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Schröer, Friedrich: Der aller vollkomneste Adel/ und aller Seeligste/ Ehrenstand. Zittau, [1673].

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Station-Predigt.
Prov. 4.
v.
8.
do sibi Virtus pulcerrima Merc[e]s Wen sich selbsten die
Tugend mit Ehren belohnet und kröhnet/ jhren Liebhaber er-
Psal. 113.
v.
7. 8.
höhet/ und neben die Fürsten setzet. Oder/ durchs Geld-
Recht/
wen nach uhralter Bekäntnüß/ und Erneueter Er-
fahrung:
Et genus: Et Formam, Regina Pecu-
nia donat.

Wen Geld/ die Fürstin aller Sachen:
Kan schöne/ fromm/ und edel machen.

Das Römische Bürger Recht/ ward für Alters hoch-
Act. 22,
v.
28.
geschätzet/ wer nicht durch Gütte des Geblütes oder Gemüthes
solches hatte/ muste sichs mit grossen Geld-Summen zuwege
bringen. Was für eine Würde es sey/ ein Edelmann von
Venedig sein/ wissen die Weltkündigen. Durch theure ver-
kauffung solches Adels haben die klugen Leute jhre Mittel/ den
Türcken Krieg in Candia zu führen offters hergenommen.
Dieses alles gilt und gehet nun/ für der Welt Edel zu wer-
den: Aber gar nicht und nimmermehr für GOtt. Den daß
Natürliche Erb-Recht/ daß Adel und Unadel zugleich
und für GOtt gemein haben/ ist/ leider/ nicht: Theure Söh-
ne und traute Kinder/ GOttes sein: Sondern/ Odes Jam-
mers! Kinder des Zorns seyn von Natur. So darf auch
kein Mensch für GOtt sich einigen Verdienst-Recht rüh-
men/ oder dessen gedencken. Was kan ein unnützer Knecht
verdienen? Jst doch sein Thun elendeste Unvollkommenheit/
Luc. 17.
v.
9. 10.
und wens gleich Vollkommen sein könte/ nur anbefohlent
Schuldigkeit/ die auch nicht einmahl Danck/ zugeschweigen/
sonst jetzt verdienet. Geld-Recht aber gilt für GOtt gar
nicht/ sondern ist vielmehr/ daß Greulichste und verdammlichste

Un-

Station-Predigt.
Prov. 4.
v.
8.
do ſibi Virtus pulcerrima Merc[e]s Wen ſich ſelbſten die
Tugend mit Ehren belohnet und kroͤhnet/ jhren Liebhaber er-
Pſal. 113.
v.
7. 8.
hoͤhet/ und neben die Fuͤrſten ſetzet. Oder/ durchs Geld-
Recht/
wen nach uhralter Bekaͤntnuͤß/ und Erneueter Er-
fahrung:
Et genus: Et Formam, Regina Pecu-
nia donat.

Wen Geld/ die Fuͤrſtin aller Sachen:
Kan ſchoͤne/ fromm/ und edel machen.

Das Roͤmiſche Buͤrger Recht/ ward fuͤr Alters hoch-
Act. 22,
v.
28.
geſchaͤtzet/ wer nicht durch Guͤtte des Gebluͤtes oder Gemuͤthes
ſolches hatte/ muſte ſichs mit groſſen Geld-Summen zuwege
bringen. Was fuͤr eine Wuͤrde es ſey/ ein Edelmann von
Venedig ſein/ wiſſen die Weltkuͤndigen. Durch theure ver-
kauffung ſolches Adels haben die klugen Leute jhre Mittel/ den
Tuͤrcken Krieg in Candia zu fuͤhren offters hergenommen.
Dieſes alles gilt und gehet nun/ fuͤr der Welt Edel zu wer-
den: Aber gar nicht und nimmermehr fuͤr GOtt. Den daß
Natuͤrliche Erb-Recht/ daß Adel und Unadel zugleich
und fuͤr GOtt gemein haben/ iſt/ leider/ nicht: Theure Soͤh-
ne und traute Kinder/ GOttes ſein: Sondern/ Odes Jam-
mers! Kinder des Zorns ſeyn von Natur. So darf auch
kein Menſch fuͤr GOtt ſich einigen Verdienſt-Recht ruͤh-
men/ oder deſſen gedencken. Was kan ein unnuͤtzer Knecht
verdienen? Jſt doch ſein Thun elendeſte Unvollkommenheit/
Luc. 17.
v.
9. 10.
und wens gleich Vollkommen ſein koͤnte/ nur anbefohlent
Schuldigkeit/ die auch nicht einmahl Danck/ zugeſchweigen/
ſonſt jetzt verdienet. Geld-Recht aber gilt fuͤr GOtt gar
nicht/ ſondern iſt vielmehr/ daß Greulichſte und verdammlichſte

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[12/0012] Station-Predigt. do ſibi Virtus pulcerrima Merces Wen ſich ſelbſten die Tugend mit Ehren belohnet und kroͤhnet/ jhren Liebhaber er- hoͤhet/ und neben die Fuͤrſten ſetzet. Oder/ durchs Geld- Recht/ wen nach uhralter Bekaͤntnuͤß/ und Erneueter Er- fahrung: Et genus: Et Formam, Regina Pecu- nia donat. Wen Geld/ die Fuͤrſtin aller Sachen: Kan ſchoͤne/ fromm/ und edel machen. Prov. 4. v. 8. Pſal. 113. v. 7. 8. Das Roͤmiſche Buͤrger Recht/ ward fuͤr Alters hoch- geſchaͤtzet/ wer nicht durch Guͤtte des Gebluͤtes oder Gemuͤthes ſolches hatte/ muſte ſichs mit groſſen Geld-Summen zuwege bringen. Was fuͤr eine Wuͤrde es ſey/ ein Edelmann von Venedig ſein/ wiſſen die Weltkuͤndigen. Durch theure ver- kauffung ſolches Adels haben die klugen Leute jhre Mittel/ den Tuͤrcken Krieg in Candia zu fuͤhren offters hergenommen. Dieſes alles gilt und gehet nun/ fuͤr der Welt Edel zu wer- den: Aber gar nicht und nimmermehr fuͤr GOtt. Den daß Natuͤrliche Erb-Recht/ daß Adel und Unadel zugleich und fuͤr GOtt gemein haben/ iſt/ leider/ nicht: Theure Soͤh- ne und traute Kinder/ GOttes ſein: Sondern/ Odes Jam- mers! Kinder des Zorns ſeyn von Natur. So darf auch kein Menſch fuͤr GOtt ſich einigen Verdienſt-Recht ruͤh- men/ oder deſſen gedencken. Was kan ein unnuͤtzer Knecht verdienen? Jſt doch ſein Thun elendeſte Unvollkommenheit/ und wens gleich Vollkommen ſein koͤnte/ nur anbefohlent Schuldigkeit/ die auch nicht einmahl Danck/ zugeſchweigen/ ſonſt jetzt verdienet. Geld-Recht aber gilt fuͤr GOtt gar nicht/ ſondern iſt vielmehr/ daß Greulichſte und verdammlichſte Un- Act. 22, v. 28. Luc. 17. v. 9. 10.

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Zitationshilfe: Schröer, Friedrich: Der aller vollkomneste Adel/ und aller Seeligste/ Ehrenstand. Zittau, [1673], S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/354492/12>, abgerufen am 29.03.2024.