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Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835.

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höhnung. Und das ist Alles, Alles! -- Das
kommt mir albern und abgeschmackt vor, und
schrecklich wiederum, daß so mir vorkommen kann,
was damals so reich, so groß, die Brust mir
schwellte. Mina, wie ich damals weinte, als
ich dich verlor, so wein' ich jetzt, dich auch in
mir verloren zu haben. Bin ich denn so alt
worden? -- O traurige Vernunft! Nur noch
ein Pulsschlag jener Zeit, ein Moment jenes
Wahnes, -- aber nein! einsam auf dem hohen,
öden Meere deiner bittern Fluth, und längst
aus dem letzten Pokale der Champagner Elfe
entsprüht!

Ich hatte Bendel mit einigen Goldsäcken
voraus geschickt, um mir im Städtchen eine
Wohnung nach meinen Bedürfnissen einzurichten.
Er hatte dort viel Geld ausgestreut, und sich
über den vornehmen Fremden, dem er diente,
etwas unbestimmt ausgedrückt, denn ich wollte
nicht genannt sein, das brachte die guten Leute
auf sonderbare Gedanken. Sobald mein Haus
zu meinem Empfang bereit war, kam Bendel
wieder zu mir und holte mich dahin ab. Wir
machten uns auf die Reise.

höhnung. Und das iſt Alles, Alles! — Das
kommt mir albern und abgeſchmackt vor, und
ſchrecklich wiederum, daß ſo mir vorkommen kann,
was damals ſo reich, ſo groß, die Bruſt mir
ſchwellte. Mina, wie ich damals weinte, als
ich dich verlor, ſo wein’ ich jetzt, dich auch in
mir verloren zu haben. Bin ich denn ſo alt
worden? — O traurige Vernunft! Nur noch
ein Pulsſchlag jener Zeit, ein Moment jenes
Wahnes, — aber nein! einſam auf dem hohen,
öden Meere deiner bittern Fluth, und längſt
aus dem letzten Pokale der Champagner Elfe
entſprüht!

Ich hatte Bendel mit einigen Goldſäcken
voraus geſchickt, um mir im Städtchen eine
Wohnung nach meinen Bedürfniſſen einzurichten.
Er hatte dort viel Geld ausgeſtreut, und ſich
über den vornehmen Fremden, dem er diente,
etwas unbeſtimmt ausgedrückt, denn ich wollte
nicht genannt ſein, das brachte die guten Leute
auf ſonderbare Gedanken. Sobald mein Haus
zu meinem Empfang bereit war, kam Bendel
wieder zu mir und holte mich dahin ab. Wir
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[54/0064] höhnung. Und das iſt Alles, Alles! — Das kommt mir albern und abgeſchmackt vor, und ſchrecklich wiederum, daß ſo mir vorkommen kann, was damals ſo reich, ſo groß, die Bruſt mir ſchwellte. Mina, wie ich damals weinte, als ich dich verlor, ſo wein’ ich jetzt, dich auch in mir verloren zu haben. Bin ich denn ſo alt worden? — O traurige Vernunft! Nur noch ein Pulsſchlag jener Zeit, ein Moment jenes Wahnes, — aber nein! einſam auf dem hohen, öden Meere deiner bittern Fluth, und längſt aus dem letzten Pokale der Champagner Elfe entſprüht! Ich hatte Bendel mit einigen Goldſäcken voraus geſchickt, um mir im Städtchen eine Wohnung nach meinen Bedürfniſſen einzurichten. Er hatte dort viel Geld ausgeſtreut, und ſich über den vornehmen Fremden, dem er diente, etwas unbeſtimmt ausgedrückt, denn ich wollte nicht genannt ſein, das brachte die guten Leute auf ſonderbare Gedanken. Sobald mein Haus zu meinem Empfang bereit war, kam Bendel wieder zu mir und holte mich dahin ab. Wir machten uns auf die Reiſe.

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Zitationshilfe: Chamisso, Adelbert von: Peter Schlemihl’s wundersame Geschichte. Nürnberg, 1835, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/19_ZZ_2755/64>, abgerufen am 19.04.2024.