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Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683.

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daß es GOtt offt betrübe mit seinem rauhen Winde/ nemlich
mit dem Ost-winde schmertzhaffter Prüfung und Anfech-
tung/ Esa. 27. v. 8. Der es vielmal so gewaltig anhauchet/
und bestürmet/ daß es wol sagen mag:

Est mea mens inter
borealia flabra malorum:

Unter sehr rauhen Winden
Muß ich den Himmel finden.

Denn wie kein Christ mit seinem JESU beständige Seelen-
Freundschafft halten mag/ es sey denn/ daß IhmGOtt durch
manchen Wirbelwind des Creutzes den Staub der irrdischen
Wollüste/ und sündlichen Eitelkeiten/ aus dem Hertzen keh-
re/ also kan auch keiner ein gutter Theologus seyn/ es muß
Ihn zuvorGOtt/ durch allerhand Versuchungen/ zum Do-
ctor
machen/ wie Lutherus redet/ daß durch solchen
Sturmwind seine Seele aufs Wort mercken lerne/ Esa. 28.
v.
19. und/ als ein edeles Weitzen-Korn/ von vieler schnö-
den Sündenspreu geschieden/ und gefeget/ Christo/ und seiner
Gemeine/ desto reichlicher bringen möge die schöne Frucht des
Glaubens/ der Geduld/ der Demuth/ des Gebetes/ und eines
erbaulichen Fürbildes/ im Worte/ im Wandel/ in der Liebe/
im Geiste/ im Glauben/ in der Keuschheit/ wozu 1. Tim. 4. v.
12. Paulus
ermahnet. Aus weisester Befindung dessen/
lässet Gott mit allem Fleiß treue Lehrer und Prediger seyn
als die Traurigen/ aber allezeit frölich/ 2. Cor. 6. v. 10. Daß
ihr Hertz/ mitten unter der Freude des heiligen Geistes/ klagen
muß:

Inter borealia flabra malorum,
Unter sehr rauhen Winden
Muß man den Himmel finden;

Und alsdann erreicht er an ihnen/ durch heylsame Zusam-
men-kettung des Lichtes und der Finsternis/ der Ehre und
Schmach/ der Freude/ und Angst/ gelücklich seinen Kirchen-
Zweck/ erfüllend/ was Lucas Abbas, ein Continuator

Aponii
B ij

daß es GOtt offt betruͤbe mit ſeinem rauhen Winde/ nemlich
mit dem Oſt-winde ſchmertzhaffter Pruͤfung und Anfech-
tung/ Eſa. 27. v. 8. Der es vielmal ſo gewaltig anhauchet/
und beſtuͤrmet/ daß es wol ſagen mag:

Eſt mea mens inter
borealia flabra malorum:

Unter ſehr rauhen Winden
Muß ich den Himmel finden.

Denn wie kein Chriſt mit ſeinem JESU beſtaͤndige Seelen-
Freundſchafft halten mag/ es ſey denn/ daß IhmGOtt durch
manchen Wirbelwind des Creutzes den Staub der irꝛdiſchen
Wolluͤſte/ und ſuͤndlichen Eitelkeiten/ aus dem Hertzen keh-
re/ alſo kan auch keiner ein gutter Theologus ſeyn/ es muß
Ihn zuvorGOtt/ durch allerhand Verſuchungen/ zum Do-
ctor
machen/ wie Lutherus redet/ daß durch ſolchen
Sturmwind ſeine Seele aufs Wort mercken lerne/ Eſa. 28.
v.
19. und/ als ein edeles Weitzen-Korn/ von vieler ſchnoͤ-
den Suͤndenſpreu geſchieden/ und gefeget/ Chriſto/ und ſeiner
Gemeine/ deſto reichlicher bringen moͤge die ſchoͤne Frucht des
Glaubens/ der Geduld/ der Demuth/ des Gebetes/ und eines
erbaulichen Fuͤrbildes/ im Worte/ im Wandel/ in der Liebe/
im Geiſte/ im Glauben/ in der Keuſchheit/ wozu 1. Tim. 4. v.
12. Paulus
ermahnet. Aus weiſeſter Befindung deſſen/
laͤſſet Gott mit allem Fleiß treue Lehrer und Prediger ſeyn
als die Traurigen/ aber allezeit froͤlich/ 2. Cor. 6. v. 10. Daß
ihr Hertz/ mitten unter der Freude des heiligen Geiſtes/ klagen
muß:

Inter borealia flabra malorum,
Unter ſehr rauhen Winden
Muß man den Himmel finden;

Und alsdann erreicht er an ihnen/ durch heylſame Zuſam-
men-kettung des Lichtes und der Finſternis/ der Ehre und
Schmach/ der Freude/ und Angſt/ geluͤcklich ſeinen Kirchen-
Zweck/ erfuͤllend/ was Lucas Abbas, ein Continuator

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Zitationshilfe: Kirsten, Johann: Cenotaphium Spirituale, exponens Sacerdotii TERRENA NUBILA, & SERENA cœli JUBILA. Liegnitz, 1683, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/353337/11>, abgerufen am 19.04.2024.