auff das die Sünde würde vberaus Sündig durchs Gebott . Heisset nun durchs Gesetz vberaus Sündig werden / so viel / als Sünde wircken oder thun ? Wo nun hinaus Irenee ? Wo leuffet der Manicheische Geist hin ? Ist das nicht greulich in die Schriff / ja dem heiligen Geist in sein maul gegrieffen / vnd seine rede verdrehet vnd verkehret ? Ach lernet von erst die Schrifft ansehen / ehe jhr dieselbe so felschlich anziehet / denn weder im griechischen noch lateinischen / noch Syrischen / noch deudschen texts dieser wort / die meinung Irenei gestehen oder geben . Also müssen an allen ecken / aus Gottes Gerichte anstossen / welche falsche leren wollen verkleistern / sintemal die helle Göttliche Warheit sich nicht rei-
met mit der lügen oder Irrthum / so müssen die Meister von hohen sinnen die Göttliche Warheit verdrehen / vnd niemand sol sagen / was thut jhr ? Denn sie schnarcken darüber vnd schelten vmb sich / das man das maul sol halten / was sie reden / sol vom Himel geredet sein . Kere derhalben Irenee / es ist zeit / vnd ist noch hülffe da .
Der ander Spruch / das S. Paul die Erbsunde / nenne operans , das ist / die Sünde welche erreget vnd thut allerley lust / etc. ist recht geredet . Denn S. Paulus führet alle beide reden vnd lere / nemlich das Fleisch gelüstet vnd streit tet wider den Geist / Item Wercke des Fleisches sind Ehebruch / Hurerey etc . Item die Sünde erreget vnd thut allerley lust vnd böses . Diese reden sind alle beyde war / das doch einem jedern seine eigenschafft zuge geben werden Das Wesen des Menschen wircket / thut Sünde / weil es durch die Sünde verunreiniget ist . Die Erbsunde erreget böse lüste . Denn wie eine kranckheit erreget wünderliche ding / lüste / Werck im Menschen / Also hat die Erbsünde / als die allergrösseste vnd hefftigste kranckheit / jre erregung vnd bewegungen der glieder im Menschen / das die wircken / dem itznerlichen vnflath / vnreinigkeit vnd bosheit zugefallen . Denn wie ein pestilentzisch fiber oder aussatz / vnd noch viel mehr / hat die Erbsunde den gantzen Menschen inne / vnd plaget jhn auffs aller hefftigst .
Derwegen sind solche reden also zunerstehen . Das Menschliche Wesen thut Sünde / weiles mit der Erbsünde verderbet ist / sonst würde es nicht Sündigen . Die Erbsünde wircket Sünde / weil sie im Menschlichen leben / wie eine gifftige / böse hefftige kranckheit / wohnet / wie auch S. paul sagt das sie in vns wohne .
Solches mercket auch M. Ireneus ein wenig / darumb sagt er alhier / Die Erbsünde verbringe die Sünde durch die glieder . Ist nun das war Irence / so mus ja ewer
Maior nicht war sein / das alles was ein vrsprung ist der wircklichen Sünde / sey die Erbsünde . Denn jr müsset ja bekennen / wie jhre setzet / Die Erbsünde verbringe die wircklichen Sünde durch die glieder des Menschen . Denn wenn es ohne die glieder des Menschlichen Wesens were / derer eigenschafft vnd art ist wircken / so würde die Erbsünde keine wirckliche Sünde verbringen .
Fürs dritte setzet Ireneus selbst / das Wesen / vnd die verderbung des Wesens zusamen / das aus den beiden / welche doch in ein ander sticken / denn S paul spricht / das böse wohne in jme / die Sünden herfliessen . Doch sol einem jedern das seine zugetheilet werden .
Der leib vnnd die Seele / ist Substantia ein Wesen / das Wesentlich also ist / vnd ist von Gott erschaffen vnd also begnadet / das solch Wesen sol Wircken innerlich vnd eusserlich / sol gedencken / reden / sehen / hören / gehen / stehen / thun .
Aber die Erbsünde ist nicht dasselbe Wesen / ist nicht der leib / ist nicht die Seele . Sondern eine bosheit / vngerechtigkeit / vnreinigkeit / welche / wie S. Paulus leret / darinnen wohnet / wallet vnd wütet . Die Erbsünde kan nicht sehen / hören / reden / stehen / gehen / gedencken / zeelen / etc . Denn sie ist keine Creatur / oder geschöpffe Gottes mit gliedern also vnd darzu erschaffen / Sondern ist eine böse kranckheit / welche die Werck vnd krefften der Substantz / des Men schlichen Wesen verderbt vnd verunreiniget .
Fürs vierde / gehet diese Folgerey auch nicht auff den Heuptstreit / wie jhn M. Ireneus selbst gesetzt / nemlich : Die Erbsünde ist ein Wesen / vnd scheusset also der Schütze neben aus ins weite lerchenfelt .
Derwegen fellet das vnsinnige gebewde der Manicheer / Weil Maior die erste proposition falsch . Die ander proposition ist auch falsch aus denen vrsachen / erstlich / das
sie verworren vnd nicht vnterschiedlich wird gesetzt / Darnach das auch das wort proprie eigentlich / verfenglich dabey stehet / sintemal die Manicheer per fallaciam compositionis & diuisionis / solches wort nur auff das Wesen wollen ziehen .
Die 6. Folgerey .
1. Aus den früchten kennet man den bawm . Math. 7.
2. Alle gedancken wort vnd Werck des Menschen vor der bekehrung / sind böse vnd Sünde .
3. Derhalben ist des Menschen verderbte Wesen böse vnd Sünde .
Antwort Wenn die Folgerey recht gemacht were / so were der beschlus nicht vnrecht / Es were auch kein streit dauon . Denn es ist ja dieses nicht der status causae , nicht die proposition / wie sie Ireneus selbst gesetzet / nemlich / das die Erbsünde sey ein Wesẽ . Dahin schleusset ja die se folgerey nicht / wie ein jder der da nur bey gemeiner vernũfft ist / selbst siehet vnd mercket . Derwegen springt hie M. Ireneus schendlich aus der bahne . Er sol beweisen / wie er verheissen / die Erbsünde sey ein Wesen / so wischet er in das weite lerchen feld / tummelt sich herumb / vnd treibt dafür einen andern staub auff / darinnen man jhn als einen feldflüchtigen / vnd seine streitproposition nicht sol sehen / schreiet nur / die verderbte Natur sey böse vnd Sünde . Das ist war Irenee / Aber es ist nicht deine braut welche du hast wollen einführen vnd verkeuffen / nemlich das die Erbsünde sey ein Wesen / das ist die schebichte / böse / vnartige haut der Manicheer / welche wir Christen weder sehen noch hören wollen .
Wir sehen auch in ewrem ablauffen / wirbeln vnd
verdrehen / das euch ewer schminck vnd schmier mangelt / die böse haut zubekleistern / Darumb suchet jhr andere ausflüchte vnd Schaffsbeltze / vnd Engels gestalt / vnter welchen jhr die Manicheische Bestin gerne wollet decken / bergen / vnd vnuermarckt vnterschleiffen vnd beybringen . Ach wenn die Driackels kremer mit jhrem grossen schreien vnd rühmen / jhren meusepfeffer den albern Bewrgen verkeuffen vnd einreden / ist es eine böse that / schweige dann / das man in Gottes Kirchen / in hohen lehr stücken / gleicher weise mit solchen Schirmenschlegen vnd gros hehrsprechen / eine Ma nicheische lere wil bey bringen / ist viel eine grössere Sünde . Drumb lieber Irenee / nur bey zeit von dem pferde der Driackels kremer herab / es stehet euch solch schreien / darunter jr die Manicheische Schwermerey / als solte die Erbsünde ein Wesen sein / nicht wol an / verkeuffet / gute wahr sol mit warhafftigen worten / vnd nicht böse wahre vnd jrrthum / mit vbel anziehung der Sprüche aus heiliger Schrifft verkaufft werden .
Fürs ander ist Minor / die andere proposition falsch . Welche also lauttet / Alle ( Nota alle ) gedancken / wort vnd werck des Menschen vor seiner bekehrung / sind böse vnd Sünde . Denn gedencken an seinen beruff / zur zucht vermahnen / sehen / hören / gehen / stehen / acker bawen / essen / trincken / schlaffen / dem nechsten dienen / regieren / straffen die vbeltheter / ist nicht böse noch Sünde / an vnd für sich selbst / vnd eigenet ja S. Paulus den Heiden eine Gerechtigkeit zu / die er nennet Gottes Gerechtigkeit Roma . 1.
Derwegen lieber Irenee / versteiget jhr euch auch hierinnen / vnd müsset herab vom bawme / vnd darauff sehen / wie Gottes wort solches erkleret . An sich selber sind solche Werck auch vor der bekehrung nicht böse noch Sünde / denn Gott hat sie gebotten . Was aber Gott gebeut / ist nicht böse . Aber das kein glaube dabey ist / das machet / das sie
für Gottes Gerichte nicht bestehen / noch im ewigen leben belohnet können werden . Das heisset man in den Schulen per Accidens strefflich werden / das per se an jme selbst nicht strefflich were / nemlich das ein mangel eines dinges daran ist / welches darbey sol sein .
Da hastu abermals eine windbraut / welche die böse proposition verwirbelt / das du nicht sihest wo sie hinsteubt oder fleugt Noch dennoch schneubet Ireneus so daher / als sey dieser windwirbel auch eine grundfeste der falschen proposition / die Erbsünde ist ein Wesen . Wil man denn schier das vngereimpte fürnemen erkennen ? Wie gantz vnbesonnen man den Manicheischen Irrthum / eindringen wil ?
Die 7. Folgerey
1. Das Gesetz offenbart vnd strafft die Sünde Roma 3 .
2. Das Gesetz offenbart vnd strafft das verkerte Wesen des Menschen . Deut. 27. verdampt sey jederman .
3. Derhalben ist Menschliche Natur Sünde .
Antwort . Wo aber aus ? Wo fleuget der gefidderte poltzt dieses Schützen hin ? Fragstu / gegen Mitternacht . Wo stehet der scopus , status causae , das ziel ? Sihestu nicht / gegen Mittag . Je so ist ja weit gefeilet ? Ja freilich / wenn hindersich schiessen / getroffen heisset / so hat Irencus auch getroffen . Aber er wil gewonnen haben / vnd gibt schnarcken / pochen / schmehen vnd schlagen für / wenn man sagt / Es sey hindersich geschossen . Wer wil nicht lachen vnd zürnen vber der bosheit . Denn Claus Narr würde solches nie geredet haben .
Denn sihe lieber Christ / das fürgesetzte ziel vnd der
streit ist / wie jhn Ireneus selbst auffgericht vnd ausgeschrihen hat / nemlich :
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Darumb sagt er / sey der streit . Was schleusset er aber hier ? Höre drauff / Menschliche Natur sagt er / sey Sünde / Ist das nun einerley ? Heisset das nicht sich selbst vnd andere leute bethöret vnd genarret ? Wir hetten vnser lebenlang nicht gemeint / das M. Ireneus so vnbesonnen were . Denn er hat ja etliche büchlin ausgehen lassen / aus solchem schreiben hette er ja sollen lernen auffmercken / wz propositio were / vnd was auffdieselbige proposition gienge oder nicht gienge . Aber wer vber steck vnd steine hinein rumpelt vnd reisset / der hat nirgend acht auff .
Es hat der gute hefftige Ireneus solche Argumentlin vnd folgereien / allenthalben zusamen compilirt vnd geraspelt / vnd wenig darauff acht gegeben / sie treffen oder feilen . Ist es nun gar ein grober vnuerstand des Irenei / so ist sich billich vber jn zuerbarmen / vnd were gut / das er jme rathen liesse / vnd von der bösen treppen sich zurück begebe / folgete nicht den tollen Manicheern / welche zu hoch sich versteigen / vnd bereit jhrer etliche in der lufft fahren / da jhnen die wechsene feddern beginnen zuschmeltzen . Ist es aber ein fürgesetzter muthwille / den Manicheischen Irrthum zubekleistern / man habe grund oder nicht / alleine das man gros plauderment anrichte / Gott gebe es gelte oder nicht / so ist es so viel deste erger / also frech herein fahren / nicht zur sache dienend herfür bringen / vnd doch die falsche lere behalten .
Das aber Ireneus auff D. Wigandum allhier stürmet / es sey vnrecht von jhme geredet / Gott straffe die Menschen / propter inhaerens Accidens / das ist / vmb der Sünde willen / die im Menschen wohnet / Da beweiset Ireneus / das er
wider die heilige Schrifft fechte / dahin denn jhn der Manicheische Geist führet / vnd sol vnd kan nicht anders . Denn wo es ohne das Accidens / ohne den bösen zufall / das ist / one die Sünde were / welche in den Menschen komen / wie S. Paulus Roma . 5. leret / so würde ja das Wesen des Menschen nicht gestrafft . Denn die Schrifft sagt ja / das man sterben müsse / vmb der Sünden willen .
Derwegen weil solche lere vnd rede Ireneus straffet / so mus er das gegentheil halten / nemlich / das Gott des Menschen Wesen straffe / Nicht vmb der Sünde willen Da lasse den Manicheischen Geist hinaus lauffen . Da siehestu wie aus einer Schwermerey / die armen leute in vnzeliche Schwermereyen gerathen . Lieber Gott / sol nun Gott das Wesen der Menschen straffen / nicht vmb der Sünde willen ? So ist Gottes wort falsch .
Es siehet aber Ireneus D. Luthers Spruch durch einen hültzern prillen an / da er spricht . Gott verdampt nicht die person vmb der Werck willen / Sondern die Werck vmb der person willen . Denn D. Luther redet von der person die da vngleubig / vnbekehrt vnd vnrein ist . Da kan aus einem vnreinen fasse keine reine Werck heraus fliessen . Er sagt aber nicht / wie jtzt Ireneus in der Manicheer Schule sagt / Gott straffe der Menschen Wesen / nicht vmb der Sünde willen . Derwegen sihestu alhier / wie böslich vnd verkehrlich die Manicheer / die feinsten Sprüche beide der heiligen Schrifft vnd Lutheri / anziehen . Denn sie wollen Deckmentel vnnd Nebelkappen haben zu einem Manicheischen Schwarm / Da kan es nicht anders sein noch zugehen . Wer Schwermen wil / der mus die Sprüche der Schrifft vnd fromer leute / Schwermerisch anzihen / dessen du hier leider an Ireneo ein kleglich exempel sihest . Gott helff jm .
Die 8. Folgerey .
1. Womit Gott nach dem Gesetz zürnet / das ist Sünde .
2. Gott zürnet nach dem Gesetz / mit dem bösen Wesen der Menschen .
3. Darumb ist das verderbte Wesen des Menschen Sünde .
Antwort . Heisset das ehrlich gestritten ? Der streit sol sein / die Erbsünde sey ein Wesen . So sagt dieser fechter / das verderbte Wesen sey Sünde . Ist das nicht muthwillen vnd schande / vber alle schrancken hinaus sprin gen / vnd das hasen panir auffwerffen / vñ gleichwol schreien / man habe ritterlich gestritten ? Ey Irenee wo verkriecht jhr euch mit ewrem statu controuersiae / mit der rede vnd lere / dauon jhr selber sagt / das der streit sey ? Schliesset jhr doch allezeit anders / vnd treffet nicht einmal den rechten zweck . Nicht einmal sagen wir / könnet jr schliessen in allen ewren Follereien / Folgereien solten wir sagen / das die Erbsünde sey ein Wesen . Wenn jhr leiblich voller weins weret / vnd solche taumeley vnd torckelerey gebrauchet / so möchte man dencken / wenn der Wein verdawet were / möchtet jhr nicht mehr so wancken vnd schwancken . Aber das jr in büchern / so offentlich für Gottes vnd aller Welt augen / so jemmerlich von der proposition / vom statu causae / von dem Heupstreitte abfallet / abdaumelt / hin vnd wider fladdert / vnd nicht auffden streit schliesset / das ist zubeklagen . Gott helffe euch herausser mit gnaden .
Das das Menschliche verderbte Wesen Sünde sey / ist kein streit / wir sagen vnd leren auch also / nemlich das vnser verderbt Menschlich Wesen / ist vnrein / ist vnter Gottes zorn vnd verdamnis / wo jme nicht durch Christum geholffen werde . Joha . 3.
Aber diese rede ist falsch vnd vnrecht / das verderb-
te Menschliche Wesen ist die Erbsünde / vnd solches schleusset auch nicht die gesetzte Folgerey / vnd kan nimmermehr erwiesen werden .
Es lesset sich auch nicht vmbkehren / Sünde ist das Menschliche Wesen . Denn nicht alles was Sünde ist / das ist auch ein Menschlich Wesen . Diebstal / Ehebruch / fluchen / ist Sünde / Aber es ist nicht das Menschliche Wesen selbst / ob es gleich aus dem Wesen / welches verderbt ist / herfleusset Es lesset sich nicht also vmbkippen / oder wie einen würffel vmbwerffen . Es ist nicht gleich so viel / Ireneus stehe auff dem kopffe oder auff den füssen .
Also sihet ein jeder Christe / das Ireneus ein Spiegelfechten machet / vnd eine geuckeley für die augen bringet / vnd gehört vnd gehet doch nicht zur sache .
Fürs ander so ist auch Maior / das ist die erste proposition vnrecht / wird auch nicht beweiset . Denn Gottes zorn ligt auff Christo vnd mus leiden / der doch nicht wesentlich die Sünde selbst ist .
Item sol alda Sünde heissen so viel / als die Erbsünde / wie Ireneus im anfang hat ausgedinget / so wird das wunderthier daraus werden / nemlich / womit Gott nach dem Gesetz zürnet / das ist die Erbsünde . Das ist aber falsch . Denn Gott zürnet wider die lügen vnd betrug / Aber liegen vnd allerley wirckliche Sünden / sind keine Wesen . Ach Gott was wil doch aus dem vnendlichen Schwermen werden .
Die 9. Folgerey .
1. Was des ewigen Todes wirdig / mus Sünde sein .
2. Das verderbte Wesen des Menschen / ist des Todes wirdig .
3. Darumb ist das verderbte Wesen des Menschen Sünde
Antwort / Einerley leyre / vnd einerley Drommescheid hörestu jmer fort / das einem ehrlichen Christen im hertzen wehe thur / das man nicht zum Heupstreitte / schleusset / Sondern ohne vnterlas neben aus scheusset / poltert vnnd rasselt .
Ach beweiset jhr arme Manicheer / das die Erbsünde sey ein Wesen ? Wie schnurret jhr so oben hinweg / vnd springt daruon / vnd nemet zu einer laruen vnd betrug / einen Schaffspeltz vmb / darunter wollet jhr den reissenden Manicheischen Wolffin den Schaffstal Christi einschieben . Aber Christus spricht Cauete / Sehet euch für . Item höret sie nicht . Item flihet sie .
Item es ist der streit von der Erbsünde . Hier aber hörestu nicht einen buchstaben / in specie / in sonderheit von der Erbsünde .
Nun die Argumenta oder Folgereyen haben bisher nichts zur Heuptsachen vnd dem streite geschlossen . Lassen hören was Ireneus weiter herfür bringe .
Die 10. Folgerey .
1. Wofür Christus gestorben ist / das ist Sünde .
2. Christus ist für das verderbte Wesen der Menschen gestorben .
3. Darumb ist Menschliche Natur Sünde .
Antwort / Ey ad rem , ad propositum , ad statum causae , das ist zur Heuptsache / zum Heuptstreit / das dir Gott helffe . Hat man schier genugsam neben ausgewischt / vnd wenn man hat dieses probieren vnd beweisen sollen / viel ein anders geschlossen ? Kan denn Irenens nichts zur sachen ge-
hörig auffbringen / so mus er ja eine böse sache haben / vnd ein verirreter vnd verwirreter man sein .
Ja er mus auch boshafftig / wie zubesorgen sein / weil er nicht / einmal eine Folgerey machet / welche schlösse / Ergo peccatum est Substantia . Daürmb ist die Erbsünde ein Wesen .
Das Menschliche Natur Sünde / das ist vnrein / vngerecht / verdampt sey nach dem Fall / ist recht .
Aber das Menschliche Natur / sey die Erbsünde / ist vnerwiesen vnd falsch .
Das Sünde sey Menschliche Natur / ist auch nicht recht / Sondern ein Manicheischer schwarm .
Das Christus habe gelitten vmb vnser Sünde willen / vnd vmb vnsers Wesens willen / das mit der Sünde durch vnd durch verunreiniget ist / das ist war .
Aber das daraus folgen sol / die Erbsünde sey ein Weseu / oder das Wesen des Menschen / solches ist nicht Gottes / nicht Christi / nicht des heiligẽ Geistes / nicht der Propheten wort / Sondern der Manicheischen Schwermer / die Gott bekehre .
D. Luther redet recht / die Sünde sey so ein gros ding / das so eine hohe person wie Christus ist / selbs hat müssen dazu thun etc . Aber D. Luther sagt in den worten nicht / die Erbsünde ist ein Wesen . Höret zu all jhr Manicheer / vnd lernet das achte Gebott / Du solst nicht falsch zeugnis geben .
Die II. Folgerey-
1. Was in vns Sünde ist / dafür hat Christus gelitten .
2. Christus hat für vnser leib vnd Seele gelitten . Esa. 53. Psal. 22 .
3. Derhalben ist vnser leib vnd Seele für der bekehrung / Sünde .
Antwort / Es ist war . Aber was gehet solches zur sache ? Wo bleibt / stickt / hausirt denn die vermaledeiete proposition / daruber der streit vnd zack ist / nemlich :
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Wo ist dieser Kilkropff vnd Meerwunder ? In dieser Schlusrede ist es nicht . Herausser Irenee / wo sticket es euch das vngehewre kind ? Ists in der mawen ? Schuttet es heraus . Ists in dem busẽ ? Imer heraus mit jme . Ists in dem kasten vnter der banck ? Ey jmer herfür mit jme . Ja wol / verschwind / du hellisch kind / das dich niemand find . Ireneus der tantzet vns einen welschen tantz für / vnd geuckelt vns viel eine andere proposition daher / dauon kein streit ist .
Solte das nicht auffrichtige / frome / Gottfürchtige hertzen krencken vnd vnwillig machen / das M. Ireneus so hochmütiglich auff dem Titel vnnd im anfang seines buchs schreibet / es sey der streit :
Ob die Erbsünde sey ein Wesen ?
Vnd da er solches verteidigen wil / so verkrümmet / verlencket / verwirfft er die zunge im maul herumb / vnd kan nicht einmal auff den Heupstreit schliessen .
Pfui dich der schendlichen Manicheischen lere / nemlich das die Erbsünde sol ein Wesen oder das Wesen sein / da doch Ireneus der zornige vnd stürmende Fechter / nicht ein einiges Argument darauff bringen vnd schliessen kan . Das heisset nun der finsternis beyfallen / vnnd das liecht schewen .
Gott aber sey lob dafür / der die Schwermer so offentlich vnd greifflich in schanden lesset stehen / vnd thör-
lich anlauffen / auff das einfeltige hertzen / die liechtflüchtige proposition / die in allen Conclusionen vnd beschlüssen der Folgereien solte stehen / vnd doch nirgend drinnen zufinden ist / als ein gifft vnd geschmeis des bösen feindes / erkennen vnd verdammen / vnd dagegen die Warheit / so im hellen liechte wandelt annemen vnd lieb haben lernen .
Die 12. Folgerey .
1. Was da wider geborn sol werden das ist Sünde .
2. Das verderbte Wesen des Menschen / sol wider geboren werden .
3. Derhalben ist das verderbte Wesen Sünde .
Antwort . Da hastu abermal / wie M. Ireneus vber den schrancken / darein er sich begeben / vnd wolte die Manicheische lere verteidigen / das die Erbsünde ein Wesen were / mit grossem vngestüeme wischet / vnd folgert das jenige / welches nicht streittig .
Denn es ist war / das die verderbte Natur Sünde sey / vnd der widergeburt vnd lebendigmachung bedürfftig . Aber was gehet das zur sachen ? Hieher / hieher Irenee / aus dem weiten felde / zum streitte . Aber da hewet Ireneus jmer hinweg / erharret niemands / höret niemands / vergisset seine schebichte braut vnd haut / die er im streit hat wollen putzen / schöne machen / vnd jederman zu vnd auffdringen / nemlich / das die Erbsünde ein Wesen sey / lesset also den Manicheischen schandsack stehen / jme selbs / den Manicheern / vnd der bösen sache zu ewigen hohn vnd spotte . Aber hinnach du böses thier / weil dich der arme Ireneus mit alle seinem stürmen / schelten / schmehen / pochen / scharren / vnd aus allen stinckenden winckeln zusamen gekerten Narramenten vnd plaudramenten / nicht kan erhalten / from vnd angene-
me machen / so solstu auch kein theil im Reiche des Herren Christi nu vnd nimermehr haben . Deñ die Erbsünde ist niemals ein Wesen gewesen / wird vnd sol auch nun vnd nimmermehr eines werden / sein oder heissen / Sondern ein vnflath / eine vngerechtigkeit / eine bosheit / eine verderbung / welche sol aus dem Wesen des Menschen durch Christum ausgefegt vnd ewig weg gethan werden .
Darnach mercke Irenee wider auff die schantze . Das wort Sünde / sol Ireneo alhier die Erbsunde heissen . Demnach mus der Maior die erste proposition / in der Folgerey also lautten .
Was da widergeborn sol werden / das ist die Erbsünde .
Wo da ? Wo hinaus Irenee ? Hieher / ad rhombum / zur sache lieber Lufftspringer . Sol die Erbsünde wider geborn werden . Hat es auch Schwermer in ewer Manicheischen Schule ? Da fahret jhr auff Rollwagen / wie jr euch sonsten hören liesset / Andere fahren auff der Senfften / jhr aber auff Rollwagen . Wie aber / wenn jhr mit solchem Manicheischen Rollwagen / zu weit in jrrthum vnd Gottes zorn euch einsetzet / vnd mit solchem vnuernünfftigen Tollisiren euch gar zu tieff versencket . O vmb Gottes willen Irenee / von dem tollen / Manicheischen Rollwagen one allen verzug abgesprungen / sonst werdet jr in dem Manicheischen pfule verderben . Ehret Gott / vnd kehret wider / ehe dann man schreiet / zu lange / zu lange . Denn jhr könnet ja mit sichtiglichen augen sehen / lieber dencket doch darauff / das jhr vnter allen ewren Schlusreden / nicht eine könnet auffbringen / die auff den Manicheischen Irrthum gerade zuschlösse / Ewer hertze im leibe das schewet sich darfür / Darumb springt jr so schendlich neben aus / vnd schliesset auff solches / das nicht im streit ist .
Sol solche ermanung nicht helffen / so müssen wir
euch nach Gottes Gericht jmer lassen hinrollen mit ewrem bösen furhman / wolte Gott es möchte euch auff dieser welt gerewen / das jhr busse thetet .
Die 13. Folgerey .
1. Was da nach der widergeburt am Menschen dem Geist widerstrebet / das ist Sünde .
2. Das fleisch widerstrebet dem Geist / so ferne es nicht widergeborn .
3. Darumb ist das fleisch an jm selbst Sünde .
Antwort . Erstlich gehet diese Folgerey auch nicht auff den Heuptstreit / vnd schleusset gar viel anders / wie offt in andern folgereien auch gesagt .
Fürs ander / ist der Minor / die andere proposition / gar nerrisch / leppisch vnd vnbedacht gesetzt / reimet sich auff Maiorem die erste proposition gar nichts . Denn es solte Medius terminus / das ist / das jenige / welches in der andern proposition solte an ein ding recht gebunden werden / vnd das man wolte einbringen / mit den worten in der ersten proposition vbereintreffen / als :
Da gesagt wird in Maiore / was da nach der widergeburt am Menschen dem Geiste widerstrebet .
Diese wort solten in Minori widerholet werden / nemlich also : Das fleisch streittet nach der widergeburt wider den Geist .
Daraus würde folgen dieser Beschluss .
Darumb ist das Fleisch Sünde .
Aber da kan ein jeder verstendiger wol mercken / das der Minor also schlecht anhin / in gegenwertigem streit geredet / nicht kan richtig sein . Denn Fleisch mus ja aldar das subsectum / dz ist den Menschen heissen . Nun wird ja der Mensch
wider oder newgeborn . Derwegen mus ja freilich vnterschieden werden / Der Mensche / der bisweilen auch Caro wird synecdochicè geheissen / widerstrebet dem Geiste / so viel als der Sündlichen Natur vnd art noch an jme vbrig ist / sintemal er der Erbsünde in seinem Wesen / alhier in diesem zeitlichen leben nicht aller ding los vnd ledig wird . So ferne aber der Mensch / das fleisch / das Wesen des Menschen newgeborn / widerstrebet er dem Geiste nicht . S. Paulus sagt er habe lust zum Gesetze des Herrn nachdem innerlichen Menschen . Roma. 7 .
Vnd ist zumercken / das Ireneus alhier redet von dem Wesen des Menschen / vnd sollen jm gleichlauttende reden alhier sein Fleisch / vnd Wesen des Menschen .
Sonsten aber wissen wir wol Gott lob / das Christus vnd S Paul das wörtlin fleisch / wenn sie dargegen halten den Geist / vom Menschlichen Wesen redet / so ferne das nicht ist wider new geborn Johan. 6. Galat . 5.
Die 14. Folgerey .
1. Was in der aufferstehung / sol volkömlich widergeborn werden / das ist Sünde .
2. Vieler Menschen verderbte Wesen / werden in der aufferstehung volkömlich widergeborn werden .
3. Darumb ist das verderbte Menschliche Wesen für der widergeburt Sünde .
Antwort / wer leugnet das Irenee ? Aber wo bleibt deine Heuptsache ? Dein Heuptstreit ? Nemlich / die Erbsünde ist ein Wesen ? Hui doch schrey flugs / denn dein Abgott schleffet / Er hat sich in Nobis krug verstecket / er ist aus dem feld entlauffen . Man sihet solche lere hier in dieser Folgereyen nicht . Worzu dienet denn solche brau-
sende Sturm vnd Schirmeschlege ? Worumb keuckelt vnd vberwirfft sich Ireneus so grausam ? Ist er truncken ? Wolt Gott es were leibliche trunckenheit / dafür er sich / wie wir achten wol hütet Aber geistlich leider ist er alzu truncken vnd schwermend worden / mit der Manicheischen lere / das die Erbsünde sol ein Wesen sein .
Nun wil er aber solchen Schwarm mit grossem mute verteidigen / kömpt mit schnauben auff den plan / mit federn / mit dinten / mit dem druck . Was schlecht vnd schlachtet er dann ? Wie der tolle Aiax Kühe / Schaffe / vnd was er antraff erwürgete / vnd meinete es were Vlysses vnd seine gesellen . Also treumet Ireneus jme andere feinde / andere Conclusiones / andere reden / da flucht / schilt / hewet / sticht / donnert vnd plitzet er . Aber in deme ist er noch erger / denn der tolle Aiax / das er die Warheit vnd derselben diener auch gerne wolte zubodem haben .
Fürs ander / kucket auch in der Folgerey ein Schellen örgen herfür in deme / das der Minor / die 2. proposition ist particularis / gehet nur auff etliche / vnd er doch uniuersaliter / auff alle schleusset / da doch dieses sein Argument / seinem setzen nach / auch solte particulariter / nur von etlichen schliessen / weil der Beschlus / wie wissentlich solte auff das schwechste theil des Arguments schliessen / wie alle gelerte vnd verstendige wol wissen .
Derhalben möchte Ireneus wol des vntüchtigen Argumentirens vnnd Schlusrede zumachen sich enthalten . Denn ist er derer nicht erfahren / so mag er auff dismal aus den vngereimpten Folgereyen erinnert vnd schamroth werden . Kan er aber etwas in der kunst / so mag er doch sehen / vnd mercken / wie Gottes schweres Gerichte mit blindheit die jenigen schlecht / welche Irrthume sich vnterstehen zuuerblümen vnd zuuerfechten . Denn das ist Gottes gewon-
heit / das er die klugen zu Narren / die gelerten zu verkerten / in solchen vnfertigen bösen sachen machet .
Derwegen vermahnen wir euch Irenee / vnd alle die jr solch arm / kranck / lam geschirr in die betrübte Christenheit / Gott dem Allmechtigen zu hohne / euch zu ewigem spot te / viel Christen zum ergernis / habt offentlich an den marck bracht / jhr wollet doch vmb Gottes willen bedencken / was jhr für eine böse sache habt ?
Fürs ander / wie mit bösen Folgereyen jhr sie vnterstehet zubementeln vnd zubescheinen .
Fürs dritte / das ewer Argument oder Schlusrede gar keines / auff den Heuptstreit schleusset / nemlich / Ergo peccatum est Substantia / das ist / Der halben ist die Erbsünde ein Wesen . Kein / kein / kein Argument sagen wir / könnet jhr darauffbringen / also seid jhr von Gott dem Allmechtigen mit greifflicher / grober / grewlicher blindheit geschlagen .
Fürs vierde / das jhr für aller Welt euch selbst mit solchem losen lumpenwerck / zu Sünden / schanden / hohn vnd spott machet .
Fürs vierde / das jhr turbirt / vnruig machet / vnd nichts heilet / vnd eben mit deme / das jhr nicht eineinig Argument auff die Heuptfrage / sache / streit / könnet bringen / alle frome hertzen von euch abwendet .
Fürs fünffse / das jhr jmer je mehr vngereimpte / seltzame / schreckliche jrrthume mit einbringt vnd heuffet / weil jhr so falsche propositiones setzet .
Fürs sechste / das jr Gottes wort müsset radebrechen vnd grausam beugen / sol es zu dem Manicheischen jrrthum gedehnet vnd gedrehet werden .
Fürs sibende / jhr höret vnd sehet / wie frome / Gottfürchtende Menschen / weil sie vermercken / wo der Mani-
cheisch Schwarm ferner wil hinaus lauffen / ob sie gleich etwas im anfange gestützt / doch nun kehren / vnd verwerffen den vnfletigen back der Manicheer / das die Erbsünde sol Substantia sein .
Fürs achte / jhr sehet / mercket / greiffet fast aus so vielen berichten / das keine ware / bestendige / rechte proposition noch lere / kan noch sol vbereinstimmen / mit der Got eslesterischen proposition / Die Erbsünde ist ein Wesen / oder das Wesen / Man flicke / pletze / ferbe / kleistere / beuge / dehne / drehe wie man wolle oder könne . Da zurinnet alle kunst / vnd ist schande vnd spott / ja auch Gottes zorn der lohn darüber .
Darumb nur mit dem Manich ischen rhum zurück / als solten ewre Folgereyen das geleit aus Gottes wort mit sich bringen . Ach lieben leute / sie sind eitel Gleittunge vnd kein geleitte Sie sind werd / das sie ausgeleuttet vnd ausgewiesen werden aus der gantzen Christenheit : Kehret / kehret vmb / vnd wendet euch wider zur Warheit / so wirds euch an leib vnd Seele wolgehen / Wo nicht / vnd jhr wollet jmer fortspringen / wolan so müssen wir euch mit schmertzen fortspringen lassen / was Gott thun wird gibt die zeit .
Das sollet jhr aber wissen / das sieben tausent vom Herrn behalten sein / welche für der Manicheischen lere jre knie nicht beugen werden / vnd wird auch Gott wechter erwecken / welche wider den Manicheischen Schwarm getrost schreien vnd zeugen werden .
Nachdrab .
Nach dem der Rollwage / oder die geschwinde kunsche / darauff M. Ireneus gesessen / nur für vber / wie ein seil gerauschet vnd geflogen / vnd nicht hat die Manicheische
braut können erhalten . Ja er hat sie selbst aus seinem Wagen gestürtzt vnd vberfahren / vnd liegen lassen in jhrem schlam / vnflath vnd gestancke / weil er nicht ein einig Argumen tjr zu lieb vñ zum beschlus hat können zuwegen bringen vnd machen / so wil doch da kein furcht gegen Gott noch scham gegen allen Christen auff erden sein / Sondern er hat noch einen Rumpelschos wollen hernach draben lassen / gerechts so gereths / triffts so triffts / feilts so feilts / an donnern vnd plitzen mit worten lest es Ireneus nicht mangeln / wenn es gleich zur sachen so viel dienen solte / als das fünffte Rath am wagen . Denn nur mit worten vmb sich werffen / vnd weidlich mit schmehen vmb sich hawen / sol die Manicheische lere beschirmen .
Wolan Gott helffe vns / wir müssen den prasselden Rumpelschos auch hören / vnd vrteilen was er vermag .
Das Hagelwetter von M. Ireneo auffgetrieben lauttet also .
1. Was fürnehme Theologen / aus vnd nach Gottes wort leren / das ist recht .
2. Die Theologi zu Schmalkalden anno 1540 . Versamlet / leren das vnser verderbte Wesen Sünde sey .
3. Derhalben ist solche lere / vnser verderbte Wesen ist Sünde / recht .
Antwort / wenn die Hexen oder Zeuberer grausame / vngehewre / stürmerische Wetter auff bringen wollen / den Menschen / Vihe vnd getreidig zu schanden zu machen / so brauchen sie nicht alleine wünderliche wort / Sondern misbrauchen auch wol Gottes namen dabey . Was ists denn wunder / das Ireneus als ein falscher lerer in diesem punct /
vnd als ein fascinator / wie S Paul die falschen lerer nennet / auch zum theil abenteurliche reden / zum theil auch ansehenliche wort gebraucht . Denn klippern gehöret zu dem handwerck .
Erstlich aber so sihestu hie abermal den aus vnd lufft sprung des armen Mannes / das er seinen eigenen statum causae , nemlich / peccatum est Substantia . Die Erbsünde ist ein Wesen / fein listiglich vertuschet / verbirget vnd stecket den schalck nicht vnter die banck / Sondern vnter den Schaffspeltz / den er mit prechtigen worten preiset / Ey der Schaffspeltz der ist gut / ein feines gesundes / freundliches / vnschedliche thirgen hat jn getragen / es hat weder zene noch klawen Ja lieber / was stecket vnd ligt aber verborgen vnter der decke ?
Herfür Irenee mit deinem Beerwolffe / ligt nicht drunter der Manicheische Wolff / das die Erbsünde sol ein Wesen sein : Tusche / tusche / decke nicht auff / verkreuch dich Schelckgen / zeuch die spitzigen Lawenpfoten / vnd die scharffen Wolffszeene / vnd den grossen rachen hinein .
Je habt jhr Irenee nicht im Titel vnd fornen an in diesem buche / die proposition vnd Heuptstreit gesetzt / peccatumest Substantia , die Erbsünde ist ein Wesen . Worumb verschweiget jhr denn derselben alhier in der applicatione Minoris / in der 2. proposition ? Hieher Irenee / wie so roth ? so zornig ? so engstig ? so grimmig ? Hieher / hieher / wo bleibet jhr stecken ?
Ey sagt jr / es ist gleich so viel / Sünde ist vnser verderbt Wesen . Nein lieber Irenee nicht also / es gilt nicht also springẽ / vnd dauon wischen / weñ man nicht kan die Heuptproposition erhalten / vnd die lügen zur Warheit
machen / nebẽ aus fahren / vnd eine andere figur / gestalt / farben an sich nemen / wie Chameleon vnd Polypus mancherley farben an sich nemen / damit sie nicht gefangen werden / vnd den Ecebolis , Vertumnis , / vnd wetterfahnen gemein ist / das sie sich wenden vnd verdrehen auff all ecken vnd seiten .
Nein solche Metamorphoses Ouidianas / das ist wünderliche verwandelung / vnd Hilpersgriffe / wie jhr sie selbst nennet / gestehet man euch nicht . Ir sollet nicht euch krümmen wie schlangen in mancherley ringe / vnd flugs in ein loch hinein kriechen . Hie haltet fuss vnd platz / vnd beweiset / wie jhr selbst habt diesen zweck fürgesetzt / Das die Erbsünde sey ein Wesen / oder bekennet das jr geirret habt vnd euch zu hoch verstiegen .
Fürs ander ist diese Neben proposition vnd lere ( welche sich nicht reimet wie gesagt / zu dem streit / statu causae / vnd Heuptproposition / nemlich das die Erbsünde ein Wesen sey ) auch nicht recht / noch Gottes wort gemes / noch dem Glauben ehnlich
Das das verderbte Wesen Sünde sey / haben wir offtmals angezeigt / ist so ferne recht / wenn das wort Sünde heisset so viel als vnrein / hat Gottes zorn vnd verdamnis auff sich / wenn es nicht newgeboren wird .
Wenn aber das wort Sünde alhier in dieser rede so viel sol heissen als Erbsünde / das die rede also lautten solte . Das verderbte Wesẽ ist die Erbsunde / so ist solche rede falsch vnd vnrecht . Denn ob gleich die Erbsunde das gantze Wesen des Menschen eingenomen / verunreiniget vnd verderbet hat / so ist doch die Erbsunde nicht das Wesen selbst worden / Sondern ist nur die verderbung / vnd wie D. Luther redet / ( das doch die Manicheer grewlich Meistern / vnnd streichen weidlich auff den gutten Luther / ) ein scheutzlich gifft vnd aussatz in dem Wesen des Menschen .
Derwegen ist auch dieses falsch geredet / Sünde ist das verderbte Wesen . Denn das Wesen vnd die verderbung des Wesens / das Werck Gottes / vnd das Werck des Teufels / wie D. Luther redet / ist nicht aller ding einerley ding / ob gleich die Erbsunde leib vnd Seele / durch vnd durch eingenomen vnd verunreiniget hat .
Vnd wie wolte doch ein aufserstehung des fleisches sein ? Wie wolte doch vnser fleisch durch Christum ewig im Himel sein / da die Erbsunde vnd vnser leib vnd Seele / gantz vnd gar einerley Substantz vnd Wesen were ?
Von Irenei beweisung .
Fürs dritte / ist die Minor / das ist die ander proposition zubeweisen . Nun höre zu vnd mercke frey drauff lieber Christ / wie Ireneus so vbel beweiset / vnd der feinen leute bestendig vnd warhafftig Bekentnis gantz vnrichtig verleumbdet vnd misbrauchet / ja durchwület vnd schendet / wie eine wilde Saweine schöne wiese zustrewet vnd zuschan den machet .
Er darff frey / mit abgedecktem Schamhütlin sagen . Die Theologen zu Schmalkalden damals versamlet / sollen haben geschrieben vñ vnterschrieben diese seine wortvnd lere .
Sünde ist das verderbte Wesen .
Aber das kan er nicht beweisen / wie sehr er gleich schnar cket / vnd die feinen wort nicht allein bey den haaren herzu mit einem wütenden sturm schlepffet / Sondern auch grewlich vnd vnbarmhertzig martert vnd zerhacket .
Denn erstlich schreibt er diese wort aus dem Capittel von der Sünde / hie müssen wir bekennen / wie S Paul Roma . 5. sagt / das die Sünde sey von Adam dem einigen Menschen herkomen / durch welches vngehorsam alle Menschen sind Sünder worden / dem Tode vnd dem Teuffel vnterworf sen / das heisset die Erbsünde oder Heuptsünde . Item . Sol-
che Erbsünde ist so gar ein tieffböse verderbung der Natur / das sie kein vernunfft nicht kennet etc .
Wolan / was findestu lieber Christi in diesen Schmalkaldischen worten ? Sind Irenei / das ist der Manicheer wort darinnen / nemlich diese :
Die Erbsünde ist ein Wesen :
Nein O Irenee wo bleibstu deñ mit dẽ Heuptstreit ? Antwort / jm finsternloche . Schüttelt dz Schamhütlin Irenee .
Ist denn die Neben proposition / die Ireneus mit den Manicheern erdicht vnd setzet darinnen / nemlich :
Die Sünde ist das verderbte Wesen :
O nein / die lieben / frome vnd gelerte leute / haben diesen Manicheischen Irrthum daselbst nicht mit einer Syllaben wollen bestetigen . Wo bleiben denn die Manicheischen wort Irenei ? In diesen Schmalkaldischen worten haben sie keinen platz . Sol es denn nicht schande sein / wenn man einen auff einem solchen fahlen pferde findet / vnd in offentlicher vnwarheit beschlegt ?
Ja höre wie es Ireneus so meisterlich drehet / jn angezogenem texte stehet Irenei Schwermerische proposition nicht / das sihestu ja klerlich . So dringet jhn der angstschweis / das er mus das drechseler handwerck für sich nemen / vnd drehet also daher :
Die Theolognsagen / die Erbsünde sey eine tieffe böse verderbung vnse Natur . Ja lieber Irenee das ist war / wir sagen / leren vnd bekennen solches auch .
Das ist aber sagt Ireneus eben so viel / als die Erbsünde ist vnser verderbtes Wesen .
Ryme dich bundschuch . O Drechseler / wie offt werdet jhr müssen vmbdrehen / vnd scharffe / grosse / grobe stosseissen haben / ehe jhr diese ewre Schwermerische rede vnd lere /
mit den Sckmalkaldischen worten gleich vnd einig machet .
Ach schemet euch für Gott vnd allen Christen der vnartigen kunst / vnd der schendlichen betriegerey / das jhr ewre Manicheische lügen / mit der Warheit wollet vereinigen .
Die Schmalkaldischen reden fein eigentlich vnd deutlich / die Erbsünde sey eine tieffe verderbung des Wesens . Ir aber sagt / sie sey das verderbte Wesen selbst . Das reimet sich wie Winter vnd Sommer / wie weis vnd schwartz .
Derwegen so beweiset jr euch in der gantzen Christenheit / alseinen publicum falsatorem / das ist offentlichẽ verfelscher des Schmalkaldischen Bekentnis . Darumb denn auch die gantze Kirche Gottes / von wegen der vnartigen verfelschung / vnd grossem inlurien / das jhr diese gute vnd gemeine Bekentnis / mit dem schendlichen Manicheischen schwarm vnd grewlichen Irrthum beschmutzet vnd verdechtig machet / euch zubeklagen hat .
Also müssen nun anlauffen alle / welche wollen den Manicheern vnd andern ketzern vnd Schwermern / mit einem Schaffspeltze helffen .
Darnach zeucht Ireneus die wort aus dem Capittel vom Gesetz Das fürnemeste Ampt oder krafft des Gesetzes ist / das es die Erbsünde / mit früchten vnd allem offenbare / vnd dem Menschen anzeige / wie gar tieff seine Na tur gefallen / vnd grundlos verderbet ist .
Ist denn hierinnen nun M. Irenei proposition / nemlich :
Die Sünde ist das verderbte Wesen :
Antwort . Die augen auff / so findestu die nicht im Schmalkaldischen Bekentnis . Ey so mus es ja eine verdampte vnd rechte Manicheische lere sein / weil Ireneus so scharret vnd pochet / vnd zeucht doch so gar felschlich an-
anderer lente wort an . Wo ist scham ? Wo ist furcht Gottes / Sol man also die leute effen vnd narren ? Leret das Gottes wort ?
Ja da glossirt vnd drehet wider Ireneus daher / vnd darff sagen / Lutherus der sage in gemelten worten / die Erbsünde sey des Menschen tieffgefallene / vnd grundlos verderbte Natur .
Wie Irenee ? Was hat jhr für brillen auffgesetzt ? Sind sie blaw oder grüne ? Ja wir haben sorge sie sind gantz hültzerne / von subtilen holtz gemacht / nur eines kleinen fingers dicke . Ist das nicht eine grosse / greiffliche bosheit / die feinen / klaren / hellen wort Lutheri so jemerlich vnd felschlich verkehren ?
D. Luther spricht . Das Gesetz offenbare die Erbsünde / wie gar tieff des Menschen Natur gefallen vnd grundlos verderbet sey / welches denn recht vnd war ist .
Dieser Manicheer schwermet daher / Lutherus habe gesagt / Die Erbsünde sey des Menschen verderbte Wesen .
Heisset das nicht beide die wort / vnd die lere D. Luthers grewlich verkehret vnd verfelschet ? Ergreiffet man nicht widerumb den falsatorem / den verfelscher in offentlichen lügen ? Ey schemet vnd bekehret euch jr elenden Manicheer . Die kirche Gottes wird euch / so jr nicht abstehet / vnd jhr herrlich Bekentnis / so vnredlich verkehret vnd beschmeisset / für offentliche falsatores / billich anklagen halten vnd verdammen .
Weiter zeucht er aus dem Capittel von der Rew etc. diese wort . Die buss leret vns die Sünde erkennen / nemlich das mit vns alles verloren / haut vnd haar nicht gut ist / vnd müssen schlechts newe vnd andere Menschen werden .
Item sie disputirt nicht / welches Sünde oder nicht Sünde sey / sondern stösset alles in hauffen / spricht / Es sey alles / vnd eitel Sünde mit vns / was wollen wir lange suchen / teilen vnd vnterscheiden ?
Wolan so sihe zum drittenmal drauff / ob dieser verwirrete man nachmals etwas anzöge vnd herfür brechte / das auff seine Minorem / nemlich / das die Sünde sey das verderbte Wesen / gienge ?
Aber da ist der Niemand daheim . Da hörestu nichts von seiner Manicheischen lere vnd proposition .
Das haut vnd haar nicht gut sey / ist war / vnd wir leren auch also .
Aber das die Sünde sey die haut selber / die haar selber / das Wesen selber / wie Ireneus / so in der Manicheer Schiffgetretten / vnd an alle folsen anstösset / haben wil / das ist nicht war / ist Gottes Wort / vnd dem Schmalkaldischen Bekentnis vngemes vnd zuwider .
Daraus erscheinet zum drittenmal / wie der arme man sich offentlich vnterstehet / die herrliche Bekentnis der kinchen Gottes zu falsirn / vnd in den Manicheischen schwarm einzuflechten / das jhm kein Gottfürchtender / ehrliebender Christe gestehen fol noch kan .
Dem lieben Gott sey lob vnd ehre / das jederman / der nur augen hat vnd sehen wil / alleine aus diesem dürstigen verfelschen / fast mit henden greiffen kan / wie Ireneus der Schmalkaldischen Bekentnis gewalt vnd vnrecht thut für Gott vnd aller Welt / vnd billich für einen offentlichen falsatorem gehalten wird / bis er Busse thue / das Ergernis abschaffe / vnd die kirche vmb vergebung bitte . Wo er aber nicht wil / so befindet man ja hieraus genugsam vnd vberflüssig / das der Manicheer lere / keinen grund noch bestand hat / vnd kan nicht bewissen werden .
Fürs vierde / so machet Ireneus eine andere Conclusion oder
beschluss / nemlich / vnser Wesen ist Sünde . So stehet der schellige man auff seiner Conclusion droben gesetzt / wie ein peltz auff seinen ermeln / oder ein trunckener voller man auff seinen peinen . Denn solch torckeln vnd daumeln gehöret allen denen zu / welche jrrige lere sich vnterstehen zuuerfechten .
Der 2. Nachdrab .
Lutherus habe geleret das Sünde sey vnser Wesen .
Antwort . Darauff ist ausführlich durch Gottes Gnad in vnsern büchern geantwortet / vnd der Manicheer betrug in der falschen deutteley vnd auslegung D. Martini reden / mit gutem bestendigem klaren grunde / aus vnd mit Lutheri eigenen worten zurück getrieben .
Weil denn die Manicheer so taub sind / ja so vnuerschempt / können solches nicht widerlegen / vnd bringen doch einerley zu marck / so müssen wir auch jnen durch Got tes Gnad / das helle liecht jmer vnter die nasen stossen / vnd ob sie gleich nicht sehen wollen / doch den einfeltigen zur nachrichtung die Warheit widerholen .
Es ist aber gewis vnd war / das die newen Manicheer / D. Luthern gewalt vnd vnrecht thun / in deme sie etliche wort aus Lutheri Schrifften heraus zwacken / die jhnen ein wenig zu gefallen klingen / vnd wider D. Lutheri / hertz / sinn / vnd meinung / der da im gantzen text stehet / dieselben wort auff die Gottlose / verdampte vnd schedliche lere der Manicheer zihen . Denn die gantze lere / so D Luther mit reichem Geist in seinen büchern gegründet vnd erkleret / ist der Manicheer lere entgegen / das ist ja am hellen tage vnd offentlich .
Es zeucht M Ireneus den Spruch Lutheri an aus der auslegung des 51. Psalms / da er spricht . Siehe / so war
ists das ich für dir ein Sünder bin / das auch Sünde mein Natur / mein anhebendes Wesen / mein empfengnis / schweige denn die wort / werck vnd gedancken vnd nachfolgend leben . Ein böser baum bin ich / vnd von Natur ein kind des zorns vnd der Sünde . Vnd darumb so lange als dieselbe Natur vnd Wesen in vnd an vns bleibt / also lang sind wir Sünder vnd müssen sagen / verlas vns vnser schuld etc .
Da setzt Ireneus darzu . Da hörestu / Die Erbsünde sey die böse Natur .
Antwort . Oho stolpert nicht Irenee / denn jhr seid gantz geschwind mit ewrem lauffen . Wo stehet im text Lutheri / die Erbsünde ist die böse Natur : Was habt jhr für augen / oder was für blawe finstere gleser habt jhr auffgesetzt / das jhr saget / in angezogenen worten sage D. Luther / die Erbsünde sey die böse Natur : Lieber Irenee buchstabet hehr ? Saget auff ? Denn jr müsset D. Luthers buchstaben in die Manicheischen Schule führen / vnd die buchstaben aus den worten reissen / vnd nach eurem kopffe vnd sinne / euch worte formieren / setzen / machen / wie es euch gefellet / sonst sind ewre wort / nicht D. Luthers wort / Sondern der Manicheer wort . Derhalben so findet man euch alhier als einen falsatorem / das ist falschen deutter vnd verkehrer der wort Lutheri / vnd das ist nicht ein geringes / bey einer solchen offentlichen verleumbdung einen ergreiffen .
Ja werdet jr schreien / D. Luther sagt / Ich bin ein böser bawm . Ja lieber Gesell / freilich sagt er also / Aber er saget alhier nicht / wie jhr sprechet / die Sünde ist die böse Natur . Darumb so werdet jhr in dieser groben verfelschung beschlagen / vnd sollet euch billich schemen / vnd nicht questen von feigenblettern fürhalten .
Darnach ist das einerley rede / wie jhr auch wollet / das er spricht / Sünde ist mein Natur / als / ich bin ein böser bawm / so ist gewis / das D. Luther mit der art zu reden / Sünde ist mein Natur / nicht wilsagen / Das die Erbsünde ein Wesen sey / Wie jhr armen Manicheer vngereimpt leret / Sondern das er wie ein Bawm mit einer bösen seuche verderbet / also sey auch er / das ist seine Natur / leib vnd Seele sey mit der Erbseuche verunreiniget vnd verderbet / vnd kan nicht heissen / die Erbsünde ist ein Wesen .
Fürs dritte / so mus man ja auff die proposition sehen / was D. Luther beweisen wil .
Die proposition aber hier wird im anfang klerlich gesetzt / Ich bin für dir ein Sünder . Dauid ist subiectum / das ist leib vnd Seele Dauids / das praedicatum ist / bin ein Sünder / das wird nun von Dauid / das ist von seinem leib vnd Seele geredet / das es sey ein Sünder für Gott . Ein Sünder aber für Gott sein / heisset nicht ein Wesen sein . Denn wie wolte das klappen ? Ich bin für dir ein Wesen . Oder Ich Dauid bin für dir ein Natur / oder leib vnd Seele ? Sintemal nach der Manicheer Theologia / Sünde so viel sol heissen / als essentia , Substantia , ein Wesen / vnd sollen termini conuertibiles sein .
Darauff gehet nun / das er solches auslegt vnd spricht / Sünde sey sein Natur . Das er nicht wil sagen / Sünde ist Substantia / oder ein Wesen . Sondern das sein Wesen sey vnter der Sünde / wie er bald darauff sagt / er sey ein kind des zorns vnd der Sünde . Wie nun zorn nicht alhier heisset ein Wesen / so kan das wort Sünde auch nicht ein Wesen sein oder heissen .
Item er sagt / so lange das Wesen an vns ist / so lang sey auch die Sünde an vns / damit er anzeigt / das Wesen vnd Sünde nicht eines sind .
Fürs vierde / so erkleret sich D. Luther im selben Psalm mit diesen worten / die Sünde ist eine schwere / betrübte / engst liche bürde allen krefften der Seelen . Thut die augen auff jr Manicheer / vnd sehet daher ? Denn jhr müsset ja bekennen / das Lutherus hie sagt von der bürde / vnd vom treger derselben bürden . Die bürde ist die Sünde / eine grausame / vntregliche last . Der treger aber ist die Seele vnd jhre kreffte . Wie ? Hat D. Luther auch hier gesagt / die Sünde ist die Seele ? O nein . Sondern höret zu / er nennet die Sünde eine bürde vnd last aller krefften der Seelen .
Item D. Luther sagt daselbst / habe nicht gestrenge acht auffmeine Werck . Denn sie sind alle Sünde / so du sie in dein angesicht vnd gerichte setzest . Höre zu ? Heisset hie das wort Sünde Wesen ? Sind die Werck / welche Sünde genennet werden / Wesen ?
Ja hab daselbst auff dem 30 blath Tom. 1. gib achtung auff die rede Lutheri / das er nicht zurechnet aus Gnaden / das von Natur wol Sünde were / als im 32. Psalm / Selig ist der Mensch / dem Gott nicht Sünde oder schuld zurechnet . Alhier heisset das wort Natur / so viel als art / vnd heisset nicht ein Wesen . Item Sünde erkleret D. Luther mit dem wort schuld . Daraus offenbar / das er Sünde nicht heisset ein Substantz / ein Wesen / wie es die Manicheer alt vnd jung teuffen . Denn schuld ist ja kein Wesen / das verstehet jederman .
Ein ander einworff .
In der Kirchenpostil am newen Jarstag stehet . Vnsere Sünde ist in vns / nicht ein Werck oder that / Sondern die Natur vnd gantzes Wesen .
Antwort . Wolan jr Manicheer / hie blaset jr alle ewre krumphörner vnd Schalmeien / vnd ruffet aus Victoria / ge-
wonnen . Nun flugs alle auff der Manicheer lere gefallen / die mus recht sein / weil sie den klang hie in Lutheri worten hören / dauon man sich lesset düncken / Lutherus sey jhres theils .
Aber höret zu . Von diesen worten ist alhier zureden / was D. Luther damit wil leren ? Irmüsset ja Lutheri wort nicht verkehren / vnd nach ewren grillen deutteln vnd drehen . Wolan so lasset hören / was er am selben ort saget ?
Ir selbst Irenee hawet euch gar fein in die backen . Denn jr sagt / das Luther diese wort dabey setze . Darumb nimpt etc . Als wolt er sprechen . Deine Natur / deine geburt / dein gantzes Wesen ist Sünde vnd vnrein .
Gott sey lob vnd danck für solche wort / damit Lutherus seine vorige wort / so die Manicheer so schendlich auff jhre falsche meinung drehen vnd mit gewalt dehnen / erkleret / nemlich :
Sein Wesen sey Sünde .
Das Wesen / ist subiectum / dauon etwas geredet wird . Sünde ist alhier praedicatum / welches vom Wesen geredet wird . Nun können die zwey nicht eines sein . Denn wie wolte es klappen / da man sagen wolte . Sein Wesen / ist Wesen . Aber da die Manicheer ja wolten hunde haar einhacken / lieber was meinet D. Luther / wenn er saget / das Wesen ist Sünde / denn er pflegt sich ja selbst fein zuerkleren / höre zu ?
Er saget also / ist Sünde oder vnrein / Derwegen ist Sünde in diesem praedicato / so viel als ist vnreine / vnd sind diese beide propositiones vnd reden einerley .
Dein gantzes Wesen ist Sünde .
Vnd :
Dein gantzes Wesen ist vnrein .
Derwegen da zuuor D. Luther gesagt / Sünde ist dein
gantzes Wesen / das erkleret er also / damit ja kein Manicheer jhn gefehren sol / das es eben so viel gesagt sey / dein gantzes Wesen ist Sünde vnd vnrein . Wolauff jr Manicheer mit ewren blawen dunsten / vnd zeubert vber solche helle erklerung etwas / damit man ewren betrug nicht mercke . Denn blendung gehöret zu ewrer blinden lere .
Item jr Irenee setzet selbst darzu / das D. Luther zu solcher seiner lere setze . Die Natur ist durch vnd durch verderbet / das keine gute lust mehr da ist / weder an leib noch Seel etc . Damit werdet jr Manichcer widerumb geschlagen Gott lob vnd danck / nemlich das D Luther mit nichten mit euch Manicheern lere / Die Erbsünde sey ein Wesen / Sondern mit seinen worten oben gesetzt / nichts anders halten / leren oder bestetigen wollen / denn das die Natur durch vnd durch verderbet sey . Item das an leib vnd Seel / keine gute lust mehr sey . Das ist Lutheri meinung / es sein helle / klare / ware wort / vnd ist nicht ein gering Crimen falsi / das ist falsch zeugnis vnd böser grieff / das man jrgend vngewonliche wort / one vorgedancken einerley gefahr geredet / vnd doch hernach genugsam erkleret / zu einem vnfletigen / bösen / Gotteslesterischen jrrthum vnd ketzerey wil ziehen / wie denn alle so falsche lere wollen verteidigen / auff diese böse kunst / deutteley vnd gauckelerey sich begeben müssen . Denn sonsten stünden sie blos vñ hetten keinen Schaffspeltz / vnd man würde sie bald erkennen vnd mit faulen eiern auswerffen .
Der böse feind / wenn er betriegen wil / so zeuchter eine schöne Engels gestalt an sich / vnd schmincket sich der schwartze köler / mit weisser tönche / so blendet vnd betreuget er .
Fernere erklerung aus D. Luthers worten / findestn lieber Christlicher leser / in vnsern büchern von der Sünde ausgangen .
Ferner spricht Ireneus / Lutherus nenne in der vorrede vber die Epistel an die Römer / nicht alleine das eusserliche Werck am leibe / Sondern auch das gescheffte / das sich mit reget vnd weget zum eusserlichen Werck / nemlich des hertzen grund .
Antwort / Gleichwol sagt D. Luther nicht alhier / die Erbsunde sey Substantia / ein Wesen / ob gleich die Manicheer schier töricht drüber werden .
Darzu so nesteln die Manicheer sich hie auff / vnd springen weit vber den text / sehen nicht wie D. Luther sich so fein eigentlich ausleget / denn er setzet auff dem fusse drauff / welche ( Sünde ) ist der vnglaube im grund des hertzen Item Also sündiget alleine der vnglaube / vnd bringet das fleisch auff / vnd lust zu bösen Wercken .
Hieher jr Manicheer / vnd beweiset fein klar / ob vnglaube vnd hertz einerley Wesen sein ? Beweiset ewre kunst / vnd reisset nur nicht zu den seitten aus auff den lester platz . Vnglaube ist im hertzen / vnd ist doch vnglaube nicht das hertz selbst das ist gewis .
Vber das so hawet jhr euch Irenee einen weidlichen wachtelsteig vber ewren backen herein / das jr sein selbst anzeiget im latein stehe / Sünde sey zuuerstehen de tota illa ui & Energia , de incredulitate , prauitate , cognata , vnd das ist recht . Wo wollet jhr aber aus Christi Schulen beweisen / das krafft / wirckung / vnglaube / bosheit / Substantiae / das ist Wesen sind ? Nirgẽd werdet jrs in der bibel findẽ . Aber in der Manicheischen newen Theologia / da raffet vnd compilirt jr es rips raps / mit vngestüme zusamẽ / jr verstehets oder nicht / es treffe oder feile / es klappe oder nicht / alleine das jr vnnütze wort mit grossem stürmen daran henget . Denn wie jhr selber von euch saget / jhr fahret auff Rollwagen Sehet aber zu das jhr nicht zu sehr Rollet vnd vmbstürtzet . Die pferde lauf-
fen bereit mit euch vber stock vnd stein berg vnd thal hinein . Gott helffe euch aus dẽ Manicheischẽ Rolwagẽ herausser .
Derwegen ist es eine grobe falsatio textus / das ist verfelschung des texts / das Gescheffte an dem orte / sol so viel heissen als Substantia , ein Wesen .
Denn da sind zwo lateinische version verhanden / eine Anno 1536 . ausgangen / da D. Luther noch gelebt / da wird es verdolmetscht uis & Energia / das ist / krafft vnd wirckung . Sol nun das wort Gescheffte / nach Manicheischem verstande heissen eine Substantiam / ein Wesen / so mus derselbe Interpres Lutheri wort nicht verstanden haben .
Die andere lateinische translatio , welche im druck verhanden / gibt diese wort also / Omnes motus & affectus , qui una cum externo opere commouentur . Das ist alle bewegung vnd regung / die sampt dem eusserlichen Wercke beweget werden .
Derwegen so bringet jhr Manicheer eine frembde / vngereimpte / falsche auslegung in Lutheri wort / darumb jhr billich der falsation uerborum Lutheri / der verfelschung Lutheri wort / beschüldigt vnd beklagt werdet .
Ihr sagt ferner / im latein stehe Es sey cor ipsum prauum , & tota ratio cum omnibus & optimis & summis uiribus / das ist / das böse hertze selbst mit der gantzen vernunfft / vnd allen besten vnd höhesten krefften .
Antwort . Es wird euch freilich vber alle massen sahr vnd mühsam / das jr etwas ein wenig zum schein möget erzwacken / denn jr könnet sonst nicht den Irrthum / so jr feile traget / verkeuffen . Aber fürs erste / so habt jhr ja nicht D. Luthers wort / das ist gewis . Denn D. Luther hat dieselbe vorrede nur deutsch geschrieben . Derwegen so verkriecht euch lieben gesellen D Luthers wort bringt jhr hie nicht / wie seine fedder vnd Geist dieselbe gegeben .
Fürs ander was die rede zu den alten zeiten zu Wittenbrg / D. Jonas hette das latein aus dem deudschen Lu-
theri gemacht / vnd also etwas freier in der dolmetschung gewesen . Aber wer wil nicht es dafür halten / das D. Luther seine meinung klerer geben habe in der sprache / da er sie hat wollen schreiben / denn der Dolmetscher ?
Fürs dritte / wenn die blinden Manicheer sehen könten oder wolten / so würde dieselbe lateinische version sie erstlich eines falschen griffs vnd lügens beweisen / nemlich / das weder im deudschen Lutheri noch in der version stehet :
Die Erbsünde ist das hertze .
Darnach so ist es nicht einerley geredet / wenn manspricht / das hertze / vnd da man saget / das böse hertze .
Vber das so erkleret der lateinische Interpres / wer er auch ist / Denn Lutheri ist das latein nicht / diese seine / vnd nicht Lutheri wort / fein deudlich / welche Ireneus nicht gesetzt / weil sie jme in seinen Substantz kram / wie er zu reden pfleget / nicht dienet . Sie lautten aber also :
Sic ut tum facere peccatum dicamur , quando hac ENER GIA ceu impetu quodam toti ferimur & impellimur ad malum . Neque ullum peccatum externum fit , nisi primum hac NATIVA VI totus homo , toto affectu ceu rotetur , & transuersus auferatur ad peccandum . Hanc PRAVITATEM cordis , & propensionem Natiuam , hoc VITIVM ( Nota bene , Vitium ) & hanc incredulitatem ceu fontem & caput omnium peccatorum respicit scriptura & Deus , quando de PECCATO loquitur .
Hieher jr betrieger / vnd mercket auffdiesen text . Sagt nicht der lateinische Dolmetscher / das Gott vnd die Schrifft sehen auff die krafft / bewegung / Bosheit / Neigung / ge brechen / vnd vnglauben / wann sie von der Sünde redet .
Item er sagt ein guter bawm / sey der Glaube im hertzen wirckend . Ein böser bawm / sey vnglaube im hertzen / daraus böses kömpt .
Derwegen Ireneus vnter die tauben scheusset / das Lutherus alhier setzen solte / Sünde sey das böse hertze selber .
Denn es stehet in seinem texte den er geschrieben / nicht . Den lateinischen text aber halten wir nicht für autentisch / sintemal er mit dem deudschen nicht vberein trifft . Man weis auch wol / wie man solche lateinische vorrede nicht mehr bey leben Lutheri zu Wittenberg nachgedruckt / aus was vrsachen wissen die / so damals daselbst gewesen .
Noch mehr sagt Ireneus. D. Luther schreibt vber den 51 Psalm To. 4.
Es ist eine grosse weisheit wissen / das nichts guts an vns ist / Sondern eitel Sünde . Dieses sind Irenei wort .
Antwort . Ja D. Luthers rede ist recht . Denn alles was wir sein nach vnser Natürlichen geburt / ist Sünde / das ist / ist vnrein / ist vnter Gottes zorn vnd verdampt / ehe wir newgeboren werden Daraus folget aber der Manicheer Irrthum nicht / die Erbsünde ist ein Wesen .
Weiter sagt er / setzet D. Luther / das ist alles Sünde / was vom Vater vnd Mutter geborn wird / auch vor der zeit / ehe der Mensch alters halb was thun / reden oder gedencken kan / aus solcher wurtzel kan je nichts guts für Gott wachsen .
Antwort / Es ist alles war / das alle vnser Wesen / Sünde sey vor der bekehrung / das ist vnrein / vnter Gottes zorn / voller bosheit vnd arges / das alles böse daraus wechset / vnd ist verdampt / da sie nicht newgeborn wird . Derhalben hat D. Luther recht geredet vnd geleret .
Aber daraus folget noch nicht der Manicheer Schwarm / Die Erbsünde ist ein Wesen . Denn es ein anders ist / da D. Luther saget / es sey alles Sünde an vns / was wir natürlicher weise aus den Eltern bekomen / vnd gar in viel wege ein anderer grill vnd schwarm / da die Manicheer fürgeben / die Erbsünde sey ein Wesen / oder das Wesen selbst .
Zu deme ergreiffet man der Manicheer betrug in vie wege / in verfelschung dieses texts . Denn D. Luther setzet flugs daran . Denn die gantze Natur ist erstlich durch die Sünde verderbt / vnd ewigem Tode vnterworffen . Darnach folgen andere art der Sünden / nemlich Diebstal / Ehebruch etc .
Sind das nicht runde vnd klare wort / die Natur ist durch die Sünde verderbt / ist dem Tode vnterworffen / wo die Natur vñ Sünde einerley sind / Wie kan denn eines heissen das verderbet hat / vnd eines das verderbet ist ?
Ach thut jhr armen Manicheer die höltzerne prillen hinweg vnd sehet mit klaren augen / so werdet jr in derselben auslegung Lutheri finden diese wort / welche beide seine meinung erkleren / wnd ewren Schwarm widerlegen .
Natura peccato contaminata . fol. 376. To. 4. Tota Natura per peccatum corrupta . 377. Nihil boni est in carne mea ibidem . Peccatum est corruptio omnium uirium . 378. Natura peccatis corrupta . ibidem . Tota Natura peccatis oppressa . ibidem . Homo reus peccati 379. Natura in peccatum delapsa , ibidem . Semen humanum , massa illa ex qua , formatus sum , tote est uitio seu peccato corrupta . 392. Materia ipsa uitiata est . Lutum illud ex quo hoc uasculum fingi coepit damnabile est . Deus non ideo uult creaturam suam interire , quod peccato ujcjata sit . Natura singulorum peccato corrupta & uiciata est . Mauult uitium tolerare , quam conditionem suam tollere . Materia uitiosa est . ibidem . Caro uitiosa est 393. Caro haec in Paradiso uitiata est .
Naturd est pearato corruptae . Natura immundicies seu uitium . ibidem &c . Das ist :
Die Natur ist mit der Sünde beflecket .
Die gantze Natur ist durch die Sünde verderbet .
In meinem Fleisch ist nichts guts .
Die Sünde ist eine verderbung aller krefften .
Die Natur ist mit den Sünden verderbt .
Die gantze Natur ist mit den Sünden vnterdruckt .
Der Mensch ist der Sünden schüldig .
Die Natur ist in die Sünde gefallen .
Der Menschliche Sahmen / der klump / daraus ich gemacht bin / ist gantz mit dem gebrechen oder Sünde verderbt .
Die Materia ist verderbet .
Der koth / daraus dis gefesslin gemacht ist / der ist verdamlich .
Gott wil nicht / das seine Creatur darumb sol vntergehn / weil sie mit der Sünde verunreiniget ist .
Die Natur aller Menschen ist durch die Sünde geschwecht vnd verderbt .
Gott wil lieber den gebrechen tragen / denn sein geschöpffgar tilgen .
Die Materia ist voller gebrechen .
Das Fleisch ist gebrechlich .
Dieses Fleisch ist im Paradis verderbet .
Die Natur ist mit der Sünde verderbet .
Der Natur vnreinigkeit oder gebrechen etc .
Diese reden D. Lutheri vnd viel mehr in demselben Psalmen / widerlegen ja gantz herrlich / klar vnd gewaltig alle Manicheer / das er das Wesen vnd den schaden der Erb
sünde / so im Wesen ist / nicht für eines nimpt vnd gebraucht . Sondern leret stets / fest vnd vnbeweglich / des Menschen Wesen sey verderbt / vnd das Gott die Sünde / das ist das uitium in subiecto / den schaden im Menschlichen leben wolle hinweg nemen / vnd seine Creatur / das ist leib vnd Seele daruon erretten vnd erlösen / vnd sein geschöpff wider mit Gerechtigkeit vnd heiligkeit begnaden Derwegen es eine grosse künheit vnd gar böse kunst vnd vnart der Manicheer ist / welche D. Martino in seinen worten gefahren / vnd dieselbe jme wider seinen willen vnd eigene wort drehen vnd verkehren wollen .
Letzlich lieber Christ / ergreiff die newen Manicheer bey den ohren / vnd füre sie in diese Schrifft Lutheri noch mehr / vnd sage / sie sollen doch ein blath vmbschlahen / so werden sie befinden eine klare / ausdrückliche herrliche Definition der Erbsünde / welche also lauttet. fol. 378 .
Dauid sic definit , ut significet peccatum esse CORRVPTIONEM omnium uirium , interiorum & exteriorum , adeò ut nullum membrum officium suum ita nunc faciat , sicut in Paradiso ante peccatum . Sed disceßimus à Deo , pleni conscientia mala , morbis & morti obnoxij .
Das ist :
Dauid beschreibet die Erbsünde also / das sie sey eine verderbung aller krefften / der jnnerlichen vnd eusserlichen / so sehr / das kein glied jtzo sein ampt also ausrichtet / wie im Paradis für der Sünde geschehen . Sondern wir sind von Gott abgetretten / voller böses gewissens / den kranckheiten vnd Tod vnterworffen . Haec Lutherus .
In diesen worten hören alle Christen / welchen die War heit lieb ist / das D. Luther mit nichten leret oder leren wil / wie die sch wermenden Manicheer / die Erbsünde sey
ein oder das Wesen . Sondern er leret vndsagt / die Erbsünde sey eine Corruptio / eine verderbung der krefften / sey eine sch wachheit aller glieder . Vnd vnterscheidet in den wor ten / so vorhin angezogen auffs fleissigst / uitium & Materiam . Vitium & Naturam Den schaden vnd das Wesen . Die Creatur / das geschöpff Gottes / vnd das uitium , den schaden .
Derwegen solten sich billich Ireneus vnd seine gesellen schemen für Gott vnd der Christenheit / das sie so blind in die Schrifften Lutheri rauschen / vnd wenn sie ein wörtlin erschnappen / bald alles siehen vnd liegen lassen / es sage oder singe D. Luther was er wolle / so mus er der argen Manicheischen lere anhenger vnd patron sein . Aber thun sie vnd alle Schwermer doch auch mit Gottes Wort also / was ists wunder . Das ist viel mehr wunder / das in solcher grossen bosheit der Schwermer / noch eine reine Christliche kirche sein kan .
Wolan so ist nun offenbar / das M. Ireneus noch einmal seinen wind verblasen / vnd vbel D. Lutheri wort hat angezogen . Wil er nun busse thun wol gut / wo nicht / so wird er hie in der falsation D. Luthers ergrieffen . Gott erleuchte jhn / das ers sehe vnd beweine . Denn es ist grosse Sünde .
Es setzet M. Ireneus noch mehr / man habe anfenglich gestritten / alles Menschlich Wesen sey Sünde .
Antwort . Ja recht / das sagen wir noch . Aber da lassen wir vns keinen Manicheischen schwermer diese rede verkehren / als solte es so viel heissen . Die Erbsünde ist ein Wesen . O nein lieber Irenee / in Christi / in Lutheri / in der reinen kirchen / lesset man solche verdrehung / verkehrung vnd schwermerey nicht zu . Ir könnet solche verkehrung nue vnnd nimmermehr beweisen noch erhalten .
Aus dem 7. To. Ger. fol. 376. bringet Ireneus auch
diese wort herfür / Die Gesetz stürmer tre wmen / die Sünde sey Wesentlich / wie sie an jr selbst ist etc. weggenomen / vnd das sie gar nicht verstehen / das die Sünde allein dermassen weggenomen ist / das sie Gott dem Menschen nicht zurechent / vnd aus barmhertzigkeit vergibt . Item die Sünde ist aus Gnaden geschenckt / nicht nach jhrer Substantz vnd Wesen auffgehaben .
Vnd daraus wil Ireneus folgern / Darumb lere D. Luther / Die Sünde sey ein Substantz / ein Wesen .
Antwort . Wo kömpt doch Ireneus hin in dem Manicheischen windwirbel ? Wer hette gemeint das Ireneus entweder so vnuerstendig vnd vngelert were / das er diese rede Lutheri nicht verstünde / oder so verkehrt vnd boshafftig / das er so offentlicher falsation / das ist der verfelschung vnd verdrehung der meinung Lutheri / sich solte vnterstehen ?
Denn erstlich ist ja dieses gewis / richtig vnd war / das D. Luther das wort Wesentlich an diesem orte nicht gebraucht für leib vnd Seele des Menschen / Sondern wie er runde / klare wort setzet / Wesentlich heisset so viel / als was die Sünde an jhr selbst ist . So nennet man wol auch was zur busse gehöret / die Substantz der busse / Item einer sachen Substantz / das ist / was die busse / oder sache an jr selbst ist / ob gleich die Busse / Item eine sache / nicht ist propriè loquendo / eigentlich zureden eine Substantz oder Wesen .
Fürs ander / erkleret vnd verwaret sich D. Luther für den Manicheischen Schwermern in deme / das er hinzu setzt prop. 48. Wie auch das Gesetz dermassen nicht abgethan / noch der Tod verstöret . Das lesset Ireneus fein aussen / damit man den betrug nicht mercke / wie Matth. 4. der Text auch vom bösen feinde verstummelt angezogen wird .
Nun spricht D. Luther / das Gesetz sey auch nicht dermassen / nach seiner Substantz vnd Wesen auffgehaben . Das ist ja recht geredet . Aber da lasse man nicht den Manicheischen Schwermer herein / mit seiner fallacia aequiuocationis , als solte daraus folgen / Luther hette geleret / das Gesetze sey ein Substantz vnd Wesen . Custos uirgam hehr / das man also einem die wort / so er impropriè setzet / doch nach gewonheit der sprache / wil auff eine weit anderemeinung ziehen .
Der Tod ist auch wie D. Luther saget / nicht nach seiner Substantz vnd Wesen / den gleubigen Christen auffgehaben / das ist recht geredet . Aber den Manicheern gestehen keine Christen / das daraus folge / der Tod sey ein Substantia / ein Wesen .
Mit diesen zweien Exempeln / stösset D. Luther die gegenwertigen Manicheischen / falsche / vnartige grieffe / tücke vnd verkehrung zurücke . Wolte Gott / man schemete sich ein wenig / das man in so boshafftigen falsationen / das ist verkehrungen der lere Lutheri / ergrieffen wird . Ey schemet euch jr armen leute / vnd bittet es Gott vnd der kirchen abe / das jr nicht mehr Sündiget .
Fürs dritte / so mus Ireneus blind vnd bezaubert sein gewesen mit dem Manicheischen Geiste / das er nicht sich vmbgesehen in denselben propositionen / wie D. Luther so schön vnd rein von der Sünde redet / er spricht ja eben in derselben fünfften Disputation .
Peccatum est in homine . Peccatum in Christo est deletum . Iusti quoque sunt sub peccato . Mors & peccatum per legem sunt . Das ist :
Die Sünde ist im Menschen . Ist nun das war / so kan ja die Sünde nicht der Mensch selber sein . Denn im Men schen sein / vnd der Mensch selber sein / ist zweierley .
Item die Sünde ist durch Christum getilget . Nun ist ja Christus nicht komen / das er lerb vnd Seele / das ist / das Wesen tilge .
Item / die gerechten sind vnter der Sünde . Das heisset ja nicht so viel / als die gerechten sind vnter dem Wesen .
Item der Tod vnd Sünde sind durchs Gesetz . Das heisset ja nicht so viel / das Wesen der Menschen / oder jr leib vnd Seele / sind durchs Gesetz .
In der 1. Disput . wider die Antinomer sagt D. Luther / peccatum est in Natura . Die Sünde ist in der Natur . Das kan ja nimmermehr so viel heissen / die Sünde ist die Natur / oder das Wesen . Denn die Natur ist der hospes / der herbergirer / das Wesen darinnen / ist dasselbe dauon hie gesagt wird . Die Sünde aber ist das böse / das in der Natur wonet / wie S. Paul redet / Roma . 7.
In der dritten Disput . setzet er mit hellen / deutlichen / derben worten die beschreibung .
Peccatum Originale est corruptio & perditio TOTIVS Naturae .
Die Erbsünde ist eine verderbung der gantzen Natur .
Was könte doch liechters gesagt werden ? Mercket drauff alle / die jhr mit dem Manicheischen Geist bezaubert seid . Die Erbsünde ist nicht die Natur selbst / ist nicht die Creatur selbst / nicht leib vnd Seele selbst . Sondern sie ist eine verderbung der Natur . Die Natur die ist subiectum in quo . Die verderbung ist die seuche / das böse / das uitium , die kranckheit / die vnreinigkeit / die vngerechtigkeit / die bosheit / so darinnen sticket / vnd sol wider heraus durch Christum . Mehr Zeugnis / welcher doch viel darinnen sind / ist ohne noth zuerzelen .
Der 3. Nachdrab .
Nun eilet Ireneus / machet noch einen grössern Rumpelschoss / vnd wirffet das hunderst vnter das tausente one allen vnterscheid / vnd darzu alles mit grossem schnarcken vnd bösen worten / vnd feret vber die sache hin / wie ein wind brausen . Darumb wir auch kurtz mit Gottes hülffe drauff antworten wollen . Denn wer wil solche windbrausen alle auffangen ?
Es bleset der vngestüme man also daher / Philippns hab also geleret .
Antwort . Philippus hat nicht geleret / das die Erbsünde Substantia sey . Lieber Irenee habt jr niemals seine Dialectica gelesen / wie er die Erbsünde in secundam speciem Qualitatis setzet ? Habt jhr nicht seine Physica gelesen / da er sagt / Vitiosa concupiscentia est Accidens . Habt jhr nicht gelesen Enar . Symboli Niceni To. 1. fol. 414. da er also schreibet .
Substantia hominis & noticiae & adpetitiones , quatenus reliquum est opus á Deo conditum , sunt res bonae , sed acceßit postea propter peccatum depr auatio , id est defectus & . Haec MALA ( attende ) etsi sunt magna , tamen discerni à SVBSTANTIA & c. oportet .
das ist :
Des Menschen Wesen / natürliche Weisheit / vnd begirde / so ferne sie noch ein Werck sind von Gott geschaffen / sind sie etwas gutes . Aber dazu ist komen / wegen der Sünde / eine verderbung / das ist ein mangel vnd vnordnung . Diese böse ding / ob sie gleich gros sind / doch so mussen sie von dem Wesen vnterschieden werden .
Darumb ziehen die Manicheer Philippum mit vnrecht an .
Gallus hat solchen Schwarm / das die Erbsünde solte ein Wesen sein / auch nicht gebillicht / ob er gleich mit freunden dauon conferirt .
Es geschicht auch M. Jubici vnrecht . Denn M . Judex vnd Wigandus semptlich / das kleine Corpus Doctrine / mit Gottes hülff geschrieben / vnd sind die wort als bald mit der beiden raht nach ausgehen des ersten Exemplars corrigirt / vnd wider in Druck gegeben worden . Das ist war / vnd weis der arme Ireneus nicht / wie es vmb dis büchlin gelegen / alleine das er alles mit stürmen wil ausfechten / vnd schemet sich keines vnrechten berichts . Haben aber andere dem ersten Exemplar gefolget / im nachdrücken / mögen sie zusehen .
Die Wirtenbergische / haben offentliche propositiones wider den schwarm / die Erbsünde sey ein Wesen / lassen ausgehen / vnd zu Tubingen disputirt / auch in einer Censur den Manicheischen Irrthum verdampt / vnd dieser kirchen lere für recht erkant . Vnd ist ein Irneisch böslin / als solte jre Confession dawider sein .
Das Düringische Corpus stehet jm auch nicht bey . Sondern es wird Ireneus als ein falsator / das ist verfelscher desselben Corporis / aus diesem seinem schreiben billich geachtet / beschüldiget vnd erkleret .
Das Ireneus weiter stürmet / im Syntagmate Veteris & Noui Testamenti stehe auch diese lere / ist die richtige Antwort drauff .
Erstlich ist das nicht eine offentliche vnd greiffliche vnwarheit / das darinne der Heuptstreit oder lere solte stehen / Peccatum est Substantia / die Erbsünde ist ein Wesen . Wolan pfeiff auff armer windbleser / vnd zeige an / wo stehet solches ? Aber paustete backen / vnd sprüender mund mit vnnützen worten / werden solches noch nicht beweisen .
Darnach ist das nicht abermal eine schendliche vnwarheit / das Ireneus darff schreiben / in Corpore ueteris Testamenti stehe / Sünde ist das verderbte Wesen . Je wo stehet
doch solches darinnen ? Sol man denn so vnuerschempt vnd blind hinein stürmen / vnd nicht ein wenig ob solchen verleumbden roth werden ?
Ferner so stehet in Corpore Noui Testamenti / auch nicht die lere oder rede . Die Erbsünde ist Substantia oder ein Wesen / Noch darff der Manicheische Geist gros plaudrament brauchen / er finde seine lere auch in vnsern büchern .
In Corpore Vet. Testa : stehet . Peccatum Originis est priuatius uel defcctus iusticiae Originalis , & ingens deprauatio & malicia in tota Natura hominum &c .
In priori parte Corp . Noui Testa . stehet / peccatum Originis esse Vitium seu deprauationem seu malum in ipsa Natura seu Substantia hominum &c . Das ist :
Die Erbsunde ist ein mangel der Erbgerechtigkeit / vnd eine grausame verderbung vnd bosheit in der gantzen Natur der Menschen .
Item die Erbsünde ist ein gebrechen oder verderbung / oder ein vbel in der Natur oder Substantz der Menschen .
Da höret ja ein jeder Christ / vnd mag ferner nach der lenge darin lesen / das mit nichten im gantzen Corpore geleret wird / das die Erbsünde sey eine Substantz oder Wesen .
Vnd ich Wigandus bezeuge / als der mit solche bücher nach Gottes willen geschrieben / das vns der Manicheische Schwarm / als solte die Erbsünde ein Wesen sein / auch nicht in den sinn komen sey / vnd dazumal wie jtzt / auch jtzt wie zuuor / demselben Irrthum haben widersprochen .
Was zwacket vnd grempelt denn Ireneus ? Antwort / im andern theil Corp . Noui Testamenti / da findet er die phrasin
oder art zu reden / nur einmal peccatum Originis est deprauata Natura . Die Erbsünde ist die verderbte Natur .
Wolan da stehet einmal diese rede . Darumb scheusset Ireneus alle Büchsen abe / vnd machet ein solch gepressel vnd getümmel / da / da / da hab er alles eingerissen vnd gestürmet . Die antwort aber darauff ist diese .
Gott lob / er hat gleichwol darinnen nicht funden / seine Heuptpropositiõ / Die Erbsünde sey ein Sub stantz ein Wesen . Drumb ligt sie in der aschen .
Vnd was diese wort / welche alda gesetzt werden / angehet / sage ich Jo. Wigandus / welcher noch / so lang Gott wil / im leben / das weder Ich noch Judex / mein lieber vnd trewer Geselle vnd mitarbeiter im Weinberg des Herrn / hiemit in sinn gehatt / den Manicheischen alten / oder jtzigen oder künfftigen Schwarm vnd Irrthum mit einem buchstaben zu dienen .
Bekenne auch frey / das die zwey wort / welche der Manicheer zwacket / vnbedechtig gesetzt / vnd sage / das sie im streit / da man mit den Manicheern streittet / ob die Erbsünde ein Wesen oder nicht / auch nicht können bestehen .
Denn weil ein vnterscheid vnter Gottes vnd des Teufels Werck ist / vnd das Wesen vnd die verderbung nicht einerley sind / auch die heilige Schrifft das Wesen / die Menschliche Natur Gotte zueignet . Die Sünde aber dem Teufel vnd den Menschen / vnd nicht Gotte / so verwerffe ich solche rede / vnd dancke den Stürmenden Manicheern vleissig / das sie mich haben mit jrem lesteren gelernet auff diese sache vnd rede genewer vnd besser achtung zugeben / das es nicht einerley sey wenn man sagt Deprauata Natura / vnd Deprauatio Naturae / das ist verderbte Natur / vnd verderbung der Natur / ist nicht einerley .
Derwegen corrigire ich Wigandus von hertzen gerne die zwey wörtlin / vnd setze dafür / deprauatio Naturae / in massen dañ in Corpore Veteris Testamenti , & in priori parte Noui Test. võ mir vnd Judice sehr offtmal / wie in denselben büchern zusehen / gesetzt worden vnd stehet / wie solches die gantze Christenheit beweiset / vnd da man es widerumb drücket / werden die zwey wörtlin also gebessert werden .
Vber das solte Ireneus die augen auff thun vnd sehen / was man doch dabey gesetzt / daraus er hette sollen sehen vnd fast mit henden fülen / wie man mit nichten sagt oder leret / die Erbsünde sey Substantia . Denn diese wort folgen auff dem fuss hernach .
Naturam deprauatam esse peccatum . Iniustus & c. complectitur malum in omnes homines propagatum . Seu NATVRAE VICIVM & c. Peccatum haeret in Natura corrupta & perdit hominer . Tota hominis Natura est deprauata . Deprauationem Naturae coarguit . Das ist : Die verderbte Natur ist Sünde . Es heisset aber an dem orte Sünde / nicht so viel als Erbsünde / wie jederman sihet / Sondern etwas für Gott Sündigs / böses / das seinen zorn vnd verdamnis verdienet hat .
Item vngerecht etc. begreiffet alles vbel / das auff die Menschen ist geerbet .
Oder der Natur gebrechen .
Die Erbsünde hanget ( oder ist ) in der verderbten Natur / vnd verderbet die Menschen .
Die gantze Natur des Menschen ist verderbt .
Er straffet die verderbte Natur .
Das sind ja helle wort / welche den Manicheischen schwarm ausdrücklich widerlegen / wie denn auch sonsten die gantzen Capittel vom Menschen / vnd von der Erbsün-
de / in der lere aus dem alten vnd newen Testament zusamen gezogen / daselbst gewaltiglich / krefftig vnd herrlich / durch Gottes Gnade / den gegenwertigen Irrthumb der Manicheer widerlegen .
Derwegen Irenee / schemet euch doch nur ein klein wenig für Gott vnd der Christenheit / das jhr so vngehewr verleumbdet / vber die Warheit springet / vnd da auch ewrer verführischen lere beyfal suchet / da euch Gott vnd sein heiliges wort ins Angesichte / ja ins hertze hinein widerspricht / vnd weil jhr auff offentlicher vnwarheit vnd betriegerey beschlagen / so were zeitliche Busse ewr beste artzney / sol anders euch gerahten sein / das wir gerne wolten .
Da mus nun ich Hesshusius auch herhalten / das ich sol geschrieben haben / der gantze Mensch sey nichts anders denn Sünde / Ante tuos oculos nil nisi culpa sumus . Wir haben eine vnreine verderbte Natur .
Daraus folgert Ireneus nun . Da sagt jr Herr Doctor selbst klar vnd ausdrücklich / das Erbsünde sey vnser verderbte Natur selbst .
Antwort / Hie wird Ireneus abermal auff einer offentlichen falsation vnd vnwarheit ergrieffen / darumb ich jn für der gantzen Christenheit billich anklage / vnd wo er Gott mit ernstem hertzen fürchtet / solte er sich schemen vnd erschrecken / das er also grob vnd greifflich mit vnwarheiten vmb sich wirfft / vnd seine lügenhafftige lere mit vnerbaren lügen wil bekleistern vnd verkeuffen .
Denn das ich geschrieben habe / der Mensch sey nichts denn Sünde / das ist war / Denn Gottes wort leret also / das er durch vnd durch nach seiner geburth von Vatter vnd Mutter / vnrein vnd vnter Gottes Zorn vnd verdamnis sey .
Wo hab ich aber geleret / das Sünde sey Substantia , ein Wesen : Denn es mit nichten einerley Der
Mensch ist nichts denn Sünde / vnd die Sünde ist das Wesen selbst . Das wird Ireneus / wenn er gleich kirche / thürme / schlösser / vnd alles mit seinem siürmenden Rollwagen in einen hauffen führe vnd stiesse / nimmermehr erweisen .
Darnach Irenee / wo hab ich geschrieben die Erbsünde sey die verderbte Natur ? Wo nemet jhr das Buch vnd blath ? Wie stehet jhr so zitternd vnd stutzend ?
Ja sagt jhr / Hesshusius hab geschrieben / wir haben eine vnreine / verderbte Natur . Wie ? heisset das so viel / als / die Erbsünde ist die verderbte Natur ? Heisset Hesshusius oder ein Mensch / so viel als Erbsünde / so müste es ja nach ewr Grammattica heissen . Der Mensch ist die verderbte Natur / welches ich doch auch nicht gesetzet habe . Derwegen so ist Ireneus wie gesagt / alhier ein offentlicher verfelscher meiner wort / in deme das er meine wort endert / vnd dazu setzet was jn gelüstet / das ich jme doch keines weges gestehe .
Vnd da er falsche lere nicht anders kan beschönen / denn mit vnwarhafftigen verfelschungen vnd lügenhafftigen anziehungen anderer leute wort vnd reden / so möchte er wol zurücke tretten / vnd ablassen / vnd mag er wol zusehen / das er nicht gar in profundum peccatorum / vnd in reprobum sensum kome / das ist in verkereten sinn dahin gegeben werde / in deme er nach so viel trewer vnd richtiger warnung vnd vnterricht / sich nicht schemet / auch mit Vnredlicher verkerung rechter wort vnd schrifften / die Irrthume zuuerschmie ren / vnd darzu den einfeltigen einzublewen . O weh sagt Christus wer der kleinesten einen ergert / etc .
Es stanckert auch Ireneus im Aldenburgischen Colloquio mit seinem vnbesonnenen fürnemen vmb / vnd sagt . Es stehe darin / Tibi tantum sum peccatum / Ach HErre Gott /
alles was ich bin mit Leib vnd Seele / Haut vnd Haar / das ist nichts / den ein vnfletiger klump der Sünden . Item / Du bist allerding / gantz vnd gar durch aus / inwendig vnd aus wendig ein armer stinckender vnd vnfletiger Sünder für deinem Gott .
Antwort wie Irenee ? Schwermet jr aus grossem vnnerstand der Lere / oder aus fürsetziger / mutwilliger bossheit ? Wie reimẽ sich doch diese wort mit ewrem Schwann / Die Erbsünde ist das Wesen selbst ? Habt jhr doch weder ewr Subiectum noch ewr praedicatum , das ist weder das Wort / Erbsünde / noch die wort / das Wesen selbs / in den angezogenen Worten ? Seid jhr auch bey Sinnen ?
Vnsere Wort / so jr er zelet / sind recht / war / bestendig / vnd bekrefftigen nicht im geringsten ewren Manicheischen Irrthum / Das die Erbsünde solte das Wesen selbst sein .
Auch nimpt vns wunder / das jhr Irenee so künlich wider ewr Gewissen dürffet schreiben vnd reden / da jhr doch wol wisset / das wir dazumal auch / dẽ Irrthũ / als solte die Erbsünde Substantia , das Wesen sein / nicht haben wollen billichen . Aber so gehets / wenn die Leute in Irrthume sich vertieffen / so wischen sie alle scham vnd furcht Gottes von der stirn vnd hertzen hinweg .
Vnd ist also dieses aber ein crimen falsi , eine offentliche vnd streffliche verfelschung / vnd bosshafftige verkerung reiner Lere vnd Wort .
Letzlich so gibt Ireneus in diesem stücke den gar aus / Es sey nicht recht / spricht er / geredet / Das wir sagen / Wenn man also redet : Der Mensch ist nichts anders den Sünde : So heisse alda das Wort Sünde so viel
als res rea , offendens Deum , dignum ira Dei & poenis temporalibus & aeternis / das ist sey für Gott schüldig / vnrein / vngerecht / erzürne Gott / vnd sey beide zeitlicher vnd ewiger straffe wirdig .
Antwort ja Irenee / das sind wir gestendig / vnd also haben wir es studieret aus Gottes wort / Lutheri vnd anderer Christen büchern / das wenn man saget der Mensch ist nur Sünde / so heisset es so viel / Ist für Gott schüldig / ist vnter Gottes Zorn / vnd verdampt / so er nicht vergebung der Sünden durch Christum bekömpt .
Wie beweiset aber der Manicheer / der da wil haben / es heisse in diesen reden so viel als Erbsünde / oder Substantia / ein Wesen ? Las zuhören .
Erstlich sagt er / Wenn man Sünde definirt vnd beschreibet / so begreiffet man culpam vnd reatum oder poenam . Behüte Gott der Weisheit / ja viel mehr des vnuerstandes . Denn es ist ja ein anders / wenn man ein wort definirt / vnd darnach wenn man dasselbe wort von einem andern saget / denn wen man beschreibet / mus man sehen ob man es in gemein oder in specie / das ist in sonderheit beschreibet / vnd in qua significatione / was es daselbst bedeute . Denn ein wort offcetliche bedeuttung hat in Gottes wort / vnd wird Ireneus noch nicht gelernet haben / das man in Methodis / ein stück zueigener den wörtern / da man von bedeuttung der wörter handelt / vnd ein sonderlich stück / definitioni rei / da man ein ding so man fürnimpt / eigentlich beschreibt .
Da man nun von einer rede oder proposition handelt / vnd ein wort loco praedicati das ist im andern theil der proposition gesetzt wird / mus man ja zusehen / in was bedeuttung meinung vnd verstand das wort alda gesetzt wird .
Also wird das wort Sünde offte von jemands gesagt / da es heisset res rea / schüldig / das Zorn vnd straffe verdienet / als Christus ist zur Sünde gemacht . Alhier heisset
Sünde so viel / die Sünde aller Menschen sind jme zugerechnet / Er ist schüldig aller Menschen Sünde halbe . Er tregt Gottes zorn / vnd die verdienten straffen / so die Sünde der Menschen haben verursachet / Wenn jemand diese wort Pauli . Gott hat Christum zur Sünde gemacht / also wolte deutten / Gott hat Christum zur Erbsünde gemacht / oder Gott hat Christũ zur Wesentlichen Sünde gemacht . Würden nicht alle Christen ob solcher tollen Schwermerey sich entsetzen ? Vnd eben jhr Irenee setzet selber in diesem buche C. 3. diese wort 2. Corint . 5. Zur Sünde gemacht / welches Imputatiue zuuerstehen / nicht allein quó ad poenam / Sondern auch quó ad culpam . So streichet jhr euch fein selbst in die backen aus Gottes gerechtem Gerichte vnd mus euch recht sein / was jr an andern straffet .
Fürs ander Citirt jr Lutherum / welcher wider Latomum schreibet / Es sey vngereimpt / vnd dem Christlichen Glauben vngemess / die Sünde eine straff der Sünden nennen .
Antwort / Das haben wir auch in der ersten angezogenen vrsachen vermarckt / das Ireneus aus vnuerstand oder schwindel / Reatum & poenam allerding für ein ding nimpt vnd verstehet . Alhier aber gibt er seine grobheit mehr an tag . Man mus es jme auch zu gute halten . Denn er plumpt mit einem sturm hinein / vnd hilfft die vn wissenheit zur kühnen vnd frechen thorheit .
Demnach ist D. Luther alhier nicht wider vns / vnd determinirt seine redemit den vmbstendẽ / Eo loco / an dem orte .
Fürs dritte fasset Ireneus keulen vnd donner / vnd meinet alles niderzuschmeissen / denn sagt er / Luther schreibt daselbst / das die Sünde ALLEINE Schuld bedeutte / beweistu nicht das sie es also meinen / vnd sie beweisens auch nicht / das es also muste sein . Ir habt das dunckele wort Reatus erdacht . Haec Lutherus .
Antwort / Diese Wort D. Luthers sind auch nicht wider vnsere Lere / stossen die auch nicht vmb . Denn wir haben niemals geieret / das Peccatum Sünde / solle nur vnd alleine Reatum , schuld heissen / wie den Lutherus da klar setzet TANTVM Reatum / Woraus kan man denn solches beweisen ? vnd weil man das nicht beweisen kan / so mag man die schande des verleumbdens zu lohn han .
Vnd damit der gute Man Ireneus mercke / wie vbel er Lutherum anziehe / so besehe er doch nur das 418. blat im selben Buche / da brauchet Lutherns auch das Wort Reatus frey / recht vnd one schew / Seine wort sind .
Christus dum offerretur pro nobis , factus est peccatum Metáphoricè , cum peccator ita fuerit per omnia similis , damnatus , derelictus , confusus , ut nulla re differet à uero peccatore , quam quod REATVM & peccatum quod tulit , ipse non fecerat . Das ist .
Christus da er für vns geopffert ward ist er Metaphoricè zur Sünde worden / Weil er ein Sünder worden vns durch aus gleich / verdampt / verlassen / geschendet / das er in keinem dinge von einem waren Sünder zu vnterscheiden gewesen / den das er Reatum , die schuld vnd Sünde getragen / die er nicht gethan hat .
Diese Wort Lutheri / schreiben wir nur der vrsachen daher / das ein jeder sehe / das Lutherus auch das wort Reatus gebraucht / vnd recht gebraucht hat .
Das aber auch Lutherus Peccatum pro reatu ausgelegt / ist aus dem 42. cap. Genes. klar . Da er also schreibet :
Ascham & c. Sicut in Mose propriè sacrificium significat pro delicto aut peccato , Latine reatus . Dicunt igitur nos sumus rei , culpabiles sumus in reatu ad mortem & damnationem , Quia peccatum contra nos est , quod propriè delictum aut melius Reatus appellatur , Item , sic nos quoque rei & debi-
tores sumus quotidie . Item / Vnser HERR Gott hat noch ein Kerbholtz / ein Register wider vns . Non sumus puri ab omnibus uitijs & inquinamentis . Hic est reatus , das wir vnserm HErr Gott noch schüldig sind .
Bissher haben wir nun durch Gottes gnad vnd segen / die Sturmenden winde M. Irenei erwogen / vnd befindet sich im grunde / das keine folgereie von Ireneo recht gemacht / noch bestendig ist / wie ein jeder Christe aus vnser er innerung sehen mag .
Denn das ein gros mercklich anzeigung der falscheit ist / keine folgereie durch vnd durch / auff den Heuptstreit / den Ireneus im titel des Buchs führet / vnd hernacher / Propositionem , statum causae , den Streit selbs nennet vnd ausschreiet / schleusset . Deñ lieber Christ siehe / du findest keine conclusion oder Beschlus / welche also lautet . Derhalben folget / das die Sünde sey Substantz ein Wesen .
Für ander ist klar / das diese rede / das Menschliche Wesen ist Sünde / nicht im streit hanget / vnd derwegen Ireneus vber den zaun springet / vnd treumet andere Streitte .
Fürs dritte ist klar / das diese Wort Menschlich Wesen ist Sünde / nicht köñen noch verwögen so viel zu heissen / als die Erbsünde ist Substantia ein Wesen .
Fürs vierde / so ist auch nicht erwiesen / das die Erbsünde sey das verderbte Wesen selbst .
Wo bleibt den der Manischeische Irrthum ? welcher ? Ey der / Peccatum est Substantia ? Die Erbsünde ist ein Wesen / oder das Wesen ?
Antwort / Er ist aus dem platz von Ireneo selbst ausgeworffen / als vntüchtig / ausgemustert als vngerüstet / ausgesteupert / als der da nicht für die Leute taug / beygesteckt als der das Liecht nicht kan leiden /
verborgen / als dessen man sich zuschemen vnd nicht zu rhümen hat .
Demnach ist es desto grössere thorheit / das jhr Irenee / diesem jrrthume / den jr doch selbst auff dem platz nicht beschirmen könnet / so viel vergebener lufftsprünge zu cheren thut / die ench doch nicht wol anstehen / vnd so viel blawer dünste daruber ausbausset / vnd wil doch keiner den schendlichen jrrthum ferben / schmincken / beschönen .
Es ist auch desto grössere Sünde / das jr klare text in Gottes wort / klare text in Lutheri Schrifften / klare text in vnsern büchern / so vnbesonnen / jemerlich vnd böslich verfelschet vnd verkehret . Ja auch euch nicht enthaltet viel dings zu dichten / das anders sich erhelt .
Nun tragen wir in der Warheit mit euch gedult / das jhr etlichs aus vnuerstand . Denn jhr nur ein Compilator vnd zusamen rasseler seid gewesen sine iudicio aut attentione / one verstand vnd rechtmessigem vrteil : Etlichs aber aus grausamen grim vnd bosheit / habet auff ewrem Rollwagen heraus geworffen . Nun wird Gott von einem jedlichen vnnützen worte rechenschafft fordern / wie viel mehr wird er von ewren bösen / falschen / schmechafftigen worten / ja die auch wider Gottes lere vnd ehre lauffen / solches thun .
Derwegen möchten wir euch Christliche Busse gar gerne gönnen / vnd were noch viel besser / jhr liesset ein wenig hohn vber euch gehen / das Gott geehret würde / denn das jr ewrer zeitlichen Ehr halben / wollet Gottes Ehr enhinder setzen .
Letzlich das D. Luther nicht lere / das die Erbsünde ein Wesen sey / vnd lere das die Sünde vnd das Wesen / des Teuffels vnd Gottes Werck zu vnterscheiden sey / habt jr aus den zeugnissen / so aus Luthero trewlich vnd vleissig durch mich Tilemanum in einem sonderlichen büch
lin / vnd mich Timotheum in den Propositionibus / vnd M. Schoppium zusamen getragen vnd ausgangen / zu finden / vnd wenn es nicht zu lang würde / wöllen wir auch hernacher etliche setzen .
Das ander Teil .
Von den Stroherrn Argumenten Irenei / wider die gegenlere .
Die Erbsünde ist ein Accidens .
NVn müssen wir nach Christi befehl / noch eine Meil wegs mit Ireneo / weil er vns darzu nötiget vnd dringet / gehen / vnd seine Stroherne Irrwische besehen / mit welchen er die feste burg der Warheit / nemlich .
Die Erbsünde ist ein Accidens .
Grimmiglich anleuffet / vnd gantz vnd gar zueröbern / vnd in grund zuschleiffen vnd zuuerstören vermeinet .
Der liebe Gott stehe seiner eigenen Warheit bey / vnd erhalte dieselbe aus grosser Gnade / vnd lasse dieselbe ja nicht weder durch listige verkherungen / noch durch gewaltsame Tyranney / noch mit grausamen lesterungen vnter drücken / vnd führe vns auff seinem Wege / durch den heiligen Geist / zu Ehren seinem heiligen Namen / vnd vieler Leute Seligkeit / bringe auch alle jrrende zu recht / Amen .
Alhie sollen aber alle Christen mercken / wie M. Irencus
ein toll / vnd für Gott dem Allmechtigen nicht löblich rhümen vorher setzet :
Er hab sein Bekentnis bisher gethan von der Proposition / peccatum est substantia Die Erbsünde ist das wesen / da er doch solche seine proposition schendlich verlassen / vnd nicht mit einem einigen Argument hat können darthun oder beweisen / Ist das nicht blindheit vnd bosheit ?
Fürs ander / darff er sagen / seine Argument vnd gründe / so er bissher erzelet / weren pro substantia , Nota pro substantia gesetzt / hoch hehr / teusch nicht . Ist aber das nicht eine vnartige / grobe / greiffliche geuckeley / geucherey vnd narrerey . Es bleset Ireneus daher mit fünff Winden / vnd vielen Segeln / er habe prosubstantia gründe gesetzt / das ist / er habe mit gründen erweiset / das die Erbsünde sey eine substantz vnd Wesen : Vnd hat doch des elende / verirrete / verwirrete compilator oder zusamen Störer / nicht ein einig Argument oder folgereye / wie bissher sein deutlich gezeiget / können auffbringen / das drauff schlösse . Denn ja nicht eine Conclusio oder Beschlus auff diese Wort gangen .
Claus Narr hat auff ein zeit gehört / von einem Schlosse des Churfürsten zu Sachsen / das man es mit einem gewalt nicht möchte eröbern / alleine / das man es müste aushüngern . Da setzet sich der Narr vnter die brücken / vnd fastet etliche tage das man nicht weis / wo der wahn witzige Mensch hinkomen / Endlich siehet jn einer dort jemerlich sitzen / der schreiet jme zu / er sol erfür komen / da springt er daher / vnd schreiet / Ey ja gebet jr euch nun gefangen / vnd rhümete / wie er das Schloso hette eröbert / denn er hette es ausgehüngert .
Solches gieng dem annen Manne wol hin / vnd ward ein gelechter draus / er schadete auch niemands damit . Aber das Ireneus darff also daher prallen in offentlicher schrifft /
vnd mit prechtigen worten rhümen / er habe pro substantia ( das er doch nicht deudschet / den es möchtens die deudschen lernen verstehn / vnd den betrug mercken ) prosubstantia sagen wir habe er gestritten / das ist / er habe er wiessen / die Erbsünde sey ein Wesen / das stehe nun steiff / fest / vnbeweglich / hoch wie der thurm zu Babylon / vnd hat doch eben so viel vnd weniger zur sache gethan / als Claus Narr / mit seinem fasten zueröberung des Schlosses / das gehet nun nicht so hin / denn es gehet die Lere an / so in Gottes Kirchen sol geführet werden / Vnd wil Ireneus ein Lerer der Kirchen sein / vnd gibt Irrthum für reine Lere / lügen für Warheit aus / das sind nicht alleine Nerrische / sondern boshafftige / schedliche wort / dadurch Gott geschendet vnd geunehret / vnd viel einfeltiger Christen geergert werden / dawider Chri stus vnd Esaias wehe schreien / Matt 18. Esa. 5 .
Vber das / so verdrehet sich Ireneus auch hier in so wünderlich / das ein jeder Christe den schwindelgeist mus sehen .
Darumb solte sich der Man schemen / vnd den bösen Schwarm / in welchem er so blind vnd bosshafftig hinein stürmet / vnd sich in ewige schanden / auch andere in schaden setzet / fahren lassen / weil er noch rath vnd hülff haben könte / Darzu helffe jm vñ andern der liebe Christus / Amen .
Was ferner die proposition welche der vorigen entgegen gesetzet ist / angehet / setzet er dieselbe lateinisch recht :
Peccatum originis est Accidens .
Aber im deudschen / wolte ers gerne aus grimmigem hass / neid vnd bosheit verkehren / verschlagen / verkleinern / brauchet auch nicht vnsere Wort / wie wir die lateinische rede verdeudschen / sondern nach seinem kopff / sol es so viel heissen / als :
Die Erbsünde ist ein zufelliges / anhangendes anklebendes ding .
Darauff sagen wir / es neme vns wunder / das Ireneus noch nicht so viel studirt / das er wüste vnd verstünde was Accidens / vnd Accidere hiesse . Wir hetten jn etwas gelerter gehalten / den er sich darinnen beweiset .
Heisset Accidere auch anhangen / oder ankleben ? in welcher Grammatica ?
Ey stehet doch auch das wort Zufellig darbey ? Antwort / Weil er aber die andern auch darzu setzet / als die einer ley sollen bedeuten / so mus der Mensche auch solch Wort nicht recht verstanden haben .
Wir haben aber deutlich gesagt / das im latein das wort Accidens dem wort Substantia / in diesem streit werde entgegen gesetzt / vnd denen / welche ein wenig studiret / solches klar ist / das was ein Substantz ist / das ist nicht ein Accidens respectu unius & eiusdem , & econtra .
Im Deudschen aber / haben wirgesagt / das es in diesem Streit mit einem worte / für den gemeinen vnd einfeltigen man / nicht so wol könne gegeben vnd ausgeredet werden / wie denn im Buch von der Erbsunde / wir diese Wort gesetzt haben / R ij .
Accidens heisset etwas / das zu einem andern kömpt . Ab accidendo .
Wenn man nun allhier das wörtlin Accidens / das ist / ein ding / so darzu kömet / setzet / stellet ! vnd helt gegen dem wörtlin Substantia / das ist / Wesen / Leib vnd Seel des Menschen / So heisset Accidens so viel / als ein Schade / welcher nicht ist Leib vnd Seele des Menschen / an sich selbst / sondern der da in Leib vnd Seele / das ist / in das Wesen des Menschen komen ist / vnd nun darinnẽ ist / vnd machet Leib vnd Seele vnreine vnd böse / vnd wird doch nicht ewig in der selbigen Seele vnd Leibe / das ist / im Wesen des Menschen sein vnd bleiben / Sondern ein mal wider herausser komen / das leib vnd Seele gentzlich dauon wider erledigt vnd
frey werden Das ist ja fein rund vnd klar geredet / das es jederman verstehet / was man meine . Denn die Warheit ist liecht vnd helle / aber die lügen ist dunckel vnd verworren .
Aber wir wollen mit Ireneo vnd den andern vnsern Widersachern auch nicht vmb die wort zancken / sintemal vns an der Sache selbst am meisten gelegen / Darumb lassen wirs geschehen / weil Ireneus wil vnser Dolmetscher vnd Fürsprecher sein / das es also heisse :
Die Erbsünde ist etwas zufelliges .
Alleine dieses erinnern wir den Christlichen vnd der warheit liebhabenden leser / das wir den Manicheischen Irthum / als solte die Erbsünde ein Substantz ein wesen sein / haben mit Gottes Wort vnd bestendigen grunden widersprochen / vnd diese Negatiuam / das ist diese gegenlere dawider gesetzt :
Die Erbsunde sey nicht Substantia / nicht das Wesen / Sondern sey Accidens / etwas zufelliges / das ist / das zu vnd in des Menschen Substantz oder Wesen komen ist nach den Fall / das zuuor nicht drinnen gewesen ist / vnd jtzt auch im Wesen des Menschen ist / in allen / welche natürlich von Man vnd Weib in diese Welt geboren werden .
Vnd diese Proposition / haben wir nicht erst erda cht / auch nicht erst gebraucht / Sondern dieselbe von Augustino vnd andern genomen / welche eben in dem streit wider die Manicherr / vnd wider diese rede vnd Lere :
Peccatum est Substantia .
Die Erbsünde ist ein Wesen .
Solche rede vnd Lere wol für 1200 . Jaren haben ge füret vnd gebraucht / nemlich .
Peccatum est Accidens .
Die Erbsünde ist etwas zu felliges .
Wir haben auch solche Lere / aus den Theologen vnserer zeit / vnd welche in diesem Lande gelebt / auch hier solches lassen drücken / genomen . Denn M. Johannes Stoltz Churfürstlicher Sechsischer Hoffprediger vnd Seelsorger / setzet in der zu Ihen gedruckten Leichtpredigt der Churfürstin Sibillen etc. in beisein des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten vnd Herrn / Herrn Johan Friderichen des Rom . Reichs Churfürsten etc. beider hochlöblicher gedechnis . C iij .
Sünde ist der vnflat / den der Satan in vnd an die schöne Creatur geklickt hat / den wil der trewe Gott ausfegen / vnd mit dem Tode tilgen . Es sol ACCIDENS separabile sein an den Kindern Gottes / wie eine Mutter vom leiblichen vnflat / das Kind im bade reiniget vnd abweschet .
Aus diesen worten höret vnd siehet ja ein jeder Christe / das diese Lere .
Die Sünde ist ein Accidens .
Zuuor in vnsern Kirchen / ehe wir wider den jtzigen erneweten Manicheischen schwarm geschrieben / von bewerten reinen Lerern / auch in diesen Landen sey gebraucht worden . Aber solches vberhüpffet Ireneus / leufft vnd stürmet jmer land ein .
Es sind auch in vnsern büchern gnugsame / klare / vnd vnumbstössliche gründe aus Gottes wort / vnd aus dem Catech smo dargethã / das die Erbsünde nicht sey noch sein könne ein Wesen / Sondern ein Accidens , das ist etwas zufelliges / das in das Wesen des Menschen
komen / in dem wesen ist / vnd sol auch wider heraus komen .
Denn solte die Erbsünde ein Wesen sein / so wer der ander Artikel im kinder Catechismo falsch . Ich gleube das mich Gott geschaffen hat / mir Leib vnd Seel augen ohren etc. gegeben hat vñ noch erhelt . Es müste auch falsch sein / das vnser fleisch würde von todten aufferstehen vnd ewig Leben etc . wo es die Erbsünde selbst were / denn die Erbsunde sol mit nichten in den Himel komen etc .
Vnd sind fein deutlich / eigentlich / auffrichtig die Sprüche der Schrifft angezeigt / welche das in sich begreiffen vnd mit sich bringen / das die Erbsünde sey Accidens vnd nicht substantia , Aber hier zuerholen zu lang . Wer die warheit forschen vnd wissen wil / der lese das Buch von der Erbsünde / die Disputationes alhier ausgangen / das Antidotum , vnd andere viel mehr .
Wolan dergestalt vnd also / stehe nun diese proposition / als eine ware / bestendige / vnumbstossliche rede vnd Lere alhier auff freien offentlichem / liechten plane / vnd lasse sich schawen / nemlich :
Die Erbsünde ist Accidens etwas zufelliges .
Vnd lasset zusehen / was der man der mit einer strauben / schrecklichen vngehewren Strohernen rüstung / mit einem langen wanckenden Rohr / vñ mit buttermilch in der scheiden / daher querfelt kömpt gezogen / der so hesslich drewet / pochet / scharret vnd maledeiet / wolle vornemen / vnd was er ausrichten werde ? Es darff aber keiner lachen / wenn ers gleich noch eines so nerrisch machte . Deñe hat einẽ Schafs peltz vnbgethan / vnd einen Hut mit ein Lawen kopff vberzogen .
Wolan lasse herfaren / Gotte helffe seiner warheit / Amen .
Ireneus setzet dagegen :
Die Erbsünde sey nicht et was zufelliges .
Der I. Strowisch .
1. Accidens ist / das do kan bey dem / oder vom Wesen eines dinges / one einige des Wesens verderbung / sein .
2. Erbsünde sol ein Accidens sein .
3. Derhalben ist die Erbsünde bey oder von des Menschen Wesen / one desselben Menschen Wesen verderbung .
Antwort . Ein grausamer Strowisch ist das / damit könde man wol Stelene Schlösser einstossen / denn es sind wol drey helmer in dem Strowisch . Aber da hörestu nicht den Schlus in diesem Argument auff die fürgesetzte Proposition / das es richtig zu gieng / vnd lauttete also .
Ergo peccatum , Non est Accidens .
Darumb ist die Sünde Nicht etwas zufelliges .
Ist aber das nicht fein hinan gestürmet / vnd weit bey hin geschossen vnd gefeilet ? Ey jr armen Strohelmer / wie webet euch der grausame Storm wind Irenei vber Schlösser / Thürme / Heusser hinweg / wie sprewe vom wind weggewebet wird / Psal. 1 .
Fürs ander merck eben drauff / der Stroherne / grausame / rauschende Man / bringt wider die Heuptproposition .
Die Erbsünde ist etwas zufelliges .
Nicht im ersten ansetzen / anfallen / treffen / einen spruch oder grund aus Gottes Wort / Sondern aus der Dialectica .
Fürs dritte / so ist Maior / die erste Proposition particularis / & non uniuersalis , das ist redet nicht von allen zufelligen dingen / vnd solte M. Ireneus beweisen / das solche be-
schreibung allen Accidentibus / das ist zufelligen dingen eigente / so würde er noch schwitzen müssen / das jme die Stroherne beinkleider entpfielen . Derwegen lieber Schreckman / lieber mit den Strohelmern frisch hinan / vnd beweiset fein artlich / das Maior / die erste proposition von allen zufelligen dingen durch aus recht vnd war sey / vnd nemet alle Strohelmer dazu / vnd machet pfeiffen daraus / das jr darzu grob / klein vnd auff allerley art daher pfeiffen vnd brum men möget ?
Ach in die Dialecticam weil jr dieselbe nicht recht angesehen / lernet noch / habt jr zuuor es nicht verstanden . Ihr hat ja Philippum gehöret / wie er die Dialecticam gelesen ? Ir habt auch seine Erotemata . Lieber was sagt er von dieser definition / damit jhr in Maiori herein torck elt : So sprichter .
Haec definitio non conuenit omnibus Accidentibus .
Item :
De plerisque Accidentibus loquitur .
Das ist .
Diese beschreibung reimet sich nicht auff alle zufellige ding Item / nur von etlichen vielen zufelligen dingen redet sie .
Lieber Irenee die Pestilentz / die Wassersucht / der Aussatz / sind das nicht zufellige ding ? Wie können sie aber in dem Wesen des Menschen sein / ohne desselben verderbung ?
Der tod / ist er nicht ein zufellig ding / den er ist ja kein Wesen ? Wie kan er den ohne verderbung des Wesens / im Menschlichen Wesen sein ?
Vom Kirchthurm springen / ist es nicht ein zusellig ding ? Wie kan aber das geschchen ohne verderbung des Wesens ?
Weim denn nun die Maior / die erste proposition nicht die eigenschafften begreiffet / welche allen zufelligen dingen zustehen vnd gehören / so folget / das dieser Strohewisch in den brun fellet / vnd nichts ausrichtet . Denn die Kinder in der Schulen sagen euch Irenee die Regel für / Ex puris particularibus nihil sequitur .
Es erscheinet auch daraus / das die Erbsünde ein solch Accidens oder zufellig ding ist / das nicht vnter die definition ge höret . Denn sie ist nicht im Wesen des Menschen / one verderbung des menschlichen wefens .
Wir wollen hier nicht brauchen dieser Antwort / welche etliche erfarne Dialectici geben / Nemlich / das die definition rede von der gantzen verstörung des Wesens / vnd das die Erbsunde nicht als balde den gantzen Menschen gentzlich verstöre / Also / das es balde sein wesen gantz vnd gar hinweg nehme . Item / wenn gleich der Leib stirbt / so stirbt doch die Seele nicht / wie der Leib / ob sie gleich geistlich tod / wegen der Sünden geachtet wird / vnd bleibt der Staub der Erden / dar aus wider die vorigẽ glieder durch Gottes krafft in der Aufferstehung werden zusamen gesetzt werden vnd Aufferstehen / nach vnserm Christlichen Glauben .
Fürs vierde / haben wir klar angezeigt / das wir nach der rechten / waren / bestendigen beschreibung Accidentis , das wore Accidens gebraucht / Als nemlich .
Accidens / etwas zufelliges ist / das nicht das Wesen selbst ist darin es ist / vnd ist in einem andern wandelbarlich . Wir lassen auch gerne zu / das man die wort darzu setzet / wer da wil / vnd ist auch kein theil desselben Wesens / darin das ist / das da zufellig heisset .
Als eine Kranckheit im Wesen oder Leibe des Menschen / ist nicht das wesen selbst darin sie ist / vnd ist wandelbarlich drinnen / denn sie kan aus dem Leibe komen / entweder das Gott helffauff dieser welt / oder wenn das wesen am Jüngsten tage wider auffstehet .
Diese helle / gute / rechte / beschreibung lesset Ireneus / nach seiner Meisters Kunst aussen / wischet vber hin / vnd nimpt einen peltz / darauff er sein gebew setzet .
Fürs fünffte / folgert er mit seinen Ströhelmern noch mehr / vñ sagt / der meinung nach folget / das des Menschen wesen an jm selbst noch gut vnd vnuerderbet sey vnd bleibe / die Sünde sey dabey oder dauen .
Antwort . Ach rausche mit den Ströhelmern du armer Man . Machet doch hehr die folgerey ? lasset hören / wie jhr könnet folgern oder zusahmen binden ? Das vorige bund Stroh von dreien helmern mit einem Sturmwinde ausgeweet / ist verflogen / was wollet jhr doch flechten ? Wenn nur eine weltliche Scham euch vnter die angen lieffe / Das jhr so Schaal vnnd Kaal allhier bestündet / so soltet jhr bluthroth vnter den augen werden / vnd dencken / Ey die Kinder in der Schulen werden mich aus rauschen / vnd Exempel der falschen folgereien aus meinem Buche samlen / vnd sprechen / Siehe der Manicheer Ireneus / hat so vngeschickt vñ tölpisch argumentirt in ernsten hohen sachen .
Der 2. Strohewisch .
1. Accidens ist nicht vom Wesen eines dings / oder wesentlich .
2. Erbsünde ist vom Wesen des Menschen / oder des wesens des Menschen / oder wesentlich / wie Lutherusredet .
3. Derhalben ist die Erbsande kein Accidens .
Antwort . Rauschet das Stroh noch nicht ? Hieher jr Kinder aus der Schulen / vnd saget wie der Strohwisch klappet ? Ist es nicht eine starcke Büchse / welche eiserne Mauren kan durchbrechen ?
Aber höret wunder zu . Die Kinder in der Schulen antworten / Es sey fallacia aequiuocationis . & quatuor termim , das ist / Es sey ein Kindischer betrug in Worten gesucht vnd
henge an einander wie sand / klinge wie past / scheine wie eine sinstere Laterne .
Denn in Maiori der ersten proposition / werden die wort : Nicht vom Wesen eines dinges sein / proprie das ist eigentlich genomen / das etwas zufelliges / wie man hier redet / nicht sey das Wesen selbst darin es ist / auch nicht ein stücke desselben Wesens darin es ist . Vnd solchs ist fein deutlich geredet .
Als der Aussatz ist nicht der Leib / oder das Wesen des Menschen selbs / sondern ist eine Kranckheit / eine seuche / eine vnfletigkeit im Wesen des Menschen / Es ist auch der Aussatz nicht ein teil des Wesen des Menschen / Sondern nur eine zufellige Kranckheit / welche in des Menschen Wesen komen ist .
In Minori / das ist / in der 2. proposition / werden die wort / vom Wesen des Menschen / anders genomen vnd gebraucht / Nemlich nach einer sonderlichen art zu reden / welche D. Luther an dem orte gebraucht / vnd sich daselbst fein ausdrücklich erkleret / das er nichts anders leren noch sagen wolle / denn die Erbsande sey nicht ein eusserlicher schade allein / Sondern sey jm Leib vnd Seele im gantzen Menschen eine schendliche vnreinigkeit vnd verderbung / wie es denn war ist / Er hat eigentlich auff der Sophisten Irrthum gesehen / vñ so viel wollen sagen / die Erbsind were nicht ein motus uel actus transiens , sondern ein bleibende vnd im menschen werende Sünde / das nennet er nach seiner art wesentlich .
Vnd sagt D. Luther daselbst klar / Mansit Natur a , Die Na / tur / das Wesen / die glieder des Menschen sind blieben nach dem Fall / aber sehr verderbt .
Item / Er sagt klar / Mors & peccatum sunt Mala separabilia , Der Tod vnd die Sünde sind solche vbel / welche sollen abgesondert werden .
Item / er sagt Leib vnd Seel / das ist / das Wesen des
Menschen sey von Gotte / die Sünde aber sey vom Teufel . Item : Er saget peccatum originis sey qualitas . Nũ weis Ireneus wol / hat er anders noch seine fünff Sinn / das qualitas sey Accidens vnd nicht substantia .
Derhalben hat D. Luther sein lebenlang / in keinen reden oder Schrifften das wollen leren / das die Erbsünde sey ein Wesen / Vnd sind greuliche falsatores , deprauatores , calumniatores , peruersores scriptorum Lutheri , Das ist / verfelscher / verleumbder / verkherer der Schrifften Lutheri / welche seine phrases vnd art zu reden / die er doch wol / deutlich vnd recht erkleret / so schendlich auff den Manichoischen Schwarm mit gewalt bey den haaren schleppen / ziehen / reissen wollen .
Weil denn nun eine andere meinung in der ersten proposition / vnd wider eine andere meinung in der andern proposition ist / so erscheinet nicht alleine der vnbestand des Strohewischs / Sondern auch eine bossheit vnd verleumbtung des reinen vnd trewen Lerers Lutheri .
Also müssen jrren vnd wirren / taumeln wie die trunckene / vnd sich selbst mit jren vnartigen betrigereien zu schanden vnd spot machen / welche Irrthum verteidigen vnd sich wider die warheit auffbewmen . Nun Gott lob der Strohewisch ist auch von Ireneo selbst verblasen .
Anhang .
1. Accidens ist nicht ein teil oder stück des Wesens .
2. Die Erbsunde ist praecipua pars substantiae , ein theil des Wesens / spricht Heshusius .
3. Derhalben ist vnd kan die Erbsünde kein Accidens sein .
Antwort . Das ist ein ander Bruder rausch / mit einem Strohewisch herfür .
Wie beweiset den der Ströherne ritter den Minorem /
die 2. proposition ? Antwort / Er streicht dauon / harret nicht / es möchte jme jr gend ein füncklin in den Ströhernen peltz komen / wie jenen / die in der Fastnacht mit flachse sich zu wilden Mennern oder Teufeln aus macheten / vnd versiehets ein Diener / kömpt mit dem Liecht so nahend vnd stecket das flachs an / da brennet der Herr liechter lohe / hüpfet / springet / ringet / schreiet / die angezogene loddern brennen jn jo hart / das er drüber des todes ist . Ja recht / es ist auch Gottes Gericht / wiltu dich zum Teufel kleiden vnd ausmachen ?
Wolan / Ireneus ist mit seinem Ströhernen harnisch hinweg / vnd hat eine Strohewisch nach der warheits bung ausgeschossen / das es rauschet / triffts so triffts / seilts so feilts .
Hesshusius mus jme helffen / der hat gesagt / Erbsunde sey pars praecipua substantiae . Aber Hesshusius antwortet / wennn man kempffen wil / so sol man einem redlich vnter augen gehn / vnd nicht meuchlings handeln / einen hieb im dunckeln thun / vnd darnach dauon lauffen .
Es weis ja nun Gott lob die gantze Christenheit / das ich Hesshusius im offentlichen streit bin / wider Illyricum vnd die Manicheische Lere / als solte die Erbsünde ein Wesen sen / mit gewissen / klaren / vnd standhafftigen gründen Göttliches wertes / verwerfse / verdan me vnd verbanne mit höchstem ernste vnd vleis / so viel mir mein lieber Gott verstand / gnade vnd krafft verleihet . Dei wegen thut mir Irencus gewalt vnd vnrecht .
Vnd er leutzt mich an als ein vnwarhafftiger Man . man sehe an mein Epistola / analysin / wai hafftigen
gegenbericht / Antidotum / Dofensionem sententiae Augustini , Testimoniae Lutheri contra Spangeberginm , in welchen Büchern mein Bekentnis stehet von gegenwertigen streit / so wird man an keinen ort finden das ich setze : Die Erbsünde sey praecipua pars substantiae , sondern mehr denn hundert mahl wird man finden peccatum originis non est substantia , nullo modo est substantia . Drumb ist hie Irenei hand im Lügensack ergrieffen . Sollen denn diener Göttliches Worts die sich für Exules Christi ausgeben / so freuendlich der Warheit vergessen ?
Vieleicht hat Ireneus die Wort in meiner Epistel erschnappen wollẽ / da ich also sage . Adserit iusticiam fuisse de essentia hominis , id est , praecipus & optima pars hominis fuit iusticla : Aber wo stehet alhie pars substantiae ? Hat Ireneus so viel nicht gelernet / quod in homine & substantia sit , & accidentia ? Iusticia fuit Pars hominis conditi praestautissima , sed necsubstantia , nec pars substantiae , sed accidens separabile , quod amissio demonstrat .
Mag sich derwegen Ireneus mit solcher offentlicher vnd vnuerschemter calumnia wol schemen / vnd Gott lernen fürchten / Der solche freuendliche lügen in solchen hohen Sachen / nicht wil vngestrafft hingehen lassen .
Der 3. Strohewisch .
1. Die Erbsünde ist / lebet / thut vnd wircket alle andere wirckliche Sünde . Lutherus .
2. Accidens ist / lebet / thut / wircket nicht alle andere Sünde .
3. Derhalben kan die Erbsünde nicht ein Accidens sein .
Antwort . Lutherus redet recht . Sanct Paul auch recht .
Aber mercke nur auff den Ströhernen Man. D. Luther der redet nicht von der Erbsünde / das sie Sünde thue / ausser vnd one das Wesen des Menschens / Also spricht S. Paul / Die Sünde erreget in mir allerley lust / da nimpt er das Wesen des Menschen / vnd die Sünde zusamen / vnd da sol man nun in streitten S. Pauli oder D. Luthers rede wol ansehen / vnd das so per Synecdochen geredet / fein deutlich aus wickeln vnd klar anzeigen / das S. Paul nicht sagt / das die Erbsünde sey das Wesen selbst / darzu gehöret eigentlich zu reden dem Wesen des Menschen thun vnd wircken .
Aber die bossheit gehört der Sünden / die ist eitel bosheit / weil die im Menschen wonet / Demnach ist das böse von der Kranckheit . Aber wircken vnd thun / ist vom Wesen .
Denn solte die Sünde wircken / so müste sie entweder ein geistlich oder ein leiblichs Wesen sein / von Gott erschaffen / vnd die krafft von Gott haben zu wircken .
Aber die Erbsünde ist nicht eine Geistliche substantz oder Wesen / noch eine leibliche / von Gott erschaffen / vnd also mit Krefften von jme begabet / das sie könte wucken vnd thun .
Derwegen folget vnwidersprechlich / das die Sünde nicht wircket oder thut / proprie vnd eigentlich zu reden / für sich alleine one des Menschen Wesen . Aber das ist war / als eine Kranckheit / erreget sie das Wesen der Menschen / das sie wircken vnd thun / vnd weil das Wesen mit der schendlichen / grossen / grausamen Kranckheit eingenomen vnd besessen / das es böses thut .
Fürs ander / Die ander proposition / wird listiglich gesetzt . Aber höre lieber Irenee / Ein Accidens wircket Sünde / also nemlich / das es das wirckẽ des wesens verderbt / wie eine Kranckheit einen Leib reitzet etwas zu thun / das nicht recht ist / Als einer dem seine sinne verrücket / thut vnd wircket mit den gliedern / Aber die Kranckheit oder tollerey machet / das viel böses geschicht .
Der 4. Strohewisch .
1. Die Erbsünde ist ein Brunquel vnd wirckliche vrsache daraus alle wirckliche Sünden der Menschen entspringen .
2. Accidens ist nicht ein vrsprung aller anderer Sünden .
3. Darumb ist die Erbsände nicht ein Accidens .
Antwort . Hie hastu abermal einen verwirreten Strohewisch / mit faulen eyern zusamen verbunden .
Denn was die Maiorene oder erste proposition angehet / ist es eine Synecdochica oratio , das ist / sie mus begreiffen die Erb sünde als die böse seuche / Kranckheit vnd verderbung / vnd zu gleich das subiectum in quo habitat , das ist den Menschen / darin sie wohnet . Denn die Erbsünde nur für sich alleine / kan nicht wircken / wie ein febris / wenn es nicht im Mensch lichen Leibe ist / nicht kan brennen . Aber wenn die Erbsünde in dem wesen des Menschen ist / so ist sie eine grausame bosheit . Nun ist die Erbsünde ja nicht von Gott geschaffen das sie gedencken / vrteilen / reden / sehen / hören / stehen / gehen / vnd vernünfftige Werck thun kan oder sol / Denn darzu hat Gott der Allmechtige das Menschliche Wesen / das ist / Leib vnd Seel erschaffen . Denn die Erbsünde ist keine Creatur Gottes / von Gott also zu wircken geschaffen vnd be-
gabet / vnd solten die Manicheer alle für grimm vnd zorn persten / vnd in tausent stücke zufahren .
Wie kömpt es denn / das das auge böse siehet / das ohr leichtfertige reden gern höret / die zunge lestert / die hende vbels thun ? Antwort . Die Krafft vnd gabe in dem Wesen des Menschen zu wircken vnd zu thun / ist von Gotte . Aber das vbel gethan wird / vnd die bossheit jm thunist / das ist / von der leidigen Erbsünde / welche mit jrem vnflathe / vnreinigkeit vnd bossheit / Leib vnd Seele durchkrochen vnd verderbet hat .
Derwegen hastu aldar ein Ströherne gereusche innen / was die Schrifft vnnd rechte Lehrer Synecdochicè reden / vnd begreiffen eines mit dem andern / das reisset dieser Manicheer von einander / vnd missbrauchet also der Phrasium , das ist der art zu reden .
Es sind beide reden in Gottes Wort / vnd reiner Lerer Bücher zu finden / vnd sind war / nemlich .
Die Erbsünde ist ein Brunquell aller wircklichen Sünden : vnd .
Das Menschliche Wesen ist nach dem Fall / ein Brunquel aller wircklichen Sünden .
Aber die Erbsünde mus verstanden werden / nicht one den Menschen / Sondern in dem Menschen wonend / also das die Menschlichen glieder vnd Kreffte wircken vnd thun / Aber die Erbsünde ist eine vrsache das böses im wircken vnd thun ist / Sintemal die bossheit im Menschen / ist die Erbseuche oder Erbkranckheit .
Item / das Menschliche Wesen mus mit der Erbsünde besessen vnd eingenomen / verstanden werden / so man jme zumisset / das es ein Brunquell sey der Sünden .
Die Manicheer aber grempeln vnd verdrehen es also / das sie die Erbsünde nur alleine anziehẽ vñ dermenschlichẽ glie der nit dabey auch gedenckẽ / welcher natur / art / gabẽ / ampt doch ist / wircken vnd thun / auff das sie mit solcher Blenderey / denn einfeltigen jhren Schwarm vnuermarckt beybringen / als were die Erbsünde eine Substantia .
Derwegen mus dabey gesagt werden / Die Erbsünde ist ein Brunquell aller wircklichen Sünden / im vnd durch das wesen des Menschen .
Fürs ander / Die Minorem die 2. proposition setzet Ireneus one alle beweisung nur auff eitel ebentheur dahin . Wo hat er aber dieselbe genomen / abgeschrieben / gezwacket ? wer setzet sie ? wie setzet er sie ? Darumb so ist Minor eine solche rede / die entweder dieser Ströherne kempffer mus beweisen / oder mus alle diese wort vnd buchstaben zeigen / wer doch vnd mit was gründe sie gesetzt oder geleret habe ?
Wird nun Ireneus solches nicht thun / wie er ben wirddarüber schwitzen müssen / so wird man seine Ströherne rüstung zu vrteilen wissen / vnd hilffet nicht vngeheure geberde / wort vnd gereusche anrichten .
Fürs dritte / So mercket der Ritter mit dem Strohewisch ein wenig / das sein gereusche vbel klinget / vnd nicht werde die feste Warheit können vmbstossen / Derwegen reget vnd schüttelt er sich noch einmal vnd spricht :
Wenn die Erbsünde als ein zufellig ding / vnd nicht als die wesentlich verderbte Natur / ein vrsprung der Sünden ist / so mus die Natur der Menschen noch gut sein .
Antwort . Wer wil denn das Antecedens , denn vorlanff in diesem Strohegereusche beweisen ? Ireneus traun nicht . Deñ seine gewonheit ist pronuncirn , etwas setzen / vñ böse wort
geben / darnach das maul wischen / vnd daruon in das weitte Felt springen / vnd flugs schreien / He / he / da gewonnen .
Darumb lieber Irenee beweise doch / wer saget / wer leret / wer schreibet / das die Erbsünde als ein zufellig ding / vnd nicht die verderbte Natur / Sünde wircke ? Mit welchen augen oder prillẽ habt jr das gelesen ? Wir hoffen nicht das jrgend einer / welcher die Lere von der Erbsunde durch Gottes gnade verstehet / je nals so tölpisch / grob vnd vnbesonnen geredet oder geschrieben habe / wie jhr durch das Strohegerüste brummet / nemlich :
Das die Erbsünde als ein zufellig ding / vnd nicht die wesentlich verderbte Natur / ein vrsprung der Sünden sey .
Solche tölpische vnware / vnbesonnene rede / dichtet / treumet vnd brewet Ireneus Denn da man mit Ströhernen armaden vnd rüstungen / in der Fastnacht leuffer / da gibtes solche gedancken vnd wort . Aber in Gottes Kirchen redet man nicht also .
Diese rede ist wie / Die verderbte Natur ist ein Brunquell aller wircklichen Sünden / vnd ist eben vnser grund vnnd erklerung wider die vermaledeite Manicheische Lere / das die Erbsünde sol ein wesen sein .
Vrsach aber ist diese / wie den wir vmb der Manicheischen Schwermerey willen / solches müssen offtmals wider holen / Denn wenn man sagt verderbte Natur / so werden zwey ding zusamen genomen / nemlich die Natur / vnd die verderbung in der Natur Denn die Sünde wohnet im menschen / Leret S Paul. Roma . 7. Weil denn nun die verderbung in der Natur ist / vnd die Natur ist verderbt / so ists recht geredt von Christo / dessen sprache vnd Lere wir folgen Matt . 12 . MALVS homo , de MALO thesauro , MALA profert .
Ein BOSER Mensch / bringt BOSES erfür / aus seinem BOSEN schatz .
Alhier mercken / verstehen / wissen alle Christen / das Mensch / vnd böse / nicht allerding einerley sind . Weil aber die Bossheit vnd der Mensch jtzt in einander sind / das im fleische wie S Paulus leret / nichts GVTS wohnet / Derwegen kömpt aus dem BOSEN Menschen / BOSES herfür . Denn wenn der Mensch nicht BOSE worden were / durch den Fall / Item wenn nicht BOSES im Menschen were so würde er auch nichts BOSES thun . Das ist ja fein klar vnd richtig / das kein rechter Christe wird leugnen können .
Weil den nun das Brummen dieses Strohewischs ein lauter gedicht ist / so verrauschet vnd verrauchet aller der Staub / welchen er mit vnnützen Stürmen hernach aufftreibet vnd wirfft .
Wir sagen nicht / das Menschliche Natur jtzt nach dem Fall / in vns one Sünde sey .
Wie folgert den der vngehaltene man so vngehewr / was für Ketzereien daraus erfolgen ? Aber was wollen wir sagen ? Ist es doch eine gewönliche art der Schwermer / wenn sie nicht können gewinnen / so lestern vnd verleumbden sie Wil die lügen sie nicht helffen in jhren losen vnd nichtigen folgereien / so geben sie sich auff schmeen .
O lieber Irenee / machet Argument / setzet alles recht zusamen / was jhr mit schmeen wollet folgeren / so werdet jr selbst sehen / wie jr weder Gott / vnd rechte Bekenner der war heit / so lesterlich stürmet . Der Barmhertzige Gott thue euch augen vnd hertzen auff / das jhr sehen vnd zu rück keren möget . Thut jrs nicht / möget jhr ewr abentheur ausstehen .
Der 5. Scrohewisch .
1. Accidens ist ein vnuernünfftig / vnuerstendig vnd tod ding .
2. Die Erbsünde ist die verderbte Natur / so verstendig ist .
3. Derhalben ist die Erbsünde Nicht ein Accidens .
Antwort . Rauschet der Strohewisch nicht / so mag man wunder sagen . Denn er ja so tölpisch vnd vnartig gemacht ist das ein redlicher / der nur bey sinnẽ / leicht sehen kan / das es ein zurissen verworren vnd zerstrewet Narrwerck ist / vnd billich sehr zuuerwundern / das Ireneus so grausam hinein bleset / das es alles von einander fleugt vnd steubet / das ist / das er leppische vnd vngereimpte Schlussreden sich vnderstehet / für Gottes vnd der Christenheit augen zubringen .
Kan ers nicht besser / so möchte er wol jnne halten . Verstehet er etwas / so mag er sich schemen / raspelt er nur anderer Narrerey zusahmen / wie es sich fast lesset ansehen / so zeucht er jme doch Sünde vnd schande vber den hals .
Fürs erste / aber ist Maior / das ist / die erste proposition nicht uniuersalis sed partioularis , das ist / sie ist nicht von allen dingẽ war die ein Accidens alicuius respectu sein / oder genennet werden . Darumb so hincket der Strohewisch herein / auff eitel particularibus propositionibus , vnd hat keine enthaltung oder verbindnis . Denn der Maior müste von allen Accidentibus war sein .
Rationale & brutum , das ist / vernünfftig vnd vnuernünfftig wird geredet von Thieren / welche leben haben / vnnd nicht von allen Creaturen oder gaben Gottes . Als die affectus / die bewegungen im hertzen / lieb / hass / freud / trawrig keit / Item gelert sein / messigkeit / gerechtigkeit / sind Accidentia , vnd nicht substantiae oder Wesen / vnd können doch nicht bruti motus oder bruta dona / das ist / vnuerstendige bewegunge oder gaben genennet werden . Darumb bestehet Maior nicht .
Item / Der böse geist / so er einen Menschen besitzet / ist nicht in ansehen seines eigenen Wesens / sondern in ansehen vnd betrachtung seines einwohnens in einem andern Wesen / darin er sitzet / Accidentaliter / das ist / zufelliger weise in einem Menschen . Vrsachen sind diese . Denn derselbige böse Geist / so er in einem Menschen / durch Sottes verhengnis wohnet / ist ja nicht des Menschen Wesen selbst / ist auch nicht ein teil desselben Wesens des Menschen / vnd ist wandelbarlich im selben Menschen / also das er heraus durch Christi Krafft kan vertrieben werden . Der böse Feind aber da er an vnd für sich selbst betrachtet wird / ist er ja freilich selbst ein Wesen vnd darzu verstendig .
Dieses Exempel brauchen wir derhalben / weil es sich hieher wol reimet / denn aus der Sünde ist das hehr komen / das der böse Feind die armen Leute offtmal greulich besitzet .
Item / der böse Geist ist in der Schlangen gewesen im Paradis / vnd hat durch das Thierlin geredet / vnd Euam verführet . Da hat der leidige Teufel in der Schlangen / Accidentaliter gewohnet / Denn er ist nicht der Schlangen wesen selbst gewesen / vnd ist wandelbarlich darin gewesen / wie den solches die Eigenschafften der Accidenten / das ist / der zufelligen dinge sind / wie alle gelerte wissen .
Gleicher gestalt wachsen bisweilen Würmer im Menschlichen Lejbe / es kriechen Schlangen etlichen in den hals. Dieselben Würmer aber / sind ja gegen die Substantz vnd Wesen der Menschen zurechen / Accidentaliter im menschen / vnd sind gegen dem Menschen in der gestalt vnd betrachtung / wie sie damals im Menschlichen Wesen sind / ratione in habitationis , zufellige ding / Accidentia .
Die sind aber offtmals nicht tod / sondern Lebendig /
nagen / fressen / vnd thun dem Wesen des Menschen schaden . Vnd ob sie gleich an vnd für sich selbst / jre eigene Wesen haben / da man sie selbst betrachtet / jedoch respectu illius inhabitationis in homine , das ist / wẽ mã sie betrachtet in deme / das sie im Menschlichen Wesen sind / so sind sie gegen demselben / weil sie im Menschen sind / Accidentia zufellige ding / vnd sind nicht das Wesen der Menschen selbst .
Dieses sagen wir so deutlich / das nicht die Manicheer zwacken / vnd schreien / Ey sol der Teufel / die würm im bauch / nun eitel Accidentia sein ? Nein / so leren wir nicht / den wenn du sie für sich alleine sui respectu betrachtest / so sind es substantiae , Wesen . Aber in habitatio ipsorum est Accidens , sic ratione & respectu in habitationis hic considerantur , & dicuntur Accidentaliter esse in alijs . Das ist jre ein wohnung in einem andern Wesen / ist ein zufellig ding / vnd so ferne redet man hie von der Sachen .
Derhalben so fellet vnd portzelt dahin das band des Strohewischs / Was solte den der Strohewisch an sich selbs halten ?
Fürs ander / Siehe lieber Christ den Minorem / die 2. proposition an / Denn one Jamern / vnd one billichen zorn kanstu sie nicht anschawen oder bedencken . Wenn ein kind in der schulen also stolperte / vnd alles durch einander würffe würde man sagen / Da trag den Esel zur straffe / bis du es besser machest . Nun ist es ein kleglich ding / das man in hohen Sachen Gottes / für der Kirchen / sich solcher vnartigen reden nicht sol schemen .
Denn siehe doch drauff / Minor / die ander proposition solte / nach vnd auff die erste proposition also lautten .
Die Erbsünde ist vernünfftig / verstendig / vnd nicht Tod .
Aber die were den Manicheern zu blos / zu hesslich / vnd
zu abscheulich . Denn wer hat jemals in Gottes Wort / oder in rechten Büchern der Christlichen Kirchen gelesen / Das die Erbsünde sey eine vernünfftige vnd verstendige Creatur ? O es begreiffet sehr viel / ein vernünfftig vnd verstendige Creatur sein . Denn vnter allen Creaturen / so Gott in der Welt geschaffen hat / sind nur zwo art / welchen die Eigenschafften / Nemlich vernünfftige vnd verstendig sein / werden zugeschrieben / Nemlich den Engeln vnd den Menschen .
Solte nun die Erbsünde / ein vernünfftig vnd verstendig ding sein / so müste sie eine Creatur / vnd ein geschepff Gottes sein / vnd entweder eine geistliche Substantz oder Wesen / oder eine leibliche haben / oder aus beiden zusahmen gesetzt sein .
Diese Erbsünde aber hat Gott nicht geschaffen / weder im anfang der Schepffung / noch hernacher / sie kömpt nicht von Gotte / sie gefellet Gott nicht wol / er wil sie tilgen / vnd bey sich im Himel nicht leiden .
Sondern der leidige Teufel ist eine vrsache der Erbsünde / vnd haben die Menschen wider Gottes Befehl dem Teufel gehorchet .
Darumb ist es ein greulicher Schwarm der Manicheer / das sie reden / schreiben vnd drücken dürffen lassen / Die Erbsünde sey ein vernünfftig / verstendig ding oder Creatur / vnd lestert solche lere Gott im Himel / machet entweder Gott zu einem Schepffer der Sünden / oder den verdampten Teufel zu einem Schepffer eines vernünfftigen / verstendigen Wesens / welches doch beides wider Gottes wort / vnd in der Christenheit mit nichten zu leiden .
Nun es hette sollen Minor / wie angezeigt / fein richtig nur also lautten / die Erbsünde ist ein vernünfftig verstendig ding Aber siehe ferner drauff / wie Ireneus / weil er in der manicheer Schule gehet / vnd seine zunge / welche fast
grob / lernet nach dem Manicheischen Schwarmgeist / auff eine newe weise krümmen vnd lencken / wie er sagen wir / den brey im maul vmbwendet / weil er sich allenthalben brennet / vnd verdrehet es gar meisterlich also :
Die Erbsünde ist die verderbte Natur / so verstendig ist .
Antwort darauff / Wieueil sol man oder wil man doch in diese proposition brewen / drehen / stecken / wirren ?
Die Erbsünde ist subiectum / das ist / das stücke / dauon man etwas sagen sol . Ist die verderbte Natur / ist Vnum praedicatum , eines das man dauon saget . So verstendig ist / das ist / das secundum praedicatum , das ander so von dem ersten stück geredet wird .
Nun ist aber solches nicht ein kindischer Feil / Sondern eine seine fürsetzeliche mutwillige schalckheit / das man deñ einfeltigẽ alles hat wollen durch einander brewen / weil viel einfeltige / solchen tück vnd vnartigen betrug nicht mercken noch verstehen möchten . Denn die lügen müssen mit der gleich en tückischen rencken beybracht werden / weil sie sonsten nicht können bestehen .
Es hat aber dem armen Flicker / in den Strohewisch freilich gemangelt das wörtlin Wesen oder Natur / Derhalben so rumpolt vnd geuckelt er aus seiner taschen / Mum mum / quid pro quo , vnd wil es mit groben plumps / sagen wir / subtilen griffen fein einbringen / vnd setzet fein one scham / das jme gebricht / mit in die proposition / Nemlich / ist verderbte Natur . Da hastu die vrsache dieser geuckeley / die sol niemand mercken / one alleine denen Gott augen gibt .
Vber das / so kan nicht alleine der Erbsünde nicht zugeschrieben / noch von jr geredet werden / das sie vernünfftig
sey : Sondern es ist so fern diese proposition auch vnrecht / nemlich .
Die Erbsünde ist die verderbte Natur .
Denn die Erbsünde ist kein Wesen / kein Natur / kein Substantz / keine Creatur / kein geschepff Gottes des Allmechtigen / wie droben erwiesen / Sondern ist eine verderbung der Natur vnd des Wesens des Menschen .
Verderbt sein : Vnd : Natur oder Wesen sein : Ist eben also wenig eines oder einerley geredet / als wenn man saget :
Kranck sein : Vnd : Ein Mensch / oder ein Wesen sein . Denn welcher Mensch ist so vnsinnig / der da wolte sagen Kranck sein / ist so viel als ein Mensche sein / vnd ein Mensche sein / ist so viel als Kranck sein . Solche phantasten müsten ins Narrenheuslin gewisen werden / vnd nicht in der Leib oder Seelertzte Schule .
Das ein Mensch ein Wesen oder Natur sey .
Das Menschlich Wesen verderbet sey .
Das Menschlich Wesen wegen der verderbung / für Gott Sündig sey / vnter seinem zorn / vnd der verdamnis / so er nicht widergeborn ist .
Das die verderbung im Menschlichen Wesen gros sey / vnd Leib vnd Seele eingenohmen habe vnd verderbet .
Das die verderbung in Mutter Leibe angeboren werde auff alle Kinder / so von Man vnd Weib hehrkomen / etc .
Diese reden sind alle recht / war vnd bestendig . Aber folgende reden sind falsch vnd vnwahr .
Die Erbsünde ist Substantz / ein Wesen .
Die Erbsünde ist das Menschliche Wesen .
Die Erbsünde ist die Seele selbst .
Die Erbsünde ist eine Creatur / ein Geschepffe .
Die Erbsünde ist ein vernünfftig verstendig ding .
Die Erbsünde ist die verderbte Natur . Denn wenn man sagt verderbte Natur / so wird zweierley in eine rede geschlossen / Nemlich verderbet sein vnd Natur sein . Nun können solche nicht einerley sein eigentlich zu reden / wieman in Streitten sol thun . Vnd ist alhier die Heuptfrage / wie Ireneus selbst setzet .
Ob die Erbsünde sey ein Wesen
Man disputirt oder streittet nicht darüber :
Ob das Menschliche Wesen verderbt sey . Denn solches ist gewis vnd recht Aber das die Sünde sey ein Wesen / das ist Manicheisch / falsch vnd Gotteslesterisch .
Wolan / was hastu nun an dem Minore oder der ander Proposition der folgereyn Einen zurissenen vnd verwirreten Stroh oder Irrewisch . Ist es denn nun nicht Sünde vnd schande / das manso vnuerschempt vnd gantz geuckelerischer weise / in solchen hohen Sachen sol vmbgehen ?
Zwar wir vnd alle rechtgleubende Christen / werden mit diesen lamen / zötigen / lümpichen / zurissenen Flickwercken / durch Gottes gnade in der Warheit gesterckt / das wir sehen / wenn die armen vorfechter vnd flicker der Gotteslesterischen Manicheischen Lere / gleich alle jre Kunst / rencke / rücke / schien vnd lestern daran strecken / doch können
sie nichts auffbringen / vnd stellen sich selbst gleich als an den pranger / Das man jhre thorerey vnd Schwindelgeisterey mus sehen vnd erkennen . Gott helffe jhnen zu recht . AMEN .
Der 6. Strohewisch .
Kein A ccidens wird essentialiter durch aus in alle I ndiuidua suarum specierum , durch fleischliche geburt geerbet / eodem gradu .
Die Erbsünde wird auff alle Kinder durch aus von Vater vnd Mutter / durch die fleischliche geburt geerbet / Christus ausgenomen .
E rgo . So kan die Erbsünde nicht ein A ccidens sein .
Antwort . Das sol abermal ein Meisterstücke sein / wenn es einfeltige Leute lesen oder hören / die kein latein gelernet / so sollen sie dencken . Traun das mus gut ding sein / denn das ich am aller meisten solte verstehen / das ist Lateinisch .
Aber wenn ein Strohewisch rauschet / ist es nicht so viel / als wenn Gott redet Derwegen wolauff Kempffer mit deiner Rüstung / wie beweisestu deinen Maiorem / die erste proposition oder rede ? Wo sind deine gründe : Wiltu aus diterich von Bern / oder dem altẽ Hiltebrand / oder aus Vrsi vnd anderer Historien / solches erhalten ? Denn Gottes Wort ist dir alhier verschlossen / vnd hast keine hülffe dauon zugewarten .
Wir sagen aber starck vnd steiff / die erste rede in dem Strohewisch / sey ein gereusche vnter zurissenen Strohelmern / vnd sey nicht wahr . Wer sol denn beweisen ? Ireneus .
Fürs ander sagen wir / das Ireneus sol alle species , das ist / alle art der Creaturen / welche darzu von Gott erschaffen
vnd begabet sind / das sie sich vermeren sollen / ansehen / so wird er in allen befinden / das viel eygenschafften sind / welche im Natürlichen vermehren / von dem Eltern auff die iungen Thürlin / als nachkomen / werden gebracht .
Die tückische bossheit kriegt Fuchs Reinicke von seiner Mutter in seine Natur / vnd also sein gantzes geschlechte . Die grausamheit / kriegt Grimmhart von seinen Eltern . Die reubische art kriegen alle Lewen von jren Eltern / die einfeltige liebe des Schefflins gegen seinen Hirtẽ / empfahen alle Schefflin von jren Eltern . Die böse art zu stelen / kriegen alle Raben / Kraen / Dolen / Meisen etc. von jhren Eltern / etc . Also haben alle Thiere jre art vñ eigenschafften / so sie in jhrem Wesen / von jhren Eltern ( das wir also von den pahren reden ) Natürlich in jhrer leiblichen geburt bekomen .
Darumb nünpt vns nicht wenig wunder / das Ireneus so vnbesonnen hinein rauschet / vnd Gottes schepffung in seinen Creaturen / so für augen stehen / so trotziglich leugnen darff . Denn alle species , alle art der Creaturen / alhier offentlich Ireneum der falschen rede beschüldigen / vnd als einen reformirer vnd Meisterer Göttlicher Werck beklagen .
Fürs dritte / hastu alhier widerumb einen falschen griff im Minori / in der andern proposition . Denn er setzet nicht nur ein subiectum , ein stück / dauon er wil etwas sagen . Als Erbsünde / Sondern setzet noch darzu / oder verderbte Natur .
Solches aber ist eine gauckeley / den er wil seinen Manicheischen Schwarm jmer mit einbrocken / vnd ist :
Erstlich wider den Beschlus / darin alleine auff ein stück / nemlich auff das subiectum oder wort Erbsünde / wird gefolgert . Denn also folgert Ireneus . E rgo . So kan die Erbsünde nicht ein A ccidens sein . Da hastu nun einen tückischen
betrieglichen griff / das mehr in die andere proposition geschoben wird / denn im Beschlus zubefinden .
Darnach ist noch nie erwiesen / das Erbsünde vnd verderbte Natur einerley weren .
Erbsünde vnd verderbung der Natur / das sind wol einerley / Aber verderbung vnd Natur ist nicht einerley / Also ist auch Erbsünde vnd Natur nicht einerley / Item / verderbte Natur vnd Erbsünde / ist nicht aller ding einerley / wie oben gesagt .
Wo fehret nun der rauschende Strohewisch hin ? In die Mistpfütze / da liegt er am besten / Deñ er taug nicht heu ser oder scheunen damit zudecken / weil er gantz faul ist . So mag er auch dahin fahren / vnd lasse die Christliche Kirche / welche kein Sew oder Kühestall ist / mit frieden .
Der 7. Strohewisch .
1. Was der heilige Geist in der Newgeburt vnd vernewerung abthut vnd tödtet / das ist eigentlich Sünde .
2 In der Newgeburt wird nicht allein ein A ccidens sondern fürnemlich die verderbte Natur / abgethan vnd getödtet .
3. Darumb kan die Erbsünde nicht ein A ccidens sein .
Antwort . Wer wil das zurissene Stroh / darin Ireneus sich verjrret vnd verwirret / zusamen lesen ? Denn es siehet ja ein jeder / das es nichts an einander hengt . Aber also müssen alle / so da Irrthume wollen verteidigen / von den Wirbelwinden vnd Schwindelgeistern vmb einen rinck geführet werden / das sie ja nichts richtigs vnd klares fürbringen / Sondern alles verwickelt / das man nicht weis wo aus oder ein Die warheit aber ist dagegen liecht vnd klar / vnd der kan ein jeder Christ mit gutem hertzen beyfallen .
Denn Matorem oder 1. proposition lassen wir passiren .
Die Minor aber oder ander proposition ist zum theil im Windwirbel vnd Schwindelgeist verschlagen vnd verwirret / zum teil auch sonsten falsch .
Die Windsbrauth ist : Wie man gewöhnlich einen Windwirbel nennet / da auch offt der Böse sein spiel innen hat : Das in der Widergeburt die verderbte Natur abgethan vnd getödtet werde Denn in dem Wirbel da weistu einfeltiger Christe nicht / wie man diese rede verstehen sol / Nemlich das die verderbte Natur abgethan vnd getödtet werde . Denn solche rede nicht in Gottes Wort gegründet ist / auch nicht breuchlich ist in den reden / vnd Schrifften der reinen lerer der Christlichen Kirchen .
Im Tauffbüchlein stehet diese rede nicht / sondern also betet man aldar . Das durch diese heisame Sindfluth an im ersauffe vnd vntergehe alles was jm von Adam angeborn ist / vnd er selbst darzu gethan hat .
Vnd im Catechismo . Die Tauffe wircket vergebung der Sünden / erlöset vom Tod vnd Teufel / vnd gibt die ewige Seligkeit etc .
Item : Es bedeut das der alte Adam in vns / durch tegliche Rew vnd Busse sol erseufft werden / vnd sterben mit allen Sünden / vnd bösen lüsten / vnd widerumb teglich heraus komen vnd aufferstehen ein newer Mensch / der in Gerechtigkeit vnd Reinigkeit für Gott ewiglich lebe .
Alhier sagt D. Luther fein / das der alte Adam sind die Sünde vnd böse lüste im Menschen / die sollen sterben vnd erseuffet werden Item / dernewe Mensche sey Gerechtigkeit vnd Reinigkeit / wiees den S. Paul . auch erkleret / Ephes. 4.
Falsch ist der Minor oder die . proposition in deme / das er das mit wil einbrungen / als solte in der Widergeburt vnd Ernewerung / die Natur oder das Wesen des Menschen abgethan vnd getödet werden .
Dieses aber ist wider das verdienst Christi . Denn Christus hat mit seinem verdienst vñ blut vergiessen / das mensch liche Wesen nicht abgethan oder getödtet / wie aus diesem Schwermerischen Minore folget / Sondern er hat dasselbe erhalten / vnd die Sünde von vnserm Wesen abgethan / vnd den Tod vnd Teufel gewürget / vnser Wesen aber lebendig gemacht .
Also thut die heilige Tauffe / die Widergeburt vnd Geistliche ernewerung des Menschen / nicht vnser Wesen ab / Sie tödten auch nicht vnser Wesen / Sondern wie Gottes wort vnd D. Luther / vnd alle reine lerer leren vñ bekennẽ / macht die Tauffe vnser wesen rein von Sünden / weschet vnser wesen von Sünden / bringt vnserm wesen vergeben der Sünden .
Item die Tauffe tödtet nicht vnser Menschlich Wesen / Sondern sie machet vnser Wesen lebendig / heilig gerecht .
Derwegen ist es eine grausame Gotteslesterische Lere Irenei vnd der jtzigen Manicheer / das die Tauffe sol vnser Menschlich wesen abthun vnd tödten .
Die Tauffe ist ein siegel der gerechtigkeit / vnd ein gnadenbund / darinnen das verdienst Christi / vns wird zugeeigenet / geschenckt vnd gegeben / nemlich / vergebung der Sünden leben vnd seligkeit .
Aber des Gesetzes ampt vnd krafft ist / das es tödtet vnd würget .
Derwegen sehen alle Christen / das der arme Ireneus / weil er in den Manicheischen Windwirbel gerathen / vnd sich darinnen vmbdrehen lesset / auch frey darff die Lere von der Tauffe vnd der Widergeburt / verkheren / vñ die zum gesetze ziehen / als das sie das Wesen des Menschen tödte vnd würge .
Nein / nicht also lieber Irenee / jhr seid im Irrwege / das gestehen wir euch nicht / Sondern die Tauffe nimpt denn Tod von vnser Natur vnd Wesen / vnd gibt vns das Leben .
Das die heilige Tauffe abthut vnd tödtet / ist nicht vnser Wesen / Sondern die Sünde vnd der Tod / wie vnser Catechismus leret / die sollen hinweg gethan vnd gewürget werden . Aber vnser Natur vnd Wesen / sol von denselben feinden erledigt vnd lebendig / heilig vnd gerecht gemacht werden Den Christus hat mit seinem leiden nicht die Menschen erwürget / sondern lebendig gemacht . Das blut Christi reiniget vns von allen vnseren Sünden . 1. Joh. 1.
Derhalben ist dieses klar / in der Tauffe vnd widergeburt / wird nicht vnser substantia , essentia , Natur / Wesen weggenomen oder erwürget / Sondern M alum quod est in essentia , das Böse / so in dem Menschlichen wesen ist .
Das ist wol war / Die verderbung wird aus Menschlichem Wesen abgethan in der Widergeburt / doch nach erklerung der Schrifft . Denn man vberkömpt vergebung der Sünden / vnd eine newerung wird angefangen durch den heiligen Geist .
Aber verderbte Natur / vnd verderbung ist nicht einerley / vnd ist das eine schraub rede / oder Cothurnus vnd pundschuch der Manicheer / das sie die wort nemẽ / auff das sie jren Schwarm verdrehen vnd verbergen mögen . Gewis aber vnd klar ist dieses :
Das die Tauffe Menschlich Wesen nicht abe thut oder würget / wie Ireneus dichtet / Sondern erhelt / ledig von Sünden / vnd lebendig machet .
Ob aber gleich ein Manicheer sich wolte tummeln vnd vberwerffen / vnd fürgeben mit der zusamen gesetzten
rede / Nemlich verderbte Natur / wolte er die verderbung der Natur alleine verstanden haben / das doch auch nicht recht geredet were / So ist doch aldar die Antithesis / das gegen einander gehalten werden / A ccidens , vnd verderbte Natur / damit angezeigt wird / das Natur oder Wesen / vnd A ccidens alhier gegen einander gehalten werden / alleine das er wie ein Geuckeler pfleget / ein wörtlin darzu hat gesetzt / das jhme zum Spiegelfechten / vnd zu geuckeln fein bequem hat gedüncket .
Bissher ist erwiesen / mit Gottes hülff / das beides die Minor / Die 2. proposition verworren / vnrichtig / verschlagen / vnd auch an jhr selbst jrrig / falsch vnd vnrecht ist / vnd stehet lerern der Kirchen Gottes nicht wol an / so wetterwendisch vnd betrieglich / ja auch so falsch reden .
Letzlich ist die C onclusion , der Beschlus die dritte proposition auch auff die folgerey gerichtet / wie ein faust auff ein auge . Denn du weder in Maiore oder Minore / weder in der ersten oder andern proposition hast das Wort Erbsünde .
Es solte aber dieses subiectum conclusionis , das erste stücke des Beschlusses / stehen in subiecto M inoris in dem ersten stücke der ander proposition . Da stehet es nicht . Aber Ireneus / der stürmet / windet dringet es hinein nach seiner Stürm art .
Darnach solte das praedicatum conclusionis , das ander teil im Beschlus / stehen in Maiori in der 1. proposition / da ist es auch nicht zufinden .
Daraus erscheinet / das Ireneus so jrre im kopffe ist / oder aber sonsten so wenig auff Argumenta sich verstehet / das erthut wie die bösen / vngeschickten Ertzte / die geben quid pro quo &c . Also raspelt Ireneus zusamen was er erhaschet / vñ machet Schlüsse / Gott gebe es gehe / folge / reitte /
fhare / klappe oder treffe oder nicht / da ist kein schew noch scham . Wolan so mag es schande sein / das man solche Ner rische / vngereimpte Argument machet / das wenn ein Beanus in der Schulen solche fürbrechte / so müste er denn Esel gewis mit billichem hohn vnd spot tragen .
Zurück / zurück Irenee / die Göttliche Warheit / wird von solchen KIKAKS geschreien / nicht können vberwunden vnd vmbgestossen werden Wir dancken Gott / das er der geschwinden vnd grimmigen Manicheer thorheit lesset an tag komen / auff das jederman sehe / was für böse sache sie haben .
Der 8. Strohewisch .
1. Was ein Wesen ist / das kan nicht ein Accidens sein . 2. Die Erbsünde ist des Menschen verderbte Wesen . 3. Darumb ist sie nicht ein Accidens . Antwort . Da hörestu lieber Christlicher Leser den pracht / das der Stroherne / stürmerische man dahin schnur ret / vnd rauschet greulich / vnd beweiset lautter nichts . Sondern fehret in die Philosophiam hinein wenn er wil / vnd wider heraus wenn er wil / mit vngewaschenẽ henden / blind vnd toll / vnd beweisset mit der that / das er wenig dauon verstehe .
Erstlich aber ist Maior / die erste proposition indistincte posita , das ist / one erklerung gesetzt / ja so schlecht anhin geredet / one betrachtung / wo die worthingehen vnd sehen / vnd bestehet auch nicht .
Denn sie ist nur so fern wahr vnd recht / Wenn man eigentlich wesen vnd A ccidens gegen einander helt . Wenn man aber ein A ccidens nicht respectu substantiae , in qua est , das ist / nicht gegen de wesen darin es ist / Sondern respectusui ipsius betrachtet / das ist / was dasselbige an vnd fürsich selbst ist / so
kan diese rede so in der 1. proposition begriffen / nicht bestehn / als zum Exempel / wie vorgemeldet .
Der böse Geist / ist A ccidentaliter , zufelliger weise in der Schlangen / vnd ist nicht der Schlangen Wesen selbst / ist auch nicht ein Stück desselben Wesens / vnd kömpt wider aus dem Wesen der Schlangen . Also ist der Böse Geist / respectu serpentis gegen der Schlangen gerechnet / ein A ccidens in der schlangen was nemlich die Inhabitationem , diese einwonung belanget vnd betrifft .
Aber wenn man den Bösen Geist respectu sui ipsius betrachtet / das ist / was derselbe an vnd für sich selbst sey / so ists klar / das er ein sonderlich / geistlich wesen sey .
Daraus ist zuuerstehen / das Maior sol vnd mus limitirt / vnd geortert werden .
Fürs ander / Minor / die 2. proposition / ist ein Geucklers posse / da etwas mehr hinein vnd darzu kömpt / denn in subiecto M aioris im ersten teil der 1. proposition stehet . Denn da solten einerley wort zusamen treffen vnd mit einander gleich stimmen . Aber da sagt Meister Ireneus Mum mum / vnd wirfft noch ein wort darzu / nemlich verderbte .
Er solte sagen also . Die Erbsünde ist des Menschen Wesen / So greifft er in den Keuckel sack / vnd geuckelt hinan / verderbte Wesen .
Ist aber das redlich / ehrlich / Christlich / auffrichtig gehandelt ? Maiorsagt vom wesen / Minor sagt vom verderbten wesen ? Welcher ist so alber / so tol / so töricht / wenn einer fürgebe vnd sagt ein Schaff / vnd ein reudig Schaff / das were gantz vnd gar einerley / der sich solches wolte bereden lassen ? Wenn einer einem ein Schaff verkeuffte / vnd darnach daher geuckelte / vnd sagte / da bring ich euch ein reudig schaff / Denn in meiner sprache / wenn man sagt ein Schaff / vnd ein reudig Schaff / so ist es gantz gar einerley /
würde nicht der keuffer sagen / Nein traun lieber gesell / bey mir heisset es nicht einerley ein schaff / vnd ein reudig schaff .
Also ist ein Apffel vnd ein fauler apffel / ein taler / vnd ein böser Taler / ein haus vnd ein böse haus / ein Pferd / vnd ein böse siecht / krancks pferd / ist ja nicht einerley .
Derwegen ist solches nicht ein geringer betrug / das man also fein listig vnd tückisch hinein geuckelt / vnd den Leuten anschmieret / das nicht darzu gehöret / noch dennoch sol es kunst sein / vnd man schreibt darbey / das ist Maior / das ist Minor / das ist conclusio , die einfeltigen zu narren / vnd ist zwar bey verstendigen ja so lecherlich / als jhener vngeschickte Maler ein Jacht malet / vnd niemand konte erkennen / was ein bawm oder thier war / da schreib er darzu / das ist ein fuchs / das ist ein hase / das ist ein hund / den sonsten hette es niemand gewust .
Vber das hat auch sonst Ireneus nicht erwiesen ausser diesem gereusche / das die Erbsünde solte die verderbte Natur selbst sein .
Derwegen so zusteubet vnd zerfleuget auch dieser Strohewisch / der kein band hat damit er zusamen hengen möchte .
Der 9. Strohewisch .
1. Was bewerte Theologen / aus gutem grunde der heiligen Schrifft / verwerffen / ist nicht für gesunde Lere anzunemen .
2. Luther / Amsdorff / D. Basilius Monner / die Düringische E xules , Die Prediger in der Graffschafft Manssfeld / die Theologen zu Linda / verwerffen das A ccidens .
3. Darumb ist diese Lere / peccatum est A ccidens , nicht für gesunde lere anzunemen .
Antwort . Das sol das grosse Bundstroh sein / das der Stroherne kempffer zu letzt herfür weltzet / vnd hat alle seine macht daran gewendet .
Wir sagen aber deutlich A particulari &c . Wenn man nur etliche erzelet / da folget noch nicht aus Alle / Nemlich das alleso thun oder leren . Denn der zornige man / darff gleichwol nicht setzen . Alle Gottselige / frome / reine Lerer haben solches / wie Ireneus fürgibt gethan . Fürs erste .
Fürs ander ist Minor / die 2. proposition nicht von allen / so er anzeucht / war / vnd ist eine offentliche anzeigung / das er sich nicht scheme mit lügen seine böse sache zu schmücken / das wollen wir fein nach einander mit Gottes gnediger hülffe besehen vnd auch darthun .
Lutherus sagt er / schreibet inn Galat . cap . 3. To. 1. fol. 93 . Ein Sophistischer Theologus / kan von der Sünde anders nicht reden / denn ein Heydnischer Philosophus dauon zu reden pflegt / Nemlich also / Q ualitas henget oder klebt in der substantz / wesen oder subiecto . Derhalben wie die farbe an der wand hangt vnd klebt / Also auch die Sünde in der Welt / fleisch oder gewissen . Derwegen mus man sie durch widerwertige bewegunge auswaschen vnd tilgen / nemlich durch die liebe . So ferne citirt Irenens .
Antwort . Ist das nicht ein recht Stroherne gerausche / als solte D. Luther sagen / Die Erbsünde were nicht ein A ccidens ? Solte nicht ein solcher falscher zeuge billich gestrafft werden . Deñ je der liebe Luther hier nicht redet alleine von der Erbsünde / sondern von allen Sünden / die im menschen sind / als böse gedancken / böse lust / hass / neid etc . Ja es stehet fürher / vnd folget hernach in einem paragrapho . N ullum peccatum est amplius in mundo , keine Sünde ist in der welt mehr . Da redet er von allen Sünden / welche durch das tewre verdienst Ihesu Christi sind auffgehaben vnd abgethan . Derwegen ist das eine falsation / eine grobe teuscherey vnd verfelschung des texts / das ers fein auff einerley art Sünde / die jme zu seinem rauschẽ dienlich / mit freuel vñ gewalt zeucht .
Die ander falsation textus Lutheri / das ist / vnartige verselschung der rede Lutheri ist / das er den statum scopum , sententam , die heupt vnd richtige meinung bösslich verkeret vnd verdrehet . Denn D. Luther helt die Theologiam vnd Philo sophiam in dem puncte gegen einander .
S. Pauli Theologia / spricht D. Luther / lere also / Das keine Sünde / kein Tod / keine vermaledeiung nu mehr in der Welt sey / Sondern sie sind in Christo / welcher das Lamb Gottes ist / das der Welt Sünde hinweg getragen hat / wel cher ist worden ein fluch / das er vns vom fluche erlediget . Diese wort D. Luthers mercke wol . Denn sie sind nicht aus dem Gesetz / das da saget was Sünde sind / vnd vns derselben beschüldiget / genomen / Sondern aus dem Euangelio / welches leret / wie Christus habe alle vnsere Sünde auffsich geladen / getragẽ / gebüsset / dafür genug gethan . Das ander teil der gegen einander haltung ist diese :
Die Philosophia vnd vernunfft aber leret dargegen / Die Sünde / der Tod / die vermaledeiung / sind nirgend denn in der Welt / fleisch oder in den Sünden .
Vnd da setzet D. Luther vrsachen vnd Erklerungs weise / was die Philosophia vnd vernunfft meinet deñ eine Q ualitas , sey im Wesen oder subiecto , wie nun eine farbe an der wand klebe / vnd könne durch vnd mit widerwertigen farben ausgeleschet werden . Also klebet die Sünde auch in der Welt / im fleisch oder Gewissen / vnd könne durch wider wertige bewegungen / als durch die Liebe ausgeleschet vnd abgetgan werden .
Solche wort D. Luthers wollen so viel / die Philosophia siehet den Artikel des Glaubens nicht / das alle vnsere Sünde von vns hinweg genomen / vnd auff Christum gelegt sind / das / was das bezalen für die Sünde anlangt /
niemand dieselbe tregt noch tilget / denn Christus alleine . Dauon weis freilich die P hilosophia vnd vernunfft gantz vnd gar nichts .
Item es straffet billich D. Luther der P hilosophiae vnd vernunfft Narrerey / das die Sünde im Menschen nur klebe / wie ein farbe an der wand . Das ist freilich nicht war . Denn Gottes wort zeiget an / das die Erbsünde den gantzen Menschen an Leib vnd Seele verderbet vnd verunreiniget habe .
Derwegen ist freilich die Sünde im Menschen / nicht eine solche geringe Q ualitas , so nur am Menschen hienge wie ein rahm / eine schwertze / oder wie theer oder Schmiere am ra de . Sondern sie ist Leib vnd Seele durchkrochen / durchdrungen / hat alles eingenomen vnd verunreiniget .
Darnach straffet D. Luther billich Philosophiam vnd die vernunfft / das sie meinet / man könne die Sünde contrarijs motibus , durch die liebe / als vnser eigen Werck tilgen vnd von vns bringen / wie man dinten vom angesicht / oder knoblauch vom Magneten / wie jhener Philosophus sagte / weschet / Sondern das alleine Ihesus Christus Gottes Son / mit seinem tewren blut solches hat sollen thun .
Daraus ist offenbar / das es ein fauler vnartiger / betrieglicher posse ist / das man also einen staub mit faulen Strohe anrichtet : D. Luther sagt / Die Sünde sey nicht eine solche Q ualitas wie die Philosophi dauon reden / das sie nur am Menschen klebe / wie eine farbe an der wand .
E rgo . Darumb so hat D. Luther simpliciter schlecht vnd gantz vnd gar gesagt / die Sünde sey aller dingekeine Q ualitas . Denn höret Irenee / keret etliche bletter vmb eben
im selben Tomo / vnd leset was D. Luther fol. 534. b. in Psal. 90. schreibet :
Siue igitur peccatum QVALITATEM , siue morbum uocaucrimus , profecto extremum malum est &c .
Das ist :
Man nenne nun die Erbsünde eine Q ualitatem / oder eine Kranckheit / so ist es fürwar ein gros vbel etc .
In diesen worten verwirfft oder verdampt ja Doctor Luther mit nichten / das man die Erbsünde eine Q ualitatem nennet / Sondern lesset es nach / man nenne es Q ualitatem oder eine Kranckheit / alleine das man es freilich eine grausahme vnd verdamliche Q ualitatem sein lasse / wie sie auch ist .
Die dritte falsation des Texts Lutheri ist / das Doctor Luthers wort / gar deutliche vnd starcke Argument vnd gründe geben / das die Erbsünde nicht sey ein Wesen / vnd Ireneus mit starrigem gemüthe / gar eine widersinnische mein ung hinein zwingen vnd dringen wil .
Denn D. Luther ja mit ausgedruckten worten wol zweymal setzet / peccatum non est amplius in M undo , Die Sünde ist nicht mehr in der welt / Sondern in oder auff Christo . Nun sind aber die Substantiae humanae , das ist / Menschliche Wesen in der Welt / nicht alleine derer die nicht widergeboren / Sondern auch derer / denen jhre Sünde durch Christum vergeben werden / denen jhre Sünde weggenomen sind etc . Derwegen sagt D. Luther nicht / das die Sünde sey substantia ein Wesen .
Item / er sagt vnsere Sünde sey in Christo / auff Christo . Da werden die Menschliche Substantz oder Wesen beschrieben / als von denen die Sünde genomen / vñ auff Christum geleget sind . Nun sind aber nicht der Menschen Wesen auff Christum gelegt / sondern jre sünde wie die schrifft zeuget .
Item / Er saget / Christus habe vns vom fluch erledigt . Derwegen ist der fluch vnd vnser Wesen nicht einerley .
Item / Christus hat der Welt Sünde hinweg genomen . Da ist ja die Welt / vnd die Sünde der Welt nicht einerley . Die Welt hat die Sünde in vnd auff sich . Christus hat nicht die Welt / das ist / die Leute getragen / Sondern die Sünde der Leute / auff das er die Leute / die Menschen / die Menschliche Wesen / von der Sünde frey / ledig vnd loss machete .
Hieraus erscheinet nun vnd ist offenbar / das Ireneus felschlichen vnd verkehrlichen die wort D. Luthers anzeucht / vnd mit nichten kan erweisen / das D. Luther geleret habe / Die Erbsunde sey kein A ccidens .
Noch eins setzt er . Lutherus sage in Genesi / die Original Gerechtigkeit ( denn so gibts Ireneus nach seiner freyheit ) sey connaturalis , der Natur eingepflantzt oder eingeschaffen gewesen . Item sey nicht als ein geschmuck oder gabe dem Menschen zugegeben / wie etwan ein krantz einem schönen Jungfrewlin auffgesetzt . Item sey Natürlich / Wesentlich / von der Natur vnd Wesen . Also auch die Erbsunde .
Antwort . Dieses ist im Buche von der Erbsünde / in A ntidoto , in zeugnissen Lutheri / vnd anderen mehr / nach aller notdurfft aus den Worten Lutheri selbst widerlegt . Denn die Manicheer D. Luthern für Gott vnd der welt vnrecht thun .
Denn D. Luther mit nichten sagt / das die angeschaffene Gerechtigkeit sey Substantz / das wesen des Menschen selbs vnd nichts anders .
Er sagt auch nicht / das die Erbsünde sey eine Substantz / ein Wesen .
Er sagt auch nicht in diesen worten / Das die Erbsünde
nicht sey ein A ccidens / vnd solten alle Manicheer sich auffblehen wie die frosche / vnd mit jrem Koaken zerpersten .
Sondern er sagt / die erste angeschaffene gerechtigkeit sey C onnaturalis , das deudschet Ireneus selbst / der Natur eingepflantzt oder eingeschaffẽ . Nun ist nicht alles was Gott dem Menschen in die Natur gepflantzt oder eingeschaffen hat / ein wesen / Denn weisheit vieler ding / liebe gegen Gott / vnd dergleichen / sind Adam angeschaffen vñ eingepflantzt gewesen von Gott / aber sie sind nicht gewesen substantiae / das ist / Wesen / der Leib oder die Seele selber / ob sie gleich in derselben gewesen :
D. Luther sagt / es sey nicht etwas gewesen / das von aussen darzu komen / vnd abgesondert sey gewesen von der Natur / Sondern sey in der Warheit Natürlich gewesen / also / das es Adae Natur war Gott lieben / an Gott gleuben / Gott erkennen .
Er saget sie sey N aturae , vnd de N atura , der Natur / vnd von der Natur gewesen .
Solches erkleret er mit dem gleichnis / wie es den augen Natürlich ist / das sie das liecht sehen .
Aus solchem ist klar / das D. Luther nichts anders wil sagen / denn die Erbgerechtigkeit sey in Adams Natur oder wesen gewesen . Item er braucht auch das wort Natur alhier biss weilen für eigenschafft / als das er sagt / Natürlich ists den augen das sie sehen / das ist / es ist jhr eigenschafft von Gott eingepflantzt / vnd heisset alda nicht N aturalis so viel / als es ist ein wesen des auges sehen / oder das sehen im auge ist ein Wesen . Das auge an sich selbs ist zwar ein substantz oder wesen / das verstehet jederman . Aber die krafft vnd macht zusehen / ist nicht das wesen selbst des auges / son dern seine eigenschafft / so jme von Gott eingegeben vnd angeschaffen . Das gesichte vergehet wol bissweilen / vñ bleibt
doch die Substantz oder wesen des auges / ob es gleich die krafft zusehen nicht hat / vnd verletzet ist .
Also sagt D. Luther / Wenn man das auge verwundet / wird die Natur verletzt / das ist / es verleuret seine eigenschafft zusehen .
Ireneus der setzet weidlich hinzu one alle schew vnd rothe Denn da D. Luther sagt fuisse uere N aturalem , da bringt / wirfft / setzet Ireneus viel mehr wörter die einfeltigen zubetriegen hinein / nemlich das sie connaturalis , Natürlich / Wesentlich / oder von der Natur vnd Wesen des Menschen / da er doch wil vnd sol ein Dolmetscher sein . Behüte lieber Gott / der solte wol einem Dolmetschen / vnd einbrewen / das man sein lebenlang nicht gedacht hette . Aber Schwermern gehets wol hin / wie sie meinen / daruon vnd darzu zuthun .
Es sagt D. Luther / die Erbgerechtigkeit sey de eßentia vom wesen gewesen / vnd die Sünde sey jtzt auch vom Wesen . Aber solches sind phrases / das ist sondere reden Lutheri / die er mit deutlichen worten ausredet / das wie die Erbgerechtigkeit nicht ist ausserhalb dem wesen des Menschen gewesen . Eine vberleye gabe / abgesondert vom Menschen / Sondern in dem wesen des Menschen durch vnd durch / Also sey auch die Erbsünde nicht ausser dem Menschen / wie ein krantz auffen kopffe / nicht ein abgesondert ding vom Menschen / Sondern sey im Wesen des Menschen drinnen .
Daher nennet im selben Text D. Luther die Erbsünde eine C orruptionem , eine verderbung vnd sagt .
H ic ea CORRVPTIO describitur , quae successit O reginali Iusticiae & gloriae . Das ist / Alhier wird die verderbung beschrieben / welche der Erbgerechtigkeit vnd Herrligkeit nachgefolget .
Item er saget daselbst : Sicut lepra carnem inficit , ita Voluntas & ratio per peccatum sic uitiata est , ut non solum non diligat am-
plius Deum , sed fugiat & oderit eum , Das ist / wie ein Aussatz das fleisch vergifftet / also ist der wille vnd die vernunfft durch die Sünde verderbet / das sie nicht alleine Gott nicht mehr liebet / Sondern jn auch fliehet vnd hasset .
Item / Er sagt noch klerer , H aec sie in carnem nostram sunt implantata , hoc uenenum sic late per carnem , corpus , animam , neruos , sanguinem , per ossa & medullas ipsas , in uoluntate , in intellectu , in ratione diffusum est , ut non solum eximi plenè non possit , sed ne quidem agnoscatur peccatum esse .
Item / M anet quidem N atura , sed multis modis corrupta . Item / M anent in N atura membra eadem sed & c. turpia & inhonesta &c .
Das ist .
Dieses ist also in vnser fleisch gepflantzet . Diese Gifft ist so weit durch das Fleisch / Leib / Seele / Adern / Blut / durch Marck vnd Peine / im willen / im verstande in der vernunfft ausgegossen / das sie nicht alleine nicht volkomen kan heraus genomen werden / Sondern auch nicht für Sünde erkant wird .
Item / Die Natur bleibt zwar / Aber mancherley weise verderbt . Item / Es bleiben einerley glieder / Aber etc. vnfletig etc .
Diese wort geben ja D. Luthers meinung klar / das er mit nichten / mit seinen sonderlichen phrasibus oder art zureden / leret / als solte die Erbsünde eine Substantz / oder das wesen selbst sein .
Denn er sagt ja / Die Erbsünde sey eine Gifft durch fleisch / Seele / Adern etc. gegossen . Demnach folget ja vn widersprechlich / vnd ist offenbar / das D. Luther mit nichten saget / Die Erbsünde sey das fleisch selber / die Seele selber / Sondern es sey ein Gifft / welches in denen allen stecket .
Item / Er sagt / es sey der Aussatz / vnd das V itium , der schade im Wesen des Menschen .
Solches vbergehn die Manicheer fein stilleschweigend / zwacken etliche wortlin heraus / vnd verdrehen dieselbe mit ketzerischer kunst / das sie jren Ketzereien vnd Schwer mereien sollen dienen .
Es saget D. Luther recht / das die N aturalia , das ist / was vns Gott angeschaffen / non integra , das ist / nicht gantz vnd vnuerrückt blieben sind .
Ireneus setzet auch / flicket / dichtet / drehet / windet / schreibet / dringet in den Text D. Luthers viel dings / das wider die wort vnd meinung Lutheri ist .
Letzlich spricht ja Luther. Cap. 1. in Genesin mit klaren worten .
Caro lepra peccati deformata est .
Das fleisch ist durch den Aussatz der Sünden verstellet vnd verderbt .
Daraus ist ja offenbar / das D. Luther sagt die Sünde sey der vnflath / welcher das fleisch verderbet hat .
Das fleisch aber sey das / so verderbet ist worden .
Derwegen leret er nicht / das die Erbsünde sey substantia ipsa , das Wesen selbst .
Wil sich denn Ireneus gar nicht schemen / das er / in so vielen vnd greulichen falsationibns , das ist / verfelschungen ergrieffen wird ? Aber er ist fast zu weit hinein / Gott helffe jme .
Weil auch Ireneus offentlich vnd gar mutwillig Lutheri wort vnd meinung verkehret / auch seinen vnflath hinein schmieret / vnd gleich als die Landbetrieger pflegen zuthun / Meusedreck vnter Pfeffer menget / so machet er Absurda auff seine meinung / wie er jhm selber treumet / vnnd nicht nach Lutheri meinung . Derwegen lerne
Ireneus Gott fürchten / oder er wird jmer je tieffer fallen / vnd in dem wüsten Mehr der Manicheischen Schwermerey stickend vnd stinckend bleiben vnd ersauffen . Denn es leider das ansehen gewinnen wil / als wolte er keine warnung noch lere annemen .
Es hat auch der Arme Stürmer die vnartige weise / das er nur in das Felt schreiet / vnd nichts erweiset / lesset die Argument stehen / vnd schemet sich für keinen lügen .
Er schreiet daher / So die Erbgerechtigkeit nur A ccidens , so mus das Wesen nicht zu Gottes Bilde geschaffen sein . Aber Irenee / wenn grobheit weisheit were / so weren die einfel tigen grawen thiere die klugesten . Es ist nicht einerley / die Erbgerechtigkeit ist ein Wesen / vnd das Wesen des Menschen ist zu Gottes Bilde geschaffen . Schwermer vñ wahn nwitzige Leute / als die Manicheer sind / welche Gott mit blindheit schlecht / die lassen jre thorheit also herfür kucken / das man bey solchen schellen die Thier kennet .
Er schreiet / das daraus folge / das der Mensch nur ein Sünder was die A ccidentia betrifft / vnd nicht was das wesen anlangt .
Antwort . Ist das nicht eine feine tölpische verleumbdung . Die kranckheit ist ein A ccidens , derwegen ist der mensch nur in A ccidentibus kranck / vnd nicht an seinem Wesen oder Leibe . Wer leret aber / das die Sünde ausser dem Wesen des Menschens sey / vnd sey ein separatum , seiunctum , semotum quippiam , etwas abgeson ders / sonderliches / das für sich sey vnd bestehe ? Denn ob es gleich separabile malum wie es D. Luther nennet / vnd den Manicheern ein gebrant leid im hertzen ist / das ist / ein vbel ist das kan abgesondert werden vom wesen des Menschen von Gott dem Allmechtigen / doch ist die Sünde nicht etwas / wenn sie vom wesen des Menschen abgethan ist .
Derwegen folget gar nicht / Die Sünde ist ein A ccidens . Drumb ist die Natur oder Wesen nicht verderbt / Ja weil sie im Wesen wonet / Wie S. Paulus leret / so verderbet vnd verunreiniget ja / verdampt sie auch das wesen / so dasselbe nicht geistlich new geboren wird .
Er schreiet ferner / Es folge das das Wesen an sich selbst gut sey . Antwort / verleumbdische der Schwermer schreien / sind keine beweisungen So lange die Sünde im Menschen ist / so ist das wesen nicht gut / das machet die Sünde / wenn aber die Sünde aus dem Wesen kömpt / so ist das Wesen nicht mehr vnter Gottes zorn / wie auch S. Paul. Roma . 6. leret .
Wir vberkomen aber in der Widergeburt vergebung der Sünden / vnd die zugerechnete Gerechtigkeit / durch den Glauben an Christum / vnd also wird die gantze person für Gott Gerecht geschetzt vnd gehalten / weil dieselbe im Glauben das schöne hochzeitliche Kleid an hat / ob gleich in der Natur die Kranckheit der Erbsünde noch in diesem Leben vbrig bleibt . Solche gnade haben wir durch Christum / wie S. Paul redet / Nun ist nichts verdamlichs in denen / die in Christo Ihesu sind / Roma . 8.
Es wird auch durch Krafft vnd wirckung des heiligen Geistes / eine geistliche newerung in vns angefangen / das wir anheben als Kinder Gottes / Gott zu lieben / ehren / preisen etc .
In der Aufferstehung der todten aber / wird die Sünde aus den Gleubigen gantz vnd gar / aus Leib vnd Seele gereiniget vnd gefeget / vnd eitel Gerechtigkeit jnen gegeben werden .
Darnach verkehret der Manicheer / nach art des Geistes / fein vnuerschempt D. Luthers vnd anderer rechtleren-
den Wort / das der Teufel ein Gifft in die Menschen ausgossen Da sagt Doctor Luther noch wir nicht / das ein sonderlich Wesen / dem Menschen eingegossen sey / wie jhr Irenee nach einer freuelischer weise vnd vnart hinein flicket / vnd einen zusatz gebet / ewre lügen zu stercken / man Lere / ein sonderlich / ein sonderlich Gifft sey eingegossen / Das Wörtlin Sonderlich / sol euch zu ewr betriegerey dienen / so jhr doch wol wisset / das man wider euch Manicheer leret / Das die Sünde sey kein Substantz / kein Wesen / Sondern sie sey im Menschlichen Wesen / vnd hab dasselbe verunreiniget vnd verderbet / welches man auch vergifftet heisset .
Er schreiet ferner / Weil die Sünde ein A ccidens , vnd die Natur gut / so hette Gottes Son nicht dürffen Mensch werden / noch Menschliche Natur erlösen .
Antwort . Solte der arme schreier solches in ein Argument fassen / so würde er seine eigene schande leicht sehen . Aber so mus man ins Feld ruffen vnd lestern / darnach das maul wischen / vnd daruon streichen . Es ist aber ein vnartiger betrug / der da heisset fallacia compositionis & diuisionis . Den wenn er höret / die Sünde sey nicht Substantia , ein Wesen / sondern ein A ccidens , eine Erbseucheso im Wesen des Menschen darinnen ist / so schwermet der Geist herein vnd trewmet . Die Sünde sey auff dem prockels berge vnter denn zeuberern / Aber der Mensche / sey in der Hundsgassen wohnhafft . Denn solchen Geistern ists alles frey vnd sicher zu dichten zu geiffern / vnd zu schreien .
Darnach ist es eine feine Meisterliche verleumbdung vnd verkehrung / Denn Doctor Luther leret aus Gottes Wort / vnd wir auch / das Gottes Werck sey das Wesen des Menschen / der noch heutigs tags / denn Menschen das Wesen gebe . Die Sünde aber sey nicht Gottes Creatur / geschepff / Werck / Sondern der Teufel ist ein vrsacher
der Sünde vnd die Menschen . Demnach müsse man Leib vnd Seele / nach jhrem Wesen / Gottes Werck / Creatur / vnd geschöpff lassen sein . Die Sünde aber sey von den Eltern / weil jhr Sahme mit Sünde verunreiniget ist .
Demnach ist Leib vnd Seele Gottes Werck / wie wir mit den Kindern in den Catechismo im andern Artikel des Glaubens bekennen / vnd so ferne als man an Leib vnd Seele Gottes Werck betrachtet / was Gotte zueignet vnd gehöret / als dem Schöpffer / kan vnd sol niemands Gottes Werck böse heissen .
Die Sünde aber vnd bossheit / die im Menschlichen Wesen sticket vnd ist / vnd wird von den Eltern den Kindern auffgeerbet / ist böse / vnd weil dieselbs im Wesen auffgeerbet wird / so ist es recht vnd war / das wegen desselben vnflats des gantze Wesen des Menschens vnrein / vnfletig / vnheilig / vnter Gottes zorn vnd verdampt ist / wo Chri stus nicht hilfft .
Weil denn die Sünde so tieff im Wesen des Menschen ist vnd sticket / vnd Leib vnd Seele durch vnd durch durchkrochen vnd verdampt machet / so hat fretlich Ihesus Christus für den gantzen Menschen gelidden / denselben mit Gott dem Himlischen Vater zuuersöhnen / vnd das Wesen / die Substantz / Denn Leib vnd Seele / so er geschaffen vnd gemacht / von Sünden zu erlösen / zu reinigen / zu fegen / vnd wider gerecht / heilig vnd selig zumachen .
Daraus kan ein jeder Christ spüren vnd sehen / wie vnartiger verlevbdungen / verkehrungen vnd lügen sich die verirreten Manicheer befleissigen / das sie ein wenig jhre schande mögen bedecken / vnnd die so jhnen mit Gottes Wort vnd gutn gründen widerstehen / beklicken . Aber es
gehöret allen falschen lerern / solche Kunst vnd freuel von art wegen zu / weil aller Schwermer Geist dauon den Namen tregt . Darumb sie sich sollen dafür entsetzen / vnd durch Gottes gnade auffmercken / waserley Geist / vnd wo er sie hinführete . Gott helffe denen zu helffen ist .
Demnach ist auch die Narrerey mutwillig gesucht vnd nichtig / als solte daraus folgen / die A ccidentia würden alleine alterirt . Denn wir sagen mit nichten / das die Erbsünde alterirt werde / wie etliche Manicheer freydaher schwer men / Die Erbungerechtigkeit / müsse in Gerechtigkeit / verwandelt werden / welches greuliche Gotteslesterung ist . Es wird nicht die Erbsünde erlöset / auch wird nicht die Erbsünde ernewert / wie aus dem Manicheischen schwarm folget / Sondern das wesen des Menschens wird von Sün den erlöset / vnd wird ernewert / Darumb ist es eine geuckeley / Die Erbsünde ist ein A ccidens , drumb werde nur ein A ccidens erlöset . Noch schemen sich solche verwirrete Leute nicht .
Ferner schreiet der verirrete Ireneus / Die Sünde werde damit verkleinert / weil sie ein A ccidens vnd nicht ein Substantz oder Wesen sein sol .
Antwort . Was ist die consequentz / vnd wie hengt solches aneinander ? Aber schreien das sol genug sein / ob es gleich mit keinem Wort Gottes / oder mit bestendigen Schlussreden zuerweisen . Wir sagen aber / das es keine verkleinerung der Erbsünde / da man sagt vnd leret / das sie nicht sey ein Substantz oder Wesen / Sondern sey ein solch A ccidens , Erbschade / Erbseuche im Wesen des Menschen / die Leib vnd Seele durch vnd durch verunreiniget / durchkrochen / verderbt / vnd verdamlich gemacht / vnd das kein Mensch dieselbe hat tilgen vnd ablegen können / Sondern
der eingeborne Son vom Vater / der hat darumb sollen Mensch werden / leiden vnd sterben etc .
Das aber die Manicheische Lere / als were die Erbsünde ein wesen / solte die Sünde gros machen / ist eitel Manicheischer betrug vnd Schwermerey / Denn mit Gotteslesterung / wird ja freilich die Sünde gemehret vnd grösser gemacht / aber nicht nach der Schrifft vnd Gottes willen . Es ist aber eine greuliche Gotteslesterung / sagen / das die Erbsünde sey Substantz / das Wesen des Menschen selbst . Denn Gott wird zu einem Schepffer der Sünden gemacht . Das heisset die Sünde heuffen .
Vnd was wollen doch die verkehreten Manicheer sagen / Eben sie verkleinern die Sünde am allermeisten / denn sie dürffen frey sagen .
Wenn sie sprechen / Sünde sey Substantz oder wesen / bedeute es nicht den gantzen Leib vnd Seele . Sondern nur das fürnemeste drinnen .
Item die Erbsünde sey die Seele .
Sie sey der fürnemeste grad der Seele .
Sie sey das hertze .
Sie sey der abgrund des hertzens etc .
Nun ist ja das ein offentlicher Schwarm / das die Erbsünde nur solte ein stücke des Menschen / vnd nicht die Menschen gantz vnd gar angehen vnd betreffen . Denn die Seele ist nicht der gantze Mensche . Abgrund des hertzens / ist nicht der gantze Mensche / etc .
Daraus folget / das eben diese Schwermer / die Erbsünde auff das aller schendlichts verkleinern vnd nicht gros machen / nemlich / nach Gottes wort .
Das endlich Ireneus setzet / D. Luther sage in seiner
Bekentnis Tomo . 3. fol. 50 . Die Erbsünde sey nicht ein gebrechen / sendern alzu grosse Sünde / das verkehret der verjrrete man greulich / als hab er wollen sagen / es sey kein A ccidens welches denn Luthero nicht im traum fürkomen / schweige das er es solle geschrieben haben . Denn D. Luther daw der streittet / Das die Erbsünde nicht eine geringe schwachheit sey wie das wörtlin V itium , gebrechen bisweilen pfleget zu heissen / sondern eine grosse Sünde / vnd sagt D. Luther alhier mit nichten / das die Erbsünde substantia , ein Wesen sey .
Herrn Amsdorffij seligen brieff belangend / welchen er anzeucht / ist dieses die richtige Antwort . Erstlich das solcher Brieff ein priuat schreiben / vnd ob er gleich macht gegeben / solches andern zu weisen . So hat er doch solches nicht wollen durch den druck offentlich / als eine gewisse lere / lassen ausgehen . Nun ist es viel ein anders / prinaem an gute freunde schreiben / vnd conferirñ oder seine meinunge sagen / vnd etwas in druck der gantzen Christenheit vberantwortẽ Darzu were es vnbillich / alle Herrn Amsdorffs oder auch anderer priuat schrifften / darinnen etwas freier / bissweilen auch nicht bedechtig genugsam / geredet oder gesetzt word / so als decreta , vnd offentliche leren heifür zu bringen / vnd solte sich Ireneus vnd andere dieser vnartigen weise schemen / vnd wissen das es die Natur nicht leret / schweige den das es auch wider Gottes wort .
Fürs ander ist Herr Amsdorffs gemüth daraus zu spüren das es noch in diesem stücke hange / vnd nur conferire disputire / sich mit seinen freunden vnterrede / weil er diese wort jetzet Zum Wesen .
Ist das nu ein A ccidens , so ists vor war ein starck A ccidens , welches eine Creatur etc endern kan .
Ja freilich Irenee ist die Erbsünde ein starck A ccidens , welches keine Creatur hat endern können / Sondern alleine Ihesus Christus .
Es zeucht auch Ireneus die Weymarische Disputation / darun Illyricus das A ccidens verworffen / vnd D. Museus Illyrico in der Vorrede gut zeugnis gibt .
Antwort . Illyricus hat one Rath / bewilligung / geheis der andern gegenwertigen Theologen solches gethan Er ist auch in continenti , als balde darumb von etlichen den andern Theologen besprochen / welche solche seine Lere improbirt vnd getadelt .
D. Museus aber lobt Illyricum secundum quid , da er zu loben . Man lobt auch Augustini opera , ob gleich viel darinnen ist / das man improbirt vnd straffet / vnd bestetigt daselbst Museus nicht die Lere / Das die Erbsünde ein Wesen sey / vnd was er jtzt dawider hat lassen im druck ausgehen / ist offenbar .
Was die Graitzische Bekentnis anlangt / loben sie Illyricum darin / vnd so fern er recht gethan / vñ ehe er so tol vnd töricht / die verdampte Lere der Manicheer / als solte die Erbsünde ein substantz oder Wesen sein / mit vielen andern greulichen Irrthumen / verteidigt vnd gemehret hat . Denn wenn der gerechte von der gerechtigkeit abfellet / wie Illyrico leider in diesem stücke durch Gottes verhengnis geschehen / so sol man aus Gottes Befehl solches sagen vnd straffen / Wie Ezechiel leret .
Darzu / da etwas vnbedechtig / aus vnuerstande gesetzt / lieber welcher Gott leret / das so man durch des guten vnd gütigen Gottes gnade solches verstehet / das man vnrechte wort vnd meinung / Hartneckig vnd starrig verteidingen sol ? Heisset das nicht wider Gott leren / die Sünde wie zu Sodoma preisen / vnnd nicht GOTTE welcher bekehrung vnd liebe zur Warheit wil haben / Sondern dem leidigen Teufel gehorchen / welcher die seinen in Finsternis / Irrthum vnnd Sünden wil steiff vnnd
feste behalten ? Nein lieber Irenee / komet mit solcher predigt / das man mehr sündigen solle / vnd frey in Sünden vnd bösen meinungen verharren / alhier nicht hehr / solches ist nicht von Gotte / Sondern von einem Antitheo .
Vber das bezeuge ich D. Timotheus / Das in derselben schrifft / wider meinen willen hinein gesetzt / als solte die Erbsünde nicht ein A ccidens , Sondern substantia sein / vnd habe auch in der andern Schrifft / so gefolget / mit arsgedruckten / dürren worten / mich erkleret / da solches nicht solte ausgelassen werden / Könte ich nicht willigen meinen Namen hinzu zu thun / darauff es den aussen gelassen . Derwegen ich für Gott vnd aller Welt bezeuge / das ich nur den Manicheischen Schwarm / Als solte die Erbsünde ein Substantz oder Wesen sein / niemals hab gefallen lassen / vnd sol mich Ireneus / ob Gott wil / weder durch sein vngeheur stürmen / noch durch sein liebkosen bereden / solcher verdampter Lere der Manicheer bey zufallen / vñ ist etwa in worten etwas versehen / da doch das hertze allezeit dem Manicheischen Irrthum feind gewesen / so sol vnd wil ich es nicht loben / noch verteidigen / Sondern wil gerne die wort corrigirn / auff das die Warheit Gottes bestehe vnd erhalten werde . Denn bestendigkeit in Irrthum / ist kein lob / sondern Sünde vnd schande .
D. Basilium Monner betreffend / ist derselbe ein Doctor Juris ciuilis gewesen / vnd ist nicht breuchlich in der Christlichen Kirchen / das die Theologi oder lerer des Gött lichen Worts / die Lere / so sie gleuben vnd dem Volcke nach Göttlichem befehl fürtragen sollen / von den Juristen lernen . Ist ein Juriste from / ist löblich / Aber leren in der Kirchen fürschreiben / ist jme nicht befohlen .
Darnach ist es ein vnartig ding / eines Testament / das er heimlich gemacht / also in der Christenheit one seinen befehl vnd willen für seinem tödlichen abgang / ausruffen / vnd den guten Man zu difamiren / als solte er Manicheische Lere gebillicht vnd bestetigt haben . Wir halten es auch dafür / die Erben haben solcher heimligkeit stürmerische offenbarung keinen gefallen . Aber der zornige / vnd stürmende Ireneus / sol vnd mus alles zu hülffe anruffen / was vber vnd vnter der Erden ist / denn er schmieret / kleistert vnd klecket an einer faulen / hangenden / bösen wand .
Des Irenei confutation , der Victorinischen Synergia halben / lassen wir geschehen / das er sein Buch lobet / vnd viel dings / das damit sol vor gewesen sein / da es doch an etlichen mangelt / rhümet . Wir sagen aber / das wir noch heutiges tages Die verdamliche vnd vnrechte Lere de Synergia , vom mit wircken des Natürlichen Menschens in geistlichen Sachen / welche V ictorinus mit verdreheten worten geleret / nicht loben oder billichen können / Sondern verdammen vnd straffen / Laut der Confutation , im Thüringischen Corpore D octrinae begrieffen .
Wir sagen auch / das in gemeltem Buch Irenei / die Lere / Als solte die Erbsünde ein Wesen / vnd nicht ein A ccidens sein / nicht so klar / deutlich / vnd kentlich gesetzt / das man solches darin hette mercken können .
Hat nun Ireneus solchen Manicheischen Gifft fein verborgener weise vorsetziglich mit einschleiffen wollen / vnd wie ein Vogelsteller / die Leute so nicht gedancken von solchem betrug vnd verforteilen hetten / vberschnellen vnd fangen / ists vns leid / vnd stehet jme der vnartige Rhum gantz vbel an .
Das er von andern seinen Büchern rhümet / vnd seine argwahn setzet / als solte die Wigandus auch gesehen haben / ist ein Ireneischer vngegrünter Wind / der da leichtlich verschwind .
Das er auch heimliche sachen / aus einer priuat vnd heimlichen handlung / offentlich sprenget / das thut er one befehl ja auch wider denn willen des Superintendenten zu Eissleben M. Hieronymi Mencelij / vnd ist ein gantz vnredliche / böse / streffliche that / das Ireneus anderer Leute priuat schrifft / ohne jhre / ja wider jhre bewilligung darff offentlich machen . Wer sol Leuten trawen / wenn sie in priuat Sachen solche vntrewe beweisen Vnd hat M. Mencelius nur damit wollen zur collation vrsache geben . Es ist auch solcher anfang / durch Gottes gnade aus Gottes Wort vnd bestendigen vrsachen gnugsam vnd bestendiglich als balde wider legt / vnd fein deutlich angezeigt / was mangels darinnen . Aber wir sind nicht gesinnet / der Bruder vngefehrliche collationes , so vnerbar vnd vnbrüderlich offentlich zu machen / vnd zu traducirn / wie der vnbesonnende / Stürmende / zornige Ireneus thut . Vnd ist gnug das er mit diesen vñ andern stücken / den Manicheischen schwarm zieret .
Wir wissen aber Gott lob vnd Ehre / das der Ehrwirdige M. Mencelius / Superintendens der Graffschafft Mansfelt / die lerer der Kirchen zu Eissleben / Hecksteth vnd viel mehr / mit gantzem ernste den Manicheischẽ schwarm / Als solte die Erbsünde Substantia ein Wesen sein / Verdammen / vnd dagegen die Lere / das die Erbsünde ein A ccidens sey / für recht achten . Ob nun gleich einer oder zwene / oder wenig / jrrige meinunge helffen bekleistern / das
ist nicht wunder . Denn vnter den zwöff Jüngern Christi / auch einer lermen vnd Ergernis anrichtet .
Das er die zu Linda anzeucht / ist die Antwort / Das keines Menschen Zeugnis / jrgend einen Irrthum kan bestetigen . O nein Irenee / es gehöret Gottes wort vnd starcke gründe darzu / wenn man eine Lere sol / als Göttliche Warheit erkennen vnd annemen .
Das Ireneus D. Marbachium anzeucht / ist gewiss / das weil Illyricus wunderbarlich seine meinung fürgegeben / er ein zeitlang geduldet / daruon disputiret / Aber nun nach deme er erfahren vnd jnne worden / das er die eigentliche Manicheische Schwermerey verteidige / so ist er mit Illyrici meinung mit nichten zu frieden / Sondern verdamnet sie ernstlich .
Er Nathanaelis Disthingers Schrifft / offenbaret auch Ireneus wider seinen des autoris besehl vnd bewilligung / vnd beweiset widerumb aldar ein vnrichtig stücklin / wider die Brüderliche trewe in priuat gesprechen / da man noch hanget vnd disputiret . Solch crimen uiolatae fidei , kan von keinem Christliebenden gelobet werden .
Darzu weis Ireneus nun zu guter massen wol / das Er Nathanael / der Warheit nachgeforschet / vnd dieselbe durch Gottes gnade ergrieffen / vnd die Manicheische lere / Als solte die Erbsünde ein Substantz sein / verdampt / vnd gantz vnd gar nicht damit ferner helt . Ist das nun nicht ein gantz vnchristlich stücke / das Ireneus / diese priuat schrifft / so schendlich publicirt / sich zu einem vntrewen Bruder machet / vnd darzu ein ander falsch zeugnis gibt / als solte er noch der Manicheischen meinung anhengig sein . O schemet euch der bösen / vnartigen stücklin . Deudschen Theologen stehen sie nicht wol an .
Solewre falsche vnd böse Lere / durch solche wege / mit heimlichen / mit prinat Schrifften / da die Leute gleich die jrrige Lere verwerffen / beschönet vnnd bekleistert werden / so mus Haut vnd Haar nicht gut daran sein . Denn sonst dürffte es solches Flickwercks vnd zusahmen stoppelns nicht .
Letzlich / so rüsselt auch Ireneus die Bekentnis im Colloquio zu Altẽburg / wider die Synergiam gestellet / an . Aber Gott lob / er gruntzet gleichwol so viel dabey heraus / das sie nicht ausdrücklich darin zubefinden . Auff seinen argwohn nun / ist nichts zugeben Denn was solte ein solcher verjrreter Man recht ansehen oder verstehen ?
Hiemit beschleusset Ireneus das Stücke / aber also / wie Salomon sagt / Das ein Böse Weib / sey perpetuum Stillicidum , eine stetige trauffe / denn er ist gantz vnd gar in dem Manicheischen Irrthume verjrret / Darumb kirret vnd kuckucket er jmer wider einerley herfür / vnd spicket solches mit greulichen Schmeworten / wie es sich denn in solchen Sachen / vnd bey solchem wirbelgeiste gebühret .
Derwegen so mag die Windsbraut jmer hin sich kreuseln vnd verdrehen / es ist Gott hab lob vnd ehre dargethan / vnd genugsam gleich als mit fingern geweiset / das die folgereien / so der Arme Ireneus / mit grosser mühe zusahmen getragen vnd geschlagen / nichts den eitel Strohewische sein / welche er nicht vermag zusamen zubinden / vnd fliegen die Hallmer vmb den Ströhernen ritter / wo nicht auch Fledermeuse / herumb / das er nicht weis wo er stickt / bleibt / gehet oder stehet . Vnd achten demnach die ausgegossene lesterungen / so hernach in diesem gereusche fol / gen nicht wirdig / das drauff einerley / so droben gesetzt / zu
widerholen / vnd sagen deutlich vnd klar / so Ireneus nicht bessere gründe hat / seinen Schwarm / Das die Erbsünde ein Wesen sey / zuuerteidigen / vnd die widerwertige Lere / die Erbsunde ist ein Accidens , zu widerlegen / so mag er von seinem fürnehmen bey zeit abstehen .
Denn er ja nach solchem Bericht ein wenig mercken solte / wohin er durch denn Wirbelgeist geführet / vnd in was grosse Ergernis er gestürtzet werde .
Wil er aber nicht / ey so sey solches der Christenheit zur erinnerung vnd warnung geschrieben / vnd zu Ehren Gottes des Allmechtigen / vnd zu rechter Bekentnis seiner Warheit / vnd wissen / das solche erbeit / welche wir in Gottes furcht vnd mit gebet gethan / nicht wird vergebens sein im Herren .
Von den Extrauaganten oder Lufftspringen Irenei .
Der verjrrete / vnruhige / erpremste Man Ireneus / blehet sich grausam / vnd wil alles Stürmen vber einen hauffen . Denn jhn ein kleines Würmlein am Hertzen zwacket / das seine Sache müsse böse sein / weil kein recht bestendig noch erheblich Argument von jhme hat können erdichtet werden .
Derwegen so machet er sich hinan / dichtet vnd samlet Irrthume da keine sind / vnd weil jme solche nicht zureichen wollen / soflicket er auch etliche offenberliche lügen hinan . Denn wie die Sache ist / so ist der Geist / vnd wie der Geist ist / so folgen wort vnd that hernach .
Nun achten wir solche leppische anzepfung nicht werd einiger langer widerlegung / Ireneus der widerlegt sich selber hiermit offentlich genugsam / vnd machet sich für Gott vnd aller Welt ewiglich / wo er nicht Busse thut / zu schanden / in deme er das weisse zu schwartz / das liecht zur Finsternis / die Warheit zur lügen machen wil / Dawider Gott wehe schreiet . Esa 5 .
Demnach wird die gantze Christenheit den vnartigen Schwarm Irenei sehen / erkennen / vnd verdammen / beide das er viel warhafftige Lere verdampt / vnd etliche lügen / wider vnsere Bücher / so in der Christenheit offenbar sind / so freuelhafftig aussprenget .
Denn sind dieses nicht rechte / warhaffte vnd bestendige leren lieber Christ ?
1. Das bilde Gottes im Menschen / Ist nicht die substantz oder Wesen gewesen / Sondern in des Menschen Substantz vnd wesen / eine schöne weisheit / eine herrliche Gerechtigkeit vnd heiligkeit / schöne vnd fertige krefften / eine fürtreffliche Herrschafft vber die Thiere / vnd ein ewig selig Leben ?
2. Das der Mensch nicht nach dem Wesen des Leibes oder der Seelen / sey das ebenbilde Gottes gewesen / Sondern nach den stücken / wie jtzt erzelet / vnd trifft solche rede nur der vorigen gantz vnd gar vberein ?
3. Das des Menschen Natur nicht also gentzlich vnd aller ding mutirt oder verwandelt sey / wie ein guter Oelbawm in einen wilden / oder Silber in schaum . Denn es ist ja eben das vorige Indiuiduum / der vorige Leib vnd Seele blieben / ob gleich die Geistliche Weissheit / reinigkeit / Gerechtigkeit etc. hinweg / vnd derselbe Leib vnd Seele
durch vnd durch vnrein / vnheilig / vngerecht / bosshasstig worden ist ?
4. Das eben die Substantz nach dem Fall blieben sey / in allen jren wesentlichen stücken / das ist / eben die vorige Seele / eben der vorige Leib ist blieben . Denn Leib vnd Seele sind des Menschen Substantz vnd Wesen . Aber das weissheit in geistlichen Sachen / reinigkeit / gerechtigkeit / ein selig ewig Leben blieben solte sein / hat vnser keiner niemals gesagt / vnd der Manicheer / wie sehr er erposset vnd entzündet ist / doch kan er es nicht darthun . Ist derwegen dieses mit dem 3. gar eines .
5. Das fleisch sundige nicht für sich selbs / nach deme / vnd so ferne es Gottes geschöpffe ist / Sondern die Sünde / die darein komen vnnd darinnen ist / machet das fleisch sündigen . Item weil die Erbsünde in Leib vnd Seel des Menschen sticket / so richtet sie Sünde an .
6. Die Erbsünde sey causa instrumentalis der wircklichen Sünde .
7. Das niemand in alle Ewigkeit werde beweisen können / das Gott das Hertz oder das fleisch / propter sui substantialitatem , vmb seines Wesens willen / anklage / das ist darumb / das es ein Wesen / oder Creatur vnd geschöpff Gottes ist / Sondern darumb / das es mit der Sünden eingenohmen verunreiniget vnd verderbt ist . Denn wenn der vnflath nicht un Hertzen oder im fleische were / würden sie nicht verdampt / Sintemal die Sünde eine vrsache ist / Das das Menschliche Wesen verdampt wird / Gene . 2.
Diese reden vnd lere / sagen wir / sollen Ireneo vnrecht / falsch / vnd Gottes wort zu wider sein / Daraus erscheinet / das Ireneus das gegenteil für Göttliche Warheit ausruffen vnd haben wil .
Wunder ding aber mag einer selbst lesen / wie Ireneus dawider schreiet Denn er setzet diese vrsachen : Gott hab den Menschen geschaffen / der Mensch sey ja ein Wesen / Derwegen sey auch das Ebenbild ein Wesen . Reime dich Bundschuch . Wer hat tölpischer ding sein Lebenlang gehöret . Es ist ja nicht einerley das Gott Menschen machet / vnd das er sie zum Ebenbilde machet . Gott schaffet noch heutigs Tages Menschen / das ist das Menschliche Wesen / wie vnser Tatechismus leret . Aber nach dem Ebenbildt Gottes werden sie jtzt nicht also / wie ansenglich erschaffen / dauon in andern Büchern weitleufftiger bericht geschicht .
Offenbarliche verleumbdungen .
Es setzet Ireneus auch mit abgewischter scham für den leuten / vnd ohne furcht für Gottes angesicht / etliche vnwarheiten / oder verleumbdungen / das er spricht wir leren :
1 Der Mensche sey nicht ein Bilde des Teufels . Das kan aber Ireneus nicht aus vnseren Schrifften beweisen . Denn ob gleich ich Hesshusius gesetzt / Illyricus sol solche wort vns in der Bibel zeigen / so hab ich doch niemals / noch auch wir andern solche rede gentzlich verworffen / Sondern geleret / das daraus nicht könne erwiesen werden / Das die Erbsünde sey Substantia , ein Wesen / da sitzt es jme / vnd das ist das Nüsslin / daran die Manicheer die zeene ausbeissen .
2. Das vnser Leib vnd Seele für Gott nicht Sünde sey . Wo stehet aber das Irenee ? je sagt Ireneus im Buch Wigandi von der Erbsünde k. 3. a. Denn also verzeichnet ers / da sollen diese wort stehen :
Weil vns den Gott Leib vnd Seel gegeben hat / derwegen ist die Erbsünde nicht Substantia , oder Leib vnd die Seele des Menschen an jnen selbs .
Diese wort setzet Ireneus / vnd machet daraus andere wort / wie es jnen gelüstet / als nemlich so viel sol das sein / als / vnser Leib vnd Seele sey für Gott nicht Sünde . Ey nun dichte / leug vnd treug du Armer Irenee / das dich Gott erleu chte vnd bekehre . Scheme dich in dein Lung vnd Leber / das man also verleumbden sol . Aber solches sey nur geredet / ob sich Ireneus etwas schemen möchte .
3. Des Hertzens wesen sey gut . Wo da Irenee ? Wo ranschet jhr her ? wo stehets ? wie leset jhr ? O soltet jhr vnser worterzelen . Wie soltet jhr euch stinckend machen ? Denn wir vnterscheiden vnter Gottes vnd des Teufels Werck . Leren aber gleichwol / das Leib vnd Seele des Menschen nach dem Fall / mit Sünden durch vnd durch sey verunreiniget vnd verderbt / vnd bedürffe die widergeburt vnd vergebung der Sünden durch Christum .
Zu den Offenbaren verleumbdungen / gehören auch die vermeinten Antilogiae , das ist / widerwertige reden / so der Stürmende Ireneus mit einem greulichen Windbrausen zusamen sich vnterstehet zu treiben . Denn es mangelt jhme an der Warheit / er wird in greulichen Irrthumen vnd Ketztreyen beschlagen / so reisset vnd wirffet er alles mit lügen vnd triegen vber einen hauffen / vnd wolte gerne alle die jenigen / so diesen Gotteslesterischen Schwarm / mit bestendigen gründen aus Gottes Wort vnd dem Catechismo straffen / gantz vnd gar darnider haben / alles verdacht vnd bösemachen . Das man nur seinen Schwarm nicht solte se-
hen / nicht mercken / vergessen / vnd er also vnter dem Staube möchte sicher sein .
Solcher kunst haben sich etwa auch gefliessen die Papisten wider Lutherum / vnd aus seinen Schrifften Antilogias / das ist widerwertige reden wollen anziehen / wie denn auch der Mammeluck Staphylus nach Lutheri Tod gethan .
Aber Lutherus hat solche verleumbder nicht werd geacht / das er jhnen darauff antwortet . Denn solche offent liche lügen / könten aus seinen eigenen Büchern leicht gesehen vnd vberwiesen werden .
Also achten wir dieses nerrische vnd vnerbare vornemen M. Irenei / das er herumb störet / vnd wolte der arme Man gerne vns auff das aller grausameste beklicken / auch nichts Denn vnsere Bücher Gott lob vnd ehr / wer sie nur wil ansehen / widerlegen solche gremplerey / Zwackerey vnd geuckeley Irenei als offenbarliche vnwarheiten genugsam .
Vnd was solten solche verjrrete verwirrete / verdusterte / bezauberte Leute / wie sie S. Paul . nennet / in anderer Leute Bücher rechts sehen / weil sie in den Nerrischen folgereien anzei en / das sie in jhres hertzen sinne zerrüttet sind . Wer trieffende vnd böse / dunckele augen hat / der kan von den farben / vnd sonderlich vom liechte vbel vrteilen / denn er siehet bissweilen zwey liechte für eins / er siehet fewr stralen da keine sind .
Item wie solte Ireneus recht vnsere Schrifften können ansehen / da er doch Gottes wort selbst viel anders ansiehet / vnd vil anders deutet / denn es an jme selber ist / wie droben gesagt Mus deñ vnser HERR Gott selbst in seinem worte sich meistern vnd regieren lassen / wie viel mehr wir armen Schüler Christi .
Derwegen antworten wir diesen lesterungen allen / wir leben Gott lob noch / so lang als Gott wil / vnd sind vns in den stücken / so Ireneus zusahmen schlaudert / gantz vnd gar keiner widerwertigkeit bewust / Sind in solchem streit / vnd in Bekentnis Göttlicher Warheit / durch Gottes gnaden einig / bitten auch vnsern lieben vnd trewen Gott / er wolle vns in erkanter vnd bekanter Warheit / auch hinfürder gnediglich vnd veterlich erhalten / Amen . Amen .
Wir beruffen vns auch auff vnsere Bücher / so in der Christenheit verhanden / vnd wird auff alles / was Ireneus alhier zwacket / genugsam vnd reichlich / durch Gottes hülff geantwortet / Da mag Ireneus / oder andere / so die Warheit gerne forschen / solches lesen . Denn one noth in allen Büchern solchs zu widerholen : Doch sollen ob Gott wil / noch mehr Büchlin / welche zu der lere gehören / in kurtz an tag komen .
In das Ströherne gereusche / gehöret auch die anklage / als solten etliche Sprüche von vns anders angezogen sein / denn von Luthero . Denn da gibt sich der jrre geist so gröblich herführ / das es auch keiner langen widerlegung bedarff .
Denn er sagt / Wigandus lege den Spruch S. Pauli / Die Sündehanget mir an . Roma . 7. also aus . Die Sünde sey etwas boses / so dem fleische anhanget / in demselbẽ steckt / in vnd durch das fleisch wütet vnd tobet etc . Lutherus aber lege es also aus / Der Geistliche Mensch wil gantz das gute thun . Aber der fleischliche henget mir an . Item / Ich wolte gerne gleuben vnd leben / wie ich solte / Aber der alte Sack zeucht mich jmerdar wider zu rücke / das ich jmer mit jm streitten mus .
Lieber Christ / meinstu auch das Ireneus nu mehr / weil
er sich in den Manicheischen Schwarm begeben / bey sinnen sey / Jamert dich nicht seiner / das er widerwertige Stralen / mit seinen bösen / bezauberten augen siehet / da keine sind . Denn Wigandus sagt eben das / das Doctor Luther sagt / vnd D. Luther leret das / so Wigandus lerer .
Eben also schwermet der arme Man / das er saget / Wigandus lege den Spruch / In meinem fleisch wohnet nichts guts / Roma . 7. also aus . Da saget S. Paul von etwas böses / das in seinem Wesen vnd Substantz wohnet / vnd das sey die Erbsünde / die da streittet in vnd wider die glieder Pauli / vnd die glieder Pauli / so widergeborn sind / streitten wider den Feind / die Erbsünde .
Nun mus man dessen gewohnen / ob gleich Ireneus nicht recht allegirt vnd anzeucht / reisset von einander / vnd setzet zusamen / wie jme der Wirbelwind eingibt / denn das ist seine art . Wie hats den Luther erkleret ?
Da setzt Ireneus von erst seine glose vorher / denn er hats macht . Darnach setzet er diese wort Lutheri / Ich finde einen andern Meister in meinen gliedern / der mich zu rück zeucht vnd widerspenstigmacht .
Antwort . Eben das sagt Wigandus auch / Ja sagt Ireneus . Lutherus aber sagt das fleisch gelüste wider den Geist .
Antwort / Das leret Wigandus auch . Denn die Erbsünde würde ohne das fleisch / darinnen sie sitzet vnd wütet / nichts thun können .
Item / damit man den Schwindel vnd Irrthum Irenei desto klerer sehen vnd fast mit henden tappen kan / setzet er aus dem 2. Tomo . Lati. fol. 231. diese wort .
Non ego operor , ille scilicet ego , qui spiritualis sum , sed quod habitat in me peccatum , uidelicet carnalis ille homo . Das ist / So wircke ich das nicht / das ist / Eben der ich / der ich Geistlich bin . Sondern die Sünde so in mir wohnet / nemlich der fleischerne Mensch .
Gott sey danck gesagt . Eben das leren wir alle / das die Sünde so in vns wohnet / das böse wircke / Nemlich der fleischerne Mensch / Denn ein fleischern Mensch heisset nach art der Schrifft / ein Sündlicher Mensch / der mit der Sünden verunreiniget ist . Aber da mangelts Irenee / das jhr noch nicht gelernet hat / noch lernen wollet / das ein mensch / oder Wesen des Menschen / vnd ein Sündlich Mensch / proprie , eigentlich zu reden / nicht aller ding einerley sind . Denn das Wesen ist Gottes Creatur / Aber die vnreinigkeit vnd bossheit darinnen / ist nicht Gottes Creatur . Da solte er Gotte vnd seinem worte die ehre geben / vnd solcher hellen Warheit / nicht so freuel vnd mutwillig widerstehen .
Von den phrasibus vnd art zu reden / so Lutherus gebraucht / ist im Büchlin von der Erbsünde / vnd in andern mehr / so deutlich / hell vnd klar aus den worten Lutheri selbst / das die armen Leute / im hellen Mittage fürsetzlich blind vnd finster sein wollen . Da solte nun Ireneus sich anmachen / widerlegen mit feinen gründen . Aber er wil jrren / vnd mit lestern vnd verleumbden einen grossen stanck erregen / da sol jme niemand wehren .
Wolan leid ist es vns / Aber was nicht wil / mag hinhawen / vnd Gottes zorn vnd straff zu lohn haben . Wolte aber Gott / man kerete noch / ehe denn es zu tieff ver suncken were .
Bissher haben wir zwey Stücke durch Gottes Geist / gnade vnd stercke bewogen / daraus ein jeder Christe / deme Gott die augen auffthut / sehen kan .
Erstlich das Ireneus mit seinen anhengern / gar nicht mit dem geringsten hat können beweisen / die Heuptproposition oder Lere .
Peccatum est Substantia .
Die Sünde ist ein Wesen .
Derwegen so fellet die Braut mit der Haut / vnd mit allem jhrem geschminckten vnd stinckenden dreck dahin / vnd ist vnd bleibt eine falsche / verdampte / verfluchte / Manicheische Bestie in alle Ewigkeit / vnd gehöret nicht in die Kirche Gottes / Sondern in abgrund der hellen zu allen bösen Geistern .
Aus der vrsachen solten auch alle / denen Gottes hulde vnd gnade lieb / vnd gerne wolten Selig werden / diesen Gotteslesterischen Schwarm / fliehen / meiden / vnd verdammen .
Fürs ander / haben wir die arme / geringe / nichtige vnd nerrische vrsache oder folgereien erwogen / damit Ireneus hat wollen diese Warheit vmbstossen :
Peccatum est Accidens .
Die Sünde ist etwas zu felliges .
Wir sind auch gewis / das Christen / denen die Warheit ein ernst / leicht sehen werden / wie die verjrreten Leute / so
gröblich anlauffen / vnd sich selbst mit jhrer thorheit zuerkennen geben . Wolt Gott aber das es nur thorheit weren . Denn es ist darin zusehen / wie sie sehr offt mit greulichen Gotteslesterungen vmb sich werffen .
Nun ist noch vbrig die Historia / wie doch Ireneus / vnd seine drey Gesellen / aus Thüringen abgeschieden . Dieses Stück wollen wir auch kürtzlich verrichten .
Das dritte Teil .
Wie Ireneus vnd seine gesellen aus Thüringen abgeschieden .
DAM . Ireneus sein Flickwerck dem Geistlichẽ Consistoria auffdrunge / ehe man das Buch sehen liesse / sagt er / es were nur ein kurtz Bekentnis jhrer Lehre . Da er aber solche Frucht herfür ans Liecht bracht / war es ein Comment fast von zweyen Büchern papirs / vnd sind im Druck zwentzig bogen / damit aber solches nicht zu wenig sein möchte / hat er jtzt im drucken auch eine kleine vorrede dafür gemacht / von zehen pogen fast lang / das die vorrede nur halb so gros ist / als das gantze Buch / damit es ja eine proportion hette / dem buche selbst gleichformig / dz ist / das der kopff halb so gros were / als derfolgẽde leib / deñ solche proportion eignet der Manicheischen Lere .
Es hat aber M. Irenens in solchem seinem vorlauff wollen jre Legendam oder Historien mit einbringẽ / das er als ein Merterer vñ Exul Christi / nun sol von jederman gehalten vnd gerhümet werden / das er so ritterlich vber der Manicheer lere gestritten / die Erbsünde sey Substantia , vnd weil er beide die geschicht fein verdre het / vñ aussenlesset was jme möche bey rehinen Christen einẽ vngelimpff gebehren / so wollen wir einfeltig richtig vnd klar / nur was diesen handel belanget / an dere stück vñ sachen auff dismal geschwiegen / zu gut der Warheit erzelen .
ES ist offentlich am tage vnd die helle liechte Warheit / Das Illyricus der erste jtziger zeit ist / welcher in der Christenheit / so vom Bapsthum als dem Antichrist ausgangen / im offentlichen druck one alle schew / wider vieler Christen bitte / flehen / vermanung / Die alte begrabene / verfaulete / Ketzerey vnd Schwermerey der Manicheer / so vor 1200 . Jaren verdampt / Nemlich das die Erbsünde solle Substantiae ein Wesen sein / hat angefangen zuuerteidigen / zu beschönen / zuuerkleistern / vnd wider gut zu machen . Denn da stehen seine gedruckte Bücher fast in die zwantzig / gleich wie die grosse / breite / stachliche distel mitten im Acker des HErrn / vnd wer sie angreiffen wil den stechen sie .
Damit aber Illyricus auch eine Geselschaffein die ser Schwermerey hette / Sintemal durch GOTtes gnade viel Gottfürchtende leute / in diesem stücke seinem Schwarm vnd Gotteslesterungen nicht köndten beyfall geben / Da störet er hin vnd wieder alle winckel aus mit seinem stetigen / vnnachleslichen / wunderlichen schreiben / vnd sonderlich in Thüringen erhitzet vnd entbrent er was er kan vnd mag / vnd erwa schet endlich den guten M. Ireneum auch auff seine Worffschauffel vnd Wolffium vnd wenig andere / Die trifftert er / nach deme sie jme also fein auffgestiegen / vnd bleset jm das Fewr mit seinen vnrhusamen schreiben / anhalten vnd treiben / das sie in Predigten / in Prinat reden / in Brieffen hin vnd wieder / an Ober keit / vnd andere mit grosser hefftigkeit die Sache für nemen / lestern vnd schmehen alle / Welche den Manicheischen Schwarm / Die Erbsünde ist Substantiae nicht beypflichten / halten an / man solle das nicht
leiden / sondern sie drucken vnd klemmen / vnd komen jrer etliche auff die Cantzel / man solle sie als Wolffe vnd Diebe meiden / die Lere sey recht / die Erbsünde ist Substantia / die gegen Lere / die Erbsünde ist Accidens / sey falsch / die Büchlin vnd disputation von der Erbsünde wider die Manicheische Lere / die Erbsünde ist Substantia / sol man verdamnen . Sie weissagen / wie man werde die Synergian wider verteidigen / lernen anrichten / Gott erzürnen / das es etlichen wie D. Brück zu Gota ergehen werde / etc . Denn alle jre schentzliche wort / auch wider die Obrigkeit dürffen wir hieher nicht setzen .
Sie zogen auch hin vnd wieder zu etlichen Pastorn auff dem Lande / sie zuuersuchen / vnd einen anhang jnen zu machen .
Wenn jemands zu jnen kam / auch von vnschüldigen Studenten / waren flugs im ersten antrit / sonderlich in M. Irenei weisse zu reden / ob er ein Accidentarius / was die Accidentarij zu Jena machen etc .
Solches hat sich fast bey zweien Jaren verwellet / das wir alhier vns gelidden / vñ lassen die Sturmwinde vber vns hin rauschen / Weil wir ohne das / durch GOTTES Gnad vbrig zuthun / vnd erbeiten in der Lehre / gedachten / wonn die richtigen / berichte würden ausgehen / wie dann geschehen / so würden sie die offentliche Warheit / durch Gottes segen erkennen / vnd die falsche Lehre der Manicheer faren lassen .
Aber weil sie es zugros vnd geschwinde / mit Brienen / Predigten / vnd andern beginnẽ wollen machen / hat vnsere hohe Obrigkeit / aus eigenem Christlichen
bewegnis / auch aus ermanung etlicher fürnehmer Theologen ausserhalb Landes / welche gerathen / das nicht zwo widerwertige Leren gestattet würden / dem Geistlichen Consistorio zu Jena aufferlegt vnd befolen / die vier personen / wie sie sich in jrem Flickwercke genennet / ordentlicher weise / wie dann zu solchen hen deln dasselbe Consistorium bestellet / zu citirten vnd vor zul aden mit jhnen gesprech zu halten / vnd allen müglichen vleis anzuwenden / Ob sie von solcher jrrigen meinung vnd bösen fürnemen / möchten durch Gottes gnade vnd beystand abgewendet werden .
In der Citation ist die Vrsachen / wie breuchlich vermeldet / Weil sie sich der Manicheischen Lere / als solte die Erbsünde Substantia sein / teil hafftig macheten / so solten sie für dem Geistlichen Constorio erscheinen / da wolte man von derselben Lere Christlich / freundlich / Brüderlich mit jnen reden vnd conferiren / Es hat sich auch die hohe Obrigkeit ermahnet / sich dessen nicht zueussern / Vnd ist der ernente tag gewesen den 2. Januarij / Anno 1572 .
Da sie nu erschienen / ist jnen auffs freundlichst vnserer Christlichen hohen Obrigkeit Befehl angezeigt / worumb sie erfordert / vnd begeret / das sie wolten anzeigen / Ob sie solcher ausgesprengten Lere gestendig / vnd welche vnter jnen solche Lere gedechten zuuerteidigen ? Man were erbotig Christlich vnnd freundlich mit jhnen zu conferirn / vnd an zuzeigen so viel Gott gnade vnd verstand verliehe aus Gottes Wort / was recht / vnd was vnrecht / Man wo te sie auch gütlich hören . Sie solten alle hefftige wort hindan setzen / das wolte man auch thun .
VNd hette eben der Vrsachen halben / vnser G. F. vnd Herr / mit mehren Superintendenten vnd auch Hoffrethen vnd Politischen Personen / als sonst gewönlich das Consistorium besetzt / demselben bey zuwonen dazu verordnet / das es alles desto ordentlicher solte zugehen . Letzlich bete man Gott / er wolle dabey sein / vnd alles zu seinen ehren gnediglich regieren / vnd beiderseits in alle Warheit leiten .
DAranffsie geantwortet / Man hette sie in der Citation pregrauiret / Als weren sie der Manicheischen meinung anhennig . Sie hettẽ sich einer kurtzen schrifftlichen Confession vergliechen / die wolten sie vorlesen / vnd weren schriffelicher widerlegung gewertig .
DArauff jnen geantwortet / Man hette sie nicht erfoddert zu libellirn / oder newe Bekendnis zu stellen / oder fürzubringen / Sondern zu einem freundlichen Christlichen Gesprech / Es hette auch die Obrigkeit / beide jhnen vnd vns solches aufferlegt vnd befolen . Es were auch nicht breuchlich / das das Consistorium / mit denen / so es verdachter oder falscher Lere halben erfoddert / solte Schrifftliche hendel fürnemen . Es were zulang / vnd man hette mehr im Consistorio zuschaffen / Vber das / were solches ein freundlich gesprech / da niemand inne solte gefaret werden / vnd köndte ein jeder frey seine meinung erkleren . Darumb wolte man sie gebeten vnd vermanet haben / sie wolten doch eine freundliche vnterrede vnd Collation nicht abschlahen .
ABer da haben sie etliche Vrsachen erzelet / worumb sie nicht könten noch wolten sich in ein mündlich gesprech einlassen / Sondern sie wolten jhre
Schrifft verlesen / vnd darnach vbergeben / Da solte man wider eine Schrifft auffstellen / vnd jhnen vbervberantworten . Solche Vrsachen sind jnen aus guten vnd bestendigen gründen widerlegt / Sonderlich aber das sie die Theologos vnd etliche andere für verdechtig hielten aus der Vrsachen / weil sie jre Lere für Manicheisch achteten / vnd wider dieselbe hetten geleret vnd geschrieben / Vnd konten nicht part vnd richter sein / Sie begereten einen Synodum / wie in Ecclesiastici Consistorij fomula verheischen / vnd da solte man jhnen ein legitimum Iudicium geben . Die Theologen solten auffstehen als Part etc .
DA ist jnen geantwortet / das es brenchlich / vnd das Ampt des Geistlichen Consistorij solechs erfordert / das da man vernimpt / das einer oder mehr falsche oder verdechtige Lere ausfeet / dieselben fürgefordert / vnd von jnen rechenschafft vnd beweissung begeret wird / vnd das man mit denselben sich vnterredet . Es müssens auch die Consistoria mit den falschen meinungen nicht halten / vnd wider dieselben sein . Denn wie wolten sie sonsten die irrenden helffen in den rechten Weg der Warheit wieder bringen / oder Irrthume widerlegen / wenn sie es mit den jrthu men hielten . Der wegen eben daruumb / das das Consistorium es mit der vnrechten Manicheischen Lehre / als das die Erbsünde solte ein Substantz vnd Wesen sein / nicht hielte / wolten sie mit jnen sich vnterreden aus Gottes wort vnd guten Gründen / könd ten sie nun jre mei nung ans Gottes Wort erhalten / würde jnen jederman beyfallen / wo aber nicht / so sol ten sie sich demselben ergeben vnd folgen .
Es müste ja ein jeder Richter / vnd ein jedes Gericht / es mit den vbelthetern / oder bösen sachen nicht halten / wie wolte er sonst recht richten .
Wann auch ein jeder beklagter / dieb / mörder / schalck wolte sagen / lieber Richter / du heltest es mit meiner sachen nicht / du hast mich bereid mit deinem vrteil verdampt / darumb stehe auff / du bist part / etc. solte das nicht feine hendel in der Welt geben ?
Es ist auch jnen angezeigt / das sie doch solche freundliche / mündliche / vnterredung soltẽ versuchen / sie weren ja schüldig der hohen Obrigkeit / Vnd auch dem Consistorio zu gehorsamen / da sie nun nach genugsamer mündlicher vnterredung würden befinden / vnd erfahren / das man etwas vngebürliches / vngerechts oder vnchristlichs mit oder gegen sie würden handeln / hetten sie darnach zu klagen / vnd da es nit abgestellet würde / ferner gelangen zu lassen .
Es were ja diese mündliche vnterrede freundlich zuthun angestellet / vnd derhalben desto mehr geistliche vnd weltliche Personen darzu bestellet / vnd gegenwertig / da weren Bücher verhanden / derer sie auch mit solten gebrauchen / vnd jnen zeit vnd weil ge nugsam nemen .
Das aber etliche Personen / vnd fast alle von jnen wurden als part geachtet / vnd darumb aus dem Consistorio zuruffen / solten sie wissen / das in der formula Consistorij verleibet / das solches solle von dem an dern erkand werden / Ob die Vrsachen gnugsam erheblich . Nu hette aber vnd hielte vnser G. F. vnd H. in dieser sachen / als der dieses Consistorium Schutz-
herr / vnd Christlicher auffseher / die gegenwertige Personen nicht für suspect / Sondern hette man eben in dieser Sachen mit jnen mündlich vnd freundlich sich vnterredenbefohlen . Die andern Herrn Consistoria les / achteten es auch für recht vnd bil ich / das sie bey diesersachen weren / vnd dem Christlichen Fürstlichen Befehl nachsetzeten / vnd hette vnser G. F. vnd Herr desto mehr / andere Person hier zu auff dis mal verordnet / damit sie desto weniger sich zubefahren hetten .
Der forma Consistorij / nach thete die Christliche Obrigkeit jtzo dieses / das sie Hoff vnd Landrehte vnd mehr Superintendenten zu diesem handel hette verordnet vnd nidergesetzt / Vnd solche gnedige vnd Christliche verordnung / solten sie nicht gering achten / vnd hetten auch nicht mehr jrer F. G. für zuschreiben .
Aber solches hat auch bey jhnen nicht hafften noch erhalten mögen / Sondern haben stetigs auffs aller hefftigst auff jre Schrifft gedrungen / die wolten sie fürlesen / darnach vbergeben / vnd begerten darauff schrifftliche widerlegung .
Da man nun keine mündliche Collation vnd vnterredung bey jnen hat mögen erlangen / hat man jnen diesen weg fürgeschlagen / wolan / so solten sie aus jrer eigenen Schrifft ein Argument fürlesen / von der Propsition / Peccatum est Substantia / Die Erbsünde ist ein wesen / so wolte man als balde mit bescheidẽ heit vnd freundlich darauff antworten / sie widerumb hören / Damit man zu erforschung der Warheit keme / vnd also fort von den andern auch / bis das man mit Gottes hülffe hindurch keme .
ABer das haben sie auch gentzlich abgeschlagen / vnd nicht thun wollen .
Endlich hat man jnen fürgeschlagen / Wolan so wolle man jr eigen Buch dergestalt annemen / das die im Consistorio / wolten ein Argument nach dem andern selbst aus jrem buche ablesen / vnd darauff jre Antwort thun / Vnd also freundlich mit jhnen handeln .
Aber das haben sie auch gentzlich abgeschlagen / sie wolten es nicht thun / sondern sie selbst wohl ten es vorlesen / vnd das Consistorium solte jnen eine schrifftliche widerlegung zustellen / so wolten sie ferner schrifftlich antworten .
Darauff ist jnen abermals angezeigt / das solches nicht gewonheit sey in den Consistorien / würde auch grosse weitleufftigkeit gebehren / Man habe viel sachẽ in Consistorio / vñ nicht diese alleine zu handeln . Sie solten billich dafür dancken / das man sich erböte freundlich / nach notturfft / ohne vbereilen mit jnen zu conferiren vnd zu reden / Sintemal wol an an dern ortern / die Citati oder vorgeladene darumb demütiglich bitten / man wolle mit jnen freundlich conferirn / vnd die Argumenta erwegen / grund anzeigen / etc . Aber es möchte jnen nicht widerfaren / jtzt werde es jnen so wilfertig / so offtmals / mit solchem fordern angeboten / Vnd sie wolten selbs nicht es annemen noch willigen .
Weil sie denn aller ding auff jhrer abschlegiger meinung verharreten / muste mans Gott befehlen / vnd da sie wolten jre Schrifft dem Consistorio vbergeben / wolte man sie lesen / vnd wie sie begerten / dem
Landsfürsten / trewlich vberschicken / vnd ferner darauffbescheids erwarten .
DArauff haben sie jr Buch vbergeben / welches sie anfenglich sagten / es were ein kurtze Bekentnis / da es aber herfür bracht ward / da sahe man / das es ein Buch one gefehr von zweien büchern Pappir / vnd war nicht eine kurtze Bekentnis / sondern vielfaltige / grausame Accusationes vñ beschüldigungen / Apologie Schutzschrifften / verleumbdungen / Iniuriae / schmehungen / vnd Inuectiuae / das ist / solche grewliche lesterungen / als keine feinde der Warheit / wieder reine Lehrer jemals gebraucht / vnd das teuffeten sie Bekendnis . Sie waren aber beruffen / das sie solten vnterredungen gewarten vnd pflegen / von jhrer ausgesprengter vnd gestandener falschen Lehre / Als solte die Erbsünde Substantia sein / so wolten sie wieder das Consistorium mit anklagen procedirn / vnd brauchten solche grewliche Inuectiuen / schmehungen vnd iniurijrn / wider das Consistorium / deme sie / als in dem fall von Gott vnd der hohen Obrigkeit jnen vorgesetzt / das sie auff jre Lehre vnd leben sollen sehen etc . Doch damals gebürlichen Gehorsam vnd Ehre schüldig .
Aber das Buch hat nun Ireneus mit seinem anhang / im druck heraus bracht . Denn ein solches hat ten sie im willen .
Ist derwegen jhnen als balde angezeigt / das Consistorium trüge ob dem langen buche nicht gefallen / doch solte es dem Landsfürsten vberschickt werden .
Ferner ist jnen vermeldet / Es habe auch der Christliche Landsfürst gnediglich befohlen / offentliche disputationes / nach dem Exempel D. Luthers wider Eislebens Schwermerey / offentlich zu halten / da möchten sie auch frey auff erscheinen / vnd jre Argument vnd bewegnis fürbringen / Damit sie ja nicht dürfften klagen / man hette jnen nicht gnugsame verhör gestatten oder gönnen mögen .
Auch wolte man sich erboten haben / mit jhnen entweder allen / oder welche das in sonderheit vnter jnen begereten / vnd so offt sie wolten / auch ausserhalb dem Consistorio von der Sachen zu conferirn / nicht ein sondern etlich mal / vñ solten mit Wigando / oder mit Heshusio / oder mit Timotheo / mit welchen sie wolten sich besprechen / ein jeder wolte sich freund lich vnd nach aller gebür / mit Gottes hülffe gegen sie erzeigen .
Letzlich / Weil sie aller freundlichen vnterredungen sich wegerten / vnd mit keinerley angezogenen wichtigen Vrsachen / sich dazu bewegen oder bereden wolten lassen / so were des Christlichen Landsfürsten gnediger Befehl / laut der Britue so aldar verhanden / ferner vnruhe / vnd schaden in der Kirchen zuuerhüten / Das sie mitler weile wolten mit der geschwinden vnd hefftigen verteidigung der Lehre / als solte die Erbsünde ein wesen sein / inne halten / bis das jre F. G. billiche vnd rechtmessige wege ferner darin nen für die Hand nemen möchte / welche zu Gottes Lob / fürderung reiner Warheit / vnd guten gedeien der Kirchen vnd Policey gereichen möchten .
Aber Ireneus mit seinen gesellen beruheten auff jhrer vorigen forderung / zeigten an / sie wüsten sich nicht anders einzulassen / Wo sie Conditiones & modus Disputationis erfüren / wolten sie sicherkleren .
Im gedruckten Buche erzelet Ireneus viel vngegründtes dinges / vnd sagt / er hette wollen deudsch Disputiern / das es die Studenten hetten mögen verstehen . Er mag aber vieleicht gedacht haben / er hette es im Latein nicht all zu wol verstendlich mögen vorbringen / oder aber die Studenten hetten nicht so viel gelernet / das sie sein hoch latein hetten vestehen mögen . Aber wenn er nur komen were / Vnd hette es lateinisch oder deudsch gemacht / er solte gehort / vnnd mit Gottes Segen auch jhme geantwortet worden den sein .
DEnn wir hoffen ja / das ja so gelerte Leute / als Ireneus sein mag / in vnd bey demselben Disputationibus gewesen / vnd solch ding fürbracht vnd erwogen / als von jhme vieleicht hette mögen fürbracht worden sein . Aber weit daruon bleiben / vnd da jrgend aus einem Winckel heraus schreien / vnd sich garstig vnd vnnütz genug machen / vñ rhümẽ / was er für ein Man / was er für thaten hette wollen ausrichten / ist gleich als wenn ein furchtsamer Kriegsknecht / mit bösen worten den Feind erregte / das es zur Schlacht öme Aber er doch als balde das Hasen Panir auffwürfft / Vnd verkröche sich in einen holen Berg / da er kaum die Büchsen höret abschiessen / Vnd keinen zornigen Man / kein Schwerd / keine Spiesse anschawete / Darnach wenn der Streit gesche-
hen / so trete ermanlich herfür / vnd schreiete / also hette man sollen die Ordnung machen / also hette man sollen streiten / vnd wenn er da gewesen / so hette er mit flederwischen vnd buttermilch alles wollen darnieder legen / das felt vnd victoria erhalten / vnd zum ewigen gedechtnis zwentzig grosser butterwecken in alle höhe ( wie Pyramides ) auffrichten . Das solte ein Spectakel ein lust zu sehen sein / vormals in der Welt nie erhort etc . Aber wider zur Sache .
Was das inhalten / in der sache / bis auff fernere Christliche wege / so vnser G. F. vnd Herr wolte fürnemen / angehet / sagten sie / sie wüsten in keinen weg darein zu willigen / es were wider jr gewissen / sie müsten Gotte mehr gehorsam sein / denn den Menschen / Sie gedechten / an die Exempel Francisci Spiere / vnd Isinderi in Preussen / wolten jhn derhalben den Mund nicht lassen zubinden / was sie geredet vnd geschrieben in dieser Sachen / hetten sie mit gutem bedacht gethan / vnd langsam angefangen .
Darauff hat man angezeigt / sie möchten alles wol bedencken / vnd beten / denn man meinet es mit jnen vnd jhrer Seligkeit gut / man wolte sich auch nachmals zum Priuato Colloquio / wenn sie es begerten / erboten haben .
Also sind sie auff dismal abgezogen .
NAch verlauffang etlicher wochen / als der Christliche / löbliche Landsfürst vnd Herr / erfaren / was für eine beschwerliche vnd grewliche Schrifft
sie eingelegt / vñ noch nicht nachliessen / hin vñ wider jre falsche Lere zusprengen / vnd ander Leute jrre vnd betrübt zu machen / hat jre F. G. aus hochdringender not widerumb dem Geistlichen Consistorio aufferleget vnd befohlen / das sie abermal gemelte Personen erfordern / vnd sich erbieten solten / von dem vbergebenen langen Buch / freundlich / Christlich vnd beschel den / von puncten zu puncten zu vnterreden / Es hat auch jhre F. G. widerumb das Consistorium mit mehren Land vnd Hoffrehten / vnd mehren Superintendenten besetzt .
Hierauff sind sie / auff den 8 Februarij zuerscheinen citirt / vnd vorgeladen / mit deutlicher schrifftlicher anzeigung / worumb vnd worzu / nemlich / zu güt licher freundlicher mündlicher vnterredung von den angezogenen gründen / in jrem Buche begriffen / etc .
Darauffhat Ireneus mit den seinen / eine Recusation schrifft ans Consistorium verschickt / darin sie nach der lenge Vrsachen anzeigen welche sie anch im ersten handel einbracht / Darumb sie nicht köndten noch wolten sich in ein Gespreche mit den Consistorialen einlassen / vnd gedechten darauffnicht zuerscheinen / begerten nachmals ein ander recht Kirchengerichte / vnd Competentem iudicem mit bedrawung / würde man sie vertreiben / so würde man auch nicht lang bleiben / wie denn solche schrifft auch flugs im Druck heraus bracht / da mit es nicht schimlete / so es zulang vnter der Banck sticken möchte .
Darauff hat der Christliche Landsfürste selbst an gemelte personen geschrieben / vnd jnen als eine Obrigkeit des orths befohlen / sie solten gehorsam leisten vnd erscheinen / vnd sonderlich von Ireneo solches gnediglich in seiner F. G. schreiben begeret vnd mandirt .
Aber Ireneus solches alles vngeacht / ist aussenblieben / vnd nicht erschienen . Er hat auch an einen an dern Ministrum geschriebẽ in einem Briene / dessen Auto graphon verhanden / sie werẽ nun zum andern mal fürs Consistorium citirt / Aber er gedechte nicht zu komen . Das hat er auch also gethan / vnd nicht alleine das Consistorium / Sondern auch damals noch seine Christliche vñ gebürende Obrigkeit / hindan gesetzt / etc . Darumb mag er sich wohl nun ferner vnnütze machen .
Aber die andern drey gesellen Irenei sind erschienen / denen hat man Fürstlichen Christlichen Befehl fürgehalten / sie abermals ermanet / sie wolten sich des freundlichen Gesprechs nicht wegern / weil es der Landsfürste von jnen begerte / Item das Consistorium / denen sie in solchen billichen sachen zu gehorsamen schüldig / Es würde auch der Sachen selbst gut vnd nützlich sein / Vnd hat also sich widerumb zu aller freundligkeit erboten .
Darauff erklerten sie sich / sie weren Colloquirens halben nicht erschienen / Vbergaben es auch Schrifftlich / das sie gentzlich entschlossen / in kein mündlich gesprech mit dem Consistorio sich einzulassen / Sie beten vmb ein recht Kirchen Gericht / das solte jhnen der Landsfürst geben vnd bestellen .
Was man aber wider jre nichtige vnd vnbestendige Vrsachen fürbrachte / vnd sie zur vnterredung anhielte / aller freundwilligkeit sich erböte / halff es alles nicht / da stack es alles .
Zum allerletzten / da man allen müglichen vleis angewand / vnd sie mit nichten hat können bewegen vnd erheben / das sie in diesem dem Christlichen Landesfürsten gehorsameten / vnd doch die Sache versucheten / Auchsie auff jhren harten vnd vbermütigen worten berueten / Item nicht ein wenig jnne halten wolten / ist jhnen Fürstlicher Befehl fürgelesen worden / weil sie dem Landsfürsten / welcher jhnen solche vnterredung der von jnen gesprengten Lere vnd rede / aufferlegt vnd befohlen / nicht wolten gehorsamen / auch das Consistorium verwürffen / vnd schmelich antasteten / Item / weil sie auch nicht gedechten jnne zu halten / so solte hiemit jhnen jr Kirchendienst gelegt sein / vnd vntersagt / das sie hinfürder in diesen Landen jre falsche Lehre nicht solten heimlich oder offentlich aussprengen / vnd sich sonsten auch friedlich vnd vnuerweislich halten .
Darauff ist Ireneus aus dem Lande gezogen / vnd nicht lenger darinnen blieben . Die andern haben sich noch etwas lenger darin enthalten / Sintemal das Land jrer keinem verboten .
Also ist nun Ireneus aus dẽ Lande abgeschiedẽ als der da die Manicheische lere / Peccatum est Substantia , die Erbsünde ist ein Wesen / darin ausgesprengt / vnd in Schrifften auch derselben gestendig gewesen / wie auch nu sein eigen gros Buch dasselbe für der gantzen Christenheit bezeuget .
Das er die Lere vnd Lerer / so solchen Manichelschen Schwarm widerlegt / verdampt / vnd für falsche Lerer ausgeschrien / vnd mit seiner falschen Lere / vnd solchen thaten grosse ergernis gegeben .
Das er den Christlichen / löblichen Landsfürsten vnd Herrn / in diesem Christlichen Befehl / das er solte mit verordneten Personen reden vnd seine grün de verteidigen / nicht hat wollen parirn noch gehorsamen .
Das er auch fürstlichen Befehl / zu erscheinen anderweit fürm Consistorio / nicht hat wollen wilfaren .
Das er das Consistorium schmelich angegriffen / wie auch aus seinem gedruckten Buche vberflüssig zu sehen / vnd dasselbe veracht vnd geschmehet .
DAs er auch nicht wollen eine kleine zeitlang jnne halten / das die Obrigkeit fernere gebürliche rechtmessiger weisse möchte darinnen fürnemen / wollen jtzt nicht sagen / wie vngebürlich er sich sonsten erzeiget / wo er hinkomen / vnd wann jemands zu jme komen / das er wider andere viel vnzi mlicher reden gefüret / vnd viel einfeltiger Hertzen betrübet .
Ob er nu für einen rechten Mertyrer Christi / vnd ein rechter / eigentlicher Exul Christi derenthalben zuhalten / stellen wir allen Gott vnd ehrliebenden Chri sten anheim zu vrteilen .
Wir haben in diese aber erzelung gar keine andere hendel wollen einmengen / vnd haben nur Summarischer weise von den Heubtpunckten bericht gethan /
vnd wissen das es die Warheit ist . Aber die gantzen volligen Acta sind auch vorhanden / welche im fall der noth / auch können verbracht werden .
Demnach vntergeben wir dieses alles der gantzen Christenheit zu vrteilen .
Denn wir erstlich fein rund / deutlich vnd klar / durch Gottes gnade erwiesen haben / das alle die Argument welche Ireneus hin vnd her zusamen suchet / die alte / falsche / verdampte Lerer der Manicheer :
Peccatum est substantia .
Die Erbsünde ist ein oder das Wesen :
Nicht auff stützeln noch erhalten können / Denn es sind eitel Butterwecken / pompfeiste / rohrdromlereye / vnd wasserblasen / die da keinen bestand haben / wenn die schöne / herrliche / krefftige / Sonne der warheit drüber kömtp / vnd die prüfunge thut . Denn das ist ein gewisser rathschlus Gottes / das keine falsche Lehre / mit guten oder bestendigen gründen kan oder sol verteidigt werden / vnd heisset das deudsche sprich wort / von den vhralten deudschen erfunden vnd gebraucht .
Warheit besteht / Lügen vergehet . Das wird auch der falschen Lere / so Ireneus vnd wenig andere sich vnterstehen zu schmincken vnd zu schmücken / gewislich widerfaren / denn die heilige dreyfaltigkeit / Gott Vater / Son vnd heiliger Geist / Alle lieben Engelgen / das Gebet aller Christen auff dem gantzen Erdboden sind dawieder .
Fürs ander ist durch Gottes Segen / fein liecht
hell vnd klar anzeigt / wie alle folgereien / Damit die warhafftige / bestendige vnd rechte Lere :
Peccatum Originis est Accidens .
Die Erbsünde ist etwas zufeltiges :
Ist angesprengt / nicht so starck sind als ein fauler Pfifferling / vnd nur lose strowische sind / welche leicht zusteuben vnd zerfliegen / das memand weis wo sie hinkomen .
Fürs dritte ist auch der handel vnd process / sonderlich was diese Sache / vnd das Consistorium angehet / denn sonsten köndte von mehren dingen gesagt werden etc. warhafftiger Bericht geschehen / daraus alleine die Christen sehen möchten / wie der Man Ireneus sich erzeigt / hindurch gewischt vnd abgeschie den / Vnd solches alles zu berichten hat Ireneus mit seinem grossen langen / dicken / grausamen / schmehafftigen Buche / vns mit gewalt zu genötiget / vnd gezwungen / dessen wir lieber vbrig gewesen / vnd were genug vnd gar zuuiel gewesen / das Illyricus in sol chen Schwarm verharrete / wider aller fromer Chri sten bitte vnd warnung / vnd so vngeheur / vnd grewlich ding / eines vber das ander liesse ausgehen .
Nun wolten wir noch von Hertzen gerne / das er vnd andere sich vnterweisen vnd warnen liessen / vnd von solchem vnrichtigem hendel vnd böser Lehre abstünden / vnd nicht Sünde vnd ergernis vermehreten / Denn sonsten genugsam abfall / Schwermerey vnd Ketzerey allenthalben in der Welt wütet vnd schaden thut .
Da auch jeman von vns fernern Bericht begeret / sind wir erbötig / solchen jhme / in Gottes furcht vnd in der Warheit mitzuteilen .
Der grosse Fürste Ihesus Christus / welcher bald bald wird komen zu richten die lebendige vnd die tod ten / wolle sich vber seine kleine herde erbarmen / vnd jr wechter / regent vnd Schutzherr sein / vnd die Lere / so er selbst gnediglich in seinem heiligen worte der Pro pheten vnd Apostel offenbaret / vñ durch D. Luthern seliger vns hat lassen verkündigen / wolte er rein vnd vnuerfelscht / von allen Irdischẽ Türckischen / Bepsti schen / Sacramentschwermerischen / Widerteuferischen / Stenck feldisten / Seruetianischen / Adiaphoristichen / Pelagianischen / Synergistischen / Maioristischen / Manicheischen blendungen verfel schungen jrrthumen / gnediglich erhalten / viel reine vnd standhafftige Bekenner seiner heiligen Warheit geben / alle jrrende bekehren / vnd allen mutwilligen lestern wehren / vmb seinesheiligen Namens Ehre / vnd vielerlente heil vnd Seligkeit willen / Amen / Amen / Amen .
FINIS .
Johannes Wigandus. D .
Tilemannus Heshusius. D .
Timotheus Kirchnerus. D.