Erſter Auftritt.
Cathrine, Peter.
Peter.
(luſtig) Heute wirſt du wieder viel Holz
anlegen muͤſſen, Cathringen, ſo-
gleich wird das ganze Haus voll
Fremde ſeyn, welche alle von dem morgen-
den Kirchmeßbraten ſatt werden wollen.
Cathrine. Jch glaube, du Tagedieb ſaͤheſt es
wohl recht gern, wenn heute Abend noch die
ganze Welt her zu Gaſte kaͤme; denn nun
kanſt du dich wieder mit dem Herrn beſau-
fen. Aber, was ſind denn das fuͤr Frem-
de, welche mir heut meine Kuͤche wieder un-
rein machen wollen, die ich erſt vor einer
halben Stunde aufgeputzt habe?
Peter. Jch habe eben nicht Luſt, dir die Frem-
den zu nennen, weil du mich einen Tage-
dieb geſcholten haſt. Aber ſtill! ich will ſie
dir dennoch herrechnen, du wirſt dich dar-
uͤber aͤrgern, und mich an dir raͤchen. Aus
Birkenhayn koͤmmt die Frau von Birken-
A 2hayn,
hayn, welche ihren Prediger, den Paſter
Tempelſtolz, und ihre Tochter mitbringt.
Aus Roſeneck aber koͤmmt der Hr. von Ro-
ſeneck her, und bringt einen jungen Herrn
mit, welcher der Frau von Bickenhayn
Tochter zum Teufelskinde gemacht hat,
wie mein Herr ſagt. Es ſoll ein Magiſter
Philoſophi ſeyn, das iſt ſo viel geſagt, ein
andrer Magiſter, als der Magiſter geweſen
iſt, welcher der Kanzel gegen uͤber mit dem
langen Barte abgemahlt ſteht.
Cathrine. Was geht mir dein Magiſterkram
an? meinſt du nicht, daß ich was anders
als deine Narrenspoſſen im Kopfe habe?
Wann du nur heute Abend alle Haͤnde voll
zu thun kriegteſt, ſo ſollte dir auch wol an-
ders zu Muthe werden. Jch werde mich
nicht ſo zum Bierkruge ſetzen koͤnnen, wie
du.
Peter. Was geht dir mein Trinken an? unſre
beyde Paſtoren werden es nicht beſſer ma-
chen. Sie werden wohl den Prediger an
die Wand henken, und ſich als ein paar lu-
ſtige Banerkuechte recht Petermaͤßig be-
trincken.
Cathrine. Es laͤßt aber auch recht andaͤchtig
von unſerm Herrn, wenn er des Sonntaas
die Schenke mit ſolcher Gewalt in die Hoͤlle
jagt, daß man es faſt recht eigentlich pol-
tern hoͤrt, und ſich doch in der Woche aͤr-
ger betrinkt, als die Schenke am Sonn-
tage gethan hat.
Peter.
Peter. Je nun! das iſt nur eine menſchliche
Schwachheit, wann er ſich volltrinkt. Des
Sonntags aber darf er doch Schande hal-
ber nicht eher zu reden aufhoͤren, als bis
das Stundenglas ausgelaufen iſt; in einer
Stunde laͤßt ſich ſchon vieles herſagen.
Wo ſoll er aber endlich alles hernehmen?
er muß es doch wohl zuletzt von einem Orte
herholen, da muß denn freylich zuweilen
auch die Schenke und die Hoͤlle dran.
Cathrine. Wann er aber oͤffentlich ſagt, die
Saͤuffer kommen alle in die Hoͤlle, ſo ſollte
er allzeit dabey ſagen: und euer Seelenſor-
ger, meine Vielgeliebten, nemlich ich, ich,
des Hrn. P. Muffels Ehrwuͤrden, muß auch
hinein.
Peter. Das koͤnnte nicht ſchaden, wann er ſelbſt
hinein kaͤme. Denn die Leute in der Hoͤlle
werden doch wohl keine Heyden ſeyn, ſie
werden vermuthlich des Sonntags ſo fleißig
in die Kirche gehen, als wir, und folglich
werden ſie in der Hoͤlle die Prediger eben ſo
wohl noͤthig haben.
Cathrine. Nun! du haſt einen guten Glauben
von der Hoͤlle.
Peter. Der Henker mag auch wiſſen, was es
fuͤr. ein Loch iſt. Jch ſelbſt bin, ſo lang ich
lebe, noch nicht drein geweſen, und ob un-
ſer Herr gleich alle Tage von der Hoͤlle redt,
ſo ſagt er doch niemals, was es fuͤr ein Ding
ſeyn ſoll.
A 3Cathri-
Cathrine. Er weiß es vielleicht ſo wenig, als
ich und du.
Peter. Das waͤre auch unverſchaͤmt gelogen.
Er wird doch nicht von Dingen reden, wo-
von er ſelbſt nichts weiß. Er ſagt doch
mehr, als einmahl, daß eine Hoͤlle in der
Welt iſt, und wann er ſie niemals geſehen
haͤtte, ſo waͤre er ein rechter Betruͤger.
Jch wuͤrde mich zu Tode ſchaͤmen, wann
ich oͤffentlich auftreten und ſagen ſolte:
Meine Vielgeliebten, in Utopia liegt ein
Land, das heiſſet Schlaraffenland, da kom-
men einem die gebratne Tauben mit Meſ-
ſern und Gabeln ins Maul geflogen. Wie
Teuſel kan ich das ſagen? ich bin ſo weit
nicht gereiſet, und mein Vater Andreas,
der mir es im Spaße erzehlte, iſt auch nicht
weiter, als aus unſerm Dorfe bis nach B***
geweſen.
Cathrine. Wie wollten aber die Prieſter in die
Hoͤlle kommen? ſie muͤſten denn alle zwey-
mahl ſterben?
Peter. Wer weiß, was ſie ſich nicht alles auf
der Univerſitaͤt verſuchen muͤſſen? ſie moͤ-
gen auch wohl darauf ſterben, und Hoͤllen-
fahrten halten.
Cathrine. So wuͤrde unſer Herr gewiß mehr
von der Hoͤlle zu erzaͤhlen wiſſen.
Peter. Er ſagt freylich nicht mehr davon, als
daß Pech und Schwefel darinn brennt, und
daß die Teufel ſchwarz ausſehn, und Pfer-
defuͤſſe haben; aber mich duͤnkt die Herren
Geiſt-
Geiſtlichen ſind liſtige Creaturen. Das beſte
behalten ſie fuͤr ſich, und woran nicht viel
gelegen iſt, das ſagen ſie den Bauern. Sie
moͤgen wohl gar Geheimniſſe haben.
Cathrine. Geheimniſſe? ha! ha! ha! dazu hat
unſer Herr wenigſtens keinen Gelaß mehr.
Denn in ſeinem Gehirne hat er mehr
Schnupftoback als Verſtand. Die auf-
ſteigende Duͤnſte von dem vielen Doppel-
biere, und der Rauch vom Toback, haben
ihm auch viel Platz weggenommen, und
endlich verſtopft der Sand und Staub, den
er einſchluckt, wenn er hinter dem Pfluge
bergeht, alle uͤbrigen Zugaͤnge, durch welche
noch was kluges hinein koͤnnte.
Peter. O mein gutes Cathringen! ich bin ge-
ſcheuter als du. Du haſt den Mantel und
den Kragen vergeſſen. Jch ſage dir es im
Vertrauen: alle Klugheit, alle Predigten,
ſchuͤttelt er aus dem ſchwarzen Kittel. Be-
denke nur, wie wunderlich es mir neulich
damit gegangen iſt. Wann ich des Abends
unſre Pferde zu Hauſe hole, ſo muß ich doch
uͤber den Kirchhof reiten?
Cathrine. Das weiß ich.
Peter. Vergangnen Dienſtag fuͤhrte mich der
Henker in der Schenke zu den Carten. Jch
verſpaͤtete mich, und muſte meine Pferde in
finſtrer Nacht nach Hauſe holen. Jch
hatte freylich wohl etwas getrunken, aber
ich war doch nicht voll. Jch gieng nach
A 4dem
dem Kirchhof zu, aber mich grauete ſo ſehr,
daß ich wieder umkehren muſte.
Cathrine. Du furchtſamer Haſe!
(lacht)
Peter. Ja, da war bey mir kein Lachen. Zum
Gluͤcke war ich ſo liſtig, daß ich heimlich
unſers Herrn Mantel und Kragen aus der
Stube nahm, denn er ſchlief eben einen
Rauſch aus. Was meinſt du nun? als
ich den Mantel umgeſchmiſſen hatte, ward
ich auf einmal ſo dreiſte, daß ich mich auch
vor tauſend Teufeln auf dem Kirchhofe
nicht gefuͤrchtet haͤtte. Ja, es war nicht
anders, als wenn ich fuͤr lauter Weißheit
haͤtte berſten ſollen. Jch wollte gar zu
gern meine Waaren an den Mann brin-
gen, aber ich hatte keine Zuhoͤrer. Zum
guten Gluͤcke kam ich, ehe ich noch geborſten
war, auf die Wieſe zu den Pferden. Jch
kan dir nicht ſagen, Cathrine, was ich fuͤr
hohe Sachen mit unſerm ſchwarzen Heng-
ſte geſprochen habe. Er hoͤrte recht andaͤch-
tig zu, und mir floß alles ſo geſchwinde zu,
daß ich ſelbſt nicht wuſte, wo alles herkam,
Ja, das dauerte von der Wieſe bis in den
Stall. Sobald ich aber den Mantel und
den Kragen abgelegt hatte, ſo wuſte ich kein
Wort mehr zu reden, und wurde ſo muͤde,
daß ich mich den Augenblick zu Bette legen
muſte. Gelt, die Weißheit und die Be-
redſamkeit haben im Mantel geſteckt?
Cathrine. Ha! ha! ha! du wirſt wohl beydes
ſchon aus der Schenke mitgebracht haben.
Aber
Aber ſage mir, glaubſt du denn im Ernſte,
daß die Prediger Geheimniſſe haben, welche
ſie fuͤr ſich behalten?
Peter. Freylich glaub ichs, und ich glaub es
darum, weil unter zehn Worten, die unſer
Herr ſagt, ſehr oft neune ſind, aus welchen
kein Menſch klug werden kan.
Cathrine. Du haſt Recht, Peter. Die mei-
ſten Prediger wollen Geheimniſſe haben;
in der That aber haben ſie nur ein einziges,
welches darin beſtehet, daß ſie gar nichts
wiſſen. Dies iſt ein Geheimniß, welches ſie
fuͤr ſich behalten; denn zu andern Leuten ſa-
gen ſie, daß ſie ſehr viel wiſſen, und dies ſu-
chen ſie durch hohe und leere Worte wahr-
ſcheinlich zu machen. Wir arme Leute,
die wir unſern gantzen Verſtand dem Kuͤ-
ſter zu danken haben, welcher ſich auch ſchon
mit unter die Geheimnißvolle Dorfgeiſtlich-
keit rechnet, wir muͤſſen ihnen wohl glau-
ben. Doch kluͤgere Leute ſehen die Unwiſ-
ſenheit und Tyranney unſerer Seelſorger
beſſer ein.
Peter. Still! da kommt unſer Herr aus dem
Garten: Wann er uns hier allein beyſam-
men faͤnde, ſo ſolte er wohl gar meinen,
daß wir ſchon Verloͤbniß hielten, und da
wuͤrde er uns gewiß eine verdrießliche Pre-
digt von der Keuſchheit halten.
(Peter laͤuſt eilend ab.)Dritter Auftritt.
Herr Muffel, (hat eine Schuͤrze vor, und
in derſelben Salat, und andere Garten-
fruͤchte,) Cathrine.
Muffel. Warum ſend ihr nicht in der Kuͤche
bey eurem Berufe, Cathrine? ‒ ‒
Cathrine. Jch habe hier auf Sie gewartet, Herr
Paſtor!
Muffel. Muͤßiggang macht ſaule, unnuͤtze
Baͤuche.
Cathri-
Cathrine. Davon iſt mir mein Fett nicht ge-
wachſen.
Muffel. Wenn uns der Satan auſſer dem Be-
ruf antrift, ſo hat er noch einmal ſo viel
Macht uͤber unſre Seelen, als ſonſten.
Cathrine. So ſind ſie auch wohl nicht in ih-
rem Berufe geweſen, als ſie mich ‒ ‒ ‒
Muffel. Unſre muͤßige Augen verfuͤhret er als-
denn, daß ſie nach fremden Greueln ſehen.
Cathrine. Haben ſie auch damals fremde Greuel
geſehen, Herr Paſtor, als ſie ‒ ‒ ‒
Muffel. Unſre Ohren oͤfnet er den Lockungen
der Unzucht und der Buhler.
Cathrine. So hat mir der Satan damals die
Ohren geoͤfnet, als ſie in meiner Kam-
mer ‒ ‒ ‒
Muffel. Der Satan will euch ‒ ‒ doch davon
wollen wir ein andermal weiter ſprechen.
Jch habe eben jetzo Salat im Garten ge-
ſchnitten. Jhr wißt, daß ich ihn allemal
ſelbſt ſchneide, damit ich keinen mit einem
unrechten Verdachte beleidigen darf, wann
etwa einmal etwas davon geſtolen wuͤrde.
Geht in die Kuͤche, verleſet ihn ſauber, und
macht ihn huͤoſch ſauer und fett, und be-
flecket euer Gewiſſen nicht mit einem Ge-
richte fuͤr euch und Petern.
Cathrine. Das Baumoͤl moͤchte mir wohl ei-
nen Fleck in die Schuͤrze bringen, aber ins
Gewiſſen glaub ich ſchwerlich.
Muffel. Glaubt, daß euch die geſtohlne Biſſen
nicht gedeien.
(will abgehen.)
Cathri-
Cathrine. (fuͤr ſich) Und er iſt doch ſelbſt ſo
fett davon geworden. (zu Muffeln) Hoͤ-
ren ſie mich doch auf ein Wort, Herr Paſtor.
Muffel. Nun, was habt ihr denn? haltet mich
nicht lange auf; die Fremden ſind unter
Wegens, ich muß noch auf den Bewill-
kommungsgruß ſtudiren, denn er muß geiſt-
lich ſeyn.
Cathrine. Denken ſie nicht mehr an die Abend-
betſtunden, die ſie eine Woche lang mit mir
gehalten haben? und ſonderlich an die lezte
darunter?
Muffel. O ja mein Kind! wir wollen auch eh-
ſtens damit fortfahren. (fuͤr ſich) Die
lezte Betſtunde muß dem Maͤdgen doch wohl
gefallen haben.
(will abgehen.)
Cathrine. Bleiben ſie doch noch! wiſſen ſie
nicht mehr, was unter uns vorgegangen iſt,
als ſie hinuntergehen wollten, und an mein
Bette kamen?
Muffel. (bedenkt ſich) Hum! iſt mir vielleicht
eine ſonderbare geiſtliche Betrachtung da-
bey eingefallen? ‒ ‒
Cathrine. O nein! ‒ ‒
Muffel. Und wollt ihr dieſelbe gern in Uebung
bringen?
Cathrine. Ach nein! ſie haben mir ‒ ‒ ‒
Muffel. Einen geiſtlichen Kraft- und Denk-
ſpruch mit zu Bette gegeben?
Cathrine. Nein ſag ich, ſie haben ſich auf dem-
ſelben niedergeſetzt. ‒ ‒
Muffel. Und ‒ ‒?
Cathri-
Cathrine. Und mich zu ſich gerufen.
Muffel. Und ‒ ‒?
Cathrine. Und wann ſie ſonſt nichts mehr von
der ganzen Hiſtorie wiſſen wollen, ſo wer-
den ſie doch noch wiſſen, daß ſie wieder da-
von aufgeſtanden ſind, und daß ſie ganz an-
ders wieder aufgeſtanden ſind, als ſie ſich
hingeſetzt haben, und daß ſie mich ‒ ‒ ‒
Muffel. Cathrine!
Cathrine. Jn einem ganz andern Zuſtande ge-
laſſen haben, als ſie mich auf meiner Kam-
mer vor der Betſtunde angetroffen hatten.
Muffel. Cathrine! arme Cathrine! der Satan
hat euch ſchrecklich verblendet. Da wer-
det ihr euch mit unreinen Gedancken zu Bet-
te gelegt haben, da hat euch denn der Sa-
tan einen boͤſen Tranm eingegeben, und
weil er uns Geiſtlichen, als ſeinen groͤſten
Feinden, allen erſinnlichen Schimpf und
Tort anzuthun ſucht, ſo hat er mich zu
dieſer Unzucht als ein unſchuldiges Werk-
zeug gebrauchen wollen, und mich euch
deswegen im Traume ſo natuͤrlich vorge-
ſtellt, daß ihr alles empfunden habt, was
ihr haͤttet empfinden muͤſſen, wann ich in
leibhaftiger Geſtalt bey euch geweſen waͤre.
(fuͤr ſich) Das muß ſie wohl glauben.
Cathrine. Das war eine rechte Poſtillenmaͤßi-
ge Auslegung meines Tertes, Herr Paſtor.
Nach meiner Art zu denken ſind ſo wohl
die Verblendung als der Traum ein bloſ-
ſes Nichts; wie hat nun daraus ein gewiſ-
ſes
ſes Etwas werden koͤnnen, welches ihnen
vielleicht ganz aͤhnlich ſehen wird.
Muffel. Was? zum Henker Cathrine, wie habt
ihr euch ſo uͤbel vorgeſehn, daß ein Etwas
draus geworden iſt? So ſtark kan doch
auch keine Verblendung werden. Hum!
hum! ‒ ‒ Jch muß doch auch wohl dabey
geweſen ſeyn.
Cathrine. Das muß ich am beſten wiſſen.
Muffel. Es iſt doch mit allem dem ein vertrack-
ter Streich! ich hab es eben ſo boͤſe nicht
gemeinet. Denn das werdet ihr doch wohl
meinem Amte zutrauen, daß ich es nicht
werde aus unheiligen Abſichten gethan ha-
ben. Jch that es nur blos, meinem Flei-
ſche wehe zu thun, damit ich nicht in groͤßre
Suͤnden geſtuͤrzet wuͤrde. Aber der Teu-
fel hat alle meine gute Abſichten verkehret,
und hat euch dadurch zu Falle kommen
laſſen.
Cathrine. Ja, ja, der Teufel hat alles gethan.
Ee muͤſte nicht die geringſte Erkenntlichkeit
beſitzen, wann er den Geiſtlichen ſo feind
waͤre, Denn, glauben Sie mir, man wuͤr-
de ſeiner gar nicht auf Erden gedenken, man
wuͤrde ſeinen Nahmen kaum wiſſen, denn
man wuͤrde ſich dazu die Muͤhe nicht neh-
men, er wuͤrde nicht die Ehre haben, an
ſo vielem Ungluͤcke und an ſo vielen Bos-
heiten ſchuld zu ſeyn, wann ſich die Geiſt-
lichen nicht recht darauf uͤbten, ihn ihren
Gemeinden bey aller Gelegenheit abzumah-
len,
len, und wann ſie ihn nicht zu einem maͤch-
tigen Tyrannen der Menſchen, und zu ei-
nem Leibpaͤchter aller Bosheiten machten.
Der Teufel iſt bey den Geiſtlichen ein rech-
ter Eulenſpiegel. Wann unſre Knechte ſechs
Pfennige in der Carte verliehren, ſo iſt er
gewiß dabey geweſen, und hat dem Ver-
ſpieler zu dem Verluſte verholfen.
Muffel. Ums Himmels willen, Cathrine, wer
hat eure arme Seele mit ſolcher Vernunfts-
ſeuche angeſteckt.
Cathrine. Jch kan es der Frau von Birken-
hayn Tochter nicht genug verdanken, daß
ſie mich, als ich vor einigen Jahren bey
ihrer Frau Mama diente, ein wenig klug
aemacht hat.
Muffel. Ein Teufelskind hat ſie aus euch ge-
macht. Jhr gute Cathrine! ach eure blin-
de, unſchuldige Seele! die jammert mich.
Doch wir haben jetzt etwas wichtigers zu
bedenken, ſagt mir nur, wie wir mit Eh-
ren aus unſerm Handel kommen?
Cathrine. Ja Herr, ich weiß keinen andern
Rath, als daß wir je eher, je lieber, Hoch-
zeit mit einander machen.
Muffel. Nein, Cathrine, nein, ihr wuͤrdet euch
nicht in den geiſtlichen Stand ſchicken.
Cathrine. Mir duͤnkt, die Frau Paſtorin ſollte
mich ſo gut kleiden, als ſie der Herr Paſtor.
Ueberdem werden die Prieſterfrauen doch
wohl nicht auch auf die Univerſitaͤt ziehen
muͤſſen.
muͤſſen. Oder bringen die Prediger ihre
Frauen von der Univerſitaͤt herunter?
Muffel. Die Bauern wuͤrden nicht die gehoͤrige
Ehrerbietigkeit vor euch haben, die ſie vor
einer Prieſterfrau haben muͤſſen. Hoͤrt,
Cathrine! ich will euch eures gleichen zum
Maune geben, ich will euch die Hochzeit
ausrichten, und noch dazu 100. Rthlr.
zum Brautſchatze ſchenken. Seyd ihr da-
mit nicht zufrieden?
Cathrine. O ja, das iſt mir zehnmal lieber,
als Sie, und ihr geiſtlicher Stand. Denn
haben ſie mir erſt den Korb gegeben, ſo
geb ich ihn Jhnen hiermit wieder. Wenn
Sie aber ja jemanden dies Gluͤck goͤnnen
wollen, ſo muß es Peter ſeyn. Denn wir
haben uns ſchon ſeit einiger Zeit her gegen
einander ſo angeſtellet, als wann wir mit
der Zeit ein Brautpaar werden wollten.
Muffel. Da kommt er eben gelaufen, was muß
er wollen?
Vierter Auftritt.
Muffel, Cathrine, Peter.
Peter. Herr, die Birkenhayniſche und Roſen-
eckſche Fremden ſind eben jetzo in zweyen
Kutſchen angekommen, und warten auf ihre
Bewillkommung.
Muffel. Der Henker, nun hab ich noch nicht
drauf ſtudiret, wie ich ſie bewillkomen
muß.
muß. Ja ich muß ihnen nur entgegen ge-
hen.
(will abgehen.)
Cathrine. Herr Paſtor reden ſie doch erſt mit
Petern wegen der Sache, die ſie wohl wiſſen,
er moͤchte mir nicht glauben.
Muffel. Ja, Peter, ich habe euch was zu ſa-
gen, was nothwendiger iſt, als aller Frem-
den Bewillkommung. Hoͤrt, Peter, ‒ ‒
Ja ‒ ‒ Jch muß Morgen um 8. Uhr auf
die Canzel, weckt mich ja um 7. Uhr auf,
daß ich noch auf die Kirchmeßpredigt ſtudi-
ren kan.
(will abgehen.)
Peter. Sie laſſen ſich ja ſonſt immer von Ca-
thrinen wecken, Herr Paſtor.
Cathrine. Sie haben ja Petern was ganz an-
ders zu ſagen, Herr Paſtor.
Muffel. Es iſt wahr. Ja, Peter, hoͤrt ‒ ‒
Wann mich heut Abend der Satan ver-
fuͤhren ſolte, ein Glas zu viel zu trinken,
ſo zupft mich nur heimlich am Ermel.
(will abgehen.)
Peter. (fuͤr ſich) Das werd ich wohl bleiben
laſſen, er mag trinken, ſo trink ich mit.
Cathrine. O Herr Muffel, das war ja noch
nicht recht, ſagen ſies doch nur heraus, Peter
nimmt ihnen ja nichts uͤbel.
Muffel. Ja hoͤrt nur mein lieber Peter ‒ ‒
(ſteht in Gedancken.)
Cathrine. (fuͤr ſich) Nun wirds kommen, er
ſagt ſchon lieber Peter.
BMuffel.
Muffel. Nun, ſo laſt mich ja Morgen die Pre-
digt nicht verſchlafen, und ſtoſſet mich am
Ermel ‒ ‒
Cathrine. Da kommt ja nichts heraus, Herr
Paſtor. Sie duͤrfen ja eben nicht die Um-
ſtaͤnde nach der Reihe erzaͤhlen, die dabey
vorgegangen ſind, denn das waͤre freylich
eine Suͤnde, ob es gleich die That ſelbſt
nicht geweſen iſt.
Muffel. (ungedultig) So muß ich denn wohl
mit der Sprache heraus. Hoͤrt mir die-
ſesmal wohl zu, Peter. Jch habe Cathri-
nen ‒ ‒ ‒ doch, das braucht ihr nicht zu
wiſſen, es iſt eine Zote. Hoͤrt, ihr ſolt
heute Abend mit Cathrinen Verloͤbnis ma-
chen. Zu der Hochzeit will ich alle Koſten
reichlich herſchieſſen, und Cathrinen 100.
Rthlr. zum Brautſchatze geben. Gebt ihr
nur gleich die Hand auf mein Wort.
Peter. (mit einer heiligen Mine) Es waͤre
ſuͤndlich, ein ſolches wichtiges Werk, als
der Ehſtand iſt, ohne Bedacht vorzunehmen.
Jch will erſt ſingen und beten.
Muffel. Recht Peter, ſingt und betet erſt, aber
macht es nicht zu lange.
(geht ab.)Fuͤnfter Auftritt.
Cathrine, Peter.
Peter. (fuͤr ſich) Jch ſoll Cathrinen noch heute
Abend die Ehe verſprechen? eine freye Hoch-
zeit?
zeit? 100 Rthlr? das iſt ganz gut. Aber:
Jch habe Cathrinen, ‒ ‒ es iſt eine Zote,
Jch will ein Schelm ſeyn, das iſt ein Pa-
ſtorſtuͤckgen, da ſteckt was anders hinter;
ich muß Cathrinen ausfragen.
Cathrine. Nun, Peter, was fehlt dir? was
murmelſt du bey dir ſelbſt? Verdrieſt es
dich, daß du mich heyrathen ſolſt? oder
haſt du dich auf ein Lied bedacht? Jch ſinge
gewiß nicht mit, Peter, daß ſag ich dir.
Peter. Mein allerliebſtes Cathringen, ich bin
vor Freuden auſſer mir. Dich, und 100
Rthlr. dazu? bin ich nicht gluͤcklich? Aber
wie iſt denn unſer Herr auf einmahl ſo frey-
gebig geworden? heut war ich ſein lieber
Peter, ſonſt Flegel und Tagedieb.
Cathrine. Dazu hat er ſeine ganz beſondre Ur-
ſachen, er muß wohl.
Peter. Du weißt doch wohl, was er fuͤr Urſa-
chen dazu hat?
Cathrine. Jch weiß es ſo gut, als er ſelbſt.
Peter. So wirſt du ſie mir doch auch offen-
bahren.
Cathrine. Warum nicht? aber du muſt war-
ten, bis nach der Hochzeit.
Peter. Jch bin zu neugierig, ſo lange kan ich
unmoͤglich warten.
Cathrine. Die Urſachen ſind aber nicht ſo an-
genehm, daß ſie dich erfreuen werden.
Peter. Sie moͤgen ſeyn, wie ſie wollen: ich
muß ſie wiſſen, Cathringen, oder ich ſterbe
vor Ungedult.
B 2Cathri-
Cathrine. Verlange ſie nicht zu wiſſen, ſie wer-
den dich verdrieſſen.
Peter. Ey zum ‒ ‒ deſto eher muß ich ſie wiſſen.
Cathrine. Deſto weniger kan ich ſie dir aber
ſagen.
Peter. Jch muͤſte ja ein rechter Pinſel ſeyn, wann
ich nicht mit allem Ernſte darnach forſchte.
Cathrine. Und ich muͤſte allen Verſtand verloh-
ren haben, wenn ich ſie dir ſagte.
Peter. Nun, ſo mag ich dich mit ſamt den Ur-
ſachen, und den 100 Thalern nicht wiſſen.
(will abgehen.)
Cathrine. Hertzallerliebſtes Petergen, ich will
dir alles ſagen, (Peter kehrt wieder um) aber
du muſt auch ja nicht boͤſe daruͤber werden.
Peter. Je nun! raſend werd ich doch wohl nicht
daruͤber werden.
Cathrine. Du muſt mir auch nicht feind wer-
den, Peter.
Peter. Nein! ich will gar nichts werden, mache
nur einmahl ein Ende aus deinem ewigen
Gewaͤſche.
Cathrine. Du wirſt doch noch wohl wiſſen, daß
unſer Herr einmahl Abendbetſtunden mit
mir auf meiner Kammer gehalten?
Peter. Ja, das weis ich.
Cathrine. Jn dieſen Betſtunden iſt er mir ſo
gut geworden, daß er mich mit dir zuſam-
menbringen, daß er uns eine freye Hochzeit
geben, und mir 100 Thaler zum Braut-
ſchatze ſchenken will. Aber, Peter, da iſt
nun noch ein Umſtand dabey, ich bringe
noch
noch etwas anders zu dir, daruͤber du dich
wundern wirſt.
Peter. Was iſt denn das, Cathringen, kanſt du
mir es nicht weiſen?
Cathrine. Nein, das kanſt du nicht eher, als
erſt eine Zeit nach unſrer Hochzeit zu ſehen
bekommen.
Peter. Ey! zum Henker! alles wilſt du mir erſt
nach der Hochzeit ſagen, alles wilſt du mir
erſt nach der Hochzeit zeigen. Jch will aber
alles vor der Hochzeit wiſſen, ich will alles
vor der Hochzeit ſehn.
Cathrine. Das kanſt du aber nicht, Peter! laß
einmahl recht vernuͤnftig mit dir reden.
Geſetzt unſer Herr ſchenkte dir heute noch
einen groſſen Butterkuchen von dem fein-
ſten Mehle?
Peter. Er ſolte bey mir nicht verſchimmeln.
Cathrine. Er haͤtte aber noch einen kleinen But-
terkuchen, den du auf ſeine Geſundheit ver-
zehren ſolteſt, und davon du ohnfehlbar ein
ſtarkes Kopfweh bekaͤmeſt.
Peter. Den koͤnnte er fuͤr ſich behalten.
Cathrine. Geſetzt aber, daß du den groſſen
ohne den kleinen auf keine Weiſe genieſſen
koͤnnteſt?
Peter. So ließ ich ihm alle beyde.
Cathrine. Wann er dir aber 100 Rthlr. dabey
in die Hand druͤckte.
Peter. Der Teufel hohle mich, ich aͤſſe Kuchen,
und Kopfweh, und alles hinunter, von dem
Kopfweh ſtirbt man ja nicht.
B 3Cathri-
Cathrine. Verſtehſt du mich nun, Peter?
Peter. O ja. Jch ſoll heute zwey Kuchen eſſen,
einen groſſen und einen kleinen; und wenn
ich ſie gegeſſen habe, ſo ſoll ich 100 Thaler
und das Kopfweh bekommen.
Cathrine. Einfaͤltiger Tropf! ich habe nur den
Fall ſo geſetzt. Der groſſe Butterkuchen
iſt ein ganz ander Ding. Der kleine But-
terkuchen wird zwar auch wohl Kuchen eſſen
lernen, aber ſein Lebestage nicht dazu wer-
den. Das Kopfweh iſt auch eine andre
Krankheit, aber nur der geſunden.
Peter. Hole dich der Henker mit deinem Fallſe-
tzen; wenn die Butterkuchen keine rechte
Butterkuchen ſind, ſo verſteh ich dich ganz
und gar nicht.
Cathrine. Hoͤre, Peter, ich will dir das ganze
Raͤtzel mit einem Worte aufloͤſen: wann
du mich dann nicht verſtehſt, ſo muſt du
warten bis nach unſrer Hochzeit. Jch, ich
bin der groſſe Butterkuchen.
Peter. Puh! nach gerade werde ich dich verſte-
hen lernen. Du biſt der groſſe Butterku-
chen und kanſt ſchon Butterkuchen eſſen,
und der kleine wird auch Kuchen eſſen ler-
nen, und wann ich dich haben will, ſo muß
ich den kleinen Butterkuchen auch nehmen.
Ach hoͤre doch, Cathringen; hat nicht der
Hr. Paſtor Muffel das Mehl zu dem klei-
nen Butterkuchen hergegeben?
Cathrine. Recht, Peter, du kanft gut rathen.
Peter.
Peter. Aber mit dem allen begreife ich doch
noch nicht, was du mit dem Kopfweh ſa-
gen wilſt.
Cathrine. Was werden die Maͤnner, wann ſie
andrer Leute Kinder wiegen?
Peter. Alſo wird mich der kleine Butterkuchen
zum Hahnrey machen?
Cathrine. Das machen die 100 Thaler aber
wieder gut. Du kanſt noch wohl unver-
ſchaͤmter fordern. Denn ſeine Ehre und
ſein Amt zu retten muß er dir alles eingehen.
Peter. Aber mit allem dem, ſo iſt doch die ganze
Hiſtorie von dem Herrn Paſtor Muffel, und
von dem kleinen Butterkuchen, recht luſtig.
Jch haͤtte wohl zuſehen moͤgen. Wie machte
es denn der Herr Paſtor, als er dir ſeine
Liebe antrug? ſah er denn auch ſo geiſtlich
dabey aus, als wenn er aus der Sacriſtey
auf die Canzel geht?
Cathrine. Freylich, er iſt in ſeiner ganzen Lie-
beshiſtorie recht theologiſch verfahren. Ohn-
gefehr vier Wochen zuvor, ehe ich ihn ge-
nauer kennen lernte, kam er alle Tage zu
mir in die Kuͤche, bald, wann ich kochte,
bald, wann ich das Eſſen anrichtete, bald,
wann ich das Zinn abwuſch, bald, wann
ich Holtz klein machte, und zuweilen traf es
ſich, daß ich eben Feuer anzuͤndete.
Peter. Und dann half er dir das Zinn abwaſchen,
und das Holz ‒ ‒ ‒
Cathrine. Das laͤuft ja nicht in die Theologie,
du Narr. Nach meinen beſondern ver-
B 4ſchiede-
ſchiedenen Arbeiten hielt er mir verſchiedene
Erbauungsſtunden. Wann ich eben Erb-
ſen beym Feuer hatte, ſo verglich er die
ganze Gemeine mit dem einzigen Topfe Erb-
ſen, und beſchwerte ſich uͤber die Huͤlſen,
welche ſie vor den Ohren haͤtten, weil die-
ſelben ſeinen Vermahnungen und Drohun-
gen alle Kraft und allen Zugang benaͤhmen.
Traf er Schweinefleiſch in den Toͤpfen an,
ſo ſeufzete er uͤber die Hartnaͤckigkeit des
Juͤdiſchen Volkes. Ach! der Himmel er-
barme ſich uͤber dich, du verſtocktes Volk,
rief er aus; wann wirſt du einmahl an-
fangen Schweinefleiſch zu eſſen? Wann
ich Fiſche in der groſſen Schuͤſſel anrichtete,
ſo machte er mir die uneinige Einigkeit der
Kirche dabey begreiflich. Gleichwie ietzund
der Kopf von dem Mittelſtuͤcke und das
Mittelſtuͤck von dem Schwanze abgeſondert
iſt, und doch alle drey einen Fiſch ausma-
chen, eben ſo, ſagte er, iſt der Lehrſtand,
der war der Kopf, von dem Wehrſtande,
hier wieß er auf das Mittelſtuͤck, und der
Wehrſtand von dem Naͤhrſtande, nemlich
vom Schwanze abgeſondert, und doch ma-
chen alle drey eine Kirche aus. Bey den letz-
ten Worten ruͤhrte er mir aus blindem Eyfer
alles in der Schuͤſſel unter einander, daß
ich Muͤhe hatte, es wieder zuſammen zu
finden. War ich bey dem Schauerfaſſe,
ſo gab er mir die Ermahnung, daß ich nicht,
wie die Phariſaͤer, das aͤuſſre nur rein hal-
ten
ten ſollte. Bey dem Holzſpalten predigte
er mir von der Zerknirſchung des Herzens,
und bey dem Feuerzeuge von dem Feuer der
geiſtlichen Liebe vor, wobey ich aber die
andre Liebe allezeit aus ſeinen Augen leſen
konnte.
Peter. Da koͤnnte man ja ein ganzes Buch von
der theologiſchen und in Gott andaͤchtigen
Koͤchin ſchreiben. Aber warum hat ihn
denn der Henker mit ſeinen Predigten nur
immer zu dir gefuͤhrt? zu mir iſt er weder
in den Pferdeſtall, noch in den Holzſtall,
noch auf den Hexelboden, noch auf den
Heuboden gekommen, und ich daͤchte, da
koͤnnte es ihm auch nicht an Materie und an
Gelegenheit zu Erbauungen fehlen. Mir
duͤnckt aber, er hat ganz etwas anders, als
deine Bekehrung bey dir geſucht.
Cathrine. Du ſagſt die Wahrheit, Peter. Als
er auf dieſe Weiſe nicht an mich kommen
konnte, ſo verſuchte er es auf eine andere
Art. An einem Montagabend, ich weiß
mir noch alles ſo vorzuſtellen, als geſchaͤh es
eben ietzo, ſaß ich eben auf meiner Lade,
welche vor dem Gartenfenſterchen ſteht, und
naͤhete mir ein neues Hemde. Jch naͤhete
mit aller Macht, weil ich gern bald fertig
ſeyn wollte, und war mir eher den Tod,
als unſern Herrn vermuthen. Ehr ich
michs verſah, hoͤrte ich Pantoffeln auf der
Treppe ſcharren, aber ſo leiſe, als wenn es
Geiſterpantoffeln geweſen waͤren.
B 5Peter.
Peter. (ſieht ſich ganz furchtſam um.) Nun
komm ich mein Lebestage nicht wieder auf
deine Kammer, das wird gewiß der Magi-
ſter geweſen ſeyn mit dem langen Barte.
Jn den Pfarrhaͤuſern geht es doch niemals
richtig zu.
Cathrine. Du darfſt dir ja nur den Mantel
umhaͤngen, ſo grauet dich nicht.
Peter. Spotte nur nicht. Was wurde denn
aus den Geiſterpantoffeln endlich?
Cathrine. Weil ich ſonſt nichts hoͤrte, ſo naͤ-
hete ich weiter fort. Aber kaum eine Mi-
nute drauf, hoͤrte ich in der Naͤhe was
raſſeln. Jch ſah mich darnach um, und
fieng zugleich aus vollem Halſe an zu
ſchreyen, weil ich ein langes ſchwarzes Ge-
ſpenſt mit einem weiſſen Kopfe auf mich
zukommen ſahe.
Peter. (ſieht ſich wieder furchtſam um) Es iſt
doch wohl nicht was hinter mir.
Cathrine. Aber den Augenblick drauf wurde
ich gewahr, daß Herr Muffel mit ſeiner
weiſſen Muͤtze das Geſpenſte geweſen war.
Mein liebes Kind, fieng er an, wie ſteht
es um eure arme Seele? hier griff er mir
an den Ort, wo er ſagte, daß das Herz
ſaͤſſe. Jhr habt ein boͤſes Gewiſſen, ſuhr
er weiter fort, euer Herz ſchlaͤgt ſehr ge-
ſchwinde und aͤngſtlich. Ey, ey laſſet eu-
re Gewiſſenswunden von mir, eurem See-
lenarzte, heilen. Eure Seele iſt mir viel
zu lieb, als daß ich ſie ſolte laſſen verloh-
ren
ren gehen. Und nach einigen andern der-
gleichen geiſtlichen Reden fieng er die erſte
Abendbetſtunde mit einem Liede an. Mit
dieſen Betſtunden fuhr er bis auf den
Sonnabend auf einerley Weiſe fort.
Auſſer daß er ſich in jeder Betſtunde eine
Freyheit mehr heraus nahm. Jn der er-
ſten blieb es dabey, daß er mir ans Herze
fuͤhlte. Jn der andern druͤckte er mir die
Haͤnde, ſtreichelte mir die Backen, aber
immer auf ſolche Art, als wenn es ſein
Eyfer fuͤr meine Bekehrung ſo mit ſich
braͤchte. Dieſes waͤhrete weiter ſo fort,
bis er mich den Donnerſtag kuͤſſen, und ich
ihm ſtill halten lernte.
Peter. Welchen Tag habt ihr denn fuͤr den
kleinen Butterkuchen aufbehalten?
Cathrine. Dazu hatte er den Sonnabend aus-
geſetzt.
Peter. Den Sonnabend? wie hat er denn da
die Zeit uͤbrig gehabt? da hat er ja auf den
Sonntag ſtudiren muͤſſen?
Cathrine. Dafuͤr hat er auch die Abendbet-
ſtunde mit mir nur halb gehalten. Denn
als wir eben niederknien wollten, ſo that
er mir ſeinen Liebesantrag, uͤber welchen
ich anfaͤnglich nicht wenig erſchrack. Jch
ſuchte ihn auch theils durch Bitten, theils
durch Anfuͤhrung ſeiner eigenen Worte,
davon abzubringen; aber vergebens. Er
antwortete ganz trotzig; Ein Geiſtlicher
koͤnne nicht ſuͤndigen, ſein Amt mache alle
Schand-
Schandthaten heilig. Ueberdem fuhr er
fort, ſo haben wir uns ja durch die eine
Helfte der Betſtunde zu unſerm Vorhaben
geheiliget, und wann ihr meinen Wunſch
werdet erfuͤllet haben, ſo wollen wir in der
andern Helfte der Betſtunde alles wieder
gut machen. Hier wurd ich endlich mehr
von meiner Schwaͤche, als von der Staͤrke
ſeiner falſchen Beredſamkeit, uͤberwunden,
ja hier ‒ ‒ ‒
Peter. Hier haͤtt ich nun eben mit einer Runge
aus dem Holzwagen ſollen dazu gekommen
ſeyn. Mein Herr Muffel haͤtte ſeines Sie-
ges nicht froh werden ſollen.
Cathrine. Endlich gieng er ohne ein Wort zu
ſagen, die Treppen wieder hinunter, und
ließ Betſtunde Betſtunde bleiben. Jch
ſelbſt haͤtte die uͤbrige Zeit lieber mit dir,
Petergen, zubringen wollen.
Peter. Du biſt mir alſo ſehr guͤnſtig, Cathrine,
du haͤtteſt mir zum wenigſten doch die Nei-
ge gegoͤnnt. Jch bin indeſſen dein gehor-
ſamer Diener fuͤr den umſtaͤndlichen Be-
richt. Herrn Muffeln wird der Kopf von
dem kleinen Butterkuchen nicht weh thun,
denn es iſt ſein eigenes Machwerk. Er
mag dich und ſeine 100. Rthlr. nur behal-
ten, ich bedanke mich dafuͤr.
Cathrine. Ums Himmels willen, liebſter Pe-
ter, ſtrafe doch an mir einen Fehler des
ganzen weiblichen Geſchlechts nicht. Die
Ver-
Verſchwiegenheit fehlet uns freylich, aber
ich bin einmal zu treuherzig ‒ ‒
Peter. Jch mag keine hundert Thaler fuͤr ein
ſolches Kopfweh kaufen, welches an den
Maͤnnern unheilbar iſt.
Achter Auftritt.
Tempelſtolz, Muffel.
Tempelſt. Warum kommen ſie denn nicht zur
Geſellſchaft, Herr Confrater?
Muffel. Jch bin eben im Begriffe, zuzuſehen,
was meine liebe Gaͤſte machen, und womit
ich ihnen aufwarten kan.
Tempelſt. Jch warte mit Schmerzen auf ſie,
denn wir haben uns ja ſo lange nicht geſe-
hen.
Muffel. Wie ich gehoͤrt habe, ſo ſind ſie in der
Stadt geweſen, Herr Confrater, was brin-
gen ſie denn aus derſelben neues mit?
Tempelſt. Das neueſte und das beſte fuͤr mich
iſt, daß ich meinen Proceß mit der alten
Brigitte gewinnen werde. Jch habe ihr die
Ehe verſprochen, aber mein Advocat wird
mich ſchon wieder von ihr loszumachen wiſ-
ſen. Wuͤrde mich nicht die ganze Welt
auslachen, wenn ich meine beſten Jahre
bey
bey einem alten Hausbeſen von 65. Jah-
ren verſchwenden wollte.
Muffel. Das haͤtt ich ihnen ſelbſt verdacht.
Aber bedenken ſie hierbey auch ihr Ge-
wiſſen? denn ſie haben ihr doch durch das
Verſprechen ihrer Ehe meiſt 200. Rthlr.
abgeſchwatzt, durch welche ſie die Pfarre
bekommen haben; und ſie muͤſten vielleicht
dieſe Stunde noch das A, B, C, in der
Armenſchule lehren, wann die alte Brigitte
nicht geweſen waͤre.
Tempelſt. Sie wollen ſelbſt ein Geiſtlicher ſeyn,
und reden doch ſo gewiſſenhaft von einer
Sache, aus weicher ſich kein Geiſtlicher
ein Gewiſſen macht. Die alte Brigitte
und die 200. Rthlr. waren der Weg, den
mir der Himmel zeigte, in ein Amt zu kom-
men, aber das glaub ich nicht, daß es der
Brigitte hat ein Weg ſeyn ſollen, ſich in ih-
rem Alter zu verheyrathen.
Muffel. Freylich, der Himmel hat wunderliche,
krumme Wege, einen Candidaten in ein
Amt zu verhelfen. Aber wie leben denn
die Stadtprediger? ſie werden vermuthlich
einige beſucht haben.
Tempelſt. O! die leben weit ruhiger, als wir
auf dem Lande, ſie haben im Amte und
in der Haushaltung wenig zu thun. Sie
bekommen auch ſolche amtsmaͤſſige Baͤu-
che, welche den Gemuͤthern ihrer Zuhoͤrer
die groͤſte Ehrfurcht fuͤr ihre Heiligkeit ein-
jagen. Meinen erſten Beſuch hab ich bey
Cdem
dem alten Herrn Hieronymus abgeſtattet;
der Mann iſt in ſeinem Amte recht fett ge-
worden. Er bleibt noch immer bey ſeinem
Jahrgange. Nun iſt er bey nahe 30 Jahr
im Amte. Jn den 3 erſten Jahren hat er
alle ſeine Predigten von Wort zu Wort
ſtudiret, in den folgenden Jahren aber nur
beſſer auswendig gelernt; er hat alſo iede
Predigt ſchon 10 mahl hergeſagt. Davon
iſt er ihrer ſo gelaͤuftig geworden, daß er
ietzo weiter nichts thun darf, als des Sonn-
abends das Concept hervor ſuchen, des
Sonntags Morgens einmahl durchleſen,
und dann um 9 Uhr daſſelbe ſeiner Gemeine
noch einmahl vorbeten, was er ihr ſchon
vor 30 Jahren, und ſeitdem ſchon zehnmahl,
in eben dem Thone vorgeſagt hat. Jch
werde ihm nach ſeinem Beyſpiele folgen.
Drey Jahre werden mir ſauer werden, da
werd ich viel auszuſchreiben und auswendig
zu lernen haben; doch, dafuͤr kan ich auch
20 oder 30 Jahre lang faullenzen.
Muffel. Auf dieſe Weiſe muß ja dem Herrn
Hieronymus die Zeit erſchrecklich lang wer-
den, weil er die gantze Woche hindurch
nichts zu thun hat. Oder ſchreibt er viel-
leicht Buͤcher?
Tempelſt. Er iſt zwar ein grundgelehrter Mann,
aber mit dem Buͤcherſchreiben giebet er ſich
nicht ab. Er kan ſeine Zeit beſſer und
geruhiger hinbringen. Wann er um 9 Uhr
aufgeſtanden iſt, bis 10 Uhr Thee getrun-
cken
cken, bis 11 Uhr ſich angezogen, bis 2 Uhr
geſpeiſet und bis 3 Uhr Mittagsruhe gehal-
ten hat; So beſucht er einen frommen und
reichen Buͤrger, oder einen andern Vor-
nehmen, der ein Cliente von ihm als ſeinem
Beichtvater iſt. Dieſe fragt er nach dem
Zuſtande ihrer Seelen, und faͤhrt mit ſei-
nen theologiſchen Reden ſo lange fort, bis
der Coffee oder der Wein auf den Tiſch
kommt, oder bis ſie mit ihm in einen Gar-
ten fahren, oder das Abendeſſen anrichten.
Bey dieſen Gelegenheiten fallen zuweilen
genug zeitvertreibende Diſcurſe vor, oder
die Geſellſchaft iſt auch an ſich ſchon ange-
nehm, zumahl wenn artiges Frauenzimmer
darunter iſt. Wann er nicht ausgeht, ſo
hat er ſeine Concepte durchzuſehen, welche
er ietzund ins reine ſchreiben laͤßt, weil er
alle ſeine Predigten heraus geben will.
Muffel. Das wird eine brave Poſtille werden
3 Predigten uͤber ieden Text! Es wird doch
alles in der Welt leichter gemacht. Unſre
Nachkommen werden ſchon beſſer predi-
gen, als wir, denn ſie bekommen groͤſſere
Poſtillen.
Tempelſt. Ueberdem von einem ſo gelehrten
Manne, der ſchon 20 Jahr im Amte iſt,
und ein ganzes Zimmer voll Poſtillen hat.
Muffel. Aber die Stadtprediger werden doch
wohl nicht ſo von ihren Gemeinen beſchenkt,
als wir von den Bauern?
C 2Tempelſt.
Tempelſt. Das ſagen ſie nicht, Herr Confra-
ter. Sie wiſſen ſchon ihre Rechnung bey
den Vornehmen zu machen, ſie wiſſen ih-
nen auf die hoͤflichſte Art die Geſchenke ab-
zunehmen. Kennen ſie nicht den andaͤchti-
gen Mann, den Herrn Tartuͤffe?
Muffel. Jch habe ja mit ihm auf dem Haͤlli-
ſchen Wayſenhauſe ſtudirt.
Tempelſt. Der weiß am beſten, wo der Buͤr-
ger am barmherzigſten iſt. Er haͤlt woͤ-
chentliche Erbauungsſtunden, und merkt ſich
in denſelben die reichſten Weibesperſonen;
denn dieſe beſuchen ſeine Verſammlungen
am haͤufigſten. Jn der Betſtunde ſucht
er ſie alle erſt zum Weinen zu bewegen,
welches ihm ſehr leicht wird. Wenn er ſie
nun recht weichherzig gemacht, und die
Stunde geſchloſſen hat, ſo gehet er zuerſt
heraus, ſtellt ſich an die Treppe, laͤßt ſie
alle vor ſich vorbey gehen, und gruͤßt iede
uͤberaus verliebt und geiſtlich. Geht eine
vor ihm vorbey, von der er ſich vermuthet,
daß ſie reich iſt, und die in der Stunde
brav geweint hat, ſo ruft er ſie zuruͤck, und
laͤßt ſie ſeitwaͤrts treten. Wenn denn vier
oder fuͤnfe auf ihn warten, ſo ruft er eine
nach der andern in ſeine Stube, ermahnt
ſie ernſtlich, faͤllt mit ihnen auf die Knie,
und nimmt endlich auf eine beſondere
freundliche Art von ihnen Abſchied. Dieſe
einfaͤltige Buͤrgerfrauen verlieben ſich bey
dieſer Gelegenheit in ſeine andaͤchtige Mi-
nen,
nen, ohne es ſelbſt zu wiſſen. Sie halten
dieſe heimliche Liebe fuͤr nichts anders, als
fuͤr einen ihnen vom Himmel eingegebenen
Trieb, dem Herrn Tartuͤffe Gutes zu thun.
Dieſer Trieb wird ſodann ſo raſend, daß
ſie alles, was ſie ihren Maͤnnern heimlich
entwenden koͤnnen, dem Herrn Tartuͤffe
ins Haus bringen.
Muffel. Daruͤber geraͤth aber der Buͤrger zu-
weilen, ohne zu wiſſen wie es zugeht, in die
empfindlichſte Armuth?
Tempelſt. Was iſt daran gelegen? wenn der
Geiſtliche nur reich dadurch wird.
Muffel. Das iſt endlich wahr, dafuͤr hilft der
Prieſter den Buͤrger auch in den Himmel.
Aber ſtehen die Herrn Stadtprediger auch
in ſolchem Anſehen, als wir bey dem Bauer?
Tempelſt. Warum zweifeln ſie daran? der
Vornehme laͤßt ſich oͤfters aͤrger betruͤgen
als der Bauer. Herr Tartuͤffe nannte mir
eine gewiſſe junge Graͤfin, einen Geheimen
Rath, und eine der reichſten Buͤrgerfrauen
in der Stadt, welche den Augenblick an
ihrer Seligkeit verzweifeln wuͤrden, wann
ſie eine von ſeinen Predigten verſaͤumten.
Der Graͤfin hat er neulich das tauſendjaͤh-
rige Reich abgeſchildert, und zugleich die
Vorzuͤge beſchrieben, welche darin das un-
verheyrathete Frauenzimmer vor dem an-
dern haben wuͤrde. Hiedurch hat er eine
Heyrath eines vornehmen Kriegesbedienten
hintertrieben, weil die Graͤfin mehr als an-
C 3dre
dre im tauſendjaͤhrigen Reiche ſeyn wollte.
Und dieſe Muͤhe iſt dem Herrn Tartuͤffe
mit 50 Piſtolen von einem Hofcavallier
bezahlt worden, welcher die Graͤfin gleich-
falls liebte. Damit aber der Hofcavallier
in ſeiner Liebe gluͤcklich wuͤrde, ſo fieng er
wieder ein Geſpraͤch vom tauſendjaͤhrigen
Reiche mit ihr an, und ſetzte hinzu, daß
die Matronen, welche in ihrer Ehe 7 Soͤh-
ne zeugten, noch uͤber dem unverheyrathe-
ten Frauenzimmer den Rang haben wuͤr-
den; er machte ihr zu 7 Soͤhnen Hofnung,
ſie glaubte ihm, und gab dem Hofcavallier
die Hand, von welchem Herr Tartuͤffe noch
einmahl 50 Piſtolen empfieng.
Muffel. Der Streich iſt werth, daß er zum
ewigem Ruhme des Herrn Tartuͤffe in ei-
nem Kirchenbuche aufgezeichnet wird.
Tempelſt. Er ſtehet bey den Genannten, und
noch einigen andern, in ſolchem Anſehen,
daß er die armen und dabey frommen Stu-
denten nur mit einem Zeugniſſe an ſie her-
um ſchicken darf, wann er ihnen wohlthun
will. Sobald dieſe Vornehmen nur ſeine
Schrift erblicken, ſo greift auch die Hand
ſchon in die Goldboͤrſe, und kehrt niemals
ohne einen Ducaten zuruͤck. Auf ſolche
Weiſe ſammlet ſich der Student zuweilen
30 bis 40 Rthlr. und der vierte Theil da-
von gehoͤrt allemahl dem Hrn. Tartuͤffe.
Muffel. Auf die Art wuͤrde ich mich auch nicht
uͤbel in die Stadt ſchicken, denn ich habe
auch
auch auf dem Haͤlliſchen Wayſenhauſe
ſtudirt.
Tempelſt. Was haben ſie nun aber auf dem
Lande in der Zeit fuͤr neues gehabt, da ich
in der Stadt geweſen bin?
Muffel. Jch habe in den vier Wochen nur eine
Hochzeit gehabt, Herr Confrater, aber ſie
war fett. Jch habe 2 Braten, einen Ku-
chen, ein Huhn, und eine Gans mit nach
Hauſe gebracht.
Tempelſt. Sind ſie auch brav luſtig darauf
geweſen?
Muffel. Daß will ich hoffen, Herr Confrater;
die Bauern fuͤrchteten ſich erſt, und wollten
vor mir nicht tanzen, aber ich ließ ſelbſt die
Muſikanten aus der Schenke holen, und
machte mit der Braut den Anfang. Zu
den Bauern ſagte ich zwar, daß ich es mei-
ner Geſundheit wegen thaͤte, aber im Ern-
ſte that ich es der Braut zu gefallen, denn
ſie war huͤbſch. Die ſchoͤne Kaͤthe aus ih-
rem Dorfe war auch auf dieſer Hochzeit.
Tempelſt. Haben ſie denn mit der auch getanzt,
Herr Confrater?
Muffel. Mit ihr? nach der Braut am aller-
meiſten.
Tempelſt. So wollte ich auch lieber, daß die
ſchoͤne Kaͤthe zu Hauſe geblieben waͤre.
Muffel. Laſſen ſie uns nun auch einmahl zur
Geſellſchaft gehen, die wird nicht wiſſen, wo
wir uns aufhalten.
C 4Tempelſt.
Tempelſt. Wenn ich die Wahrheit ſagen ſoll,
ſo bin ich lieber mit ihnen allein, denn der
Herr Wahrmund koͤmmt mir zu klug vor,
der kan uns noch wohl gar Haͤndel machen.
Muffel. Da weiß ich guten Rath fuͤr, wir muͤſ-
ſen ſo heilige Minen annehmen, als ob wir
ihm die Beichte verhoͤren wollten.
(Sie gehen ab.)
Ende der erſten Handlung.