Strelitz,17. Nov.November 1867.
Höchst geehrter Herr.
Auf ein Schreiben vom 23. April 1860 jetzt eine Antwort zu
erhalten, muß Ihnen mit Recht verwunderlich erscheinen; aber
vielleicht wird es Ihnen noch verwunderlicher bedünken, weñ
ich Ihnen berichte, daß ein tückisches Schicksal erst vor ganz
Kurzem diesen Ihren Brief hat in meine Hände gelangen
lassen.
Der altersstumpfe, bereits mehrmals von Schlaganfällen
heimgesuchte Bibliothekar in Neustrelitz Hr. Gertzen hat seit
einiger Zeit eine interimistischen Substitute in einem
Dr. Fischer erhalten, der die seit langer Zeit in der Biblio-
thek aufgestapelten ungebundenen Bücher, Pakete p.pp. zu ord-
nen unternahm. Bei diesem mühseligen Geschäft fiel ihm
dann u.A.unter Anderem auch ein Paket in die Hände, das – weñ ich nicht irre –
namentlich Zusendungen vom Germanischen Museum in Nürn-
berg enthielt, für mich aber das Schlußheft Ihrer „Deutschen Mund-
arten“Die deutschen Mundarten. Eine Monatsschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Herausgegeben von Georg Karl Frommann. Nürnberg 1854–1877. und das erwähnte einliegende Schreiben.
Weñ Sie, geehrter Herr, aus diesem Bericht entnehmen,
daß, was Sie bisher wahrscheinlich für eine unverzeihliche Un-
art meinerseits gehalten, die Nichtbeantwortung Ihres Briefs
nicht von mir verschuldet war, so haben diese Zeilen ihren
Hauptzweck erreicht. Ich bedauere es aufrichtig, daß ich
auf diese Weise von Ihren Arbeiten, Ihren Forschungen
in der Bibelrevision meinem WörterbuchSanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Leipzig 1860-1865. [Erster Band. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 05.12.2018.](https://books.google.de/books?id=MpREAAAAcAAJ) [Zweiter Band. Erste Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 05.12.2018.](https://books.google.de/books?id=VjQTAAAAQAAJ) [Zweiter Band. Zweite Hälfte. Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 05.12.2018.](https://books.google.de/books?id=hyBJAAAAcAAJ) zu Gute kom̃en
zu lassen, keinen Gebrauch habe machen köñen. Sehr er-
freut hat mich in neuerer Zeit die Kunde, daß Sie die
Erneuerung und Vervollständigung des vortrefflichen
Schmeller’schen WörterbuchsSchmeller, Johannes Andreas: Bayerisches Wörterbuch. Erster Band. Stuttgart 1827. [Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 19.11.2018. ](https://archive.org/details/bayerischeswrt01schmuoft) in die Hand nahmen.
Was ich Ihnen etwa hierbei Förderndes mittheilen
könnte, habe ich zum größten Theil meines deutschen
Wörterb.WörterbuchSanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Erster Band. Erste Hälfte. Leipzig 1860. [Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 19.11.2018.](https://archive.org/details/bub_gb_MpREAAAAcAAJ) einverleibt, soweit es sich mit den Grenzen und
dem Zweck desselben vertrug; ich könnte Ihnen also nur
hie und da Einzelheiten beisteuern; willkom̃ener aber wird Ihnen wohl
die Mittheilung sein (die ich freilich auch schon in meinem Wörterb.WörterbuchSanders, Daniel: Wörterbuch der deutschen Sprache. Mit Belegen von Luther bis auf die Gegenwart. Zweiter Band. Zweite Hälfte. Leipzig 1865. [Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 19.11.2018.](https://books.google.de/books?id=hyBJAAAAcAAJ) II, 1818c
gegeben habe), daß die Hamburger Stadtbibliothek von dem Wörterb.WörterbuchFrisch, Johann Leonhard: Teutschlateinisches Wörterbuch. Berlin 1741. [Online verfügbar: Internet Archive, abgerufen am 19.11.2018.](https://archive.org/details/bub_gb_DY8NAAAAQAAJ)
v.von Frisch ein Exemplar besitzt, das durch reiche Zusätze aus seltenen
und wenig zugänglichen Schriften meines Bedünkens Ihnen von
Nutzen sein kañ.
Es wird f mich freuen, auf diese – nicht durch meine
Schuld – um mehr als 7 Jahre verspätete Antwort recht
bald einige Zeilen von Ihnen zu erhalten.
Ergebenst
Dan. Daniel Sanders.