Frankfurt, 22. August. ( Fortsetzung. )
Der Redner fährt fort: „Lange gewohnt beim
Guten mitzuwirken, nehme ich die angebotene Aus-
zeichnung an. Jch rechne auf die Unterstützung
der mir Beigegebenen. Jm Namen meines Va-
terlandes begrüße ich den Friedenscongreß. Mein
Vaterland, das ich so sehr liebe, wird nicht zu-
rückbleiben.“ Der Redner wirft einen Rückblick
auf die Wirksamkeit des Friedensvereins. Es ist
ein Vorurtheil, sagt er, daß der Krieg nothwen-
dig sei. Als der Gedanke des allgemeinen Frie-
dens zur Anerkennung kam, bildeten sich in den
Jahren 1815 und 1816 in Amerika Friedensge-
sellschaften, welche in der Presse, in Volksver-
sammlungen, auf Verbreitung des leitenden Ge-
danken hinwirkten. Jn der Schweiz bildeten sich
1830 Friedensgesellschaften, in Frankreich 1840
und 1847. Heute erblickt Frankfurt, die alte
Reichsstadt, die vierte Versammlung. Scheint auch
der Zweck, den wir verfolgen, unerreichbar, so
zweifeln wir doch nicht ihn zu erreichen, immer
auf dem Wege der Gesetze vorwärts schreitend,
und Gott mit uns. Das Ergebniß der Geschichte
lehrt uns, daß mit der fortdauernden Aus-
bildung des Menschengeschlechts, der Krieg immer
mehr in den Hintergrund tritt. Die Anträge in
den gesetzgebenden Versammlungen zu Massachus-
sets und in London im Jahr 1840 haben gezeigt,
daß der Krieg vermieden werden kann. Man hielt
die Todesstrafe für nothwendig, nun kommt man
von diesem Gedanken zurück. War Sclaverei
nicht ebenso nöthig erachtet, als der Krieg? Seit
dem Antrag des edlen Wilberforce gewinnt die
Jdee immer mehr Naum, daß die Sclaverei ab-
zuschaffen sei. Unsere Zeit schreitet rasch vorwärts.
Uns stehen allerdings keine Mittel zu Gebot, die
Friedensideen auszuführen; die Regierungen ha-
ben die Macht. Aber die Zeit steht uns nahe
bevor, wo keine Regierung Krieg führen kann ohne
Zuziehung des Volks. Wir dürfen aber nicht im
Sturmschritt vorwärtsgehen, um so eher werden
die Regierungen zur Ueberzeugung kommen, daß
es Vorurtheil sei, den Krieg als nothwendig zu
betrachten. Die öffentliche Meinung ist stark;
keine Gewalt gleicht ihr; sie wird endlich siegen.“
-- Herr Pfarrer Bonnet von hier gab hierauf
eine Resume dieser Rede in französischer, Herr
Karl Richard wiederholte dasselbe in englischer
Sprache. Sodann verliest der Vorsitzende eine
vom Ausschuß entworfene Geschäftsordnung, welche
durch Aufheben der Hände angenommen wird.
Hr. Victor Hugo, der verhindert ist, die Ver-
sammlung zu besuchen, richtete an dieselbe ein be-
sonderes Schreiben, welches mit Beifallsbezeugung
aufgenommen wird. Der Congreß schlägt der
Versammlung vor, folgende Beschlüsse zu fassen;
1 ) Der Congreß der Friedensfreunde erkennt an,
daß die Lösung der völkerrechtlichen Fragen durch
Waffengewalt den Lehren der Religion, der Phi-
losophie, der Sittlichkeit und den Staatszwecken
zuwider laufe, und daß es vielmehr eine heilige
Pflicht Aller ist, auf Abschaffung der Völkerkriege
hinzuwirken Der Congreß empfiehlt deshalb al-
len seinen Mitgliedern, in ihren verschiedenen Län-
dern und Kreisen, durch sorgfältige Erziehung der
Jugend, durch Belehrung von der Kanzel wie von
der Rednerbühne, durch die öffentliche Presse und
durch jedes sonstige geeignete Mittel dahin zu
arbeiten, daß jener erbliche Völkerhaß und alle
die politischen und commerziellen Vorurtheile aus-
gerottet werden, die so häufig zu den traurigsten
Kriegen hingeführt haben. 2 ) Der Congreß ist
der Ansicht, daß durch nichts die Erhaltung des
allgemeinen Friedens besser gesichert werden könnte,
als wenn die Regierung solche Streitigkeiten, die
zwischen ihnen auftauchen und die nicht durch fried-
liche Unterhandlungen unter ihnen selbst ausge-
glichen werden können, einer schiedsrichterlichen
Entscheidung unterwerfen wollten. 3 ) Der Con-
greß fühlt, daß die Unterhaltung der stehenden
Heere, mit denen die Regierungen Europas sich
gegenseitig bedrohen, den Völkern fast unerträg-
liche Lasten auferlegt und unzählige sonstige Uebel
im Gefolge hat. Der Congreß kann deshalb
nicht ernstlich genug die Regierungen auf die
Nothwendigkeit eines allgemeinen und gleichzeitigen
Entwaffnungsgesetz aufmerksam machen, soweit sol-
ches mit Rücksicht auf die innere Ruhe und Si-
cherheit jedes Staates sich durchführen läßt. 4 )
Der Congreß spricht wiederholt die Verwerflich-
keit aller öffentlichen Anlehen aus, die außer Lan-
des gemacht werden, um fremden Völkern die
Mittel zu gegenseitiger Bekriegung zu geben. 5 )
Der Congreß erklärt sich entschieden für den
Grundsatz der Nichteinmischung und erkennt es als
das ausschließliche Recht eines jeden Staates,
seine eigenen Angelegenheiten zu ordnen. 6 ) Der
Congreß empfiehlt allen Freunden des Friedens,
in ihren verschiedenen Ländern die öffentliche Mei-
nung auf die Zweckmäßigkeit eines Congresses von
Abgeordneten der verschiedenen Staaten hinzulen-
ken, die die Anfgabe hätten, ein völkerrechtliches
Statut für die internationalen Beziehungen zu
entwerfen. Hierauf erhebt sich der Geistliche Jo-
hann Burnit, und sagt: „Nicht ein Congreß des
Krieges, sondern ein solcher des Friedens sind
wir. Schlachtfelder sind bestimmt für Gefechte,
aber nicht Parlamentshäuser. Die ganze Mensch-
heit bestehe aus einer großen Familie; nicht zum
Blutkampf hat Gott die Menschen geschaffen.
Das Thier hat Waffen zum Zerreißen und zum
Tödten, wo sind die unserigen? ( Beifall ) Nie-
mand wird sagen, tödten oder morden sei gut,
und doch sagt man, der Krieg sei nothwendig.“
Der Redner wiederlegt gründlich diese Behaup-
tung und schließt mit einer Danksagung für die
Länder, welche den Congreß bisher wohlwollend
aufgenommen. -- Pfarrer Bonnet führt Schriftstel-
len an, welche beweisen, daß die Menschheit für den Frie-
den bestimmt sei. Das Geschick hat Ludwig Phi-
lipp aus seinem Palast verjagt. Die Männer in
der Paulskirche sind zerstreut, ein allgemeiner
Friede wird sie wieder vereinigen. -- Cormenin:
Man behauptet, daß der Krieg ein nothwendiges
Mittel sei, ein Gleiches gilt auch vom Tode.
Man gibt sich Mühe dem Tode zu entgehen,
sollte man nicht auch sich Mühe geben, den Krieg
zu vermeiden? Kein Volk gedieh auf die Dauer
durch den Krieg, alle kriegerischen Völker gingen
vielmehr zu Grunde. -- Der amerikanische Prie-
ster Garnet, ein Neger aus Neu=York, sagte:
„Fünftausend Meilen bin ich von der Heimath
entfernt; ich komme hierher ein nationales Opfer
zu bringen, alle Völker werden einst im Frieden
vereinigt werden. Dr. Creuznach, von Frankfurt,
gibt ein deutsches Resume von dieser Rede. --
Emil v. Girardin: Jch spreche in der Stadt des
deutschen Bundestags; ersetzen Sie nun das Wort
germanique durch pacifique! Einigkeit der
Jdeen, Einigkeit der Jnteressen, Einigkeit beherrscht
die Welt, sie müssen wir befördern. Die Friedens-
idee ist keine Utopie, nicht mehr soll man Cä-
sar, Alexander, Napoleon hinstellen als die, welche
die Einigkeit der Völker befördern, man nenne
vielmehr Plato und Gutenberg. Der Redner
deutet auf die allgemeine Vervollkommnung hin,
räumt der Wissenschaft den ersten Rang ein,
und schließt mit den Worten: „So dürfen wir
wir hoffen, daß der Tag bald kommen wird, wo
die Völker sich friedlich vereinigen werden.“ Herr
Chamevoozor gab das Resume dieses Vortrags in
englischen Sprache. -- Die nun folgende Abstim-
mung ergibt, daß der Ausschußantrag Nr. 1 ein-
stimmig angenommen wird. ( Pause. ) Vischers aus
Brüssel spricht über §. 2 des Ausschußantrags.
Der leitende Grundsatz seiner Rede ist: Hätten
die Regierungen mehr die Humanität als den
Eigennutz im Auge, so würden sie nicht in die
Lage kommen, zwischen Krieg und Schiedsgericht
wählen zu müssen. Der Redner schließt mit den
Worten Schillers:
Es ist kein leerer schmeichelnder Wahn,
Erzeugt im Gehirne der Thoren,
Jm Herzen kündet es laut an sich,
Zu was Besserem sind wir geboren,
Und was eine innere Stimme spricht,
Es täuscht die hoffende Seele nicht.
Regierungsrath Becker aus Darmstadt liest lange
Stellen aus einer von ihm verfaßten Schrift vor:
über die Stellung Jsraels zum Auslande ec., und
spricht sodann über die Zusammensetzung des Schieds-
gerichts. Es soll dieses zur Hälfte von den Re-
gierungen, zur Hälfte von den Kammern gewählt
werden. Der Redner glaubt nicht, daß ein sol-
ches Schiedsgericht bald zusammentreten werde,
nichtsdestoweniger müsse man die Hoffnung hegen,
daß es dennoch zu Stande komme, und zwar be-
vor noch ein Menschenalter vergehe. -- G.
Mäurer aus Frankfurt: So groß die Aufgabe ist,
die Geheimnisse der Politik, die nur in Pulver
und Blei bestehen, umzustoßen, ebenso schwierig
ist sie auch. Das Verhältniß von Volk zu Volk
ist nicht das einzige, was die Störung des Frie-
dens bedingt, es ist auch das Verhältniß der Ein-
zelnen, die sich im Ganzen nicht im Vollgenuß
ihrer Freiheiten fühlen, die sich unter ihren Lei-
densgenossen als Rekruten müssen anwerben lassen.
Der Präsident ersucht den Redner bei der Frage
( Schiedsgericht ) zubleiben. Letzterer schildert nun
die socialen Zustände, und schließt mit den Aus-
ruf: „Jch bin der Ueberzeugung, daß wir dahin
gelangen werden, wohin der Antrag zielt, wenn
uns die heutige Sitzung auch nicht dahin bringt.“
-- Emil v. Girardin spricht von der praktischen
Ausführung des vom Congreß beabsichtigten Zwecks.
Dem Volke gehört ein allgemeines Stimmrecht,
den Nationen ein universelles. Wieder geht er
sodann auf die bereits angeregte Jdee der Ein-
heit zurück; die Fragen müssen verallgemeinert
werden; Allgemeinheit, Einheit sei das einzige
Mittel, die Mißstände des Krieges zu beseitigen.
-- Prof. Cleveland aus Philadelphia verliest statt
einer Rede, eine Zuschrift der Bürger Philadel-
phias, worin der Wunsch ausgesprochen ist, daß
bald sich vor einer Völkerverbrüderung und Ver-
bindung die Kriegsfahnen neigen mögen. -- Ri-
chard Cobden, mit anhaltendem Beifallruf, em-
pfangen, sagt: Wir wollen uns nicht an Männer
wenden, welche ein Schwert an der Seite tragen.
Wir wollen uns auch nicht mehr an Diplomaten
wenden. Dennoch gibt es Männer für das Schieds-
gericht. Es gibt Parlamentsacte, welche Strei-
tigkeiten an Schiedsgerichte überweisen. Der Ver-
kehr der Nationen ist der Verkehr der Einzelnen.
Deshalb soll das Volk auch sein Wort mitreden.
Nicht ständige, sondern zeitweise Schiedsgerichte
wollen wir; wenn die Diplomaten die obschwe-
benden schwierigen Fragen nicht lösen können,
dann sollen sie einem Schiedsgericht unterzogen
werden. Die Männer für solche Schiedsgerichte
sind in allen Ländern zu finden. Wir verab-
scheuen, eine Frage mit dem Schwert zu entschei-
den, die leicht durch den Einfluß der gesunden
Vernunft zu lösen ist. Wenn eine Regierung
sich der Entscheidung des Schiedsgerichts durchaus
nicht fügen will, muß sie beseitigt werden. Die
Regierungen sagen, daß sie uns befreundet sind,
so mögen sie es beweisen. Die Jdee des Frie-
dens hat schon große Fortschritte gemacht. Bei
der letzten Versammlung saß ich neben General
Klapka, heute wohnt General Haynau der
Sitzung bei. Jch habe fährt der Redner fort,
auf meiner Reise gesehen, wie Rhein und Main
eine Zeitlang getrennt neben einander fließen,
dann sich aber vermischen, um sich in ein und das-
selbe Meer zu ergießen. So werden einst die
Völker sich im allgemeinen Frieden einigen, um
das Endziel der Menschheit zu erreichen. ( Beifall. )
-- Bei der nun folgenden Abstimmung wird §.
2 des Congreßantrags einstimmig angenommen
und die Sitzung um3 1 / 2 Uhr Nachmittags ge-
schlossen.
Frankfurt, 23. Aug. ( Zweite Sitzung. ) Der
Eindruck der gestrigen Sitzung muß ein starker
gewesen sein, denn die Emporbühnen der Pauls-
kirche sind heute noch weit zahlreicher als gestern
besetzt. Herr Georg Stacey, Sekretär der dies-
jährigen Versammlung, vertheilte eine von ihm
verfaßte Schrift, betitelt: „Die Unvereinbarkeit
des Kriegs und aller Gefechte mit den Lehren des
Evangeliums.“ Die Sitzung beginnt nach 10
Uhr Vormittags. -- Herr Garnier verliest ver-
schiedene Eingaben an den Congreß, worunter eine
Zuschrift von Deguerry, Prediger an der Mag-
dalenenkirche in Paris, einer der vorzüglichsten
Redner der vorjährigen Versammlung. -- Herr
Vischers liest ebenfalls eine Anzahl Zuschriften vor,
welche an die Versammlung aus Belgien einge-
sandt worden. -- Prof. Laurent, von Gent, über-
reichte dem Congreß durch Herrn Vischers das
von ihm verfaßte Werk: „ Histoire du droit
des gens et des rélations internationales “,
3 Bände in 8., ferner eine Anzahl Exemplare
der vom Congreß gekrönten Preisschrift. Sämmt-
liche Zuschriften enthalten die vollkommene Aner-
kennung der Bestrebungen des Vereins. -- Zur
Tagesordnung liegt der dritte Punkt der zu fas-
senden Beschlüsse vor; ehe es jedoch zur Erörte-
rung desselben kommt, wird noch durch Hrn. Ni-
chard angezeigt, daß Hr. Baron v. Reden dem
Congreß eine Anzahl Exemplare seiner neuesten
statistischen Schrift über den Krieg zur Verfügung
gestellt habe. Herr Hindley, Mitglied des briti-
schen Parlaments, bekundet in seiner Rede aus
statistischen Notizen, daß der Krieg stets zum Ruin
der Völker beigetragen habe, deßhalb die erste
Ursache desselben, die stehenden Heere, abzuschaf-
fen seien. Rabbiner Stein, von hier, wird mit
allgemeiner Beifallsbezeugung empfangen. Jch
danke Gott, sagt er, daß er mich hat den Au-
genblick erleben lassen, vor dieser großen und wür-
digen Versammlung zu reden, mich, den Lehrer
der alten Gotteslehre. Wenn unsere blutig ver-
folgten Väter heute aus ihren Gräbern stiegen
und das Wort „Scholam“ ( Friede ) hörten, so
würden sie uns die Hand reichen zu diesem Bunde,
den hier Männer aus allen Nationen schließen.
Nachdem die Arche des Gedankens auf dem glän-
zenden Ararat unserer Zeit angekommen ist, wollen
wir die Taube des Friedens fliegen lassen. Weit
entfernt, der Tapferkeit zu nahe treten zu wollen,
und den Gefühlen, welche die Waffen ergreifen
heißen für das Recht, muß ich doch abwehren,
der Leidenschaft freien Lauf zu lassen. Hat auch
Deutschland jetzt keine Stimme für den Zweck,
den wir hier anstreben, so glauben Sie nicht, daß
Jhnen bei uns die Sympathieen fehlen. Deutsch-
land, dessen Fluren so oft von den blutigen Hu-
fen des Schlachtrosses niedergestampft wurden,
Deutschland jauchzt Jhnen zu. Ein Volk, das
sich gegen sich bewaffnet, kommt mir vor wie ein
Mann, der sich vor den Spiegel stellt und nach
dem eignen Bilde schlägt; er trifft nicht sich, er
trifft sein Bild, und das Glück ist der Spiegel
der Völker. Das stehende Heer ist gefährlich für
den Frieden nach außen und innen. Nicht nur
Regierungen, sondern auch die Volksvertretungen
sind aufzufordern, den bewaffneten Frieden zu be-
seitigen. Sie rufen: „Frieden um jeden Preis“,
und die Völker rufen: Abschaffung der stehenden
Heere um jeden Preis! Das Eisen diene, das
Mark aus dem Boden zu schaffen, und ist bei
uns für Alle nicht Raum, so hat Amerika, das
so verfolgten Deutschen Zuflucht und Freiheit gab,
Raum für die, welche arbeiten. Schmiedet nicht
mehr das Eisen zu Mordinstrumenten, um die
Völker zu trennen, schmiedet es um zu Eisenbahn-
schienen, um die Völker zu einigen. Nie sehe ich
das brausende Dampfroß ohne Freude, ich sehe
die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule bei
Nacht. Von uns werde einst gesagt, wie von
dem großen Amerikaner: „Er nahm dem Himmel
den Blitz und den Tyrannen das Zepter.“ ( Bei-
fall. ) -- Hr. Joseph Garnier von Paris beweist,
daß nicht ein Volk sich auf Kosten des andern
mit Hilfe des Krieges bereichern dürfe; vielmehr
müssen die Gesetze so eingerichtet werden, daß der
Reichthum der einen Nation zugleich der Reich-
thum einer andern werde. Die Schranken, welche
die Völker trennen, müssen fallen. Eine zweite
Ursache des Krieges sei die Erziehung, nicht mehr
dürfe die Kraft angehalten werden, für die Zer-
störung zu arbeiten. Was sehen wir, fährt der
Redner fort, wenn ein Regiment Soldaten mit
Musik aufzieht; die Jugend zieht voran, und be-
geistert sich für das Soldatenwesen, deßhalb muß
in der Schule schon das Nachtheilige des Solda-
tenwesens gelehrt werden, um hier ein Gegenge-
wicht zu setzen. Die Schrift befiehlt uns Ein-
tracht, und so wollen wir uns zum Frieden die
Hände reichen. -- Der Geistliche Bullard aus
dem Missouristaat sagte: Jch bin ein Amerikaner;
als ich nach England kam, wurde ich dort wie
von Brüdern empfangen, und sind wir nicht auch
Brüder? Sind wir nicht die herangewachsenen
Kinder Englands? Jst zwischen zwei Brudervöl-
kern ein Krieg noch möglich? Wir haben ein Land
das größer ist als ganz Europa; wo sind unsere ste-
henden Heere? Wenn wir einen Krieg haben, so käm-
pfen unsere Bürger und kehren wieder heim, um das
große Land zu bebauen. Und soll Europa nicht dasselbe
können? Blickt auf unsere Eisenbahnen, unsere zoll losen
Dampfschiffe, das Alles konnte nur werden, wie
es ist, weil unsere Völker nicht durch zahlreiche
Heere ihrer besten Kräfte beraubt werden. Wer-
den nicht die immer häufigeren Auswanderer, die
tagtäglich bei uns eintreffen, ihren zurückgelassenen
Freunden schreiben, wie wir leben, ohne Soldaten,
ohne Krieg, und kann dies ohne Wirkung blei-
ben? Wollten nur die Jrländer zu uns kommen,
sie sollten nicht bloß dreimal oder einmal die
Woche Fleisch haben, täglich haben wir es, weil
kein stehendes Heer unser Land aussaugt. -- Emil
von Girardin. ( Beifall. ) Fünf und dreißig tau-
send Millionen kostete der Krieg in den letzten
fünfzig Jahren. Geben Sie sich im Geiste Re-
chenschaft von dem, was mit dieser Summe im
Frieden zu schaffen gewesen wäre. Das Problem
der Arbeit, der öffentlichen Moral, die Probleme,
welche die menschliche Gesellschaft bewegen, wären
im Frieden damit gelöst worden. Nichts ist ge-
schehen von alle dem; man verwendet dies Geld,
um Schießpulver zu verfertigen u. Kugeln zu gie-
ßen. Unsere Heermassen, mit denen wir die Welt
erobern wollen, seien Arbeit und Freiheit. Die
Gewährleistung unserer Freiheit liegt in der Ent-
waffnung. Die Stimme des Volks verhallte, als
es auf Abschaffung der Armee drang, wir hatten
eine Rheinarmee, wo ist ihr Ruhm, wo ist unser
Ruhm; wozu wurde die Armee gebraucht? Un-
sere Kassen leerten sich, die Bank erhöhte den
Zinsfuß, das Volk verarmte. Wie viele Pfund
Brod können für eine Kanonenkugel angeschafft
werden. Wir hatten einen Krieg an unserer Grenze,
wir hatten aber auch die Kosten und die Schande
davon.“ Ferner bemüht sich der Redner, die Nach-
theile der stehenden Heere auf die allgemeine Bil-
dung zu beweisen, und schließt mit den Worten:
„Der Friede wird die Freiheit, die Freiheit wird den
Frieden erzeugen.“ ( Beifall. ) -- Hr. Dawson von
Birmingham: Wir hassen die Heere nicht allein,
weil sie das traurige Handwerk der Schlachten
ausüben, sondern auch, weil sie nicht arbeiten. Jch
bewundere die Soldaten, aber wenn ich sie sehe,
so denke ich, welche Riesenwerke würden errichtet
werden, wenn die Arbeit in gleich regelrechter
Weise wie beim Militär, ja selbst mit der halben
Geschicklichkeit desselben betrieben würde. Wären
unsere Heere mit Spaten bewaffnet, um den feind-
seligen Boden zu überwinden, so könnten Wunder
für Ordnung und Bildung geschehen. Das Un-
glück Europas besteht in der Diplomatie, in dem
alten faulen System der Geheimnißkrämerei, die
kein Geheimniß ist, wie die Freimaurerei Was
Napoleon sagte, muß einst wahr werden. Die
großen Männer sollen Aufseher der Jndustrie und
die Völker alle eine Familie werden. ( Beifall. )
Pause.