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Francke, Melchior: Kind- und Erbschafft der Gläubigen. Liegnitz, 1678.

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müssen: welches hieher zusetzen zu lang werden wolte. An
Creutz/ Kranckheit/ Anfeindung und Verfolgung hat es Jh-
me in seinem Ampte und Lehrstande auch nicht gemangelt/
wie Er hierüber oftmals geklaget/ auch seine eigene Worte
anzeigen/ die wir hier anführen wollen: O qvam multa s ma-
lestias! Proh! qvam Varias contra versias! Eheu! qvam
multiplices insidias & offucias hactenus pertuli & persensi

Das ist: O wie viel Beschwerungen! Ach! wie viel Wieder-
wärtigkeit! Ach! wie unterschiedliche Nachstellung/ und
Verfolgungen/ Falschheit/ Betrug/ Teuscherey hab
Jch bißhero erduldet. Denn Er war kein Achsel-Einzie-
her/ (Liebkoser) der umb einer Handvoll Gerste/ oder umb
eines Geschenckes willen/ Untugend und Laster zustraffen
unterließ. Eine gantze Gemeine wird Zeugniß ablegen/ daß
Er es der Obrigkeit wie dem Unterthan/ dem Grossen wie
dem Kleinen gesaget/ keinem nichts unter den Stul gestecket:
Dannenhero Er auch viel von seinen Zuhörern leiden müs-
sen/ welches Er doch alles in Gedult/ ob es Jhn wohl sehr ge-
jammert/ und im Hertzen weh gethan/ ertragen/ und GOtt
befohlen. Weil wir aber durch viel Trübsal ins Reich
GOttes eingeben müssen/ und unser politeuma droben im
Himmel: als müssen wir auch kürtzlich vernehmen

Seines mühseligen Lebens Abtritt. Seine Lebens-
Zeit ist meist voller Niederlage und Kranckheit gewesen/ Anno 1676.
umb Michaelis befiel den Seel. ein hitziges Fieber/ welches Jhn wol
6. Wochen inne hielt/ daß Er sein Ambt nicht verrichten konte;
kam aber durch treue Cur cum Tit. plen. Herrn D. Kärgers/
Physici Ordin. in Liegnitz/ damals wieder zu rechte; hierauf befiel
Jhn kurtz nach den Weih Nacht-Ferien des 1677sten Jahres ein
gegen die Gurgel verhinderliches Gewächse/ welches die Herrn
Medici, zu Breßlau/ Schweidnitz/ und Liegnitz vor einen

Kropf

muͤſſen: welches hieher zuſetzen zu lang werden wolte. An
Creutz/ Kranckheit/ Anfeindung und Verfolgung hat es Jh-
me in ſeinem Ampte und Lehrſtande auch nicht gemangelt/
wie Er hieruͤber oftmals geklaget/ auch ſeine eigene Worte
anzeigen/ die wir hier anfuͤhren wollen: O qvàm multa s ma-
leſtias! Proh! qvàm Varias contra verſias! Eheu! qvàm
multiplices inſidias & offucias hactenus pertuli & perſenſi

Das iſt: O wie viel Beſchwerungen! Ach! wie viel Wieder-
waͤrtigkeit! Ach! wie unterſchiedliche Nachſtellung/ und
Verfolgungen/ Falſchheit/ Betrug/ Teuſcherey hab
Jch bißhero erduldet. Denn Er war kein Achſel-Einzie-
her/ (Liebkoſer) der umb einer Handvoll Gerſte/ oder umb
eines Geſchenckes willen/ Untugend und Laſter zuſtraffen
unterließ. Eine gantze Gemeine wird Zeugniß ablegen/ daß
Er es der Obrigkeit wie dem Unterthan/ dem Groſſen wie
dem Kleinen geſaget/ keinem nichts unter den Stul geſtecket:
Dannenhero Er auch viel von ſeinen Zuhoͤrern leiden muͤſ-
ſen/ welches Er doch alles in Gedult/ ob es Jhn wohl ſehr ge-
jammert/ und im Hertzen weh gethan/ ertragen/ und GOtt
befohlen. Weil wir aber durch viel Truͤbſal ins Reich
GOttes eingeben muͤſſen/ und unſer πολίτευμα droben im
Himmel: als muͤſſen wir auch kuͤrtzlich vernehmen

Seines muͤhſeligen Lebens Abtritt. Seine Lebens-
Zeit iſt meiſt voller Niederlage und Kranckheit geweſen/ Anno 1676.
umb Michaelis befiel den Seel. ein hitziges Fieber/ welches Jhn wol
6. Wochen inne hielt/ daß Er ſein Ambt nicht verrichten konte;
kam aber durch treue Cur cum Tit. plen. Herrn D. Kaͤrgers/
Phyſici Ordin. in Liegnitz/ damals wieder zu rechte; hierauf befiel
Jhn kurtz nach den Weih Nacht-Ferien des 1677ſten Jahres ein
gegen die Gurgel verhinderliches Gewaͤchſe/ welches die Herrn
Medici, zu Breßlau/ Schweidnitz/ und Liegnitz vor einen

Kropf
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[[42]/0042] muͤſſen: welches hieher zuſetzen zu lang werden wolte. An Creutz/ Kranckheit/ Anfeindung und Verfolgung hat es Jh- me in ſeinem Ampte und Lehrſtande auch nicht gemangelt/ wie Er hieruͤber oftmals geklaget/ auch ſeine eigene Worte anzeigen/ die wir hier anfuͤhren wollen: O qvàm multa s ma- leſtias! Proh! qvàm Varias contra verſias! Eheu! qvàm multiplices inſidias & offucias hactenus pertuli & perſenſi Das iſt: O wie viel Beſchwerungen! Ach! wie viel Wieder- waͤrtigkeit! Ach! wie unterſchiedliche Nachſtellung/ und Verfolgungen/ Falſchheit/ Betrug/ Teuſcherey hab Jch bißhero erduldet. Denn Er war kein Achſel-Einzie- her/ (Liebkoſer) der umb einer Handvoll Gerſte/ oder umb eines Geſchenckes willen/ Untugend und Laſter zuſtraffen unterließ. Eine gantze Gemeine wird Zeugniß ablegen/ daß Er es der Obrigkeit wie dem Unterthan/ dem Groſſen wie dem Kleinen geſaget/ keinem nichts unter den Stul geſtecket: Dannenhero Er auch viel von ſeinen Zuhoͤrern leiden muͤſ- ſen/ welches Er doch alles in Gedult/ ob es Jhn wohl ſehr ge- jammert/ und im Hertzen weh gethan/ ertragen/ und GOtt befohlen. Weil wir aber durch viel Truͤbſal ins Reich GOttes eingeben muͤſſen/ und unſer πολίτευμα droben im Himmel: als muͤſſen wir auch kuͤrtzlich vernehmen Seines muͤhſeligen Lebens Abtritt. Seine Lebens- Zeit iſt meiſt voller Niederlage und Kranckheit geweſen/ Anno 1676. umb Michaelis befiel den Seel. ein hitziges Fieber/ welches Jhn wol 6. Wochen inne hielt/ daß Er ſein Ambt nicht verrichten konte; kam aber durch treue Cur cum Tit. plen. Herrn D. Kaͤrgers/ Phyſici Ordin. in Liegnitz/ damals wieder zu rechte; hierauf befiel Jhn kurtz nach den Weih Nacht-Ferien des 1677ſten Jahres ein gegen die Gurgel verhinderliches Gewaͤchſe/ welches die Herrn Medici, zu Breßlau/ Schweidnitz/ und Liegnitz vor einen Kropf

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Zitationshilfe: Francke, Melchior: Kind- und Erbschafft der Gläubigen. Liegnitz, 1678, S. [42]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/353338/42>, abgerufen am 24.04.2024.