Fragmente.
Der Juͤngling.
Der Juͤngling ſtoßt vom Strand im leichten Kahne,
Die Sehnſucht hat die Segel ihm gebreitet;
Wie raſch im Fantaſieenoceane,
Von Weſten fortgekost, dahin er gleitet!
Schon weht auf neuen Welten ſeine Fahne,
Wo ſelig er durch Paradieſe ſchreitet,
Und Blumen pfluͤckt, wie nimmer ſie geboren
Im reichſten Lenz die heimatlichen Horen.
„Willkommen Juͤngling, von der fernen Reiſe!“
Begruͤßt ihn tuͤckiſch wieder nun das Leben,
Und koſend naht ein Weib, unmerklich leiſe
Der Liebe Gaukelmacht um ihn zu weben.
Sie haͤlt ihn feſtgebannt in ihrem Kreiſe
Mit Seufzerformeln, heuchelndem Ergeben.
Froh ſchmuͤckt er ihr mit ſeinen Traumes-Bluͤthen
Die Bruſt, um welche Todes-Luͤfte bruͤten.
Der falſche Freund.
„O ſey mein Freund!“ ſo ſchallt's vom Heuchelmunde
Dem Falſchen, der mit heimlichem Behagen
Den Vortheil uͤberzaͤhlt von ſolchem Bunde.
Du trauſt ihm, und — ſchon haſt du eingeſchlagen,
Ein edler Thor! naht einſt die Wetterſtunde,
So ſiehſt den Schurken du mit bleichem Zagen
In ſeines Ichs bequeme Huͤtte ſpringen,
Hinausgeſperrt magſt mit dem Sturm du ringen.
Die ſchlimme Jagd.
Das edle Wild der Freiheit ſcharf zu hetzen,
Durchſtoͤbert eine finſtre Jaͤgerbande
Mit Blutgewehren, ſtillen Meuchelnetzen
Der Waͤlder Heiligthum im deutſchen Lande.
Das Wild mag uͤber Stroͤm' und Kluͤfte ſetzen,
Und klettern mag's am ſteilen Klippenrande:
Der Waidruf ſchallt durch Felſen, Stroͤm' und Kluͤfte,
Empoͤrt verſchleudern ihn die deutſchen Luͤfte.
Der feile Dichter.
Die Muſe muß zur Metze ſich erniedern‚
Der Dichter ſendet ſie zum Maͤcenaten,
Und, frechgeſchuͤrzt, mit ſchaugeſtellten Gliedern,
Der Goͤttlichkeit vergeſſend, tief entrathen‚
Umtanzt ſie ihn mit ſchnoͤden Schmeichelliedern,
Liebaͤugelnd mit den blinkenden Ducaten.
Sie muß den Gott in ihm zum Schlaf bethoͤren,
Das Thier zur wilden Gluth und Flamm' empoͤren.
Der geldgierige Pfaffe.
Der Pfaffe weiß mit Dampf‚ Geſang und Glocken‚
Mit Mummerei, Geberd' und ſchlauem Segen
Den Poͤbel zum Guckkaſten hinzulocken,
Worin ſich Hoͤll' und Himmel bunt bewegen.
Derweil, entzuͤckt, der Poͤbel, und erſchrocken
Ans Wunderloch nun thut das Auge legen,
Umſchleichet ihn der Pfaffe, aus den Taſchen
Die ſchweißgetraͤnkten Kreuzer ihm zu haſchen.
Auf einen Profeſſor.
Seht ihr den Mann mit ſtaͤubender Peruͤcke?
Wie ſprudelt ihm die hochgelahrte Kehle!
Seht, an der morſchen Syllogismen-Kruͤcke
Hinkt Gott in ſeine Welt; die Menſchenſeele
Iſt ewig, denn ſie iſt aus einem Stuͤcke;
Und daß der Argumente keines fehle,
Hat er ein weiſes ergo noch geſprochen:
Der Menſch iſt frei, die Feſſeln ſind gebrochen!