Dienstbotennoth.
Ueber dieses in der Neuzeit so wichtig gewordene Kapitel macht
Herr Professor Emminghaus in einer Broschüre, betitelt: Haus-
wirthschaftliche Zeitfragen, folgende beherzigenswerthe Bemerkungen.
Das patriarchalische Verhältniß zwischen Herrschaften und Dienst-
boten konnte nur so lange sich halten, als der Unterschied in der
Bildung und in der sozialen Stellung zwischen beiden noch so erheb-
lich war, wie er überall da sein muß, wo Niemand dienen mag, der
frei ist, und Freie wie Unfreie in den unteren Ständen des Segens
eines geordneten Unterrichts entbehren.
Einmal die Beseitigung des Feudalismus, und dann die Ver-
allgemeinerung eines systematischen Volksunterrichts hat bei uns dem
patriarchalischen Nexus zwischen Dienstboten und Herrschaften seine
Lebensbedingungen entzogen; die fortschreitende Ausgleichung der
Geburtsstände=Unterschiede, die gesetzliche Beseitigung politischer und
privatrechtlicher Ungleichheiten des Standes hat dem Uebergang aus
dem patriarchalischen in den rein wirthschaftlichen Zustand den Weg
geebnet. Aber auf diesem Wege schreiten wir nur langsam vorwärts.
Der alte Zustand, für die Herrschaften so günstig, und unter Um-
ständen auch für die Dienstboten behaglich, vergißt sich schwer; in
den neuen gewöhnen sich beide Theile nur mit großer Mühe ein.
Wir laboriren an den Unbehaglichkeiten eines lange andauernden
Uebergangsstadiums. Dies der Grund, warum, nicht etwa nur hier
und da, sondern überall in Deutschland -- und auch wohl ander-
wärts --, nicht etwa nur in den Städten, sondern ebenso auf dem
platten Lande, eine gewisse Nervosität namentlich der Hausfrau sich
bemächtigt, wenn die Dienstbotenfrage zur Erörterung kommt.
Welches ist die häufigste Klage, die wir vernehmen? Was ist
es, was die Hausfrauen am meisten an der Haltung des heutigen
Gesindes empört? Viel seltener Unfleiß und Unfähigkeit, als Unbot-
mäßigkeit, Ueberhebung und Vergnügungssucht. Und dies sind eben
die ungeschickten Ausdrucksweisen eines lebhaft erwachten, aber uner-
zogenen Gleichheitsgefühles, welches in dem Dienstverhältniß nichts
erblicken mag, als ein streng begrenztes obligatorisches Rechtsverhält-
niß, in welchem beide Kontrahenten vertragsmäßig bestimmte Rechte
und Pflichten haben, sich aber, wenn jene Rechte gewährt, diese
Pflichten erfüllt sind, beiderseits nicht mehr um einander zu bekümmern
brauchen. Wie die Herrschaften mehr über Unbotmäßigkeit, Mangel
an Ehrerbietung und zunehmende Genußsucht, als über Unfleiß der
Dienstboten, so hören wir die letzteren mehr über zu weitgehende Be-
schränkung der Selbständigkeit, über zu geringschätzige Behandlung,
als über zu niedrige Löhne oder zu starke Arbeitüberbürdung klagen.
Die Rechte, welche sich in klare Vertragsworte fassen lassen, wollen
sie den Dienstgebern zugestehen; mehr aber nicht. Befreit von dem
Druck, welchen andere Zeiten über ihren Stand verhängten, gefallen
sie sich in dem anderen Extrem, und halten sich auch befreit von
jedem persönlichen Einflusse Derer, mit denen sie doch unter einem
Dache wohnen, von dem gleichen Mahle zehren.
Freilich -- es ist ein schwer definirbares Verhältniß, welches
der Dienstmiethvertrag im wirthschaftlichen und sittlichen Jnteresse
beider Theile schaffen soll.
Jn seiner Grundlage und seiner eigentlichen Bestimmung nach
ist das Verhältniß ohne Zweifel ein wirthschaftliches. Es beruht auf
Leistung und Gegenleistung. Aber keine andere wirthschaftliche Leistung
und Gegenleistung erfordern so sehr, damit beiden Theilen gedient
sei, die Mitwirkung der ganzen Persönlichkeit. Dies liegt zwar über-
haupt im Charakter jeder persönlichen Dienstleistung. Aber die
dauernde persönliche Nähe und die dadurch herbeigeführte nothgedrun-
gene gegenseitige Theilnahme an allen persönlichen Erlebnissen, wie
sie in dem Verhältniß zwischen Herrschaft und Dienstboten zu Tage
tritt, stellt noch ihre ganz besonderen Anforderungen. Selbst vom
streng wirthschaftlichen Gesichtspunkte erfordert das Verhältniß, wenn
es für beide Theile statt einer Qual vielmehr ein Segen sein soll,
von beiden Seiten Leistungen, welche sonst nirgends Gegenstand des
Handels zu sein pflegen.
Auf welchem Wege nun werden wir uns am ersten aus jenem
Zustande befreien können, der uns das Dasein so oft verbittert, der
den Frieden des Hauses so oft in Krieg, das häusliche Behagen so
oft in allgemeine Verstimmung verwandelt?
Sehr mit Unrecht, aber immer auf's Neue wieder, erwarten
wir, einmal gewöhnt, die Staatsgewalt als ein Stück Vorsehung zu
betrachten, die Vermittelung von dem Gesetz. Zwar ist jedem Civil-
gesetzbuch ein Abschnitt über den Dienstmiethvertrag, oder den Dienst-
verding unerläßlich. Aber diese Bestimmungen sind es nicht, auf
deren Einführung, wo sie fehlen sollten, oder auf deren Vervollstän-
digung, wo sie bereits vorhanden sind, man dringt. Man verlangt
nichts Geringeres, als daß das Gesetz neben den rechtlichen auch
die sittlichen Pflichten beiden Theilen erzwingbar mache.
Jn der großen und allgemein tief einschneidenden Noth ist man
auf den Gedanken gekommen, Vereine zur Besserung von Dienstboten
zu gründen. Wenn ich von solchen Plänen vernehme, fällt mir
immer jener sächsische Bauer ein, der, als der Herr Graf X. im
landwirthschaftlichen Verein zu Y. den Vorschlag zur Begründung
einer Gesellschaft zur Verbesserung des Gesindes machte, erwiderte,
daß er sich diesem Vorschlage zwar nicht widersetzen wolle, aber dann
auch darauf dringen müsse, daß man gleichzeitig einen Verein zur
Besserung der Herrschaften gründe.
Die Besserung in der That ist auf beiden Seiten nöthig. Er-
ziehen zu einem tüchtigen Dienstboten kann man Jemanden nur,
indem man ihn zu einem tüchtigen Menschen erzieht, und Haus-
frauen, in weitaus den meisten Fällen doch die eigentliche Gegenpart
im Dienstmiethvertrage, lassen sich auch für die aus diesem Vertrage
ihnen erwachsenen Pflichten nicht durch besondere künstliche Veranstal-
tungen vorbereiten.
So ständen wir also vor einer hauswirthschaftlichen Zeitfrage,
die zur Zeit noch jeder Lösung spottet? So wären wir also verur-
theilt, noch auf ganz unabsehbare Frist zu seufzen unter dem Drucke
der Dienstbotennoth, unter der Unbehaglichkeit jenes Uebergangszu-
standes aus dem patriarchalischen in das wirthschaftlich fundamentirte
neue Rechtsverhältniß?
Um ein Universalmittel zur Heilung jenes allgemeinen und so
tief empfundenen Leidens sehen wir allerdings auch Diejenigen ver-
legen, die sich am eingehendsten mit diesem Theile der ökonomischen
Pathologie und Therapie beschäftigt haben.
Aber das Leiden wird doch um so erträglicher werden, je mehr
man sich klar macht, daß, was den Hauptbetheiligten als Leiden er-
scheint, zum größten Theile nur Symptom einer naturnothwendigen
Entwickelungsphase ist. Diese Klarheit an sich schon gibt ein Er-
leichterungsmittel an die Hand. Wer die Berechtigung des Ver-
langens nach einer besseren äußeren Situation auf Seiten der Dienst-
boten willig anerkennt, und dieses Anerkenntniß zweckmäßig bethätigt,
wird schon daraus manche Befriedigung schöpfen.
Bliebe wirklich in dieser Richtung nicht unendlich viel zu thun
übrig? Man sehe sich nur einmal danach um, welches Maß von
Komfort in der großen Mehrzahl der Fälle für Dienstboten aus-
reichend gehalten wird. Sie wohnen mit uns unter einem Dache.
Aber thatsächlich stecken wir sie mit ihren Habseligkeiten gar häufig
auch unmittelbar unter's Dach, oder, was noch schlimme ist, in den
Keller; der schlechteste Winkel des Hauses soll für Die gut genug
sein, denen wir es als Lebensaufgabe zuweisen, für unser häusliches
Behagen zu sorgen. Sie speisen mit uns vom gleichen Mahle.
Aber denken wir auch daran, daß auch sie, gleich uns, die Mahlzeit
nicht verkümmert haben, weder in der Quantität, noch Qualität, noch
in der Zeit dabei verkürzt sein wollen? Ja, daß sie auf alle diese
Dinge bei ihrem Bildungsgrade fast noch größeren Werth zu legen
berechtigt sind, als wir? Dürfen wir uns wundern, daß, je weniger
wir ihnen an äußeren Annehmlichkeiten freiwillig bieten, um so aus-
schreitender und maßloser ihre Forderungen werden?
Wir, die wir für uns ein Leben, welches nicht den Wechsel
böte zwischen Arbeit und Erholung, nicht lebenswerth finden würden
-- wie können wir verlangen, daß so ein junges Blut, oder gar
ein im Dienste ergrauter Dienstbote, nicht auch nach schwerer Arbeit
sich der Erholung freuen möge? Heißt es nicht zu viel von den
Dienstboten verlangen, daß sie, wenn's hoch kommt, allwöchentlich nur
einmal einige Stunden, sich selbst und ihrem Vergnügen angehören
mögen? Darf es uns wundern, wenn dieses knapp bemessene Maß
heimlich oder ganz offen überschritten, und eine ausnahmsweise nöthige
Versagung auch dieses knappen Maßes nur mit Widerwillen ge-
tragen wird?
Wir beklagen uns über den niedrigen Flug, den die Gedanken
dieser unserer Hausgenossen nehmen, wenn sie sich vergnügen wollen.
Aber denken wir auch daran, ihnen Gelegenheit zu edleren Vergnü-
gungen zu verschaffen?
Für mich ist es keine Frage, daß die wesentlichsten, die em-
pfindlichsten der Mängel des Dienstbotenwesens, unter denen alle,
unter denen auch die tüchtigsten und gebildetsten Hausfrauen leiden,
ganz vorzugsweise zu Lasten der durchschnittlich fehlerhaften, nämlich
viel zu einseitigen Erziehung der Töchter höherer Stände kommen.
Zwei Kommnnisten=Staaten.
IV.
Höchst lehrreich ist in der That Alles, was uns über den alten
Jnka=Staat und Paraguay überliefert ist; denn mutatis mutandis
wird es heute auch bei uns sich nicht anders gestalten. Die klarer
Blickenden unter den Fanatikern der Staatshilfe sehen wohl ein, daß,
wie die Verhältnisse und Menschen gegenwärtig sind, ihr System
wenig Aussicht auf Erfolg und Bestand hat, sie wollen deshalb
zuerst die Menschheit zu diesem Jdeal eines Staates heranziehen,
wie man theoretisirende Philister oft von der Republik sagen hört:
schafft erst Republikaner.
Auch die Politik der Jnka's ging wie die Robespierre's und St.
Jnst's dahin, mit allen Mitteln der Gewalt die Masse ihrer Mit-
bürger in eine neue Form der Sitte, der Religion und des Lebens
zu gießen, ihr Staatswesen nicht nach dem Bedürfniß der Menschen
zu gestalten, sondern den Willen unter das Modell des neuen Regi-
ments zu beugen und zu zwingen.
Wenn der Staat sich als Erzieher des Volks hinstellt, sagt
Sybel in seiner Geschichte der Revolutionszeit, so darf er nicht ver-
gessen, daß die Erziehung nicht die Knechtung, sondern die Befreiung
des persönlichen Geistes bedeutet. Religion und Sitte verdienen
ihren Namen nur in so ferne, als sie bei jedem Einzelnen neu aus
der inneren Gesinnung geboren werden. Jedes äußerlich zwingende
Strafgesetz auf diesem Gebiet ist ein Dolchstoß in das Herz des
Völkerlebens. Die mit Schrecken erpreßte Sitte taugt so viel wie
die mit Scheiterhaufen befestigte Religion; beide erstarren zu einem
Werkdienste, indem sie selbst zu Grunde gehen, und der unterworfenen
Nation nur die Wahl zwischen Empörung oder Erstickung lassen.
So zerschnitt mit den großen Ketzergerichten des XIII. Saec.
die päbstliche Weltherrschaft sich selbst die Wurzeln und wies die
sittliche Schöpferkraft Europas auf außerkirchliche Bahnen. So er-
schöpften im XVI. Saec. Spanien und Polen durch den kirchlichen
Zwang und Kampf den Lebensstoff ihrer Völker auf Jahrhunderte
hinaus und ertödteten ihr Staatswesen hier in lähmender Betäu-
bung, dort in sittenloser Ungebundenheit. Es waren dieselben Wege,
auf welche Robespierre einlenkte. Nach seinem Sinne sollte die Re-
volution, welche einst auf Hampden und Franklin als ihre Vorbilder
geblickt, welche dann getobt hatte wie die Bauern Georg Metzlers
und Thomas Münzers, in einer dumpfen und stillen Tyrannei nach
dem Muster König Philipps oder des Jnkastaates endigen.
Ein höchst merkwürdiges Aktenstück ist in dieser Richtung der
Gesetz=Entwurf St. Just's vom Jahre 1794 über die künf-
tige Gestaltung Frankreichs. ( Buchez. Bd. 35. S. 294, zum
Kampf am 7. Thermidor im Jahre II der Republik. ) „Die Jnsti-
tutionen, sagt St. Just darin, sind die Gewähr freier Regierungen
gegen die Verderbniß der Sitten, und die Gewähr freier Völker
gegen die Verderbniß der Regierung. Wenn es Sitten gäbe, so
ginge Alles gut: man bedarf deshalb Einrichtungen, sie zu reinigen,
dann folgt alles Andere von selbst. Leider ist der augenblickliche
Zustand in hohem Grad hoffnungsarm. Die Revolution ist erstarrt,
die Grundsätze sind erschlafft, man sieht nur nach Freiheitsmützen
auf Wühlerköpfen; die Handhabung des Schreckens hat die Ver-
brecher abgestumpft, wie starke Getränke den Gaumen abstumpfen.
Das Papiergeld in seiner Masse und seinen Schwankungen ist ins-
besondere eine Pest für die Sitten des Volks. Viele Menschen sind
dadurch reich, viele zu Bettlern, alle aber arbeitsscheu, habgierig und
weichlich geworden. Das Trachten nach Reichthum ist allgemein;
der Reichthum an sich aber ist ein Verbrechen. Jn einem ge-
sunden Staat darf es keine Reichen und keine Armen
geben, sondern jeder Bürger soll in dem Besitz eines ge-
rade auskömmlichen Grundbesitzes sein.
Denn die Hand des Mannes ist nur für den Pflug oder das
Schwert bestimmt; jedes andere Gewerbe aber oder jede Gewerb-
losigkeit verabscheuenswerth. Niemand darf Schätze aufhäufen und
dadurch die Quote seines Nächsten schmälern, oder, wie Couthon im
Convente gesagt, man muß die Gefühle der Menschen so stimmen,
daß sie all ihr Gut nur als Eigenthum der einen großen Familie
betrachten.
Daher muß man die Nationalgüter in kleinen Loosen unter
die Armen verschenken und wo das nicht ausreicht, die Grundbesitzer
zur Bildung zahlreicher kleiner Pachthöfe zwingen; jeder Mensch
über 25 Jahre, der nicht Beamter oder Handwerker ist, muß dann
selbst den Acker bauen und jährlich 4 Schaafe auf jedem Morgen
Landes aufziehen.
Die Schlichtheit der bäuerlichen Sitten soll sich im Verbote
aller Dienstboten und aller goldenen oder silbernen Geräthe aus-
prägen; kein Kind unter 16 Jahren soll an irgend einem Tage,
kein Erwachsener an 3 Tagen der Decade Fleisch essen, jeder Bürger
jährlich Rechenschaft über den Stand seines Vermögens ablegen.
Auf Grund dieser Prüfung wird er dann ein Zehntel seiner Renten
und ein Fünfzehntel seines Arbeitsgewinn dem Staate zahlen und
dieser hierauf jede andere Abgabe entbehren können.
Sofort diese spartanische Bauernrepublik im vollen Umfang zu
verwirklichen, erscheint uns zweifelhaft. Daher werfen wir unser
Augenmerk auf das heranwachsende Geschlecht. Vom siebenten Jahre
müssen die Knaben den Eltern weggenommen und der Schule der
Nation überliefert werden, wo man sie in soldatischer Zucht, zu
kurzer Redeweise und abgehärtetem Leben erzieht, und in Kriegsdienst,
Ackerbau und Sprachkenntniß unterrichtet. Die Erklärung der Ehe
wird erst nach erfolgter Schwangerschaft erfordert, jede kinderlose Ehe
durch das Gesetz getrennt. Statt dessen tritt als öffentliche Jnsti-
tution die Freundschaft. Mit dem 21. Lebensjahr hat jeder
Bürger im Tempel zu erklären, wer seine Freunde sind, und wer
keine Freunde nachweist, wird verbaunt. Die Freunde stehen im
Gefecht nebeneinander, tragen als Schiedsrichter die Prozesse ihrer
Genossen aus, müssen bei Schließung eines Vertrages anwesend
sein. Wenn Jemand ein Verbrechen begeht, so werden seine Freunde
verbannt.
Bis diese Einrichtungen ihre Wirkung erzielt, und eine sittliche
Bevölkerung erzogen haben, bedarf der Staat entweder eines kräftigen
Diktators oder tugendhafter Censoren zu seiner Rettung. Unter
Censoren verstehe ich hochbejahrte Männer, deren einer in jedem Be-
zirk mit einem Gehalt von 6000 L. ohne eigene Amtsgewalt aber
zur Beaufsichtigung der Beamten und Klageerhebung gegen schlechte
Behörden aufgestellt werde. Jndessen, wie die Dinge einmal liegen,
scheint mir der Weg durch die Diktatur der angemessenere. Ohne
Zweifel ist die Zeit noch nicht gekommen, das Gute zu thun; man
muß ein allgemeines Unheil abwarten, das stark genug ist, um ein
allgemeines Bedürfniß nach dem Guten zu verursachen: denn Alles,
wodurch das Gute hervorgebracht wird, ist schrecklich oder erscheint
fratzenhaft, wenn man zu frühe beginnt. Also für's Erste eine
Diktatur, welche den Schrecken so weit verstärkt, daß die Nation sich
daraus gern in Mäßigkeit und Zucht ohne Familienleben, Wissen-
schaft und Wohlstand hineinretten läßt. Dort soll sie denn, unter
Einführung der Censur, im Wesentlichen die bisherigen Behörden
behalten. Jch verwerfe ebenso die einheitliche wie die vielköpfige
Herrschaft: für ein freies Staatswesen scheint mir ganz das Rechte
eine höchste Behörde von wenigen Mitgliedern zu sein, wie der
Wohlfahrtsausschuß eben ist.“
* Arbeitseinstellungen und Kooperativgesellschaften in Ame-
rika. Vergeblich, sagt die „New=Yorker Tribüne“, hat man in
Amerika und Europa sich bemüht, den Arbeitslohn durch Arbeitsein-
stellungen zu reguliren. Der große Verlust, welcher den arbeitenden
Klassen aus dem gezwungenen Müßiggang bei Arbeitseinstellungen
entsteht, ist häufig ganz enorm; derselbe beträgt oft so viel, daß man
davon eine reiche Kooperativgesellschaft hätte gründen können. Die
Arbeitseinstellung der Backsteinmaurer im Jahr 1868 in New=York
kostete 30,000 Dollar, und nicht ein Cent davon kam in Gestalt
von mehr Lohn zurück. Die Arbeitseinstellung der Drucker kostete
16,000 Doll.; einige erzielten eine Lohnaufbesserung, andere dagegen
büßten an ihrem Lohn ein. Man hat berechnet, daß die amerika-
nischen Eisengießer durch Arbeitseinstellungen, die alle nichts nützten,
mehr wie1 1 / 2 Million Dollar verloren haben. Diese großen Ver-
luste haben die Arbeiter endlich zur Besinnung gebracht, und es hat
sich daher unter den Eisengießereiarbeitern in den Vereinigten Staaten
eine Gesellschaft unter dem Namen Iron moulders International
Union gebildet, welche nicht weniger als 14 Eisengießereien
in New=York und Pensylvania im Betrieb habt. Die Organisation
der kooperativen Arbeit hat überall die Arbeitseinstellungen unmög-
lich gemacht; da die Arbeiter sich selbst zu bezahlen haben, so sind
sie vernünftig in ihren Anforderungen, und Lohnfluktnationen kommen
nicht vor. Ein interessantes Beispiel gaben in dieser Beziehung
letzten Sommer die Buchdrucker von Mailand. Dieselben vergeudeten
20,000 Francs durch eine Arbeitseinstellung, und gründeten schließ-
lich mit 1 / 4 der Summe eine kooperative Gesellschaft zur Errichtung
einer Druckerei, welche ihnen alle Arbeit gab, und den Preis des
Satzes auf einmal regelte. Trotzdem daß das Kooperativsystem als
das Beste für die arbeitenden Klassen empfohlen werden kann, sind
schon viele Versuche, dasselbe einzuführen, mißlungen. Hauptsächlich
scheiterten die Gesellschaften daran, daß dieselben am Ende des Jahres
den ganzen Gewinn vertheilten, anstatt denselben im Geschäft wieder
anzulegen. Die Läden, welche auf genossenschaftlichem Wege gegrün-
det wurden, haben sich in Amerika wie allerwärts gehalten; in
Massachussets bestehen allein mehr wie 50. Ein Uebergang zu
dem Kooperativ = System ist die neuerdings von mehreren Fabri-
kanten getroffene Einrichtung, wonach die Arbeiter am Gewinn
Antheil erhalten. Jn New=York wurde dieses vor einigen Mo-
naten in den Fabriken der Herren Brewster u. Co. und A. S. Ca-
meron ec. eingeführt. Jn letzterem Geschäft erhalten die Arbeiter
10 pCt. vom Gewinn. Die Folge davon dürfte sein, daß die
Moral in den Fabriken besser wird, und Arbeitseinstellungen nicht
mehr vorkommen.
* Gewerkvereine in Amerika. Der 88. Gewerkverein in
New=York zählt 72,500 Mitglieder und hat ein Vermögen von
60,000 Dollar.
* Genossenschaftswesen. Die östreichische Regierung hat dem
Abgeordnetenhaus einen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach die Vorschuß-
kassen und überhaupt alle Erwerbs= und Wirthschaftsgenossenschaften
einer Besteuerung unterzogen werden sollen. Das Comit é der ver-
einigten Wiener Erwerbs= und Wirthschaftsgenossenschaften opponirt
dagegen in einer Broschüre, in welcher der Nachweis geliefert wird,
daß diese hier angezogenen Genossenschaften nichts anderes als Er-
sparungsanstalten seien. -- Jn Preußen hat man Aehnliches ver-
sucht, ohne durchzudringen, weil durch dieses Gesetz die Mitglieder
von Genossenschaften doppelt besteuert würden. Diese treiben nur
Geschäfte unter sich, d. h. mit dem eigenen Gelde, und nehmen
keinen Gewinn. Höchstens könnte man zugeben, daß solche Mit-
glieder, welche kein Geschäft mit dem Verein machen, Steuer zahlen
müßten, für die empfangenen Dividenden.
* Sozialistisches. Dem interimistischen Redakteur der „ Zu-
kunft “ sind -- wie wir nachträglich erfahren -- unsere Aufsätze über
Jakoby's Rede stark in den Magen gefahren. Sachlich ist nichts
von dem widerlegt, was wir aufgestellt haben, wir dürfen also über
den volkswirthschaftlichen Jnhalt der Entgegnung weggehen, können
aber nicht umhin, den Ton zu bedauern, in den das früher so gut
geleitete Blatt verfällt. Mit Witzen, noch dazu wenn sie schwach
sind, ersetzt man nicht den Mangel an Gründen, noch weniger mit
Redensarten und Jnvectiven, wie die gebrauchten. -- „Grob darf
Zeus sein“, aber nicht ordinair. Wenn der Verfasser des Artikels
nicht weiß, wie befreundete Blätter bei Meinungs=Verschiedenheit mit
einander verkehren, so hätte er sich beim Hauptredakteur leicht Raths
erholen können. Die Fragen übrigens, welche er ungeschickter Weise
einflicht, kann ihm, abgesehen von Karlchen Mießnick, jeder Ecken-
steher in Berlin beantworten. Herr von Schweizer z. B. dürfte
auch in Berlin zur Genüge bekannt sein. Die Angaben, welche wir
machten, beruhen meist auf statistischen Erhebungen, und wir können
noch mit einer ganzen Reihe solcher dienen. Wie man die Statistik
aber eine steife bockbeinige Doctrin nennen kann, ist uns nicht be-
greiflich. Bockbeinig ist sie allerdings, denn sie läßt sich zu soziali-
stischen Narrheiten nicht mißbrauchen, und hat wohl schon manchen
Wahn zerstört, in den jugendliche Politiker sich hineingearbeitet hatten,
allein doctrinär kann man sie wohl kaum nennen. Die übrigen
Bemerkungen über die unteren Klassen, die glänzende Stellung der-
selben u. s. w. sind zu schwach, als daß wir uns veranlaßt finden
könnten, darauf einzugehen. Auf sachliche Einwürfe dagegen werden
wir gerne antworten.
* Statistisches. Legoyt stellt in seiner Studie Londres, Paris,
Berlin & Vienne ( de la France et l'étranger, études de statis-
tique comparée. Paris 1870 ) einzelne Verhältnisse dieser 4 Städte
vergleichend wie folgt zusammen: Es fällt jährlich eine Geburt in
London ( 1861 ) auf 29 Einwohner, Paris ( 1866 ) auf 32,2 Einw.,
Berlin ( 1864 ) auf 27,7 Einw., Wien ( 1864 ) auf 23,66 Einw.;
ein Sterbfall in London auf 42,8 Einw., Paris auf 40 Einw.,
Berlin auf 38 Einw., Wien auf 30 Einw.; eine Heirath in London
auf 99,5 Einw., Paris auf 105,6 Einw., Berlin auf 94,5 Einw.,
Wien 117,63 Einw. Auf eine Ehe fallen im Durchschnitt Kinder
in London 3,25, Paris 2,38, Berlin 2,89, Wien 2,56. Auf 100
Geburten kommen uneheliche in London 41,31, Paris 27,96, Ber-
lin 2,89, Wien 48,54. Todtgeburten in Paris 7,63, Berlin 4,54,
Wien 3,89. Die Dichtigkeit der Bewohner beträgt pro Hektare in
London 36,34 Einw., Paris 233,95 Einw., Berlin 154,05 Einw.,
Wien 84,29 Einw. Die Bevölkerung verhält sich zur Gesammt-
bevölkerung des Landes in London wie 1: 10,4, Paris wie 1: 20,8,
Berlin wie 1: 30, Wien wie 1: 60,7. Der jährliche Fleischkonsum
belief sich in London per Kopf auf 109 Kilogr., Paris auf 75 Kilogr.,
Berlin 53 Kilogr., Wien 87 Kilogr.; der Weinverbrauch in Paris
auf 173 Liter, in Wien auf 31 Liter; der Bierverbrauch in Paris
auf 20 Liter, in Wien auf 81 Liter per Kopf der Einwohner. Die
Häuser wurden im Durchschnitt bewohnt in London von 7,7, in
Paris von 31,1, in Berlin von 28,8, in Wien von 56,7 Personen.
* Volkswirthschaftliche Professur. Die volkswirthschaftliche Pro-
fessur an der Berliner Universität, welche lange Zeit offen war,
soll jetzt wieder besetzt werden, und zwar nennt man Glaser, Dietzel
in Marburg, Nasse in Bonn und Wagner in Freiburg als Kandidaten.
* Freizügigkeit in der Schweiz. Die Freizügigkeit in der
Schweiz ist noch vielfach beschränkt; so kann sich ein Berner Arzt
nicht im Waadtlande niederlassen, ohne ein neues Examen zu machen;
auch die Apotheker, Thierärzte, Hebammen, Advokaten, Geometer ec.
können ihr Gewerbe nicht betreiben wo sie wollen, sondern nur nach
„Maßgabe der Kantongesetze.“
* Rechtsschutzverein. Jn Paris beabsichtigt man einen deut-
schen Rechtsschutzverein zu gründen, und zwar nach dem Muster des
bekannten Londoner Vereins. Ein solcher Verein würde namentlich
den zahlreichen Arbeitern zu gute kommen, welche in Rechtsangelegen-
heiten häufig schon durch den Umstand, daß sie der französischen
Sprache nicht mächtig, im Nachtheil sind.
* Der Verein deutscher Lebensversicherungs=Gesellschaften hielt
am 13. d. M. in Berlin seine Jahresversammlung. Die Versamm-
lung beauftragte den Ausschuß an das Bundeskanzleramt des nord-
deutschen Bundes das Gesuch zu richten, vor Erlaß eines Versicherungs-
gesetzes für den norddeutschen Bund, über dieses Gesetz den Verein
deutscher Lebensversicherungs=Gesellschaften zu hören. Die nächste Ver-
sammlung findet in Frankfurt a. M. statt.
* Auswanderung nach Ungarn. Es wird vor der Auswan-
derung nach Ungarn gewarnt, da in letzterer Zeit bitte Klagen von
den voriges Jahr dahingegangenen Arbeitern aus Rheinland, Schle-
sien ec. kommen. Lohn und Unterhalt sollen durchaus nicht im Ver-
hältniß stehen, und die Arbeiter von den Arbeitgebern geprellt und
ausgebeutet werden.
-- Jn England wird gegenwärtig, um dem Pauperismus zu
steuern, viel für Auswanderung agitirt, und die National Emigration
Society arbeitet mit vielem Erfolg. Jeder Auswanderer, der im
Besitz von 3 L. ist, wird mit 2 L. 5 sh. unterstützt.
* Militärdienst. Die bedingte Befreiung vom Militärdienste,
welche bisher den Studirenden der evangelischen und katholischen
Theologie, bez. den katholischen Priesteramts=Kandidaten, zugestanden
war, hat mit Beginn dieses Jahres ihr Ende erreicht.
* Vorlagen für den norddeutschen Reichstag. Die Bundes-
regierung hat dem norddeutschen Reichstag folgende Gesetzentwürfe
vorgelegt: ein neues Strafgesetzbuch; ein Gesetz über den Schutz der
Autorrechte; ein ferneres über das Jndigenat; eine Vorlage über
Erwerb und Verlust der Bundes= und Staatsangehörigkeit; Bestim-
mungen über Heimathsrecht und Unterstützungswohnsitz; über direkte
Besteuerung; über Festungsanlagen; Befugnisse der Bundeskonsuln
zu Eheschließungen; schließlich ein Gesetz über die Verhältnisse der
Bundesbeamten.
* Arbeiter=Angelegenheiten. Die Hüttenarbeiter des märkisch-
westphälischen Bergwerkvereins haben die Arbeit eingestellt. Aeußere
Veranlassung ist dazu die Anordnung, daß diejenigen Lohntage, die
auf einen Sonnabend fallen, auf den nächsten Montag verlegt werden
sollen, weil in solchen Fällen häufig an dem, dem Lohntage folgenden
Sonntage die Arbeitskräfte an den Schmelzöfen fehlten. Wenn sich
die Arbeiter solchen Einrichtungen, die wesentlich in ihrem eigenen
Jnteresse sind, aus liederlichen Gründen nicht fügen wollen, so ver-
dienen sie keine Schonung. An vielen Orten hat man diese Einrich-
tung getroffen und alle ordentlichen Arbeiter sind damit einverstanden.
-- Eine kürzlich in Berlin abgehaltene Versammlung von
Maurergesellen beschloß desinitiv die Gründung einer sich über ganz
Deutschland erstreckenden Kranken=, Jnvaliden= und Sterbekasse für
Maurer und Zimmerleute, die sich von der jetzt bestehenden Unter-
stützungskasse hauptsächlich durch die Klassificirung der Beiträge und
Bezüge unterscheidet, so zwar, daß ein monatlicher Beitrag von
8 Sgr. ein Anrecht auf1 1 / 2 Thlr. wöchentliche Krankenunterstützung;
ein Beitrag von 12 Sgr. auf2 1 / 3 Thlr.; ein solcher von 16 Sgr.
auf 4 Thlr. per Woche gewährt.
-- Jn Wien hat ein großer Theil der Zeitungssetzer die Ar-
beit eingestellt.
-- Für die Beurtheilung der Lage der Arbeiter in Chemnitz,
allerdings einer Stadt, in welcher der Lebensunterhalt verhältniß-
mäßig sehr kostspielig, ist folgende Berechnung des Haushaltes eines
Arbeiters von Jnteresse, welche kürzlich in einem Arbeiterkreise,
nämlich in dem sehr strebsamen Chemnitzer Arbeiterverein, aufgestellt
wurde. Es ist dabei davon ausgegangen, daß die Mehrzahl der
Arbeiter wöchentlich 4 Thlr. verdiene, viele weniger und nur wenige
mehr. Von den 52 Wochen des Jahres gehen dem Arbeiter durch
die Feiertage ca. 3 Wochen verloren, er bekomme daher nur 49 Wochen
Lohn oder 196 Thlr. Hat ein Arbeiter eine Frau und 2 Kinder,
so brauche er wöchentlich 3 Brode == 15 Ngr., 3 Stückchen Butter
=-16 1 / 2 Ngr., Milch == 5 Ngr., 1 Metze Kartoffeln == 3 Ngr.,
3 Pfd. Fleisch == 16 Ngr. 2 Pf., Gemüse =-7 1 / 2 Ngr., 1 / 4 Pfd.
Kaffee == 3 Ngr. 6 Pf., 1 / 4 Pfd. Zusatz zum Kaffee == 5 Pf.,
Kohlen und Holz == 15 Ngr., Oel == 4 Ngr., Seife und Soda
=-2 1 / 2 Ngr., Salz == 1 Ngr., Mehl == 1 Ngr. 8 Pf., Ge-
würze ec. == 5 Ngr. Das macht in Summa 3 Thlr. 6 Ngr. 6 Pf.
pro Woche oder 167 Thlr. 13 Ngr. 2 Pf. im Jahr. Außerdem
hat der Arbeiter pro Jahr noch zu zahlen 35 Thlr. für Miethe,
2 1 / 2 Thlr. Kommunalsteuer, 1 Thlr. 5 Ngr. Personalsteuer, 3 Thlr.
26 Ngr. allgemeine Krankensteuer und 2 Thlr. Extra=Krankensteuer.
Rechne man hierzu noch den nöthigen Bedarf an Kleidern, das Schul-
geld und die in jeder Familie außerdem noch vorkommenden, nicht zu
umgehenden Ausgaben, so ergebe sich ein Defizit von wenigstens
50 Thlrn. Dieses Defizit wird indeß durch den Nebenverdienst von
Frau und Kindern gemindert. Jmmerhin läßt diese Rechnungs-
Aufstellung das Loos eines Chemnitzer Arbeiters nicht beneidenswerth
erscheinen.
-- Die Landesversammlung der würtembergischen Arbeiter-
Bildungsvereine hat die Auflösung des Gauverbandes mit 705 gegen
679 Stimmen beschlossen. Zur Vermittlung des internen Verkehrs
und kräftiger Betreibung der Agitation wird ein Comit é vom Verein
Eßlingen, mit dem Sitz in Eßlingen, und bestehend aus 3 Mann
gewählt werden.
-- Jn den Eisensteingruben von Cleveland in der Grafschaft
York ( England ) haben circa 1000 Bergleute die Arbeit eingestellt,
wegen Nichtbewilligung einer geforderten Lohnerhöhung.
Höhere Handelsschule
zu Hildesheim.
Die Eröffnung des neuen Lehrcursus findet Dienstag den
26. April statt. Die nächste behuf Erlangung der Berechtigung
zum einjährigen Freiwilligendienste unter dem Vorsitze eines
Königlichen Kommissarius stattfindende Reife=Prüfung wird Ende
März d. J. abgehalten werden. Nähere Anskunft an unterzeich-
neter Stelle.
38
Die Direktion
W. Schaake.
Französische
seidene Müllergaze
zu Fabrikpreisen, sowie Elevator=Becher von Leder, Reinigungs-
und Raspel=Bleche, Gußstahl=Picken ec. empfehlen
L. Ohrtmann & Co.
60 in Leipzig.
Mühlengrundstücke.
Gute reelle und rentable Mahl= und Schneidemühlen, in vor-
züglichem Stande, guter Geschäftslage und vollem Betriebe, geord-
neten Hypotheken, solide Preise und geringer Anzahlung habe jederzeit
zum Verkauf.
Sowie den An= und Verkauf jederzeit reell und pünktlich, unter
strenger Diskretion, besorge als Mühlen, Fabriken und Landgüter.
Bitte dies zu beachten:
Golzow im Oderbruch.
56 Otto Wirth, Mühlenmeister.
Von der mit steigendem Beifall, bei Eisenbahnen, Dampfschiffen
und Land=Dampfmaschinen in Aufnahme kommenden, sich selbstschmie-
renden, unzerstörbaren
Stopfbüchsen=Verdichtungsschnur
( Soapstone-Packing )
hält Lager im Fabrikat der
Silverlake - Manufacturing - Comp.
in Newtonville ( Massachusetts )
Compagnie internationale des gar-
nitures auto-lubrifiantes à Paris
und empfiehlt à 1 3 / 4 fl. per Pfund
die Maschinenfabrik von Carl Kaufmann
63in Pforzheim.
Die Brauerschule in Worms am Rhein
beginnt den nächsten Cursus den 1. Mai. Kost und Logis, soweit
der Raum reicht, in der Anstalt. Programme ertheilt 43
Der Direktor P. Lehmann.
Selbstthätige
Ofenregulatoren
patentirt in
Europa & Amerika.
Vortheile:
1. Gleichmäßige Zimmer=Temperatur,
2. Ausgezeichnete Ventilation und unbedingter Schutz
gegen das tödtliche Kohlenoxydgas,
3. Brennmaterial=Ersparniß von 30--50 $%$.
Diese Ofenregulatoren sind für Oefen aller Art, für jedes Wohn-
zimmer, Salons, Büreaux, Schulen, Fabriken, Wirthslokalitäten,
Kaffee's ec.
Preis: 2 Thlr. 8 Sgr.
Wirth & Co.
in Frankfurt a. M.
Oeffentlicher Verkauf wegen Sterbefalls.
Landsitz und Kartoffel=Zuckerfabrik
bei Neuwied am Rhein.
Das Besitzthum der Frau Witwe Julius Jngenohl zu
Heddesdorf, entfernt 5 Minuten von Neuwied und dessen rechts-
rheinischem Bahnhof, belegen am Knotenpunkte der Neuwied mit dem
Hinterlande verbindenden Landstraßen, bestehend aus:
einem großen, herrschaftlichen Wohnhause mit landwirthschaft-
lichen Nebengebäuden, Hofraum, schön angelegtem Garten von
4 Morgen, ferner einem großen Fabrikgebäude und Nebengebäuden
mit Dampfmaschine und vollständigen Einrichtungen zur Her-
stellung von Kartoffelmehl und Traubenzucker, endlich einem zu
mehreren Baustellen geeigneten Lagerplatz,
das Ganze in Mauern und ungefähr 6 Morgen groß, soll durch den
unterzeichneten Notar
am Samstag 12. März 1870, Nachmittags 3 Uhr,
im Gasthof zum Anker zu Neuwied unter günstigen Zahlungsbedin-
gungen zum meistbietenden Verkaufe ausgesetzt werden, zunächst in
Abtheilungen und dann im Ganzen. Bei annehmbaren Gebote erfolgt
der Zuschlag sofort.
Wegen Besichtigung des Besitzthums wolle man sich im Hause
selbst melden. Kaufbedingungen, Situations= und Parzellirungsplan
sind bei dem Unterzeichneten und dem Herrn Ferd. Jngenohl zu Neu-
wied einzusehen, welche zugleich zur Ertheilung jeder wünschenswerthen
Auskunft bereit sind. 46
Neuwied, 10. Januar 1870. Prinz, Notar.
Leder = Bandagen
zum Umkleiden der eisernen und hölzernen Riemenscheiben, wodurch
der Nutzeffekt bedeutend erhöht wird und als einziges Schonungs-
mittel für die Treibriemen, sowie:
undehnbare Leder = Treibriemen
mit Kitt=Metallschrauben und Maschinennath=Verbindung ( dreifache
Verbindungsweise unter Garantie ) empfehlen unter Nachweis der
günstigsten Erfolge.
Prospekte, Preislisten und Nachweise senden franco.
L. Starck & Comp. in Mainz,
57Leder=, Treibriemen= und Bandagen=Fabrik.
☞ Zu verkaufen: ( !!! ) ☜
ein höchst lukratives, renommirtes Samengeschäft mit bedeutendem
Samenbau, Baumschulen, 14 Morgen großem Garten beim Hause
und vielem Ackerland daneben, ( Weizenboden ) mit Gebäuden, Waaren-
lager, Jnventar u. a. m., vor einer großen Stadt, an der Bahnlinie
belegen, zu jedem andern Geschäftsbetriebe mit geeignet. -- Anzah-
lung ca. 8000 Thlr. Uebernahme gleich oder später. Offerten sub
M. 8897 befördert die Annoncen=Expedition von Rudolf Mosse
in Berlin. 58
Metall-Dachpappe,
11ter Jahrgang.
Auch zu andern Zwecken dienend. Jn Rollen von 100 Fuß Länge und
mehr, ist durchaus und ausdauernd wasserdicht ohne stete Erneuerung des
Anstrichs. Die Zeit erhöht ihre Festigkeit, sie verbreitet keinen Geruch und
verändert das Regenwasser in keiner Weise. Gutachten und Zeugnisse liegen
vor. Dächer können besichtigt werden.
Moll's Metallfarben= u. Maschinenkitt=Fabrik
77in Cöln a. Rh.
Die Zeitungs=Annoncen=Expedition
von
G. L. Daube & Cie.
in Frankfurt a. M., Hamburg, München, Stuttgart,
Wien und Brüssel
besorgt „Jnserate jeder Art“ zu den Originalpreisen in die „Zeitungen aller
Länder“, liefert über jede Anzeige das Belegblatt und räumt bei belangreicheren
Ordres die liberalsten Conditionen ein. -- Ausführliche Verzeichnisse der in
und ausländischen Zeitungen gratis und franco.
Maschinen.
Angeboten: hydraul. Presse mit sämmtl. Zu-
behör, Metallwalze und eine Ziehbank, Lokomobile v.
10 Pfdkrft., Appreturmaschine, eiserne Brückenwaage
zu 25 Ctr. Tragkraft, Kreissägentisch sammt Zubehör,
Dampfmaschine v. 8 Pfdkrft., Lithographiepresse.
Gesucht: 1 Luppen=Dampfhammer, 2 Drehbänke
mit sämmtlichem Werkzeug, Buchbindervergoldgresse
mit Stempel und etwas Schriften.
Schmiede-Ventilatoren
besser als Blasbälge zum Fußtreten 12 Thlr.; zum
Ziehen 24 Thlr.; zum Handdrehen 24 Thlr.
C. Schiele in Frankfurt a. M.
156Neue Mainzerstraße 12.
Maschinenband
außerordentlich fest und dauerhaft,
zum Gebrauch als Treibriemen für
kleinere Maschinen, z. B. Spul-
maschinen ec. Ferner ist dieses Band
zu verschiedenen Anwendungen in
Buchdruckereien und anderen indu-
striellen Etablissements, als auch
für Sattler, Wagenbauer ec.
zu empfehlen. Jn allen Breiten
solid und billig zu beziehen von
der mechanischen Bandweberei
in Johanngeorgenstadt in
Sachsen.
370
Eine Parthie Chromerz. ist billig zu
verkaufen.
Wo? sagt die Exped. d. Bl.
C. H. Bernhardt,
Döbeln ( i. Sachsen ) 365
Speciasit é, Schraubenschneidewerkzeuge nach Whit-
worth, Amerikanische Metallbohrer, verstellbare
Schraubenschlüssel ( Schaarschmidt's Patent ) .
Adreßbuch
der Apotheker für Süddeutschland befindet
sich im pharmaceptischen Kalender, der vom Heraus-
geber Dr. F. Vorwerk in Speyer gegen Ein-
sendung von 1 fl. franco versandt wird.
66
Arbeit=Markt.
Gegen Einsendung von 12 kr. in Briefmarken werden Offerten
besorgt, sowie offene Stellen mitgetheilt. )
Agenten ges.: für ein Bremer Auswanderungs-
gesch., renom. Viehversicherungsgesellsch., zur Vertre-
tung der Jnteressen einer Erziehungsanstalt.
Apotheker ges.: in Chemnitz, Heidelb., Waldshut.
Buchbinder ges.: in Marburg, Wiesbaden.
Eisengießer=Gesuch.
Gewandte Eisengießer finden dauernde Arbeit bei
gutem Lohn.
C. F. Finckh in Reutlingen
52 ( Würtemberg ) .
Färbermeister=Gesuch.
Für eine Wollengarn=Färberei mit Dampfbetrieb
wird ein tüchtiger Schattirungs=Färber gesucht, wel-
cher einer größeren Färberei vorzustehen im Stande
ist. Offerten sind erbeten unter F. F. 20 poste-
restante Fulda. 64
Feilenhauer ges.: in Luzern, Niederuzwyl.
Gesucht!
Ein Dreher, ein Former und ein Gürtler
im Cisseliren bewandert. Nur vorzügliche Arbeiter
wollen sich melden.
59 Gebr. Berthmann in Cassel.
Geschäftsführerstelle=Gesuch.
Ein Mann in den besten Jahren sucht eine Stelle
als Geschäftsführer oder Zeichner in einem großen
Möbel= oder Baugeschäft. Derselbe bekleidet die
Stelle schon 3 Jahren in den größten Geschäften,
ist fähig eigene Entwürfe zu machen und kundig in
allen neuern Betriebsmaschinen. Schriftliche Offerten
besorgt die Exped. d. Bl. 69
Haushälterinnen ges.: zur Stütze des Haus-
wesens, in eine Oekonomie, auf ein Landgut.
Jngenieur=Gesuch.
Ein Maschinen=Jngenieur, welcher durch
gute Zeugnisse den Besuch einer höheren technischen
Lehranstalt und seine Befähigung zur selbstän-
digen Führung von Lokomotiven nach-
weisen kann, wird zu engagiren gesucht.
Franco=Offerten, denen ein Curriculum vitae und
Abschrift der Zeugnisse beizufügen ist, nimmt die
Expedition dieses Blattes unter F. K. No. 65 zur
Weiterbeförderung entgegen. 65
Jngenieure ges.: für Dampfmasch., Mühlen ec.
( der besonders reisen soll ) , für eine größere Maschi-
nenfabrik Norddeutschlands.
Komptoirist=Gesuch.
Für ein bedeutendes süddeutsches Fabrikgeschäft
wird ein Komptoirist gesucht, der in der Korrespon-
denz und selbständigen Führung der Bücher bewan-
dert sein muß. Kenntnisse der Tuchbranche sind
nöthig und da fragl. Posten mit kürzeren Reisen
verbunden, sollte der junge Mann schon einige
Jahre gereist haben.
Franco=Offerten befördert die Expedition dieses
Blattes unter Chiffre A. B. 2.
61
Kommis ges.: für ein frequentes Eisenwaaren-
gesch., Bijouteriefabrik ( Komptoir ) , Bankfach, Kolonial-
u. Kurzwaaren, Porzellangesch. engros ( Verkauf u.
Magazin ) , Baumwollenwaaren= und Fabrikgeschäft
( Komptoir u. Magazin ) , Kolonialwaaren detail, Farb-
waarenfabrik, Kurzwaaren, Tuchgesch., Material= u.
Farbwaaren, Portefeuillefabrik, Weinhandl. a. Rhein,
Metallwaarengesch., Ellen= u. Tuchwaarenhandlung.
Korrektor. Ein Mann in reiferen Jahren
mit Sprachkenntnissen empfiehlt sich als Uebersetzer,
Korrektor ec. Näheres bei der Exped. d. Bl.
Kübler
zum Anfertigen von Stübichen in einer
Fabrik der Rheinpfalz, werden auf Stück-
arbeit gesucht. Verdienst je nach Fleiß
12--15 fl. pr. Woche. Wo? unter No. 7
bei der Exped. d. Bl.
7
Küfer=Gesuch.
Ein solider tüchtiger Küfer, der selbständig zu
arbeiten versteht, findet gegen hohen Lohn dauernde
Beschäftigung in einer Tabakfabrik. Franco=Offerten
unter Beischluß der Zeugnisse besorgt die Expedition
dieses Blattes.
62
Kupferschmiede ges.: in Schwanden ( Glarus ) .
Lackirer=Gesuch.
Ein Lackierer, militärfrei, welcher im Blechlackieren,
Verzieren, Schilderschreiben und Vergolden tüchtig
und selbständig ist, findet für immer Stellung.
Simon Hallo & Sohn
54in Kassel.
Lehrer ges.: Reallehrer in Gaildorf, Elementar-
lehrer für größere Knabenschule, für Mathematik,
Physik u. neuere Sprachen, Landesschule in Vaduz.
Lehrerinnen ges.: für die höhere Töchterschule
in Düren, zur Erziehung 2er Mädchen von 8--10
Jahren, für franz. Sprache in eine Mädchenschule.
Lithographen ges.: für Feder= u. Gravirmanier
u. Ueberdruck in Burgdorf, für Schrift u. Kreidemanier.
Zeichnungs-Lithographen
und Drucker
finden in einer großen Lithographie der
Ostschweiz Condition. Anmeldungen franco
unter Chiffre J. O. 216 befördern Haasen-
stein & Vogler in St. Gallen.
67
Mechaniker ges.: in Pforzheim.
Metalldreher ges.: in Reutlingen, Stuttgart,
Aarwangen, Frankfurt a. M.
Reisende ges.: für eine größere Parfümeriefabrik,
Kolonialwaaren, Stahlfeilen= u. Eisenbahnfedern.
Schmiede=Gesuch.
Gesucht werden ein Großhammerschmied,
ein Kleinhammerschmied, sowie mehre Sand-
gießer, welche bei tüchtiger Leistung dauernde und
lohnende Beschäftigung finden bei
Gebrüder Gienanth zu Eisenhüttenwerk
44Hochstein in der Rheinpfalz.
Schmiede=Gesuch.
Tüchtige Feuerschmiede finden für schwere Loko-
motivarbeit dauernde und lohnende Beschäftigung bei
68 Henschel & Sohn in Cassel.
Schriftsetzer ges.: in Stuttgart, Lindau, Mainz.
Seifensiedergehilfe=Gesuch.
Ein fleißiger Seifensiedergehilfe findet dauernde
Arbeit gegen guten Lohn bei
Gust. Clauß, Seifensieder
45in Landau ( Pfalz ) .
Steindrucker ges.: in eine kl. Lithographie der
Ostschweiz, Kupferdrucker in Basel.
Für Tuchfabrikanten.
Ein junger Mann, militärfrei, welcher gegenwär-
tig einen Posten als Webmeister bekleidet, die
gründlichsten Kenntnisse in der Weberei besitzt und
dem die besten Zeugnisse zur Seite stehen, sucht seine
Stellung zu ändern.
Auch sucht ein verheiratheter Spinn= & Appre-
turmeister in mittleren Jahren, der seit langer
Zeit diesen Posten selbständig bekleidet und die besten
Zeugnisse besitzt, eine Stelle. Gef. Franco=Offerten
besorgt unter Chiffre H. J. No. 101.
G. Beißwenger, Königsstraße 49
51in Stuttgart.
Uhrmacher ges.: in Colmar, Stuttgart.
Verwalter. Ein Mann in den besten Jahren,
verheirathet, der 20 Jahre beim Gericht gearbeitet,
sucht eine entsprechende Stelle als Verwalter, Auf-
seher, Portier ec. Näheres bei der Exped. d. Bl.
Werkführer ges.: für eine größere Eisengießerei,
Bauzeichner für Hochbau, Färbermeister für Wollgarn-
branche, Obermüller, Bauführer für den Rohbau einer
Neubaute, chem. Produkten= u. Farbwaarenfabrik.
Zinngießer=Gesuch.
Zwei tüchtige Zinngießergesellen, welche geübt im
Seidelbeschlagen sind, sucht zum schnell möglichsten
Antritt gegen guten Lohn und dauernde Arbeit
J. H. E. Ramm, Zinngießer
in Plauen i. V.
NB. Reisekosten werden vergütet.
27
Zuckerbäcker ges.: für Chokoladefarik Bayerns,
in Waldenburg, Nürnberg, Stuttgart, Hanau.
Gold= und Silber = Cours,
vom 23. Februar 1870.
Pr. Kassen=Scheine..... | fl. 1.44 7 / 8 --45 1 / 8. |
Preuß. Friedrichsd'or.... | „ 9.57 1 / 2 --58 1 / 2. |
Pistolen......... | „ 9. 46--48. |
Holl. fl. 10 Stücke..... | „ 9. 54--56. |
Rand=Ducaten....... | „ 5. 35--37. |
20 Franken=Stück..... | „ 9.28 1 / 2 --29 1 / 2. |
Engl. Sovereigns..... | „ 11. 54--58. |
Russ. Jmperiales..... | „ 9. 47--49. |
Gold pr. Pfd. fein..... | „ 816--21. |
Hochh. Silber pr. Pfd.... | „ 52 1 / 2 -- 3 / 8. |
Dollars in Gold...... | „ 2. 27--28. |