DAS TRAINING DES TRABERS .
VICTOR SILBERER ’s
SPORT-BIBLIOTHEK .
Das Training des Traberpferdes
enthält eine vollständige Darstellung des so erfolgreichen
amerikanischen Systems , die Traber zu trainiren . Ausser-
dem viele sehr interessante Daten vom amerikanischen
Traberturf .
Das Training des Rennpferdes
enthält eine sehr ausführliche Schilderung des in England
üblichen Systemes , die Rennpferde zu trainiren und zwar
nach den Erfahrungen der bedeutendsten Trainers jenes
Landes .
Handbuch des Bicycle-Sport .
Ein reich illustrirtes technisches Handbuch , unentbehrlich
für jeden Bicyclisten .
Jeder Band sehr reichhaltig und gediegen ausgestattet , in
höchst elegantem , originell sportmässigem Leinwand-
Einband .
Preis à 3 fl . = 5 M. 40 Pf .
Gegen vorherige Franco-Einsendung des Betrages wird
franco expedirt .
Verlag der „ Allgemeinen Sport-Zeitung “ in Wien .
(VICTOR SILBERER )
I. , Elisabethstrasse 17.
DAS TRAINING
DES
TRABERS .
VON
VICTOR SILBERER UND GEORGE ERNST .
WIEN
VERLAG DER „ALLGEMEINEN SPORT-ZEITUNG “
( VICTOR SILBERER )
1883 .
VORWORT .
O bwohl der Trabersport in den letzten
Jahren in Oesterreich und Deutsch-
land sehr an Ausdehnung gewonnen
hat , fehlt es bei uns gleichwohl noch sehr in
Bezug auf die richtige und sorgfältige Vor-
bereitung der Pferde für die Bahn .
Was ist der Zweck des Trainings ?
Durch das Training — eine streng durch-
geführte Präparation — soll das Pferd in
den Stand gesetzt werden , unter gegebenen
Verhältnissen an einem gewissen Tage
das für sein Alter und seine Bauart
Aeusserste leisten zu können .
Was wird aber durch das vermeintliche
„ Training “ , mit dem viele Traberbesitzer der-
zeit ihre Pferde malträtiren , wirklich er-
reicht ?
Gerade das Gegentheil dessen , was er-
reicht werden sollte und — könnte !
Es schien uns also bei dem geringen
Verständnisse , mit dem hier zu Lande nur
zu oft noch Traber „ trainirt “ werden , eine
erspriessliche Aufgabe , die Grundsätze
der amerikanischen Training-Methode ( für
Traber ) in einem Handbuche zusammenzu-
fassen und die Vorbereitung , welche das
Pferd in jedem Alter und für die ver-
schiedensten Ansprüche zu erhalten hat ,
klar und eingehend zu schildern .
Wir haben uns zu diesem Zwecke in
erster Linie an die seinerzeit grösste Auto-
rität im Traberfache , an Hiram Woodruff
gehalten , dessen Methode die glänzendsten
Erfolge erzielte und auch einen grossen
Theil des Verdienstes an der steten Verbes-
serung der Records bis auf den heutigen
Tag für sich in Anspruch nehmen darf . Das Capitel , welches von der Bearbeitung des
Pferdes an der Longe handelt ( die Woodruff nur
ganz oberflächlich erwähnt ) , haben wir mit Zustimmung
des Verlegers dem bestens bekannten Werke „ Pferd
Unter solchen Umständen glauben wir
hoffen zu dürfen , unserem heimischen Traber-
sport und seinen Freunden und Anhängern
mit dem vorliegenden Werkchen einen
Dienst zu erweisen und schliessen wir mit
dem Wunsche , dass die trefflichen Rath-
schläge und die ausserordentlichen Er-
fahrungen des grossen amerikanischen Fach-
mannes , zu dessen Dolmetschen wir uns ge-
macht haben , bei uns auf fruchtbaren Boden
fallen mögen !
Wien , im Februar 1883 .
Victor Silberer & George Ernst .
und Fahrer “ von Theodor Heintze entnommen ,
der den Gegenstand mit kaum zu übertreffender Sach-
kenntniss und Anschaulichkeit behandelt .
INHALT .
Seite
Das Training des Trabers.
I. Von der Fütterung 1
II. Das Einfahren 11
III. Die Bearbeitung des Pferdes an der Gurte 26
IV. Vom Beginn des Trainings 53
V. Das Training junger Pferde 60
VI. Die Passgeher 75
VII. Das Training 81
VIII . Vom Schwitzen 100
IX. Von den Trials 111
X. Allgemeines 121
XI. Die Vorbereitung für Rennen auf grosse
Distanzen 127
XII. Ueber das Fahren 138
Seite
Der Start der Traber 161
Glänzende Resultate des rationellen Trainings 165
St. Julien = 2 : 11¼ ! 167
Maud S. = 2 : 10¾ ! 173
Maud S. = 2 : 10¼ ! 179
Grossartige Leistung einer zweijährigen Stute 182
Edward und Dick Swiveller 185
Yellow Dock contra Billy D. 190
Die besten Traber-Records in Amerika 1881 196
Die Fortschritte auf dem amerikanischen Traber-
Turf 1882 202
Die Väter der besten Traber 217
I .
D as Training des Traber-Pferdes soll
eigentlich mit der Zeit beginnen , wo
man es als Fohlen zu zähmen beginnt ;
denn es handelt sich nicht einfach darum , das
Pferd in eine Condition zu bringen , welche
es befähigt , seine volle Kraft auszunützen ,
sondern man muss auch die Anlagen , welche
es zum Traben besitzt , auf das Sorgfältigste
cultiviren und zu heben trachten . Daher
ist Alles , was dazu beiträgt , dem Fohlen die
Trab-Bewegung plausibel zu machen , ein
Theil seines Training , und es muss die An-
lage zum Traben schon in der frühesten
Jugend beim Pferde gehegt werden . Man
hört häufig die Behauptung aufstellen , das
Pferd habe nur zwei natürliche Gangarten
— den Galopp und den Schritt — und das
Traben sei demselben künstlich beigebracht
worden . Dies ist aber nicht richtig und
1
man wird schwerlich ein Saugfohlen finden
können , das nicht schon kurze Strecken
traben würde , noch vor der Zeit , wo sich
der Einfluss des Menschen bei ihm geltend
macht . Wenn dagegen angeführt wird , dass
sich eben diese im Laufe der Zeit dem
Hausthiere anerzogene Fähigkeit auf deren
Nachkommen vererbt habe , so lässt sich
auch wieder behaupten , dass man obige
Beobachtung auch bei Fohlen machen kann ,
deren Vorfahren seit Jahrhunderten nicht
zum Traben verwendet wurden , wie zum
Beispiel die arabischen Pferde in der Wüste .
Auch bestätigen Reisende , welche Gelegen-
heit hatten , wilde Pferde zu beobachten ,
dass dieselben zuweilen traben , wenn sie
nicht auf der Flucht sind . Es ist wahr , dass
sie sofort galoppiren , wenn sie alarmirt
werden ; dies beweist aber blos , dass der
Galopp die beste natürliche Gangart für
sehr schnelle Fortbewegung ist , nicht aber ,
dass der Trab keine natürliche Gangart des
Pferdes sei .
Immerhin ist aber ein Körnchen Wahr-
heit an der Behauptung , dass etwas Künst-
liches in dem Trabergang des Pferdes sei .
Ein Pferd wird nämlich ohne Vorbereitung
nie sehr schnell traben können . Das
armseligste Rennpferd könnte den besten
Traber , der je gestartet wurde , distanziren
und die besten Traber erreichten ihre höchste
Schnelligkeit erst , nachdem sie während
langer Zeit in sorgfältigster Weise behandelt ,
dressirt und trainirt wurden . Schon die Be-
handlung des Fohlens von dem Zeitpunkte
an , wo es zu fressen beginnt , ist von grösster
Wichtigkeit und sollte ganz verschieden von
der Weise stattfinden , in der heute noch
die besten Züchter und Trainer vorgehen .
Um also mit der Behandlung des Foh-
lens zu beginnen : Sobald die Stute es zu-
gibt , soll man das Fohlen vertraut zu
machen suchen . Man nähere sich ihm lang-
sam , spreche ihm gütig zu , berühre es nur
streichelnd und suche ihm in jeder Weise
Vertrauen zum Menschen einzuflössen . Von
der ersten Lebenswoche des Pferdes bis zur
letzten wird man finden , dass es in den
meisten Fällen willig thut , was von ihm
verlangt wird , wenn man sich ihm nur
verständlich machen kann . Viele Leute aber ,
denen Pferde anvertraut werden , wissen
selbst nicht , was sie wollen , da darf man
sich eben auch nicht wundern , wenn sie
von den Thieren nicht begriffen werden !
Sobald das Fohlen sich an den Wärter
1*
gewöhnt hat , soll er öfters , nachdem er es
gestreichelt hat , den Versuch machen , ihm
einen Fuss aufzuheben , um es schon bei
Zeiten daran zu gewöhnen . Es versteht
sich , dass die Stute und das Fohlen bei
Nacht Unterkunft haben müssen , am Tage
aber , mindestens bei gutem Wetter , mög-
lichst viel im Freien sein sollen .
Wenn man nun das Füllen gänzlich sich
selbst überlässt und sich niemals mit ihm
abgibt , so wird es verwildern , und man
wird zur Zeit , wo man etwas von ihm ver-
langen will , erst den Wildfang mit vieler
Mühe zähmen müssen .
Die Züchter von Rennpferden wissen
dies sehr wohl und befassen sich sehr viel
mit den Füllen . Was aber die frühzeitige
Körnerfütterung betrifft , so muss man beim
Traber andere Principien befolgen , als bei
Rennpferden . Letztere bekommen meist schon
in ihrem zweiten Monate Hafermehl und
später gequetschten Hafer , so viel sie ver-
tragen können ; dies aber soll man bei
dem Pferde , welches dazu bestimmt ist , ein
Traber zu werden , unterlassen , oder besser ,
das Körnerfutter nur in geringem Masse
verabreichen , so lange das Füllen noch bei
der Stute ist . Die Milch der gut genährten
Stute und das Gras von der Weide liefern
dem Füllen Nährmittel genug . Das ist der
natürliche Vorgang , das Andere ist ein
„ Forcir-System “ und viel künstlicher als
der Trabergang . Es soll jedoch hiemit nicht
die Methode , welche Züchter von Renn-
pferden einhalten , abfällig kritisirt werden .
Deren Absicht ist , eine besonders frühe Ent-
wicklung bei den Pferden hervorzurufen , und
diese erreichen sie auch mit ihrer Methode .
Grosse Frühreife aber ist für den schnellen
Traber nicht wünschenswerth .
Ein Pferd muss , um ein schneller Traber
zu werden , eine sehr lange Zeit dienst-
tauglich bleiben . Es wird nicht mit drei
und nicht mit sechs Jahren seine höchste
Leistung erzielen , wenn es wirklich zu
Grossem berufen ist ; es wird sich in dem
Lebensalter noch am meisten bessern und
entwickeln , wo das Rennpferd bereits von
seiner Turf-Carrière zurückgezogen wird .
Die für das Rennpferd angewendete Me-
thode der Aufzucht ist also für den Traber
nicht empfehlenswerth , denn dieser muss
durch sehr lange Zeit Dienst thun , wenn er
wirklich Bedeutendes leisten soll . Für das
Rennpferd liegt die Sache anders , seine
Carrière kann sehr kurz sein und doch
glänzend verlaufen . Auch ist die Verschie-
denheit in der Constitution der beiden Pferde-
Gattungen zu beachten und vor Allem
zu bedenken , dass das Traber-
Pferd in den seltensten Fällen
Vollblut ist ; das Vollblut-Pferd ist
schon von Natur aus besser als jedes
andere dazu befähigt , frühzeitig concentrirte
Nahrung zu verwerthen ; sein ganzer trocke-
ner Bau ist hiezu schon besser geeignet als
der des Halbblut-Trabers .
Es gibt aber auch andere Gründe ,
welche gegen das viele Körnerfüttern bei
jungen Pferden sprechen . Die Physiologen
sagen alle , dass ein Pferd , ob jung oder alt ,
um zu gedeihen , nicht blos eine genügende
Menge von Nährstoff braucht , sondern dass
man ihm auch eine gewisse Masse von weniger
nahrhaften Stoffen zuführen muss , welche
den Magen mehr ausfüllen , als sie zur Er-
nährung beitragen . Ein Pferd oder ein
Fohlen , dem man blos Körnerfutter gäbe ,
würde verkümmern ; dies weist sicher darauf
hin , dass man das junge Pferd nicht mit
solchem Futter überladen soll . Hiram
Woodruff führt über diesen Gegenstand
an , er halte es für sehr möglich , dass eine
ordentliche Füllung des Magens junger
Pferde dazu beitrage , ihren Rippen jene
Tonnenform zu geben , welche man bei
Pferden so gerne sieht . Masse ist also in
der Jugend nöthig und concentrirtes Futter
soll erst in grösserer Menge gegeben werden ,
wenn von dem Pferde eine Leistung ver-
langt wird .
Wird das Fohlen abgesetzt , so gebe
man ihm Hafer , jedoch nie so viel , als es
fressen möchte , denn hat es sich damit ge-
sättigt , so wird es die Weide nicht berühren .
Man sorge dafür , dass die Weide möglichst
lange in den Herbst hinein vorhalte . Liefert
die Weide keine genügende Nahrung mehr ,
so gebe man den Fohlen so viel gutes Heu ,
als sie fressen wollen , und lasse den Hafer ,
den man ihnen verabreicht , von bester Qua-
lität sein . Die zu verabreichende Quantität
des Hafers richtet sich natürlich nach der
Grösse und dem Wachsthum des Thieres ;
man kann und muss einem solchen , das
sehr rasch wächst , mehr davon geben , als
einem Anderen , das in kleinerem Rahmen
geschnitten ist . Anderes Körnerfutter , als
Hafer zu geben , ist nicht rathsam . In seinem
ersten Winter braucht das Fohlen einen
guten , luftigen , trockenen Stall , mit geräu-
migem Auslaufe in der Nähe und vor Allem
peinlich regelmässige Fütterungszeiten . Man
hüte sich davor , das Fohlen , wie es häufig
geschieht , mit einer gemischten Heerde von
alten Pferden , Kühen , Kälbern und wer
weiss was noch , auszutreiben ; es gibt dies zu
mancherlei Uebelständen Anlass . Von dem
Zeitpunkte an , wo das Fohlen abgesetzt
wurde , kann man ihm manchmal warmes
Mash ( mit heissem Wasser abgebrühte
Weizenkleie ) mit darunter gemischtem Hafer
verabreichen . Dies ist von bestem Einflusse
auf die Verdauung . Man darf nicht fürchten ,
dass die Wirkung des Mash eine abführende
sei , im Gegentheile wird man oft finden ,
dass ein Durchfall durch Mash-Fütterung ge-
heilt wird . Im Uebrigen hüte man sich davor ,
unnöthigerweise an den Fohlen herum zu
doctorn und reiche ihnen Medicamente nur ,
wenn ihnen wirklich etwas fehlt . Arznei-
mittel sind dazu da , um Krankheiten zu curiren ;
verhindern kann man diese blos durch sorg-
fältige Beobachtung einer regelmässigen
Lebensweise .
Ist das Fohlen ein Jährling geworden ,
so kann man ihm etwas Hafer zulegen ; das
übrige Futter muss gut und reichlich sein .
Man spare mit dem Hafer , so lange man
von dem Pferde keine Arbeit verlangt ; da-
durch wird man erreichen , dass das Thier
die volle , ihm von Natur bestimmte Grösse
und Stärke erlangt und dass es eine viel
kräftigere und ausdauerndere Constitution be-
kommen wird , als in dem Falle , wo es durch
so viel stimulirendes und consistentes Futter ,
wie es nur unterzubringen vermag , zur
Frühreife gebracht wird . Ein Pferd , welches
in seinem frühen Lebensalter nur wenig
Körnerfutter bekommen hatte , wird zwar
lange brauchen , um sich voll zu entwickeln ,
es wird aber auch , einmal entwickelt , sehr
lange gebrauchsfähig bleiben . Frühreife
jedoch ist für ein Thier , welches durch
lange Jahre diensttauglich bleiben soll ,
nicht anzustreben . Ein Pferd , das zwei-
jährig schon vollkommen entwickelt aus-
sieht , wird mit fünf oder sechs Jahren auf
der Höhe seiner Leistungsfähigkeit stehen
oder dieselbe bereits überschritten haben ,
während das langsam und naturgemäss ent-
wickelte Pferd nun erst seiner Glanzperiode
zustrebt ; mit zehn Jahren wird das Letztere
ein ganzes Pferd sein und auf dem Cul-
minationspunkte seiner Leistungsfähigkeit
stehen , während das Andere vielleicht gar
nicht mehr existirt , oder doch nicht mehr
Beachtenswerthes leistet .
Das System Woodruff ’s , betreffend die
Fütterung des Jährlings , lässt sich also kurz
in Folgendes zusammenfassen : „ Reichliche
Fütterung , aber kein Ueberfüllen mit Hafer .
Man hüte sich , mit Mais oder anderen Hafer-
Surrogaten zu füttern , und sehe darauf , dass
die Thiere vollauf frisches Trinkwasser be-
kommen . Ist auf ihrem Weideplatze kein
fliessendes Wasser , so sorge man dafür , dass
sie mindestens drei Male im Tage gewässert
werden und jedes Mal so viel bekommen ,
als sie wollen . “
Im nächsten Capitel kommen wir zur
Zähmung , Dressur , Beschirrung und zum
Fahren des Pferdes in seinem zweiten Jahre ,
welches auf seinen späteren Charakter von
grösstem Einflusse ist .
II.
Mit Beginn seines zweiten Lebensjahres
vergrössert man die Haferration des Pferdes
und kann ihm dann fünf bis sechs Quarts
(5½—6½ Liter ) guten Hafer per Tag geben ;
nun ist auch die Zeit gekommen , wo das
junge Pferd aufgezäumt und an das Mund-
stück gewöhnt werden soll und wo man mit
der Bearbeitung desselben an der Longe
beginnt .
Ein gutes , lebendiges und empfindsames
Maul ist , wie allgemein bekannt , eine der
wünschenswerthesten Eigenschaften des
Pferdes und soll nichts versäumt werden ,
was zur Erzielung eines solchen geeignet
ist . Die Auswahl eines richtigen Gebisses
für das junge Pferd ist daher von grösster
Wichtigkeit , denn gerade in den ersten An-
fängen der Dressur werden die meisten
Pferdemäuler durch ungeschickte und rohe
Behandlung verdorben und sind später nie
wieder zu verbessern .
Das Gebiss für den Zweijährigen soll
nicht zu gross und schwer und das Mund-
stück nicht zu dick gewählt werden . Das
Mundstück kann eher dünn als dick sein , soll
aber dann nur vorsichtig und zart angewendet
werden . Ein solches Mundstück fühlt das
Pferd eher und es wird in Folge dessen
seinen Kopf aufrecht tragen und sich nicht
auf das Gebiss auflegen , wie junge Pferde
sehr häufig thun , wenn sie ein sehr dickes
Mundstück bekommen , welches sie kaum
fühlen ; dadurch wird das Maul hart , schwielig
und todt . Man vermeide auch sehr com-
plicirte und scharfe Gebisse , die leicht ein
wundes Maul verursachen , welches gewöhn-
lich in der Folge hart und unempfindlich wird .
Nochmals verweisen wir darauf , dass
auch zu dicke und schwere Gebisse nicht
anzurathen sind ; dieselben kommen sehr
häufig für junge Pferde in Anwendung ,
denen man damit eine Erleichterung zu ver-
schaffen meint . Das Pferd wird dadurch
leicht veranlasst , sich in das Gebiss zu hängen
und das ganze Gewicht seines Kopfes darauf
zu legen , anstatt den Kopf aufrecht und frei
zu tragen ; dadurch aber ist die Wahrschein-
lichkeit , dass es je ein gutes Maul zum
Fahren bekommen wird , verloren .
Auf einen Umstand soll hier noch auf-
merksam gemacht werden , der häufig ausser
Acht gelassen wird . Die Gebisse werden
meistens in Räumen aufbewahrt , zu welchen
die Kälte leicht Zutritt findet , und nehmen
in Folge dessen bei kaltem Wetter einen
bedeutenden Kältegrad an . Die Kutscher
geben nun gewöhnlich , ohne darüber weiter
nachzudenken , den Pferden den eisigen Stahl
in’s Maul . Die Folge davon ist eine ganz
ähnliche , wie wenn das Gebiss dem Pferde
in nahezu rothglühendem Zustande in’s Maul
gegeben worden wäre ; dann zerbricht sich
der Mann den Kopf darüber , wie das Pferd
zu dem wunden Maul gekommen sei ; hätte
er das eiskalte Gebiss selbst in den Mund
genommen , so würde ihm die Ursache davon
begreiflich geworden sein , indem seine Haut
daran kleben geblieben wäre .
Man nehme also in sehr kalter Zeit
das Gebiss für einige Zeit in einen warmen
Raum und überzeuge sich , ob es nicht zu
kalt sei , um es dem Pferde in’s Maul zu
geben , bevor man dies thut .
Es dürfte nicht nöthig sein , das Longiren
des Näheren zu beschreiben . Hiram Woodruff setzt hier voraus , dass die Principien ,
nach welchen die hochwichtige Bearbeitung des Pferdes an der
Longe vorgenommen werden soll , seinen Lesern ohnehin bekannt
sind ; da wir aber unseren Lesern in jedem Falle etwas Vollständiges
bieten wollen , werden wir in dem nächstfolgenden Capitel eine um-
fassende Anleitung zur zweckmässigen Bearbeitung des Fahrpferdes
an der Longe bringen , welche das Beste und Leichtfasslichste ist ,
was über diesen Gegenstand noch geschrieben wurde , und dem best-
bekannten Werke „ Pferd und Fahrer “ von Theodor Heinze ent-
stammt . Die Red . Es soll im
Anfange nicht zu lange geübt werden , doch
kann man später , wenn man merkt , dass
sich das Pferd gekräftigt hat , etwas länger
damit fortfahren . Man muss von Zeit zu Zeit
die Hand wechseln , d. h. das Pferd nach
der anderen Seite gehen lassen , damit es
nicht schwindelig wird und sich nicht un-
gleichmässig entwickle . Man muss sich sehr
in Acht nehmen , von dem Pferde in dieser
Zeit zu viel zu verlangen , denn darunter
würde sowohl sein Kräftezustand , als auch
sein Charakter und Temperament leiden .
Der Kräftezustand würde wohl leicht wieder
zu heben sein , allein was an der Charakter-
bildung eines Pferdes in seiner Jugend ver-
schuldet wird , kann selten oder nie mehr
gut gemacht werden ; neun aus zehn Pferden ,
welche einen bösartigen Charakter zeigen ,
haben denselben durch unverständige und
rohe Behandlung in ihrer Jugend erhalten .
Daher muss das junge Pferd mit äusserster
Sorgfalt sowohl als auch mit Freundlich-
keit und einem gewissen Ernste behandelt
werden .
In früherer Zeit war es nicht gebräuch-
lich , Pferde vor dem fünften Jahre in Be-
arbeitung und Dressur zu nehmen ; die Er-
fahrung hat aber gelehrt , dass dies ganz
gut bereits mit dem zweiten Jahre geschehen
könne und dass das Pferd mit dem dritten
Jahre schon zum Traben verwendet werden
kann . Es kommt eben nur darauf an , wie man
dies anfängt . Derjenige Eigenthümer oder
Abrichter , der , wenn er sieht , dass das junge
Pferd ein Bischen traben kann , seine An-
forderungen an die Schnelligkeit desselben
immer höher und höher spannt , wird damit
nur erreichen , dass das Thier bald nichts
mehr wird leisten können oder wollen , was der
Mühe werth wäre , dass man darüber spricht .
Die Anforderungen an die Leistungsfähig-
keit müssen sehr langsam und vorsichtig
höher geschraubt werden ; dann wird auch
der Fortschritt , den das Pferd macht , ein
zwar langsamer , aber ein stetig zunehmender
sein . Es ist nichts damit geschehen , das
junge Pferd so zu trainiren , dass es als
Drei- und Vierjähriger gut trabt , aber mit
fünf oder sechs Jahren bereits zurück-
gezogen werden muss . Es muss anhaltend
geübt , darf aber nie überarbeitet werden ,
dann wird es seinerzeit das Beste leisten ,
was ihm überhaupt möglich ist , zu erreichen .
Nachdem das Pferd einige Zeit an der
Longe bearbeitet wurde , was immer an
einem ruhigen Platze zu geschehen hat , wo
dessen Aufmerksamkeit durch nichts ab-
gelenkt wird , führt man es zuweilen , nach
der Arbeit , auf belebtere Wege , damit
es sich an den Anblick von Fuhrwerken ,
Reitern , Rindvieh etc. gewöhnt und die-
selben ruhig an sich vorbeilässt . Dann ge-
wöhnt man das Pferd an den Sattel und
reitet es im Schritt auf Landwegen , doch
immer , ohne es stark zu ermüden . Natür-
lich muss der Reiter ein möglichst geringes
Gewicht haben und soll , besonders in hüge-
ligem Terrain , öfter absteigen , um das Pferd
zu schonen . In früherer Zeit liess man die
Pferde ungemein viel im Schritt bewegen ,
und mussten die Thiere bis zwanzig eng-
lische Meilen ( 1 engl. Meile gleich 1609 Meter )
im Tage zurücklegen ; man hielt dies wäh-
rend der ganzen Zeit der Vorbereitung für
nothwendig . Woodruff aber räth hievon
ab und meint , dass diese monotone tret-
mühlartige Arbeit das Pferd in den Beinen
abnützt und somit auf die spätere Schnel-
ligkeit desselben keinen günstigen Einfluss
ausübt ; er liess die Pferde , die er zu trai-
niren hatte , verhältnissmässig kurze Distanzen
im Schritt gehen .
Ist das Pferd an den Sattel und Reiter
gewöhnt , so beginnt seine Arbeit im Ge-
schirr . Ein leichter vierrädriger Rennwagen
eignet sich hiezu besser als ein zweirädriger ,
weil bei dem Ersteren kein Gewicht auf
den Rücken des Pferdes drückt . Es wird
gar nicht schwer halten , das junge Pferd
zum ruhigen Ziehen zu veranlassen , wenn
es nur bis dahin richtig und verständig be-
handelt wurde . Die amerikanische Methode
des Einfahrens ist grundverschieden von
der englischen . Während der Amerikaner
sein Pferd allein in die Gabel eines ganz
leichten Wagens spannt und es durch güt-
liches Zureden und Schmeicheleien zum
Ziehen zu bewegen sucht , was das Thier
auch bald sehr gerne thut und wobei es zu
seiner Arbeit Lust bekommt , beginnt der
Engländer die Arbeit im Geschirr damit ,
dass er das Pferd in einen , viele Centner
2
schweren Einführwagen neben ein altes ver-
lässliches Pferd , sogenannten Schulmeister ,
spannt , wo ihm das Ziehen gewiss recht
schwer gemacht wird .
Fühlt sich das Pferd heimlich in der
Gabel und zieht es willig , so beginne man
mässig mit ihm zu fahren ; man fahre zuerst
auf der Bahn , später auf guter Strasse und
wechsle dann mit beiden ab . Man lasse das
Pferd nicht lange Zeit in einer gleichmässigen
mittleren Schnelligkeit fortgehen , sondern
man lasse ihm von Zeit zu Zeit einen leb-
haften Spurt , sogenannten Spritzer machen ,
und es dann wieder ausschnaufen . Auf diese
Art wird es sich ordentlich strecken ohne
Schaden zu nehmen und seine Schnelligkeit
wird sich langsam mehren . Solange man eine
Zunahme der Schnelligkeit bemerkt , kann
man sicher sein , dass dem Pferde nicht zu
viel zugemuthet wurde ; so wie man aber be-
merkt , dass es träge und matt wird , muss
man die Arbeit verringern . Diese Symp-
tome müssen sorgfältigst beobachtet werden ,
denn dies ist eine kritische Zeit für das
Pferd ; wird es jetzt überarbeitet , so wird
es sehr lange dauern , bis man es wieder
in Ordnung bringt .
Die Menge der Arbeit , welche man
einem Pferde zumuthen kann und soll , muss
sich nach seiner Constitution , seinem grösse-
ren oder geringeren Wachsthume und nach
dem Umstande , ob es besser oder schlechter
frisst , richten , insoferne , dass man einem
kräftigen Pferde , welches sehr gut frisst
und nicht schnell wächst , mehr zutrauen
kann , als einem schwächeren , das sehr stark
wächst oder nicht gut frisst . Es lässt sich
nur im Allgemeinen sagen , dass sich diese
Uebungsfahrten über fünf bis sechs engl.
Meilen erstrecken sollen , und dass die Spurts
nicht über mehr als eine Viertelmeile jeder
ausgedehnt werden dürfen . Die Hauptsache
bleibt , das Pferd genau zu beobachten , ob
es sich bessert oder nicht . Wenn nicht ,
stimme man seine Forderung an dasselbe
etwas herab . Denn in diesem Alter soll
sich das Pferd stetig bessern , und wird es
auch , wenn es rationell behandelt wird . In
die Augen springende Verbesserung darf
man nicht erwarten , eine ganz geringe Zu-
nahme genügt vollkommen , wenn nur kein
Stillstand oder gar Rückschritt eintritt . In
dieser Zeit wird sich bei manchen Pferden
eine unregelmässige Gangart zeigen , es wird
nicht rein traben ; dies ist häufig ein Finger-
2*
zeig , dass es für sein Alter zu viel Arbeit
gethan hat . Rührt aber der fehlerhafte Gang
des Pferdes nicht von Mattigkeit her , dann
wende man Rollers Ueber die Anwendung dieser Rollers lassen sich bestimmte
Regeln nicht angeben . Man kann blos den Grundsatz aufstellen ,
dass ein Pferd durch das Umschnallen derselben ( was immer ganz
locker geschehen muss , damit sich das Pferd nicht aufscheuern kann )
zu einer vermehrten Action des betreffenden Fusses ge-
bracht wird . Geht also beispielsweise ein Pferd mit den Vorder-
füssen schön im Trab , mit den Hinterfüssen aber ungleichmässig ,
so schnalle man den Roller an den Fuss , welcher zurückbleibt ; doch
lässt sich , wie gesagt , eine genaue Regel hiefür nicht aufstellen und
muss man eben den Roller so lange von einem Fuss auf den anderen
schnallen , manchmal auch auf zwei Füssen gleichzeitig einen solchen
in Anwendung bringen , bis man das Richtige getroffen hat . Sicher
ist , dass die Amerikaner mit diesem Instrument die wunderbarsten
Erfolge erzielen und damit in beinahe allen Fällen fehlerhafte Gang-
arten ihrer Pferde bessern . Die Rollers sind entweder aus weichem
Leder hergestellt oder sie bestehen aus Riemen , an denen Kautschuk
oder Horn-Korallen in der Weise aufgefädelt sind , dass sich vorne
grössere und schwerere Kugeln befinden , welche sich nach rückwärts
zu , wo das Pferd aufgescheuert werden könnte , immer mehr ver-
jüngen . Ein ähnliches Instrument wurde auch in der alten Welt
schon vielfach mit Erfolg angewendet , um den Pferden das Hoch-
heben der Füsse beim Gehen beizubringen und sollte man keineswegs
ermangeln , dasselbe zur Verbesserung fehlerhafter Gangarten anzu-
wenden , welche man bei uns gewöhnlich als unverbesserlich betrachtet
und ruhig fortbestehen lässt . In neuester Zeit werden in Amerika für
denselben Zweck auch Toe-Weights ( metallene Halbkugeln , welche an
den Zehentheilen des Pferdehufes in verschiedener Weise befestigt
werden ) bis zu ½ Pfund Gewicht angewendet , und damit nicht nur
eine Verbesserung fehlerhafter Gangarten , sondern eine solche der
Traber-Leistungen überhaupt erzielt . Wir werden seiner Zeit , nach-
dem das Werk über das Training des Trabers vollendet ist , nicht
ermangeln , demselben auch noch eine Anleitung über den Gebrauch
der Hufgewichte ( „Toe-Weights “ ) anzuschliessen . Die Red . ( lederne oder aus Kaut-
schuk hergestellte Wülste , die dem Pferde
um die Fesseln geschnallt werden ) an , fahre
sehr aufmerksam , und gebe die Rollers
nach Erforderniss von einem Bein des
Pferdes auf das andere , bis man Erfolg hat .
Der Gang des Thieres wird durch die Be-
lastung seiner Beine sicher alterirt werden ,
indem es daran etwas fühlt , was früher
nicht da war , und dadurch veranlasst wird ,
dieselben höher zu heben ; doch muss nun
sehr behutsam mit dem Pferde verfahren
werden , und der Fahrer befleissige sich be-
sonders einer leichten , sicheren Zügelführung .
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird das
Pferd , so wie es die Rollers bekommt , regel-
recht traben ; thut es dies , so lasse man es ,
gewissermassen zur Belohnung , ausruhen .
Zeigt sich aber wieder der fehlerhafte Gang ,
so müssen die Rollers an einen anderen
Fuss geschnallt werden , denn sonst würde
das Pferd den Fehler um so sicherer bei-
behalten . Andererseits aber soll man nicht
ruhen , bevor man das Thier zu einem regel-
mässigen Gange gebracht hat , sonst wird
das Pferd , wenn die Arbeit mit demselben
wieder aufgenommen wird , gewiss gleich
wieder unregelmässig gehen . Bei all’ dieser
Arbeit muss man sich aber wohl hüten ,
grob mit dem Pferde zu verfahren , und be-
sonders lasse man sich nicht zu Ruckern
und Rissen in die Zügel oder überhaupt zu
einer groben Zügelführung verleiten . Es
kann dadurch leicht das Pferdemaul und
der Charakter des Pferdes für alle Zukunft
verdorben werden . Es hat gewiss viele
schnelle Traber gegeben , die sehr hart-
mäulig waren , doch ist anzunehmen , dass
dieselben ohne diesen Fehler noch Besseres
geleistet hätten , denn man muss bedenken ,
dass das Pferd beim schnellen Traben häufig
den Kopf sehr tief trägt , und dann einer
gewissen Stütze bedarf , welche es in der
Hand des Fahrers finden soll ; dies kann
aber nur bei einem empfindlichen Pferde-
maul der Fall sein , welches den leisesten
Druck auf die Zügel fühlt . Ein Pferd , wel-
ches ein so hartes Maul hat , dass es den
Wagen und Fahrer mit diesem und den
Zügeln anstatt mit den Strängen zieht , ver-
liert während eines Rennens einen grossen
Theil seiner Kraft , welcher ihm im End-
kampfe sehr zu Statten kommen würde ;
darum soll man beim jungen Pferde alle
mögliche Sorgfalt anwenden , um sein Maul
empfindsam und lebendig zu erhalten . Es
gibt aber auch Traber , welche nicht schnell
gehen können , wenn sie nicht sehr fest
gehalten werden ; bei solchen ist es ganz
nutzlos , ihnen das Scharf-in- die-Hand-gehen
durch Anlegen sehr wirksamer Gebisse ab-
gewöhnen zu wollen . Diese Pferde brauchen
den starken Druck auf die Kinnladen , so-
wohl um in fliegenden Trab zu kommen , als
auch um sich in ihm zu erhalten , und sie
wollen und können ohne diesen Druck nicht
ihr Bestes thun . Auch bei solchen , in der
Regel schon vorher verdorbenen Pferden
wird eine gute , leichte Hand viel mehr aus-
richten , als das complicirteste Gebiss , durch
dessen Gebrauch ihr Maul nur immer un-
empfindlicher wird .
So wie das Training oder eigentlich die
Dressur , denn um diese handelt es sich
noch immer , des Zweijährigen weiter fort-
schreitet , muss auch dessen Futter-Ration
vermehrt werden . Man gebe jetzt sechs , ja
sogar acht Quarts Hafer (6½—9 Liter ) pro
Tag , nebst so viel gutem Heu , als er rein auf-
frisst . Die Menge hängt wieder von der Grösse
des Pferdes und von der Arbeit ab , die es leistet .
Die Ration muss auch vermindert werden ,
so wie die Arbeit unterbrochen oder reducirt
wird , was ja , wie oben bemerkt , geschehen
muss , wenn man merkt , dass dem Thier zu
viel zugemuthet worden sei . Man kann ihm
dann erlauben , Früh und Abends etwas Gras
zu knuspern oder ihm zwei bis drei Mohr-
rüben in sein Futter schneiden . Viele geben
dann auch Abführmittel , doch soll man sich
an den Grundsatz halten , dass das Pferd
keine Medicamente braucht , so lange es
gesund ist und seine Organe ordentlich
functioniren , und dass man sich einer ge-
waltsamen Einmischung in diese Functionen
möglichst enthalten soll . Am Morgen , bevor
das Pferd seine Arbeit verrichtet , bekommt
es die geringste Futter-Ration , circa 1½ Quart
Hafer und 2 Quarts Wasser (1½—1¾ Liter
Hafer und 2—2¼ Liter Wasser ) . An Tagen ,
wo die Arbeit später vorgenommen wird , kann
man am Morgen etwas mehr füttern und
muss dann die Quantität nach der Stunde ,
zu der gefahren wird , bemessen werden , so
dass das Pferd nie mit überfülltem Magen
an die Arbeit geht . Zum Abend lasse man
das Pferd so viel saufen , als es mag .
So wie man das Temperament und Na-
turell des Pferdes genau beobachten muss ,
so muss auch das des Wärters , dessen Für-
sorge es anvertraut ist , strenge controlirt
werden und sollte man nie einem Burschen
ein werthvolles Pferd anvertrauen , der nicht
Liebe zu Pferden zeigt und nicht einen ge-
wissen Stolz dareinsetzt , das in seiner Ob-
hut befindliche Thier durch sorgfältige Be-
handlung bei bester Gesundheit zu erhalten .
Auch muss man darauf sehen , dass nicht
sonst brave Burschen , wie es häufig geschieht ,
aus schlecht aufgefasster Zärtlichkeit für die
ihnen anvertrauten Pferde , denselben heim-
lich Futter vorlegen und auf diese Weise
durch Ueberfütterung Schaden thun . Man
achte also darauf , dass das junge Pferd nicht
mehr und nicht weniger Futter bekommt ,
als ihm zuträglich ist , und dass dessen Wär-
ter demselben weder durch lieblose Behand-
lung , noch durch übertriebenen Pflichteifer
Schaden thun können .
III.
Die Bearbeitung des Pferdes an der Gurte .
Von Theodor Heinze . ( „ Pferd und Fahrer . “ )
Die erste regelrechte Dressur oder Ab-
richtung soll dem Fahrpferde , wenn irgend
möglich , an der Hand eines Reit- oder Fahr-
meisters an der Gurte oder Leine , auch
Longe genannt , gegeben werden , welche
Bearbeitung als Grundlage der ganzen Ab-
richtung von grosser Wichtigkeit ist , denn
sie hat dem Pferde Vertrauen zu dem
Menschen einzuflössen , ihm eine richtige
Stellung mit Hals und Kopf zu geben , es
zur regelrechten Entwicklung seiner Glied-
massen zu führen und ihm den ersten Ge-
horsam zu verschaffen .
Aus diesen Aufgaben , welche die Hand-
arbeit erfüllen soll , wird man erkennen ,
dass diejenigen Pferdebesitzer sehr leicht-
sinnig handeln , welche die erste Abrichtung
ungebildeten Kutschern in die Hand geben .
Die roh und kenntnisslos behandelten jungen
Pferde werden dabei nicht allein noch
schreckhafter und furchtsamer gemacht ,
sondern sie werden auch durch die unge-
schickte Handhabung der Gurte unstät in
ihrer Stellung mit dem Halse und Kopfe ;
sie erhalten eine falsche Biegung in den
Halswirbeln ; ihr Gang wird unregelmässig ,
fehlerhaft und öfters sogar lahm werden .
Diese Unregelmässigkeiten sind die natür-
lichen Folgen der harten Rucker und Schläge
des Kappzaums , mittelst der Gurte auf die
Pferdenase , denen das Pferd durch Ver-
biegungen des Halses , die wieder einen
falschen Tritt zur Folge haben , auszuweichen
bestrebt ist . Alles Fehler , welche das An-
reiten oder Einspannen erschweren und die
Abrichtung verzögern , weshalb allen Pferde-
besitzern nur anzurathen ist , sich an einen
erprobten Fachmann zu wenden .
Zur Handarbeit sind folgende Werkzeuge
nothwendig und erforderlich :
1. Ein Reitkappzaum mit einem Mittel-
ring , zwei Seitenringen an den Kappzaum-
hörnern , zwei Gurtzügeln mit Strippen und
Schnallen und dem dazu gehörigen Haupt-
gestell .
2. Eine Schul- oder Wassertrense mit
einem starken glatten Mundstück , grossen
Ringen , Knebeln und zwei ledernen Zügeln ,
an deren Enden sich Strippen mit Schnallen
befinden .
3. Ein mit zwei Seitenringen versehener
breiter Uebergurt .
4. Eine Gurte , welche aus wollenem
Gurt gefertigt , 4 Centimeter breit und
8—10 Meter lang sein soll , an deren vor-
derem Ende mit einer ledernen Strippe und
einer Schnalle versehen , am hinteren Ende
aber auf die Art umschlagen sein muss ,
dass sie eine geräumige Schlinge bildet , in
die sich die Hand des Gurtenführers ein-
hängen kann .
5. Eine Peitsche , welche einen 2 Meter
bis 2 Meter und 30 Centimeter langen ,
leichten , biegsamen Stock und einen 2 Meter
und 50 Centimeter bis 3 Meter langen Schlag
oder Schnure mit Schmitze hat .
6. Ein Schulsattel zum Anreiten , der ,
wenn etwa nicht vorhanden , durch einen
deutsch-englischen Sattel , oder durch eine
mittelst eines Uebergurtes festgehaltene
Decke annähernd ersetzt werden muss .
Vorausgesetzt wird , dass Derjenige ,
welcher das junge Pferd an der Hand ab-
zurichten erhält , ein guter Reiter und mit
der Handarbeit vertraut ist und daher Kennt-
niss von der richtigen Stellung , der Biegung
und dem Gange des Pferdes besitzt .
Dieser , den wir hier „ Fahrmeister “
nennen wollen , nimmt nun das hintere Ende
der in regelmässigen Schwingungen zu-
sammengenommenen Gurte in die äussere
Hand , d. i. auf der rechten Hand — die
linke , der er für gewöhnlich die Stellung
der Zügelhand , wie zu Pferde , vor dem
Unterleib gibt , während er mit seiner in-
neren Hand die Gurte so in die Höhe hält ,
dass sie mit der Nase des Pferdes eine wag-
rechte Linie bildet und immer die Richtung
vor letzterer behält ; auch soll die Gurte
stets wie ein Band glatt gestrichen und
dabei leicht angespannt und angelehnt er-
halten werden . Zur Hauptregel mache es
sich dabei der Gurtenführer , dass er sich ,
um jedem Vor- oder Seitwärtsprellen des
Pferdes sofort begegnen zu können , seitwärts
vor der Nase desselben befindet , denn ist
er — wie es ohne Ausnahme jedem Un-
kundigen dabei begegnet — seitwärts hinter
der Pferdenase , so kann er nie Herr des
Pferdes sein und bei unartigen Bewegungen
desselben noch in die Gurte verwickelt werden .
Die Gurtenhilfen bestehen — mittelst
der Hand — in Anzügen , Schwingungen
und Ruckern . Sie wirken auf den Kopf
sowie auf den Hals des Pferdes und dem-
zufolge auch auf die übrigen Körpertheile
und erfolgen nach vor- oder rückwärts ,
nach seitwärts , auf- oder abwärts .
Der Anzug nach vorwärts findet statt ,
damit das Pferd vorwärts trete , den Gang
beschleunige , oder damit es besser an das
Mundstück trete , sich demzufolge anzulehnen
anfange .
Die Hilfe nach rückwärts wird nach
ihren besonderen Graden gegeben , theils um
den Gang des Pferdes zu verkürzen , theils
um es zum Stillstand , oder auch zum Zurück-
gehen zu veranlassen , oder um es ferner
von Legen auf das Mundstück abzuhalten .
Der Anzug nach einwärts hat nach
seinen schwächeren oder stärkeren Graden
die Wirkung , dass sich der Kopf und Hals
des Pferdes nach einwärts biegt , auch das
Pferd veranlasst wird , den Kreis zu verengen
oder in denselben herein zu wenden .
Die Hilfen oder Schwingungen nach
auswärts erfolgen , damit das Pferd den Kopf
und Hals mehr gerade , demgemäss weniger
nach einwärts halte und bewirken auch ,
dass es den Cirkel erweitert .
Die Hilfe nach aufwärts geschieht mit
der Gurte , um das Pferd zu veranlassen ,
seinen Kopf und Hals zu erheben und damit
es sein Vordertheil erleichtere .
Der Anzug nach abwärts erfolgt , damit
das Pferd den Kopf und den Hals niedriger
halte , sowie beim Steigen desselben , um es
von dieser Untugend abzuhalten .
Die Gurtenhilfen müssen stets mit
weicher , leichter und möglichst steter Hand
erfolgen und durch deren Gelenk hervor-
gebracht werden , weshalb der ganze Arm
bei denselben nicht in Mitleidenschaft ge-
zogen werden soll . Mit dem behutsamen
Schütteln der Gurte beginnt man , und lässt ,
beachtet dies das Pferd nicht , darauf erst
das Auf- und Rückwärtsschnellen mit der-
selben , so unbemerkbar wie möglich , und
durch das Gelenk der weichen Hand statt-
finden .
Die Gurtenstrafen bestehen in stark
ruckenden oder schlagenden Bewegungen
der Gurte , welche dabei straff angespannt
sein muss .
Die schwächeren Gurtenstrafen werden
während der Unaufmerksamkeit des Pferdes
gegenüber dem Abrichter und dessen Hilfen ,
die kräftigeren aber bei der Widersetzlich-
keit des Pferdes angewendet , um es für
seinen Ungehorsam zu strafen und um ihm
auch bei dieser Gelegenheit die Uebermacht
des Menschen zu zeigen und ihm Respect
vor demselben einzuflössen . Jedoch darf
auch bei den Gurtenstrafen die Hand nicht
gespannt , sondern sie muss , weich bleibend ,
ihre Strafe vollführen .
Der gewandte Gurtenführer muss aber ,
sollen seine Hilfen sowohl wie die Strafen
die richtigen Wirkungen auf das abzu-
richtende Pferd äussern , von einem ge-
schickten Peitschenführer , der unter des Er-
steren Anordnungen steht , unterstützt werden .
Der Peitschenführer hat nachstehende
Regeln zu befolgen . Er soll sich nämlich :
1. nahe an der Bandgurte , gegen einen
halben Fuss von ihr , in der Nähe des Gurten-
führers aufhalten , wodurch das Pferd auf
der weiten Kreislinie zu gehen , mit am
leichtesten veranlasst wird ;
2. muss derselbe , je nach dem Gange
des Pferdes , taktmässig , kurz und schnell
auftreten , weil es sich in seinem Gange
immer nach dem Gange des Peitschen-
führers richtet ;
3. soll er sich Beweglichkeit in seinen
Handgelenken verschafft haben , um die
Hilfen und Strafen mit der Peitsche kräftig ,
kurz und bestimmt geben zu können , damit
sie nie ihr Ziel verfehlen ;
4. behalte der Peitschenführer unaus-
gesetzt den Blick und das Spiel der Ohren
des Pferdes im Auge , wodurch es jede
seiner beabsichtigten unregelmässigen Be-
wegungen anzeigt und welchen er demzu-
folge durch Aufmerksamkeit vorbeugen
kann .
Die Peitschenhilfen werden in gelinde
und in stärkere unterschieden und sollen stets
mit ausgestrecktem und wenig zu bewegen-
dem Arme ertheilt werden . Die gelindeste
vorwärtstreibende Peitschenhilfe besteht
darin , dass der wagrecht gehaltene Peitschen-
stock mit ausgestrecktem Arme langsam er-
hoben und die Peitschenschnur geschüttelt
wird . Wenn diese Hilfe rascher erfolgt , so
wirkt sie vermehrt vortreibend .
Eine stärkere antreibende , aber noch
gelinde Peitschenhilfe ist die , wenn der an-
fänglich horizontal gehaltene Peitschenstock
so tempoweise von hinten nach vorn in
Bogen bewegt wird und wenn , mittelst der
Schwere der auf den Boden fallenden
3
Peitschenschnur ein gleichförmiges Geräusch
erfolgt , welches das Pferd anregt . Nach dem
schwächeren oder stärkeren Auffallen der
Peitschenschmitze auf den Boden erfolgt
auch ebenso deren Wirkung .
Soll die Volte oder Kreislinie erweitert ,
demnach das Pferd auf diese hinaus ge-
trieben werden , so ist die Hilfe mit der
Peitsche nach der inneren Pferdeschulter ,
befindet es sich hingegen auf der regel-
mässigen Kreislinie , nach dem Bauchgurt zu
zu geben . Drängt das Pferd jedoch hinaus ,
will es die Volte demgemäss eigenmächtig
erweitern , so muss die Peitschenhilfe hinter
dem Hintertheile des Pferdes erfolgen .
Eine äusserst wirksame Hilfe , um das
den Cirkel verengende Pferd hinauszuweisen ,
ist die , wenn die Spitze des Peitschenstockes
gesenkt und darauf die Peitsche in Bogen
von unten nach aufwärts , nach der inneren
Schulter des Pferdes zu bewegt wird , wobei
man sie auch leise knallend hören lassen ,
auch nöthigenfalls ihre Schmitze von unten
herauf auf das innere Schulterblatt auffallen
lassen kann .
Stärkere Peitschenhilfen sind alle die-
jenigen , bei denen die Peitschenschmitze das
Pferd stärker berührt . In der Regel sind
diese Berührungspunkte die innere Schulter ,
die Theile des Mitteltheils nahe dem inneren
Ellbogen , vor und hinter dem Bauchgurt
— oder sie wird auch hörbar auf die Mitte
des Sattelsitzes auffallen gelassen .
Verwandeln sich die Peitschenhilfen in
Hiebe , welche mit Nachdruck zu geben sind ,
so werden es Peitschenstrafen , deren man
sich nur erst dann bedienen darf , wenn die
stärkeren Peitschenhilfen von dem Pferde
unbeachtet blieben oder , um es wegen Faul-
heit , Ungehorsam oder Widersetzlichkeit zu
bestrafen .
Bei einem Pferde z. B. , welches nicht
vorwärts gehen will , oder welches steigt ,
muss der Peitschenführer sofort hinter das-
selbe eilen und ihm sehr starke Hiebe , und
diese so lange fortgesetzt um die Hanken
oder Hosen versetzen , bis es dem Willen
seines Abrichters nachgibt .
Dass der Peitschenführer mit dem Gurten-
führer innig übereinstimmen , sowie ihre
Hilfen und Strafen zusammen eingreifen
müssen , ist bei Bearbeitung des Pferdes an
der Hand durchaus nothwendig , wenn die
Abrichtung ein günstiges Resultat haben soll .
Unser Pferd wird nun , nachdem wir
uns mit den nothwendigen Vorkenntnissen
3*
bekannt gemacht haben , mit einem Kapp-
zaum und einer Schultrense gezäumt —
wobei zu beachten ist , dass der Kappzaum-
Nasenriemen unter den Trensenriemen ge-
hörig zugeschnallt wird , damit die Lefzen-
winkel nicht gescheuert und die Nase von
dem sich sonst hin und her bewegenden
Kappzaum nicht gedrückt werde — und mit
einem Bauchgurt belegt von seinem Wärter
in die Reitbahn gebracht und in die Mitte
einer Volte regelrecht aufgestellt . Darauf
tritt der Gurtenführer vorsichtig vor den
Kopf des noch rohen Pferdes und schnallt
nun die Gurte , ihm mit Vertrauen zuredend ,
ein , wobei er es vorsichtig mit seinem Kopfe
und Halse etwas gerade richtet , während
der Peitschenführer , dabei die Peitsche
unter dem linken Arme abwärts haltend ,
beide inneren Zügel in gleicher Länge an-
schnallt oder anbindet . Zu gleicher Zeit be-
festigt der Wärter ebenso die äusseren
Zügel . Weil diese aber dem Pferde noch
unbekannt sind , so müssen sie , zu Anfang
bei der Bearbeitung an der Hand , noch
ziemlich lang gelassen werden , damit sein
Hals und Kopf nicht plötzlich durch sie
eingezwängt werde . Der Gurtenführer ver-
lässt nun seinen bis jetzt inne gehabten Platz
vor dem Pferdekopfe , indem er seitwärts in
den Cirkel tritt , doch so , dass er stets dem
Kopfe des Pferdes voraus bleibt , wobei er
anfänglich einen kleinen Kreis , in welchem
er oft seine Schritte zu verlängern hat , mit
abgehen muss . Sobald er in die Volte trat ,
lässt er das Pferd im Schritt auf der grossen
Kreislinie rechts antreten . Der Wärter oder
Kutscher hat zum Vortreten des Pferdes
den rechten Trensenzügel — da es sich zur
Zeit auf der rechten Hand befindet — nahe am
Mundstück mit der linken weichen Hand er-
fasst und führt das Pferd , bei ausgestrecktem
linken Arme , ohne es in’s Auge zu fassen ,
denn in diesem Falle würde es sofort stehen
bleiben , auf die grosse Kreislinie , während
der Peitschenführer , der nahe , aber beson-
ders zu Anfang etwas rückwärts von dem
Gurtenführer seinen Platz hat und die Volte
mit abgeht , die Peitsche anfänglich etwas
nach rück- und aufwärts halten muss . Sowie
das Pferd einige Male im Schritt auf dem
grossen Kreise herum geführt wurde , und
es sich dabei ruhig benahm , lässt man es
durch die Erhebung mit der Peitsche —
sollte es aber diese Hilfe nicht beachten —
durch das Auffallen der Peitschenschmitze
auf den Boden , in den Trab fallen . Beachtet
es jedoch auch diese vortreibende Hilfe nicht ,
so hat der Peitschenführer die Peitschen-
schmitze auf die Mitte des Bauchgurts , da
wo sich der Sattelsitz befinden würde , auf-
fallen zu lassen . Sowie das Pferd antrabt ,
darf es der Wärter nicht sogleich loslassen ,
sondern er hat , es weich führend , demselben
die grosse Kreislinie anzuzeigen und selbst
mit ihm herum zu traben . Wird man gewahr ,
dass uns das Pferd versteht und ruhig auf
dem grossen Cirkel weiter trabend verbleibt ,
so hat alsdann der Wärter den Zügel los
zu lassen , allein dabei nicht etwa stehen zu
bleiben oder das Pferd plötzlich zu ver-
lassen , wie es Unkundige zu thun pflegen ,
sondern er muss , wie vorher , nahe der
rechten Pferdeschulter mit im Trabe ver-
bleiben , um durch die Möglichkeit eines
schnellen Wiederanfassens des rechten Tren-
senzügels ein plötzliches Hereinwenden des
Pferdes sofort verhindern zu können .
Der Peitschenführer hat währenddem
die Hilfe mit der Peitsche nach der rechten
Pferdeschulter zu geben , um das Pferd auf
der grossen Volte zu erhalten . Findet dies
statt , so kann sich nun erst der Wärter ,
aber nur mit Vorsicht und nach und nach ,
vom Pferde nach dem Gurtenführer zu in
die Mitte der Volte zurückziehen .
Da nun die Führung des Pferdes dem
Gurtenführer und dem Peitschenführer allein
zufällt , so hat es der Erstere durch mög-
lichst wenig sichtbare Hilfen der stets an-
gespannten Gurte , die nach auf- und auswärts
mittelst des Handgelenks stattfinden müssen ,
auf dem grossen Cirkel zu erhalten . Dabei
muss er jedoch von dem Peitschenführer auf-
merksam und geschickt unterstützt werden ,
der , gleichmässig rasch auftretend , die
Peitsche nach Bedürfniss gebrauchen muss .
Wenn z. B. das Pferd die Volte verengen
will , so hat derselbe mit der Peitsche die
Hilfe von oben nach unten nach der inneren
Schulter zu , auch von unten nach aufwärts
hinter den inneren Ellbogen des Pferdes zu
geben . Soll das Pferd hingegen vorgetrieben
werden , so ist die Peitschenhilfe nach dem
Bauchgurt zu , drängt es aber hinaus , so
muss sie hinter dem Hintertheile des Pferdes
angewendet werden . Geht dasselbe rechts ,
so soll der Peitschenführer die Peitsche in
der linken , geht es aber links , in der rechten
Hand führen .
Anfänglich beginnt jedes junge Pferd
bei der ersten Uebung der Handarbeit , sich
frei wähnend , zu rennen und zu springen
es bricht einmal herein , das andere Mal
hinaus , macht auch plötzlich eine Wendung ,
um eben so schnell wieder still zu stehen .
Da diese Vorkommnisse aber nur von der
Unwissenheit des jungen Pferdes verursacht
werden , so sind sie mit der grössten Geduld
zu berichtigen , indem nach einem solchen das-
selbe jedesmal wieder auf die grosse Kreis-
linie zurückgeführt werden muss . Trabte das
Pferd richtig , ohne Stockung , herum , so hat
es der Gurtenführer , indem er ihm einige
Schritte näher nach vorwärts tritt , wobei er
die Gurtenhand , welche bis jetzt mit der
Pferdenase in wagrechter Linie gehalten
wurde , erhebt und damit die Hilfe nach rück-
und aufwärts gibt , aufzuhalten , während der
Peitschenführer die Peitsche an sich heran
nimmt . Nach einigen Malen des Begehens
des grossen Cirkels im Schritt hält der
Gurtenführer das Pferd , selbst vortretend ,
still , streichelt es , spricht ihm vertrauens-
voll zu , lässt es kurze Zeit ruhen , wendet
es führend in weitem Bogen herum und
nimmt auf der linken Hand — damit es auf
beiden Seiten zugleich gelenkiger werde —
dasselbe vor , was er soeben auf der rechten
verrichtete .
Nach dieser gleichfalls kurz ausgeführten
Uebung auf der linken Hand wird das
Pferd , wenn es diese verstand und mehr-
mals die grosse Kreislinie ruhig im Schritt
und im Trabe beging , stillgehalten , mit
Streicheln und mit begütigenden Worten
gelobt , sowie dadurch belohnt , dass man es
in den Stall zurückführen lässt .
Vorausgesetzt , dass die Handarbeit mit
Ueberlegung , Geduld und Geschick bisher
fortgesetzt wurde , wird das Pferd nach
einigen Tagen anfangen , sich im Schritt und
im Trabe auf der grossen Kreislinie ruhig
zu bewegen . Die Zügel sind alsdann — nach
und nach — gradweise zu verkürzen , wobei
der Hals etwas gerichtet , und in dessen
Folge auch das fehlerhafte Galoppiren mehr
und mehr aufhören wird .
Begeht das Pferd regelmässig die grosse
Volte und nimmt es dabei Anlehnung mit
der Gurte , so ist der Zeitpunkt da , wo der
Gurtenführer allmälig in den Mittelpunkt
des Kreises zurückzutreten und einen festen
Standpunkt einzunehmen hat , indem er sich ,
geht das Pferd auf der rechten Hand —
auf dem rechten Absatze , auf der linken
Hand natürlicherweise entgegengesetzt —
auf dem linken Absatze wie um eine Achse
herum zu bewegen hat . Der Peitschenführer
hat nun nur noch einen kleinen Kreis , um
den Gurtenführer , zu begehen , während der
sich bisher noch in Reserve aufhaltende
Wärter gänzlich abtreten kann .
Während des Stillhaltens und nachdem
man dem Pferde die Zügel gelöst hat und
seinen Hals nach Bedürfniss ausstrecken
liess , tritt der Gurtenführer vor dasselbe
und fängt nun , dazu beide Seitenringe des
Kappzaumes oder der Trense erfassend , an ,
ihm den Kopf und den Hals allmälig gerade
empor zu richten , worauf der Peitschen-
führer die anzulehnenden Zügel befestigt ,
wobei er sich etwas später des Vortheils
bedient : die Trensenzügel zuerst durch den
Kehlriemen zu stecken , wodurch sie die
Wirkung von gelinden Aufsetzzügeln er-
halten . Man lasse jedoch die Zügel nie zu
kurz anbinden oder schnallen , weil die Be-
wegfreiheit , eine der Hauptaufgaben der
Abrichtung , dabei nicht eingeschränkt werden
darf .
Trabt das Pferd auf der grossen Volte
regelmässig , so müssen nun die inneren
Zügel etwas kürzer befestigt werden als
die äusseren , wobei der Gurtenführer auch
beim Führen im Schritt auf der grossen
Kreislinie , dabei die Gurte in kurzen gleich-
förmigen Schlingungen zusammen nehmend ,
dem Kopfe und dem Halse des Pferdes
allmälig eine grössere Aufrichtung zu
geben hat . Derselbe hält es dabei an , auf
gerader Linie zu gehen und gibt besonders
darauf Acht , das es den Kopf in den
obersten Halswirbeln nach einwärts biegt .
Im Trabe ist diese Stellung beizubehalten ,
sowie das Pferd stets zu veranlassen , dass
es lebhaft , entschlossen und regelmässig
trabe , dass es ferner der Stimme des Gurten-
führers und der Gurte sofort gehorche und
Respect vor der Peitsche habe .
Da es wegen der wichtigsten Gründe
von grossem Belang ist , dass jedes Fahrpferd
auch auf das Wort des Fahrers sofort ge-
horcht , so haben wir dieses bereits bei der
Handarbeit zu lehren , indem wir folgende
Worte , zugleich mit den vortreibenden oder
anhaltenden Hilfen der Peitsche und der
Gurte , gebrauchen .
Auf das lang gedehnte Wort Schri—tt ,
in demselben Augenblick noch mit der vor-
wärtstreibenden angemessenen Peitschenhilfe
begleitet , lässt man das Pferd in Schritt
vortreten . Später lässt man auf die kurz aus-
gerufenen Worte : „ Trab ! Trab ! “ mit ent-
sprechender Peitschenhilfe diese Gangart
anfangen , und auf das gedehnte Wort
„ B—r—r “ , bei gleichzeitiger Bandgurten-
hilfe nach rückwärts , das Pferd anhalten .
Nach den ausgerufenen Worten : „ Galopp !
Galopp ! “ hat dasselbe , bei einer gleich-
zeitigen Gurtenhilfe nach aufwärts und der
der Peitsche , sofort den Galopp zu be-
ginnen . Nach den begütigenden Worten :
„ Ruhe , Ruhe “ hat es den Gang , bei gleich-
zeitiger Hilfe mit der Bandgurte nach rück-
wärts , zu mässigen , hingegen auf das kurz
und abstossend ausgerufene Wort : „ Fort ! “ ,
welches mit einer bethätigenden Peitschen-
hilfe zu vereinigen ist , den Gang zu be-
ginnen oder zu beschleunigen .
Nachdem uns das Pferd verstanden hat ,
wird es unserem Willen auch ohne weitere
thätliche Beihilfen , nur durch unseren Zuruf
veranlasst , bereitwillig gehorchen .
Da ein jedes Fahrpferd zu seiner weiteren
Ausbildung auch eines gewissen Grades von
Reitdressur bedarf , damit seine Muskeln
beweglicher werden , es mehr in das gewöhn-
liche Gleichgewicht gesetzt und auch ge-
horsamer gemacht werde , so ist der Zeit-
punkt dazu gekommen , wenn es den Bauch-
gurt willig leidet , dasselbe mit einem Sattel
— nach einer vorhergegangenen Trabübung
an der Gurte in der Reitbahn — zu be-
legen , welche Handlung aber mit aller Vor-
sicht und ganz behutsam geschehen muss .
Nachdem der Sattel sanft auf das vom
Gurtenführer gehaltene junge Pferd , welcher
vor dem Kopfe desselben stehen muss , ge-
legt wurde , werden die Sattelstrippen nur
allmälig und sanft angezogen . Bläht sich
hiebei das Pferd sehr auf , so führe man es
einige Male im Schritt herum , ehe die Sattel-
strippen wiederholt angezogen werden ; dulde
aber dabei nie die so oft vorkommende
alberne Angewohnheit nicht denkender
Pferdewärter u. s. w. , welche nach der Be-
endigung des Strippenanziehens mit der
rechten Hand auf den Sattelsitz schlagen ,
wodurch das junge Pferd , anstatt dass alles
nur Mögliche gethan werden sollte , um es
vertrauter zu machen , erschreckt und dadurch
natürlicherweise misstrauischer gemacht wird .
Beim Stillstehen soll der Gurtenführer
dem Pferde , befolgte es seinen Willen , mit
seiner Stimme und Streicheln die Zufrieden-
heit zu erkennen geben , die es verdient ,
und es auch dabei eine richtige Stellung ,
mittelst Vor- und Zurückdrückens des
Kopfes , annehmen lassen .
Behält das Pferd den Hals mehr in der
Höhe , nimmt es die Gurte und die Zügel
willig an , trabt es auch regelmässig , so ist
der Zeitpunkt gekommen , wo der Gurten-
führer mit der Biegung des Pferdehalses zu
beginnen hat . Er trete dazu vor das Pferd ,
ergreife mit beiden weichen Händen die
Hörner des Kappzaumes und hebe mit ihnen
den Pferdekopf empor , wobei derselbe den
Hals des Pferdes gerade zu richten hat , ver-
säume aber nicht bei der aufhebenden Be-
wegung seiner Hände , diese zu gleicher Zeit
etwas nach vorwärts zu drücken , denn ge-
schieht diese letztere Hilfe nicht , so bleibt
das Pferd nicht stehen , sondern es geht
dann naturgemäss zurück , indem es dem
Drucke nach aufwärts allein ausweicht . Nach
der stattgehabten Aufrichtung lasse der Ab-
richter sogleich wieder nach , um das Pferd
nicht unwillig zu machen .
Die Aufrichtung des Halses und Kopfes
ist die erste Biegung des Pferdehalses und
hat von nun an nach jeder Anhaltung statt-
zufinden .
Erfolgt die Aufrichtung , ohne dass da-
bei das Pferd nach rück- oder seitwärts aus-
weicht , so gebe der Gurtenführer dem Halse
die Abwärtsrichtung oder die zweite
Biegung in der Weise , dass derselbe den
Pferdekopf , bei möglichst in die Höhe ge-
richtetem Halse , so nach abwärts biegt , dass
sich die oberen Halswirbelbeine gegen eine
Hand breit hinter den Ohren nach abwärts
biegen .
Diese Auf- und Abwärtsbiegungen sind
so häufig abwechselnd vorzunehmen , bis die
oberen Halsgelenke nach diesen Richtungen
hin Biegsamkeit erlangt haben . Darauf hat
man
die Seitwärtsbiegung nach rechts , als
die dritte Biegung , vorzunehmen . Diese er-
folgt , wenn man den oberen Theil des ge-
rade empor gerichteten Pferdehalses , dabei
wie bisher die beiden Kappzaumhörner mit
den weichen Händen erfassend , so weit
nach der rechten Seite biegt , bis sich die
Nasenspitze herein begibt , wobei aber nur
die obersten Halswirbel in Mitleidenschaft
gezogen werden dürfen . Dabei bleibt die
Hauptsache , dass die geringste Biegung in
den obersten Halswirbeln mehr werth ist , als
wenn die mittleren und die unteren noch so
stark gebogen würden . Zu Anfang der
Biegung hat man das Pferd nur auf einige
Augenblicke in dieser Biegung zu belassen ,
worauf man ihm den Hals ausdehnen lassen
soll . Auf diese Biegung nach der rechten
Seite folgt :
die Seitwärtsbiegung nach der linken
Seite oder die vierte Biegung , welche auf
dieselbe Weise , nur links anstatt rechts ,
vorzunehmen , und eben so oft , wie die nach
rechts zu üben ist .
Ist das Pferd dann so weit gekommen ,
dass es nach einem regelmässigen und ent-
schlossenen Trabe auch regelrecht nach
dem Aufhalten im Stillstehen verbleibt , so
ist die Zeit da , es
das Zurücktreten zu lehren . Dieses aus-
zuführen , muss sich der Gurtenführer vor
das Pferd begeben und ihm die Hilfe mit
der Gurte nach rückwärts geben , oder er
kann auch mit jeder Hand einen Trensen-
zügel erfassen und diese , einen um den an-
deren , gewissermassen „ sägend “ zurück-
bewegen . Sollte das Pferd jedoch diese
Hilfen oder Zeichen noch nicht verstehen ,
so gebe der Abrichter mit seiner Gerte
schwache Hilfen unter ein Vorderknie um
das andere , und das Pferd wird diese Zeichen
gewiss beachten und zurücktreten . Das Zu-
rückgehen hat aber , wie uns bereits bekannt ,
nur langsam , Schritt nach Schritt , zu er-
folgen . Mit nur wenigen Schritten , mit etwa
sechs bis acht , begnüge man sich .
Führt das Pferd das Zurücktreten mit
Anlehnung der Zügel aus , so lehre man es
das Weichen vor der Gerte , welches
die nothwendige Vorübung des Weichens
vor der Peitsche und vor den Schenkeln
des Reiters ist .
Zuerst lehre man das junge Pferd mit
seinem Hintertheile nach rechts herumtreten ,
demnach der Gerte nach rechts auszuweichen ;
zu welchem Zwecke wir es mit seinem Kopfe
etwas rechts stellen , wobei der Gurtenführer
vor des Pferdes Kopf stehen und dabei die
Gurte mit der linken Hand kurz erfasst
haben muss , um sofort ein Wanken oder
ein Vordringen des Vordertheiles verhindern
zu können . Nun gibt derselbe die Hilfe mit
der in der rechten Hand gehaltenen Gerte
an den linken hinteren Oberschenkel . Soll
aber das Pferd links herum treten , so ist
dessen Kopfstellung links zu nehmen und
die Gurte in der rechten , die Gerte aber in
der linken Hand zu handhaben .
Bei dieser Arbeit ist streng darauf zu
achten , dass , wie die Regel vorschreibt , mit
den gelindesten Gertenhilfen anzufangen ist ,
bei Nichtbeachtung dieser aber erst zu den
4
stärkeren übergegangen werden darf , wobei
die Hautempfindlichkeit und das Tempera-
ment des Pferdes berücksichtigt werden
müssen .
Zuerst hat man sich bei dem Weichen
des Hintertheiles vor der Gerte mit einer
Viertelvolte , darauf mit einer halben Volte
zu begnügen , bis man zuletzt die ganze
Volte schliesst .
Dass auch bei dieser Arbeit die seit-
wärts treibenden Gertenhilfen mit den zu-
rückhaltenden der Gurte in voller Ueberein-
stimmung gegeben werden müssen , ist selbst-
verständlich .
Hat das Pferd die Hilfe mit der Gerte
nach seitwärts verstanden , weicht es willig
auf deren Anlage nach seitwärts , so be-
ginnen wir mit ihm die engeren Wendungen ,
indem wir den grossen Zirkel zu Ende der
Uebung in vier Theile , also in vier kleine
Volten oder Kreise theilen . Um dies zu be-
werkstelligen , nehmen wir die Gurte kürzer
und führen das Pferd auf diese vier kleinen
Volten , zuerst im Schritt , dann in kurzem
Trabe . Diese Wendsammachung an der
Hand kommt uns später sowohl unter dem
Reiter , wie auch vor dem Fuhrwerke sehr
zu Statten .
Vor dem Anreiten des jungen Pferdes
versäume man nicht , zu Ende der Hand-
arbeit beide Steigbügel herabhängen zu lassen ,
damit es sich an das Anschlagen derselben
an den Körper gewöhne , was dem Reiter ,
vorzüglich später beim Anreiten , sehr zu
Statten kommt , wenn ihm ein oder der an-
dere Steigbügel von den Ballen gleiten sollte .
Verbieten es die Umstände , dem jungen
zum Fahrdienst bestimmten Pferde die sehr
vortheilhafte Reitdressur zu geben , so ist
es doch unerlässlich , ihm vor seinem Ein-
spannen das Geschirr aufzulegen . Damit
muss im Stalle vor dem Aufzäumen sehr
behutsam mit einem Brustblatt- oder Sielen-
geschirr , weil es weiter als das Kummet-
geschirr ist , vorgegangen werden , indem
jenes bei hoch aufgebundenen Strängen
sanft aufgelegt wird . Das Pferd behält sein
gewöhnliches Hauptgestell , aus Kappzaum
und Trense bestehend , noch so lange bei ,
bis es sich an das Rumpfgeschirr gewöhnt
hat , worauf jenes mit einem Kopfgeschirr ,
woran Scheuleder und eine Trense befind-
lich , vertauscht wird . Nimmt das Pferd auch
die Scheuleder willig an , so ist es noch an
die Berührung der Stränge an seine hinteren
Gliedmassen zu gewöhnen , welche — nach
4*
und nach — weniger kurz , zuletzt so lang
wie möglich aufgebunden werden müssen .
Bei Pferden hingegen , die der äusserst
zweckmässigen Reitabrichtung vor ihrer
Einspannung unterworfen werden , ist die
Gewöhnung an das Geschirr , mittelst der
Handarbeit , erst nach jener und kurz vor
ihrem Einspannen vorzunehmen .
Die Handarbeit hat , kurz wiederholt , in
folgenden Perioden stufenweise zu erfolgen :
In den ersten Tagen üben wir mit dem
jungen , rohen Pferde einen möglichst ruhigen
Schritt und einen Mitteltrab , hierauf einen
thätigen , gezogenen Schritt und einen ent-
schlossenen Mitteltrab , bei dem wir die
Zügel — nach und nach — kürzer zu be-
festigen anfangen und nach innen zu eine
geringe Kopfstellung annehmen lassen .
Während des Stillhaltens gewöhnen wir es ,
sich auf seinen vier Füssen gerade und in’s
Gleichgewicht zu stellen und sich so zu er-
halten ; wir beginnen darauf die Halsbiegun-
gen ; unterrichten dasselbe im Zurücktreten
und im Weichen vor der Gerte und fügen
allen diesen die Uebungen auf den kleinen
Volten im Schritt und im kurzen Trabe bei ,
denen wir noch die Gewöhnung an den Sattel
sowohl wie an das Geschirr folgen lassen .
IV. Nachdem wir im letzten Capitel die Bearbeitung des Fahr-
pferdes an der Gurte erschöpfend besprochen haben , fahren wir in
der Uebersetzung des Werkes von Hiram Woodruff fort und
bringen im Nachstehenden dessen Ansichten über die Gefabren , welche
ein Ueberarbeiten der jungen Pferde in sich schliesst .
Die Frage , ob das frühzeitige Trainiren
des Traber-Pferdes einen ungünstigen Ein-
fluss auf dessen spätere Ausdauer ausübt ,
ist von grösster Wichtigkeit und von hohem
Interesse . Noch vor wenigen Jahren wurde
diese Frage von allen Seiten bejahend be-
antwortet , doch darf man heute annehmen ,
dass diese Ansicht eine irrige war , obwohl
nicht zu leugnen ist , dass eine grosse Gefahr
für das junge Pferd vorhanden ist , wenn
das Training desselben in unvernünftiger und
übertriebener Weise stattfindet . Daher hängt
der Einfluss , den das frühe Training auf die
zukünftige Entwicklung des Pferdes ausübt ,
nebst dessen eigener Constitution zunächst
von dem Wissen und der Sorgfalt des Mannes
ab , der es unter seiner Obhut hat . Junge
Pferde werden sehr leicht überarbeitet , und
man wird gut daran thun , wenn man bemerkt ,
dass sie einhauen und dass ihr Gang wackelig
wird , ihnen Ruhe zu gönnen . Es ist sicher
einiges Risico dabei , junge Pferde bis zu
einem Punkte zu trainiren , dass sie als Drei-
jährige schon Rennen über eine Meile laufen ,
und viele , die in diesem Alter eine über-
raschende Schnelligkeit gezeigt haben , wären
später wohl noch viel besser geworden ,
hätten sie sich nicht in so zartem Alter den
zur Erreichung dieser Leistungen nöthigen
anstrengenden Vorbereitungen unterziehen
müssen .
Es folgt jedoch hieraus keineswegs , dass
die Ursache , warum ein Pferd im späteren Alter
nicht hält , was es in der Jugend versprochen
hat , immer darin liegt , dass es in seiner
Jugend überarbeitet wurde . Die frühzeitig
in Arbeit genommenen Pferde unterliegen
eben denselben Zufälligkeiten wie andere ,
und sie können daher aus irgend einem
Grunde , der mit dem Training in gar keinem
Zusammehange steht , in ihrer Leistungs-
fähigkeit zurückgehen . Meistens aber nimmt
man an , dass ein Pferd , wenn es in einem
Lebensalter schon an Schnelligkeit und
Kraft abnimmt , wo es sich noch immer ver-
bessern sollte , in seiner Jugend überarbeitet
wurde ; man sollte daher gewiss junge Pferde
nicht für Rennen engagiren , in denen sie
sehr hart zu kämpfen haben . Es ist nicht
das schnelle Traben , was dem Pferde
Schaden thun wird , sondern die Arbeit ,
welche es vorher thun musste , um in eine
Condition zu kommen , welche ihm erlaubt ,
sich der Anstrengung eines wiederholten
Rennens In Amerika ist es bei Matches , welche nicht über eine Distanz
von mehr als einer engl. Meile gefahren werden , gebräuchlich , dass
die concurrirenden Pferde den Cours mehrmals , und zwar entweder
drei- oder fünfmal mit kurzen Unterbrechungen zurücklegen müssen ;
es gewinnt dann dasjenige Pferd , welches im ersten Falle aus zwei
von drei , im zweiten aus drei von fünf Heats als Sieger hervorgeht .
Man glaubt hiedurch , wohl mit gutem Rechte , eine gerechtere Be-
urtheilung der Leistungsfähigkeit des Pferdes zu erzielen , als bei
einem blos einmaligen Laufen , wo leicht irgend eine Zufälligkeit
auf den Verlauf des Rennens entscheidend einwirken kann .
Die Red . zu unterziehen . Trotz alledem
aber braucht wohl kaum erwähnt zu werden ,
dass zahlreiche Beispiele vorhanden sind
von Pferden , welche schon als Dreijährige
grosse Leistungen vollbracht haben , ohne
dadurch Schaden genommen oder ihre
spätere Leistungsfähigkeit beeinträchtigt zu
haben .
Aus dem oben Gesagten geht hervor ,
dass man trachten sollte , den Pferden in
ihrer Jugend möglichst viel Schnelligkeit
beizubringen , ohne denselben übermässige
Arbeit zuzumuthen . Viele mögen denken ,
dass dies unmöglich sei , und doch kann
man mit dieser Art bessere Erfolge erzielen ,
als wenn man aus dem jungen Thiere con-
tinuirlich das letzte Restchen Kraft heraus-
nimmt . Die in den vorhergehenden Capiteln
für die Zweijährigen empfohlene Behandlung
und Bearbeitung soll im Grossen und
Ganzen auch noch auf die Dreijährigen
ausgedehnt werden , natürlich mit den
Aenderungen , zu welchen die zunehmende
Kraft und Entwicklung des Thieres be-
rechtigen . In jedem Falle aber wird es
besser sein , einen kleinen Fehler insoferne
zu begehen , dass man dem jungen Thiere
vielleicht etwas weniger Arbeit zumuthet ,
als es möglicherweise vertragen würde ,
bevor man ihm durch Ueberarbeitung seine
Lungen und Beine frühzeitig abnützt und
für alle Zukunft verdirbt . Hauptsächlich
kommt es natürlich auch hier auf die Con-
stitution und Entwicklung des Pferdes an ,
und kommt es vor , dass ein Dreijähriger
viel kräftiger ist und bessere , reinere Action
hat , und daher besser für ein Rennen ge-
eignet ist , als ein anderes Pferd mit fünf
Jahren . Der Besitzer und der Trainer müssen
eben alle Umstände in’s Auge fassen und
beurtheilen ; man mache es sich aber in
zweifelhaften Fällen zur Regel , den Zweifel
zu Gunsten des jungen Pferdes zu ent-
scheiden und lieber ein Match auszuschlagen ,
oder , wenn es bereits abgeschlossen ist , das
Reugeld zu zahlen , als das Thier einer Ge-
fährdung auszusetzen , welche seine Beine ,
sein Temperament und sein Stehvermögen
in höchstem Grade schädigen könnte .
Ist aber Jemand dazu entschlossen , seine
Pferde schon frühzeitig auf die Traberbahn
zu bringen , wo deren Kräfte continuirlich
auf die härtesten Proben gestellt werden ,
dann möge er schon bei der Aufzucht und
Fütterung derselben darauf Bedacht nehmen
und nähere sich möglichst der Methode , welche
bei der Aufzucht von Rennpferden im Ge-
brauche steht . Soll das junge Pferd einer
Behandlung unterzogen werden , welche
eigentlich für ein älteres Pferd berechnet
ist , dann muss man es sobald als möglich
„ alt “ machen ; dies kann man , wie in einem
früheren Capitel erwähnt , durch starke Hafer-
Fütterungen , an welche man das junge Thier
sobald als möglich gewöhnt , erreichen . Frei-
lich wird dadurch nur eine Art Früh- oder
Nothreife erzielt , welche gewiss nicht von
grossem Bestande ist . Frühreife ist immer
die Vorgängerin von frühem Verfalle ; dies
dürfte ganz besonders bei Pferden zutreffend
sein , die durch unnatürlich starke Fütterungen
künstlich zu dieser Frühreife gebracht wurden .
Man vergesse hier auch nicht zu bedenken ,
dass das Rennpferd , welches zweijährig auf
die Bahn gebracht wird , für seine Jugend
eine kleine Compensation erhält in dem
geringen Gewichte , welches ihm erlaubt ist ,
eine Vergünstigung , welche dem jungen Traber
nicht in gleichem Grade gewährt werden
kann . Auch sind die Distanzen , welche Zwei-
jährige auf der Bahn zurücklegen , gewöhn-
lich recht kurze , während wieder der Traber
zumeist die volle Meile , wie oben erwähnt ,
mehrmals hintereinander zurücklegen muss .
Will aber Jemand , trotz allem bereits
dagegen Gesagten , doch einen vielverspre-
chenden Traber schon als Dreijährigen auf
die Bahn bringen , so soll er ihn wenigstens
nicht durch zu harte Arbeit darauf vorbe-
reiten . Es wird besser sein , sich auf die
Schnelligkeit und Güte des Thieres und auf
die Geschicklichkeit des Führers zu ver-
lassen , als das junge Ding auf das Risiko
hin , es für immer zu ruiniren , in eine hohe
Condition hinaufzuschrauben . Wird das Pferd
in diesem Alter übertrainirt , so wird der
Schaden , den dessen Beine , Temperament
oder Constitution erleiden , kein vorüber-
gehender , sondern ein bleibender sein . Es
gibt gewiss junge so gut wie alte Pferde ,
welche Alles überstehen und welche , wenn
sie auch noch so unwissend und sorglos
behandelt werden , doch keinen Schaden
nehmen ; das aber sind Ausnahmen und man
darf sich nicht darauf verlassen , dass sie
Einem unterkommen . Man wird trotz aller
Sorgfalt und Vorsicht , die man aufwendet ,
nicht verhüten können , dass so manches
Pferd den gehegten Erwartungen nicht ent-
sprechen wird , ohne dass man sich dazu ver-
leiten liess , ihm Aufgaben zu stellen , welche
für den unreifen Zustand seiner Knochen und
Sehnen viel zu hoch gegriffen sind . Die Ver-
suchung , ein gutes Pferd schon sehr jung
auf die Bahn zu bringen , mag eine sehr
grosse sein , aber man thut in beinahe allen
Fällen gut daran , ihr zu widerstehen , um
sich nicht eines ähnlichen Fehlers schuldig
zu machen , wie jene unvernünftigen Wilden ,
welche Bäume fällen , um zu deren Früchten
zu gelangen .
V .
Nachdem im vorhergehenden Capitel
darauf aufmerksam gemacht wurde , wie
nöthig es sei , bei der Vorbereitung eines
Dreijährigen für ein Rennen mit grösster
Vorsicht zu Werke zu gehen , wollen wir
in diesem Abschnitte einige Fingerzeige über
die Art und Weise geben , wie das Training
vor sich gehen soll , wenn die Zeit herannaht ,
wo man das junge Thier auf die Traber-
bahn bringen will .
Ob das Pferd nun den ganzen Winter
über im Stalle gewesen ist oder ob es , von
gutem Wetter begünstigt , öfter in’s Freie
gebracht werden konnte , in jedem Falle muss
man mit der Arbeit im Frühjahre sehr lang-
sam beginnen und in derselben vorsichtigen
Art vorgehen , wie sie für den Zweijährigen
empfohlen wurde . Man sei im Anfange mässig
mit seinen Anforderungen an das junge
Pferd , um es nicht zu entmuthigen . Auch
soll man weder Abführmittel eingeben , noch
das Pferd künstlich in Schweiss bringen . Es
muss eben bedacht werden , dass sich bei einem
noch in der Entwicklung begriffenen Pferde an
seinem Herzen und seinen Lungen nicht so
leicht Fett ansetzt , wie bei einem vollkommen
ausgewachsenen Thiere , und dass auch sein
ganzer Körper noch nicht jene Festigkeit
und Härte erlangt hat , welche erforderlich
sind , um ein hartes Training zu ertragen .
Arbeitet man so einem jungen Thier sein
ganzes Fett herunter , wie man es bei alten
Pferden thut , so wird dadurch sein Wachs-
thum gehemmt und der Entwicklungsprocess
seiner Muskulatur wird zum bleibenden
Nachtheil des Thieres unterbrochen . Daher
ist die grösste Vorsicht nöthig und muss
der Effect , den die Arbeit auf das Befinden
des jungen Thieres hervorbringt , auf das
aufmerksamste beobachtet werden . Es ist
selbstverständlich , dass man mit der Arbeit
überhaupt nur dann beginnen darf , wenn
sich das Pferd des Vollbesitzes seiner Ge-
sundheit erfreut und jene Munterkeit und
Frische zeigt , welche es in diesem Alter
immer zur Schau tragen sollte und welche
absolut nothwendig ist , wenn es die Be-
handlung , der es nun unterworfen wird , ohne
Nachtheil ertragen soll . Ist das Thier muthig
und zutraulich , wenn auch etwas übermüthig ,
um so besser ; letztere Eigenschaft ist wohl
von Bosheit zu unterscheiden und ist der
Nervosität und Furchtsamkeit weit vorzu-
ziehen .
Man bewege das Thier anfangs nur im
Schritt an der Hand und lasse es später
mässige Arbeit im Geschirr verrichten , doch
trachte man immer dahin zu wirken , dass
das Pferd immer Lust zu seiner Arbeit be-
kommt und hüte sich deshalb davor , es zu
lange Zeit in gleichmässigem Mitteltrabe
fortgehen zu lassen , welcher es immer bald
abspannt und dessen es leicht überdrüssig
wird . Man fahre jetzt noch nicht auf der
Traberbahn , wenn auch eine solche zur
Verfügung steht , sondern es sind gute Land-
strassen vorzuziehen . Hier fahre man in
derselben Art , wie sie schon für die Zwei-
jährigen empfohlen wurde , indem man näm-
lich ganz kurze Strecken in sehr scharfem
Trabe fährt und das Pferd schon anhält ,
bevor es noch aus Ermüdung von selbst in
der Schnelligkeit nachlässt ; dadurch wird
es beim nächsten Spurt , den man von ihm
verlangt , willig und schneidig vom Platze
weggehen . Auf diese Art wird in neun
Fällen unter zehn die Schnelligkeit des
Pferdes zunehmen und sein Trab rein und
gleichmässig bleiben , während man durch
forcirte Arbeit ein Pferd weder schnell
machen , noch schnell erhalten kann . Ver-
richtet jedoch das Thier die von ihm ver-
langte Arbeit munter und leicht , und sieht
man , dass ihm dieselbe gut anschlägt , dann
beginne man etwas mehr von ihm zu for-
dern , insoferne , als man die Spurts etwas
länger andauern lässt , jedoch immer unter
der oben angegebenen Beschränkung , dass
man damit innehält , bevor noch das Pferd
aus Ermüdung nachlässt ; es kann dieser
Punkt nicht oft genug hervorgehoben wer-
den . Sieht das Thier aber matt und abge-
jagt aus und muss es zum Schnellergehen
aufgefordert werden , dann thut man besser
daran , es zu schonen . Es würde mehr scha-
den als nützen , wenn man es dann zur Arbeit
anhielte ; man würde Gefahr laufen , das
Thier zu überarbeiten , und haben wir auf
die Nachtheile , die daraus entspringen
können , im vorhergehenden Capitel auf-
merksam gemacht . Man thut also besser
daran , wenn sich trotz mässiger Arbeit
schon in diesem ersten Theile der Vorbe-
reitung die obigen Symptome einstellen ,
dem Thier eine längere Ruhepause zu gönnen
und in Gottes Namen das Reugeld zu zahlen .
So auch , wenn das Thier aus Mattigkeit
anfängt einzuhauen oder unrein und ungleich-
mässig zu traben . Die Hoffnung , der man
sich häufig hingibt , dass das Pferd durch
anhaltende Arbeit wieder einen reinen gleich-
mässigen Gang bekommen wird , ist eine
trügerische ; je mehr Arbeit man jetzt ver-
langt , desto ärger wird das Uebel werden .
Die Hauptsache bleibt immer , die Anlagen
und Fähigkeiten des Thieres genau kennen
zu lernen ; wer das nicht erreicht , wird immer
eine Schablone suchen , nach der er seine
Pferde trainiren kann , und wird , da es eine
solche nicht gibt , welche sich auf alle Pferde
gleichmässig mit Vortheil anwenden liesse ,
nie etwas Bedeutendes als Trainer leisten .
Es wurde schon der Trab vieler viel-
versprechender junger Pferde für alle Zu-
kunft verdorben durch die Hartnäckigkeit
und Unvernunft des Mannes , der ihr Trai-
ning leitete , und der sich vorgenommen
hatte , um jeden Preis Traber aus ihnen zu
„ machen “ . Der unvernünftige Versuch , sie
zu „ machen “ , schadete ihnen dermassen ,
dass sie nicht einmal die Leistungsfähigkeit
erreichten , welche sie erlangt hätten , wären
sie einfach sich selbst überlassen worden .
Man halte sich auch vor Augen , dass der
Dreijährige eine aufmerksamere Behandlung
erfordert , als der Zweijährige . Beim Ersteren
stellt sich der Zahnwechsel mit seinen man-
cherlei Zufälligkeiten ein , sein Zahnfleisch
ist wund und sein ganzer Zustand meist ein
fieberhafter . Das Futter wird meist nicht
ordentlich gekaut , folglich auch nicht gut
verdaut , und häufig wird das Thier dann
überhaupt schlecht fressen . Der Unterschied
zwischen dem Dreijährigen und dem alten
Pferde ist ein viel grösserer , als der zwischen
dem Drei- und Zweijährigen in Bezug auf
die Festigkeit der Knochen , die Qualität der
Sehnen und das Entwicklungsstadium der
Gesammt-Musculatur . Der Unterschied zwi-
schen Zwei- und Dreijährigen bezüglich ihrer
Fähigkeiten , harte Arbeit zu verrichten , hängt
rein vom Individuum ab , und hält häufig
ein Zweijähriger , der gut entwickelt ist ,
mehr aus , als ein Dreijähriger mit einem
wunden Maul und , in Folge des Zahnwech-
sels , fieberndem Körper . Findet man aber ,
wie gesagt , dass dem Thiere die Arbeit gut
anschlägt , dann soll das oben angegebene
5
System verfolgt werden , mit jenen Abstufun-
gen , welche für die Constitution und die An-
lagen des Thieres passend scheinen .
Das Futter muss nun natürlich vermehrt
werden , entsprechend der Grösse und dem
Appetit des Pferdes , sowie der Arbeit ,
welche es thut . Man kann 8—10 , in ausser-
ordentlichen Fällen sogar 12 Quarts ( 9—13
Liter ) Hafer im Tage geben ; zu Zeiten kann
man auch etwas Mais füttern , doch ist dies
durchaus nicht nöthig und höchstens in dem
Falle zu empfehlen , wenn sich ein Pferd
sehr schlecht nährt . Ganz sicher aber ist
Hafer das beste Futter für ein Pferd , indem
er am meisten Muskel bildet , während in
Folge der Mais-Fütterung mehr Fett ange-
setzt wird . Viele behaupten , dass der Mais
zur Fütterung für junge Pferde sehr geeignet
sei wegen der grossen Menge von Silicium ,
die er enthält , welches für den Aufbau der
Knochen von grosser Bedeutung ist ; es
dürfte jedoch auch genug davon im Heu ,
im Spelz des Hafers und im Wasser ge-
funden werden . Vom Heu gebe man dem
Pferde jetzt noch immer so viel , als es rein
auffrisst . Sein Gesundheitszustand und seine
natürlichen Verrichtungen sind genau zu
beobachten und soll man von Zeit zu Zeit
etwas Kleien-Mash füttern . Einmal in der
Woche wird dies sehr gut thun , ausgenom-
men in dem Falle , wo das Thier eine An-
lage zum Durchfall zeigt . Im Uebrigen hat
man sich beim Füttern und Tränken genau
an jene Principien zu halten , welche für die
Zweijährigen anempfohlen wurden .
Die Beine des jungen Pferdes können
im Verlaufe seines Training manchmal mit
der Hand etwas gerieben werden , doch ist
es nicht nöthig , dies so oft und lange zu
thun , wie es bei alten Pferden üblich und
nützlich ist , und man halte fest an dem
Grundsatze , Alles zu unterlassen , was nicht
geboten erscheint . Wasser ist von den Beinen
junger Pferde so viel wie möglich ferne zu
halten und sollen dieselben nur mit der
Bürste und einem Flanell-Lappen gereinigt
werden .
Macht das Thier nun bei dieser Behand-
lung Fortschritte , so kann man die Strecken ,
die man es in schnellem Trabe zurücklegen
lässt , bis auf eine Viertelmeile ( 400 Meter )
ausdehnen , doch sehe man immer darauf , dass
das Pferd nicht erschöpft werde . Man halte
sich immer gegenwärtig , dass von dem Thiere
in diesem Jahre noch keine grossen Leistun-
gen erwartet werden dürfen , sondern dass
5*
man nur seine Fähigkeit , schnell zu traben ,
entwickeln , und es bei guter Gesundheit
erhalten will .
Sehr langsam muss die Renn-Condition
des Pferdes verbessert werden und soll der
Versuch , das Thier ein hartes Training durch-
machen zu lassen , in dem Alter noch nicht
gewagt werden . Gleichzeitig kann nicht ge-
nug vor dem Versuche gewarnt werden ,
schon vor dem Rennen ermitteln zu wollen ,
wie schnell das junge Thier die ganze Distanz
zurücklegen kann .
Die grosse Kunst beim Trai-
niren , speciell eines jungen
Pferdes , besteht darin , dasselbe
so vorzubereiten , dass es ge-
rade an dem für das Rennen be-
stimmten Tage im Stande sein
wird , die gegebene Distanz mit
der grössten ihm möglichen
Schnelligkeit zurückzulegen ;
man darf aber ja nicht erwarten ,
dass dies dadurch erzielt werden
kann , dass man das Pferd jeden
Tag die volle Distanz im scharfen
Trabe zurücklegen lässt und
trachtet , die Strecke bei jeder
Fahrt in etwas kürzerer Zeit zu
machen ! Wer das Training so auf-
fasst , wird am Tage des Rennens
einen abgehetzten , müden Gaul
auf die Bahn bringen , mit dem er
sicher nicht viel Freude erlebt .
Wenn das Pferd auch wirklich in dieser
Zeit ein- oder ein paar Mal die ganze Distanz
gut gegangen wäre , so ist es doch mehr
als wahrscheinlich , dass es dies an dem
für das Rennen bestimmten Tage nicht
mehr können wird . Ist das Pferd da-
gegen immer bei guter Gesundheit ge-
blieben , und hat es bei den kurzen Spurts ,
die man von ihm verlangt hat , eine stetige ,
wenn auch geringe Zunahme an Schnellig-
keit gezeigt , dann kann man acht oder zehn
Tage vor dem Rennen ( für welches hier
immer eine Distanz von einer englischen
Meile = 1609 Meter , jedoch in mehreren
Heats zu laufen , angenommen wird ) eine
Tour in scharfem Trab über eine halbe
Meile zurücklegen lassen . Aus der Art und
Weise , wie das Thier gegen Ende der halben
Meile gegangen ist , und nach seinem Be-
finden in der Folge dieser für ihn ungewöhn-
lichen Anstrengung kann man sich ein Ur-
theil bilden , wie das Pferd am Tage des
Rennens die ganze Meile wiederholt zurück-
legen wird . Ist der Trainer nicht im Stande ,
sich hieraus ein Urtheil zu bilden , dann ist
das Thier ohnedem nicht in sehr verstän-
digen Händen und seine Chance in dem
Rennen in Folge dessen keine grosse , es
wäre denn , dass auch der Trainer des geg-
nerischen Pferdes ohne directen Versuch die
Leistungsfähigkeit seines Pferdes nicht zu
beurtheilen verstünde .
Während des ganzen Verlaufes des
Training soll das Pferd jeden Tag genugsam
Wasser bekommen ; es muss ihm dasselbe
jedoch öfters im Tage in kleineren Portionen
vorgesetzt werden , und darf es sich nie mit
einer grossen Menge davon auf einmal an-
füllen . Die Nacht vor dem Rennen muss
man dem Pferde auch , besonders wenn
es ein guter Fresser ist , einen Maulkorb
umgeben , damit es nicht von seinem Streu-
stroh fressen kann . Vorher gibt man die
gewöhnliche Menge Hafer und ungefähr
1½ Pfund Heu . Dann tränkt man das Thier ,
gibt ihm aber etwas weniger Wasser als
sonst , damit es dieses vollkommen absorbirt
hat , bevor es auf die Bahn gebracht wird .
Am Morgen des Tages , an dem das Rennen
stattfindet , gibt man dem Pferde 2 Quarts
(2¼ Liter ) Hafer und ebensoviel Wasser .
Gewöhnlich braucht ein Thier an diesem
Tage nur im Schritt bewegt zu werden ; ist
es aber sehr kräftig und muthig und viel-
leicht etwas zum Springen aufgelegt , so soll
man es vier bis fünf engl. Meilen in kurzem
Trabe machen lassen . Um 11 Uhr füttere
man 1 bis 1½ Quart (1¾ Liter ) Hafer und
½ bis 1½ Pfund Heu . Weniger als ½ Pfund
ist nicht ausreichend , um dem Magen zu ge-
nügen , mehr als 1½ Pfund könnte leicht
schaden und den Athem des Thieres beein-
trächtigen .
Zwischen diesen beiden Grenzen muss
sich eben der Trainer halten ; welches da-
zwischenliegende Quantum aber das beste
für sein Pferd ist , muss er nach dessen Con-
stitution und Anlagen zu beurtheilen ver-
stehen . Das junge Thier braucht nicht zu-
sammen trainirt zu sein , wie ein altes , aber
man darf ihm auch den Magen nicht im
mindesten überfüllen , wenn man eine un-
gewöhnliche Leistung von ihm erwartet .
Ist das Pferd nach dem ersten Heat er-
schöpft , so gebe man ihm etwas Haferseim
oder ein kleines Quantum gewässerten Wein ;
in vielen Fällen ist auch ein Bischen Brandy
( Cognac ) sehr zu empfehlen . Es ist erstaun-
lich , wie wirksam sich eine kleine Dosis
Brandy oft bei Pferden erweist , wenn sie
ermatten und so aussehen , als ob sie ge-
schlagen werden müssten , aber man darf
denselben eben nur dann verabreichen , wenn
es nöthig ist und ja nicht glauben , es sei
der Branntwein in allen Fällen als ein stimu-
lirendes Mittel von vortheilhafter Wirkung .
Bei Pferden , die ohnedem kräftig und munter
sind , wird der Branntwein nur schaden ,
weil er sie übermüthig machen und zum
Springen disponiren wird . Auch hier muss
der Trainer wieder nach seinem eigenen Ur-
theile vorgehen und was er nach reiflicher
Ueberlegung für gut findet , ausführen , ohne
sich durch Rathschläge Unberufener , an
denen es in einem solchen Falle nie man-
gelt , beirren zu lassen .
Bei der Festsetzung des Ausmasses an
Arbeit , welches man einem jungen Pferde
zumuthen darf , ist ausser dessen Anlagen
und Constitution auch seine Abstammung
zu berücksichtigen , und können solche Thiere ,
welche sich mehr dem Vollblut nähern , in
einem zeitlicheren Lebensalter trainirt und
zu härterer Arbeit angehalten werden , als
Thiere mit weniger Blut . Nach diesem Grund-
satze gehen in England und Canada die
Trainers vor , welche Steeple-chase-Pferde
vorbereiten ; unter diesen gibt es Vollblut- ,
dann sehr hoch im Blut stehende und end-
lich Halbblut-Pferde . Nun hat die Erfahrung
gelehrt , dass zwei Pferde , welche anschei-
nend gleich kräftig , gesund und von gleich
guter Constitution sind , von denen jedoch
das eine nahezu Vollblut , das andere blos
Halbblut ist , nicht mit einer Elle gemessen
werden dürfen . Das Vollblut-Pferd wird bei
einem Ausmasse an Arbeit noch seinen
Athem und Schnelligkeit verbessern und
seine Constitution kräftigen , bei dem das
Halbblut-Perd schon überarbeitet wäre und
sicher alle Chance auf den Sieg verlieren
würde . Die Muskel schrumpfen dann zu-
sammen und werden weich und schlaff , an-
statt an Volumen und Festigkeit zuzunehmen ;
das Auge wird trüb und die Fresslustschwindet .
Die Abstammung ist also beim Training
genau so zu berücksichtigen , wie die indivi-
duelle Constitution des Pferdes , und ist es zum
Beispiel in Amerika ganz allgemein bekannt ,
dass Pferde , die von gewissen Linien ab-
stammen , ein zeitlicheres Training mit här-
terer Arbeit vertragen als andere . So zeich-
nen sich die Abkömmlinge des berühmten
Abdallah von Mambrino , einem Vollblut-
hengst , der nach dem importirten Messenger
gezogen ist , in dieser Hinsicht ganz beson-
ders aus , umsomehr , als sie nicht nur in zeit-
lichem Lebensalter Ungewöhnliches leisten ,
sondern auch dadurch , dass die frühe Arbeit
keine nachtheiligen Folgen bei ihnen her-
vorruft . Da nun der berühmte Hambletonian ,
der mehr Fohlen gezeugt hat , als irgend
ein Hengst vor ihm , nämlich eintausend-
zweihundert fünf und zwanzig , ein
Sohn eben dieses Abdallah ist , so darf man
sich nicht darüber wundern , dass grossartige
Leistungen sehr junger Traberpferde in
Amerika nicht mehr zu den Seltenheiten ge-
hören .
VI .
Es dürfte nun an der Zeit sein , etwas
über Passgeher und über die Art und Weise ,
wie dieselben zum Traben gebracht werden
können , zu sagen .
Der Umstand , dass viele schnelle Traber
zuerst Passgeher waren und als solche so-
gar trainirt wurden , bevor man sie zum
Traben verwendete , verdient jedenfalls be-
achtet zu werden , denn er beweist , dass
den Pferden dieser Gang abgewöhnt werden
kann , und finden sich hiefür in der Ge-
schichte des amerikanischen Traber-Turf
zahlreiche Belege , ja man hat dort sogar
Beispiele von Pferden , welche sich in beiden
Gangarten auszuzeichnen wissen , was gewiss
einen grossen Triumph für den Trainer so-
wohl , als für den Fahrer bedeutet . Freilich
ist auch nicht zu leugnen , dass solche
Pferde manchmal ein Rennen für Traber
dadurch verloren haben , dass sie mitten im
besten Trabe plötzlich wieder in den Pass-
gang verfielen . Dies hat dann in Amerika
die Disqualificirung des Pferdes zur Folge ,
weil man dort Passgeher von Trabern
strenge trennt und für beide besondere
Preise gibt .
Jeder Passgeher kann dadurch zum
Traben gebracht werden , dass man Balken
in ziemlich engen Zwischenräumen auf den
Boden legt und ihn darüber gehen lässt ;
er wird zwar mit den Vorderfüssen rein dar-
über hinwegkommen , mit den Hinterfüssen
jedoch stolpern und daher sich bald ent-
schliessen , zu traben , um nicht hinzufallen .
Dieses etwas heroische Mittel wird häufig
angewendet , doch ist es besser , man trachtet ,
das Pferd von selbst dazu zu bringen , dass
es in Trab fällt . Dies wird der Passgeher
am ehesten dann thun , wenn er über ein
gutes Stück Weges müde gefahren wurde .
Derselbe Grund , der uns abhält , einen
Traber zu übermüden , weil er dadurch leicht
auf den Pass oder Halb-Pass verfallen
könnte , bestimmt uns also beim Passgeher ,
dem wir seinen Gang abgewöhnen wollen ,
gerade diesen Weg einzuschlagen , denn wir
wollen , dass eine Veränderung in seiner
Gangart Platz greife , und das Fahren mit dem
ermüdeten Pferde ist das sicherste Mittel
hiezu .
Das Passgehen besteht bekanntlich darin ,
dass die beiden Gliedmassen einer Seite
nicht über’s Kreuz , sondern gleichzeitig auf
die Weise bewegt werden , dass beispiels-
weise der rechte vordere und der rechte
hintere Fuss zu gleicher Zeit gehoben , ge-
streckt und wieder auf den Boden aufgesetzt
werden , worauf die Gliedmassen der linken
Seite dasselbe Tempo vollführen , was nun
wechselweise fortgesetzt wird . Dabei wirft
das Pferd seine Körperlast , welche beim
Traben ruhig und gleichmässig getragen
wird , abwechselnd von der einen auf die
andere Seite , wodurch der Körper con-
tinuirlich in einer schwankenden Bewegung
erhalten bleibt . Letztere ist jedoch sehr er-
müdend , und wird daher der Passgeher ,
wenn er auch ausser seinem Pass keine
andere Gangart als Galopp oder Schritt
kennt , doch leicht unwillkürlich in Trab
fallen , wenn er vom Passgehen ermüdet ist ,
ihm jedoch weder Galopp , noch Schritt zu
gehen erlaubt wird . Macht er dann ein
Trab-Tempo , so fühlt er sofort die Erleich-
terung , und es ist nun Sache des Fahrers ,
zu trachten , ihn in seiner neuen Gangart zu
erhalten und ihn darin auf jede Art zu er-
muthigen . Mit grossem Vortheile werden
sich bei einem solchen Passgeher , der schon
von selbst einige Trab-Tempos gemacht
hat , die Rollers ( siehe pag. 20 ) anwenden
lassen , und soll man bei der nächsten Fahrt
nicht ermangeln , dieselben zu versuchen . Der
Effect wird derselbe sein , wie der , den sie
auf den Gang des jungen Trabers ausüben ,
der während der Dressur in einen fehler-
haften Gang verfallen ist . Man muss die
Rollers , wie schon in einem früheren Ca-
pitel beschrieben , nach Erforderniss ab-
wechselnd von einem Fuss des Pferdes
auf den anderen geben und sich dabei
nur an die Regel halten , dass der
Roller das Pferd zu einer ver-
mehrten Action des betreffenden
Fusses veranlasst , an den er ge-
schnallt wurde .
Während der Uebergangs-Periode
zwischen Passgehen und Traben ist selbst-
verständlich die aufmerksamste und freund-
lichste Behandlung des Pferdes erforderlich ,
und muss man das Möglichste thun , um das
Thier im Trabe zu erhalten . Manche Pferde
werden , wie schon erwähnt , wohl traben
lernen , aber auch den Pass nicht vergessen
und dann unvermuthet oft im entscheidenden
Momente die Gangart einschlagen , die ihnen
eben besser convenirt . Diese eignen sich
dann wohl nicht für Rennen , sind aber
jedenfalls dadurch , dass sie auch traben
gelernt haben , bessere und vor Allem aus-
dauerndere Gebrauchs-Pferde geworden :
darum soll man den Versuch , ob einem
Passgeher das Traben beizubringen sei , nie
unterlassen , denn , wenn sich derselbe auch
in der Folge nicht für Trabrennen eignen
sollte , so ist es doch schon von grossem
Nutzen und erhöht den Werth eines solchen
Pferdes ungemein , wenn es überhaupt im
Stande ist , zu traben .
Ausser den Pferden , welche manchmal
traben und manchmal in Pass gehen , gibt
es noch solche , welche aus dem Schritt in
den Halbpass ( Antritt , Dreischlag ) übergehen
und erst aus diesem in einen ganz schönen
und reinen Trab fallen . Zu dieser Classe
zählten berühmte Traber , wie Topgalant ,
Tacony , Lady Moscow , Sonntag , Peerless und
Lady Palmer . Flora Temple wieder ging
zwar nicht im Dreischlag , aber sie hatte im
langsamen Tempo eine ganz undefinirbare ,
wackelige und unsichere Gangart , so dass
man gar nicht glauben konnte , sie sei im
Stande , ordentlich zu gehen . War die Stute
aber einmal im Gange , so wurde ihr Trab
so rein und schön , wie nur je einer gesehen
wurde .
Um mit den verschiedenen Gangarten ,
welche die Pferde vom Start weg einschlagen ,
abzuschliessen , muss man auch noch Derer
gedenken , welche ganz steif und ordentlich
lahm vom Platze weggehen , die aber nichts-
destoweniger vollkommen gesunde Beine
haben , und den Beweis hiefür damit ablegen ,
dass sie während des Rennens vollkommen
rein und ausserordentlich schnell traben .
Aehnliche Fälle kommen auch unter Renn-
pferden vor . So Queen of Trumps v. Velo-
cipede , Princess Royal , die berühmte englische
Stute , welche Jedermann für vollkommen
lahm gehalten hätte , als sie für die Oaks
gesattelt wurde , und die doch dieses Rennen
und später das St. Leger auf die leichteste
Weise gewann . Es gibt auch Pferde , welche ,
ohne lahm zu sein , doch so aussehen , indem
sie einen Fuss oft ganz unmerklich kürzer
haben , als den anderen . Ist dies die Ursache ,
so kann das Hinken leicht dadurch behoben
werden , dass das Pferd auf den kürzeren
Fuss einen etwas stärkeren Beschlag
bekömmt .
VII.
Bevor wir nun auf das eigentliche Trai-
ning des Trabers übergehen , dürfte es nöthig
sein , etwas über die Behandlung desselben
während des , dem Beginne des Training vor-
hergehenden Winters zu sagen , denn von
der Behandlung und der Lebensweise des
Thieres während des Winters hängt es ab ,
in welcher Weise und in welcher Zeit man
dasselbe in Condition setzen kann .
Wurde das Pferd im vorhergehenden
Sommer und Herbst trainirt und auf die
Traberbahn gebracht , dann werden sich bei
Beginn der kalten Witterung seine sämmt-
lichen Organe in einem einigermassen ent-
zündlichen Zustande befinden , der von dem
concentrirten Futter herrührt , das ihm vor-
gesetzt wurde ; auch ist es wahrscheinlich ,
dass die Füsse des Pferdes in Folge der
harten Arbeit , die sie machen mussten , und
6
der continuirlichen Erschütterung , der sie
ausgesetzt waren , etwas geschwächt und
abgenützt sein werden . Von dem Zustande
nun , in dem sich das Pferd befindet , und
von seiner Constitution im Allgemeinen muss
die Behandlung , der man es unterwirft , ab-
hängig gemacht werden . Ist das Pferd hart ,
von fester Gesundheit und sind seine Beine
vollkommen in Ordnung , so kann man es
den Winter über mässig fahren und im
Ganzen ziemlich so halten , wie ein anderes
Gebrauchspferd . Immerhin aber soll man
das Thier von schlechten und steinigen
Strassen möglichst fernhalten und das Fahren
auf gefrorenen und schlüpfrigen Wegen ver-
meiden ; auch ist es nicht rathsam , solche
Pferde vor den Schlitten zu spannen , denn
auch der beste Beschlag wird das Gleiten
und Rutschen auf gefrorenen Strassen nicht
hindern können . Das Pferd kann aber dabei
sehr leicht seine Muskel und Sehnen zerren ,
selbst wenn es recht langsam und mit
grösster Vorsicht gefahren wird , und es be-
hält davon leicht einen kleinen Schaden zu-
rück , wenn man denselben auch nicht sofort
merkt .
Sehr zu achten hat man auch darauf ,
dass das Pferd nicht über Winter fett wird .
Viele Pferde setzen sehr rasch Fleisch an ,
wenn sie nur wenig und unregelmässige
Arbeit thun , und verfetten ihr Herz und
ihre Lungen derart , dass es dem Trainer die
grösste Mühe verursacht , diese Organe
wieder zu entfetten . Es ist dies nicht nur
nutzlos , sondern geradezu schädlich , und
muss daher das Futter in den Wintermonaten
entsprechend reducirt werden . Man gebe
dem Pferde nicht viel mehr als die Hälfte
von dem Hafer , den es zur Zeit des Trai-
ning bekommen hat , nebstdem manchmal
ein paar zerschnittene Mohrrüben und von
Zeit zu Zeit etwas Kleien-Mash . Das Heu ,
welches man dem Pferde vorsetzt , muss
selbstverständlich von bester Qualität und
darf ja nicht staubig sein .
Dies wäre die Behandlung für diejenigen
Pferde , welche die Anstrengungen , die ihnen
auferlegt wurden , ertragen hatten , ohne
Schaden zu nehmen ; merkt man jedoch , dass
der Traber nach der Saison matt und seine
Gesundheit etwas angegriffen ist , sowie dass
seine Beine nicht ganz in Ordnung sind ,
dann wäre es nicht klug , ihn während des
Winters zu fahren . Man soll ihn dann im
Gegentheil vollkommen sich selbst über-
lassen , ihm einen geräumigen Box nebst
6*
einem kleinen Auslauf neben demselben zu-
weisen , in welchem er sich beliebig herum-
tummeln kann . Ruhe ist das beste Heil-
mittel , welches uns die Natur an die Hand
gibt , in allen Fällen , wo die Körper-Con-
stitution durch zu grosse Anstrengungen er-
schüttert wurde . Um das Pferd für diese
Art der Ueberwinterung vorzubereiten , be-
ginne man damit , es langsam der Decken
zu entwöhnen , unter denen es während des
Training immer im Stalle gehalten wurde ,
denn es soll dann keinen anderen Schutz
gegen die Unbilden der Witterung haben ,
als den , welchen ihm sein Box gewährt ,
wenn es ihn freiwillig aufsucht . Das eigene
Haar muss das einzige Kleid sein , welches
das Pferd dann trägt . Die Hufeisen müssen
abgenommen und die Hufe ordentlich nieder-
gewirkt werden , damit sich die Fersen-
theile des Hufes ordentlich ausdehen können
und jeder Neigung zum Zwanghufe entgegen-
gearbeitet wird . Auf die Zehentheile der
Vorderfüsse kann man , um das Ausbrechen
des Hufes zu verhüten , einen ganz leichten
und kurzen Beschlag geben lassen . Während
dieser Zeit braucht das Pferd weder ge-
striegelt , noch gebürstet zu werden , und
soll man ihm auch nur halb so viel Körner-
futter geben , als es während des Training
bekommen hat .
Auf diese Art darf man erwarten , dass
das Pferd gut überwintern und zum Theile
die verlorene Frische und Elasticität der
Jugend wiedererlangen wird . Das oben an-
gedeutete System ist gewiss demjenigen weit
vorzuziehen , welches darin besteht , dass man
das Pferd über Winter ganz in’s Freie gibt
und ihm nur einen offenen Schuppen als
nothdürftigen Schutz gegen die kalten
Nächte eines strengen Winters gönnt . Wenn
das Training oder die Vorbereitung für
grosse Leistungen , concentrirtes Futter ,
einen gewissen Grad künstlicher Wärme
und viel Arbeit erfordert , so ist doch damit
durchaus nicht gesagt , dass ein Pferd , um
sich von den hieraus entsprungenen Ueber-
anstrengungen zu erholen , gerade in einer
so ganz entgegengesetzten Weise behandelt
werden muss .
Ein Pferd , welches dem letzterwähnten
System des „ Ausfrierens “ ( freezing out ) , wie
man es in Amerika nennt , unterzogen wird ,
läuft gewöhnlich Gefahr , auch in Bezug auf
die Fütterung vernachlässigt zu werden , wo-
durch es dann bis zum Frühjahre in seiner
Gesundheit und Lebenskraft herabkömmt
und sicher die neue Saison mit einem schlech-
teren Athem beginnt , als wenn es der mil-
deren Methode des Ueberwinterns , welche
wir weiter oben beschrieben haben , unter-
zogen wurde . Hiezu kömmt noch , dass Pferde ,
welche dazu gezwungen werden , ganz im
Freien zu überwintern , auf dem hart ge-
frorenen Boden ihre Füsse mehr ruiniren ,
als die ganze Behandlung im Stande ist ,
wieder gut zu machen . Es ist also mit dem
System des Ausfrierens von keinem Ge-
sichtspunkte aus ein Vortheil zu erwarten .
Eine andere Classe von Pferden , deren
Behandlungsweise zu erwähnen wäre , ist
jene , deren Beine in einem solchen Zustande
sind , dass sie geblistert oder gefeuert werden
müssen . Solche Pferde müssen während des
activen Theiles der Behandlung im Stalle
gehalten werden und sollen ein besonders
leicht verdauliches und kühlendes Futter
bekommen ; man gebe denselben häufig
Mash und viele Mohrrüben , dagegen aber
gar keinen Hafer , so lange sie sich in einem
fieberischen Zustande befinden . Abführmitte !
sind gewöhnlich nicht nöthig und nur dann
anzuwenden , wenn sich eine Disposition zu
Entzündungen zeigt .
Es ist sehr darauf zu sehen , dass das
Pferd , so lange das Blister aufliegt , fest
und sicher aufgebunden ist , sonst wird das-
selbe fortwährend den in Behandlung stehen-
den Theil reiben und sogar daran beissen ,
wodurch die Sehnen sehr leicht verletzt
werden können .
Sind die unmittelbaren Wirkungen des
Blisterns oder Feuerns vorüber , so kann
das Pferd in derselben Weise gehalten
werden , wie sie weiter oben für die nicht
gefeuerten und geblisterten empfohlen wurde ,
mit dem Unterschiede jedoch , dass das
Futter für dieselben ein weicheres , weniger
concentrirtes sein muss , als für jene . Hie-
von ist nur in dem Falle abzugehen , wenn
das Pferd im kommenden Frühjahre bereits
wieder in Rennen concurriren soll ; dann
freilich muss man ihm 4 bis 6 Quarts (4½ bis
6½ Liter ) Hafer , je nach seiner Constitution
und seinem ganzen Zustande , geben . Einer-
seits darf man das Pferd , wenn es bald auf
die Bahn gebracht werden soll , nicht durch
zu weiches Futter schlaff und schwammig
machen , andererseits aber muss man auch
darauf sehen , dass dasselbe während der
Zeit , die ihm zur Erholung gegönnt ist ,
nicht zu viel Fleisch und inneres Fett an-
setzt . Im ersteren Falle würde das Thier
die Anstrengungen der , für ein Rennen
nöthigen , vorbereitenden Arbeit nicht aus-
halten und daher matt und mit schlechtem
Athem zum Start kommen . Verfällt man
aber in den entgegengesetzten Fehler , so
wird das Thier , wenn man es im Frühjahr
in Arbeit nimmt , so mit Fleisch überladen
sein , dass ein besonders anstrengendes Trai-
ning nöthig wird , um den Ueberfluss her-
unter zu bekommen ; dadurch wird aber
das Pferd leicht überarbeitet , und betritt
dann auch wieder ohne Herz , ganz ermattet
und ohne viel Schnelligkeit die Bahn , auf
der ihm unter solchen Umständen sicher
keine Lorbeeren blühen .
Ein mässiges Quantum Hafer , Mashes ,
Heu und einige Möhren dürfte am besten
entsprechen . Das Pferd wird dann auch
etwas Fleisch ansetzen , wenn es sich erholt
und überhaupt einen guten Magen hat , aber
die überflüssigen Fleisch- und Fettmengen ,
welche es bei dieser Diät ansetzt , sind leichter
wieder herunter zu bringen , als jene , welche
durch ein grösseres Mass von concentrirtem
Futter hervorgebracht wurden . Hier bietet
sich ein weites Feld für die Urtheilskraft
und Sachkenntniss des Trainers , und sollte
die Entscheidung , wie ein Pferd im Futter
gehalten werden muss , nicht , wie es so oft
geschieht , unerfahrenen , wenn auch sonst
wohlmeinenden Menschen überlassen werden ,
die alles Heil für das Pferd nur darin sehen ,
dass sie dasselbe mit allen möglichen Futter-
mitteln förmlich anschoppen .
Im Frühjahre soll dann das Fleisch
langsam heruntergearbeitet werden , nur so
kann dies ohne Gefahr geschehen . Das ge-
waltsame Purgiren und Schwitzen , das häufig
empfohlen wird , ist schädlich , so auch viele
und strenge Arbeit am Beginne des Training
bei einem Pferde , welches den Winter über
zu stark gefüttert wurde und auf seinen
Füssen nicht ganz fest war . Diese Behand-
lung wäre geeignet , ein solches Pferd schon
wieder zu ruiniren , bevor noch seine Muskel
und Sehnen etwas von ihrer Kraft wieder-
erlangt haben .
Es gibt noch eine andere Art der Ueber-
winterung für Pferde , welche , da sie im
Frühjahr laufen sollen , zeitlich in Arbeit
genommen werden müssen . Wenn nämlich
ein solches Pferd am Ende der Saison voll-
kommen gesund und mit reinen , starken
Füssen angelangt ist , so kann man dasselbe
über Winter im Stalle , in einem geräumigen
Box , halten , soll ihm jedoch nur eine ganz
dünne Decke geben . Das Futter wird un-
gefähr so bemessen , wie für diejenigen
Pferde , welche im Box mit Auslauf über-
wintern . Man gebe genug weiches Futter ,
um das Thier innerlich abzukühlen , so jeden
zweiten Tag einige Möhren und von Zeit zu
Zeit etwas Kleien-Mash . Grosse Mengen
Möhren zu geben , ist nicht vortheilhaft , da-
gegen muss darauf gesehen werden , dass
das Pferd so viel Körnerfutter bekommt ,
dass sein Fleisch fest und elastisch bleibe ;
auch soll das Thier jeden Tag , wenn es das
Wetter erlaubt , entweder unter dem Sattel
oder an der Hand bewegt werden . Ein
solches Pferd , welches die ganze Zeit unter
den Augen des Trainers bleibt und mit
Rücksicht auf sein baldiges Training mehr
in Condition erhalten wird , kann dann auch
im kommenden Frühjahr mit weniger Risico
einer harten Arbeit unterzogen werden ,
doch lässt sich diese Behandlung , wie schon
erwähnt , nur bei solchen Pferden anwenden ,
welche die Anstrengungen der vergangenen
Saison überstanden haben , ohne den min-
desten Schaden , weder an ihren Beinen ,
noch an ihrem Gesundheitszustand im All-
gemeinen genommen haben .
Noch muss hervorgehoben werden , dass
man denjenigen Pferden , welche im Freien
überwintern müssen , jeden Tag zwei tüch-
tige Hafer-Portionen geben muss . Da sie
allen Unbilden des Wetters ausgesetzt sind ,
brauchen sie mehr Futter , um ihre Körper-
wärme aufrecht zu erhalten und im Körper
diejenigen Stoffe wieder zu ersetzen , welche
aufgebraucht wurden , um die nöthige Wärme
herzustellen . Es kommt aber nur zu häufig
vor , dass solche Pferde gar keinen Hafer
und nur schlechtes Heu bekommen ; dies
ist dann zum Leben zu wenig und zum
Sterben zu viel und rächt sich immer durch
meist unwiederbringliche Verluste an Lebens-
kraft und Frische , sowie durch ein Heer
von Krankheiten , welches so misshandelte
Pferde heimsucht . Aus allen diesen Gründen ,
welche noch zu jenen hinzukommen , die
schon früher dagegen angeführt wurden ,
ist das Ueberwintern im Freien für Pferde ,
welche an einen guten Stall , starkes Futter
und warme Decken gewöhnt waren , nicht
zu empfehlen und wird die beabsichtigte
Wirkung sicher nicht dadurch erzielt werden .
Es gibt demnach vier Arten der Ueber-
winterung für Traber-Pferde , welche em-
pfohlen werden können und unter denen
man nach Prüfung der Umstände eine Wahl
treffen muss . Die eine besteht darin , dass
man das Pferd hält wie ein anderes Ge-
brauchspferd und es behufs mässiger Be-
wegung in den Wagen spannt ; diese eignet
sich für Pferde , welche die Saison gut über-
standen haben und im kommenden Frühjahr
nicht sehr zeitlich in Training genommen
werden sollen . Die zweite Art besteht darin ,
dass man das Perd ziemlich in Condition
zu erhalten trachtet und es an der Hand
oder unter dem Sattel bewegt ; diese em-
pfiehlt sich für solche Pferde , welche eben-
falls vollkommen gesund sind , jedoch sehr
zeitlich im Frühjahre in Arbeit genommen
werden müssen , weil sie für Rennen engagirt
sind . Die dritte Methode ist für jene Pferde ,
welche nach der Saison etwas angegriffen
sind , sowohl in ihrem allgemeinen Befinden ,
wie auch in ihren Beinen ; diese werden am
besten in einen Box gebracht , der mit einem
Auslaufe in Verbindung steht , so dass sie
nach ihrer Wahl im Freien oder unter Dach
sein können . Die vierte Art der Ueber-
winterung endlich ist für jene Pferde , deren
Füsse die Anwendung des Feuers oder des
Blisters verlangen ; diese fällt eigentlich mit
der zuletzt erwähnten zusammen und er-
heischt nur am Anfange einige kleine Aende-
rungen .
Gleichviel aber , welcher Behandlungs-
weise man das Pferd unterzieht , immer muss
man sich davor hüten , dasselbe fleischig und
fett werden zu lassen . Die Constitution des
Pferdes ist ganz allein massgebend für die
Menge von Körnerfutter , welche ihm ver-
abreicht werden soll . Ist das Thier von Natur
aus weich und schwammig , schwitzt es leicht
und viel , so muss man ihm mehr Körner-
futter und weniger Möhren und Mashes
geben , als wenn es die entgegengesetzten
Anlagen zeigt . In allen Fällen aber sei die
Diät mehr auf Abkühlung berechnet und
trachte man während dieser Periode der
Ruhe , das Thier vor Verstopfung zu be-
wahren . Um aber ein Pferd richtig zu be-
handeln , ist es nöthig , dessen Natur zu
studiren und zu verstehen , denn noch jeder
vernünftige und erfahrene Mann hat ge-
funden , dass es nicht zwei Pferde gibt ,
welche mit Vortheil ganz gleich behandelt
werden können .
Wie schon früher erwähnt , erhalten jene
Pferde , welche in einen Auslauf kommen ,
aus dem sie nach ihrem Belieben in den Box
gelangen können , keine Decke . Solche ,
welche geblistert oder gefeuert wurden ,
sollen einen leichten Kotzen , jedoch ohne
Kopfmaske bekommen und diejenigen endlich ,
welche im Stalle gehalten und auf der Strasse
oder auf einer offenen Reitschule unter dem
Sattel oder an der Hand bewegt werden ,
brauchen nichts als eine ganz leichte Som-
merdecke
Im Frühjahre kommt dann die Zeit des
Haarwechsels für die Pferde ; es ist dies eine
ziemlich kritische Periode und es ist ent-
schieden ein Unfug , wenn man versucht ,
den natürlichen Verlauf des Haarwechsels
zu beschleunigen . Viele Leute können es
gar nicht erwarten , ihre Pferde wieder mit
dem Sommerhaar zu sehen und es ist auch
ganz sicher , dass es nicht für den Gesund-
heitszustand eines Pferdes spricht , wenn
dasselbe mit dem Haarwechsel weit zurück
ist . Daraus folgt aber keineswegs , dass man
künstliche Mittel anwenden soll , um das
Winterhaar zu lockern und abzustossen ,
bevor noch der Organismus des Thieres im
Stande ist , dasselbe zu ersetzen .
Man warte ruhig ab , bis das Haar von
selbst ausfällt und sehe darauf , dass die
Stallburschen nicht dasselbe durch zu vieles
Striegeln förmlich ausreissen .
Viele Leute geben den Pferden ge-
dämpftes Flachs- oder Leinsamen-Mehl , um
den Haarwechsel zu befördern , doch ist dies
sicher nicht empfehlenswerth . Es werden
dadurch die Poren geöffnet , das Haar ge-
lockert und das Pferd wird zum Schwitzen
gebracht , noch bevor die Jahreszeit genug
vorgerückt ist , damit dies alles gefahrlos
geschehen könne ; die Folgen davon sind
dann häufig Husten und sogar Lungen-
Entzündungen . Gewöhnliches Kleien-Mash ,
durch welches die Regelmässigkeit der Ent-
leerungen gefördert wird , soll man auch in
dieser Periode von Zeit zu Zeit geben , aber Ab-
kochungen von Flachs- oder Leinsamen-Mehl
sollen wie gesagt nicht gegeben werden ,
denn diese bringen eine Erschlaffung des
gesammten Organismus hervor und lockern
dadurch das Winterhaar zu einer Zeit , wo
die Natur noch nicht darauf vorbereitet ist ,
es zu ersetzen .
So wie das Wetter dies erlaubt , muss
man dann den Pferden mehr Bewegung
machen lassen , und zwar sollen dieselben
unter dem Sattel oder an der Hand zwei
bis vier Meilen ( 1 engl . Meile = 1609 Meter )
im Schritt zurücklegen . Je feuriger und
kräftiger ein Thier ist , desto mehr Bewegung
soll es machen , und soll jedes Pferd eben
so lange bewegt werden , dass es das Stall-
feuer verliert . Dies ist zwar noch kein
Theil des eigentlichen Trainings , ist aber
dennoch ziemlich wichtig , weil durch diese
Schritt-Bewegung die Muskel und Sehnen
des Pferdes langsam gekräftigt und für die
Arbeit im Mitteltrabe , mit der das Training
wirklich beginnt , vorbereitet werden . Jeder
Mensch dürfte schon an sich selbst die
Erfahrung gemacht haben , wie leicht er er-
müdet und wie sehr ihn die Muskel schmerzen ,
wenn er nach längerer Unterbrechung wieder
irgend eine körperliche Uebung aufnimmt .
Daraus kann man die Ueberzeugung schöpfen ,
dass auch mit der Arbeit des Pferdes , nach-
dem ihm den Winter über Ruhe gegönnt
wurde , nur langsam begonnen werden darf
und dass dieselbe erst gradatim höher ge-
steigert werden soll .
Nach einiger Zeit , wenn Wetter und
Strassen besser sind , beginnt man dann
das Pferd in kurzem Trabe zu fahren und
hängt es von den Plänen , die man mit ihm
für die nächste Saison hat , ab , ob dies im
leichten vierräderigen Wagen ( wagon ) oder im
zweiräderigen Rennwagen ( sulky ) geschehen
soll . Wie lange und wie weit man in dieser
Zeit das Pferd fahren soll , hängt natürlich
in erster Linie von seiner Constitution ab
und muss sich der Trainer nach seinen
früheren Erfahrungen mit dem Thier und
nach den Beobachtungen , die er täglich an
ihm macht , richten . Im Anfange ist besondere
Vorsicht nöthig , denn das Pferd wird jetzt
sehr leicht überarbeitet und man würde
dann durch die Uebereilung nichts als einen
grossen Zeitverlust bezwecken . Eine Ziffer
aber , wie weit oder wie lange das Pferd ge-
trabt werden soll , kann nicht angegeben
werden , es muss dies der Beurtheilung des
Trainers überlassen bleiben , der sich wieder
die Natur des Pferdes und die Wirkung ,
welche die Arbeit auf die Organisation des
Thieres hervorbringt , zur Richtschnur
nehmen muss .
Während der ersten acht bis zehn Tage
soll man das Pferd gar nicht schnell traben
lassen ; nach Ablauf dieser Zeit jedoch dürften
die Muskel und Sehnen des Thieres schon
wieder genug gehärtet sein , um den Trainer zu
berechtigen , ganz kurze Spurt zu verlangen .
Während derselben lasse man das Pferd
lebhaft und entschlossen traben , ohne jedoch
seinen Athem und seine Kräfte zu über-
schätzen . Auch hier ist es wieder unmög-
7
lich , eine Regel anzugeben . Es lässt sich
nur im Allgemeinen sagen , dass die Spurts
nicht sehr häufig verlangt werden sollen
und dass sie nie lange dauern sollen . Der
Trainer muss zu beurtheilen wissen , wie weit
er gehen darf , ohne dem Thier zu schaden .
Immer muss man sich gegenwärtig halten ,
dass ein Pferd in diesem zeitlichen Ab-
schnitte der Vorbereitung noch sehr wenig
erträgt , im Vergleiche mit dem , was man
ihm später unbesorgt auferlegen kann , wenn
es in seiner Condition vorgeschritten ist .
Viele Leute geben ihren Pferden Abführ-
mittel , bevor sie mit der Arbeit beginnen ,
doch ist dies bei einem Pferde , welches
gut überwintert hat und dessen Entleerungen
nie einer Störung unterlegen waren , sicher
zum Mindesten unnöthig . Etwas Anderes ist
es , wenn das Pferd , wie es öfter vorkommt ,
in leichtem Grade fiebert und eine Blut-
reinigung erfordert , oder wenn es durch
Ueberfütterung während des Winters dick
und fleischig geworden ist . In solchen Fällen
gebe man eine milde Dosis Medicin , aber
es wird sich vortheilhafter erweisen , dieselbe
nicht vor Beginn der Arbeit zu geben , son-
dern das Pferd ein paar Tage in kurzem
Trabe zu bewegen , dann ihm Ruhe zu
gönnen und während dieser Zeit das Abführ-
mittel einzugeben . Die Arbeit darf dann
erst wieder aufgenommen werden , bis die
Wirkungen des Medicamentes vorüber sind
und muss man dann dabei natürlich mit
gerade so viel oder noch mehr Sorgfalt ver-
fahren , als in den Fällen , wo sich kein Ein-
schreiten mit künstlichen Mitteln als noth-
wendig zeigte .
7*
VIII .
Während der erste Theil der Vorberei-
tung des Traberpferdes vorwärts schreitet ,
welcher darin besteht , dass das Pferd in
langsamem Trabe gefahren wird ( was der
Amerikaner „ jogging “ nennt ) , muss man die
Futter-Ration wieder vermehren , wenn auch
nicht in jenem Masse , welches später er-
forderlich ist , wenn die Arbeit länger und
das Tempo schärfer wird . Das Pferd wird
jetzt , je nach seiner Grösse und seinen An-
lagen 8—10 Quarts ( 9—11 Liter ) Hafer
brauchen . Sein Bedürfniss nach Heu jedoch
wird sich in dem Masse vermindern , als ihm
mehr Körnerfutter vorgelegt wird , doch soll
das Thier in den meisten Fällen so viel davon
bekommen , als es rein auffrisst . Eine Aus-
nahme hievon machen sehr gefrässige Pferde ,
denen man schon in dem ersten Theil des
Training nicht so viel Heu geben darf , als
sie fressen möchten ; bei solchen Thieren
ist es in vielen Fällen sogar nothwendig ,
schon jetzt den Maulkorb anzulegen , damit
sie nicht von ihrem Streustroh fressen , was
in allen Fällen vermieden werden muss .
Meistens aber wird das Pferd , sowie man
seine Hafer-Ration vermehrt , von selbst
weniger Rauhfutter verlangen . Mohrrüben
sollen jetzt nicht mehr gegeben werden ,
auch ist es nicht gut , anstatt des Hafers
Mais oder andere Körnerfrucht zu geben .
Der Hafer enthält das günstigste Nahrstoff-
verhältniss für das Pferd , und jedes an-
dere Körnerfutter ist hitziger als dieser .
Höchstens in dem Falle , wo ein schlechter
Fresser durch eine Beimischung von Mais
unter seine Hafer-Ration zu besserem Fressen
veranlasst wird , wie solches zuweilen vor-
kommt , könnte eine solche Beimengung
empfohlen werden .
Kleien-Mash wird jetzt , von Zeit zu Zeit
gegeben , gute Dienste thun und zwar dürfte
einmal die Woche in den meisten Fällen
das Richtige sein , doch hängt dies sehr von
der Constitution des Pferdes und von der
Art , wie es sein Futter verdaut , ab . Das
Mash dient eben hauptsächlich dazu , die
Verrichtungen der Eingeweide zu regeln ,
es wirkt in geringem Grade auflösend und
muss daher solchen Pferden sparsamer ver-
abreicht werden , welche dem Trainer ohne-
dem während der harten Arbeit förmlich
unter den Händen zusammenschmelzen , so-
wie auch bei solchen , welche überhaupt eine
Anlage zum Abführen zeigen . Bei jenen
Pferden dagegen , welche rasch Fleisch an-
setzen und harten trockenen Mist von sich
geben , wird ein öfteres Füttern von Mash
am Platze sein . Der Trainer muss eben
das ihm anvertraute Pferd unausgesetzt be-
obachten und darf in seiner Wachsamkeit
nie nachlassen ; die Schwierigkeit seiner
Aufgabe liegt eben darin , für jedes ihm an-
vertraute Pferd die richtige Behandlungs-
weise zu ermitteln und sich in keinem Falle
auf die absolute Zuträglichkeit altherge-
brachter Regeln zu verlassen .
Hat man das Pferd während acht bis
zehn Tagen mässig in langsamem Trabe
gefahren , so dürften seine Muskel , Sehnen
und Gelenke wieder etwas mehr Spann-
kraft bekommen haben und auch sein Athem
wird hinlänglich verbessert sein , so dass man
es nun zu Zeiten mit halber Schnelligkeit
( half speed ) fahren kann , die dann , wenn
das Pferd sich dabei wohl befindet , noch
etwas verschärft und bis auf eine halbe
Meile und mehr ausgedehnt werden kann .
Der nächste Schritt ist dann , sobald man
bemerkt , dass dem Pferde auch diese ver-
schärfte Arbeit gut anschlägt und dass es
gerne und mit Eifer geht , es für ganz kurze
Strecken mit voller Schnelligkeit gehen
zu lassen . Dies wird die Lungen des Thieres
ausdehnen , seine ganzen inneren Organe
erregen und dadurch seinen Organismus
daran gewöhnen , unbeschadet jene ausser-
ordentlichen Anforderungen zu ertragen ,
welche später bei dem Rennen an das Pferd
gestellt werden . Natürlich darf man dasselbe
auch jetzt noch nicht in die allerhöchste
ihm erreichbare Schnelligkeit hineinforciren ,
welche es vielleicht gezwungen sein wird ,
in einem geschlossenen Rennen zu entfalten ,
dessen Ausgang davon abhängen mag , dass
das Thier seine Kräfte bis auf’s Aeusserste
anspannt .
Besondere Sorgfalt und Aufmerksam-
keit erheischt es auch , will man verhindern ,
dass das Feuer und der Eifer , den viele edle
Pferde zeigen , ihnen nicht zum Schaden
gereichen . Solche temperamentvolle und
warmblütige Pferde thun oft aus eigenem
Antriebe mehr als ihnen gut ist ; unerfahrene
Personen aber lassen sich dadurch irreführen
und denken , es könne nicht schaden , dem
Pferde die Zügel schiessen zu lassen , nach-
dem es sich so kräftig fühlt . Gerade solche
Pferde aber müssen am sorgfältigsten be-
obachtet und behandelt werden , denn ihre
Lebhaftigkeit und ihr Eifer bei der Arbeit
sind zumeist bedeutend grösser als ihre
Fähigkeit , das ganze Training bei so harter
Arbeit , wie sie sich selbst aufbürden würden ,
ohne Schaden zu nehmen zu überstehen .
Andererseits gibt es wieder Pferde , welche
wenig Temperament und daher auch keinen
Eifer haben , die jedoch sehr viel Arbeit
thun müssen , um in Condition zu kommen .
Diese halten gewöhnlich eine ziemlich
scharfe Vorbereitung aus und müssen von
Ze it zu Zeit aufgeweckt werden , um ihre
schläfrige Art und Weise abzulegen .
So wie das Training weiter vorschreitet ,
muss die Verbesserung der Condition des
Pferdes genau beobachtet und ad notam
genommen werden , so dass man die Zeit
nicht versäumt , wo man mit Nutzen und
ohne Gefahr das erste Trial machen kann ,
das heisst den Versuch , das Pferd mit seiner
grössten Schnelligkeit ( top-speed ) über die
volle Meile zu fahren . Solche Pferde , welche
über Winter im Stalle gehalten wurden ,
werden natürlich früher für ein Trial reif
sein , als jene , die mehr oder weniger sich
selbst überlassen blieben ; doch kann keine
Regel dafür aufgestellt werden , wie viel
Arbeit ein Pferd gemacht haben muss , be-
vor man das Trial riskiren soll . Dies muss
der Trainer nach der Art , wie sich das
Pferd bei der Arbeit und besonders während
und nach den Spurts zeigt , beurtheilen .
Während der schärferen Arbeit , welche
die Vorbereitung für das Trial bedingt ,
muss das Pferd schon eine möglichst grosse
Hafer-Ration bekommen ; viele werden jedoch
nicht mehr als 8—10 Quarts ( circa 9—11
Liter ) im Tage auffressen . Mit solchen
schlechten Fressern muss man besonders
behutsam verfahren , um sie nicht durch eine
zu früh gestellte hohe Anforderung zu über-
arbeiten . Zwölf bis vierzehn Quarts ist das
Quantum , welches man einem guten Fresser
vorsetzen soll . Es gibt auch gierige Fresser ,
welche bis 16 Quarts im Tage auffressen
würden , doch dürfte ein solches Uebermass
in den meisten Fällen mehr schaden als
nützen .
Werden ausserordentlich grosse Men-
gen von Nahrung aufgenommen , so gehört
auch wieder ausserordentlich scharfe Arbeit
dazu , um das überflüssige Fleisch , welches
dadurch angesetzt wird , sowie das innere
Fett , mit dem erwiesenermassen ein Pferd
niemals seine beste Leistung erzielen wird ,
herunter zu arbeiten . Wenn es sich nun
blos um Gesundheit und Körperkraft handeln
würde , so könnte man sagen , je mehr Hafer
das Pferd frisst , desto mehr Arbeit kann es
ungestraft verrichten und umso besser wird
seine Condition am Tage des Rennens sein .
Dies wäre aber ein Trugschluss , denn die
Arbeit , welche nöthig ist , um die Wirkungen
der Ueberfütterung wieder auszugleichen ,
stellt an die Beine des Pferdes , die ohne-
dem jene Theile der Maschine sind , welche
am ehesten nachgeben , fürchterlich hohe
Anforderungen . Dies sind eben Umstände ,
welche berücksichtigt werden müssen und
welche gewiss sehr gewichtig gegen zu
starkes Füttern der Pferde während des
Training sprechen .
Während der Vorbereitung für das erste
Trial wird es nöthig sein , dem Pferde ein
oder zwei „ sweats “ zu geben , das heisst es
ein- oder zweimal auf künstlichem Wege
ordentlich in Schweiss zu bringen . Ob dies
ein- oder zweimal nöthig sein wird , hängt
von der Condition und der Natur des Thieres
sowie von dem Rennen , in welchem dasselbe
engagirt ist , ab und muss der Trainer darüber
entscheiden , ebenso wie über die Anzahl
und Art der Decken , mit denen man das
Pferd dabei bedecken soll .
Der Vorgang , der dabei beobachtet wird ,
ist gewöhnlich folgender : Das Pferd wird ,
am besten an einem schönen warmen Nach-
mittage , mit einer leichten Decke bekleidet ,
eingespannt und im kurzen Trabe gefahren ;
sodann wird dasselbe ausgespannt , abgedeckt
und der Schweiss mit einem geeigneten
Instrumente abgeschabt ( scraped ) . Dann
wird das Thier wieder warm eingehüllt und
im Schritte bewegt ; sollte sich hiebei aber
nach einiger Zeit kein zweiter „ scrape “ er-
geben , das heisst geräth das Pferd dabei
nicht nochmals derart in Schweiss , dass
man denselben mit dem Messer abschaben
kann , so darf man ja nicht denken , es müsse
das Pferd nun durch nochmaliges Laufen
unter den Decken zum Schwitzen gezwungen
werden . Um von Nutzen und wirklich ein
befriedigendes Anzeichen von der vorge-
schrittenen Condition des Pferdes zu sein ,
muss sich der „ scrape “ ( Schaum ) ganz ohne
forcirte Arbeit und wie von selbst ergeben .
Viele Pferde werden dicke Decken ,
Kopfmaske etc. brauchen , um in Schweiss
zu gerathen , während Andere nur mit einer
dünnen Decke bekleidet , im kurzen Trabe
gefahren und darnach mit einer zweiten
bedeckt , im Schritt bewegt zu werden
brauchen , um gehörig in Transpiration zu
kommen .
Ganz sicher wird ein „ sweat , “ der ohne
schweres Bedecken und Einhüllen des Pferdes
erzielt wurde , bessere Wirkung hervor-
bringen als ein solcher , bei dem dies nöthig
war , vorausgesetzt , dass das Pferd dabei
nicht mehr angestrengt wurde . Kann nach
geringer Arbeit und mässiger Bekleidung
während derselben eine ordentliche Portion
Schaum von dem Pferde heruntergeschabt
( scraped ) werden , um so besser , wenn nicht ,
so dürfte das Pferd in den meisten Fällen
dadurch zum Schwitzen gebracht werden ,
dass man ihm einen Gerstentrank oder eine
Abkochung von Maismehl oder feinen Kleien
( ½ Liter heiss abgebrüht in einer Portion
Wasser ) zu saufen gibt .
Gewöhnlich jedoch wird es ganz leicht
sein , das Pferd zum Schwitzen zu bringen , viel
schwieriger jedoch , dasselbe nach dem sweat
ordentlich und langsam abzukühlen ; dies
geschieht am besten auf folgende Weise :
Nachdem der Schweiss ordentlich abgeschabt
ist , wird das Pferd wieder sorgfältig ein-
gehüllt und während längerer Zeit langsam
im Schritte herumgeführt , so dass es gra-
datim auskühlt und der Schweiss langsam
trocknet . Hiebei darf man sich ja nicht
übereilen und das Pferd nicht in den Stall
führen , bevor es ganz abgekühlt ist . Nach-
dem dies geschehen , wird das Thier in
den Stall geführt und sein ganzer Körper
gut gereinigt und gebürstet ; sodann wird
das Pferd wieder zugedeckt und nochmals
an die Luft geführt , nachdem man ihm einen
Mehltrank ( siehe oben ) verabreicht hat .
Nimmt man das Pferd dann wieder in den
Stall , was nach kurzer Zeit geschehen kann ,
so werden die Beine desselben in Kübel
mit warmem Wasser gestellt und die Decken
noch beibehalten . Dann werden die Beine
mit dem Wasser und guter Seife gewaschen ,
gut getrocknet und sodann bandagirt .
Zum Bandagiren bedient man sich langer
Streifen leichten Flanells und dürfen die
Bandagen nicht fest aufliegen , sondern
müssen so leicht umgewickelt werden , dass
die Blut-Circulation nicht im mindesten ge-
hindert wird . Ist dies Alles geschehen und
das Pferd vollkommen abgekühlt , so
bekommt es eine Portion Mash und für
den Abend eine geringere Portion Heu als
an anderen Tagen . Am Morgen darauf
wird sich das Pferd elastisch , kräftig und
frei fühlen und man führt es nun in kurzem
Trabe über eine Distanz von drei bis vier
englischen Meilen , dabei ein paar Spurts von
je einer Viertelmeile ( 400 Meter ) mit bester
oder , je nachdem , nahezu bester Schnelligkeit ,
einfliessen lassend , bei denen sich das Thier
ordentlich streckt und die Thätigkeit seiner
Athmungsorgane anregt . Nach einem guten
sweat und sorgfältiger Abkühlung wird
sich das Pferd immer ausserordentlich kräftig
und feurig fühlen und es wird mit grösster
Leichtigkeit und mit viel Eifer gehen ; da-
her ist anzunehmen , dass das Thier ohne
besondere Aufforderung in diesen Spurts
bereits etwas schneller gehen wird , als es
dies in einer früheren Periode seiner Vor-
bereitung thun konnte .
IX .
Hat das Pferd seinen „ sweat “ nach den
im vorigen Capitel angegebenen Regeln
durchgemacht , so ist die regelmässige Arbeit
mit demselben wieder aufzunehmen , ganz in
derselben Weise wie vorher , und auch das
Futter , das ihm verabreicht werden soll , ist
dasselbe wie das , welches es vor dem sweat
erhielt . Man wird nun gut thun , sich den
Zweck , den man mit den sweats verfolgt ,
zu vergegenwärtigen ; dieser besteht darin ,
das überschüssige Fleisch , das Fett und andere
Ueberflüssigkeiten zu entfernen , welche das
Pferd nicht kräftiger machen , wohl aber
dessen Athem verschlechtern und ihm noch
obendrein als todtes Gewicht , beim Training
sowohl , wie auch beim Rennen , zur Last
fallen . Die regelmässige Arbeit allein nimmt
keine Substanz weg , sondern vermehrt das
Volumen der Muskel , macht dieselben con-
sistenter und verdoppelt deren Elasticität
und Kraft . Mit einem Worte , das künstliche
Schwitzen reducirt das Volumen des Körpers ,
während die regelmässige Arbeit eine äusserst
vortheilhafte Umwandlung in der Zusammen-
setzung desselben bewirkt .
Könnte man demnach die Zeit des
Training beliebig ausdehnen , und läge darin
nicht eine grosse Gefahr für die Beine und
die Constitution des Pferdes , so wäre es am
besten , das künstliche Schwitzen ganz zu
umgehen und das Thier einzig und allein
durch die Arbeit in Condition zu versetzen .
Angesichts der Gefahr aber , welche in einem
Ueberarbeiten des Pferdes liegt , und auf
welche in diesen Abhandlungen schon viel-
fach hingewiesen wurde , nimmt man zum
sweat seine Zuflucht , um das Ueberflüssige
aus dem thierischen Körper möglichst rasch
und mit geringerem Risico zu entfernen , als
durch die Arbeit möglich wäre . Man muss
sich jedoch immer vor Augen halten , dass
der sweat eine ziemlich drastische Massregel
ist und in seiner Anwendung daher eine
grosse Vorsicht obwalten lassen , ganz be-
sonders solchen Pferden gegenüber , welche
von Natur aus weich und nicht sehr kräftig
angelegt sind , denn diese würden durch das
künstliche Schwitzen förmlich zusammen-
schrumpfen und nach ein oder zwei Rennen
dürr und kraftlos werden . Bei einem Pferde
dagegen , welches von guter , kräftiger Con-
stitution ist , dessen Beine jedoch der harten
Training-Arbeit nicht mehr gewachsen
scheinen , wird mehrmaliges Schwitzen bei
verminderter Arbeit die besten Dienste thun .
Fünf oder sechs Tage nach dem sweat
dürfte das Pferd im Stande sein , einen
Versuch mit seiner grössten Schnelligkeit ,
über die halbe Meile ( 800 Meter ) zu traben ,
ohne Gefahr für seine Constitution auszu-
halten . Wenn dem Thiere nicht während
dieser Zeit irgend eine Zufälligkeit zugestossen
ist , so wird es dann soweit in Condition
sein , um es diese Distanz gegen Zeit
zurücklegen zu lassen und werden sich aus
dem Resultate , welches sich dabei ergibt ,
Schlüsse auf dessen Leistungsfähigkeit , sowie
auf das Stadium seiner Condition ziehen
lassen . Wegen dieses kurzen Trials ist es
gewöhnlich nicht nöthig , dem Thiere über
Nacht den Maulkorb anzulegen , und empfiehlt
sich dies nur bei sehr gierigen Fressern .
Auch die Hafer- und Heu-Ration mag die-
selbe bleiben , wenn die Letztere eben nicht
zu reichlich bemessen wurde . Am Morgen
8
des Tages jedoch , an dem der Versuch
unternommen werden soll , muss die Futter-
Ration , Hafer sowohl , als auch Heu und
Wasser , gegen die anderen Tage etwas
vermindert werden .
War man von dem Ergebnisse des Trials
befriedigt , so wird die Arbeit in derselben
Weise fortgesetzt , wie früher . Man lasse
das Pferd am Anfange immer langsam traben ,
bis es sich entleert hat , dann fahre man
es mit Dreiviertel-Schnelligkeit ( three quarter
speed ) und lasse es dazwischen ganz kurze
Strecken mit seiner vollen Schnelligkeit zu-
rücklegen . Die Menge der Arbeit , die dem
Thiere jetzt zuträglich ist , muss nun der
Trainer , nach der Art und Weise , wie dem
Pferd das Gehen anschlägt , wie auch nach
dessen Abkunft und Temperament beurtheilen .
Es wurde bereits in einem früheren Capitel
darauf hingewiesen , dass das Vollblutpferd
sich bei einer Arbeit , welche die Chance jedes
weniger edel gezogenen Pferdes vernichten
und begraben würde , noch immer sehr wohl
befinden und verbessern wird . Daher kann
man einem Traber , je edler er gezogen ist ,
umsomehr Arbeit mit Vortheil auferlegen ,
vorausgesetzt , dass seine Beine gesund sind .
Die Erfahrung lehrt jedoch , dass auch Pferde
gleicher Abstammung in ihrer Fähigkeit ,
Arbeit zu ertragen , verschieden geartet
sind , und es kann daher , wie schon öfter
vorher erwähnt , keine Regel aufgestellt
werden , nach welcher die geeignete Menge
von Arbeit , die einem Pferde zuträglich ist ,
berechnet werden könnte . Bevor das Pferd
nicht ein Training durchgemacht hat , ist es
unmöglich , vorherzusagen , wie viel Arbeit es ,
ohne Schaden zu nehmen , ertragen kann ,
und wie viel Arbeit es anderseits thun muss ,
um an dem Tage , wo es zum Start geht , auf
dem Höhepunkte seiner Leistungsfähigkeit
angelangt zu sein .
Darum darf der Trainer im Verlaufe
der Präparation nicht einen Moment in
seiner Wachsamkeit nachlassen , und muss
sofort , wenn sich das leiseste Anzeichen
ergibt , dass die Grenze der dem Pferde zu-
träglichen Arbeit erreicht ist , seine An-
forderungen an dasselbe herabstimmen . Er-
fahrung , gesunde Urtheilskraft und Kenntniss
der Natur des Pferdes sind daher für den
Trainer höchst wichtige Eigenschaften ; sind
diese nicht in ausreichendem Grade vor-
handen , so ist es in einigermassen zweifel-
haften Fällen immer besser , dem Pferde zu
wenig , als nur ein Atom zu viel aufzuerlegen .
8*
Es ist freilich möglich , dass dasselbe dann
nicht bis zu seiner äussersten Leistungs-
fähigkeit gelangt , aber es wird dies immer
weniger Schaden in Gefolge haben , als eine
Ueberarbeitung des Thieres , deren Folgen
in den seltensten Fällen mehr bis zum Tage
des Rennens wieder ganz gut gemacht
werden können . Verliert das Pferd in Folge
der Ueberanstrengung seinen Appetit , wird
sein Blick trübe und verliert sein Haar
Glanz und Glätte , dann ist das Spiel verloren
und es gehört meist wochenlange Schonung ,
welche das Thier ganz in seiner Condition
zurückbringt , und sorgfältigste Pflege dazu ,
um die Folgen der Ueberarbeitung wieder
gut zu machen .
Hat dem Pferde das erste Trial gut
angeschlagen , so wird man fünf bis sechs
Tage oder eine Woche nach demselben einen
Versuch über die volle Meile anstellen
können . Geht das Thier auch aus dieser
Probe zur Zufriedenheit seines Trainers her-
vor , so soll derselbe , wenn es sich um die
Vorbereitung zu einem Rennen über eine
Meile handelt , keine weiteren Versuche an-
stellen . Selbst in dem Falle , wo das Rennen
über zwei Meilen geht und in mehreren
Heats gelaufen wird , ist es häufig angezeigt ,
fernere Trials zu vermeiden . Der Weg , der in
diesem Falle einzuschlagen ist , hängt in erster
Linie von der Condition und dem Tempera-
mente des Pferdes ab , sowie von dem Zu-
stande , in dem sich dessen Beine befinden .
Ist dem Trainer das Pferd als sehr zähe
und hart bekannt und sind dessen Beine
vollkommen intakt geblieben , so mag vor
einem Zwei Meilen-Rennen noch ein Trial
über eine Meile angestellt werden , doch
wird man in den meisten Fällen besser daran
thun , auf diesen zweiten Versuch zu ver-
zichten , wenn das Pferd nur beim ersten
Male Schnelligkeit und vorgeschrittene Con-
dition gezeigt hat .
Kennt der Trainer das Pferd , um das
es sich handelt , bereits von früheren Rennen
her , so wird ihm dies viele Anhaltspunkte
bieten , welche ein sicheres Vorgehen ge-
statten ; kennt er es nicht , so muss er sich
zum grössten Theile auf sein eigenes Urtheil
verlassen ; weiss man nicht positiv , dass das
Pferd zähe ist und harte Arbeit erträgt , so
liegt die Gefahr sehr nahe , ihm in den Trials
zu viel zuzumuthen . Um eine Ueberarbei-
tung des Pferdes bei der Vorbereitung für
Rennen über längere Distanzen hintan-
zuhalten , kann man sich die Regel zur
Richtschnur nehmen , dass — vom Stand-
punkte der Condition aus — ein Pferd ,
welches in seiner Präparation so weit vor-
geschritten ist , um ein Meilen-Rennen in
mehreren Heats nacheinander zu fahren , auch
fähig ist , ein Zwei Meilen-Rennen zu traben .
Für Rennen über lange Distanzen sind
beim Pferde natürliche Ausdauer und „ Herz “
erforderlich , das ist : die nöthige Energie ,
unbekümmert um den Vorsprung , den das
andere Pferd allenfalls haben mag , so lange
das Beste zu thun , bis die letzte Chance dahin
ist . Ein Pferd , welches sofort das „ Herz
verliert “ , sowie sein Concurrent an ihm vor-
beigeht — und es gibt viele solcher Pferde
— wird mit aller Ausdauer nicht viel Er-
folg erzielen .
Ein Pferd kann nicht viel Ausdauer
haben , wenn es nicht in Condition ist ,
jedoch es kann in sehr guter Condition
sein und doch keine Ausdauer und kein
Herz haben . Daraus folgt , dass die Be-
hauptung , welche so oft aufgestellt wird ,
„ Condition gibt Ausdauer “ , nur bis zu einem
gewissen Grade richtig ist . Durch die Con-
dition wird die natürliche Ausdauer des
Pferdes zwar bedeutend erhöht und das-
selbe befähigt , alle seine Kräfte bis zum
Aeussersten anzuspannen , aber ersetzen
kann sie die Ausdauer nie . Häufig hört
man auch sagen : „ Schnelligkeit ersetzt Aus-
dauer “ , doch dies streift schon nahe an
Unsinn . Freilich solange ein sehr schnelles
Pferd nur gegen ein viel langsameres , wenn
auch ausdauernderes zu kämpfen hat , wird
sich ein Mangel an Ausdauer nicht so sehr
fühlbar machen , der einem halbwegs gleich
schnellen Pferde gegenüber sofort schwer
in die Wagschale fällt . Die Fähigkeit , mo-
mentan eine grosse Schnelligkeit zu ent-
wickeln , ist aber von einem anderen Ge-
sichtspunkte aus sehr wichtig ; sie befähigt
ein Pferd , gleich vom Start weg vorzugehen ,
den Theil der Bahn zu nehmen , der ihm
am besten zusagt und das andere Pferd
dadurch zu entmuthigen und aufzureiben .
Wenige Pferde haben das nöthige Herz
und Temperament , um hinter einem anderen
in ihrer grössten Schnelligkeit zu gehen ,
ohne in Galopp zu fallen . Darum kann
selbst ein sehr ausdauerndes und zähes
Pferd einspringen , wenn es vom Start weg
gleich zurückgelassen wird ; ist dann der
Fahrer gezwungen , es zu verhalten , so kann
das andere Pferd gleich einen solchen Vor-
sprung gewinnen , dass es dem ausdauernden
Pferde unendlich schwer fallen wird , den-
selben wieder wett zu machen , wenn nicht
das andere zurückfällt . Momentane Schnel-
ligkeit ( speed ) kann daher in gewissen
Fällen der Ausdauer erfolgreich gegenüber
gestellt werden , ersetzen kann sie dieselbe
jedoch nie . Das langsamere Pferd kann ,
wenn es in guter Condition ist , in seiner
besten Schnelligkeit immer länger ausdauern ,
als das sehr schnelle ; so ist auch der Aus-
spruch über ein Pferd aufzufassen , von
welchem es heisst : „ Es kann nicht so schnell
gehen , dass es müde wird . “
X .
Hat das Pferd sein erstes Rennen hinter
sich und hat es dabei eine befriedigende
Condition , sowie die Schnelligkeit gezeigt ,
die man billigerweise von ihm erwarten
durfte , so darf es für das nächste Rennen
nicht in der gleichen Weise gearbeitet
werden , wie solches seine Vorbereitung für
das erste erheischte . Man muss nun die
Arbeit etwas einschränken ; denn fährt man
damit fort wie bisher , so ist es nahezu sicher ,
dass das Pferd eine Einbusse an seiner
Schnelligkeit erleiden wird . Die erforderliche
Condition ist ja nun vorhanden und die
Kleinigkeit , die allenfalls daran fehlt , wird
durch die Massregeln erzielt werden können ,
welche man nun ergreift , um die Schnellig-
keit des Thieres möglichst zu heben . Dies
geschieht aber am besten dadurch , dass
man die Menge der Arbeit einschränkt , da-
gegen aber recht zahlreiche kurze Spurts
fährt , durch welche mit der Schnelligkeit
auch das Selbstvertrauen des Pferdes ge-
hoben wird , was für das bevorstehende
Rennen von grossem Werthe ist .
Sollte das Pferd jedoch für ein Drei
Meilen-Rennen oder überhaupt für ein
Rennen auf lange Distanz vorbereitet
werden , so muss man mehr Arbeit , dagegen
aber in weniger scharfem Tempo verlangen .
Die Ausdauer und Zähigkeit werden durch
das Fahren mit mittlerer Schnelligkeit und
vergleichsweise weniger Spurts erzielt .
Immerhin dürfen aber die Letzteren nicht
ganz wegbleiben und darf das Tempo nicht zu
langsam genommen werden , da nichts mehr
geeignet ist , ein Pferd abzuspannen und ihm
die für ein Rennen nothwendige Lebhaftig-
keit zu nehmen , als eine durch lange Zeit
fortgesetzte monotone Arbeit . Manch ein
Rennen , das schon verloren scheint . wird
noch im letzten Momente durch rasches
Vorschiessen gewonnen , was nicht möglich
wäre , wenn dem Pferde die Fähigkeit ,
momentan grosse Schnelligkeit zu entwickeln ,
durch allzuviel Schritt-Arbeit oder fort-
gesetztes Fahren blos im Mitteltrabe ge-
nommen wurde . Darum darf man auch bei
der Präparation für Rennen auf grössere
Distanz die Spurts nicht ganz vernachlässigen
und der Mitteltrab darf nicht in so ausge-
dehntem Masse gefahren werden , dass dem
Pferde die Lust und Neigung für diese
Spurts genommen wird . Das Ziel des Trainings
besteht darin , das Pferd in eine Condition
zu bringen , in der es mit seiner höchsten
Schnelligkeit möglichst viel Ausdauer ver-
einigt ; ein Pferd so vorzubereiten , dass es
wohl über eine grosse Distanz , aber weit unter
der ihm erreichbaren Schnelligkeit trabt , ist
keine Kunst , ebensowenig wie einem Pferde
Schnelligkeit für kurze Distanzen beizu-
bringen , ohne die Fähigkeit , dieselbe über
jene Distanz beizubehalten , für welche es
seine Ausdauer befähigen würde .
Zu einem Rennen über drei Meilen
gehört natürlich eine längere Zeit der Vor-
bereitung , als für ein Meilen-Rennen in
Heats , und muss ein Pferd , wenn es für
ein Rennen über die lange Distanz zum
Start gebracht wird , in möglichst voll-
kommener Condition sein . Ungefähr drei
Wochen vor dem Rennen macht man das
erste Trial , und zwar diesmal gleich über
eine ganze Meile ( 1609 Meter ) . Die Trials
über die halbe Meile fallen jetzt am besten
weg , denn man will ja für die Leistungs-
fähigkeit des Thieres über eine grosse
Distanz Anhaltspunkte gewinnen , welche
man durch Versuche über die halbe Meile
nie erzielen kann ; diese können blos
über die Schnelligkeit Aufschluss geben ,
die das Pferd für kurze Distanzen zu ent-
wickeln im Stande ist .
Hat das Trial über die Meile ein be-
friedigendes Resultat ergeben , so wird die
Arbeit wieder fortgesetzt wie zuvor , und
das Pferd wird dann , in circa zehn Tagen ,
für das letzte Trial reif sein . Kommt die
Zeit für dieses heran , so wird das Wasser
und Heu bei der Abend-Fütterung reducirt
und über Nacht der Maulkorb angelegt ,
doch ist die Hafer-Ration ungeschmälert zu
verabreichen . Bei diesem End-Trial beginne
man damit , in guter Pace über eine Meile
zu fahren , dann wird das Thier vom Schweiss
gereinigt , man legt ihm Decken auf und
bewegt es eine halbe Stunde lang im Schritt .
Sodann wird über zwei Meilen gefahren ;
wenn das Pferd nun gut geht , Schnelligkeit
und Frische zeigt und am Schlusse noch
„ etwas in sich hat “ , so kann man ziemlich
sicher sein , dass seine Condition für das
Rennen genügend ist , und ein weiteres
Trial wäre nicht nur überflüssig , sondern
könnte sogar leicht Schaden thun .
Die Trials dürfen niemals so lange sein ,
wie das Rennen , für welches das Pferd
trainirt wird . In der Präparation für ein
Drei Meilen-Rennen wird das Pferd fünf
bis sechs Meilen im Schritt zurücklegen
und dann drei bis vier Meilen im Trab mit
schnellen Spurts dabei . Eine Regel hierüber
kann jedoch auch nicht aufgestellt werden
und sind die obigen Ziffern nur beiläufig
angegeben , da es nicht wahrscheinlich ist ,
dass ein Pferd , dem die angegebene Menge
von Arbeit bereits zu viel wäre , für ein
Drei Meilen-Rennen engagirt würde .
Geschieht dies dennoch , so muss sich der
Besitzer eben darauf gefasst machen , zu
verlieren , wenn das gegnerische Pferd nicht
an Schnelligkeit inferior und mit ebenso
wenig Stehvermögen begabt ist . Während
der Zeit zwischen dem letzten Trial und
dem Race soll dieselbe Arbeit gemacht
werden , wie vorher , sollte sich nicht die
Räthlichkeit eines Wechsels durch das Er-
gebniss des Trials kundgegeben haben .
Wenn bei diesem das Pferd zwar genug
Schnelligkeit gezeigt hatte , jedoch am Ende
des Fahrens über zwei Meilen sich erschöpft
zeigte , so ist dies ein Beweis , dass die
Condition des Thieres nicht genug vor-
geschritten ist und die Arbeit müsste dem-
gemäss verschärft werden . In jedem Falle
muss man trachten , dass das Pferd mit
gutem Athem zum Start kommt , und soll
dasselbe daher einige Tage vor dem Rennen
einen kleinen „ sweat “ bekommen . Ein Fahren
in kurzem Trabe unter der Decke und mit
der Kopfmaske wird genügen , um einen
guten „ scrape “ zu ergeben , und das ist
Alles , was erforderlich ist . Das Auskühlen
muss in derselben Weise geschehen , wie in
dem vorhergehenden Capitel beschrieben
wurde . Während der ganzen Präparation
ist es räthlich , das Sulky ( zweirädriger
Rennwagen ) gelegentlich mit einem Wagon
( vierrädrigen Rennwagen ) zu vertauschen ,
so dass der Pferderücken von dem Gewichte
entlastet wird . Soll das Rennen überhaupt im
Wagon stattfinden , so braucht das Pferd
gar nicht im Sulky gearbeitet zu werden .
XI .
Aus dem Vorhergesagten geht hervor
dass selbst , wenn bereits eine gute Condition
erreicht wurde , doch noch ein grosser
Unterschied in der Leistungsfähigkeit der
Pferde besteht , welcher sich besonders dann
kundgibt , wenn das zu laufende Rennen
über eine grosse Distanz geht , und dass in
einem ganzen Stall höchst selten auch nur
zwei Individuen vorkommen , welche während
ihrer Präparation ganz gleich behandelt
werden können . Ein von Natur aus starkes ,
zähes und temperamentvolles Pferd wird ein
schärferes Training aushalten und einer
grösseren Leistung fähig sein , wenn seine
Beine Stand halten , als ein anderes weniger
gut angelegtes , trotz aller Sorgfalt , welche
der Trainer darauf verwenden mag . Eine
andere Pferde-Classe verlangt eine beinahe
ungeheuerliche Menge von Arbeit , um „ fit “
zu werden , und kann ohne diese Arbeit
nie auch nur annähernd ihr Bestes thun .
Die Vorbereitung dieser Pferde würde sehr
einfach sein , nachdem sie , ihrer Constitution
entsprechend , eigentlich nicht zu viel Arbeit
thun können ; es ist jedoch die grosse Gefahr
vorhanden , dass deren Gliedmassen Schaden
leiden , während der Appetit und der Ge-
sundheitszustand im Uebrigen ganz gut
bleiben . Die Beine solcher Pferde müssen
während des Trainings ganz besonders auf-
merksam beobachtet werden , und man muss ,
so wie sich ein schwacher Punkt oder
Symptome von Empfindlichkeit zeigen , lieber
einige „ sweats “ anwenden , anstatt das
Ueberflüssige durchaus herunter arbeiten
zu wollen .
Halten dagegen die Beine des Pferdes aus ,
so dass man dasselbe , bei der für gewöhnlich
anempfohlenen Anzahl „ sweats “ und ausser-
gewöhnlich viel Arbeit , in seine beste Con-
dition bringen kann , so ist es immer besser ,
die grosse Menge Arbeit zu fordern , denn
durch das Schwitzen wird zwar auch gute Con-
dition erreicht , insoferne als das Fett aus dem
Zellgewebe und von den Organen dadurch
entfernt wird , aber die Muskulatur hat dann
nicht jene Härte und Spannkraft erlangt ,
welche ihr die harte Arbeit verleiht und welche
sie befähigt , ausserordentliche Leistungen
zu vollbringen . Auch auf den Athem ist die
Arbeit von grossem Einfluss , denn was man
„ guten Wind “ nennt , hängt zum grossen
Theile von der Muskelthätigkeit des Herzens
ab und dieses wieder wird durch die Arbeit
gestählt und gehärtet , wie irgend ein anderer
Muskel .
Daher kommt es , dass Pferde durch
das Schwitzen unter Decken zwar an-
scheinend in Condition gebracht werden
können , aber doch nicht „ fit “ sind , wenn
sie nicht hauptsächlich durch Arbeit ent-
fettet wurden . Gewöhnlich sind es gerade
die besten Pferde , welche die meiste Arbeit
thun müssen , um zu ihrer höchsten Leistungs-
fähigkeit zu gelangen , und das aus zwei
Gründen . Der Eine ist , dass sie ihr hartes
Fleisch nicht halb so leicht verlieren , als
Jene , welche von Natur aus weich und
schwammig sind . Der Zweite ist der , dass die
grossen Leistungen , zu denen solche Thiere
berufen sind , nicht erreicht werden können ,
bevor deren Bewegungs-Organe vollkommen
gereift sind und die höchste Ausdauer und
Spannkraft erreicht haben . Man versichert ,
dass die Trainers für Flachrennen in Eng-
9
land , als sie damit begannen , Pferde für
Steeple-chases herauszubringen , sehr erstaunt
waren , zu finden , dass diese plötzlich nach-
liessen und hoffnungslos geschlagen waren ,
trotzdem sie in ganz guter Condition zu sein
schienen . Das kam daher , dass diese Pferde
nur für Flachrennen gearbeitet und für
solche auch in sehr guter Condition waren ,
dass sie aber durch das Springen , welches
mit ihnen nicht geübt worden war , total
erschöpft wurden . Trotzdem , dass ihre körper-
liche Condition eine ganz vorzügliche war ,
fehlte es ihnen an der nöthigen Kraft in
jenen Muskeln , die beim Springen in An-
spruch genommen werden und welche wieder
nur durch Springübungen während des
Trainings gekräftigt werden können . Daraus
geht hervor , dass die Gewöhnung ein grosser
und wichtiger Factor in der Kunst ist ,
welche darin besteht , Thiere oder überhaupt
Individuen für grosse Leistungen zu be-
fähigen ; doch darf dabei nicht übersehen
werden , dass die erreichbare Grenze der
Bildungsfähigkeit bei den einzelnen Indi-
viduen enorm variirt , und dass durch die
Uebung und das Training nicht aus einem
Ackergaul ein Rennpferd gemacht werden
kann . Auch ist zu bedenken , dass durch
continuirliches Training und fortwährend
höher geschraubte Forderungen die Quellen
der Lebenskraft bald erschöpft würden und
der Organismus frühzeitigem Verfalle preis-
gegeben wäre .
In der Präparation für ein Zehn-Meilen -
Rennen muss dann noch mehr Arbeit
verlangt werden , als für ein Drei-Meilen-
Rennen , welches in Heats gefahren wird
In dieser Art von Rennen sind gewöhnlich
keine Spurts erforderlich , sondern der Sieg
wird zumeist durch , vom Anfang bis zu
Ende , gleichmässig beibehaltene Schnellig-
keit errungen werden . In neunzehn Fällen
aus zwanzig wird dadurch in einem Rennen
über so lange Distanz das gegnerische
Pferd , auch wenn es an Speed über-
legen sein sollte , unterliegen , ist es nicht
durch das Training befähigt worden seine
Schnelligkeit über die ganze Distanz beizu-
behalten . Ist ihm diese Fähigkeit nicht bei-
gebracht worden , so wird das Pferd entweder
von Zeit zu Zeit Spurts machen , welche
weit über jene Schnelligkeit gehen , mit der
es über die Distanz stehen kann , oder der
Fahrer wird sich mit ihm raufen müssen ,
um die Spurts zu verhindern und dadurch
sich und das Thier ermüden . In jedem dieser
9*
Fälle wird der Vortheil auf der Seite des
gleichmässig fortgehenden Pferdes sein
wenn sein Tempo eben scharf genug ist ,
um dem anderen Pferde keine Zeit zur
Erholung zu gönnen .
Vor Allem sollte kein Pferd , welches
nicht vom Hause aus zähe und vollkommen
gesund an seinen Beinen ist , für ein Zehn-
Meilen-Rennen engagirt und trainirt werden .
Sind diese Eigenschaften jedoch vorhanden ,
so wird die Arbeit ähnlich wie für Drei-
Meilen-Heats , nur etwas reichlicher be-
messen . So mache man also an zwei Tagen
in der Woche ein Viertheil und an den
anderen Tagen ein Achtel mehr Arbeit , als
für die bezeichneten Rennen . Gleichzeitig
achte man darauf , dass dem Pferde nicht
der Speed ganz genommen wird , dadurch ,
dass fortwährend in monotonem Tempo
fortgefahren wird . Sind auch die vielen
lebhaften Spurts , wie sie für das Training
auf die kürzeren Distanzen angerathen
wurden , jetzt nicht opportun , so muss das
Pferd doch so viel davon bekommen , dass
es frisch und lebhaft bleibt , ohne durch
das gleichmässige Forthämmern abgespannt
zu werden .
Die Präparation für ein Rennen über
so grosse Distanz dauert natürlich länger , als
die für ein anderes Rennen , denn man kann
ein Pferd nicht in ein paar Wochen dazu
bringen , dass es in scharfem Tempo über
zehn Meilen geht . Während der Vorbereitung
zu diesem Rennen gibt man dem Pferde so
viel Körnerfutter , als es auffrisst , und wäre
es selbst vierzehn oder fünfzehn Quarts per
Tag . Lange und scharfe Arbeit erfordert
viel und gutes Futter . Ein Pferd kann recht
gut , wenn es in gewöhnlicher Condition ist ,
eine anstrengende Tour machen , aber diese
Anstrengung ist unbedeutend im Vergleiche
zu jener , welche ein hartes Training von
dem Thiere Tag für Tag fordert . Es ist in
einem vorhergehenden Capitel gesagt worden ,
dass zu starke Fütterung , wegen der enor-
men Arbeit , mit der sie Hand in Hand gehen
muss , gefährlich für die Beine des Pferdes
sei ; bei einem Pferde jedoch , welches für
ein Rennen über zehn Meilen engagirt ist ,
muss eben vorausgesetzt werden , dass dessen
Beine jeder Anstrengung gewachsen sind .
Im Verlaufe der Präparation vor dem
ersten Trial wird es nöthig sein , dem Pferde
einen oder zwei Sweats zu geben ; nach
diesen kann man häufig mit sehr gutem
Erfolge die Arbeit vermehren , doch muss
sehr darauf geachtet werden , dass der Punkt
nicht überschritten wird , wo die Arbeit zu
strenge wäre . Der Trainer muss nun eben
die Wirkung , welche die vermehrte Arbeit
auf den Gesundheitszustand und die Beine
des Pferdes ausübt , genau beobachten .
Einen Anhaltspunkt wird ihm auch seine
Kenntniss des Pferdes von früher her und
die Abstammung desselben bieten , doch kann
er sich darauf allein nicht verlassen , sondern
muss Tag für Tag mit aller Sorgfalt die
Wirkung der höher geschraubten Forderun-
gen auf das Pferd beobachten . Den ersten oder
zweiten Tag nach Vermehrung der Arbeit wird
sich das Pferd wahrscheinlich noch ganz
wohl befinden , aber je weiter man vorschreitet ,
desto mehr wächst die Gefahr des Ueber-
arbeitens . Fünf Wochen vor dem Rennen
soll man mit Zehnmeilen-Pferden das erste
Trial anstellen , welches über zwei Meilen
mit zwei Drittel-Schnelligkeit gefahren
wird . Darnach kann das Pferd durch Be-
wegen im Schritte unter Decken in Schweiss
gebracht werden , und muss dann dasselbe
nach den früher angegebenen Regeln vor-
sichtig ausgekühlt und vor Zugluft bewahrt
werden .
Zehn oder zwölf Tage nach dem ersten
Trial soll das Pferd wieder über zwei Meilen ,
jedoch wiederholt gehen . Man fährt zuerst ,
wie oben , mit zwei Drittel-Schnelligkeit ,
legt ihm dann Decken auf und bewegt
es 25 Minuten lang im Schritte , wobei sich
wieder reichliche Schweiss-Absonderung
ergeben wird ; sodann wird nochmals über
zwei Meilen gefahren , diesmal jedoch mit
des Pferdes bester Schnelligkeit , das heisst
mit der besten Schnelligkeit , die es über
zwei Meilen entwickeln kann . Jetzt wird
das Thier wieder sorgfältig in Decken
gehüllt und im Schritte bewegt . Hat sich
das Pferd bei diesen beiden Trials gut
gezeigt , so ist anzunehmen , dass seine Con-
dition es zu Leistungen über lange Distanzen
befähigt . Die Arbeit muss nun nach bestem
Ermessen fortgesetzt werden und dient zur
Richtschnur die Art und Weise , wie das
Thier die letzten zwei Meilen zurückgelegt
hat und wie es sich darnach befindet . Zehn
Tage vor dem Rennen wird dann das letzte
Trial gemacht , und zwar diesmal über fünf
Meilen . Aus der Leistung in diesem Trial
und den Wirkungen desselben muss sich
der Trainer ein endgiltiges Urtheil über die
Condition des Pferdes bilden können . Für
solche Rennen ist eben so sehr gute Condition ,
wie natürliche Zähigkeit und Kraft er-
forderlich . Auch der erfahrenste Mann kann
sich darüber täuschen , ob die letzteren
Eigenschaften bei einem Pferde in genügen-
dem Masse für ein Zehn-Meilen-Rennen vor-
handen sind , wenn das Pferd eben noch
nicht ausprobirt wurde ; über die Condition
seines Pferdes aber muss sich der Trainer
immer klar sein .
Von dem Resultat des letzten Trials
und den Beobachtungen , welche man dabei
macht , wird die Taktik abhängen , die man
während des Rennens verfolgt . Kennt man
das Pferd als zähe und ist seine Condition
eine sehr gute , so thut man am besten daran ,
gleich in der Pace zu beginnen , welche man
meint durch das ganze Rennen festhalten
zu können , ohne sich darum zu kümmern ,
ob das gegnerische Pferd gleich mit einem
Spurt vom Start weg geht ; behält man sein
Tempo bei , so zwingt man dadurch den
anderen , dies ebenfalls zu thun , zu einer
Zeit , wo er schon etwas nachlassen möchte ,
um zu Athem zu kommen . Der Vorsprung ,
den der Gegner durch seinen Spurt vom
Start weg erzielte , wird auf diese Art bald
wettgemacht sein und derselbe wird sein
Pulver bald verschossen haben . Man darf
eben nicht vergessen , dass die Schnelligkeit
eines Pferdes , welches eben nur über
momentane Schnelligkeit verfügt , sehr rasch
abnimmt , sowie dasselbe beginnt zu ermüden ,
und dass ein gleichmässig beibehaltenes
Tempo , auch wenn es weit langsamer ist ,
als seine beste Schnelligkeit , schon Anfor-
derungen an die Ausdauer stellt . Hat das
gegnerische Pferd eine Achillesferse , so
wird man dieselbe auf diese Art ausfindig
machen . Lässt man dagegen zu , dass es nur
streckenweise sehr rasch geht und dann
Zeit hat , sich in langsamem Tempo auszu-
ruhen , so könnte es leicht für den End-
kampf noch etwas Extra-Speed übrig
haben und im letzten Momente mit einem
Spurt davon gehen . Folgt aber das aus-
dauernde Pferd unerbittlich Meile für Meile
nach und drückt stets auf die Pace , sowie das
schnelle Pferd dieselbe verlangsamen möchte ,
um sich zu einem neuen Spurt zu sammeln ,
so wird des Letzteren Speed bald ausser
Action gesetzt sein . Der Speed kann dem
Stehvermögen nur in Rennen über kurze
Distanzen gefährlich werden . Zehn Meilen
sind zu weit dafür .
XII .
Nachdem wir in dem letzten Capitel
auch die Vorbereitung des Trabers für
Rennen über grosse Distanzen besprochen
haben , ist unser Thema , das Training des
Traberpferdes , eigentlich erschöpft und es
erübrigt uns nur noch einige Worte über
das Fahren zu sagen , wenngleich es sehr
schwierig , wenn nicht unmöglich ist , darüber
Regeln aufstellen zu wollen . Zum grossen
Theile hängt die Art , wie ein Pferd ge-
fahren werden muss , von dessen Charakter
und Dispositionen und auch von der Methode
ab , nach welcher es eingefahren wurde .
Es kommt sehr häufig vor , dass der
Fahrer , der ein neues Pferd in seine Hand
bekommt , lange Zeit dazu braucht , um die
Wirkungen der fehlerhaften und rohen
Behandlung , der das Thier ausgesetzt war ,
zu beheben .
Bei der Dressur und der Auswahl des
Mundstückes werden meist die grössten Fehler
gemacht und die Pferde-Mäuler für alle Zu-
kunft verdorben . Wurde aber dem Pferde
sein Maul lebendig und empfindsam er-
halten , so wird es jeden leichten Druck auf
die Zügel spüren , und der Fahrer wird sich
ihm durch diese verständlich machen können .
Besonders beim Einfahren junger Pferde
soll man darauf achten , die Zügel , wenn
auch mit fester , so doch mit leichter Hand
zu führen . Der Fahrer kann das Thier
recht gut ohne Zerren , Reissen und con-
tinuirliches todtes Ziehen beherrschen , wenn
er nur ruhig bleibt , nichts Unüberlegtes
thut und mit gehöriger Sorgfalt und Geduld
zu Werke geht . Das Maul des jungen
Pferdes ist feinfühlig und man soll trachten ,
es so zu erhalten , weil dasselbe eben das
beste Communications-Mittel zwischen einem
guten Fahrer und dem Pferde bildet . Alles
was man von dem Traber verlangt , wenn
er in seiner vollen Schnelligkeit dahin-
stürmt , kann man am besten durch Ver-
mittlung der Zügel erreichen . Man kann
ein Pferd freilich auch durch einen Zuruf
aufmuntern oder durch einen Peitschenhieb
anfeuern , aber alle diese Behelfe haben nicht
die Hälfte des Werthes , der dem Spiel
der Zügel innewohnt , mit dem der ge-
schickte Fahrer das Beste aus dem ihm
anvertrauten Pferde herausbekommt , wenn
dasselbe eben ein lebendiges Maul hat .
Man richte also ein Haupt-Augenmerk
darauf , dass das Maul des Pferdes nicht
durch rauhe und grobe Zügelführung ver-
dorben werde . Zerrt und zieht man con-
tinuirlich an den Zügeln , ohne im Mindesten
nachzugeben , so wird das Pferd , in seinen
Bemühungen dem schmerzhaften Druck zu
widerstehen , sich bald auf das Gebiss legen ,
denn es wird merken , dass dadurch seine
Kiefer gewissermassen erstarren und ge-
fühllos werden . Dies geschieht nur zu bald
und das Maul des Pferdes ist für immer
verdorben . Es wird hart und fühllos und
das Thier ist nun auf bestem Wege , ein
vollkommen todtes Maul zu bekommen .
Bevor man ein Pferd gut fahren kann ,
muss man ausfindig gemacht haben , welches
Gebiss ihm am besten taugt . Dies kann
nur durch praktische Experimente fest-
gestellt werden . Man mache den Versuch
erst mit der Trense , dann mit der Stange ,
und man wird bei einiger Aufmerksamkeit ,
nach dem Gefühl in der Hand und der Art ,
wie das Thier den Kopf trägt , leicht heraus-
finden , welches das geeignete Gebiss für
den gegebenen Fall ist . Nun ist wieder
besonders beim jungen Pferde eine recht
zarte Zügelführung und Behandlung er-
forderlich ; ein ungeduldiger und heftiger
Mensch würde das best veranlagte Pferd
bald verderben . Der Gebrauch der Peitsche
ist im Allgemeinen möglichst zu vermeiden .
Manchmal muss man sie zwar anwenden ,
doch soll dies niemals geschehen , ohne dass
das Pferd weiss , wofür es geschlagen wird .
In Folge des Peitschenhiebes wird das junge
Pferd gewöhnlich in’s Geschirr springen ,
was der Fahrer meist mit einem recht
kräftigen Ruck an den Zügeln beantwortet ,
um das Pferd möglichst rasch wieder in
Trab zu bringen . Dies ist aber ein sehr
schlechtes Vorgehen und wunde Mäuler ,
verdorbene Temperamente und unreine
Gangarten sind die Folgen solcher Behand-
lnng Behand-
lung . Mit dem Strafen des Pferdes sollte
man immer sehr umsichtig zu Werke gehen ,
allezeit erst auf dem Wege der Güte sich
Gehorsam zu verschaffen suchen , und erst
wenn man sich überzeugt hat dass das
Thier aus Bosheit und nicht vielleicht aus
Furcht , Schmerz oder einem anderen Grunde
den Gehorsam verweigert , zur Strafe schreiten .
Wenn man straft , dann strafe man nach-
drücklich und ernsthaft , hüte sich aber
davor , das Pferd , wenn es in Folge der
Züchtigung fortbricht , gleich zusammen-
zureissen ; ein ruhiges Verhalten und ab-
wechselndes Nachgeben der Zügel wird bald
den gewünschten Erfolg haben , ohne die
Gefahren , welche ein ruckweises Zerren und
Reissen an denselben für das junge Pferd
in sich schliesst . Wurde das Thier gut ein-
gefahren , und hat es sich sein feinfühliges
Maul erhalten , so wird es jede Bewegung der
Hand eines guten Fahrers sofort verstehen
und derselben Folge leisten . Daraus folgt
jedoch , dass man sich hüten muss , unnöthige
Bewegungen mit den Zügeln zu machen ,
denn diese würden das Pferd nur verwirren .
Jedermann wird gerne zugeben , dass
das starke In- die-Hand-gehen der Pferde
ein Fehler ist , dem man schon bei der
Dressur möglichst entgegentreten muss ; es
gibt aber ganz gewiss Pferde , welche nicht
ihr Bestes thun können , wenn sie nicht
eine gewisse Stütze in der Hand des Fahrers
finden . Selbst bei diesen Letzteren aber
wird es nicht gut sein , fortwährend gleich-
mässig und schwer an den Zügeln zu hängen
sondern man soll sie abwechselnd fest ver-
halten , dann aber langsam und fast unmerk-
lich wieder nachlassen und auf diese Art
verhüten , dass das Gefühl in den Kinn-
laden ganz erstirbt . Selten wird ein Pferd
von Natur aus stark in die Hand gehen ;
es gibt solche von besonders feurigem Tem-
perament und welche daher , besonders wenn
sie in Gesellschaft mit anderen Pferden
gehen , hart in die Zügel drängen , aber ge-
wöhnlich ist dies doch nur eine Folge der
schlechten Zügelführung , der sie beim Ein-
fahren ausgesetzt waren .
Ein Pferd darf sich durch Geschirr und
Zäumung nicht im mindesten beengt und ge-
hindert fühlen , wenn es seine beste Leistung zu
Wege bringen soll . Wird es irgendwie ge-
drückt oder genirt , so geht es unter genau
so ungünstigen Bedingungen zum Start , als
wäre es krank oder steif . Man sieht manch-
mal Pferde aus dem Stalle auf die Renn-
bahn bringen , welche einerseits einen fest-
angezogenen Aufsatzzügel haben , um ihren
Kopf hoch zu halten und andererseits wieder
einen eben so fest angezogenen Martingal ,
um den Kopf herunterzuziehen . Ein so ge-
schirrtes Pferd hat nicht den mindesten
Spielraum für seine Bewegung und geht
wie in Eisen ; wird es dazu noch von einem
Fahrer gelenkt , der continuirlich in den
Zügeln hängt , ohne im mindesten nachzu-
lassen , so wird man leicht begreifen , dass
ein Pferd auf diesem Wege nicht seine
grösste Schnelligkeit erreichen kann .
Damit soll nicht gesagt sein , dass man
ein Pferd gar nicht im Zügel halten und
es seinen Kopf tragen lassen soll , wie es will ;
ganz im Gegentheile , aber zwischen dieser letz-
ten Manier und einem immerwährenden todten
Drücken auf die Kinnladen des Thieres liegt
der goldene Mittelweg . Der Druck , der auf
das Gebiss ausgeübt wird , muss genügend
sein , um gefühlt zu werden und dem Thiere
nebst einem Stützpunkte auch jenes Gefühl
der Sicherheit zu verleihen , auf Grund dessen
allein es sich in seinen schnellsten Trab zu
engagiren wagt . Mehr als dies wäre von
Uebel . Um das Maul lebhaft zu erhalten ,
muss der Druck von Zeit zu Zeit etwas ver-
schärft und gleich wieder vermindert werden .
Dies darf aber nicht durch ein Anziehen
aus dem ganzen Arm erfolgen , sondern eine
geringe Drehung im Faustgelenke , bei der
der Daumen aufwärts gerichtet und der
kleine Finger nach abwärts zu bewegt wird ,
ist genügend , um das Gefühl im Pferdemaule
wachzuhalten und das Thier etwas aufzu-
muntern . Die Zügel sind während dieses
Spieles sicher und fest zu halten , und dreht
man nicht beide Handgelenke gleichzeitig ,
sondern eines nach dem andern ; die Hände
sollen dabei ziemlich tief gehalten werden .
Der Fahrer soll weder vorgebeugt sitzen ,
noch sich zurücklegen und sein ganzes
Körpergewicht an die Zügel hängen ; er soll
aufrecht sitzen , und wenn er an den Zügeln
ziehen muss , dies nur mit der Kraft seiner
Arme thun . Viele Fahrer aber haben ihre
Arme vollkommen gestreckt , schlingen die
Zügel um die Faust und lassen dann ihr
todtes Körper-Gewicht auf die Zügel wirken ;
auf diese Art ist es natürlich unmöglich , den
Druck , der auf die Zügel einwirkt , zu con-
troliren , ihn nach Bedarf zu vermindern und
von Zeit zu Zeit aufhören zu lassen . Der
Fahrer , welcher nur seine Arme benützt ,
wird sein Pferd beherrschen ; derjenige aber ,
der mit um die Faust geschlungenen Zügeln
dem Pferde fortwährend sein ganzes Körper-
gewicht an die Kinnladen hängt , beherrscht
weder sich selbst noch das Thier , und wenn
das letztere hartmäulig ist , wird es sehr
bald mit dem Führer thun , was es will . Der
Grund davon ist , dass bei dem ohne Unter-
10
lass ausgeübten Druck das Gefühl im Pferde-
maule bald ganz erstirbt und dass das Thier
dann auch den stärksten Druck auf die
Kinnladen nicht mehr fühlt . Auch ist es
bei dieser Methode des Fahrens unmöglich ,
jenen kleinen , schraubenförmig aus den
Handgelenken kommenden Zügeldruck auf
das Gebiss auszuüben , der so ungemein sti-
mulirend und anfeuernd auf das Pferd wirkt .
Hat ein Pferd einmal die Bedeutung dieses
leisen , nur momenten auf die Zügel wirken-
den Druckes erfasst , so wird es nie erman-
geln , der Aufforderung Folge zu leisten ,
selbst wenn es ohnehin schon scheinbar mit
seiner grössten Schnelligkeit dahinfliegt .
Im Moment , wie es den kleinen vorüber-
gehenden Druck auf die Kinnladen fühlt ,
wird es sich zu einem neuen Spurt aufraffen
und sicherlich äusserst selten dadurch in
Galopp fallen , was ein feuriges Pferd bei
jeder anderen Anfeuerung nur allzuleicht
thun wird ; Niemand sollte daher versäumen ,
diese Art der Zügelführung anzuwenden ,
welche sehr leicht zu erlernen ist und von
dem Pferde meist rasch begriffen wird .
Was die Haltung der Zügel betrifft , so
ist vor Allem zu sagen , dass das Schlingen
derselben um die Hand absolut schlecht ist .
Am besten dürfte es sein , die Zügel derart in
die Hände zu nehmen , dass dieselben zwischen
kleinem Finger und Goldfinger jeder Hand
durchlaufen und zwischen Daumen und Zeige-
finger festgehalten werden ; die Hände werden
dann mit dem Rücken nach aufwärts nahe
beisammen gehalten , so dass man die Zügel
leicht kürzer greifen kann , ohne auch nur
einen Moment lang die Herrschaft über das
Pferd zu verlieren . Dies ist nun ein sehr
wesentlicher Punkt , bei dem manche Fahrer
häufig in Verlegenheit kommen ; bei der eben
angedeuteten Zügelhaltung ist das Verkürzen
jedoch sehr leicht vorzunehmen ; will man
zum Beispiel den linken Zügel verkürzen , so
ergreift man denselben hinter der linken
Faust mit Daumen und Zeigefinger der
rechten Hand , hält ihn fest und rutscht mit
der linken Hand nach Bedarf vor . In der-
selben Weise kann erforderlichen Falles
auch der rechte Zügel verkürzt werden , nur
dass natürlich die Hände dann ihre Rollen
wechseln .
Noch einmal sei hier darauf aufmerksam
gemacht , dass sehr complicirte und scharfe
Gebisse , welche harte Pferdemäuler gewöhn-
lich nur noch härter machen , thunlichst zu
vermeiden sind und dass der Fahrer trachten
10*
soll , mit recht einfachen Mitteln sein Ziel
zu erreichen . Hat ein Pferd ein gutes Maul
— und ein schlechtes wird immer nur durch
Fehler in der Dressur hervorgebracht —
so wird das leichteste und einfachste Gebiss
sowohl dem Fahrer wie dem Pferde die
besten Dienste thun .
XIV.
Ein sehr wichtiger Punkt beim Fahren
des Traberpferdes ist das Verhalten dem
einspringenden Pferde gegenüber . Im All-
gemeinen soll das Einspringen des Pferdes
möglichst verhütet und nicht hervorgerufen
oder encouragirt werden . Doch gibt es Fälle ,
wo dasselbe vom besten Einflusse auf die
Schnelligkeit und Ausdauer des Trabers ist .
Jedenfalls gibt es kein Pferd , das nicht
manchmal einspringen würde , auch wenn es
nicht ermüdet ist , und selbst der verläss-
lichste und ruhigste Traber wird durch einen
fehlerhaften Tritt dazu bewogen . Daher muss
man schon bei der Dressur darauf bedacht
sein , die Action des Pferdes auch in seinem
Galoppsprung zu bilden und zu bessern ,
denn gerade so gut als es blos von der
Dressur und dem Einfahren abhängt , ob das
Pferd ein gutes Maul bekommt oder ob es
hartmäulig und ein „ puller “ wird , so hängt
es auch blos vom Fahrer ab , ob er dem
Pferde die Kunst beibringen kann , durch
das Einspringen zu gewinnen — das heisst
an Raum nichts zu verlieren und etwas
durch den Wechsel in der Muskelthätigkeit
zu gewinnen — oder ob er das Pferd dahin
bringt , durch jedes Einspringen um unge-
zählte Längen zurückzufallen . Im ersten
Falle bleibt das Einspringen ohne schlimme
Folgen , im zweiten geht oft ein Rennen
dadurch verloren .
Darum darf das Traberpferd während
der Dressur nicht gleich zusammengerissen
werden , wenn es einspringt ; thut man dies ,
so nimmt das Thier die Gewohnheit an , nach
dem Einspringen , aus Furcht vor dem Riss
in’s Maul , von selbst einzuhalten und nahezu
stillezustehen , bevor es wieder antrabt , an-
statt aus dem Galopp selbst ohne Zeit- und
Raumverlust in Trab zurückzufallen . Viele
sonst sehr schnelle Traber verfallen in
diesen Fehler , der sehr leicht hintangehalten
werden kann dadurch , dass man dem Traber ,
wenn er während des Einfahrens einspringt ,
ein paar ordentliche Sprünge machen lässt ,
bevor man es versucht , ihn wieder in Trab
zu bringen . Sollte das Thier nach dem Ein-
springen von selbst zurückbleiben , so muss
es sogar durch Berührung mit der Peitsche
vorgetrieben werden , um ihm klar zu machen ,
dass seine Hauptaufgabe allezeit darin
besteht , möglichst rasch vom Fleck zu
kommen , so lange bis es angehalten wird .
Ist das Pferd eingesprungen , so darf
man , um es wieder in Trab zu bringen , den
Zügel nur an einer Seite anzuziehen und
bei demselben Pferde immer nur den Zügel
derselben Seite dazu verwenden . Viele
Fahrer benützen immer den linken , andere
den rechten Zügel ; dies ist aber nicht von
Bedeutung , ausgenommen in dem Falle , wo
man merkt , dass das Thier dem Zügeldruck
der einen Seite lieber gehorcht , als dem
der anderen . Dies lässt sich nur durch
Beobachtungen und Versuche ausfindig
machen , und ist dann natürlich immer der
Zügel der betreffenden Seite anzuziehen .
Nie soll man , wie bereits erwähnt , an beiden
Seiten gleichmässig die Zügel anziehen ,
damit bringt man ein Pferd nicht aus dem
Galopp in den Trab . Wird aber der Kopf
des Thieres seit- und aufwärts gezogen , so
wird es leicht und schnell wieder in Trab fallen .
Die Bewegung mit dem Zügel muss ähnlich
derjenigen vorgenommen werden , welche im
vorigen Capitel beschrieben und anempfohlen
wurde , um das Pferd anzufeuern und ihm
das Maul lebendig zu erhalten ; nur hat die
Bewegung hier kräftiger zu geschehen .
Der Fahrer darf auch , während er ver-
sucht , das Pferd durch den einseitigen
Zügel-Anzug aus dem Galopp in den Trab
zu bringen , nicht den Zügel der anderen
Hand ganz fahren lassen , sondern er darf
nur so viel Luft lassen , als erforderlich ist ,
damit der Kopf des Pferdes hinübergezogen
werden kann . Der Anzug mit dem Zügel
darf auch nicht ruckförmig erfolgen ; würde
er dies , so könnte das Pferd dadurch aus
seiner geraden Linie gebracht werden und
somit Raum verlieren , oder es würde in das
gegnerische Pferd hineinfahren , es kreuzen
etc . Der Anzug muss schnell und mit fester
Hand ausgeführt werden , darf aber nicht
heftig geschehen . Dieser Zügelgriff ist es
werth , dass man sich die Zeit und Mühe
nicht verdriessen lässt , die erforderlich ist ,
um ihn zu erlernen und ihn zur rechten Zeit
anzuwenden . Hat man dem Pferde begreiflich
gemacht , dass es durch das Einspringen nicht
Raum und Zeit verlieren darf , und hat man
die Art und Weise erlernt , wie man das
Thier nach dem Einspringen rasch wieder
zum Traben bringt , so ist damit ein grosser
Schritt vorwärts geschehen .
Es gibt Pferde , welche auch bei gerader
Kopfstellung durch einen an beiden Seiten
gleichmässig wirkenden Zügeldruck aus dem
Galopp in Trab gebracht werden können ,
doch kommen solche nur sehr vereinzelt
vor . Geht das Pferd nach dem Einspringen
wieder im Trab , so ist von Seite des Fahrers
die grösste Aufmerksamkeit nöthig , um es
darin zu erhalten . Uebereilt sich der Fahrer
und gibt er dem Pferde sofort den Kopf
wieder frei , so wie er es zum Traben ge-
bracht hat , so ist die Gefahr vorhanden ,
dass es wieder einen Fehler macht . Es ist
nöthig , das Thier bereits wieder ganz sicher
im Trab zu sehen , bevor man ihm die Zügel
nachlässt und es wieder zu vermehrter
Schnelligkeit auffordert . Das Nachlassen
darf auch nicht plötzlich geschehen , sondern
nur langsam und so , dass das Pferd nur
gradatim zur Länge und Schnelligkeit seines
Trittes zurückkehrt , anstatt dies durch eine
convulsivische momentane Anstrengung zu
thun .
Dies ist die Methode , welche der Fahrer
anwenden soll , um dem Pferde die Art
beizubringen , wie es sich beim Einspringen
zu verhalten hat und wie es ohne bedeutenden
Zeit- und Raumverlust wieder in Trab fällt .
Damit ist sicher nicht gesagt , dass man dem
Pferde das Einspringen lernen soll , zwischen
diesen beiden Dingen besteht ein grosser
Unterschied . Jeder vernünftige Fahrer wird
sich bemühen , seinem Pferde einen schnellen
Trab und die Fähigkeit , denselben über eine
grössere Distanz beibehalten zu können ,
beizubringen , wenn möglich ohne in Galopp
zu fallen . Allein es wurde schon im vor-
hergehenden Capitel darauf hingewiesen ,
dass auch das beste trabsicherste Pferd zu
Zeiten einspringen wird , und dieser Fall
muss demnach vorgesehen werden . Die Art
und Weise , wie ein Pferd einspringt und wie
es wieder in Trab zu bekommen ist , macht
einen bedeutenden Unterschied in der Qualität
des Thieres aus und kann von grösstem
Einflusse auf den Verlauf eines Rennens
sein . Darum unterscheide man genau zwischen
Beiden : dem Pferde einspringen zu lernen
ist unsinnig und muss verhütet werden ; aber
dem Thiere zu lernen , wie es , im Falle es
einspringt , dies thun soll , um dabei vorwärts
zu kommen , und wie es wieder unmittelbar
aus dem Galopp in Trab kommt , ist von
hohem Werthe und soll daher nicht über-
sehen werden .
Manchmal finden sich gute Fahrer auch
veranlasst , ihre Pferde während des Rennens
absichtlich einspringen zu lassen ; dies
geschieht jedoch nicht , um denselben gut
einspringen zu lernen , sondern in dem
Falle , wo man bemerkt , dass die Action
des Thieres an Leben verliert und nachlässt ,
und dass dessen Tritt unsicher wird . Ein
gutes , lebhaftes Einspringen wird in solchem
Falle das Pferd oft erstaunlich beleben
und muss daher versucht werden . Dies kann
auf zweierlei Art geschehen . Ist das Pferd
lebhaft , so gibt man ihm einen Peitschen-
hieb über die Dickbeine und lässt gleich-
zeitig die Zügel schiessen ; ein ordentlicher
Satz nach vorwärts wird die Folge sein , und
man wird das Thier , da man auf den Sprung
vorbereitet war , auch leicht wieder in Trab
zu bringen wissen . Die zweite Art besteht
in einem plötzlichen Ruck am Zügel , durch
welchen das Pferd aus seinem gleichmässigen
Tritt kommt und zum Einspringen bewogen
wird . Die erste der beiden Methoden ist
vorzuziehen , kann jedoch nicht auf jedes Pferd
angewendet werden . Es muss jedoch hier
noch hinzugefügt werden , dass , so nützlich
dieses absichtliche Einspringen manchmal
ist , man sich doch hüten soll , es oft anzu-
wenden , indem dann das Pferd leicht in
den Fehler verfallen könnte , die Sache aus
eigenem Antriebe auszuführen , womit es
für lange Zeit , wenn nicht für immer ver-
dorben wäre .
Eines soll noch möglichst vermieden
werden und geschieht nur allzuhäufig : Es
ist dies das Schlagen des Pferdes , wenn es
einspringt . Thut man dies , so wird das
Pferd ängstlich und weiss nicht mehr , was
es machen soll . Diese Unsicherheit , ver-
bunden mit der Furcht vor der Peitsche ,
macht die Gefahr des Einspringens immi-
nent Das Thier wird dann ängstlich , es
wagt nicht , sich in seinen schnellsten Trab
einzulassen , weil es sehr wohl fühlt , dass
dann die Gefahr des Einspringens — welches
ihm Schläge einträgt — nahe liegt , und
wird endlich nicht mehr wissen , was der
Fahrer von ihm verlangt und damit das
Vertrauen zu demselben verlieren . Was
kann man aber von einem so verschüchterten
Pferde erwarten ? Das Zutrauen des Pferdes
zum Fahrer und ein gegenseitiges Verstehen
ist von höchster Wichtigkeit . Es beruht
darauf zur Hauptsache der Erfolg des
Fahrens . Manche Menschen wissen dem
Pferde rasch Zutrauen einzuflössen und
erreichen damit nahezu wunderbare Leistun-
gen von den ihnen anvertrauten Thieren ,
während die Letzteren in einer anderen Hand
oft absolut nicht traben wollen . Das Pferd
ist eben ein viel klügeres und verständigeres
Thier , als man gemeinhin annimmt , und hat
der Fahrer kein methodisches System der
Behandlung , nach dem er vorgeht , ist er
heftig oder streng ohne Ursache , so wird er
auch nach langer Zeit noch nicht des Thieres
Zutrauen gewonnen haben . Ganz besonders
misstrauisch und schwer zu behandeln
werden Pferde dann , wenn sie mehrmals
ohne Grund gestraft wurden . In neun Fällen
unter zehn aber wird ein Pferd , wenn es
nicht weiss , wofür es gestraft wird , für den
Fehler des Fahrers gestraft und nicht für
seinen eigenen . Unter solchen Verhältnissen
kann dann kein Vertrauen zwischen Pferd
und Fahrer bestehen .
Wenn man zwei Pferde beobachtet ,
welche gewöhnt sind , zusammen zweispännig
zu gehen , so wird man leicht die Bemerkung
machen können , wie sehr die Schnelligkeit
und Sicherheit der Beiden davon abhängt ,
dass sie gegenseitig zu sich Vertrauen haben .
Jedes weiss dann , dass es sich auf den Kame-
raden verlassen kann und kennt genau die
Schnelligkeit , bis zu welcher es gehen darf .
Man spanne zu einem dieser Pferde ein
fremdes , vielleicht gleich schnelles oder
schnelleres dazu , und man wird sofort sehen ,
dass man nicht die frühere Schnelligkeit
herausbringen kann , bevor sich die Thiere
aneinander gewöhnt und sich kennen gelernt
haben . Für den Einspänner aber ist es gerade
so wichtig , dass er seinen Fahrer kennt und
Vertrauen zu ihm hat , wie für den Zwei-
spänner , dass er das Können und die Art
seines Kameraden kennt . Bevor nicht ein
gegenseitiges Einverständniss zwischen dem
Fahrer und Traber existirt , kann der
Letztere nie sein Bestes thun . Der sicherste
und kürzeste Weg aber , um dieses Ein-
verständniss herzustellen , besteht darin , dass
der Fahrer das Pferd mit Güte , wenn
auch mit einer gewissen Festigkeit behandelt ,
und dass er sich daran gewöhnt , sich dem
Thiere durch die Zügelführung verständlich
zu machen . Die Peitsche darf keine grosse
Rolle spielen in dem Umgang zwischen
Pferd und Fahrer während der Zeit , wo
der Letztere das Vertrauen des Thieres
gewinnen will ; dieselbe ist dann eher ein
Hinderniss als eine Hilfe .
Wir kommen jetzt zu dem letzten kriti-
schen Punkte in dieser Angelegenheit ,
nämlich zu dem Verhalten gegenüber dem
Thiere , welches aus Ermattung einzuspringen
droht . In einem längeren Spurt wird man
meistens Grund haben , ein Einspringen zu
befürchten , und muss dasselbe mit Sorgfalt
zu vermeiden trachten . Es gibt Fälle , wo
das Einspringen , wie vorher erwähnt , von
Nutzen sein , andere aber , wo durch
dasselbe Alles verloren gehen kann . Um
dem vorzubeugen , muss man den im
vorigen Capitel erwähnten leisen , sägenden
Zügeldruck anwenden und denselben in
kurzen Zwischenräumen wiederholen ; dies
wird das Thier beleben und anfeuern und
wird es das Einspringen vergessen machen ,
welches es eben noch geplant hat . Die
Anzeichen des Einspringens sieht man am
deutlichsten , wenn man den Kopf und die
Ohren des Thieres beobachtet . Und darum
soll jeder gewissenhafte Fahrer diese Theile
mit nimmer ruhender Aufmerksamkeit be-
trachten . Denn manch’ ein Rennen wurde
schon durch eine Nachlässigkeit in dieser Be-
ziehung verloren . Wer , besonders in dem
letzten Theile eines Rennens sein Pferd nicht
besonders scharf beobachtet und seine Auf-
merksamkeit ablenken lässt , wird leicht das
kleine , zuckende Ohrenspiel des Pferdes , das
dem Einspringen vorherzugehen pflegt , über
sehen , und ein Rennen , das er sonst recht gut
hätte nach Hause bringen können , nur durch
dieses Uebersehen verlieren .
Der Start der Traber .
Es ist sehr interessant , die verschiedenen
Arten zu beobachten , wie grosse Traber ihre
Arbeit beginnen . Nur sehr Wenige gibt es , die
vom Schritt oder gar vom Stande aus sich
sofort in volle Bewegung setzen und unver-
züglich correcten Trab anschlagen . Die weitaus
überwiegende Mehrzahl beginnt mit den ver-
schiedensten , oft merkwürdigsten Gangarten ,
bevor sie in’s richtige Tempo kommt . So hat
man an vielen berühmten amerikanischen
Trabern bemerkt , dass sie vom Flecke aus
erst ein Stückchen Weges in einem ganz un-
regelmässigen Passgange zurücklegen .
Viele andere bedeutende Traber humpeln
dagegen vom Start weg ganz unbeholfen , als
wären sie lahm , bis sie endlich in Schwung
kommen .
Das ist jedoch eine Erscheinung , die man
auch an Rennpferden findet , von denen viele
beim Beginne des Galopps sich anstellen , als
11
wären sie auf allen Vieren bocksteif . Das
gelungenste Beispiel dieser Art war wohl seiner
Zeit „ The Queen of Trumps “ , die berühmte
englische Stute von Velocipede aus der
Princess Royal , welche , als man sie für das
Oaks-Rennen sattelte , daher kam , dass alle
Welt schwor , sie sei stocklahm auf allen
Vieren , aber dann mit grosser Leichtigkeit
dieses Rennen und später das St. Leger
gewann .
Diese Unbeholfenheit und anscheinende
Steifheit eines Trabers in langsamen Gängen
und beim Antraben hat also nichts zu sagen ;
vielmehr ist es , wie schon erwähnt , eine Eigen-
thümlichkeit vieler ausgezeichneter Schnell-
traber und anderer Rennpferde . Gleichwohl
beeinträchtigt diese Gewohnheit unter Um-
ständen die Leistung des Pferdes wesentlich ,
in dem Falle nämlich , wenn der Start vom
Stande oder vom Schritt aus zu erfolgen hat
und das Pferd eben sehr lange braucht , bis es
in die gehörige Action kommt . In diesem
Falle muss dann wohl getrachtet werden , das
betreffende Pferd durch geeignete Mittel dazu
zu bringen , seine eigentliche Arbeit rascher zu
beginnen und im Momente des Startes nicht
mehr Zeit und nicht mehr Raum zu verlieren ,
als unbedingt nöthig ist .
In Amerika spielt das gar keine Rolle ,
weil dort im Fluge — im vollen Laufe ge-
startet wird . Die Concurrenten werden nämlich
dortselbst eine sehr bedeutende Strecke weit
hinter dem eigentlichen Startpunkte aufgestellt ,
setzen sich sodann in volle Bewegung und
passiren den Startpunkt schon in full speed .
Nur wenn sie dabei ziemlich gleich vorbei-
kommen , gilt der Start , im anderen Falle
werden alle sofort durch ein Glockenzeichen
wieder zurückgerufen . Auf diese Weise kom-
men oft zehn , auch mehr falsche Starts vor ,
bevor es gelingt , die Concurrenten halbwegs
« on even terms » zu entlassen .
Bei dieser Art zu starten , hat es daher
wenig zu sagen , wenn ein Pferd etwas länger
braucht , bis es in gehörigen Trab kommt ,
weil es weit genug vom eigentlichen Startpfosten
aufgestellt wird , um hinlänglich Zeit zu haben ,
bis dahin in vollen Gang zu kommen und weil
die Anderen , die etwa schneller in Gang
kommen , verhalten werden müssen , damit sie
in möglichst gleicher Linie den Startpunkt
passiren .
Dieselbe Weise — den fliegenden Start —
hat man in letzter Zeit und zwar mit bestem
Erfolge in Wien eingeführt .
11*
Anders steht die Sache auf jenen Renn-
bahnen , wo vom Schritt aus , oder bei den
Handicaps , wo gar vom Stande aus gestartet
werden muss , und wo jeder Augenblick Ver-
zögerung nach erfolgtem Start die Chancen
des Gewinnes verringert .
Glänzende Resultate des rationellen Trainings .
Die vorstehende Abhandlung über das
Training des Trabers glauben wir nicht besser
und wirksamer schliessen zu können , als mit
einer Darstellung der brillanten Erfolge , welche
das geschilderte amerikanische Training-System
in Verbindung mit einer ebenfalls nach richti-
gen Principien geleiteten Zucht in den letzten
Jahren aufzuweisen vermochte , Erfolge , die
sich von Jahr zu Jahr noch progressiv steigern .
Wir lassen daher zunächst eine Beschreibung
jener höchstinteressanten Rennen folgen , in
welchen die classischen Traber-Records der
Neuzeit erzielt wurden . Es sind dies der beste
Record der Welt , jener der Königin des
Traberturf , Maud S. , mit 2 : 10¼ , ferner der
zweitbeste der Welt , jener des Königs des
Traberturf , St. Julien mit 2 : 11¼ , weiters
der beste Zweijährigen -Record , welchen
die californische Stute Wildflower mit 2 : 21
erreichte , und endlich der Record von 2 : 11 ,
welchen Yellow Dock ( aber mit Running mate )
erzielte . Weiters lassen wir dann noch eine
Uebersicht folgen , welche die allgemeinen
Fortschritte der amerikanischen Traber-Records
in den beiden letzten Jahren 1881 und 1882
zeigt , um zum Schlusse eine Liste der durch
ihre Nachkommen erfolgreichsten Vaterpferde
der amerikanischen Traber-Race anzureihen .
St. Julien = 2 : 11¼ .
St. Julien , derzeit nächst Maud S. der
beste Traber der Welt , lief im Herbste 1879
die englische Meile in 2 : 12¾ , womit er die
beste Leistung des damaligen Königs des
Traberturf , Rarus , 2 : 13½ , um ¾ Secunden
schlug und somit an dessen Stelle auf den
ersten Platz trat . Das war in Californien am
25. October 1879 .
Im Sommer des folgenden Jahres — am
12. August 1880 zu Rochester — lief St. Julien
an einem und demselben Tage mit der Stute
Maud S. — aber jedes für sich — gegen Zeit ,
wobei sich beide in ihren Leistungen die Stange
hielten , aber beide den besten Record
St. Julien’s schlugen , indem jedes von ihnen
die englische Meile in 2 : 11¾ zurücklegte .
Zwei Wochen später , nach diesem grossen
Zeitmatch gegen Maud S. , lief aber St. Julien ,
diesmal allein , in Hartford wieder gegen
Zeit , woselbst er — obgleich dort die Bahn
nicht am besten ist — die Meile in 2 : 11¼
vollendete und dadurch wieder allein an die
Spitze trat .
Seither hat nun Maud S. am 18. Sep-
tember 1881 in Chicago den besten Record
der Welt auf 2 : 10¾ und am 11. August 1881
in Rochester auf 2 : 10¼ verkürzt , was St.
Julien wohl nicht mehr zu überbieten ver-
mochte , weshalb er jetzt mit dem zweiten
Range , mit dem Platze hinter der Vander-
bilt’schen Wunderstute , vorlieb nehmen muss .
Gleichwohl hofft sein Eigenthümer , Mr.
Hickock , ganz zuversichtlich , mit St. Julien
den letzten Record der Maud S. -Stute noch
zu übertreffen .
Für St. Julien wurden erst vor kurzem
von einem Consortium 50.000 Dollars geboten ,
aber vom Besitzer ausgeschlagen .
Wie bei Rarus , dem früheren Traber-
könige , der jetzt in Privatbesitz sich befindet
und auf keine Bahn mehr gebracht wird , muss
man auch bei St. Julien auf’s Lebhafteste
bedauern , dass ein so ausgezeichnetes Pferd
— ein Wallach und somit für die Zucht völlig
werthlos sei !
Seither hat St. Julien noch ein gross-
artiges Rennen gegen die famose Traberstute
Trinket gewonnen , welche gelegentlich des
September-Meetings 1881 der „ Gentleman
Driving Association “ die Meile in
2 : 14 mit grosser Leichtigkeit zurücklegte
und , nach der damals herrschenden Meinung ,
dabei noch lange nicht ihr Bestes that . Es
war dies eine Leistung der Stute , welche ihre
Partei bewog , sie gegen die besten Traber zu
engagiren , ohne selbst den gefürchteten
St. Julien auszunehmen .
Die Driving-Association setzte einen Preis
von 5000 Dollars , welcher dem Sieger ganz
gehören sollte , für die beiden Pferde aus und
brachte dadurch das äusserst interessante
Rennen zu Stande , welches ein zahlreicheres
und glänzenderes Publicum versammelte , als
man je bei einem Trabrennen gesehen . Als
Distanz war eine Meile festgesetzt worden ,
und wurde diese Strecke drei Mal gefahren .
St. Julien ging , trotzdem er den Sommer
über krank war , in Anbetracht seines früheren
Records ( 2 : 11¼ ) als leichter Favorit zum
Pfosten , doch fand auch Trinket sehr viele
Freunde . Das Rennen war für 3 Uhr Nach-
mittags angesagt worden . Es fungirten dabei :
Mr. Simeon Hoagland als Starter und
die Herren David Bonner und Samuel
Weeks als Richter ; die Zeitbemessung hatten
die Herren George Alley , A. N. Gillen-
der und A. H. Swiney übernommen .
St. Julien wurde von Hickock und Trinket
von Turner gefahren . Dieser Letztere
sprach sich vor dem Rennen noch dahin aus ,
dass er zwar dem Wallachen etwas mehr Speed
zutraue und darum erwarte , derselbe werde
bis zum halben Meilen-Pfosten führen , den
Heimweg aber werde sicher die Tochter des
Princeps vermöge ihres grösseren Stehver-
mögens zeigen .
St. Julien erschien zuerst auf der Bahn
und wurde , als er mit wahrhaft grossartiger
Action daher kam , vom Publicum mit nicht
endenwollenden Bravorufen begrüsst . Trinket
erschien bald darauf und wurde ebenfalls
sehr freundlich empfangen , obgleich ihre Gangart
weit weniger bestechend ist und nicht den
grossartigen Eindruck macht , wie die St. Julien’s .
Der Start war fliegend , wurde jedoch für das
erste Rennen durch die Ambition St. Julien’s ,
der mit colossalem Speed vom Platze wegging ,
zweimal vereitelt . Der dritte Versuch gelang
und zeigte die Stute mit einer Halslänge be-
günstigt ; sie vergrösserte ihren Vorsprung bis
zum Viertelmeilen-Pfosten , den sie in 32¼
Secunden erreichte , auf ungefähr eine Länge ,
musste jedoch dann die Führung St. Julien
überlassen , der die halbe Meile in 1 : 05 mit
einer klaren Länge vor der Stute zurücklegte .
Bei der dritten Viertelmeile war Trinket etwas
aufgekommen und hatte ihre Nase bis zu der
Flanke St. Julien’s vorgeschoben , der diese
Distanz in 1 : 40 hinter sich brachte . Von
der Gewinnseite bis 40 Yards vor dem Ziele
betrug der Vorsprung St. Julien’s blos eine
Kopflänge , dann aber ging er wieder etwas
vor und erreichte das Ziel in 2 : 14½ mit
einer Halslänge Vorsprung .
Das zweite Heat war eine ziemlich ge-
treue Wiederholung des ersten , mit dem
Unterschiede , dass St. Julien vom Start weg
führte , bei der Viertelmeile (34¼ Secunden )
um zwei Längen vor war , bei der halben
( 1 : 08¾ ) nur mehr eine Länge Vorsprung
hatte , der sich bis zum ¾ Meilen-Pfosten
( 1 : 43½ ) noch verringerte . Im letzten Viertel
wieder hart bedrängt , gewann St. Julien auch
diesmal , und zwar in 2 : 17¼ mit einer Länge
Vorsprung .
Auch das dritte Heat verlief sehr span-
nend und zeigte nach der halben Meile Trinket
auf gleicher Höhe mit St. Julien , der bis
dahin geführt hatte . Die Freunde der Stute
proclamirten schon ihren Sieg in diesem Heat ,
doch schien ihr das Tempo zu scharf zu sein ,
denn sie sprang in Galopp ein . St. Julien
machte sich diesen Umstand nicht zu Nutzen ,
denn auch er verlangsamte sein Tempo , als
die Stute zurückgehalten werden musste , und
man sah hier zum ersten Male während der
sämmtlichen Rennen , dass ihn Hickock
mit der Peitsche berührte . Hickock gab
nach dem Rennen an , dass es eine Eigen-
thümlichkeit St. Julien’s sei , sich mit einem
kleinen Vorsprunge zu begnügen , und dass
derselbe sein Bestes nur dann thue , wenn er
einen Gegner vor sich habe . Trinket verlor
daher durch ihr Galoppiren nicht viel Raum
und focht den Kampf wieder bis an’s Ziel
aus , dass sie ¾ Längen hinter St. Julien
erreichte , der diesmal die Meile in 2 : 16 zu-
rücklegte .
St. Julien blieb also in sämmtlichen Heats
Sieger und sind seine Zeiten für die einzelnen
Meilen folgende : 2 : 14½ , 2 : 17¼ , 2 : 16 .
Maud S. = 2 : 10¾ .
Im Nachstehenden geben wir den Bericht
über das grosse Zeitrennen der Maud S. , in
welchem dieselbe den Record von 2 : 10¾
erzielte .
Es war am 18. September , als Maud S.
in Chicago auf der Bahn des dortigen „ Jockey
and Trotting Clubs “ gegen Zeit startete .
Auf einen schönen Vormittag war ein
hässlicher , stürmischer Nachmittag gefolgt .
Der Wind fegte wild über die Bahn und von
mehr als einer Seite wurde der Zweifel laut ,
ob Maud S. bei solch’ ungünstigem Wetter
überhaupt laufen werde . Niemand aber hoffte ,
selbst für den besten Fall , auf einen guten
Record .
Da auch noch schwere Regenwolken
am Himmel aufzogen , die jeden Augenblick
in Gestalt eines Platzregens herunterzustürzen
drohten , fanden sich überhaupt nur etwa 1500
Menschen auf der Bahn ein . Das Schlimmste
an der Sache aber war , dass der Wind gegen
die Richtung blies , in welcher die Pferde zum
Ziele kamen , so zwar , dass ihn Maud S. gerade
im letzten und wichtigsten Theile der Bahn
gegen sich bekommen musste .
Um 4 : 45 Nachmittags erschien Mr . Bair
bei den Richtern und theilte ihnen mit . dass
er , um nicht die auf dem Turf Erschienenen
ganz um ihr Vergnügen zu bringen , die Stute
starten und sie eine schnelle Meile laufen
lassen werde , wenn auch keineswegs daran
zu denken sei , einen früheren Record zu
schlagen . Demgemäss verkündete auch der
Richter dem Publicum , dass nur zu dessen
Entschädigung Maud S. laufen werde , aber
wohl unter den misslichen Witterungsumständen
es nicht möglich sei , einen besonderen Record
zu erzielen .
Ein Viertel nach fünf Uhr kam Bair mit
der Stute in die Bahn und wurde mit leb-
haftem Applaus empfangen . Nachdem er sie
einige Male kurz hatte einlaufen lassen , begann
er seine erste Tour .
Auf den amerikanischen Bahnen geschieht
der Start bekanntlich fliegend , d. h. in vollem
Laufe , weshalb die Pferde schon weit vor der
Richterloge aufgestellt werden und beim Start
in vollstem Laufe auf dieselbe zukommen .
Passiren sie die Richterloge ziemlich glatt ,
respective gleichzeitig , so gilt der Start , im
anderen Falle werden sie durch die Glocke
wieder zu neuem Start zurückgerufen . Bei
den Zeit-Matches , wenn also ein Pferd allein
läuft , entfällt natürlich diese Nöthwendigkeit
und es wird ganz dem Lenker desselben über-
lassen , ob ein Anlauf als giltig zu betrachten
sei oder nicht . Es ist dabei dem Kutscher
erlaubt , den Anlauf von wo immer zu beginnen ,
nur muss er im Herankommen an die Richter-
loge dem Richter durch Nicken oder Schütteln
mit dem Kopfe anzeigen , ob der Start gilt
oder nicht . Hat er einmal genickt und hierauf
den Richter passirt , so gilt der Start , und das
Rennen wird als begonnen betrachtet . Wenn
er auch dann nicht die volle Bahn durchläuft ,
wird ihm dieser Start als misslungener Ver-
such angerechnet .
In dem sensationellen Zeit-Match zu
Chicago am 18. September nickte Mr . Bair
gleich beim ersten Anlaufe . In prachtvollem
Gange passirte Maud S. die Richter , leider
aber sprang sie gleich bei der ersten Biegung
in Galopp ein , was einen solchen Aufenthalt
verursachte , dass Bair diese Tour aufgab und
zu einem zweiten Versuche zurückkehrte .
Beim zweiten Male lief Maud S. schön
und in wunderbarem Gange , aber , wie es
schien , nicht mit jener Schnelligkeit ab , die
erforderlich gewesen wäre , um einen ausser-
ordentlichen Record noch zu schlagen .
„ 34 ! “ hiess es , als sie den ersten Viertel-
meilen-Pfosten passirt hatte .
34 Secunden hatte die Stute zur ersten
Viertelmeile gebraucht , und damit erschien
auch schon jede Möglichkeit ausgeschlossen ,
eine besondere Zeit zu erzielen , da ja die erste
Viertelmeile gewöhnlich schneller zu sein
pflegt , wie die letzteren . Man fand aber diese
verhältnissmässig schwache Leistung bei solchem
Sturme nur ganz begreiflich .
Nunmehr aber , als die Stute aus dem
Gegenwinde heraus war , nahm sie mit jedem
Schritte riesig viel Boden , mit dem Winde im
Rücken flog sie jetzt nur dahin !
Eine solche Schnelligkeit war noch nicht
gesehen worden .
Mit grösster Spannung erwartete alles
den Moment , wo sie den Halbenmeilen-Pfosten
passirt . Sie thut es mit unverminderter Ge-
schwindigkeit und — „1 : 04¾ “ , jubelt die
Menge , „ die zweite Viertelmeile in 30¾ ! “
Fort geht es mit Windeseile , wie getragen
von dem Sturme , in welchem sie einherläuft ,
bis in die Rundung , welche wieder in die
gerade Bahn nach Hause führt .
„1 : 36 “ , heisst es , als die Stute den dritten
Viertelmeilen-Pfosten passirt — sie hat die
dritte Viertelmeile in 31¼ Secunden vollendet
und somit eine halbe Meile , die zweite und
dritte Viertelmeile zusammen , in 1 : 02 ge-
laufen !
Das Publicum geräth über diese unerhörte
Leistung in frenetischen Enthusiasmus . Nun
ist der Sieg über die Zeit gewiss . Wohl biegt
die Stute jetzt in die gerade Bahn ein , wo
ihr der Wind direct entgegenkommt ; wohl
hemmt der enorme Luftdruck , der aus der
Summe der Windeseile und der Schnelligkeit
des Pferdes resultirt , sichtlich ihren weiteren
Flug ; die wackere Stute aber arbeitet sich
siegreich durch und nachdem sie den ersten
Anprall des Sturmes überwunden , folgt sie
willig den auffordernden Zurufen ihres Lenkers ,
der mehr auf ihr liegt , als hinter ihr sitzt , um
dem Winde möglichst wenig Fläche zu bieten
— und so schön wie sie begonnen , geht
Maud S. durch’s Ziel . Niemand ist im Zweifel :
„ Sie hat gewonnen ! “
Unter brausendem Beifall verkünden die
Richter ihre Zeit — den neuesten , besten
Record der Welt : 2 : 10¾ !
12
Die Zeiten für die einzelnen Viertelmeilen
waren sonach :
1. Viertelmeile 34 Geschwindigkeit 2 : 12
2. „ 30¾ ! „ 2 : 03
3. „ 31¼ ! „ 2 : 05
4. „ 34 „ 2 : 12
Summa 2 : 10¾
Sie hat ferner die zweite und dritte
Viertelmeile in zusammen 1 : 02 durchlaufen ,
was für die ganze Meile nur 2 : 04 ergäbe !
Die Stute hat also in der zweiten Viertel-
meile pro Secunde 13·08 Meter zurückgelegt ,
über die ganze Meile aber im Durchschnitte
eine Geschwindigkeit von 12 : 28 Meter bewiesen .
Pferd und Fahrer werden umringt und mit
Ovationen überhäuft , wie nie zuvor auf einer
Bahn . Es war ein grosser Tag , ein glänzen-
der Triumph für die erst sechsjährige Stute ,
für ihren Trainer und Kutscher , Mr. Bair , und
für ihren Eigenthümer , den Eisenbahn-König
und hundertfachen Millionär , Mr. Vanderbilt .
Maud S. = 2 : 10¼ !
Es war in Rochester am 11. August 1881 .
Für die Königin des Traberturfs war ein
eigener Preis ausgesetzt für den Fall , als es
ihr gelänge , ihren bisherigen besten Record
zu schlagen . Sie lief , wie immer , allein gegen
Zeit , nur war ihr diesmal zur Stimulanz ein
Rennpferd beigegeben worden , welches neben
ihr galoppirte und sie zur äussersten Kraft-
entfaltung animirte .
Das Wetter war herrlich , die Luft ruhig
und klar , die Bahn in ausgezeichneter Be-
schaffenheit . Enorme Menschenmassen waren
zusammengeströmt , nicht so sehr , um dem
Sport beizuwohnen , als um die Wunderstute
fliegen zu sehen — denn traben kann man
diese Gangart kaum mehr nennen !
Mr. Vanderbilt , der Eigenthümer der
Maud S. , war diesmal mit zahlreichen Freun-
den persönlich anwesend , um dem Triumphe
12*
des kostbarsten Juwels seines Stalles beizu-
wohnen .
Unter athemloser Spannung der ver-
sammelten Tausende wurde die „ Queen of
the Trotting Turf “ zum Start geführt . Es
war präcise um 3 : 30 .
Gleich der erste Anlauf zum Start gelang
vorzüglich . Maud S. lief das erste Viertel in
32¾ , die erste halbe Meile in 1 : 05¼ . Von
da ab wurde das beigegebene Rennpferd , das
bisher etwas hinter ihr gelaufen war , ganz bis
zu ihr vorgelassen , was sie derart in Gang
brachte , dass sie das dritte Viertel in 1 : 37½
erreichte und die volle Meile in 2 : 10¼
vollendete .
Ihre Zeiten für die einzelnen Viertel waren
also folgende :
Erstes Viertel 32¾
zweites 〃 32½
drittes 〃 32¼
viertes 〃 32¾
Summa 2 : 10¼ .
Maud S. hat also in Rochester , was bisher
noch keinem Pferde gelang , alle vier Viertel
uuter unter 33 Secunden gelaufen !
Man kann sich den Enthusiasmus und
den Jubel vorstellen , den diese neuerliche ,
colossale Leistung der wunderbaren Stute unter
allen Anwesenden hervorbrachte .
Nach diesem neuesten glänzenden Record
ist kaum mehr zu zweifeln , dass es der
Maud S. noeh gelingen werde , den besten
Record der Welt auf rund 2 : 10 herabzusetzen
und damit eine Leistung zu vollbringen , die
man noch vor wenigen Jahren in Amerika
selbst kaum für wahrscheinlich gehalten hat .
Grossartige Leistung einer zweijährigen
Stute .
Wildflower = 2 : 21 !
Die Leistung Sweetheart’s , der im Herbste
1880 in San Sacramento die englische Meile
in 2 : 26½ zurücklegte und damals für
diese That als ein wahres Weltwunder
gepriesen wurde , ist also bereits und zwar
um ein Bedeutendes überboten worden .
Niemand war auf dieses Ereigniss vor-
bereitet gewesen und daher war auf der
Bahn von Bay District , San Francisco , wo
dasselbe stattfand , lange nicht so viel
Publicum anwesend , als sich eingefunden
hätte , wenn die Leistung Wildflower’s hätte
vorher gesehen werden können .
Am 23. October 1881 fand in San Fran-
cisco , auf der oben bezeichneten Bahn , ein
Trabrennen statt ; die erste Programm-
Nummer bestand in einem Preise für Zwei-
jährige , welche den Kentucky-Record von
2 : 31 schlagen könnten ; Wildflower , im Be-
sitze der Palo Alto Stud Farm , trat allein
in die Schranken , um sich in den harten
Kampf gegen Chronos einzulassen . Ein
schwärmerischer Berichterstatter im „ Fran-
cisco Chronicle “ vergleicht die Stute , als
sie schön und glänzend in der Arena er-
scheint , mit der berühmten Atalanta der
Alten , die nur den zum Gatten annehmen
wollte , der sie im Wettlaufe besiegen
konnte .
Der Start gelang gleich beim ersten
Versuche und ging Wildflower mit so viel
Speed vom Platze , dass man dachte , sie
würde nicht weit kommen , ohne zu galoppi-
ren . Dies traf jedoch nicht zu und die Stute
erreichte den Viertelmeilen-Pfosten in 35¼ ,
legte die halbe Meile in 1 : 09½ , drei Viertel-
meilen in 1 : 44¾ und endlich die volle
Distanz in 2 : 21 zurück , ohne den mindesten
Fehler zu machen .
Wildflower erreichte das Ziel unter den
lauten Beifallsbezeugungen des Publicums ,
welche nicht mehr enden wollten , als die
Zeit , welche sie aufgewendet hatte , officiell
bekanntgemacht wurde und man daraus
entnehmen konnte , dass es ihr nicht nur
gelungen war , den besten Record der Zwei-
jährigen bedeutend zu verbessern , sondern
dass sie auch den bisher unerreichten Drei-
jährigen-Record des Phil . Thompson schon
in ihrem zweiten Jahre erreicht hatte . Der
Enthusiasmus , mit welchem dieses Resultat
begrüsst wurde , das einen weiteren grossen
Fortschritt der amerikanischen Traberzucht
bedeutet , ist unbeschreiblich .
Wildflower ist im März 1879 geboren ;
ihr Vater ist Electioneer , ihre Mutter May-
flower v. St. Clair . Sie ist sehr schön und
bloodlike , was die Annahme bekräftigt , dass
St. Clair , dessen Pedigree nicht genau be-
kannt ist , gutes Blut in den Adern gehabt
hat , was übrigens fast alle seine Stuten be-
weisen . Wildflower ist 15¼ Faust hoch , hat
einen rein geschnittenen , hübschen Kopf ,
breite , schön entwickelte schräge Schultern ,
sehr viel Tiefe und ein enorm kräftiges
Hintertheil , welches ihren colossalen Nach-
schub ermöglicht . Sie ist freundlich , intelli-
gent , von sehr gutem Charakter und ihr
Gang war , mit Rücksicht auf ihre Jugend ,
bereits so vollendet , dass Mr. Covey , der
die Stute trainirt hat , für die Art und Weise ,
in der er ihre Erziehung leitete , volle An-
erkennung verdient . Auch darf der meister-
hafte Styl , in dem Mac Gregor sie zum
Siege steuerte , nicht ohne Erwähnung bleiben .
Edward und Dick Swiveller .
Eine Meile zweispännig in 2 : 16¾ !
Eine geradezu ganz phänomenale Traber-
leistung ist folgende : Am 13. Juli 1882 wurde
im Gentlemen’s Driving Park zu Morrisania
die englische Meile zweispännig in zwei
Minuten sechzehn drei Viertel Secun-
den zurückgelegt und dadurch der bis dahin
beste Zweispänner-Record für die Meile um
fast drei volle Secunden (2¾ ) übertroffen !
Diese Leistung ist eine so colossale ,
dass dieselbe nicht verfehlt hat , auch in
Europa allüberall die grösste Sensation in
jenen Kreisen zu erregen , die für eine
solche Performance das nöthige Verständniss
besitzen .
Auf dem Traberturf , wie auf dem Turf
überhaupt , geschieht es nur allzuhäufig ,
dass bei Gelegenheiten , die als ganz ausser-
ordentliche angekündet werden , und bei
denen man mit Recht glaubt , ganz Un-
gewöhnliches erwarten zu dürfen , schliesslich
gar nichts Besonderes vorfällt und die Lei-
stungen sich nicht über das Niveau des
Alltäglichen erheben . Dann gibt es wieder
Fälle , bei denen man gar nichts Ausser-
ordentliches erwartet , und dafür einem
kleinen Häuflein Anwesender eine ganz
exceptionelle Leistung geboten wird . Ein
Fall letzterer Art war es , als am 13. Juli
1882 Edward und Dick Swiveller den Re-
cord der Zweispänner auf 2 : 16¾ herab-
setzten in einem Laufen , wie es Niemand
von den Zusehern jemals von irgend einem
anderen Paare so grossartig noch gesehen
hatte !
Dick Swiveller ist ein brauner Wallach
von Walkill Chief aus einer Stute , die von
Sayre’s Harry Clay stammt . Sein bester
Record einspännig ist 2 : 18 .
Edward ist ein Fuchs-Wallach von Fisk’s
Hambletonian aus einer Stute von Ohio Bachus .
Edward’s bester Record einspännig ist 2 : 19 .
Das Paar gehört Mr . Frank Work in
New-York . Derselbe hat Edward im Jahre
1878 gekauft , bald nachdem derselbe seinen
besten Record von 2 : 18 erzielte , und zwar
bezahlte er 12.000 Dollars für denselben .
Er beabsichtigte ihn mit Bill Thunder ein-
zuspannen ; da sich aber dieser für Edward
bald als nicht schnell genug erwies , so
kaufte nun Mr. Work zu diesem noch Dick
Swiveller , für den er 15.000 Dollars baar
und einen anderen Traber gab , der ihm
ebenfalls 3000 Dollars gekostet hatte , so
dass ihm das Paar glatt auf 30.000 Dollars
zu stehen kommt .
Dieses Paar fand sich bald ganz vor-
züglich zusammen und seine brillanten
Leistungen wurden in kürzester Zeit zum
ständigen Tagesgespräch für die New-
Yorker Sportwelt . Zahllose Male lief das
Paar die Meile unter 2 : 22 , sehr oft unter
2 : 21 und am 27. September 1881 lief es
die Meile in 2 : 19½ .
Die grossartige neueste Leistung dieses
Paares kam in Folge einer verhältnissmässig
kleinen Privatwette zu Stande. Mr. Knapp
von New-York bot dem Besitzer eine Wette
von 1000 Dollars an , das Edward und Dick
Swiveller die Meile nicht unter 2 : 20 zurück-
zulegen vermöchten . Mr. Work hielt die
Wette und — gewann sie glänzend . Mr.
Work kutschirte das Gespann selbst und
zwar in seinem gewöhnlichen Strassenwagen
( Kutschirwagen ) , welcher 110 Pfunde wiegt .
Anwesend bei der Wettfahrt waren von
officiellen Persönlichkeiten der Traberwelt
die Herren George B. Alley von New-
York , Mr. Myron B. Bush von Buffalo und
Samuel J. Morgan , welche als Richter
fungirten .
Die Geschichte des denkwürdigen Ren-
nens ist bald erzählt ; das Paar startete
etwa eine Viertel-Meile vor der Richter-
loge , kam in vollstem Laufe an dieselbe
heran , der Besitzer liess gleich den ersten
Versuch gelten , die Pferde flogen mehr , als
sie liefen , wobei sie nicht ein einziges Mal
auch nur Miene machten , aus ihrem herrlich
reinen Trab zu kommen , und das Resultat
war : Die Meile in 2 : 16¾ .
Die Geschwindigkeit des Paares spottet
jeder Beschreibung ; sein Laufen besonders
in der ersten Hälfte des Rennens war
geradezu mörderisch . Die Viertel-Meile An-
lauf ( bis zum Richterpfosten ) hatte das
Gespann in 35 Secunden zurückgelegt . Die
erste Viertel-Meile im eigentlichen Rennen
wurde in 33¼ ( ! ) , die erste halbe Meile
aber in 1 : 05 ( !! ) zurückgelegt . Das gibt
also für die erste halbe Meile eine Schnel-
ligkeit von 2 : 10 per Meile ; für die zweite
Viertel-Meile aber , die sonach gar in 31¾ ( !!! )
Secunden durchmessen wurde , gar eine
Schnelligkeit von nur 2 : 07 per Meile ! — —
Der Dreiviertel-Meilen-Pfosten wurde in
1 : 40 passirt , das Ziel aber in 2 : 16¾ erreicht .
Für die einzelnen Viertel-Meilen ergeben
sich sonach folgende Zeiten :
Secunden
Anlauf 35
Erste Viertel-Meile 33¼
Zweite 〃 〃 31¾
Dritte 〃 〃 35
Vierte 〃 〃 36¾
Record = 2 : 16¾
Der 13. Juli 1882 bildet demzufolge
fortan einen der glänzendsten Tage in der
Entwicklung des amerikanischen Traber-
sports und der Bericht über die grandiose
Leistung , welche Edward und Dick Swiveller
an diesem Tage vollbracht , eines der stol-
zesten Blätter der transatlantischen Turf-
geschichte .
Yellow Dock contra Billy D.
Yellow Dock trabt die Meile in 2 : 11 .
Noch im letzten Theile der ameri-
kanischen Traber-Saison des Jahres 1882
wurde zum allgemeinen Erstaunen der dor-
tigen Trabersportsmen ein bisher bestehender
„ bester Record “ über den Haufen geworfen .
Es geschah dies am 2. November 1882 in
Providence , Rhode Island , gelegentlich eines
Matches um 2000 Dollars Einsatz zwischen
Mr. J. B. Barnaby’s Fuchs-Wallach Billy D.
und Mr. Aden Alexander’s Fuchs-Stute
Yellow Dock , jedes mit einem Begleitpferde
( running-mate ) .
Nicht allen europäischen Trabersports-
men dürfte die Art und Weise bekannt
sein , in der ein Trabrennen mit „ running-
mate “ stattfindet und geben wir daher im
Nachstehenden eine kleine Erklärung davon .
Der „ running-mate “ ist ein ga-
loppirender Begleiter des Traberpferdes , und
zwar sind beide Pferde an einen Rennwagen
gespannt , jedoch derart , dass das galoppirende
Pferd die Last des Wagens und Fahrers
allein zu ziehen hat , während der Traber
nahezu frei nebenher läuft und nur durch
den Zügel am Einspringen in Galopp ver-
hindert wird , sonst jedoch seine ganze Kraft
dem Laufen allein zuwenden kann und
keinen Bruchtheil davon auf das Ziehen des
Gewichtes aufzuwenden hat .
Ist es nun auch ganz klar , dass die
Leistung eines gewöhnlichen Trabers , der
das Gewicht des Wagens und Fahrers selbst
zu ziehen hat , jedenfalls eine bedeutend
grössere ist als die desjenigen Pferdes , das
einen Theil der Arbeit einem Gehilfen auf-
bürden kann , so lässt sich andererseits doch
auch wieder nicht leugnen , dass ein Traben
mit running-mate einen grossen Werth be-
sitzt , als Massstab für die reine Schnellig-
keit , die ein Traber besitzt , und dann darf
auch nicht vergessen werden , dass es nicht
so ganz leicht ist , einen passenden running-
mate für einen Traber zu finden ; nicht jedes
Rennpferd eignet sich hiezu , denn es be-
steht ein grosser Unterschied darin , ob ein
Pferd mit einem leichten Gewicht am Rücken
über den elastischen Turf läuft oder ob es
ein verhältnissmässig schweres Gewicht über
die harte Traberbahn zu ziehen hat . Auch
wird es mehr Schwierigkeiten bieten , den
Traber in seiner Gangart zu erhalten , als
beim gewöhnlichen Einspänner , wenn auch
das Kutschiren eines Traber-Zweigespannes
in dieser Hinsicht höhere Anforderungen
an den Fahrer stellt .
Erst vor ungefähr 15 Jahren fand in
Amerika das erste derartige Rennen um
einen Geldpreis statt , doch wurde diese
Art der Bespannung schon früher , meist
zum Schulen von Trabern , benützt . Als
damals Ethan Allen in seinem Rennen gegen
Lanterne , jedes mit running-mate , die Meile
in 2 : 15 zurücklegte , da wurde seine Leistung
für etwas Ausserordentliches gehalten und
man dachte , dass sie wohl schwerlich mehr
würde übertroffen werden . Nun ist diese
Ziffer ein längst überwundener Standpunkt
und es haben seither acht Pferde den Re-
cord erreicht oder geschlagen , bis nun
Yellow Dock denselben soweit herabgedrückt
hat , dass ihre Leistung nur noch von der
Königin des Traber-Turf Maud S. überragt
wird .
Was aber der Leistung Yellow Dock’s
einen ganz besonderen Werth verleiht , ist
der Umstand , dass dieselbe in einem Rennen
Pferd gegen Pferd zu Wege gebracht wurde ,
was noch nie vor ihr einem Traber gelang ,
indem die Records der Maud S. von 2 : 10¼
und 2 : 10¾ — die einzigen , die den ihrigen
übertreffen — gegen Zeit gemacht wurden ,
gerade so wie die grossen Leistungen
St. Julien’s .
Das Match zwischen Yellow Dock und
Billy D. erregte umsomehr Interesse , als
der Letztere bisher den besten Record
( 2 : 14¼ ) für diese Art Rennen zu ver-
zeichnen gehabt hatte und als der Einsatz ,
um den gefahren wurde , ein sehr bedeutender
war . Viele tausend Zuseher waren anwesend
und die Wetten , welche auf den Ausgang
des Rennens abgeschlossen wurden , waren
sehr beträchtlich .
Das Rennen wurde in drei Heats ge-
fahren und wurde Yellow Dock von John
Murphy und Billy D. von Dan Mace ge-
steuert . Als Richter fungirten die Herren
John Shepard von Boston , F. D. Stevens
von Fall River und W. D. Welch von New-
York . Für das erste Heat , in welchem
Billy D. heisser zweiter Favorit war , konnten
die Pferde erst nach langem Verzuge ent-
lassen werden und verlor Yellow Dock fünf
13
Längen beim Start , als endlich das Zeichen
gegeben wurde . Die Viertelmeile erreichte
der Führende in 34 Secunden und hatte
Yellow Dock hier bereits zwei Längen ein-
gebracht ; die halbe Meile passirte bereits
Yellow Dock in 1 : 09 , als Führende , ¾ Meilen
legte die Stute in 1 : 41½ zurück , machte
dann einen kleinen Fehler , der jedoch bald
eingebracht wurde und langte nach 2 : 16¾ ,
ein gutes Stück vor Billy D. , ein .
Nun trat ein gewaltiger Umschwung
in den Wetten ein und verdrängte die Stute
den Wallach von der Stellung eines Favorit .
Nach Verlauf einer Stunde begann das
zweite Heat und ging hier wieder Billy D.
mit der Führung weg , doch hatte er dies-
mal blos eine Länge profitirt . Die Viertel-
meile wurde wieder in 34 Secunden zurück-
gelegt , doch führte hier bereits die Stute
mit fünf Längen , die dann die halbe Meile
in 1 : 09½ und dreiviertel Meilen in 1 : 49 ,
das ist 7½ Secunden langsamer , als im vor-
hergehenden Heat trabte . Das Ziel erreichte die
Stute in 2 : 18 , anscheinend als leichte Sie-
gerin mit zwei Längen vor Billy D.
Das dritte Heat konnte , nachdem be-
reits die Dunkelheit herangebrochen war
erst am folgenden Tage ausgefochten werden
Billy D. wurde nicht mehr von Dan Mace
sondern von Tommy Foster gefahren . Yellow
Dock ging diesmal mit colossalem Speed
vom Platze , legte die Viertelmeile in 32½
und die halbe Meile in 1 : 04¾ zurück ,
während Billy D. , der durch Galoppiren
viel Terrain eingebüsst hatte , noch beim
Viertelmeilen-Pfosten war und dann an-
gehalten wurde . Die Stute hatte mittler-
weile drei Viertelmeilen in 1 : 38½ erreicht
und flog endlich unter donnerndem Beifall
der Zuseher in 2 : 11 durch das Ziel . Die
Zeiten der Siegerin für die einzelnen Heats
sind demnach : 2 : 16¾—2 : 18—2 : 11 .
13*
Die besten Traber-Records in Amerika 1881 .
Die Verbesserung der Traber-Records in
Amerika hat in der Saison 1881 schon ganz
ausserordentliche Fortschritte gemacht .
So wurde für’s Erste der beste Record
vom Jahre 1880 , jener der Maud S. mit
2 : 10¾ , um eine halbe Secunde , das ist auf
2 : 10¼ , vervollkommnet , so dass diese phäno-
menale Stute in der That nur mehr eine Viertel-
secunde von dem vor einigen Jahren noch für
ganz unerreichbar gehaltenen reinen 2 : 10
trennt . Der Fortschritt war , wenn auch ziffern-
mässig für den Laien anscheinend minimal , so
doch für den Fachmann ein ganz colossaler ,
weil schon unter 2 : 20 jede Viertelsecunde
eine enorme Anstrengung bedingt und daher
eine colossale Leistung repräsentirt ; unter
2 : 14 aber schon ganz Unglaubliches dazu ge-
hört , um durch die äusserste Anstrengung der
Kräfte immer noch ein Viertel und noch ein
Viertel ersparen zu können !
War aber diese Verbesserung des besten
Records der Welt schon eine neue gewaltige
Errungenschaft der Zucht und des Trainings
von Trabern in Amerika , so war die allge-
meine Verbesserung der Records ein noch
viel bedeutenderes Moment . Die Liste jener
amerikanischen Traber , welche 1881 die
englische Meile in oder unter 2 : 30 liefen
weist nicht weniger als zweihundertneun
und fünfzig Namen auf !
Wenn man diese enorme Ziffer be-
trachtet , erscheint es Einem kaum mehr
glaublich , dass es erst verhältnissmässig
kurze Zeit her ist , dass überhaupt zum
ersten Male ein Pferd die Meile in 2 : 30
trabte .
Im Jahre 1853 noch war die Leistung der
Mary Highland , welche einen Record von
2 : 27 erzielte , die beste der Welt . Als dann
1859 Flora Temple die Meile zum ersten Male
unter 2 : 20 , nämlich in 2 : 19¾ vollendete , war
die Traberwelt darüber ausser sich , und die
genannte Stute wurde als ein wahres Wunder-
thier angestaunt .
Dann kam Dexter , und weiterhin folgten
alle die vielen Anderen , die seither immer
bessere und grossartigere Records erzielten ,
bis auf Maud S. , die endlich den Zeiger auf
der Record-Uhr schon so nahe an die nackten
2 : 10 heranrückte .
Von den 259 Namen von Pferden , welche
1881 eine Performance von 2 : 30 oder darüber
erzielten , erscheinen 134 zum ersten Male in
der 2 : 30-Liste , während 70 schon darin
figurirten , aber ihre Records noch verbesserten ,
während 55 , die früher ebenfalls schon zu ihr
zählten , ihre Records im laufenden Jahre ver-
schlechterten , aber immerhin sich innerhalb
der Grenze von 2 : 30 zu halten wussten .
23 Namen unter den 259 weisen Leistungen
in oder unter 2 : 20 auf .
Die ausserordentlichste Aufmerksamkeit
verdienen aber die sensationellen Fortschritte
der jungen Pferde : Die Fünfjährigen , die
Vierjährigen , die Dreijährigen , ja selbst die
Zweij ährigen ( ! ) haben im erwähnten Jahre
Records erzielt , die in früheren Jahren nur
bedeutend ältere Pferde zu Wege brachten .
Vor sechs Jahren war der beste Record eines
Drei jährigen 2 : 31 ; in der Saison 1881 wurde
diese Leistung von Phil Thompson um volle
zehn Secunden geschlagen . Im Jahre 1875
erregte es in den Turfkreisen das höchste
Aufsehen , als der zweij ährige Rapphengst
Doble eine Meile in 2 : 40¾ lief ; — 1881
brachte Wildflower in Californien den besten
Record der Zweij ährigen schon unter 2 : 20
herunter ! Wie lange , so frägt man sich
staunend , und bis wie weit wird das noch so
fort gehen können ? —
Im Nachstehenden folgt eine Uebersicht
jener Pferde der 2 : 30-Liste des Jahres 1880 ,
welche in der Saison 1881 ihre Records noch
verbessert haben :
RECORD .
1880 1881
Maud S. 2.10¾ 2.10¼
Trinket 2.19¼ 2.14
Piedmont 2.21¼ 2.17¼
So So 2.24 2.17¼
Edwin Thorne 2.23 2.17½
Santa Claus 2.18 2.17½
Josephus 2.25 2.18
Kate Sprague 2.24 2.18
Rober Mac Gregor 2.27 2.18
Alexander 2.21½ 2.19
Fannie Witherspoon 2.26 2.19¾
John S . Clark 2.30 2.19¾
Humboldt 2.30 2.20
Silverton 2.22¼ 2.20¼
William H. 2.24 2.20¼
Voltaire 2.21 2.20¼
Pilot R. 2.22½ 2.21¼
Jersey Boy 2.21½ 2.21¼
Charlie Champlin 2.24¾ 2.21¾
Bateman 2.22¼ 2.22
Brigadier 2.22½ 2.22
1880 1881
Calmar 2.23¼ 2.22
Helene 2.27 2.22
Gibraltar 2.24½ 2.22½
Little Sioux 2.30 2.22½
Nancy 2.23½ 2.22½
Sweetheart 2.26½ 2.22½
John R. 2.28 2.23
Minnie R. 2.24 2.23
Pickard 2.24½ 2.23
Robert Lee 2.25½ 2.23
Argonaut 2.26¼ 2.23¼
Belle Echo 2.28¾ 2.23¼
Fred Casey 2.26 2.23¼
Unolala 2.27½ 2.23¼
Wizz 2.23½ 2.23¼
Fashion 2.29 2.23½
Goldfinder 2.26 2.23½
Abdallah Boy 2.25 2.24¼
Belle Ooakley 2.25 2.24¼
Wagner’s Bashaw 2.26 2.24½
Del Sur 2.25 2.24½
Lumps 2.25¼ 2.24½
Galatea 2.25½ 2.24¾
Fred Douglas 2.25½ 2.24¾
Dan Donaldson 2.28 2.24¾
Florence 2.25¼ 2.24¾
Elsie Groff 2.26¾ 2.25
Lady Martin 2.26¼ 2.25
Lady Thorne 2.29¼ 2.25
Maggi 2.27¾ 2.25
Tom Hendricks 2.30 2.25
Echora 2.26¼ 2.25
Clever 2.27 2.25¼
1880 1881
Ashley 2.26 2.25½
Executor 2.28¾ 2.26
Ethel Medium 2.30 2.26
Aldine 2.28¾ 2.26¼
Onawa 2.29¼ 2.26¼
Phillis 2.29¼ 2.26¼
Tommy Norwood 2.29¼ 2.26½
Eve 2.29¼ 2.27
Lady Star 2.30 2.27
Tom B. Patchen 2.28 2.27¼
Director 2.30 2.27½
Kisber 2.30 2.27¾
Resolute 2.29½ 2.27¾
Lady Crossan 2.29 2.28
Fleta 2.29¼ 2.28¼
Little Gem 2.30 2.29½
Die Fortschritte auf dem amerikanischen
Traber-Turf 1882 .
In Amerika , wo die Entwicklung des
Trabersportes bereits auf einer so hohen
Stufe steht , dass ein weiterer Fortschritt
fast ein Ding der Unmöglichkeit dünkt ,
weist doch fast jede neue Saison wieder
neue Errungenschaften auf , deren Bedeutung
eine so grosse ist , dass sie wohl in allen
jenen Kreisen mit Interesse verfolgt werden ,
welche — gleichviel , ob in der neuen oder
alten Welt — den Trabersport cultiviren .
Die sicherste Quelle zur Erforschung
des Werthes der Ergebnisse auf jedem Ge-
biete bleibt immer die Statistik , welche sich
blos mit Zahlen beschäftigt , die bei all’ ihrer
Trockenheit beredsamer sind , als die
schönstgedrechselten Phrasen und mit un-
erbittlicher Genauigkeit den Fortschritt oder
Rückschritt angeben , der auf dem betreffen-
den Gebiete zu verzeichnen ist .
Nun , der amerikanische Traber-Sports-
man kann die Liste , welche wir diesen
Zeilen beigeben , zufriedenen Auges durch-
fliegen — die Bilanz , die sich daraus ziehen
lässt , ist eine dem Trabersport und der
Traberzucht Amerikas gleich günstige .
Diese Liste , welche in Amerika von
Tausenden mit ängstlicher Genauigkeit
studirt wird , enthält ganz einfach die Namen ,
die Abkunft und die Leistungen aller jener
Pferde , welche die englische Meile im Ge-
schirr , einspännig , ohne jeden Behelf , trabend
in 2 : 30 oder in kürzerer Zeit zurückgelegt
haben .
Befindet sich nun auch in der Liste
keine Leistung verzeichnet , welche jene
überbietet oder auch nur erreicht , die Maud S.
im Jahre 1881 vollbrachte , nämlich die Meile
in 2 : 10¼ zurückgelegt , so verzeichnet doch
das Jahr 1882 , in Bezug auf die Records ,
einen Fortschritt gegen seinen Vorgänger ,
wenn auch nach einer anderen Richtung hin .
Die Liste verzeichnet die Namen von
zweihundert fünfundachtzig ( 285 ) Pferden ,
welche im vergangenen Jahre die Meile in
oder unter 2 : 30 , trabend , bei einem öffent-
lichen Rennen zurücklegten . Im Jahre 1881
wies dieselbe Liste blos zweihundertsechzig
( 260 ) Pferde aus , die dies im Stande waren ;
diese Zunahme von fünfunddreissig ergibt
aber den Beweis , dass sich die durchschnitt-
liche Schnelligkeit der amerikanischen Traber
wieder verbessert hat .
Die in der Liste enthaltenen Pferde
lassen sich in vier Unterabtheilungen theilen .
Zuerst in solche Pferde , welche in die Liste
neu aufgenommen wurden , diese zählen
einhundertzweiundfünfzig ( 152 ) ; zweitens
in solche , welche schon früher in der Liste
verzeichnet standen , jedoch ihre Records
innerhalb der durch die Liste gezogenen
Grenze noch verbessert haben , von solchen
sind neunundsechzig ( 69 ) verzeichnet ;
drittens in solche , welche ihre früheren
Leistungen nicht erreichen konnten , aber
noch immer unter 2 : 30 trabten , von diesen
zählen wir neunundfünfzig ( 59 ) , und end-
lich viertens in solche , welche sich in ihren
Leistungen gegen früher gleich blieben ,
diese sind fünf ( 5 ) an der Zahl .
Unter den in das goldene Buch neu Auf-
genommenen sind die Bemerkenswerthesten
nebst ihren Leistungen folgende : Abe Dow-
ning , 2 : 20¾ ; Adele Gould , 2 : 19 ; Brandy
Boy , 2 : 20¼ ; Capt . Lewis , 2 : 20¼ ; Cleora ,
2 : 18¾ ; Cornelia , 2 : 21¼ ; Dr. Norman ,
2 : 19¾ ; Ewing , 2 : 21½ ; Jay Eye See , 2 : 19 ;
King William , 2 : 20¾ ; Overman , 2 : 20 ;
Vanderlynn , 2 : 22 ; Wilson , 2 : 21¼ .
Von Trabern , die schon früher in der
2 : 30 Liste verzeichnet waren , haben die
Nachstehenden die bemerkenswerthesten
Verbesserungen aufzuweisen : Aldine von
2 : 26¼ bis 2 : 19¼ ; Black Cloud von 2 : 21½
bis 2 : 17¼ ; Bliss von 2 : 30 bis 2 : 21½ ;
Buzz Medium von 2 : 23 bis 2 : 20¼ ;
Clemmie G. von 2 : 28¾ bis 2 : 20¼ ; Cling-
stone von 2 : 19¾ bis 2 : 14 ; Director von
2 : 27½ bis 2 : 23¾ ; Early Rose von 2 : 25½
bis 2 : 20¼ ; Edwin Thorne von 2 : 17½ bis
2 : 16½ ; Fanny Witherspoon von 2 : 19¾
bis 2 : 18¼ ; Forrest Patchen von 2 : 24¼
bis 2 : 20¼ ; Fred . Douglass von 2 : 24½
bis 2 : 20¼ ; Independence von 2 : 30 bis
2 : 23¼ ; Jerome Eddy von 2 : 27 bis 2 : 16½ ;
London von 2 : 28¼ bis 2 : 20½ ; Lumps von
2 : 25¼ bis 2 : 21 ; Mamie von 2 : 27½ bis
2 : 21¼ ; Mattie Graham von 2 : 29¾ bis
2 : 21½ ; Minnie R. von 2 : 23 bis 2 : 19½ ;
Naiad Queen von 2 : 27¼ bis 2 : 20¼ ;
Novelty von 2 : 29½ bis 2 : 23½ ; Onawa von
2 : 26¼ bis 2 : 22½ ; Phyllis von 2 : 26¼ bis
2 : 21 ; Pickard von 2 : 23 bis 2 : 18¼ ; Poscora
Hayward von 2 : 30 bis 2 : 25 ; Red Cross
von 2 : 29½ bis 2 : 21½ ; Romero von 2 : 22½
bis 2 : 19½ ; Rosa Wilkes von 2 : 25¼ bis
2 : 18¼ ; Starr King von 2 : 27 bis 2 : 22 ;
Sweetness von 2 : 30 bis 2 : 21¼ ; Tariff von
2 : 23½ bis 2 : 20¾ ; Von Arnim von 2 : 22
bis 2 : 19½ ; William H. von 2 : 20¼ bis
2 : 18½ ; Yellow Dock von 2 : 29½ bis
2 : 20¾ .
Auch mit Bezug auf die Väter bietet
die Liste viel des Interessanten , und geben
wir nachstehend jene davon , deren Namen
früher noch nicht in der Liste figurirten ;
es sind dies : Dexter Bradfort , Chester
Chief , Hoagland Horse , Yankee Bonner , Jim
Bister , Admiral Patchen , Morgan Messenger ,
Anthony Wayne , Spink , Elial G. , Happy
Medium Jr. , Jack Shepherd , Colonel Bonner ,
Washington ( von Ethan Allen. ) Colonel Moore ,
Fancy Golddust , Captain Webster , Westfield
Boy , Hambletonian Star , Gray Dan , Black-
wood Jr. , Bay Middleton , Tippoo , Sweep-
stakes , Buckingham , Washington , Denmark ,
Mapes Hambletonian , King William , Alpine ,
Newry , Nutwood , Hamlin’s Almont Jr. ,
Consternation , General Mc Clellan Jr. , Oak
Hill , Elmo , Rooney’s Hambletonian , Chenery’s
Gray Eagle , New York , Highland , Beauty ,
Williams ’ St. Lawrence , Socrates , Colossus-
Mambrino , Selim , Skinkle’s Hambletonian ,
Edsall’s Clay , Schuyler Colfax , Lexington
Chief Jr. , Florida , Justice Morgan , Rescue
und Tattersall’s Hambletonian .
Dies ist , wie man sieht , ein schöner
Zuwachs zu jenen Vätern , die durch ihren
Nachwuchs ständig in der Liste vertreten
sind , und geben wir die Letztere , welche noch
vieles , gleich interessantes , statistisches
Materiale enthält , in Nachstehendem voll-
inhaltlich :
Liste
jener Pferde , welche 1882 in Amerika die englische Meile
in oder unter 2 : 30 getrabt haben :
Record Früherer
1882 . Record
Abe Downing v. Joe Downing 2:20¾ 2 :34½
Adele Gould v. Jay Gould 2 :19 2 :34½
Albert W. v. Electioneer 2:22 2 :32½
Aldine v. Almont 2:19¼ 2 :26¼
Alexander v. Ben Patchen 2:29½ 2 :19
Algath v. Cuyler 2:25½ —
Alice Stoner v. Strathmure 2:24½ 2 :34¾
Alley v. Volunteer 2:22½ 2 :19
Alroy v. Peacemaker 2:27¼ —
Amber v. Clear Grit 2 :25¼ 2 :25¼
Amelia C. v. Dexter Bradford 2:29¼ —
Annie S. v. Almont 2:28¾ —
Annie W. v. Bostick’s Almont Jr. 2 :20 2 :20
Archie v. Rutter’s Garibaldi 2:28¼ 2 :34¾
Aulinda v. Woodward’s Eth’n Allen 2 :30 2 :25
Barbara Patchen v. Peck’s Idol 2 :24½ 2 :37
Record Früherer
1882 . Record
Barrett v . Chester Chief 2 :25 —
Belle Echo v. Echo 2 :23½ 2 :23¼
Belle Oakley v. Steven’s Garibaldi 2:25 2 :24¼
Belle Wilson v. Blue Bull 2 :23½ —
Betsy Ann v . Hoagland Horse 2 :28 2 :32
Big Ike v. Yankee Bonner 2:29¼ 2 :33¾
Big John v. Pilot Duroc 2 :29¼ 2 :24¼
Big Soap v. Honesty 2:25¾ 2 :24½
Billy Badeye 2:29½ —
Billy Button v. Hambletonian Prince 2:29 —
Billy D v. Daniel Lambert 2:28 2 :26
Black Cloud v. Ashland Chief 2 :17¼ 2 :21½
Black Johnny 2:30 2 :34
Bliss v. Bayard 2:21½ 2 :30
Blue Goose v. Jim Bister 2:30 2 :33
Bob Akers v. Honest Allen 2 :28½ —
Braudy Boy v. Admiral Patchen 2:20¼ 2 :31
Brigadier v. Happy Medium 2:22¼ 2 :22½
Bronze v. Morgan Messenger 2:25½ —
Brown Dick v. Anthony Wayne 2 :29¼ —
Brown Wilkes v. George Wilkes 2:30 2 :40½
Buzz Medium v. Happy Medium 2:20¼ 2 :23
Cairo v. Chieftain 2:26 2 :25
Camors v. Dirigo 2:25¼ 2 :25¾
Captain Emmons v. Continental 2:22 2 :20
Captain Herod v. Son of King Herod 2 :29½ 2 :26¼
Captain Lewis v. Spink 2 :20¼ —
Carrie B v. Elial G. 2 :28¼ 2 :39
Carrie Medium v. Happy Medium Jr. 2 :27¼ —
Catch Fly v. Administrator 2:27¼ 2 :30
Charley B. ( Lark ) v. King ’s Champion Jr. 2 :29½ 2 :25
Charley Hood v. Pearsall 2:29½ 2 :34½
Record Früherer
1882 . Record
Clara Cleveland v. Amboy 2 :23 2 :33
Clara J. v. Black Diamond 2:28½ 2 :28
Clara M. v. Jack Sheppard 2:29½ 2 :37
Clemmie G. v. Magic 2 :20¼ 2 :28¾
Cleora v. Menelaus 2:18¾ —
Clingstone v. Rysdyk 2:14 2 :19¾
Code v. Dictator 2:30 2 :45
Commander v. Blue Bull 2 :26¼ —
Cora Belmont v. Belmont 2:24½ —
Cornelia v. Colonel Bonner 2:21¼ —
Crown Point v. Speculation 2:24 2 :24¾
Croxie v. Clark Chief 2 :22¼ 2 :19¼
Daisydale v. Thorndale 2:27½ 2 :19¾
Dan Donaldson v. Bonnie Scotland ( ? ) 2 :27¼ 2 :24¾
Dan Smith v. Reporter 2:23½ 2 :21¼
Dave Young v. S. A. Douglass 2:23 2 :28¼
Deck Wright v . Hinsdale Horse 2 :22 2 :19¾
Deucalion v. Rysdyk’s Hambletonian 2:29 2 :26¼
Del Sur v. The Moor 2 :24¼ 2 :24
Dexter v. Milliman’s Bellfounder 2:30 2 :30
Dick Organ v. Commodore 2:25¼ 2 :30½
Director v. Dictator 2:23¾ 2 :27½
Don v. Peck’s Idol 2 :24½ 2 :32
Don Quixote v. Mc Kesson’s Gray Eagle ? 2 :29¼ 2 :32¾
Douglass v. Washington 2:25 —
Driver v. Volunteer 2:21½ 2 :19½
Dr. Norman v . Colonel Moore 3 :19¾ —
Early Rose v. Almont 2:20¼ 2 :25½
Echora v. Echo 2 :23¼ 2 :25
Edwin A. v. Gooding’s Champion 2:29¼ —
Edwin Thorne v. Thornedale 2:16½ 2 :17½
Ella Doe v. Daniel Lambert 2:28½ 2 :27¼
14
Record Früherer
1882 . Record
Elmer v. Gooding’s Champion 2:25¼ 2 :36
Ethel Medium v. Happy Medium 2:25½ 2 :26¼
Ewing v. Primus 2:21½ 2 :35½
Ezra L. v. Gideon 2:25¼ —
Fanny Wilkes v. George Wilkes 2:26½ 2 :41
Fanny Witherspoon v. Almont 2:18¼ 2 :19¾
Fashion v. Clark’s Mohawk Jr. 2 :28 2 :23½
Fleta v . General Hatch 2 :29½ 2 :28
Flora F. v. Clear Grit 2 :24¼ 2 :24¼
Florence v . Highland Gray 2 :23¼ 2 :24¾
Florence M. v. Blue Bull 2 :25¼ 3 :00
Forrest Patchen v. King Patchen 2:20¼ 2 :24¼
Foxie V. v. King Herold 2:27 2 :26
Frank v. Abraham 2:26¼ 2 :38
Frank Landers v . Sadling Buck 2 :26½ 2 :29¾
Fred 2 :28¾ —
Fred Casey v. Fessenden 2:28¼ 2 :25¼
Fred Douglass v. Green’s Bashaw 2:20¼ 2 :24½
Fred Golddust 2 ;27½ —
Freestone v. Captain Webster 2:29 —
General Beamish v. Royal George 2:26¼ 2 :32
General Russ v. Blue Bull 2 :29¼ —
George A. v. Daniel Lambert 2:28¼ 2 :30½
George M. v. Westfield Boy 2 :24 2 :33
George V. v . Hambletonian Star 2 :29½ 2 :31
Gift Jr. v . Mambrino Gift 2 :27½ 2 :30¼
Gladiator v. Blue Bull 2 :22¾ —
Goldfinder v. John Lambert 2:23¼ 2 :23½
Governor Plaisted v. Gray Dan 2 :29¼ —
Grand Sentinel v. Sentinel 2:28¼ 2 :29¼
Gray Cloud v. Blue Grass 2 :25 2 :23½
Great Eastern v . Walkill Chief 2 :29¼ 2 :18
Record Früherer
1882 . Record
Guess Not v. Hambletonian Prince 2:27½ —
Gypsy v. Winthrop Morrill 2:24¼ 2 :34¼
Happy Thought v. Happy Medium 2:28¼ 2 :31½
Hardwood v. Blackwood Jr. 2 :24¾ 2 :35
Harry Velox v. Velox 2 :26½ 2 :28
Harry Wilkes v. George Wilkes 2:23¼ —
Hattie 2 :29¾ 2 :31½
Helene v. Hambletonian Prince 2:21 2 :22
Highland Stranger v. Smith’s Mam . Patchen 2:25¼ 2 :37½
H. M. Strong v. Bay Middleton 2:25¼ 2 :59½
Honesty v. Priam 2 :26½ 2 :25¾
Hotspur Chief v. Hotspur 2:29 2 :35
Howard Jay v. Wood’s Hambletonian 2:29¼ —
Hudson v. Tippoo 2:29 —
Humboldt v . Stocking Chief 2 :24 2 :20
H. W. Beecher v. Phil Sheridan 2:28¼ —
Ina G. v. Blue Bull 2 :24 2 :32½
Inca v. Woodford Mambrino 2:27 —
Independence v. Young Hindoo 2:23¼ 2 :30
Indicator v. Golddust 2:27 2 :29
Ingomar v. Dick 2 :29¼ 2 :30½
Jack Sailor v. Sweepstakes 2:25¼ 2 :40
Jay Eye See v. Dictator 2:19 —
J. B. Thomas v. Sterling 2:22¾ 2 :18½
Jenny L. v. Hoagland’s G. Messenger ? 2 :27¼ 2 :29½
Jerome Eddy v. Louis Napoleon 2:16½ 2 :27
Jewell v. Buckingham 2:28¼ 2 :32½
Jewett v. Allie West 2 :22½ 2 :23½
Jim Booman v. Mambrino Patchen 2:29½ —
Joe Bunker v. George Wilkes 2:20¾ 2 :26
Joe Rhea v. Unknown 2:23 2 :35½
John Hall v. Daniel Lambert 2:27¼ 2 :24¼
14*
Record Früherer
1882 . Record
Josephus v. Green’s Bashaw 2:26 2 :19¾
J. P. Morris v. R. R. Morris 2:20¼ 2 :20½
Judge Hawes v. Jim Monroe 2:24 2 :27½
J. W. Thomas v. Scott’s Thomas 2:27½ 2 :27¾
Kate Taylor v. Aberdeen 2:23¾ 2 :32¼
Keno v. Magic 2 :23½ 2 :33¾
Kentucky Girl v. John B. 2 :29 2 :29¾
Kentucky Wilkes v. George Wilkes 2:24½ 2 :21¼
King Wilkes v. George Wilkes 2:26½ —
King Almont v. Almont 2:26¼ 2 :30½
King William v. Washington Denmark 2:20¾ 2 :37
Kitty Clyde v. Sam Kirkwood 2:29¼ 2 :30
Kitty Ives v. Bacon’s Ethan Allen 2 :28¼ 2 :31
Kitty Silver v. Mambrino Patchen 2:27¾ —
Lady Kerns v. Amboy 2 :29½ 2 :39¾
Lady Lear 2 :29¼ 2 :34
Lady Lemon v. Knickerbocker 2:27 2 :30
Lady Thornton v. Mape’s Hampletonian 2:26½ 2 :41½
Largesse v. Scott’s Thomas 2:25 2 :28¾
Legal R. v. Legal Tender 2:30 —
Leontine v. Hamlet 2:23¼ 2 :24¼
Lillian v. Almont 2:23 2 :40¼
Little Sioux v. Monitor 2:25 2 :22½
Lizzie M. v. Thomas Jefferson 2:27 2 :27¼
Loafer v . Copperbottom Horse 2 :25½ 2 :24½
Lona Guffin v. Blue Bull 2 :30 2 :42
London v. Mambrino Patchen 2:20½ 2 :28¼
Louis D. v. King William 2:24¾ —
Louise N. v. Alpine 2:26¾ —
Lucrece v. Robert Whaley 2:23¼ 2 :26¼
Lucy v. Felter’s Hambletonian 2:26¾ 2 :29¼
Lulu F. v. Ericsson 2:29 —
Record Früherer
1882 Record
Lumps v. George Wilkes 2:21 2 :25¼
Madeline v. Rysdyk’s Hambletonian 2:28½ 2 :32¼
Maggie F. v. Newry 2 :30 2 :33
Mamie v. Blue Bull 2 :21¼ 2 :27½
Mamie M. v. Crittenden 2:27 2 :26½
Manon v. Nutwood 2:24 —
Marion v. Harold ( ? ) 2 :29¼ —
Mars v. General Sherman 2:29¼ 2 :9¾
Mattie v. Rysdyk’s Hambletonian 2:27¾ 2 :22½
Mattie Graham v. Harold 2:21½ 2 :29¾
Maud Messenger v . Messenger Chief 2 :25¾ —
Maud T. v. Hamlin’s Almont Jr. 2 :26 —
Maxey Cobb v. Happy Medium 2:30 2 :34½
May Thorne v. Thornedale 2:24¾ —
Midge v. Wilkie Collins 2:29 2 :27¾
Milton Medium v. Happy Medium 2:25½ 2 :31¾
Minnie R. v. J. C. Breckenridge 2:19½ 2 :23
Minnie Warren v. Nighthawk 2:27¼ —
Molly Bell v. Consternation 2:30 2 :33¼
Molly Kistler v. Blue Bull 2 :27½ 2 :28
Monroe Chief v. Jim Monroe 2:19½ 2 :18¼
Mountain Girl v. Widgeon 2:30 2 :37¼
Myrtie Thomps’n ( Idol ) v. Swift ’s S. A.
Douglass 2:30 2 :23
Naiad Queen v. Gooding’s Champion 2:20¼ 2 :27¼
Nannie Talbot v. Strathmore 2:29¾ —
Nell 2 :29¼ 2 :40
Nelly C. ( Kitty Fisher ) v. Gleen ’s Hamble-
tonian 2:29¼ 2 :29¼
Nelly G. 2 :30 —
Nelly Irwin v. Middletown 2:30 2 :25
Nelly R. General Mc. Clellan Jr. 2 :20 —
Record Früherer
1882 . Record
Neta Medium v. Happy Medium 2:22½ —
Nickle v. Oak Hill 2 :25¼ 2 :59¼
Novelty v. Gooding’s Champion 2:23½ 2 :29½
Onawa v. Goodwin’s Hambletonian 2:22½ 2 :26¼
Oolong 2 :29¼ 2 :37¼
Overman v. Elmo 2 :20 2 :33
Parana v. Mambrino Hambletonian 2:20 2 :19¼
Parole v. Fearnaught Prince 2:28¼ 2 :26½
Pedro v. Rooney’s Hambletonian 2:25¼ —
Peralto v. Hambletonian Prince 2:26½ 2 :29¼
Phyllis v. Phil. Sheridan 2:21 2 :26¼
Pickard v . Abdallah Pilot 2 :18¼ 2 :23
Pilot R. v. Black Knight 2:22 2 :21¾
Poscora Hayward v. Billy Hayward 2:25 2 :30
Post Boy v. Magic 2 :24 2 :23¼
Prince Arthur v. Volunteer 2:29 —
Prince Arthur v. Western Fearnaught 2:27½ —
Prospect Maid v. George Wilkes 2:23¼ 2 :26
Ray Gould v. Jay Gould 2 :29¼ 2 :32
Red Bird v. Chenery’s Gray Eagle 2 :27¼ —
Red Cross v. Brigand 2:21½ 2 :29½
Reliance v. Alexander 2:22½ 2 :25
Resolute v. Swigert 2:28 2 :27¾
Reveille v. New York 2 :27¼ 2 :35¼
Rigolette v. Exchequer 2:23¼ 2 :35
Robert H. 2 :29¼ —
Rockton v. Highland Beauty 2:25½ 2 :38
Rolla v . Shelby Chief 2 :28¼ 2 :28¼
Romeo v. Menelaus 2:29¼ —
Romero v. A. W. Richmond 2:19½ 2 :22½
Rosalind 2 :29¼ —
Rosa Wilkes v. George Wilkes 2:18¼ 2 :25¼
Record Früherer
1882 . Record
R. P. v. Happy Medium 2:22¾ 2 :32¼
Sadie H. v. Williams ’ St. Lawrence 2:30 —
Santa Claus v. Strathmore 2:17¾ 2 :17½
Sciola v . Hanshaw Horse 2 :24½ 2 :23¼
Sherman v. George Wilkes 2:29¼ 2 :49¾
Silverton v. Blue Bull 2 :26¾ 2 :20¼
Sleepy George 2:29 —
Socrates v. Socrates 2:27¼ 2 :35¼
Solo v. Strathmore 2:28¾ 2 :42½
Starr King v. Geo. M. Patchen Jr. 2 :22 2 :27
Stella C. v. Aberdeen 2:29½ 2 :27¼
St. Gothard v. George Wilkes 2::29 2:29 2 :33½
St. Louis v. Colossus Mambrino 2:25 —
Stonewall v. Frank Pierce III. 2 :29¼ 2 :24½
Stranger v. Selim 2 :28 —
Stranger v , Mambrino Hambletonian 2:28¾ 2 :29½
Sunshine v. Curtis ’ Hambletonian 2:30 2 :33¾
Sweetness v. Volunteer 2:21¼ 2 :30
Tariff v . Clarion Chief 2 :20¾ 2 :23½
Texas Bill 2 :30 —
Ticonic v. Milwaukee 2:27¼ —
Tom Rogers v. George Wilkes 2:23½ 3 :00
Topsy v . Walkill Chief 2 :21¾ —
Topsy v. Skinkle’s Hambletonian 2:30 2 :37
Toronto Chief v. Toronto Chief 2 :23½ 2 :34½
Tremont v. Belmont 2:28½ 2 :30
Tump Winston v. Primus 2:26¾ 2 :33¼
Unolala v. Volunteer 2:22¼ 2 :23¼
Valiant v. Enchanter 2:28¾ 2 :28¼
Valley Boy v. Aberdeen 2:24½ 2 :32½
Vanderlynn v. George M. Patchen Jr. 2 :22 —
Vision v. Edsall’s Clay 2 :29¼ 2 :59½
Record Früherer
1882 . Record
Vivid C. v. Schuyler Colfax 2:28¼ 2 :39¼
Von Arnim v. Sentinel 2:19½ 2 :22
Waiting v. Lexington Chief Jr. 2 :25¾ —
Walnut v. Florida 2:22¼ —
Walter v. Columbus ( ? ) 2 :29½ 2 :31
Wick v. Justice Morgan 2:30 —
Wildflower v. Electioneer 2:27¼ 2 :21
Will Benham v. Livingston 2:25¼ 2 :30
Will Cody v. Blue Bull 2 :27¾ 2 :19½
William H. v. Young Wilkes 2:18½ 2 :20¼
Willis Woods v. Rescue 2:29¼ 2 :31
Wilson v. George Wilkes 2:21¼ —
Yellow Dock v. Clark’s Mohawk Jr. 2 :20¾ 2 :29½
Young Fullerton v. Edward Everett 2:22¾ —
Zelda v. Tattersall’s Hambletonian 2:29¼ —
Die Väter der besten Traber .
Im Nachfolgenden bieten wir unseren
Lesern eine Uebersicht über jene Traber-
hengste , welche schon vor 1882 Nachkommen
mit einem Record von 2 : 20 oder darunter
aufzuweisen hatten .
An der Spitze dieser Hengste steht
Volunteer , der nicht weniger als fünf Kinder
aufweist , die der 2 : 20 Liste angehören ,
worunter auch der berühmte St. Julien zählt .
Als Zweiter dieser Väter folgt Rysdyk’s Ham-
bletonian mit drei Producten der 2 : 20 Liste ,
darunter der gefeierte Dexter . Je zwei Traber
mit Records erster Qualität lieferten
Alexander’s Norman , Almont , Mambrino , Pilot ,
Thorndale , Walkill Chief , General Knox ,
Belmont , Golddust , Blumberg’s Black Bashaw
und Messenger Duroc , während die nach-
folgenden Hengste je ein Product für die
Records der 2 : 20 Liste lieferten :
Havold , Conklin’s Abdallah , Alexander’s
Abdallah , Godfrey’s Patchen , Blanco , Aber-
deen , Amos’ C. M. Clay , Delmonico , M’ Kisson’s
Grey Eagle , Doc , George Wilkes , Daniel
Lambert , Strathmore , Brannock’s Ned Forrest ,
Green’s Bashaw , Edward Everett , Gov . Sprague ,
Blackwood , Legal Tender , Major Edsall , Mam-
brino , Chief , George M. Patchen . Peacemaker ,
Jim Monroe , Rifleman , Young Sharatack ,
Sterling , Tom Hunter . Brooks , Fisk’s Ham-
bletonian Star , Whiple’s Hambletonian , Cloud
Mambrino , Rysdyk , Clark Chief , Ames’ Bogus ,
Lookout , Hambletonian Mambrino , Washburn
Horse , Yellow Jacket , Revenge , Blue Bull ,
Phil Sheridan , Hinsdale Horse , Loomis’ Bogus ,
Thomas Jefferson , Almont , Jr. , Viley’s Gripple ,
Continental , Parish’s Pilot , Buell’s Pathfinder ,
Stocking Chief , Eastman Morgan und Wood’s
Hambletonian .
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tendsten und interessantesten Ascensionen , die überhaupt je
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Luftfahrten , bei denen Menschenleben zum Opfer gefallen sind .
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VICTOR SILBERER
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INHALT : Die „ Vindobona . “ — Die Fahrten der
„Vindobona “ . — Zweitausend Meter über der Erde
im Sturme . — Meine erste Ballonfahrt . — Ein Aus-
flug im Luftballon . — Eine Wiener Luftfahrt . — Ein
Diner in den Lüften . — Eine Fahrt durch die Wolken .
— Eine Landung wider Willen . — Die Luftfahrt
nach dem Friedhofe zu Leitzersdorf . — Der erste
Wiener Luftschiffer . — Die erste Wiener Luftfahrt .
— 1791—1853 . — Die Fahrten Godard’s 1853 : Eine
Landung im Schlosshofe zu Schönbrunn . — Eine
Nachtfahrt nach Austerlitz . — Die Modistin in der
Luft . — 1853—1881 . — Die Fahrten Godard’s 1881 . —
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ALLGEMEINE
Sport-Zeitung .
WOCHENSCHRIFT FÜR ALLE SPORTZWEIGE.
HERAUSGEGEBEN UND REDIGIRT VON
Victor Silberer .
Officielles Organ von hundertzwanzig Sport-Gesellschaften
in Oesterreich , Deutschland , Holland , Russland und der
Schweiz .
Grösstes , reichhaltigstes und verbreitetstes Sportblatt des
europäischen Continentes .
Die „ALLGEMEINE SPORT-ZEITUNG “ , herausgegeben von
Victor Silberer , erscheint wöchentlich . Jeden Donnerstag gelangt eine
sechzehn bis zwanzig Seiten starke Nummer , im Formate fast so gross
wie die „ Neue Freie Presse “ , zur Ausgabe .
Die „ALLGEMEINE SPORT-ZEITUNG “ verfügt heute über
einen redactionellen Apparat und über so zahlreiche werthvolle Ver-
bindungen , wie nur die grössten englischen Sportblätter . In jeder
Nummer wird über Alles ausführlich berichtet , was sich in der ab-
gelaufenen Woche auf allen Gebieten des Sports , in allen Ländern
der Erde an grösseren Ereignissen zugetragen hat .
Die Schilderungen und Berichte der „ ALLGEMEINEN SPORT-
ZEITUNG “ geniessen in den Fachkreisen den Ruf grösster Aus-
führlichkeit und Genauigkeit . Der Inhalt der „ ALLGEMEINEN SPORT-
ZEITUNG “ weist nachfolgende stabile Rubriken auf :
Landes-Pferdezucht
Rennen .
Traben .
Rudern .
Schwimmen .
Eislaufen .
Rollschuhlaufen .
Velociped .
Fischen .
Jagd .
Pedestrianismus .
Gymnastik .
Athletik .
Schiessen .
Fechten .
Der Zwinger .
Fussball .
Cricket .
Aëronautik.
Vermischtes .
Pun and Fun .
Schach .
Theater .
Briefkasten .
Die „ALLGEMEINE SPORT-ZEITUNG “ besitzt stabile Corre-
spondenten und Berichterstatter in Budapest , in Berlin , Frankfurt und
Hamburg , in Paris , in London , in Mailand , in Madrid , in New-York ,
in Chicago , in San Francisco und in Melbourae ( Australien ) , ausser-
dem zeitweilige Correspondenten in zahlreichen kleineren Städten .
Ungeachtet ihrer zahlreichen ständigen Mitarbeiter auf allen
Rennplätzen des In- und Auslandes , entsendet die Redaction zu allen
grösseren Rennen in Deutschland , so nach Hamburg , Berlin , Frank-
furt und Baden-Baden ihre eigenen Renn-Berichterstatter , ebenso
auf alle österreichischen Rennbahnen , so nach Pest , Prag , Pressburg
und Oedenburg .
Im Traberfache ist die „ ALLGEMEINE SPORT-
ZEITUNG “ schon als officielles Organ des Verbandes
der österreichisch-ungarischen Trabrenn-Vereine und
des Wiener Trabrenn-Vereines von besonderer Bedeu-
tung . Alle Vorgänge auf den europäischen wie auf
den amerikanischen Traber-Bahnen werden gewis-
senhaft berichtet und in eingehenden Leitartikeln
besprochen .
Die Jagd , das Rudern , das Velociped , ebenso die athletischen
Sportzweige bieten allwöchentlich eine Fülle interessanter Artikel
und Mittheilungen .
Im Eislauffache zählt die „ALLGEMEINE SPORT-ZEITUNG “
die ersten Koryphäen der Wiener Eislaufwelt zu ihren Freunden .
Für den „ Zwinger “ ( Hundesport ) arbeitet ein anerkannter , hoch-
geschätzter Fachmann .
Die Fischerei -Rubrik ruht in den Händen eines der tüchtigsten
Schriftsteller auf diesem Gebiete .
Das „ Schach “ redigirt Herr Dr. Gold , bekannt als eine der ersten
Autoritäten der Welt im Problemfache .
Aber auch in allen übrigen Fächern erfreut sich die „ ALLGE-
MEINE SPORT-ZEITUNG “ der trefflichsten Mitarbeiter und der
innigsten Beziehungen zu den massgebendsten Vereinen und den be-
währtesten Fachschriftstellern .
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inclusive Franco-Zusendung durch die Post :
Für Oesterreich-Ungarn :
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und Norwegen :
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Wir bitten höflichst , die Pränumeration nicht durch Buchhändler ,
sondern direct bei uns bewerkstelligen zu wollen .
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Wien , I. , Elisabethstrasse Nr. 17 .