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Spener, Philipp Jakob: Leichenpredigt auf den kurfürstlich-brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten und Berliner Bürgermeister Martin Friedrich Elerdt (1644–1693). Frankfurt (Main), 1696.

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let haben/ was mit den spreuen werden wird : nichts anders/
denn daß sie mit ewigem feuer verbrennet werden
/ Matth. 13/ 42.Al-
so wird es der welt ergehen.
2. Sehen wir noch dabey Gottes rath.
Da stehet nun/ die gerechten werden weggerafft für dem unglück : o-
der vor dem angesicht des bösen. Einige erfahren es also/ daß sie
GOtt wegnehme/ damit sie nicht auch endlich durch die boßheit der welt
mitverführt werden. Welches an sich selbs wahr ist/ und giebet auch
der meister des buchs der Weißh.4/ 10. und folgende diese ursach/ warum einige
gerechte eines frühzeitigen todes sterben : Er gefällt GOtt wol/ und
ist ihm lieb/ und wird weggenommen aus dem leben unter den
sündern. Und wird hingerückt/ daß die boßheit seinen verstand
nicht verkehre/ noch falsche lehre seine seele betriege. Dann
die bösen exempel verführen und verderben einem das gute/ und
die reitzende luft verkehret unschuldige hertzen.
Es ist ferner
nicht zuzweiffeln/ daß in der wahrheit dieses auch ein stück göttlichen raths
bey einigen ist/ daß sie der HErr früher wegnimmet wann er nach seiner gött-
lichen allwissenheit vorsiehet/ daß sie sich endlich der welt böse exempel wür-
den zur sünde und abfall verführen lassen. Doch wird solche erklärung
nicht eigentlich die meinung hie seyn/ sondern wohin die dolmetschung un-
sers lieben Lutheri zielet/ sie werden weggeraffet vor dem unglück/ nemlich
wann ein unglück kommen solle/ so holet Gott gemeiniglich viele der sei-
nigen vorhin weg/ daß sie das elend nicht mit ansehen/ und mit leiden
müssen. Es erklärets auch Lutherus dahin T. 3 Alt. f. 748. a.Es zei-
get dieser spruch klährlich an/daß groß unglück über die
gottlosen für der thür seye/ wenn die fromme zuvor werden
weggeholet.
Und in vorangezogenem ort der Hauß-Post[.] Unser
HErr Gott will nicht/ daß sie sehen sollen das unglück/ welches
hernach folget[.] Also tröstet Gott den frommen könig Josia 2.
Kön. 22. 20. Darum habens die fromme keinen schaden/ wann
sie Gott durch den todt von dieser bösen welt abfordert/ die welt
aber solle dafür erschrecken; dann es ist eine anzeigung/ daß ein
unglück davorn ist/ und es übel zugehen sol. So wird nun Jo-
hannes weggerissen/ Christus gecreutziget/ die Apostel fahren
dahin/ niemand fragt darnach : niemand spricht/ ach! sey es
Gott geklagt/ daß die Heiligen Männer so jämmerlich umkommen.
Awe/ wie gesagt/ unser HErr Gott hat es mit dem Heiligen mann so
kurtz machen wollen/ auf daß sein zorn der über das Jüdische volck
kommen solte/ desto eher angehen könte.
Uber die bereits ange-
führte exempel mag uns der alte Methusalem dienen/ welcher nach
der jahr-rechnung auß 1. Mos. 5 bloß vor der Sündfluth gestorben ist.
Also wird in der historie Augustini bemercket/ als er kranck war/ da die


let haben/ was mit den spreuen werden wird : nichts anders/
denn daß sie mit ewigem feuer verbrennet werden
/ Matth. 13/ 42.Al-
so wird es der welt ergehen.
2. Sehen wir noch dabey Gottes rath.
Da stehet nun/ die gerechten werden weggerafft fuͤr dem ungluͤck : o-
der vor dem angesicht des boͤsen. Einige erfahren es also/ daß sie
GOtt wegnehme/ damit sie nicht auch endlich durch die boßheit der welt
mitverfuͤhrt werden. Welches an sich selbs wahr ist/ und giebet auch
der meister des buchs der Weißh.4/ 10. und folgende diese ursach/ warum einige
gerechte eines fruͤhzeitigen todes sterben : Er gefaͤllt GOtt wol/ und
ist ihm lieb/ und wird weggenommen aus dem leben unter den
suͤndern. Und wird hingeruͤckt/ daß die boßheit seinen verstand
nicht verkehre/ noch falsche lehre seine seele betriege. Dann
die boͤsen exempel verfuͤhren und verderben einem das gute/ und
die reitzende luft verkehret unschuldige hertzen.
Es ist ferner
nicht zuzweiffeln/ daß in der wahrheit dieses auch ein stuͤck goͤttlichen raths
bey einigen ist/ daß sie der HErr fruͤher wegnimmet wann er nach seiner goͤtt-
lichen allwissenheit vorsiehet/ daß sie sich endlich der welt boͤse exempel wuͤr-
den zur suͤnde und abfall verfuͤhren lassen. Doch wird solche erklaͤrung
nicht eigentlich die meinung hie seyn/ sondern wohin die dolmetschung un-
sers lieben Lutheri zielet/ sie werden weggeraffet vor dem ungluͤck/ nemlich
wann ein ungluͤck kommen solle/ so holet Gott gemeiniglich viele der sei-
nigen vorhin weg/ daß sie das elend nicht mit ansehen/ und mit leiden
muͤssen. Es erklaͤrets auch Lutherus dahin T. 3 Alt. f. 748. a.Es zei-
get dieser spruch klaͤhrlich an/daß groß ungluͤck uͤber die
gottlosen fuͤr der thuͤr seye/ wenn die fromme zuvor werden
weggeholet.
Und in vorangezogenem ort der Hauß-Post[.] Unser
HErr Gott will nicht/ daß sie sehen sollen das ungluͤck/ welches
hernach folget[.] Also troͤstet Gott den frommen koͤnig Josia 2.
Koͤn. 22. 20. Darum habens die fromme keinen schaden/ wann
sie Gott durch den todt von dieser boͤsen welt abfordert/ die welt
aber solle dafuͤr erschrecken; dann es ist eine anzeigung/ daß ein
ungluͤck davorn ist/ und es uͤbel zugehen sol. So wird nun Jo-
hannes weggerissen/ Christus gecreutziget/ die Apostel fahren
dahin/ niemand fragt darnach : niemand spricht/ ach! sey es
Gott geklagt/ daß die Heiligen Maͤnner so jaͤmmerlich umkommen.
Awe/ wie gesagt/ unser HErr Gott hat es mit dem Heiligen mann so
kurtz machen wollen/ auf daß sein zorn der uͤber das Juͤdische volck
kommen solte/ desto eher angehen koͤnte.
Uber die bereits ange-
fuͤhrte exempel mag uns der alte Methusalem dienen/ welcher nach
der jahr-rechnung auß 1. Mos. 5 bloß vor der Suͤndfluth gestorben ist.
Also wird in der historie Augustini bemercket/ als er kranck war/ da die

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[167/0015] let haben/ was mit den spreuen werden wird : nichts anders/ denn daß sie mit ewigem feuer verbrennet werden/ Matth. 13/ 42.Al- so wird es der welt ergehen. 2. Sehen wir noch dabey Gottes rath. Da stehet nun/ die gerechten werden weggerafft fuͤr dem ungluͤck : o- der vor dem angesicht des boͤsen. Einige erfahren es also/ daß sie GOtt wegnehme/ damit sie nicht auch endlich durch die boßheit der welt mitverfuͤhrt werden. Welches an sich selbs wahr ist/ und giebet auch der meister des buchs der Weißh.4/ 10. u. f. diese ursach/ warum einige gerechte eines fruͤhzeitigen todes sterben : Er gefaͤllt GOtt wol/ und ist ihm lieb/ und wird weggenommen aus dem leben unter den suͤndern. Und wird hingeruͤckt/ daß die boßheit seinen verstand nicht verkehre/ noch falsche lehre seine seele betriege. Dann die boͤsen exempel verfuͤhren und verderben einem das gute/ und die reitzende luft verkehret unschuldige hertzen. Es ist ferner nicht zuzweiffeln/ daß in der wahrheit dieses auch ein stuͤck goͤttlichen raths bey einigen ist/ daß sie der HErr fruͤher wegnimmet wann er nach seiner goͤtt- lichen allwissenheit vorsiehet/ daß sie sich endlich der welt boͤse exempel wuͤr- den zur suͤnde und abfall verfuͤhren lassen. Doch wird solche erklaͤrung nicht eigentlich die meinung hie seyn/ sondern wohin die dolmetschung un- sers lieben Lutheri zielet/ sie werden weggeraffet vor dem ungluͤck/ nemlich wann ein ungluͤck kommen solle/ so holet Gott gemeiniglich viele der sei- nigen vorhin weg/ daß sie das elend nicht mit ansehen/ und mit leiden muͤssen. Es erklaͤrets auch Lutherus dahin T. 3 Alt. f. 748. a.Es zei- get dieser spruch klaͤhrlich an/daß groß ungluͤck uͤber die gottlosen fuͤr der thuͤr seye/ wenn die fromme zuvor werden weggeholet. Und in vorangezogenem ort der Hauß-Post. Unser HErr Gott will nicht/ daß sie sehen sollen das ungluͤck/ welches hernach folget. Also troͤstet Gott den frommen koͤnig Josia 2. Koͤn. 22. 20. Darum habens die fromme keinen schaden/ wann sie Gott durch den todt von dieser boͤsen welt abfordert/ die welt aber solle dafuͤr erschrecken; dann es ist eine anzeigung/ daß ein ungluͤck davorn ist/ und es uͤbel zugehen sol. So wird nun Jo- hannes weggerissen/ Christus gecreutziget/ die Apostel fahren dahin/ niemand fragt darnach : niemand spricht/ ach! sey es Gott geklagt/ daß die H. Maͤnner so jaͤmmerlich umkommen. Awe/ wie gesagt/ unser HErr Gott hat es mit dem H. mann so kurtz machen wollen/ auf daß sein zorn der uͤber das Juͤd. volck kommen solte/ desto eher angehen koͤnte. Uber die bereits ange- fuͤhrte exempel mag uns der alte Methusalem dienen/ welcher nach der jahr-rechnung auß 1. Mos. 5 bloß vor der Suͤndfluth gestorben ist. Also wird in der historie Augustini bemercket/ als er kranck war/ da die

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Leichenpredigt auf den kurfürstlich-brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten und Berliner Bürgermeister Martin Friedrich Elerdt (1644–1693). Frankfurt (Main), 1696, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/3490624_6/15>, abgerufen am 18.04.2024.